Lieber himmlischer Vater,
wir wollen dir danken, dass wir in allen Lebenslagen dir vertrauen können.
Wir schämen uns und tun Buße für so viel Unglauben in unserem Herzen. Oft haben wir dir nicht vertraut und waren wegen unserer Sorgen völlig aus dem Gleichgewicht. Dabei hältst du doch alles in deiner starken Hand.
Heute können wir wieder neu lernen, in den großen Bedrohungen unseres Lebens ruhig zu bleiben. Auch in Krankheiten und großen Ängsten dürfen wir wissen, dass du größer bist und nichts deiner Herrschaft entgleitet.
Gib uns diesen festen, starken Glauben, auch heute durch die Betrachtung dieser Lieder. Amen!
Die Herausforderung, Sorgen loszulassen
Ja, ich darf Ihnen wieder einige schöne Lieder vorstellen. Oft fällt es uns schwer, unsere Sorgen abzugeben, obwohl es uns befohlen ist: "Alle eure Sorge werft auf ihn."
Doch wir sitzen da und grübeln, überlegen, wie wir mit den Nöten, Schwierigkeiten, Problemen und Menschen, die uns zu schaffen machen, fertig werden sollen.
Wie herrlich ist es da, an die Erfahrungen der Menschen vor uns zu denken, die Ähnliches erlebt, durchlebt und erlitten haben. Sie haben erkannt: Nur bei ihm ist die wahre Hilfe zu finden.
Blumhardt und das Lied der Stille
Mein erstes Lied hat Blumhardt nach dem Psalm 62 gedichtet. Ich habe gerade gesehen, dass in ihrem Liederbuch auch dieses schöne Lied enthalten ist, das Klaus Heizmann vertont hat: „Meine Seele ist stille zu Gott“. Blumhardt hat zudem das wunderbare Lied „Sei still, sei still“ gedichtet.
Zu Gott möchte ich Ihnen einige Strophen vorlesen. Blumhardt war der große Seelsorger, zunächst in Möttlingen. Dort erlebte er viel mit der Gottliebenditus – ich denke, manche werden diese Geschichte kennen. Es handelte sich um eine Frau, die von dämonischen Mächten besetzt war. In dem ganzen Ort herrschte eine unheimliche Blockade gegen das Wort Gottes und das Wirken des Heiligen Geistes.
Blumhardt kämpfte für diese Frau, befahl im Namen Jesu dieser Krankheit Einhalt und erlebte Wunderbares. Es geschah nicht von jetzt auf gleich, aber mit der Zeit wurde die Frau frei. In dem Dorf brach eine ganz neue Erweckung aus. Die Menschen taten Buße und merkten: Uns hat etwas ganz anderes besetzt, was vor Gott nicht bestehen kann.
Später war Blumhardt der große Seelsorger in Bad Boll. Dort kamen viele Kranke, Schwermütige und Belastete zu ihm und fanden Hilfe. Er versprach nicht, dass jeder, der kommt, gesund wird. Doch der Herr heilt auf jeden Fall die Seele und hilft – wie auch immer es seinem freien Willen entspricht.
Dieses Lied ist wunderbar, ich liebe es sehr:
„Sei still zu Gott,
dem Gott, der helfen wird,
der dein zu sein verheißt.
Sei still zu Gott,
der uns all unsere Bürde
durch Jesus bald entreißt.
Dein Heiland hat sie all getragen
in seinen bitteren Leidenstagen.
Sei still zu Gott, sei still zu Gott,
dein Heiland ist bei dir,
der nimmer dich verlässt.
Er sende dir von offener Himmelstür
die Engel mauerfest um dich und über dir
zum Schutze, dass dir’s gelingt,
dem Feind zum Trutze.
Sei still zu Gott, sei still zu Gott,
der wunderbar zu sein noch nicht vergessen hat,
Herr seiner Fest, und glaubst, dass er erscheinen
und zeige mit der Tat,
wie leicht ihm es ist,
in allen Dingen das Herrlichste noch zu vollbringen.
Sei still zu Gott.“
Das Lied geht noch weiter. Immer wieder erklingt die Aufforderung, still zu sein zu Gott. Wir brauchen diese Aufforderung immer wieder. Leg deine Sorgen und Nöte bei Gott ab. Gib sie ihm hin. Deshalb heißt es immer wieder: Sei still zu Gott. Mach es nicht selbst, denn du kannst es ohnehin nicht allein schaffen.
Garve und das Lied der Zuversicht
Ein anderes Lied, das jetzt sogar wieder in unserem neuen Gesangbuch aufgenommen wurde, stammt von Garve. Er war Lehrer, wurde jedoch als Lehrer abgesetzt und sollte sich dann in der Bibliothek mit Büchern beschäftigen. Dennoch liebte er den Umgang mit Menschen sehr. Er erkannte, dass Gott für ihn einen Platz vorgesehen hatte. Später fand er einen anderen Ort, an dem er wirken konnte, so wie es der Herr ihm aufs Herz gelegt hatte.
Sein Lied heißt „Stark ist meines Jesu Hand“. Garve lebte im 19. Jahrhundert. Die genauen Geburts- und Todestage sind nicht mehr genau bekannt. In diesem Lied heißt es:
„Stark ist meines Jesu Hand,
und er wird mich ewig fassen,
hat zu viel an mich gewandt,
um mich wieder loszulassen.
