Zum Inhalt

Einleitung

Höningen 2015 - Die Psalmen, Teil 5/15
20.10.2015Psalm
SERIE - Teil 5 / 15Höningen 2015 - Die Psalmen

Überblick über die Psalmenbücher 1 und 2

Wir haben uns die Psalmen aus der Vogelperspektive angesehen und dabei die Bücher 1 und 2 kurz überblickt. Jetzt erinnere ich noch einmal an Buch 2.

In Buch 2 hatten wir verschiedene Gruppen von Psalmen betrachtet. Eine Gruppe waren die sieben Korach-Psalmen, wobei die Psalmen 42 und 43 als einer gezählt werden. Dann gab es einen Asaf-Psalm, Psalm 50. Danach blieben dreimal sieben Psalmen übrig. Von diesen sind 18 Psalmen ganz sicher von David, drei sind ungewiss, und zum Schluss steht Psalm 72, der Salomo zugeschrieben wird.

Wir hatten außerdem erwähnt, dass ein Wissenschaftler sich mit der Struktur dieser Psalmen beschäftigt hat. Er stellte fest, dass die Korach-Psalmen aus sieben mal siebzehn Verszeilen bestehen. Die fünfzehn David-Psalmen, die an die Asaf-Psalmen anschließen, bestehen aus acht mal sechsundzwanzig Verszeilen. Die einundzwanzig Psalmen zusammen haben zwanzig mal siebzehn Verszeilen. Ob das ein Zufall ist, weiß ich nicht.

Das Zentrum bildet Psalm 50, den wir uns bereits angeschaut hatten. Übrigens steht bei den Korach-Psalmen Psalm 46 genau in der Mitte. Vielleicht haben wir noch Zeit, ihn uns anzusehen, wir werden sehen.

Für uns sind diese Psalmen wichtig. Wie wir schon vorher betrachtet hatten, gibt es hier 13 Klagepsalmen, alle von David. Auch im zweiten Buch sind also noch viele Klagen zu finden. Das zeigt, dass das Königtum nach wie vor nicht wiederhergestellt ist.

Ich erinnere daran, dass Gott in Psalm 51 gesagt hat, dass Buße notwendig ist: "Opfere Gott Dank und bezahle dem Herrn deine Gelübde, dann wird es wieder gut werden." Darauf folgte dieser Bußpsalm Davids, der zeigt, wie man aus dem Elend der Sünde herauskommt.

In Psalm 51, Vers 19, lesen wir: "Ein zerbrochener Geist ist das rechte Lobopfer, das Gott möchte." Und in Vers 21 hatten wir gelesen, dass David genau dies getan hat. So gelangt man zum Schluss doch noch zu einem Höhepunkt in diesem Buch, nämlich in Psalm 72.

Die Überwindung der Anfechtung und das Königtum in Psalm 72

Das Ende des Buches 72 zeigt, dass die Anfechtung durch Absalom überwunden wird. Salomo, der zweite Sohn der Bathseba – übrigens der alternative Sohn von David und Bathseba – kommt anstelle von Absalom auf den Thron Davids und sitzt dort als universeller König, dem die Völker dienen werden.

Wir befinden uns damit gewissermaßen wieder an dem Punkt, an dem wir in Psalm 2 waren. Psalm 2 hatten wir gelesen: "Bitte von mir, und ich werde dir die Völker zum Erbteil geben bis an die Enden der Erde." Hier in Psalm 72 lesen wir wieder Ähnliches. Im letzten Vers, Vers 17, heißt es: "Sein Name sei ewig, vor der Sonne sprosse sein Name, und in ihm werden sie sich segnen, und alle Völker sollen ihn selig preisen." Auch Vers 8 ist bemerkenswert: "Er herrsche von Meer zu Meer und von Strom bis an die Enden der Erde."

Das bedeutet, wir finden uns jetzt wieder an dem Ausgangspunkt, von Psalm 2, Vers 8, bis Psalm 72, Vers 17. Diese beiden Psalmen bilden sozusagen eine Klammer. Tatsächlich gehören diese Bücher in gewissem Sinn zusammen. Bücher 1 und 2 werden durch diese zwei Psalmen, Psalm 2 und Psalm 72, eingerahmt.

Das Buch endet mit dieser Doxologie, in der es heißt: "Zu Ende sind die Gebete Davids." Das zeigt uns, dass hier nach Buch 2 ein gewisses Ende erreicht ist.

Buch 3: Klage und die Frage nach dem Königtum

Aber dann kommen wir zu Buch 3. Wir hatten bereits festgestellt, dass es sich bei Buch 3 um siebzehn Psalmen handelt. Übrigens hat jemand erforscht, dass die siebzehn Psalmen aus jeweils zweiundzwanzig mal siebzehn Verszeilen bestehen – schon interessant.

Am Anfang stehen die Asaf-Psalmen, das sind die Psalmen 73 bis 83. Dann folgen zwei Korach-Psalmen, 84 und 85. In der Mitte befindet sich ein David-Psalm, der einzige im ganzen Buch, Psalm 86. David war irgendwie verschwunden und taucht erst im dritten Buch wieder auf. Danach folgen wieder Korach-Psalmen, nämlich 87 und 88, und schließlich der Ethan-Psalm.

Der Ethan-Psalm ist der Höhepunkt, das theologische Zentrum des Buches ist jedoch der David-Psalm. Er bildet nicht das arithmetische Zentrum, aber das theologische Zentrum.

Von den Asaf-Psalmen, das ist eine Reihe von elf Psalmen, hat wiederum jemand festgestellt, dass sie aus sieben mal elf Verszeilen bestehen. Siebenmal kommt der höchste Vers vor, und im Zentrum steht Psalm 78. Noch einmal: Von den elf Asaf-Psalmen ist Psalm 78 das Zentrum. Dieser Psalm ist umgeben von fünf Asaf-Psalmen davor und fünf Asaf-Psalmen danach. Er ist der längste Asaf-Psalm, ein großer Lehrpsalm, und besteht aus 77 Verszeilen. In diesem gesamten Abschnitt von Psalm 73 bis 83 kommt siebenmal der höchste Vers vor.

Verszeilen sind übrigens nicht immer mit Versen gleichzusetzen – wir erinnern uns an gestern. Verszeilen bedeuten, wenn ein Vierzeiler vorliegt, sind es zwei Verszeilen. Hier muss man also zweimal zählen.

Für uns wichtig ist außerdem, dass auch in diesem Buch geklagt wird. Es gibt vier nationale Klagepsalmen, bei denen das ganze Volk klagt. Das macht dieses Buch besonders interessant, und wir müssen uns etwas intensiver damit befassen.

Das Buch beginnt mit der Frage nach dem Wohlergehen der Gottlosen, Psalm 73. Dort lesen wir in Psalm 73, Vers 3: „Ich beneidete die Vermessenen, als ich das Wohlergehen der Frevler, der Ehrfluchtlosen, sah.“ Die Frage lautet: Warum geht es den Gottlosen, den Frevlern, hier den religiösen Frevlern, so gut?

Das Buch endet mit einer Frage an Gott, und zwar in Psalm 89, mit einer sehr wichtigen Frage. Psalm 89 ist hier wie ein Schlüssel, ein Markenzeichen, das gesetzt wird. Psalm 89, Vers 47: „Bis wann, Herr, willst du dich ständig verbergen? Soll wie Feuer brennend ein Grimm?“ Und Vers 50: „Wo sind deine früheren Gnaden oder Gütigkeiten, mein Herr, die du David geschworen hast in deiner Treue?“

Es geht hier um die Verstoßung Israels und seines Gesalbten, und das ist einfach nicht zu verstehen. Was ist denn hier los?

Psalm 89: Die Treue Gottes und die Krise des Königtums

 Psalm 89 – Schauen wir uns Psalm 89 an. Psalm 89 besteht aus zweimal sechsundzwanzig Verszeilen, also insgesamt 52 Verse. 52 geteilt durch zwei ist sechsundzwanzig.

