Einführung in die Predigt und Lobpreis der Schöpfung
Es sollte nicht verwirrend sein, wenn ich hier oben stehe, als ob sich der Gottesdienst nur um mich drehen würde. Jesus Christus will heute zu Ihnen sprechen. Er sagt: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.“
In diesen Sommertagen ist es so schön, wenn wir auch die Lieder singen, die die Freude an der Schöpfung ausdrücken. Im Gesangbuch ist das Lied Nummer 510, das von Philipp Spitta stammt und das ich so liebe. Es richtet den Blick auf die ewige Welt Gottes.
Das Lied 510 heißt „Freut euch der schönen Erde“. Ich hoffe, dass diejenigen, die aus dem Urlaub zurückgekommen sind, sich daran recht freuen können. Die anderen haben das noch vor sich.
Alle fünf Verse werden wir mit Musik begleiten.
Was wir wollen, ist beten: „Herr, wir freuen uns an der großen Harmonie und der wunderbaren Schönheit der Welt, wie du sie geschaffen hast. Wir haben so schöne Eindrücke in diesen Sommerwochen und -monaten. Wir wollen dich preisen für all diese Herrlichkeiten der Welt.“
Wenn wir uns heute Morgen versammeln, bringen wir auch all das Wirrwarr mit, das schon viel zu zerbrochen ist, und so viel, was uns bedrückt. Wir sind froh, dass deine schöpferische Hand alles ordnen und neu machen kann.
Wir kommen zu dir mit der Bitte, dass du uns heute berührst, dass du uns heilst und gesund machst – auch mit den Verwundungen unserer Seele und unseres Herzens. Wir wollen dein Wort hören, das Leben schafft. Das Wort, durch das du deine Spuren und dein Wirken auch in unserem Leben jetzt wirklich sichtbar machen kannst.
Wir wollen dir jetzt in der Stille alles öffnen und dir auch alles sagen, was uns bewegt und uns wichtig ist. Auch danken wir dir für deine Güte.
Wir beten in der Stille:
„Herr, deine Güte reicht so weit wie der Himmel, und deine Wahrheit so weit, wie die Wolken gehen.“
Amen.
Die Bedeutung von Vergebung und die Rolle des Heiligen Geistes
Wir fingen mit dem Lied 351 an, dem schönen Lied von Paul Gerhardt: "Ist Gott für mich, so trete dem großen Wort ist gut für mich, wer kann jetzt noch gegen uns sein?" Dann die Verse 1 und 2, und anschließend die Verse 5, 6 und 7.
Oh, ich möchte kurz unterbrechen: Bei den Liedern von Paul Gerhardt ist es schön, wie diese Aussagen in Verbindung gebracht werden – Vergebung, die Gewissheit der Vergebung schafft diesen Heldenmut und die Freude. Sonst weiß ich ja nicht, ob Gott bei mir ist, und dann kommt das: "Nichts kann mich mehr verdammen, gar nichts mehr, wo die Vergebung Jesu mich deckt und wo ich behütet und bewahrt bin." Die Verse 4, 6 und 7 lesen wir gleich noch.
Paul Gerhardt hat ja die große Lehre des Evangeliums Jesu in die Verse gesungen, und das spielt bei ihm eine ganz große Rolle: Menschen, die Vergebung erlangt haben, dürfen die Gabe des Heiligen Geistes bekommen. Er erfüllt unser Leben, regiert unseren Sinn und macht aus uns neue Menschen.
Jetzt schlagen Sie bitte Ihre Bibeln auf 1. Mose 42, Seite 48, auf. 1. Mose 42, Vers 1 und folgende: "Als aber das Getreide in Ägypten zu haben war, sprach Jakob zu seinen Söhnen: Was seht ihr euch so lange an?" Jakob war noch einer, der den richtigen Blick hatte, ein "Tagmensch". Ja, Sie meinen, glauben Sie, Sie wären Träumer? Diese leidenschaftlichen Söhne Jakobs – sie waren Träumer. Jakob wusste immer realistisch, wie man handeln muss. Glauben Sie, wissen Sie, wo es brennt, und dann handeln Sie.
Sie hören: "Seien Ägypten Getreide zu haben, zieht hinab und kauft uns Getreide, dass wir leben und nicht sterben." Zehn Brüder Josephs zogen nach Ägypten, um Getreide zu kaufen, aber den Benjamin, Josephs Bruder, ließ Jakob nicht mit seinen Brüdern ziehen, denn er sprach: "Es könnte ihm ein Unfall begegnen."
Ich habe natürlich in der Zwischenzeit längst bereut, dass wir die Josefsgeschichte in drei Partien nur auslegen und nicht in fünfundzwanzig. Es ist zum Beispiel ein Gedanke, ganz großartig, bei Jakob Kroeker in seiner wunderbaren Bibelauslegung gesagt: Jakob muss das Letzte hergeben. Es sitzen ganz viele hier, und damit sie nicht fertig wären, dass sie das Letzte hergeben müssen, weiß Gott ihnen aus den Händen genommen. Gott ist kein Kaputtmacher ihres Lebens, er will den Jakob segnen.
Das kommt ja in der Geschichte nachher noch, dass auch den Benjamin hergeben muss, nicht nur den Josef, die geliebten Kinder. Aber darüber will ich nicht reden, Predigten können Sie selber weiterspielen, was das Wort Gottes Ihnen sagt.
Aus der Sicht Jakobs sehen wir uns heute nur die Brüder. So kamen die Söhne Israels, Getreide zu kaufen, und andere, die mit ihnen zogen. Es war auch im Lande Kanaan Hungersnot, aber Josef war der Regent im Land und verkaufte Getreide allem Volk im Lande.
Als nun seine Brüder kamen, fielen sie vor ihm nieder auf die Erde, auf ihr Antlitz. Josef sah sie an und erkannte sie, aber er stellte sich fremd gegen sie und redete hart mit ihnen und sprach zu ihnen: "Wo kommt ihr her?" Sie sprachen: "Aus dem Land Kanaan, Getreide zu kaufen."
Obwohl er sie erkannte, erkannten sie ihn nicht. Josef dachte an die Träume, die er von ihnen geträumt hatte, und sprach zu ihnen: "Ihr seid Kundschafter, man sollte gekommen sein zu sehen, wo das Land offen ist. Habt ihr dorthin gesandt?" Sie antworteten: "Nein, mein Herr, seine Knechte sind gekommen, Getreide zu kaufen. Wir sind alle eines Mannes Söhne, wir sind redliche, ehrliche Leute und deine Knechte, sie sind nie Kundschafter gewesen."
Er sprach zu ihnen: "Nein, schon, ihr seid gekommen zu sehen, wo das Land offen ist." Die Antwort: "Wir, deine Knechte, sind zwölf Brüder eines Mannes. Der Jüngste ist noch bei unserem Vater, aber der eine ist nicht mehr vorhanden."
Josef sprach zu ihnen: "Es ist, wie ich euch gesagt habe, Kundschafter seid ihr. Darum will ich euch prüfen. So wahr der Pharao lebt, soll nicht von hier wegkommen, es komme denn her jüngster Bruder. Sendet einen von euch hin, der euren Bruder holt. Ihr aber sollt gefangen sein. Darum will ich eure Rede prüfen, ob er mit Wahrheit umgeht. Andernfalls, so wahr der Pharao lebt, seid ihr Kundschafter."
Sie wurden zusammen in Gewahrsam gelegt für drei Tage. Am dritten Tag aber sprach er zu ihnen: "Wollt ihr leben, so tut nun dies: Denn ich fürchte Gott, seid ihr redlich. So lasst einen eure Brüder gebunden liegen in eurem Gefängnis. Ihr aber zieht hin und bringt heim, was sie gekauft haben für den Hunger, und bringt euren jüngsten Bruder zu mir, so will ich euren Worten glauben, damit sie nicht sterben müssen."
Sie gingen darauf ein. Sie sprachen aber untereinander: "Das haben wir an unserem Bruder verschuldet, wenn wir fahren, die Angst seiner Seele, als er uns anflehte, und wollten ihn nicht erhören. Darum kommt nun diese Trübsal über uns."
Rufen antwortete ihnen und sprach: "Sagte ich euch nicht, als ich sprach: Versündigt euch nicht an dem Knaben? Doch er wollte nicht hören, nun wird sein Blut gefordert."
Sie wussten aber nicht, dass es Josef verstand, denn er redete mit ihnen durch einen Dolmetscher. Er wandte sich von ihnen und weinte. Also sich nun wieder zu ihnen wandte und mit ihnen redete, nahm er aus ihrer Mitte Simon und ließ ihn binden vor ihren Augen.
