Die besondere Wirkung von Liedern in der Anbetung
Wenn ihr ein Lied hört, wie wir es eben gesungen haben – ein Lied, das man nach einer Weile kennt –, dann passiert etwas Besonderes. Ich glaube, das passte jetzt auch super mit den Instrumenten zusammen. So ein Lied geht einem richtig unter die Haut. Man singt nicht einfach nur „In dir, oh Herr, erfüllt sich mein Gebet“, sondern es trifft einen auf einer anderen Ebene.
Noch einmal: „In dir, oh Herr, erfüllt sich mein Gebet.“ Das sind Worte, die mein Herz nur sagen kann. „Dir, oh Herr, gehört mein schönstes Lied, voll Ehrfurcht stehe ich hier und bete ich an.“ Ein Lied wirkt über den Bauch. Du singst es, aber während du singst, berührt es an einer Stelle in dir etwas. Es bringt Töne zum Klingen, von denen du vorher gar nicht wusstest, dass du sie in dir hast.
Dafür sind Lieder da, das ist die Chance, die Poesie bietet. Poesie will dich nicht immer nur über den Kopf erreichen, mit Begründungen wie: „A ist A, und logisch folgt daraus B; weil B logisch ist, folgt daraus C.“ So sind wir Deutschen oft gepolt zu denken: „Das ist jetzt richtig, also muss das auch richtig sein, und dann ist es auch richtig.“ Das ist häufig die Art, wie ich predige, weil wir eben Deutsche sind. Ich sage euch: „Das steht in der Bibel, so macht ihr das.“ Und weil das richtig ist, macht ihr es dann gleich richtig und ganz genau so. Das wäre ein typisches deutsches Denken.
Aber wenn wir Lieder singen, werden wir in einen ganz anderen Prozess von Erfahrungen hineingenommen. Ein Lied spricht uns auf einer anderen Ebene an. Und ich glaube, dass gerade in evangelikalen Gemeinden viel zu selten darüber nachgedacht wird, was Lieder so besonders macht. Wo ein Lied mich trifft, obwohl ein ganz normaler Text – ein Brieftext oder ein Erzähltext – mich gar nicht treffen kann.
Das gilt besonders für Lieder, für Liebeslieder, die wir Gott singen. Sie sind mehr als die Worte, die wir zum Ausdruck bringen. Liebeslieder sind mehr als Worte. Sie sind der Versuch, über den Kopf hinaus meine ganze Persönlichkeit – den emotionalen Anteil, wenn man das trennen will, ich weiß gar nicht, ob man das trennen will – den seelischen Anteil meiner Persönlichkeit mit einzubringen in die Waagschale der Anbetung.
Es ist nicht nur das, was ich bei einem Lied sage. Ich soll keinen Unsinn erzählen. Wenn ich meiner Frau ein Liebeslied singe und dabei sage: „Berbel, du bist so hässlich“, dann kann ich das noch so nett singen, aber weil es nicht stimmt, ist es einfach falsch. Also muss ich schon das Richtige singen.
Wenn der Inhalt aber stimmt, dann macht das Lied etwas mit mir. Es bringt mich Gott auf eine Weise näher, wie es ein einfacher Text, den ich nur rezitiere, nicht kann. Das ist die Chance von Liedern, das ist die Chance von Poesie. Und das ist die Chance, wenn wir Gott in Bildern begegnen, wenn wir versuchen, uns etwas vorzustellen, Vergleiche zu finden und uns auf eine Sprache einzulassen, die wir im Alltag nicht benutzen.
Genau das tut das Hohelied. Es ist ein Lied, es werden Bilder gebracht, und ob wir wollen oder nicht, diese Bilder treffen uns tiefer, als wenn ich einfach eine Abhandlung über denselben Stoff schreiben würde. Das ist ganz bewusst so gewollt.
Ich hoffe, dass wir eine Generation werden, die neu versteht, was es heißt, Gott Lieder zu singen, die nicht nur richtig sind, sondern in denen unser ganzes Herz und der emotionale Anteil unserer Persönlichkeit sich im Lied wiederfinden und wir Gott im Lied begegnen.
Ich denke, es ist nicht unbedingt eine Stärke unserer Zeit, die schönsten Lieder schon auf Deutsch geschrieben zu haben. Da ist noch Luft nach oben, gerade in der Anbetung.
Die reife Liebe nach der Hochzeit im Hohen Lied
Wir sind in Abschnitt sechs vom Hohen Lied, und die Überschrift lautet: Nach der Hochzeit – Freude und Genuss einer reifen Liebe.
Ich möchte allen Singles, die hier sind, sagen: Ich verspreche euch, nach der Predigt gibt es beim nächsten Mal noch einen kleinen Abschluss zum Thema Hohelied. Das wird dann sehr entspannt sein. Ich werde niemanden mehr länger mit dem Thema Ehe, Familie und Sexualität belasten.
