Wir hören heute als Predigttext aus dem Zweiten Korintherbrief, Kapitel 5, die Verse 19 bis 21:
Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selbst. Er rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu und hat unter uns das Wort von der Versöhnung aufgerichtet.
So sind wir nun Botschafter an Christi Statt, denn Gott ermahnt durch uns. Deshalb bitten wir an Christi Statt: Lasst euch mit Gott versöhnen!
Denn er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm die Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt.
Die Kontroverse um das Kreuz in der heutigen Gesellschaft
Wir hören das ja überall: „Jetzt lass doch endlich dieses Kreuz weg! Man kann es den Menschen nicht mehr zumuten.“ Es wird als abstoßend, ärgerlich, gewalttätig und grausam empfunden. „Raus damit aus den Schulräumen, aus den Gerichtssälen, aus den öffentlichen Räumen! Es ist ein Folterwerkzeug.“
Und der ganze Bericht ist schrecklich, unerträglich – wie jemand sterbend am Kreuz hängt, umgeben von einer Masse johlender, höhnender und spottender Leute.
Es ist ja merkwürdig: In unserer Welt hat niemand etwas gegen das Kreuz als Mahnmal. Draußen an der Bundesstraße, in der Kurve, wo der 24-jährige Motorradfahrer ums Leben kam, habe ich noch nie jemanden getroffen, der das Kreuz dort wegreißen wollte. Auch bei den vielen Kriegstoten neigt man sich ehrfürchtig. Das Mahnmal wird getragen. Beim Amoklauf stehen überall Kreuze, bei den Mordopfern ebenfalls.
Ich habe noch nie jemanden getroffen, der sich über das Rote Kreuz geärgert hat. Aber das Kreuz von Golgatha – das Kreuz von Golgatha allein – ist ärgerlich. Es ist umstritten bis tief hinein in die Christenheit. Am Kreuz scheiden sich die Geister. Dem einen ist es ein Ärgernis, dem anderen ein Blödsinn. Uns aber, die wir gerettet werden, ist es eine Gotteskraft.
Die geistliche Bedeutung des Kreuzes als Siegeszeichen
Wir können die Gotteskraft des Kreuzes nur durch eine Offenbarung des Geistes Gottes erkennen. Dann verstehen wir, was dort geschieht.
Das Kreuz ist kein Mahnmal. Es ist das herrlichste Siegeszeichen, das Christen besitzen – ein Triumphzeichen gegen alles, was uns traurig machen kann und gegen alles, was gegen uns streiten will.
Deshalb tun wir gut daran, das Kreuz auf Kirchtürme zu setzen, auf Bergspitzen und auf frisch aufgerichtete Grabeshügel. Es ist ein Siegeszeichen.
Als junge Leute haben wir gesungen: „Halten wir stets sein Kreuz empor, den feindlichen Gewalten entfällt der Mut davor.“ Dieses Siegeszeichen zeigt, dass wir überwinden und siegen können, weil es uns allein Trost und Zuversicht gibt – die Mitte des Evangeliums.
Die Notwendigkeit des Gekreuzigten für die Menschheit
Ich möchte zunächst darüber sprechen, dass wir den Gekreuzigten bitter nötig haben – den Gekreuzigten, der am Kreuz hängt.
Man kann das nur durch den Geist Gottes verstehen. Durch das Wort Gottes wird uns erklärt, was dort geschieht: Er ist um unserer Missetat willen verwundet und um unserer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, damit wir Frieden haben. Durch seine Wunden sind wir geheilt – also um unserer Sünde willen.
An dieser Stelle ist die Menschheit blind. Meine Sünde? Das ist doch nicht interessant, das ist doch nicht aktuell. Deshalb kann man so frech und lästerlich über das Kreuz reden.
Sehr bemerkenswert ist, dass vor ein paar Wochen ausgerechnet das Magazin Der Spiegel eine Ausgabe mit dem Titel „Der Triumph der Sünde“ herausgebracht hat. Darin wird auch die bittere Wahrheit aufgezeigt, dass in den Kirchen niemand mehr von der Sünde reden will.
