Ermutigung zum Leiden für das Evangelium
Kapitel eins, Vers acht, stehen geblieben. Schäme dich also nicht. Das ist bei uns Gliederungspunkt Arabisch drei, klein a, Römisch zwei. Arabisch drei, klein a, Römisch zwei.
Dort hatten wir: Römisch eins war „Erhalte das Feuer der Gnadengabe am Brennen“, und das zweite ist dann „Schäme dich nicht des Zeugnisses, sondern leide mit für das Evangelium“, Verse acht bis zwölf.
„Leide mit, schäme dich also nicht des Zeugnisses unseres Herrn, auch nicht meiner, der ich sein Gebundener bin, sondern erleide mit das Üble für die gute Botschaft gemäß der Kraft Gottes.“ Das hatten wir gestern noch gelesen. Also, Kraft ist vorhanden. Timotheus wird ermutigt. Es ist das große Anliegen des Apostels, Timotheus zu ermutigen für seine großen Aufgaben.
Er verwendet zur Ermutigung nicht irgendwelche psychologischen Tricks, sondern er weist ihn auf Christus hin und auf die Kraft, damit er sich dessen bewusst wird: Gottes Kraft ist vorhanden. Es hängt nicht alles an ihm und seinen Leistungen, sondern es hängt an dem Christus, der in ihm wohnt.
Leide mit Übel gemäß der Kraft Gottes. Paulus deutet hier an: Ich weiß selbst, dass auch meine Lage nicht gut ist, aber sie ist gut genug, sodass Gottes Kraft durch uns wirken kann – für dich und für mich. Es ist genug Kraft vorhanden, sei also bereit zum Leiden.
Es ist immer genügend Gnade da. Meine Kraft kommt in der Schwachheit zur Vollendung. Die Parallelstelle wäre hier 2. Korinther 12, Vers 9. Der Herr sagte zu mir: „Es genügt dir meine Gnade, denn meine Kraft wird in der Schwachheit vollkommen.“
Bitte nicht: „Lass dir meiner Gnade genügen.“ Hier ist Luther grundfalsch. Es geht nicht um ein „Lass dir genügen“, sondern es ist eine Aussage, ein Indikativ: „Es genügt dir meine Gnade.“ Es ist eine Tatsache. Die Gnade reicht aus für dich, denn meine Kraft wird in der Schwachheit vollkommen.
Also will ich nur zu gerne mich lieber meiner Schwachheiten rühmen, damit die Kraft des Christus über mir wohne – über mir, also wie eine Kraft, die einen überschattet. Hier in 2. Korinther 12, Vers 9.
Darum habe ich Wohlgefallen an Schwachheiten, an übermütiger Misshandlung, an Nöten, an Verfolgungen, an Schwierigkeiten für Christus, denn wenn ich schwach bin, dann bin ich kräftig.
Also, wir sollen wissen, dass seine Kraft immer ausreicht für jede Prüfung. Das hat er erlebt. Das heißt nicht, dass es uns immer Freude machen wird, aber die Kraft wird vorhanden sein.
Paulus kam zeitweise an einen Punkt, wo er beschlossen hat, zu sterben. Er konnte nicht anders. Aber er hat nicht aufgegeben, Christus zu vertrauen.
2. Korinther 1, Vers 8: „Wir sind über unsere Kraft beschwert worden, so dass wir auch am Leben verzweifelten.“
2. Korinther 1, Vers 9: „Jedoch haben wir selbst das Todesurteil in uns selbst gehabt, damit wir uns nicht auf uns selbst verlassen möchten, sondern auf Gott.“
Das Vertrauen blieb. Dieser Gott hat ihn dann herausgeholfen.
Die Grundlage der Rettung und der göttliche Plan
Um Timotheus Mut zu machen, spricht Paulus nicht nur von der Kraft, sondern von dem Gott der Kraft. In 2. Timotheus 1,9 heißt es: Gott, der uns rettete, spricht hier von dem kräftigen Gott, der uns rettete und mit einem heiligen Ruf rief. Dieser Ruf erfolgte nicht aufgrund unserer Werke, sondern nach seinem eigenen Vorsatz und der Gnade, die uns in Christus vor allen Weltzeiten gegeben wurde.
Die Grundlage für unsere Rettung hat Gott gelegt. Alles lief nach einem Plan, einem festgelegten Vorsatz. Das Rettungswerk, um Menschen zu retten, folgte diesem Plan. Es heißt ausdrücklich: nach eigenem Vorsatz, nicht nach unseren Werken. Gott hat sich nicht die Menschen angeschaut, um zu entscheiden, wer würdig sei, gerettet zu werden. Nein, die Rettungsaktion verlief nach einem Plan, und dieser Plan basierte auf Gnade.
