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Die Ältesten

Gemeinde, Teil 2/3
16.07.2017
SERIE - Teil 2 / 3Gemeinde

Einführung in das Thema Gemeindeleitung und Älteste

Jetzt dürft ihr euch gerne wieder setzen. Ja, das Predigtthema heute, Matthias hat es gerade schon gesagt, ist hier. Das ist schon mehr, als ich euch zeigen wollte: Was ist die Aufgabe von Ältesten?

Älteste – das ist heute die zweite Predigt in einer dreiteiligen Predigtserie, in der wir uns bewusst Zeit nehmen wollen, über Gemeinde, Gemeindeleitung und Gemeindemitgliedschaft nachzudenken. Also darüber, wie wir miteinander als Gemeinde funktionieren.

Typischerweise predigen wir durch biblische Bücher. Das werden wir demnächst wieder machen. Ab Mitte August werden wir in einer längeren Predigtreihe durch den 1. Thessalonicherbrief predigen. Aber ab und zu macht es Sinn, sich auch thematisch mit bestimmten Fragen zu beschäftigen.

Das ist so ein Thema, bei dem wir als Älteste gedacht haben, es wäre gut, mal darüber nachzudenken, was genau eigentlich Gemeinde ist. Das haben wir letzte Woche getan. Dann auch konkret, was die Aufgaben von Ältesten, aber auch von Gemeindemitgliedern sind.

Heute kommen wir also zum Thema Älteste. Älteste – ja, was ist das eigentlich? Das ist so eine typische Frage, bei der man im ersten Moment sagt: „Ja, wir sind alle Älteste, das ist klar.“ Und wenn man dann fragt: „Ja genau, was sollen die denn eigentlich tun?“

Hm, die sollen die Gemeinde organisieren, sagt der eine. Andere sagen: „Wir brauchen ja einen Ansprechpartner. Wenn es Klagen gibt, muss ich wissen, zu wem ich gehe.“ Also noch heute, wenn dir der Gottesdienst nicht gefällt, musst du wissen, wo du deine Klagen abliefern kannst.

Andere sagen: „Na ja, einer muss ja die Sachen auch entscheiden, die Ältesten entscheiden alles.“ Und wieder andere würden vielleicht sagen: „Die Ältesten, na ja, das sind wahrscheinlich Männer, die auch mal was zu sagen haben wollen, wichtig, Tür, eigentlich brauchst du gar nicht.“

Ich weiß nicht, wo du da stehst in diesem Spektrum oder was deine Antwort wäre. Ich möchte mit uns heute verschiedene Bibeltexte kurz betrachten, damit wir einen guten Einblick bekommen, was Gottes Wort dazu zu sagen hat, was es mit Ältesten eigentlich auf sich hat.

Konkret wollen wir das so tun, dass ich erst einige Vorbemerkungen zu diesem Begriff „Älteste“ mache. Dann wollen wir uns anschauen: Wer kann Ältester werden? Was sind die Qualifikationen für den Ältestendienst?

Anschließend wollen wir konkret schauen: Was ist eigentlich die Aufgabe von Ältesten? Was sollen sie tun? Was ist ihr Ziel? Worauf sollen sie hinarbeiten?

Zum Schluss folgen einige Bemerkungen. Ich hoffe, dass die Predigt wirklich für alle relevant wird – auch für die, die vorher sagen: „Interessiert mich nicht so sehr.“ Wir wollen konkrete Lehren für die Ältesten mitnehmen und vielleicht auch für diejenigen unter uns, die sich vorstellen könnten, dass Gott sie eines Tages in einen solchen Dienst beruft.

Und dann auch konkrete Lehren für uns alle als Gemeinde. So viel zur Vorrede.

Begriffsklärung und biblische Grundlagen zum Ältestendienst

Verschiedene Bezeichnungen und Funktionen des Ältestendienstes

Einige Vorbemerkungen

Ich spreche hier von Ältesten. In der Bibel finden wir eigentlich drei Begriffe, die austauschbar verwendet werden: Bischöfe, Älteste und Pastoren.

Wenn wir später einen Text betrachten, in dem die Qualifikationen von Ältesten beschrieben werden, etwa 1. Timotheus 3, dann ist dort zunächst vom Bischofsamt und von Bischöfen die Rede. Es gibt eine Parallelstelle dazu im Titus 1, wo von Ältesten gesprochen wird.

In anderen Bibelstellen sehen wir, dass die Begriffe Älteste, Bischöfe und auch Pastoren austauschbar gebraucht werden. Zum Beispiel finden wir im 1. Petrus 5 eine Ansprache an Älteste, die als Aufseher, als Bischöfe, agieren sollen und unter dem Hirten, also als Pastoren, stehen.

Ähnlich ist es in Apostelgeschichte 20, wo Paulus den Ältesten schreibt. Diese werden dort als Bischöfe angesprochen und erhalten Anweisungen für den Hirten- oder Pastorendienst.

Kurz gesagt, es sind wirklich drei Titel, wenn man so will, aber es handelt sich um einen Dienst, der verschiedene Aspekte mit sich bringt.

Ein Aspekt ist der des Aufsehers. Ein Bischof, ein Episkopos, ist jemand, der Aufsicht hat, also ein Aufseher in der Gemeinde ist.

Ein anderer Begriff, der Älteste, steht, wie der Name vielleicht schon sagt, für Menschen, die eine gewisse Reife mit sich bringen, die Weisheit haben. Dabei ist nicht zwingend gemeint, dass der Älteste alt sein muss. Es sollten Männer sein, die eine gewisse geistliche Reife besitzen.

Der dritte Begriff, Pastor oder auch Hirte, ist ebenfalls gut verständlich. Es sind diejenigen, die unter den Schafen sind und die Schafe versorgen, sie weiden und füttern sollen.

Wir sehen also hier drei verschiedene Funktionen, die alle in diesem einen Dienst enthalten sind.

Jesus Christus als das Vorbild und der Erzhirte

Nun stellt sich die Frage: Wer ist der Hirte schlechthin? Ich hoffe, uns allen ist klar, dass der Hirte schlechthin Jesus Christus ist.

Wir haben vorhin schon aus Johannes 10, ganz zu Beginn des Gottesdienstes, den guten Hirten gehört. Das war eine Beschreibung von Jesus. Jesus selbst beschreibt sich als den guten Hirten.

Wir dürfen wissen, dass Jesus auch der Aufseher ist, der Aufsicht hat und Acht auf die Gemeinde gibt. Er ist der Bischof aller Bischöfe. Und ich hoffe, da hat keiner Zweifel: Er allein ist vollkommen weise. Wenn es einen perfekten Ältesten gibt, dann ist das Jesus.

Das heißt, dieser Dienst, dieses Amt, ist von Jesus abgeleitet. Jesus wird im 1. Petrus 5,4 beschrieben als der Erzhirte der Gemeinde. Er ist der Erzpastor, der Pastor schlechthin der Gemeinde. Alle anderen arbeiten unter seiner Aufsicht.

So heißt es im 1. Petrus 5, dass es Älteste gibt. Petrus schreibt als Mitältester von Ältesten, die letztendlich rechenschaftspflichtig sind vor dem Erzhirten.

Dieser Dienst ist also ein Dienst, der bewusst vor Jesus vollbracht wird. Als Stellvertreter und Helfer Jesu sollen die Ältesten agieren.

Unterschied zwischen Ältesten und Pastoren in der Gemeinde

Nun stellt sich die Frage: In der Gemeinde haben wir Älteste und Pastoren. Wir unterscheiden zwischen Alex und mir, die wir als Gemeindepastoren bezeichnet werden, und den Ältesten, zu denen Winfried und seit heute Nachmittag auch Matthias Morgler gehören. Matthias wurde heute Nachmittag in der Mitgliederversammlung zum Ältesten berufen, worüber ich mich sehr freue.

