Einsamkeit inmitten der Masse
Es ist eine merkwürdige Tatsache, dass die Menschen heute einsamer sind als je zuvor. Je dichter wir aufeinander wohnen, desto einsamer fühlen wir uns. Hier sind etwa fünf Menschen versammelt, meistens junge Leute. Doch das ist keine Massenversammlung, sondern eine Versammlung von, sagen wir, 4590 einsamen Menschen.
Vor kurzem sagte ein Junge aus meinem Jugendkreis zu mir – er ist siebzehn Jahre alt und nennt mich „pb“, Pastor Busch: „Ich habe keinen Menschen, mit dem ich mich mal richtig aussprechen könnte.“ Ich entgegnete: „Quatsch doch nicht!“
Er antwortete: „Mensch, du hast doch auf der Arbeitsstelle eine Menge Jungs vom gleichen Alter, Arbeitskollegen.“ Da wisse doch keiner, was der andere wirklich denkt. Ich sagte: „Mensch, du hast doch deinen Vater.“ Doch er erwiderte: „Auch der Olle, der hat doch keine Zeit für mich. Er kommt um fünf nach Hause, ist schlechter Laune, dann isst er und geht in seinen Kegelklub oder was weiß ich.“
Und seine Mutter? „Ach, meine Mutter hat so viel zu tun, die versteht mich nicht.“
Ich fragte: „Ich habe im Jugendkreis deine Freunde?“
„Nein“, sagte er, „ich habe keinen, mit dem ich mich richtig aussprechen könnte.“
In diesem Moment sah ich hinter diesem Jungen die Sicht von Tausenden Jungen und Mädchen, die mitten unter Menschen leben, aber mit all ihren drängenden Problemen zutiefst einsam sind.
Es gibt ein erschütterndes Buch von einem Mann, den ich nicht sehr schätze, Erich Edwin Winger. Darin schildert er die Kämpfe zwischen der weißen und der roten Armee zu Beginn der bolschewistischen Revolution. Eine Szene hat mich besonders bewegt: Die weiße Armee flieht vor den Roten über das Eis des gefrorenen Baikalsees. Das Pferd eines Offiziers bricht ein, er kommt unter das Pferd und bricht sich das Bein. Nun können sie ihn nicht mitnehmen. Sie lassen ihm einige Lebensmittel und ein Maschinengewehr da und ziehen ab.
Dann folgt die Szene, wie dieser Mann, hinter seinem toten Pferd geduckt, auf den letzten Kampf und den Tod wartet. Ringsum nur die entsetzliche Einöde des gefrorenen Baikalsees, ein Schneesturm peitscht, und nirgends ist ein Herz zu spüren. Nirgends ein Herz!
Ich glaube, man muss nicht auf dem gefrorenen Baikalsee sein. Man kann mitten im Trubel von Nürnberg sein, einer beachtlichen Großstadt, und dennoch erleben, dass nirgends ein Herz ist.
Bevor ich weitermache, darf ich fragen: Werde ich überall gut verstanden? Wenn nicht, ist das auch in Ordnung.
Nun seht: Diese Einsamkeit, die der Psychologe als Kontaktschwäche des modernen Menschen bezeichnet, diese Einsamkeit, in der ihr alle mehr oder weniger lebt, dieses letzte Alleinsein, verbindet sich nun mit der stärksten Macht, die im Leben eines jungen Menschen, aber auch eines alten Menschen wirkt.
Diese stärkste Macht ist die Sexualität. Wir sind einsam – und nirgends ist ein Herz!
Die Herrschaft der Sexualität in der Einsamkeit
Nun, in dieser Einsamkeit wirkt die unheimliche Macht der Sexualität, und diese Einsamkeit verbündet sich mit dieser großen Kraft. Dann brechen alle Dämme, und man sucht ein Herz, um Erlösung aus der Einsamkeit zu finden.
So kommt es in unserer Zeit zu einer schrecklichen Herrschaft der Sexualität, zu einer wirklichen Diktatur der Sexualität. Meine Freunde, ich stehe nicht hier, um Moralpredigten zu halten, sondern ich möchte einmal aussprechen, dass hier die größte Not des jungen Menschen in dieser großen Gesellschaft liegt: das unheimliche Bündnis zwischen der Sehnsucht nach einem Herzen und der Sexualität.
Dann geht so ein junger Mensch auf den Tanzboden oder ins Kino, trifft dort auf ein Mädchen, das ihn leichtsinnig anlächelt. Im Grunde sucht er das Herz und die Erlösung aus der Einsamkeit. Ich sage, wir leben heute unter einer grauenvollen Herrschaft der Sexualität.
Vor einigen Jahren habe ich eine kleine Geschichte gelesen: Durch ein kleines Loch in der Hecke kann man einen weiten Platz überschauen. Diese kleine Tatsache war typisch. Einer Kinofirma in Hollywood wurde ein Film über ein Konzentrationslager angeboten. Ihr wisst, einer dieser schrecklichen Filme, in denen Leichenberge gezeigt werden – Filme, die die Amerikaner über die fürchterlichen Konzentrationslager gedreht haben, mit Verbrennungsöfen und Leichenbergen.
Die Firma in Hollywood erklärte sich bereit, diesen Film zu kaufen, unter der Bedingung, dass noch eine Liebesgeschichte und einige Schlafzimmerszenen eingefügt werden. Sonst interessiere das keinen Menschen. Und so geschah es.
Das hat mich selten so erschüttert. Da wurde mir deutlich, versteht ihr, dass all die schrecklichen Dinge, die vor zwölf Jahren geschehen sind – die Konzentrationslager – oder heute die Entdeckung des Weltraums im Grunde belanglos sind gegenüber der Sexualisierung unserer Zeit.
In dieser Welt steht ihr alle, in dieser Welt steht ihr mit der ganzen Not, die das mit sich bringt. Wenn man zum Beispiel ein Tanzfest sieht, junge Menschen, die miteinander lachen, könnte man meinen, es sei alles herrlich und voller Freude. Aber ein erfahrener Jugendpfarrer weiß, dass hinter dieser Fassade eure Not steckt – eure Not.
