Wir haben bis gestern das Thema im Blick gehabt, wie man mit schwierigen Zeiten umgeht, insbesondere mit Zeiten der Entwurzelung und der Anfechtung.
Dabei haben wir bereits erkannt, dass Probleme manchmal notwendig sind, zum Glück aber meist nur von kurzer Dauer. Außerdem haben wir gesehen, dass der Umgang mit schwierigen Zeiten dann gelingt, wenn wir uns mit unserer ganzen Hoffnung an Jesus ketten.
Es beginnt damit, dass wir uns besinnen auf das, was Gott in unserem Leben getan hat und wie reich wir beschenkt sind. Aus diesem Beschenktsein heraus, aus der Gewissheit, dass wir eine lebendige Hoffnung haben, entsteht eine neue Perspektive. Wir warten auf ein Erbteil, das uns niemand mehr wegnehmen kann.
Aus dieser Sicherheit, dass wir in der Gnade Gottes stehen, erwächst ein „Deshalb“. Dieses „Deshalb“ beschreibt, wie man es schafft, völlig an Jesus festzuhalten.
Grundlegende Prinzipien im Umgang mit Schwierigkeiten
Wir hatten in den letzten Vorträgen fünf Punkte betrachtet. Fünf Punkte, von denen Petrus sagt, dass du sie brauchst, wenn Schwierigkeiten in dein Leben einbrechen.
Erstens: Du brauchst einen klaren Kopf. Du musst nüchtern bleiben und darfst nicht konfus werden. Bestimmte Themen, die ganz besonders wichtig sind, erfordern deine Aufmerksamkeit. Du musst aufpassen, dass du nicht falsch anfängst zu denken.
Zweitens: Du musst über Heiligkeit richtig denken. Gott sagt: „Ich bin heilig, sei du auch heilig.“ Du darfst keine faulen Kompromisse mit der Sünde eingehen.
Drittens: Du musst in diesen Zeiten Ehrfurcht vor Gott bewahren. Du darfst nicht in eine Gottvergessenheit abdriften.
Viertens: Du musst die Liebe zu den Geschwistern bewahren. Vielleicht ist es aus einem Gesichtspunkt der Weisheit heraus klug, Distanz zu halten. Vielleicht ist es besser, nicht so viel Kontakt mit bestimmten Christen zu haben, mit denen keiner etwas zu tun haben will. Vielleicht solltest du dich nicht so oft mit ihnen zeigen oder so offensichtlich auf ihre Seite stellen, wenn es sich um Fremdlinge handelt.
Doch Petrus sagt: Mach das nicht! Halte fest an dieser Liebe zu den Geschwistern.
Fünftens: Wir dürfen die Lust auf geistliches Wachstum nicht aufgeben. Wir dürfen nicht alle Energie, die wir haben, nur in die Lösung der Probleme stecken. Wenn wir uns die Frage stellen: „Worauf habe ich Lust? Was schmeckt mir? Worauf bin ich begierig?“, dann sollen wir so begierig sein nach den Dingen, die uns geistlich weiterbringen, wie ein Baby nach Milch.
Ich habe den Michel ja wieder mitgebracht – für den Fall, dass ihr das nicht verstanden habt, was ich gestern gesagt habe. Ihr könnt das noch einmal live erleben, wie ein Baby Lust hat und begierig ist nach Milch.
So sollen wir auch sein, selbst wenn wir in Problemen stecken. Der natürliche Drang wäre, jetzt alle Kraft in die Lösung des Problems zu stecken. Aber nein!
Und ganz zum Schluss: Wir sollen ein ganzes Jahr finden, uns bewusst in Gemeinde und Berufung zu investieren. Statt in ein Duckmäusertum abzudriften – bloß nicht den Kopf rauszustecken, hoffentlich merkt keiner, dass ich auch so ein Christ bin.
Diese fünf Punkte helfen uns, wenn Verfolgung und Anfechtung kommen und es schwierig wird, einen klaren Kopf zu bewahren und völlig auf Jesus zu hoffen.
Vom inneren Glauben zum gelebten Lebensstil
Bei Problemen geht es zunächst darum, ob ich sagen kann, dass mein Kopf klar ist. Doch aus dieser inneren Überzeugung muss natürlich auch ein Leben erwachsen.
Die Frage, mit der ich heute starten möchte, lautet: Wie sieht ein Lebensstil aus, der...?
Wir endeten gestern mit unserem Auftrag, die Tugenden Gottes zu verkünden. Wir sind berufen, mit anderen Menschen über Gott zu reden. Mit anderen Menschen über das zu sprechen, was uns an Gott fasziniert. Wo wir sagen: „Wow, das fällt uns leicht!“ Wenn wir jung sind und verliebt, fällt es uns leicht, anderen zu sagen, was für ein toller Partner unser Gegenüber ist. Man sagt: „Boah, Wahnsinn, wenn du wüsstest!“
Und genau das Gleiche gilt auch für Gott. Dazu sind wir berufen. Wir sollen einen Blick auf Gott werfen und die Tugenden Gottes verkünden.
Die Frage lautet: Wie sieht das aus? Wie kann ich in einer Welt, die mich eigentlich nicht schätzt, in der ich ein Fremdling und Außenseiter bin, vielleicht sogar am Rand der Gesellschaft stehe, so einer sein, der von Gott redet und Gott verkündet?
