Einleitung: Die Bedeutung des Heiligen Geistes verstehen
Es herrscht unter manchen Christen eine sträfliche Unwissenheit über die Bedeutung des Heiligen Geistes. Wenn sie nicht einmal Bescheid wissen, wie sollen sie dann die Kraft des Geistes Gottes erfahren können?
Manche meinen, wir würden wenig darüber reden. Ich weiß, wie oft wir im Laufe des Jahres das Thema behandeln, sogar mit Lehrpredigten in der Vergangenheit. Ich denke auch gerne an verschiedene Bibelstunden, die uns Fritz Grünzweig gehalten hat. Er hat ein wunderschönes Büchlein über das Werk des Heiligen Geistes geschrieben.
Ich möchte heute Morgen mit Ihnen Worte lesen, in denen Jesus sagt, was der Geist Gottes tut und was sein Werk ist. Es handelt sich um Johannes 16, in den Abschiedsreden, Kapitel 16, Verse 5 bis 15. Wenn Sie es aufschlagen, ist es gut, wenn Sie nachlesen können, dass wir nur die Jesusworte als Fundament unseres Glaubens haben. Überschrieben ist dieser Abschnitt mit „Das Werk des Heiligen Geistes“.
Jesu Abschiedsworte und das Wirken des Heiligen Geistes
Jetzt aber gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat, so sagt Jesus, und niemand von euch fragt mich: Wo gehst du hin? Doch weil ich das zu euch geredet habe, ist euer Herz voll Trauer.
Aber ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, dass ich weggehe. Denn wenn ich nicht weggehe, kommt der Tröster nicht zu euch. Wenn ich aber gehe, will ich ihn zu euch senden.
Und wenn er kommt, wird er der Welt die Augen auftun über die Sünde, über die Gerechtigkeit und über das Gericht. Über die Sünde, dass sie nicht an mich glauben; über die Gerechtigkeit, dass ich zum Vater gehe und ihr mich hinfort nicht seht; über das Gericht, dass der Fürst dieser Welt gerichtet ist.
Ich habe euch noch viel zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht ertragen. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, wird er euch in alle Wahrheit leiten. Denn er wird nicht aus sich selbst reden, sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen.
Er wird mich, Jesus, verherrlichen. Denn von dem Meinen, also von dem, was Jesus geoffenbart hat, von dem Meinen wird er es nehmen und euch verkündigen.
Alles, was der Vater hat, das ist mein. Darum habe ich gesagt: Er wird es von dem Meinen nehmen und euch verkündigen.
Die Realität des Lebens und die Rolle des Heiligen Geistes im Leid
An so einem herrlich strahlenden Pfingstag muss man ja fröhlich sein. Ich genieße das auch in den Frühlingstagen. Ich kann es Ihnen nur immer und immer wieder sagen: Wenn die Sonne leuchtet und strahlt und man all das Schöne dieser Welt in vollen Zügen genießen kann, dann ist das ein Geschenk.
Aber auch wenn es in Ihrem Leben dunkel ist und Sie Schweres tragen müssen, dann soll das zum Besten dienen. Darum möchte ich heute nicht über Sonnenschein und Frühlingsblüte sprechen, sondern über das, was Sie in Ihrem Leben belastet.
Es kann sein, dass Sie heute hier sind und sagen: Mein Herz ist voll Trauer, und ich komme nicht damit zurecht. Sie schreien zu Gott und sagen: "Nimm mir doch das Schwere weg!" Doch er nimmt es Ihnen nicht weg. Sie würden sich damit eines Schatzes berauben.
Wir müssen immer wieder sagen, was die Bibel vielfach betont: Kreuz und Leiden gehören auch zu unserem Leben. Gerade durch das Schwere, das uns Gott schickt und das wir aus der lieben Hand Gottes annehmen, können wir umso mehr die köstlichsten Gaben Gottes erkennen.
