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Leben unter Druck - Was Gott von dir möchte | Petrusbrief

07.07.2024

Einleitung: Die Gefahr gesellschaftlicher Ausgrenzung

Ja, stellt euch vor, die politische Stimmung in unserem Land würde kippen, und es würde für uns Christen plötzlich viel enger werden. Es müsste nur so weit gehen, dass wir eher zu Menschen zweiter Klasse werden. Wir nehmen zwar noch am gesellschaftlichen Leben teil, dürfen arbeiten und einkaufen, doch man beginnt grundsätzlich, auf uns herabzusehen.

Das ist ähnlich wie beim Judenboykott in der NS-Zeit, in den 1930er Jahren. Damals hatten viele erfolgreiche Juden Geschäfte, doch plötzlich mussten sie an ihren Läden Schilder lesen wie „Deutsche schützt euch, kauft nicht bei Juden“. Es entstand eine Stimmung im Land, die sich gedreht hatte. Menschen, die zuvor Rechte hatten und erfolgreich in der Gesellschaft integriert waren, wurden plötzlich herabgestuft.

Was letztendlich in dieser Zeit geschah, war die Schaffung einer politischen Stimmung, in der Juden zu Feindbildern gemacht wurden. Ihre Läden gingen den Bach runter. Andere Juden, die vielleicht als Angestellte arbeiteten, hatten keine Rechte mehr als Arbeitnehmer. Sie wurden wie Dreck behandelt und mussten die unangenehmsten Arbeiten verrichten.

Im Kontext dieser Einleitung möchte ich euch einige antijüdische Rechtsvorschriften vorlesen, die zwischen 1933 und 1945 geschaffen wurden. Diese Vorschriften wurden immer weiter verschärft, um jüdisches Leben zu erschweren oder gar zu vernichten. Sie wurden eingeführt, damit wir ein Gefühl dafür bekommen, wie es Menschen geht, die mitten in der Gesellschaft stehen, Wohlstand haben und eine berufliche Karriere verfolgen, aber plötzlich einem Druck ausgesetzt sind, der ihnen all das nimmt.

Viele Juden haben das erlebt. Es waren sehr erfolgreiche Menschen: Anwälte, Ärzte und andere Berufsgruppen.

Die Entrechtung durch antijüdische Gesetze

Nun begann die erste Rechtsvorschrift: die Reichstagsbrandverordnung, mit der die Bürgerrechte außer Kraft gesetzt wurden.

Es ist ganz interessant: Es handelte sich um eine Verordnung zum Schutz von Volk und Staat. Stellt euch das einmal vor: Um den Staat und das Volk zu schützen, entzieht man bestimmten Menschen ihre Bürgerrechte. Das bedeutet, um Volk und Staat zu schützen, wurden die Bürgerrechte außer Kraft gesetzt. Damit schuf man die Grundlage für willkürliche Entrechtung und Diskriminierung, unter anderem der jüdischen Bevölkerung. Plötzlich konnte man den Juden einfach alles wegnehmen. Sie hatten kein Recht mehr, vor Gericht zu ziehen, keine Rechte mehr, keine Bürgerrechte mehr – sie waren so etwas wie vogelfrei.

Zweitens: Die Anordnung von Boykottmaßnahmen. Ihr wisst alle, was ein Boykott ist, aber ich erkläre es kurz: Ein Boykott ist ein Zwangsmittel, um jemanden aus dem Geschäftsverkehr auszuschließen. Ja, wir machen das heute teilweise mit Russland, aber das ist ein Boykott.

Die zweite Anordnung war der Aufruf zum planmäßigen Boykott jüdischer Waren, jüdischer Ärzte und jüdischer Rechtsanwälte. Du bist mitten im Leben, und plötzlich steigt der politische Druck. Du bist jüdischer Arzt und darfst plötzlich keinen Arzt mehr ausüben. Alle anderen dürfen ihren Beruf ausüben – nur du nicht. Du hast ein erfolgreiches Import-Export-Geschäft, aber auf einmal darfst du nicht mehr verkaufen. Jüdische Rechtsanwälte, die lange studiert und erfolgreich waren – ich habe Bilder gesehen, auf denen an ihren Kanzleien, wo oben „Rechtsanwalt“ stand, dieser Schriftzug einfach weggestrichen wurde. Nein, du bist kein Rechtsanwalt mehr, auch kein Notar mehr, du bist einfach nur noch Herr XY.

Dritte Anordnung: Der Druck wird enger – Entlassung jüdischer Beamter.

Vierte Anordnung: Rücknahme der Zulassung jüdischer Rechtsanwälte. Ihre Zulassung wurde ihnen entzogen.

Fünfte Anordnung: Ausschluss jüdischer Turner und Sportler aus Sportvereinen.

Sechste Anordnung: Ärzte verlieren ihre Zulassung.

Siebte Anordnung: Begrenzung der Zahl jüdischer Schüler. Die Zahl der Neuaufnahmen jüdischer Schüler an höheren Schulen wurde auf 1,5 % beschränkt. Stellt euch vor, ihr habt schlaue Kinder, die ihr auf eine höhere Schule schicken wollt – aber nur 1,5 % der Schüler dürfen jüdisch sein. Letztendlich bedeutete das einen kompletten Ausschluss von Bildung, dasselbe galt für Hochschulen für jüdische Studenten.

Achte Rechtsvorschrift: Und es gibt noch viel, viel mehr. Ich nenne nur einige, um ein Gefühl dafür zu bekommen:

Widerruf der Einbürgerung und Aberkennung der deutschen Staatsangehörigkeit. Juden, die längst Deutsche waren, wurde die Staatsangehörigkeit einfach wieder entzogen. Ihnen wurden alle Rechte genommen. Sie waren wieder Bürger ohne Rechte, sozusagen Fremdlinge.

Neunte Rechtsverordnung: Ausschluss der Juden aus dem Bauernstand. Damals war die Landwirtschaft vielleicht ein größerer Zweig als heute – genau weiß ich das nicht. Aber Juden durften keine Bauern mehr sein. Bauer konnte nur sein, wer deutscher Staatsbürger war.

Und wie gesagt: Das Ganze geht ewig weiter. Wer sich selbst einmal mit diesen antijüdischen Gesetzen auseinandersetzt, wie sie Stück für Stück aufgebaut wurden in diesem Reich, um eine Gruppe zu diskriminieren, ihnen alle Rechte zu nehmen und sie vogelfrei zu machen, wird noch viel mehr finden.