Bevor wir weiter lesen, singen wir vom Lied 350, 350, Vers 9 und dann die beiden letzten, 12 und 13.
Dann bleiben also sieben Jungen zurück, gefangen im ägyptischen Gefängnis, und die Brüder ziehen wieder heim zu ihrem Vater. Unterwegs in der Herberge, als ihre Säcke öffnen, finden sie oben drin im Gepäck das Geld und sie erschrecken. Aber was sollten sie tun? Sie kehren heim zum Vater.
Der Vater sagt: "Das bringt alles Unglück." Aber eines Tages, wenn das Getreide verbraucht ist, kehrt der Hunger wieder ein in der Familie Jakobs. Die Brüder sagen jetzt: "Wir müssen noch einmal hinunter gehen nach Ägypten."
Vater Jakob meint: "Das wird schrecklich. Jetzt habe ich schon zwei Söhne verloren. Was sollte noch werden?" Und dann kommt Juda und sagt: "Vater, wenn du nicht so lange rumreden würdest, wären wir schon lange wieder zurück und hätten das Getreide geholt."
Das leuchtet dem Vater ein. Sie ziehen nach Ägypten, richten wieder das Gepäck, nehmen das Geld vom letzten Mal noch einmal mit, um gleich den Irrtum aufzuklären. Aber sie sagen, die Brüder: "Jetzt müssen wir den Benjamin mitnehmen." Und das war das, was dem Jakob unmöglich erscheint.
Rahel war ja diese Frau, die er vor allem geliebt hat. Übrigens schlimmer kann man es nicht beschreiben, wie diese viel ihn grausam waren, als in den Bibelbüchern. Ich könnte mir nicht denken, dass einer nach jenen Zeiten Heimweh hat. Es gibt nur eine Liebe, die war Liebe Jakobs mit Rahel. Und dann wurden die Brüder Josephs das Haus Josephs in den Palast geführt. Da war ja groß was hier von Ägypten.
Und gleich bevor sie an den Tisch setzen, reden sie mit dem Verwalter: "Wir haben das Geld dabei, sicher ist ein Irrtum passiert. Sorgt euch nicht, kommt her." Sie wundern sich, dass sie dem Alter nach zu Tisch gesetzt wurden. Die Füße werden gewaschen, die Bediensteten richten auch die Esel.
Und dann kommt Josef, erkundigt sich nach dem Vater. Die Brüder fallen auf den Boden, sie verneigen sich vor diesem großen ägyptischen Herrscher. Und nachdem das alles dann zelebriert war, die Mahlzeit, bekommen sie ihr Getreide. Es ist alles gerichtet.
Aber Josef hat Anweisung gegeben, dass sein Becher in den Sack Benjamins getan wird. Als dann die Brüder zur Stadt hinausgeritten waren, sprangen Boten hinterdrein und sagen: "Stopp, stopp, stopp, da ist was passiert, das kann doch nicht wahr sein. Ihr habt die Gastfreundschaft missbraucht, ihr habt den Becher geklaut."
Die Brüder sagen: "Wir ehrliche Leute werden nie etwas tun." "Was denkt ihr denn? Gibt es das überhaupt nicht? Kann ich machen, was ich will? Untersucht uns alle. Der, bei dem man den Becher findet, der soll sein Leben verwirkt haben. Das wird ein Todesurteil sein, und wir wollen alle Sklaven sein."
Gut, dann fängt der Bote in den Säcken rumzuholen und findet den Becher im Sack Benjamins. Dazu rissen sie ihre Kleidung. Aber es genügte noch nicht, sie zogen wieder in die Stadt, und Josef fragt: "Warum habt ihr das tun können? Wisst ihr nicht, dass ich die Wahrheit weiß?"
Da sagt Juda, Kapitel 44, Vers 16: "Gott hat die Missetat deiner Knechte gefunden. Sie beschönigen nichts mehr. Wir sind deine Sklaven." Das hat nicht er gesagt, sondern der, bei dem der Becher gefunden wurde.
Und dann kommt Juda. Da war auf einmal Bruderliebe. Das Wort Bruder ist in der Bibel ein heiliges Wort. Ich weiß ja auch, dass es bei uns in der Umgangssprache zu den schlimmsten Bedeutungen entwürdigt wurde. Es ist ein wunderbares Wort, wie die Bruderliebe aufwacht.
Und Juda spricht und erzählt die ganze Geschichte noch einmal: Der eine Bruder, der Rest irgendwo verschüttet, da war ein Unfall, und mein Vater hat gesagt, wir dürfen nicht heimkommen. Schließlich sagt er in Kapitel 44, Vers 32: "Ich, dein Knecht, bin Bürge für den Knaben. Wie will ich mein Leben lang die Schuld tragen? Ich kann nicht heim ohne den Benjamin."
Da konnte Josef nicht länger an sich halten, vor allem die um ihn herum standen. Er rief: "Lasst jedermann von mir hinausgehen!" Es stand kein Mensch bei Josef, also gab er seinen Brüdern zu erkennen, wer er ist. Er weinte laut. Das ist der Ägypter und des Hauses Verwalter, und sprach zu seinen Brüdern: "Ich bin Josef. Lebt mein Vater noch?"
Seine Brüder konnten ihm nicht antworten, so erschraken sie vor seinem Angesicht. Er aber sprach zu seinen Brüdern: "Tretet doch her zu mir." Sie traten dazu, und zwar: "Ich bin Josef, der Bruder, den ihr nach Ägypten verkauft habt. Und nun bekümmert euch nicht und denkt nicht, dass ich darum zürne, dass ihr mich hierher verkauft habt. Denn um eures Lebens willen hat mich Gott vor euch hierher gesandt."
"Und zwei Jahre das Hungersnot im Lande sind noch fünf Jahre, dass weder Flügel noch Ernten sein wird. Aber Gott hat mich vor euch her gesandt, dass er euch übrig lasse auf Erden und euer Leben erhalte zu einer großen Rettung."
In der Josefsgeschichte kommt fast nie das Wort Gott vor. Es gab zwei Mal in zehn Kapiteln das Wort, sonst wird die Geschichte beschrieben. Man hört von Ägypten, man hört von einer katastrophalen Hungersnot, Leute, die Getreide kaufen – ja, das, was wir tagtäglich auch machen. Wir sind im Geschäftsleben, und da gibt es Spannungen, da sind Brüder, Familienprobleme. Man spürt jeden Augenblick, dass in der Gegenwart Gottes gelebt wird.
Das will uns die Bibel zeigen. Es muss gar nicht von Gott geredet werden. Gott braucht keine heiligen Räume oder irgendwelche frommen Zeichen. Sondern Ihr tägliches Leben ist so unmittelbar zum lebendigen Gott hin.
Wir sind ja heute in einer blinden Oberflächlichkeit, selbst gar nicht erkennen das WLAN. Sie gehen ihrem Geschäft nach, geben Geld aus, haben Sorgen und Ängste. Aber ja, nicht mal durch eine Papierwand getrennt ist Gott, und sie spüren gar nichts davon. Sie sind blind.
Aber das ist so. Ich könnte die ganze Josefsgeschichte auch überschreiben mit "Wie Gott Menschen führt". Jetzt weiß ich, wenn Sie über das Thema Führung Gottes in Ihrem Leben diskutieren, dann fragen Sie immer wieder: Soll ich die erste oder die zweite Straßenbahn nehmen? Soll ich die Silvia oder die Karin heiraten? Wollen Sie immer ganz konkrete Weisungen haben? Soll ich nach Süden oder nach Norden in Urlaub?
Ich glaube, das Missverständnis, was Führung ist, ist überhaupt das ganze Missverständnis, als ob in unserem Leben alles vorherbestimmt sei. Das ist im Heidentum die Vorstellung, aber nicht im christlichen Glauben. Oder der Gedanke, als ob wir Menschen Marionetten wären, nur anders, und Gott lässt uns tanzen. Stimmt doch gar nicht.
Es ist in Ihr Ermessen gesetzt, ob Sie heute Morgen aufgestanden sind, ob Sie Kaffee oder Tee trinken zum Frühstück. Sie sind ein freier Mensch, welche Automarken Sie kaufen. Es gibt Skrupelchristen, die meinen, von der Führung müssten sie alles von Gott vorherbestimmen lassen.
Auch die Brüder Josephs haben ihr Leben völlig frei bestimmt. Wann gehen sie nach Ägypten? Das war ihre Entscheidung.
Was heißt denn Führung? Kurz: Ich soll mich an einen Punkt führen, wo ich ihn überwältigend entdecken kann. Führung und Gott sind dazu da, dass ich Gott erkenne. Und das kann gut auf ganz verschiedenen Wegen geschehen.