Jetzt gibt es noch einmal einen Abschluss, den ihr durchgehen müsst, aber dann ist es geschafft. Als Hilfestellung versucht, die Tiefe dieser Beziehung zu erahnen. Versucht das, weil es Bilder sind, in eurer Beziehung zu Gott zu leben. Das ist eine Chance – nicht eins zu eins, aber doch so, dass das, was hier zwei Menschen miteinander verbindet, die umeinander kreisen und voneinander begeistert sind, sich in unserer Gottesbeziehung wiederfindet.
Also: Nach der Hochzeit – Freude und Genuss einer reifen Liebe. Salomo und Sulamit sind jetzt eine Weile verheiratet. Ich werde euch später zeigen, was Salomo an seiner Frau so schätzt. Dabei kommen ganz neue Beispiele vor, die wir noch nicht kennen. Diese Beispiele sind eher etwas für reife Frauen, wie wir noch merken werden.
Was passiert, wenn ein Mann so mit seiner Frau umgeht, wie wir es uns beim letzten Mal angeschaut haben? Wenn sie einen Fehler macht, investiert er voller Bewunderung und Liebe in die Beziehung. Was passiert dann? Die Antwort ist ganz wunderbar: Eine Frau wird schöner.
Sie wird schöner und interessanter. Sie wird eine Frau, die begehrenswert ist und Ausstrahlung besitzt. Und...
Die Bewunderung der Königin durch das Volk
Dass das hier passiert, lesen wir in Kapitel sieben, Vers eins. Dort ertönt eine Stimme aus dem Volk. Es ist nicht mehr Salomo, der spricht, sondern das Volk richtet sich an seine Königin: „Dreh dich um, dreh dich um, Sulamit, dreh dich um, dreh dich um, damit wir dich betrachten!“
Salomo fragt daraufhin: „Was wollt ihr an Sulamit sehen beim Reigen von Machanaim?“ Er spricht zu seiner anscheinend recht volksnahen Königin. Sie ist eher wie eine Prinzessin Diana – öfter mal unter dem Volk und nicht wirklich distanziert. Sie ist eine Königin, die sich traut, ihre Gefühle zu zeigen, die sich auch mal wagt mitzutanzen. Sie sitzt nicht am Rand, wo man nur bewundert wird, sondern ist mittendrin. Das Volk sieht sie und sagt: „Dreh dich, dreh dich! Wir wollen dich anschauen, wir wollen diese Bewegungen sehen, die von dir ausgehen, wir wollen dich erleben.“
Salomo fragt dann: „Was wollt ihr an Sulamit sehen beim Reigen von Machanaim?“ Hier taucht der Name Sulamit auf – und zwar nur an dieser Stelle. Die Frage ist, ob es sich dabei überhaupt um einen Eigennamen handelt. Sulamit wird hier mit einem Artikel gebraucht. Eigentlich heißt es: „Was wollt ihr von der Sulamit?“ Mit dem Artikel wird der Name zu einem Titel. Nicht zu einem offiziellen Titel wie König oder Königin, sondern eher so etwas wie „die Frau Salomo“.
Im ländlichen Gebiet kennt man das: Da gibt es oft die „Frau Doktor“. Sie hat vielleicht selbst nicht studiert, aber weil sie den Doktor geheiratet hat, wird sie so genannt. Ähnlich ist es hier mit Salomo und Sulamit. Die Worte haben denselben Wortstamm. Das ist so, als ob man im Deutschen Martin und Martina vergleicht – sie klingen ähnlich. Im Hebräischen ist das bei Salomo und Sulamit ähnlich. Es ist wie Emil und Emilia, da merkt man, dass sie zusammengehören. Salomo und Sulamit verhalten sich zueinander wie Paul und Paula.
Am Ende einer Ehe werden Menschen sich ähnlicher – zumindest dann, wenn sie bewusst aufeinander zugehen. Das merkt man schon in den ersten Jahren. Je mehr man sich auf den Partner einlässt, desto mehr werden zwei ein Fleisch. Das ist eine Entwicklung.
Ich habe schon gesagt: Wir sprechen hier über die reife Ehe, in der Salomo und Sulamit ein Paar sind, das nach außen eine Einheit bildet, die nicht mehr zu trennen ist. Deshalb glaube ich, dass Sulamit hier kein Eigenname ist, sondern wirklich „Frau Salomo“ bedeutet – die Salomonin, die von ihrer Art her eine Einheit mit ihrem Ehemann bildet.
Für mich persönlich kann ich sagen: Wir sind in den letzten zwanzig Jahren ein bisschen zusammengewachsen. Wir sind ungefähr so gestartet, wie wir jetzt sind. Natürlich braucht das Zeit, aber es ist eine deutliche Bewegung aufeinander zu.
Was Männer lernen müssen, wenn sie Frauen lieben
Was müssen Männer lernen, wenn sie Frauen lieben? Diese Botschaft hatten wir schon ein paar Mal. Sie könnte jetzt von euch sofort beantwortet werden: Was wollen Frauen immer wieder hören?
Sieben Vers zwei: „Wie schön sind deine Züge, meine Fürstentochter.“
Also, wenn ihr eine Lektion als Männer mitnehmt, dann sagt eurer Frau, dass sie schön ist.
