Einführung in den zweiten Timotheusbrief und die Herausforderung des Textes
Ich bin nicht schuld daran, dass der zweite Timotheusbrief Thema dieser Woche ist. Ich liebe ihn über alle Maßen, aber er ist auch schwer. Deshalb staune ich, dass noch so viele im Saal sind.
Das spricht zum einen für die Bibel und zum anderen für euch, dass ihr auch das zähe Arbeiten wertschätzt.
Zweite Timotheus 2,26. Für mich ist die größte Qual bei dieser Bibelarbeit, so vieles nicht sagen zu können, was ich gerne sagen möchte und was in diesem Text so wichtig ist. Aber das ist ja mein Problem – ich werde es überleben.
Warnung vor unnützen Wortstreitigkeiten und die richtige Perspektive
Vers 14: Daran erinnere ich Sie. Das bezieht sich auf den Abschnitt, den wir vorher gelesen haben. Ich komme gleich noch darauf zurück.
Daran erinnere ich Sie und bezeuge vor Gott – das ist ein sehr starker Ausdruck. Im Griechischen heißt es geradezu: „Beschwöre Sie vor Gott.“ Sie sollen nicht mit Worten zanken oder kämpfen. Das nützt nichts, sondern verwirrt nur die Zuhörer.
Im Griechischen steht hier das Wort „Katastrophe“. Das bedeutet, dass es zu nichts nütze ist, außer eine Katastrophe für die Zuhörer zu verursachen. Das heißt eigentlich ein Abwenden zum Negativen, eine Umdrehung, eine Zerstörung, Tod, Ende. Hier ist Verwirrung gemeint.
Ich will zunächst auf diesen Vers eingehen, unter dem Titel „Es gibt Wichtigeres“. Ich werde gleich noch darüber sprechen, warum es dort dauernd Knatsch gab.
Offensichtlich hatte Paulus hier Streit und Zank um Worte und Begriffe in der christlichen Gemeinde vor sich. Er sagt, das sei keine notwendige Auseinandersetzung über wesentliche Glaubensinhalte, sondern Haarspalterei. Und er betont: Das nützt nichts, es macht nur kaputt.
„Erinnere Sie daran“ weist zurück auf den Text davor. Paulus will das noch einmal kurz erwähnen. In Vers 8 unterstreicht er ganz zentrale und wichtige Tatsachen des Lebens mit Christus: „Haltet im Gedächtnis Jesus Christus, der auferstanden ist von den Toten, aus dem Geschlecht Davids, nach meinem Evangelium.“
Dann spricht Paulus davon, wie das Leben mit Christus Teilhabe bedeutet – sowohl an seinem Leiden als auch an seiner Königsherrschaft. Er sagt: Es gibt Wichtigeres als diese Haarspalterei.
Manchmal verrutschen uns in der Gemeinde Jesu die Perspektiven. Dann verbeißen wir uns in Dinge, die uns persönlich gerade wahnsinnig interessant und wichtig erscheinen. Doch wir sehen sie nicht mehr vom Wesentlichen her.
Wir haben nicht den auferstandenen Jesus im Blick und erkennen nicht mehr das eigentliche wichtigste Wesen des Lebens mit Jesus: die Teilhabe an seinem Leiden, an dem Leiden der Liebe in dieser Welt, und die Teilhabe an seiner Königsherrschaft.
Paulus sagt: Das ist wichtig – nicht Pfennigfuchserei, nicht Rechthaberei, nicht, dass man theologisch nur wirklich astrein ist und genau weiß, was alles noch für Probleme es gibt. Das ist es nicht, was uns weiterbringt.
Der auferstandene Jesus steht im Mittelpunkt. Und das Wissen, dass das Leben mit ihm Teilhabe an Leiden und an herrschaftlicher Teilhabe bedeutet, ist entscheidend.
Die paradoxe Treue Gottes trotz menschlicher Untreue
Und dann heißt es hier: Das kann ich nur sehr flüchtig jetzt nur streifen, da im Vers zwölf und Vers dreizehn. Aber ich lese lieber von Vers elf an, dass es gewiss war: Sind wir mitgestorben, so werden wir mitleben. Das heißt, mit Christus sterben und mit ihm leben.