Die Folgen der Entrechtung und Verfolgung

Nun beobachten wir eine politische Stimmung, in der Menschen zunehmend ihre Rechte verlieren.

Man steht mitten im Leben, besitzt ein Eigenheim, hat gebildete Kinder und einen guten Beruf – und doch wird einem all das einfach genommen. Man hat keine Rechte mehr, kann dagegen nicht klagen oder vorgehen. Kein Gericht wird einem helfen.

Menschen, die einst wohlhabend waren, werden zu armen Flüchtlingen. Angesehene Ärzte und Anwälte werden zu nichts, weil ihnen alles entzogen wird.

Diese Entwicklung spitzt sich in dieser Zeit zu. Viele Familien müssen fliehen oder sich irgendwo verstecken, etwa in Kellern oder Verstecken. Familien werden getrennt und auseinandergerissen. Der Mann wird in ein Konzentrationslager gebracht, die Frau ebenfalls, die Kinder oft ohne Wissen, wohin sie kommen.

Für viele endet diese Zeit erst mit dem Tod oder zumindest mit schwerer Abmagerung. Die Befreiung durch die Alliierten bringt schließlich das Ende dieses Leids.

Übergang zum ersten Petrusbrief: Christen unter Druck

Nun fragt ihr euch vielleicht, warum diese Einleitung richtig oder falsch ist. Ich möchte heute keinen Vortrag über jüdische Geschichte halten, sondern, wie ich bereits angekündigt habe, im ersten Petrusbrief weitermachen.

Vielleicht erinnert ihr euch ein wenig an die Christen, an die Petrus schreibt. Diese Christen sind mitten im Leben und sehen am Horizont, unter Kaiser Nero, wie sich die politische Stimmung für Christen zunehmend verdunkelt. Es wird schwerer für sie.

Vieles von dem, was wir anhand der Bilder von den Juden gesehen haben, lässt sich auf die Christen im ersten Petrusbrief übertragen. Die Juden verloren ihr Leben, ihre Rechte wurden ihnen genommen, und sie wurden zu Flüchtlingen in einem Land, in dem sie eigentlich eingebürgert waren. Ähnliches erleben die Christen.

Bevor wir zu unserem Hauptbibeltext kommen, schlagt bitte mit mir 1. Petrus Kapitel 2 auf. Dort beschreibt Petrus genau das, was wir eben gesehen haben. Die Juden waren Bürger ohne Rechte – so kann man es sagen. Sie waren Fremde in Deutschland, ohne Bürgerrechte. Sie konnten ihre Rechte nicht durchsetzen. Sie konnten nicht sagen: „Hier steht es doch, ich habe meine Ausbildung gemacht, ich darf das.“ Nein, sie durften es einfach nicht, nur weil sie Juden waren und es ein entsprechendes Gesetz gab. So war das damals.

Die doppelte Bedeutung von Fremdsein und Bürgerrechten

Und was ganz interessant ist: In 1. Petrus 2,11 schreibt Petrus an diese Christen in der Zerstreuung: „Geliebte, ich ermahne euch als Gäste“ – und dann steht in Klammern „ohne Bürgerrechte“.

Wir verstehen schon ein wenig, in welche Richtung das Ganze geht, wenn wir verstanden haben, was es bedeutet, keine Bürgerrechte mehr zu haben. Dass hier einfach alles willkürlich genommen werden kann.

Petrus schreibt also an diese Gäste ohne Bürgerrechte, an diese Fremdlinge. Es kann sein, dass damit gemeint ist – wenn man in Kapitel 1, Vers 1 schaut – dass diese Gäste und Fremdlinge einfach deswegen so genannt werden, weil sie Fremdlinge der Zerstreuung sind. Das heißt, es sind Leute, die von zu Hause flüchten mussten und irgendwo untergekommen sind. Sie sind Fremdlinge, weil sie nicht in ihrem eigenen Land sind. Das kann durchaus sein.

Aber es kann auch sein, dass hier eine doppelte Bedeutung gemeint ist. Das lesen wir gleich noch, und zwar auch in Kapitel 2, Vers 9. Dort sehen wir, dass wir als Christen grundsätzlich Bürger ohne Bürgerrechte sind.

Weil dies nicht unser Zuhause ist, weil wir Fremdlinge sind, weil wir hier nur durchpilgern. Als Christen sollten wir nicht denken, dass wir hier irgendetwas mit unserem Leben oder unseren Rechten festhalten können.

In Kapitel 2, Vers 9 heißt es: „Ihr aber“ – und Petrus richtet den Blick aufs Himmelreich, was er die ganze Zeit tut. Er sagt: Hier verliert ihr alles, aber Gott hat ein Erbe für euch. Dieses Hier ist alles vergänglich. Haltet euch fest an eure himmlische Wohnung.

Hier seid ihr nur Fremdlinge. Ihr seid, so heißt es in Kapitel 2, Vers 9, ein auserwähltes, königliches Geschlecht, Gottes Volk. Ihr seid Gottes Volk.

Die himmlische Hoffnung im Hebräerbrief

Wenn ihr mit mir in Hebräer Kapitel 11 geht, wird dort vieles sehr gut beschrieben, ebenso in den Kapiteln 13 und 14. Es geht um eine geistliche Perspektive, die hier im Hebräerbrief deutlich wird. Grundsätzlich heißt es dort, dass wir hier auf der Erde nur auf der Durchreise sind.

Unser irdisches Bürgerrecht, auf das wir uns vielleicht stützen, kann schnell zerfallen – wie es bei den Juden der Fall war. Doch wir haben ein ewiges Bürgerrecht. In Hebräer 11,13-14 wird dies deutlich: Dort wird von Abraham und anderen gesprochen, die im Glauben Schritte gegangen sind und etwas erwartet haben, das in der Zukunft liegt. Diese alle sind im Glauben gestorben, ohne die Verheißung vorher empfangen zu haben. Sie haben sie nur aus der Ferne gesehen – das ewige Jerusalem.

Sie waren davon überzeugt, haben es willkommen geheißen und bekannt, dass sie auf dieser Erde Gäste ohne Bürgerrechte und Fremdlinge sind. Denn solche Aussagen zeigen, dass sie ein Vaterland suchen. Sie richten ihren Blick auf das, was vor ihnen liegt, auf die Zukunft.