Ich hatte diese Woche eine tolle E-Mail. Da schrieb mir jemand: „Ich habe deine Predigt gehört. Boah, ich war schon auf vielen Eheseminaren mit meiner Frau, aber die waren alle so ...“ – er wollte nicht schreiben „verdammt trocken“, also hat er es abgekürzt – „alle so trocken. Aber jetzt habe ich das gehört und weißt du was? Ich habe gleich eine SMS an meine Frau geschrieben.“
Da dachte ich mir: Super! Da hat einer, obwohl er Mann ist, seine Frau verstanden und das Richtige gemacht.
Das heißt, wenn du eine Sache als Mann aus dem Hohelied mitnimmst, dann vergiss nicht, dass Salomo sechzehnmal seiner Frau in diesem Brief schreibt: „Du bist schön.“
Und wenn du eine Lektion aus der Gemeindearbeit mitnehmen möchtest, wenn du im innersten Kern lernen willst, was es heißt zu lieben, dann mach genau das Gleiche. Geh zu den Geschwistern und sag: „Hey, ich bin begeistert von dem, was Gott in deinem Leben getan hat. Ich bin begeistert von der Begabung, die Gott in dich hineingelegt hat. Ich bin begeistert von dem, was Gott durch dich noch tun kann und schon getan hat. Und ich bin froh, dass du hier in der Gemeinde bist.“
Das ist einfach nur die geistliche Übertragung.
Und wo wir dazu nicht mehr bereit sind, da haben wir nicht verstanden, was Liebe bedeutet. Liebe heißt, so begeistert voneinander zu sein, wie hier Salomo von seiner Sulamith.
Die erotische Bewunderung und reife Liebe im Bild
Und dann schwärmt er von den Sandalen. Ich finde das so lustig. Wir wissen nicht, ob alle Leute damals Sandalen getragen haben, aber es muss eine unglaublich erotische Wirkung von Sandalen ausgegangen sein. Wir merken, wie weit wir heute davon entfernt sind.
Ich muss ehrlich sagen, ihr lieben Schwestern, ihr könnt an Sandalen tragen, was ihr wollt – das belastet mich relativ wenig. Nichtsdestotrotz, in der damaligen Zeit war das etwas ganz Besonderes. Ich zitiere mal aus einem apokryphen Buch, das im Zeitraum zwischen 400 v. Chr. und der Zeitenwende geschrieben wurde: das Buch Judith. Es gehört nicht zur Bibel, aber in manchen Bibeln ist es als Mittelblock mit drin. Dort geht es darum, dass Judith ein Date hat – mit dem assyrischen Heerobersten Holofernes.
Ich lese euch eine Stelle vor aus Judith 16, Vers 9: „Ihre Sandale riss sein Auge hin.“ Er sieht ihre Sandale und ist total gefangen. Ihre Schönheit nahm seinen Sinn gefangen, und das Schwert durchdrang seinen Hals. Also hatte sie sich mit ihm nur eingelassen, um ihn eigentlich umzubringen. In der Vorbereitung darauf hatte sie sich nette Sandalen und so Schrittkettchen angelegt. In der damaligen Zeit war das eine total wichtige Sache.
Salomo lobt das, was man halt in der Zeit gelobt hat. Wenn du heute Dinge lobst, die einfach nicht „in“ sind, weil sich keiner darum schert, dann ist das irgendwie nicht ganz passend. Lobe das, worauf heute alle stehen. Und wenn er sagt, „Du bist eine Fürstentochter“, dann ist das nicht wörtlich gemeint, sondern bildhaft. Wir wissen ja schon ein bisschen, was für einen Hintergrund Sulamit hat – einfache Weinbergbesitzer oder Weinbergpächter, wie wir nächstes Mal sehen werden.
Ich finde es toll, wie er sie vor anderen Leuten groß macht, wie er sich für ein kleines Mädchen vom Land nicht schämt, sondern sagt: „Ey, du bist so königlich, würdevoll und zutiefst edel wie eine Fürstentochter.“ Jetzt fängt er an, sie zu bewundern.
Und jetzt hört euch das an: Wir haben eine reife Frau vor uns, okay? Wir haben nicht mehr das kleine zierliche Mädchen mit der Kleidergröße 36. Wir haben eine Frau, die Kinder bekommen hat, und Kinder hinterlassen ihre Spuren. Du kannst so viel Schwangerschaftsgymnastik machen, wie du willst, du wirst es nicht schaffen. Die Bilder in der Werbung sind Fake – sie funktionieren nicht, es sei denn, du stellst dein Leben darauf ab, aber das würde niemand tun.
