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Ringkampf mit Gott

15.03.2020

Ein Leben im Ringen mit Gott und den Umständen

Hast du schon einmal in einer schwierigen Lebenssituation ganz intensiv mit Gott gerungen? Vielleicht geht es dir gerade jetzt so. Vielleicht bist du von der Corona-Krise betroffen. Vielleicht bist du nicht infiziert, aber beruflich betroffen, weil die Aufträge ausbleiben oder das Unternehmen in seiner Existenz bedroht ist. Vielleicht bist du auf andere Weise betroffen, weil du dich lange auf eine Reise, einen Urlaub oder ein Wiedersehen mit Freunden oder deiner Verlobten gefreut hast – und es geht nicht, du musst zu Hause bleiben.

Dann fragst du dich: Was soll das alles? Herr, warum? Was meinst du, was Gott vielleicht dadurch tun will? Was meinst du, was seine Antwort auf diese Frage „Warum?“ ist?

In unserer Predigtreihe über das Leben von Jakob, mit der wir uns seit einigen Wochen beschäftigen, haben wir gesehen, dass Jakob ständig gerungen hat. Das begann schon im Mutterleib, als er und sein Zwillingsbruder Esau sich stießen, sodass die Mutter Rebekka, die Schwangere, ausrief: „Wenn es mir so gehen soll, warum bin ich schwanger geworden?“

Das setzte sich bei der Geburt fort, als Esau zuerst rauskam und Jakob aus dem Mutterleib heraus quasi nach der Ferse seines Bruders griff. Das war erst der Anfang. Der Kampf zwischen den beiden ging weiter.

Jakob hatte die Verheißung bekommen – oder besser gesagt, die Eltern hatten die Verheißung erhalten –, dass Jakob der Erbe der Segenszusage sein würde, die ursprünglich Abraham ergangen war. Aber Jakob ließ es nicht darauf beruhen und wartete ab. Nein, er kämpfte gegen Esau, er trickste und gewann so letztendlich das Erstgeburtsrecht und auch den väterlichen Segen.

Esau ließ sich das nicht gefallen und schwor Rache. So lesen wir im 1. Mose 27,41: „Es wird die Zeit bald kommen, dass man um meinen Vater Leid tragen muss, dann will ich meinen Bruder Jakob umbringen.“

Um sich in Sicherheit zu bringen, floh Jakob zu seinem Onkel Laban nach Haran. Wir haben eine Folie, die ich kurz zeigen möchte, um deutlich zu machen, was das genau bedeutete, diese Flucht. Vielleicht ist uns gar nicht bewusst, was für eine Flucht das war.

Er ging von Beerscheba diesen Weg hoch über Bethel und Sichem – und das ist nur dieses kleine Stück. Dann rannte er immer weiter und weiter, bis nach Haran. Ein langer Weg, um sich vor seinem Bruder in Sicherheit zu bringen.

Doch auch dort hatten seine Kämpfe kein Ende. Er kam zu seinem Onkel Laban, der später auch sein Schwiegervater werden sollte, und heiratete zwei Töchter von Laban. Dabei wurde er von Laban selbst ausgetrickst.

Letzte Woche haben wir gesehen, wie Jakob letztendlich versuchte, auch von dort wieder freizukommen, und wie auch das ein ständiger Kampf war, bis er dann endlich gehen konnte.

So endete der Predigttext letzte Woche – und so beginnt wirklich auch in der Lutherübersetzung unser Kapitel im 1. Mose 32. In manchen Bibeln ist das anders angeordnet, dort gehört der erste Vers noch zu Kapitel 31. Dort heißt es: „Am Morgen aber stand Laban früh auf und küsste seine Enkel und Töchter und segnete sie und zog hin und kam wieder an seinen Ort.“

Der fortdauernde Kampf Jakobs und die Begegnung mit Gott

Nun hat dieser Kampf ein Ende. Doch in unserem Predigttext in Vers 2 sehen wir, dass der Kampf weitergeht. Jakob muss noch einen weiteren Kampf führen. Dieser Kampf wird anders sein als die Kämpfe, die er mit Esau und Laban geführt hat. Bisher hatte er nur mit Menschen gerungen, doch nun wird er mit Gott selbst kämpfen.

Wir werden sehen, dass nicht nur Jakob mit Gott ringt, sondern in gewisser Weise auch Gott mit Jakob. Gott will ihm das geben, was er mehr braucht als die Veränderung seiner Lebensumstände. Gott ringt mit Jakob, um ihn selbst zu verändern.

So möchte ich für uns beten, dass diese Predigt uns in ähnlicher Weise dienen möge und Gott sich uns so vor Augen stellt, dass wir weniger auf unsere Lebensumstände bedacht sind, weniger uns eine Veränderung unserer Lebensumstände wünschen und mehr auf uns selbst bedacht sind. Wir sollen uns danach sehnen, von Gott in unserem Innersten immer mehr verändert zu werden. Ich bete mit uns:

Himmlischer Vater, wir wollen dir danken für deine Liebe zu uns. Als dein liebender Vater sprichst du zu uns. Du verbirgst dich nicht, du lässt uns nicht im Ungewissen. Nein, du sagst uns, wer du bist und wie du bist. Durch dein heiliges Wort hältst du uns einen Spiegel vor und zeigst uns, wer wir sind und wie wir sind.

Mehr noch: Durch dein heiliges Wort rufst du uns hinein in eine von Vertrauen, Liebe und Zuversicht geprägte Beziehung mit dir. Wir bitten dich, dass du genau das heute und morgen tust, dass du unseren Glauben stärkst, unser Vertrauen darauf, dass du ein guter Gott bist, der mit großer Treue und Fürsorge für uns sorgt. So bitten wir dich um deinen Segen im Hören auf dein Wort. Amen.

Unser Predigttext ist in seiner Struktur vielleicht ein bisschen kompliziert, aber doch wieder nicht. Ich habe das hier mal auf die Bimmerwand geschrieben. Ihr habt das auch in den Handouts, die ausgeteilt wurden.

Im Prinzip ist unser Text eingerahmt von zwei Begegnungen, die Jakob hat: zwei Begegnungen mit Gott. Einmal mit den Engeln Gottes ganz zu Beginn in den Versen 2 und 3 und dann am Ende im Ringkampf mit Gott eine Begegnung wirklich mit einem Engel Gottes.

Dazwischen sehen wir, wie Jakob sich auf das Treffen mit Esau vorbereitet. Das sind die Verse 4 bis 24. Mittendrin finden wir ein Gebet. Das sind die fünf Abschnitte, die wir kurz miteinander bedenken wollen. Wir wollen einfach den Text kurz betrachten und dann im Anschluss etwas ausführlicher darüber nachdenken, was das mit uns zu tun hat, was wir von Jakob und seiner Begegnung mit Gott lernen können.

Lasst uns also zuerst die Verse 2 und 3 betrachten. Wir lesen hier – und wir haben den Text gerade schon gelesen und gehört, deswegen werde ich ihn jetzt nicht noch einmal vorlesen – von einer nicht weiter erklärten Begegnung, die Jakob auf seinem Weg von Haran nach Kanaan, also ins gelobte Land, mit einem Engel Gottes hatte.