Lesen wir Vers 2:
„Die Gnaden des Herrn oder die Gütigkeiten Jachwes will ich besingen auf ewig, von Geschlecht zu Geschlecht deine Treue kundmachen mit meinem Munde, denn ich sage, auf ewig wird die Güte oder die Gnade gebaut, in den Himmeln befestigst du deine Treue.“

Einen Bund habe ich geschlossen mit meinem Erwählten, habe David, meinen Knecht, geschworen: „Auf ewig werde ich fest gründen deinen Samen und auf alle Geschlechter hin bauen deinen Thron.“
Es geht in diesem Psalm um den Thron Davids.

Der Psalmist besingt die Treue Gottes. Vers 5:
„Die Himmel bekennen dir Lob für deine Wundertaten, Yahweh, und für deine Treue in der Versammlung der Heiligen.“

Vers 9:
„Yahweh, Gott der Heere, wer ist ein Starker wie du, Yahweh, und deine Treue umgibt dich.“

Jetzt beginnt ab Vers 9 die eigene Strophe, die bis Vers 19 reicht. In dieser Strophe wird die Stärke Gottes besungen. Es ist jedoch die Stärke eines treuen Gottes. Gott ist treu, weil er stark ist. Es liegt also ganz sicher nicht an seiner Schwäche, dass er irgendeine seiner Verheißungen nicht einhalten könnte.

Vers 10:
„Du waltest über das Ungestüm des Meeres.“

Vers 11:
„Du hast Rahab zertreten.“
Rahab ist übrigens Ägypten. Rahab ist ein dichterischer Ausdruck für Ägypten. Das Ungeheuer im Meer. „Du hast Rahab zertreten wie einen Erschlagenen, mit deinem starken Arm hast du deine Feinde zerstreut.“

„Dein sind die Himmel, dein ist die Erde, die Welt und ihre Fülle, du hast sie gegründet. Norden und Süden hast du erschaffen. Taba und Hermon jubeln ob deines Namens.“
Du hast einen Arm voll Heldenkraft, also bist du ein starker Gott.

„Deine Hand ist stark, deine Rechte ist stark und erhoben. Gerechtigkeit und Recht sind die Grundfesten deines Thrones.“
Also Gott sitzt auf einem Thron, ein starker Gott.

„Güte und Wahrheit gehen vor deinem Angesicht her. Selig ist das Volk, das den Ruf der Freude kennt. Sie werden wandeln, Herr, im Lichte deines Angesichts, ob deines Namens jubeln sie täglich, und durch deine Gerechtigkeit werden sie erhöht, denn die Zierde ihrer Stärke bist du.“

Merken Sie, wie oft hier von der Stärke Gottes die Rede ist. „Durch deine Güte wird erhöht unser Horn.“
Wer ist denn das Horn? Wer ist das Horn Israels? Ein Horn ist immer ein Symbol für Macht. Wer ist die Macht Israels? Wer ist das?

„Durch deine Gunst wird erhöht unser Horn“, sagt der Psalmist, „denn Yahweh ist unser Schild.“
Wer ist der Schild Israels? Nächster Vers: Parallelismus des Heiligen Israels, unser König.

Durch Parallelismus merken wir: Aha, Horn, Schild, König – unser Horn, das ist David; unser Schild, das ist David; unser König, das ist David beziehungsweise der Nachfolger Davids. Zu dem Zeitpunkt, als der Psalm geschrieben wurde, hat David nicht mehr regiert. Da war schon Joachin an der Reihe.

Vers 20:
„Damals sprachst du in einem Gesicht zu deinem Frommen und sagtest: Ich gewährte Beistand einem Helden, ich erhöhte einen Erwählten aus dem Volk, ich habe David gefunden, meinen Knecht, mit meinem heiligen Öl ihn gesalbt.“

Wenn Gott jemand mit Öl salbt, ist das eine Ausrüstung zum Dienst und auch eine Verleihung von Kraft. Es ist eine besondere Erhebung aus dem Volk heraus. „Ich habe David gefunden, meinen Knecht, mit meinem heiligen Öl ihn gesalbt.“ Das ist die Königssalbung.

„Dass meine Hand fest bei ihm sei, mein Arm ihn auch stärke, nicht soll ihn betören der Feind, und ein Sohn der Falschheit ihn bedrücken. Seine Bedränger zerschlage ich vor ihm, und seine Hasser stoße ich nieder. Meine Treue und meine Güte, meine Gnadengüte sind mit ihm.“

Hier wiederum die Treue, Betonung auf die Treue Gottes und auf die Güte oder Gnade Gottes, die David als König erwählt hat.

„Durch meinen Namen wird sein Horn hoch sein.“
Es ist die Rede vom Horn Davids, also der Macht Davids. Das Horn steht für Macht. „Durch meinen Namen wird sein Horn, seine Macht, hoch sein.“

„Und ich werde seine Hand an das Meer legen und seine Rechte an die Ströme. Er wird mir zurufen: ‚Mein Vater bist du und mein Mächtiger und der Fels meines Heils.‘“

Übrigens, was ich jetzt gelesen habe, Verse 25 bis 27 sind das exakte Zentrum des Psalms, Psalm 89, Verse 25 bis 27. Von diesen Versen würde man jetzt das genaue Zentrumswort des gesamten Psalms ermitteln. Das Zentrumswort sind zwei Wörter: „Sein Horn wird hoch sein.“ Im Hebräischen sind das die zwei Mittelwörter des gesamten Psalms. Interessant, oder? Gerade an der wichtigen Stelle im Psalm wird die große Macht des Königs betont, die Gott ihm verheißen hat.

Weiter Vers 28:
„Ja, ich werde ihn zum Erstgeborenen machen, zum Höchsten über die Könige der Erde. Auf ewig bewahre ich ihm meine Gnade, und mein Bund soll ihm festbleiben. Ich setze seinen Samen ein für immer und seinen Thron wie die Tage der Himmel.“

Hier kann man gar nicht ausweichen: „Ewig“ heißt wirklich ewig. Wenn er sagt „für immer“, dann heißt das nicht für tausend Jahre, es heißt für immer. Es geht hier um das ewige Königreich Davids, den ewigen Thron Davids. „Ich setze seinen Samen ein für immer, seinen Thron wie die Tage der Himmel“, nämlich ewig, so ewig wie die Himmel ewig sind.

„Wenn seine Söhne meine Weisung verlassen und nicht wandeln in meinen Verordnungen, wenn sie meine Satzungen entweihen und meine Gebote nicht halten, werde ich ihre Übertretung mit der Rute heimsuchen und ihre Ungerechtigkeit mit Schlägen.“

„Aber meine Gnade, meine Güte werde ich nicht von ihm wenden und nicht verleugnen meine Treue.“
Das heißt, ich stelle mich zu meinem Verheißungswort, das David gegeben wurde. Das wird erfüllt, koste es, was es wolle. Selbst wenn die Könige nicht gehorchen, dann züchtige ich sie anständig, aber ich erfülle mein Wort.

„Ich werde nicht entweihen meinen Bund und nicht ändern den Ausspruch meiner Lippen. Einmal habe ich geschworen bei meiner Heiligkeit, sollte ich David je lügen.“

„Sein Same wird ewiglich bleiben und sein Thron wie die Sonne vor mir.“
Das heißt ewig. Der Thron Davids wird ewig bleiben.

„Wie der Mond soll er ewiglich bestehen, und der Zeuge im Himmel ist treu.“
Nochmal wird die Treue betont: treu, treu. Gott hält seine Versprechungen, seinen Bund.

Und jetzt heißt es „Sela“ – Zwischenspiel, Pause, oder so etwas.

Die Verwerfung des Königs und die Klage im Psalm 89

Und wie geht es weiter?