Wir machen diese Unterscheidung. Die Bibel unterscheidet jedoch nicht explizit zwischen diesen Ämtern. Warum tun wir das also überhaupt?

Zum einen halten wir es für hilfreich, zu unterscheiden, wer bezahlt wird, wer ständig präsent ist und wer nur gelegentlich da ist. Zum anderen gibt es auch eine gewisse biblische Grundlage, um zwischen Ältesten wie Winfried, der Montag bis Freitag einem anderen Beruf nachgeht, und Personen wie Alex und mir zu unterscheiden. Wir sind vollzeitlich in der Gemeinde tätig und tragen die Hauptverantwortung für die Lehre in der Gemeinde.

 1. Timotheus 5,17 greift das auf. Dort heißt es: „Die Ältesten, die der Gemeinde gut vorstehen“ – interessant, dass hier von Ältesten gesprochen wird, die vorstehen, also bischöflich arbeiten – „die halte man für doppelte Ehre wert, besonders die sich mühen im Wort und in der Lehre.“

Hier scheint es also eine Unterscheidung zu geben. Es gibt Älteste, die sich in besonderer Weise um Wort und Lehre kümmern. Das könnte eine kleine Erklärung dafür sein, warum es nicht ganz von der Hand zu weisen ist, eine Unterscheidung zu machen.

Insgesamt ist es jedoch ein wesentlicher Dienst.

Pluralität der Ältesten in der Gemeinde

Das Zweite, was wichtig ist, dass wir sehen, ist, dass in jeder Gemeinde immer mehrere Älteste eingesetzt werden. Das erkennen wir an verschiedenen Bibelstellen. Paulus gibt sowohl Timotheus als auch Titus den Auftrag, in der Gemeinde beziehungsweise in den Gemeinden Älteste einzusetzen – und zwar im Plural.

In Apostelgeschichte 14 zum Beispiel erfahren wir, dass Paulus nach seiner Missionsreise, bei der er Gemeinden gegründet hat, zurückkommt, um diese Gemeinden erneut zu besuchen. Dort heißt es, dass er in diesen entstandenen Gemeinden jeweils Älteste einsetzt. Auch hier wird der Begriff Älteste immer im Plural verwendet.

Es ist außerdem wichtig zu bedenken, dass Jesus, der eine leitende Rolle innehatte, sich in jeder Gemeinde durch mehrere Unterhörige vertreten lässt. Er setzt also in jeder Gemeinde mehrere Älteste ein.

So viel zur Vorbemerkung. Ich hoffe, das ist klar und nachvollziehbar.

Qualifikationen für den Ältestendienst

Nun kommen wir zu den Qualifikationen für das Ältestenamt. Ich möchte euch einladen, den ersten Timotheusbrief aufzuschlagen.

 1. Timotheus 3 findet ihr in den ausliegenden Bibeln auf Seite 240 im hinteren Teil. Die Kapitelüberschrift lautet „Von den Bischöfen“. Die große Zahl drei steht für das Kapitel, die kleinen Zahlen dahinter für die Verse.

Ich möchte das noch einmal betonen, da ich es heute früh schon erklärt habe: Es wäre völlig legitim, Alex nicht mehr Pastor, sondern Ältesten zu nennen, oder Winfried Pastor zu nennen. Ihr dürft mich auch gerne Bischof nennen. Biblisch wäre das durchaus richtig.

Die biblischen Kriterien im Überblick

Von den Bischöfen, Ältesten und Pastoren

Es ist gewisslich wahr: Wenn jemand ein Bischofsamt begehrt, der begehrt eine hohe Aufgabe. Ein Bischof aber soll untadelig sein, Mann einer einzigen Frau, nüchtern, maßvoll, würdig, gastfrei und geschickt im Lehren. Er soll kein Säufer sein, nicht gewalttätig, sondern gütig, nicht streitsüchtig und nicht geldgierig.

Er muss jemand sein, der seinem eigenen Haus gut vorsteht und gehorsame Kinder hat, die in aller Ehrbarkeit leben. Denn wenn jemand seinem eigenen Haus nicht vorzustehen weiß, wie soll er dann für die Gemeinde Gottes sorgen?

Ein Bischof soll kein Neugetaufter sein, damit er sich nicht aufbläht und dem Urteil des Teufels verfällt. Außerdem muss er einen guten Ruf haben bei denen, die draußen sind, damit er nicht beschmutzt wird und sich nicht in die Schlinge des Teufels fängt.

Wir sehen hier einige Kriterien, die wir kurz weiter betrachten und über die wir nachdenken wollen. Das ist wichtig für uns als Gemeinde. Denn wenn ihr Mitglieder einer Gemeinde seid, dann werdet ihr immer wieder auch die Verantwortung haben, Älteste zu berufen.

Wir haben das heute Nachmittag gerade getan und mussten anhand dieser Kriterien, dieser Qualifikationen prüfen, ob Matthias Mockler und Markus Michnik qualifiziert sind, Älteste zu sein. Das ist die Grundlage, auf der wir solche Entscheidungen treffen.

Auch in Zukunft wollen wir weitere Älteste berufen, gerade auch aus unserer Mitte hier im Abendgottesdienst. Von daher ist es eine herzliche Einladung, euch zu fragen: Wer könnte diesen Qualifikationen entsprechen? Wen könntet ihr da sehen?

Wichtige Details zu den Qualifikationen

Gehen wir das noch einmal durch und betrachten einige Kriterien.

Das Erste, was ganz interessant ist, heißt: Es sollte jemand sein, der dieses Amt begehrt. Wenn jemand ein Bischofsamt begehrt, dann begehrt er eine hohe Aufgabe. Es braucht eine gewisse Begierde, eine Bereitschaft, ein Verlangen, diesen Dienst zu tun. Niemand sollte sich dazu gezwungen fühlen. Wir werden später im 1. Petrusbrief sehen, dass es nicht gut ist, wenn jemand das gezwungen tut. Nein, es sollte jemand freiwillig und gerne diesen Dienst übernehmen. Das ist das Erste.

Das Zweite ist, dass er ein vorbildliches Leben führen sollte. Das zieht sich durch den ganzen Text hindurch. Ein Bischof soll untadelig sein. Dann folgen viele Eigenschaften, die uns zeigen, wie ein solcher Mann wirklich als Vorbild leben soll: nüchtern, maßvoll, würdig, gastfrei und so weiter. Er soll nicht geltungssüchtig sein, was ebenfalls eine schlechte Eigenschaft ist. Also: Er soll ein vorbildliches Leben führen.

Niemand tut das perfekt. Älteste sind auch Menschen, die sündigen und ihre Macken und Fehler haben. Die Frage ist nicht, ob jemand das perfekt tut, denn tadellos im eigentlichen Sinne ist nur Jesus. Aber die Frage ist, ob jemand verhältnismäßig vorbildlich lebt.

Das Dritte, was wir sehen, ist, dass es jemand sein sollte, der männlich ist. Es sollte ein Mann sein, der, wenn er verheiratet ist, eine einzige Frau hat. Das heißt, es sollte niemand sein, der geschieden ist und wieder verheiratet oder womöglich mehrere Frauen hat. Es sollte ein Mann sein, der ehrliche Treue lebt.

Ich wurde heute früh gefragt, ob auch Unverheiratete diesen Dienst tun können. Ja, ich glaube schon. Der größte Vorbild schlechthin, Jesus, war unverheiratet. Paulus, der diese Worte schreibt, war ebenfalls unverheiratet. Also ich glaube, das geht auch. Die Frage ist nicht, ob er Mann einer Frau sein muss, sondern er sollte Mann einer einzigen, also höchstens einer Frau sein. So verstehe ich den Text, und ich glaube, es gibt gute Gründe, ihn so zu verstehen.