Sehr wahrscheinlich fand dieser Kampf irgendwo hier statt, also an diesem kleinen Ausschnitt, den wir hier noch einmal in der großen Karte sehen. Irgendwo hier in der Nähe des Jordans und am Jabok. Das sind zwei Flüsse, und der Jordan ist quasi die natürliche Grenze vom Land Kanaan, dem gelobten Land. Das heißt, Jakob ist schon einen weiten Weg gekommen, kommt jetzt hierhin und hat dort eine Begegnung – eine Begegnung mit den Engeln Gottes.

Wir lesen nicht viel darüber, aber sofort werden wir an die erste Begegnung erinnert, die Jakob mit den Engeln Gottes hatte, von der in Kapitel 28 die Rede war. Damals war Jakob in die andere Richtung unterwegs, er war von hier auf dem Weg, um vor seinem Bruder zu fliehen. Hier in Bethel hatte er eine Begegnung, in der er im Traum die Engel Gottes sah auf einer Himmelsleiter. Damals bekam er eine Zusage von Gott in diesem Traum: Gott versprach, ihn sicher zurückzubringen nach seiner Flucht, ihn zu segnen, zu behüten und sicher wieder nach Hause zu bringen.

Jetzt ist er fast zu Hause, und nun erscheint ihm noch einmal diese Engel Gottes, quasi als Erinnerung daran: „Siehst du, Jakob, habe ich es nicht gesagt? Habe ich es dir nicht versprochen?“ Jakob nimmt das wahr und nennt diesen Ort nicht Bethel – Bethel heißt „Haus Gottes“ –, nein, er nennt diesen Ort Mahanaim. Das bedeutet so viel wie „ein Herrlager Gottes“. Fast so, als wenn Gott aus seinem Haus, aus dem gelobten Land, mit einer Truppe, mit einer Armee von Engeln ihm nun entgegengezogen wäre, um ihn sicher zurück nach Hause zu begleiten.

Vielleicht will Gott ihm damit deutlich machen: „Ich war doch die ganze Zeit bei dir.“ Ich frage mich, ob uns das bewusst ist. Unser Gott geht mit, er geht mit, wo auch immer wir sind. Jakob darf das ein bisschen wahrnehmen, ein bisschen sehen. Wir nehmen das oft nicht wahr, und doch ist es wahr.

Das ist die Verheißung, die wir von Gott haben: Wenn wir durch den Glauben an Jesus Christus Gottes Kinder sind, sagt uns Gott zu: „Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende, wo immer auch du sein magst, was auch immer deine Lebensumstände sein mögen. Ich bin da. Ich habe Acht auf dich. Du musst in dieser Welt nichts fürchten.“

Das ist genau das, was Jakob hier erleben darf und wahrnehmen darf. Es ist fast so, als wenn Gott ihm noch einmal seinen Glauben stärkt, bevor es zu der gefürchteten Begegnung mit seinem Bruder Esau kommen soll.

Das bringt uns zum Mittelabschnitt ab Vers 4. Hier lesen wir, wie Jakob sich auf das Treffen mit seinem Bruder Esau vorbereitet. Wir sehen, dass Jakob trotz seiner Begegnung mit Gott, trotz dieser gnädigen, barmherzigen Erinnerung, die Gott ihm gibt, dadurch, dass er sich ihm sichtbar vor Augen stellt, noch nicht wirklich darauf vertraut, dass Gott das tun wird, was er ihm versprochen hat – nämlich ihn sicher und wohlbehalten zurückzubringen.

Jakob schmiedet seine eigenen Pläne. Er sendet erst einmal Boten voraus, um Esau vorzuwarnen, vielleicht auch um zu überprüfen, wie die Lage ist. Interessant ist, dass er den Boten sagt, sie sollen Esau sagen, dass er der Knecht Esaus sei. Wie viel Angst muss man haben, wenn man gerade bei einem Verwandten war, der einen als Knecht behandelt hat und es einem dort richtig schlecht ging, und man nur mit List, Betrug und Gottes Intervention überhaupt da wegkommen konnte?

Und dann zieht man wohin und sagt: „Ach, ich begebe mich wieder als Knecht in die Hand eines Verwandten, diesmal meines Bruders?“ Wie viel Angst musste Jakob haben, um das zu tun?

Dann hört er, dass Esau ihm mit 400 Mann entgegenzieht. Es wird nicht weiter beschrieben, was Esau damit vorhat. Es kann eine Armee sein, es kann auch sein, dass das eine Truppe ist, die, wie vielleicht die Engel Gottes, Jakob ganz physisch sicher nach Hause bringen soll.

Wir sehen, wie Jakob reagiert, und wir sehen, dass es mit seinem Gottvertrauen noch nicht weit her ist. Vers 8: Da fürchtete sich Jakob sehr, und ihm wurde bange. Er gerät quasi in Panik. Er teilt das Volk, das bei ihm war, und die Schafe, Rinder und Kamele in zwei Lager und spricht: „Wenn Esau aber über das eine Lager kommt und es niedermacht, so wird das andere entrinnen.“

Sein Plan ist es also, alles aufzuteilen. Esau kann ja nicht an zwei Orten gleichzeitig sein. Dort, wo er angreift, können die anderen abhauen, und hoffentlich ist er auf der richtigen Seite und kann mit abhauen. So macht Jakob seinen Plan, der nicht gerade von großem Gottvertrauen zeugt.

Aber dann wendet er sich doch dem Herrn zu. Ich weiß nicht, ob dir das bekannt vorkommt. Mir kommt das leider viel zu bekannt vor: In schwierigen Situationen erst mal nach eigener Weisheit handeln, irgendwelche Pläne schmieden, und wenn man mit seinem Latein am Ende ist, dann kann man auch noch beten. So wirkt das hier.

Doch er betet ein gutes Gebet. Er erinnert Gott an seine Verheißungen, wendet sich ihm zu und nennt ihn zum ersten Mal beim Gottesnamen. Bisher hat er immer sehr distanziert nur von „dem Gott“ gesprochen. Jetzt nennt er ihn Jahwe, Gott beim Namen. In der Lutherübersetzung steht nicht Jahwe, da steht einfach „Herr“ mit Großbuchstaben geschrieben.

Wir lesen zu Beginn von Vers 11 dieses Gebet, weil es ein gutes Gebet ist, einfach noch einmal vor:

„Gott meines Vaters Abraham und Gott meines Vaters Isaak, der du zu mir gesagt hast: Zieh wieder in dein Land und zu deiner Verwandtschaft, ich will dir Gutes tun, Herr! Ich bin zu gering aller Barmherzigkeit und aller Treue, die du an deinem Knecht getan hast; denn ich hatte nicht mehr als diesen Stab, als ich hier über den Jordan ging, nun sind aus mir zwei Lager geworden. Errette mich von der Hand meines Bruders, von der Hand Esaus! Denn ich fürchte mich vor ihm, dass er komme und schlage mich, die Mütter samt den Kindern. Du hast gesagt: Ich will dir Gutes tun, und deine Nachkommen machen wie den Sand am Meer, den man der Menge wegen nicht zählen kann.“

Das ist ein gutes Gebet. Wenn du in Angst bist, wenn du dich fürchtest, dann flieh zu Gott, bekenne ihm deine Angst und bitte ihn um Hilfe. Das tut Jakob hier. Er wendet sich dem Herrn zu und erinnert ihn an die Verheißung.