Der Journalist schreibt dort, wie furchtbar unsere Welt von der Sünde beherrscht wird. Aber die Sünde hat ein Imageproblem, sagt er. Man kann sie gar nicht mehr wahrnehmen, obwohl Neid, Geiz und Streit in unserer Welt allgegenwärtig sind.
Er sagt weiter: Wenn man nicht mehr von einem Gericht weiß, müssen wir in der Hölle leben, die wir uns selbst zubereitet haben.
Die Blindheit der Menschheit gegenüber der Sünde
Warum reden wir eigentlich nicht mehr so viel von der Sünde? Dabei ist das größte Problem gerade der Spiegel. Noch nie hat die Menschheit so sehr unter ihren Schuldgefühlen gelitten wie heute. Trotzdem spricht kaum jemand darüber.
Wenn Sie wissen wollen, was Sünde ist, dann müssen Sie in die Bibel hineinschauen. Die Bibel ist noch besser als der Spiegel. Dort sehen Sie, dass Sünde eine Macht ist – eine große Macht, die diese herrlich von Gott geschaffene Welt in den Abgrund reißt.
Sünde ist mehr als ein zerstörendes Erdbeben, mehr als ein Vulkanausbruch. Sie ist mehr als eine Pest, die über die Welt geht. Sie reißt alle Menschen mit verfinstertem Verstand mit, zerstört alles Glück, lügt und betrügt. Dadurch kann man die Wahrheit und die Wirklichkeit gar nicht mehr erkennen. Man wiegt sich in dem Glauben: „Ich bin doch gut.“ Dabei sieht man nicht, wie fern man von Gott ist und dass genau dort die Ursache aller Nöte im Leben liegt.
Die Offenbarung der Sünde am Kreuz
Und dann muss man dort ans Kreuz schauen, auf dieses Geschehen. An dem sündlosen Jesus tobt sich noch einmal die menschliche Sünde aus – durch Dichterverachtung, Spott und Hohn.
Selbst die Bibelkenner, die Frommen, sagen: Lieber wollen wir den Barabbas haben als diesen Jesus. Das zeigt eine Feindschaft gegen Gott, die so tief im Menschen verwurzelt ist. Das deckt uns die Bibel auf. Das ist die Not.
Das Schlimme daran ist, dass die Sünde uns gefangen hält. So hat Jesus gesagt: Noch nie hat ein Mensch sich in seiner eigenen Kraft aus der Sünde befreien können. Mag ich ringen, wie ich will, mögen auch viele Tränen fließen – ich komme nicht heraus.
Wir lügen uns das in die Tasche, doch wir kommen nicht frei aus den Gebundenheiten, aus der Finsternis. Je mehr man anklagt und sagt: Dort sind die Missstände, dort war der Missbrauch, dort war das Böse, und dort sitzen die Habgierigen – so sitzt die Sünde doch tief in uns.
Wer Sünde tut, der ist der Sündesklave, der ist der Sündeknecht und wird beherrscht. Das findet sich hinter allem, wie Jesus uns gezeigt hat: Hinter jedem bösen Wort, das wir reden, steckt dieser Vernichtungsgeist des Mordes. Hinter jedem schmutzigen Gedanken steckt der Ehebruch.
In der Bergpredigt wird deutlich, was Sünde ist. Das ist die Not der Welt. Und das, was oft ans Tageslicht kommt, ist nur die Spitze des Eisbergs. Keiner, der jetzt neben uns sitzt, darf wissen, was alles unser Leben an Schuld und Sünde beherbergt.
Wir decken es zu, reden nicht darüber, und darum sind wir verloren in dieser Welt. Wir können das nicht ungeschehen machen.
Die Versöhnung durch Christus als einzige Rettung
Gibt es eine Rettung? Gibt es eine Rettung? Gott war in Christus. Da ist Gott mitten im grausamen Geschehen, in diesem sterbenden Jesus. Und er versöhnte die Welt mit sich selbst.
