Einführung in die Predigttexte und Gottesdienste
Jesaja 40, Verse 26 bis 31 im Alten Testament, in der Bibel, Seite 694.
Jesaja 40, Vers 26.
Jemand hat angeregt, bei den Gottesdiensten auch gleich den Predigttext mitzuschreiben. Das ist ganz einfach: Wir haben jetzt bis Juli die offiziellen Predigttexte, die im Losungsbüchlein über dem Tag vermerkt sind. Am Sonntag steht dort „pr“, das heißt Predigt. Über diese Texte predigen wir bis Juli. Damit sind alle informiert.
Gottes Schöpfung und menschliche Zweifel
Hebt eure Augen in die Höhe und seht: Wer hat dies geschaffen?
Gott, der Herr, führt sein Heer vollzählig heraus und ruft sie alle mit Namen. Seine Macht und starke Kraft sind so groß, dass nicht eines von ihnen fehlt.
Warum sprichst du denn, Jakob, und du, Israel: „Mein Weg ist dem Herrn verborgen, und mein Recht geht an meinem Gott vorüber“?
Weißt du das nicht? Hast du nicht gehört? Der Herr, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt. Sein Verstand ist unausforschlich.
Er gibt dem Müden Kraft und Stärke genug dem Unvermögenden. Männer werden müde und matt, und junge Burschen straucheln und fallen. Aber die auf den Herrn harren, bekommen neue Kraft.
Sie fahren auf mit Flügeln wie Adler, sie laufen und werden nicht matt, sie wandeln und werden nicht müde.
Das Bild des Schwimmers und die menschliche Verlorenheit
Urlauber am Meer schwimmt am frühen Morgen hinaus und genießt die herrliche Weite. Es ist sommerlich warm, und er freut sich über seine ganze Kraft, mit der er seine Bahnen zieht. Seine Lebenslust ist besonders im Urlaub groß.
Plötzlich – was genau es war, weiß er nicht – vielleicht eine kleine Schwäche, eine leichte Übelkeit oder eine unbedachte Welle –, erschrickt der Schwimmer. Er schluckt Wasser, wird unsicher, schlägt mit den Armen um sich und möchte auf den Grund treten. Doch auf einmal merkt er: Da ist gar kein Grund.
Er strampelt und strampelt und erkennt, dass unter ihm ungeheure Tiefen sind. Er schlägt mit den Armen um sich und merkt, dass es nichts gibt, woran er sich festhalten kann.
So kommen mir manchmal Menschen heute vor, moderne Menschen. Sie haben ihr Leben fröhlich ergriffen, in großer Freude darüber, was sie alles können und leisten. Sie ziehen ihre Bahnen und denken: Ach, ich brauche doch niemanden. Ich bin mir selbst der Nächste und kann mein Leben bewältigen. Was soll mich auch bewegen?
Und wenn dann irgendetwas passiert – oft sind es gar keine schweren Dinge, nur eine Erschütterung –, dann erleben sie plötzlich den Schrei: Ist da niemand? Bin ich denn ganz allein? Steht mir denn niemand bei?
Und manchmal, ganz bitter, fragen sie: Wo ist denn eigentlich Gott? Ich habe niemanden, und ich kenne niemanden.
Die Suche nach Gott und die Frage nach dem Sinn
Ist es möglich, dass man völlig vergessen hat, dass man selbst vom Ufer aufgebrochen ist? Dass man alle Brücken hinter sich abgebrochen hat?
Ich habe kürzlich irgendwo eine Statistik gesehen, nach der ein ganzer Prozentsatz der Atheisten betet. Das ist sicher richtig! Ich bin sogar der Überzeugung, dass es gar keine Atheisten gibt. Es gibt keinen Menschen, der nicht nach Gott verlangt und ihn sucht.