Mein Erbarmer lässt mich nicht,
das ist meine Zuversicht.“
Auch wenn der Kleinmut Gefahr sieht – und das ist bei uns allen so –, bleibt diese Zuversicht bestehen. Wir sehen die Berge vor uns und denken: „Nein, das schaffe ich nicht.“ Wir sehen die Krankheit, die Nöte, und dann wird der Glaube plötzlich ganz klein. Es ist nicht immer ein starker Glaube. Der Herr sagt zwar, wir brauchen nur einen kleinen Glauben wie ein Senfkorn, aber oft ist der Glaube so schwach, dass die nächste Welle oder Schwierigkeit ihn schon wieder niederdrückt.
Im Lied heißt es weiter:
„Sieht mein Kleinmut auch Gefahr,
fürchte ich auch zu unterliegen,
Christus reicht die Hand mir da,
Christus hilft der Ohnmacht siegen,
dass mich Gottes Held verficht,
das ist meine Zuversicht.“
Wenn der Kläger uns verklagt – jener, der uns immer wieder vorhält: „So einer bist du, das hast du getan, wie wenig hast du Gott vertraut, wie wenig hast du ihm gedient, wie wenig hast du für ihn gemacht“ –, dann kommt dieser Kläger und sagt: „Du bist unwürdig, so kannst du nicht ins Himmelreich.“ Doch Christus hat uns bereits vertreten. Wenn der Kläger uns anklagt, hat Christus für uns gebeten, dass unser Fürsprecher für uns spricht. Das ist unsere Zuversicht.
Auch wenn es Nacht wird vor unserem Schritt, wenn wir keinen Ausweg mehr sehen und mit unsicherem Tritt ohne Licht verzagen müssten, ist Christus unser Stab und Licht. Das ist unsere Zuversicht.
„Seiner Hand entreißt mich nichts.
Sollte ich ihn mit Kleinmut schmähen?
Mein Erbarmer selbst verspricht’s,
sollte ich ihm sein Wort verdrehen?
Nein, er lässt mich ewig nicht.
Das ist meine Zuversicht.“
Hiller und das Lied der göttlichen Macht
Ein Lied, das vielleicht manche von Ihnen noch nicht kennen, stammt von unserem lieben Friedrich Hiller. Es ist Nummer 547 im alten Gesangbuch und heißt „Wenn ich an mir selbst verzage“.
Kennen Sie auch solche Stunden, in denen man keinen Mut mehr hat und denkt: „Ich habe alles falsch gemacht“? „Ich verzage“ ist ein Lied, das Ludwig Hofacker sehr geschätzt hat. Er wusste, dass er schwach ist, aber der Herr stark ist.
Der Text lautet:
„Wenn ich an mir selbst verzage, tröstet mich noch Gottes Macht,
dass ich’s in dem Glauben wage, bis ich meinen Lauf vollbracht.
Hab ich seine Macht erfahren, da mir mancher Fall getreut,
oh, so wird sie mich bewahren, bis zu meiner Seligkeit.
Gottes Macht, die mich bekehrte, die den Glauben in mir schuf,
beten, kämpfen, Dulden lehrte, ist mir nahe, wenn ich ruf.
Dass ich schwach bin, wird er wissen, dass er stark ist, weiß auch ich.
Der mich aus dem Tod gerissen, ist noch dieser Gott für mich.
Hang mein Herz an seinen Händen, was du nicht kannst, wird er tun.
Was er anfing, wird er enden, Bälder wird er ja nicht drohen.
Herr, ich glaube deinen Worten, deiner Macht vertraue ich noch,
streiten auch der Hölle Pfotten, siegt doch deine Rechte doch.
Das ist Kraft in der Anfechtung, die Rechte Gottes behält den Sieg.“
Dieses Lied finden Sie im alten Gesangbuch unter der Nummer 547. Das ist unser Kirchengesangbuch. Vielleicht haben Sie es nicht zu Hause, aber im Internet kann man es finden.
Es gibt viele schöne Lieder darin. Es ist schade, dass viele wertvolle Lieder heute kaum noch gesungen werden und sozusagen im Untergrund verschwinden. Man meint oft, man brauche sie nicht mehr. Heute singen wir meist nur noch Lobgesänge und sind einfach zufrieden mit uns und unserem Glauben.
Persönliches Zeugnis zum Lied „Befiehl du deine Wege“
Ein ganz persönliches Zeugnis zu einem Lied, das Sie alle kennen: „Befiehl du deine Wege“ von Paul Gerhardt. Es ist herrlich, wie gut man es auswendig lernen kann, weil sich die Versanfänge an das Psalmwort anlehnen: „Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn, er wird’s wohl machen.“ Wahrscheinlich haben wir dieses Lied schon früh in der Kindheit gelernt.
Mir wurde es vor vier Jahren noch einmal ganz neu und sehr groß. Wir waren am Ende einer wunderbaren Freizeit in Griechenland. Die Freizeit neigte sich dem Ende zu, und den letzten Abend wollten wir noch am Meer verbringen, am Poseidontempel, am Kap Sounion. Wir sagten: „Lasst uns noch einmal singen, abends zum Sonnenuntergang.“ Wir sangen „Großer Gott, wir loben dich“ und viele andere herrliche Loblieder. Es war wunderbar – ein Sonnenuntergang wie im Bilderbuch.
