Wir sind weiterhin im Buch Micha, beim kleinen Propheten Micha. Inzwischen sind wir beim vierten Kapitel angekommen.
Ich schlage vor, wenn es möglich ist, dass ihr die Bibel, die vielleicht vor euch liegt, nehmt und aufschlagt auf Seite 886. Das ist ungefähr zwei Drittel durch die Bibel, noch im Alten Testament, gerade noch so im Alten Testament auf Seite 886.
Wenn die Seitenzahl deutlich geringer ist als diese, dann seid ihr schon zu weit. Beim Neuen Testament beginnt die Seitenzählung wieder bei eins.
Ein bisschen Licht wäre hilfreich. Das würde mir auch helfen, denn dann sehe ich, dass noch Leute da sind. Im Moment komme ich mir ziemlich alleine vor. Die könnten die Bibel lesen, das hilft dann auch.
Super, dankeschön! Was unsere Technik alles tun kann. Prima!
Rückblick und Einführung in Micha Kapitel 4
Wir haben in den letzten Wochen bereits die ersten drei Kapitel betrachtet. Letzte Woche hatten wir ein besonders schweres Kapitel. Micha 3 enthält eine düstere Botschaft mit harten Worten, die Gott vor allem dem Volk Juda durch den Propheten Micha mitteilt.
Heute, in Kapitel 4, hören wir Worte, die Gott diesem geplagten Volk sagt, um es zu ermutigen und ihm Zuversicht zu geben – gerade angesichts der schweren Zeiten, die bevorstehen.
Ich wünsche mir, dass dieser Text auch in unserem Leben wirkt. Die Betrachtung von Micha 4 soll uns Wegweisung, Ermutigung und Zuversicht schenken, damit wir ein zielgerichtetes Leben führen können.
Ich bete, dass dieser Text dir Wegweisung gibt – egal, ob es dir im Moment gut geht und du vielleicht nicht das Gefühl hast, Ermutigung zu brauchen. Und natürlich besonders dann, wenn du weißt, dass du gerade Ermutigung brauchst, weil du durch dunkle und schwere Zeiten gehst.
Ich bete, dass wir alle dieses Wort aufnehmen und es tief in unseren Herzen verankern können.
Aufbau und Schwerpunkt der Predigt
Der Text teilt sich in zwei Teile. Die Verse 1 bis 8 zeigen uns das herrliche Ziel, auf das wir zuleben. Dieses Ziel ist das, das Gott durch Micha dem Volk Juda zeigt, bevor eine düstere Zeit kommt. So weiß das Volk, dass es sich lohnt, an Gott festzuhalten.
Die Verse 9 bis 14 betreffen einige Dinge, die vorher geschehen müssen. Es sind Ereignisse, die auf dem Weg zum Ziel bevorstehen.
Ich werde den Schwerpunkt der Predigt auf den ersten Teil legen. Dann wird hoffentlich deutlich, warum.
Die Verheißung des Friedensreiches (Verse 1-4)
So möchte ich mit den Versen 1 bis 4 beginnen. Diese Verse bilden einen sehr starken Kontrast zu dem, was am Ende von Kapitel 3 über Gott im Volk Juda gesagt wird.
Ich lese zuerst diese ersten vier Verse vor, dann betrachten wir diesen Kontrast.
Micha 4,1-4
In den letzten Tagen aber wird der Berg, darauf des Herrn Haus ist, fest stehen, höher als alle Berge und über die Hügel erhaben, und die Völker werden herzulaufen.
Und viele Heiden werden hingehen und sagen: Kommt, lasst uns hinauf zum Berge des Herrn gehen und zum Hause des Gottes Jakobs, dass er uns lehre seine Wege und wir in seinen Pfaden wandeln.
Denn von Zion wird Weisung ausgehen und das Herrnwort von Jerusalem. Es wird unter großen Völkern richten und viele Heiden zurechtweisen in fernen Landen.
Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Es wird kein Volk wieder das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen.
Ein jeder wird unter seinem Weinstock und Feigenbaum wohnen, und niemand wird sie schrecken, denn der Mund des Herrn Zebaoth hat geredet.
