
Guten Morgen allerseits! Einige von euch haben wir bereits zwei Tage zusammen verbracht, andere sind heute zum ersten Mal dabei. Ihr wisst ja schon, wer ich bin: Hans-Peter aus Österreich. Schön, dass ihr so gut gesungen habt. Der Dirigent hat mir zwar gefehlt, aber wie schafft ihr es, dass hier nichts durcheinander gerät? Das ist wirklich bemerkenswert, oder?
Heute Vormittag beschäftigen wir uns mit dem Thema Zweifel und Glaube. Es ist ein Thema, über das relativ selten gesprochen wird – zumindest habe ich das so erlebt. Oft, wenn Christen zweifeln, können sie nicht mehr glauben oder haben ein schlechtes Gewissen. Man meint, das dürfte nicht sein, das sollte nicht sein. Deshalb halte ich das Thema für sehr wichtig.
Ich möchte mit zwei Bibelversen aus Matthäus 28 beginnen. Das ist nach der Auferstehung Jesu Christi, als Jesus seine Jünger berief und sie aufforderte, nach Galiläa zu kommen. Ich lese nur zwei Verse vor: Matthäus 28,16-17.
„Die elf Jünger aber gingen nach Galiläa an den Berg, wohin Jesus sie bestellt hatte. Und als sie ihn sahen, den Auferstandenen, warfen sie sich vor ihm nieder, einige aber zweifelten.“
Der Konflikt zwischen Glaube und Zweifel, zwischen Glaube und Unglaube, ist so alt wie die Menschheit selbst. Zweifel ist kein Randthema, sondern ein zentrales Thema, denn es betrifft jede Person – wenn auch unterschiedlich. Der eine kämpft mehr damit, der andere weniger.
Ich persönlich bin als 15-Jähriger in unserer evangelischen Kirche in Ramsau am Dachstein, einem Bergdorf, zum Glauben an Jesus Christus gekommen. Heute sehe ich es immer mehr als ein Geschenk an, dass Jesus mich gefunden hat und ich glauben darf. Es ist ein Geschenk.
Neben dem Geschenk des Glaubens, das ich von Gott bekommen habe, hat Gott mir einen zweiten Reisebegleiter mitgegeben. Dieser ist oft ein unangenehmer Geselle, und sein Name ist Zweifel. Es ist mir nie leichtgefallen zu glauben, und auch heute fällt es mir nicht leicht. Das ist so geblieben.
Ich bin mir auch nicht sicher, ob Zweifel ein Segen oder ein Fluch ist – es ist einfach so. Zweifel, besonders wenn sie fundamental sind, habe ich nie als angenehm empfunden. Oft habe ich gebetet, dass Gott sie wegnehmen möge. Aber bis heute ist das nicht geschehen.
Deshalb spreche ich auch regelmäßig über Zweifel. Es ist ein Thema, das oft gefragt wird, und viele Christen sind dadurch ermutigt, stelle ich fest. Manchmal denken Leute, gerade Prediger wie ich – ich predige 35 Wochen im Jahr irgendwo und bin hundert Tage auf Reisedienst – hätten keine Zweifel. Das ist jedoch nicht korrekt, Gott sei Dank.
Ich habe ein paar Punkte vorbereitet, ich weiß nicht, wie viele genau, aber das werden wir dann sehen.
Der erste Punkt ist: Warum zweifle ich?
Ich möchte zunächst objektive Gründe aufzählen, warum ich überhaupt Zweifel habe, soweit ich das begründen kann. Ein Grund, warum ich an Gott und seiner Liebe, an einen persönlichen Gott zweifle, ist die globale und individuelle Ungerechtigkeit.
Letztes Jahr war ich auf einer Missionskonferenz in Afrika, wo ich gesprochen habe. In einem Dorf im Busch sterben Tausende Kinder, weil sie zu wenig zu essen haben. Gleichzeitig müssen wir hier Abmagerungskuren machen, weil wir dauernd zu viel futtern. Das ist doch nicht normal. Das ist ein Wahnsinn.
Ich frage mich: Gott, wenn du ein Gott bist, der den Überblick hat, warum lässt du so etwas zu?
Eine andere Frage ist: Warum darf es mir so gut gehen? Ich bin jetzt schon 50 Jahre alt und immer noch relativ gesund. Ich kann immer noch die Dinge tun, die ich gerne mache. Es geht mir wirklich gut, abgesehen von ein paar kleinen Sachen, aber die sind nicht der Rede wert. Warum darf es mir so gut gehen, während es anderen Menschen extrem schlecht geht?
Gerade letzten Sonntag im Gottesdienst wurde eine liebe Schwester getroffen: Gerti sitzt seit 18 Jahren im Rollstuhl und hat jeden Tag Schmerzen, so dass sie schreit – seit 18 Jahren. Wir haben schon oft gebetet, aber Gott hat sie nicht geheilt.
Ich denke mir: Gott, wenn du ein liebender Gott wärst, warum heilst du sie nicht? Das wäre doch eine Kleinigkeit für dich.