Manchmal dauert es Jahre im Leben, bis man das erkennt. Die meisten Menschen sind von den Krankheitsnöten, die in der Dritten Welt überherrschen, verschont oder bei uns durch soziale Systeme abgesichert. Doch auch bei uns brechen plötzlich Nöte auf. Menschen rufen dann und sagen: „Wo ist denn Gott? Ich finde ihn nicht, ich weiß nichts von ihm, ich suche nach ihm.“
Dann schreit man bitter auf. Und plötzlich merkt man: Religion? Nein, nein, Religion will ich nicht. Kirche will ich nicht, Pfarrer will ich nicht, und auch keine Sprüche. Man verlangt nach dem lebendigen Gott. Gibt es ihn wirklich? Man sucht.
In unserer Welt ist die Wissenschaft sehr weit gekommen, ebenso die Forschung und Technik. Aber überlegen Sie mal mit mir: Die große Forschung und Wissenschaft, die vielen Jahrzehnte des Forschens – sie haben kein Stück Klarheit gebracht über das Allerwichtigste. Über die Frage, die mich am meisten bewegt und die mir noch viel wichtiger ist als die Kernspaltung: Wer bin ich? Was ist mein Leben? Wo bin ich, wenn ich sterbe? Und wer bestimmt den Kurs meines Lebens?
Man muss sich nur einmal klar machen: Diese Unsicherheit wird sich irgendwann rächen. Menschen bekommen über viele Jahre ihres Lebens hinweg keine Klarheit darüber, wer sie sind, was ihr Leben bedeutet und wohin es geht.
Die Herausforderung moderner Lebensanschauungen
Und Sie wissen ja auch, dass die verbreitetste Lebensanschauung, die uns alle nicht ganz unberührt gelassen hat, heute die Erkenntnis von Charles Darwin ist. Der Mensch ist demnach ein Zufallsprodukt der Natur. Nur die härtesten Typen überleben durch den Ausleseprozess der Natur. So hat sich der Mensch gegen die Widrigkeiten des Lebens behauptet.
Aber ich behaupte: Ich werde nicht behauptet, ich werde erdrückt. Sie wissen, wie das ist, wenn eine schwere Krankheit vor Ihnen steht. Dann tröstet einen Darwins Erkenntnis nicht mehr.
Was ist, wenn Menschen ihr gegenüberstehen, niemanden haben und dann rufen: Gibt es da nicht doch noch einen Gott? Ja, sagen viele Menschen, dein Leben ist vom Schicksal bestimmt.
Vor ein paar Tagen hörte ich eine Frau. Wir waren mit sieben Enkelkindern im Zoo, und da sprach gerade eine Frau, die ihren Kindern die Sternbilder erklärte. „Du bist ein Widder, und das ist ein Zwilling“ und so weiter. So erklärt man unseren Kindern: Du bist von den Sternen abhängig, von den Bahnen, die die Sterne ziehen.
Ist das nicht ein furchtbarer Gedanke? Dann kann ich mein Schicksal überhaupt nicht beeinflussen. Dann ist ja alles vorbestimmt, vorgeplant und abhängig. Ich muss meine Rolle grausam bis zum Ende durchspielen.
Gibt es denn überhaupt gar keine Hoffnung mehr? Kann ich denn irgendwie dem Kreislauf entrinnen?
Ich wundere mich, wie Menschen so leben können, ohne sich eine klare Antwort zu geben: Gibt es wirklich den lebendigen Gott? Diejenigen, die nicht nach irgendeiner Religion fahren, sondern nach Gott verlangen und sagen: Wo gibt es denn Gott? Wo kann ich ihn finden?
Und dem ganzen Rätsel meines Lebensschicksals, in den bitteren Erfahrungen, in den Enttäuschungen, in der Traurigkeit, in der Ohnmacht meines Lebens – gibt es denn da noch jemanden?
Man kommt sich fast ganz verlassen vor. Unter den Hunderten von Millionen Menschen, ja Milliarden, wer bin ich denn als einzelnes kleines Würstchen da mittendrin? Kümmert sich da überhaupt jemand um mich? Oder bin ich einfach vergessen, ein Stäubchen, das weggeblasen wird?
Gottes Suche nach dem Menschen und die Kraft des Glaubens
Mein erster Punkt heute: Gott sucht uns. Gott sucht uns – der lebendige Gott sucht uns. Das ist eine ganz ungeheure Botschaft. Woher ich das weiß? Weil Gott durch sein Wort zu uns spricht. Schlagen Sie einfach die Bibel auf und lesen Sie dieses Wort.