Dulden wir, so werden wir mit ihm herrschen. Verleugnen wir, so wird er uns auch verleugnen. Sind wir untreu, ja — und jetzt passt es nicht mehr. Das ist ja immer so eine Parallelkonstruktion. Da ist man schon fast, wenn man bei dem Satz ist „Verleugnen wir, so wird er uns auch verleugnen“, schon fast im Takt „Sind wir untreu, so wird er uns auch verlassen“ oder „wird er uns auch ... absolvieren“. Also irgendetwas muss doch jetzt weiterkommen, nicht als Entsprechung zu dem „Verleugnen wir, so wird er uns auch verleugnen“.
Das stimmt ja, das hat Jesus ja selber gesagt. In Matthäus 10,32-33 steht ja: „Wer mich bekennt vor den Menschen, den will ich auch bekennen vor meinem himmlischen Vater. Wer mich verleugnet vor den Menschen, den will ich auch verleugnen vor meinem himmlischen Vater.“ Das hat Jesus ja gesagt.
Aber in Vers 13 wird dann der Rhythmus durchbrochen: „Sind wir untreu, so bleibt er doch treu, er kann sich selbst nicht verleugnen, er kann sich selbst nicht untreu werden.“ Ich habe da einen schönen Satz gelesen bei einem Schriftausleger, Joachim Jeremias. Er hat gesagt: „Die Logik zerbricht an der Liebe des Heilands.“ Das finde ich großartig: Die Logik zerbricht an der Liebe des Heilands.
Das ist eigentlich das Strahlende, was über dem Leben eines Christen steht. Wie viel Unzuverlässigkeit ist da doch bei uns, wie viel Untreue! Und Jesus zahlt uns nicht heim nach dem Motto „Wie du mir, so ich dir.“ Sind wir untreu? Er ist treu.
Das kann ein Doppeltes bedeuten: Es kann einmal heißen, er ist sich selber treu und seiner Heiligkeit. Das ist auch der Gott, vor dessen Richterstuhl wir offenbar werden müssen. Es fällt einem ja auf beim Lesen des Neuen Testaments, dass vom Gericht Gottes eigentlich sehr selten den Nichtchristen gegenüber geredet wird. Also es gibt kaum Stellen, in denen verkündet wird — also relativ wenige jedenfalls — wo Nichtchristen mit dem Gericht Gottes gedroht wird, damit sie zum Glauben kommen.
Aber sehr viele Stellen gibt es, in denen Christen das Gericht Gottes vor Augen gestellt wird, namentlich Mitarbeitern, etwa im 2. Korinther 5. Nach Paulus: Aus welchen Motiven arbeiten wir eigentlich? Wer bin ich, wer seid ihr? Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi. Das ist für ihn einer der ganz wichtigen Gesichtspunkte zur Klärung der Motive.
Arbeite ich in der Gemeinde letzten Endes fürs eigene Konto, arbeite ich für die eigene Ehre? Wofür arbeite ich? Paulus wusste etwas davon, dass der Menschenherzen Abgrund ist und dass sich in die edelsten und großartigsten Dinge die giftigsten Motive der Eitelkeit einschleichen können. Da ist keiner geschützt, und deshalb nimmt er das sehr ernst, wo wir einander schon nicht durchschauen können und wir uns oft selber nicht ganz durchschauen können. Wer kann sich schon ergründen?
Da sagt er das mit Blick gerade auf die Mitarbeit: Wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi. Da wird deutlich, was das alles wirklich war, was wir da getan haben.
Es kann das eine sein: Wir haben es mit einem Gott zu tun, der sich selber treu ist, das heißt auch in seinen Maßstäben, auch in seiner Heiligkeit. Aber der stärkere Akzent hier liegt doch darin, dass er sich selber treu ist in seiner Zuverlässigkeit, in seinen Verheißungen. Gott kann sich nicht verleugnen. Was er zusagt, das hält er.