Die Gruppe sang, und die Leute standen noch um uns herum. Auch andere Besucher hörten uns gerne zu. Auf dem Rückweg trat ich auf einen Stein, der meinen Fuß wegdrehte, und ich saß auf dem Boden. Ich merkte sofort, dass mit dem Fuß etwas nicht stimmte.
Wir waren mitten im Gelände, und es konnte kein Auto zu uns kommen. Zwei starke Männer nahmen mich auf die Arme. Wir dachten, es sei gut, man mache einen Gips, und morgen sei die Freizeit sowieso zu Ende, dann könne ich zur Behandlung nach Hause.
Ich wurde ins Krankenhaus gefahren, nach Athen. Die Behandlung dort war schon gewöhnungsbedürftig. Man sagte mir, ich könne überhaupt nicht gehen und müsse 14 Tage im Krankenhaus bleiben. Aber in Griechenland wird man nicht so versorgt wie bei uns. Die Angehörigen müssen Essen bringen und sich um die Versorgung kümmern.
Ich musste ja auch wieder nach Hause. Die Art der Behandlung war schwierig: Zwei Männer zogen an meinem Fuß und versuchten, ihn einzurichten. Solche Schmerzen hatte ich noch nie erlebt. Ich habe nur noch geschrien – es war fürchterlich. Es war ein fünffacher Bruch.
Wir sagten uns, wir müssen nur noch heim. Doch das Flugzeug, das am nächsten Tag die Gruppe mitnehmen sollte, lehnte es ab, Verletzte mitzunehmen. „Ihr Flugplatz kann verfallen, wir kümmern uns nicht darum“, hieß es.
Der Fuß wurde immer dicker, obwohl er in einer Schiene war. Es war heiß dort, und man wusste nicht, wie es weitergehen sollte. Dann kämpfte der Leiter des Freizeithauses mit uns, um einen Rücktransport zu organisieren. In Griechenland geht ohne Umschläge sowieso nichts. Wenn man dem Arzt nicht zusätzlich etwas gibt, läuft nichts.
Wir kämpften weiter. Schließlich, nach einem weiteren Tag, nahm uns die Lufthansa interessanterweise doch mit – allerdings nur in der ersten Klasse. Das Flugzeug, das kommen sollte, verlangte, dass wir in München umsteigen. Doch es kam gar nicht.
Wir hatten die Abflugzeit, aber hörten aus Stuttgart, dass die Klinik nach 23 Uhr niemanden mehr aufnimmt. Das Flugzeug hätte gerade so gepasst, wenn es gekommen wäre, doch zur Abflugzeit war es noch nicht da. Es hatte über eine Stunde Verspätung.
Wir sagten uns: „Das kann nicht mehr reichen nach Stuttgart. Wie sollen wir in München umsteigen? Wie kann man überhaupt das andere Flugzeug von München nach Stuttgart nicht mehr erreichen?“ Es war unheimlich spannend. Man konnte nur noch zum Herrn schreien: „Herr, wir wissen nicht weiter.“
Der Fuß wurde immer dicker, die Schmerzen immer schlimmer. Schließlich wurde ich auf dem Rollfeld in München mit dem Rollstuhl zum anderen Flugzeug gebracht. Unsere Tochter in Stuttgart hatte offenbar noch einen Krankenwagen organisiert. Zehn Minuten vor elf waren wir abends in der Klinik. Der Fuß sah schrecklich aus.
Tagelang wussten wir nicht, ob das Bein amputiert werden muss, ob es noch zu retten ist und wie es weitergeht. Und dann kam das Lied. Eine Kinderfamilie sang mir dieses Lied vor: „Der wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann.“
So hatte ich das Lied noch nie gehört – dass es um meinen Fuß geht und dass der Herr sich darum kümmert, ob mein Fuß wieder gehen kann. Es war plötzlich ein Friede da. Sie sagten: „Und wenn der Herr das Bein abnehmen lässt, wird er irgendwo einen Weg finden, dass man weitergehen kann.“
Es ist so groß bei diesen Liedern, dass es nicht nur allgemeines Singen ist, sondern dass sie zum Herzen sprechen. Sie trösten uns, schenken Frieden und stärken unseren Glauben.
Ich wünsche Ihnen auch nach diesen Tagen, dass Sie die Lieder ganz neu aufnehmen, sich daran freuen und sagen: „Es ist für mich geschrieben. Ich darf mich daran festhalten. Andere vor mir haben es erlebt und erfahren. Der Herr kann – er muss nicht nach meinem Willen, aber er kann. Und er hat noch nicht vergessen, wunderbar zu sein“, wie es Blumhardt in seinem Lied gesungen hat.
Die Geschichte von Paulus und Silas in Philippi
Wir lesen aus der Apostelgeschichte, Kapitel 16, wie Paulus nach Europa kam und wie dort die Ausbreitung des Evangeliums begann.