Man könnte denken: Besser spät als nie. Doch kaum hat er fertig gebetet, sehen wir, dass Jakob zurückkehrt zu seiner vorherigen Strategie, mit List und Tücke sein eigenes Ding zu machen – wieder nicht wirklich auf Gott zu vertrauen.

Er sendet ein großzügiges Geschenk, stellt fünf Herden zusammen: eine Herde Ziegen und Schafe, eine Herde Kamele, eine Herde Kühe und Esel. Dann beauftragt er seine Knechte, mit diesen Herden vor ihm herzuziehen. Hier steht sehr betont: „vor ihm her, vor ihm her, vor ihm her“. Dann macht er deutlich, dass er wirklich Angst hat und alles vor ihm hergehen muss. Er bleibt ganz am Ende zurück.

Ab Vers 23 sehen wir – und vielleicht interpretiere ich da zu viel hinein –, aber ich glaube, es ist Ausdruck seiner Furcht und seines egoistischen, ganz auf sich selbst bedachten Verhaltens, dass er nun auch noch des Nachts seine Frauen, die beiden Frauen und die beiden Mägde und die Kinder alles über den Jabok, über den Fluss bringt. Denn Esau wohnt ja nicht im gelobten Land, Esau wohnt in Edom. Esau kommt von hier, und von hier kommt Jakob. Hier will er eigentlich hin, aber hier muss er seinen Bruder treffen, und hier ist der Jabok. Jakob bleibt auf dieser Seite zurück, alle anderen kommen auf die Seite, von wo Esau kommt. Nur er bleibt auf der anderen Seite.

Feige, verängstigt – das ist das, was wir hier sehen. So agiert Jakob, ohne echtes Vertrauen auf Gott.

Ich frage mich, wie das bei dir ist. Wie ist das bei dir in Notlagen, in schwierigen Situationen, in herausfordernden Zeiten? Da zeigt sich, auf wen oder was wir vertrauen. Es ist erstaunlich, wie manche Menschen gerade in Krisenzeiten – wir erleben das ganz aktuell – plötzlich unheimlich egoistisch handeln. Ich brauche auch noch die sechzigste Rolle Klopapier, egal wenn der andere gar keines hat. Ist das nicht verrückt? Aber so sind wir Menschen, oder?

Ich möchte uns Mut machen zu lernen: Wir müssen nicht so egoistisch handeln, wir müssen nicht so auf uns selbst bedacht sein und tricksen und die Ellbogen ausfahren. Denn wir haben einen guten Gott, der für uns sorgt und der es segnet, wenn wir auf ihn vertrauen.

Jakob handelt mit sehr, sehr zögerlichem Glauben. Möge der Herr uns schenken, dass wir in schwierigen Situationen nicht in Angst und Panik verfallen, sondern lernen, auf den zu vertrauen, der allein alles im Griff hat. Ich denke, das ist in dieser Zeit sehr notwendig. Dieser Predigttext ist hochaktuell.

Nun sehen wir also schließlich, dass Jakob alleine auf der Nordseite des Jabok zurückbleibt. All sein Hab und Gut, wie es hier heißt, ist jetzt auf der Südseite des Jabok, von der Seite, wo Esau kommt. Er hat zumindest noch eine Nacht in Sicherheit für sich – so denkt er.

Doch dort, in dieser scheinbaren Sicherheit, kommt es plötzlich zu einem Ringkampf mit einem Fremden, der vor Jakob steht. So lesen wir hier ab Vers 25:

„Da rang ein Mann mit ihm, bis die Morgenröte anbrach. Und als er sah, dass er ihn nicht überwältigen konnte, schlug er ihm aufs Gelenk seiner Hüfte, und das Gelenk der Hüfte Jakobs wurde über dem Ringen mit ihm verrenkt.“

Die Lutherübersetzung ist hier etwas unglücklich, weil sie von einem Schlag auf die Hüfte spricht. Wenn ihr eine andere Bibelübersetzung lest, sagen eigentlich alle anderen, er berührte die Hüfte. Das ist das, was hier wirklich steht.

Dieser Fremde ringt mit Jakob, Jakob klammert sich an ihn, und dann berührt er Jakobs Hüfte – und schwupps, die Hüfte ist verrenkt. Das zeigt uns, wie stark und mächtig dieser Fremde ist. Nur eine Berührung genügt, und Jakob hinkt für den Rest seines Lebens.

Wahrscheinlich ist das der Moment, in dem Jakob erahnt, mit wem er es zu tun hat. Jetzt klammert er sich, mit verrenkter Hüfte, an seinen Gegner, an diesen Fremden – vielleicht mit verrenkter Hüfte auf dem Boden liegend.

Mir hat eine Begegnung vor kurzer Zeit sehr geholfen, mir das noch einmal bildlich vorzustellen. Ich war vor kurzem bei Freunden zu Besuch, die einen achtjährigen Sohn haben. Er fing an, mit mir zu ringen. Er wollte mit mir kämpfen, wie das kleine Jungs so machen. Ich als Vater von Töchtern genieße es, wenn ich mal mit einem Jungen ringen kann. Also ließ ich mich darauf ein.

Irgendwann sagte die Mutter: „Es ist Zeit, ins Bett zu gehen für den Kleinen.“ Ich sagte: „Du bist zu stark, ich gebe auf, du hast gewonnen, gute Nacht.“ Er sagte: „Nein“ und machte einfach weiter. Dann sagte ich: „Okay, andere Strategie.“ Ich hob ihn hoch, klammerte ihn, hatte ihn quer über mir liegen, drückte ihn auf den Boden und sagte: „Okay, jetzt hast du verloren, gute Nacht.“ Er klammerte sich an mein Bein, hing an mir und wollte nicht loslassen.

So war es wahrscheinlich bei Jakob. Trotz ausgerenkter Hüfte klammert er sich an diesen Fremden.

Dass dieser dann sagt: „Lass mich gehen, denn die Morgenröte bricht an“, zeigt, dass Jakob nicht loslassen will. Er sagt: „Nein, das mache ich nicht, es sei denn, du segnest mich.“

Wir merken wahrscheinlich, dass Jakob eine Ahnung hat, wer das ist. Er will seinen Segen.

Und wir können auch ahnen, wer das ist. Warum muss der Fremde gehen, bevor die Sonne aufgeht? Zum Schutz Jakobs. Wenn das der Engel Gottes ist, der in der Heiligkeit Gottes erstrahlt, wenn das Gott selbst ist, mit dem er ringt, dann bedeutet das, dass Jakob im Angesicht der Heiligkeit und Herrlichkeit dieses Gottes nicht bestehen könnte. Die Bibel macht unzweifelhaft klar: Keiner, niemand kann Gott sehen und leben.

Zum eigenen Schutz, zum Schutz Jakobs, will er gehen. Jakob ringt aber um seinen Segen.

Dann wird klar, mit wem Jakob hier ringt. Der Fremde fragt: „Wie heißt du?“ Jakob antwortet: „Jakob.“ Dann sagt dieser Fremde etwas, das nur eine Person von hoher Autorität sagen kann: Er ändert den Namen. Die Namensgebung war Ausdruck von Autorität, Namensänderung Ausdruck höchster Autorität. Das tat eigentlich nur Gott.

Er sagt: „Du sollst nicht mehr Jakob heißen, sondern Israel, denn du hast mit Gott und mit den Menschen gekämpft und hast gewonnen.“

Jakob fragt ihn: „Sag doch, wie du heißt.“ „Warum fragst du, wie ich heiße?“ – und er segnet ihn.

