Einführung in die heutige Einheit und Rückblick auf den Morgen
Wir sind nun im zweiten Teil angekommen. Die engagierten Planer vom Jugendtag haben sich Gedanken gemacht, was sinnvoll ist. Sie haben gesagt: „Na ja, so gegen zwei Uhr ist ja immer das Mittagstief, alle sind in der Fressnarkose. Deshalb machen wir da eine kurze Einheit.“ Genau das werden wir jetzt tun.
Wir beginnen mit einem kurzen Input. Nach der stärkenden Kaffeepause folgt dann eine längere Einheit. Außerdem wollen wir in dieser Einheit einen praktischen Teil einbauen, in dem wir das, worüber wir schon viel gesprochen haben, ein bisschen üben.
Zunächst ein kurzer Rückblick auf das, was wir heute Morgen gemacht haben: Wir haben gesehen, dass wir in einer sehr lauten und hektischen Welt leben. In dieser Welt sind wir ständig abgelenkt. Es ist nicht leicht, in dem ganzen Lärm um uns herum die Stimme Gottes zu hören. Deshalb muss man sich ein Umfeld schaffen, in dem es möglich ist, zur Ruhe zu kommen.
Wir haben auch gesehen, dass Jesus uns einlädt. Er sagt: „Komm zu mir und lerne von mir.“ Jesus lädt uns ein, von ihm zu lernen. Er sagt: „Ich möchte dir gerne beibringen, wie das Leben funktioniert, denn ich bin der Autor des Lebens. Ich weiß, wie Leben geht, und ich bringe es dir bei.“ Jesus möchte also, dass du von ihm lernen kannst.
Außerdem haben wir heute Morgen eine Gewohnheit von Jesus kennengelernt: Er ging gerne in die Stille. Wisst ihr noch das griechische Wort für Stille? Es heißt „Eremos“. Das könnt ihr zu Hause euren Eltern erzählen.
Seid ihr heute schon im „Eremos“ gewesen? Jesus hatte diese Zeiten in der Stille, in der Wüste, in der Einöde. Dort ist er ganz bewusst mit seinem Körper und seinem Wesen in die Stille gegangen. So konnten auch sein Geist und seine Seele Ruhe vor Gott erleben. Wie wir vorhin schon gesagt haben: Diese Zeit war definitiv ruhiger als unsere laute Zeit heute.
Bevor wir jetzt richtig starten, dreht euch noch einmal für eine Minute zu eurem Nachbarn um. Sagt ihm den einen Punkt, den ihr heute Morgen mitgenommen habt. Einen Punkt, bei dem ihr sagt: „Das habe ich mir mitgenommen, das war mein Punkt.“ Und los geht’s!
Okay, die eine Minute ist vorbei! So viel könnt ihr euch gar nicht mitgenommen haben. Ihr tauscht euch schon wieder über die neuesten Social-Media-News aus.
Die Herausforderung der Ablenkung und Zeitnutzung in der heutigen Welt
Es gibt eine beeindruckende Studie von einem Amerikaner namens Philip Zimbardo. Er hat ein Buch geschrieben, das heißt „The Demise of Guys“, also „Der Niedergang der Jungs“. In dieser Studie kommt er zu einer wirklich erstaunlichen Schlussfolgerung.
Philip Zimbardo stellt fest, dass der durchschnittliche männliche Jugendliche bis zum Alter von einundzwanzig Jahren etwa zehntausend Stunden mit Videospielen verbringt. Zehntausend Stunden! Und Achtung: Wir sprechen hier vom Durchschnitt. Es gibt natürlich Jugendliche, die gar nicht spielen, und andere, die sogar zwanzigtausend Stunden investieren.
Zehntausend Stunden entsprechen ungefähr dreizehneinhalb Monaten, also über einem Jahr reiner Spielzeit. Ich finde das total verrückt. Vielleicht denkt man: „Zehntausend Stunden sind ja nicht so viel.“ Doch es gibt in der Wirtschaft eine sogenannte Zehntausendstunden-Regel. Nach dieser Regel wird man nach zehntausend Stunden Übung in einem Fach zum Meister darin.