Von dieser Not muss ich sprechen, ich muss offen sprechen, ihr versteht, sonst hat es keinen Sinn. Aber ich hoffe, ihr seid ernsthaft genug, mitzugehen, wenn ich einmal offen von dieser Not spreche.
Die sexuelle Not und der Umgang damit
Seht, ich habe vor Jahren ein Erlebnis gehabt, das mir sehr interessant war. Wir haben in Essen Tausende von Jungbergleuten in großen Lagern – entwurzeltes junges Volk. Wenn ich kann, gehe ich durch diese Bergmannslager.
Da kam ich einmal durch so eine Baracke. Wisst ihr, der Wandschmuck in diesen Zimmern ist entsetzlich, wirklich entsetzlich. Aber dann komme ich in ein Zimmer, und mir verschlägt es den Atem. Die ganze Wand war von oben bis unten mit Bildern behängt: leicht geschürzte Mädchen, ganz nackte oder einfach unanständige Bilder. Das ist nicht zum Lachen, das sind unanständige Bilder.
Man braucht ja nur zwei Illustrierte zu kaufen, dann hat man sie ungefähr zusammen, nicht? Ich bleibe an der Tür stehen und schaue mir dieses Panorama an. Vier Kerle sitzen drin, und einer sagt so frech: „Das gefällt ihm wohl nicht.“
Ich sage: „Na ja, über den Geschmack kann man streiten. Ich würde mein Zimmer anders tapezieren.“ Darauf sagt einer patzig: „Da ist doch nichts dabei.“
Da habe ich ihm geantwortet: „Das habe ich ja auch gar nicht behauptet. Aber lieber Freund, da ist wohl etwas dabei.“
„Was sollte da dabei sein?“ Da habe ich gesagt: „Wisst ihr, was ein Komplex ist? Ein Komplex ist, ich kann es mal so ausdrücken, eine seelische Krankheit, die entsteht, wenn ich mit einer wichtigen Lebensfrage nicht fertig werde.“
So ein Komplex ist zum Beispiel, wenn eine alte Oma mit der Nachbarin wegen der Waschküche Krach hat. Und jetzt erzählt sie jedem, der es hören will und nicht hören will, von der alten schlechten Nachbarin und der Waschküche. Das ist ein Komplex. Wisst ihr, dass sie immerzu von der Waschküche redet und denkt, die Weltschiede kreise bloß noch um die Waschküche? Das ist ein Komplex.
Da sage ich: „Versteht ihr, eine Lebensfrage, mit der ich nicht fertig werde, schafft seelische Krankheit. Und dass ihr eure Wände so bepflastert, zeigt mir, dass ihr einen sexuellen Komplex habt, dass ihr mit der sexuellen Frage nicht fertig werdet.“
„Ich würde“, sagte ich, „meine Not nicht an die Wand hängen, sondern ich würde mit einem guten Freund mal darüber reden. Aber ich würde sie nicht an die Wand kleben.“
Darauf steht, ohne ein Wort zu sagen, einer von den Vieren auf und fängt an, die Reißnägel herauszuziehen. Ich sage nichts mehr, ich warte. Da helfen ihm die drei anderen, und schließlich sind die Wände leer.
Und da sage ich so: „Nun können wir ja unter guten Freunden mal davon reden.“
Wisst ihr, ich könnte bis morgen früh erzählen von solchen erschütternden Erlebnissen, wo mir deutlich wird, wie das eine Not ist, dieses Nicht-Fertigwerden mit dieser schrecklichen Frage meiner Einsamkeit, meiner Einsamkeit und meiner Sexualität.
Die Frage nach Gut und Böse in der Sexualität
Worin besteht denn eigentlich die Not? Worin besteht sie wirklich?
Ich spreche zu euch als ein alter Jugendpfarrer, aber ich bin ja auch ein Mann. Ich bin nicht vom Pappdeckel, ich war selbst einmal ein junger Kerl. Diese Frage hat mich damals bedrängt, und ich glaube, sie bedrängt einen bis ins hohe Alter. Ich möchte nicht nur theoretisch darüber reden.
Worin besteht die Not? Besteht sie nicht zuerst einfach darin, dass kein Mensch mehr weiß, was gut und böse ist? Dass niemand mehr sicher sagen kann, was gut und was böse ist, ist in Ordnung, wenn ein 15-jähriger Junge seine Freundin hat. Ist das gut oder böse? Ist vorehelicher Geschlechtsverkehr gut oder böse? Ist es in Ordnung oder nicht? Ist es erlaubt, dass ein junger Mann einen anderen liebt – Homosexualität – oder dass ein Mädchen ein anderes liebt, also lesbische Liebe? Was ist mit Ehescheidung und Ehebruch? Was ist erlaubt und was nicht?
Alle Filme schreien unablässig: Du musst nur deinem Trieb folgen, dann ist schon alles in Ordnung. Aber unser Gewissen sagt uns: Es ist nie in Ordnung. Und jetzt wissen wir nicht mehr, was eigentlich gut und was böse ist. Hier scheint mir die erste große Not zu liegen: Jeder moderne Roman verherrlicht das Triebhafte, jedes Kinostück. Und wir haben das Gefühl: So geht es doch auch nicht.
Ich muss mal darüber sprechen: Was ist denn Recht und was ist nicht Recht? Ihr seid junge Leute, ihr habt nur ein einziges Leben! Ihr könnt es nicht noch einmal leben, wenn ihr es verkehrt lebt. Ihr habt nur eine einzige Jugend. Ist sie versaut, dann ist sie für immer versaut. Verzeiht, wenn ich so rede. Ihr habt ja gute Nerven, nicht wahr?
Als ich noch ein Schuljunge war und die Lehrer mein Heft mit roter Tinte so schrecklich verschmierten – die Lehrer hatten da wohl einen Komplex und schmieren permanent rote Tinte rein –, habe ich, wenn das Heft erst halb voll war, es einfach weggetan und mir ein neues gekauft, um sauber von vorne anzufangen. Aber ich kann mein Leben nicht wegwerfen und nochmal neu anfangen. Versteht ihr? Wir haben nur ein Leben.