Jetzt gibt es einige Dummköpfe, die behaupten, Gott hätte versöhnt werden müssen. Aber das steht doch nirgendwo in der Bibel. Gott muss doch nicht versöhnt werden. Wir müssen versöhnt werden. Wie kann man die Wahrheit nur so falsch darstellen?
Wir müssen versöhnt werden, denn wir sind unversöhnte Menschen. Wir tragen Schuld und leben im Unfrieden – mit uns selbst, mit der Bestimmung unseres Lebens. Wir erreichen nie das Ziel, das Gott für uns vorgesehen hat. Deshalb brauchen wir die Versöhnung. Wir sind die Schuldigen, und unser trotziges Herz braucht die Versöhnung, die durch das Blut von Jesus geschehen ist.
Was soll daran noch makabrer sein, wenn jemand sagt: „Bei mir wäre kein Blut nötig gewesen“? Hast du eine Ahnung, wie es ist, einen Menschen aus den Klauen der Hölle zu befreien?
Wir haben gerade das Lied von Christian Gregor gesungen, dem Sangesmeister der Herrnhuter Brüdergemeinde. Dieser Christian Gregor ist durch Monate der Finsternis gegangen. Wer ein wenig seelische Schwermut kennt, der ahnt, was das bedeutet. Er konnte weder essen noch trinken, und keine Seelsorge konnte ihm helfen.
Wo hat er den Frieden gefunden? Er sagte: „Ach, mein Herr Jesus, wenn ich dich nicht hätte und wenn dein Blut nicht für uns Sünder redete.“ Das ist das Einzige, was unser Leben lösen kann, was Frieden schenkt und Geborgenheit gibt.
Ein anderer hat die Schwermut so tief erlebt, dass er einen Selbstmordversuch unternahm. Und wie durch einen Zufall stieß er auf das Neue Testament – William Cooper. Er sagte, das war der einzige Lichtblick in der Finsternis: „Es floss für mich das teure Blut.“ Das hat er später gedichtet:
„Es floss für mich das teure Blut,
das Glauben fasse ich,
es macht auch meinen Schaden gut,
denn Jesus starb für mich,
darin ruht mein Leben.“
Die Wirkung des Heiligen Geistes in der Erkenntnis der Sünde
Wenn der Geist Gottes ihnen ihre Schuld aufdeckt, ist das eine der wichtigsten Wirkungen des Geistes Gottes. Jesus spricht in Johannes 14 davon: Wenn der Geist kommt, wird er die Welt überführen von der Sünde und vom Gericht.
Wenn sie wach werden, kann sie niemand mehr trösten – nur noch das Blut von Jesus. Er ist für mich gestorben, und er macht mich gerecht. Deshalb ist es so wichtig, dass wir dies erkennen – nicht nur heute am Karfreitag, sondern für unser ganzes Leben und auch für unser Sterben.
Der Teufel muss schweigen vor dem Blut von Jesus, das für unsere Sünden vergossen wurde. Es gibt eine vollkommene Erlösung, eine Befreiung. Die alten Dinge sind vergeben und vergessen und werden nie mehr vorgeholt.
Das ist möglich, weil sie ausgelöst sind dort, wo Jesus für unsere Schuld gestorben ist, wo wir versöhnt sind. Wir brauchen diese Versöhnung.
Der Auftrag der Christen als Botschafter der Versöhnung
Paulus sagt nun, wir sollen Botschafter der Versöhnung sein. Das klingt natürlich schön, wenn wir in den Spannungsfeldern unserer Gesellschaft vermittelnd wirken. Doch hier ist nicht gemeint, dass wir einfach nur vermitteln sollen. Vielmehr sollen wir Menschen zur Versöhnung mit Gott führen, also Menschen mit Gott versöhnen.
Die meisten Menschen kennen ihre Stellung vor Gott gar nicht und sind sich ihrer Schuld nicht bewusst. Wie können wir sie dann mit Gott versöhnen? Gott mahnt uns durch Paulus: Lasst euch mit Gott versöhnen. Das ist der wichtigste Auftrag für uns. Wir sollen nicht nur in der Familie, sondern auch im Freundeskreis und weit darüber hinaus in der Welt und Gesellschaft Botschafter Gottes sein und Menschen mit Gott versöhnen.