Aber du, du hast verworfen und verstoßen, bist sehr zornig geworden gegen deinen Gesalbten. Du gabst den Bund eines Knechtes preis, entweihtest seine Krone und warfst sie zu Boden. Du hast alle seine Mauern eingerissen und seine Bergfeste in Trümmer gelegt. Alle, die des Weges vorübergehen, plündern ihn. Er wurde seinen Nachbarn zum Hohn.

Du erhöhtest die rechte Hand seiner Bedränger und erfreutest alle seine Feinde. Du wandtest die Schärfe seines Schwertes zurück und ließest ihn nicht bestehen im Streit. Du hast seinem Glanz ein Ende gesetzt und seinen Thron zur Erde gestürzt. Du hast die Tage seiner Jugend verkürzt und ihn, den Gesalbten des Herrn, mit Schmach bedeckt.

Er wird in die Gefangenschaft geschickt, seine Jugend wird verkürzt. Das war dieser Joachim, der damals regierte, als das Unglück kam – der Gesalbte des Herrn, der König.

Und jetzt noch einmal die Frage: Bis wann oder wie lange noch, Yahweh, willst du dich ständig verbergen? Soll dein Grimm wie Feuer brennen? Gedenke, wie vergänglich ich bin! Zu welcher Nichtigkeit hast du alle Söhne Adams erschaffen?

Wer ist der Mann, der lebt und den Tod nicht sehen muss, der seine Seele rettet aus der Gewalt des Bereichs des Todes? Schau, wie vergänglich wir sind; wir sind kleine Menschen.

Wo sind deine früheren Gnaden, mein Herr, die du David geschworen hast in deiner Treue?

„Gedenke, mein Herr, der Verhöhnung deiner Knechte, die ich in meiner Brust trage – das Höhnen aller der vielen Völker, womit deine Feinde höhnen, Yahweh, womit sie höhnen die Fußspuren deines Gesalbten.“

Und hier endet der Vers, hier endet der Psalm. Was jetzt kommt, ist der Schluss, die Schlussdoxologie für das dritte Buch. Der Psalm selbst endet mit Vers 52. Übrigens ist 52 das Doppelte von 26.

Ja, was machen wir jetzt? Jetzt sind wir noch tiefer als in Psalm 3. Jetzt ist nicht nur das Königreich extern und intern angefochten – nein, es ist ausgelöscht. Der gesamte König ist verworfen.

Wie passt das zusammen mit der Verheißung Gottes? Das ist die große Frage des Ethan, des Esrachiters, der diesen Psalm geschrieben hat. Er betont, dass der Mensch vergänglich ist. Aber wo sind die unverbrüchlichen davidischen Gnadenverheißungen geblieben?

„Gedenke, dass Israel geschmäht und der Gesalbte verhöhnt wird“, sagt er da im Schluss.

Also das Problem am Schluss des dritten Buches ist größer als je zuvor, größer als am Ende des ersten Buches. Das messianische Königtum ist vernichtet. Und anstatt dass der Gesalbte herrscht über die Völker, herrschen die Völker über die Israeliten.

Die Verbindung des Volkes mit dem König

Eine Sache ist uns hier ganz wichtig. Wir haben es schon einmal betont: Der Gläubige ist mit seinem König verbunden. Das ist eine ganz wichtige Lektion im Alten Testament. Der Gläubige ist mit seinem König verbunden. Das Volk Gottes hängt am Schicksal des Königs des Volkes Gottes.

Wenn es dem König des Volkes Gottes gut geht, blüht das Volk auf. Wenn der König verworfen ist, ist das Volk am Ende. Wenn der König sündigt, sündigt das Volk.

Ein Ausleger schreibt: „Das Leben des Gläubigen ist eingebaut im Heilsplan Gottes, und zwar mittels seines Gesalbten. Sie sind in einem gewissen Sinn in dem Gesalbten. So wie es dem Gesalbten ergeht, so ergeht es dem Volk.“

Der König gehört dem Herrn, haben wir gelesen, Vers 19, habt ihr gelesen? Der König gehört dem Herrn, so haben wir es gelesen, in diesem Saal. Der Herr ist unser Schild, der Herr des heiligen Israels ist unser König. Unser König gehört dem heiligen Israel.

Und wenn der gesamte König nun gefangen weggeführt ist, kann da das Volk Gottes überhaupt noch leben? Die große Frage, die hier gestellt ist, lautet: Wie lange? Was ist denn jetzt los? Bis wann? Und was ist los mit den Verheißungen?

Du hattest doch Verheißungen, und wir haben es gerade besungen. Du hast Verheißungen gegeben. Du hast gesagt: Wenn der König mal ungehorsam ist, dann züchtige ich ihn anständig, und nachher werde ich trotzdem meines Bundes mit ihm gedenken. Wo ist dann bitte der Bund? Wie soll das jetzt weitergehen?

Keine Antwort, merken Sie, am Ende des Buchs, des dritten Buchs, keine Antwort.

Denken wir an die Situation der Israeliten, die zurückgekehrt waren aus der Gefangenschaft zu jener Zeit, als dieses Psalmbuch gesammelt und zusammengestellt wurde. Da singen sie diese Lieder. Und da ist die große Frage: Wo ist denn der König und wo ist die Verheißung?

Es gab gar keinen König. Zerubbabel war kein König, Joshua war der Hohepriester, Esra war kein König, Nehemia war auch kein König. Wo ist der König?

Zusammenfassung der Fragen am Ende von Buch 3

Ich habe euch die Folie vorenthalten. Ihr dürft das gerne nachschreiben. Noch einmal wiederholt: Das, was ich jetzt alles gesagt habe, stand auf der Folie. Entschuldigung, Psalm 73,3.

Die Frage nach dem Wohlergehen Gottes, des Gottlosen oder des Frevlers – man muss sagen, am Ende die Frage nach der Verwüstung und Verstoßung Israels – das war Psalm 89, am Ende. Der gesamte König wird verworfen. Warum? Das ist die Frage. Wie passt das zusammen mit der Davidverheißung?

Es gibt zwei Fragen: Wie lange? (Vers 47) und wo sind die Verheißungen? Also 89, Vers 47: Wie lange? Das ist die eine Frage. Wie lange soll das so weitergehen, der Hohn der Feinde?

Denk an unsere Vergänglichkeit. Wir Menschen sind so – Söhne Adams sind wir nichts, wir gehen dahin. Denk daran, denk an unsere Vergänglichkeit, zu welcher Nichtigkeit du die Söhne Adams erschaffen hast. Wer ist der Mann, der lebt und den Tod nicht sehen muss? Wir gehen alle dem Tod entgegen. Es ist total depressiv hier.

In Vers 50: Wo sind die unverbrüchlichen Davidverheißungen? Wie gesagt, das Problem ist größer als am Ende von Buch eins. Das messianische Königtum ist nicht nur intern angefochten, wie in Psalm 3 und Psalm 41, sondern extern vernichtet – Psalm 89.

Und dem Volk geht es wie dem König. Wenn der gesalbte König gefangen ist, wie kann das Volk Gottes leben? Wie kann die göttliche Verheißung an David in Erfüllung gehen?

Das heißt, dieser Psalm ist so geschrieben, als ob sie noch in der Verwandlung wäre, im Exil. Genauso ist er geschrieben, wie am Ende, als Jerusalem zerstört worden war, als der König gefangen und weggeführt worden war. Das ist der Zeitpunkt, der hier im Buch eingenommen wird.

Ob das jetzt prophetisch so ist oder ob das tatsächlich so war, gerade diese Zeit war – das kann ich jetzt nicht sagen. Mir scheint, es ist prophetisch gesprochen, aber das ist jetzt gar nicht so wichtig. Die Zeit ist klar, wovon er spricht: von der Verwerfung des Gesalbten und damit auch des ganzen Volkes, von der Gefangenschaft, der babylonischen Gefangenschaft.