Ein weiterer Punkt ist, dass er nicht nur seiner Frau gegenüber treu sein soll, sondern auch seiner Familie gut vorstehen muss. Er soll also jemand sein, der gehorsame Kinder hat. Wenn ein Mann nicht in der Lage ist, seinem eigenen Haus gut vorzustehen, also seiner eigenen kleinen Familie, wird er in der Familie Gottes kein guter Ältester sein. Das funktioniert nicht.

Im Kleinen wollen wir sehen, ob das funktioniert. Wer ein vorbildlicher Ehemann und Familienvater ist und sich gut um seine Kinder kümmert, ist auch im geistlichen Dienst geeignet. Mir ist völlig klar, dass dabei natürlich die Frauen ganz intensiv mit dazugehören. Meine Frau übernimmt die Hauptlast der Kindererziehung. Da ich relativ wohlgeratene Kinder habe, hefte ich mir das nicht selbst ans Revers. Das hat vor allem mit Sarah zu tun, die viel mehr Zeit mit den Kindern verbringt.

Dennoch sollte ich als Ältester dieser Gemeinde jemand sein, der in seiner Familie eine gewisse Präsenz hat, sich kümmert und dabei mithilft, die Kinder gut zu erziehen. Das ist das, was den familiären Bereich angeht.

Dann soll er in der Lage sein zu lehren. Das heißt, er soll geschickt im Lehren sein. Im Titusbrief heißt es, jemand solle fähig sein, mit der heilsamen Lehre auch diejenigen zurechtzuweisen, die widersprechen. Das bedeutet, es sollte jemand sein, der theologisch relativ fit ist.

Er muss nicht Theologie studiert haben, aber er sollte sich in der Bibel gut auskennen und ein gutes Verständnis davon haben, was richtige und was falsche Lehre ist. Zudem sollte er in der Lage sein, das auch zu vermitteln. Er sollte es also nicht nur wissen, sondern auch lehren können.

Er muss nicht zwingend ein Prediger sein. Nicht alle Ältesten müssen predigen, aber alle Ältesten sollten zumindest in einem Gespräch oder in einer Gruppensituation heilsame Lehre weitergeben können.

Dann sollen sie eine geistliche Reife haben. Es soll kein Neugetaufter sein. Ich habe mich gefreut, dass wir vor zwei Wochen zwölf Leute getauft haben, aber diese werden wir heute nicht als Älteste berufen. Älteste sollen eine Weisheit vom Herrn haben, eine gewisse Erkenntnis und geistliche Reife.

Der letzte Aspekt ist, dass sie einen guten Ruf haben sollen, auch bei denen, die außerhalb der Gemeinde stehen. Auch da zeigt sich, was für ein Mensch jemand ist. Hier in der Gemeinde zu lächeln ist die eine Sache, aber wie lebt er draußen? Wie verhält er sich im Verhältnis zu anderen?

Ich würde sagen: Wenn man auf Partnersuche ist – was ich persönlich nicht bin, aber wenn man auf Partnersuche ist – ist ein Weg, einen potenziellen Partner kennenzulernen, zu beobachten, wie er oder sie mit anderen umgeht. Wenn der Typ in dich verliebt ist oder die Person, die du toll findest, ist man normalerweise nett zueinander.

Aber hilfreich ist zu sehen, wie sie sich gegenüber anderen verhalten: Wie wird der Kellner behandelt? Wie wird der Dritte behandelt? Das ist ein kleiner Dating-Tipp, kostenlos.

Das Gleiche gilt für Älteste. Wie verhält er sich außerhalb der Gemeinde? Hat er in seinem Job einen guten Ruf? Vielleicht sagen die Leute, er ist ein bisschen durchgedreht, weil er an Jesus glaubt – das ist okay. Aber hat er sonst einen guten Ruf? Ist er treu in seiner Arbeit? Ist er in seiner Nachbarschaft jemand, zu dem man hingehen und mit dem man reden kann?

Das sind die Kriterien, das sind die Qualifikationen. Wir tun gut daran, das im Blick zu haben und zu sagen: Nur Männer, die diesen Qualifikationen entsprechen, können wir als Älteste berufen.

Die Aufgabe der Ältesten

Damit kommen wir zum nächsten Punkt: Was ist die Aufgabe der Ältesten?

Es gibt zwei Bibeltexte, die wir uns anschauen wollen, allen voran Apostelgeschichte 20. Dieser Text ist besonders interessant, denn es ist die Abschiedsrede, die Paulus gegenüber den Ältesten der Gemeinde in Ephesus hält. Wenn man den Text aufschlägt, findet man ihn im Neuen Testament auf Seite 162. Er beginnt in Vers 17, also Apostelgeschichte 20. Dort heißt es: „Aber von Milet sandte er, das ist Paulus, nach Ephesus und ließ die Ältesten der Gemeinde rufen.“

Die Ältesten kommen zu ihm, und Paulus spricht zu ihnen. Er gibt ihnen quasi eine letzte Beauftragung, bevor er sie verlässt. Er wird auch nicht wiederkommen. Von dort aus wird er direkt in die Inhaftierung in Jerusalem gehen und später nach Rom gebracht werden. Paulus spricht die Ältesten an und nennt sie interessanterweise „Bischöfe“. Das ist ein spannender Punkt, denn hier zeigt sich die Austauschbarkeit der Begrifflichkeiten.

Paulus sagt: „So habt nun Acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in der euch der Heilige Geist eingesetzt hat, zu Bischöfen, zu weiden die Gemeinde Gottes, die er durch sein eigenes Blut erworben hat.“ Das bedeutet, die Aufgabe der Ältesten bezieht sich auf die Gemeinde Gottes.

Im 1. Petrus 5,2 heißt es ganz klar: „Der Auftrag: Weidet die Herde Gottes.“ Das bedeutet, die Ältesten sind verantwortlich für eine konkrete Herde, für eine konkrete Versammlung, für eine konkrete Gemeinde.

Letzte Woche haben wir darüber nachgedacht, dass die Gemeinde, die Ekklesia, die Versammlung, die aus dieser Welt herausgerufen ist, die von Jesus herausgerufen worden ist, die sind es, für die Jesus sein Leben gegeben hat am Kreuz. Für die er gestorben ist, deren Schuld er auf sich genommen hat und die er so befreit hat von der Knechtschaft, von der Sklaverei unter der Sünde. Das steckt hier drin.

Diese Gemeinde hat Jesus durch sein eigenes Blut erworben. Das sind die Menschen, die aufgrund von Jesu Werk am Kreuz befreit sind von ihrer Sünde. Sie sind erkauft worden und gehören jetzt zu Jesus. Sie erkennen ihn als ihren Herrn an.

Das bedeutet zunächst, dass die Gemeinde Gottes eine universelle Gemeinde ist. Sie umfasst alle Gläubigen aller Zeiten an allen Orten. Älteste aber agieren in lokalen Gemeinden. Hier geht es also konkret um die Gemeinde in Ephesus. Das ist die Gemeinde Gottes in Ephesus, und die Ältesten tragen eine konkrete Verantwortung für diese lokale Gemeinde.

Die erste Frage für heute Abend lautet: Bist du Teil der allgemeinen Gemeinde Gottes? Wenn du heute hier bist und sagst, diese Predigt ist für mich irgendwie völlig irrelevant, weil ich gerade auf der Suche bin und versuche, mich im Glauben zu orientieren, dann ist es schön, dass du hier bist. Sicherlich ist heute eine denkbar ungünstige Predigt für dich, aber ich möchte dir nicht vorenthalten, was die Grundlage dafür ist, wirklich Teil dieser Gemeinde zu sein.