Auch Petrus kämpft in seinem Brief mit Menschen, die alle irdischen Rechte verlieren und denen plötzlich alles weggenommen wird. Er macht ihnen deutlich: Freut euch auf die Zukunft! Dort wartet ein Erbe auf euch, das Gott für euch bewahrt und das niemand rauben kann.

Wenn die Schergen von Nero kommen und euch alles wegnehmen – wie es in der NS-Zeit geschah –, dann setzt eure Hoffnung ganz auf die Gnade, die ihr empfangen werdet. Denn wir suchen das Zukünftige.

Christen, richtet euren Blick weg vom Vergänglichen! Im Hebräerbrief wird in Kapitel 1 oft von Vergänglichkeit und Unvergänglichkeit gesprochen. Der Autor will unseren Fokus darauf lenken, für das Unvergängliche zu leben, für das Zukünftige, für das Vaterland, auf das wir zugehen.

Dabei müssen wir durch viele Feuerproben gehen, wie wir noch sehen werden. Doch wir haben ein Ziel, das uns Hoffnung geben soll.

Lebenswirklichkeit der Christen unter Nero

Petrus schreibt in seinem ersten Brief an Christen, die ohne Rechte leben. Die politische Stimmung wird immer angespannter. Petrus gibt in verschiedenen Bereichen Anweisungen, wie sie mit Königen in Druckzeiten umgehen sollen. Er fordert diese Christen auf, ihre Vorgesetzten zu fürchten, selbst wenn sie Kränkungen erleiden. Außerdem spricht er schwierige Ehesituationen an, in denen Gläubige mit Ungläubigen zusammenleben.

Man sieht, dass der Druck gegen die Christenheit zunimmt. Er beginnt politisch, wirkt sich auf das Arbeitsleben aus und sogar auf das Familienleben, wo unterschiedliche Positionen vertreten sind. Petrus spricht genau diese Christen an: Wie sollen sie sich in einem solchen Umfeld verhalten? Wie können sie überleben, wenn der Druck steigt und sie keine Rechte mehr haben?

Die Christen stehen unter enormem Druck, der sich auf alle Lebensbereiche ausdehnt – politisch, geschäftlich und familiär.

Nun zu Kapitel 1 des ersten Petrusbriefes: Vor ein paar Wochen habe ich die Einleitungspredigt gehalten. Dabei wurde deutlich, dass diese Gläubigen stark unter Druck stehen. Nero hat vermutlich Rom angezündet und suchte einen Sündenbock. Er machte die Christen dafür verantwortlich. Das ganze Volk wurde gegen sie aufgehetzt, und die erste lokale Christenverfolgung begann.

In Rom wurden Christen brutal verfolgt: Sie wurden lebendig verbrannt, aufgehängt und als Straßenlaternen missbraucht. Man nähte sie in Tierfelle und ließ sie zum Vergnügen der Zuschauer gegen wilde Tiere kämpfen. Das waren die Rechte der Christen zu dieser Zeit – sie hatten keine Rechte. Die Menschen amüsierten sich darüber, wie Christen von Tieren zerfleischt wurden.

Die Stimmung verschärfte sich weiter, es kam zu Enteignungen und weiteren Repressalien.

Die Hoffnung auf das unvergängliche Erbe

Und was Petrus da macht, ist Vers 4: „Freut euch!“ Er wirft den Blick in die Zukunft, denn ihr habt ein unvergängliches Erbe, das auf euch wartet. Es wird aufbewahrt und kann niemals konfisziert werden.

Aber er sagt auch gleichzeitig: Ihr steht in der Gefahr, eure Güter zu verlieren, euer Leben zu verlieren. Dennoch seid ermutigt, liebe Christen! Wenn dein Leben so unter Druck steht, sei ermutigt. Warum? Denn die Ewigkeit wird so viel besser sein.

Liebe Christen, wenn der Druck steigt, wenn euch alles weggenommen wird, wenn ihr sterben müsst, bewahrt Gott euch etwas im Himmel auf. Und wenn ihr in Vers 6 schaut, dann werdet ihr einmal… Er macht diesen Vergleich zwischen dieser kurzen Traurigkeit und der Ewigkeit, diesem Erbe, das auf uns wartet und worüber wir jubelnd froh sein werden. Das ist der einzige Mut, den er ihnen geben kann.

Er kann ihnen nicht Mut machen, dass unser Leben hier wie unter einer Sonnenbank verläuft oder wie im Urlaub, denn das wird nicht passieren. Aber der Mut, der viel größer ist, die Wahrheit, die viel stärker und besser ist, lautet: Ihr werdet euch einmal jubelnd freuen.

Petrus ist ein Realist. Er tröstet nicht, indem er sagt: „Alles wird gut.“ Nein, hier auf der Erde wird nicht alles gut. Aber Gott hält euch eine Freude bereit, die größer ist als alle Traurigkeit. Ihr werdet euch jubelnd freuen.

Ihr werdet euch ungefähr so sehr freuen wie das deutsche Volk am Freitag in der neunundachtzigsten Minute gegen Spanien. Nun, diese Freude dauerte nicht lange, sie endete in Traurigkeit. Aber bei uns ist es genau umgekehrt: Unsere Traurigkeit ist nicht lang, aber sie endet in ewiger Freude.

Das ist eigentlich, was Vers 6 aussagt. Es ist nicht so eine kurze Freude wie in der 89. Minute, die plötzlich einen Nackenschlag bekommt und nicht mehr viel drehen kann. Das ist vergänglich, so kurz und nicht der Rede wert.

Aber diese Freude ist unendlich, und wir werden uns jubelnd freuen. Das soll uns Mut machen. Und es soll uns nicht nur Mut machen, sondern uns auch trainieren. Sehen wir gleich, wie unsere Hoffnung darin besteht, diesen Blick auf genau diese Wahrheiten zu werfen.

Wir sollen wirklich aufhören, unsere Hoffnung auf dieses Leben zu setzen, auf ein perfektes, schönes Leben hier. Sogar jetzt, wo es uns gut geht, sollen wir unsere Hoffnung ganz auf Gott und die Ewigkeit ausrichten. Denn es wird so viel besser sein.