Was ist eigentlich Recht? Ihr seid denkende Leute, sonst wärt ihr heute Abend nicht hier. Seht, hier beginnt die große Not: Was ist denn Recht und was nicht? Tante Amalie sagt es anders als das Kino, nicht wahr? Meine Kollegen sagen es anders als deine Mutter.
Es interessiert mich immer, welche Schlager am meisten gesungen werden. Das muss ich mal zwischendurch sagen. Das interessiert mich deshalb, weil ich denke: Wenn so ein Schlager durchhaut, dann spricht er aus, was die Leute denken. Darum gehe ich jedes Jahr einmal in Musikalienhandlungen, so in der Karnevalszeit, und sage: „Jetzt geben Sie mir die Noten und den Text von dem Schlager, der am meisten gekauft und gespielt wird.“
Im Rheinland war das im vorigen Jahr ein Schlager, der war so hochinteressant, weil er am meisten gesungen wurde. Die verstehen etwas vom Karneval, nicht wahr? Der ging so los: „Johannes kam zum Rheine. Sein Herz war ihm so schwer.“ Sogar ein Schlagerdichter – und die sind nicht so furchtbar mit Intelligenz gesegnet, sonst könnten sie gar keinen Schlager dichten – kapiert, dass ein junger Mensch heute hinter seiner Fassade ein schweres Herz hat.
Aber Johannes kam zum Rheine, sein Herz war ihm so schwer. Doch nach ein paar Stunden, so ungefähr, hat er keine Sorgen mehr. Warum? Er fand da ein schönes Kind, küsste und herzte sie, und dann war alles gut. Guck mal, sage ich, Johannes, der Schlagerdichter, versteht dich auch. Er sieht deine Einsamkeit, deine Sehnsüchte und versteht die Macht der Sexualität. Und dann bist du erlöst.
Aber jetzt pass auf, wie die Sache weitergeht. Das war erst die erste Hälfte jedes Verses. Die zweite Hälfte hieß dann so: „Darf dat schöne Kind dat denn?“ Also das Kölsche, nicht Kölsche, versteht ihr? Nunmehr: „Darf dat schöne Kind dat denn?“ Und dann ging es wirklich anderthalb Seiten so weiter: „Dat darf das, dat darf das, dat darf das, dat darf das, dat darf das ...“ Ich stelle mir nur so einen Karnevalsaal vor, wo tausend Leute schunkeln und singen wie die Verrückten: „Das darf man, das darf man, das darf man, das darf man!“
Mensch, das ist ja unheimlich. Wem sagen die das eigentlich? Wem sagen die das? Das kommt mir vor, als müsse man eine gegenteilige Stimme zu Boden singen, nicht wahr? Oder mit den Füßen treten.
Da frage ich mich eiskalt: Moment mal, wer bestimmt eigentlich, was man darf? Wer hat das zu sagen? Der Schlagerdichter? Oder Tante Amalie? Oder der Pfarrer? Da sind wir vor der Not. Das ist die Not!
Im Schlager singen sie hundertmal: „Das darf man, darf man, darf man“, um das Gewissen niederzusingen. Wer bestimmt, was man darf? Liebe Leute, fürchtet ihr mich? Ich sehe euch ganz hinten so schlecht, ich werde alt und kurzsichtig, trotz Brille. Fürchtet ihr mich? Wir sind am wichtigsten Punkt des Abends: Wer bestimmt, was gut und böse ist auf dem Gebiet des Geschlechtlichen?
Passt auf: Wenn es einen lebendigen Gott gibt, dann hat doch sinnvollerweise nur Gott zu sagen, was gut und böse ist. Und darum erkläre ich euch: Wenn es keinen Gott gibt, dann könnt ihr mit eurem Leib tun, was ihr wollt. Aber dann müsst ihr sterben, mein Lieber, denn ihr wollt ohne Gott sein.
Ihr dürft dann in Ewigkeit das erleben – ich sagte es gestern Abend – die Hölle ist der Ort, wo man Gott für immer los ist. Das ist die Hölle. Man darf ihn los sein, in der Hölle darfst du ihn in Ewigkeit los sein. Weißt du? Gott drängt sich dir nicht auf.
Wenn aber Gott lebt – und Gott lebt, bestimmt, ihr könnt euch darauf verlassen – und wenn er mich fragt, woher ich das weiß, dann antworte ich: Er hat sich in Jesus geoffenbart, er ist zu uns gekommen. Wenn Gott lebt, dann hat er allein zu sagen, was Recht und Unrecht ist, was Gut und Böse ist. Nicht der Schlagerdichter, nicht das Kino, nicht ein moderner Romancier, sondern Gott hat zu sagen, was gut und böse ist.
Meine lieben jungen Freunde, an dieser Stelle steht ihr vor der Entscheidung, ob ihr mit Gott leben wollt oder nicht. Ihr könnt sagen: Ich kümmere mich nicht um ihn. Ihr müsst aber die Konsequenzen tragen – in Ewigkeit. Wisst ihr? Wollt ihr sie übernehmen? Wollt ihr sie übernehmen?
Ein bisschen christlich und so, das gibt es nicht! Entweder sagt ihr Gott ab und tut, was ihr wollt – das ist eine Absage an Gott – oder ihr wisst, dass Gott lebt. Und wenn ihr das wisst, dann hat er zu sagen, was gut und was böse ist.
Gottes Wille zur Ehe und Sexualität
Es passiert mir immer wieder, wenn ich mit jungen Männern darüber spreche, dass sie mir einfach mit einem Grinsen antworten. Das ist keine Antwort, das ist keine Antwort. Gott hat dir den Verstand gegeben, damit du denkst. Mensch, folge ruhig deinem Denken.