Diese Gnade wurde uns in Christus gegeben – und zwar vor allen Weltzeiten. Das ist ein wichtiger Punkt. Oft gibt es Diskussionen mit Leuten, die meinen, Paulus hätte gelehrt, dass Gott sich vorgesetzt hätte, wen er retten würde. Nein, es ist der Vorsatz, dass es nach Gnade geschehen soll. Diese Gnade ist uns allen gegeben – kollektiv, in Christus, vor ewigen Weltzeiten. Allen Menschen, der ganzen Gemeinde Jesu, allen, die auf dieses Angebot eingegangen sind, wurde die Gnade in Christus schon vor der Ewigkeit gegeben.
Das hat nichts mit der Vorstellung zu tun, dass Gott vorherbestimmt hat, wer sich bekehren wird und wer nicht. Das ist nicht das Thema. Es geht um das Heilswerk. Wie wird das neutestamentliche Gottesvolk gerettet? Wie soll es gerettet werden? Gottes Plan und Vorsatz war, dass es nach Gnade geschehen soll – und zwar in Christus.
Diese Gnade wurde uns von Ewigkeit her in Christus gegeben. Wir selbst mussten aber erst in Christus hineinkommen. Wer nicht in Christus ist, hat die Gnade nicht, aber in Christus ist sie vorhanden. Wir Menschen, die heute an ihn glauben, gehören alle zur Gemeinde, zum neutestamentlichen Gottesvolk. Dieses Gottesvolk erhielt die Gnade in Christus, doch dies geschah nach Gottes Plan von Ewigkeit her.
Die Gemeinde als solche gab es damals noch nicht, aber Christus gab es in der Ewigkeit. Gott hat geplant und die Gemeinde in Christus erwählt, obwohl sie noch nicht existierte. Das ist vergleichbar mit dem Alten Testament und Abraham. Gott erwählte das Volk Israel in Abraham, obwohl es noch nicht da war. So wurde das Volk in Abraham erwählt.
Der Eintritt ins Volk geschah durch Geburt. Gott hat nicht einzeln bestimmt, wer Israelit werden sollte. Vielmehr erwählte er ganz konkret die Nachkommen Abrahams, insbesondere über Isaak und Jakob. So hat Gott sein Volk im Alten Testament in Abraham, Isaak und Jakob erwählt. Ebenso hat er sein neutestamentliches Volk in Christus erwählt.
Christus ist der einzige Erwählte. Abraham, Isaak und Jakob sind im Alten Testament die souverän Erwählten. Christus ist der absolut souverän Erwählte im Neuen Testament. So wie jeder, der zu Abraham gehörte, zum erwählten Gottesvolk im Alten Testament zählte, so gehört jeder, der in Christus ist, zum erwählten Gottesvolk im Neuen Testament.
Eigentlich ist die Sache nicht so kompliziert, wie sie oft dargestellt wird. Wenn man dies verstanden hat, werden viele Bibelstellen sehr klar. Die hier zitierte Stelle zeigt eindeutig, dass uns, dem neutestamentlichen Gottesvolk, die Gnade in Christus schon in Ewigkeit gegeben wurde – obwohl wir damals noch gar nicht existierten. Christus aber war da, und das war der entscheidende Plan.
Gott rettete uns – wie? Im Rettungsakt, der auf Golgatha und bei der Auferstehung vollzogen wurde. Dort rettete er uns, die Gemeinde. Persönlich kommt man erst hinein, wenn man persönlich glaubt – das geschieht je nach Lebenszeit. Doch hier spricht Paulus von der Vergangenheit: „Der, der uns rettete, und mit einem heiligen Ruf rief.“
Der Rettungsakt war Golgatha und die Auferstehung. Danach kam der Ruf, der überall dort ertönte, wo das Evangelium verkündet wurde. Wer auf diesen Ruf hörte, konnte in Christus hineinkommen.
Die Offenbarung der Gnade durch Christus und der Dienst des Apostels
Ist das verständlich? Ich frage jetzt nach, weil ich merke, dass es immer wieder Unklarheiten gibt. Besonders durch die neue kalvinistische Welle, die wir im Moment in Deutschland erleben. Es ist eine ganz gewaltige kalvinistische Bewegung, ausgehend von Berlin und Zürich, und viele Menschen werden neu für den Kalvinismus evangelisiert.
Diejenigen, die das tun, meinen es gut, aber sie folgen einer Theologie, die nicht der Schrift entspricht, so gut die Leute auch sein mögen. Wir achten Spurgeon, John MacArthur und wie sie alle heißen. Wir schätzen sie sehr. Doch wenn der Herr sie gebraucht, heißt das nicht unbedingt, dass ihre Theologie in diesem Punkt die richtige ist.