Es ist tragisch, dass viele in den Kirchen meinen, sie müssten sich der Gesellschaft so anpassen, dass sich alle im Gottesdienst wohlfühlen. Doch wir haben eine Botschaft, und diese können wir nicht ändern. So wenig, wie ein Botschafter in Peking seinen Auftrag nach Belieben anpassen kann, sondern dem Auftraggeber verpflichtet ist – sei es das Weiße Haus oder Berlin –, so sind auch wir an den Auftrag Gottes gebunden.
Wenn Gott uns als Botschafter einsetzt, sollen wir nicht nur Wohlfühlfreude verbreiten. Wir müssen die Menschen daran erinnern, dass in ihrem Leben etwas sehr Wichtiges noch nicht in Ordnung ist. Dabei darf man nicht um den heißen Brei herumreden.
Im tiefsten Unterbewusstsein wissen heute alle Menschen genau, dass mit Gott etwas nicht stimmt. Doch sie trauen sich nicht, es auszusprechen.
Die Herausforderung, die Botschaft von Sünde und Versöhnung zu verkünden
Jetzt ist es doch so befreiend, wenn wir zeugnishaft von uns erzählen und sagen: Das war die große Blockade in meinem Leben. Wir haben es doch alle so gemacht. Ich kann das Wort „Sünde“ nicht hören, und wir haben uns dagegen gewehrt. Das Blut von Jesus und die Schlachthaustheologie – damals haben wir diese Begriffe für böse, lästerliche Worte gehalten.
Doch wenn wir anderen davon erzählen, fällt uns oft eine Last vom Herzen. Da beginnt die Freude, da fängt das Leben an. Die Tür öffnet sich, und wir entdecken die Liebe Gottes erst richtig. Das ist das Allergrößte: Wenn wir das haben, wenn wir das vor Gott aussprechen können und wenn wir es anderen sagen. Das fehlt vielen noch.
Ich verrate Ihnen sicher nichts Besonderes, wenn ich sage, dass bei diesem Thema oft plötzlich ein Tumult losgeht – sogar in einer Christengemeinde, sogar in einem christlichen Hauskreis. „Wir, wir sind doch keine Schuldigen, ich bin ein guter Mensch und habe mir doch nichts vorzuwerfen.“
Neulich hat mir ein einflussreicher Mann, der in Politik, Kunst und Theater zu Hause ist, nachdem er zu Jesus gefunden hat, gesagt: „Ich würde so gern meinen Freunden das auch vermitteln. Aber wie kann ich das eigentlich tun? Ich kann das mit der Sünde einfach nicht so aussprechen.“
Ja, man muss es aussprechen. Daran führt kein Weg vorbei. Man muss es aussprechen und sagen: Lass dich versöhnen mit Gott! Stell dein Leben unter diese Liebe des versöhnenden, heilenden, vergebenden Herrn, der dein Leben neu macht.
Die Kraft der Passionsgeschichte in der Mission
Es ist interessant, in der Missionsgeschichte zu beobachten, wie bei all den großen Missionaren der Weltgeschichte immer die Passionsgeschichte der Moment war, in dem plötzlich die Augen aufgingen und Tränen geflossen sind. Es müssen nicht unbedingt Tränen fließen, aber wenn Menschen ihren Zustand wirklich erkennen, dann müssen sie oft weinen. Sie sagen dann: „Das war wirklich, das hat er für mich getan, das ist unglaublich.“ Und doch gehe ich so gleichgültig durch die Welt und erkenne das nicht.