Und jetzt hört an, wie ein reifer Mann seine reife und nicht mehr zarte Frau beschreibt und wie er in dieser Beschreibung schwelgt: „Die Biegungen deiner Hüften sind wie ein Halsgeschmeide.“ Jeder Mann weiß, was da an Breite dazu kommt, wenn eine Frau Kinder bekommt, okay? Es ist diese Biegung da, wo es ein bisschen nach unten breiter wird. Er schaut sich das an, nimmt es wahr und sagt: „Die Biegungen deiner Hüften, wie ein Halsgeschmeide, ein Werk von Künstlerhand, ein Geschenk Gottes an mich.“ Wow!
Dann geht er noch ein bisschen weiter: „Dein Nabel ist eine runde Schale, in welcher der Mischwein nicht mangelt.“ In der damaligen Zeit wurden die Nabel bei Frauenbildern immer besonders groß dargestellt, weil der Nabel – diese trichterförmige Vertiefung, die er hier mit einer runden Schale vergleicht, in welcher der Mischwein nicht mangelt – ein Bild für Fruchtbarkeit war. Das Bäuchlein um den Nabel herum galt bis ins 17. Jahrhundert als Symbol für Fruchtbarkeit.
Wenn ihr alte Frauenbilder anschaut, haben die manchmal so ein Bäuchlein. Und man denkt sich: Na ja, ein bisschen gerade und schräge Bauchmuskulatur, das ist eigentlich schnell trainiert. Da muss man gar nicht viel machen, und vielleicht mal fünf Wochen Weight Watcher, und dann hat sie es eigentlich. Aber das war das Schönheitsideal. Und es ist ein Schönheitsideal, weil es mit Fruchtbarkeit einhergeht.
Man hat eine reife Frau, die Kinder zur Welt gebracht hat, und man hat sie einfach schön gefunden. Es ist eine ganz moderne und, wie ich finde, zutiefst blöde Entwicklung, dass der schon fast männliche Waschbrettbauch heute für Frauen zum Muss wird. Ich sage einfach: Nein, das ist völlig abartig. Der Frauenbauch bringt Kinder zur Welt.
Und der Mann nimmt das nächste Bild, wenn er davon schwärmt: „Dein Leib ist ein Weizenhaufen, umzäunt von Lilien.“ Wieder ein Bild: Der Weizenhaufen ist das, was man nach der Ernte zusammenbringt. Er schaut sich diesen Bauch an und sagt: Da waren Babys drin, das ist fruchtbar.
Und dann hört er nicht auf, sondern sagt: „Dein Leib ist ein Weizenhaufen, umzäunt mit Lilien.“ Jetzt wirst du sagen: Bitteschön, was soll das? Ich weiß noch, wie mir aufging, was das bedeutet. Ich konnte nicht anders, als in die Küche zu gehen und meine Frau zu umarmen.
Salomo wird im Hohelied oft dargestellt als der, der in den Lilien weidet. Also er ist der junge Hirsch, der gerne die Lilien frisst. Jetzt schaut er sie an, schaut auf ihren Bauch und sagt, dass es wie ein Weizenhaufen mit Lilien umzäunt ist. Es ist ein Ort, wo er sich gerne labt, wo er gerne hingeht, um seine Lilien zu fressen. Mit anderen Worten: Es ist der Ort, an dem er gerne genießt.
Mich fasziniert das. Ein reifer Ehemann sieht seine reife, nicht mehr 36er-Modelkleid-Figur-Ehefrau und sagt: „Wenn ich dich so anschaue, wie du dich da drehst, bist du für mich nach wie vor attraktiv, einladend und begehrenswert.“
Erinnert ihr euch an das, was wir über Sprüche 5 schon mal gesagt haben? „Erfreue dich an der Frau deiner Jugend.“ Das ist aktiv gelebtes: „Ich erfreue mich an dem, was ich liebe, ich finde schön, was ich liebe.“ Nicht umgekehrt. Ich liebe nicht das, was schön ist, also ich springe nicht auf den Zug der gesellschaftlichen Schönheitsideale auf. Solange meine Frau diesem Zug entspricht, finde ich sie schön. Und danach hake ich sie einfach ab und suche mir eine Jüngere, die dann wieder für eine Weile dem Ideal entspricht.
Sondern es ist genau andersherum: Ich entscheide mich, die Frau, die ich liebe, schön zu finden. Und das gilt für Männer genauso. Aber ich denke, es ist vielleicht eher in die Richtung Mann-Frau zu verstehen, wie es hier formuliert ist.
Ich entscheide mich, die Frau, die ich liebe, schön zu finden. Ich entscheide mich bewusst, diese neu entstandenen Rundungen, Biegungen und Verbreiterungen schön zu finden – weil es meine Frau ist, weil sie zu mir gehört und weil ich sie liebe.
Die Schönheit und Stärke der reifen Frau
Vers 4
Deine beiden Brüste sind wie ein Zwillingspaar junger Gazellen. Das kennen wir schon. Er fühlt sich immer noch so wie am Tag der Hochzeit. Damals, als er das erste Mal diesen tieferen Einblick bekam, war seine Begeisterung genauso groß wie jetzt. Kein bisschen weniger.
