Erster und zweiter Test: Gemeinschaft mit Christus und Wandel nach seinem Vorbild
Der erste Test bezieht sich auf die Verse 4 bis 5. An diesem Test erkennen wir, dass wir in ihm sind, wenn wir seine Gebote halten. Daraus erkennen wir, dass wir bekehrt sind. Als Bekehrte sind wir in ihm, haben Gemeinschaft mit ihm. Er wohnt und weilt in uns, und wir wohnen und weilen in ihm.
Der zweite Test findet sich in Kapitel 2, Verse 6 bis 8. Vers 6 lautet: Wer da sagt, er bleibe in ihm oder er weile in ihm – hier begegnen uns die Begriffe bleiben, weilen und wohnen. Besonders passend finde ich das Wort „weilen“. Wer sagt, er weile in ihm, ist verpflichtet, auch selbst so zu wandeln, wie er gewandelt hat.
Jesus Christus war im Vater, und der Vater war in ihm. Als er auf Erden war, sagte der Herr Jesus: „Ich bin im Vater und der Vater ist in mir.“ Er führte ein entsprechendes Leben. Auch das ist für uns ein Kennzeichen des Christseins: Wir sollen so wandeln, wie der Herr Jesus gewandelt ist. Und zwar wie? Im Vater und der Vater in ihm, in ganz enger Gemeinschaft mit dem Vater.
Wer also bekennt oder sagt, er sei Christ und weile in Christus, der ist verpflichtet, auch in der Weise zu wandeln, wie Jesus es tat. Das bedeutet, dass das Leben sich entsprechend anders zeigt als das Leben eines Nichtchristen. Wenn das nicht der Fall ist, dürfen wir berechtigte Zweifel haben, ob diese Person überhaupt wiedergeboren ist.
Darüber wird später mehr geschrieben, in Kapitel 2, Vers 29 und folgende. Aber jetzt wird es einfach als Test für Brüder genannt – wobei hier auch die Schwestern eingeschlossen sind.
Das alte und neue Gebot der Liebe als Grundlage christlichen Lebens
Brüder, ich schreibe euch kein neues Gebot, sondern ein altes Gebot, das ihr von Anfang an hattet. Das alte Gebot ist das Wort, das ihr von Anfang an gehört habt.
Es geht hier um das Gebot der Liebe, oder? Johannes spricht von der Bruderliebe. Die Summe des Gebotes ist die Liebe – so war es schon im Gesetz und so ist es auch im Evangelium. Die Summe des Gesetzes ist die Liebe: Gott lieben und den Nächsten lieben.
Also, ich schreibe euch kein neues Gebot. Nein, das ist eigentlich nicht neu, sondern alt. Das Gebot ist ein Wort, das ihr von Anfang an hattet, als ihr unterwiesen wurdet, als Christen. Es ist nichts Neues, was Johannes hier schreibt. Johannes schreibt das, was auch der Herr Jesus gesagt hat: kein neues Gebot.
Wenn ich sage, in Jesus zu sein, verpflichtet zu einem Jesus-ähnlichen Wandel, so war das von Anfang an im Evangelium so. Es war die ursprüngliche Botschaft genauso. Es ist ein altes Gebot, das ihr von Anfang an hattet. Das alte Gebot ist das Wort, das ihr von Anfang an gehört habt. Das Wort, das alles umfasst, was Gott zu sagen hat. Die Lehre ist nicht veraltet, sie ist frisch. Sie ist nicht alt, aber sie ist schon von Anfang an da gewesen, in diesem Sinne.
Das alte Gebot ist das Wort, das ihr von Anfang an gehört habt.
In Vers 8 heißt es: „Wiederum schreibe ich euch ein neues Gebot.“ In einem anderen Sinn ist es aber doch wieder neu, dieses Gebot. Das, was wahr ist in ihm und in euch.
Also ein neues Gebot – es ist so neu, wie jede Situation, in der Liebe verlangt wird, neu ist. Es gibt immer wieder neue Situationen, in denen du immer wieder die Liebe zeigen musst. Darauf kommt es an.
Die Liebe in jeder Situation – wie verhältst du dich hier und dort? Dieses Gebot ist so frisch und so neu, als hätte der Herr Jesus es gerade gestern oder heute gegeben.
„Liebet einander“ heißt das Gebot, oder? Er wird sehr viel davon sprechen. Dieses Gebot, das wahr ist in ihm und in euch – dieses Gebot der Liebe. Dieses Wort wurde im Herrn Jesus wahr.