Wir haben das auch an Ostern so gesagt: Ich kann Gott mit meinen Augen in dieser Weltzeit nicht erkennen. Meine Augen sind mir sogar ein Hindernis auf dem Weg zum Glauben. Auch alle noch so schönen Erfahrungen sind ein Hindernis; sie machen mir den Glauben schwer. Aber der Glaube kommt durchs Ohr, durchs Hören.
Und heute Morgen geschieht hier in diesem Gottesdienst nichts anderes, als dass ich Ihnen dieses Wort Gottes als Bote Gottes zurufen will. Dieses Wort können Sie selbst nachlesen. Sehr merkwürdig: Wir Menschen können Glauben nicht machen. Haben Sie das auch schon erlebt? Glauben kann man nicht machen. Und das ist für einen modernen Menschen heute eine ganz schlimme Demütigung.
Ein Kind, wenn es ein paar Jahre alt ist, kann auf den Lichtschalter drücken und das Licht anknipsen. Wenn man noch ein bisschen älter ist, kann man mit dem Zündschlüssel einen Automotor anlassen. Und wenn man noch älter ist, kann man vielleicht sogar ein Kraftwerk bedienen und einen Schalter herunterlassen. Der Mensch kann so viel – aber eins kann er nie: Glauben machen.
Er kann drücken, wie er will, aber Glauben kann er nicht machen. Er kann Gott auch nicht erkennen. Mit all seiner Verstandesweise kann er tun, was er will – er kann Gott nicht näherkommen.
Aber es ist wunderbar, dass Gott auf Menschen zugeht. Gott steht schon lange vor ihrer Tür, klopft bei ihnen und will zu ihnen. Dann spricht er: Warum schreist du denn fortwährend, unentwegt, als ob Gott dich vergessen hätte? Das stimmt doch gar nicht! Keinen Augenblick habe ich dich vergessen. Wie kommst du auf so einen Unsinn?
Du wirst doch nicht einen Augenblick meiner Hand entglitten sein. Warum sagst du so etwas? Warum sprichst du so? Warum sagst du fortwährend: „Mein Weg, mein Schicksal, meine Schwierigkeiten, meine Leiden“ – kennt Gott nicht? Und Gott weiß nichts von mir? Weißt du es denn wirklich nicht?
Hast du es denn nie gehört? Der Herr, der ewige Gott, wird nicht müde und matt. Er hätte Grund, über uns müde zu sein und matt zu werden und zu sagen: „Es hat doch gar keinen Wert, lass ihn doch.“ Doch noch nie hat Gott über uns den Stab gebrochen.
Obwohl wir ihm mit Füßen getreten haben, ist er uns nahe gewesen bis zu diesem Tag. Er hat uns gesucht, hat angeklopft, ist uns nachgegangen. Gerade in den Augenblicken, in denen wir verzweifelt und todlos sind, können wir ihn besonders gut erkennen.
Gottes Nähe in der Not und die Bedeutung der Schwäche
Ich erinnere mich, wie wir mal beim Südwestfunk eine Tagung für Rundfunkprediger hatten. Dort sagte ein Moderator zu uns: „Also wissen Sie, das stört mich immer so bei Ihrer christlichen Verkündigung. Sie reden immer für die Menschen, die Not zu tragen haben. Reden Sie doch mal für die erfolgsreichen Glücksritter unserer Zeit!“
Diese Aussage geht mir seitdem nicht mehr aus dem Kopf. Warum reden wir im Gottesdienst immer von den Bedrückten, den Müden und den Zerbrochenen? Weil die Glücksritter unserer Zeit das gar nicht verstehen können. Die Erfolgreichen schlagen sich auf die Schenkel und sagen: „Ich bin ein toller Typ.“ Aber in ihrem Leben, wenn die Krisen kommen, wenn sie sagen, ihr Leben hängt an einem Faden, und sie fragen, ob da überhaupt noch jemand in der Weite ist, ob es noch Halt und Sicherheit gibt, wo man geborgen sein kann – genau diese Fragen müssen erst bei uns aufbrechen.