Dein Hals ist wie ein Turm aus Elfenbein. Wir hatten dieses Bild schon einmal. Türme dienen dazu, Städte zu verteidigen. Sie stehen an strategisch wichtigen Punkten, ragen aus dem Stadtbild heraus und symbolisieren Selbstsicherheit und persönliche Stärke. Wenn es ein Turm aus Elfenbein ist, dann ist er nicht aus Elfenbein gebaut, sondern mit Elfenbein verziert. Das ist ein Bild für Schönheit. Hier sehen wir eine schöne, selbstsichere Frau. Wahnsinn, oder?
Erinnert ihr euch noch, wie sie begonnen hatte? Beim letzten Mal, als er zu ihr ging und sie unsicher war, fast so, als traue sie sich kaum aus dem Haus. Er nannte sie „meine Taube, die sich in den Felsspalten versteckt“. Sie war so unsicher. Und jetzt sehen wir eine reife Frau, die tanzt und sich präsentiert. Er sagt: „Du bist eine selbstsichere Persönlichkeit.“
Mehr noch: Deine Augen sind wie die Teiche zu Heschbon am Tor der volkreichen Stadt. Wenn ich in deine Augen schaue, finde ich Ruhe und Erfrischung. Diese Teiche sind Wasserzisternen vor Heschbon. Eine Wasserzisterne ist ein Ort, an dem man Erfrischung und Ruhe findet, wo man sich trifft. Er sagt damit, dass er in ihren Augen diese Erfrischung und Ruhe findet, nach der er sich sehnt.
Deine Nase ist wie der Libanonturm. Das klingt jetzt vielleicht komisch, weil man sofort an eine lange Nase denkt – fast wie Pinocchio. Aber darum geht es nicht. Die Nase ist wie der Libanonturm, der nach Damaskus schaut. Dieses Bild beschreibt wahrscheinlich einen Aussichtspunkt auf dem Berg Hermon, von dem aus man nach Damaskus blickt. Damaskus war der Ort, an dem man Feinde frühzeitig entdecken musste.
Der Rest von Israel ist von Wüste umgeben, durch die keine Armee zieht. Wenn Probleme entstehen, kommen sie meist aus Nord-Nordosten, von der Richtung Damaskus. Wenn ich also die Nase meiner Frau damit vergleiche, will ich nicht sagen, dass sie hochnäsig ist im Sinne von Eitelkeit oder Arroganz. Vielmehr heißt das, dass sie ihre Nase hochträgt im Sinne von Weitsicht.
Ich weiß, unsere Sprache hat dafür nicht das passende Wort, aber das ist die Idee. Ich habe eine Frau, die weitsichtig, klug und überlegt handelt, die scharfsinnig denkt.
Was wir hier sehen, ist die Begeisterung eines reifen Ehemanns für seine reife Ehefrau. Das kann man, denke ich, erst nach einigen Ehejahren und gemeinsam überstandenen Problemen so sagen. Salomo sagt: „Ich fühle mich bei dir sicher, du bist für mich eine echte Erfrischung und ein weiser Ratgeber.“
Sein Blick wandert langsam von unten nach oben, und jetzt ist er oben im Gesicht angekommen:
Dein Haupt auf dir ist wie der Karmel, und das herabwallende Haar deines Hauptes ist wie Purpur. Ein König ist gefesselt durch deine Locken.
Der Karmel ist ein Ort mit üppiger Vegetation, viel Grün. Ich schaue und sehe überall Locken. Das ist in der Hochzeitsnacht nicht verblüffend, aber es ist schön, es sagen zu können, wenn man schon eine Weile verheiratet ist: Du bist noch da, es ist noch etwas da, und das gefällt mir nach wie vor.
Dein Haar ist wie Purpur – vielleicht rot, vielleicht aber auch nur königlich, denn Purpur ist die Farbe der Könige. Ein König ist gefesselt durch deine Locken.
Es gibt eine Form von Gefangenschaft, die wichtig und richtig ist. Ein Mann muss gefangen sein. Das bedeutet nicht, dass er unter dem Pantoffel steht – das ist etwas anderes. Aber er muss gefangen sein von den Reizen seiner Frau.
Wenn das passiert und gelebt wird, dann sprechen wir nicht von etwas Falschem, sondern von reifer Ehe. Der unreife Mann in der Bibel ist derjenige, der sich ständig in Gedanken zu anderen Frauen verführen lässt. Er hat nie gelernt, in Worten, Gedanken und Gefühlen seiner eigenen Frau treu zu bleiben.
Wenn Gott sagt: „Erfreue dich an der Frau deiner Jugend“, dann meint er jemanden, der genau das getan hat und es uns vorlebt.
Ich will nicht verschweigen, dass dies ein Lied ist. Wenn man in Salomos Leben schaut, hat er es nicht immer so gelebt. Es ist oft schiefgelaufen. Aber ich behaupte, so hätte er es sich gewünscht: an einer Frau hängen zu können, ohne ständig getrieben zu sein von dem Wunsch nach mehr, was eigentlich gut ist.
Und ich hatte schon gesagt: Sulamit ist nicht mehr das junge Mädchen. Sie ist die reife Frau.