Er richtet den Blick der leidenden Christen auf Christus: Lasst uns unsere Häupter erheben, denn unsere Rettung ist nahe. Unser Bürgerrecht ist im Himmel, dort ist unser Erbe, dort ist unsere Wohnung, dort ist Jesus, den wir lieben.

So wie es auch in Vers 8 heißt: „Die ihn lieben, obwohl sie ihn nicht gesehen haben, glauben an ihn, obwohl sie ihn jetzt nicht sehen, und über ihn werden wir uns, wenn wir endlich bei ihm sind, jubelnd freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude.“

Die Spannung zwischen Leben und Sehnsucht nach Christus

Aber ist es nicht so, dass sie es gar nicht so eilig haben, zu ihm zu kommen? Ganz klar, wir sind hier in eine Welt gestellt, in der Gott uns, solange wir leben, haben möchte. Wir dürfen das Leben genießen, das Familienleben und all die guten Gaben, die Gott uns gibt. Das ist gar keine Frage. Wir müssen nicht depressiv werden, nur damit wir endlich sterben. Das ist sicherlich nicht der richtige Weg.

Können wir aber Vers 8 sagen: Wir lieben ihn, obwohl wir ihn noch nicht sehen, und wir freuen uns so darauf, ihn live zu sehen. Dann wird unsere Freude so groß und so jubelnd sein, dass sie uns Mut in schwierigen Situationen gibt. In diesem Vers richtet Petrus unseren Blick auf die Ewigkeit.

Sicherlich kämpfen wir alle auch für diejenigen, die diese Erde mit ihrem Reichtum und ihren Freuden mehr lieben als die Erscheinung Jesu. Für diejenigen, die lieber hier ein friedvolles Bürgerrecht hätten, ist das bestimmt ein schwacher Trost. Sie denken vielleicht: „Ja, was sollen diese Wahrheiten? Das kommt eh auf mich zu, aber ich möchte jetzt hier einfach noch mein Leben genießen.“

Für die, die die Erscheinung Jesu Christi, der wiederkommt, nicht liebgewonnen haben, die nicht diese Sehnsucht und Liebe zu Christus haben, über den wir uns jubelnd freuen werden, für die wird das, was Petrus hier schreibt, ein schwacher Trost sein.

Aber für die Christen hier, die unter Druck standen, die nichts mehr von diesem Leben zu erwarten hatten und die gebetet haben: „Bitte, Herr Jesus, komm!“, für sie ist das eine große Hoffnung, ein Grund zur Freude und Vorfreude.

Wir leben im Glauben auf das Zukünftige und nicht im Schauen auf das, was wir jetzt eine kurze Zeit ertragen müssen. Das sind die Gedanken, die Petrus entfaltet.

Ermutigung und Ermahnung in der Drucksituation

Petrus beginnt diesen Brief in einer leidvollen Situation. Zuerst macht er Gott groß und gibt uns Mut, indem er zeigt, was Gott uns alles schenken wird. Danach stellt sich die Frage: Was ist das zweite Große, das er den Christen schreibt?

Wir behalten im Blick, dass hier Christen unter Druck stehen. Als Erstes macht Petrus ihnen Mut. Er will sie beflügeln und sagen, dass es besser wird. Was ist das zweitwichtigste, das er ihnen schreibt? Wenn man ab Vers 13 oder Vers 14 schaut, fällt das auf. Und das finde ich ganz verrückt.

Das Erste ist ein Mutmacher, ein Blick in den Himmel. Das Zweite, was Petrus ihnen letztendlich schreibt, steht in Vers 14: Liebe Christen, seid ein Licht in eurer Drucksituation, indem ihr heilig lebt. Daher kommt auch der Predigtitel „Leben unter Druck – was Gott von mir möchte“.

Ich habe mich unglaublich schwergetan mit dem Text, weil ich ein Stück weit müde bin, über Heiligkeit zu reden. Über all das, was wir tun müssen, und diese ganzen Imperative – das kann einen auch erschöpfen, so ein Stück weit. Nachdem ich die letzte Predigt gehalten habe, hat es mir selbst so viel Erquickung gegeben, einfach auf Christus zu schauen, die Schönheit zu genießen, was er alles getan hat und tun wird und was er uns schon geschenkt hat.

Und jetzt kommt Petrus und das Erste, was er nach dem Mut macht, ist: In Leuten, denen es schlecht geht, sagt er mit sehr viel Nachdruck: O liebe Christen, ihr sollt heilig leben, weil Gott heilig lebt – selbst in dieser schwierigen Situation.

Das Zweitwichtigste in den schwierigen Situationen meines Lebens ist also die Ermahnung, dass ich heilig leben soll. Gerade dort, wo sich die Finsternis ausbreitet, wo es dunkel und schwer wird, wo die Daumenschrauben angezogen werden, da sollen Christen leuchten. Gerade dort, wo Lügen über Christen erzählt werden – ihr erinnert euch, Kaiser Nero hat gesagt: „Ah, die Christen, die bösen Sektierer, die haben Rom angezündet.“ So entstand eine richtig schlechte Stimmung.

Gerade dort, wo Lügen über uns Christen erzählt werden, wo ihnen unterstellt wurde, Rom angezündet zu haben, gerade dort sollen sie an ihren Werken erkennen lassen, dass sie zu Gott gehören. An mehreren Stellen – die wir später noch anschauen werden – schreibt Petrus: Gerade dort, liebe Christen, wo euch Böses unterstellt wird, habt einen guten Wandel, damit die, die euch verleumden, zu Schanden werden – gerade in dieser druckvollen Situation.

Das ist vergleichbar mit der Zeit des Nationalsozialismus. Die Nazis haben es den Juden sehr schwer gemacht. Stellt euch vor, es gab auch wiedergeborene Juden, die, obwohl sie Schläge von einer Seite bekamen, auch freundlich zu denen waren, die ihnen das Leben schwer machten. Man kann ihnen nicht nachsagen, sie seien Betrüger oder Abzocker, obwohl solche Unterstellungen weit verbreitet waren.

Sie haben einfach bewiesen: Nein, das sind wir nicht. Und genau das sagt Petrus den Christen: Dort, wo euch Böses unterstellt wird, lasst sie zu Schanden werden, indem ihr einen guten Wandel lebt.