Als Jesus da war, wurde dieses Gebot verwirklicht und erfüllt. In ihm, in Jesus, ist dieses Gebot wirklich sichtbar geworden. Wie ist er gewandelt? Er ist in Liebe gewandelt. Das war echt erfüllt. Es war wahr in ihm.
In Jesus wurde dieses Gebot wirklich verwirklicht. Jesus liebte seinen Vater, er liebte seine Feinde und er liebte seine Jünger. Also war das Gebot wahr in Jesus. Er sagte Ja dazu, hielt es und lebte es. Dieses Gebot war in ihm.
Und nicht nur in ihm, sondern auch in euch. Es darf jetzt in euch erfüllt und wahr werden – dieses Gebot, dieses Leben der Liebe.
Bei eurer Wiedergeburt wurde die Liebe Gottes in euren Herzen ausgegossen, sagt Paulus. Als ihr wiedergeboren wurdet, wurde die Liebe Gottes ausgegossen in eure Herzen durch den Heiligen Geist (Römer 5,5).
Wer wiedergeboren ist – das wird Paulus später wiederholen – der liebt. Er liebt die Geschwister und lebt ein Leben der Liebe. Das ist das neue Wesen, das der Herr Jesus uns gegeben hat.
Wer wiedergeboren ist, liebt Gott und liebt die Brüder. Daraus erkennt man, dass man wiedergeboren ist.
Die Dunkelheit vergeht: Das Licht des wiedergeborenen Christen
Wie kommt es, dass diese Liebe jetzt in uns wohnt? Vers 8 sagt, dass die Dunkelheit am Vergehen ist, weil das wahrhaftige Licht bereits scheint.
Also ist alles neu in dem Wiedergeborenen. Die Umgebung, in der er lebt, ist jedoch nicht neu. Sie ist alt, dunkel und finster. Wir wohnen in dieser Welt – da ist ein Christ, oder? Nun ist das Neue, die Liebe Gottes, in den Christen ausgegossen worden. Doch sie leben immer noch in einer dunklen Umgebung.
Aber die Dunkelheit ist am Vergehen und wird schwinden. Paulus sagt, wenn jetzt mehr Christen werden und das Licht in den Herzen sozusagen überall angezündet wird, dann wird die Dunkelheit vergehen. Das wahrhaftige Licht scheint bereits. In dem Wiedergeborenen ist ein Licht angezündet worden. Paulus schreibt: „In uns hat Gott ein Licht angezündet“ (2. Korinther 4,6).
Man hat in uns etwas Helles, es hat im Herzen hell werden lassen. Ich möchte den Vers vorlesen, wenn ihr möchtet:
„Gott, der aus Finsternis Licht scheinen ließ, er ist es, der in unseren Herzen schien, hineingeleuchtet hat, um jetzt leuchten zu lassen die Erkenntnis von der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Christi.“ (2. Korinther 4,6)
Also ist es im Christen hell geworden. Er lebt nicht mehr im Hass, auch wenn die Umwelt noch rundherum dunkel ist. Aber er selbst, der Christ, da ist Licht geworden. Er bringt jetzt die Liebe des Herrn Jesus, das Licht des Lebens des Herrn Jesus.
Gott hat Wohnung genommen im Christen. Das ist der zweite Test gewesen.
Dritter Test: Liebe als Kennzeichen des Lichts
Der dritte Test, Verse 9 bis 11
Wer sagt, er sei im Licht, aber hasst seinen Bruder, der ist bis jetzt in der Dunkelheit. Das heißt, er befindet sich noch immer in der Dunkelheit.
Hier geht es nicht darum, wie man Christ wird, sondern darum, zu zeigen, wer Christ ist und wer nicht. Wer seinen Bruder hasst, ist kein Christ, sondern lebt noch in der Dunkelheit. Bei ihm ist das Licht in seinem Herzen noch gar nicht angezündet worden, es ist dort noch dunkel.
Wer seinen Bruder liebt, der weilt im Licht. Da haben wir es: Wer seinen Bruder liebt, der verweilt, wohnt und lebt im Licht. Er bleibt im Licht, befindet sich darin und hat dort sein Element. In ihm gibt es keinen Ärgernis oder Fallstrick, keinen Anlass zum Stolpern.