Wie Sulamit Salomo an sich bindet
Und wenn ihr euch fragt: Wie kann das klappen? Wie kann das gehen, dass ein Mann, auch wenn er älter wird, so begeistert an seiner Frau hängt, dann ist das nicht allein der Verdienst des Mannes. Es gibt da eine zweite Seite.
Wenn ihr mich fragt, wie Sulamit es geschafft hat, ihn so an sich zu binden, zu fangen – das ist ja wirklich wie eine Mausefalle –, wie macht sie das? Dann ist die Antwort so simpel, wie Männer gestrickt sind. Ich muss das immer wieder sagen: Männer sind wirklich simpel gestrickt. Versucht bei Männern nicht die Tiefgründigkeit, den doppelten Boden zu suchen. Wir sind ganz einfach.
Wenn eine Frau uns liebt und wenn sie gerade auch unsere sexuellen Bedürfnisse erkennt und stillt und selber Verantwortung für das Liebesleben übernimmt, dann hat sie uns.
Frauen glauben immer, dass Männer mit dem Aussehen so ein Riesenproblem haben. Ich sage das jetzt mal ganz deutlich, damit es auf Kassette auch bleibt, weil es wichtig ist: Uns Männern ist ein bisschen Bauch, ein paar Schwangerschaftsstreifen, ein bisschen Falten oder Cellulitis völlig egal. Wirklich völlig egal.
Was wir wollen, ist eine Frau, die wir vor anderen ein bisschen bewundern können. Dreh dich, dreh dich, na schaut mal hin, wie ich hier Haare habe. Ja, wir suchen einfach nur eine Frau, die wir vor anderen ein bisschen bewundern können und mit der es im Bett Spaß macht. Eine Frau, der wir völlig vertrauen können und in deren Nähe wir zur Ruhe kommen.
Das ist das, wonach ein Mann sich sehnt.
Deswegen kann er hier in Vers 7 sagen: „Wie schön bist du, wie lieblich bist du, o liebevoller Wonnen!“ Er fängt an, sie zu loben, und wo Lob ist, kommt auch Lust.
Er macht noch ein bisschen weiter, und ich muss das kaum erklären: „Dieser dein Wuchs gleicht der Palme und deine Brüste den Trauben.“ Er schaut sie an.
Das hebräische Wort für Palme heißt Tamar. Tamar ist ein Eigenname, der dreimal in der Bibel an Personen vergeben wird, und zwar an drei Frauen. Dreimal verbindet diese drei Frauen etwas miteinander, nämlich ihre Schönheit. Zweimal sogar so sehr, dass sie Männer dazu brachten, Dinge zu tun, die moralisch verwerflich waren.
Er nimmt dieses Wort Tamar – Palme – mit diesem Hintergrund und sagt: „Du siehst aus wie eine Tamar.“ Du bist einfach schön.
Dann wird es ein bisschen sexistisch: „Ich sprach: Ich will die Palme ersteigen, will ihre Zweige erfassen, und deine Brüste sollen mir sein wie Trauben des Weinstocks, und der Duft deines Atems wie Äpfel.“
Darüber werde ich nichts sagen, wir machen hier kein Eheseminar, das müsste man an anderer Stelle bringen.
Was wir begreifen, ist: Wir kennen ihn noch aus der Hochzeitsnacht. Vorsichtig: „Ich nehme dich bei der Hand und ich führe dich Schritt für Schritt von diesen Bergen runter. Du hast Angst, und ich will nicht zu weit gehen. Sag mir, wenn du bereit bist.“
Ja, das war mal, das war der Anfang. Jetzt sind wir in der reifen Ehe.
Das ist eine zupackende Beschreibung: „Hm, ich will raufklettern, ich will zupacken, und das wird schon.“ Hier kennt ein Mann seine Frau. Hier ist nichts, wo man sagen würde, da ist Vorsicht.
Sie haben sich kennengelernt, und sie genießen einander auf diese zupackende Art. Er riecht, er schmeckt, und dein Gaumen ist wie der beste Wein, der dem Geliebten sanft hinuntergleitet, der die Lippen der Schlummernden erregt.
Das ist das, was er erlebt, wenn er sie küsst.
Die gegenseitige Sehnsucht und Hingabe
Und jetzt kommt etwas, bei dem man eigentlich sagen müsste: Nein, ich glaube nicht, dass das in der Bibel steht. Denn es ist keine Überraschung, zumindest für jeden normal denkenden Menschen, der Mario Barth gesehen hat, dass Männer auf Sex stehen. Das ist völlig klar.
Aber wie steht Sulamit zu Salomos Sehnsüchten? Was jetzt kommt, wirft mich immer wieder um. Jedes Mal, wenn ich das lese, denke ich: Das steht wirklich in der Bibel. Für mich ist das einer der unglaublichsten Verse.