Ich habe den Eindruck, dass wir die Gabe des Heiligen Geistes und die großen Zusagen Gottes nur richtig erkennen können, wenn wir sie auch suchen. Wenn wir uns immer wieder durch das, was uns widerfährt und was uns aufhält, läutern lassen.
Trost und Ermutigung durch den Geist Gottes
Damals hat Jesus mit seinen Jüngern gesprochen, und sie waren sehr, sehr traurig. Jesus sagt: „Das ist gut, dass ihr traurig seid. Jetzt seid ihr offen und bereit, auch die größte aller Gaben zu empfangen.“
Ihr werdet den Tröster erhalten, und den braucht ihr am Pfingsttag. Manchmal sind wir gar nicht auf Trost eingestellt und fragen uns: „Warum denn das?“ Aber wenn Jesus den Geist Gottes einen Tröster nennt, dann wird er wissen, dass wir ihn brauchen.
Immer wieder in unserem Leben brauchen wir jemanden, der uns aufrichtet, der uns wieder mutig macht, der uns neue Freude schenkt, der uns aus der Schwermut herausholt und uns erquickt. Jesus sagt: „Ich will ihn zu euch senden.“
Die Gewissheit durch den Heiligen Geist
Jetzt habe ich wieder meine Gewohnheit, das treu so gegliedert. Ich meine, wir können es dann ein wenig besser ordnen.
Der Geist Gottes macht uns gewiss. Der Geist Gottes macht uns gewiss.
Ich habe lange gerungen, noch bis vorhin, ob ich nicht immer wieder ein wenig meine Leitsätze umschreiben soll. Das mag sein. Ich habe zuerst gesagt: Er macht alles hell, er macht das Dunkel hell. Wir können das jetzt auch auf verschiedene Weise ausdrücken.
Das, was uns hier die Bibel sagt, ist viel umfassender, als wir es mit unseren Worten wiedergeben können.
Zuerst einmal lasst uns nochmals stehenbleiben bei dem, was die Jünger damals bewegt hat. Sie waren traurig, sie hätten gerne Jesus sichtbar bei sich gehabt. Verstehen Sie das? Ich verstehe das gut. Ich hätte es ihnen oft auch gewünscht. Wie wäre das, wenn Jesus an meiner Stelle hier heute Morgen predigen würde? Wäre es nicht toll, sichtbar, leibhaftig? Wenn bei einem Krankenbesuch nicht wir mit unseren zaghaften Worten reden würden, sondern Jesus würde die Hände auf sie legen und sie segnen – wäre das nicht herrlich?
Verstehen die Jünger das so, dass sie Jesus in seiner irdischen Gestalt festhalten wollten? Wenn Jesus heute kommen würde und mit den Zweiflern reden, wie würde er die Zweifler überwinden? Wie würde er die Gleichgültigen erschüttern? Wie könnte er Ungläubige überführen? Wie könnte er uns das Wort auslegen?
Aber jetzt sagt Jesus: Es ist gut, dass ich hingehe. Es ist gut, sagt Jesus, dass er nicht mehr leibhaftig unter uns ist. Warum denn?
Wo Jesus leibhaftig über die Erde ging, da war er auch Zeit und Raum unterworfen. Er konnte, wenn er in Kapernaum war, nicht gleichzeitig in Jerusalem sein. Er konnte nur mit der Frau am Brunnen reden und nicht gleichzeitig mit einem Kranken oder Aussätzigen. Er konnte nur an einer Stelle sein.
Und es ist wirklich so, dass der Geist Gottes nun alles, was Jesus gebracht hat, in einer Fülle und Vielfalt von Menschen gleichzeitig bringen kann. Der Heilige Geist macht alles, was Jesus gewirkt, gebracht und geredet hat, lebendig und spricht es so in einer noch viel vollkommeneren Weise, als es die leibhaftige irdische Erscheinung von Jesus tun könnte.
So wichtig ist es, dass man das weiß.