Es geht um die Gnade, die uns in Christus Jesus vor allen Weltzeiten gegeben wurde. Diese Gnade wurde nun offenbar durch die Erscheinung unseres Retters. Sie wurde durch die Menschwerdung Christi offenbar, der den Tod außer Wirksamkeit setzte und Leben und Unverderblichkeit ans Licht brachte durch die gute Botschaft.
Der Retter kam und hat durch sein Versöhnungswerk und durch die Auferstehung den Tod außer Wirksamkeit gesetzt, sodass der Tod nicht mehr die Herrschaft hat. Er hat Unverderblichkeit ans Licht gebracht, das heißt ewiges Leben. Wie? Durch die gute Botschaft. Indem man der guten Botschaft glaubt, wird sie im eigenen praktischen Leben wirksam.
Jetzt kam Unverderblichkeit, also ewiges Leben, ans Licht und ist für jeden greifbar und erlangbar durch Glauben. Deshalb spricht Paulus jetzt von der Verkündigung, Vers 11, für die er als Verkündiger, Apostel und Lehrer der Heiden, also der Völker, eingesetzt wurde.
Paulus wurde von Gott als Prediger des Evangeliums eingesetzt, damit die Menschen jetzt Leben und Unverderblichkeit erlangen können durch den Glauben an die Botschaft. Er nennt sich Verkündiger. Manche sagen hier Prediger. Das Wort Predigt mag ich nicht, weder Prediger noch Predigt.
Es wäre besser, das Wort Verkündiger und Verkündigung zu verwenden, weil wir mit Predigt oft etwas ganz Spezielles verbinden. Die Bibel macht da keinen Unterschied zwischen dem, was am Sonntagmorgen oder am Mittwochabend geredet wird. Beides ist Predigt.
Auch die Evangeliumsverkündigung von Mann zu Mann ist Predigt. Wenn ich meinem Freund das Evangelium erkläre, ist das auch Predigt. Allerdings hat das Wort Predigt heute eine Bedeutungsverschiebung erfahren. Am besten verwendet man das Wort Verkündigung, denn das entspricht genau dem griechischen Wort.
Das Wort, das Luther mit Predigt übersetzt hat, meinte er wahrscheinlich auch als Verkündigung. Wir verbinden mit Predigt oft etwas Konkretes, aber eigentlich ist es ganz allgemein Verkündigung. Paulus nennt sich hier Verkündiger, Apostel und Lehrer. Ein Apostel ist ein Sendbote, also jemand, der unterwegs ist. Er ist nicht nur an einem Ort, sondern unterwegs und lehrt.
Das ist seine Aufgabe. Derjenige, der Paulus zu diesem Dienst bestimmt hat, bestimmt auch heute sein Leben. Deshalb kann Paulus leiden. Das ist die Botschaft, die Paulus dem Timotheus hier vermitteln möchte: Es geht ums Thema Leiden.
Dasselbe gilt für Timotheus. Auch er wurde als Verkündiger, Lehrer und Apostel für die Heiden und Juden eingesetzt. Deshalb soll er bereit sein zu leiden und Unannehmlichkeiten auf sich zu nehmen.
Gott beherrscht seine Lebenssituation und kann ihm beistehen. Timotheus darf also fähig sein zu leiden. Er darf sich als fähig betrachten, zu leiden. Gott hat ihm einen Dienst anvertraut, deshalb ist er auch fähig zu leiden.
Sei mutig und mach das! Gehen wir mutig ans Werk, lieber Timotheus.
Vertrauen auf Gottes Bewahrung und das Weitergeben der Lehre
Aus welchem Grund? Vers 12: Aus welchem Grunde ich auch dieses leide, nämlich dass er im Gefängnis liegt im Moment, und ich schäme mich nicht.
Aus zwei Gründen schämt er sich nicht, ich schäme mich jedoch nicht. Denn ich weiß, wem ich geglaubt habe – das ist das eine. Paulus weiß, er kennt denjenigen, den er geglaubt hat: Jesus Christus. Wer ihn kennt und wem dieser Herr so wichtig geworden ist, der wird auch bereit sein, einiges für diese herrliche Person zu geben.
Wenn er sich schämen würde, dann würde er nur damit zeigen, dass ihm etwas anderes wichtiger ist als Jesus Christus – der eigene Ruf, die Bequemlichkeit oder sonst etwas. Also, das ist aus zwei Gründen: Ich weiß, an wen ich geglaubt habe, und das Zweite…
Ich bin überzeugt, er vermag mein Anvertrautes für jenen Tag zu verwahren.