Philippi war eine römische Garnisonsstadt. Paulus trieb dort einen bösen Geist bei einer Frau aus. Als aber ihre Herren sahen, dass damit ihre Hoffnung auf Gewinn verloren war, ergriffen sie Paulus und Silas. Sie schleppten sie auf den Markt vor die Oper und führten sie den Stadtrichtern vor.
Sie sprachen: „Diese Menschen bringen unsere Stadt in Aufruhr. Sie sind Juden und verkündigen Ordnungen, die wir weder annehmen noch einhalten dürfen, weil wir Römer sind.“ Das Volk wandte sich gegen Paulus und Silas. Die Stadtrichter ließen ihnen die Kleider herunterreißen und befahlen, sie mit Stöcken zu schlagen.
Nachdem man sie hart geschlagen hatte, warf man sie ins Gefängnis. Dem Aufseher wurde befohlen, sie gut zu bewachen. Als er diesen Befehl erhielt, warf er sie in das innerste Gefängnis und legte ihre Füße in den Block. Ihr Rücken war wundgeschlagen von den schweren Stockschlägen und brannte furchtbar, besonders durch den Essig, mit dem er eingerieben war.
Um Mitternacht aber beteten Paulus und Silas und lobten Gott. Die Gefangenen hörten ihnen zu. Plötzlich geschah ein großes Erdbeben, sodass die Grundmauern des Gefängnisses wankten. Sogleich öffneten sich alle Türen, und von allen fielen die Fesseln ab.
Als der Aufseher aus dem Schlaf auffuhr und die Türen des Gefängnisses offen sah, zog er das Schwert und wollte sich selbst töten, weil er dachte, die Gefangenen seien entflohen. Paulus aber rief laut: „Tu dir nichts an, denn wir sind alle hier!“
Da forderte der Aufseher ein Licht, stürzte hinein und fiel zitternd Paulus und Silas zu Füßen. Er führte sie heraus und sprach: „Liebe Herren, was muss ich tun, damit ich gerettet werde?“ Sie antworteten: „Glaube an den Herrn Jesus, so wirst du und dein Haus selig.“
Sie sagten ihm das Wort des Herrn und allen, die in seinem Haus waren. Er nahm sie noch in derselben Nacht zu sich, wusch ihnen die Striemen, ließ sich und alle, die zu seinem Haus gehörten, taufen und führte sie in sein Haus. Dort deckte er ihnen den Tisch und freute sich mit seinem ganzen Haus, weil er zum Glauben an Gott gekommen war.
Die Frage nach dem Zulassen von Leid
Wie kann Gott das zulassen? Diese Frage hören wir immer wieder. Wie kann Gott das zulassen?
Gott kann alles. Er ist der Herr. Es ist ein dummes Gerede von uns, zu sagen, er könne es nicht zulassen. Warum sollte er es nicht zulassen können? Er hat es sogar mit seinem eigenen Sohn zugelassen. Und bei seinem Sohn, bei Paulus, hat Gott auf eine Weise zugelassen, die unvorstellbar ist. Paulus hatte keinen Grund, leidvoll behandelt zu werden, wenn er etwa einen Löffel gestohlen hätte oder etwas Böses getan hätte. Es war kein politisches Verbrechen. Dennoch ließen sie ihm die Kleider vom Leib reißen und haben ihn geprügelt.
Das ist wichtig, weil wir alle auch viel Schweres erleben. Oft empfinden wir unser Leid besonders stark und verfallen in Selbstmitleid. Dabei schauen wir neidisch auf andere und vergessen, dass das Leiden zu dieser Welt gehört. Wenn Sie nach Langensteinbach blicken: Unter welchem Dach gibt es kein Leiden? Es gehört zu unserer Welt. Wie viel Schweres wird dort getragen!
Wenn man die Zeitung aufschlägt, sieht man hungernde Kinder, unschuldige Opfer in Bürgerkriegen oder bei Wirbelstürmen. Manche sagen dann: „Ich kann nicht mehr glauben.“ Als ob man vorher richtig hätte glauben können. Doch gerade in der Anfechtung lernt man glauben. In der Anfechtung schaut man nicht mehr auf Wunder, sondern hört neu auf das Wort Gottes.
Unser Glaube lebt vom Wort Gottes, nicht von den Erfahrungen der Wunder. Sie wissen das: Man kann viele Wunder erleben, und die Sorgen bleiben trotzdem – bei der nächsten Krankheit, bei der nächsten Sorge, die einen befällt.
Die Bedeutung der Anfechtung und des Wortes Gottes
Deshalb ist es wichtig, dass wir uns genauer ansehen, was damals passiert ist. Diese Schwermut, die uns überfällt, hat handfeste Gründe. Es ist unheimlich bitter, was Paulus durchleiden musste: Unrecht, und die Menschen, die wir kennen und benennen können, sind es oft, die uns das alles zufügen. Dann sind es Krankheitsmächte.
Damals war das Ärgernis die Predigt des Kreuzes von Jesus. Um dessen Willen wurde Paulus ins Gefängnis geworfen, und Silas war ebenfalls betroffen. Sie regen sich auf – aber was hat sie denn so erregt? Das Interessante ist: Glaube ist ein Weg. So heißt es immer in der Apostelgeschichte – eine Lebensweise. Das hat sie geärgert. Sie sagten: So lebt man nicht, wir leben anders.