Und mit dieser Frage schickt er uns ins nächste Buch. Schon interessant: Die Frage wird nicht beantwortet, aber wir gehen einfach jetzt mit voller Spannung in das nächste Buch, Buch vier hinein, und man fragt sich, wo wird die Lösung sein?

Ja, diejenigen, die schon fertig sind, können sich schon Gedanken machen über Buch vier. Weiß jemand, wie viele Psalmen im Buch vier sind?

Bitte?

Ja, ihr habt was zu tun, schreibt mir weiter. Wie viel? Siebzehn, schon wieder siebzehn.

Bitte?

Ja, ich sage das jetzt, ich sage es nachher.

Themen der Bücher 1 bis 3 und Einführung in Buch 4

Das Thema des ersten Buches habe ich ja bereits genannt. Du erinnerst dich, es handelt sich um das Elend und die Bedrückung des davidischen Königtums, genauer gesagt des angefochtenen davidischen Königtums. Dabei ist jedoch die Hoffnung auf Befreiung vorhanden, ebenso das Vertrauen auf Gott. Das Gebet zu Gott, dass er eingreifen möge, ist sehr stark ausgeprägt. In vielen Psalmen drückt sich das deutlich aus.

Das zweite Buch behandelt die Ursache für dieses Elend des Königtums: die Sünde des Königs und des Volkes. Also die Ursache für das Elend des davidischen Königtums liegt in der Sünde des Königs und der Sünde des Volkes. Das war das zweite Buch. Ich denke, das hatten wir schon auf einer Folie, die ihr bereits aufgeschrieben habt.

Nun folgt das dritte Buch. Dieses beschäftigt sich mit der Vernichtung des Königtums. Es geht um die Vernichtung des davidischen Königtums, das Ende und die Frage, wie es weitergeht. Wann und wie soll die Verheißung in Erfüllung gehen? Das dritte Buch behandelt also die Vernichtung des davidischen Königtums und die Frage nach seiner Wiederherstellung.

Ich habe nicht gesagt, dass die Psalmen 74, 75 und andere, zum Beispiel Psalm 79, eine ganze Reihe von Psalmen sind, die genau dieses Thema ebenfalls aufgreifen. Die Asaf-Psalmen greifen das auf, insbesondere die Klagen über die Zerstörung des Tempels, wie in Psalm 74 und 79. Das ist auch das Thema bei Asaf, alles im dritten Buch.

Der große Asaf-Psalm 78 ist ein Geschichtspsalm, der den Ungehorsam des Volkes und die Strafe Gottes darauf zeigt. Auch das gehört zum gleichen Thema: die Vernichtung des davidischen Königtums. Die Frage bleibt: Wie geht es weiter? Wo geht es weiter?

Ich mache hier weiter. Auf der nächsten Folie sehen Sie, was jetzt folgt. Das haben Sie schon aufgeschrieben, höchstens vielleicht das Letzte noch nicht: die Vernichtung des davidischen Königtums und die Frage nach seiner Wiederherstellung in den Versen 47 und 50 von Psalm 89.

Wir merken, dass dieser Mittelteil, der Mittelteil des Psalters, eine ganz große Rolle spielt. Er schickt uns mit einer wichtigen Frage in die Zukunft. Der Höhepunkt ist eindeutig dieser letzte Psalm.

Wir haben eine Mitte, den einzigen David-Psalm, der übrigens – das habe ich jetzt nicht beachtet und bin auch nicht darauf eingegangen – Psalm 86. Dort bittet David um eine Erhörung. Er bittet den Herrn, sein Ohr zu neigen. Er sagt zu Gott: „Gott, könntest du bitte zuhören? Kannst du mir bitte kurz ein bisschen zuhören? Denn ich bin gebeugt und bedürftig. Behüte meine Seele, denn ich bin fromm. Rette du mich, Gott, deinen Knecht, der auf dich vertraut. Sei mir gnädig, mein Herr! Denn zu dir rufe ich den ganzen Tag. Erfreue die Seele deines Knechtes, denn zu dir, mein Herr, erhebe ich meine Seele. Denn du, mein Herr, bist gut und zum Vergeben bereit, groß an Gnade gegen alle, die dich anrufen. Nimm zu Ohren, Herr, mein Gebet!“

Noch einmal sagt er: „Bitte hör mir zu und merke auf die Stimme meines Flehens. Am Tage meiner Bedrängnis rufe ich zu dir, denn du hörst mich. Keiner ist wie du, mein Herr, unter den Mächtigen. Nichts gleicht deinen Werken. Alle Völker, die du gemacht hast, werden kommen und huldigen vor dir, mein Herr, und deinen Namen verherrlichen. Denn groß bist du und tust Wunder, und du, du Gott allein.“

Er bringt jetzt diesen Gedanken: „Herr, du hast es ja versprochen, und ich weiß, es wird einmal sein, dass alle Völker kommen und vor dir niederfallen.“ Er hat immer noch diesen Blick der Wiederherstellung.

In Vers 11 heißt es: „Weise mir, Herr, deinen Weg, ich will wandeln in deiner Wahrheit. Leite mein Herz dahin, dass ich fürchte deinen Namen.“ Und es endet mit einem Lob: „Ich will den Herrn loben.“ Hier ist ein Aufruf: „Ich will dir loben, mein Herr, dir Lob bekennen, meinen Herrn, deinen Namen verherrlichen.“

Er besingt die Größe seiner Güte: Vers 13 „Groß über mir ist deine Gnade, deine Güte. Du hast meine Seele entrissen dem untersten Bereich des Todes.“ Dann betet er weiter: „Gott, Vermessen sind gegen mich aufgestanden, und eine Schar von Gewalttätigen trachtet nach meiner Seele. Sie haben dich nicht vor sich gestellt. Aber du, mein Herr, Mächtiger, Barmherziger und Gnädiger, langsam zum Zorn und groß an Gnade und Wahrheit, wende dich zu mir und sei mir gnädig. Gewähre deinem Knecht Stärke, rette den Sohn deiner Magd. Tue ein Zeichen an mir zum Guten, damit meine Hasser es sehen und zu Schanden werden, dass du, Yahweh, mir geholfen hast und mich getröstet hast.“

Er erbittet also weiterhin: „Herr, mache es so, dass meine Feinde sehen können, was du an mir getan hast.“ Aber es bleibt nur bei dieser Bitte. Es ist kein Siegesruf und kein echtes, wirkliches Loben: „Herr, du hast es gemacht, und ich weiß, du wirst es tun.“ Es ist eine recht zaghaft formulierte Bitte.

Im Psalm 89 sind wir am Ende, ganz am Ende. Und die Frage bleibt: Wie geht es weiter?

Entschuldigung, ich muss hier noch etwas ergänzen. Wenn es derselbe Ethan ist, der mit Heman zusammen war – das war, glaube ich, zur Zeit von David und Asaf – dann sind die Korachiten, Asaf, Heman und Ethan alle zeitgleich mit David. Das steht, glaube ich, in 1. Chronik 15 oder 1. Chronik 17, ich habe die Stelle gerade nicht genau im Sinn. Dort werden sie alle in einer Reihe genannt.

Wenn das so ist, dann müssen das prophetische Psalmen sein. Oder sie sind Psalmen, die von einem nachfahrenden Ethan stammen – das kann ich mir nicht vorstellen. Ich habe keine andere Lösung als die, dass es sich um prophetische Psalmen handelt. Das heißt, sie singen so, als ob das alles schon geschehen wäre.

Das ist eine schwierige Frage. Die gleiche Frage stellt sich bei Psalm 74. Auch dieser Psalm wird Asaf zugeschrieben. Asaf war nicht zur Zeit der Zerstörung des Tempels, aber er schreibt über die Zerstörung des Tempels. Die Ausleger sind sich da nicht ganz einig.