Ein Fallstrick ist eine Falle, die man legt, damit ein anderer stolpert. Bei dem Christen ist das nicht der Fall. Andere kommen nicht zum Stolpern an ihm.
Wer aber seinen Bruder hasst, der ist in der Dunkelheit, wandelt in der Dunkelheit und weiß nicht, wohin er geht, weil die Dunkelheit seine Augen blind gemacht hat. Dieser Mensch ist kein Christ.
Er hasst seinen Bruder, lebt aber irgendwie in einer Gemeinschaft und denkt, das sei ein Bruder. Doch er selbst ist kein Bruder. Er ist nicht wirklich ein Bruder, bekennt sich zwar als Bruder, ist es aber nicht. Er ist noch in der Dunkelheit, sagt Johannes.
Man darf sich an dem Wort „Bruder“ hier nicht stoßen. Das Wort ist etwas weiter gefasst. Es bedeutet einfach, dass er sich als Bruder sieht. Er lebt unter den Brüdern, unter den Geschwistern, ist aber selbst ein Fremdkörper. Die Liebe ist nicht vorhanden.
Im Johannes geht es hier um den Test auf Sein oder Nichtsein.
Sind dazu Fragen?
Ja?
Das Wort hier im Griechischen kann durativ aufgefasst werden, das heißt, es beschreibt eine lang andauernde Handlung. Deshalb kann man es auch übersetzen mit „Sie ist am Vergehen“. Das ist genau wie bei der späteren Aussage „Die Lust der Welt ist am Vergehen“.
Die Welt vergeht mit ihrer Lust, sie ist am Vergehen, das heißt, ihr Ende naht. Genauso wie es mit der Welt einem Ende zugeht, so geht es auch mit der Dunkelheit einem Ende zu.
Gott hat aber schon einen Hoffnungsschimmer in die Christen hineingelegt. Das wahrhaftige Licht, Jesus Christus, scheint schon. Es scheint in der Dunkelheit, aber die Dunkelheit hat es nicht ergriffen, erstickt oder ausgelöscht.
Es scheint also schon da, und in einigen Christen ist es innerlich im Herzen hell geworden. Doch die Dunkelheit dieser Welt ist am Vergehen.
In der Bibel wird das oft so dargestellt, dass es nicht mehr lange dauert. Nein, im Gegenteil, die Dunkelheit wird noch dunkler, aber es ist nicht mehr lange. Der Herr kommt bald. Die Welt vergeht, ist am Vergehen, zusammen mit ihrer Lust.
Es ist nur noch eine Frage der Zeit. Gott zögert das hinaus, das stimmt, aber trotzdem schaut er schon auf das, was kommt.
Wahre Gemeinschaft beruht auf ethischer und dogmatischer Wahrheit
Dritter Test, Verse neun bis elf: Wer sagt, er sei im Licht und hasst seinen Bruder, ist bis jetzt... Moment mal, habe ich das nicht schon gelesen? Ich glaube, den dritten Test haben wir schon gelesen.
Weiter zu Vers elf und Vers zwölf.
Wir kommen zu Vers zwölf: Wahre Gemeinschaft gründet auf der Wahrheit im dogmatischen Bereich. Zuvor haben wir gesagt, wahre Gemeinschaft basiert auf der Wahrheit im ethischen Bereich. Das Fundament der Gemeinschaft ist also Wahrheit und ein Wandel im Licht, oder?
Jetzt geht es um den dogmatischen Teil, den christologischen Teil, also die richtige Lehre. Wenn du wahre Gemeinschaft haben möchtest, wenn ihr wahre Gemeinschaft haben möchtet, dann müsst ihr auf der Basis der wahren Lehre stehen. Wenn das nicht der Fall ist, gibt es keine Gemeinschaft.
Die katholische Kirche und die Ökumene wollen eine Gemeinschaft auf der Basis der Unwahrheit. Das ist jedoch unmöglich, niemals, niemals. Und da machen wir nicht mit. Würden wir das tun, würden wir sündigen.
Es geht also um die richtige Wahrheit. Der Autor spricht hier ganz zärtlich. Am Anfang erklärt er, warum er schreibt, und gibt noch einmal die Gründe seines Schreibens an. Dabei spricht er wie ein alter Vater zu seinen kleinen Kindern, wie ein Großvater zu den Kindlein – mit einem ganz, ganz liebevollen Ausdruck.