Früher dachte ich immer etwas anderes, aber jetzt finde ich es einfach großartig. Sulamit beginnt und sagt: „Ich bin meines Geliebten, und nach mir ist sein Verlangen.“ Dieses Konzept von Liebe, dass man sich selbst verschenkt, kennen wir ja schon. Es bleibt bis ins hohe Alter dasselbe: Ich verschenke mich an den anderen.
Am Anfang, wenn ich heirate – und wenn ihr heiratet –, spielt ihr euch nicht nur ein bisschen gegenseitig zu. „Du gehörst mir, und ich gehöre dir.“ Das ist keine Spielerei. Das ist eine Haltung, die bleiben muss. Und dadurch, dass ich mir seiner oder ihrer sicher werde, wird diese Haltung nicht geringer.
„Ich bin meines Geliebten“, das heißt: Ich gehöre meinem Geliebten. Ich verschenke mich. Das ist Liebe. Wenn ich dazu nicht bereit bin, sollte ich nicht heiraten. Das möchte ich betonen: Wenn ich dazu nicht bereit bin, sollte ich auch nicht in die Gemeinde gehen. Denn das ist Liebe.
Wir werden es nicht immer in der Tiefe mit jedem leben können, aber es ist die Idee dahinter: Ich verschenke mich mit meinen Gaben, mit meiner Persönlichkeit, mit meinen zeitlichen und finanziellen Möglichkeiten und allem, was ich sonst noch habe. Ich verschenke mich – das ist Liebe, da, wo ich mich investiere.
„Ich bin meines Geliebten.“ Und sie kann sagen: Weil Partnerschaft ein lebenslanger Lern- und Beglückungsprozess ist, „nach mir ist sein Verlangen.“
Die Einladung zur gemeinsamen Zeit und Erneuerung
Und jetzt Vers 12, das Ende aller patriarchalischen Denkens in der Bibel. Da stellt sich Sulamit hin und sagt: „Komm, mein Geliebter, lass uns aufs Feld hinausgehen, in den Dörfern übernachten!“
Wow, eine Frau, die das Komm-Motiv kennt! Da steht er vor der Tür und sagt: „Komm raus!“ Es ist die Zeit, in der Sehnsucht noch nicht erfüllt wird.
Und jetzt sagt sie plötzlich: „Komm!“ Aus dieser ängstlichen Taube im Felsenklüft ist nach ein paar Jahren mit Salomo eine ganz reife, stabile Persönlichkeit geworden. Sie stellt sich hin und sagt: „Schatz, komm, ich habe da eine Idee. Ich habe einen kleinen Urlaub geplant.“
Vers 13: „Wir wollen uns früh aufmachen zu den Weinbergen, wollen sehen, ob der Weinstock ausgeschlagen ist, die Weinblüte sich geöffnet hat, ob die Granatäpfelbäume blühen. Dort will ich dir meine Liebe schenken.“
Sie hat sich einen Ort ausgesucht, der sie an ihre früheste Liebe erinnert, einen romantischen Ort. Und sie sagt: „Wir wollen uns früh aufmachen, da hingehen.“
Ich möchte euch ehrlich sagen: Es gibt Wochen und Monate, auch in meiner Ehe, da kann ich nicht genau sagen, wie es um meine Beziehung steht, weil sie einfach voll sind, weil man ein Stück weit nebeneinander lebt.
Und das, was dieser Text hier sagt und wo Sulamit etwas total richtig macht, ist dieser Punkt, dass wir ab und an diese besinnlich-intimen Momente brauchen.
Du möchtest wissen, warum wir für Hauskreise sind? Das ist mein bestes Argument. Es hat nichts mit Hauskreisen zu tun, das ist mir völlig klar. Aber wir brauchen Momente, in denen wir uns aufeinander einlassen. Momente, in denen wir mal nicht getrieben sind. Momente, in denen wir Zeit haben, einander mit Zeit und mit dem, was Gott uns geschenkt hat, zu beschenken.
Kannst du dir vorstellen, was das im Leben dieser Ehe bedeutet? Dass der Mann erlebt, wie seine Frau seine Bedürfnisse erkennt und wie Sulamit ihn einlädt.
Weißt du, was das bedeuten würde für einen Mann, wenn eine Frau ihm sagt: „Komm her, ich habe da so ein süßes kleines Romantikhotel, gar nicht teuer, irgendwo im Macpom da oben, ich habe das mal gebucht.“
Da hat er dann so ein Romantikding, weißt du, so eins mit Blubberbad und Sekt am Anfang und dann zwischendrin mal so ein bisschen Massage und ein bisschen Spaziergehen. Nur das Kleine, nichts Tolles, einfach nur mal: „Ich habe da ein bisschen was vorbereitet, ich habe das schon mal gebucht.“
Die Früchte der Liebe bewahren und erneuern
Vers 14: Die Liebesäpfel duften, und über unseren Türen sind allerlei schmackhafte Früchte, neue und alte, die ich, mein Geliebter, dir aufbewahrt habe.