Diese Worte zeigen uns das komplette Gegenstück zu dem, was Micha gerade für die unmittelbare Zukunft angekündigt hat.
In Kapitel 3 heißt es am Ende, dass Jerusalem umgepflügt werden soll, dass der Berg Zion letztendlich zu einem Steinhaufen werden wird. Hier aber heißt es nun, dass der Berg Zion und die darauf stehende Stadt Jerusalem hoch erhoben sein werden.
Nachdem Micha in Kapitel 3 verkündet hat, dass das Volk Juda von seinen Feinden verschleppt und weggeführt wird, heißt es nun, dass alle Völker, Menschen aus allen möglichen Nationen, zum Berg Zion hinströmen werden.
Nachdem wir in Kapitel 3 und auch schon in Kapitel 2 gehört hatten, wie die Menschen das Wort Gottes missachteten, lesen wir nun davon, wie die Menschen herbeikommen, um von Gott gelehrt zu werden.
In Kapitel 3 hatten wir gesehen, dass Gottes Wort nicht mehr zu diesen korrupten Propheten kommen wird. Das Herrnwort wird nicht mehr bei ihnen sein. Hier aber ist das Wort Gottes zentral. Die Menschen kommen, um es zu hören, und es breitet sich von Jerusalem bis zu den Enden der Erde aus.
In Kapitel 3 hatten wir gelesen, wie das Recht mit Füßen getreten wird. Hier aber lesen wir davon, dass Gott gerecht richten wird und sein Recht zu allen möglichen Ländern kommen wird. Große Völker und ferne Länder werden durch sein Wort gerichtet.
Bisher war die Rede davon, dass die Reichen die Armen ausrauben und betrügen. Hier aber ist die Rede von Frieden, einem allumfassenden Frieden, wo vorher Menschen betrogen wurden und ihr Land verloren, sodass sie nichts mehr hatten.
Hier heißt es, dass ein jeder unter seinem eigenen Weinstock und Feigenbaum wohnen wird.
Gott zeigt dem Volk hier also eine Perspektive über das Gericht hinaus. Der Prophet Micha macht den Menschen Mut, gibt ihnen Hoffnung und sagt: Das Gericht Gottes ist nicht das letzte Wort. Gottes Gnade wird euch erreichen. Es wird besser werden als jemals zuvor.
Diese Worte dürft ihr glauben! Das ist wie heute vielleicht ein Ausrufezeichen hinter den Aussagen dieses letzten Satzes, denn der Mund des Herrn Zebaoth hat geredet.
Gott selbst sagt das. Es ist nicht so, dass Micha denkt: „Jetzt kriege ich so viel Ärger für meine harten Worte, jetzt sage ich mal etwas Nettes.“ Nein, das ist Gottes Wort.
Gott sagt seinem Volk zu, dass es sich lohnt, an ihm festzuhalten und auf ihn zu vertrauen. Denn er allein ist der ewige Gott, der für alle Zeit regieren wird.
Die Herrschaft Gottes und das Vertrauen auf den ewigen Gott (Vers 5)
Genau das wird in Vers 5 deutlich. Dort heißt es: „Ein jedes Volk wandelt im Namen seines Gottes, aber wir wandeln im Namen des Herrn, unseres Gottes, immer und ewiglich.“
Nochmal zur Situation: Hier haben wir das Volk Israel und Juda. Außerdem gibt es feindliche Mächte, zuerst die Assyrer und etwa hundert Jahre später die Babylonier. Die Assyrer zerstören zunächst das Nordreich Israel. Im Denken der Menschen könnte man nun annehmen, der Gott der Assyrer sei stärker als der Gott Israels. Denn die Assyrer besiegen ja die Israeliten, und später unterwerfen die Babylonier das Volk Juda.
Doch diese Götter sind keine echten Götter. Es sind Götzen, selbst ausgedachte Mächte. Es gibt nur einen Gott, der alle Dinge regiert. Dieser Gott offenbart sich hier durch den Propheten Micha und durch die ganze Bibel – der eine Gott, der ewig ist.