Wenn du also zehntausend Stunden Gitarre spielst, wirst du mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Meister der Gitarre sein. Oder wenn du zehntausend Stunden mit einem anderen Thema verbringst, bist du ein Experte darin. Du könntest zehntausend Stunden in alte ägyptische Hieroglyphen investieren und wärst dann ein Experte. Oder du könntest ein zertifizierter Höhlentaucher in Hawaii sein. Ebenso könntest du in zehntausend Stunden ein Bachelor- und Masterstudium abschließen.
Oder aber du schaffst Level vier in Call of Duty. Das ist die Entscheidung, die du triffst. Und wir haben schon gesagt: Wie wir unsere Zeit verbringen, so verbringen wir unser Leben. Das ist die Entscheidung, was wir werden oder eben nicht werden.
Ich möchte, dass ihr darüber nachdenkt. Ich selbst lese sehr gern. Das ist eine der Sachen, die ich sehr, sehr gerne tue. Ich versuche, etwa 25 bis 30 Bücher im Jahr zu lesen. Das ist jetzt nicht übertrieben viel, aber ich nehme mir die Zeit dafür.
Ich habe mal nachgeschaut, wie schnell der Durchschnittsmensch in Deutschland liest. Im Schnitt sind es etwa 200 bis 300 Wörter pro Minute. Das ist eher gemütlich. Für 50 Seiten braucht man ungefähr anderthalb Stunden. Ein Buch mit 150 bis 200 Seiten liest man also in etwa sechs Tagen.
Das ist keine große Anstrengung, sondern einfach eine Stunde pro Tag. Wenn du jede Woche ein Buch liest, kommst du auf etwa vier Bücher pro Monat, also rund 48 Bücher im Jahr. Das kannst du ganz entspannt schaffen.
Verglichen mit den zehntausend Stunden, die man in Videospielen verbringt, oder den durchschnittlich zweieinhalb Stunden, die wir jeden Tag auf Social Media verbringen, ist das eine interessante Gegenüberstellung.
Auch bei den zweieinhalb Stunden Social Media handelt es sich nur um den Durchschnitt. Jeder von uns verbringt täglich etwa diese Zeit auf verschiedenen Plattformen. Vielleicht denkst du: „Ich nicht.“ Dann schau dir einfach mal dein Bildschirmprotokoll an. Das ist oft sehr erstaunlich.
Ich habe angefangen, mir Limits für WhatsApp zu setzen, weil ich selbst schockiert war, wie viel Zeit ich täglich dort verbringe. Und wie schnell dann die Meldung kommt: „Stopp, dein Limit ist erreicht.“
Schaut euch also eure Gewohnheiten an, wie ihr euer Handy nutzt. Das Problem ist nicht, dass ich will, dass alle Leseratten werden. Nein, ich sage das meinen Kindern immer wieder: Wenn du anfängst zu lesen, wirst du alle anderen gnadenlos überholen – mit einer kleinen, einfachen Gewohnheit.
Unser Hauptimpuls ist oft: „Ich habe keine Zeit.“ Seien wir ehrlich: Woher kommen die zweieinhalb Stunden Social Media-Zeit? Wir haben die Zeit. Es ist nur eine Frage, wie wir sie nutzen.
Es ist die Macht kleiner Gewohnheiten. Wir müssen lernen, gute Gewohnheiten zu entwickeln und schlechte abzulegen. Denn das beeinflusst maßgeblich die Qualität unseres Lebens – auch die Qualität unseres geistlichen Lebens.
Ich kann euch nur kleine Anstöße geben. Wir könnten über so viele Themen noch viel tiefer sprechen. Aber ich möchte euch einfach mitgeben, dass ihr das, was ihr hört, mitnehmt und zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal darüber nachdenkt.
Drei praktische Vorschläge für mehr Ruhe im Alltag
Wir können jetzt nicht über Gewohnheiten sprechen und wie man sie bildet. Stattdessen möchte ich euch drei praktische Vorschläge mitgeben, um mehr Ruhe zu finden. Das ist alles, was wir heute in dieser Einheit machen: drei praktische Vorschläge für mehr Ruhe.