Gibt es dich überhaupt?
Oder wir haben drei Kinder, die alle halbwegs normal und gesund sind. Dann haben wir Nachbarn, eine alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern, von denen eins an Krebs stirbt. Wieso? Wenn Gott ein liebender Gott wäre, warum darf das alles geschehen?
Ein Mädchen in unserer Gegend wurde von vier betrunkenen Burschen vergewaltigt, und Gott tut nichts. Da frage ich mich: Gott, bist du eine Illusion oder gibt es dich wirklich?
Dann habe ich auch Zweifel an der Bibel. Stimmt alles, was die Bibel sagt, mit Engeln, mit Entrückung, mit Wundern, mit Himmel und Hölle? Es erscheint manchmal zu märchenhaft, zu fantastisch.
Und wenn das alles wahr ist, warum geschehen dann heute so wenige Wunder? Wenn Gott ein Gott der Wunder ist, warum heilt er heute nicht mehr Menschen? Ich glaube an Wunder, ich habe schon welche erlebt, aber relativ selten. Ich würde gerne mehr sehen.
Auch die Archäologie wirft Fragen auf. Die meisten Funde bestätigen die Bibel, aber es gibt Dinge, die bleiben ein Rätsel. Zum Beispiel findet man nichts aus der Zeit Salomons, obwohl wir viel finden müssten, denn er hatte eine Bauwut. Wir finden nichts. Vielleicht war es nur eine Illusion und er hat gar nicht existiert.
Zum Christsein an sich: Die Bibel sagt, wenn jemand in Christus ist, dann ist er eine neue Kreatur. Wirklich? Warum sehen dann viele Christen so alt aus? Wir predigen ständig: Wenn du Christus annimmst, wirst du ein neuer Mensch. Wirklich? Warum sehe ich dann so wenig Unterschied zwischen Ungläubigen und Gläubigen?
Ich kenne einige Atheisten, die wesentlich netter sind als manche Christen.
Dann gibt es noch ganz individuelle, fundamentale Gründe, warum ich oft an Gott zweifle. Eine liebe Bekannte, die gläubig ist, erzählt mir: Sie hat ein behindertes Kind und versucht oft, mit Gott zu reden, aber er scheint nie zu kommen und hört sie nicht.
Sie sagt: Wenn ich mich mit einem Freund zum Kaffee verabrede und er kommt nicht, ist das enttäuschend, aber okay. Wenn er zweimal nicht kommt, zweifle ich schon. Und wenn ich mich dreißig Mal verabrede und er nie kommt, frage ich mich, ob dieser Freund überhaupt existiert. Genau so geht es ihr mit Gott.
Ich weiß genau, was sie meint. Manchmal habe ich das Gefühl, das ganze Christsein ist eine Gehirnwäsche. Ich rede mir das jetzt schon dreißig Jahre lang ein, daher funktioniert es auch zum Teil. Das können Psychologen bestätigen.
So sind die Zweifel manchmal für mich fundamental und verwirren mich. Manchmal habe ich in meinen Zweifeln sogar Angst, meinen Glauben ganz zu verlieren.
Dann habe ich vor vielen Jahren ein Wort aus dem kleinen Buch Judas gelesen, das mir sehr sympathisch ist. Es hat nur ein Kapitel. Dort sagt Judas, das Gott durch ihn spricht: „Erbarmt euch derer, die zweifeln“ (Judas 22).
Zwei Verse später steht: „Denn der Herr wird dich bewahren vor dem Straucheln.“ Dieses Wort hat mich unheimlich getröstet. Das Tragische ist nämlich, dass Christen, die Zweifel haben, sich oft erst einmal schuldig fühlen, überhaupt Zweifel zu haben. Zum Teil wird das leider auch gepredigt. Dann sind sie auch noch schuldig für ihre Zweifel. Jetzt leiden sie schon wegen der Zweifel, und zusätzlich haben sie noch Schuldgefühle, weil sie zweifeln und weil ihnen diese auferlegt werden. Das ist ein Wahnsinn. Das tut Gott nicht. Gott erbarmt sich derer, die zweifeln, und darüber bin ich sehr dankbar.
Darum habe ich kein schlechtes Gewissen wegen meiner Zweifel, obwohl ich sie nicht leiden kann. Wir brauchen uns nicht zu schämen und schon gar nicht schuldig zu fühlen, wenn wir zweifeln. Wir brauchen zweitens auch keine Angst zu haben, durch Zweifel den Glauben zu verlieren, denn Gott ist es, der uns bewahrt vor dem Straucheln – und nicht wir selbst.
Das war Punkt eins. Jetzt kommt der zweite: Zweifeln ist menschlich.
Seht ihr, zu zweifeln ist nicht nur das Vorrecht von gläubigen Menschen. Auch der Ungläubige, der Atheist, hat Zweifel. Davon bleibt niemand verschont, egal was du glaubst. Ein Mensch, der an Gott glaubt, hat manchmal Zweifel, ob es diesen Gott wirklich gibt. Und ein Mensch, der nicht an Gott glaubt und die Existenz Gottes verleugnet, hat manchmal Zweifel, ob es ihn nicht doch gibt. Zweifel hat jeder. Es ist eine menschliche Sache, zu zweifeln.