Da sind die Augen aufgegangen, manchmal gab es auch Empörung. Eine junge Künstlerin, Charlotte Elliot, 32 Jahre alt, aber schwer krank und gegen Gott mürrisch, wurde von einem Schweizer Evangelisten, Doktor Cesar Melan, angesprochen. Er fragte sie: „Haben Sie Jesus aufgenommen?“ Sie antwortete: „Ich verbiete mir diese Direktheit.“ Er sagte: „Ich muss Ihnen etwas erklären.“ Sehr drastisch sprach er von Gottes Augen: „Wir sind ja alle viel zu feige.“ Er sagte: „In den Augen Gottes sind Sie nicht mehr als der Betrunkene, der in der Gosse liegt, und als die Prostituierte in der Hafengasse. Sie brauchen Jesus.“
Dann sagte er zu sich selbst: „Jetzt ist Schluss, ich spreche nicht mehr weiter.“ Aber in der Nacht dichtete sie ein Lied, das wir heute kennen. Billy Graham benutzte es oft, wenn er Menschen zur Entscheidung rief. Dieses Lied stammt von Charlotte Elliot:
So wie ich bin, so muss es sein,
Nicht meine Kraft, nur du allein,
Dein Blut wäscht mich von Flächen rein.
So wie ich bin, vom Sturm gejagt,
Mit bangen Zweifeln oft geplagt,
Vom Feind bedroht und sehr verzagt,
Grad wie ich bin, nimmst du mich an.
Die Sündenschuld ist abgetan,
Weil ich auf dein Wort trauen kann,
Oh Gotteslamm, ich komm.
Die Einzigartigkeit der Vergebung am Kreuz
Es gibt keine Religion der Welt, überhaupt keine, die von so etwas Ungeheurem auch nur reden kann: von der Vergebung der Schuld. Im Hinduismus nicht, im Buddhismus nicht und im Islam nicht.
Nur am Kreuz von Golgatha wird ein Schulderinner, darum ist es so unbequem. Aber die herrliche Freude darf sie noch durch die Todesstunde tragen. Niemand kann ihnen die Freude nehmen: Ich bin bei Christus angenommen, und er ist bei mir. Der Tod kann mich nicht scheiden, und ich falle in die offenen Hände von Jesus.
Es ist verbürgt, es ist eine Tatsache, auf die ich mich gründen kann. Darum bin ich gewiss: Jesus ist die Versöhnung für unsere Schuld, und nicht nur für unsere Schuld, sondern für die der ganzen Welt. Es gibt keine andere.
Wenn heute Theologen kühn hinstehen und sagen, sie könnten auch ohne das Kreuz von Jesus Sünden vergeben, ist das ein Flopp. Kein Mensch hat das Recht, uns Sünden in seinem eigenen Namen zu vergeben. Wie soll er das auch können? Es ist ein Betrug.
Da wundert es uns nicht, dass Kirchen leer werden, weil die Leute den Schwindel durchschauen. Jesus verbirgt uns die Vergebung.
Die Hoffnung auf Erneuerung durch Versöhnung
Nein, letztendlich geschieht eine Erneuerung, eine völlige Erneuerung. Uns geht es heute um die Erneuerung der Welt. Doch wie gibt es eine Erneuerung?
Es ist so, dass wir durch die Jahrhunderte hindurch merken, dass es keine wirkliche Erneuerung gibt. Jeder Politikwechsel und jede neue Organisation in der Welt, die global geschaffen wird, jede neue Ideologie bringt keine Erneuerung der Welt. Solange Menschen von Ungerechtigkeit durch und durch beherrscht sind, gibt es keine echte Erneuerung.
Es gibt keinen einzigen Menschen, der nicht von dieser Ichsucht und von dieser Gottferne beherrscht ist. Das Wesen jedes Menschen ist von dieser tödlichen Krankheit durchzogen. Wann endlich wird es denn eine Erneuerung geben?
Das steht so schön in diesem letzten Vers. Jesus hat uns mit Gott versöhnt. Warum? Weil der, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht wurde, damit wir in ihm die Gerechtigkeit würden und neue Menschen werden.
Und zwei Verse davor steht es im Zusammenhang: Ist jemand in Christus, dann ist er eine neue Schöpfung. Das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden.
Die Herausforderung der echten Neugeburt und Vergebung
Ja, wie ist das jetzt mit der Neugeburt? Ist das wirklich so? Man trifft ja auch manche Leute, bei denen es nur wie äußerlicher Heuchelei scheint. Dabei stellt sich die Frage, ob die Versöhnung, die Gott durch den Tod von Christus bewirkt hat, uns wirklich durch und durch durchdringt, damit wir gerecht werden.