Ihr wisst inzwischen genug über das Hohelied, um euch selbst da hineinzudenken. Liebesäpfel sind die Wurzeln der Alraune. Wegen ihrer menschenähnlichen Gestalt hat man ihnen eine afrodisierende, empfängnissteigernde Wirkung zugeschrieben. Keine Ahnung. Sie nimmt das Bild und sagt: Die Liebesäpfel duften, und über unseren Türen sind allerlei schmackhafte Früchte. Natürlich meint sie jetzt keine halbkaputten Äpfel, die da vor sich hingammeln, sondern es sind Früchte der Liebe.
Sie sagt: neue und alte Früchte der Liebe. Hier ist eine Liebhaberin, die sagt: Ich weiß, was dir gefällt, ich kenne dich. Wir sind jetzt schon eine Weile verheiratet, und ich habe mir Gedanken gemacht. Ich möchte, wenn wir dieses Romantikwochenende machen, dass wir auf Altbekanntes zurückgreifen, was uns beiden gefällt. Gleichzeitig möchte ich, dass wir ein paar neue Dinge ausprobieren. Ich möchte nicht, dass unsere Ehe in Routine erstarrt.
Mich persönlich fasziniert das, weil ich glaube, dass das eine Lektion ist, die viele Frauen nicht verstanden haben. Du möchtest das Herz deines Mannes gewinnen. Es ist so einfach, es ist wirklich simpel. Such nicht die Tiefe bei deinem Mann, tu es einfach nicht. Mach ab und zu eine Date Night, irgendwas Nettes. Fahr einfach mal spontan mit ihm weg und sag: Wir buchen mal hier drei Tage in deinen Terminkalender, da wird mal nichts passieren, ja? Es muss nicht teuer sein, aber zeig ihm, dass du ihn mit seinen Bedürfnissen ernst nimmst. Er wird dich losgelöst von Rundungen und was es sonst noch geben mag, restlos lieben. Denn das ist das, wonach sich ein Mann sehnt.
Und sie geht noch ein Stück weiter. Sie sagt: Ich möchte dir einfach mal sagen, wie sehr ich dich begehre. Sie ist jetzt mit ihm unterwegs, die beiden sind losgezogen, und sie läuft neben ihm. Während sie so nebeneinander laufen, schaut sie zu ihm hoch und sagt: Weißt du was, ich habe das Apartment gebucht. Ja, wir sind noch nicht dort. Und ganz ehrlich, ich würde dich jetzt einfach am liebsten hier auf der offenen Straße küssen, leider geht das nicht. Ich hätte mir das so sehr gewünscht.
Ach, oh, wärest du mir gleich einem Bruder, der die Brüste meiner Mutter gesogen, fände ich dich draußen, könnte ich dich küssen, und man dürfte mich nicht verachten. Natürlich küsst man einen Bruder nicht wie seinen Ehemann, das ist logisch. Aber sie sagt: Jetzt sind wir hier unterwegs, und wenn ich… ach, ich würde so… ich würde es schade finden, dass du nicht mein Bruder bist, dann könnte ich dich küssen und keiner könnte etwas sagen.
Die Liebe einer reifen Ehefrau zu ihrem Ehemann: Ich würde dich führen, dich hineinbringen in mein Mutterhaus, die mich belehrte. Ich würde dich tränken mit Würzwein, mit dem Most meiner Granatäpfel. Ich würde dir das schenken, was dir richtig gut tut.
Du möchtest lernen, was reife Liebe ist. Und ich gehe inzwischen so weit zu sagen, was reife Liebe in der Gemeinde ausmacht, nicht nur in der Ehe. Ich glaube, reife Liebe besteht darin, dass wir bereit sind, da, wo der andere sagt: Das ist mir wichtig, darauf einzugehen und ihn zu beschenken, weil es Liebe ist.
Abschluss und Ausblick auf die Macht der Liebe
Und mit diesem Bild beenden wir den Hauptteil. Denn in den Versen drei und vier heißt es: „Seine Linke liegt unter meinem Kopf und seine Rechte umfasst mich.“ Außerdem wird gesagt: „Ich beschwöre euch, Töchter Jerusalems, dass ihr nicht weckt noch aufweckt die Liebe, bis es ihr selbst gefällt.“
Das ist ein Gegenstück zu Hohelied Kapitel 2, Verse 6 und 7. Diese beiden Verse rahmen den Hauptteil ein. Sie wirken wie eine Klammer, die sich um den Hauptteil legt.
Du möchtest wissen, was Liebe ist, was reife Liebe bedeutet. Egal, wo du sie erlebst: Reife Liebe ist eine Erfahrung, die sich verschenkt und den anderen beglückt.
Soll ich euch etwas Tolles sagen? Etwas, das mich im Moment sehr begeistert, wenn ich darüber nachdenke: Jeder von uns ist von Gott begabt. Jeder ist ein Geschenk an den anderen.
Die Frage ist nicht, ob Gott uns Begabungen schenkt. Die Frage ist, ob wir bereit sind, diese Begabungen für den Nächsten zu leben und so Liebe zur Realität werden zu lassen.
Dazu werde ich beim nächsten Mal noch etwas mehr über die Macht der Liebe sagen.