Wichtig ist, was man alles lernen kann an so einer Geschichte, wo Gott gar nicht vorkommt. Gott hat diese Brüder Joseph geführt, obwohl sie viele Dinge gemacht haben, die gegen Gott waren. Gott kann auch auf krummen Wegen führen. Er kann zu seinem Ziel kommen. Er will Sie ja zu einer Erkenntnis führen.
Deshalb, wenn Sie sich da in Ihren frommen Zwängen den Kopf zerbrechen und meinen, das sei so wichtig, nein, Gott will Sie zu einer Erkenntnis führen, zu einer ganz wichtigen. Das wichtigste Thema dieser Josefsgeschichte ist Schuld.
Mir ist in der letzten Woche aufgefallen, ich habe viele Besuche gemacht und mit Menschen geredet, mit welch einer Schnoddrigkeit, liebe Leute, das einfach vom Tisch gewischt wird: "Ich hab doch mit Gott nichts ausgefressen, ich bin doch ein guter Mensch, wie komme ich auf die Idee?" Also, wie ich...
Das Schuld-Thema der Bibel spielt in unserer Zeit eine ganz große Rolle. Was wäre unsere Presse ohne Schuld? Stellen Sie sich vor, wir stünden in der Zeitung noch drin, wenn man nicht Schuld an Menschen aufzeigen könnte – vom Kreml bis zum Weißen Haus und von den mächtigen Industrien Schuld bis zum Autofahrer, der Schuld war. Selbst beim Erdbeben muss eine Behörde Schuld sein, dass es so schlecht war.
Wir sind Leute, die Schuld suchen, und wir können viel erzählen von Leuten, die in unserem Leben sich versündigt haben an uns: die Eltern, und es ist alles falsch gelaufen, und der Lehrer war so ungerecht. Wir können immer von der Schuld erzählen.
Die Bibel macht das anders. Viel hat das Thema der Schuld nicht, wie es unsere Presse und Fernsehen macht, im Sensationsjournalismus. In den ersten Blättern der Bibel, die erste Schuld, Sünde der Menschen. Und Adam sagte: "Lieber Gott, du hast mir diese Frau gegeben, du bist eigentlich schuld." Der Mensch weist die Schuld von sich.
Parteien: "Soll ich meines Bruders Hüter sein?" Wo Gott mit Menschen geredet hat, ist das Thema der Schuld zentral.
Jetzt will ich mal eine Behauptung aufstellen: Man kann Gott nur gut erkennen über seine Schuld. Und darum gibt es heute so viele Schwierigkeiten, das Evangelium auszubreiten. Der ganze Sendungskern ist: Das ist der Knotenpunkt, dass Jesus gekommen ist, Sünder selig zu machen.
In unserer modernen Welt gibt es keine Menschen mehr, die sich als Sünder fühlen. Aber warum? Das Thema der Josefsgeschichte handelt von diesem Thema. Da waren Brüder, die den Josef als Sklaven verkauft haben, weil sie ein bisschen geärgert waren, weil sie ihm neideten, was Gott in seinem Leben hineingelegt hat. Und sie haben keine Schuld. Sie sehen sie nicht. Zehn Jahre leben sie das, erzählt die Bibel, und das ist wunderbar, dass die Bibel das immer zeitbildhaft zeigt, wie das läuft mit der Schuld.
Ganz im Neuen Testament ist es ganz ähnlich. Man kann Schuld von sich schieben. Es gibt ja andere Versuche, dass man in einem frommen Leben das tut, was jedem Pharisäer und Schriftgelehrten Tage in einem Eifer für Gottes Ordnung, einer formalen Gerechtigkeit – ich tu doch alles, was mir aufgetragen ist, Opfer und gebe Geld, denn Gehorsam Gott gegenüber verweigert – und man kann Schuld verdrängen, so wie die Brüder verdrängen.
Jeder von uns kennt diesen Mechanismus in meinem Leben dazu: Ich verdränge dauernd Schuld. Ich will es nicht zugeben. Alles Schuld, aber nicht ich. Wie will ich mich denn auch meiner Schuld stellen können?
Sicher, man gibt zu, dass man Fehler hat, und man hat Macken an seinem Charakter. Ja, natürlich. Aber Schuld, so wie die Brüder das wirklich sagen, in einem Brustton ihrer Überzeugung: "Wir sind ehrliche Leute, wir haben niemandem je etwas getan. Wir sind ehrliche Leute."
Und dann kommt die Hungersnot und Dürre, und kein Tropfen Regen fällt mehr. Man kann auf dem Acker nichts mehr ernten. Das sind Dinge, die vorkommen, schon bevor es Schwefelgase, Kabuto, Kohlendioxid gab. Man müsste ja auch nicht vergessen: Katastrophen gab es schon immer.
Durch die Technik? Die Technik ist besonders schlimm. Aber ist auch Schuld? Nicht. Aber es gab irgendwo, und jetzt gehen sie nach Ägypten, und irgendwo waren Schwierigkeiten. Es läuft alles noch ganz normal.
Da ist ein strenger Herr, der mit ihnen hart ins Gericht geht. Und da passiert ein Wunder. Ich nenne es "im Bunde", dass plötzlich das Gewissen im Herzen dieser Männer anfängt zu reden.
Sie haben das ja oft auch gelesen bei Prozessen oder so, oder dass Leute, die im Krieg schreckliche Dinge machen, überhaupt nie Reue empfinden. Das Gewissen ist von uns im Laufe der Jahre so dick gepanzert worden, dass es wirklich gefühllos und völlig kalt sein kann.
Sie können ihr Herz und ihr Gewissen so abtöten, dass sie gar nichts mehr empfinden. Ganz großes Wunder und Machtzeichen Gottes, wenn Ihr Gewissen redet, wenn Sie darunter leiden.
Es kommt ja bei uns oft, wenn wir in ein Grab hintreten, würde ich sagen: "Ach, hätte ich doch der Mutter noch diesen Wunsch erfüllt." Etwas Wunderbares. Wenn Ihr Gewissen spricht, wenn Gott in Ihr Gewissen hineinreden kann, denn das ist der Schlüssel zu einer ganz neuen Gottesbegegnung, so sagt uns die Bibel.
Und die Brüder Josephs, sie wachen plötzlich auf. Darum ist mir noch wichtig, weil manche immer die Bibel vielleicht ein bisschen so schnoddrig lesen und denken: "Ach, der Josef hat seine Brüder eben ein bisschen Schutzklassen nehmen wollen, hat sich die Ängste, es war persönliche Rache." Das ist nicht der Fall.
Josef ist in diesem Augenblick eine Seelsorge. Und diesen Dienst sollten wir als Christen einander tun: Seelsorge üben.
Jeder selber steht in großer Gefahr, dass in dem entscheidenden Moment, wenn es um die Aufregung der Schuld geht, sagt: "Na ja, wir sind ja alle auch fehlerhaft." Und er verharmlost.
Das ist deshalb so schlimm, weil dann die Gerechtigkeit nicht mehr schlicht kommt. Wir bleiben dann noch unter dem Betrug des Ungehorsams und der Sünde.
Darum ist das so wunderbar. Sie wissen es doch, wie Josef nachher weich ist. Er weint – ein erbärmliches Bild. Aber ein Seelsorger muss hart sein. Das ist wie ein Chirurg: Wenn der nicht von dem Eiterherd oder von dem bösartigen Gewebe nicht alles rausschneidet, dann kommt doch die Krankheit wieder. Es muss ein Grundbesitz sein.
Darum ist heute das mit unserer Weichheit gar nicht richtig gut. Wir müssen immer klare Linien haben, klare Ordnung. Doch ganz wichtig: Wo hat die Toleranz ihren Platz? Wo ist die Strenge gefordert? Da, wo es um die Heilung eines Menschen geht.
Darum handelt doch dieser Josef so deutlich an seinen Brüdern und nimmt ihnen ganz klar, worum es geht. Gute Seelsorger sind die Brüder, und sie müssen das erkennen.
Muss über diese Schuld noch ein bisschen reden, wie sie ihnen plötzlich die Schuld bewusst wird. Man kann ja lange über Schuld reden. Zurzeit wird es in der schlechteren großen Schade der gegenwärtigen Christen.
Wenn Sie mich fragen: Was ist der Grundschaden unserer Christentum gegenwärtig in Europa und in Deutschland? Wir reden über Schuld bis hin zu manchen Versen im Losungsbüchlein, das immer nur als die Schuld der Mächtigen und der Verbrecher und der Ereignisse behandelt wird.
Und wir reden nicht von dem Hauptproblem, dass Gott mich nicht segnen kann, weil Dinge zwischen ihm und mir nicht in Ordnung sind. Das ist doch die Not. Doch Schuld!