Das ist jetzt ein etwas schwieriger Vers. Wenn man die Kommentare liest, weiß man nicht, wem man jetzt glauben soll – Kommentar A oder Kommentar B. Worum geht es? Das Schwierige ist: Was meint der Apostel, wenn er hier sagt: „Ich weiß, ich bin überzeugt. Er vermag mein Anvertrautes für jenen Tag zu verwahren“?
Gott hat uns etwas anvertraut, das ist das Anvertraute. Und wir sind nicht imstande, lieber Timotheus, du und ich, das zu bewahren. Deshalb übergeben wir es Gott und sagen: Gott, bitte pass du darauf auf.
Was ist das Anvertraute? Vielleicht hilft uns Kapitel 4, Vers 8. Dort kommt ja auch wieder dieses Wort: „Hinfort liegt die Krone der Gerechtigkeit für mich aufbewahrt, die der Herr, der gerechte Richter, mir an jenem Tage zuerkennen wird.“ Dort spricht er von der Gerechtigkeit als Krone.
Bitte, die Krone der Gerechtigkeit ist wahrscheinlich ein Genitiv der Gleichsetzung, das bedeutet: die Krone, nämlich die Gerechtigkeit, also die Gerechtigkeit als Krone. Gott wird sein Leben krönen, indem er ihm die Gerechtigkeit geben wird an jenem Tage – die vollkommene Gerechtigkeit.
Wir sind jetzt schon in Christus gerecht, wir sind gerechtfertigt, aber wir sind noch nicht am Ziel. Vielleicht meint er hier – ich bin mir selber nicht sicher – vielleicht meint er hier einfach alles, was Gott ihm gegeben hat. Er wird Gott verwahren für den Paulus.
Paulus selbst kann nicht aufpassen auf die Heilsgüter, die er bekommen hat, aber Gott wird auch all das, was Gott ihm anvertraut hat, verwahren oder bewahren. In Vers 14 ist das Anvertraute das Lehrgut, das Gott ihnen anvertraut hat. Aber in Vers 12 ist es wahrscheinlich umfassender – einfach die Güter, die geistlichen Güter, die Gott ihm anvertraut hat, alles.
Dazu gehört auch die Gerechtigkeit, dazu gehört auch das ewige Leben. Alles das wird Gott für Paulus aufbewahren. So vermute ich, dass das hier gemeint ist.
Vers 13: Halte fest.
Herbert Janssen übersetzt hier mit „Halte fest und halte dar“. Das Wort, man weiß nicht genau, was es meint. Meint er nur festhalten oder auch darbieten? Beides ist möglich vom Griechischen her.
Halte fest und halte dar, halte fest und biete es dar – das heißt: Halte dich an das Wort und bringe es auch dar, stelle es auch dar, biete es auch dar, verkündige es auch. Deshalb kann man hier wohl beides übersetzen: Halte fest und halte dar, biete dar das Muster gesunder Worte.
Also alles andere als dieses Muster ist krank, aber das Muster allein ist gesund. Gott hat ein Muster hinterlassen, ein Lehrmuster, und das ist gesunde Lehre. Alles andere ist krank.
Es ist also nicht gut, wenn wir einseitig nur etwas bringen würden, was unsere Lieblingsthemen sind. Das Muster ist das, was Paulus dem Timotheus gelehrt hat. Das Muster ist das, was Paulus in den Briefen niedergelegt hat und dann an die Gemeinden geschrieben hat.
Das Muster ist das Evangelium, das Timotheus verkündigen soll – also alle Heilswahrheiten, überhaupt alle Wahrheiten, alle Lehrwahrheiten. Das ist das Muster.
Wir haben diesen Ausdruck übrigens auch schon im Römerbrief, ein sehr schöner Ausdruck dort in Römer 6, Vers 17. Dort sagt er: „Gott sei Dank, dass ihr, Knechte der Sünde, vom Herzen gehorsam wurdet dem Muster der Lehre, dem ihr übergeben wurdet.“
Also es gibt ein Lehrmuster, und die Gläubigen wurden diesem Muster übergeben. Nicht das Muster wurde den Gläubigen übergeben, sondern die Gläubigen wurden dem Muster übergeben. Die Gläubigen wurden der Lehre Gottes gegeben.
Das heißt, sie lassen sich jetzt von der Lehre korrigieren und von der Lehre prägen. Die Lehre ist das Entscheidende, das Muster der Lehre.
Ähnlich wie Paulus gesagt hat: „Ich übergebe euch dem Wort der Gnade“ (Apostelgeschichte 20, Vers 32). In dieser berühmten Rede sagt er: „Brüder, nun übergebe ich euch Gott und dem Wort seiner Gnade.“
Also er übergibt die Gläubigen dem Wort, nicht er übergibt das Wort den Gläubigen, sondern er übergibt die Gläubigen dem Wort.