Jakob hat mit Gott gekämpft, und in gewisser Weise auch andersherum: Gott hat mit Jakob gekämpft. Denn Gott war dort erschienen. Es war ja nicht Jakob, der sich den Fremden gesucht hat und gesagt hat: „Ich will jetzt mit Gott kämpfen.“ Es war Gott, der in Form dieses Fremden, dieses Engels, vor Jakob auftaucht und diesen Kampf beginnt. Aber auch Jakob hat mit ihm gekämpft und ihn nicht losgelassen.

Was meint ihr, warum Gott Jakob hier erschienen ist? Was hat es mit diesem Kampf auf sich?

Der Herr hatte Jakob reich gesegnet. Er hatte ihn vor seiner Geburt aus seiner freien Gnadenwahl erwählt, hatte den Eltern Verheißungen für den Sohn gegeben. Er war ihm dann in Bethel erschienen und hatte ihm seinen Schutz und seine Hilfe zugesagt.

Der Herr hatte es so geführt, dass Jakob bei seinem Onkel Laban Zuflucht fand, dass er dort Frauen fand. Er hatte ihn gesegnet mit vielen Nachkommen, so wie er es versprochen hatte. Er hatte Jakob zu großem Reichtum gebracht. Der Herr hatte Laban Einhalt geboten – wir haben letzte Woche gehört, wie Laban von Gott selbst deutlich gemacht wurde, dass er gegen Jakob nicht bestehen kann und Jakob gehen lassen muss.

So hatte der Herr dafür gesorgt, dass Jakob wieder zurückkehren konnte. Dann war der Herr ihm noch einmal in großer Gnade und Barmherzigkeit erschienen, um ihm zu zeigen: „Ich bin bei dir, mit meinem ganzen Herrlager voll Engeln stehe ich dir schützend zur Seite.“

Aber eines war bisher noch nicht geschehen: Wenngleich Gott die ganze Zeit voller Liebe und Fürsorge Jakob zur Seite gestanden hat, so war Jakob doch in allem mehr auf seine Lebensumstände bedacht, mehr auf Gottes Segen in seinem Leben bedacht als auf Gott selbst.

Jakob war eigentlich immer noch der Alte. Ja, er hatte schon irgendwie eine Begegnung mit Gott gehabt, er hatte Gott schon irgendwie kennengelernt. Es ist schwer zu sagen, wo genau er sich bekehrt hat, vielleicht war da schon irgendwo Bekehrung, aber es war noch viel alter Jakob in ihm.

Das haben wir gesehen, oder? Er lügt und betrügt, handelt egoistisch, nach seiner eigenen Weisheit, schickt sogar Frauen und Kinder als lebendiges Schutzschild vor sich her.

Aber Gott will nicht einfach nur die Lebensumstände von Jakob verändern. Er will nicht einfach nur Jakob helfen. Er will Jakob, er will Jakobs Herz.

In gewisser Weise ringt Gott um Jakobs Herz. Er ringt darum, Jakob selbst zu verändern.

Und genau das tut er in diesem Kampf. Er verändert ihn auf vielfache Weise: physisch, indem die Hüfte ausgerenkt wird und aus Jakob auf einmal ein Hinkender – Entschuldigung, wenn ich es so sage – ein Krüppel wird.

Er verändert ihn, indem er ihm einen neuen Namen gibt: Aus dem Täuscher Jakob wird der, der mit Gott kämpft, Israel.

Die viel wesentlichere Veränderung ist die Veränderung im Herzen Jakobs.

Das ist ganz interessant, wenn wir uns noch einmal im Text anschauen, was vor und nach dem Ringkampf geschieht. Lassen wir Überschriften und Kapitel außen vor – die sind ja später hinzugefügt –, nur damit ich sagen kann, wir sind jetzt da.

Unmittelbar davor lesen wir, wie Jakob all sein Hab und Gut vor sich herschickt und allein zurückbleibt. Dann kommen wir zu Kapitel 33, direkt nach diesem Ringkampf. Dort lesen wir, wie Esau kommt und wie die Frauen und Kinder ihm entgegengehen.

Dann heißt es in Vers 3: „Und er, Jakob, ging vor ihnen her.“

Der, der hinten zurückblieb und sagte: „Alle vorne weg, ich verstecke mich, alles vorne weg und schauen, dann kann ich im Notfall abhauen“, ist derjenige, der mutig vorangeht.

Seht ihr, wie Jakob verändert ist?

Diese Veränderung in Jakob sehen wir auch daran, wie er jetzt redet. Im Gebet hatte er noch um Rettung gebetet, er wollte gerettet werden von Esau. Diese Rettung war ihm wichtig geworden.

Jetzt heißt es in Vers 31: „Er nannte diese Stätte des Kampfes Penuel, denn er sprach: Ich habe Gott von Angesicht gesehen, und doch wurde mein Leben gerettet.“

Das ist die Rettung, die ich brauche.

Diese Veränderung, die hier geschieht, ist so wesentlich, dass die Nachkommenschaft Jakobs sich nun nach dem Namen nennt, den Jakob hier bekommt. In diesem Ringkampf wird er zum ersten Mal umbenannt in Israel, und alle seine Nachkommen nennen sich Israel.

In diesem Ringkampf wird seine Hüfte so verrenkt, und das Volk, das nach seinem Namen benannt ist, erinnert sich an diesen Kampf, indem es nicht mehr von dem Muskelstück am Gelenk der Hüfte isst, wie wir im Vers 33 schließlich lesen.

Das ist Jakob.

So stellt sich die Frage: Was hat das mit uns zu tun? Was hat das mit dir zu tun?

Die Frage ist, ob du glaubst, dass du es nötig hast, dass Gott dich weiter verändert. Ich würde behaupten: Ja, wir alle haben es nötig, von Gott verändert zu werden.

Hält uns die Geschichte von Jakob, die wir heute betrachtet haben, nicht ein bisschen den Spiegel vor? Sind nicht auch wir oft in unserem Handeln so wie Jakob – eher zögerlich und mit viel eigener Weisheit, mehr auf uns selbst und unsere Ressourcen und Ideen bedacht als auf Gott? Sind nicht auch wir Menschen, die oft übersehen, dass Gott schon längst da ist, mit uns geht, für uns ist, treu und fürsorglich für uns sorgt?

Sind nicht auch wir viel zu oft viel mehr auf unsere Lebensumstände bedacht als auf den Gott, der über allen Lebensumständen steht?

Vielleicht lässt Gott gerade deshalb manchmal Schwierigkeiten zu. Vielleicht lässt Gott uns deshalb manchmal schwierige Lebensumstände erleben.

Ich maße mir nicht an, unsere Zeiten zu interpretieren. Aber vielleicht will Gott die Corona-Krise gebrauchen, damit Menschen endlich wieder merken, dass sie ihr Leben nicht selbst im Griff haben.

Vielleicht ist das eine Chance auch für uns, neu zu lernen, Gott zu vertrauen – gerade da, wo wir merken, dass wir unsere Lebensumstände nicht mehr im Griff haben.

Vielleicht führt uns Gott manchmal in bestimmte Situationen in unserem Leben, weil er um uns ringt, weil er unsere Aufmerksamkeit haben möchte, die er so oft nicht bekommt, wenn alles gut läuft. Vielleicht mal ein Gebet, ein Gottesdienst, aber letztendlich passt schon alles, und wir leben unser Leben.

