
Was ist eigentlich Buße? Fünf Punkte, die du wissen solltest
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt – Nachfolge praktisch: dein geistlicher Impuls für den Tag. Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um eine Begriffsklärung.
Es gibt einige Begriffe in der Bibel, die gleichzeitig wichtig und ein wenig mysteriös sind. Begriffe, bei denen man weiß, dass man sich intensiver mit ihnen beschäftigen sollte, aber gleichzeitig nicht genau weiß, wie man sich ihnen nähern soll. So ein Begriff ist Buße.
Jeder Christ weiß, dass Buße wichtig ist, aber nicht jeder kann den Begriff gut erklären. Deshalb dachte ich, es wäre vielleicht hilfreich, diesem Begriff eine Woche lang im Podcast Aufmerksamkeit zu widmen.
Also: Was ist Buße? Darum soll es heute gehen.
Zuerst einmal ist Buße etwas, das man tun soll. Egal, was sich letztendlich hinter dem Begriff verbirgt, Buße soll getan werden.
Johannes der Täufer predigt in Matthäus 3,2: "Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahegekommen." Als Johannes eingesperrt wird, beginnt Jesus ebenfalls zu predigen. In Matthäus 4,17 heißt es: "Von da an begann Jesus zu predigen und zu sagen: Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahegekommen."
Jesus schickt auch seine Jünger aus, um dasselbe zu predigen. Markus 6,12 berichtet: "Und sie zogen aus und predigten, dass sie Buße tun sollten."
Buße ist also etwas, das man tun soll. Demzufolge, da Gott nichts von uns fordert, was uns unmöglich ist, können wir Buße auch tun.
Ein ganz wichtiger Punkt: Wenn wir das Wort „Busse“ hören, denken wir oft sofort an ein Bußgeld.
Vor Kurzem bin ich nach einer Predigt in einer Brandenburger Gemeinde mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit in eine Baustelle mit 30er-Zone bei Hennigsdorf hineingefahren. Das Blitzen habe ich nur noch aus dem Augenwinkel gesehen. Nun warte ich auf ein Schreiben mit einem Bußgeld – so nennt man die Strafe, die man für zu schnelles Fahren zahlt.
Wir verbinden das Wort „Busse“ deshalb automatisch mit Strafe. Und die Kirche ist an dieser Entwicklung nicht unschuldig. Leider gibt es in der Kirchengeschichte die Idee der Kirchenbusse. Dahinter steckt die Vorstellung, dass Sündenvergebung mehr erfordert als ein einfaches Bekenntnis.
Es reicht demnach nicht aus, dass ich täglich meine Sünden Gott bekenne und dadurch Vergebung erfahre – so wie es der Apostel Johannes eigentlich formuliert hat: „Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit“ (1. Johannes 1,9).
Im Lauf der Zeit entwickelte sich jedoch die Vorstellung, dass die Vergebung von Sünden – vor allem von schweren Sünden – im Sakrament der Busse geschieht. Dabei hört ein Beichtvater einerseits mein Sündenbekenntnis und andererseits auferlegt er mir eine Busse.
Die Formulierung „eine Busse auferlegen“ ist problematisch. Dadurch wird Busse zu einer Bestrafung. Diese Vorstellung steckt auch in unserem Kopf, wenn wir zum ersten Mal hören: „Tut Busse, denn das Reich der Himmel ist nahegekommen.“
Ich erinnere nur an das Bußgeld.
Was man bei geistlichen Themen immer bedenken sollte, ist Folgendes: Habe ich ein klares Verständnis von den Begriffen, die ich benutze?
Und auch wenn das nicht nett klingt, wenn es um Begriffsdefinitionen geht, ist die Kirchengeschichte nicht dein Freund. Ich kann dir nur immer wieder raten: Lies zuerst die Bibel und schau dir dann an, was Menschen daraus gemacht haben.