Die Frage ist: Der Gläubige fragt sich in schweren Zeiten oder aus welchen Gründen auch immer, gibt es diesen Gott? Oder ist das letztlich eine Seifenblase, die zerplatzt? Der Ungläubige, der Gott verleugnet, denkt sich manchmal: Was ist, wenn es diesen Gott doch gibt? Vielleicht ist es doch keine Seifenblase, sondern ein Ei, gefüllt mit Versprechen. Seifenblase oder Ei – das ist die Frage.
Josef Ratzinger, der jetzige Papst, hat es treffend formuliert in seinem Buch „Einführung in das Christentum“, übrigens ein sehr gutes Buch, das er in sechzig Jahren geschrieben hat. Er war theologischer Leiter im Vatikan und schrieb: „Wer der Ungewissheit des Glaubens entfliehen will, der wird die Ungewissheit des Unglaubens erfahren müssen.“ Eine Ungewissheit bleibt immer – für den Atheisten ebenso wie für den Gläubigen.
Dritter Punkt: Warum glaube ich immer noch?
Der Grund, warum ich immer noch glaube, ist, objektiv betrachtet, dass Gott mich hält. Aber rein objektiv von meiner Seite aus betrachtet glaube ich an Gott, weil es zu viele unsichtbare Realitäten gibt, die eine Erklärung brauchen. Ich spreche hier objektiv, nicht davon, dass ich gehalten bin.
Zum einen gibt es die Realität der Liebe. Warum lieben wir? Und warum geben wir sogar unser Leben aus Liebe, wenn es das Ganze nicht geben würde? Vor etwa zwei Jahren habe ich irgendwo in Stuttgart auf einer Konferenz gepredigt. Das war auch in Zeitungen ausgeschrieben, sodass viele Menschen kamen, die mit Glauben nichts am Hut haben, aber das Thema sie interessierte.
Nach dem Vortrag kam ein Mann zu mir. Ich stand dort, wie hier auf dem Podium, und er sagte: „Junger Mann“, ohne zu wissen, wie alt ich bin, „ich habe nur eine Frage an Sie: Zeigen Sie mir Gott! Sie reden andauernd von einem Gott, aber ich habe ihn noch nie gesehen. Ich war gerade auf dem Parkplatz, da war er nicht. Ich schaue auf die Bühne, da ist er nicht. Ich schaue hier auf den Boden, da ist er auch nicht. Und Sie reden dauernd von diesem Gott. Zeigen Sie mir diesen Gott, dann werde ich an ihn glauben.“
Dann fragte er: „Darf ich Ihnen auch eine Frage stellen?“ Ich sagte: „Nein, zeigen Sie mir Gott, und dann glaube ich.“ Er sagte noch einmal: „Ja, es wäre nett, wenn ich Ihnen eine Frage stellen dürfte.“ Ich antwortete: „Okay, eine Frage.“ Er fragte: „Glauben Sie an Liebe?“ Ich sagte selbstverständlich „Ja“. Er sagte: „Es ist komisch. Ich war gerade am Parkplatz, ich habe Sie nicht gesehen. Hier auf dem Podium sehe ich Sie auch nicht. Am Boden liegt Sie auch nicht. Und Sie glauben an Liebe.“
Dann sagte ich: „Kommen Sie zu mir nach Hause, dann zeige ich Ihnen. Ich bin verheiratet, habe eine Frau.“ Er antwortete: „Wenn ich mit Ihnen gehe, sehe ich Ihre Frau, aber keine Liebe. Ich kann dir nicht beweisen, dass es Liebe gibt, und trotzdem glaube ich an sie.“
Es gibt viele Dinge, die wir nicht sehen, die aber eine Realität sind und an die wir glauben. Ich glaube zum Beispiel an Hoffnung, aber ich kann dir nicht beweisen, dass es Hoffnung gibt. Trotzdem glaube ich daran.
Wenn wir aber tatsächlich durch Zufall entstanden sind und alles nur zufällig existiert, dann hat das keinen Sinn. Dann gibt es keine Hoffnung. Worauf hoffen wir, wenn Hoffnung eine Illusion ist? Oder wenn es keine Realität von Sinn gibt? Wenn dieses Leben nur Zufall ist, dann kann dieses Leben keinen Sinn haben, denn Zufall kann keinen Sinn erzeugen.
Warum fragt der Mensch dann nach Sinn? Warum wollen wir überhaupt etwas Sinnvolles tun, wenn es keinen Sinn gibt? Warum begeht der Mensch Selbstmord, weil er den Sinn des Lebens verloren hat, wenn es keinen gibt? Darüber muss ich nachdenken und darauf muss ich Antworten finden.