So möchte ich uns Mut machen. Ich möchte dir Mut machen, in jeder Situation, in Schwierigkeiten und an jedem anderen Tag auch das zu tun, was Jakob letztendlich tut: sich an Gott zu klammern und zu Gott zu rufen: „Bitte segne mich!“

Vielleicht darfst du dann erleben, dass der Herr dich so verändert, dass du anfängst, mehr auf ihn bedacht zu sein als auf deine Lebensumstände, mehr ihm zu vertrauen als deinen eigenen Ressourcen.

Ich kann dir sagen: Das ist wahrer Segen.

Das alles beginnt letztendlich damit, dass Gott uns begegnet, dass Gott sich uns vor Augen stellt und anfängt, unser Leben zu verändern.

Liebe dazu ist: Gott ist in Jesus Christus zu uns gekommen. Ich glaube, dass dieser ganze Ringkampf, den wir hier sehen, in gewisser Weise ein Schatten ist, ein blasses Abbild von einem viel größeren Kampf – ein Ringen, das Gott für uns geführt hat.

Jesus Christus kam zu uns, so wie der Engel Gottes zu Jakob kam – plötzlich einfach da.

Aber Jesus kämpfte nicht mit uns und schlug uns, so wie der Engel Jakob schlug. Nein, Jesus kämpfte für uns und ließ sich für uns schlagen.

Er nahm die Schläge auf sich, die wir verdient hätten: für unseren Unglauben, für unser Misstrauen, für unsere egoistischen Handlungen, für unser Ignorieren von Gott.

Aber Jesus nahm die Schläge auf sich.

So wie es in Jesaja 53 so beeindruckend heißt, in diesen bekannten Worten:

„Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. Aber er ist um unserer Missetat willen verwundet und um unserer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.

Wir alle gingen in die Irre wie Schafe, ein jeder auf seinen Weg. Aber der Herr warf unser aller Sünde auf ihn.“

So ließ sich Jesus ans Kreuz schlagen, um dort für unsere Sünde zu sterben.

Gott kam zu uns, so dass jeder, der ihn erkennt – der ihn erkennt als den Herrn, den heiligen Gott, vor dem wir nicht bestehen könnten, vor dem wir nur aufgrund von Gottes Gnade bestehen können – gerettet werden kann.

So können wir wie Jakob sagen: „Ich habe Gott erkannt, und so wurde ich gerettet.“

Als Jesus dann am dritten Tag auferstand, trug auch er die Wunden des Kampfes. Da, wo Jakob hinten davonging, trug Jesus die Male in seinen Händen und Füßen, durch die die Nägel geschlagen wurden, mit denen er ans Kreuz geheftet wurde.

So wie das Volk Israel sich nach dem Namensgeber, der für sie gekämpft hatte, nannte, dürfen wir uns heute nach dem Namen dessen nennen, der für uns gekämpft hat: Wir dürfen uns Christ nennen, nach Jesus Christus.

Und so wie das Volk Israel an diesen großen Kampf gedachte, indem es nicht mehr von diesem besonderen Filetstück aß, so dürfen wir an unseren Namensgeber, an den, der für uns gekämpft hat, denken, indem wir essen von dem Brot, das seinen Leib repräsentiert, den er für uns gegeben hat, und wir dürfen trinken von dem Kelch, der steht für sein Blut, das für uns vergossen wurde.

Ich möchte dich fragen: Hast du den Gott erkannt, der für dich kämpft, der um dein Herz ringt? Ich meine nicht, ob du schon irgendetwas von Gott weißt und vielleicht auch ab und zu betest und vielleicht sogar ab und zu in den Gottesdienst gehst – das hat Jakob auch schon getan.

Meine Frage ist: Sagst du in allen Dingen, in allen Situationen, was ich mehr brauche als alles sonst, ist dein Segen? Mein Herz soll dir gehören?

Ich möchte mit uns beten, dass Gott durch sein Wort um unsere Herzen ringt und sie für sich gewinnt.

Himmlischer Vater, wir wollen dir danken für dein heiliges Wort. Wir wollen dir danken dafür, dass wir in Jakob sehen dürfen, wie wir oft auch sind. Ich danke dir, dass wir in diesem Bericht von Jakob sehen dürfen, dass du von erstaunlicher Treue und Geduld bist. Du verwirfst Jakob nicht, sondern ringst um ihn.

So dürfen wir wissen: Du hast auch uns nicht verworfen. Wenn wir heute unter deinem Wort sitzen, dann ist das Ausdruck deines Ringens um uns.

Herr, so möchte ich dich bitten, dass du unsere Herzen veränderst, dass wir von diesem Bericht lernen, wie treu, fürsorglich, gut und mächtig du bist, sodass wir nichts fürchten müssen in dieser Welt, wenn wir auf dich vertrauen.

Danke, dass du unser Gott bist. Hilf uns, das immer mehr zu erkennen.

Deshalb bitten wir im Namen dessen, der für uns gekämpft, für uns verwundet, der getötet wurde und auferstanden ist und nun zu deiner Rechten sitzt.

Durch ihn beten wir, und so beten wir in Jesu Namen. Amen.

Jakobs Vorbereitung auf die Begegnung mit Esau

Das bringt uns zum Mittelabschnitt ab Vers 4. Dort lesen wir, wie Jakob sich auf das Treffen mit seinem Bruder Esau vorbereitet. Wir sehen, dass Jakob trotz seiner Begegnung mit Gott und trotz der gnädigen, barmherzigen Erinnerung, die Gott ihm gibt, noch nicht wirklich darauf vertraut, dass Gott das tun wird, was er ihm verheißen hat: nämlich ihn sicher und wohlbehalten zurückzubringen.

Jakob schmiedet seine eigenen Pläne. Er sendet zunächst Boten voraus, um Esau vorzuwarnen und vielleicht auch, um die Lage zu erkunden. Interessant ist, dass er den Boten sagt, sie sollen Esau mitteilen, dass er dessen Knecht sei. Wie viel Angst muss man haben, wenn man gerade bei einem Verwandten war, der einen wie einen Knecht behandelt hat, wo es einem richtig schlecht ging und man nur durch List, Betrug und Gottes Intervention überhaupt entkommen konnte? Und dann zieht man wohin und sagt, man begebe sich wieder als Knecht in die Hand eines Verwandten, diesmal seines Bruders? Wie viel Angst muss das gewesen sein, um das zu tun?

Dann hört Jakob, dass Esau ihm mit 400 Mann entgegenzieht. Es wird nicht weiter beschrieben, was Esau damit vorhat. Es könnte eine Armee sein, aber auch eine Truppe, die, ähnlich wie vielleicht die Engel Gottes, Jakob physisch sicher nach Hause bringen soll.

Wir sehen, wie Jakob reagiert, und erkennen, dass sein Gottvertrauen noch nicht sehr ausgeprägt ist. In Vers 8 heißt es: „Da fürchtete sich Jakob sehr, und ihm wurde bange.“ Er gerät quasi in Panik. Er teilt das Volk, das bei ihm war, sowie die Schafe, Rinder und Kamele in zwei Lager und sagt: „Wenn Esau aber über das eine Lager kommt und es nieder macht, so wird das andere entrinnen.“ Sein Plan ist also, alles aufzuteilen. Esau kann ja nicht an zwei Orten gleichzeitig sein. Dort, wo er angreift, können die anderen fliehen. Hoffentlich trifft Esau die falsche Seite, sodass die anderen entkommen können. Das ist ein Plan, der nicht gerade von großem Gottvertrauen zeugt.

Doch dann wendet sich Jakob dem Herrn zu. Ob dir das bekannt vorkommt? Mir leider viel zu oft. In schwierigen Situationen handeln wir erst nach eigener Weisheit, schmieden Pläne, und wenn wir dann mit unserem Latein am Ende sind, denken wir: Jetzt kann ich auch noch beten. So wirkt es hier.

Aber Jakob betet ein gutes Gebet. Er erinnert Gott an seine Verheißungen, wendet sich ihm zu und nennt ihn zum ersten Mal beim Gottesnamen. Bisher hat er immer sehr distanziert nur von „dem Gott“ gesprochen. Jetzt nennt er ihn Jahwe, Gott beim Namen. In der Lutherübersetzung steht nicht Jahwe, sondern „Herr“ mit Großbuchstaben.

Wir sehen das zu Beginn von Vers 11. Ich lese das Gebet vor, weil es ein gutes Gebet ist:

„Gott meines Vaters Abraham und Gott meines Vaters Isaak, der du zu mir gesagt hast: Zieh wieder in dein Land und zu deiner Verwandtschaft, ich will dir wohl tun, Herr! Ich bin zu gering aller Barmherzigkeit und aller Treue, die du an deinem Knecht getan hast; denn ich hatte nicht mehr als diesen Stab, als ich hier über den Jordan ging. Nun sind aus mir zwei Lager geworden. Errette mich von der Hand meines Bruders, von der Hand Esaus, denn ich fürchte mich vor ihm, dass er komme und schlage mich, die Mütter samt den Kindern. Du hast gesagt: Ich will dir wohltun, und deine Nachkommen machen wie den Sand am Meer, den man der Menge wegen nicht zählen kann.“

Das ist ein gutes Gebet. Wenn du in Angst bist, wenn du dich fürchtest, dann fliehe zu Gott, bekenne ihm deine Angst und bitte ihn um Hilfe. Das tut Jakob hier. Er wendet sich dem Herrn zu und erinnert ihn an seine Verheißung.

Man könnte denken: Besser spät als nie. Doch kaum hat er fertig gebetet, kehrt Jakob zu seiner vorherigen Strategie zurück. Er will mit List und Tücke sein eigenes Ding durchsetzen, ohne wirklich auf Gott zu vertrauen.

Zuerst sendet er ein großzügiges Geschenk und stellt fünf Herden zusammen: eine Herde Ziegen und Schafe, eine Herde Kamele, eine Herde Kühe und Esel. Dann beauftragt er seine Knechte, mit diesen Herden vor ihm herzuziehen. Hier wird sehr betont: „vor ihm her, vor ihm her, vor ihm her“. Jakob hat wirklich Angst, alles muss vor ihm hergehen, er selbst bleibt ganz am Ende zurück.

Ab Vers 23 sehen wir – vielleicht interpretiere ich zu viel hinein, aber ich glaube, es ist Ausdruck seiner Furcht und seines egoistischen, auf sich selbst bedachten Verhaltens –, dass er nun auch noch des Nachts seine beiden Frauen, die beiden Mägde und die Kinder über den Jabok, den Fluss, bringt.

Denn Esau wohnt nicht im gelobten Land, sondern in Edom. Esau kommt von dort, Jakob kommt von hier. Hier will er eigentlich hin, aber hier muss er seinen Bruder treffen. Der Jabok ist die Grenze, und Jakob bleibt auf dieser Seite, während alle anderen rübergehen zur Seite, von der Esau kommt. Nur Jakob bleibt auf der anderen Seite. Feige, verängstigt – so agiert Jakob hier, ohne echtes Vertrauen auf Gott.

Ich frage mich, wie das bei dir ist: Wie ist das in Notlagen, in schwierigen Situationen, in herausfordernden Zeiten? Da zeigt sich, auf wen oder was wir vertrauen.

Es ist erstaunlich, wie manche Menschen gerade in Krisenzeiten – wir erleben das ganz aktuell – plötzlich unheimlich egoistisch handeln. „Ich brauche auch noch die sechzigste Rolle Klopapier, egal, wenn der andere gar keines hat.“ Ist das nicht verrückt? Aber so sind wir Menschen, oder?

Ich möchte Mut machen, das zu lernen: Wir müssen nicht so egoistisch handeln, wir müssen nicht so auf unser eigenes Wohl bedacht sein, tricksen und die Ellbogen ausfahren. Denn wir haben einen guten Gott, der für uns sorgt und der es segnet, wenn wir auf ihn vertrauen.

Jakob handelt mit sehr zögerlichem Glauben. Möge der Herr uns schenken, dass wir in schwierigen Situationen nicht in Angst und Panik verfallen, sondern lernen, auf den zu vertrauen, der allein alles im Griff hat.

Ich denke, dieser Predigttext ist hochaktuell.

Der nächtliche Ringkampf mit Gott

Nun sehen wir also schließlich, dass Jakob allein auf der Nordseite des Jabok zurückbleibt. Sein ganzes Hab und Gut, wie es hier heißt, befindet sich jetzt auf der Südseite des Jabok, von der Seite, wo Esau kommt. Jakob hat zumindest noch eine Nacht in Sicherheit für sich – so denkt er.

Doch dort, in dieser scheinbaren Sicherheit, kommt es plötzlich zu einem Ringkampf mit einem Fremden, der unvermittelt vor Jakob steht. So lesen wir hier ab Vers 25: „Da rang ein Mann mit ihm, bis die Morgenröte anbrach.“ Und als er sah, dass er ihn nicht überwältigen konnte, berührte er Jakobs Hüfte. Das Gelenk der Hüfte Jakobs wurde durch das Ringen mit ihm verrenkt.

Die Lutherübersetzung ist hier etwas unglücklich, weil sie von einem Schlag auf die Hüfte spricht. Wenn man eine andere Bibelübersetzung liest, sagen eigentlich alle anderen, dass er die Hüfte nur berührte. Das ist das, was hier wirklich steht.

Dieser Fremde ringt mit Jakob, und Jakob klammert sich an ihn. Dann berührt er Jakobs Hüfte, und schwupps – die Hüfte ist verrenkt. Das zeigt uns, wie stark und mächtig dieser Fremde ist. Nur eine Berührung genügt, und Jakob hinkt für den Rest seines Lebens.

Wahrscheinlich ist das der Moment, in dem Jakob erahnt, mit wem er es hier zu tun hat. Jetzt klammert er sich mit verrenkter Hüfte an seinen Gegner, an diesen Fremden – vielleicht sogar mit verrenkter Hüfte auf dem Boden liegend.

Mir hat eine Begegnung vor kurzer Zeit sehr geholfen, mir das noch einmal bildlich vorzustellen. Ich war vor kurzem bei Freunden zu Besuch, die einen achtjährigen Sohn haben. Der fing an, mit mir zu ringen. Er wollte mit mir kämpfen, wie das kleine Jungs so machen. Ich als Vater von Töchtern genieße es dann auch mal, wenn ich mit einem Jungen ringen kann. Also habe ich mich darauf eingelassen.