Wir glauben, dass Gott in Jesus Christus Mensch geworden ist. Er hat unter uns das perfekte Leben gelebt. Er war das eine Schaf, das immer gehorsam war. Er hat immer getan, was sein Vater wollte. Er war vollkommen gut, ohne Sünde, ohne jede Schuld in seinem Leben. Er allein hätte nicht den Tod verdient, den wir alle verdient haben und den wir alle sterben werden aufgrund unserer Sünde.

Und dann ist er, der eine Unschuldige, ans Kreuz gegangen. Er ist bewusst in diese Welt gekommen, um sein Leben zu geben als Lösegeld für viele, für alle, die sich ihm im Glauben zuwenden. So hat Jesus sich Menschen erkauft. Alle, die sich ihm zuwenden im Glauben, werden Teil einer Versammlung von Menschen, die aus dieser Welt herausgerufen sind, die zu Gott gerufen sind.

Wenn du noch nicht zu dieser Versammlung gehörst, möchte ich dich einladen: Lass dich rufen von Jesus. Erkenne ihn als den Einen, der dich wirklich befreit von Sinnlosigkeit im Leben und von aller Schuld. Er macht dich neu und fügt dich ein in eine Herde, eine Gemeinde, die sich eines Tages vor dem Thron Gottes versammeln wird. Dort werden nur die sein, die Jesus als ihren Retter und Herrn anerkennen. Das wird großartig sein.

Bis es so weit ist, hat Gott gesagt, sollen die, die zu seiner Herde gehören, sich hier auf Erden auch sammeln – in kleineren Einheiten, in lokalen Gemeinden. Damit auf sie gut Acht gegeben wird, hat er diesen Gemeinden Älteste gegeben.

Hier steht, dass diese Ältesten durch den Heiligen Geist eingesetzt sind. Wir glauben nicht, dass unsere Ältesten nur von Menschen gewählt werden. Nein, Gott beruft Menschen. Wir erkennen nur das, was Gott tut.

Das war heute Mittag die Frage: Erkennen wir als Gemeinde, dass Matthias Mockler vom Heiligen Geist eingesetzt ist, dieser Gemeinde als Hirte, als Ältester zu dienen?

Ich hoffe, du gehörst zu dieser Herde Gottes. Für dich, Matthias, für dich Winfried, für Alex und für mich gilt, dass wir Gott gegenüber verantwortlich sind für diese Herde. Es ist nicht unsere Gemeinde. Gottes Gemeinde ist seine Herde. Ihm gegenüber werden wir eines Tages Rechenschaft ablegen müssen.

Das ist wichtig, das am Anfang klar zu haben: Es ist Gottes Gemeinde, zu der alle gehören, die unter dem Erzhirten Jesus leben. Diese sollten sich dann in lokalen Gemeinden einfügen und sich dort versammeln unter der guten Herrschaft von Ältesten, die von Gott selbst eingesetzt werden.

Acht geben auf sich selbst und auf die Herde

Nun, der konkrete Auftrag lautet interessanterweise zunächst einmal: Habt acht auf euch selbst. Die Ältesten sollen also zuerst auf sich selbst achten. Das mag überraschen, aber ein guter Ältester, der der Gemeinde gut vorstehen will, muss auch in der Lage sein, auf sich selbst achtzugeben.

Die Ältesten sollen auch aufeinander achtgeben. Es heißt also: Habt acht auf euch selbst – auch im Plural formuliert. Das bedeutet, dass wir als Älteste, wenn wir uns treffen, aufeinander achten. Das Erste, was wir oft tun, ist eine kurze Andacht, danach folgt ein Austausch. Wie geht es dir, Winfried? Wie war deine Woche? Was ist los? Wie können wir für dich beten? So haben wir Acht aufeinander.

Heute haben wir im Ältestendienst auch einen Ältesten entlassen. Dabei haben wir ihn nicht widerrufen, nicht weil wir ihn nicht für qualifiziert halten. Christian Stadt ist ein hervorragender Ältester, der sich wirklich toll um viele gekümmert hat und den wir sehr wertschätzen. Trotzdem haben wir in unserer Verantwortung des Achtgebens aufeinander gesagt: Christian braucht eine Auszeit.

Seine Frau ist durch eine schwere gesundheitliche Krise gegangen, er selbst ist gesundheitlich ziemlich angeschlagen und hat zudem einen neuen Job, der ihn extrem fordert. Wir denken, dass wir ihm in unserer Verantwortung füreinander sagen müssen – und er hat das auch so angenommen – dass er einfach eine Pause braucht. Deshalb schlagen wir ihn nicht zur Wiederberufung vor, so schwer uns das auch fällt und ihm selbst ebenfalls.

Das ist der erste Aspekt: Wenn Älteste nicht gut auf sich selbst achtgeben können, werden sie auch beim Achtgeben auf die Herde nicht besonders gut sein.

Der nächste Aspekt ist, dass sie auf die Herde achten sollen. Habt nun Acht auf euch selbst und auf die ganze Herde. Älteste sollen Acht auf die Herde haben. Warum? Weil die Herde aus lauter Schafen besteht, die es brauchen, dass sich jemand um sie kümmert und Acht auf sie hat.

Herden ohne Hirten laufen auseinander – das geht selten gut. Dann bleibt mal ein Schaf liegen, weil es verletzt ist, und eins läuft davon und verirrt sich. So ist das mit Schafen. Die einen sind verletzt, die anderen streunen umher, wieder andere sündigen und machen einfach dumme Sachen. Manchmal gibt es auch Schafe, die fangen mitten in der Herde an, sich gegenseitig zu beißen.

Vielleicht könnt ihr euch das ein bisschen vorstellen. Vielleicht dachtet ihr schon mal: „Das war ich selbst schon mal.“ Ich bin meine Zeit ein bisschen gestreunt, habe mich entfernt oder hatte auch schon mal ein richtiges Beißduell mit einem anderen Schaf.

Ein guter Ältester sieht das und sagt: „Oh, dieses Schaf ist verletzt, das braucht Hilfe und Pflege. Um dieses Schaf muss ich mich besonders kümmern.“ Ein anderes Schaf ist verstrickt in Sünde und braucht Ermahnung aus dem Wort Gottes. Es braucht jemanden, der es zurückruft zum Herrn. Und dem anderen Streuner müssen wir nachgehen. Und das tun wir.

Das heißt: Wenn du als Mitglied der Gemeinde irgendwann mal eine E-Mail oder einen Anruf bekommst, in dem wir fragen: „Hey, was ist mit dir? Ich habe dich länger nicht gesehen“, dann hoffe ich, dass du nicht sagst: „Was soll das denn jetzt? Werde ich hier jetzt super kontrolliert? Stasi-Methoden in der Gemeinde?“ Nein, ich hoffe, du sagst: „Boah, das ist toll, dass die Hirten hier Acht haben auf die Schafe.“

Wir versuchen, das zu tun. Wir gehen regelmäßig die Gemeindeliste durch, schauen, wen wir länger nicht gesehen haben, und gehen dann auch diesen Leuten nach.

Schutz vor falscher Lehre und Wölfen in der Gemeinde

Und dann gibt es natürlich auch die Situation, dass die Herde durch Wölfe gefährdet ist. Das sehen wir hier vor allem im Vers 29. Paulus weiß das. Er weiß, dass sich Wölfe in die Herde einschleichen werden. Warum weiß er das? Weil Satan, der Oberwolf, die Gemeinde hasst.