Wir sind ja gar nicht wirklich bei den wirklichen Fragen unseres Lebens. Wir stellen uns nicht der Bedrohtheit unseres Lebens. Und da ruft Gott: „Hast du es nicht gehört? Weißt du es denn wirklich nicht?“ Dann sagt er: „Blick doch mal hinauf in die Weite des Sternenhimmels.“ Das sind keine unabänderlichen Schicksalsmächte, sondern jeder einzelne dieser Planeten in der unendlichen Weite des Weltalls hat seine Bahn bis auf tausendstel Zentimeter genau von mir vorgegeben. Und sie unterstehen meinem Wort.
Ist das ein Trost? Vielleicht haben wir heute sogar den Blick für die Schöpfung Gottes verloren. Bei Matthias Claudius war das noch schön, wie er Lieder singen konnte. Oder wie wir es den Kindern gelehrt haben: „Weißt du, wie viele Sternlein stehen?“ Dass Gott sie alle dort hingestellt hat, kennt auch dich und hat dich lieb. Vielleicht finden Sie das kindisch – es ist nicht kindisch, es ist biblisch.
Genial hat es Martin Luther gesagt. Viele verstehen das ja gar nicht. Da braucht man lange, bis man Martin Luther wirklich versteht. Sie haben seine Worte als Kinder auswendig gelernt, aber wahrscheinlich nie begriffen. Wenn Luther die Erklärung der Weltschöpfung gibt, kann man das kaum verstehen – die Weite des Kosmos, dessen Ende bis heute keiner kennt, wo das Ende des Weltalls liegt.
Was sagt Luther zur Weite des Weltalls? Er sagt: „Ich glaube, dass Gott mich geschaffen hat und auch die Planeten. Ich bin der Mittelpunkt der Gedanken Gottes.“ Kann man genialer überhaupt reden? Man denkt manchmal, man sei ein Staubkorn, aber Gott sagt: Nein! Luther hat verstanden: Ich bin die Mitte der Gedanken Gottes. Gott sorgt sich nicht um den Neptun, nicht um den Sirius, nicht um die Sonne – Gott sorgt sich um mich. Gott geht mir nach.
Dass Gott den Einzelnen kennt und uns bei Namen ruft, kann ich kaum begreifen. Wenn Sie sagen, Glauben sei nicht begreifbar, man könne so etwas Ungeheuerliches nicht fassen – so sagt Gottes Wort es. Da kann man nur andächtig niederknien.
„Weißt du es nicht? Hast du es nicht gehört? Der Herr, der ewige Gott, wird nicht müde.“ Noch einmal: Gott ist uns auf den Fersen. Mit unendlicher Güte begegnet er uns. Das ist das Zweite.
Einfach noch ein paar Leitsätze: Gott sucht uns, Gott geht uns nach. Sie können ihn finden. Er redet mit Ihnen, er rechtet mit Ihnen und streitet mit Ihnen – aber immer mit seiner unendlichen Güte.
Die Herausforderung des Leidens und die Erfahrung von Gottes Liebe
Das ist natürlich auch heute noch ein häufig gehörtes Wort bei den Spöttern unserer Zeit. Jede rechte Bibelstunde und jede Predigt beginnt oft mit einem eindrucksvollen Drama vom Unteroffizier Beckmann, der schreit: „Lieber Gott, wo warst du denn, lieb, in Stalingrad?“
Darf man heute noch singen: „Lieber Gott, der da alle so herrlich regiert“ – und das in einer Welt voller Auschwitz? Das ist doch Gottes Frage an mich: Kennst du meine Liebe?
Wir antworten dann: Herr, wenn ich mein Leben so betrachte, hätte ich es mir noch ein bisschen besser gewünscht. Ich vergleiche mich mit anderen, die es eigentlich noch viel besser haben könnten. Wo sehen sie die Liebe und Güte Gottes? Diejenigen, die auf den Herrn harren – harren sie wirklich auf Gott oder reden sie nur so?