Was Sie nicht über Schuld irgendwo anders reden. Man kann in Hauskreisen sogar über die Entschuldung der Dritten Welt reden. Das ist wichtig, ganz bestimmt.
Aber vergessen Sie darüber nicht, dass es an vielen aktuellen Problemen gibt, dass unsere Ehen vergiftet sind, dass unsere Familienverhältnisse auf Streit aufgebaut sind, dass wir selber im Zwielicht leben, weil Dinge in unserem Leben mit Gott nicht in Ordnung gebracht worden sind.
Und man kann Schuld selbst massiv verdrängen und noch viel schöner vergessen. Vergessen ist eine wunderbare Gabe. Sie sind abends schwermütig, morgens machen Sie auf und sind heiter. Sie haben vergessen, was Sie gestern gedrückt hat. So wunderbar.
Dann vergessen können Sie. Sie sind heute belastet, weil Sie einem anderen vielleicht ins Auto gefahren sind und Schaden gegeben haben. Und dann vergessen Sie im Laufe des Tages. Ist doch schön. Man vergisst das Schwere.
Und nehmen wir auch das Vergessen der Schuld. Das hat auch was Gutes dabei, da ja nichts bereinigt worden ist.
Schuld – ja, wie kann Schuld bewältigt werden? In unserer Welt gibt es keine Bewältigung der Schuld. Wie denn auch? Mahnmale kann man bauen, doch Schuld? Wie will man Schuld bewältigen?
Nehmen wir das: Man redet immer, denkt an Schuld. Wie soll man das machen? Man vergleicht Schuld immer gern mit Atommüll. Der strahlt immer weiter. Dann kann man ihn vergraben, irgendwann kriegt man ihn nicht los. Die unheilvolle Wirkung geht immer weiter aus, wenn diese Dinge noch da sind.
Wir spielen ja heute mit so viel tödlichen Dingen und wissen gar nicht, was unsere Menschenleben zerstört.
Und Sie können dann bloß sehen: Haben das alles ganz harmlos? Nein! Doch, das wird weitergehen, und das belastet Ihr Leben ganz tief.
Gott will Gerechtigkeit. Gott ist ein heiliger Gott. Sie können die größte Majestät und Heiligkeit Gottes daran erkennen: Die Gottesschuld richtet.
Dass heute die Listen in den Wartezimmern der Psychologen immer länger werden, überrascht mich nicht, weil Christen-Seelsorge versäumt wird.
Ein großer Teil dieser Nöte und Schwermut-Fälle wären reif für die Seelsorge.
Wie wollen Sie mit einem Ehebruch fertig werden? Mit einem unrechten Geldbetrag bei Ihnen? Wenn Sie nicht so gut bereinigen?
Bei Menschen gibt es gar keine Bereinigung, wenn sie nicht die Vergebung Gottes erfahren haben.
Wollen Sie mit Streit und was unser Leben vergiftet, sich nicht irgendwo gelöst haben?
Und dieses dumme Reden vom lieben Gott ist so falsch. Weil Gott um unseres Willens ein Gott ist, der das Böse klären will bis zum Letzten, weil er uns neu machen will und verändern will.
Er will uns doch nicht oben husten und dann sagen: "Jetzt eben ein neuer Mensch."
Er will uns verändern durch und durch, wie die Brüder.
Es geht um eine Bekehrung der Herzen, eine Umwandlung.
Die Kraft des Evangeliums ist immer das gewesen, dass sein Leben revolutioniert wird aus der Vergebung der Schuld.
Das war das Thema, und das ist so heute.
Es gibt keine andere Erwägung in unserem Land.
Nicht wieder Gottesdienstreform mit neuen Liedern geht es los, sondern dass Menschen vor Gott erneuert und verändert werden in der Wurzel ihres Herzens.
Und dann muss alles ins Licht.
Lesen Sie doch die Geschichten, wie das immer wieder durch die Reformation angefangen mit Martin Luther an der Frage: Wie wird mein Leben neu?
So war es in all den anderen Erwägungen auch in unserer Stadt.
Und da gibt es gar keine Entschuldigung mehr. Da kann man nicht weglegen.
Die Brüder müssen durch die ganze Tiefe hindurch.
Wie plötzlich der Benjamin der Angeklagte ist und der Ruben, der Älteste, stimmt zu: "Ja, er hat ja eigentlich das Ganze nicht gutgeheißen, aber er hängt mit drin und er muss sagen: Wir haben das in unserem Bruder verschuldet."
Ich habe Ihnen schon ein paar Mal gesagt: Wenn Sie Krankenbesuche machen, habe ich oft Leute gefragt: Was bewegt Sie in der Stille?
Leute, die nie in eine Kirche gehen, und dann kommt plötzlich raus: "Ich habe in meiner Mutter nicht recht gehandelt."
Das ist im Heidentum schon Wissen.
Das ist ein Verhängnis der Schuld.
Wir Christen wollen, dass Menschen frei werden, dass sie fröhlich werden, dass sie vergessen können, dass sie das Alte bewältigen und weglegen.
Sprechen Sie mit Menschen über die Vergebung der Sünden, auch wenn sie jemanden auslachen, macht doch nichts.
Bieten Sie diese freie Vergebung an, denn alle unsere Erklärungsversuche helfen doch nicht weiter.
Da wollte ich verschweigen: "Verschmachten meine Beine durch meine tägliche Angst im Inneren. Ich habe es nicht mehr ausgehalten. Psalm 90,9: Du stellst meine Missetaten vor dich, meine unerkannte Sünde ins Licht vor deinem Angesicht."
Wissen Sie, warum die Menschen um uns her so traurig sind und bei allem Wohlstand nicht glücklich werden?
Sagen Sie mir ernst: Was soll das Leben bieten können?
Und wenn Sie im Urlaub viermal um die Welt reisen wollen, wollen Sie Glück finden?
Wenn Sie belastet sind, wie viele Menschen leiden darunter, wie sie Geschäftskollegen fertig gemacht haben, wie sie mit ihnen kriegen, ihre Position herauszuheben, wie sie mit unrechten Dingen und Korruption ihren Weg geschmiert haben?
Was ist das heute in unserer Gesellschaft?
Und niemand von den Kritischen wagt zu sagen: Das Thema vom Evangelium, das eine große Thema Schuld und Vergebung.
Und wenn endlich einer anfängt, der sagt: "Wir haben vor Gott viel auf unser Leben geladen."
Ich kann es nicht mehr hören, wenn Christen heute in der Welt immer so tun, als ob sie die besseren Politiker wären und die besseren Wirtschaftsführer.
Wir sind es doch gar nicht.
Wir sind klüger als die anderen?
Wir können Menschen nur erzählen: Wir haben in unserem Leben ein Wunder erlebt.
Und jede Stunde meines Lebens ist geprägt von viel Versäumnis, viel Unrecht.
Sie haben auch viel vielleicht sehen können von Dingen, die ich falsch gemacht habe.
Aber ich habe das Erbarmen Gottes ergreifen dürfen, seine Gnade.
Und wo das Josef merkt, da ist eine Herzensänderung passiert.
Vorher waren sie ja nur empört, wo das wirklich durchgeht, bis ihnen alle anderen Vergebung hat sowieso keinen Wert, die nicht durchgehend bis ihnen.
Da weint Josef.
Jetzt sagen Sie mir: Wo gibt es so etwas in der Welt? Haben Sie das schon mal gesehen?
Das sind Richter, die sagen können: "Jetzt muss ich dich nicht mehr bestrafen."
Dass ein Richter weint und sich freut und sagt: "Jetzt ist alles gut."
Gott will uns doch nicht brechen mit seiner harten Seelsorge.
Er will uns doch bloß dahin führen, wo er und seine Vergebung zuteilwerden lassen kann.
Weil Gott nicht das Unrecht absegnet.
Er will eine Änderung.
Und Sie haben doch die ganze Zeit gemerkt, Josef ist doch ein Vorbildtyp von dem, was man später an Jesus sieht.
So kann man bloß noch Jesus beschreiben.
Es gibt gar keine andere Beschreibung für Jesus.
Der bloß wartet, bis endlich die Brüder erkennen und merken, was nicht recht ist.
Und dann sagt er: "Merkt ihr nicht, dass Gott euch gefühlt ein ganzes Leben geführt hat?"
Wäre den Punkt nicht einmal zusammenzuschauen?
Wir senden des Landes Offensive, baut an Gott, und ihr dürft euren Beruf ergreifen.
Baut in seinem Land großes, holt den Vater, baut Häuser und lebt unter dem Segen Gottes.