Wir müssen immer wissen, dass es provozierend ist, mit Jesus im Glauben zu leben. Und darum mussten Paulus und Silas auch noch in dieser großen Not, in dieser Verlassenheit und Anfechtung, vieles durchleiden: Sie wurden zu Unrecht geschlagen, das Gesetz wurde gegen sie angewandt, sie wurden zum Spielball der Menschen, in Lebensgefahr und Bedrohung gebracht. Dann waren sie auch noch einem Gefängnisdirektor ausgeliefert – einem pflichttreuen Menschen, der alles tat, um die Befehle hundertprozentig zu erfüllen. Er sperrte sie in das innerste Gefängnis, in das dunkelste Loch.
Dort saßen sie und fragten sich: Wo ist denn Gott? Das ist so schlimm in der Anfechtung, dass man vergessen kann, dass Gott bei denen ist, die zerbrochene Herzen haben, und denen hilft, die ein zerschlagenes Gemüt besitzen. Verstehen Sie, dass wir immer wieder wissen müssen: Mein Glaube ist ganz schwach, aber der Herr ist ganz groß. Das darf man nie vergessen.
Der Glaube als Geschenk des Heiligen Geistes
In unserer Zeit ist es oft umgekehrt: Wir reden viel von unserem starken Glauben. Doch das ist Quatsch. Unser Glaube ist meistens ganz klein und schwach. Aber Jesus bläst diesen flackernden Docht nicht aus, sondern entfacht ihn zu neuem Feuer.
Dieses Feuer ist so groß, dass wir es immer wieder in den Liedern lernen. Um Mitternacht – was war denn geschehen? Wir können es kaum erklären. Der Glaube ist ein Wunder. Gott schenkt dir im Herzen den Blick, dass er da ist. Das kannst du nicht selbst machen. Du kannst den Lichtschalter aus- und anknipsen, aber den Glauben kannst du nicht herstellen.
Das herrliche Wunder ist, dass der Glaube durch den Geist Gottes in uns erleuchtet wird. Darum darf man beten und schreien: „Herr, gib mir Glauben!“ Wir wollen auch für die Menschen beten, die gerade schwere Anfechtungen durchmachen, in großer Krankheitsnot sind oder im Sterben liegen.
Es ist so wunderbar, wenn plötzlich das Licht des Glaubens aufleuchtet – um Mitternacht. Das ist schon bei Hiob so gewesen. Er hat entdeckt, dass Gott Lobgesänge in der Nacht schenkt. In seinem schweren Leiden, das furchtbar war, was er durchmachen musste, wurde ihm plötzlich die Güte und Barmherzigkeit seines Herrn groß.
Und das haben wir auch bei unzähligen Menschen bezeugt, dass sie plötzlich wissen: Es ist ein Segensweg.
Zeugnisse von Glauben in Verfolgung und Leid
Es läuft gerade im Bibel TV wieder die Reihe „Das Kreuz Christen in China“. Diese Reihe gibt es auch als DVD, die man bestellen kann. Besonders Teil zwei finde ich sehr interessant. Dort werden verschiedene Menschen vorgestellt, von denen ich einige persönlich kenne. Sie waren 23 Jahre in China im Straflager.
Man kann sich kaum vorstellen, was Menschen einander Böses antun können – in völliger Isolierung und Einzelhaft. All das wird in dieser Reihe komprimiert dargestellt. Die Betroffenen erzählen in dem Video, dass ihnen die Tränen laufen, weil sie in dieser schrecklichen Zeit der Gefangenschaft die Nähe von Jesus so intensiv erlebt haben wie nie zuvor.
Wenn man das hört, ist man tief bewegt. Doch man kann das Gleiche auch selbst erleben. Dieses Erlebnis kommt nicht, wenn man herrlich und in Freuden lebt wie der reiche Mann. Es zeigt sich erst in der Enge, wenn alles unter Druck steht.
Doch es ist ein Wunder des Heiligen Geistes. Der Heilige Geist wirkt durch das Wort Gottes, denn das Wort Gottes ist vom Geist Gottes erfüllt. Dafür bin ich sehr dankbar. Frau Gerhard bringt es in einem Liedvers zum Ausdruck: „Des Liedes sollte ich meinen Gott nicht singen, ein Lehrer und Schömitter seinen Geist, den edlen Führer gibt er mir in seinem Wort, dass er werde mein Regierer von der Welt zur Himmelsfahrt.“
Durch den Geist Gottes und im Wort Gottes erhalten wir diese Kraft. „Denn deine Worte sind Geist und Leben.“ Im ganzen Neuen Testament kommt der Geist Gottes immer nur durch das Wort Gottes. Das Wort Gottes ist geistgefüllt, und dort erfahren wir den Geist.
Darum ist es so wichtig, dass wir Kranken und Angefochtenen das Wort Gottes sagen. Auch wenn es nur ein Vers ist, den wir weitergeben, oder ein Liedvers, den wir singen. Ich habe heute einen solchen Vers mitgebracht – mehr nicht.
Der Herr sagt: „Es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen.“
In der Hölle der Unmenschlichkeit wird plötzlich erlebt und erfahren, dass das Wort Gottes trägt. Auf einmal können Paulus und Silas Gott loben, denn das ist richtig. Der Herr hat nur Gedanken der Liebe und des Friedens.