Geistliche Altersstufen und die Bedeutung von „Kindlein“ im Johannesbrief
Bevor wir den Text durchgehen, möchte ich euch etwas zur Gliederung zeigen. Schauen wir uns zunächst die Begriffe an. In Vers 12 steht ein Wort, bei dem ich hoffe, dass ihr in euren Bibelübersetzungen ebenfalls einen Unterschied findet. Es gibt nämlich zwei verschiedene Wörter für „Kinder“. Einmal heißt es „Kindlein“ und einmal „kleine Kinder“ oder vielleicht „Kindchen“ – ich weiß nicht, wie der Luther das sonst übersetzt. Aber hier muss ein Unterschied gemacht werden zwischen Vers 12 und Vers 14. Steht bei euch in eurer Bibelübersetzung dasselbe Wort in Vers 12 und Vers 14 oder unterschiedliche Wörter?
Gut, da ist ein Unterschied gemacht, und das hat Luther richtig übersetzt. Beachten wir also diese Begriffe. Ich schreibe euch „Kindlein“, das ist die allgemeine Anrede, die er schon öfter verwendet hat. Diese Kindlein, an die er schreibt, hat er schon in Vers 1 erwähnt, oder? Kapitel 2, Vers 1. Und er wird später wieder von ihnen sprechen in Kapitel 2, Vers 28. Habt ihr das? In Kapitel 2, Vers 1 „Kindlein“ und in Kapitel 2, Vers 28 ebenfalls.
Später dann noch einmal in Kapitel 3, Vers 7 – vielleicht soll ich es vorlesen – dort heißt es: „Und nun Kindlein, bleibt in ihm!“ Und dann in Kapitel 3, Vers 18 noch einmal „Kindlein“: „Meine Kindlein, lieben wir nicht mit Worten noch mit der Zunge, sondern in Tat und Wahrheit.“ Oder in Kapitel 4, Vers 4 kommt es erneut: „Ihr seid aus Gott, Kindlein, und habt sie überwunden.“ Und ganz zum Schluss, in Kapitel 5, Vers 21: „Kindlein, hütet euch selbst vor den Götzen!“
Das ist ein ganz zarter Ausdruck, den hat der Herr Jesus einmal verwendet – jedenfalls einmal, wie wir es überliefert bekommen haben. Und zwar kommt er vor in Johannes 13, Vers 23. Als der Herr Jesus das letzte Mal mit seinen Jüngern zusammen war, an diesem letzten Abend, redete er sie noch einmal als Kindlein an. Johannes 13, Vers 33: „Kindlein, noch für ein kleines Weilchen bin ich bei euch.“ Ganz zärtlich, und sonst nirgends im Johannesevangelium, auch nicht in den anderen Evangelien oder in der Bibel, wird dieses Wort gebraucht. Nur noch in Galater 4, Vers 19 hat Paulus das Wort verwendet.
Hier wird Paulus ganz zärtlich, weil er große Angst und Sorge um die kleinen, jungen Kinder in Christus hat: „Meine Kindlein, um die ich wieder Geburtsschmerzen habe, bis Christus in euch Gestalt gewonnen hat.“ Also ein ganz zärtliches Wort, die Verkleinerungsform von „Kind“. Man kann es nur mit „Kindlein“ übersetzen.
Aber jetzt spricht Johannes. Gehen wir zurück zu 1. Johannes 2. Johannes spricht hier von verschiedenen Altersstufen und verwendet nicht das Wort „Kindlein“. Achtet darauf: In Vers 13 beginnt er mit den Altersstufen. Dort sagt er: „Ich schreibe euch, Väter, ich schreibe euch, junge Männer, und ich schreibe euch, kleine Kinder.“ Habt ihr das? Das sind jetzt drei geistliche Altersstufen. Er beginnt mit den Vätern und endet mit den kleinen Kindern.
Dann noch einmal in Kapitel 2, Vers 14: In der Mitte sagt er: „Ich habe euch Väter geschrieben“, und am Ende: „Ich habe euch junge Männer geschrieben.“ Jetzt fehlt uns noch eins, oder? Die kleinen Kinder fehlen. Wo sind sie? Ah, in Vers 18: „Kleine Kinder, es ist die letzte Stunde.“ Und dann in Vers 21: „Ich habe euch nicht geschrieben, weil ihr die Wahrheit nicht kennt, sondern weil ihr die Wahrheit wisst und weil jede Lüge nicht aus der Wahrheit ist.“ Und in Vers 26: „Solches habe ich euch geschrieben.“
Er sagt also mehrmals: „Ich schreibe euch“, „Ich habe euch geschrieben“. Und er beginnt immer mit den Vätern, dann zu den jungen Männern und schließlich zu den kleinen Kindern. Dann wieder die Väter, dann die jungen Männer, dann die kleinen Kinder. Er ist ganz systematisch.