Dieser ewige Gott lässt von sich hören. Er wird am Ende triumphieren. Vertraust du auf diesen Gott? Ist das der Gott, für den du lebst?
Die Wiederherstellung des Volkes und die Sammlung der Verstoßenen (Verse 6-8)
Nun, wie soll das alles geschehen? Wie kann es überhaupt dazu kommen? In gewisser Weise klingt das völlig utopisch und unrealistisch. Eben hat Micha noch angekündigt, dass er sich nicht so sehr auf die Frage richtet, dass die feindlichen Völker kommen werden und das Volk Gottes vernichtet wird.
Zuerst wird Israel weggeführt beziehungsweise zerstört, und dann wird Juda weggeführt. Wie soll es nun dazu kommen, dass hier auf dem Berg Zion in Jerusalem wieder ein Volk lebt?
Genau das beschreibt Micha in den Versen 6 bis 8. Er zeigt uns, wie Gott seine Herrschaft über sein Volk herstellen wird. Zur selben Zeit spricht der Herr: Ich will die Lahmen sammeln und die Verstoßenen zusammenbringen, die ich geplagt habe. Ich will den Lahmen viele Erben geben und die Verstoßenen zum großen Volk machen. Der Herr wird König über sie sein auf dem Berg Zion von nun an bis in Ewigkeit.
Und du, Turm der Herde, du Festung in der Tochter Zion, zu dir wird kommen und wiederkehren die frühere Herrschaft, das Königtum der Tochter Jerusalem.
Das ist der Weg. Es klingt ganz ähnlich wie die Verse am Ende von Kapitel 2. Vielleicht erinnert ihr euch, dass wir am Ende von Kapitel 2 eine ganz plötzliche Wendung hatten. Nachdem zuvor auch Strafworte gesprochen wurden, heißt es dort, dass ein guter Hirte seine Herde sammeln wird und ein guter König regieren wird.
Davon ist hier auch die Rede: Der Herr sammelt sich selbst seine Herde, er sammelt sein Volk. Aus Vers 2 wissen wir schon, dass dieses Volk aus Juden wie aus Heiden bestehen wird. Es werden diejenigen sein, die vormals verstoßen waren, und diejenigen, die er geplagt hat – das heißt, die er gezüchtigt hat, das Volk Juda.
Zu diesem großen Volk werden Menschen gehören, die man nicht unbedingt dort erwartet hätte, nämlich die Lahmen und die Verstoßenen. Und der Herr selbst wird für alle Ewigkeit der König des von ihm gesammelten Volkes sein.
Das ist die großartige Wohlschaft, die Micha dem Volk Juda jetzt zuspricht – zu einer Zeit, in der noch nicht einmal das Leid gekommen war, das er zuvor verkündet hat.
Die Bedeutung der "letzten Tage" und ihre Erfüllung heute
Jetzt stellt sich die Frage: Was genau beschreibt er hier in den Versen? Um welche Zeit geht es? Und was hat das genau mit uns zu tun? Wo leben wir in Bezug auf diese Dinge?
Das ist gar nicht so einfach. Oft ist es so, dass Gott durch seine Propheten in die ferne Zukunft schaut und Dinge offenbart, die weit in der Zukunft liegen. Dabei macht Gott etwas, das vergleichbar ist mit dem, was wir erleben können, wenn wir an einem klaren Tag Richtung Alpen schauen. Wir sehen die Berggipfel, wie sie emporragen, aber wir können nicht genau erkennen, welcher Berggipfel uns vielleicht näher ist und welcher weiter weg. Sie verschwimmen ein bisschen und blenden zusammen.
Das ist genau das, was wir hier erleben. Wir sehen Dinge, die in der fernen Zukunft liegen, bei denen nicht klar erkennbar ist, wann genau sie geschehen werden. Sie werden sicherlich nicht alle gleichzeitig geschehen. Michael identifiziert diese glorreiche Zukunft und sagt uns, wann das geschehen wird. Er gibt uns eine Zeitangabe, die konkret ist, aber keinen genauen Zeitpunkt, sondern einen Zeitraum beschreibt.