Das Muster steht schon da, das Wort ist schon fertig, die Lehre ist schon fertig. Und jetzt wirst du als Gläubiger dem übergeben. Lass dich prägen von dem Wort, lass dich belehren von dem Wort, lass dich von diesem Wort mitnehmen und verkündige es weiter.
Gib dich diesem Wort hin, das ist jetzt dein zukünftiger Beschäftigungsbereich. Das ist fertig, das Muster.
Und wenn wir etwas sagen, das von dem Muster abweicht, dann wird es nicht zum Guten sein für diejenigen, die wir lehren. Man sollte also immer wieder korrekturbereit sein, wenn wir es mit der Bibel zu tun haben.
Herbert Janssen hat mir immer gesagt: Lies die Bibel so, als wenn du sie noch nie gelesen hättest. Lass dich immer wieder neu korrigieren. Das ist eine gesunde Haltung.
Also nicht sagen: „Ich stelle mir das so und so vor“, sondern: „Gott hat gesagt so und so.“ Es gibt Dinge, die nicht so klar sind, da kann man etwas dazusagen. Da weiß ich selber nicht genau, im Moment jedenfalls bin ich noch nicht klar. Aber wir gehen weiter und schauen, was das Wort sagt, und wir sind bereit, uns korrigieren zu lassen.
Weiter: Das Muster der gesunden Worte, die du bei mir hörtest, ist interessant. Er weiß, von wem er gehört hat und wem er geglaubt hat (Vers 12). Und jetzt sagt er zu Timotheus: „Du hast von mir gehört. Ich weiß, an wen ich geglaubt habe, und ich bin überzeugt von dem. Aber jetzt, das ist das Muster, das habe ich dir übergeben, und das hast du bei mir gehört.“
Und dieses Muster gibst du weiter. In Kapitel 2, Vers 2 heißt es, er sagte dann, dass er das, was er von ihm gehört hat, unter Beisein vieler Zeugen, jetzt anvertrauen soll – treuen Menschen, die tauglich sein werden, auch andere zu lehren.
So muss es sein. Wir geben das Muster der Lehre einfach weiter, wir reichen die Fackel weiter. Es geht nicht um unsere Traditionen, sondern darum, dass wir die Schriftlehre, die Lehre des Wortes Gottes weiterreichen.
Und jede Generation muss sich die Mühe machen, die Dogmatik neu zu erarbeiten. Wir können uns nicht ausruhen auf Bruder XY, der die Dogmatik studiert und gemacht hat, und wir übernehmen seine Dogmatik. Und die Kinder und Kindeskinder der Kindeskinder nehmen jetzt alle die Dogmatik von Bruder XY.
Das ist falsch, dann laufen wir Gefahr. Wir müssen uns die Arbeit machen, und unsere Nachkommen müssen sich die Arbeit machen, sich mit der gesamten Dogmatik neu auseinanderzusetzen. Nur so kann das Wort Gottes, können wir an der Wahrheit bleiben.
Und wir brauchen immer gegenseitige Korrektur. Wir haben nicht den großen Lehrer XY, und alles, was der gesagt hat, ist richtig, und jetzt sind wir die braven Schüler.
Wir sollen Schüler sein, aber gleichzeitig auch forschen. Wir brauchen immer wieder leichte Korrekturen, und je mehr wir sind, desto besser. Dann können wir uns gegenseitig korrigieren lassen.
Das ist der Schutz, den die Gemeinde Jesu hat. Also wir haben immer die Aufgabe, die Schrift zu erforschen. Deshalb brauchen wir eine neue Generation, die das auch wirklich tut.
Aber die muss auch gottesfürchtig sein. Sie darf nicht offen sein für jeden Wind der Lehre, der von irgendwo her weht. Sie muss wirklich gegründet sein.
Das ist unsere Aufgabe: die Menschen zu gründen.
Weiter.
Festhalten an Glauben und Liebe durch den Heiligen Geist
Timotheus soll dieses Darhalten und Festhalten übernehmen. Er sagt hier „im Glauben und in der Liebe“. Glaube und Liebe sind die Frucht der Lehre. Glaube und Liebe sind immer die Frucht der Lehre. Glaube kommt aus dem Wort, aus der Wahrheit, und Liebe entspringt ebenfalls der Wahrheit. Die Liebe ist nicht von der Wahrheit getrennt.