Bibeltext: 1. Petrus 2,13-17 – Heilig leben unter Druck

Wir lesen gemeinsam den Bibeltext ab 1. Petrus 1,13 bis Vers 17 und behalten dabei den Kontext im Blick. Der Text beginnt mit dem Wort „darum“, was wichtig ist zu verstehen. Vorher war der Blick in den Himmel gerichtet – das ist ganz wesentlich. Denn ihr habt so viel Gutes, weil Christus euch so viel bewahrt. Das ist fest, es steht fest, es ist schon dort.

Darum, Vers 13: „Darum, deswegen, umgürtet die Lenden eurer Gesinnung, seid nüchtern und setzt eure Hoffnung ganz auf diese Gnade aus den Versen vorher. Setzt eure Hoffnung ganz auf diese Gnade, die kommen wird, die euch zuteil wird in der Offenbarung Jesu Christi.“ Hier findet sich noch einmal eine Ermahnung. Es geht nicht nur darum, zu hören, was vorher gesagt wurde, sondern ihr müsst eure Hoffnung ganz klar auf diese Gnade setzen, die kommen wird, wenn Jesus Christus wiederkommt.

Jetzt Vers 14: „Als gehorsame Kinder passt euch nicht den Begierden an, denen ihr früher in eurer Unwissenheit dientet. Sondern wie der, welcher euch berufen hat, heilig ist, sollt auch ihr heilig sein in eurem ganzen Wandel. Denn es steht geschrieben: ‚Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig.‘ Und wenn ihr den als Vater anruft, der ohne Ansehen der Person richtet, nach dem Werk jedes Einzelnen, so führt euren Wandel in Furcht, solange ihr euch hier als Fremdlinge aufhaltet.“

Was für ein ermutigender Text für jemanden, dem es richtig schlecht geht, oder? Denk an das Gericht Gottes: Gott wird all deine Werke beurteilen. Deswegen lebe ein Leben in Furcht vor Gott – das sind die Aussagen in diesem Vers. Vielleicht gehört das nicht ganz zum Schluss des Briefes, doch es hebt die Christen erst einmal auf. Sie sind gerade dabei, ihr ganzes Leben an die Wand zu fahren. Vielleicht ist es nichts anderes, als sie an das Gericht Gottes zu erinnern, wo ihre Werke einmal geprüft werden.

Wenn ihr in Vers 13 schaut, beginnt er mit dem Wort „darum“. Dieses „darum“ bezieht sich auf die ganzen Verse vorher, in denen Petrus unseren Blick auf die Ewigkeit richtet und zeigt, was Gott uns alles schenkt. Was Petrus jetzt mit diesem Wort „darum“ macht, ist, eine Anwendung einzuleiten. Vorher war alles Theologie, Wahrheiten. Jetzt folgt die Anwendung.

Alles ab Vers 13 ist die Antwort auf die große Gnade, die Gott uns bereithält: dass er uns wiedergeboren hat, dass wir eine lebendige Hoffnung haben. Und auch wie es in Vers 18 heißt, ist das eine Begründung für das, was wir jetzt lesen. Dort steht, dass wir nicht losgekauft sind mit vergänglichen Dingen wie Gold, sondern dass Jesus Christus selbst sein kostbares Blut geben musste. Es geschah nicht mit vergänglichen Dingen, sondern es hat Gott alles gekostet, seinen Sohn.

Um uns zu erschaffen, hat Gott nur ein Wort gebraucht. Um uns zu erlösen, musste er seinen Sohn geben, das kostbare Blut seines Sohnes. In Vers 18 heißt es deshalb: „Denn ihr wisst ja...“ Also tut all diese Dinge bis Vers 18, weil ihr wisst, dass Gott sein Bestes gegeben hat. Und weil ihr so viele Dinge in der Ewigkeit habt, die auf euch warten, verfolgt diese Anwendung, die Petrus schreibt.

Was Petrus in Vers 13 als Hauptaussage schreibt, ist: Liebe Christen, wenn euch Leid im Leben trifft, setzt eure Hoffnung ganz auf diese Gnade, die euch einmal zuteilwerden wird. Ihr müsst eure ganze Hoffnung darauf setzen – und das ganz aktiv, seht ihr das? Nicht nur wissen, was kommt. Wir können hier heute rausgehen und sagen: „Ja, interessante Wahrheiten über die Zukunft.“ Dann tauchen wir ein in unseren Alltag und denken: „Aha, irgendwann kommt schon mal was Schönes.“ Aber was hier steht, ist: Vers 13, darum setzt ganz aktiv all eure Hoffnung, alles, was ihr habt, auf diese eine Karte.

Er sagt nicht nur informativ, dass das alles auf euch wartet, sondern setzt alles – euer ganzes Denken, euren Willen – so ganz aktiv auf diese Hoffnung, auf das, was kommen wird. Du musst es wirklich innerlich festhalten, ergreifen und dein Denken darauf ausrichten, dein Handeln. Denn das sehen wir dort: „Seid nüchtern“ ist das Nächste, was er schreibt.

Vers 13: „Umgürtet die Lenden“ – das ist ein Bild aus dem Altertum. Früher trug man lange Gewänder. Wenn du gehen musstest, bedeutete „Lenden umgürten“, den Leibrock hochzubinden und festzubinden. Das ist ein Bild für Bereitschaft: Du gehst voran, du hast Ziele. Manchmal mussten auch Soldaten ihren Leibrock hochbinden, wenn sie kämpfen mussten.

Was hier steht, ist: Richte dein ganzes Denken und deine ganze Hoffnung auf diese Hoffnung, die kommt. Vers 13: „Umgürte deine Lenden“ – sei bereit, in diese Richtung zu gehen, dich nur darauf zu fokussieren. Sei nüchtern, das heißt, triff klare, nicht hysterische Entscheidungen, die dein Leben in die Richtung Ewigkeit führen. Triff Entscheidungen für diese Dinge, ganz nüchtern und klar überlegt.

Das ist etwas, was wir trainieren müssen, jetzt, wo es uns gut geht. Wir sind hier Bürger ohne Bürgerrecht. Unser Bürgerrecht ist im Himmel. Das Zukünftige suchen wir, wie es in Hebräer 11 heißt, die zukünftige Stadt. Ist das bei dir so? Stimmen wir ein mit den Glaubenshelden, die das Zukünftige suchen?

Die Hoffnung, ganz auf die Gnade zu setzen, heißt nicht, es so zu machen wie viele, die breit gestreut in Aktien investieren. Solche Leute setzen ihre Hoffnung sehr breit. Wenn eine Aktie schlecht läuft, haben sie noch Glück, weil eine andere gut läuft. Sie setzen auf viele Pferde.

Das bedeutet es nicht, seine Hoffnung ganz auf die Gnade zu stellen. Was Petrus sagt, ist: Wenn wir das Bild der Aktien nehmen, setzt deine Hoffnung ganz auf diese eine Aktie, nur auf dieses eine Pferd. Du musst deine Hoffnung ganz nur auf dieses eine Pferd setzen. So wollen wir auf diese Gnade festhalten, die wir in der Zukunft bekommen werden.

Wollen wir nicht jetzt schon, und wir können den Herrn anflehen – es ist ein Kampf mit unserem Fleisch und Geist, wie es Paulus im Römerbrief schreibt –, wollen wir nicht jetzt schon lernen, die Erscheinung Jesu Christi liebzugewinnen. Das bedeutet, es zu lieben, dass er kommt. Uns auch zu freuen, dass er kommt. „Oh Gott, hilf uns dabei! Öffne mir die Augen meines Herzens, damit ich sehe, was auf mich wartet, dass mein Herz ausgerichtet ist.“

Richte mein Herz auf das Eine: dich zu fürchten, deine Ankunft zu lieben. Ringst du so vor Gott? Das ist ein Weg, den du gehen kannst, wenn du heute merkst, du lebst wie in einem Nebel dieser Vergänglichkeit. Warum muss der Psalmist schreiben: „Richte mein Herz aus“? Er merkt, sein Herz ist nicht ausgerichtet. Aber es ist der richtige Weg: „Herr, richte mein Herz aus.“ Deinen Namen zu fürchten, deine Erscheinung wieder liebzugewinnen, dich zu lieben, dich zu suchen, das Zukünftige zu suchen.

Meine Zeit hier nicht zu verschwenden in Dingen, wo morgen die Stimmung kippen kann und ich alles verliere, was heute mein Götze ist, was den Platz eingenommen hat von Gott in meinem Leben – und es zerbricht uns. Dass wir Dinge auf den Thron setzen, die Gott gehören, dass wir Dinge zu unserer Hoffnung machen, die Gott sein möchte.

Der Druck und die Versuchung zur Anpassung

Nun weiß Petrus, dass es in der Natur des Menschen liegt, Schwierigkeiten und herausfordernde Situationen zu erleben. Es gibt verschiedene Arten von Menschen – wahrscheinlich noch mehr als zwei –, aber ich möchte hier zwei vorstellen.

Wenn Druck kommt, gibt es Menschen, die darunter bleiben. Sie sagen: „Herr, du hast mir die Last auferlegt, ich bleibe darunter.“ Andererseits gibt es Menschen, denen Gott Lasten auferlegt, vielleicht aufgrund von Prinzipien, die sie haben. Diese Menschen lockern manchmal ihre Prinzipien und passen sich an den Druck an.

Ich möchte ein Beispiel bringen, und zwar ohne ein politisches Statement abgeben zu wollen. Das ist mir wirklich wichtig. Ich stelle mich hier auf keine Seite. Vielleicht kennt ihr die Dokumentation über Joshua Kimmich im ZDF, die seine letzten Jahre beim FC Bayern und seine Karriere beschreibt. Joshua Kimmich war zunächst zögerlich, sich impfen zu lassen. Er war skeptisch, wollte erst sehen, wie die Forschung voranschreitet. Er war kein Impfgegner im politischen Sinne, sondern wollte einfach abwarten.

Er ließ sich nicht impfen, und irgendwann begannen die Medien, über ihn zu spotten. Man warf ihm vor, ein schlechtes Vorbild zu sein, weil er sich nicht impfen ließ. Das war der erste Druck, den er erfuhr. Später, als er in Quarantäne musste, weil er Kontaktperson war – ich kann mich kaum noch an die ganzen Regeln erinnern –, hörte der FC Bayern auf, sein Gehalt zu zahlen. Das war der nächste Druck.

Er merkte, dass er in einem Verein, den er eigentlich liebte und als familiär wahrgenommen hatte, plötzlich nicht mehr den Rückhalt bekam. Schließlich ließ er sich impfen. Warum diese Geschichte? Sie zeigt, wie Menschen Prinzipien haben können, aber unter Druck von außen bereit sind, diese anzupassen, um dem Druck zu entkommen. Das ist die Quintessenz, die ich mit diesem Beispiel vermitteln möchte – ganz ohne politischen Hintergrund. Als ich die Dokumentation sah, dachte ich: „Wow, der hat wirklich darunter gelitten.“

Was Petrus schreibt, ist die Überleitung dazu. In Vers 14 warnt er: „Passt euch nicht an!“ Kimmich hat sich angepasst – ich urteile nicht darüber –, aber er hat es aufgrund des Drucks getan. Petrus schreibt in einer Drucksituation: „Passt euch nicht an!“ An was nicht? „Passt euch nicht an an diese Sünden, denen ihr früher gedient habt. Kehrt nicht zurück dahin, wo ihr herausgekommen seid!“ Kehre in solchen Drucksituationen nicht zu deinen alten Gewohnheiten, deinen alten Sünden oder deinem alten Götzendienst zurück.

Das steht auch an anderer Stelle im ersten Petrusbrief, aus dem du dich vielleicht bekehrt hast. Es kann für dich sehr einfach sein, wenn deine Umgebung plötzlich den Druck wegnimmt, wieder in alte Muster zurückzufallen. Zum Beispiel in Kapitel 4, Verse 2 bis 4:

„Um die noch verbleibende Zeit im Fleisch nicht mehr den Lüsten der Menschen zu leben, sondern dem Willen Gottes, richte mein Herz auf das eine. Denn es ist genug, es ist für uns genug, dass wir die vergangene Zeit des Lebens nach dem Willen der Heiden zugebracht haben.“

Petrus sagt also: Wir haben früher so gelebt wie alle anderen – mit Ausschweifungen, Begierden, Trunksucht, Belustigungen, Trinkgelagen und frevelhaftem Götzendienst. Vers 4 fährt fort: „Das befremdet sie, dass ihr nicht mitlauft in demselben heillosen Schlamm.“ Was tun sie deswegen? Sie lästern.

Weil du nicht mehr mitläufst in diesem heillosen Schlamm, lästern sie über dich. Petrus schreibt in Vers 3: „Es ist genug, dass wir in der Vergangenheit gewisse Sünden getan haben.“ Es ist genug, wir haben genug Zeit verschwendet. Und in Vers 4 sagt er: Weil ihr euch nicht mehr so verhaltet, befremdet das die anderen. „Befremden“ bedeutet einfach, dass sie es seltsam oder eigenartig finden.

Ich selbst hatte eine ziemlich wilde Jugend. Als ich mich dramatisch bekehrte, dachte mein gesamter Freundeskreis, ich würde in eine Sekte gehen. Sie sahen, dass ich nicht mehr mitlief im heillosen Schlamm. Glaubt mir, es wurde viel über mich gelästert, gespottet und Witze gemacht. Gerade wenn man sich aus der Welt bekehrt und plötzlich der „Oberheilige“ ist vor den unzüchtigen Sündern, dann wird viel geredet.

Ich möchte hier nicht öffentlich alles ausbreiten, aber viele meiner früheren Freunde sind gestorben – mindestens fünf könnte ich aufzählen. Doch über mich wurde gelästert. Was Herr Svier sagt, trifft zu: Es befremdet sie. Es ist für sie so komisch, dass du nicht mehr mitläufst, nicht mehr dieselben bist wie früher, nicht mehr am Götzendienst oder an anderen religiösen Traditionen teilnimmst. Christen wirken für die Welt eigenartig – nicht im negativen Sinn, aber befremdlich.

Was tun sie? Vers 4 sagt: Sie lästern. Zusammengefasst entsteht der Druck, weil wir uns von Sünden fernhalten, die wir früher vielleicht mitgemacht hätten. Man müsste nur aufhören, gegen die Sünde zu kämpfen und das Evangelium loslassen, dann würden sich die Daumenschrauben lösen. Sie würden sagen: „Herzlich willkommen zurück im heillosen Schlamm!“ Denn sie lästern, weil wir nicht mehr mitschwimmen.

Das führt zum zweiten Thema, das Petrus in Kapitel 1 anspricht, Vers 14: „Passt euch nicht den Begierden an, denen ihr früher gedient habt. Seid heilig, wie Gott heilig ist.“ Wir sind sein Volk, und in Drucksituationen repräsentieren wir als Leuchter, Repräsentanten und Botschafter Gott.

Weil Petrus genau weiß, dass uns Böses unterstellt wird und man über uns lästert, legt er großen Wert darauf, gerade in Drucksituationen an unseren Lebenswandel zu appellieren. In Kapitel 2, Vers 12 heißt es:

„Führt einen guten Wandel unter den Heiden, damit sie, wo sie euch als Übeltäter verleumden und euch Böses unterstellen, aufgrund der guten Werke, die sie gesehen haben, Gott preisen werden.“

Sie merken, dass ihre Anschuldigungen nicht stimmen, weil sie eure guten Werke sehen. In Kapitel 3, Vers 16 steht die gleiche Anweisung:

„Bewahrt ein gutes Gewissen.“

Warum dieser Gedanke der Heiligkeit? Damit das Wort, damit diejenigen, die euren guten Wandel in Christus verlästern – wieder dieser Gedanke –, zu Schanden werden in dem, wo sie euch als Übeltäter verleugnen.

Man sieht, warum es in Drucksituationen wichtig ist, ein heiliges Leben zu führen – gerade dann, wenn der Wind gegen uns weht. Damit die Menschen sehen, dass es echt ist, dass wir Gottes Kinder sind. Man kann noch so viel Schlechtes über uns sagen, aber es gibt keinen Beweis.

Petrus ermahnt auch, dass man nicht als Übeltäter leiden soll. Leiden ist nicht immer gut. Es kann passieren, dass du als Übeltäter leidest – dann hat das nichts damit zu tun, dass du Gott verherrlichst. Vielleicht leidest du, weil du klaust oder dich in fremde Dinge einmischt oder einfach unbeliebt bist. Das ist nicht der richtige Weg.

In Kapitel 4, Vers 15 heißt es:

„Keiner von euch soll als Mörder oder Dieb oder Übeltäter leiden oder weil er sich in fremde Dinge einmischt.“

Wenn du dich überall einmischst und ständig deinen Kommentar gibst, mag man dich nicht. Du kannst nicht sagen: „Sie mögen mich nicht, weil ich Christ bin.“ Nein, sie mögen dich nicht, weil du dich in fremde Dinge einmischst.

Du sollst leiden aufgrund deiner guten Werke. Vers 16 sagt:

„Wenn du aber als Christ leidest, aufgrund deiner guten Werke, weil du Liebe zu den Nächsten hast, Gutes tust, Gottes Gebote halten willst und nicht mehr mitläufst im heillosen Schlamm, dann sollst du Gott verherrlichen. Dann leidest du nach Gottes Willen.“

Wir wenden das auf uns an: Wir sollen unser Leiden und unseren Druck nutzen, um Gott zu verherrlichen.

Wenn wir zurück zu Kapitel 1 gehen, sehen wir, wie Petrus im gesamten Brief darauf hinweist, dass Christen in diesem Kontext oft als Übeltäter angesehen werden. Wir haben zwei Verse gesehen, die genau darauf appellieren: In Vers 14 und Vers 15 heißt es, dass wir heilig sein sollen wie Gott, als Gottes Repräsentanten.

In Vers 16 steht:

„Seid heilig, wie Gott heilig ist.“

Und ich frage mich, warum Petrus am Anfang des Briefes, bis Vers 17, so viel Druck aufbaut. Vers 17 sagt:

„Achtet darauf, dass Gott, der ohne Vorzugsbehandlung jeden Einzelnen nach seinen Werken richten wird, und deswegen lebt ein Leben in Gottesfurcht.“

Ich denke mir, die Christen hatten damals genug Probleme. Deshalb sagt Petrus: Führt euren Wandel in Furcht, solange ihr hier lebt, weil ihr wisst, dass Gott zu fürchten ist und richten wird.

