Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter ist, Weg, Wahrheit und Leben.
Episode einhundertvier: Die Quelle in dir.
Ewiges Leben als Quelle in uns
Gestern habe ich gesagt, dass Gott unseren Durst nach Leben stillen will, indem er uns einlädt, ihn zu finden und Teil eines ewigen Bundes zu werden. Aber da ist noch mehr.
In Johannes 4,14 heißt es: „Wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm geben werde, den wird nicht dürsten in Ewigkeit. Sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, wird in ihm eine Quelle Wassers werden, das ins ewige Leben quillt.“
Wenn Gott unseren Durst nach Leben stillt, schenkt er uns Wasser, das in uns zur Quelle wird. Das Evangelium will uns nicht nur einmal den Durst löschen, sondern es erschafft in uns eine Quelle des Lebens.
Wenn wir das Evangelium verstehen und annehmen – also von dem Wasser trinken, das Jesus uns geben möchte, weil wir auf seine Worte hören – dann bleibt es nicht beim bloßen Hören. Das Hören selbst verändert etwas in uns.
Wir wissen das schon, weil wir das Gespräch mit Nikodemus kennen. Dort spricht der Herr Jesus von der Wiedergeburt. Hier ist es die Quelle von Wasser, das ins ewige Leben quillt.
Es ist wichtig, dass wir verstehen, worauf es dem Herrn Jesus hier ankommt.
Die Notwendigkeit einer tiefgreifenden Transformation
Als Menschen brauchen wir nicht nur einige neue Einsichten ins Leben. Bildlich gesprochen brauchen wir nicht nur ein paar Schluck Wasser.
Es reicht nicht aus, wenn wir uns nur heute gut fühlen. Wir brauchen keinen neuen Guru, der uns sagt, wie wir leben sollen. Was wir wirklich brauchen, ist eine Transformation.
Ich selbst muss zur Quelle werden. In mir muss etwas entstehen, das mich Tag für Tag so erfüllt, dass meine Sehnsucht nach Leben ein für alle Mal gestillt ist.
Diese Quelle des Lebens ist das neue, ewige Leben in Gemeinschaft mit dem dreieinigen Gott. Genau das erhält derjenige, der das Evangelium hört und glaubt.
Die Herausforderung des Glaubens am Beispiel der samaritischen Frau
Die samaritische Frau ist bei so vielen neuen Gedanken natürlich mehr als überfordert. Ganz ehrlich, ich finde es schon spannend, was der Herr Jesus seinen Zuhörern manchmal zumutet.
Ich muss dann schmunzeln, wenn man mir nach einer Predigt vorwirft, sie sei zu kompliziert gewesen. Anscheinend darf ich als Prediger erwarten, dass meine Zuhörer mitdenken, gerne auch mal das Skript lesen, es durcharbeiten und mir Fragen stellen. Aber das nur so als Nebengedanke.
Kommen wir zurück zur Frau am Jakobsbrunnen. Sie schafft den Sprung nicht – den Sprung von Wasser als natürlichem Wasser zu Wasser als übernatürlichem Wasser. Von Durst nach H2O zu Durst nach Leben – sie ist einfach überfordert.
In Johannes 4,15 sagt die Frau zu ihm: „Herr, gib mir dieses Wasser, damit mich nicht dürste und ich nicht hierher kommen muss, um zu schöpfen.“
Alles, was sie denken kann, ist H2O. Nie mehr Durst zu haben, nie mehr zur Quelle gehen zu müssen, keine Eimer mehr schleppen zu müssen – das wäre toll.
Und es ist spannend zu sehen, wie der Herr Jesus jetzt das Thema wechselt.
Die Frage nach dem gestillten Durst im Leben
Aber lasst mich vorher die Frage aufgreifen, die ich gestern unter der Rubrik „Was könntest du jetzt tun?“ gestellt habe:
Ist dein Durst nach Leben schon gestillt? Hast du bei Gott das Leben gefunden, das dich durch und durch befriedigt? Ist in dir eine Quelle Wassers, das ins ewige Leben quillt?
Jesus sagt jedoch Folgendes: Wenn wir seine Worte – gemeint ist das Evangelium – gehört haben und gläubig geworden sind, dann ist unser Durst nach Leben gestillt. Wir haben ihn, sind Teil der Gemeinde Gottes und sind damit am Ziel unseres Lebens angekommen. Mehr gibt es nicht, mehr brauchen wir nicht.
Meine Frage ist: Stimmt das in deinem Leben? Und das ist keine leichte Frage.