Man kann verschiedene Auslegungen lesen: Die einen meinen, es sei prophetisch, die anderen sagen, es sei nur in der Kategorie der Asaf-Psalmen, die Nachkommen Asafs zugeschrieben werden. Deshalb werden sie Asaf zugerechnet. Das passt mir nicht so gut. Wenn da steht „von Asaf“, dann glaube ich, dass es zu Asaf gehört.

Ich kann diese Frage also nicht wirklich beantworten.

Buch 4: Aufbau und Themen

Wir kommen jetzt zum vierten Buch der Psalmen. Zuerst einige allgemeine Bemerkungen zu den Gruppen, die hier enthalten sind.

Zunächst haben wir einen Mosepsalm, das ist Psalm 90. Danach folgen Psalm 91 und 92, die ohne Namensangabe sind. Anschließend kommen sieben sogenannte Königspsalmen. Diese sind ebenfalls ohne Namensnennung, aber wir wissen, dass mindestens Psalm 95 von David stammt. Die anderen stammen wahrscheinlich ebenfalls von David, das ist jedoch nicht sicher. In Hebräer 4,7 wird ausdrücklich erwähnt, dass Psalm 95 von David ist. Die sieben Königspsalmen umfassen die Psalmen 93 bis 99.

Dann folgt Psalm 100, der ebenfalls ohne Namen ist, aber das Thema „Das Volk sind die Schafe des Hirten“ behandelt. Gott ist hier der Hirte, und die Menschen sind seine Schafe. Dieses Thema gehört auch noch zum Bereich König, wenn auch nicht mehr so direkt, sondern eher ausklingend. Außerdem sind der Psalm 101 und der Psalm 103 von David. Auch hier wird kurz erwähnt, dass Gott König ist. Besonders im Psalm 103 wird das Königtum Gottes wörtlich genannt: „Das Königtum ist des Herrn“. In Psalm 103, Vers 19 heißt es: „Der Yahweh hat in den Himmeln seinen Thron errichtet, sein Königtum herrscht über alles.“

 Psalm 103 hat also auch einen Bezug zum Königsthema, ist aber gleichzeitig ein Lobpsalm. Ebenso ist Psalm 104 ein Lobpsalm mit der wiederkehrenden Aufforderung: „Lobe den Herrn, meine Seele.“ Danach folgen Psalm 105 und 106, beide ohne Namensangabe. Diese zwei sind Halleluja-Psalmen, die über die Geschichte Israels berichten. Psalm 105 stellt die Geschichte positiv dar, während Psalm 106 viele negative Aspekte hervorhebt.

Beim Lesen von Psalm 105 könnte man meinen, die Geschichte Israels sei wunderbar verlaufen, ohne Probleme. Doch Psalm 106 zeigt die Realität mit all ihren Schwierigkeiten und Sünden. Die Königspsalmen nehmen im vierten Buch eine besondere Stellung ein, was von allen Auslegern anerkannt wird. Hier liegt ein theologisches Zentrum vor.

Warum sind die Königspsalmen unbenannt, obwohl mindestens Psalm 95 von David stammt? Wahrscheinlich deshalb, weil nicht Menschen im Mittelpunkt stehen, sondern allein Yahweh. Kein menschlicher König wird erwähnt. Yahweh ist König, und das wird mehrfach betont.

Wir haben hier also eine Gruppe von Psalmen: Psalm 90 bis 92 sind drei Psalmen, dann sieben Königspsalmen, dann weitere Psalmen mit einem Bezug zum Königsthema. Je nachdem, wie man sie aufteilt, kann man von drei, sieben, sieben oder drei, sieben, drei, vier sprechen. Wichtig ist die Siebenergruppe der Königspsalmen, die eine besondere Stellung einnimmt.

Zusammengefasst: Ein Psalm von Mose, sechzehn weitere Psalmen, davon zwei von David und vierzehn ohne Namen. Von diesen vierzehn ist mindestens einer sicher von David. Die Zahl 14 ist übrigens die Zahl Davids (דוד, d-w-d: 4 + 6 + 4 = 14). Vielleicht symbolisiert das die verborgene Präsenz Davids, den „unsichtbaren David“. Warum unsichtbar? Weil sichtbar nur Yahweh sein soll und nur er im Zentrum steht. Von den sechzehn Psalmen wird David nur zweimal sichtbar.

Nun folgt eine ganze Reihe von Lob- und Dankpsalmen. Jetzt wird gelobt, es kommt Licht in die Geschichte, es wird hell. Im dritten Buch gab es keinen einzigen echten Lob- und Dankpsalm. Psalm 90 greift das Thema der Vergänglichkeit des Menschen auf, das bereits in Psalm 89 angesprochen wurde.

 Psalm 89, Vers 47 fragt: „Bis wann, Herr, wirst du dich ständig verbergen? Soll wie Feuer brennend ein Grimm... gedenke, wie gar vergänglich ich bin, zu welcher Nichtigkeit du alle Söhne Adams erschaffen hast. Wer ist der Mensch, der lebt und den Tod nicht sehen muss?“ Genau hier setzt Psalm 90 an. Dieser Psalm behandelt die Vergänglichkeit des Menschen und die Unvergänglichkeit Gottes.

 Psalm 90 beginnt: „Mein Herr, du bist uns eine Wohnung gewesen von Geschlecht zu Geschlecht. Ehe die Berge geboren waren und du die Erde und den Erdkreis hervorbrachtest, ja, von Ewigkeit zu Ewigkeit bist du Gott.“ Der Mensch kehrt zum Staub zurück, wie es heißt: „Kehr zurück, Söhne Adams!“ Hier wird eine Verbindung zu Psalm 89, Vers 48 hergestellt, wo ebenfalls von den Söhnen Adams die Rede ist.

Das Thema der Vergänglichkeit des Menschen und der Größe Gottes hatten wir schon in Psalm 8, auch wenn ich diesen Psalm hier nicht im Detail gelesen habe. Dort heißt es: „Was ist der Mensch, dass du ihn zum König machst?“ Hier wird betont: Du bist ewig, wir sind vergänglich. „Tausend Jahre sind in deinen Augen wie der gestrige Tag, wenn er vergangen ist.“

 Psalm 90, Vers 7 fragt: Warum ist das so? Warum herrscht der Tod? „Denn wir vergehen durch deinen Zorn, und durch deinen Grimm sind wir bestürzt. Du hast unsere Ungerechtigkeiten vor dich gestellt und unser Verborgenes vor das Licht deines Angesichts.“ Die Sünde ist der Grund für die Vergänglichkeit des Menschen.

„Alle unsere Tage schwinden dahin durch deinen Grimm, wir bringen unsere Jahre zu wie einen Seufzer. Die Tage unserer Jahre sind siebzig, wenn es hochkommt achtzig, und ihr Stolz ist Mühsal und Trübsal, denn schnell eilen sie vorüber und wir fliegen dahin. Wer erkennt die Stärke deines Zorns? Wie du zu fürchten bist! Deinen Grimm unsere Tage zu zählen, das lehre uns Recht, dass wir ein weises Herz gewinnen.“

 Psalm 90 ist also ein Psalm über die Vergänglichkeit des Menschen, über Gottes Zorn wegen der Sünde und ein Gebet um Weisheit.

Das Gebet in Psalm 90, Vers 13 richtet sich an Mose, den einzigen, der hier beten darf. Mose hat an mehreren Stellen schon gebetet, oft kurz bevor das Volk Israel am Vergehen war. In Psalm 89 war das Volk am Tiefpunkt, jetzt brauchen wir Mose als Fürbitter.