Irgendwann sagte die Mutter, es sei Zeit, ins Bett zu gehen für den Kleinen. Da habe ich gesagt: „Du bist zu stark, ich gebe auf, du hast gewonnen, gute Nacht.“ Und er sagte: „Nein“ und machte einfach weiter.

Dann sagte ich: „Okay, andere Strategie.“ Ich habe ihn hochgehoben, so geklammert, hatte ihn quer über mich liegen und habe ihn so auf den Boden gelegt und festgehalten. Dabei sagte ich: „Okay, jetzt hast du verloren, gute Nacht.“ Doch er klammerte sich an mein Bein, hing an mir und wollte nicht loslassen.

So war es wahrscheinlich bei Jakob. Trotz verrenkter Hüfte klammert er sich an diesen Fremden. Dass dieser dann sagt: „Lass mich gehen, denn die Morgenröte bricht an.“ Da sagt Jakob: „Nein, das mache ich nicht, es sei denn, du segnest mich.“

Wir merken wahrscheinlich, dass Jakob eine Ahnung hat, wer das ist. Er will seinen Segen. Und wir können auch ahnen, wer das ist, denn warum muss der Fremde gehen, bevor die Sonne aufgeht? Nun, zum Schutz Jakobs.

Denn wenn das der Engel Gottes ist, der in der Heiligkeit Gottes erstrahlt, wenn es Gott selbst ist, mit dem er ringt, dann bedeutet das, dass Jakob im Angesicht der Heiligkeit und Herrlichkeit dieses Gottes nicht bestehen könnte. Die Bibel macht unzweifelhaft klar: Keiner, niemand kann Gott sehen und leben.

Zum eigenen Schutz, zum Schutz Jakobs, will der Fremde gehen. Doch Jakob ringt um seinen Segen. Dann sehen wir, dass klar ist, mit wem Jakob hier ringt, denn der Fremde fragt: „Wie heißt du?“ Und Jakob antwortet: „Jakob.“

Darauf sagt dieser Fremde etwas, das nur eine Person von hoher Autorität sagen kann. Er ändert den Namen. Die Namensgebung war Ausdruck von Autorität, Namensänderung Ausdruck höchster Autorität – das tat eigentlich nur Gott. Er sagt: „Du sollst nicht mehr Jakob heißen, sondern Israel, denn du hast mit Gott und mit den Menschen gekämpft und hast gewonnen.“

Jakob fragte ihn: „Sag doch, wie du heißt!“ Warum fragst du, wie ich heiße? Und der Fremde segnete ihn.

Jakob hatte mit Gott gekämpft und in gewisser Weise auch andersherum. Gott hatte mit Jakob gekämpft. Denn Gott war dort erschienen. Es war ja nicht Jakob, der sich den Fremden gesucht hat und gesagt hat: „Ich will jetzt mit Gott kämpfen.“ Es war Gott, der in Form dieses Fremden, dieses Engels, vor Jakob auftaucht und diesen Kampf beginnt. Aber dann hat auch Jakob mit ihm gekämpft und ihn nicht losgelassen.

Gottes Ziel: Veränderung des Herzens

Was meint ihr, warum Gott Jakob hier erschienen ist? Was hat es mit diesem Kampf auf sich?

Der Herr hatte Jakob reich gesegnet. Er hatte ihn schon vor seiner Geburt aus seiner freien Gnadenwahl erwählt und den Eltern eine Verheißung für den Sohn gegeben. Gott war ihm in Bethel erschienen und hatte ihm Schutz und Hilfe zugesagt. Der Herr hatte es so geführt, dass Jakob bei seinem Onkel Laban Zuflucht fand und dort Frauen bekam. Er hatte ihn mit vielen Nachkommen gesegnet, so wie es verheißen war, und zu großem Reichtum gebracht.

Der Herr hatte Laban Einhalt geboten. Wir haben letzte Woche gehört, wie Gott Laban deutlich machte, dass er gegen Jakob nicht bestehen kann und ihn gehen lassen muss. So sorgte der Herr dafür, dass Jakob wieder zurückkehren konnte. Dann erschien der Herr ihm noch einmal in großer Gnade und Barmherzigkeit, um ihm zu zeigen: Ich bin bei dir, mit meinem ganzen Heer von Engeln stehe ich dir schützend zur Seite.

Doch eines war bisher noch nicht geschehen. Obwohl Gott Jakob die ganze Zeit voller Liebe und Fürsorge zur Seite stand, war Jakob mehr auf seine Lebensumstände bedacht als auf Gott selbst. Er war mehr auf Gottes Segen in seinem Leben bedacht als auf Gott selbst. Jakob war eigentlich immer noch der Alte.

Ja, er hatte schon irgendwie eine Begegnung mit Gott gehabt und ihn kennengelernt. Es ist schwer zu sagen, wo genau seine Bekehrung stattfand. Vielleicht war da schon eine Bekehrung, aber es war noch viel alter Jakob in ihm. Das haben wir gesehen, oder? Er lügt und betrügt, handelt egoistisch, nach seiner eigenen Weisheit und schickt sogar Frauen und Kinder als lebendige Schutzschilde vor sich her.

Gott will aber nicht einfach nur die Lebensumstände von Jakob verändern. Er will nicht nur Jakob helfen, sondern Jakob selbst. Er will Jakobs Herz. In gewisser Weise ringt Gott um Jakobs Herz. Er ringt darum, Jakob selbst zu verändern.

Genau das tut er in diesem Kampf. Er verändert ihn auf vielfältige Weise. Physisch verändert er ihn, indem seine Hüfte ausgerenkt wird und Jakob auf einmal hinkt – entschuldigt, wenn ich es so sage, ein Krüppel wird. Außerdem gibt er ihm einen neuen Namen. Aus dem Täuscher Jakob wird der, der mit Gott ringt: Israel.

Die wesentlichere Veränderung aber geschieht im Herzen Jakobs. Das ist ganz interessant, wenn wir uns den Text noch einmal anschauen und vergleichen, was vor und nach dem Ringkampf passiert. Dabei lassen wir Überschriften und Kapitelzahlen außen vor, denn die wurden erst später hinzugefügt.

Unmittelbar davor lesen wir, wie Jakob all sein Hab und Gut vor sich herschickt und allein zurückbleibt. Dann kommen wir zu Kapitel 33, direkt nach dem Ringkampf. Dort lesen wir, wie Esau kommt und die Frauen und Kinder ihm entgegengehen. Und in Vers 3 heißt es: „Und er, Jakob, ging vor ihnen her.“

Derjenige, der vorher zurückblieb und sagte: „Alle vorne weg, ich verstecke mich, alles vorne weg, und im Notfall kann ich abhauen“, ist jetzt derjenige, der mutig vorangeht. Seht ihr, wie Jakob verändert ist?

Diese Veränderung zeigt sich auch darin, wie er jetzt spricht. Im Gebet hatte er noch um Rettung gebeten, er wollte von Esau gerettet werden. Diese Rettung war ihm wichtig geworden. Nun heißt es in Vers 31: „Er nannte diese Stätte Penuel, denn er sprach: Ich habe Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen, und doch ist mein Leben gerettet worden.“

Das ist die Rettung, die Jakob jetzt braucht. Diese Veränderung ist so wesentlich, dass die Nachkommenschaft Jakobs sich nun nach dem Namen nennt, den Jakob hier erhält. In diesem Ringkampf wird er zum ersten Mal umbenannt in Israel, und alle seine Nachkommen nennen sich Israel.