Harren Sie, suchen Sie Gott! Wenn Sie morgens aufstehen und Ihre Bibel aufschlagen, sagen Sie: Herr, ich will Dich erkennen. Ich will nicht in den gewohnten Bahnen leben, sondern eine Begegnung mit deiner Wirklichkeit haben. Ich will in der Tiefe meines Gewissens von deinem Anspruch, von deinem Trost, von deiner Freude und von deinem Mut getroffen werden.
Lassen Sie mich noch einmal ansetzen, wo heute viele meinen, das Leben könne man so bewältigen, wie es der moderne Darwinismus lehrt: Man muss nur dem Leben trotzen. „Wenn du willst, kannst du.“ Das ist brutal.
Wie soll ich den schwierigen Gegebenheiten und Nöten meines Lebens trotzen können? Ich erliege doch, ich bin schwach, ich versage. Es gibt keinen Tag, an dem ich nicht vielfältige Versäumnisse habe und an dem ich nicht an mir selbst enttäuscht bin. Was heißt das, du musst nur wollen? Nein, ich bin doch ein Schwacher, ein Versagender!
Und dann sagt Gott: Harre doch auf mich, harre doch auf mich! Such mich in deiner Schwäche, in deiner Not, in deinem Versagen und in deinem Enttäuschen! Die Macht Gottes überwältigend zu erfahren – der, der die Müden und Schwachen zu sich ruft – so findet man Gott anders nie.
Männer werden müde und matt, und junge Kraftbolzen haut es in Windeseile aus den Schuhen. In diesem Leben werden die stolzesten und kühnsten Sieger zu erbärmlichen Schwächlingen.
Sehen Sie, unter Christen soll das nie mehr eine Schande sein. Darum reden wir immer wieder von diesen Dingen. Keiner unter uns steht anders vor dem Herrn als ein elender Versager, als einer, der den Herrn bitter enttäuscht, als müde und schwach.
Aber wir haben einen Herrn, der solche Leute stark macht, der solchen Leuten gegenübertritt und sagt: „Ich bin doch auferstanden, ich lebe und möchte in deinem Leben meine ganze Siegeskraft durchbrechen lassen.“
Die Kraft Gottes in Schwäche und das Harren auf den Herrn
Wenn Sie die Barmherzigkeit und Liebe Gottes erleben und erfahren wollen, dann müssen Sie, Herr, wir können es immer nur so sagen, auf den Gekreuzigten blicken. Er steht dort in der Kirche als das Markenzeichen unseres Gottes. Er ist der, der für die Gescheiterten sein Leben lässt und seine Liebe gerade für solche Menschen zeigt, die gar nichts wert sind und nichts mehr können.
Der Gott ist mir nahe, weil er mich mit seiner großen Kraft erfüllen will. Er will in Schwachen mächtig sein und verstößt mich nicht, auch wenn ich viel Not in meinem Leben habe. Ich darf zu ihm kommen und mit ihm rechnen. Er gibt dem Müden Kraft und Stärke genug für das Unvermögen.
Dieses Harren ist ein so andauerndes, unendliches Festbleiben. Warten, bis ich ihn habe, bis ich wieder ergriffen bin. Er ist mein Herr. Die auf ihn harren, kriegen neue Kraft. Welch eine Güte, Barmherzigkeit und Liebe!
Er macht die Feiglinge stark, die Unwissenden klug und die Schweigsamen so, dass sie unerschrocken reden können. Aber das ist nur der letzte Punkt. Dann möchte ich noch einmal extra betonen: Er macht stark, er macht stark.
Ja, wie oft höre ich das? Ich möchte auch stark werden, ich möchte auch stark sein. Aber der Herr gibt uns die Stärke nie so einfach. Ach, ich weiß nicht, wie oft wir das immer wieder durchsprechen. Gerade am Sonntag habe ich das gehört, und am nächsten Tag bin ich schon wieder in der Anfechtung.
Wissen Sie, dass die reifsten und gestandenen Christen immer wieder ganz durch die Tiefen hindurchmüssen? Wir haben es nie bei uns fest. So wie es der Apostel Paulus erlebt hat, dass der Herr uns viel Schwäche zumutet.