Der erste Vorschlag lautet: Mach dein Smartphone zum „Dampffon“. Für alle, die nicht so englischsprachig sind: „Smart“ heißt schlau, „dumb“ heißt dumm. Also mach dein schlaues Phone zum dummen Phone. Das ist ein Tipp, den ich von einem ziemlich klugen Kopf bei Google gelesen habe. Es ist interessant, dass gerade die Leute aus dem Silicon Valley im Umgang mit ihren Apps am vorsichtigsten sind. Das Silicon Valley, ihr kennt das, ist der Ort in Amerika, an dem ein Großteil unserer Technologie entwickelt wird. Programmierer dort geben ihren Kindern höchstens mit 14 Jahren ein Smartphone, weil sie genau wissen, welche Algorithmen sie programmiert haben und worauf diese abzielen – nämlich auf Abhängigkeit. Das sollte uns zum Nachdenken bringen, wenn wir etwas tun, das wir unseren eigenen Kindern nicht zumuten würden.
Einer dieser Leute, der im Silicon Valley arbeitet, sagte: „Mein Telefon frisst meine Zeit weg.“ Deshalb hat er beschlossen, sein Phone zum Dampffon zu machen. Er hat einfach alle Apps gelöscht und nur ein paar wenige Funktionen eingebaut, die er bewusst bedienen muss. Ich erkläre euch das kurz: Ihr schaut mal auf euer Handy und löscht alle Spiele, alle Social-Media-Apps, alle Nachrichten-Apps, euren E-Mail-Account, den Browser – so dass euer Handy euch eigentlich langweilt. Ihr wisst dann nicht mehr, was ihr damit anfangen sollt, außer vielleicht eine SMS zu schreiben oder zu telefonieren. Und genau dafür ist das Ding eigentlich erfunden worden. Gestaltet euer Handy ablenkungsfrei!
Manchen von euch läuft jetzt vielleicht schon der kalte Schweiß über die Stirn, und ihr spürt schon FOMO – die Angst, etwas zu verpassen. Ihr denkt: „Ich kann doch nicht meine Spiele löschen, ich kann doch nicht meine Social-Media-Apps löschen. Wenn ich heute nicht auf Instagram zeige, wo ich bin, was werden meine Follower sagen?“ Ihr merkt schon, das hat mit Angst zu tun, und das Handy beeinflusst euch. Mir geht es nicht um Technologiefeindlichkeit, sondern um die Frage: Wer bestimmt über dein Leben? Bestimmst du über dein Leben, oder bestimmt dein Handy über dein Leben? Wenn du sagst: „Ich kann das nicht“, dann solltest du dir diese Frage noch einmal sehr kritisch stellen.
Ich weiß, bei uns in der Gemeindegründung läuft alles über WhatsApp. Ich kann WhatsApp nicht löschen, weil ich sonst mit niemandem kommunizieren kann. Aber ich habe gemerkt, dass mich das Handy wie ein Magnet anzieht. Wenn mir langweilig ist, drücke ich alle zwei Minuten drauf, um zu sehen, ob mir jemand geschrieben hat. Das will ich nicht. Also habe ich WhatsApp vom Startbildschirm entfernt. Jetzt muss ich erst zwei Mal wischen, um die App zu öffnen. Ihr könnt noch mehr Bildschirme einrichten und diese gestalten. Ihr könnt euch zum Beispiel fett darauf schreiben: „Muss das jetzt sein?“ Erst dann kommt ihr zur App. So hat euer Gehirn wenigstens die Chance, kurz innezuhalten und zu entscheiden: „Nee, ich habe gerade erst geguckt, ich muss nicht schon wieder schauen.“
Gestaltet euer Handy so, dass es ablenkungsfrei ist. Ich ermutige euch, probiert es einfach mal aus! Ihr werdet eine Freiheit erleben, die ihr vielleicht noch nicht kennt. Viele, mit denen ich gesprochen habe, sagen, die ersten Tage sind furchtbar. Das ist wie bei einem Süchtigen, dem man den Stoff wegnimmt. Ja, die ersten Tage sind hart – aber dann werdet ihr frei. Ihr erlebt, wie ein Leben funktioniert, ohne dauernd erreichbar zu sein und euch sofort abzulenken, sobald zehn Sekunden Stille sind.
Traut euch, das auszuprobieren! Schaut euch zusammen mit einem Freund eure Bildschirmzeit an. Beim iPhone gibt es zum Beispiel die Funktion „Bildschirmzeit“, da wird aufgelistet, wie viel Zeit ihr mit welchen Apps verbringt. Löscht die Apps, die zu viel Zeit fressen. Theoretisch ist das ganz einfach. Wir haben Angst davor, aber probiert es wenigstens aus. Setzt euch mit einem guten Freund oder einer guten Freundin zusammen und seid radikal. Es geht um nicht weniger als euer Leben. Probiert es aus, ich kann euch nur ermutigen. Wenn ihr mehr Ruhe in eurem Leben wollt, ist das ein sehr wichtiger Schritt.