Wir müssen also fragen: Hat Gott etwas über das Geschlechtsleben gesagt? Hat Gott gesagt, was gut und was böse ist? Darauf antworte ich euch: Ja, Gott hat darüber etwas gesagt. Wir werden uns jetzt in Ruhe anhören, was Gott sagt, was gut und was böse ist. Es ist nicht meine Meinung, sondern eine Meinung, der ich mich als junger Mann, der aus dem Sündenleben kam, unterwerfen musste: die Meinung Gottes.
Zunächst möchte ich euch sagen, dass Gott unsere Geschlechtlichkeit bejaht. Es ist nicht so, dass das, was unterhalb meiner Brust geschieht, vom Teufel sei, und das oberhalb von Gott. Es gibt ein Gedicht von Tucholsky: „Da oben ist Gott und da unten ist der Teufel.“ Das ist nicht wahr.
Gott hat dich als Mädchen geschaffen und mich als Mann. Sei du ein richtiges Mädchen, und ich ein richtiger Mann, nicht wahr? Und du ein richtiger junger Mann, kein Hampelmann. Es gibt auch solche, die sich von anderen treiben lassen. Wisst ihr, die haben keine eigene Meinung, die werden immer nur von anderen gezogen.
Gott hat uns in unserer Geschlechtlichkeit geschaffen, darum rede ich so offen darüber. Es ist albern, so zu tun, als wäre alles, was damit zusammenhängt, schlecht. Keine Rede! Am Anfang der Bibel steht ein großer Satz: „Gott schuf sie, einen Mann und ein Weib.“
Ich bin seit 35 Jahren glücklich verheiratet und habe meine Frau noch lieber als am ersten Tag. Gott schuf sie, einen Mann und ein Weib. Versteht ihr? Aber nun fährt Gott fort. Gottes Wille ist ganz eindeutig in diesem Wort ausgesprochen: ein Mann und ein Weib. Gottes Wille zielt auf die Ehe.
Was unsere Zeit aus der Ehe gemacht hat, liebe Leute, nämlich dass man nur noch Witze darüber macht, das dürfte meine Generation nicht akzeptieren, versteht ihr? Fangt mal noch einmal von vorne an. Gottes Wille zielt auf die Ehe, die Treue und die Liebe.
Wenn ich so eine Schar sehe, dann wünsche ich euch, dass ihr alle einmal richtig glücklich verheiratet seid, wisst ihr, glücklich verheiratet. Gottes Wille zielt auf die Ehe, aber nun ist ganz eindeutig Gottes Wille, dass die Geschlechtsgemeinschaft in diese Ehe gehört. Gott schuf sie, einen Mann und ein Weib.
Darum kann ich euch ganz klar sagen: Das Spiel mit Mädchen, der voreheliche Geschlechtsverkehr, die lesbische Liebe und die Homosexualität sind vor Gott Sünde. Ihr werdet, wir werden alle einmal vor ihm stehen. Gottes Wille zielt auf die Ehe, und darum ist sein Wille gültig, egal ob es gut ist oder nicht. Das ist mir ganz egal, Gottes Wille ändert sich nicht.
Eine reine Jugend, Keuschheit, die heute lächerlich gemacht wird, ist der Wille Gottes über eurem Leben. Und euer Herz schreit ganz klar nach Reinheit.
Es ist interessant, dass moderne Ärzte genau dasselbe sagen, was die Bibel sagt: „Gott schuf sie, einen Mann und ein Weib.“ Ihr könnt einen modernen Psychiater fragen. Er wird euch sagen, dass ein Mädchen so geschaffen ist, dass sie im Grunde nur einmal richtig liebt. Wie eine Blütenknospe, die nur einmal aufspringen kann, so springt das Herz eines Mädchens nur einmal auf.
Ein Mädchen, das mit drei oder vier Jungen eine oberflächliche Freundschaft hat, und den fünften liebt, dann den sechsten, den siebten und beim achten hängen bleibt und ihn heiratet, das ist – ich brauche jetzt das Wort eines bekannten Arztes und Psychiaters – für die Ehe verdorben. Denn sie liebt immer denjenigen, den sie das erste Mal geliebt hat.
Das sagt der moderne Mediziner ganz unabhängig von Gott. Es ist eigentümlich, wie hier Gottes Wort bestätigt wird. Die Not muss kommen mit der Zügellosigkeit auf diesem Gebiet. Es ist erschütternd, wie Mädchen für die Ehe verdorben werden. Sie können im Grunde gar nicht mehr richtig heiraten, weil sie ja nicht den lieben, den sie schließlich heiraten, sondern den, den sie damals liebten. Und von dem können sie nicht mehr loskommen.
Darum sage ich euch jungen Männern: Seid vorsichtig in eurem Umgang mit Mädchen. Es geht hier um Menschenleben, und Gott wird Rechenschaft von euch fordern. Und ich sage euch, Mädchen: Nehmt euer Herz in die Hand. Ihr könnt mit einem dummen Spiel euer ganzes Leben verderben und das Glück in Trümmern schlagen, das Gott für euch bereitgehalten hat.
Gottes Wille zielt auf eine reine Jugend.
Die Konsequenzen der Unkeuschheit
Ich hatte einmal in Hamburg eine Versammlung. Hamburg ist nicht sehr stark, wisst ihr, na ja, vielleicht so wie hier. Ich möchte Hamburg damit nicht beleidigen. Es war auch eine große Jugendversammlung, ähnlich wie hier.
Ich hatte ein anderes Thema und zitierte dabei den Satz aus der Bibel: „Die Unkeuschen wird Gott richten!“ Plötzlich springt vorne ein Mädchen mit einer auffälligen Wasserstoff-Superoxid-Frisur auf und unterbricht mich mitten in meiner Rede. Sie rief: „Wir verbinden uns ihre Schweinereien!“ Dann lief sie mit ihren Stöckelschuhen davon.