Die Umwandlung von Leid in Freude durch Glauben
Es gibt Liederdichter, die sogar so weit gehen zu sagen: „Das Unglück ist mein Glück, die Nacht mein Sonnenblick.“
Ein Beispiel dafür ist ein Osterlied von Johann Hermann: „Das Unglück ist mein Glück, die Nacht mein Sonnenblick.“
Das ist der Glaube, der durchblickt, das größte Wunder. Ein viel größeres Wunder als eine Krankenheilung oder irgendein großes, unerwartetes Erbe, das man antritt. Das größte Wunder ist, dass der Glaube das Leiden umfunktionieren kann – im modernen Wort: umwandeln kann – in Freude. So wie Paulus seine Schwachheit trägt und die Leiden seiner Zeit.
Und was sagt Paulus? „Ich freue mich meiner Leiden“, weil er im Leiden die Nähe seines Herrn erfährt, wie er sie sonst an solchen Tagen gar nie erfahren könnte.
Darum gehört das Leiden zu unserer Glaubenserfahrung dazu. Nicht jeder hat Leiden, aber umso mehr wollen wir uns um die Menschen kümmern, die in unserer Gemeinde leiden müssen.
Wir wollen dann mit ihnen erleben, wie das Wort Gottes plötzlich spricht. Ich erlebe schon, dass unsere Kinder ganz mit hineingenommen werden, wenn sie miterleben, wie Oma oder Opa schwer leiden müssen und wenn wir sie mitnehmen auf die Pflegestation.
Und dann sagen wir plötzlich: „Singt ein Lied!“ Und dann erleben sie, wie dieses Lied einen schwer geplagten Menschen aufrichtet und fröhlich macht.
Der Frieden Gottes in der Anfechtung
Und darum ist es so interessant, dass in jenen Stunden, in denen Selbstmitleid oder sogar Murren aufkommt – wie das Fragen: „Warum führt mich Gott schon wieder weg?“ – plötzlich tiefer Frieden einkehrt. Ein Frieden, der höher ist als alle Vernunft. Das ist Gottes Wunder.
Deshalb ist es so schön: Bei all den Liedern erlebt man das ja immer wieder. Wir haben ja gerade einige Lieder gesungen, und man muss nur den Namen Paul Gerhardt erwähnen. Vor ein paar Wochen waren wir zu Diensten in Berlin und sind wieder in die Nikolaikirche gegangen. Dort gibt es eine schöne Möglichkeit, den Chor zu hören.
Wenn man dann wieder hört: „Gib dich zufrieden und sei stille in dem Gott deines Lebens“, erkennt man das schönste Trostlied überhaupt. Es hat eine schwierige Melodie, deshalb singt man es nicht so oft. Aber wenn man den Text liest, merkt man: Gott hat schon den Vögeln draußen im Wald die Versorgung gegeben. Er wird doch viel, viel mehr für dich tun. Du kannst ihm blind vertrauen.
Und das kann man erst im Leid wirklich singen.
Die Gefahr des Wohlstandsglaubens
Was ist eigentlich in die Christenheit gefahren, dass sie meint, diese Lieder könnte man abschaffen wie altes Gerümpel? Weil wir alle vom Wohlstand leben – vom Geld, von der Gesundheit –, verbreiten wir manchmal Irrlehre. Wenn du glaubst, wirst du nie krank, heißt es dann. Doch die Krankheit holt dich ganz schnell ein und entlarvt diese Lüge.
Unser Herr, der durchs Leiden ging, vollendet seine Gemeinde im Leiden. Das wird sie erleben. Darum ist es so herrlich, im Mitternachtsgebet – ja, was ist bei Paulus und Silas passiert? Wahrscheinlich erinnern sie sich an Gottes Worte. Und das ist ja das Schöne: Wenn sie in der Nacht wachliegen und nicht schlafen können, sagen sie sich Psalmen und Liedverse vor.
Der Herr ist mein Hirte, niemand kann dich aus seiner Hand reißen. Sie haben Frieden und wissen, dass er viel, viel größer ist als alle Not, die sie bewegt. Er hat versprochen: „Ich will dich nicht verlassen noch versäumen.“ Das ist sein Wort, und er kann nicht lügen. Du wirst es erleben und erfahren.
Das ist ja das Schöne an uns älteren Menschen: Wir halten Rückblick im Leben. Ich habe oft gedacht, Menschen kegeln mit mir – besonders meine Vorgesetzten. Wenn sie einen Oberkirchenrat kennen und die Spannungen, die wir heute um den wahren Bekenntnis und Glauben haben, wissen sie, wie es manchmal scheint, als würden sie sich an ein paar Leuten rächen, die uns nahestehen.
Später kann ich nur sagen: Nein, Gott hat alles herrlich gemacht. Gott hat alles wohl gemacht. Gebt unserem Gott die Ehre! Und ich könnte an einer Stelle, in der Bitterkeit, später sagen: Das waren Menschen so. Doch Gott hat einen ganz großen Sieg daraus gemacht, auch wenn es wie Niederlage, Versagen oder Unheil aussah.