Es ist nämlich so: Der biblische Begriff Buße hat nichts mit Bestrafung zu tun. Es geht überhaupt nicht, nicht einmal im Ansatz, darum, jemandem eine Strafe aufzuerlegen. Wer also unter Buße etwas versteht wie das Beten des Vaterunsers, einen Monat auf Alkohol zu verzichten oder regelmäßig die Messe zu besuchen, der hat den Begriff nicht im biblischen Sinn verstanden.
Was bedeutet der Begriff Buße in der Bibel? Buße ist zuerst einmal ein Herzensentschluss. Buße tun bedeutet, dass ich in meinem Herzen, tief in mir drin, da wo ich die Entscheidungen treffe, die von Bedeutung sind, zu Gott umkehre.
Das griechische Wort dazu lautet Metanoia und bedeutet genau das: Umkehr.
Stell dir vor, du fährst auf der Autobahn. Es ist schon dunkel. Während du links überholst, siehst du rechts die Ausfahrt, die du hättest nehmen sollen, vorbeifahren. Was tust du?
Du kannst geradeaus weiterfahren und hoffen, dass du irgendwann mal wieder zufällig an der richtigen Ausfahrt vorbeikommst. Oder du tust Buße. Das heißt, du triffst die Entscheidung, umzukehren, an der nächsten Ausfahrt rauszufahren und zurückzufahren.
Das ist Buße. Aber nicht im Blick auf eine Autofahrt, sondern im Blick auf ein Leben. Buße beschreibt die komplette Änderung meines Denkens und meiner Lebensausrichtung. Ich sage das noch einmal: Buße beschreibt die komplette Änderung meines Denkens und meiner Lebensausrichtung.
Buße tun heißt, ich kehre komplett zu Gott um. Eine hundertachtzig Grad Wendung. Vorher war ich mein eigener Gott, habe das gemacht, was mir Spaß gemacht hat oder was ich für richtig hielt. Jetzt ist damit Schluss.
Buße tun heißt, ich treffe eine Entscheidung – die Entscheidung, jetzt für Gott zu leben. Oder mit Gottes eigenen Worten aus Jesaja 55,7: »Der Gottlose verlasse seinen Weg und der Mann der Bosheit seine Gedanken, und er kehre um zu dem Herrn, so wird er sich über ihn erbarmen, und zu unserem Gott, denn er ist reich an Vergebung.«
Umkehr – das ist Buße. Bitte vergesst das nicht.
Eine Buße kann jeder selbstgerechte Heide praktizieren. Buße im biblischen Sinn ist jedoch nur für diejenigen, die am Ende sind – so wie man es bei Nasse, dem bösen jüdischen König, sieht, der sich in der assyrischen Gefangenschaft bekehrt und Buße tut.
In einer christlichen Liedersammlung aus dem zweiten Jahrhundert wird dieser Moment so beschrieben: Oden Salomos Kapitel 12, Verse 12 und 13. Dort heißt es:
„Ich habe gesündigt, Herr, ich habe gesündigt, und meine Gesetzwidrigkeiten erkenne ich an. Ich bitte dich flehentlich, vergib mir, Herr, vergib mir, bring mich nicht ins Verderben, zugleich mit meinen Gesetzwidrigkeiten, und belasse mir nicht auf ewig grollend die schlimmen Taten. Verurteile mich nicht, in den untersten Tiefen der Erde zu sein, denn du, Herr, bist der Gott der Umkehrenden.“
Gott ist ein Gott der Umkehrenden, derer, die Buße tun – derer, die ihre eigene Verlorenheit anerkennen und sich mit ihrem Herzen entschließen: „Ich will mich zu Gott wenden, ich will zu Gott umkehren, um von ihm gerettet zu werden.“ Das ist Buße.
Was könntest du jetzt tun? Du könntest Jesaja 55,7 auswendig lernen, um die Definition von Buße nicht mehr zu vergessen.
Das war's für heute, morgen geht es weiter. Wenn dir die Episode gefallen hat, überlege doch, ob du sie vielleicht einem Freund weiterleiten möchtest. Du kannst sie direkt auf Spotify oder Apple Podcasts teilen.
Falls du im Hintergrund Vogelgezwitscher gehört hast – ja, das waren die vorlauten Spatzen vor meinem Fenster.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
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