Mose beginnt zu beten: „Kehre zurück, Yahweh, bis wann? Lass es dich geräuen über deine Knechte, sättige uns am Morgen mit deiner Gnade, so werden wir jubeln und uns freuen in allen unseren Tagen. Erfreue uns gemäß den Tagen, da du uns beugtest, gemäß den Jahren, da wir Übles sahen. Lass deinen Knechten dein Wirken sichtbar werden und deine Pracht über ihre Söhne. Die Lieblichkeit meines Herrn, unseres Gottes, sei über uns, und das Werk unserer Hände befestige du über uns!“

Hier gibt es Hoffnung: Mose, der Fürbitter, betet für Israel. Er ist bekannt beim Herrn und darf es wagen. In Psalm 89, Vers 51 hat niemand gewagt, um Erbarmen zu bitten. Dort heißt es: „Gedenke, Herr, der Verhöhnung deiner Knechte.“ Dasselbe Wort „deine Knechte“ wird verwendet. Doch ein Gebet um Erbarmen fehlt. Mose wagt es hingegen.

Deshalb folgt nach Psalm 89 der Mosepsalm 90. Es geht hier nicht um Chronologie, denn Mose passt zeitlich nicht in die Zeit von Joachim. Die Psalmen sind nach Themen geordnet.

Das vierte Buch antwortet auf die Frage mit einem Flehen um Erbarmen. Es endet mit demselben Flehen, wie wir in Psalm 106 sehen. Dort wird die Geschichte Israels und ihre Fehler dargestellt, mit vielen bösen Taten und dem Zorn des Herrn.

 Psalm 106 beginnt mit Lobpreis: „Dank dem Herrn, denn er ist gut.“ Er erinnert an die Rettung aus Ägypten, das Durchschreiten des Schilfmeers und die Befreiung aus der Hand des Feindes. Doch bald wird das Volk undankbar und sündigt.

Sie vergessen Gottes Taten, gieren in der Wüste, werden eifersüchtig auf Mose, machen ein goldenes Kalb und huldigen Götzen. Gott will sie vernichten, doch Mose tritt für sie ein und bittet um Erbarmen.

Das Buch beginnt mit Mose, dem Fürbitter, und endet mit dem flehentlichen Gebet um Erbarmen in Psalm 106, Vers 47: „Rette uns, Yahweh, unser Gott, und sammle uns aus den Völkern, damit wir deinem heiligen Namen Lob bekennen und uns rühmen deines Lobes.“

 Psalm 106 zeigt die Realität des Volkes: immer wieder sündigen sie, werden bestraft, aber Gott zeigt Erbarmen, wenn sie rufen. Mose hat vorangegangen, nun beten sie in seiner Linie.

Die Hoffnung ist, dass Yahweh König ist. Dieses Thema zieht sich durch die Königspsalmen 93 bis 99. Immer wieder wird betont: Yahweh ist König.

 Psalm 93, Vers 1: „Yahweh ist König, fest steht dein Thron.“ Psalm 94, Vers 2: „Erhebe dich, Richter der Erde.“ Psalm 95, Vers 3: „Ein großer Gott ist Yahweh, ein großer König über alle Mächtigen.“ Psalm 96, Vers 10: „Jahwe herrscht als König.“ Psalm 97, Vers 1: „Jahwe herrscht als König, es freuen sich die vielen Küstenländer.“ Psalm 98, Vers 6: „Ruft laut vor dem König Yahwe.“ Psalm 99, Vers 1: „Jahwe ist König, er thront über Cheruben.“

 Psalm 100 spricht davon, dass wir seine Schafe sind und er unser Hirte ist. Psalm 101 und 103 erwähnen ebenfalls das Königtum Gottes. Psalm 103, Vers 19: „Yahweh hat in den Himmeln seinen Thron errichtet, sein Königtum herrscht über alles.“

Diese Psalmen zeigen, dass Yahweh selbst das messianische Königtum übernommen hat. Das Davidkönigtum ist verschwunden, sichtbar daran, dass David nur noch selten erwähnt wird.

Das ist ein großer Trost für Israel: Auch wenn das menschliche Königtum verloren ist, bleibt Yahweh König. Er regiert über alle Völker in Gerechtigkeit.

Psalm 91, 94 und 103 betonen Yahwehs Schutz und Zuflucht. Psalm 91 sagt: „Wer unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, der wird bleiben.“ Psalm 94, Vers 22: „Jahwe wurde mir zur hohen Festung, mein Gott zum Felsen meiner Zuflucht.“

Das Volk soll sich nicht auf menschliche Könige verlassen, sondern auf Yahweh. Israel war ursprünglich eine Theokratie, eine Gottesherrschaft. Erst später wollten sie einen menschlichen König wie die anderen Völker.

Samuel klagt darüber, dass Israel nicht ihn, sondern Gott verworfen hat als König. Gott erlaubt einen König, aber nur wenn dieser in völliger Abhängigkeit von ihm lebt. Saul gehorchte nicht, David war der Mann nach Gottes Herzen.

Gottes Verheißung an David war, dass sein Königtum ewig bestehen soll. Doch die Könige nach David gehorchten nicht, das Königtum zerfiel, und Israel kam in die Verbannung.

Als sie zurückkamen, gab es keinen König mehr. Die Frage war: Was wird aus dem Königtum? Die Antwort im Psalter ist: Yahweh ist König.

In der Zeit der Rückkehr aus der Gefangenschaft war das eine wichtige Botschaft. Yahweh bleibt die Zuflucht seines Volkes, auch ohne menschlichen König.

Später wurden die Hohenpriester zu den geistlichen Führern Israels. Joshua war ein hoher Priester zur Zeit Serubbabels, aber kein König.

Unter der römischen Herrschaft gab es Könige, wie Herodes der Große, der jedoch ein Vasall der Römer war und kein legitimer israelitischer König.

Herodes fühlte sich bedroht, als die Weisen aus dem Osten von der Geburt eines neuen Königs berichteten. Deshalb ließ er die Kinder in Bethlehem töten. Kurz darauf starb er.

Das Buch beginnt mit Mose, der um Erbarmen bittet (Psalm 90, Vers 13-14) und endet mit dem Gebet um Rettung (Psalm 106, Vers 47). Veränderung wird möglich, wenn das Volk Buße tut.

 Psalm 106 ist ein Sündenbekenntnis: Das Volk erkennt seine Schuld und bittet um Rettung. Yahweh hat in der Vergangenheit Erbarmen gezeigt, deshalb dürfen sie hoffen.

Sie beten: „Rette uns, sammle uns aus den Völkern, damit wir deinem heiligen Namen Lob bekennen und uns rühmen deines Lobes.“ Das Ziel ist nicht nur das eigene Wohl, sondern die Ehre Gottes.

Zusammenfassend: Das vierte Buch der Psalmen zeigt, dass Yahweh König ist. Er ist die Zuflucht seines Volkes, auch wenn das menschliche Königtum verloren ist. Das Volk soll sich ihm anvertrauen, ihn fürchten, lieben und suchen, um von ihm belehrt zu werden und in seinem Lob zu leben.

Zusammenfassung der Themen der Psalmenbücher 1 bis 4

Wir fassen zusammen: Die ersten drei Bücher haben bereits das Thema behandelt. Hier, im vierten Buch, ganz unten in der letzten Zelle von Vers 90 bis 106, geht es um die Erfüllung der Verheißung des David-Königtums im Königtum Jachwes.

Die einzige Lösung für die Frage der Wiederherstellung des Königtums ist das Königtum Jachwes. Die Geschichte hat es bewiesen: Es gab keinen König seit Zerubbabel – über fünfhundert Jahre lang war Israel ohne König.

Dann kam der König. Er kam nach Israel, nach Jerusalem, und zog an diesem Palmsonntag in die Stadt ein. Der König der Ehren kam zu seinem Volk und ging in seinen Tempel – so, wie Johannes der Täufer und Malachi es vorausgesagt hatten. Der letzte Prophet hatte angekündigt, dass Yahweh kommen wird und dass man den Weg dafür vorbereiten soll.