Zum Schluss, als Schlusswort in Vers 28, verwendet er wieder das allgemeine „Kindlein“. Das betrifft alle, dieses zärtliche Wort „Kindlein“. So ergibt sich die Gliederung von selbst.
Hier ist die Gliederung: Wir gehen den Text durch. Auf der Gliederung habe ich angegeben, dass wir in Groß B 1 ein einleitendes Wort an die Kindlein haben, in Vers 12. Dann Arabisch 2: drei geistliche Altersgruppen des christlichen Wachstums – die Väter, die Jünglinge, die Kinder. Dann die Botschaft an die Väter in Vers 14, das ist Arabisch 3; dann Arabisch 4, die Botschaft an die jungen Männer; und Arabisch 5, die Botschaft an die kleinen Kinder.
Bitte korrigiert das noch, ich habe hier einen kleinen Fehler bemerkt: Bei Arabisch 2 ist die erste Stufe die Väter, die zweite Stufe die Jünglinge, die dritte Stufe die Kinder. Ich habe das umgedreht. Kann man das bitte korrigieren?
Die geistlichen Altersstufen im Vergleich zum Alten Testament
Ich schreibe euch, Kindern, weil euch die Sünden vergeben sind wegen seines Namens. Diese Kinder wissen um die Sündenvergebung, und wir beachten, dass es sich dabei natürlich um Wiedergeborene handelt. Johannes richtet seinen Brief an die Wiedergeborenen. Wenn er von denen spricht, die nicht wiedergeboren sind, dann sagt er immer „sie“ oder „wer da sagt“, „wer behauptet“. Er spricht nie direkt „euch“ oder „ihr“ zu den Nicht-Wiedergeborenen, sondern redet immer in der dritten Person von ihnen.
Also: Ich schreibe euch, weil euch die Sünden vergeben sind wegen seines Namens.
Nun kommen diese drei Altersstufen geistlichen Wachstums ins Spiel. Es gibt also drei Stufen: die Väter, die Jünglinge und die kleinen Kinder. Das entspricht auch dem Alten Testament, wo ebenfalls drei Altersstufen angegeben werden. Zum Beispiel bei der Schätzung der Israeliten in 3. Mose 27,3. Vielleicht kann ich das vorlesen:
3. Mose 27,3: „Die Leute unter zwanzig Jahren...“ oder genauer: Es sei ein Schätzwert für einen Mann von zwanzig bis sechzig Jahren. Das ist der Mann, also von zwanzig bis sechzig. Und dann in Vers 5 heißt es: „Wenn jemand von fünf Jahren bis zwanzig alt ist, so sei ein Schätzwert so und so viel.“ Das sind die Kinder von fünf bis zwanzig. Von null bis fünf wird gar nicht geschätzt; das sind jetzt die Babys oder so, die werden hier gar nicht erwähnt.
Die drei Altersklassen, die hier genannt sind, sind also die Kinder von fünf bis zwanzig, dann die jungen Männer von zwanzig bis sechzig – in diese Gruppe gehören wahrscheinlich die meisten von uns, oder noch nicht ganz, aber einige – und dann gibt es die über sechzig, siehe Vers 7.
Ja, von einem Monat bis fünf Jahre gibt es doch noch eine vierte Gruppe, danke, die wird auch noch geschätzt.
Wenn wir jetzt aber gröber einteilen, dann sind es drei Gruppen. So ist es zum Beispiel in 4. Mose 1,3 und Vers 18. Dort ist die Rede von Menschen ab zwanzig Jahren, die zum Heer ausziehen sollen. Die unter zwanzig werden nicht gemustert. Die ab zwanzig braucht man für den Krieg, das sind die Soldaten. In Vers 18 heißt es wieder: zwanzig Jahre und darüber.
Irgendwann sind sie dann als Soldaten ausgedient. Nach der Schätzung in 3. Mose 27 scheint das sechzigste Lebensjahr der Zeitpunkt zu sein, an dem sie ausgedient haben und in die Rente gehen dürfen. So haben wir also drei Stufen: die, die noch nicht zum Heer ausziehen, bis zwanzig; die, die im Krieg ausziehen, von zwanzig bis sechzig; und dann die Älteren.