In Vers 1 heißt es: „In den letzten Tagen, in den letzten Tagen, da wird das geschehen.“ Sechs Verse später greift es das wieder auf: „Zur selben Zeit wird der Herr sein Volk sammeln.“
Die „letzten Tage“ sind in der Bibel ein Begriff, den man vielleicht schon ab und zu gehört hat. Der Hebräerbrief beginnt damit, dass er diese letzten Tage verkündet. Dort heißt es: „Nachdem Gott vor Zeiten vielfach und auf vielerlei Weise geredet hat zu den Vätern durch die Propheten, hat er in diesen letzten Tagen zu uns geredet durch den Sohn“ (Hebräer 1,1-2).
In den letzten Tagen redet Gott durch den Sohn. Petrus spricht in der Pfingstpredigt (Apostelgeschichte 2) ebenfalls davon, dass die letzten Tage begonnen haben. Das heißt, die letzten Tage begannen mit dem Kommen von Jesus Christus in unsere Welt, mit der Menschwerdung Gottes. Dort haben die letzten Tage ihren Anfang genommen.
Doch bis wohin reichen die letzten Tage? Die letzten Tage dauern bis zum Ende. Es gibt keine „nachletzten Tage“. Vorausgesetzt, dass morgen auch noch ein Tag ist, leben wir immer noch mittendrin in diesen letzten Tagen.
Das bedeutet: Die Zeitspanne, die hier in den Versen 1 bis 8 beschrieben wird, geschieht irgendwann zwischen dem ersten Kommen von Jesus und seiner Wiederkehr, dem Ende aller Dinge. Manche der hier beschriebenen Dinge haben bereits begonnen, andere liegen noch in der Zukunft. Einige Dinge haben teilweise schon angefangen, sind aber vielleicht noch nicht vollständig eingetreten.
Das Sammeln des Volkes Gottes durch Jesus Christus
Genau das möchte ich mit uns kurz bedenken. In den letzten Tagen sammelt Gott sein Volk – Menschen, die einst kein Volk waren, nun aber Gottes Volk werden. Das beschreibt zum Beispiel der Apostel Petrus in 1. Petrus 2,10. Er meint damit die Christen in der Verstreuung.
Dieses Sammeln von Gottes Volk begann damit, dass Jesus Christus hier auf Erden herumlief und Menschen in seine Nachfolge rief. Er sammelte sich ein Volk. Dieser König, der für alle Zeit regieren wird, rief Menschen in seine Nachfolge, um ihn als Herr und König anzuerkennen.
Nach seiner Auferstehung gab Jesus seinen Jüngern einen Auftrag. Er sagte: „Ihr sollt meine Zeugen sein, und durch euch will ich mir ein Volk sammeln.“ Wo sollten sie hingehen? Zuerst nach Jerusalem, dann weiter nach Judäa, also die umliegende Landschaft, und auch weiter Richtung Norden, nämlich nach Samarien, das ehemalige Israel, und schließlich bis zu den Enden der Erde.
So hat sich das Wort Gottes, das Evangelium, ausgebreitet. Immer mehr Menschen sind Teil von Gottes Volk geworden. Und so ist das Wort Gottes auch zu uns gekommen. Wenn wir Jesus Christus als unseren Retter und Herrn kennen, sind auch wir von Gott eingesammelt worden. Wir sind zum Volk zusammengebracht worden.
Gott hat sein Wort zu uns gesandt – durch Eltern, Freunde, Bekannte, Nachbarn, wie auch immer. So hat Gott uns herbeigerufen. Wir durften ihn erkennen und verstehen, dass Gott in seiner großen Liebe und Barmherzigkeit diese Verheißung wahr werden lässt.
Dazu ist er in Jesus Christus selbst in diese Welt hineingekommen, um zu suchen und zu finden, was verloren war. Denn verloren waren wir einst alle, verstossen waren wir alle. Wir waren verstossen, weil wir uns von Gott abgewandt hatten. Keiner von uns war immer ein Kind Gottes.