Die Wirkung des Geistes auf den Glauben
Und noch ein Unterschied, den ich hier deutlich machen muss: Als Jesus damals mit den Menschen gesprochen hat, konnten viele von ihnen sein Wort gar nicht verstehen. Jesus sprach wunderbare Worte, doch sie glaubten nicht wegen ihres Unglaubens.
Nicht einmal Jesus, der Sohn Gottes, konnte den Unglauben überwinden. Oder heißt es nicht einmal: „Oh, ihr Toren und trägen Herzen!“ Wir haben in uns eine irdische Schwerkraft und sind so erfüllt von unseren irdischen Gedanken, dass wir die Gedanken Jesu gar nicht verstehen können.
Ist es da nicht großartig, dass der Geist Gottes gleichzeitig unsere Herzen verändert und unsere Ohren öffnet? Immer wenn vom Geist Gottes gesprochen wird, heißt es, dass er uns, die Hörer, verändert. Darum ist jetzt viel, viel mehr geschehen mit der Ausgießung des Geistes.
Die Worte Jesu werden lebendig, sein Werk wird uns klar und verständlich. Der Geist Gottes weckt den Glauben in uns. Die Leitsätze, die die Konfirmanden auswendig gelernt haben und am letzten Sonntag hier noch einmal mit uns gesprochen haben, sagen das ganz deutlich:
„Ich glaube, dass ich nicht aus eigener Vernunft oder Kraft an Jesus Christus, meinen Herrn, glauben kann, sondern der Heilige Geist hat mich durch das Evangelium berufen. Der Heilige Geist hat das gemacht, er hat mir Glauben geweckt, im Glauben geheiligt und erhalten.“
Ohne den Geist Gottes wäre das Werk Jesu für uns nutzlos. Wir könnten auch nicht glauben. Er macht uns lebendig und bringt uns das Werk Jesu nahe.
Wie war das damals am ersten Pfingstfest und dann immer wieder? Das waren Frühlingstage der Gemeinde. Da wurde nicht bloß gepredigt, sondern man sah die Wirkung. Plötzlich waren Menschen voller Liebe, es gab Gemeinschaftssinn, man stand füreinander ein.
Die Art Christi lebte im Wesen der jungen Christengemeinde. In ihrem ganzen Verhalten war das abzulesen.
Irrtümer und falsche Vorstellungen über den Heiligen Geist
Wenn wir vom Heiligen Geist sprechen, müssen wir leider auch immer von falschen menschlichen Vorstellungen über den Geist Gottes sprechen. Es tut uns leid, aber das ist ein Trick des Teufels: Er verbarrikadiert uns den Zugang gerade dort, wo es um Heil, Leben und Rettung geht.
Heutzutage meinen viele, der Heilige Geist sei mit bestimmten Frömmigkeitspraktiken verbunden, mit bestimmten Gebetshaltungen, bestimmten Liedformen, einer anderen Art des Betens oder auch mit bestimmten Menschen. Hier ist Vorsicht geboten. Ich selbst leide darunter und habe es oft gesagt: Wenn man etwa eine Berufskaste wie uns Pfarrer einfach als geistlich bezeichnet, nur weil sie ein Gehalt bezieht, ist das Unsinn.
Ich kann den Geist Gottes weder an Gemeinden noch an Frömmigkeitsformen oder Riten erkennen. Entscheidend ist die Wirkung: Was tut der Geist Gottes? Der Geist Gottes sagt nicht: Hier ist die richtige Gemeinde, und diese Taufe muss mit ihr vollzogen werden, oder: Diese Handlung ist wichtig. So steht es nirgendwo in der Bibel.
Der Geist Gottes wird Christus verherrlichen. Wenn Sie die Wirkung des Heiligen Geistes erkennen wollen, dann redet er nie von Konfessionen, von Kirchen, nie von Predigern und Evangelisten, nie von Formen oder Frömmigkeitstypen, sondern immer von Jesus.