Hierzu heißt es in 1. Petrus 2,11: Es wird in Vers 11 und Vers 12 zwei Antworten geben – eine positive und eine negative. Wir beginnen mit der negativen.
Die innere Herausforderung: Kampf gegen fleischliche Lüste
Geliebte – ich mag diesen Anspruch, diese Anrede „Geliebte“.
Letzten Sonntag habe ich in der Gemeinde, in der ich bin, begonnen, so einen Segen vorzulesen. Ich habe ihn selbst geschrieben und gesagt: „Ich möchte euch jetzt segnen.“ Am Anfang habe ich mit „Geliebte“ begonnen. Ich mag das, sich selbst so anzuhören, also so zu hören, dass Gott zu mir sagt: „Geliebter Jürgen.“ Das ist schön, oder? Das hat etwas.
„Geliebte“ – das ist unsere Stellung vor Gott, „Geliebte“.
Ich ermahne euch als Beisassen und Fremdlinge. Ein Beisasse ist ein Mensch, der nicht das volle Bürgerrecht hat. Es sind Leute, die zwar dort wohnen dürfen und vielleicht sogar sollen, aber ansonsten nicht alles dürfen.
Als Beisassen und Fremdlinge – und ihr könnt das jetzt auch im bildhaften Sinne für euch hören – sind wir Leute, die auf der Erde gestrandet sind und eigentlich in den Himmel gehören. Wir sind solche, die hier nur für eine Weile unterwegs sind, die nicht wirklich zu Hause sind.
Ich ermahne euch als Beisassen und Fremdlinge, dass ihr euch der fleischlichen Lüste, die gegen die Seele streiten, enthaltet.
Bis dahin. Auf der einen Seite sind da die fleischlichen Lüste. Es ist manchmal spannend, darüber nachzudenken, wo im Leben eines Christen der Kampf tobt. Was immer wieder klar ist: Der geistliche Kampfplatz, der eigentliche Kampf in meinem Leben, findet in meinem Inneren statt.
Da gibt es etwas, das gegen die Seele streitet. Meine Seele, das ist mein Inneres. Das ist dieser unsichtbare Teil meiner Persönlichkeit, bei dem es schwerfällt zu sagen, wo ich ihn genau verorte. Sind das meine Gefühle? Gefühle sitzen ja eher hier, im Magen oder unteren Bauchraum, wo es grummelt und zieht. Oder ist es mein Intellekt? Den würden wir eher hier oben verorten. Oder sind es Gewissensbisse, die vielleicht in den Nieren stechen? Keine Ahnung, wo oder was genau.
Wir haben in uns einen unsichtbaren Menschen. Und ich weiß nicht, wie du es nennst – Seele, Persönlichkeit, innerer Mensch – es gibt verschiedene Worte dafür.
Ich glaube, es ist müßig, darüber zu diskutieren, wie man das genau definiert. Jeder von euch weiß, was ich meine. Es gibt etwas in dir drin, das nicht älter wird, das bist du, das war immer schon irgendwie da.
Dieser innere Mensch ist der, um den es eigentlich geht. Der äußere Mensch, den wir mit unserem Körper verbinden, geht langsam kaputt.
Der äußere Mensch ist nie erlöst worden. Wenn du dich bekehrst, wird dein innerer Mensch neu. Du wirst eine neue Schöpfung. Aber diese neue Schöpfung bezieht sich nicht auf deinen Reizdarm, der bleibt erst mal, wie er ist. Auch nicht auf deine schlechten Augen. Die bleiben auch erst mal so und werden wahrscheinlich sogar noch schlechter. Wenn du vorher zu Glatzenbildung neigtest, wird das wahrscheinlich auch nach deiner Bekehrung so weitergehen.
Warum? Einfach, weil sich der Körper durch die Bekehrung nicht verändert.
Was neu wird – wir sind ja eine neue Schöpfung, und es ist wichtig, das festzuhalten – ist mein Inneres, mein innerer Mensch. Ich bekomme ein neues Herz. In meinem Inneren wird die Rebellion weggenommen, und da wächst in mir der Wunsch, Gott zu gefallen.
Ich bin wirklich ein neuer Jürgen. Aber dieser neue Jürgen steckt in meinem alten Körper.
Und das Dumme ist: Dieser alte Körper hat eine hohe Affinität dazu, Blödsinn zu machen.
Deshalb sagt Paulus: „In mir“, also in meinem Fleisch, „wohnt nichts Gutes.“
Ich habe vor kurzem ein lustiges Buch zu dem Thema gelesen. Da wurde gesagt, dass es so ist, als ob du in deinem Körper wohnst wie in einem Haus, in dem eine Ratte lebt. Diese Ratte heißt Sünde. Manchmal knabbert die Ratte an etwas, und dann passiert etwas, was du gar nicht wolltest.