Dr. Viktor Frankl, der Gründer der Logotherapie der dritten Wiener Schule nach Adler und Freud, hat gesagt: Der beste Beweis, dass es so etwas wie Wasser gibt, ist die Tatsache, dass der Mensch Durst hat. Und der beste Beweis, dass es so etwas wie einen Sinn im Leben gibt, ist die Tatsache, dass der Mensch nach Sinn fragt.
Ich würde hinzufügen – das hat Frankl nicht gesagt – der beste Beweis, dass es Gott gibt, ist die Tatsache, dass der Mensch nach Gott fragt. Ich komme viel in dieser Welt herum, das ist ein Geschenk und ein Privileg. Ich war schon in Gegenden, da gibt es keine Schule und keine Krankenhäuser. Aber ich war noch in keiner Gegend, in der es keine Anbetungsstätte gibt. Der Mensch fragt nach Gott – aber warum, wenn es ihn nicht gibt?
In meinem Leben muss ich feststellen, dass die Straße des Glaubens ein größeres Gewicht hat als die Straße des Unglaubens und des Zweifels. Es ist wie mit Dunkelheit und Licht: Die Abwesenheit von Licht ist Dunkelheit, aber Licht ist mehr als nur die Abwesenheit von Dunkelheit. So ist Zweifel das Fehlen von Glauben, aber Glaube ist mehr als nur das Fehlen von Zweifel – für die Philosophen unter euch.
Vierter Punkt: Legitimer und tödlicher Zweifel
Ich möchte jetzt über zwei verschiedene Arten von Zweifel sprechen: den legitimen und den unehrlichen Zweifel.
Zuerst zum legitimen Zweifel. Es gibt Situationen, in denen wir durch Lebensumstände und harte Realitäten des Lebens zu zweifeln beginnen. Manchmal können wir gar nicht genau erklären, warum wir zweifeln – es ist einfach da. Wir wollen glauben, aber wir können nicht. Das ist legitim. Es geht uns dann wie dem Vater in Markus 9, der mit seinem besessenen Sohn zu den Jüngern kommt, die ihn nicht heilen können. Dann kommt Jesus, und der Vater sagt zu Jesus: „Wenn du etwas kannst, dann hilf uns!“ Jesus antwortet: „Wenn du es kannst – dem Glaubenden ist alles möglich!“ Und der Vater erwidert, und ich liebe diesen Satz: „Ich glaube, hilf meinem Unglauben!“ So geht es mir oft. Ich will glauben, aber ich kann nicht. „Gott, hilf meinem Unglauben!“ Das ist ein ehrlicher, berechtigter Zweifel.
Berechtigte Zweifel stärken letztlich sogar meinen Glauben, weil ich meinen Glauben hinterfrage. Ich kann euch nicht sagen, wie viele Bücher ich in den letzten zwanzig Jahren gelesen habe – extrem viele. Denn ich muss immer hinterfragen, ob das, was ich glaube, auch stimmt. Sonst will ich es nicht aussprechen. Insofern kann ich nur zum Zweifel ermutigen, denn er festigt dein Fundament.
Aber es gibt auch einen tödlichen Zweifel, den ich einen unehrlichen Zweifler nenne. Ich bezeichne das gar nicht als Zweifel, sondern als willentlichen Unglauben. Eine solche Person ist kein Zweifler, sondern hat sich bewusst entschieden, im Zweifel zu verharren. Es ist egal, welche Fakten man dieser Person vorlegt – sie will nicht glauben. Das ist kein Zweifel, sondern willentlicher Unglaube.
Manchmal, bei Vorträgen oder Treffen, spreche ich vor Menschen, die nicht unbedingt gläubig sind. Da gibt es Männerabende, Frauenfrühstücke und vieles mehr. Gerade die Männer wollen oft zeigen, was sie alles wissen oder auch nicht. Sie stellen viele Fragen, und es ist schön, wenn man zusammensitzt und sie eine Frage nach der anderen stellen. Doch manchmal, nach einer halben Stunde, denke ich mir: Dem geht es gar nicht darum, dass ich seine Fragen beantworte. Er will nur in seinem Zweifel verharren.
Dann frage ich manchmal nach einer halben Stunde, nachdem ich mich bemüht habe, möglichst alle Fragen gut zu beantworten: „Angenommen, ich könnte dir in der nächsten Stunde jede deiner Fragen hundertprozentig zufriedenstellend beantworten – würdest du dann ein Jünger Jesu?“ Die Antwort lautet oft: „Nein, das wäre ich sowieso nicht.“ Dann sage ich: „Dann trinke ich mal lieber Kaffee oder gehe Skifahren – das ist Zeitverschwendung.“ Es geht nicht um Fragen, die beantwortet werden wollen, sondern nur darum, im Zweifel zu verharren.
Für ehrliche Zweifler, und für die, die zweifeln, möchte ich Folgendes sagen: Ein ehrlicher Zweifler muss auch seine Zweifel anzweifeln. Denn jede Skepsis, das heißt jedes Hinterfragen einer Aussage oder eines Faktors – auch mein eigenes Hinterfragen und Zweifeln – beruht auf einer Annahme, die ich nicht beweisen kann. Genauso wie der Glaube. Darum ist jeder Zweifel, so skeptisch oder zynisch er auch sein mag, im Grunde ein alternativer Glaube.