Dann geschieht es plötzlich, dass Menschen in einer Größe und Schönheit Jesus erkennen. Sie begreifen: Jesus starb für meine Sünden, er hat mich lieb. Sie erkennen sein Leiden, sein Sterben, sein Kreuz und seine Vergebung. Sie verstehen, wie er in ihnen wohnen will und dass Christus der allgenügsame Retter für eine verlorene Welt ist – und sonst nichts.
Der Heilige Geist will nichts Zusätzliches hinzufügen, außer Christus groß zu machen und auf ihn hinzuweisen. Es steht auch in der Bibel: Von dem Meinen wird er es nehmen, von dem, was Jesus offenbart hat.
Vorhin wurde der kühne Satz gesagt, das Werk Jesu wäre ohne den Heiligen Geist nutzlos. Umgekehrt können wir sagen: Der Heilige Geist will nichts für sich, nichts für sich allein.
Die Grenzen der Offenbarung durch den Heiligen Geist
Der Heilige Geist erforscht alle Dinge, so sagt Paulus im Korintherbrief. Er weiß alles, alle Geheimnisse. Es wäre hochinteressant, wenn uns der Heilige Geist alle Geheimnisse enthüllen würde, zum Beispiel wann die Welt untergeht und wie das sein wird. Alle Details hätten wir ja gern gewusst, und der Heilige Geist weiß sie.
Aber der Heilige Geist sagt, dass er es uns nicht verkündigen wird. Wenn jemand behauptet, der Heilige Geist hätte es gesagt, kann man sagen: Du musst lügen, das kann gar nicht sein. Denn Jesus sagt, er kann es nicht und will es auch nicht, obwohl er es könnte.
Er will nur – der Geist Gottes will nur – uns die Offenbarung von Jesus nahebringen. Von ihm wird er es nehmen und euch verkündigen. Viel haben die Jünger damals noch gar nicht fassen können.
Wir sind froh, dass die Apostel uns dann in den Briefen und in der Apostelgeschichte noch einmal erklärt haben, was Jesus für uns fehlbare Menschen bedeutet. Von ihm wird er es nehmen und euch verkündigen.
Die Kraft eines einzigen Bibelwortes
Und jetzt wissen Sie, wie das mit dem Heiligen Geist funktioniert: Sie lesen ein Wort in der Bibel. Gestern hat mir ein Kranker gesagt – ich weiß gar nicht, ob er jemals in unserer Kirche war – dass das Wort an der Wand, das die lieben Bethesda-Schwestern dort aufgehängt haben, etwas Besonderes ist. Wissen Sie, das ist ein Wort. Das kann der Heilige Geist bewirken: Ein einziges Bibelwort, und ein Mensch spürt, dass darin Leben steckt.
Der andere schüttelt die Achseln oder zuckt und sagt: „Was ist das schon?“ Und Sie hören ein Wort: „Der Herr ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte ich mich fürchten?“ Das Wort wird lebendig und kräftig. Der Heilige Geist macht es so groß, so wie Sie es dann kennen. Plötzlich wird es – und davon haben wir ja angefangen – in Kreuz und Leiden, in Angst und Not, selbst in den Todesqualen und Schmerzen, zu einem Anker.
Ein Anker, an dem man sich festhalten kann, an dem man sagt: „Und wenn die ganze Welt zerfällt, daran halte ich mich. Ich weiß, dass Jesus bei mir ist, sein Vergebungswort gilt mir, ich bin mit Gott in Ordnung.“ Der Heilige Geist macht uns das gewiss. Ich könnte den ersten Teil auch so überschreiben: Der Heilige Geist macht es ganz hell mitten im Dunkeln.
Das ist wunderbar, wenn ich das erleben und erfahren darf, dass er mir den Durchblick schenkt, dass ich Jesus erkennen und an ihn glauben kann. Ohne Geist Gottes können Sie nicht glauben, ohne Geist Gottes können Sie nicht selig sterben, ohne Geist Gottes können Sie nichts wirken, und ohne Geist Gottes können Sie auch nicht beten.