Ich fand das ein schönes Bild, denn so ist es doch: Wir leben in einem Körper, und manchmal macht dieser Körper Dinge. Plötzlich kommen Gedanken auf, bei denen du sagst: „Hallo, das bin doch gar nicht ich. Den Gedanken will ich gar nicht denken. Was mache ich da gerade?“ Oder es kommen Worte heraus, bei denen du denkst: „Na, das war jetzt nicht so richtig.“
Oder du machst Dinge, wenn du Langeweile hast, ängstlich wirst oder irritiert bist von einer Situation. Früher hast du das so gemacht, und dein Körper ist darauf gepolt, es wieder so zu machen. Er macht es erst mal, und ich lasse es geschehen, obwohl ich, wenn es passiert ist, denke: „Was ist da eigentlich passiert? Das wollte ich doch gar nicht.“
So ist das Problem, in dem wir stecken: Wir haben einen erneuerten Menschen, der wirklich neu ist. Er ist geschaffen nach dem Ebenbild Jesu Christi. Wir tragen einen neuen Menschen in uns, der kein Stückchen falsch oder unfertig ist. Er ist fertig für den Himmel.
Aber wir tragen ihn in einem alten Körper. Dieser alte Körper hat, wie gesagt, die Lust, manchmal Blödsinn zu machen, manchmal zu sündigen. Und wenn wir nicht aufpassen, macht er das einfach, bevor wir gemerkt haben, dass der Blödsinn schon passiert ist.
Umgang mit Versuchung und die Bedeutung der Seelenhygiene
Deswegen schreibt Paulus an einer Stelle in Römer 6, dass wir unsere Glieder, also unseren Körper, nicht der Sünde zur Verfügung stellen sollen als Werkzeuge der Ungerechtigkeit. Stattdessen sollen wir genau das Gegenteil tun: Wir sollen mit unserem Körper bewusst das Gute tun.
Jetzt kommt Petrus und sagt: „Geliebte, ich ermahne euch, dass ihr euch der fleischlichen Lüste, die gegen die Seele streiten, enthaltet.“ Jakobus beschreibt das sehr anschaulich. Er sagt: „In dir steckt Lust.“ Ich lese euch das einfach mal vor, Jakobus 1,14-15: „Ein jeder aber wird versucht, wenn er von seiner eigenen Lust fortgezogen und gelockt wird. Danach, wenn die Lust empfangen hat, gebiert sie Sünde, die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, gebiert den Tod.“
Wie funktioniert eigentlich Versuchung? Ist in mir etwas falsch? Nein, nein, du bist völlig in Ordnung. Du musst also nicht denken, dass du nicht richtig bist, wenn Versuchung passiert. In dir, in deinem Körper, steckt Lust. Lust auf Sünde ist völlig normal. Sie wird die ganze Zeit passieren, solange du in diesem Körper lebst.
Die Frage ist nicht, ob Lust da ist, die falschen Dinge zu tun. Die Frage ist, ob du dich von dieser Lust locken lässt. Die Lust kommt wie ein Angler, der dir seinen Haken mit einem Würmchen hinhält. Du bist der Fisch, der durchs Wasser schwimmt – seid ein lebendiger Fisch, ihr kennt ja das Lied: „Es sind alles Fische.“ Jetzt siehst du diesen Wurm. Die Frage ist: Beißt du an oder nicht?
Du wirst den Wurm sehen. Die Sünde, die Lust in dir, wird dir den Wurm hinhalten, ob du willst oder nicht. Wenn du zubeißt, verletzt du deine eigene Seele. Wenn du zubeißt, wird aus der Lust eine Sünde, aus einer Sünde vielleicht noch eine weitere Sünde und daraus eine Regelmäßigkeit zu sündigen. Und das, was du kaputt machst, ist deine eigene Seele. Du schädigst dich selbst.
Diesen inneren Menschen, den Gott ganz neu gemacht hat, von dem Gott sich wünscht, dass er in einer ganz intimen Beziehung mit ihm lebt, wird durch Sünde irgendwie beschädigt. Du merkst es auch: Wenn du sündigst, geht diese innere Bindung, diese fröhliche Verbindung zu Gott Stück für Stück verloren.
Deswegen beschreibt das auch David in Psalm 51: „Lass mir wiederkehren die Freude!“ Er hat Buße getan und gemerkt, dass in seinem Inneren etwas kaputtgegangen ist.
Jetzt kommt Petrus und sagt: „Ich möchte, dass ihr, wenn ihr auf dieser Erde lebt, euch der fleischlichen Lüste enthaltet.“ Er meint diese bösen Dinge, die in eurem Fleisch stecken. Er beschreibt nicht genau, was das ist, aber das können Dinge sein wie Zorn, Wut, Bosheit, Trug, Heuchelei – so wie wir es schon gelesen haben.
Er möchte, dass du, wenn solche Dinge in dir aufkommen, nicht mitmachst. Er möchte, dass du deine Seele reinhältst. Ich mag dieses Wort „Seelenhygiene“. Das klingt sehr unmodern, aber genau das beschreibt Petrus hier.
Es ist mir ganz wichtig, dass ihr beim Lesen des Textes versteht: Wir sind neu. Wenn du versucht wirst, dann wirst du von der Sünde versucht, die in dir wohnt, aber nicht von deinem neuen Menschen. Der neue Mensch ist wirklich neu, und du musst lernen, mit diesen Versuchungen richtig umzugehen.