Warum so viel Druck? Petrus ist es ernst. Er erinnert uns an einen richtenden Gott, der jedes Werk richten wird. Wir denken sofort an das Endgericht. Aber der erste Petrusbrief redet auch von einem Gericht in Kapitel 4, Vers 17:

„Denn die Zeit ist da.“

Der Kontext ist Leiden und Verfolgung. Vers 16 beschreibt, dass du als Christ leidest. Vers 17 sagt, dass die Zeit gekommen ist, dass Gottes Gericht an seinem eigenen Haus beginnt – an seiner Gemeinde.

Hier herrscht schlimmste Verfolgung. Christen leiden, werden geschlagen und gebeutelt. Petrus sagt, jetzt beginnt Gott, seine Gemeinde zu reinigen. Er richtet durch Leiden und Verfolgung.

Ich will ehrlich sein: Das macht mir Angst. Es macht mir wirklich Angst, dass Gott, unser liebender Vater, der seinen einzigen Sohn gab – so heißt es in Vers 18 –, der uns nicht mit Gold oder Silber, sondern mit seinem heiligen Blut erkauft hat, derselbe Gott ist, der uns richtet, schlägt und reinigt.

Denn die Zeit ist da, dass das Gericht beim Haus Gottes beginnt. Wenn das Gericht schon bei uns, seiner Gemeinde, so schlimm ist, wie schlimm wird es dann für diejenigen, die sich weigern, an das Evangelium zu glauben? Wenn Christen schon so viel leiden, wie viel mehr die Ungläubigen?

Das ist die Schlussfolgerung: Gott erzieht, und Erziehung kann wehtun. Das macht mir Angst. Aber die Hoffnung ist, dass wir, während wir durch diese Feuerprobe gehen – so heißt es in Kapitel 4, Vers 12 –, eine große Freude haben.

In Kapitel 1, Vers 6 steht:

„Gott bereitet uns eine große Freude.“

Er heiligt uns, schlägt uns, aber gleichzeitig gibt er uns Hoffnung. Die kurze Traurigkeit, die wir jetzt erleben, wird verblassen im Vergleich zu der jubelnden Freude, die uns erwartet.

Gott bereitet uns vor, sich auf ihn zu freuen, ihn zu erwarten und seine Erscheinung lieb zu gewinnen. Er ruft uns auf, alles abzulegen, was uns hindert.

Wir sehnen uns nach einem Leben ohne Krieg, nach einem Körper ohne Krankheit und nach Jesus Christus. Passiert nicht genau in Drucksituationen, dass wir unsere Häupter erheben, weil unsere Errettung nahe ist? Ist das nicht die Frucht, die daraus entsteht?

Schlussgedanken und Gebet

Ich bin am Schluss. Einfach noch kurz ein paar letzte Worte, aber im Grunde landen wir gerade.

Ich habe es vorhin schon anklingen lassen, nachdem ich vor ein paar Wochen den ersten Teil aus dem Petrusbrief gehalten habe. Es hat mich so froh gemacht, einfach wegzuschauen und nur auf diese Ewigkeit zu blicken. Zu wissen, wie froh und wie gut es einmal sein wird, und im Glauben zu ergreifen, wie wir uns einmal freuen werden über das, was Gott uns alles bereithält.

Als ich mich in den letzten Tagen mit diesem Bibeltext beschäftigt habe – wer will, kann ja mal meine Frau fragen, wie es mir in den letzten Tagen ging – ich war so angefochten bis heute Morgen. Es hat nicht funktioniert. Ich war müde. Ich habe den Text gelesen und war müde davon zu hören: Du musst heilig sein, Tobias, weil Gott heilig ist. Achte auf deine Werke, denn Gott wird dich richten. Das kann einen müde machen, gerade wenn man selbstkritisch ist. Es macht einen müde.

Ich hätte so gerne etwas gehört oder mir selbst gepredigt, das mich erhebt und beflügelt und mich einfach in Christus froh sein lässt. Aber ich musste den Text predigen, und ich musste mich da irgendwie durchbeißen.

Ich muss euch sagen, der Text hat stark zu mir gesprochen: Kehre nicht zurück zu deinen alten Sünden, sei ausgerichtet auf Christus. Du wirst gerichtet nach deinen Werken, und Gott ist ein richtender Gott, der auch hier auf dieser Erde schon anfängt, sein Volk zu reinigen.

Wir wollen aus diesem Text heute einfach verstehen, wie wichtig es ist, unsere Hoffnung – Vers 13 – ganz auf die Gnade zu setzen. Ganz auf die Gnade. Das muss unsere Hoffnung sein. Setzt eure Hoffnung nicht auf diese Erde, sondern ganz auf die Gnade, die uns zuteilwird, wenn Christus uns holt. Unser Anker im Himmel zu sein, als Pilger unterwegs zu Christus, in unsere ewige Heimat.

Dafür ist es wichtig, auf diesem Weg unseren Wandel heilig zu leben, solange wir uns hier als Fremdlinge aufhalten – so heißt es in einem anderen Vers. Und wir flehen Gott an – vielleicht machen wir das jetzt, lasst uns beten – wir flehen Gott an, dass er dieses Werk an uns tut. Dass von ihm auch die Kraft fließt, heilig zu leben, so zu leben, dass es ihn ehrt. Denn sonst erdrückt es uns, es macht uns müde.

Lasst uns beten – vielleicht stehen wir auf: Herr Jesus, wir brauchen dich. Wir rufen es aus: Herr Jesus, wir erkennen, dieses Leben ist so vergänglich, und es kann so schnell alles vorbei sein. Wir wollen klug sein und diese Wahrheiten sehen, diese ewigen Wahrheiten, die du in der Ewigkeit für uns aufbewahrst, sodass wir uns jubelnd freuen werden, wenn wir dich sehen.

Aber wir müssen auch die Ermahnung von Petrus in diesem gleichen Kontext sehen: Du willst, dass wir heilig leben, sodass Fehler an uns gesucht werden, sie aber zu Schanden werden, weil wir deine Kinder sind, Herr, und leben wie du. Du siehst alle Müdigkeit, und wir bitten einfach, dass du uns erfrischst durch deinen Geist.

Herr, du hast uns versprochen, den Geist zu geben, der in uns deinen Willen bewirkt, der tut, dass wir in deinen Wegen wandeln, der uns deine Gesetze ins Herz schreibt.

So bitte ich das für uns als Gemeinde, Herr Jesus, dass du uns schenkst, dass unser Streben zuerst auf dich gerichtet ist. Wir bitten dich, wirke dies auch in meinem Leben und in jedem von uns. Amen.