Und genau das wirkt der Heilige Geist: Er schenkt das ewige Leben, damit Sie den ewigen Gott erkennen und seinen Sohn Jesus. Wenn Sie einmal darüber nachdenken, merken Sie, dass hier von der Dreieinigkeit gesprochen wird. Ich möchte Ihnen jetzt keine Lehren verkündigen, aber all das steht hier in diesem Abschnitt, wie dieser Vers 15 wunderbar umschrieben ist.
Das ist das Leben, das erfüllte Leben: Heute zu wissen, ja, so ist es. Der Vater schenkt mir in seiner Güte all das Gute, Jesus gibt mir die Erlösung, und der Heilige Geist bewirkt, dass ich es mit meinem kleinen Herzen fassen und gewiss glauben kann.
Neue Erkenntnis und nüchterne Überführung durch den Geist
Jetzt möchte ich einen zweiten Abschnitt anfügen. In den Jesusworten wird noch viel mehr über den Geist Gottes gesagt, nämlich: Wir verstehen ganz neu. Zunächst war es unklar oder es wurde erst allmählich klar, doch jetzt verstehen wir ganz neu.
Ich weiß nicht, warum uns das so eigen ist. Vielleicht liegt es daran, dass der Heilige Geist manchmal etwas Geheimnisvolles an sich hat. Viele Menschen hoffen gerade durch den Geist Gottes auf die Enthüllung von Geheimnissen. Zum Beispiel, wenn ich das Thema Träume und Zeichen nur kurz anschneide: Es ist immer wieder der Wunsch da, in das Unbekannte unseres Lebens vorzudringen. Und da man weiß, dass der Geist Gottes ja alles erforscht, müsste er doch auch alles, was verborgen ist, offenbaren.
Es ist nicht immer einfach, wenn jemand hierher in unsere Kirche treten würde und sagt: „Ich habe den Heiligen Geist, und ich sage euch eine Prophetie für die Zukunft.“ Die Schrift sagt ja ganz deutlich, dass ihr kein Wort hinzugefügt werden darf. Schon daran müsste man erkennen, dass es nicht vom Geist Gottes sein kann.
Doch auch unter bibeltreuen Christen ist man manchmal nicht so klar in seinen Schlussfolgerungen. Es geht gar nicht, dass es neue Prophetien gibt. Auch wenn jemand die Zukunft auslegt, kann er nur auf die Jesusworte zurückgreifen. Er kann nur Bibelauslegung betreiben. Der Heilige Geist hat darauf verzichtet, neue, verschlüsselte Zukunftsaussagen zu geben.
Wenn Sie das einmal nachprüfen, werden Sie feststellen: So viele der Zukunftsprophetien, die unter Christen kursieren, haben sich nicht erfüllt. Nur die meisten sind nicht kritisch genug, um das zu überprüfen. Ich könnte Ihnen viele Beispiele aus den letzten Jahrzehnten nennen, die sich als Lug und Trug entpuppt haben. Es gab viele Prophetien, die viele aufgeregt nachgeplappert haben.
Was sagt uns der Heilige Geist? Dass wir es klar verstehen sollen.
Die Offenbarung der Sünde durch den Heiligen Geist
Er zeigt uns – und hier steht das Erste – schauen Sie noch einmal genauer in Vers 8. Er wird der Welt die Augen über die Sünde auftun.
Es ist traurig, fast könnte man meinen, es sei ein Trick des Teufels, dass er das Werk des Heiligen Geistes in den Köpfen vieler Menschen verdreht. Sie konzentrieren sich immer nur auf wundersame Neuigkeiten, die gegen die Wahrheit der Bibel gerichtet sind. Dabei will der Heilige Geist uns zuerst die Augen über die Sünde öffnen.