Also es ist so wichtig, dass wir wieder mehr über die Josefsgeschichte reden, worum es geht und wie wunderbar unser Heiland Jesus in unserem Leben vergeben will.
Jetzt wollte ich, dass Sie in Ihrem Leben diese befreiende Kraft wieder erfahren.
Jakob Krüger ging in seiner Auslegung so weit, dass er sagt: Die Ägypter haben viel mehr, viel eher gemerkt, wer Josef war.
Und so ist es immer wieder: Die Leute von der Welt, die kommen vielleicht zum Glauben.
Und wir sehen uns an dem Tag, wenn es die Brüder Jesus folgen, und die Gnade Jesu ergreifen.
Ja, sicher.
Aber es kann auch sein, dass man den Frommen droht, mitläuft in der Tradition und gar nicht mehr weiß, was Vergebung ist.
Und dann sind es wirklich Leute, die von irgendwoher kommen, aus großer, schwerer Schuld, und befreiend erleben.
Das ist die größte Gotteserfahrung, die man in dieser Welt machen kann: Schuld, Vergebung und mein Leben lang nicht fertig.
Die Gnade Gottes ergreifen, die so überwältigend ist, die Führung, dass du mich immer wieder dahin führt, wo ich neu seine Liebe empfangen kann.
Und ist das, was Jesus so weich macht, dass er über meiner Sünde weint?
Ja, über meiner Gottesferne.
Die schlimmste Sünde ist, ihn nicht zu kennen und ihn wegzustoßen und ihm wegzulaufen.
Ach, das war herrlich, dass wir heute, und das ist Ihnen sagen darf, dafür sie ist gestorben, um ihre Sünden zu tragen, sie mit Gott zu versöhnen.
Dass Sie sagen: "Ich fürchte nichts mehr. Ich fürchte keine Menschen mehr, keine Traurigkeit, keinen Tod mehr. Ich habe keine Angst mehr vor dem ewigen Gericht Gottes und vor der Hölle, weil ich weiß, Jesus hat meine Schuld getragen und er hat mich versöhnt und hat mich gerecht gemacht."
Ich will es Ihnen zurufen: Jesus lädt Sie ein: "Kommt her zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken."
Und jetzt singen wir aus unserem Liedheft "Alles hat er mir erlassen", Vers 7, 8 und 38, 7, 8 und 38.
Wir wollen beten:
Herr, uns ist dieses fromme Theater so leid, wo wir immer etwas tun und einen Anschein erwecken, wo du doch immer nur die Herzen weichst.
Und du kennst uns doch schon, besser als wir uns kennen.
Wir sind so froh, dass dein Kreuz dein Markenzeichen ist, dass du allem allen Schaden vollkommen gut machen kannst und dass du bei Menschen einkehrst, die unwürdig sind, unwert.
Herr, verzeih uns, wir haben immer wieder dran und vorbeigedrückt.
Wir wollen einfach hier das sagen und so froh sein, dass du alles neu machst.
Du hast einen deiner ersten Apostel zurechtgerückt, solche Leute aus der Schuld.
Herr, wir wollen nicht den Weg des Judas gehen und meinen, wir können unsere Schuld selber tragen.
Wir können sie nur vor dir bekennen, und dein Blut kann sie auslöschen.
Danke, dass niemand sie mehr vorholen darf, dass sie vergeben und vergessen ist, wo sie bei dir ausgesprochen und bekannt wird.
Jetzt hilf uns, dass wir ganz raus zum völligen Frieden mit dir finden, zur Gewissheit des Glaubens, zur Freude.
Du führst uns, damit wir vor dir wirken können.
Du wirst uns ins Land führen, wo die Schätze sind, wo wir versorgt sind.
Wir dürfen alles Gute aus deiner Hand nehmen, Zeichen deiner Liebe, obwohl nichts vorenthalten wird, was vor dir recht ist.
Ich danke, dass du auch deine Gemeinde, deine Christenheit neuerwecken kannst über dein froh machendes Evangelium.
Wir bitten dich darum, dass das auch in unserer Stadt, in unserem Land geschieht.
Wir bitten dich auch, dass du die Kranken und die Trauernden tröstest, die Einsamen.
Wir bitten dich für die Notgebiete der Welt, wo auch so viel geschieht.
Wir bitten dich für deine bedrängte Gemeinde, dass sie dort eine ganze Liebe sichtbar macht.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute, und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Übel.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Bleiben Sie bitte noch stehen.
Sie brauchen unsere Mitteilungen.
Wir haben gar nicht mehr viel zu sagen.
Auch das ist auf diesem weißen Zettel, der noch nicht verteilt wurde, wo alles Nähere von unserer Gemeinde, alle Mitteilungen draufstehen.
Wir feiern im Anschluss an diesen Gottesdienst das Abendmahl hier vorne am Altar.
Ich darf Sie dazu einladen.
Jesus will es Ihnen zusprechen, wie er alles neu macht, auch wenn Sie eine Aussprache brauchen.
Ich bin gerne bereit, aber auch andere.
Bleiben Sie dann einfach da oder sagen Sie es traurig und fragen Sie unseren Begrüßungsdienst, ob er Ihnen helfen kann, selbstverständlich in totaler Vertraulichkeit.
Und dann noch das Opfer für Guinea-Bissau, eines der ärmsten Länder der Erde in Westafrika, ehemals portugiesische Kolonie.
Wir haben dort sehr viel geholfen.
In Guinea-Bissau war ein schlimmer Bürgerkrieg mit Lebensmittellieferungen, Hilfe, Brüder, über die dortige einzige evangelische Kirche, die es gibt.
Die hat uns gebeten, ob wir nicht zu diesen Lebensmittelhilfen, die noch weiter nötig sind, auch ein paar Wellblechdächer für ihre zerstörten Kirchen geben können.
Und weil wir selber einmal das Dach geschenkt bekommen haben aus Amerika, wollen wir, dass diese Bitte erfüllt wird.
Beerdigt wurde in der vergangenen Woche Frau Gertrud Rübenkam, geborene Schrag, 84 Jahre, Danziger Straße 19 b.
Behütet das Wort, und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen.
Herr, segne uns und behüte uns.
Heller Schein angesichts, leuchten über uns und sonst gnädig. Amen.
Die Prüfung der Brüder und die Rolle von Schuld und Vergebung
Unterwegs in der Herberge öffnen die Brüder ihre Säcke. Oben im Gepäck finden sie das Geld, und sie erschrecken. Doch was sollten sie tun? Sie kehren heim zum Vater. Der Vater sagt: „Das bringt alles Unglück.“
Eines Tages jedoch ist das Getreide verbraucht, und der Hunger kehrt wieder in die Familie Jakobs ein. Die Brüder sagen nun: „Wir müssen noch einmal nach Ägypten gehen.“ Vater Jakob meint: „Das wird schrecklich. Jetzt habe ich schon zwei meiner Söhne verloren. Was soll noch werden?“
Dann kommt Juda und sagt: „Vater, wenn du nicht so lange reden würdest, wären wir schon lange zurück und hätten das Getreide geholt.“ Das leuchtet dem Vater ein. Sie rüsten sich und ziehen nach Ägypten. Sie richten wieder das Gepäck her und nehmen das Geld vom letzten Mal noch einmal mit, um gleich den Irrtum aufzuklären.
Die Brüder sagen jedoch: „Jetzt müssen wir Benjamin mitnehmen.“ Das erscheint Jakob unmöglich. Rahel war die Frau, die er vor allem geliebt hat. Schlimmer kann man es kaum beschreiben, wie viel ihm diese Frau bedeutete. Ich könnte mir nicht vorstellen, dass jemand nach jenen Zeiten Heimweh hatte. Es gab nur eine Liebe: die Liebe Jakobs zu Rahel.
Dann werden die Brüder Josef ins Haus geführt, in den Palast. Das war großartig hier in Ägypten. Gleich bevor sie an den Tisch gesetzt werden, sprechen sie mit dem Verwalter: „Wir haben das Geld dabei. Sicher ist ein Irrtum passiert.“ „Sorgt euch nicht, kommt her“, sagt der Verwalter.
Die Brüder wundern sich, dass sie nach ihrem Alter zu Tisch gesetzt werden. Ihre Füße werden gewaschen, die Bediensteten kümmern sich auch um die Esel. Dann kommt Josef und erkundigt sich nach dem Vater. Die Brüder fallen auf den Boden und verneigen sich vor dem großen ägyptischen Herrscher.
Nachdem das alles zelebriert ist, bekommen sie ihr Getreide. Alles ist gerichtet. Josef hat jedoch angewiesen, dass sein Becher in den Sack Benjamins getan wird.