Corrie ten Boom erzählt, wie sie 1947 in München evangelisierte. Da kam ein Mann mit einem grauen Staubmantel auf sie zu und sagte: „Ich sehe dieses Gesicht.“ Es war ein Wärter von Ravensbrück, dem Konzentrationslager, in dem ihre Tochter Betsy zu Tode kam.
Dieser Mann verhielt sich so, wie wir das manchmal tun: „Oh, Fräulein Boom! Ich bin zum Glauben gekommen, ganz locker und flockig. Komm doch, und jetzt möchte ich Ihnen auch noch die Hand drücken. Die Vergebung von Jesus deckt ja alles zu.“
Corrie sagt, sie konnte die Hand nicht heben, sie war eiskalt und wie gelähmt. So könne man doch das schreckliche Unrecht, das geschehen ist, nicht einfach zudecken. Sie spürte, dass ihr Wesen neu werden musste. Deshalb betete sie: „Herr, hilf mir, hilf mir, mach mich stark!“
Sie sagt, sie musste ihren Gefühlen nachhelfen. Dann reichte sie dem Mörder von Ravensbrück die Hand und sagte: „Lieber Bruder, ich vergebe Ihnen von Herzen.“
Sind Sie schon so weit von der Versöhnung durch Jesus durchdrungen, dass Sie das können? Dass wir die Versöhnung wirklich leben?
Die Kraft der Versöhnung inmitten von Leid und Verfolgung
Echt! Diese Liebe, die Christen in Nordnigeria haben, ist verzweifelt geschrieben worden vor diesem großen Mord: "Betet für uns, wir können nicht mehr stillhalten bei den Massakern der Muslime. Wir müssen jetzt mal ein Exempel statuieren."
Und jetzt sind wieder 300 Frauen und Kinder von Macheten getötet worden. Doch sie vergeben ihren Feinden in der Versöhnung. Nirgendwo auf der Welt werden so viele Muslime Christen getötet wie dort in Nordnigeria, um Jos herum. Das liegt daran, dass die Kraft der Versöhnung von Jesus wirkt.
Verstehen Sie, was das ist? Diese Versöhnung, die man kaum selbst leisten kann, aber weil Christus uns nötig macht zu dieser Versöhnung.
Wir sprechen so viel von der Familie Henschel, die im Jemen entführt ist. Sie beten doch auch täglich für diese Familie. Aber beten Sie nicht um Freiheit! Nirgendwo in der Bibel gibt es die Aufforderung, bei solchen Dingen um Freiheit zu beten.
Aber was wollen wir bieten? Herr, gib ihnen mit Freimut zu reden Dein Wort! Noch nie waren christliche Missionare so nah bei Al-Qaida-Terroristen. Was könnte die Versöhnung von Jesus durch eine Familie mit drei kleinen Kindern bewirken! Dass plötzlich die Versöhnung von Jesus durchbricht zur Gerechtigkeit.
Wir dürfen viel beten, wir dürfen um Erneuerung unserer Gemeinden beten, um unsere Jugend, dass die Versöhnungskraft des Kreuzes durchbricht und uns neu macht.
Das Kreuz als Hoffnungszeichen in der Welt
Nein, das Kreuz von Jesus, das Kreuz von Golgatha, das müssen wir nicht niedertrampeln. Es ist das größte Hoffnungszeichen.
Es gibt keinen Menschen auf der Welt, den man von vornherein ausschließen und sagen könnte: Für den gilt es nicht. So wie es uns zu überwinden hat, sollen es noch viele andere überwinden.
Wir wollen weitergehen unter diesem Kreuz, dem einzigen Hoffnungszeichen dieser Welt – der Welt des Leidens, der Gewalt und des Todes. Es ist ein Hoffnungszeichen der neuen Welt, die heute schon angebrochen ist in der Herrschaft von Christus, im Leben von Menschen.
Wir können nur beten: Ach Herr, lass deine Todespein an mir nicht vergeblich sein! Amen!