Seht ihr, der eine sagt zum Beispiel: „Ich glaube, dass es einen Gott gibt.“ Das ist ein Glaube. Der andere sagt: „Ich glaube, dass es keinen Gott gibt.“ Das ist genauso ein Glaube. Du sollst deinen Glauben haben, aber du musst auch deinen Unglauben hinterfragen. Denn beides beruht auf einer Annahme, die du nicht beweisen kannst.
Manchmal nur nebenbei ein kleiner Tipp zum Gespräch: Wenn Leute sagen „Es gibt keinen Gott, das ist alles Blödsinn“, dann frage ich diese Person manchmal: „Gibst du zu, dass du von allen Dingen, die man im Universum wissen könnte, weniger als die Hälfte weißt?“ Wenn mein Gegenüber halbwegs vernünftig ist, sagt er: „Ich weiß nicht nur weniger als die Hälfte, ich weiß höchstens ein paar Prozent von allem, was man im Universum wissen kann.“ Dann sage ich: „Okay, wenn du zugibst, dass du von allem, was man wissen kann, weniger als die Hälfte weißt, ist es dann nicht möglich, dass auf der anderen Hälfte, von der du nichts weißt, Gott existiert?“ Ein intelligenter Mensch muss das immer zugeben. Sonst ist er kein Zweifler, sondern ein ignoranter oder willentlicher Zweifler.
Es ist übrigens meine tiefe Überzeugung, dass die meisten Menschen in unserer Kultur sehr wohl wissen, dass es einen Gott oder etwas Höheres gibt. Aber dieses Wissen wird verdrängt. Das ist kein Zweifel, sondern Verdrängung. Das wäre ein anderes Kapitel.
Der christliche Zweifler, über den die Bibel schreibt – wer eine Bibel hat, kann mal Jakobus 1 aufschlagen – ist ein unehrlicher Zweifler. Auch Christen können unehrliche Zweifler sein.
Jakobus 1,5-8 sagt: „Wenn aber jemand von euch Weisheit mangelt, so bitte er Gott, der allen willig gibt und keine Vorwürfe macht, und sie wird ihm gegeben werden. Er bitte aber im Glauben, ohne zu zweifeln; denn der Zweifler gleicht einer Meereswoge, die vom Wind bewegt und hin und her getrieben wird. Ein solcher Mensch denke nicht, dass er etwas vom Herrn empfangen werde; denn er ist ein wankelmütiger Mann, unbeständig in allen seinen Wegen.“
Worum geht es hier? Es geht um einen Zweifler, einen wankelmütigen Menschen. Das griechische Wort ist „die Psychos“, was „wankelmütig“ bedeutet. „Die Psychos“ heißt wörtlich „zwei Seelen“. Dieser Christ hat zwei Seelen, das heißt: Einerseits bekennt er, dass er an Jesus glaubt, andererseits rechnet er überhaupt nicht mehr damit, dass Jesus etwas tun kann.
Er bekennt zwar seinen Glauben, verleugnet ihn aber gleichzeitig, weil er von Gott nichts erwartet. Das ist ein wankelmütiger Mensch, im Englischen „double minded man“ – ein Zwei-Seelen-Mensch. Er ignoriert alle Gottesbeweise und will die Zusagen Gottes nicht mehr hören.
Martin Lloyd-Jones, der dreißig Jahre lang an der Westminster predigte, sagt über solche Christen: „Das Hauptproblem beim Kleingläubigen ist, dass er nicht viel denkt.“ Jesus sagt: „Betrachte die Vögel, die Lilien, das Gras und denke darüber nach.“ Aber viele Menschen wollen nicht denken; ihre Gedanken drehen sich nur im Kreis. Wahrer Glaube denkt auch über die göttlichen Zusagen nach. Und das ist wichtig.
Im Zweifel ist es wesentlich, nicht nur im Zweifel zu verharren und die Zweifel immer weiter zu durchdenken. Du kannst auch sagen: „Jetzt höre ich mal auf und schaue mir das Gras, die Lilien, die Sterne an. Wo kommt das Ganze her?“ Das hilft uns weiter.
Aber heute geht es mir um den legitimen Zweifel, und ich möchte jetzt darüber sprechen, wie wir mit Zweifel umgehen, wenn wir sie erleben.
Wie bereits gesagt, ist es mein Vorrecht, das Wort Gottes in vielen Teilen der Welt immer wieder predigen zu dürfen, und ich tue es gerne. Doch vor einigen Jahren wurde mir bewusst, dass das, was ich sage, revolutionär ist. Wenn das, was ich predige, nicht stimmt, dann wäre ich einer der größten Verführer und Lügner.
In meinen Zweifeln – und die hatte ich sehr oft – dachte ich manchmal: Ich kann das nicht mehr tun. Es ist mir relativ schwer gefallen. Ja, ich kann sogar sagen, es ist öfter passiert, dass ich hier stand, so wie heute, aus dem Wort Gottes predigte und nicht glauben konnte, was ich predigte. Trotzdem habe ich es getan, aber ich konnte es nicht glauben.