Im Geistlichen gibt es ebenfalls diese drei Stufen, grob gesprochen.
Übrigens ist das auch an anderen Stellen in der Bibel so. Zum Beispiel nennt sich Paulus einen alten Mann im Philemonbrief, Vers 9: „Ein alter Paulus“, sagte er. Wie alt war er? Der Philemonbrief wurde im Jahr sechzig geschrieben, und Paulus war nicht viel über sechzig.
Paulus war ein Pharisäer. Als Pharisäer musste er schon etwa dreißig Jahre alt gewesen sein. Dann hat er sich relativ bald bekehrt, man kann nur schätzen, vielleicht war er 35 oder 40, als er sich bekehrte. Jedenfalls begann er danach seine Missionsreisen. Man schätzt, dass er bei seiner Bekehrung kaum über 40 Jahre alt war. Das heißt, wir dürfen annehmen, dass er etwa im Jahr Null oder kurz davor geboren wurde. Im Jahr sechzig war er somit nicht viel über sechzig und nennt sich schon einen alten Mann.
Auch in 1. Timotheus 5,9 werden Witwen über sechzig Jahre besonders erwähnt. Sie sollen anders behandelt und unterstützt werden, wenn sie bestimmte Bedingungen erfüllen. Man sieht also, dass sechzig eine wichtige Altersgrenze ist.
Noch etwas zu 4. Mose 4,3: Dort sind die Priester von dreißig bis fünfzig im Dienst. Sie haben einen Sonderstatus und dienen nicht so lange wie die Soldaten. Die Priester müssen in den besten Jahren sein, nämlich von dreißig bis fünfzig. Eigentlich dürfen sie schon mit fünfundzwanzig anfangen, das steht in 4. Mose 8,24: „Von 25 Jahren an soll er in den Dienst treten.“ Dann hat er fünf Jahre Einschulungszeit, sodass er mit dreißig richtig dienen kann. Mit fünfzig soll er dann aufhören, siehe 4. Mose 8,25: „Von fünfzig Jahren an soll er aus der Arbeit des Dienstes austreten und nicht mehr dienen.“
Bei den Leviten wird also eine kürzere Dienstzeit genommen, während die Soldaten bis sechzig dienen.
Was will ich damit sagen? Es gab drei Altersstufen: die Kinder, die jungen Männer und die Väter. Im Geistlichen gibt es ebenfalls drei Altersstufen. Johannes beginnt mit den Vätern, geht dann zu den jungen Männern und schließlich zu den Kindern.
Er schreibt: „Ich schreibe euch Vätern, weil ihr den kennengelernt habt, der von Anfang an ist. Ich schreibe euch jungen Männern, weil ihr den Bösen überwunden habt. Ich schreibe euch kleine Kinder, weil ihr den Vater kennengelernt habt.“
Ich möchte es jetzt aber in umgekehrter Reihenfolge durchgehen: von den Kindern zum jungen Mann und dann zum Vater, also anders als Johannes.
Geistliche Entwicklung: Von Kindern zu jungen Männern und Vätern
Kinder sind solche, die sich noch in der Phase der Erziehung befinden. Das griechische Wort dafür heißt Paideia, wovon auch das Wort Pädagogik stammt. Paideion bezeichnet diejenigen, die erzogen werden oder erzogen werden sollen. Pädagogik bedeutet ja auch Erziehung, oder? Die Erziehungsphase dauert bis etwa zwanzig Jahre. In dieser Zeit ist Zucht angebracht, es müssen Grenzen gesetzt werden – gerade bei Kindern.
Im geistlichen Bereich gibt es das ebenfalls. Allerdings dauert diese Phase zum Glück nicht zwanzig Jahre, denn es wäre tragisch, wenn jemand nach zwanzig Jahren Christsein immer noch geistliches Kind wäre. Johannes wendet diese Altersstufen auch auf die geistliche Erziehung an.
Dabei sind natürlich auch die Schwestern eingeschlossen. Er nennt hier zwar männliche Personen, aber im Geistlichen wird kein Unterschied gemacht. In Christus gibt es weder Mann noch Frau.