Daraufhin ging es am Rand der Versammlung los, es wurde laut gerufen, nicht wahr, und es entstand eine Art leise Revolution, wie das Freund in der Mitte war. Da sagte ich: „Moment mal, Fräulein, was gibt es?“ Sie antwortete, und ich sagte: „Fräulein, Sie haben vielleicht gedacht, das Evangelium sei so ein bisschen religiöser Weihrauch, unverbindlich. Sie irren sich. Ich habe Ihnen den Willen des lebendigen Gottes zu verkündigen. Nun können Sie gehen.“
„Unkeuschen wird Gott richten“ – das ist ein Wort der Heiligen Schrift, und das kann kein moderner Zeitgeist wegfegen. Wir stehen vor ihm, und wenn jemand sagt: „Das glaube ich nicht“, dann sage ich: „Dann warten wir es ab, ob Sie Recht haben oder die Bibel.“ Das kann man ja abwarten, nicht? Wir können abwarten, wer Recht hat.
Im Grunde stehen sich an dieser Stelle, an dieser entscheidenden Stelle heute zwei Welten gegenüber: die Welt, die Gott abgesagt hat, und die Welt, die ihn ernst nimmt.
Das Beispiel Josef: Treue trotz Versuchung
Es gibt in der Bibel eine sehr alte Geschichte, in der diese beiden Welten uns schon begegnen. Ein junger Mann wird durch Intrigen aus seinem Elternhaus gerissen und landet auf den Sklavenmärkten Ägyptens. Damals wurden Menschen als Sklaven verkauft.
Ein vornehmer Mann sieht den Jungen, kauft ihn und nimmt ihn in sein Haus auf. Dort gab es viele Sklaven, und ich denke, der Junge musste ganz unten anfangen: Schuhe putzen, Mülleimer leeren und Ähnliches. Doch bald fällt er seinem Herrn auf, denn dieser Junge war anders. Er tat zwei Dinge nicht: Er log nicht und er stahl nicht. Alle anderen Sklaven logen und stahlen, nur er nicht.
Der Herr zuckt mit den Achseln und sagt: „Komischer Sklave, aber er lügt nicht und klaut nicht. Dem kann ich etwas anvertrauen.“ Während der junge Mann heranwächst, vertraut ihm sein Herr immer mehr an. Es heißt schließlich in der Bibel so entzückend: Herr Potiphar vertraut ihm alle seine Geschäfte an, außer das Essen und Trinken. Das konnte Joseph nicht gut abnehmen, das musste er noch alleine erledigen.
Herangewachsen ist er ein schöner junger Mann, sehr gut angezogen. Er ist Stellvertreter des Chefs, wenn auch Sklave und Unfreier. Er trägt einen guten Anzug, nicht von der Stange, sondern einen schweren Maßanzug – ein feiner Kerl.
Dann fällt das Auge der jungen Frau Potiphar auf ihn. Sie hat nichts zu tun, lebt im Luxus, hat keine Aufgaben – und sieht diesen netten Sklaven. „Tändeln wir mit ihm!“ denkt sie. Josef tut so, als sähe er es nicht. Das reizt die Frau. Es reizt sie bis zur Weißglut.
Dann kommt jene erschütternde Szene: An einem heißen Sommertag geht Josef durch das Zimmer, und sie steht plötzlich vor ihm und fasst ihn an seinem Gewand. Wenn ein Mädchen die Hemmungen verliert, dann ist das oft sehr heftig.
„Schlafe bei mir“, sagt sie, „ich liebe dich.“ Josef war ein Mann wie du und ich, eine junge, gepflegte, schöne Frau. In Ägypten machen das alle so. Warum sollte er nicht? Doch dann sieht er plötzlich zwei Augen auf sich gerichtet: die Augen des lebendigen Gottes.
Und ohne Gott – I can't live! Das ist kein Leben, das ist ein Vegetieren, aber kein Leben! Da löscht er die Hände der Frau von seinem Rock und sagt nicht: „Du bist ein schlechtes Weib“ und so. Er sagt: „Ich kann nicht.“ Du willst nicht, du kannst. Ich kann nicht. Ich kann nicht vor Gottes Angesicht sündigen. Ich kann ihm nicht absagen. Er ist stärker als meine Triebe. Ich kann nicht.
Sie können das selbst nachlesen im ersten Buch der Bibel, wie die Frau sich grauenvoll rächt, und Josef bleibt standhaft.
Da habt ihr die beiden Werke: die Welt ohne Gott, in der man seinen Trieben ausgeliefert ist – und das ist schrecklich notvoll, schrecklich notvoll.
Die Qual des Menschen ohne Gott
Ich las einmal von einer Fluchtbesatzung in der Südsee, die abgestürzt war. Sie retteten sich in ein Schlauchboot und waren Tag für Tag der brennenden Sonnenglut ausgesetzt. Die Sonne brannte unerbittlich, und der Durst quälte sie, obwohl sie von Wasser umgeben waren.
Einer von ihnen trank schließlich vom Salzwasser. Doch das verstärkte nur seinen Durst, der nun unermesslich wurde. Er trank immer weiter und wurde dabei immer verzweifelter. Das war eine Qual – so ist der Mensch ohne Gott, der Gott abgesagt hat und nur seinen Trieben folgt.
Viele sitzen hier, die in solcher Sünde gefangen sind. Seid ihr glücklich, ihr armen jungen Leute? Seid ihr wirklich glücklich? Ihr tut nur so. Es ist ein großes Elend, ein Leben im Dreck.
Sindi, ich muss Ihnen jetzt etwas Entscheidendes sagen. Ich bin überzeugt, dass Sie mir im Grunde Ihres Herzens zustimmen. Sie müssten ja nicht ein netter junger Mensch sein, wenn Sie nicht überzeugt wären, dass Pastor Busch Recht hat.
Eine reine Jugend und eine Ehe aus Liebe – das ist wichtig. Ihr stimmt mir alle zu. Aber – und hier beginnt das Problem, nicht wahr? Kann man das wirklich schaffen? Und was ist bisher aus meinem Leben geworden? Ich bin ja schon viel zu tief drin, und so weiter und so fort, oder?
Sehen Sie, deshalb muss ich jetzt von Jesus sprechen.