Dann dachte ich manchmal: Eigentlich bist du ein Heuchler. Du predigst etwas, was du nicht glaubst. Vor einigen Jahren überlegte ich sogar, mit dem Ganzen aufzuhören, weil das nicht ehrlich wäre.
Dann kam ich in mein Büro, und da lag ein Zettel mit der Post. Keine Ahnung, wo der herkam, vielleicht von einem Evangelisten. Darauf stand in der Mitte ein Satz: "Wenn du nicht mehr an das Evangelium glauben kannst, dann geh auf die Straße und predige es."
Dieser Satz hat etwas in mir ausgelöst. Zuerst dachte ich: Das ist doch Blödsinn, das ist ein Widerspruch. Aber dann habe ich zweimal darüber nachgedacht – das schadet nie. Ich erinnerte mich daran, dass Jesus gesagt hat: Die Wahrheit macht euch frei. Jesus hat nicht gesagt: "Hans Peter, deine Überzeugung der Wahrheit macht die Menschen frei", sondern: "Die Wahrheit macht Menschen frei."
Darum ist es ziemlich egal, ob du davon überzeugt bist oder nicht. Predige die Wahrheit, und Menschen werden frei. Seit diesem Tag habe ich völlige Freiheit, die Wahrheit zu predigen – egal, ob ich sie gerade glaube oder nicht. Das ist irrelevant. Wichtig ist, die Wahrheit zu predigen, auch wenn wir sie im Moment gefühlsmäßig nicht glauben können. Das ist zweitrangig. Ich soll sie predigen.
Deshalb ist es meine Pflicht, die Wahrheit auch dann zu predigen, wenn ich daran zweifle.
Das gefällt mir auch bei den einleitenden Worten, die ich vorgelesen habe, in Matthäus 28. Dort ist der auferstandene Jesus. Die Jünger sehen ihn, sie fallen vor ihm nieder, aber einige zweifeln. Sie denken: Stimmt das wirklich? Oder ist das vielleicht ein Trick?
Und wisst ihr, was Jesus dann zu beiden Gruppen gesagt hat? Einige haben sich hingekniet und ihn angebetet, die anderen standen da und zweifelten. Jesus hat zu beiden gesagt: Geht hin in alle Welt und predigt das Evangelium, tauft sie usw.
Er hat nicht gesagt: Ihr, die ihr mich anbetet, geht und predigt, und ihr, die ihr zweifelt, geht erst drei Jahre in die Bibelschule, hoffentlich werdet ihr dann ausgegradigt und könnt auch gehen. Nein, er hat gesagt: Beide, geht!
Wisst ihr warum alle gehen können? Jesus hat gesagt, ich lese es euch vor, in Matthäus 28, das sind wunderbare Worte:
"Als sie ihn sahen, warfen sie sich vor ihm nieder, einige aber zweifelten. Jesus trat zu ihnen, redete mit ihnen und sprach: Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden. Geht nun hin und macht Nationen zu Jüngern."
Warum gehen wir? Weil Jesus alle Macht hat, nicht weil wir so überzeugte Christen sind.
Das ist der Grund, warum ich predige. Zweifel sind kein Grund dafür, dass Gott dich nicht gebrauchen kann.
Zweitens: Wie gehe ich mit meinen Zweifeln um?
Wenn ich fundamentale Zweifel an Gott und seinem Wort habe, dann schaue ich mich in der Welt um und sehe, was sie sonst noch zu bieten hat. Ich habe mich dafür interessiert, weil ich so gestrickt bin – über Philosophie, andere Religionen, Materialismus, Hedonismus, alles, was man in der Welt finden kann.
Und wisst ihr, was ich entdecke? Die meisten von euch, die älter sind, haben das auch schon entdeckt: Diese Welt hat nicht viel zu bieten. Die Welt hat wirklich nicht viel zu bieten.
In Johannes 6 ist es so schön beschrieben: Jesus predigt darüber, dass man sein Blut trinken und seinen Leib essen muss. Das wird den Leuten zu viel, und sie gehen alle weg. Dann fragt Jesus seine Jünger: „Wollt ihr auch gehen?“ Und Petrus antwortet mit diesen gewaltigen Worten: „Herr, wohin sollten wir gehen?“
Wenn ich an Jesus Christus zweifle, an seiner Liebe, an seiner Existenz, dann drehe ich mich um und schaue, was es sonst noch in der Welt gibt. Und wisst ihr, was ich feststelle? Es gibt nicht viel. Wenn du mir eine Alternative gibst, die viel besser ist als Jesus Christus, werde ich sie annehmen – ich habe noch keine gefunden.
Was tue ich noch, wenn ich zweifle? Drittens: Ich gehe mit Gott spazieren und sage ihm meine Zweifel.