Er soll also dieses Muster festhalten und darbieten – im Glauben und in der Liebe, der Liebe, die in Jesus Christus ist. Vielleicht steht hier auch „in der Treue“, denn das Wort „Glauben“ kann auch „Treue“ bedeuten. Das könnte man in einer Fußnote oder in Klammern ergänzen. Man fragt sich dann allerdings, ob es nicht anders formuliert worden wäre. Aber hier steht „im Glauben“, „in dem Glauben“. Das heißt: Du halte fest und biete dieses Wort dar, während du persönlich Christus vertraust – in allem, in dem ganzen Dienst. Und während du das, was du tust, in Liebe tust. So passen Glaube und Liebe hier als Frucht des Wortes Gottes, als Frucht des Geistes zusammen.
Der Gläubige muss im Glauben wachsen und gefestigt sein.
Vers 13: Das Edle Anvertraute verwahre durch den Heiligen Geist, der in uns wohnt. Alles, was Gott uns anvertraut hat – hier speziell das, was wir auch weitergeben –, soll durch den Heiligen Geist verwahrt werden. Timotheus hat hier eine Mitverantwortung: das Anvertraute, die anvertraute Wahrheit, alles, was Gott uns im Dienst anvertraut hat, durch den Heiligen Geist zu bewahren. Nicht zu verschleudern, nicht fallen zu lassen, nicht liegen zu lassen, indem man einfach nichts tut.
Timotheus ist aufgerufen, eifrig weiterzuarbeiten, auch wenn die Tage schwierig werden, wie Paulus später in Kapitel 3 sagen wird. Das kann er tun durch den Heiligen Geist. Nimm deinen Auftrag wahr! Der Heilige Geist wohnt in uns, er wohnt in dir. Durch den Heiligen Geist kannst du das tun.
Immer wieder betont der Apostel, dass es die Kraft Christi ist, dass es der Heilige Geist als Person ist, der in Timotheus wohnt, der ihn motiviert, ermutigt, drängt und ihm zugleich Weisheit und Kraft gibt, wo sie nötig sind.
Ermahnung anhand von Mitarbeitern: Treue und Untreue
Vers 15 bis 18. Wir sind jetzt also bei Punkt b, dem Ansporn durch den Hinweis auf drei Mitarbeiter: zwei negative Beispiele und ein positives Beispiel.
Zuerst die zwei negativen, die zwei untreuen Mitarbeiter. Eigentlich sind es mehrere untreue, denn er sagt hier in Vers 15: „Das weißt du, dass sich von mir wandten alle, die in Asien sind, unter denen Phygelus ist und auch Hermogenes.“ Das heißt also zwei, aber es sind noch mehrere. Zwei werden hier herausgenommen.
Der Apostel Paulus befindet sich in einer schwierigen Situation. Gewisse Mitarbeiter aus Asia, aus der Provinz Asia, die bei ihm gewesen waren, haben ihn verlassen. Warum, sagt er nicht. Aus Kapitel 4 erfahren wir, dass einige eigene Wege gehen. Dort erfahren wir, dass Demas weggegangen ist nach Thessalonich. Und das heißt, er hat aus Liebe zur jetzigen Weltzeit Paulus verlassen. Das ist sicher negativ von Demas.
Was die anderen betrifft, wissen wir nicht genau. Das ist eine gute Frage, die ich nicht beantworten kann. Aber die Mitarbeiter, die in Asien gearbeitet haben und ihn dann verlassen haben – vielleicht haben sie sich aus gewissen Lehrfragen von ihm distanziert. Das kann gut sein, ich weiß es nicht genau.
Nach Vers 16 muss es aber so sein, dass einige, die da gewesen waren, ihn auch körperlich verlassen haben, und zwar aus negativen Gründen. Nicht alle aus negativen Gründen, denn den Tychikus hat er nach Ephesus geschickt, wahrscheinlich um dort einen Dienst zu tun. Aber einige sind auch weg, weil es ungemütlich wurde.
Ob alle gleich in die Irrlehre gefallen sind, muss man nicht zu negativ bewerten. Dass sie gleich abgefallen und Irrlehrer geworden sind, ist nicht sicher. Nur bei Demas heißt es, er hat die gegenwärtige Weltzeit liebgewonnen. Das ist schon sehr negativ. Aber Genaueres kann ich nicht sagen, wahrscheinlich können wir das alle nicht sagen.
Jedenfalls muss es sehr schmerzlich für Paulus gewesen sein, dass er erfährt, dass sich viele von ihm und seiner Botschaft abgewandt haben. Ob sie jetzt persönlich in Rom waren oder nicht, sei dahingestellt. Aber ganz sicher haben sich viele von seiner Botschaft abgewandt. Es wurde ungemütlich.