Für Satan ist das, was wir hier gerade tun, ein Gräuel. Menschen versammeln sich, singen Gott Lieder, beten ihn an, hören auf Gottes Wort und lassen sich von ihm auf ihn hin ausrichten. Satan hasst das. Und was er versucht, ist, Wölfe in die Herde einzuschleusen, um die Herde auseinanderzutreiben und zu zerstören.

Paulus weiß das, es ist völlig klar, und wir sollten das auch wissen. Er weiß, dass nach seinem Abschied reißende Wölfe zu euch kommen. Das sind keine netten Streichelwölfe, sondern reißende Wölfe, die die Herde nicht verschonen werden.

Und noch schlimmer: Nicht nur, dass die Wölfe von außen kommen, auch aus eurer Mitte werden Männer aufstehen, die Verkehrtes lehren, um die Jünger an sich zu ziehen. Krass, oder? Paulus weiß das. Und ich glaube nicht, dass Paulus schon genau wusste, dass hier Justus und Simeon die sein würden, die dann aufstehen und das tun. Dann hätte er gesagt: Übrigens, habt acht auf Justus und Simeon, das sind nämlich Wölfe.

Nein, nein, aber Paulus weiß, so läuft das in Gemeinden. Und wir tun gut daran, in dieser Weise aufeinander achtzugeben. Das ist insbesondere die Aufgabe der Ältesten.

Die Ältesten sind hier gefordert, zum einen darauf zu achten, dass keine Wölfe mitten unter die Schafe kommen. Deswegen führen wir Aufnahmegespräche mit jedem, der Mitglied dieser Gemeinde werden will. Wir fragen keine allzu schwierigen Sachen ab, aber wir wollen wissen, ob das wirklich ein Schaf ist.

Das Problem mit diesen Menschenwölfen und Schafen ist ja, dass sie alle gleich aussehen. Es wäre so praktisch, wenn sie irgendwie erkennbar wären. Die einen könnten gut "Mäh" machen und die anderen hätten vielleicht lange Zehen oder so, aber so ist es nicht. Deswegen führen wir Gespräche, um herauszufinden, wo jemand steht und ob er wirklich ein Schaf ist.

Das ist das eine.

Zum anderen müssen wir aufpassen, was in der Gemeinde gelehrt wird. Falsche Lehre ist der Weg, wie Satan die Gemeinde kaputt macht. Es werden Menschen aufstehen und verkehrtes lehren. Das heißt, in der Gemeinde darf es eigentlich keine autonomen Zellen geben. Das war schon in Hamburg keine gute Idee, und das ist in der Gemeinde auch nicht gut.

In der Gemeinde ist es wichtig, dass die Ältesten wissen, was gelehrt wird. Es wird in vielen Kreisen gelehrt, zum Beispiel in Hauskreisen. Ein positiver Weg, wie wir die Lehre überwachen, ist, indem wir einfach die Lehrenden kennen. Wir haben Hauskreisleiter, die wir zusammenrufen und schulen wollen. Aber wir versuchen auch immer mal wieder, dass jemand aus dem Ältestenkreis, der dafür eine gewisse Verantwortung übernommen hat, in die Kreise hineinschaut.

Fühlt euch nicht überwacht, das ist eine gute Sache. Es ist die Verantwortung der Ältesten, darauf zu achten.

Und wenn ihr selbst Zweifel darüber habt, was in eurem Hauskreis gerade läuft oder in der Kleingruppe, in der ihr seid, dann sprecht uns an. Fragt zum Beispiel: Ist es wirklich so, dass alle Menschen, unabhängig von Jesus, irgendwie alle gerettet werden? Nein, das ist nicht so.

Auf die Lehre müssen wir besonders achten. Das hilft. Es hilft den Ältesten, die Gemeinde davor zu schützen.

Herausforderungen durch Online-Lehre

Und dann gibt es heute noch die Gefahr der Online-Wölfe. Das möchte ich auch noch einmal direkt sagen. Ich glaube, viele von euch hören Predigten und bekommen Lehre nicht nur im Kontext dieser Gemeinde.

Ich war heute Nachmittag joggen und habe dabei eine Predigt gehört. Das mache ich ganz oft. Diese Predigt kam nicht aus dieser Gemeinde, und das ist auch okay. Ich persönlich finde es toll, dass ich auch am Sonntagnachmittag noch eine Predigt hören kann. Morgens und abends muss ich mich sonst selbst hören, und das ist irgendwie blöd.

Das Problem ist nur, dass gerade junge Schafe manchmal nicht so genau wissen, auf wen sie hören sollen. Ich hatte diese Woche E-Mail-Kontakt mit jemandem aus dieser Gemeinde. Er fragte mich, was ich von einem sehr eloquenten Lehrer halte, der zu einer Frage genau das Gegenteil lehrt, was hier in der Gemeinde gelehrt wird. Natürlich kann man auch mal anderer Meinung sein, und wir haben nicht immer Recht. Aber ich habe mir das angehört, und so wie er argumentierte, musste ich später zurückschreiben: Das ist ein Irrlehrer, der nicht den gleichen Geist hat.

Auch das ist eine Verantwortung von uns Ältesten, darauf zu achten. Ich möchte euch ermutigen, vielleicht auch mal mit einer Frage zu kommen: „Hast du von dem schon mal gehört? Ist das jemand, der mir guttut, oder ist das jemand, der gefährlich ist?“ Älteste sollen Acht geben, und sie sollen das besonders im Umgang mit dem Wort Gottes tun.

Das Wort Gottes ist das, was typischerweise die Verletzten tröstet, sie zurüstet, die Streunenden zurückruft, Menschen von Sünde überführt und sie zurück zum Frieden führt. Es ist auch das, was aufdeckt, wo die Wölfe sind.

Deshalb sehen wir, dass der zweite Aspekt ist, dass Älteste nicht nur Acht haben auf die ganze Herde, sondern auch die Gemeinde weiden. Das sind keine zwei komplett voneinander getrennten Dinge. Ich hoffe, ihr seht das an der Satzstruktur: „Habt Acht auf euch selbst und auf die ganze Herde, in der euch der Heilige Geist eingesetzt hat, zu Bischöfen, Aufsehern, um die Gemeinde Gottes zu weiden.“

Teil der Aufsicht ist das Weiden. Weiden heißt letztlich nichts anderes als das Wort Gottes zu lehren. Das sollen wir tun. Wir lehren das Wort Gottes und nichts anderes. Daran könnt ihr prüfen, ob ein Ältester seine Aufgabe wahrnimmt: Weide ich euch mit meinen persönlichen Gedanken, mit Geschichten aus meinem Leben, oder weide ich euch mit dem Wort Gottes?

Weiden die Ältesten euch mit dem Wort Gottes? Ist das, was sie sagen, wirklich wortgottestreu oder nicht? Das heißt nicht, dass ich nicht manchmal eine Illustration verwende oder eine Geschichte aus meinem Leben erzähle. Die Frage ist: Passt das zum Wort Gottes? Wird hier das Wort Gottes gelehrt?

Paulus, der weiß, dass sich Wölfe unter die Schafe mischen und die Lehre angegriffen wird, schreibt an Timotheus: In 2. Timotheus 4,2 heißt es: „Predige das Wort, stehe dazu, es sei zur Zeit oder zur Unzeit, weise zu Recht, drohe, ermahne mit aller Geduld und Lehre.“

Denn es wird eine Zeit kommen, da sie die heilsame Lehre nicht ertragen werden, sondern nach ihren eigenen Gelüsten sich selbst Lehrer aufladen, nach denen ihnen die Ohren jucken. Sie werden die Ohren von der Wahrheit abwenden und sich den Fabeln zuwenden.