Dann kam Johannes der Täufer, der Wegbereiter, und rief die Menschen dazu auf, sich vorzubereiten, denn der König komme. Schließlich kam der König, der Mann aus Nazaret, nach Jerusalem. Die Spannung war groß, und die Menschen im Tempel hörten ihm zu. Er predigte am Montag und reinigte den Tempel. Auch am Dienstag predigte er den ganzen Tag im Tempel, und sie hörten ihm gerne zu (Lukas 20). Am Mittwoch predigte er ebenfalls im Tempel, und die Zuhörer lauschten ihm.

Doch die Führer Israels wurden immer unruhiger. Sie sagten: „Wir müssen etwas unternehmen, aber nicht während des Festes, damit das Volk, das ihm so an den Ohren hängt, keinen Aufstand macht.“ Sie suchten einen geheimen Weg, ihn loszuwerden.

So wurde der König von den Führern Israels verworfen – nicht vom ganzen Volk, sondern stellvertretend für das Volk. Das Volk rief zwar auch „weg mit ihm“, aber das war nur eine Versammlung von Menschen, nicht das gesamte Volk Israel. Nein, der König wurde von den Führern des Volkes verworfen, stellvertretend für das Volk.

Nun stellte sich die Frage: Wird nun ein Gericht kommen? Gott hatte Gericht angekündigt. Wenn der König, wenn Gott als König verworfen wird, dann kommt das Gericht. Das hatten Johannes der Täufer und Malachi gesagt.

Was geschah dann? Der Herr sagte: „Nein, noch nicht Gericht, sondern eine zweite Chance für Israel.“ Er gab ihnen vierzig Jahre zweite Chance. Er sagte zu den Aposteln: „Geht hin nach Jerusalem, nach Judäa, nach Samaria und überall hin, wo es Juden gibt, bis ans Ende der Welt.“ Die Juden waren zerstreut, es gab die Diaspora, und sie lebten in der ganzen Welt, bis nach Spanien, im gesamten Römischen Reich.

Sie bekamen noch einmal die Chance, das Evangelium zu hören. Das Evangelium wurde in die ganze Welt hinausgetragen, und den Juden wurde es zuerst verkündigt – zuerst den Juden. Wenn das Evangelium von den Juden verworfen wird, dann kommt das Gericht. Vierzig Jahre später kam das Gericht.

Und was ist mit dem Königtum? Das Königtum war das Thema des Herrn Jesus. Die ganze Zeit lehrte er sie, was das Königtum bedeutet und wie das Königreich aufgerichtet wird.

Hier ist der Sohn Davids, der zweite David, von dem Hesekiel versprochen hat, dass er kommen wird, um das Königreich aufzurichten. Er sitzt dort an jenem Donnerstagabend mit seinen Jüngern, nimmt Brot und Kelch und stellt den Kelch hin. Das ist der Kelch des neuen Bundes, geschlossen in seinem Blut.

Sie reden über das Königtum. Wer ist der Höchste unter uns? Vorher ging es darum, wer links und rechts sitzen darf – eine große Frage, denn es geht um Macht und Königtum.

Er sagt: „Es ist anders. Die Könige dieser Welt herrschen, aber unter euch soll es nicht so sein. Schaut mich an: Ich bin euer Diener geworden. Aber ich komme wieder, und wir werden uns wieder treffen. Dann wird das Königreich in Vollendung aufgerichtet werden.“

Mittlerweile wächst das Königtum. Es ist wie ein Senfkorn: winzig klein. Nur ein paar Jünger, einige Fischer, Zöllner – schwache Leute. Der König war mitten unter ihnen.

Dann wächst das Königtum: Es wurden siebzig und fünfhundert Brüder. Der König ist auferstanden und hat sich an dem Tag seiner Himmelfahrt zur Rechten Jachwes auf seinen Thron gesetzt.

Das Königtum wächst weiter: dreitausend, fünftausend, zehntausend – lauter Juden. Ein jüdisches Königtum. Dann geht das Königtum sogar zu den Heiden hinaus. Diese dürfen auch kommen, und so wächst das Königtum bis zur Vollendung.

Doch jetzt bin ich beim Predigen, und eigentlich sollten wir zu den Psalmen kommen.

Buch 5: Aufbau und zentrale Themen

Das fünfte Buch der Psalmen ist ein interessantes Buch, das verschiedene Gruppen von Psalmen enthält. Es beginnt mit einer Einleitung, Psalm 107, einem Psalm ohne Namen. Danach folgen drei David-Psalmen: 108, 109 und 110. Anschließend kommen sieben Psalmen plus ein langer Psalm, der eine besondere Rolle spielt, nämlich die Psalmen 111 bis 117. Diese sieben Psalmen sind Halleluja-Psalmen, mit Ausnahme von Psalm 118, der kein Halleluja-Psalm ist, sondern ein Dank dem Herrn-Psalm.

Darauf folgt Psalm 119, ebenfalls ohne Namen, der das besondere Zentrum dieses Buches bildet. Es ist der längste aller Psalmen. Danach folgen die fünfzehn Stufenlieder, die ebenfalls ein besonderes Zentrum innerhalb dieses Buches darstellen. Diese fünfzehn Psalmen steigern sich auf einen Höhepunkt und reichen von Psalm 120 bis Psalm 134.

Im Anschluss gibt es wieder drei Psalmen ohne Namen, von denen der erste ein Dank dem Herrn-Psalm ist. Danach folgen sieben David-Psalmen plus ein längerer akrostischer Psalm, der alphabetisch aufgebaut ist – also sieben plus eins. Zum Schluss gibt es fünf Psalmen, die das Schlusshalleluja bilden.

Das Buch ist also interessant aufgebaut und besteht aus 39 plus 5 Psalmen. Die Zahl 39 ist dreimal 13, eine interessante Zahl, auch wenn wir hier keine Mathematikstunde halten. Im ersten Buch gab es 39 plus 1 Psalmen, wobei der erste Psalm ein Einleitungspsalm war und das Thema des davidischen Bundes behandelte. Hier im fünften Buch haben wir 39 Psalmen plus fünf Schlusshalleluja-Psalmen, die das Buch abschließen. Am Anfang und am Ende finden sich Doppelhallelujas.

Es gibt also bestimmte Reihenfolgen, und es ist klar, dass das ganze Buch vom Lob Gottes getragen wird. Es geht um Lob und Dank, mit vielen Lob- und Dankpsalmen, etwa Psalm 107, 111, 113, 114, 116, 117 und so weiter. Auch die Psalmen 146 bis 150 sowie 134 bis 136 sind vier Zionslieder, die viel Lob und Ehre für den Herrn enthalten. Psalm 121, 125, 126 und 129 sind weitere Beispiele für Lob und Ehre.

Das Buch beginnt mit Psalm 107, der mit den Worten „Dank dem Herrn, denn er ist gut“ einlädt. Psalm 119 und die fünfzehn Stufenlieder bilden das besondere Zentrum. Innerhalb der fünfzehn Stufenlieder steht genau in der Mitte ein Psalm, der Psalm Salomos. Warum ist dieser Psalm wichtig? Salomo, der Sohn Davids, erscheint hier wieder. Das Thema des Salomo-Psalms ist der Bau – „Wenn der Herr nicht das Haus baut...“ Welches Haus ist gemeint? Es geht um den Tempel, der für die Juden, die aus der Gefangenschaft zurückgekehrt sind, von großer Bedeutung war.

Salomo war der große Tempelbauer, auch wenn er zu dieser Zeit nicht mehr lebte. Der Psalm erinnert an ihn als den Hausbauer, der das Haus Gottes errichtete. Wenn der Herr nicht das Haus baut, arbeiten die Bauleute vergeblich. Psalm 127 sagt: „Wenn nicht Yahweh das Haus baut, arbeiten die Bauleute vergebens daran. Wenn nicht Yahweh die Stadt bewacht, wacht der Wächter vergebens.“ Welche Stadt ist gemeint? Jerusalem, die Stadt, die nach der Rückführung bewacht werden muss, da Feinde ringsum sind.