Wir alle waren einst Fremdlinge, wir alle waren einst Feinde Gottes. Aber in seiner großen Barmherzigkeit hat Gott uns eingesammelt und zu seinen Kindern gemacht, zum Teil seines Volkes. Er hat das getan, indem er die Strafe, die wir verdient hätten für unsere Rebellion, unseren Unglauben und für all das, was wir im Leben tun, denken und sagen, was nicht gut ist, auf sich selbst genommen hat.
Dafür ist Jesus gestorben. Durch seinen Tod hat er nicht nur unsere Schuld gesühnt, sondern uns auch mit Gott versöhnt, sodass wir mit ihm leben können als sein Volk – aus seiner guten Herrschaft heraus.
Ich bete, dass du das erlebt und erfahren hast, wie Gott dich zu einem seiner Kinder gemacht hat, wie seine Liebe dich ereilt hat. Wenn du das noch nicht erlebt hast, dann lade ich dich ein: Komm, sprich nachher mit mir oder mit Wolfgang. Wir wollen dir gerne helfen, mehr herauszufinden, was es heißt, in diesem Reich zu leben – mit diesem König zu leben.
Leben im Reich Gottes und die Ausbreitung seines Wortes
Und wir, die wir das erleben durften – wir, die wir erfahren haben, wie Gott in seiner großen Gnade uns, die wir einst Lahme und Verstoßene waren, eingesammelt hat, wie er uns zu seiner Herde gemacht hat, zu seinen Kindern und zu einem Teil seines Volkes – wir sollten nun wissen, dass wir bereits in Gottes Reich leben.
Ist dir das klar? Auch hier auf Erden, aber unser Bürgerrecht ist schon woanders. Wir haben das vorhin im Hebräer 12 gehört: Wir sind im geistlichen Sinne schon zum himmlischen Jerusalem gekommen. Dieses Reich Gottes ist etwas, das in diese Welt hineingebrochen ist. Es breitet sich noch unsichtbar aus, aber es breitet sich aus.
So dürfen wir immer mehr danach streben, das zu tun, was die Kinder Gottes tun, die unter seiner guten Herrschaft leben. Wir dürfen immer mehr danach streben, das zu tun, was die Menschen damals tun sollten und was die Menschen in Zukunft tun werden: zu Gott zu kommen, damit er uns seine Wege lehre. Und dann zu tun, was er sagt, und in seinen Pfaden zu wandeln.
Ist das dein Verlangen? Kommst du regelmäßig zu Gott, um sein Wort zu hören und von ihm belehrt zu werden? Der Herr ist gut. Es ist Ausdruck seiner Liebe zu dir, dass er spricht und dir sagt, was gut ist, was du hören musst, dass er uns belehrt. Ich weiß, ich brauche das. Ich brauche immer wieder neue Belehrung von Gott.
Und dann: Siehe danach, so zu leben, wie es Gott gefällt. In seiner großen Liebe gibt Gott seinen Kindern, denen, die zu seinem Volk gehören, sein Wort, um uns zu zeigen, wie ein wirklich gesegnetes Leben aussehen sollte.
Strebst du danach, dich von Gott belehren zu lassen und dann zu tun, was er sagt? Diejenigen, die von Gott hören wollen, um zu tun, was er sagt, werden auch das tun, was uns hier weiter beschrieben wird.
Hier wird beschrieben, wie Gottes Wort jetzt von denen ausgeht, die zu ihm gekommen sind und von ihm belehrt wurden, um zu tun, was er sagt. Von dort geht dieses Wort aus – von Jerusalem, so heißt es hier.
Wie geht Gottes Wort aus? Wie tut es das? Gottes Wort braucht Füße, um zu gehen. Wessen Füße? Unsere. So breitet sich Gottes Wort aus – durch dich und mich.
Beschreibt dich das? Bist du ein Bürger im Reich Gottes, der danach strebt, dass diese Herrschaft sich ausbreitet, indem du sein Wort weitergibst, so dass Menschen Teil von Gottes Reich werden können?
Und dann sehen wir schließlich: Wo Menschen unter der guten Herrschaft Gottes zusammenleben, da herrscht Frieden. Das ist das Bild von diesem Reich. Schwerter werden zu Pflugscharen, Spieße zu Sicheln. Man braucht keine Waffen mehr.