Die befreiende Botschaft von Jesus
Es erzählt die Bibel von einem Mädchen, das mit der Lust spielte und dadurch zu Sklavin der Männer wurde. Sie wurde in den Schmutz getreten, und schließlich kennt sie jeder – diesen Tanzbesen, diese und so weiter. Jeder in der Stadt kennt sie. Durch die Lust der Männer und ihre eigene Halblosigkeit wurde sie in den Schmutz getreten. In ihrem Herzen schreit es: Was ist das für ein gemeines Leben, das ich führe?
Die Not ist schreiend, doch nach außen wirkt sie elegant, hübsch und alles scheint in Ordnung zu sein. Eines Tages hört sie, dass Jesus in die Stadt kommt. Jesus war eingeladen bei einem reichen Mann. Das Dinner war gerade in vollem Gang. Diener liefen mit Schüsseln umher. Im Morgenland sitzt man nicht, sondern macht es sich sehr bequem: Man liegt auf einer breiten Couch, die um den Tisch herumläuft.
Wie die Männer mit Messer und Gabel aßen, weiß ich nicht genau, aber es war so. Während die Gäste also tafeln und Jesus mittendrin sitzt, öffnet sich die Tür. Ein Diener will sie noch zudrücken, doch das Mädchen kommt herein, ziemlich exaltiert. Sie schaut sich um und sieht Jesus. Sie weiß, dass er der Heiland der Welt ist. Sie braucht keine Belehrung durch einen Pfarrer – ihr Herz sagt es ihr.
Da sieht sie ihn und sinkt nieder, wo Jesus liegt. Sie will ihm sagen, was mit ihr los ist, doch sie schämt sich. In diesem Licht wird ihr klar, wie schmachvoll und schmutzig ihr Leben ist. Da weint sie einfach die Schande ihres Lebens weg. Sie kann nur weinen, und Jesus hört das.
Eine Sache ist es, wenn ein Mensch die Schande seines Lebens endlich zu Jesu Füßen hinweint. Die Leute am Tisch rümpfen die Nase: Was ist das für eine Person? Was will die hier? Doch Jesus versteht die einsamen Herzen, die von der Einsamkeit verführt wurden. Menschen, die Knechte der Sexualität geworden sind.
Nun sagt er ein Wort, das größte Wort, das kein Engel und kein Mensch sagen kann, nur Jesus: Dir sind deine Sünden vergeben, deine Vergangenheit ist ausgetilgt, ausradiert, ausgelöscht. Geh hin in Frieden, du darfst neu anfangen.
Wenn hier fünf junge Menschen sind, dann sind hier fünf junge Menschen in Not und auch mit Schuld. Darum muss ich Ihnen von Jesus reden. Jesus ist der Einzige, der uns die Chance eines Neuanfangs gibt.
Ich stehe hier vor Ihnen als einer, der als junger Kerl in tiefen Schmutz geraten war. Dann kam Jesus in mein Leben, und ich begriff: Mit Jesus kann ich ein neues Heft anfangen – ein völlig neues Heft. Das haben wir wirklich nötig. Mit Jesus kann ich neu anfangen, und zwar aus einem doppelten Grund.
Jesus ist der Einzige, der die Vergangenheit auslöschen kann. Die trübste Vergangenheit kann Jesus auslöschen. Das ist eine phantastische Sache. Das Wort in der Bibel: Dir sind deine Sünden vergeben.
Über der Welt ragt hoch das Kreuz, an das wir schmutzigen Sünder den Sohn Gottes genagelt haben. Da hängt er am Kreuz, die gewaltigen, starken Hände durchbohrt. Das Blut fließt ihm übers Gesicht, die Augen brechen. Da bezahlt er für deine schmutzige Sünde. Nimm es an, nimm es an!
Ich hatte die letzten Wintervorträge in Zürich, im Kongresshaus, in einem Saal, der so voll war wie hier. Es war keine Jugendversammlung. Ich sagte das Wort Vergebung der Sünde. Am Rand standen zwei Herren, die anfingen zu lächeln. Der eine flüsterte dem anderen etwas zu. Ich hörte förmlich, wie er sagte: „Na ja, typisches Pastorenwort. Nicht typisch Pfarrer, das ist die Dogmatik. Vergebung der Sünden – damit kann ein Mensch von heute nichts anfangen.“
Da sagte ich: „Moment, ich unterbreche die Versammlung eine halbe Minute und stelle Ihnen eine Frage, die sich jeder bitte mit Ja oder Nein beantworten soll.“ Meine Frage lautete: „Brauchen Sie keine Vergebung der Sünden? Und wollen Sie für Ihr ganzes Leben, im Sterben und im Gericht Gottes darauf verzichten?“
Ich sah, wie einer der beiden bleich wurde. Es ging ihm auf: Nein, das möchte ich nicht. Sie wollen es auch nicht. Sehen Sie, darum klopft Jesus heute Abend bei Ihnen an.
Es ist jetzt egal, wie viel Schmutz in Ihrem Leben bisher ist. Es kommt jetzt darauf an, ob Sie Jesus heute Abend Ihre Dinge bekennen wollen und erfahren wollen, dass das Blut Jesu Christi mich rein macht von aller Sünde. Jesus hilft uns auch, loszukommen von trüben Bindungen.
Jesus befreit von Bindungen
Vor einiger Zeit stand ein junges, hübsches Mädchen vor mir. Sie war Sekretärin und lebte in einem Verhältnis mit ihrem Chef. Ich sagte zu ihr: „Frau, Sie zerstören Ihre Ehe, Ihr Leben und das Leben des Mannes. So kommen Sie in die Hölle. Gott wird die Unkeuschen richten.“ Da liefen ihr die Tränen übers Gesicht, und sie sagte: „Das war erschütternd. Ich liebe ihn doch, ich kann nicht anders.“
Wie viele sitzen hier und sagen: „Ich möchte, ich könnte nicht anfangen, aber die Bindungen der Sexualität sind zu stark.“ Ich möchte Ihnen die atemberaubende Botschaft verkündigen: Jesus befreit! Ich würde das nicht sagen, wenn ich es nicht selbst erfahren hätte.