Die Stabilität liegt nie in uns selbst als Glaubenden, sondern die Stabilität unseres Glaubens liegt immer außerhalb von uns in Jesus. Ich traue mir nicht zu, in den Krisen des Lebens und des Sterbens stark zu bleiben, aber ich traue Jesus zu, dass er mich festhält mit seiner zuverlässigen Treue, seinem zuverlässigen Wort, mit seiner starken Hand, auch dort, wo ich nicht mehr die Kraft habe, ihn festzuhalten.
Das gibt es ja: Wie viele Lebenssituationen haben wir, wo wir uns bewusst gar nicht mehr kontrollieren können? Und letzten Endes ist Sterben eine solche Situation, in der die eigene Kraft völlig zerbricht. Da stehen wir nicht auf der Stärke unserer Überzeugung, die verbissen bis zum Letzten durchhält. Da stehen wir nur noch darauf, dass seine Hand zupackt.
„Du bist bei mir, dein Hirtenleitstab und deine Keule ermutigen mich“, heißt es im 23. Psalm. Sind wir untreu, so bleibt er doch treu.
Prioritäten richtig setzen und Streitereien vermeiden
Das ist das eine: Paulus sagt, erinnere sie daran, dass sie nicht das Gezänk und die Belanglosigkeiten wichtig nehmen sollen. Sie dürfen nicht diese perspektivische Verzerrung haben, zu glauben, die kleinen Klunker, die sie gerade in ihrem Kreis verhandeln und an denen sich die Köpfe heiß reden, seien der Mittelpunkt der Welt.
Haben sie denn die Mitte nicht mehr im Blick? Wissen sie nicht mehr, was Leben aus Gott bedeutet? Setzt ihnen doch die Prioritäten wieder richtig! So zerfleischen sie sich nicht an diesem Quatsch, an zweitrangigen und drittrangigen Fragen.
Es gibt eine Menge solcher Fragen, über die man unter Christen verschiedener Meinung sein kann. Gefährlich wird es erst, wenn diese Fragen so in die Mitte rücken, dass sie zum Hauptthema werden. Dann verdrängen sie den Auferstandenen, und wir sehen nicht mehr die wesentlichen Linien des Lebens mit ihm.
Das ist das eine: Es gibt Wichtigeres.
Umgang mit Irrlehren in der Gemeinde
In unserem Text geht es auch um Irrlehren und ähnliche Themen. Zunächst lesen wir weiter, und im zweiten Punkt wollen wir dann darüber sprechen, wie wir mit Irrlehren umgehen.
Ich lese jetzt weiter:
„Daran erinnere sie und bezeuge vor Gott, dass sie nicht um Worte zanken sollen, was nichts nützt, außer diejenigen zu verwirren, die zuhören.“
Nun zu dem Vers: „Befleißige dich vor Gott, dich zu erweisen als einen rechtschaffenen und unsträflichen Arbeiter, der recht austeilt das Wort der Wahrheit.“ Diesen Vers wollen wir noch einmal genauer betrachten und etwas anders wiedergeben.
„Halte dich fern von ungeistlichem, losem Geschwätz, denn das hilft denen, die es treiben, nur mehr zum ungöttlichen Wesen.“
„Und ihr Wort frisst um sich wie der Krebs. Unter ihnen sind Hymenaios und Philetos, die von der Wahrheit abgeirrt sind und sagen, die Auferstehung sei schon geschehen, und haben manchen Glauben verdreht.“
„Aber es besteht der feste Grund Gottes, das feste Fundament Gottes, und es trägt dieses Siegel: ‚Der Herr kennt die Seinen‘, und: ‚Wer den Namen des Herrn nennt, der trete ab von Ungerechtigkeit.‘“
„In einem großen Haus aber sind nicht allein goldene und silberne Gefäße, sondern auch hölzerne und tönerne, die einen zu Ehren, die anderen zu Unehren.“
Wenn nun jemand sich reinigt von solchen Leuten – so sagt Luther – kann sich das griechische Wort auch auf Anschauungen beziehen. Es ist also nicht eindeutig, ob hier gemeint ist, sich von Leuten zu reinigen oder sich von bestimmten Anschauungen und Haltungen zu trennen.