Du aber, schreibt Paulus an Timotheus, sei nüchtern in allen Dingen, leidensfähig. „Tu das Werk eines Predigers des Evangeliums, richte dein Amt redlich aus.“

Älteste sollen vor allem Dienst am Wort tun. Das muss die oberste Priorität sein – von dir, Matthias, von dir, Winfried, von dir, Alex, von mir und auch von den anderen Ältesten, die im Morgengottesdienst vorrangig sind: Christian Heckemann, Michael Ludwig und Markus Michnik, der auch ab und zu abends hier ist und heute ebenfalls berufen wurde.

Wir haben vorhin auch in Apostelgeschichte 6 gehört, wie die Diakone in der Gemeinde damals eingesetzt wurden. Diese Einsetzung hatte genau die Funktion, dass die Ältesten der Gemeinde – damals in Jerusalem noch die Apostel selbst – sich dem Wort widmen konnten.

Diese Apostel gibt es heute nicht mehr, aber Gemeinden haben immer noch Leiter, und das sind heute die Ältesten. Sie sollen sich dem Wort Gottes widmen können. Sie sagten damals: Es ist nicht gut, dass wir uns um alle Dinge kümmern müssen und das Wort vernachlässigen.

Deswegen beruft auch bitte Diakone, Helfer, Diener in der Gemeinde, die sich um praktische Dinge kümmern, sodass die Ältesten sich ganz dem Gebet und dem Wort Gottes widmen können.

Das ist auch ein Weg, wie ich Acht habe auf die Gemeinde. Vieles kann ich gar nicht direkt tun, aber ich kann beten, damit sich die Ältesten dem Gebet und dem Wort Gottes widmen können. Und da haben wir gesehen: Dann blüht die Gemeinde auf.

Von daher auch noch einmal die herzliche Ermutigung: Seht zu, dass ihr von den Ältesten das erwartet, wozu sie berufen sind – vor allem den Dienst am Wort. Erwartet nicht, dass die Ältesten sich um alles andere kümmern. Packt die Dinge selbst an.

Mein Lieblingssatz ist immer: Es ist besser, um Vergebung zu bitten, als immer um Erlaubnis zu fragen. Ich werde ständig gefragt: „Darf ich das? Darf ich jenes? Ist es okay, wenn ich das mache?“

Das ist deine Gemeinde genauso wie meine. Meine Kompetenz ist es, Gottes Wort zu lehren, nicht zu entscheiden, welche Glühbirne ausgetauscht werden soll. Mach einfach!

Ausübung des Ältestendienstes

Wie sollen Älteste ihr Amt ausüben? Das ist der nächste Aspekt, über den wir nachdenken wollen.

Im ersten Petrusbrief heißt es ganz ähnlich wie in der Apostelgeschichte 20,28: „Weidet die Herde Gottes, die euch anbefohlen ist, und achtet auf sie.“ Dann folgen drei Gegensatzpaare, die das Verhalten der Ältesten beschreiben: nicht gezwungen, sondern freiwillig; wie es Gott gefällt, nicht um schändlichen Gewinns willen; nicht als Herren über die Gemeinde, sondern als Vorbilder der Herde.

Ich habe das vorhin schon gesagt: Ein Ältester, der sich gedrängt oder gezwungen fühlt, sollte gar nicht erst berufen werden. Wenn jemand das Amt nicht gerne ausübt, wenn er es nicht freiwillig tut und nicht für Gott, dann ist das nicht gut. Er soll auch nicht danach streben, sich dadurch zu bereichern – und das muss nicht unbedingt finanzieller Natur sein.

Winfried hat einen guten Job und bekommt für seinen Ältesten-Dienst hier gar nichts. Matthias Mockler erhält auch keine Gehaltserhöhung, nur weil er heute Ältester geworden ist. Sorry, falls das noch nicht bekannt war. Ich kann nicht sagen, dass ich früher deutlich besser verdient habe. Auch bei mir war der finanzielle Aspekt nicht der Grund, warum ich Pastor dieser Gemeinde geworden bin.

Es könnte aber sein, dass jemand machthungrig ist und denkt: „Endlich habe ich mal etwas zu sagen!“ Oder dass es andere Motive gibt, die jemanden dazu bewegen, Ältester werden zu wollen. Vielleicht geht es ihm gar nicht um Gott und die Herde, sondern nur um sich selbst.

Deshalb sind die Ältesten aufgerufen, auf sich selbst Acht zu geben und sich ehrlich zu hinterfragen: Wie ist das bei mir? Ich glaube, das ist manchmal eine ziemlich kritische Frage. Ich muss zugeben, dass ich auch schon versucht war, mich selbst wichtiger zu nehmen, als ich sollte. Vielleicht kennt ihr das.

Hirten sollen der Herde von Herzensgrund freiwillig dienen. Sie sollen das nicht tun, als wären sie die Oberchefs der Gemeinde, die sagen: „Ich habe hier das Sagen, nicht du.“ Nein, sie sollen als Vorbilder der Gemeinde dienen. Das heißt: Ich hoffe, dass wir als Gemeinde die Ältesten so sehen und sagen: „Ja, den folge ich gerne nach.“

Das sind wirklich Vorbilder im Glauben. Das sind die, die auch bereit sind, mal anzupacken. Das sind die, die bereit sind, der Gemeinde zu dienen, auch wenn es mal etwas kostet oder schwierig wird.

So sollen Älteste ihren Dienst ausrichten: freiwillig, wie es Gott gefällt, aus vollem Herzen und als Vorbilder der Herde.

Ziel des Ältestendienstes

Und das bringt uns schließlich zu dem Punkt: Was ist das Ziel dieser ganzen Sache?

Dazu können wir noch einmal einen Bibeltext aufschlagen. Epheser 4,11-14 ist ein guter Text, der erklärt, warum Älteste ihren Dienst tun sollen.

Kurze Erklärung: Wenn Paulus hier anfängt und sagt, er habe einige als Apostel eingesetzt und einige als Propheten, dann ist uns hoffentlich klar, dass dies der Grund ist, auf dem die Gemeinde erbaut ist.

In Kapitel 2, Vers 20 im Epheserbrief heißt es bereits, dass die Apostel und die Ältesten der Grund sind, auf dem die Gemeinde erbaut ist. Darauf baut sich die Gemeinde auf. Die Apostel haben wir heute in dieser Form nicht mehr. Beim Propheten gibt es Fragen darüber, was genau das bedeutet.

Bei den Aposteln sind wir uns hoffentlich einig: Das waren diejenigen, die Jesus live erlebt haben, die Zeugen seines Lebens, seines Sterbens und seiner Auferstehung waren. Evangelisten gibt es noch. Martin und Annette, die am Donnerstag aus ihrem Dienst berichten werden, üben dieses Amt, diesen Dienst aus. Sie gehen nämlich in fremde Regionen. Sie sind nicht fest in einer Gemeinde, sondern ziehen weiter, um Gemeinden letztendlich zu gründen. Das sind die Pioniere.

Es gibt auch Evangelisten hier im Land, Menschen, die nicht primär in einer Gemeinde als Älteste Dienst tun, sondern die eigentlich gemeindegründerisch tätig sind. Das heißt, sie tragen das Evangelium dahin, wo es noch nicht bekannt ist.

Und dann vor Ort bleiben die Hirtenlehrer. Das ist wirklich ein Begriff, es sind nicht zwei Ämter, sondern ein Amt: Hirten und Lehrer. Wir haben das vorhin gesehen: Die Hirten sind die, die lehren. Es ist also ganz klar, dass es hier um ein Amt geht, die Hirtenlehrer.

Und das hat Gott getan: Er hat die Gemeinde so ausgerichtet. Er hat den Grund gelegt mit Aposteln und Propheten, hat die Evangelisten vorausgeschickt und setzt dann einen Hirtenlehrer ein, damit die Heiligen zugerüstet werden zum Werk des Dienstes. Dadurch soll der Leib Christi erbaut werden.