In diesem Ringkampf wird seine Hüfte so verrenkt, und das Volk, das nach seinem Namen benannt ist, wird in Erinnerung an diesen Kampf kein Muskelstück vom Hüftgelenk mehr essen, wie wir in Vers 33 lesen.

So ist Jakob.

Die Bedeutung für unser Leben heute

Und so stellt sich die Frage: Was hat das mit uns zu tun? Was hat das mit dir zu tun?

Die Frage ist, ob du glaubst, dass du es nötig hast, dass Gott dich weiter verändert. Ich würde behaupten, ja, wir alle haben es nötig, von Gott verändert zu werden.

Hält uns die Geschichte von Jakob, die wir heute betrachtet haben, nicht ein bisschen den Spiegel vor? Sind nicht auch wir oft in unserem Handeln so wie Jakob – eher zögerlich und mit viel eigener Weisheit, mehr auf uns selbst und unsere Ressourcen sowie Ideen bedacht als auf Gott? Sind nicht auch wir Menschen, die oft übersehen, dass Gott schon längst da ist, mit uns geht, für uns ist, treu und fürsorglich für uns sorgt?

Sind nicht auch wir viel zu oft viel mehr auf unsere Lebensumstände bedacht als auf den Gott, der über allen Lebensumständen steht?

Vielleicht lässt Gott gerade deshalb manchmal Schwierigkeiten zu. Vielleicht lässt Gott uns deshalb manchmal schwierige Lebensumstände erleben. Ich maße mir nicht an, unsere Zeiten zu interpretieren, aber vielleicht will Gott die Corona-Krise gebrauchen, damit Menschen endlich wieder merken, dass sie ihr Leben nicht selbst im Griff haben.

Vielleicht ist das eine Chance auch für uns, neu zu lernen, Gott zu vertrauen – gerade da, wo wir merken, dass wir unsere Lebensumstände nicht mehr im Griff haben.

Vielleicht führt uns Gott manchmal in bestimmte Situationen in unserem Leben, weil er um uns ringt. Weil er unsere Aufmerksamkeit haben möchte, die er so oft nicht bekommt, wenn alles gut läuft. Vielleicht mal ein Gebet, ein Gottesdienst, aber letztendlich passt schon alles, und wir leben unser Leben weiter.

Und so möchte ich uns Mut machen. Ich möchte dir Mut machen, in jeder Situation – in Schwierigkeiten und an jedem anderen Tag – das zu tun, was Jakob letztendlich tut: sich an Gott zu klammern und zu Gott zu rufen: „Bitte segne mich!“

Vielleicht darfst du dann erleben, dass der Herr dich so verändert, dass du anfängst, mehr auf ihn bedacht zu sein als auf deine Lebensumstände, mehr ihm zu vertrauen als deinen eigenen Ressourcen.

Und ich kann dir sagen: Das ist wahrer Segen.

Das alles beginnt letztendlich damit, dass Gott uns begegnet, dass Gott sich uns vor Augen stellt und anfängt, unser Leben zu verändern. Liebe dazu ist Gott in Jesus Christus zu uns gekommen.

Jesus Christus – der wahre Kämpfer für uns

Ich glaube, dass der ganze Ringkampf, den wir hier sehen, in gewisser Weise ein Schatten ist – ein blasses Abbild von einem viel größeren Kampf. Ein Ringen, das Gott für uns geführt hat.

Jesus Christus kam zu uns, so wie der Engel Gottes zu Jakob kam: plötzlich und einfach da. Aber Jesus kämpfte nicht mit uns und schlug uns, wie der Engel Jakob. Nein, Jesus kämpfte für uns und ließ sich für uns schlagen. Er nahm die Schläge auf sich, die wir verdient hätten – für unseren Unglauben, unser Misstrauen, unsere egoistischen Handlungen und unser Ignorieren von Gott. Aber Jesus nahm diese Schläge auf sich.

So heißt es in Jesaja 53 in diesen beeindruckenden, bekannten Worten: „Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert wäre. Aber er ist um unserer Missetat willen verwundet und um unserer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt. Wir alle gingen in die Irre wie Schafe, ein jeder auf seinen Weg. Aber der Herr warf unser aller Sünde auf ihn.“

So ließ sich Jesus ans Kreuz schlagen, um dort für unsere Sünde zu sterben. Gott kam zu uns, sodass jeder, der ihn erkennt – der ihn erkennt als den Herrn, den heiligen Gott, vor dem wir nicht bestehen könnten und vor dem wir nur aufgrund von Gottes Gnade bestehen können – gerettet werden kann. So dürfen wir wie Jakob sagen: „Ich habe Gott erkannt“ und dadurch gerettet werden.

Als Jesus am dritten Tag auferstand, trug auch er die Wunden des Kampfes. Dort, wo Jakob davonging, trug Jesus die Male in seinen Händen und Füßen, durch die die Nägel geschlagen wurden, mit denen er ans Kreuz geheftet wurde.

So wie das Volk Israel sich nach dem Namensgeber, der für sie gekämpft hatte, nannte, dürfen wir uns heute nach dem Namen dessen nennen, der für uns gekämpft hat. Wir dürfen uns „Christ“ nennen, nach Jesus Christus.

Und so wie das Volk Israel an diesen großen Kampf gedachte, indem es nicht mehr von einem besonderen Filetstück aß, dürfen wir an unseren Namensgeber, an den, der für uns gekämpft hat, denken, indem wir vom Brot essen, das seinen Leib repräsentiert, den er für uns gegeben hat. Wir dürfen trinken von dem Kelch, der für sein Blut steht, das für uns vergossen wurde.

Ich möchte fragen: Hast du den Gott erkannt, der für dich kämpft und um dein Herz ringt? Ich meine nicht, ob du schon etwas von Gott weißt, vielleicht ab und zu betest oder auch mal in den Gottesdienst gehst – das hat Jakob auch schon getan.

Meine Frage ist: Sagst du in allen Dingen und in allen Situationen, dass du mehr brauchst als alles andere seinen Segen? Dass dein Herz ihm gehören soll?

Gebet um Veränderung und Vertrauen

Ich möchte mit uns beten, dass Gott durch sein Wort um unsere Herzen ringt und sie für sich gewinnt.

Himmlischer Vater, wir danken dir für dein heiliges Wort. Wir danken dir, dass wir in Jakob sehen dürfen, wie wir oft auch sind. Ich danke dir, dass wir in diesem Bericht von Jakob erkennen dürfen, dass du von erstaunlicher Treue und Geduld bist. Du verwirfst Jakob nicht, sondern ringst um ihn. So dürfen wir wissen, dass du auch uns nicht verworfen hast.

Wenn wir heute unter deinem Wort sitzen, ist das Ausdruck deines Ringens um uns. Herr, ich bitte dich, verändere unsere Herzen. Lass uns aus diesem Bericht lernen, wie treu, fürsorglich, gut und mächtig du bist, damit wir nichts fürchten müssen in dieser Welt, wenn wir auf dich vertrauen.

Danke, dass du unser Gott bist. Hilf uns, das immer mehr zu erkennen. Deshalb bitten wir im Namen dessen, der für uns gekämpft hat, der für uns verwundet wurde, der getötet wurde und auferstanden ist und nun zu deiner Rechten sitzt. Durch ihn beten wir. So beten wir in Jesu Namen. Amen.