Das Zeugnis des Lebenswandels in der Gesellschaft
Das ist die eine Seite. Die zweite Seite ist Vers 12: „Führt euren Wandel unter den Nationen gut, damit sie, worin sie gegen euch als Übeltäter reden, aus den guten Werken, die sie anschauen, Gott verherrlichen am Tage der Heimsuchung.“
Jesus hat das anders ausgedrückt. Er hätte gesagt: „Lass dein Licht leuchten vor den Menschen.“ Dann können sie hinter deinem Rücken über dich reden, was sie wollen. Aber sie werden einfach merken, durch Hinschauen, dass diese Verleumderei Quatsch ist.
Vielleicht werden sie sogar Folgendes tun: Am Tag der Heimsuchung werden Menschen Gott dafür verherrlichen, dass du gute Werke getan hast.
Was ist der Tag der Heimsuchung? Es gibt zwei Möglichkeiten. Der Begriff „Heimsuchung“ hat immer etwas mit Gericht zu tun, immer damit, dass Gott Schwierigkeiten in das Leben von Menschen hineinbringt. Entweder zeitlich oder endgültig, wenn das jüngste Gericht kommt.
Man kann diesen Vers in zwei Richtungen deuten. Man kann sagen: Leute werden anfangen, wenn es ihnen richtig schlecht geht, und du ihnen in diesem Moment hilfst, Gott dafür zu danken, dass es Licht gibt. Dann wäre der Tag der Heimsuchung ein Problem, das jemand für eine Weile hat.
Es kann aber auch sein, dass tatsächlich das jüngste Gericht gemeint ist. Wenn Gott kommt und hier einen Strich drunter zieht, gibt es Leute, die sagen: „Vielen Dank, dass du dein Licht, deine guten Werke hast scheinen lassen, dass ich in diesem Licht deiner guten Werke Gott finden durfte. Jetzt, wo das jüngste Gericht, der Tag der Heimsuchung, kommt, bin ich an dieser Stelle gerettet und gehe nicht verloren, sondern kann Gott verherrlichen.“
Beide Deutungen sind möglich.
Gesellschaftliche Verantwortung als Christen
Ein Aspekt dieser guten Werke besteht darin, dass wir uns auch mit den staatlichen Autoritäten beschäftigen müssen. In den Versen 13 bis 15 heißt es: Ordnet euch aller menschlichen Einrichtung unter, um des Herrn Willen, sei es dem König als Oberherrn oder den Statthaltern, die von ihm gesandt werden zur Bestrafung der Übeltäter, aber zum Lob derer, die Gutes tun. Denn so ist es der Wille Gottes, dass ihr durch gutes Tun die Unwissenheit der unverständlichen Menschen zum Schweigen bringt.
Was steht hier? Es wird deutlich, dass wir als Christen dazu aufgefordert sind, die Gesetze einzuhalten. Richtig, wir sollen nicht gegen unsere Regierung rebellieren. Doch hier steht noch mehr. Es heißt, dass wir Gutes tun sollen und durch dieses Gute Tun die Unwissenheit der unverständigen Menschen zum Schweigen bringen. Einfach nur die Gesetze zu halten, ist eigentlich noch kein gutes Tun. Das ist angemessen und normal, und wir tun es auch, um nicht bestraft zu werden.
Gutes Tun geht über das reine Einhalten von Gesetzen hinaus. Petrus sagt: Werde jemand, der deiner Gesellschaft guttut. Überlege dir, an welcher Stelle du nicht einfach nur da sein und die Gebote halten kannst, sondern wo du mit deinen Gaben und Möglichkeiten in die Gesellschaft hineingreifen kannst, sodass Menschen sehen: „Der ist Christ, und das, was der für uns tut, ist wirklich gut.“
Der Gedanke, dass wir Gesellschaft prägen, ist zutiefst biblisch. In Jeremia 29,7 heißt es: Und sucht den Frieden der Stadt, in die ich euch gefangen weggeführt habe, und betet für sie zum Herrn. Ein Mindestmaß sollte sein, dass ich anfange, für den Ort oder die Stadt, in der ich lebe, zu beten. Den Frieden von Oberkrämer zu suchen, zu überlegen, was meine Gemeinde braucht. Ich frage mich, wie das bei euch ist: Habt ihr eine Bürgermeisterin oder einen Bürgermeister? Ich weiß es nicht, da ich hier nicht wohne. Ich muss mich nach Berlin orientieren und demnächst einen neuen Namen in meine Gebetsliste eintragen. Das ist mein Auftrag. Ihr solltet andere Namen auf eurer Liste haben.
Hier müsst ihr überlegen: Wie kann ich an dieser Stelle der Gesellschaft Gutes tun? Mich persönlich fordert es heraus, wenn ich im Alten Testament sehe, dass die Männer am Tor der Stadt sitzen. Das bedeutet, dass sie in besonderem Maße gesellschaftliche Verantwortung übernehmen. Ich frage mich, was das heutzutage in einer Demokratie bedeutet, in der es so leicht ist, sich in einem gewissen Individualismus zurückzuziehen, sich um den eigenen Schrebergarten zu kümmern und zu sagen: „Da gibt es Politiker, alle vier Jahre mache ich irgendwo ein Kreuzchen, und dann tschüss. Dazwischen zahle ich Steuern, das ist euer Job.“
Ganz biblisch ist das nicht. Gott wünscht sich, dass wir gesellschaftliche Verantwortung übernehmen. Ich denke, mindestens durch Gebet, aber dort, wo du mehr Möglichkeiten hast, vor Ort Dinge zu prägen und zu bewegen. Ich sage nicht, jeder von euch soll gleich Politiker werden. Das ist mit Sicherheit ein gefährliches Pflaster, wo man sich das gut überlegen muss. Aber ihr könnt in eurem Umfeld etwas bewegen, da bin ich mir ganz sicher.