Die kleinen Kinder haben den Vater kennengelernt. Es ist wichtig, dass sie Gott als Vater erkennen. Später erfahren wir von ihnen, dass sie den Heiligen Geist besitzen, die Salbung des Geistes. Der Heilige Geist hilft ihnen. Sie brauchen keinen Guru, der ihnen jeden Schritt vorgibt, und auch keinen Menschen, an den sie sich klammern. Sie haben den Geist Gottes und dürfen wachsen.
Natürlich benötigen sie am Anfang Milch, bevor sie feste Speise zu sich nehmen können. Sie brauchen gute Unterweisung und Festigung, das ist klar.
Die zweite Stufe ist die des Jünglings, der jungen Männer. Das sind die Kräftigen, die Starken – auch geistlich gemeint. Haben wir die geistliche Jugendphase erreicht, dann sind wir fest, das Wort Gottes ist in uns verankert. Wir stehen in der Kraft des geistlichen Lebens.
Dann gibt es die Väter – das sind die reifen, zur Ruhe gekommenen Väter und Mütter in Christus Jesus. Diese Reiferen kennen Gott als den, der von Anfang an ist, nämlich den Herrn Jesus. Sie haben eine tiefe Erkenntnis von Jesus Christus, einen Überblick. Sie kennen den Anfang und das Ziel.
Natürlich sollte man im geistlichen Leben schneller reif werden als im physischen Leben. Im Geistlichen sollte man früher ein Vater werden. Es gibt Menschen, die schon mit 25 bis 30 Jahren geistliche Väter sind. Ich habe solche Leute kennengelernt. Man staunt: junge Leute mit einem Durchblick, einer Reife und Besonnenheit, die nur Freude bereitet.
Was wollen wir erreichen? Wir wollen reife Menschen werden, die nicht leicht von irgendeiner neuen Lehre umgeschmissen werden, sondern die selbst andere unterweisen können.
Botschaft an die Väter: Reife im Glauben und geistliche Weisheit
Was ist nun die Botschaft an die Väter? In Vers 14, in der Mitte, steht die Botschaft an die Väter: „Ich habe euch, Väter, geschrieben, weil ihr den kennengelernt habt, der von Anfang an ist.“ Das sind reife Menschen. Er sagt ihnen nur: „Ich habe euch geschrieben“, weil sie den Herrn Jesus kennen, der von Anfang an ist, den Ewigen.
Ich möchte hier einen kleinen Exkurs machen, also einen Ausflug mit uns, was „reif“ in der Bibel bedeutet. Ich habe einige Bibelstellen gesammelt. In der Gliederung habe ich das unter „Arabisch 3: Exkurs über die Reife und was zur Reife gehört“ aufgeschrieben. Die Bibelstellen sind dort nicht aufgeführt, aber die Überschriften stehen da.
A, klein a: Eine gewisse Festigkeit im Glauben und in der Lehre, also fest sein, reif sein. Epheser 4,14 sagt, man soll nicht mehr hin und her geworfen werden von jeglichem Wind der Lehre. Auch 1. Korinther 15,58 fordert: „Meine geliebten Brüder, werdet fest!“ Solche Menschen sind nicht ins Wanken zu bringen. Ebenso heißt es in 1. Korinther 16,13: „Werdet mannhaft und seid stark!“ Festigkeit im Glauben und in der Lehre bedeutet auch Selbständigkeit in der eigenen geistlichen Versorgung. Das heißt, sie können sich selbst geistlich ernähren. Ein reifer Christ kann sich selbst aus der Bibel ernähren und feste Speise vertragen. Dazu verweise ich auf 1. Korinther 2,6 und 1. Korinther 3,2.
Geistliche Reife zeigt sich auch darin, dass man als geistlicher Mensch schreiben kann, wie es im Hebräerbrief 5,11-6,1 beschrieben wird. Solche Menschen sind in der Lage, zwischen Gut und Schlecht zu unterscheiden. Das steht auch in Hebräer 5,11ff. Viele können das nicht; sie wissen nicht, was gut und was nicht gut ist. Diese Väter haben ein sensibles Gewissen. Das ist B, klein b.
Klein c: Eine geistliche Denkweise. In 1. Korinther 3,1 und den folgenden Versen beschreibt Paulus eine geistliche Gesinnung. Dort stellt er geistliche Menschen den fleischlichen gegenüber. Paulus erwartet, dass man bald reif wird. Er meint nicht, dass man Jahrzehnte braucht, um ein reifer Christ zu werden. Nein, er erwartet, dass diejenigen, die zum Glauben kommen, bald von der Milch entwöhnt werden können. Sie sollen feste Speise vertragen und reifer werden. Dasselbe wird in Hebräer 5,11-14 beschrieben.