Wir sehen immer wieder in unserem eigenen Leben viel Erbärmliches, Notvolles und Schwieriges. Aber die Kraft kommt davon, dass ich auf den Herrn blicke.
Die Quelle der Kraft im Glauben und das Leben in der Gemeinschaft
Lassen Sie mich noch einmal das Beispiel ganz einfach an der Lampe erklären. Wenn ich die Lampe anzünden will, muss ich Strom durchlassen. Ich selbst habe nicht die Kraft, um zu leuchten. An mir ist nichts, was leuchtet.
Man hört heute oft von manchen überheblichen Christen solche Aussagen wie: „Wenn sie leuchten könnten ...“ Doch der auferstandene Herr ist da. So lebe nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Der Auferstandene lebt in mir.
Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht. Die Kraft ist Gottes und nicht von uns. Das werden Sie in Ihrem Leben immer wieder erfahren. Es geht immer durch dieses Entdecken hindurch. Man meint, man hätte die Kraft doch wieder, und dann sagt man: „Ach Herr, nur wenn ich an Dir bleibe, nur wenn ich auf Dich blicke.“
Er gibt dem Müden Kraft und Stärke genug, den Unverwüstlichen. So ist eine Gemeinde: Ein Team, in dem einer dem anderen immer wieder sagt, wo die Quelle ist.
Die ganzen Glaubenszeugen der Bibel waren Menschen, die immer wieder versagt haben, bis sie es immer besser lernten. Der Herr hat Kraft. Ich muss in der Gegenwart des Herrn wirken, in seinem Namen. Ich muss auf ihn blicken. Die, die auf den Herrn harren, bekommen unentwegt Kraft. Und zwar so, dass sie laufen und laufen und laufen und doch nicht müde werden.
Für den Herrn muss man viel laufen, für den Herrn muss man auch viel arbeiten. Aber der Herr gibt so viel Kraft für die, die dabei sind. Viele unter uns sind heute am Ende und sagen: „Wenn ich nachts aufwache, verzweifle ich. Ich verstehe Gott nicht mehr.“ Mit dem schweren Wasserwehr auferlegt.
Dann schlagen sie die Bibel auf. Das ist ein ganz natürlicher Vorgang. Diese Bibel, die irgendwo in Möhringen gedruckt wurde. Man schlägt sie auf und liest. Und plötzlich steht der Herr da. Dann hat man Kraft, weil er seine Verheißungen wahrmacht.
Das ist ein großes Wunder, das Sie stärkt. Sie dürfen das machen wie diese Königsadler, die in den Gebirgen an den riesigen Schluchten stehen und ihnen Kraft spenden!
Vertrauen auf Gottes Kraft bis zum Lebensende
Ja, ich habe Angst vor meinem Sterben, Sie nicht, und auch vor den Leiden, die der Herr vielleicht noch in mein Leben hineinlegt. Aber ich blicke auf den Herrn und sage: Herr, du wirst mir kein Stückchen mehr zumuten, als ich tragen kann, und deine Kraft ist ohne Ende.
Ich darf auch in den Nöten meines Lebens unentwegt mit deinen großen, wunderbaren Ausstattungen rechnen. Du wirst geben ohne Ende, laufen, ohne matt zu werden, wie die Adler, die sich aufschwingen und ihren königlichen Flug machen.
So will ich durch diese Wälderabgründe gehen und von diesen großen Kraftquellen leben. Wir überwinden weit, sagt der Paulus, und das lässt uns gar nicht mehr erschrecken, sondern wir gehen jetzt einfach darüber hinweg.
Wir lassen uns durch keinen Widerstand und durch keine Not mehr schrecken; es kann uns nichts mehr bedrücken. Wir werden um Christi willen täglich in den Tod gegeben, damit die Kraft von Gott sei und nicht von uns.
Man wird es dauernd erleben, als die Sterbenden, und siehe, wir leben. Der Herr erweist sein Wort und macht es wahr: Ich lebe, und ihr sollt auch leben. Amen.