Daran erkennt man das Werk des Heiligen Geistes – nicht an hochtrabenden Reden. Das ist besonders interessant in unserer Zeit, wenn jemand auftritt und sagt: „Ich bin ein Übermensch und stehe über euch allen.“ Aber wir müssen sagen: Hätten diese Leute, die solche Prophezeiungen geben, den Heiligen Geist, dann würden sie bis zu ihrer Todesstunde von ihrer Sünde reden.
Hoffentlich haben sie verstanden: Wer den Heiligen Geist hat, kann sich nie mehr über andere erheben oder sich einreden, er sei ein Superheiliger. Ein solcher Mensch wird ein Leben lang leiden. Mir geht es so: Je länger ich im Glauben stehe, desto mehr leide ich unter der Sünde.
Es ist nicht so, dass ich sage, ich mache Fortschritte. Ich merke vielmehr, wie die Sünde mein ganzes Wesen und Denken prägt. Sünde ist nicht bloß eine Aneinanderreihung einzelner Übertretungen, sondern – wie es hier heißt – Sünde ist mein ganzes gottloses Wesen. Es ist das Leben ohne Jesus, das Streben nach meinem Ich ohne Jesus, auch im frommen Aufbäumen meines eigenen Willens.
Darum bitte ich Sie: Vergessen Sie alles, was so oft fälschlich mit dem Heiligen Geist verknüpft wird. Überschäumende Gefühlsausbrüche, die Erhitzung des frommen Gemüts, Erregung, Stimmung und begeisternde Musik, die uns wie in eine Trance versetzt – das ist nicht das Wesen des Heiligen Geistes.
Der wahre Geist macht uns nüchtern und überführt uns von der Sünde. Wenn wir von der Sünde reden, ist nichts von Stimmung übrig. Manchmal sagen Leute: „Das musst du miterleben.“ Das muss man nicht. Man muss nicht alles miterleben. Der Heilige Geist öffnet der Welt die Augen über die Sünde. Sünde ist, ohne Jesus zu leben, an ihm vorbeizugehen.
Deshalb müssen Sie aufpassen: So viel, was uns heute begegnet, sind Zeitgeistererscheinungen. Diese finden Sie im New Age, bei Wunderheilungen, in der Erregung des Gemüts oder in der Rockszene. Manchmal sind sogar die erhobenen Hände fast ähnlich. Das sind Zeiterscheinungen, keine Gewissheit.
Sie dürfen die Hände erheben, wie Sie wollen. Die Formen sind nicht wichtig. Entscheidend ist die Frage: Wenn der Geist Gottes bei uns wirkt, ob wir nüchtern erkennen, was uns der Geist zeigt.
Die Gerechtigkeit und das Gericht durch den Geist Gottes
Wir brauchen einen Heiland, an den wir uns klammern können. Er wird uns Gerechtigkeit zeigen – eine Gerechtigkeit, die es für sündige Menschen gibt. Eine Gerechtigkeit, durch die man zum Vater im Frieden heimkehren kann und selig sterben darf. Gibt es etwas Größeres, als dass der Geist des Todes Macht zerbricht?
Dass ich fröhlich hinüberziehe, so wie man in die Heimat reist – das ist ein Werk des Geistes Gottes. Es ist das allergrößte Wunder, das möglich ist: dass sich der sichtbaren Welt ihr Urteil spricht. Hoffentlich schenkt uns der Geist Gottes einmal den Glauben, dass wir uns mit wachem Sinn von unseren Angehörigen verabschieden können und sagen: Ich gehe heim zu meinem Vater. Größer geht es im Wunder kaum.
Nun kann der Geist Gottes auch viele andere Wunder wirken. Wir wollen ihn nicht einschränken, aber darin wird sich zeigen: an der Sünde, an der Gerechtigkeit und am Gericht.