Das heißt, die Aufgabe der Ältesten ist es, andere zuzubereiten. Man sollte sich von Ältesten zurüsten lassen. Das bedeutet nicht einfach nur eine Predigt hören und dann sagen: "War gut, war nicht so gut." Es sollte dich so zurüsten, dass du sagst: "Oh ja, diesem Herrn möchte ich auch dienen." Und zwar so, dass der Leib Christi, die Gemeinde, erbaut wird. Wie kann ich mich hier einbringen?

Und das Ganze hat dann das Ziel, dass die Hirtenlehrer so agieren, dass wir zu einer Einheit des Glaubens und der Erkenntnis des Sohnes Gottes gelangen.

Dafür braucht es viel Lehre, damit wir eine Einheit haben, einen festen Glauben, den wir teilen, und eine Erkenntnis – das heißt ein Wachstum in der Erkenntnis –, sodass wir hinwachsen zu einem vollendeten Mann, zum vollen Maß der Fülle Christi.

Damit sind wir nicht mehr unmündig. Das ist gefährlich: unmündig zu sein und uns von jedem Wind einer Lehre bewegen und umhertreiben zu lassen durch trügerisches Spiel der Menschen, mit dem sie uns arglistig verführen.

Älteste haben also das Ziel, eine Gemeinde zu erbauen und Menschen zum Dienst an der ganzen Gemeinde zuzubereiten. Sie haben das Ziel, dass Christen mündig werden und so vor Irrlehre geschützt sind.

Ein weiteres Ziel, das hier nicht direkt steht, aber das ich persönlich sehr beeindruckend fand, als mir das einmal ein Pastor erklärte: Sie haben das Ziel, Schafe sicher nach Hause zu bringen.

Das klingt vielleicht für eine junge Gemeinde etwas seltsam, aber ich durfte in meinen achteinhalb Jahren hier in der Gemeinde inzwischen einige Male erleben, dass ein liebes Schaf der Gemeinde diese Welt verlassen hat. Und was für ein Privileg!

Man könnte denken: "Wieder einer weg." Aber andererseits ist es wichtig zu sagen: Nein, meine Aufgabe ist es, so gut ich kann, solange ich darf, euch auf einem Weg zu begleiten hin zum Erzhirten.

Das ist der Weg, auf dem wir alle sind. Eines Tages werden wir aus dieser Welt, aus dieser umkämpften Welt herauskommen, befreit sein von aller Schuld, von allen Wölfen und von allen Problemen. Dann werden wir beim Erzhirten sein.

Die Hirten haben die Verantwortung, die Schafe dahin zu führen, bis sie eines Tages zu Hause sind. Und dann dürfen wir vor dem Thron Gottes sagen: "Himmlischer Vater, dein Schaf."

Das ist das Ziel, das ich habe, solange Gott mir erlaubt, hier in dieser Gemeinde zu dienen und euch auf diesem Weg zu begleiten. Ich hoffe, dass ihr alle ankommt und wir gemeinsam eine Gemeinde sein dürfen beim Herrn.

Schlussbemerkungen und praktische Lehren

Lehren für die Ältesten

Das waren die wesentlichen Aspekte, die ich uns weitergeben wollte. Nun komme ich zu meinen Schlussbemerkungen.

Lehren für die Ältesten – Winfried, Matthias, Alex und mich: Wir sind berufen, Teamplayer zu sein und nicht unser eigenes Ding zu machen. Wir sind berufen, in einer Pluralität von Ältesten zu dienen. Dabei sollen wir uns mit unseren Stärken ergänzen und Rücksicht auf die Schwächen des anderen nehmen. Wir sollen einander gerade in schwierigen Situationen helfen.

Das Zweite ist: Wir sollen Acht auf uns selbst geben. Das ist besonders wichtig, gerade jetzt auch für dich, Matthias, wenn du deinen Dienst anfängst. Hab Acht auf dich selbst und auf deine Familie. Es ist in Ordnung, mit zwei kleinen Kindern auch mal zu sagen: Heute Abend geht die Ältestensitzung gerade nicht, Ruth braucht mich, meine Kinder brauchen mich.

Winfried, das gilt auch für dich und Katinka sowie die kleine Nina. Und das wird irgendwann demnächst auch für dich gelten, Alex. Ja, und es gilt auch für mich.

Habt Acht auf die Lehre und auf die ganze Herde – und weidet sie! Liebe Mitälteste, das ist unsere Verantwortung. Lasst uns wirklich Acht geben. Das ist gar nicht so einfach, und das wissen wir. Gerade diese Herde hier, dieser Abendgottesdienst, ist irgendwie eine ganz besondere Gemeinschaft.

Manche kommen nur alle zwei, drei Wochen mal, dann kommen wieder andere dazu. Dann ziehen wieder einige weg, wissen aber gar nicht, dass sie weggezogen sind. Und dann sind schon wieder andere da. Nach drei Jahren ist der eine oder andere dann wieder da und war gar nicht wirklich weg.

Das ist gar nicht so einfach. Aber das ist unsere Aufgabe: Acht geben, lehren, weiden.

Herzenshaltung und Gemeinschaft

Nächster Aspekt: Lasst uns immer wieder prüfen, mit welcher Herzenshaltung wir unseren Dienst tun.

Wichtig für uns ist, unsere Herzen zu prüfen, damit wir wirklich aus Liebe zum Herrn und zum Wohle der Gemeinde dienen.

Und schließlich: Riecht nach Schaf. Wir Hirten sind selbst Schafe. Wir gehören zu dieser Gemeinschaft. Wir sind nicht irgendwie die anderen, sondern ein Teil davon. Manchmal erkennt die Gemeinde, die Herde, ein Schaf als Leitschaf an, und dieses wird dann zum Hirten berufen. Doch es bleibt immer noch ein Schaf.

Das bedeutet: Wenn sich die Hirten zurückziehen und sagen, „Ich bin jetzt Hirte, ich gehöre nicht mehr dazu, wir sind etwas Besseres“, dann ist das hochgradig problematisch. Schafe brauchen die Hirten, und deshalb müssen die Hirten mitten unter den Schafen sein.

Ich bin wirklich dankbar, zu sehen, wie ihr drei das hervorragend ausrichtet. Ich glaube, wir alle können das bezeugen. Alle, die schon mehr als zweimal hier im Gottesdienst waren, haben Alex mindestens schon kennengelernt. Viele von euch, die schon eine Zeit hier sind, haben mit Winfried Gespräche geführt. Auch Matthias Mockler ist stets bemüht, auf die Schafe Acht zu geben und sie kennenzulernen.

Ich bin dankbar für euren treuen Dienst darin. Wahrscheinlich tue ich mich selbst am schwersten damit von uns allen. Aber das gilt auch für uns alle, und wir sollten das hier vor Augen haben: Eines Tages ist dieser Dienst, der nicht immer leicht ist, vollbracht.

Im 1. Petrus 5,4 heißt es, dass es dann eine besondere Entlohnung geben wird. Diese Entlohnung erhalten wir hier auf Erden nicht immer. Manchmal hört sich das alles ganz schön blöd an, und man bekommt viel Mist mit und hört viel Klagen. Aber das ist okay, denn dafür sind wir auch irgendwie da.

Eines Tages wird der Erzhirte sagen: „Treuer Diener gewesen, gut gemacht.“ Und er wird seine Hirten auch entlohnen. Lebt auf diesen Tag zu.