Wer sich reinigt von diesen, wird ein Gefäß sein zu Ehren, geheiligt dem Hausherrn, brauchbar und zu allem Werk bereitet.
„Fliehe die Begierden der Jugend! Verfolge aber die Gerechtigkeit, den Glauben, die Liebe, den Frieden mit allen, die den Herrn anrufen aus reinem Herzen.“
„Die Törichten und Unnützen weise ab, denn du weißt, dass sie nur Zank erzeugen.“
„Ein Knecht des Herrn soll nicht zänkisch sein, sondern freundlich gegen jedermann, zum Lehren geschickt, der Böses ertragen kann und mit Sanftmut die Widerspenstigen zurechtweist.“
„Ob ihnen Gott etwa Buße gebe, die Wahrheit zu erkennen und sie wieder nüchtern würden, aus der Falle des Teufels, von dem sie gefangen sind, um seinen Willen zu tun.“
Geduldiges Hinsehen beim Bibellesen und die Gefahr von Vorurteilen
Also, jetzt wollen wir Stück für Stück vorgehen. Ihr habt ja Bibeln vor euch und müsst immer mal wieder hineinschauen, wenn ich ganz präzise auf bestimmte Hinweise eingehe.
Ich habe euch am ersten Tag gesagt, dass Bibellesen im Wesentlichen aus geduldigem Hinsehen besteht. Es geht nicht darum, schnelle und flüchtige fromme Nutzanwendungen zu ziehen. Das wäre fromme Eigenmächtigkeit. Die Bibel spricht umso direkter und persönlicher in unser Leben hinein, je geduldiger wir standhalten und genau hinsehen – und noch einmal hinsehen –, was eigentlich dort steht.
Das ist harte Arbeit, und die meisten merken das gar nicht. Bei fast allen Ausdrücken und Begriffen, die wir verwenden, haben wir schon eine inhaltliche Vorstellung dieser Begriffe irgendwo im Hinterkopf. Oft gehen wir naiv davon aus, dass die Bibel diese Ausdrücke genauso versteht, wie wir sie gewohnt sind zu verstehen. Das ist aber keineswegs sicher.
Man muss fragen, wie im Zusammenhang des biblischen Textes solche Begriffe und Sätze wirklich gemeint sind. Also hinsehen, um die eigene Voreingenommenheit zu überwinden. Sonst liest man die Bibel und sagt sich im Grunde doch immer nur das, was man schon längst weiß. Man lässt die Bibel gar nicht ihr eigenes Wort sprechen gegen die Vorurteile, von denen man geprägt ist.
Das ist nicht nur ein Problem gottloser Menschen, sondern auch ein Problem frommer Leute. Es gibt auch eine fromme Vorprägung, die ein bestimmtes Raster hat, durch das sie die Bibel liest. Diese Menschen wissen schon von vornherein, was etwas bedeutet, und sind gar nicht mehr offen dafür, die Bibel als Wort Gottes wirklich sagen zu lassen, was sie meint.
Die Folge eines solchen Umgangs mit der Bibel, selbst bei herrlich frommem Umgang, ist letzten Endes, dass die Bibel langweilig wird. Man braucht sie dann kurz oder lang auch nicht mehr zu lesen, weil man ja sowieso schon glaubt, zu wissen, was drinsteht. Wenn man sie liest, hat man ja doch immer nur herausgelesen, was man schon selbst wusste.
Also möchte ich euch Mut machen, geduldiger gegen eure eigenen Neigungen zu sein. Wir sind flüchtige Menschen und wollen die Bibel schnell irgendwie „melken“. Bleibt geduldiger dabei! Die Freude am Wort Gottes wird in dem Maße wachsen – das verspreche ich euch –, wie ihr geduldig hinseht, hinseht, hinseht und noch einmal hinseht, ehe ihr irgendwelche Nutzanwendungen versucht zu ziehen. Das kommt danach ja fast von selbst.