Wir können gesellschaftliche Verantwortung übernehmen und einbringen. Warum können wir das? Weil wir Befreite sind. Wir sind frei, das zu tun. Gleichzeitig sind wir Sklaven Gottes. Hört euch Vers 16 an: Als Freie und nicht als solche, die die Freiheit als Deckmantel der Bosheit haben, sondern als Sklaven Gottes.
Wir leben ein unglaublich privilegiertes Leben. Ich bin frei, Gott hat mich frei gemacht. Ich kann überall dienen. Ich muss in dieser Welt nichts mehr erreichen oder darstellen. Ich kann da, wo Gott mir eine Tür öffnet, einfach hindurchgehen und schauen, was passiert. Ich kann darauf vertrauen, dass er mich trägt und dass ich immer wieder zu ihm kommen kann. Das ist schön.
Und ich tue das, obwohl ich frei bin, als einer, der Gottes Sklave ist, eine klare Linie hat und genau weiß, was richtig und falsch ist und dafür auch einstehen kann. Deshalb suchen wir als Freie uns aus, wie wir leben wollen, und wählen einen Lebensstil, der Gott ehrt.
In Vers 17 heißt es: Erweist allen Ehre. Liebt die Bruderschaft, fürchtet Gott, ehrt den König. Ihr wisst, wie man Gott fürchtet und wie man die Bruderschaft liebt, darüber haben wir gesprochen. Aber wie ehrt man einen König? Oder anders gefragt: Was tut man konkret, um seine Königin zu ehren? Wie geht man an diese Sache heran?
Das Minimum sind zwei Dinge. Zum einen heißt es im 1. Timotheus 2, dass wir für sie beten sollen. Dort steht: Ich ermahne nun vor allen Dingen, dass Flehen, Gebete, Fürbitten und Danksagungen getan werden für alle Menschen, insbesondere für Könige und alle, die in Hoheit sind.
Also sollte auf deiner Gebetsliste ziemlich weit oben der Name unserer Bundeskanzlerin stehen, ebenso die Namen von Bundesministern, Ministerpräsidenten und anderen wichtigen Personen, von denen du denkst, dass sie ganz oben stehen sollten. Ich möchte dich bitten, dir Gedanken zu machen, was du für sie beten kannst. Das ist das Minimum.
Das andere Minimum ist, dass wir unsere Könige nicht schlecht reden, weil wir sie ehren sollen. Wir machen das einfach nicht. Dazu gibt es auch ein biblisches Gebot, das vielleicht nicht so bekannt ist, aber wenn man die Apostelgeschichte kennt, schon. Paulus übertritt dieses Gebot, als er in Apostelgeschichte 23 vor dem Hohen Rat steht und den Hohen Priester als „getünchte Wand“ bezeichnet. Dann fällt ihm ein: „Was habe ich getan? Das darf man ja gar nicht!“ Er zitiert 2. Mose 22, wo es heißt: „Gott sollst du nicht lästern und einen Fürsten in deinem Volk sollst du nicht fluchen.“ Das hatte er gerade gemacht und entschuldigt sich nicht dafür, dass er es getan hat, sondern dafür, dass er nicht wusste, wer der Hohe Priester war. Grundsätzlich war das, was er sagte, richtig, aber er soll einen Fürsten in seinem Volk nicht fluchen. Das ist das Minimum.
Wir beten also für diese Leute und überlegen, was sie brauchen könnten. Es ist nicht schwer, auch bei einem Politiker herauszufinden, was er braucht. Es ist jemand, der eine Familie hat, Gesundheit braucht, Weisheit und vielleicht auch jemanden, der Gott erkennen muss. Vielleicht braucht er in seinem Umfeld ein paar Leute, die das Evangelium kennen. Überlege dir einfach zehn gute Anliegen, und bete für diese Menschen.
Und wann immer du einen blöden Politikerwitz hörst, kannst du Partei für die Leute ergreifen, die wahrscheinlich mehr arbeiten als die, die die Witze reißen.
Zeugnis in schwierigen gesellschaftlichen Verhältnissen
So weit, so gut – das war also ganz allgemein. Aber was bedeutet das jetzt, wenn ich zum Beispiel in einem schwierigen Verhältnis stehe? Wie kann ich so leben, dass ich in der Gesellschaft Gott ehre, wenn ich nicht oben stehe, sondern unten auf der gesellschaftlichen Leiter?
Ganz unten standen die Sklaven. Im Römischen Reich machten sie locker ein Viertel bis ein Drittel der Bevölkerung aus. Sie standen ganz unten. Ein Sklave hatte wenig bis keine Rechte. Dabei war ihre Lage nicht ganz so entrechtet, wie wir es später aus Filmen wie "Roots" über die Sklaven in Nordamerika kennen, die auf Baumwollplantagen lebten. Das ist eine ganz andere Geschichte. Aber sie waren schon ziemlich weit unten.
Was mache ich also, wenn ich als Sklave lebe? Und was vor allem, wenn ich einen Herrn habe, der „schräg drauf“ ist? Also einen Chef, bei dem ich mir denke: „Der verdient es eigentlich nicht, dass ich fair mit ihm umgehe, weil er mir gegenüber kein Stück fair ist.“
Jetzt kommt Petrus ins Spiel. Man kann seinen Text lesen, als wäre er direkt an Sklaven gerichtet. Man kann ihn aber auch aus dem Verhältnis von Angestellten und Arbeitgebern heraus verstehen. Er sagt: „Ihr Haussklaven“ – oder eben Angestellte – „ordnet euch in aller Furcht den Herren unter, nicht nur den guten und milden, sondern auch den Verkehrten.“
Du kannst dein neues christliches Leben in den alten Strukturen leben. Das ist das Tolle am Christsein. Wir müssen nicht erst eine komplette Gesellschaft kommunistisch umbauen, bis irgendwann hoffentlich ein utopischer Staat entsteht. Du kannst mit einem neuen Herzen an der Stelle, an der Gott dich berufen hat, sofort weiterwirken. Du kannst dort, wo du lebst, das Reich Gottes bauen und Zeuge für Gott sein – sofort.
Auch dann, wenn du Sklave bist in einem Haushalt, wo der Herr dich unfair behandelt. In 1. Korinther 7 beschreibt Paulus das, und wir haben das schon einmal betrachtet: „Doch wie der Herr einem jeden zugeteilt hat, wie Gott einen jeden berufen hat, so wandle er“ (1. Korinther 7,17). Und weiter: „Jeder bleibe in dem Stand, in dem er berufen worden ist“ (1. Korinther 7,20).
Wenn du als Sklave berufen worden bist, soll dich das nicht kümmern. Wenn du aber frei werden kannst, dann mach umso lieber Gebrauch davon. Mir geht es jetzt erst einmal um den ersten Teil. Du musst nicht auf ewig Sklave bleiben, wenn du frei werden kannst. Aber als Christ musst du nicht die ganze Zeit darüber nachdenken, wie du hier rauskommst.
Für ein neues Leben brauchst du keine neue Gesellschaftsordnung, sondern ein neues Herz. Und das Spannende ist: Wenn genug Menschen dieses neue Herz haben und vom Geist Gottes erfüllt sind, kannst du darauf warten, dass sich die Gesellschaft verändert. Das muss nicht einmal explizit in der Bibel stehen.
Ein Blick in die Geschichte zeigt, dass genau das passiert ist. Die ersten Christen haben sofort erkannt, was in ihrer Gesellschaft schräg war. Sie bemerkten zum Beispiel, dass Neugeborene, die man nicht haben wollte, getötet wurden. In Rom wurden sie einfach in den Tiber geworfen. Es gibt Bilder, auf denen man Netze sieht, aus denen dann die Neugeborenen herausgezogen wurden. Wenn man die Kinder nicht in den Fluss werfen wollte, setzte man sie einfach aus oder tötete sie kurz nach der Geburt.
Es waren die Christen, die diese ausgesetzten Kinder suchten und aufnahmen. Sie waren es, die sich entschieden gegen Abtreibung, gegen das Töten von Neugeborenen, aber auch gegen Gladiatorenspiele aussprachen. Sie sagten: „Das geht nicht. Der Mensch hat einen höheren Wert.“
Sie sprachen sich auch gegen Selbstmord aus und predigten eine sehr strikte Sexualethik. Sie lehnten ab, was im römischen Staat völlig normal war: Ehebruch, Prostitution, Pädophilie, Gruppensex und vieles mehr, das man in den ausgegrabenen Häusern belegen kann. Die Christen sagten: „Das wollen wir nicht. Das unterstützen wir nicht.“
Außerdem waren sie die Ersten, die sich in der Geschichte um Witwen, Waisen und Geisteskranke kümmerten. Sie errichteten die ersten Krankenhäuser, Armenhäuser, Altenheime und Blindenheime.
Das alles geschieht automatisch, wenn nur genug Menschen vom Geist Gottes durchdrungen sind und ein neues Herz haben. Diese Menschen sagen: „Ich möchte mit Menschen gemäß ihrer Würde und dem Wert, den sie haben, umgehen, weil sie Geschöpfe Gottes sind. Ich möchte sie aus einer liebenden Gottvater-Perspektive sehen und ihnen dienen.“
Wenn genug Leute so denken und handeln, ändert sich die Gesellschaft. Deshalb ist es für Petrus so wichtig, dass wir unsere Rolle in der Gesellschaft annehmen, dort, wo Gott uns berufen hat. So prägen wir die Gesellschaft.
Ein Haussklave, selbst wenn er einen Herrn hat, der unfair mit ihm umgeht, kann ihm Zeugnis von Gott geben. Er kann ehrlich sein, fleißig und gehorsam. Und egal, wo Gott ihn hinstellt, kann er sein Licht leuchten lassen.
Grenzen der Unterordnung und die Bedeutung des Leidens
Achtung, Unterordnung hat natürlich Grenzen, keine Frage. In Apostelgeschichte 5,29 heißt es, dass wir Gott mehr gehorchen sollen als Menschen. Es gibt also Grenzen, aber diese Grenze ist nicht der Charakter des Chefs. Der darf ruhig ein bisschen komisch sein. Leid und Unrecht sind keine Gründe, ungehorsam zu sein.
In 1. Petrus 2,19 steht: „Denn das ist Gnade, wenn jemand um des Gewissens vor Gott willen Leiden erträgt, indem er Unrecht leidet.“ Ich gebe gern zu, das ist einer der Verse, an denen ich lange geknobelt habe. Nicht, weil sie intellektuell so eine große Herausforderung sind, sondern weil er sich einfach so falsch anhört.
Normalerweise, wenn man den Begriff Gnade hört, denkt man doch an etwas Gutes. Gnade ist unverdiente Gunst. Gnade heißt, Gott vergibt mir meine Sünden. Vorher bin ich der Sünder, voller Sünde, und ich weiß auch nicht, wie ich damit leben soll. Und jetzt kommt Gnade in mein Leben, die Sünde ist weg, ich bin frei, ich bin ein Kind Gottes und darf in Ewigkeit mit Gott leben. Halleluja, das ist Gnade.
Und jetzt kommt hier ein ganz anderer Gnadenbegriff zum Vorschein – eine Gnade, die wehtut, eine harte Gnade. Warum ist das Gnade, wenn ich leide? „Denn das ist Gnade, wenn jemand um des Gewissens vor Gott willen Leiden erträgt.“ Was kann denn daran gnädig sein?
Hier begegnen wir dem, was ich am Anfang als Schreibabsicht schon aus 1. Petrus 5,12 gezeigt habe. Dort heißt es, dass dies die wahre Gnade Gottes ist, in der ihr steht. Kann es sein, dass ich, wenn ich in der Gnade Gottes stehe und gerade dabei bin, ein Leben zu leben – ein begnadigtes Leben, das auf Ewigkeit und Belohnung hin ausgerichtet ist –, mich trotzdem in einer Situation wiederfinde, in der mir jemand Unrecht tut? Und zwar nicht, weil ich mich falsch verhalte oder gesündigt habe, sondern einzig und allein, weil ich um meines Gewissens vor Gott willen das Richtige tue?
Die Antwort lautet: Ja. Gnade hat nicht nur damit zu tun, dass du dich gut fühlst. Gnade bedeutet, dass du die einzige Form von Leben leben darfst, die sich lohnt zu leben. Die einzige Form von Leben, bei der du weißt: Am Ende steht die Belohnung, am Ende das ewige Leben in Vollendung – egal, wie es sich in diesem Moment anfühlt.
Es gibt kein besseres und kein lohnenswerteres Leben als das, in dem du sagst: Ich lebe im tiefsten Vertrauen und in absoluter Loyalität Gott gegenüber. Ich folge meinem Gewissen und tue das Gute, selbst wenn ich leide.
In Vers 20 heißt es: „Denn was für ein Ruhm ist es, wenn ihr ausharrt, indem ihr sündigt und geschlagen werdet?“ Und die Antwort ist: Es ist gar keiner. Wenn ich ausharre, also in einer schlechten Situation bleibe, in der ich sündige, das Falsche tue und dafür bestraft werde, gibt es dafür keinen Ruhm.
Wenn ihr aber ausharrt, unter Druck standhaltet, indem ihr Gutes tut und leidet, das ist Gnade bei Gott. Wenn du also sagst: Ich bleibe in der Situation und werde weiterhin das Gute und Richtige tun, obwohl ich dafür Schläge kassiere, dann wird Gott sagen: Das ist das beste Leben, das du führen kannst. Du wirst dafür Ruhm von Gott empfangen.
Wir tun das, weil wir Sklaven Gottes sind und Gott fürchten. Wir wollen seinen Willen tun. Wir tun Gutes, auch wenn wir leiden, weil wir Gott Ehre machen wollen.
Jesus als Vorbild im Leiden
Und wisst ihr, was uns dabei motiviert? In so einer verrückten Situation, in der wir bestraft werden, weil wir Gutes tun, motiviert uns, dass wir ein Vorbild haben, dem es nicht anders erging.
Vers 21: Denn hierzu seid ihr berufen worden. Denn auch Christus hat für euch gelitten und euch ein Beispiel hinterlassen, damit ihr seinen Fußstapfen nachfolgt.
Was Petrus macht, ist Folgendes: Er sagt, wir sollen uns doch einfach mal kurz anschauen, wie Jesus selbst gelebt hat. Und was passiert, wenn du den Fußstapfen Jesu nachfolgst? Ist dir das klar? Jemand hat gesagt: Wenn man den Fußstapfen Jesu nachfolgt, wohin kommt man? Zum Kreuz.
Aha! Und wenn du zum Kreuz kommst, dann kommst du auch zur Auferstehung und zur Verherrlichung. Nur dann. Deswegen sind wir immer dazu berufen, Jesus nachzufolgen. Wenn Jesus sagt: „Kommt her“, dann lädt er uns ein, von ihm zu lernen und so zu leben, wie er gelebt hat – sein Leben nachzuleben.
Das bedeutet, dass wir Leiden erfahren werden. Noch einmal: Denn hierzu seid ihr berufen worden. Denn auch Christus hat für euch gelitten und euch ein Beispiel hinterlassen, damit ihr seinen Fußspuren nachfolgt.
Wenn du denkst: Wie unfair ist das denn, dass ich hier versuche, Gott zu gefallen und das Richtige zu tun, und ich kriege immer nur eins auf den Nüschel, dann denk doch mal daran, wie es Jesus erging.