Johannes 4,14: „Wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm geben werde, den wird nicht dürsten in Ewigkeit.“
Die Herausforderung der Zufriedenheit in der heutigen Christenheit
Mir scheint, dass wir in einer Christenheit leben, die so verwöhnt ist wie wir – mit Frieden und Wohlstand, ohne offensichtliche Verfolgung.
Dabei geht uns leicht etwas verloren: die Zufriedenheit in Christus. Die stille, satte Ruhe, das Gefühl, angekommen zu sein – und zwar bei Gott und damit bei unserer Bestimmung.
Warum gibt es so viele Sorgen? Warum der Drang, etwas besitzen, darstellen oder erleben zu wollen? Woher kommt es, dass diese Welt uns mit ihren Ansprüchen so sehr beschäftigt? Und warum lässt sie uns so leicht unsere Prioritäten vom Reich Gottes auf drittklassige Zeitfresser richten?
Ist es nicht so, dass, wenn wir das Evangelium richtig verstanden haben, unser Durst nach Leben gestillt ist – oder zumindest gestillt sein sollte? Was sagt das über uns aus, wenn dem nicht so ist? Stehen wir vielleicht doch in der Gefahr, diese Welt mit ihren Angeboten noch zu sehr lieb zu haben?
Warnung vor der Liebe zur Welt und Selbsttäuschung
Hören wir vielleicht zu sehr auf den Zeitgeist und den Sirenengesang der Werbung? Diese redet uns täglich ein, dass wir etwas verdienen, dass es nur gut ist, sich etwas zu gönnen und dass es wichtig ist, nicht zu kurz zu kommen.
Dabei heißt es doch an anderer Stelle bei Johannes, im 1. Johannes 2,15: „Liebt nicht die Welt noch was in der Welt ist. Wenn jemand die Welt liebt, ist die Liebe des Vaters nicht in ihm.“ Das ist doch eine klare Warnung.
Ich bekomme ein komisches Gefühl, wenn ich sehe, wie Christen Gott dienen wollen, während sich ihr Denken gleichzeitig sehr stark um ihre Ziele im Leben, um Selbstoptimierung, um Wohlstand und um viele andere Dinge dreht. Das vermittelt mir den Eindruck, dass sie eigentlich noch dürstig sind.
Bitte versteht mich nicht falsch: Ich habe kein Problem damit, dass wir Freude im Leben genießen. Ich selbst liebe eine gute Flasche Wein, einen romantischen Eheabend oder das Zusammensitzen mit Freunden um die Feuerschale. Ich mag das.
Aber darf ich dir trotzdem eine Frage stellen?
Die Versuchung, mehr zu wollen als das, was wir haben
Wie erlebst du die Versuchung, mehr zu wollen, als das, was du bereits hast? Zum Beispiel Vergebung, das wahre Leben und die Hoffnung auf ewige Gemeinschaft mit Gott.
Wie macht dir der Teufel Durst nach dieser Welt und nimmt dir die Freude an dem, was du besitzt?
Du kannst die Frage natürlich auch gern umdrehen: Was müsste man dir nehmen, damit du dein Leben richtig blöd finden würdest?
Und das, obwohl dir als geliebtem Kind Gottes die Ewigkeit gehört. Aus dieser ewigen Perspektive bist du überaus reich und beschenkt, so wie Paulus es formuliert in Epheser 1,3: Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus! Er hat uns mit jeder geistlichen Segnung in der Himmelswelt in Christus gesegnet.
Die Gefahr eines leeren Lebensstils ohne lebendige Quelle
Haben wir verstanden, dass wir mit Christus jede geistliche Segnung unser Eigen nennen dürfen? Warum wollen wir dann oft noch mehr?
Liegt es vielleicht daran, dass in uns gerade keine Quelle sprudelt, sondern dass wir die lebensspendende Beziehung mit Gott eingetauscht haben gegen einen Lebensstil, der nicht mehr ist als ein frommer, aber hohler Schein?
„Religiosität statt Leben“, so wie Gott selbst seinem Volk vorwirft in Jeremia 2,13: „Denn zweifach Böses hat mein Volk begangen: Mich, die Quelle lebendigen Wassers, haben sie verlassen, um sich Zisternen auszuhauen, rissige Zisternen, die das Wasser nicht halten.“
Und sollte das der Fall sein, dass wir unsere Beziehung zu Gott gegen eine solche rissige Zisterne eingetauscht haben – gegen etwas, das uns nicht wirklich befriedigt –, dann wäre heute ein wirklich guter Moment, um darüber Buße zu tun.
Abschluss und Segenswunsch
Das war es für heute. Wenn dir der Podcast gefällt, schreibe doch heute ein paar Freunden, was du aus der Lektion Gutes für dich mitgenommen hast.
Der Herr segne dich. Erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