Jetzt wirst du dir vielleicht denken: Warum geht der Typ mit Gott spazieren, wenn er bezweifelt, dass es ihn überhaupt gibt? Nun, der Grund ist, dass ich objektiv bleiben will. Ich weiß, die Möglichkeit, dass Gott existiert, ist immer da.
Also gehe ich spazieren und sage zu Gott: „Ich glaube im Moment zwar gar nicht, dass es dich gibt, aber ich rede trotzdem mit dir, denn die Möglichkeit, dass es dich gibt, ist da.“ Wenn es dich nicht gibt, rede ich eben mit der Luft – das tut auch nicht weh.
Ich sage Gott alles, was ich denke und fühle. Ich sage ihm meine Zweifel, meinen Unglauben.
Und wisst ihr, was das Schöne ist? Wann immer ich ehrlich mit Gott bin, ist Gott immer ehrlich und offen mit mir. Ohne Ausnahme hat mir Gott immer eine Gewissheit geschenkt, in der er sagt: „Hans Peter, es ist okay, mach weiter.“
Übrigens möchte ich euch etwas sagen, das ich auch lange nicht wusste: Weißt du, dass du Gott niemals enttäuschen kannst? Nie! Denn um Gott enttäuschen zu können, müsste er sich vorher in dir getäuscht haben. Aber Gott täuscht sich nicht in dir, er kennt dich genau.
Darum kannst du ihn auch nie enttäuschen. Enttäuschen kannst du nur Menschen, weil du ihnen etwas vorspielst, und sie dann entdecken, wie du wirklich bist – Gott nie!
Deshalb können wir ehrlich sein. Es ist Unsinn, in Gebeten Floskeln zu benutzen, die wir gar nicht meinen. Sei ehrlich!
Wisst ihr, was Jesus immer geliebt hat? Ehrlichkeit. Und wisst ihr, womit Gott die größten Probleme hatte? Mit Heuchlern. Damit kam er nicht zurecht. Alles andere war ihm nicht so wichtig, aber Heuchelei – da hatte er immer ein Problem.
Übrigens, das waren die Pharisäer. Wir, die wir uns evangelikale Christen nennen, sind den Pharisäern am nächsten verwandt.
Wir müssen sehr vorsichtig sein, als Evangelikale über die Pharisäer zu reden, als ob sie irgendwo anders wären. Der Pharisäer ist in uns.
Denn wir, wie die Pharisäer, nehmen die Bibel sehr ernst. Pharisäertum ist weit verbreitet unter evangelikalen Christen. Aber das nur nebenbei.
Was tue ich noch, wenn ich Zweifel habe? Ich betrachte die Schöpfung. Das hilft mir persönlich sehr.
Ich gehe einfach auf meine Berge zu Hause, schaue einen Sonnenuntergang an, beobachte einen Vogel, sehe Kinderaugen an – und ich weiß, es muss einen Gott geben. Das hilft mir, meine Zweifel zu überwinden.
Und dann noch etwas: Was tue ich, wenn ich zweifle? Das habe ich auch gelernt – ich danke Gott für meine Zweifel.
In der Bibel lesen wir: „Sagt Gott Dank in allen Dingen“ (1. Thessalonicher 5). Denn das ist der Wille Gottes für dein Leben in Christus Jesus.
Das heißt, wenn Gott sagt, ich soll für alles danken, dann soll ich ihm auch für meine Zweifel danken.
Denn ich will sie nicht. Ich sage oft zu Gott: „Ich habe schon aufgebohrt, nimm sie weg, ich will sie nicht.“ Und Gott lässt sie mir. Dann muss er einen Grund haben.
So habe ich gelernt, ihm zu danken. Ich glaube, ein Grund, warum Gott mir Zweifel gegeben hat, ist, dass ich viel forschen musste, um überhaupt leben zu können in meinem Glaubensleben.
Vielleicht tue ich deshalb das, was ich heute tue.
Zum Abschluss: Was mir auch hilft, ist, mich zu konzentrieren auf Jesus – und nicht auf meine Zweifel oder auf meinen Glauben.
Ich habe mal gelesen, man sagt: „Schau, Gott, wie ich in die Kirche gehe.“ Und Christus sagt: „Schau lieber, wie ich ans Kreuz ging.“
Wir sagen: „Schau, wie großzügig ich mein Geld gebe.“ Und Christus sagt: „Schau lieber, wie ich mein Leben gab.“
Wir sagen: „Schau, wie treu ich meine Sünden bekenne.“ Und Christus sagt: „Schau, wie ich deine Sünden weggenommen habe.“
Wir sagen: „Schau, wie ich gegen Sünde ankämpfe.“ Und Christus sagt: „Schau lieber, wie ich für Sünde starb.“
Wir sagen: „Schau, wie ich in Zungen rede oder was auch immer.“ Und Christus sagt: „Schau lieber darauf, wie ich in Liebe rede.“
Wir sagen: „Schau, wie erfolgreich ich bin.“ Und Christus sagt: „Schau, wie erfolgreich mein Tod und meine Auferstehung sind.“
Das heißt, wir konzentrieren uns oft viel zu sehr darauf: Habe ich Glauben? Lebe ich richtig? Stehe ich richtig vor Gott?