Die zerstörerische Wirkung von Wortkämpfen und das Beispiel von Hymenaios und Philetos
Wortkämpfe, Vers 14, sollen nicht um Worte geführt werden. Es heißt dort: "Sollen nicht mit Worten zanken." Wortkämpfe sind also Streitigkeiten um Worte. Dann folgt die Rede von gottlosem Geschwätz, im Griechischen Kenophonie genannt. Es gibt nicht nur Symphonie und Kakophonie, sondern auch Kenophonie. "Kenos" bedeutet leer, es sind also Leergeräusche, gottloses Geschwätz.
In Vers 16 und 17 wird dieser Irrlehrer als ein Krebs beschrieben, der sich tödlich weiterfrisst. Es werden Namen genannt, die besonders hervorgetreten sind. Doch was ist der Inhalt dieser Lehre?
Wir befinden uns bei Vers 18, wo Paulus sagt: "Welche von der Wahrheit abgeirrt sind und sagen, die Auferstehung sei schon geschehen." Hier ist die Auferstehung der Toten gemeint, die allgemeine Totenauferstehung. Was für eine merkwürdige Lehre ist das?
Diese Irrlehre konnte wohl gut an das anknüpfen, was Paulus etwa im Römerbrief geschrieben hat. Dort heißt es, dass wir mit Christus gekreuzigt und mit ihm auferstanden sind zu einem neuen Leben. In Griechenland und im griechischen Einflussbereich, besonders in Kleinasien, hatten die Menschen, vor allem die Denkenden, große Schwierigkeiten mit der Vorstellung einer Auferstehung des Leibes.
Die Griechen sahen den Leib als das Grab der Seele an. Für sie war alles Stoffliche, alle Materie, etwas Negatives. Der Leib hielt den ewigen Geist, den göttlichen Funken im Menschen, gefangen und verhinderte die Erkenntnis der Wahrheit. Im Gegensatz zur biblischen Lehre sagten die Griechen, der Mensch sei im Kern gut und habe einen göttlichen Kern. Der Geist des Menschen stamme aus der Welt des göttlichen Geistes. So lehrte man seit Platon.
Deshalb konnte sich der Mensch an seine ewige göttliche Heimat erinnern. Dass es so schwer ist, diese Erkenntnis in die Tat umzusetzen, lag an der Behinderung durch den niedrigen Körper. Alles Schlechte und Störende war stofflich, materiell und körperlich. Für die Griechen war es daher widersinnig, an eine Auferstehung des Leibes zu glauben.
Man war heilfroh, den Körper loszuwerden. Man stellte sich vor, dass der Leib langsam abgelegt wird, indem man ihn durch asketische Übungen unterdrückt. Je weiter der Leib zurückgedrängt werden konnte, desto mehr konnte sich der Geist, der göttliche Geist, entfalten.
Dann kam Paulus und sprach davon, dass Gott eines Tages die Toten auferwecken wird. Er kündigte einen neuen Himmel, eine neue Erde und eine neue Leiblichkeit an. Die Griechen sagten darauf: "Was soll das? Das ist doch völliger Unsinn." Es gehe doch um die Entfaltung des Geistes, nicht um den Leib.
Deshalb versuchten sie, die Lehre von der Auferstehung der Toten geistig umzudeuten. Sie sagten: "Nein, am Ende der Tage werden nicht neue Körper auferstehen, auch wenn sie verändert sind. Das ist schon geschehen, indem Christus auferstanden ist. Verwandelt in die höheren Welten sind wir durch die Wiedergeburt in Christus schon Teil dieser Auferstehung der Toten. Wir sind schon die neue Schöpfung Gottes in Vollkommenheit. Wir haben schon alles jetzt."
Diese Lehre hatte interessante Konsequenzen. Ich erkläre das, weil sich solche Dinge in der einen oder anderen Form immer wiederholen. Wie ich gestern sagte: Wer meint, dass bestimmte Meinungen neu erfunden wurden, hat die Geschichte nicht studiert. Jeder Unsinn ist schon einmal da gewesen.
Auch in der Kirchengeschichte ist es deshalb sehr interessant zu studieren, denn alle Irrlehren sind schon einmal vorgekommen. Ich glaube nicht, dass eine einzige aus dem zwanzigsten Jahrhundert original erfunden wurde. Sie sind alle schon da gewesen. