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Bring das Kreuz in Deine Stadt!

Der Herr wurde vor der Stadt gekreuzigt - bring Du sein Vergebungswerk wieder rein!
05.01.2014Hebräer 13,12

Einführung in die Stadtkategorien und deren Bedeutung

Wir haben also 2.64 Städte in Deutschland. Man unterteilt in Deutschland Kleinstädte, Mittelstädte und Großstädte.

Kleinstädte sind solche mit bis zu 5.000 Einwohnern, Mittelstädte ab 20.000 und Großstädte ab 100.000 Einwohnern.

Wir haben 76 Großstädte in Deutschland.

Darf ich fragen: Wer kommt aus einer Stadt? Wer lebt in einer Stadt mit mehr als 20.000 Einwohnern? Kommen die anderen alle aus dem Dorf, oder wie? Also, wer kommt aus einem Ort mit weniger als 5.000 Einwohnern?

Was wollt ihr in dieser Veranstaltung? Wie soll ich euch die Frage beantworten? Wollt ihr das Kreuz in eure Stadt bringen? Plant ihr demnächst umzuziehen oder was?

Die Veranstaltung mit dem Dorf ist nebenan oder gleich hier, irgendwie.

Das habe ich ja geahnt, so etwas habe ich geahnt.

Verbindung von Text und Thema: Das Kreuz in der Stadt

Jetzt zum zweiten Problem: Wir haben einige Punkte, die wir betrachten wollen. Was hat der Text mit dem Thema zu tun? Da steht ja, ihr habt so etwas gesehen, da steht tatsächlich „Text“ und „Thema“. Lange habe ich darüber nachgedacht, was das bedeutet: „Bring das Kreuz in deine Stadt“. Der Herr wurde vor der Stadt gekreuzigt. Bring du sein Vergebungswerk wieder hinein.

 Hebräer 13,12 sagt: „Darum hat auch Jesus, damit er das Volk heilige durch sein eigenes Blut, draußen vor dem Tor gelitten.“ Man muss aber auch Vers 11 dazulesen: „Denn die Leiber der Tiere, deren Blut durch den Hohenpriester als Sündopfer in das Heilige getragen wird, werden außerhalb des Lagers verbrannt.“

Was hat das mit dem Thema zu tun, „Bring das Kreuz in die Stadt“? Jesus geht hinaus, bring du es hinein. Kurz und knapp, damit man die Voraussetzungen versteht, unter denen man den Rest erzählt – so wie am großen Versöhnungstag. Der Hohepriester, nachdem Stier und Bock geschlachtet waren, brachte das Blut ins Allerheiligste. Dann wurden die Kadaver, die Körper, rausgebracht aus dem Lager Israels, weil sie unrein waren und die Sünde darauf lag. Draußen wurden sie verbrannt.

So heißt es, Jesus wurde rausgebracht aus der Stadt. Es war doch seine Stadt. Er war doch nicht unrein, er war der einzige Gerechte, der von keiner Sünde wusste. Und trotzdem wurde er wie ein Unreiner herausgebracht und vor den Toren Jerusalems gekreuzigt. Dadurch macht er durch die Vergebung der Sünden Menschen zum Eigentum Gottes, heiligt sie – das heißt, er macht sie zum Eigentum Gottes.

Jetzt sagt der Schreiber des Hebräerbriefs: Das ist das, wovon wir leben. Derjenige, der wirklich heilig ist und in Gottes Stadt, Tempel, Verheißung, Königstadt – das ist seine Stadt, der Einzige, der dorthin gehört – wird rausgetrieben, weil er unrein ist, weil er unsere Unreinheit trägt. Und das empfangen wir. So werden wir geheiligt, so gehören wir zu Gott.

Dann folgt eine Folgerung: Lasst uns Jesus nachfolgen und rausziehen. Lasst uns zu ihm hinausgehen aus dem Lager und seine Schmach tragen. Ihm nachzufolgen heißt: Es soll mir nie zu viel sein, wenn man mich bespuckt, beschimpft und verleumdet, wie sie es mit dir getan haben. Wenn das mit mir passiert, will ich immer begreifen: Ich bin bei dir. So und nur so bin ich auf deiner Spur.

So will ich hinter dir hergehen und keine Angst davor haben, so behandelt zu werden – voll Schmach und Schande, wie du behandelt worden bist. Für mich! Das gilt für Menschen, die ihren Dienst in Städten tun, und für Menschen, die ihren Dienst in Dörfern tun. Das ist ja völlig klar.

Wir haben heute das Thema „Bring das Kreuz in deine Stadt“. Deshalb konzentriere ich mich jetzt darauf. Wir blicken in die Bibel hinein und schauen in unser Leben, unsere Zeit, um zu verstehen, was das heißen kann. Was ist das mit der Stadt?

Die Christen in der Stadt: Flucht, Versteck und Herausforderung

Also, ihr habt etwas abgespeichert. Erstens: Was hat der Text mit dem Thema zu tun? Zweitens: Die Christen fliehen in die Städte.

Wenn wir die Bibel lesen, im Johannesevangelium Kapitel 20, dann erfahren wir von den Jüngern, was sie nach der Kreuzigung tun. Sie fliehen in die Stadt, nach Jerusalem, und verstecken sich dort. Sie schließen sich ein.

In Johannes 20 wird berichtet, dass am Ostersonntag, am Abend des Auferstehungstages, Jesus in ihre Mitte tritt. Zu diesem Zeitpunkt sind sie in einem Raum irgendwo in den Gassen von Jerusalem. Die Altstadt von Jerusalem ist bis heute voller winkliger, kleiner Straßen. Damals war das genauso, und dort hatten sie sich eingeschlossen – aus Angst vor den Juden.

Diese Furcht war real. Sie wussten, dass sie die Nächsten sein könnten, dass sie um ihr Leben bangen mussten. Deshalb waren sie in die Stadt geflüchtet. Die Stadt eignet sich hervorragend als Versteck. In einer Stadt kann man untertauchen. Dort wirst du nicht so schnell gefunden wie auf dem Dorf. Und in der Stadt können sie sich verstecken.

Das ist das Erste, was wir lernen, wenn wir von Jesus, dem Gekreuzigten, nachdenken und uns fragen, was das für die Stadt bedeutet: Seine Nachfolger haben sich zunächst in der Stadt versteckt – aus Angst und eingeschlossen.

Übrigens ist das eine moderne Methode geworden. In der Gastanienallee im Prenzlauer Berg muss man fließend Schwäbisch sprechen, um dort verstanden zu werden. Die Berliner haben inzwischen mehr Probleme mit den Migrationsströmen aus Schwabenland als mit denen aus der Türkei – wenn man den Zeitungen glauben darf. Aber ohne Spaß.

In Berlin bin ich vielen jungen Erwachsenen begegnet, nicht nur aus dem Schwabenland, sondern aus allen möglichen Teilen Deutschlands. Christen, die nach Berlin gegangen sind und in dieser faszinierenden Stadt, die ich sehr liebe, abgetaucht sind.

In den großen Städten kann man abtauchen. Der schöne Vorzug ist, dass man der sozialen Kontrolle, auch der christlichen sozialen Kontrolle, plötzlich entkommen kann. Dort kennen dich die Leute auf der Straße nicht. Niemand fragt: „Fehlte er im Gottesdienst? War er heute in der Kirche? War er in der Stund? War er hier oder dort? War er im Ziverdin oder im WC?“ Keiner bemerkt das. Du kannst einfach gottlos leben wie alle anderen.

Städte sind ideale Orte zum Fliehen und um sich zu verstecken.

Was wir heute in unserem Land erleben, ist nicht, dass Christen in die Städte gehen, um dort zu missionieren – obwohl einige das auch vorhaben. Es gelingt aber nur sehr wenig.

Was wir aber spüren, ist, dass die Städte ungeheuer wirkungsvoll die jungen Christen missionieren. Die erste Waffe der Stadt ist die Unverbindlichkeit. Du bist niemandem Verantwortung schuldig. Dort kannst du abtauchen, Dinge tun, die du zu Hause nie gewagt hättest. Hier sieht dich keiner, hier fragt dich keiner, hier hört dich keiner. Hier bist du völlig frei.

Städte sind überall auf der Welt Orte, an denen man Sehnsüchte stillen kann. Hier kann ich reich werden, hier kann ich etwas erreichen. „Ich will haben, hast du was, dann bist du was.“ Städte schüren in uns die Habgier. Sie entfesseln in uns den Trieb zum Ehebruch.

Die soziale Kontrolle im überschaubaren Bereich – da gucken die Leute, was man tut, was man nicht tun darf, und denken: „Was werden die Leute sagen?“ Das alles juckt dich hier überhaupt nicht.

Deshalb fliehen Christen in die Städte. Mit dem schmerzhaften Ergebnis, dass wir heute nachhaltig spüren, wie die Städte die Christen missionieren – und leider nicht die Christen die Städte.

Die Eroberung der Städte durch Christen in der Apostelgeschichte

Als Drittes beobachten wir in der Bibel unserer Zeit auch Christen, die die Städte erobern. Jerusalem war nicht nur der Fluchtpunkt, wo sich die Nachfolger von Jesus aus Angst eingeschlossen hatten, sondern auch die Stadt, in der sie warteten – so wie Jesus, der Auferstandene, es gesagt hatte – auf die Ausgießung des Heiligen Geistes. Dort explodierte es dann förmlich.

Diejenigen, denen man das nicht zugetraut hatte und die sich selbst vor allem nicht zugetraut hatten, gingen in die Öffentlichkeit. Sie mussten reden und konnten nicht mehr schweigen über die großen Taten Gottes. Dabei redeten sie nicht von dem, was sie selbst getan hatten, nicht von ihren guten Bemühungen, sondern von den großen Taten Gottes.

In allen verständlichen und möglichen Sprachen sprachen sie. Das war das Hörwunder von Pfingsten. Sie sprachen hier galiläisch platt, und die Leute verstanden alle ihre Muttersprache. Das ist das Wunder des Heiligen Geistes.

Sie erzählten, wir hören sie, von den großen Taten Gottes. Sie sprachen davon, was Jesus getan hatte: wie er geschickt wurde, wie er heilte, wie er redete, wie er tröstete, wie er die Sünde aufdeckte, wie er gekreuzigt und auferweckt wurde. Sie verkündeten, dass er der Schlüssel zum Leben ist, der Retter und der Herr.

Dann erschraken die Menschen, es traf ihre Gewissen. An einem Tag kamen dreitausend Menschen zum Glauben. Sie bekehrten sich, wurden getauft und vollständig hineingetaucht in die Wirklichkeit des dreieinigen Gottes. Christen erobern die Städte.

Nun war das eine Riesengemeinde in Jerusalem, aber das waren nur einige Wochen. Dann wuchs sie auf fünftausend und mehr an. Schließlich wurden sie vertrieben. In Apostelgeschichte 8 lesen wir, dass es eine blutige Verfolgung gab und die meisten bis auf wenige vertrieben wurden.

Doch sie suchten nicht nur die Dörfer als Sicherheit. Sie waren auch in den Dörfern aktiv. Als Nächstes lesen wir in Apostelgeschichte 11, dass sie die viertgrößte Stadt des damaligen römischen Reiches eroberten: Antiochia in Syrien, heute Antakya in der Türkei. Damals war es eine Stadt mit einer halben Million Einwohnern, heute sind es noch 180.000. Es war eine der großen Metropolen der damaligen bekannten Welt.

Dort sehen wir eine dynamische Gemeinde, von der aus dann die Weltmission begann. Sie eroberten die Zentren.

Wenn man die Apostelgeschichte liest – ich hoffe, das wurde getan oder wird unter diesem Gesichtspunkt neu betrachtet – sieht man, wie Paulus systematisch die Städte erobert. Ganz strategisch gründet er in einer Stadt eine Gemeinde und zieht dann weiter ins Hinterland. Die Gemeinde überlässt er sich selbst und setzt nicht viel Eifer darauf, auch noch die umliegenden Regionen zu missionieren.

Das gab es überall: Philippi, Thessaloniki, Veria (bis heute eine große Stadt), Athen und Korinth. Überall gab es ein großes Hinterland, das er den Gemeinden überließ.

Strategisch ging Paulus in die Städte. Sie erobern die Städte – auch das ist die Wahrheit. Nicht nur, dass Christen die Städte missionieren, sondern es gibt auch die Erfahrung, dass dynamische Boten und Gemeinden die Städte erobern.

Widerstand der Städte gegen das Evangelium

Und als Viertes müssen wir darüber nachdenken, wie die Städte im Augenblick Widerstand leisten. Auch das ist von Anfang an so. In Apostelgeschichte 3 bis 5 müsst ihr diesen Zusammenhang einmal unter dem Gesichtspunkt lesen, wie Städte auf die Botschaft des Evangeliums reagieren.

Gleich am Anfang, nachdem es explodiert ist, bekommen die Apostel ein Redeverbot durch die Regierung. Es folgt die Androhung von Verhaftung, sie werden tatsächlich verhaftet und verhört. Sie werden auch gefoltert, eine richtig massive Einschüchterung. Niemand hat ihnen verboten, ihre Hauskreise zu halten. Das hätten sie alle machen können.

Immer, wenn ich die Geschichte lese, denke ich neu darüber nach: Wenn ich damals in der Gemeindeleitung gewesen wäre, hätte ich wahrscheinlich gesagt, das ist auch viel vernünftiger. Der Heilige Geist hat hier die Regierung beeinflusst. Nach dieser Massenevangelisation, bei der fünf Leute zum Glauben gekommen sind – apostelhaft waren die fünf Leben nur die Männer gezählt, es kamen noch die ganzen Familien dazu – jetzt müssen wir mal in die Tiefe arbeiten, in Zellen, damit das Ganze Qualität hat und nicht nur Masse bringt. Qualität, nicht Quantität.

Da kommt die Regierung doch gerade recht und verbietet es. Sie drohen ihnen an, wörtlich heißt es in Apostelgeschichte 5: „Ihr habt die ganze Stadt erfüllt mit dieser Lehre, ihr wollt das Blut dieses Jesus, des Gekreuzigten, über uns bringen.“ Warum kommt das? Das ist ja kein religiöser Fanatismus, sondern Fürsorge der Regierung. Sie haben Angst, dass diese Auseinandersetzung – auch die Konflikte, die ja entstanden sind – die Familien spaltet. Teile der Familien sagten: „Ja, Jesus, der gekreuzigt und auferstanden ist, ist der Messias.“ Andere sagten: „Das ist ein Irrlehrer, das steht mir fern.“ Da ging der Riss mitten durch. Die einen bekannten sich zu Jesus, die anderen hielten das für Verrat am wahren, am biblischen Glauben.

Und dann die Massenveranstaltungen Tag für Tag. Die Regierung sah mit Sorge, was da passierte, weil sie ahnte, dass die römische Besatzungsmacht eingreifen würde, wenn die Dinge nicht mehr kontrollierbar waren. Deshalb sagten sie: „Ihr habt die ganze Stadt erfüllt mit dieser Lehre, schweigt, schweigt!“

Es ist immer so, dass vorgeschobene oder ernst gemeinte Gründe gefunden werden, um den Christen zu verbieten, in der Öffentlichkeit das Evangelium zu verkünden. Interessant ist, dass sich die erste Gemeinde dadurch nicht hat beeindrucken lassen. Sie haben eine Gebetsgemeinschaft in der ganzen Gemeinde gebildet. Sie haben aber nicht gebetet: „Herr, sieh die ganzen Schwierigkeiten an, all die jungen Christen, die jetzt vom Glauben abfallen, wenn wir hier so Prügel kriegen.“ Nein, sie haben gebetet: „Apostelgeschichte 4,29: Sie drohen und gib deinen Knechten Freimut, dein Wort zu reden.“

Und dann kommt dieser Schub des Heiligen Geistes und gibt diese Freiheit, diese innere Redefreiheit, obwohl staatlich alles eingeschüchtert war und Redeverbot gegeben wurde. Das ist doch interessant: Städte wehren sich, Städte wehren sich. Das ist auch heute so.

Im Augenblick ist das Klima so, dass kritische Beobachter eines dynamischen christlichen Glaubens sagen, die Christen werden zu einer Gefahr für die offene Gesellschaft. Heute Morgen nahm ich einen Zug hierher und las in der „Welt am Sonntag“ von heute ein Interview mit einem bedeutenden Hirnspezialisten der Münchner Universität. Er sprach über Ängste und darüber, wie Gewalt zustande kommt und wie das mit Dummheit zusammenhängt. Leute seien nicht mehr in der Lage, Perspektivwechsel vorzunehmen und sich in die Rolle anderer zu versetzen. Sie hätten nur noch ihren eigenen Blick, den sie durchsetzen wollen.

Am Schluss wurde er gefragt, wovor er Angst hätte. Er sagte, er hätte Angst vor Religionen, die behaupten, die Wahrheit zu haben und dadurch unfähig sind, einen Perspektivwechsel vorzunehmen. Diese Religionen kennen keine Toleranz und setzen mit Gewalt durch, was sie für Wahrheit halten.

So ist es typisch in unserer Gesellschaft, dass Christen, die zu ihrem Bekenntnis stehen, plötzlich als eine Bedrohung angesehen werden. Wie islamische Fundamentalisten Bomben werfen, so werden Christen, die sagen „Jesus allein ist die Wahrheit und er rettet“, wahrscheinlich auch bald als Gefahr angesehen. Nein, sagen wir natürlich, das tun wir nicht. Ja, sagen sie, als ihr die Macht hattet, die Kirchen zur Staatsreligion gemacht habt, habt ihr mit Polizei und Staatsgewalt die Leute gezwungen. Heute habt ihr Kreide gefressen, und da wollen wir uns weismachen, dass alles ganz lieb ist.

Die Kritiker sagen: „Pass auf, wehret den Anfängen, zieht euch warm an!“ Du kannst das überall sehen. Solange du im Winkel bleibst mit der Botschaft und die Städte nicht ankratzt, nicht wahrnehmbar bist in den Städten, hast du Ruhe. Gegen Hauskreise hat niemand etwas – die sind lebenswichtig, hoffentlich hat jeder von euch einen. Aber sie haben keinerlei Einfluss auf die Gestaltung einer Stadt.

Wenn du in einer Stadt öffentlich wahrnehmbar bist – wir haben jetzt die letzten beiden Pro-Christ-Veranstaltungen in Chemnitz und in Stuttgart gehabt – ist es wie immer die gleiche Melodie. Sechs Wochen vor der Veranstaltung standen in Chemnitz homosexuelle Gruppen vor dem Stadtrat und der Oberbürgermeisterin und griffen sie an. Sie fragten, wie sie sich erlauben könnten, diese Parzani-Gruppe von evangelikalen Christen die Chemnitzarena zu vermieten, weil diese sich kritisch gegen praktizierte Homosexualität geäußert hätten.

Die Oberbürgermeisterin, nicht besonders christlich, aber doch sympathisch, fand, dass Pro Christ der Stadt Chemnitz sehr gut tut. Die Halle war noch nicht so voll, und wirtschaftlich war das ein Riesenerfolg für die Stadt. Sie hat das alles geschützt. Der Stadtrat sagte, sie wüssten nicht, was sie tun sollten.

Ich dachte, das war Chemnitz. In Stuttgart ging es heftiger zu. Ein paar Wochen vorher hatten die Verantwortlichen von Christopher Street Day den Bürgermeister angegangen. Sie fragten, wie es möglich sei, dass man die Porsche Arena diesen Leuten gäbe. Man wisse doch, was die zum Thema Homosexualität gesagt hätten. Sie erwarteten, dass die Stadt sich dagegen stellt und diese öffentliche Maßnahme verhindert.

Wir haben mit keiner Silbe über dieses Thema geredet. Nun gut, auch in Stuttgart konnten sie es nicht verhindern. Aber ich wollte euch nur sagen: Zieht euch warm an! Niemand von uns will zu diesem Thema vorgeführt werden. Wir predigen das Evangelium von Jesus, aber sie fragen uns nicht, zu welchem Thema wir vorgeführt werden wollen. Sie fragen, an welchem Thema sie uns öffentlich abschießen können. Und sie sind erfolgreich.

Bei uns in der Geschäftsstelle rufen Gemeindeleiter und Pastoren an und fragen, an welchem Abend Parzani wahrscheinlich zum Thema Homosexualität spricht, weil sie dann die Apparate wahrscheinlich ausschalten wollen. Sie haben große Angst. Sie wollen gar nicht mehr groß in die Öffentlichkeit, weil sie wissen, dass sie in dem Moment, wo sie in die Öffentlichkeit gehen, angreifbar werden. Dann werden die mobil, die ein Interesse daran haben.

Ob das ehrlich ist, das Geschäft, schaut euch das an, wie das war: Paulus kommt nach Ephesus. Dort gibt es die Zunft der Silberschmiede. Die sehen, dass ihr Geschäft kaputtgeht, weil Paulus die Bekehrung von den Götzen zum lebendigen Gott predigt. Sie können ihre Silbertempelchen von der Kübele nicht mehr verkaufen und fürchten eine Riesenpleite. Dann machen sie einen Riesenaufstand – natürlich zur Ehre der Religionsfreiheit, was sonst?

Oder was passiert in Athen? Städte haben die Fähigkeit, alles Fremde, Überraschende oder Unpassende in ihrem Zusammenhang lächerlich zu machen. Paulus diskutiert auf der Agora, dem Marktplatz von Athen. Die Intellektuellen dort nennen ihn Körnerpicker und Schwätzer, fragen, woher er aus der Provinz komme und warum er so das Maul aufreißt. Sie lassen ihn dann auf dem Areopag vorsingen, als er von der Auferstehung Jesu redet. Da lachen sie einige und verspotten ihn.

Das heißt, Städte haben eine Atmosphäre, in der Christen den Eindruck bekommen: Wer sind wir überhaupt? Wir sind die letzten Nullen, die lächerlich gemacht werden. In Deutschland wird ja niemand für seinen Glauben verhaftet oder benachteiligt. Es gibt kein staatliches Verbot. Aber wir sind sehr verwöhnte Seelen. Wir lieben es, wenn Menschen uns Beifall klatschen. Wir möchten gerne geliebt und anerkannt sein und uns nicht so verhalten, dass wir uns als Christen eine Blöße geben und abschießbar werden. Deshalb halten wir uns bedeckt. Die Stadt überlassen wir, wem auch immer. Wir leben das Christsein in irgendwelchen meditativen Grünoasen der Stille.

Städte verteidigen sich, sie leisten Widerstand. Schaut einmal die Bibel durch, was das bedeutet. Von Thessalonich angefangen bis Philippi ging es überall um wirtschaftliche Fragen, um Druck, um Verleumdung natürlich auch, aber immer um Unterstellungen: Sie bringen Unruhe. Ruhe ist die erste Bürgerpflicht. Das spaltet Familien.

Ich war lange Jugendfahrer im Ruhrgebiet. Wie oft habe ich das erlebt: 14-, 15-, 16-jährige Jungs bekehrt zu Jesus, und dann war etwas los. Das spaltete die Familien. Sie ließen sich taufen und konfirmieren und mussten strammstehen beim Abkassieren der Verwandtschaft und beim Sprücheklopfen am Altar. Dagegen hatte niemand etwas. Aber wenn die Jungs das ernst nahmen und wirklich Jesus nachfolgten, dann hieß es: „Man muss es ja nicht übertreiben.“

Man muss es ja nicht übertreiben – daran hat sich nichts geändert. Es hat sich bis heute nichts geändert: Städte leisten Widerstand. Manchmal sind sie auch einfach so groß, dass die Masse der Städte einen müde machen kann.

Dörfer sind schön überschaubar, man kennt die meisten, grüßt sich nett. Aber in Städten, wenn du dort immer lebst, macht die Masse einen müde. Du findest kaum Parkplätze. Wie willst du da Aufmerksamkeit erregen? Was soll man da tun?

Paulus kam nach Rom. Rom war eine Millionenmetropole, und er hatte keine großen Möglichkeiten. Wir lesen nicht in Apostelgeschichte 28, dass Paulus eine Evangelisationsstrategie für die große Stadt Rom hatte. Er war ja ein Gefangener. Aber er hatte die Chance, unter Hausarrest zu leben und Besuch zu empfangen. Diese Chancen nutzte er, die die Stadt Rom ihm bot.

Er evangelisierte aus seinen Zimmern. Ja, es gibt kein Patentrezept. Manchmal sind die Situationen in den Städten so schwierig, dass du überhaupt keinen Fuß an den Boden kriegst und keinen Schritt in die Öffentlichkeit machen kannst, während alle anderen Botschaften laut im Vordergrund stehen – außer der von Jesus.

Aber selbst ein Gefangener wie Paulus findet Möglichkeiten, in der Stadt seinen Auftrag zu erfüllen. Und das wird ein bedeutsames Ereignis.

Chancen der Städte für das Evangelium und die Bedeutung von Beziehungen

Lasst uns über die Chancen sprechen, die Städte bieten und die wir nutzen können.

Kritisch betrachtet zerbröselt in den Städten oft die Gemeinschaft, und die sozialen Zusammenhänge lösen sich auf. Doch das hat auch eine Kehrseite: Nirgendwo ist die Sehnsucht nach Beziehungen größer als in den Städten. Die individuelle Freiheit, sich selbst bestimmen zu können, Entscheidungen zu treffen und nicht von anderen kontrolliert zu werden, bringt eine unbändige Sehnsucht nach gelingenden Beziehungen mit sich.

Dabei fällt man oft auf alle möglichen Leute herein und ist verführbar bis zum Gehtnichtmehr. Doch gerade in dieser Situation können Christen ihr ehrliches Angebot machen. Denn Beziehungen sind unser Thema. Gott kommt in diese Welt. Er wurde Mensch in Jesus Christus und versöhnte die Welt mit sich. Er heilt Beziehungen. Durch die Vergebung der Sünden wird das Trennende ans Kreuz genommen und begraben. So entsteht eine geheilte Beziehung zwischen Gott und uns sowie unter den Menschen.

Das ist es, wonach Menschen sich sehnen. Es gibt nichts Aktuelleres und nichts Wichtigeres als gelingende, geheilte Beziehungen – befreit vom Gift der Trennung und der Sünde. Das ist der große Hunger in den Städten.

Deshalb sind die Städte unsere Chance – vorausgesetzt, die Christen haben keine Angst. Wenn sie in der Kraft und Vollmacht des gekreuzigten und auferstandenen Jesus dorthin gehen und nicht auf der Flucht vor ihm, wie es viele tun. Viele Christen haben nicht den Wunsch, Menschen zu einer geheilten Beziehung zu Jesus zu führen. Sie sind vielmehr von dem Drang getrieben, aus Beziehungen auszubrechen, die sie als Unfreiheit empfunden haben, etwa durch die Bevormundung ihrer christlichen Eltern oder Gemeinden. Diese wollen sie nun endlich abschütteln.

Das ist ein Problem bei der missionarischen Arbeit an den Universitäten. Dort gibt es viele bekennende junge Christen, die sich nicht wieder in verbindliche Gruppen einbringen wollen, weil sie endlich ihre Freiheit genießen möchten.

Wir haben riesige Chancen in den Städten. Dort fallen die Entscheidungen darüber, was in einem Land geschieht – nicht auf den Dörfern. Das gilt weltweit und auch in Deutschland. Je größer die Städte sind, desto schwieriger sind die Probleme, aber umso wichtiger sind die Positionen dort.

Strategien für die Gewinnung der Städte

Wie kann man Städte gewinnen?

In den Städten gilt eine Regel, die viele Christen nicht verstehen. Sie sehen sie oft als entweder/oder, doch in den Städten muss es sowohl als auch geben. Wer in den Städten persönliche Gespräche ermöglichen will, der muss zunächst öffentliche Aufmerksamkeit gewinnen.

Eine große deutsche Tageszeitung warb jahrelang mit dem Slogan: „Wir bringen Sie ins Gespräch.“ Man wusste damals, vor vielen Jahren, als Zeitungswerbung noch bestimmend war, dass sich das zunehmend ändert. Aber damals war klar: Wer über uns wirbt, wird bekannt. Und nur das, was öffentlich bekannt ist, wird im persönlichen Gespräch verhandelt.

In den Frühstückspausen in Büros und Fabriken reden die Menschen über das, was gestern Abend im Fernsehen lief oder in den Zeitungen auf den prominenten Seiten stand. Alles andere existiert für sie nicht, hat keine Wirklichkeit. Man kann das als verkommen ansehen oder als eine fehlerhafte Wahrnehmung. Es nutzt aber nichts, sich darüber zu empören. Die Menschen sind, wie sie sind, und wir können keine anderen haben als die real existierenden Menschen.

Nur über das wird in persönlichen Gesprächen gesprochen, was in der Öffentlichkeit ein Thema ist. Wenn Christen nicht in der Öffentlichkeit vorkommen, tauchen sie auch in den persönlichen Gesprächen nicht auf. Da können sie noch so viele Mitarbeiterschulungen machen und sagen: „Du müsstest aber persönlich evangelisieren.“ Alle nicken und sagen ja, gehen aber mit schlechtem Gewissen nach Hause und fragen sich, warum sie das, was sie doch einleuchtend finden, eigentlich nicht tun.

Denn es ist obszön, über Dinge zu sprechen, die in der Öffentlichkeit keine Wirklichkeit sind. Darüber redet man nicht – das ist ein ungeschriebenes Gesetz. Wenn aber etwas öffentlich ist, aus welchem Grund auch immer – ob Skandal oder anderes, aber positiv ist natürlich besser – dann wird darüber gesprochen. Dann kann man Stellung beziehen, das Gespräch beginnen und sich einmischen. Dann ist es ein Thema.

Deshalb gehört in den Städten immer beides dazu: ein persönliches Netzwerk und öffentliche Aufmerksamkeit. Wir haben heute so viele Möglichkeiten wie nie zuvor eine Generation. Hätte Paulus Facebook gehabt und gewusst, was man per E-Mail machen kann, wäre die Weltmission in den ersten zwanzig Jahren abgeschlossen gewesen.

Wir haben unglaublich viele Möglichkeiten der persönlichen Kommunikation, die zugleich weitreichend sind, aber doch über einzelne Menschen gehen. Wir müssen Ideen entwickeln, wie wir öffentliche Aufmerksamkeit gewinnen können. Wer kann Ideen haben, um öffentliche Aufmerksamkeit zu erzielen? Das ist nicht einfach.

Diese großen Städte schlucken alles. Da ist so viel los. Christen sind manchmal auch geizig und tarnen ihren Geiz als Sparsamkeit, als Tugend. Man kann seine Sünden auch als Tugend kaschieren. Deshalb meinen manche, dass in großen Städten alles zum Nulltarif gehen müsse. Sie sehen nicht ein, dass man natürlich auch mit ein paar Euro Aufmerksamkeit erregen kann.

Wenn man aber geizig bleibt und sein Geld lieber in Urlaub, Daimler oder Häuschen investiert, aber nichts in die öffentliche Verkündigung des Evangeliums steckt, darf man sich nicht wundern, dass die Gottlosen das Klima in den Städten beherrschen und das Evangelium von Jesus dort kein Thema ist.

Ein Mittel, und das wichtigste, um in Städten öffentliche Wahrnehmung zu erlangen, ist Zusammenarbeit. Zusammenarbeit!

Erinnere dich daran, dass Jesus am Abend vor seiner Kreuzigung im hohenpriesterlichen Gebet, Johannes 17,21, gebetet hat: „Vater, ich bitte dich, dass sie eins seien, nicht nur seine Jünger, sondern auch die, die durch sie zum Glauben kommen, dass sie eins seien, wie du und ich eins sind.“ Damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast.

Das heißt: Die Einheit der Christen ist kein Selbstzweck, sondern hat nur einen einzigen Zweck – nämlich dass die Welt glaubt, dass der Vater Jesus als den Retter gesandt hat.

Jetzt kannst du überlegen, wie das geht. Ich habe in meinem Leben viel erlebt, wie mühevoll es ist, in Städten die verschiedenen Christen zusammenzubringen. Wir definieren uns alle in Abgrenzung zueinander.

Als ich Generalsekretär des CVM Gesamtverbandes in Deutschland war, bekam ich eines Tages einen Brief aus Augsburg. Ein Mann schrieb wütend, er trete jetzt aus der evangelischen Kirche aus, weil der Papst mit seinem Hubschrauber auf dem Rasen seines Fußballplatzes gelandet sei und dabei den Rasen zerstört habe. Das sei jetzt zu viel.

Ich saß einigermaßen verstört über diesem Brief auf meinem Schreibtisch und dachte: „Der tritt jetzt aus der evangelischen Kirche aus, weil der katholische Papst den Rasen zerstört hat, und schreibt diesen Wutbrief dem Generalsekretär des CVM.“ Das hat eigentlich mit niemandem etwas zu tun. Dem Mann aber war das egal, er wirft uns alle in einen Topf.

Nur wir Christen sind damit beschäftigt, wie wir uns voneinander abgrenzen. Nur gläubig in unserem Sinne – das ist die Abkürzung GLINUS – versuchen wir herauszufinden, warum man mit dem nicht zusammenarbeiten kann, warum der nicht wirklich echt wiedergeboren ist und warum das nicht geht.

Das ist die wirksamste Strategie des Teufels. Solange die Christen so auseinanderdividiert sind, kann er davon ausgehen, dass sie nichts gemeinsam tun werden, um die Hunderttausenden von Gottlosen zu retten, die in Ewigkeit verloren gehen werden.

Denn so sehr sie damit beschäftigt sind, sich gegeneinander abzugrenzen und ihren eigenen Garten oder ihr eigenes Haus zu bestellen, haben sie keine Kraft, gemeinsam in einer Stadt einen Schrei für Jesus zu tun.

Wir können sehr unterschiedlich sein. Ich bin froh, dass Christen verschieden sind. Ich glaube nicht an Monotonie und schon gar nicht an organisatorische Einheit – die bringt uns nichts.

Wir können sehr bunt sein, weil die Menschen bunt sind. Es gibt nicht nur eine Form, Gottesdienst zu halten. Wenn Jesus aber die Mitte ist und die Liebe zu ihm so leidenschaftlich, dass er die Nummer eins ist, wenn die Sehnsucht, dass Menschen ihn kennenlernen, größer ist als alles andere im Leben, können wir die schwierigen Fragen aushalten.

Wir können sagen: Uns liegt daran, dass Menschen, die ohne Jesus verloren gehen, von uns gemeinsam hören: Jesus ist der Name, den du anrufen kannst und durch den du gerettet wirst – er, der Gekreuzigte.

Beispiele für mutige Stadtmission und multikulturelle Gemeinden

Es gibt viele schöne Dinge, über die ich aus Zeitgründen jetzt gar nicht mehr erzählen kann. Eins möchte ich aber erwähnen. Kurz vor Weihnachten war ich in Würzburg eingeladen von einer Studentengruppe namens Campus für Christus. Diese Gruppe veranstaltet jetzt monatlich einen Gottesdienst in der Alten Posthalle.

So ein schäbiges Gebäude habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Aber alte Posthallen sehen halt so aus. Sie werden nicht mehr von der Post gebraucht, denn heute schreibt ja kaum noch jemand Briefe, alle schicken Mails. Deshalb steht dieser Schuppen leer. Nun finden dort Konzerte, Diskos und vieles mehr statt. Die Studentengruppe hat die Halle gemietet und feiert dort Gottesdienst mit 500 Plätzen. Die Atmosphäre ist herrlich – Kirche im Club nennt man das.

500 junge Leute, meist Studenten, sitzen dort, sind gespannt und hören zu, wenn von Jesus erzählt wird. Einen ganzen Abend lang gibt es Zeit für Gespräche. Ich habe gedacht: Die sind gut, die haben es begriffen. Man muss an die Orte gehen, wo junge Leute sind. So kann man alle auf einmal erreichen. Aber bestimmte Zielgruppen trifft man an bestimmten Plätzen. Die Gruppe hatte Mut, wirklich ein großes Rad zu drehen, und das hat natürlich Wirkung gezeigt.

Die Chancen der Stadt sind die Weltmission. Als wir letztes Jahr proChrist in der Porsche Arena hatten, wurden jeden Abend in 22 Sprachen übersetzt. In der Halle allein waren es 14 Sprachen, die von Menschen verschiedener Herkunft gesprochen wurden. Das heißt, in unseren Städten kommt heute die ganze Welt zusammen. Stuttgart ist ein sehr gutes Beispiel, aber genauso Frankfurt und München, das Ruhrgebiet, Hamburg und Berlin.

Dort gibt es Hunderte und Aberhunderte von internationalen Gemeinden – asiatische, lateinamerikanische und afrikanische Gemeinden – lebendig und mit einer Power, die eine Leidenschaft für Jesus haben, eine Freude an ihm. Jetzt bete ich darum, dass sie wirklich lernen, den kulturellen Durchbruch zu schaffen. Nicht nur ihre eigene Kultur zu gewinnen, sondern auch gottlose Schwaben und gottlose Deutsche mit der besten Nachricht von dem rettenden Jesus zu evangelisieren.

Wenn ihr eure Stadt gewinnen wollt, dann sage ich euch: Es wird uns nur gelingen, wenn wir die Zusammenarbeit mit dem Volk Gottes aus der ganzen Welt suchen. Viele Christen aus Deutschland haben sie noch nicht einmal entdeckt, obwohl sie unter uns leben. Ich sehe einige Gesichter hier, die nicht europäisch aussehen. Aber das sind viel weniger als die Zahl der brennenden Christen für Jesus im Raum Stuttgart.

Das ist meine Überzeugung: Wenn wir in unserem Land die urbanen Räume erreichen wollen, wird das nur gehen, wenn die evangelischen Allianzen und alle, die dazugehören, zusammen mit den Gemeinden deutscher Kultur sich mit den internationalen Gemeinden verbinden. Solange diese Klüfte nicht überwunden werden und wir nicht eins werden in Jesus – in einer Leidenschaft, die Verlorenen zu erreichen – werden wir nicht weiterkommen.

Das Kreuz in die Stadt bringen: Herausforderung und Auftrag

Lassen wir zum Schluss noch eines sagen: Die Aufgabe heißt, das Kreuz in die Stadt zu bringen. Warum das Kreuz? Das Kreuz ist in den Städten überall als Symbol zu sehen. Tausende, ja zigtausende, Hunderttausende von Frauen tragen das Kreuz im Dekolleté. Doch es bedeutet nichts, es ist nur Dekoration.

Was heißt es also, das Kreuz in die Stadt zu bringen? Machen wir uns klar, was das bedeutet. Wir denken oft, wenn wir Menschen gewinnen wollen, müssen wir ihnen etwas sagen, was ihnen gefällt. Wir wollen sie nicht vor den Kopf stoßen. „Ich möchte sie ja gewinnen“, sagen immer wieder Leute. Vor einem älter werdenden Mann haben sie manchmal auch etwas Angst, dass er schonungslos spricht. Deshalb sagen wir, man solle die Menschen nicht vor den Kopf stoßen und keine Themen ansprechen, die niemand hören will.

Doch das Kreuz stößt Menschen vor den Kopf. Warum? Es ist das große Pluszeichen der Liebe Gottes. So sehr hat Gott die Welt geliebt, so sehr. Und zugleich ist das Kreuz der Ort, an dem Gott die Sünde durchkreuzt – die Sünde, die er so sehr hasst. Es wird kein Evangelium von Jesus geben, das nur einen Menschen rettet, indem wir ihm ersparen, dem Scheusal seiner eigenen Sünde ins Gesicht zu sehen.

Das Kreuz in die Stadt zu bringen heißt, den Menschen zu sagen: Wenn du gerettet werden willst, musst du mit Christus gekreuzigt werden. So sagt Paulus es: „Ich bin mit Christus gekreuzigt. Ich lebe, doch nicht ich, sondern Christus lebt in mir.“ Er ist für mich am Kreuz gestorben. Und jeder, der gerettet werden will, wird mit Christus gekreuzigt. Er trägt an unserer Stelle das Gericht, das uns in Ewigkeit verurteilt, von Gott fern zu sein.

Es gibt kein Evangelium, das einem Menschen diese Tatsache erspart. Wer will schon gekreuzigt werden? Wer will schon beerdigt werden? Es gibt keine Rettung ohne das Mitgekreuzigtsein mit Christus und das Begrabenwerden in seinem Grab. Nur so kann man zum neuen Leben in Christus auferstehen.

Deshalb ist die Botschaft vom Kreuz immer eine Botschaft, bei der wir nicht vermeiden können, dass sich Menschen vor den Kopf gestoßen fühlen. Das kannst du doch nachempfinden, wenn du selbst erlebt hast, wie er in seiner Liebe Sünde aufdeckt und wie weh das tut.

Aber du hast doch auch erlebt, wie gut das tut und wie rettend das ist. Billiger geht es nicht, billiger geht es nicht.

Eine christliche Gemeinde oder Kirche, die die Sünde segnet und die Gebote Gottes außer Kraft setzt, nur um niemanden vor den Kopf zu stoßen, verrät den gekreuzigten Jesus und hat keinen Retter zu verkündigen.

Keinen Retter kann auch eine Soße aus Ideologie und Weltanschauung oder ein bisschen Moral über die Welt ausgießen. Aber gerettet werden Menschen nur durch den gekreuzigten und auferstandenen Jesus.

Die Welt ging verloren. „Christ ist geboren“ haben wir in Weihnachtsliedern gesungen, „Christ der Retter ist da“ – hast du das noch in den Ohren? Es ist keine einfache Sache, aber es ist die einzige Rettung.

Christus in die Stadt zu bringen heißt, Trost zu bringen, raus aus den Dörfern zu gehen und nicht in die Städte zu fliehen und sich dort zu verstecken. Sondern lasst uns mutig gehen!

Was wird uns passieren? Sie werden uns bespucken, sie werden uns verleumden, und wenn sie uns kreuzigen, ist das die höchste Ehre, die uns widerfahren kann.

Herr, erbarme dich über uns!