Klein d: Geistliche Weisheit. Eine sehr wichtige Stelle ist Jakobus 3,13-17. Dort wird gefragt: „Wer ist weise und verständig unter euch? Er zeige aus seinem edlen Verhalten seine Werke in Sanftmut der Weisheit“ (Jakobus 3,13). Das ist interessant: Wer von euch ist weise? Wenn du das sagst, dann zeige es in deinem Verhalten, in einer Sanftmut, die aus Weisheit geboren ist. Eine Besonnenheit, die aus Weisheit herauskommt, nicht eine törichte, die schnell in die Luft geht.
Weiter heißt es in Vers 14: „Wenn ihr bittere Eifersucht und Streitsucht in euren Herzen habt, rühmt euch nicht gegen die Wahrheit und lügt nicht gegen sie.“ Das ist nicht die Weisheit, die von oben herabkommt, sondern eine irdische, seelische, dämonische. Denn wo Eifersucht und Streitsucht sind, da ist Durcheinander und jede schlechte Tat. Aber die Weisheit, die von oben ist, ist rein – zuerst rein –, dann friedlich, milde, nachgiebig, voll von Barmherzigkeit und guten Früchten, unparteiisch und ungeheuchelt. Die Frucht der Gerechtigkeit wird in Frieden gesehen bei denen, die Frieden stiften.
Das war nur ein kurzer Exkurs zu geistlicher Weisheit. Das ist das Gegenteil von Sturheit. Ein großes Hindernis zum geistlichen Wachstum ist Sturheit oder Engstirnigkeit, also sich nicht sagen lassen zu wollen und sich nicht korrigieren lassen zu wollen. Solche Christen bleiben Kinder und kommen nicht weiter, weil sie sich nicht zurechtbringen lassen. Wir brauchen aber ein weiches, korrigierbares Gefäß, das sich zurechtbringen lässt. „Lasset euch zurechtbringen“ – hier müsste ich noch eine passende Bibelstelle suchen, da die von mir genannte nicht stimmt.
Klein e: Die Fähigkeit, Verantwortung für andere zu übernehmen. Man soll fähig sein, Lasten für andere zu tragen. Ein reifer Christ kann Lasten für andere tragen, nachdem er gelernt hat, die eigenen Lasten zu tragen. Wenn man das gelernt hat, kann man auch die Lasten der anderen mittragen. Das zeugt von Reife. Galater 6,1-2 und Römer 15,1 sagen: „Wir, die Starken, sollen die Schwachheiten der Schwachen tragen und nicht uns selbst gefallen.“ Reife Christen leben nicht selbstgefällig, sondern sind für andere da.
Weiter gehört dazu die Fähigkeit, andere zu lehren, also geistliche Wahrheiten in Worte fassen und weitergeben zu können. In 2. Korinther 3,13 sagt Paulus, dass er mit Worten redet, die nicht von menschlicher Weisheit gelehrt sind, sondern vom Heiligen Geist. Auch 1. Korinther 2,13 spricht davon, geistliche Wahrheiten richtig zu vermitteln.
Klein g: Ein Vorbild für andere sein. Paulus schreibt an Timotheus: „Niemand verachte deine Jugend, sondern sei ein Vorbild für die Gläubigen im Wort und in der Lebensführung.“ Timotheus war mindestens 30, vielleicht schon 35 Jahre alt. Wer also 35 ist, ist noch in der Jugend. In 1. Timotheus 4,12 heißt es: „Sei ein Vorbild in Wort, Lebensführung, Liebe, Geist, Glauben und Reinheit.“
Auch Titus 2,6-8 fordert, die jüngeren Männer zu ermahnen, gesunden Sinn zu haben. Besonders Vers 7: „Erweise dich selbst als Vorbild in jeder Hinsicht: in guten Werken, im Lehren, in Unverfälschtheit, Ehrbarkeit, Unverdorbenheit, gesunder Rede, die nicht zu verurteilen ist, damit der Gegner beschämt werde.“
Das war also ein kleiner Exkurs zur Reife der Väter.
Wir kommen zurück zu 1. Johannes und sind jetzt bei „Arabisch 4“ in unserer Gliederung: Die Botschaft an die jungen Männer. Aber ich glaube, wir sollten jetzt eine Pause machen.