Vielleicht war es auch so, dass das Judentum sehr stark wurde. Aus dem Hebräerbrief erfahren wir, ich glaube, dass Paulus den Hebräerbrief geschrieben hat, dass die Gegnerschaft der Juden sehr stark wurde. Die Christen, an die er dort geschrieben hat, in Palästina, waren sehr stark angefochten. Auch diese lehnten die Lehre ab. Man könnte sich gut vorstellen, dass in dieser Zuspitzung viele sich zurückgezogen haben und das Evangelium nicht klar oder gar nicht verkündigt haben.
In Vers 16 heißt es: „Der Herr erweise Barmherzigkeit dem Hause des Onesiphorus, weil er mich oft erquickte und sich meiner Kette nicht schämte, sondern als er in Rom ankam, suchte er mich mit außergewöhnlichem Fleiß, und er fand mich.“ Es ist eindeutig, dass Paulus in Rom ist. Onesiphorus kam nach Rom, hat ihn dort gesucht und gefunden.
Das war für Paulus sehr ermutigend. Er schreibt es hier, um Timotheus zu ermutigen. Er sagt: „Schau, der hat etwas auf sich genommen und hat sich nicht geschämt. Schäm du dich auch nicht zu leiden.“ Onesiphorus war ein gewöhnlicher Christ, der wahrscheinlich in Ephesus gearbeitet hatte. Er hat dort gedient, wie wir aus Vers 18 erfahren.
Er hat sich in Rom des Evangeliums und des Paulus nicht geschämt. Vers 18: „Der Herr gebe ihm, dass er Barmherzigkeit finde vom Herrn an jenem Tage.“ Das ist ein typischer hebräischer Ausdruck, „der Herr vom Herrn“. So ein Ausdruck gibt es im Alten Testament mehrmals.
Manche haben hier, weil das so ungewohnt ist, eine falsche Schlussfolgerung gezogen. Sie meinen, Onesiphorus sei schon verstorben. Das ist nicht der Fall. Paulus blickt hier einfach voraus.
Im nächsten Abschnitt, Kapitel 2, Verse 1 bis 13, beginnt dann Punkt B, ein Aufruf zum Dienen, zum Dienst. Manche haben diesen Abschnitt, diese dreizehn Verse, noch zum Kapitel 1 gezogen. Das kann man machen, ich habe jetzt einen eigenen Abschnitt daraus gemacht.
Hier kommen ganz konkrete Weisungen für Timotheus. „Du also, mein Kind, werde innerlich gekräftigt in der Gnade, die in Christus Jesus ist.“ Drei Weisungen: erstens bezüglich der Kraft, zweitens bezüglich der Anleitung von Mitarbeitern und drittens bezüglich des Mitleidens.
Vers 1: „Werde innerlich gekräftigt.“ Es ist möglich für Gläubige, immer wieder und stets vom Herrn Jesus Christus innerlich gekräftigt zu werden. Es ist möglich. Der Herr ist da. Wenn der Auftrag vom Herrn für eine gewisse Sache ist, dann wird auch der Herr versorgen.
Oft ist es so, dass wir uns zu viel auferlegen oder Dinge tun, die wir nicht tun sollten, oder andere Dinge vernachlässigen, weil wir unsere Zeit falsch eingesetzt haben. Aber wenn wir an ihm bleiben, im Gebet bleiben und in der Stille bleiben, dann ist es möglich, stets von Christus durch die Gnade gekräftigt zu werden.
Dazu ermutigt der Apostel den Timotheus. „Lass dich kräftigen.“ Werde innerlich gekräftigt heißt: Lass dich kräftigen. Es ist ein toleratives Passiv, also ein „lass dich kräftigen“. Der Herr will dich kräftigen, er will dich gebrauchen und immer wieder ermutigen und stärken.
Die Kraft ist kostenlos. Sie ist Gnade, also geschenkte Kraft, in der Gnade, nämlich in der Gnade Jesu Christi, in dem Geschenk, das Christus dir darreicht. Dazu muss er natürlich die Beziehung zu Christus pflegen.
Andere sind schwach geworden, aber Timotheus soll und darf stark bleiben. Onesiphorus ist auch stark geblieben.
Vers 2: „Und was du von mir hörtest im Beisein vieler Zeugen, das vertraue treuen Menschen an, solchen, die tauglich sein werden, auch andere zu lehren.“ Wer spricht? Ein Apostel spricht zu einem Apostel über Menschen, die treu sind.
Es geht also nicht um die normale Zurüstung und Lehre der Gemeinde. Es geht hier um die Zurüstung von Mitarbeitern, um solche, die treu sind. Wenn jemand nicht treu ist, wird er auch nicht imstande sein, anderen treu zu dienen. Er wird es nicht machen.