Nun, wo hier auf Erden ist denn schon ein bisschen Reich Gottes? Wo leben Menschen schon zusammen unter der guten Herrschaft des Herrn? Ihr dürft antworten: In der Gemeinde.
Ihr Lieben, das sollte uns beschreiben: Menschen, die geprägt sind von Liebe zueinander, eine Gemeinschaft, in der Frieden herrscht – eine Oase inmitten einer unruhigen Welt.
Und von hier dürfen wir ausgehen – als Friedensstifter, als Menschen, die den Frieden, den Gott uns in unsere Herzen gelegt hat und den er in unsere Gemeinschaft hineinlegen will, immer wieder neu weitergeben.
Denn wir brauchen keine Waffen mehr, denn wir sind Friedensboten. Lasst uns so leben in unserer Umgebung, dass wir einen kleinen Einblick in dieses herrliche Friedensreich gewähren denen, die mit uns in Berührung kommen. Dass sie erleben, dass wir Bürger eines anderen Reiches sind – eines Friedensreiches.
Also: Das Reich Gottes ist schon da, und doch ist es noch nicht ganz vollendet. Das ist uns allen auch bewusst.
Das Reich Gottes, dieses Friedensreich, scheint für viele von uns oft noch sehr weit weg zu sein. Wir leben noch in einer unruhigen Welt, umgeben von Menschen, die die Herrschaft des Herrn nicht anerkennen und noch nicht erleben, wie sein Recht sich ausbreitet, weil sie ihn nicht annehmen und nicht akzeptieren.
So gibt uns diese Vision, diese prophetische Rede von Micha, eine Perspektive auf eine Zukunft, die besser sein wird als das Hier und Jetzt. Gottes Wort hält uns das Ziel unseres Glaubens hier vor Augen.
Die Bedeutung der Verheißung in schweren Zeiten
Ich habe das vorhin schon gesagt. Für manche mag das im Moment relativ belanglos klingen. Vielleicht geht es dir gerade so, dass du sagst: Mir geht es gut in diesem Leben. „Ich bin froh mit dem Reich, in dem ich lebe, feiere die Morgen an, wenn sie gegen Portugal spielen.“ Das mag sein.
Ich weiß aus meinem eigenen Leben, dass meine Sehnsucht nach diesem Zukunftsreich nicht immer gleich groß ist. Aber ich weiß auch, dass ich in den 42 Jahren meines Lebens schon manche dunkle Täler durchschritten habe. Und ich weiß, dass manche von euch im Moment durch dunkle Täler gehen. Ich denke, es ist nicht unwahrscheinlich, dass wir alle irgendwann einmal dunkle Täler erleben werden.
Ich möchte dir Mut machen, diese Worte tief in deinem Herzen zu verankern – für die Zeit, wenn eine Zukunftsperspektive, ein Blick auf etwas Besseres als das Hier und Jetzt, wichtig wird. Ich kann dir versprechen: Wenn du durch dunkle Täler gehst und diese Worte hörst oder sie schon tief in deinem Herzen hast, dann werden sie süßer sein als Honig.
Ich möchte uns ermutigen, diese Vision des zukünftigen Friedensreiches tief in unsere Herzen hineinzulassen und in unseren Gedanken zu verankern, damit wir sie präsent haben, wenn wir sie brauchen.
So war das übrigens auch im Volk Juda damals. Als Micha diese Worte sprach, wo war das Volk Juda? Es war in Juda. Wie ging es dem Volk Juda? Auch ganz gut. Hat das Volk Juda geglaubt, dass das, was Micha für die nähere Zukunft angekündigt hat – nämlich die Niederlage und die Wegführung in die Gefangenschaft – geschehen wird? Viele haben Micha ausgelacht. Wir haben das in Kapitel 2 und 3 gesehen; sie haben gespottet: „Micha, was redest du denn da? Uns geht es gut, wir sind sicher.“
Aber es gab auch Menschen, denen es nicht gut ging. Und hundert Jahre später ging es niemandem gut. Diejenigen, die diese Worte von Micha noch präsent hatten, hatten eine Hoffnung, eine Gewissheit. Sie wussten, dass der Gott, der das kommende Leid angekündigt hatte, noch etwas darüber hinaus gezeigt hatte – nämlich eine herrliche Perspektive. Eine Zeit der Gnade nach der Zeit des Gerichts.