Lassen Sie mich das an einem anderen Beispiel deutlich machen. Ein Stadtmissionar der Berliner Stadtmission erzählte mir, dass er einen Trinker betreute. Dieser fiel immer wieder zurück. Eines Tages hörte der Stadtmissionar, dass der Trinker wieder gesoffen hatte. Er ging zu ihm und fand ihn ganz verschwiemelt, nachmittags um fünf, in der Wohnküche beim Kaffee trinken. Neben ihm saß sein fünfjähriger Sohn.
Der Stadtmissionar sagte: „Es ist wieder schiefgegangen!“ Da sprang der Mann auf, sagte kein Wort, ging in die Kammer nebenan und holte ein Wäscheseil. Schweigend und verbissen fing er an, den kleinen Sohn auf dem Stuhl festzubinden. Dann verknotete er das Seil und brüllte den fünfjährigen Jungen an: „Steh auf!“ Der Kleine fing an zu weinen: „Ich kann doch nicht, ich kann doch nicht!“
Da wandte sich der Mann zum Stadtmissionar und sagte: „Sehen Sie, so bin ich gebunden. Ich kann doch nicht.“
Der Stadtmissionar griff in seine Tasche, holte ein Taschenmesser heraus und schnitt unbekümmert das neue Wäscheseil durch. Er sagte: „Junge, steh mal auf!“ Da sprang der Junge auf. „Bitte“, sagte der Stadtmissionar, „ja, wenn einer die Stricke durchschneidet.“
„Lieber Mann“, sagte der Stadtmissionar, „wenn Gott seinen Sohn zum Heil schickt, dann ist das kein Kinderspiel. Jesus schneidet die Stricke Satans durch.“
Christ zu werden ist kein Kinderspiel. Es ist keine rein intellektuelle Angelegenheit, über die man ein bisschen redet. Es ist eine unbeschreibliche Erfahrung: Jesus gibt Sünde frei, und Jesus macht frei! Jesus bringt Leben in Ordnung.
Ich verkündige Ihnen nicht einfach Moral, sondern ich sage Ihnen: Kommen Sie aus der Not Ihrer Einsamkeit und Sexualität heraus zu Jesus, der lebt, der lebt!
Die Liebe als Recht und Kraftquelle
Ich muss jetzt noch etwas sagen. Verzeihen Sie, wenn ich ein bisschen länger rede. Ich kann heute Abend nicht so ruhig fertig werden. Aber Sie sollen nicht einschlafen. Falls doch zufällig jemand einschläft, soll er sich melden.
Sehen Sie mal, es ist interessant, dass im Neuen Testament – diese Bibel ist ja ursprünglich auf Griechisch geschrieben – zwei verschiedene Worte für das eine deutsche Wort „Liebe“ existieren. Das eine heißt Eros, das andere Agape.
Eros bezeichnet die erotische Liebe. Agape hingegen ist die Liebe, die als Frucht des Heiligen Geistes verstanden wird. Das Neue Testament sagt: Du hast ein Recht auf Liebe. Jawohl, du hast ein Recht auf Agape. Es ist nicht von erotischer Liebe die Rede, sondern von einer anderen Art der Liebe.
Du darfst zum Beispiel deine Feinde lieben, oder den Einsamen, der neben dir sitzt. Gibt es in euren Häusern auch Krach? Fangt immer mit Liebe an! Das ist unser Recht auf Liebe.
Jetzt rede ich nicht von Eros, sondern von der Tatsache, dass die Welt an ihrem Hass zugrunde geht. Hass zwischen Völkern, Hass zwischen Familien, Hass innerhalb von Familien – überall Krach. Überall Konflikte, zum Beispiel Ost-West-Konflikte. Nicht überall, aber oft.
Und dann kommt Jesus in die Welt und sagt: Ich fange etwas ganz Neues an. Du brauchst nicht mehr zu hassen. Du brauchst nicht mehr um dein Recht zu kämpfen. Du darfst lieben.
Es ist mir ganz groß geworden, als ich das eines Tages begriff: Ich brauche nicht zu hassen. Ich brauche nicht um mein Recht zu kämpfen. Ich darf lieben.
Ich muss das den Mädchen sagen, denen Gott die Ehe versagt hat. Hier sitzen Mädchen, deren Bräutigame auf den Schlachtfeldern in Russland und Afrika liegen. Und sie sagen: Gottes Wille ist die Ehe – und wir?
Lasst mich von eurem Recht auf Liebe sprechen.
Die Kraft der Liebe im Leben
In der Bibel wird erzählt, wie ein junges Mädchen starb. Sie war allein, hatte keinen Menschen um sich. Daraufhin schickt man eine Nachricht an Petrus, damit er zur Beerdigung kommt.
Petrus betritt das Trauerhaus und findet das Mädchen aufgebahrt vor. Der ganze Raum ist voller Menschen. Ein blinder Mann fragt: „Wer kümmert sich jetzt um mich?“ Eine Frau namens Tabea kam jeden Mittag von zwei bis drei Uhr und las eine Stunde lang vor.
Eine alte Witwe weint und sagt: „Den Pullover hat Tabea für mich gestrickt.“ Zwei kleine Kinder weinen laut und sagen: „Tabea hat sich um uns gekümmert.“
Plötzlich wird klar, wie reich das Leben dieses Mädchens war. Sie hat ihr Recht zu lieben genutzt, verstehst du? Fünftausende junge Menschen setzen der Welt, die voller Hass ist, eine Welt voller Liebe entgegen – eine Liebe, die Gott schenken kann.
Die Liebe Gottes als Antwort auf Einsamkeit
Ich sehe mit Entsetzen, dass es schon neun Uhr ist. Lasst mich zum Schluss noch ein letztes Wort sagen: Recht auf Liebe.