Der zweite Punkt betrifft auch das Handy: Legt feste Bildschirmzeiten fest. Man kann ein Handy tatsächlich ausschalten. Ihr werdet es nicht glauben, aber das ist möglich. Ihr könnt eine Zeit einstellen, in der das Handy nicht genutzt wird. Zum Beispiel habe ich mein Handy von 20 Uhr bis 7 Uhr morgens ausgeschaltet. Wenn ich es in dieser Zeit anmachen will, muss ich erst ein paar Schritte durchlaufen, die sehr demütigend sind: „Hier gibt es ein Limit, willst du das wirklich aufheben?“ Ja, will ich. „Wie lange?“ Fünf Minuten. Dann kommt die Meldung wieder: „Hier gibt es ein Limit.“ Ich muss noch einmal bestätigen. Das nervt so sehr, dass ich oft gar nichts mehr mit dem Handy zu tun haben möchte. Aber es ist gut so.
Ich weiß nicht, wann ihr morgens das erste Mal zum Handy greift. Im Durchschnitt ist es 13 Minuten nach dem Aufstehen – und das ist der Durchschnitt inklusive eurer Großeltern. Wahrscheinlich greifen viele von euch schon nach 13 Sekunden zu ihrem Handy. Macht euch feste Zeiten, in denen ihr sagt: „Hey, Stopp! Ich fasse mein Handy vor sieben Uhr morgens gar nicht an.“ Oder je nachdem, wann ihr aufsteht. Ich möchte mich erst mit anderen Dingen beschäftigen. Das Handy soll nicht das Erste sein, was ich am Tag mache, und auch nicht das Letzte, bevor ich die Augen zumache.
Legt euer Handy abends weg. Zum Beispiel gehe ich um 22 Uhr ins Bett und will mein Handy bis 20 Uhr ausgeschaltet haben. Ich schaue keine Nachrichten mehr an. Wenn mir jemand schreibt, ist mir das egal. Ich will mich nicht am Abend noch mit den Problemen anderer füllen, sondern Ruhe haben und runterkommen. Ich möchte keine schlaflose Nacht haben, weil sich jemand bei mir beschwert, dass etwas nicht funktioniert.
Ich weiß nicht, wie eure Handynutzung aussieht, aber ich empfehle euch, klare Zeiten festzulegen, wann euer Handy aus ist und wann ihr es nutzt. Lasst euer Handy auch mal Sabbat feiern. Das ist eine coole Sache, die ihr vielleicht zelebrieren könnt. Für euch ist das vielleicht der Sonntag. Wenn man beim iPhone lange auf den Anschalter drückt, erscheint ein Bildschirm, und man kann das Handy ausschalten. Es explodiert nicht, es geht nicht kaputt, es wird nicht sauer – es ist einfach aus.
Wenn ihr auf den Bildschirm drückt, passiert erst einmal nichts, und ihr bekommt vielleicht Schweissausbrüche. Das ist normal, es sind Entzugserscheinungen. Nach einem halben Tag gewöhnt ihr euch daran, dass nichts passiert, wenn ihr aufs Handy klickt, und niemand interessiert sich mehr dafür. Nach einem Dreivierteltag verliert ihr auch die Angst, dass gerade etwas Schlimmes in der Welt passiert und ihr es nicht mitbekommt. Es gibt ein Leben ohne Handy. Erlebt es mal! Lasst euer Handy einen Tag frei haben, an dem ihr auch frei habt, und kommt wirklich zur Ruhe.
Der dritte und letzte Tipp betrifft das, was wir heute Morgen gesagt haben: Das eine ist, äußere Ruhe zu schaffen, das andere ist, diese Ruhe zu nutzen. Wir wollen nicht einfach nur Ruhe schaffen, damit Ruhe da ist, sondern damit wir Begegnung mit Gott haben können. Deshalb blockt euch bewusst Zeit für Gott.