Früher hat der König die Stadt bewacht, Salomo hat das Haus gebaut. Jetzt aber ist es der Herr, der das Haus baut und die Stadt bewacht. Wer ist König? Im fünften Buch ist der einzige nicht-davidische Psalm der Salomo-Psalm, der im Zentrum der Stufenlieder steht, die wiederum das theologische Zentrum dieses Buches bilden. Wir haben viele Psalmen ohne Namen, elf von David (drei plus acht) und einen einzigen Psalm, der den Namen Salomo trägt. Die anderen ohne Namen könnten möglicherweise auch von David stammen, aber es wird kein Name genannt.

Salomo sticht deshalb hervor, weil sein Name erwähnt wird. Wichtig ist auch, dass die Mitte des Buches, die durch Psalm 119 und Psalm 124 markiert ist, von Dank dem Herrn-Psalmen umrahmt wird. Vor Psalm 119 steht Psalm 118, ein Dank dem Herrn-Psalm, und nach Psalm 134 folgen die Psalmen 135 und 136, in denen ebenfalls „Dank dem Herrn“ zu lesen ist. Psalm 136 beginnt mit den Worten: „Dank dem Herrn, denn er ist gut.“

So haben wir einen Halleluja-Psalm, der sich an die Stufenlieder anschließt, und einen Dank dem Herrn-Psalm als Rahmen um das Zentrum. Vor dem Zentrum gibt es sieben Halleluja-Psalmen – genauer gesagt sechs Halleluja-Psalmen und einen Dank dem Herrn-Psalm. Die Psalmen 111 bis 117 sind Halleluja-Psalmen, nur Psalm 114 nicht. Psalm 118 ist ein Dank dem Herrn-Psalm, dann folgt das Zentrum. Danach kommen Psalm 135, ein Halleluja-Psalm, und Psalm 136, ein Dank dem Herrn-Psalm.

„Dank dem Herrn“ kommt nur dreimal vor: in Psalm 107, 118 und 136. Diese drei Dank dem Herrn-Psalmen bilden eine Sammlung, wobei einer die Einleitung ist und die anderen den Rahmen um das Zentrum bilden. Die Menschen, die vom Heiligen Geist geleitet waren, haben diese Lieder sorgfältig geordnet und mit großer Ordnung zusammengestellt.

Links und rechts der Mitte des Buches finden sich die Dank dem Herrn-Psalmen und die Halleluja-Psalmen. Das Buch wird natürlich vom Psalm 119 dominiert, dem alphabetischen Psalm, der die Tora, das Wort Gottes, als Zentrum hat. Psalm 119 verwendet in fast jedem Vers das Wort Gottes, mit nur wenigen Ausnahmen. Begriffe wie Weisung, Satzung, Gesetz und Rechtsbestimmung kommen immer wieder vor.

Das Wort Gottes steht hier im Mittelpunkt. Über das Wort Yahwehs regiert Yahweh selbst. Auch heute noch ist es untrennbar mit Yahweh verbunden. Wer sagt: „Jesus Christus ist mein Herr“, sagt damit auch: „Das Wort Gottes ist mein Herr.“ Und wer Jesus Christus liebt, liebt auch das Wort Gottes. Wer das Wort Gottes nicht liebt, liebt den Herrn Jesus nicht. Das ist eine widersprüchliche Aussage: Wer behauptet, Jesus zu lieben, aber das Wort Gottes nicht, der widerspricht sich selbst.

Das Buch beginnt also mit einem Aufruf, den Herrn zu loben. Psalm 107 lädt dazu ein, den Herrn zu danken. Dort heißt es: „Danket dem Herrn, denn er ist gut, denn seine Gnade währt ewiglich.“ Dieser Satz wird im Buch oft wiederholt. In Psalm 107 kommt der Name Yahwe zwölfmal vor. Die Erlösten Yahwes sollen sagen, dass er sie aus der Hand des Bedrängers erlöst hat und sie aus den Ländern gesammelt hat.

 Psalm 106 endet mit dem Ruf: „Sammle uns, sammle uns aus den Völkern, sammle uns!“ Psalm 107 spricht davon, dass das Gebet erhört wurde und die Erlösten aus allen Himmelsrichtungen gesammelt wurden: vom Osten, Westen, Norden und Meer.

Der Refrain lautet in den Versen 8, 15, 21 und 31: „Dankend bekennen sollen sie dem Yahweh seine Güte, seine Wundertaten an den Söhnen Adams.“ Vers 43 fordert: „Wer weise ist, soll sich das merken und sorgsam beachten, wer die Gütigkeiten oder Gnaden des Yahweh erkennt.“

Das Reich Gottes wird hier thematisiert. Das Buch beginnt mit dem Dank, dass Gott das Gebet erhört und die Menschen wieder gesammelt hat. Das Königreich wird wiederhergestellt. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis das Königtum wiederhergestellt wird.

Wie endet die Geschichte? Mit den fünf Halleluja-Psalmen, wobei Psalm 150 das große Halleluja ist. Dort heißt es elfmal „Halleluja“ – eigentlich dreizehnmal, wenn man die Hallelujas am Anfang und Ende mitzählt. Es heißt: „Lobt Yahweh, alles, was Atem hat, preise Yahweh!“ Das ist die Schlussdoxologie.

Doch was ist der inhaltliche Schlussgedanke? Psalm 149 ist sehr interessant. Er fordert: „Singet dem Herrn ein neues Lied, sein Lob in der Versammlung der Frommen! Israel freue sich seines Schöpfers, und die Söhne Zions seien fröhlich über ihren König!“

Sie sollen seinen Namen preisen mit Reigen, Handpauken und Lautenspiel, denn Yahweh hat Gefallen an seinem Volk. Er schmückt die Gebeugten mit Heil. Die Frommen sollen frohlocken in Herrlichkeit und jubeln auf ihren Lagern.

Lobeserhebungen des Mächtigen sollen in ihrer Kehle sein, herrlich. Die Gläubigen sollen loben. Weiter heißt es, dass sie ein zweischneidiges Schwert in ihrer Hand haben, um Vergeltung an den Völkern zu üben und Bestrafung an den Völkerschaften.

Sie binden die Könige mit Ketten und die Edlen mit eisernen Fesseln. An ihnen vollziehen sie das aufgeschriebene Gericht. Das ist die Pracht aller Frommen. Halleluja!

Was geschieht hier? Die Frommen führen das Gericht aus. Die Lobpreisungen enden mit dem Gericht über die Völker durch die Frommen. Sie handeln in der Autorität des Königs und üben das Gericht mit ihm aus. Die Völker werden gerichtet, und die Gläubigen kommen zu ihrem Recht.

Sie dürfen mitregieren, mit dem König. Das ist ein Ausblick auf Offenbarung 22, wo es heißt, dass die Gläubigen mit ihm regieren werden in alle Ewigkeit. Sie sind auf der Seite des Richters. Offenbarung 3, Vers 21 sagt: „Wer überwindet, dem werde ich geben, mit mir auf dem Thron zu sitzen.“ Wer überwindet, wird die Völker richten (Offenbarung 2, Vers 27).

 Offenbarung 2, Vers 26 sagt: „Wer überwindet und meine Werke bis ans Ende bewahrt, dem werde ich Autorität geben über die Völker, und er wird Hirte über sie sein.“ Er wird sie mit eisernem Zepter weiden, so wie Töpfergefäße zerbrochen werden.

Hier wird ein Mitregieren und Mitrichten über die Völker beschrieben. Das ist ein guter Schluss.

Wir sind schon über die Zeit, und ich möchte daran erinnern, dass wir, wenn wir eine Sekunde über 18 Uhr sind – wir sind schon acht Minuten drüber –, zum Schluss beten.