Als die Brüder zur Stadt hinausgeritten sind, folgen ihnen Sprengboote und rufen: „Stopp, stopp, stopp! Da ist etwas passiert. Das kann doch nicht wahr sein! Ihr habt die Gastfreundschaft missbraucht. Ihr habt den Becher geklaut!“
Die Brüder sagen: „Wir sind ehrliche Leute und würden nie so etwas tun.“ „Was denkt ihr denn? Gibt es das überhaupt? Ich kann machen, was ich will. Wir werden alle untersucht. Bei dem, bei dem der Becher gefunden wird, soll er sein Leben verwirkt haben.“ Das bedeutet: „Das ist der Tod, und wir wollen alle Sklaven sein.“
Der Bote beginnt, in den Säcken zu suchen und findet den Becher im Sack Benjamins. Die Brüder reißen ihre Kleidung, doch das genügt ihnen nicht. Sie ziehen wieder in die Stadt.
Josef fragt: „Warum habt ihr das tun können? Wisst ihr nicht, dass ich die Wahrheit weiß?“ Juda sagt in 1. Mose 44,16: „Gott hat die Missetat deiner Knechte gefunden. Sie beschönigen nichts mehr. Wir sind deine Sklaven.“
Doch Juda sagt weiter: „Nicht wir, sondern der, bei dem ich den Becher gefunden habe.“ Da zeigt sich plötzlich Bruderliebe. Das Wort „Bruder“ ist in der Bibel ein heiliges Wort. Ich weiß, dass es in unserer Umgangssprache oft entwürdigt wurde. Doch es ist ein wunderbares Wort.
Wie die Bruderliebe erwacht, als Juda spricht und die ganze Geschichte noch einmal erzählt: Ein Bruder ist verloren gegangen, es gab einen Unfall, und der Vater hat gesagt, sie dürfen nicht heimkommen. Schließlich sagt Juda in 1. Mose 44,32: „Ich, dein Knecht, bin für den Knaben bürgen. Wie soll ich mein Leben lang die Schuld tragen? Ich kann nicht heim ohne Benjamin.“
Da kann Josef nicht länger an sich halten. Vor allem den Umstehenden ruft er zu: „Lasst alle von mir hinausgehen!“ Niemand bleibt bei Josef. Er offenbart sich seinen Brüdern und weint laut.
Sie erkennen, dass er der Ägypter und Herrscher ist. Er fragt: „Lebt mein Vater noch?“ Die Brüder können ihm nicht antworten und erschrecken vor seinem Angesicht.
Josef aber spricht zu seinen Brüdern: „Tretet her zu mir!“ Sie treten heran. Er sagt: „Ich bin Josef, euer Bruder, den ihr nach Ägypten verkauft habt. Nun sorgt euch nicht und denkt nicht, dass ich euch deshalb zürne. Denn Gott hat mich vor euch hierher gesandt, um euer Leben zu retten.
Die Hungersnot dauert noch zwei Jahre, dann folgen fünf weitere Jahre ohne Ernte. Gott hat mich vor euch hergesandt, damit er euch auf Erden übrig lasse und euer Leben erhalte – zu einer großen Rettung.“
Die Rolle Gottes in der Josefsgeschichte und das Thema Führung
In der Josefsgeschichte kommt das Wort „Gott“ fast nie vor. Es wird nur zweimal in zehn Kapiteln erwähnt. Ansonsten wird die Geschichte beschrieben: Man hört von Ägypten, man hört von einer katastrophalen Situation, von Leuten, die Getreide kaufen – ja, das, was wir tagtäglich auch tun. Wir sind im Geschäftsleben, und da gibt es Spannungen. Da sind Brüder, Familienprobleme. Man spürt in jedem Augenblick, dass in der Gegenwart Gottes gelebt wird.
Das will uns die Bibel zeigen: Es muss gar nicht ständig von Gott gesprochen werden. Gott braucht keine heiligen Räume oder irgendwelche frommen Zeichen. Vielmehr ist das tägliche Leben unmittelbar mit dem lebendigen Gott verbunden.
Heute sind wir oft blind und nehmen das gar nicht wahr. Wir gehen unserem Geschäft nach, geben Geld aus, haben Sorgen und Ängste. Doch selbst wenn Gott ganz nah ist, spüren wir es kaum. Wir sind blind für seine Gegenwart.
So ist es auch in der Josefsgeschichte. Ich könnte die ganze Geschichte auch überschreiben mit „Wie Gott Menschen führt“. Wenn Sie über das Thema Führung Gottes in Ihrem Leben nachdenken, fragen Sie sich vielleicht: Soll ich die erste oder die zweite Straßenbahn nehmen? Soll ich Silvia oder Karin heiraten? Sie wollen konkrete Weisungen haben: Soll ich nach Süden oder Norden in den Urlaub fahren?
Ich glaube, das Missverständnis ist, dass Führung bedeutet, dass in unserem Leben alles vorherbestimmt ist. Das ist eine heidnische Vorstellung, aber nicht der christliche Glaube. Der Gedanke, wir Menschen seien Marionetten, stimmt nicht. Gott lässt uns nicht tanzen wie eine Marionette.
Es liegt in Ihrem Ermessen, ob Sie heute Morgen Kaffee oder Tee zum Frühstück trinken. Sie sind ein freier Mensch. Welche Automarke Sie kaufen, entscheiden Sie selbst. Es gibt sogar Christen mit Skrupeln, die meinen, sie müssten alle Entscheidungen von Gott vorherbestimmen lassen.
Auch die Brüder Josefs haben ihr Leben völlig frei bestimmt. Wann sie nach Ägypten gingen, war ihre Entscheidung.
Was bedeutet Führung also? Führung will mich an einen Punkt führen, an dem ich Gott überwältigend entdecken kann. Führung und Gott sind dazu da, dass ich Gott erkenne. Das kann auf ganz verschiedenen Wegen geschehen.
Wichtig ist, was man alles lernen kann an einer Geschichte, in der Gott kaum erwähnt wird. Gott hat diese Brüder Josefs geführt, obwohl sie viele Dinge getan haben, die gegen Gott waren. Gott kann auch auf krummen Wegen führen. Er kann sein Ziel erreichen.
Gott will uns zu einer Erkenntnis führen. Deshalb müssen Sie sich nicht den Kopf zerbrechen über fromme Zwänge und denken, das sei das Entscheidende. Nein, Gott will Sie zu einer wichtigen Erkenntnis führen – zu einer ganz großen.
Das Thema Schuld als zentraler Punkt der Josefsgeschichte
Das wichtigste Thema dieser Josefsgeschichte ist Schuld. Mir ist das in der letzten Woche aufgefallen, als ich viele Besuche gemacht und mit Menschen gesprochen habe. Mit welcher Schnoddrigkeit viele Leute Schuld einfach vom Tisch wischen: „Ich habe doch mit Gott nichts ausgefressen. Ich bin doch ein guter Mensch.“ Wie kommt man nur auf die Idee, sich schuldig zu fühlen?
Das Thema Schuld spielt in der Bibel eine große Rolle und auch in unserer Zeit. Was wäre unsere Presse ohne das Thema Schuld? Stell dir vor, wir würden in der Zeitung nicht mehr als schuldige Menschen dargestellt – vom Kreml bis zum Weißen Haus, von den mächtigen Industrien bis zum Autofahrer, der Schuld hatte. Selbst bei einem Erdbeben wird eine Behörde verantwortlich gemacht. Wir sind Menschen, die Schuld suchen. Und wir können viel erzählen von denen, die sich in unserem Leben an uns versündigt haben – die Eltern, die alles falsch gemacht haben, der Lehrer, der ungerecht war. Wir erzählen immer von der Schuld.
Die Bibel macht das anders. Sie behandelt das Thema Schuld nicht so, wie es unsere Presse und das Fernsehen tun. In den ersten Blättern der Bibel ist das Thema Schuld und Sünde der Menschen zentral. Adam sagt zu Gott: „Du hast mir diese Frau gegeben, du bist eigentlich schuld.“ Der Mensch weist die Schuld von sich. „Soll ich meines Bruders Hüter sein?“ Das Thema Schuld zieht sich durch das Gespräch Gottes mit den Menschen.
Ich will eine Behauptung aufstellen: Man kann gut nur durch die Anerkennung seiner Schuld erkennen. Darum gibt es heute so viele Schwierigkeiten, das Evangelium zu verkünden. Das ist der Knotenpunkt: Jesus ist gekommen, um Sünder selig zu machen. In unserer modernen Welt gibt es kaum noch Menschen, die sich als Sünder fühlen. Aber warum? Das Thema der Josefsgeschichte handelt genau davon.