Ich kann mir gut vorstellen, dass euch das schon oft gesagt wurde, aber ich möchte es noch einmal betonen, weil es so wichtig ist. Wir werden später in der Nachmittagssession noch einmal vertieft darüber sprechen. Wenn du Begegnung mit Gott haben willst, musst du ihn suchen. Du schaffst dir ein Umfeld, in dem Stille ist, und blockst dir Zeit für diese Beziehung.
Wenn ich Zeit mit meiner Frau verbringen will, muss ich mir Zeit dafür nehmen. Anders funktioniert es nicht. Wenn ihr Zeit mit Gott verbringen wollt, müsst ihr euch diese Zeit blocken. Viele von euch sind Schüler oder in der Ausbildung, da ist es morgens vielleicht schwer. Dann macht es eben mittags. Wichtig ist, dass ihr euch feste Zeiten einplant, in denen ihr alleine vor Gott seid.
Auch nicht digital. Ich mag die Bibel-App sehr, die ist cool und macht Spaß mit Bibelleseplänen und so weiter. Aber wenn ihr abhängig seid – und ich sage mal, 90 Prozent von euch sind es – dann ist es nicht gut, das mit dem Handy zu machen. Jesus ist alleine in die Stille gegangen, ohne seine Follower. Geht auch alleine in die Stille, ohne eure Follower.
Sonst zieht ihr das Handy raus, und schon blinkt wieder etwas auf. Selbst in der App blinken dann Benachrichtigungen. Deshalb nehmt euch eine Papierbibel, die man schön blättern kann, und lest darin. Lasst es bewusst analog sein, nicht digital. Dann nehmt euch die Zeit mit Gott, egal ob morgens, mittags oder abends. Das bleibt ganz euch überlassen. Aber blockt euch diese Zeit.
Wie eine stille Zeit mit Gott aussehen kann
Und die Frage ist jetzt einfach noch kurz: Wie kann so eine stille Zeit vor Gott aussehen? Manche sind da einfach planlos, wenn sie Zeit mit Gott verbringen sollen. Sie fragen sich: Was soll ich denn jetzt machen? Wie geht das?
Okay, was ich euch jetzt sage, ist Folgendes: Wenn du eine Beziehung zu jemandem aufbauen willst, musst du Zeit investieren. Anders funktioniert es nicht. Christ sein heißt, eine Beziehung zu Christus zu haben. Wenn ihr eine Beziehung haben wollt, müsst ihr Zeit investieren.
Ihr könnt nicht sagen: „Komm zu mir, ich will dein Freund sein“, aber ihr habt nie Zeit für mich. Dann seid ihr einfach nicht meine Freunde. Punkt. Ihr könnt zwar sagen, ich bin sein Freund, aber ihr seid es nicht. Das Gleiche gilt für Gott. Wenn ihr eine Beziehung zu Gott haben wollt, müsst ihr euch Zeit nehmen.
Was ich euch sage, ist das absolute Minimum an Zeit, die du für eine Beziehung investieren kannst. Nehmen wir jetzt mal 15 Minuten. Die Zeit, die du dir nimmst, sei es morgens vor der Schule, mittags vor den Hausaufgaben oder abends, bevor du ins Bett gehst – wann auch immer du das machst.
Wie könntest du dir diese 15 Minuten aufteilen? Ich will euch das nur ganz kurz aufzeigen. Ihr sucht euch einen Ort, wo es ruhig ist, und dann kommt ihr erst mal runter. Ihr habt zwei Minuten, in denen ihr einfach still seid. Es ist Ruhe, und ihr sortiert eure Gedanken. Ihr bringt sie in aller Ruhe vor Gott und werdet ruhig vor ihm.
Wir müssen nicht direkt loslegen, losquasseln oder irgendwas anderes tun. Wir dürfen ruhig sein vor Gott. Dann schnappst du dir deine Bibel, liest einen Text und machst dir ein paar Gedanken darüber.
Ich habe euch da noch etwas vorbereitet: Ein Freund von mir hat eine nette Methode entwickelt, die „Kuba“ heißt. Das ist echt hilfreich. Kuba steht für eine Art Notizen, die ihr macht. Das K steht für „klar“, das U für „unklar“, das B für „Beziehung“ und das A für „Anwendung“.
Das heißt, schreibt euch mal auf, was euch in dem Text, den ihr gerade gelesen habt, klar ist. Oftmals geht es uns so: Wir lesen die Bibel und sagen dann, wir verstehen das eh nicht, es ist schwierig, und wir wissen viele Sachen nicht. Wenn ihr euch einfach aufschreibt, was ihr verstanden habt, werdet ihr merken, dass ihr eigentlich ziemlich viel versteht – viel mehr, als ihr denkt.