Das bewirkt Zweifel, denn an mir selbst muss ich immer zweifeln.
Schau weg von dir auf das, was Christus tut – und das ist eine wunderbare, heilsame Sache in unserem Leben mit Zweifeln.
Und dann noch abschließend, damit möchte ich schließen: Die alles entscheidende Frage ist die – ist Gott ein Lügner oder nicht?
Da gibt es eine Geschichte, die kommt aus Schottland. Aus Schottland gibt es viele Geschichten, ich glaube, die Hälfte ist erfunden, aber das ist egal. In dieser Geschichte geht es um eine alte Frau, die Nanal hieß, auch Old Nanny genannt.
Diese alte Nanal wohnte allein in einer Hütte in Schottland. Sie war arm und ans Bett gebunden, aber reich im Glauben. Ein junger Pfarrer besuchte sie regelmäßig, weniger um sie zu trösten, sondern weil er selbst viel von ihr lernte.
Einmal dachte der junge Pfarrer, er wolle den Glauben von Nanal überprüfen. Er sagte zu ihr: „Nehmen wir einmal an, dass Gott dich trotz all deiner Gebete und deines Vertrauens letztlich doch nicht annehmen wird und dich verstößt. Was dann?“
Die Geschichte erzählt, dass die alte Frau sich auf den Ellbogen stützte, den jungen Pfarrer in die Augen schaute und antwortete: „Du bist auch noch nicht allzu weit gekommen. Warum sollte Gott mich verstießen? Wenn Gott mich verstößt, dann ist Gott der größte Verlierer. Denn wenn er mich verstößt, verliere ich meine Seele, und das ist schmerzlich. Aber Gott verliert seinen Charakter, denn Gott weiß, dass meine Seele, meine ganze Hoffnung allein auf ihn gebaut ist. Und wenn diese gebrochen wird, dann kann das Universum untergehen, denn dann ist Gott ein Lügner.“
Nanal kannte ihren Gott. Und wisst ihr was, Leute, ich kann dasselbe sagen: Wenn Gott mich einmal verstößt, dann ist er der größte Verlierer. Denn er weiß, dass ich mein Leben letztlich auf ihn baute. Und wenn er seine Versprechen nicht hält, dann ist Gott ein Lügner – und das glaube ich nicht.
Darum habe ich so eine Heilsgewissheit. Darum kann ich so froh mit Jesus gehen, weil es nicht an mir liegt. Auch wenn ich Zweifel habe, die mich untergraben, weiß ich, er wird mich bewahren.
Und darum bin ich gerne Christ – kein Zwang, es ist eine Freiheit, mit Jesus zu leben, im Glauben und im Zweifel.
Beten wir noch zusammen!
Lieber Vater, es ist gut, über die Dinge des Lebens zu sprechen – über die Dinge, die uns bedrängen, die uns beschäftigen und die uns Freude machen. Ich danke dir für die Momente, Herr, in denen ich im Glauben strotze, in denen ich weiß, dass ich es weiß. Diese Momente sind wunderbar, und dafür danke ich dir.
Ich danke dir aber auch für die Zeiten, in denen Zweifel und Unglaube mich zu begraben scheinen. Denn auch dort bist du. So danke ich dir, Vater, dass du uns bewahrst. Nicht mein Glaube bewahrt mich, und nicht meine Zweifel verderben mich, sondern deine Liebe und deine Gegenwart halten mich. Darum kann ich froh und gewiss sein.
Herr, danke, dass Zweifel eine normale menschliche Sache sind. Wir dürfen lernen, richtig mit ihnen umzugehen, darüber zu sprechen und zu beten, sie dir vorzubringen. Danke, lieber Vater, dass du barmherzig bist mit denen, die zweifeln, und dass du sie bewahrst vor dem Straucheln.
Danke, lieber Vater, dass du uns sowohl im Glauben als auch im Zweifel gebrauchen kannst. Alles, was wir tun müssen, ist, die Wahrheit zu predigen und an ihr festzuhalten – in guten wie in bösen Tagen. Danke, dass wir mit unseren Zweifeln zu dir kommen dürfen, weil du nie enttäuscht bist. Du kennst uns ohnehin und erinnerst dich daran, dass wir nur Staub sind. Dafür danke ich dir.
Und danke, Vater, dass der Trost nicht darin besteht, alle Fragen beantwortet zu bekommen, sondern darin, dass du uns immer wieder die Gewissheit des Heiligen Geistes schenkst. Um diese Gewissheit möchte ich beten – für mich und für all die lieben Leute hier.
So wollen wir lernen, uns auf dich zu konzentrieren und auf dich zu schauen, anstatt uns in unseren Zweifeln zu verlieren und sie immer wieder umzudrehen. Danke, Vater, für diesen Morgen, für deine Gegenwart, deine Liebe und dein Leben mit und in uns.
Segne diese lieben Leute und mach sie zum Segen für viele andere – hier in der Schweiz und weit darüber hinaus. Amen!