Darum ist es so schön, dass das Wort Gottes einen Raum bei uns hat, gerade in den Anfechtungen. Nur das Wort lehrt uns, in der Anfechtung aufs Wort zu achten. Gott offenbart sich in seinem Wort – nie durch die Augen, nie! Der Teufel arbeitet durch die Augen. Dort kommen die Zweifel: „Ich sehe nichts von Gott.“ Aber Gott hat immer durch sein Wort geredet – bei Noah, bei Adam, bei David, bei den Propheten. Immer durch das Wort.
Und es sind die Worte, die unseren Glauben anfachen. Der Glaube ruht auf den großen Zusagen Gottes. Und das ist wieder so herrlich, dass wir wissen dürfen: In diesem Gefängnis wird plötzlich das größte Gotteslob gesungen – dort, wo die größten Anfechtungen sind.
Glauben in der Verfolgung heute
Wissen Sie, wenn wir heute von verfolgten Christen sprechen, ist es unheimlich, was sie heute erleiden.
Ich habe noch nie einen Christen getroffen, der die Freiheit suchte oder der in den Westen fliehen wollte. Ich war oft mit verfolgten Christen zusammen, zum Beispiel in Russland bei Licht im Osten und jetzt in meiner späteren Arbeit bei Hilfe verbrüht. Doch keiner von ihnen wollte fliehen. Stattdessen sagen sie nur: Betet für uns, dass wir treu bezeugen können.
Kein Christ aus Nordkorea will weg. Kein Christ will aus China weg, ebenso wenig aus Laos, Kambodscha, Kuba, Usbekistan oder Mauretanien. Sie möchten dort bleiben, wo sie sind, auch nicht aus Nordnigeria, wo heute Nacht wieder 21 Menschen bei einem Terroranschlag getötet wurden.
Sie sagen, dass sie dort, wo sie sind, die Herrlichkeit unseres Heilandes Jesus bezeugen wollen.
Die Natur des Glaubens
Und darum ist die Frage interessant: Was ist mein Glaube? Mein Glaube ist nicht nur ein Gedanke in meinem Kopf. Im Hebräerbrief heißt es so schön: Der Glaube ist eine gewisse Zuversicht, dass man hofft, ein Nichtzweifeln an dem, das man nicht sieht. Dort steht das Wort Hypostasis, was ein Überwältigtwerden von der unsichtbaren Wirklichkeit bedeutet.
Das ist ein herrliches Werk Gottes, dass der Glaube uns erleuchtet. Sie können nur dankbar sein, dass der Herr sich Ihnen geoffenbart hat und dass Sie ihn in Jesus erkennen dürfen. Was auch immer in Ihrem Leben kommt, dürfen Sie bitten: Herr, mach mir den Glauben immer größer und immer wichtiger.
Ich darf am Sonntag bei einem großen Glaubenstreffen in der Nähe von Mainz sprechen. Dort sind Russlanddeutsche versammelt, und es geht um den Ewigkeitswert des Leidens. Das Leiden bereitet mich auf die Ewigkeit vor. Es wird mir immer wichtiger, dass Jesus allein zählt – nicht, wie es mit meinem Körper weitergeht, nicht, ob die Schmerzen stark sind, sondern dass Jesus in meinem Leben immer wichtiger und größer wird. Dass ich ihn immer mehr sehen kann.
Das ist so schön in der Geschichte in Philippi, die Paulus und Silas geschenkt wurde. Für uns steht darin viel drin, aber auch in den anderen Berichten von Paulus’ Gefangenschaft. Dort ist immer der Herr der Mittelpunkt: „Der Herr aber stand mir bei.“ Der Herr aber, der Herr aber, der stand mir bei. Das ist das größte Erleben in dieser Welt.
Die sichtbare Welt vergeht, und wir gehen auf die unsichtbare Welt zu. Dann ist es mit dem Loben oft so, dass wir manchmal sagen: Wir können gar nichts singen, der Hals ist mir wie zugeschnürt, es passt auch nicht. Aber ich fand es immer ganz groß, wenn wir an den Gräbern ein Lied angestimmt haben, auch wenn es uns manchmal sehr schwerfällt. Die Lieder sind dann ganz groß in der Anfechtung.
Es ist ja ganz besonders schwer. Ich muss die zwei Kinder von Schnitter beerdigen, der uns so schöne Lieder gegeben hat: „Groß ist dein Name, Herr.“ Schnitter, was ist das? Singen! Dem Herrn singen! „Herr, tue meine Lippen auf, dass mein Mund deinen Ruhm verkündige.“ Und dass wir dem Tod, dem Blatt, streitig machen und auch dem, was uns bekümmert, und singen.
Meine Frau sagt immer, wenn wir Besuche im Altenheim machen: „Jetzt singen wir noch einen Vers.“ Du, es ist bei mir so krächzend, meine Stimme, das ist ein Problem, sagt sie trotzdem. Und es ist wahr. Und auf einmal singen diese Schwerkranken noch mit. Ob die Töne richtig getroffen werden, ist gar nicht wichtig. Manche waren auch im Chor – etwas Herrliches.