Lehren für die Gemeinde

Und schließlich die Lehren für die Gemeinde – und das gilt für die allermeisten von uns. Beruft Älteste sorgsam und überlegt genau: Wer sind diejenigen, die ihr als Hürden anerkennen könnt? Lasst es uns wissen. Deutet uns die an, die Hirtenpotenzial haben. Wir wollen das wissen.

Wenn es dann zu einer Berufung kommt, wie heute Nachmittag, überlegt genau, ob diese Person den Qualifikationen zum Ältestendienst entspricht. Stimmt dann mit Ja oder eben auch mit Nein. So helft ihr uns, zu erkennen, wen Gott wirklich eingesetzt hat. Denn ihr habt alle die Geschwister auch schon irgendwo erlebt.

Das Weite folgt dem Vorbild der Ältesten.

Zum biblischen Auftrag: Hier unten steht Hebräer 13,17. Und in Vers 7 desselben Kapitels heißt es: „Gedenkt an eure Lehrer, die euch das Wort gesagt haben. Schaut auf ihr Ende und folgt ihrem Glauben nach.“

In Hebräer 13,17 steht außerdem: „Gehorcht euren Lehrern und folgt ihnen.“ Das heißt, seid Menschen, die den Hirten folgen. Macht es zu eurer Ambition, euch an den Hirten zu orientieren. Wenn die nicht taugen als Vorbilder, dann beruft sie ab. Sucht euch welche, denen ihr gut und gerne folgen könnt.

Schließlich: Überfordert eure Ältesten nicht. Die Ältesten sind nicht die eierlegenden Wollmilchsäue, falls ihr den Begriff schon mal gehört habt – also quasi diejenigen, die alles machen.

Älteste haben die Aufgabe, euch zu lehren, aus dem Wort Gottes auf euch Acht zu geben und für euch in dieser Weise da zu sein. Aber bitte achtet darauf, wo ihr Älteste vielleicht überfordert, wo ihr Dinge von ihnen verlangt, die sie gar nicht tun sollten.

Meine Frau hat mir heute früh gesagt, wenn ich das so gesagt hätte, hätte das etwas ärgerlich geklungen. Das tut mir leid, das war nicht meine Intention. Aber tatsächlich ärgere ich mich manchmal darüber, dass man erwartet, ich solle mich um alles kümmern. Ich denke dann: Leute, die Predigt am Sonntag wird nicht besser, wenn ich mich um jeden Mist hier kümmere. Und es gibt so viele Leute, die jetzt alles besser können als ich.

Lasst uns gemeinsam diese Gemeinde bauen. Wenn wir merken, wir brauchen irgendwo eine Stelle, jemanden, der vollzeitlich Dinge übernimmt, die eher in Richtung Geschäftsführung, Bereich Rechnungswesen oder Administration gehen, dann müssen wir vielleicht noch jemanden berufen.

Aber ich glaube, es ist nicht gut und richtig, von den Ältesten zu erwarten, dass nur weil einer Theologie studiert hat und gut predigen kann – und das soll jeder andere entscheiden –, er sich dann auch um alles andere kümmert und der Manager der Gemeinde ist.

Ermöglicht es euren Ältesten, auf euch Acht zu geben und euch zu lehren. Damit meine ich schlicht und ergreifend: Seid da! All das Weiden und Futterausteilen bringt gar nichts, wenn du zuhause bleibst und das Futter nicht bekommst.

Wir können nur auf die Schafe Acht geben, die kommen und am Gemeindeleben teilnehmen. Komm, versammel dich mit der Gemeinde! Wenn du Mitglied dieser Gemeinde bist, hast du mit der Mitgliedsaufnahme gesagt: Ich möchte regelmäßig am Gemeindeleben teilnehmen.

Und wenn du kein Mitglied der Herde bist, fühle ich mich zum Ersten nicht in gleicher Weise für dich verantwortlich. Aber ich würde gerne. Erlaub mir das: Werde Mitglied der Gemeinde, gib dich zu erkennen und sage: Ich will von nun an regelmäßig am Gemeindeleben teilnehmen.

Wenn du wegziehst, such dir eine neue Herde. Es ist total schwierig, Fernhüter zu sein. Das funktioniert irgendwie nicht. Und schon gar nicht bei Schafen, die sich ärgern, wenn man aus der Distanz immer wieder nachfragt, wie es ihnen geht. „Der weiß doch, dass ich nicht mehr in München bin.“

Dann bitte entlass mich aus der Verantwortung, denn ich werde eines Tages Rechenschaft geben müssen, sagt Gottes Wort. Da muss ich dann wenigstens mal nachfragen. Noch besser ist aber: Du suchst dir eine neue Herde, neue Hirten. Die werden dann gerne auf dich Acht geben, und die können das auch wirklich.

Und schließlich bedenkt: Frohe Älteste sind gut für die Herde. Das sage ich nicht nur, weil ich mir das wünsche und gerne froh bin, sondern weil Gott das Wort das sagt.

Das ist ein interessanter Satz: „Gehorcht euren Lehrern, folgt ihnen nach, denn sie wachen über eure Seelen. Dafür müssen sie Rechenschaft geben, damit sie das mit Freude tun und nicht mit Seufzen. Denn das wäre nicht gut für euch.“

Frustrierte Pastoren sind normalerweise der Sargnagel einer Gemeinde. Vielleicht wart ihr schon mal in solchen Gemeinden: Frustrierte Pastoren, die die Gemeinde nicht mehr leiden konnten, die einfach nur frustriert waren. Das funktioniert nicht lange.

Älteste, die sagen: „Ich hab den ganzen Scheiß satt“ – sorry, das Wort habe ich nicht gesagt, das Piep hast du eingeblendet – sind nicht gut für die Gemeinde.

Was gut für die Gemeinde ist, ist jemand, der hier steht und sagt: „Ihr seid wirklich eine klasse Gemeinde.“

Deswegen möchte ich enden und wirklich sagen: Ihr seid eine klasse Gemeinde. Ich bin jetzt achteinhalb Jahre hier und ich glaube, ich habe noch nie so viel Freude im Dienst gehabt wie jetzt. Ich sehe einfach so viel Segen, so viel Gutes in der Gemeinde, so viel Herzlichkeit und Liebe.

Ja, ich sehe auch viele Nöte und viele Probleme. Aber ich sehe, dass diese Gemeinde wächst – und zwar nicht nur in der Zahl, sondern in geistlicher Reife. Dafür bin ich von Herzen dankbar.

Lasst uns dafür beten, dass es so bleibt. Das möchte ich zum Abschluss tun.

Himmlischer Vater, danke, dass du deine Gemeinde baust. Danke, dass du der Erzhirte der Gemeinde bist. Danke für deine Liebe zu uns. Danke, dass du deinen Sohn Jesus Christus als den guten Hirten in diese Welt geschickt hast und dass er bereit war, sein Leben für die Schafe zu geben.

Danke, dass er gestorben ist für diejenigen, die vorher sogar noch seine Feinde waren, die eigentlich Wölfe waren, und dass er sie bekehrt hat hin zum Schafsein. Danke, dass wir Schafe in deiner Herde sein dürfen.

Wenn hier jemand ist, der das noch nicht ist, bete ich, dass du sein oder ihr Herz anrührst.

Ich bete für uns alle, dass wir immer mehr wertschätzen, wie gut es ist, dass du deine Gemeinde baust und dass du deine Gemeinde auch baust, indem du Unterhirten einsetzt.

Ich danke dir für die Brüder, mit denen ich hier in der Gemeindeleitung dienen darf. Ich danke dir für unsere Ältesten, die ihren Dienst treu ausrichten.

Und ich danke dir für eine Herde, die es uns Hirten leicht macht, so dass wir mit Freude unseren Dienst tun können.

So bitten wir dich: Bewahre uns, bewahre unsere Herzen und Sinne in Jesus Christus. Amen.