Ich sagte am Anfang, wir sind heute alle sehr einsam. Könnt ihr euch vorstellen, dass man hier oben auch einsam ist? Ja, und dass unser Herz schreit – und nirgendwo ein Herz antwortet.
Zum Schluss möchte ich euch sagen: Es gibt in der Welt wirklich ein Herz, dessen Liebe ein Jungmänner- und Jungmädchenleben unsagbar reich machen kann. Das ist das Herz Gottes in Jesus.
Lasst mich zum Schluss ein Erlebnis erzählen: Als ich ganz junger Pfarrer war – also ein blutjunger Spund, noch ohne Glatze – und in meiner ganzen Hilflosigkeit anfing, in einem riesigen kommunistischen Weltarbeit-Bezirk in Essen zu wirken, da hatte ich ein Erlebnis, das über dreißig Jahre zurückliegt und mein Amt geprägt hat.
Damals hatten sich dreißig Männer um mich versammelt. Das erregte so viel Aufsehen, dass eines Tages vor dem kleinen Büttel, wo wir tagten, zweitausend Kommunisten aufmarschierten und uns niederbrüllten.
Da sagte ich: Jetzt müssen wir raus, Kinder! Wir gingen hinaus, und drei Minuten später war jeder meiner Männer von fünfzig Leuten umgeben, die mit ihm diskutierten. Das war mir recht, das war eine Evangelisation, die sich sehen lassen konnte.
Dreißig Männer redeten, dreißig Burschen erzählten ihren Kumpeln, warum ihr Leben neu geworden war.
Da sehe ich so einen baumlange Lulatsch, der versucht, Krach anzufangen. Er lief immer herum und hetzte, wollte Streit provozieren. Ich dachte: Junge, am Schluss gibt es doch eine Schlägerei, und das wäre schlecht für mich.
Also ging ich zu dem langen Kerl, packte ihn am Arm und sagte: Du, begleite mich mal nach Hause! Er schaute mich vom fünften Stockwerk herab und sagte unwirsch: Ich bin noch nie mit einem Pfaffen gegangen.
Da antwortete ich: Einmal muss man ja anfangen, Mensch, nun komm schon! Und so gingen wir.
Offenbar war er ein bedeutender Mann in einem Verein. Ich sah im Geist, wie lächerlich das war: Er, klein und dick, und ich, lang und dünn, gingen Arm in Arm los, als wären wir Freunde.
Das erregte Aufsehen. Alle anderen ließen von ihrem Streit ab, und ich fühlte, wie hundert Meter hinter uns eine ganze Schar von Männern schweigend folgte.
Dann begann dieser Bursche einfach, ohne ein Wort von mir, mir sein Leben zu erzählen – schauerlich.
Gott, was für dunkle Jugendzeiten! Der Vater war Trinker, die Mutter starb, als er zwei Jahre alt war.
Seine Jugend war geprägt von Gewalt: Ich bin geprügelt worden von meinem betrunkenen Vater, vom Lehrer, in der Lehre und in der Fürsorgeanstalt.
Dann standen wir an einer Laterne vor einer Kneipe, und er blieb stehen.
Das ging mir durch und durch. Wieder ballte er die Fäuste und sagte: Mich hat noch nie jemand geachtet, mich hat noch nie jemand geliebt. Darum hasse ich euch! Das kam sprühend heraus.
Sofort hatte sich der ganze Kreis um uns geschlossen. Da standen wir beide in diesem Ring an der Laterne.
Ich sagte: Mann, es erschüttert mich, dass du sagst, mich hat nie jemand geachtet, dass es in dieser wimmelnden Großstadt so einsame Menschen gibt.
Aber einst hast du gelogen, als du sagtest, mich hat nie jemand geliebt.
Ich weiß: Du bist so viel wert für jemanden, dass er sich für dich totschlagen ließ. Wer soll das sein? Der Sohn des lebendigen Gottes, Jesus!
Ich nenne den Namen Jesus – da brüllte er auf. Es war, als wenn die Hölle brüllte, denn wenn man Jesus nennt, dann ist die Hölle da.
Da packte ich ihn an seiner Bluse vorne und sagte: Moment mal! Wenn du heute Abend in deine Falle kommst, dann steht über deinem Leben: Jesus hat mich geliebt bis in den Tod, Misssünder!
Und wenn du morgen früh aufstehst, dann steht das schon wieder da, ehe die Sonne aufgeht: Jesus hat mich lieb!
Und morgen Abend steht es wieder da: Jesus hat mich lieb!
Mensch, diese Liebe Gottes in Jesus läuft nicht weg! Du bist ja wahnsinnig, kehr um!
Während ich so sprach und ihn festhielt mit den Worten: Jesus hat dich lieb, merkte ich, wie eine tolle Veränderung in ihm vorging.
Wie wenn Türen aufgesprungen wären, schaute er fassungslos zu mir. Gott hat mich lieb!
In Jesus, ganz greifbar, da starb einer für mich, damit ich die Möglichkeit für einen vollen Neuanfang habe.
Er sagte kein Wort, ich sah nur, wie zwei Tränen über sein Gesicht liefen.
Dann drehte er sich um und ging weg.
Es war erschütternd. Die Männer machten Platz, und schweigend ging er durch.
Plötzlich hatte ich eine Vision: Ich sah, wie Jesus neben ihm ging und den Mantel seiner Liebe um ihn schlug. So ging er.
Du hast Hunger nach Liebe? Mensch, warum gehst du an der größten Liebe vorbei?
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die sich ihm anvertrauen, nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben.
Schlussgebet
Wir wollen beten: Herr Jesus, du bist auferstanden, du wunderbarer Heiland. Millionen Menschen auf der ganzen Welt preisen jetzt deinen Namen. Sie sind bereit, für dich zu sterben, weil du sie befreit hast.
Nun bitte ich dich, offenbare dich auch all den einsamen, gebundenen und sehnsüchtigen Herzen hier. Herr, du wirst große Dinge in unserem Leben tun. Dafür danken wir dir.
Jetzt stellen wir uns unter deine durchbohrten, segnenden Hände. Amen.