Da waren Brüder, die Josef als Sklaven verkauft haben, weil sie sich über ihn geärgert und ihn beneidet haben – wegen dem, was Gott in sein Leben gelegt hatte. Und sie sehen keine Schuld. Zehn Jahre leben sie so, erzählt die Bibel. Das ist wunderbar, denn die Bibel zeigt das immer zeitbildhaft, wie das mit der Schuld läuft. Ganz ähnlich ist es im Neuen Testament: Man schiebt die Schuld von sich.
Es gibt auch andere Versuche, die Schuld zu verdrängen, zum Beispiel durch ein frommes Leben. Pharisäer und Schriftgelehrte lebten in einem Eifer für Gottes Ordnung und formale Gerechtigkeit. Sie sagen: „Ich tue doch alles, was mir aufgetragen ist, opfere und gebe Geld.“ Doch den Gehorsam Gott gegenüber verweigern sie. So kann man Schuld verdrängen – wie die Brüder es tun.
Jeder von uns kennt diesen Mechanismus in seinem Leben. Ich verdränge ständig Schuld, will sie nicht zugeben. Es ist alles Schuld, aber nicht meine. Wie soll ich mich auch meiner Schuld stellen können? Sicher, man gibt zu, dass man Fehler hat und Macken im Charakter. Aber Schuld, so wie die Brüder sie meinen, sagen sie inbrünstig: „Wir sind ehrliche Leute, wir haben niemandem je etwas getan.“
Dann kommt die Hungersnot, Dürre, kein Tropfen Regen fällt mehr. Auf dem Acker kann nichts mehr geerntet werden. Solche Dinge gab es schon immer, auch vor der Technik. Katastrophen gab es immer, und jetzt gehen sie nach Ägypten. Alles läuft noch ganz normal, da ist ein strenger Herr, der mit ihnen hart ins Gericht geht. Und dann passiert ein Wunder – ich nenne es einen Bund.
Plötzlich beginnt das Gewissen im Herzen dieser Männer zu sprechen. Das haben Sie vielleicht auch schon bei Prozessen erlebt oder bei Menschen, die im Krieg schreckliche Dinge getan haben und keine Reue empfinden. Das Gewissen ist im Laufe der Jahre so dick gepanzert, dass es gefühllos und kalt wird. Man kann Herz und Gewissen so abstumpfen, dass man nichts mehr empfindet.
Es ist ein großes Wunder und ein Zeichen Gottes, wenn das Gewissen spricht und man darunter leidet. Das kommt oft, wenn wir an ein Grab treten und denken: „Ach, hätte ich doch der Mutter noch diesen Wunsch erfüllt.“ Es ist wunderbar, wenn das Gewissen spricht, wenn Gott in unser Gewissen hineinreden kann. Denn das ist der Schlüssel zu einer ganz neuen Gottesbegegnung, sagt uns die Bibel.
Die Brüder Josefs wachen plötzlich auf. Das ist mir wichtig, weil manche die Bibel vielleicht schnoddrig lesen und denken, Josef habe seine Brüder nur ein bisschen schützen oder sich rächen wollen. Das ist nicht der Fall. Josef ist in diesem Augenblick ein Seelsorger. Und diesen Dienst sollten wir als Christen einander tun: Seelsorge üben.
Jeder steht in großer Gefahr, dass im entscheidenden Moment, wenn es um die Aufregung der Schuld geht, gesagt wird: „Na ja, wir sind ja alle fehlerhaft.“ So wird die Schuld verharmlost. Das ist schlimm, weil dann die Gerechtigkeit Gottes nicht mehr gilt. Wir bleiben dann unter dem Betrug des Ungehorsams und der Sünde.
Darum ist es so wunderbar. Sie kennen doch die Szene, wie Josef weich wird und weint – ein erbärmliches Bild. Aber ein Seelsorger muss auch hart sein, wie ein Chirurg. Wenn er nicht den Eiterherd oder das bösartige Gewebe vollständig entfernt, kommt die Krankheit zurück. Es muss eine Grundsäuberung sein.
Darum ist unsere heutige Weichheit nicht gut. Wir brauchen klare Linien und Ordnung. Aber auch Toleranz hat ihren Platz. Wo ist sie gefordert, wo ist Strenge notwendig? Wo es um die Heilung eines Menschen geht, ist Strenge gefordert. Darum handelt die Josefsgeschichte so deutlich, wenn Josef seinen Brüdern klar sagt, worum es geht.
Gute Seelsorger müssen das erkennen. Sie müssen über die Schuld reden und sie bewusst machen. Man kann lange über Schuld reden. Zurzeit ist es ein großes Problem der gegenwärtigen Christenheit in Europa und Deutschland, dass wir über Schuld reden, aber nicht vom Hauptproblem sprechen: Dass Gott mich nicht segnen kann, weil zwischen ihm und mir Dinge nicht in Ordnung sind.
Das ist die Not: Schuld. Aber wir reden nicht darüber. Man kann in Hauskreisen über die Entschuldung der Dritten Welt sprechen – das ist wichtig. Aber wir vergessen oft, dass viele unserer Eheprobleme, Familienkonflikte und unser eigenes zwiespältiges Leben daran liegen, dass Dinge zwischen uns und Gott nicht geklärt sind.
Man kann Schuld massiv verdrängen und sogar vergessen. Vergessen ist eine wunderbare Gabe. Abends sind wir schwermütig, morgens öffnen wir die Augen und sind heiter. Wir haben vergessen, was uns gestern belastet hat – das ist schön. Doch wenn Schuld nicht bereinigt ist, bleibt sie.
Wie kann Schuld bewältigt werden? In unserer Welt gibt es keine wirkliche Bewältigung der Schuld. Wie sollte das auch gehen? Man kann Mahnmale bauen, aber Schuld bleibt. Schuld wird gern mit Atommüll verglichen: Er strahlt weiter, auch wenn man ihn vergräbt. Die unheilvolle Wirkung bleibt.
Wir spielen heute mit vielen tödlichen Dingen und wissen nicht, was unser Leben zerstört. Schuld ist nicht harmlos, sie belastet unser Leben tief. Gott will Gerechtigkeit. Gott ist heilig. Die größte Majestät und Heiligkeit Gottes zeigt sich darin, dass er Schuld richtet.
Dass heute die Wartelisten in den Wartezimmern von Psychologen immer länger werden, überrascht mich nicht. Christen versäumen oft die Seelsorge. Ein großer Teil der Nöte und Schwermut wäre reif für Seelsorge. Wie soll man mit einem Ehebruch fertigwerden oder mit einem unrechten Geldbetrag, wenn man nicht bereinigt hat?
Bei Menschen gibt es keine Bereinigung, wenn sie nicht die Vergebung Gottes erfahren haben. Wie wollen sie mit Streit und Vergiftungen im Leben umgehen, wenn sie das nicht gelöst haben? Das dumme Gerede vom „lieben Gott“ ist falsch, weil Gott um unseres Willens ein Gott ist, der das Böse bis zum Letzten klären will.
Er will uns neu machen und verändern. Er will uns nicht nur oberflächlich annehmen, sondern durch und durch verändern. Es geht um die Bekehrung des Herzens, um eine Umwandlung. Die Kraft des Evangeliums war immer, dass das Leben durch die Vergebung der Schuld revolutioniert wird.
Das ist heute noch so. Es gibt keine andere Lösung in unserem Land. Nicht eine Gottesdienstreform mit neuen Liedern bringt den Anfang, sondern dass Menschen vor Gott erneuert und verändert werden in der Wurzel ihres Herzens. Dann muss alles ins Licht kommen.
Lesen Sie die Geschichten, wie das immer wieder durch die Reformation begann, angefangen mit Martin Luther. Die Frage war: Wie wird mein Leben neu? So war es auch in allen anderen Erweckungen. In unserer Stadt gibt es keine Entschuldigung mehr. Die Brüder müssen durch die ganze Tiefe hindurch.
Plötzlich ist Benjamin der Angeklagte, und Ruben, der Älteste, gesteht: „Wir haben an unserem Bruder Schuld.“ Ich habe Ihnen schon oft gesagt, wenn Sie Krankenbesuche machen, fragen Sie die Leute, was sie in der Stille bewegt. Menschen, die nie in eine Kirche gehen, sagen oft: „Ich habe meiner Mutter nicht recht gehandelt.“
Das ist im Heidentum schon bekannt: Das ist das Verhängnis der Schuld. Wir Christen wollen, dass Menschen frei werden, fröhlich werden, vergessen können und das Alte bewältigen und loslassen. Sprechen Sie mit Menschen über die Vergebung der Sünden. Auch wenn jemand Sie auslacht, macht das nichts. Bieten Sie diese freie Vergebung an.