Vers 22: Der keine Sünde getan hat, noch ist Trug in seinem Mund gefunden worden. Jesus war jemand, der überhaupt nicht gesündigt hat. Er hat niemandem die Unwahrheit gesagt. Er schmähte nicht, obwohl man böse Dinge über ihn sagte. Er schluckte das einfach runter, leidend, nicht drohend.
Du hast ihn da im Hohen Rat, und sie schlagen ihn. Später geißeln sie ihn. Kannst du dir vorstellen, wie es dich zucken lässt, zu einem dieser geißelschwingenden Folterknechte zu sagen: „Freund, ich krieg dich. Ich verspreche dir eine Milliarde Jahre Extra-Hölle, extra heiß, extra fies, nur für dich.“ Das würden wir doch sagen, wenn wir die Macht hätten, jemandem das direkt zuzusagen.
Nein, das macht Jesus nicht. Er leidet, droht nicht, sondern übergibt sich dem, der gerecht richtet. Jesus richtet sein ganzes Vertrauen, hundert Prozent, auf Gott, den Vater, und sagt: „Ich gebe mein ganzes Leben voller Vertrauen in deine Hand.“
Indem er leidet und das Unrecht erträgt, schafft er, was keiner hätte schaffen können. Sein Unrecht war in keinster Weise sinnlos. Es war unfair, es war ungerecht, aber es war nicht sinnlos.
Denn Vers 24: „Der unsere Sünden an seinem Leib selbst an das Holz hinaufgetragen hat, damit wir den Sünden abgestorben der Gerechtigkeit leben, durch dessen Striemen ihr geheilt worden seid.“
Durch ungerechtes Leid erlöst Jesus die Welt. Und vielleicht können wir sagen: Auch wenn unser Leid die Welt nicht erlöst, vielleicht können wir im Kleinen an den Stellen, wo wir bereit sind, Unrecht zu erdulden und unsere Leuchtturmfunktion nicht aufzugeben, Heilung bringen.
Wenn wir an einem bestimmten Punkt zu Gott stehen und sagen: „Du kannst jetzt so unfair sein, wie du willst, ich werde dir trotzdem mit der Liebe Gottes, mit der Güte Gottes und mit der Gerechtigkeit Gottes begegnen. Du kannst machen, was du willst, du kriegst das nicht weg – mein Zeugnis.“
Vielleicht können wir als Nachfolger Jesu an der einen oder anderen Stelle durch das Unrecht, das wir erleiden, Heilung bringen. Daran glaube ich nämlich: Dass das, was Jesus im Großen tat, wir im Kleinen tun können und dass unser Leid um Jesu willen nicht sinnlos ist, dass es gesehen wird.
Vielleicht bekommen wir das nicht mit. Ich weiß nicht, wie sich die Menschen früher fühlten, die man in die Arena führte und dann die Löwen auf sie losließ, sodass sie gefressen wurden. Das wünscht man sich nicht.
Aber das Verrückte ist: Wenn sie an der Stelle dabei blieben, sich nicht einschüchtern ließen, auf die Knie gingen und sangen, bis der Gesang in der Arena einfach verebbte, weil keiner mehr lebte, dann machte das mehr Eindruck auf die Heiden, als wenn sie einfach davongelaufen wären und irgendwo ihr kleines Kloster in der Wüste aufgebaut hätten.
Und so wirkt Gott. Der Tod Jesu – hier heißt es „seine Striemen“ – dass er sich hatte umbringen lassen auf völlig ungerechte Weise, hat uns Heilung gebracht.
Und an dieser Stelle bedeutet diese Heilung, dass wir Gnade gefunden haben. Und was ist die größte Gnade, die ich finden kann? Die größte Gnade, die ich finden kann, ist, dass ich hineinkomme in ein Leben mit Gott.
Die wahre Gnade: Leben in Beziehung zu Jesus
Letzter Vers, Vers 25: Denn ihr gingt in die Irre – das war unser altes Leben, ein Leben, das in finsterer Finsternis geendet hätte. Ihr gingt in die Irre wie Schafe. Bäh, blökende, dumme Schafe!
Jetzt aber kommt Gott auf die Welt, erträgt ungerechtes Leid und gibt uns ein Vorbild dafür, was Gott von uns erwartet, wenn wir hier auf der Erde leben. Er sündigt nicht, lässt die Dinge geschehen und vertraut darauf, dass Gott, der Vater, weiß, was er tut.
Wir bekommen die Chance auf ewige Gnade. Doch ihr seid zurückgekehrt zu dem Hirten und Aufseher eurer Seele. Das ist Gnade!
Wahre Gnade besteht nicht darin, dass keine Probleme in dein Leben kommen – sie werden kommen. Wahre Gnade bedeutet auch nicht, dass du mit klugen christlichen Tricks alle Probleme irgendwie unter die Füße bekommst.
Wahre Gnade heißt, dass du ein Leben führst, in dem du zu dem Hirten und Aufseher eurer Seelen zurückgekehrt bist. Du darfst in einer lebendigen, tiefen, ewigen, intimen und leidenschaftlichen Beziehung zu Jesus leben. Das ist Gnade.
Und alles, was es kostet, dieses Gnadenleben zu leben, das lohnt sich – egal, was es ist.