Die Realität des Leidens und die Hoffnung auf Rettung (Verse 9-14)
In den Versen 9 bis 14 erklärt Micha seinen Landsleuten noch einmal, was ihnen unmittelbar bevorsteht. Er tut dies in drei Abschnitten, die in den Versen 9, 11 und 14 beginnen. Der dritte Abschnitt, Vers 14, wird in manchen Übersetzungen bereits zu Kapitel 5, Vers 1 gezählt. Dort gehört er auch hin, da die Abschnitte immer gleich aufgebaut sind.
Sie beginnen jeweils mit einem „Nun aber“. Wer die Elberfelder Übersetzung besitzt, findet dort den Beginn mit dem Wort „jetzt“, genauso wie im Hebräischen. Am Anfang steht also das Wort „jetzt“ oder „nun“, gefolgt von einigen harten Worten über das kommende Gericht. Danach folgt jedoch immer auch eine Zusage von zukünftiger Rettung. Ab Vers 14 lesen wir das „jetzt“ in unserem Kapitel nicht mehr, weil dieser Vers dann in Kapitel 5, Vers 1 steht.
Ich lese die Verse kurz vor:
„Warum schreist du denn jetzt so laut? Ist ein König bei dir und sind deine Ratgeber alle hinweg, dass sich die Wehen erfassen wie einen Kindsnöten? Leide doch solche Wehen und stöhne, du Tochter Zion, wie einen Kindsnöten, denn du musst zwar zur Stadt hinaus und auf dem Felde wohnen und nach Babel kommen, aber von dort wirst du wieder errettet werden. Dort wird dich der Herr erlösen von deinen Feinden.
Nun aber werden sich viele Heiden widerlich zusammenrotten und sprechen: ‚Sie ist dahingegeben, wir wollen auf Zion herabsehen.‘ Aber sie wissen des Herrn Gedanken nicht und kennen seinen Ratschlag nicht, dass er sie zusammengebracht hat wie Gaben auf der Tenne. Darum mach dich auf und rüste dich, du Tochter Zion, denn ich will dir eiserne Hörner und eiserne Klauen machen, und du sollst viele Völker zermalmen und ihr Gut dem Herrn weihen und ihre Habe dem Herrscher der ganzen Welt.
Aber nun zerrauffe und zerkratze dich, denn man wird uns belagern und den Richter Israel mit der Rute auf die Backe schlagen.“
Wir sehen hier in Vers 14 die Belagerung und die Demütigung, in Vers 11 die Niederlage Jerusalems, und in Vers 9 kündigt Micha an, dass Israel weggeführt wird – dass Juda ins babylonische Exil nach Babel kommt. Doch jeweils im Anschluss daran spricht er Worte voller Hoffnung.
Aber, aber, aber – Gott wird eingreifen. Er wird euch retten, erlösen und die Feinde besiegen. Dieses Leid, das zuerst kommen muss, beschreibt er in den Versen 9 und 10 mit Worten, die den meisten von uns wahrscheinlich nicht so sehr bekannt sind. Mir persönlich auch nicht, denn das Bild von „Kindsnöten“ verstehen wohl vor allem Frauen – es sind die Wehen einer Mutter bei der Geburt.
Doch das Bild ist, glaube ich, für uns alle klar: Schmerzen und Leid, aus denen etwas Gutes hervorgeht. Es ist wie in Hebräer 12, wo von Züchtigung die Rede ist, die nicht angenehm ist, aber doch gut, weil sie zur Heiligung führt und uns Gott wieder näherbringt.
Genau das tut Gott hier. Er lässt das Volk Juda, dieses untreue und rebellische Volk, für eine Zeit leiden. Doch dann wird er sie zurückbringen – erst zu sich und schließlich in das Reich, in dem er herrscht, nach Jerusalem.