Wir wollen es uns gefallen lassen, dass uns jedes Bibelwort richtet, tröstet und zerbricht. Es gibt überhaupt kein Wirken des Geistes Gottes, ohne dass er immer wieder die Sünde ins Licht stellt.
Und ich darf nur beten: Oh, komm, du Geist der Wahrheit, und kehre bei uns ein! Zerbrich doch unsere traditionelle Frömmigkeit, unsere Gleichgültigkeit und unser überhebliches Denken. Mach uns immer wieder zu Menschen, die in deinem Licht stehen – so wie es am Pfingstfest war.
Die Wirkung des Geistes in der Gemeinde und im Glaubensleben
Petrus hat gesprochen, und alle verstanden, wovon er redete. Plötzlich bohrte sich seine Botschaft tief in das Herz und das Gewissen dieser Menschen. Sie riefen aus: „Wie kann mein Leben neu werden?“
Mir fiel gestern ein Brief einer Mitarbeiterin von christlichen Fachkräften in die Hände. Sie arbeitet ganz im Norden Kenias, in einem Wüstengebiet am Turkana-See, und traf dort auf einen Volksstamm. Sie ist eine schlichte Krankenschwester und berichtete von einer merkwürdigen Mischung aus Heidentum, Animismus – also Geisterglaube –, verbunden mit Islam und sogar satanischer Anbetung. Es gibt dort richtige Satanisten.
In ihrem Brief bittet sie um Gebet: „Betet für mich, dass ich diesen Menschen Jesus groß machen kann.“ Welch ein Mut und welch ein Werk des Geistes Gottes! Sie möchte in diese schwierige Situation hineingehen. Das kann nur der Geist Gottes bewirken – Menschen zu überführen. Noch vor einem Jahr sei dort ein Säugling als Menschenopfer dargebracht worden.
Und nun geht eine schlichte Frau, ohne theologische Ausbildung, dorthin, um die Gerechtigkeit Jesu zu verkünden. Sie predigt, dass in Jesu Blut alles gebüßt und abgetragen ist. Wenn Sie es ebenso erfahren, werden Sie merken, wie der Geist Gottes uns mutig und stark macht. Wir verstehen neu, was er will, wer wir sind und was Christus für uns bedeutet.
Die sichere Führung durch den Heiligen Geist
Wir werden sicher geführt. Der Geist Gottes wird uns in alle Wahrheit leiten. Es geht dabei nicht darum, irgendwelche Welträtsel zu entschlüsseln. Das werden wir erst an jenem Tag erfahren, wenn wir vor Jesus stehen. Dann werden wir nicht mehr „Warum?“ fragen.
Der Geist wird uns in alle Wahrheit führen, und das ist für mich ein großer Trost. Denn auf unserem Lebensweg müssen wir oft schwierige Entscheidungen treffen. Heute habe ich in der Pfingstpredigt zu denen gesprochen, die in Traurigkeit sind, bei denen die Sonne heute nicht leuchtet, die in Schwermut sitzen. Ihnen wird verheißen: Der Geist Gottes wird dich in alle Wahrheit leiten.
Wir würden so gern wissen: Wohin geht der Weg? Was wird in einem halben Jahr sein? Soll ich ins Altenheim? Soll ich die Wohnung aufgeben? Manch einer überlegt: Soll ich heiraten? Was ist die Wahrheit? Jesus hat doch gesagt, dass der Geist uns in alle Wahrheit leiten wird.
Wir werden unseren Weg sicher nicht immer vollständig erkennen. Aber Sie dürfen dieses Wort auch für sich einlösen: Der Geist Gottes schenkt Ihnen Klarheit über Ihre Lebensentscheidungen. Das geschieht manchmal durch ein langes Ringen. Dabei fällt kein Zettel vom Himmel, kein Blitz erhellt uns plötzlich den Weg.