Schreibt euch danach auf, was euch unklar ist. Was habt ihr nicht verstanden in dem Text? Dann schaut, ob etwas in dem Text über die Beziehung zu Gott oder zu Menschen steht.
Das Letzte ist die Frage nach der Anwendung: Gibt es hier eine Anweisung? Gibt es etwas, das ich tun soll, was dieser Text sagt? Dann schreibt euch das auf.
Danach denkt ihr noch mal kurz darüber nach. Ihr habt so eine kleine Reflexionszeit und betet das durch. Je nachdem, was ihr in dem Text gefunden habt, antwortet Gott darauf, was er zu euch gesprochen hat.
Vielleicht müsst ihr an einer Stelle Buße tun und sagen: „Oh Mann, das habe ich schon mein ganzes Leben irgendwie verkackt, und ich will das jetzt anders machen.“ Vielleicht freut ihr euch über etwas oder habt ein Anliegen, das ihr Gott bringen wollt.
Das ist eine ganz kurze Zeit, die ihr so mit Gott verbringen könnt. Es sind gar nicht viele 15 Minuten am Tag, aber es ist so wichtig, dass wir anfangen, diese Zeiten einzuplanen.
Denn wenn wir Jesus und die Beziehung zu ihm nicht einplanen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie im hektischen und lauten Alltag unseres schnellen Lebens einfach verloren geht.
Dazu möchte ich euch Mut machen. Das waren also diese drei Punkte: Schafft euch ein Umfeld der Ruhe. Dabei hilft es, wenn ihr ein ablenkungsfreies Handy benutzt, feste Bildschirmzeiten festlegt und feste Zeiten mit Gott blockiert.
Einladung zur Stille und Gebet
Ursprünglich war jetzt noch eine Frage-und-Antwort-Zeit geplant, die haben wir aber, soweit ich es gehört habe, nach hinten verlegt. Deswegen machen wir jetzt Folgendes: Wir nehmen uns jetzt mal fünf Minuten Zeit für die Stille, denn still sein muss man lernen.
Wenn ihr Stille nicht kennt, dann denkt ihr vielleicht, zwei Minuten Stille seien eine halbe Ewigkeit. Denn man kommt nicht sofort klar damit, wenn man das zum ersten Mal macht. Es ist aber sehr hilfreich, es zusammen zu machen, weil man dann gemeinsam mitmacht. Deshalb möchte ich euch jetzt einladen, eine kurze Zeit der Stille zu erleben.
Ich will euch noch kurz etwas zur Stille erläutern. Stille ist nicht zu verwechseln mit fernöstlicher Meditation im Sinne davon, dass wir jetzt unseren Kopf ganz leer machen und versuchen, möglichst keine Gedanken zu haben oder alles aus uns herauszubekommen. Ja, wir wollen still werden und auch Gedanken loslassen, die uns fesseln und packen. Aber vor allem wollen wir in dieser Stille innerlich ruhig werden und offen sein für Gott.
Ich experimentiere viel mit Stille, und ich muss euch ehrlich sagen: Bisher hat Gott da noch nie direkt zu mir gesprochen. Denkt also nicht, dass ihr nach fünf Minuten Stille plötzlich die Erleuchtung erlebt. Vielleicht passiert es, vielleicht auch nicht. Aber darum geht es gar nicht. Es geht darum, dass wir uns einfach dafür öffnen, dass es mal Ruhe gibt. Vielleicht haben die ganzen Dinge, die ihr heute Morgen gehört habt oder die euch schon länger beschäftigen, nun die Möglichkeit, dass Gott euer Herz anspricht. Denn sonst ist unser Herz ja immer abgelenkt.
Als die Jünger Jesus gefragt haben: „Kannst du uns Beten beibringen?“, hat er eine kleine Einleitung gegeben. Er sagte: „Wenn ihr beten wollt, was macht ihr? Ihr geht in eure Kammer und macht die Tür zu.“ Das bedeutet, ihr sucht euch einen Ort, an dem es still ist. Ihr geht nicht mitten auf den Marktplatz, wo alles ablenkt, sondern ihr schafft Ruhe um euch. Geh in dein Zimmer, mach die Tür zu – du sorgst für Stille.
Das Zweite, was Jesus gesagt hat, ist: „Plappert nicht wie die Heiden.“ Ich weiß nicht, wie dein Gebetsleben aussieht, aber manchmal meinen wir, wir müssten Gott voll und ganz vollplappern und alles an ihn rausballern, als ob Gott mit unserer Stille nicht klarkommen würde. Er kommt damit sehr gut klar. Das heißt, wir müssen Gott nicht dauernd beschallen, wir dürfen ruhig sein vor ihm. Jesus sagt, er weiß doch eh schon, was ihr von ihm wollt.
Wenn man das durchdenkt: Wenn Gott eh schon weiß, was ich von ihm will, warum soll ich dann noch beten? Das ist ein anderes Thema – das Geheimnis des Gebets. Aber vielleicht liegt ein Schlüssel darin, dass Gott einfach gerne mit euch zusammen ist und dass ihr es genießen dürft, mit ihm zusammen zu sein.
Du kannst diese Zeit, wenn wir jetzt still sind – und wir machen nur fünf Minuten, wirklich nur fünf Minuten – gerne zum Beten nutzen. Wenn du innerlich leise für dich beten möchtest, kannst du das tun. Vielleicht möchtest du Gott aber auch einfach nur sagen: „Gott, ich bin hier.“ Und das war es. Du musst gar nicht mehr sagen. Es wird hundertprozentig passieren, dass deine Gedanken irgendwohin abschweifen, und das ist überhaupt kein Problem.
Eine Zeit der Stille ist eine Einladung, dass du immer wieder zu Gott zurückkommen kannst. Wenn deine Gedanken abschweifen, sag einfach: „Hups, alles klar, Herr, ich bin wieder hier. Jetzt war ich weg, jetzt bin ich wieder da.“ Das ist kein Problem.
Der junge Samuel, als er im Tempel war und Gott ihn rief, hat das am Anfang auch nicht verstanden. Dann sagte er einfach: „Herr, hier bin ich, dein Diener hört.“ Das ist die Haltung, mit der wir in die Stille gehen können: „Hier bin ich“ – und wir richten unser Herz darauf aus.
Ich lade euch jetzt ein, dass wir tatsächlich diese fünf Minuten haben, in denen wir ruhig sind und uns darauf einlassen können. Danach geht es weiter.
Abschlussgebet und Austausch zur Stille
Herr Jesus, danke, dass du uns ein Vorbild bist, und danke, dass du uns einlädst, von dir zu lernen. Wir strecken uns nach vielen Lehrern aus, von denen wir glauben, dass wir Großartiges von ihnen lernen können. Doch du bist der größte Lehrer. Du lädst jeden einzelnen von uns ein, in Beziehung mit dir zu treten und von dir zu lernen. Du bist der Größte, und wir wollen gern von dir lernen.
Ich bete jetzt noch einmal für jeden von uns hier, dass du uns Mut gibst, dir nachzufolgen und dich in uns wirken zu lassen. Gib uns Kraft, um Nein sagen zu können zu so vielen Ablenkungen. Gib uns den Mut, die Vision und die Inspiration, Nein zu sagen, damit wir uns nicht von unserem Smartphone beherrschen lassen. Wir wollen uns von dir beherrschen lassen. Wir wollen dir gehören und dir nachfolgen.
Ich wünsche mir sehr, dass viele von uns sich daraus eine feste Gewohnheit machen, dich zu suchen, still zu werden, dein Wort zu lesen, auf dich zu hören und dir zu antworten. Mögen diese Zeiten uns wirklich verändern und uns immer näher zu dir ziehen, damit wir dir immer ähnlicher werden. Das ist unser Wunsch.
Ich möchte auch danken für all die Geduld, die du mit uns hast, und für deine Güte, durch die du es gut mit uns meinst. Bitte segne diesen Tag noch, Herr, und segne das, was wir hören, was wir reden und was wir mitnehmen. Sprich du zu uns, Vater. Amen.
Okay, ihr habt jetzt noch eine Minute – nein, wir machen zwei Minuten. Man muss Erfahrungen ja immer evaluieren. Dreht euch deshalb wieder zu eurem Nachbarn um und tauscht euch kurz darüber aus: Was hat diese Stille mit euch gemacht? Wie war es für euch? War es etwas Neues?