Das ist auch heute noch das, was Gott tut. Er führt sein Volk durch dunkle Täler. Nicht jedes dunkle Tal ist eine Züchtigung Gottes. Wir haben oft nicht einmal eine klare Erklärung dafür, warum bestimmte schwere Dinge in unserem Leben geschehen. Aber eines dürfen wir wissen: Auch alles Leid folgt für die, die zu Gott gehören, der Herrlichkeit.
Das ist das, was Micha prophezeit. Das ist das, was wir heute hören müssen: Gott hat eine großartige Zukunftsperspektive für seine Kinder. Er hat es geplant, er hat es verheißen, und es wird so kommen.
Kennst du die Verheißung Gottes für dein Leben und deine Ewigkeit? Vertraust du darauf, dass Gott dich in die Herrlichkeit führen wird? Der Weg dorthin ist manchmal steinig, aber er lohnt sich.
Die Verheißung der Herrlichkeit trotz Trübsal
Der Apostel Paulus greift das Thema im Neuen Testament an mehreren Stellen auf. Er beschreibt die Trübsal, die Zeit des Leidens, und vergleicht sie mit einer zukünftigen Herrlichkeit.
Paulus sagt, dass unsere Trübsal zeitlich und leicht ist. Uns ist zwar klar, dass sie oft ziemlich lang und schwer sein kann, doch im Vergleich bleibt sie zeitlich und leicht. Denn diese Trübsal schafft in uns etwas: eine ewige und über alle Maßen gewichtige Herrlichkeit. Wir sehen nicht auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare.
Später sagt Paulus: „Ich bin überzeugt, dass diese Zeit der Leiden nicht ins Gewicht fallen wird gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbar werden wird.“ So dürfen wir gewiss sein, dass allen, die Gott lieben, letztendlich alle Dinge zum Besten dienen werden. Denn Gott hat es verheißen.
Die Geschichte Israels zeigt uns das. Im Alten Testament sehen wir, wie Gott Dinge verheißt. Faszinierend ist, wer bereits im Voraus sagt, dass Babel kommen wird und dass Juda nach Babel weggeführt werden wird. Als diese Worte gesprochen wurden, war das babylonische Reich noch kein großes Reich. Damals waren die Assyrer die mächtige Weltmacht. Doch Gott kennt die Zukunft und spricht davon, dass dies geschehen wird.
Das assyrische Weltreich wird irgendwann nicht mehr sein. Dann werden die Babylonier kommen – und genauso ist es gekommen. Gottes Zusagen sind zuverlässig. Er hat uns zugesagt, dass er ein Friedensreich bringen wird, dass er als König herrschen wird und dass kein Leid und kein Streit mehr sein wird. Alles wird herrlich sein.
Ich bete, dass Gott dir dieses Vertrauen auf seine Verheißungen schenkt, sodass du durch jedes dunkle Tal hindurchgehen kannst mit der Gewissheit, dass es sich lohnt. Denn du gehst einem großartigen Ziel entgegen.
Gemeinde als sichtbares Zeichen des Reiches Gottes und Abschlussgebet
Und ich bete, dass wir als Gemeinde immer mehr zu einem Ort werden, an dem für uns schon ein bisschen sichtbar wird – und durch uns auch ein wenig sichtbar wird –, was Gott uns verheißen hat: ein Reich, in dem Menschen aus allen Völkern zu Gott kommen, um von ihm zu lernen und dann zu tun, was er sagt. Ein Reich, in dem Gerechtigkeit und Frieden herrschen.
So möchte ich für uns beten – ein Gebet, das Jesus uns selbst gelehrt hat, indem er für das Kommen dieses Reiches betet:
Unser Vater im Himmel, dein Name werde geheiligt.
Dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot, alles, was wir für das Hier und Jetzt brauchen, gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, und auch wir wollen vergeben unseren Schuldigern.
Führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen! Amen!
Lasst uns uns für den Weg zurüsten mit einem Lied, einem Schlusslied, zu dem wir aufstehen, wenn es euch möglich ist:
Es liegt Kraft in dem Warten auf den Herrn.