Alle unsere Erklärungsversuche helfen nicht weiter. Ich wollte nicht verschweigen, wie ich manchmal verzweifle: „Zahl neunzig, du stellst meine Missetaten vor dich, meine unerkannte Sünde ins Licht vor deinem Angesicht.“ Wissen Sie, warum die Menschen um uns herum so traurig sind und trotz Wohlstand nicht glücklich werden?
Sagen Sie mir ehrlich: Was soll das Leben bieten, wenn man im Urlaub viermal um die Welt reist und trotzdem kein Glück findet? Wie viele Menschen leiden darunter, dass sie Geschäftskollegen fertiggemacht haben, ihre Position durch unrechte Dinge und Korruption gesichert haben? Was ist das heute in unserer Gesellschaft?
Niemand traut sich, das Thema des Evangeliums zu nennen – das große Thema Schuld und Vergebung. Und wenn endlich jemand sagt: „Wir haben vor Gott viel auf unser Leben geladen“, dann hört man oft: „Ich kann es nicht mehr hören.“ Christen tun heute oft so, als wären sie die besseren Politiker und Wirtschaftler. Das sind wir nicht.
Wir können Menschen nur erzählen, dass wir ein Wunder erlebt haben. Jede Stunde meines Lebens ist geprägt von Versäumnissen und Unrecht. Sie haben vielleicht auch viel von meinen Fehlern gesehen, aber ich durfte das Erbarmen Gottes erfahren, seine Gnade.
Wo Josef das merkt, passiert eine Herzensänderung. Zuvor waren es nur Kleider, die ihn empörten. Aber jetzt ist es persönliche Reue. Vergebung hat keinen Wert, wenn sie nicht durchdringt. Dann weint Josef.
Sagen Sie mir, wo gibt es so etwas in der Welt? Haben Sie das schon mal gesehen? Richter, die sagen: „Ich muss dich nicht mehr bestrafen“, die weinen und sich freuen und sagen: „Jetzt ist alles gut.“ Gott will uns nicht brechen mit harter Seelsorge. Er will uns dahin führen, wo wir seine Vergebung erfahren können.
Gott segnet nicht das Unrecht ab. Er will eine Änderung. Sie haben doch die ganze Zeit gemerkt, dass Josef ein Vorbild ist für das, was man später an Jesus sieht. So kann man Jesus beschreiben. Er wartet, bis die Brüder erkennen, was nicht recht ist, und sagt dann: „Merkt ihr nicht, dass Gott euch gefühlt ein ganzes Leben geführt hat?“
Wir dürfen das Land aufbauen, unseren Beruf ergreifen, Häuser bauen und unter dem Segen Gottes leben. Es ist so wichtig, dass wir wieder über die Josefsgeschichte sprechen, worum es geht und wie wunderbar unser Heiland Jesus in unserem Leben vergeben will.
Jakob Krüger ging in seiner Auslegung so weit zu sagen, dass die Ägypter viel eher merkten, wer Josef war. So ist es immer wieder mit Menschen von der Welt, die zum Glauben kommen. Wir sehen uns an dem Tag, wenn die Brüder Jesus folgen und die Gnade Jesu ergreifen.
Es kann aber auch sein, dass Fromme in der Tradition laufen und nicht mehr wissen, was Vergebung ist. Dann sind es Menschen, die von irgendwoher kommen, aus großer schwerer Schuld, und befreiend erleben, was die größte Gotteserfahrung in dieser Welt ist: Schuld, Vergebung und die gnadenvolle Führung Gottes.
Die Gnade Gottes ist überwältigend. Sie führt uns immer wieder dahin, wo wir neu seine Liebe empfangen können. Jesus war so weich, dass er über unsere Sünde weint – über unsere Gottesferne. Die schlimmste Sünde ist, ihn nicht zu kennen, ihn wegzustoßen und wegzulaufen.
Ach, das ist herrlich, dass wir heute sagen dürfen: Jesus ist für uns gestorben, um unsere Sünden zu tragen und uns mit Gott zu versöhnen. Wir können sagen: „Ich fürchte nichts mehr. Ich fürchte keine Menschen, keine Traurigkeit, keinen Tod mehr. Ich habe keine Angst mehr vor dem ewigen Gericht Gottes und vor der Hölle, weil ich weiß, Jesus hat meine Schuld getragen, mich versöhnt und gerecht gemacht.“
Ich will es Ihnen zurufen: Jesus lädt Sie ein: „Kommt her zu mir, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch erquicken.“
Abschlusslied und Gebet
Und jetzt singen wir aus unserem Liedheft: "Alles hat er mir erlassen", Nummer 738.
Schreiber, wir wollen beten:
Herr, uns ist dieses fromme Theater so leid, wo wir immer etwas tun und einen Anschein erwecken, obwohl du doch immer nur die Herzen siehst. Du kennst uns doch schon viel besser, als wir uns selbst kennen.
Wir sind so froh, dass dein Kreuz dein Markenzeichen ist. Nicht, dass du allem und allen Schaden vollkommen gut machen kannst, sondern dass du bei Menschen einkehrst, die unwürdig sind und unwert.
Herr, verzeih uns, dass wir immer wieder daran vorbeigedrückt haben. Wir wollen einfach hier das sagen und so froh sein, dass du alles neu machst.
Du hast einen deiner ersten Apostel zugerichtet – solche Leute aus der Schuld. Herr, wir wollen nicht den Weg des Judas gehen und meinen, wir könnten unsere Schuld selbst tragen.
Wir können sie nur vor dir bekennen, und dein Blut kann sie auslöschen. Danke, dass niemand sie mehr vorholen darf, weil sie vergeben und vergessen ist, sobald sie bei dir ausgesprochen und bekannt wird.
Jetzt hilf uns, dass wir ganz raus zum völligen Frieden mit dir finden, zur Gewissheit des Glaubens und zur Freude. Du führst uns, damit wir vor dir wirken können.
Du wirst uns ins Land führen, wo die Schätze sind, wo wir versorgt sind. Wir dürfen alles Gute aus deiner Hand nehmen, als Zeichen deiner Liebe, obwohl uns nichts vorenthalten wird, das vor dir recht ist.
Ich danke dir, dass du auch deine Gemeinde, deine Christenheit, neu wecken kannst durch dein froh machendes Evangelium. Wir bitten dich darum, dass das auch in unserer Stadt und in unserem Land geschieht.
Wir bitten dich auch, dass du die Kranken und die Trauernden tröstest, die Einsamen. Wir bitten dich für die Notgebiete der Welt, wo so viel geschieht.
Wir bitten dich für deine bedrängte Gemeinde, dass sie dort eine ganze Liebe sichtbar macht.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute, und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Übel.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Gemeindemitteilungen und Einladung zum Abendmahl
Bleiben Sie bitte noch stehen, denn Sie brauchen unsere Mitteilungen. Wir haben nicht mehr viel zu sagen, und auch das ist wichtig. Dieser weiße Zettel, der noch nicht verteilt wurde, enthält alle näheren Informationen zu unserer Gemeinde und alle Mitteilungen.
Im Anschluss an diesen Gottesdienst feiern wir das Abendmahl hier vorne am Altar. Ich darf Sie dazu einladen. Jesus möchte zu Ihnen sprechen und alles neu machen – auch wenn Sie eine Aussprache brauchen.
Ich bin gerne bereit, Ihnen zuzuhören, ebenso wie andere. Bleiben Sie einfach da oder sprechen Sie jemanden vom Begrüßungsdienst an, wenn Sie traurig sind oder Fragen haben. Wir helfen Ihnen selbstverständlich in totaler Vertraulichkeit.
Spendenaufruf für Guinea-Bissau und Traueranzeige
Und dann noch das Opfer Guinea-Bissau, eines der ärmsten Länder der Erde in Westafrika, ehemals portugiesische Kolonie. Wir haben dort sehr viel geholfen. In Guinea-Bissau gab es einen schlimmen Bürgerkrieg. Wir unterstützten mit Lebensmittellieferungen und Hilfe über die dortige einzige evangelische Kirche, die es gibt.
Diese Kirche bat uns, ob wir nicht zu den noch weiter notwendigen Lebensmittelhilfen auch ein paar Wellblechdächer für ihre zerstörten Kirchen geben könnten. Da wir selbst einmal ein Dach aus Amerika geschenkt bekommen haben, wollen wir diese Bitte erfüllen.
Beerdigt wurde in der vergangenen Woche Frau Gertrud Rübenkam, geborene Schrag, im Alter von vierundachtzig Jahren, wohnhaft in der Danziger Straße 19b.
Behaltet das Wort: „Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen.“ Herr, segne uns und behüte uns. Heller Schein leuchte über uns, und sei uns gnädig.