Zuerst muss man also treu sein. Er soll sich umschauen nach treuen Leuten. Zweitens müssen sie belehrbar sein. Das sind die zwei Voraussetzungen: Wir brauchen treue Leute, wir brauchen Leute, die sich belehren lassen.
Wenn die Schüler immer besser wissen als der Lehrer, wird es schwierig, ihnen etwas beizubringen. Was soll er ihnen weitergeben? Das, was Timotheus durch Paulus gehört hat. Und da waren auch andere dabei, im Beisein vieler Zeugen. Er war nicht der einzige, der von Paulus’ Lehre genossen hat.
Es braucht also treue Leute, es braucht belehrbare Leute, und denen soll er sich widmen, denen soll er seine Zeit widmen. Unbegrenzte Zeit. Wir sollen uns anschauen, und auch er soll schauen, dass er die Zeit so verwendet, wie sie wirklich sinnvoll eingesetzt ist.
Diese Leute werden dann tüchtig sein, andere zu lehren. Es geht hier um Nachwuchs, Mitarbeiternachwuchs. Wir können nicht einfach Mitarbeiter machen. Das muss der Herr selbst tun. Aber wir sollten uns vom Herrn gebrauchen lassen, um Mitarbeiter zuzurüsten und heranzurüsten.
Wie weiß Timotheus, welche fähig sein werden? Er schaut, wie weit sie bisher treu gewesen sind. Die haben sich schon irgendwo durch Treue ausgezeichnet. Und dann sagt er: „Denen widme die Zeit.“
So geht es weiter zur nächsten und zur nächsten und zur nächsten Generation bis zum heutigen Tag und darüber hinaus. Es geht hier nicht unbedingt um irgendeine spezielle Schule, die er gründen soll. Darum geht es nicht.
Wie das dann aussieht, gibt es ganz verschiedene Möglichkeiten, wie der Herr das führt. Aber hier geht es um das Grundprinzip: Widme dich solchen Leuten.
Man sagt, Paulus hätte etwa zwölf Mitarbeiter gehabt, bei denen er sich stark eingebracht hat. Der Herr Jesus hatte zwölf. Man müsste mal in der Bibel nachschauen, wer eng mit Paulus war: Lukas, Timotheus, vielleicht Titus, vielleicht auch Silas und noch ein paar andere, die ständig mit ihm waren, etwa Erastus oder wie sie heißen.
Das waren meistens junge Leute oder jung im Glauben. Es scheint so, dass sie recht beweglich waren und mitreisen konnten.
Was du von mir hörtest unter vielen Zeugen – wie das geschah, steht hier nicht. Aber in Ephesus zum Beispiel hat Paulus drei Jahre lang täglich Menschen zu bestimmten Zeiten getroffen und sie zugerüstet.
Wenn ich mich richtig erinnere, haben sie auch in Antiochien sehr emsig die junge Gemeinde gelehrt. Ob es täglich war, weiß ich nicht. Aber sie haben jedenfalls ein ganzes Jahr lang dort viel gelehrt.
Wir sollten immer wieder beten, dass der Herr Möglichkeiten schenkt. Wenn Leute keine Zeit haben, sich belehren zu lassen, dann wenden wir uns denen zu, die Zeit haben. Die werden dann treu sein.
Zeitweise hat Paulus Mitarbeiter unterwegs mitgenommen, zeitweise hat er vor Ort viele unterwiesen, wie in Ephesus. In Korinth war er auch eineinhalb Jahre, so wie der Herr es führte.
Vers 3: „Erleide du also das Üble mit.“ Erleide mit, mitleiden. Es geht hier darum, mit Paulus und anderen Arbeitern zusammen zu leiden, die hier gelitten haben.
Parallelstellen sind etwa Römer 8, Vers 17: „Sind wir aber Kinder, so sind wir auch Erben, Erben Gottes und Miterben Christi unter der Voraussetzung, dass wir mitleiden, damit wir auch mitverherrlicht werden.“
Dieses Mitleiden kommt mehrmals im Brief vor. Ich habe das schon erwähnt: in Kapitel 1, Vers 8, „leidet das Üble mit hier an unserer Stelle“ und dann noch einmal in Kapitel 4, Vers 3 oder 4, Vers 5.
Sie müssen immer wieder daran erinnert werden. Man ist nicht alleine. Das ist ja auch ein Trost: Er ist nicht alleine beim Leiden.
Gut, ich denke, wir sind am Schluss. Wir wollen hier abbrechen und morgen dann ab Vers 4 weitermachen.
Aufruf zum Dienst und zur Mitarbeiterschulung
Es scheint, als hätten Sie keine Textpassage zum Überarbeiten eingereicht. Bitte senden Sie den Text, den ich überarbeiten soll.