Zeugnis vom Glauben und Dienst in schweren Zeiten
Denkt noch daran zurück, wie ein guter Freund von mir, Willi Ehret, Entwicklungshelfer des Deutschen Entwicklungsdienstes in Afghanistan, 30 Jahre lang tätig war. Zuerst wirkte er im Missionsdienst, dann in Malawi. Er war ein ganz großartiger Mann, besonders im Bereich der Ernährungsberatung, vor allem für Lebensmittel.
Später arbeitete er in Afghanistan, wo er Genossenschaften aufbaute. Er wurde dort sehr anerkannt, auch von den Muslimen. Vor zwei Jahren wurde er dort ermordet. Das ging durch die Fernsehnachrichten und Zeitungen überall. Er war ein junger Mann, etwa 50 Jahre alt, auch bei uns noch jung und voller Kraft. Sein Leben war dem Herrn geweiht. Seine Frau war Missionarin in Malawi. Sie lebten sogar getrennt, um dem Herrn besser dienen zu können.
Was kann man dann anderes tun, als bei der Begräbnisfeier zu singen, Freude im Leid zu finden? Wenn wir dich haben, kann uns nichts schaden – weder Teufel, Welt, Sünde noch Tod. Du hast schon eine große Beerdigung gehabt. Der ganze Ortsvorstand war da. Sein Vater war Bürgermeister in Hemmingen bei Leonberg – das ist ein Zeugnis.
Wenn wir dich haben, kann uns nichts schaden – Teufel, Welt, Sünde oder Tod. Du hast einen Herrn, der alles wenden kann, egal wie groß die Not auch sein mag. Darum werde ich dein Lob vermehren, und dann triumphieren wir.
Das ist so groß im Glauben, dass dieses Lied uns etwas von der Herrlichkeit unseres Herrn zeigt. Sie selbst könnten jetzt viele Lieder nennen, die in Ihrem Leben solch großen Trost in der Anfechtung bedeutet haben. Verse, die so wichtig sind.
Der große Pädagoge Europas, Johann Amos Comenius, der Tscheche, hat im Dreißigjährigen Krieg Zuflucht gesucht und war auf der Flucht. Er hatte kaum Entfaltungsmöglichkeiten und sagte: „Wer nicht in Gott seinen Platz hat, den beutelt es hin und her.“ Und so ist es wirklich in unserer Welt.
Wer nicht in Gott seinen festen Platz hat – und das kann ich nur durch sein Wort haben – wird immer wieder hin- und hergerissen. Wir haben immer wieder die Lieder, die uns geholfen haben und großen Trost geben. Ich finde immer wieder, dass es in unseren Predigten und Ansprachen das Allergrößte ist, wenn wir etwas in einem Liedvers sagen können.
Ein junger Mann sagte kürzlich zu mir: „Ich will doch keine Kriegslieder mehr singen.“ Er hat nicht begriffen, dass man dort die Bewährungsprobe gemacht hat. Der Dreißigjährige Krieg war eine Katastrophe, wie Deutschland sie in zweitausend Jahren nie mehr erlebt hat. So viele Menschen sind damals gestorben.
In dieser Zeit hat Paul Gerhardt seine Lieder gesungen. Zum Beispiel: „Warum sollt ich mich denn grämen, habe ich doch Christus noch, wer will mir den nehmen? Ich brauche Christus.“ Das ist in der Anfechtung die Entdeckung.
Er hat sich uns gegeben durch seinen Opfertod und will uns nie loslassen. Stark ist meine Hand auch, wenn es dunkel um mich wird. Das dürfen Sie wissen. Und Sie werden einmal in der Ewigkeit nur rühmen können, dass der Herr immer treu war und sein Wort gehalten hat.
Die Verantwortung der Gemeinde für die Alten
Jetzt ist es ganz wichtig, dass wir keinen der Alten in seinen Anfechtungen alleinlassen.
Das schlimmste Versagen der Gemeinde besteht heute darin, dass wir die Alten auf den Pflegestationen alleinlassen. Das betrifft uns alle. Unsere einzige Bitte sollte sein, dass, wenn wir einmal in großer Schwachheit daliegen, irgendjemand kommt und uns ein Wort des Herrn zuruft.
Eines dieser herrlichen Worte könnte sein: „Ich bin bei dir. Fürchte dich nicht, ich bin mit dir. Weiche nicht. Ich bin dein Gott, ich stärke dich, ich helfe dir auch, ich erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.“
Schlussgebet
Wir wollen noch beten.
Danke, Herr, für diesen Trost in der Anfechtung und für diesen Zuspruch. Das brauchen wir auch heute, an diesem herrlichen Sommertag, an dem wir uns freuen dürfen. Wir freuen uns an der schönen Schöpfung, an der wunderbaren Versorgung hier im Haus.
Doch das Allergrößte ist deine Liebe, in der wir geborgen sind und Frieden haben.
Wir beten jetzt auch für die Menschen in unserem Bekannten- und Freundeskreis, die so schwer leiden. Schenke ihnen deine Beistand und diese Geborgenheit. Gib auch uns Geschick, damit wir diesen Dienst trotz unserer Schwachheit tun können.
Wir danken dir, dass du Fürbitte für uns tust und dafür sorgst, dass unser Glaube nicht aufhört. Herr, lass das niemals geschehen, dass die Flamme verlischt. Lass den klimmenden Docht wieder zu hellem Licht entfacht werden.
Ganz herzlichen Dank! Amen!