Beim Bibellesen aber werden uns immer mehr göttliche Wahrheiten aufgehen. Der Geist Gottes wirkt dabei nur durch das Wort Jesu. Daran ist er gebunden. Von Jesus wird er nehmen. Durch das Bibellesen erkennen wir immer mehr Wahrheiten. Und durch diese Wahrheiten werden Sie Ihren Lebensweg besser erkennen und den Weg, den Sie gehen sollen.
Sie müssen ein wenig mitdenken. Es ist so, als wenn jemand mit Ihnen durch eine Tropfsteinhöhle geht. Er nimmt eine Lampe mit, hält sie hoch und zeigt Ihnen die Stalagmiten und Stalaktiten. Er sagt: „Schau mal, da leuchtet es hinüber, dorthin, auf die Decke und auf den Boden.“
Ich sehe immer nur ein Stück weit. Ich sehe nicht alles, nicht das Ende der Höhle. Aber wenn er vorausgeht und die Lampe richtig hält, kann ich meinen Weg sehen. Ich kann darauf achten, dass ich meinen Kopf nicht an einem Tropfstein stoße und mich verletze. So kann ich meinen Weg sicher gehen, wenn ich mich an das Wort Gottes und an das Gebot Gottes halte, so wie es mir der Heilige Geist immer wieder gewiss macht.
Ich möchte sogar sagen: Wenn Sie den Heiligen Geist haben, bekommen Sie einen „Wissenstrang“. Nicht einen wundervollen, verrückten Wissenstrang, sondern einen Bibelhunger. Ich freue mich immer, wenn ich das bei Menschen merke, die sagen: „Ich musste im Urlaub stundenweise in der Bibel lesen – toll!“
Das ist der Heilige Geist, der ihnen Wahrheiten schenkt. Sie entdecken Zusammenhänge, verstehen Dinge, die ihnen vorher verschlossen waren, und das Wort wird lebendig. Mir ging es neulich beim Bibellesen, morgens beim Hesekiel, so. Ich weiß nicht, wie oft ich das schon gelesen habe, aber es war lange verschlossen.
Dann habe ich etwas Wichtiges entdeckt, an einer Stelle, an der wir oft vorbeigelesen haben: Er wird uns in alle Wahrheit leiten.
Die Sehnsucht nach Erneuerung und das Wirken des Geistes in der Gemeinde
Und nun hat Jesus gesagt: Ich will euch den Tröster geben. Wie gut ist es, dass er weggeht! Wie reich ist eine Gemeinde!
In der Bibel wird oft das Bild vom durstigen Land verwendet, wo der Boden rissig ist, wo alles verdorrt und dürr ist. Es fällt uns manchmal schwer, wenn wir sehen, wie Gottesdienste leer sind, wie Menschen nur noch traditionell christlich sind. In unserem deutschen Land stirbt der Glaube ab, die Gottesfurcht schwindet, und viele Menschen leben frech und ohne Gott.
Dann sagen wir: Ach, komm doch mit deinem Geist! Ich will ganz neu hoffen, beten und mutig sein. Ich will sagen: Jesus, wirke doch durch deinen Geist! Sende ihn jetzt noch einmal, damit Menschen zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Wirke in uns Buße und Umkehr, die wir doch so nötig brauchen.
Lass uns als Gemeinde wieder ganz neu von dir und deinem Geist erfüllt werden. Lass uns voll sein von deiner Wahrheit – nicht nur von Kopfwissen, sondern von der Wahrheit Gottes. Schaffe aus uns neue Menschen.
Wie war es damals an Pfingsten, mit Feuer und Wind? Feuer und Wind – was bedeutet das? Es sind Menschen, die für Jesus brennen, deren Herz in der Liebe entflammt ist und die tätig sind. Das ist gemeint. So wie bei der großen Windenergie, die ein ganzes Segelschiff antreibt – so sind auch wir getrieben von der Wahrheit Gottes, ihm zu dienen.
Ach, wir müssen heute sagen: Komm, Heiliger Geist, zu mir und tu dein Werk unter uns! Amen!
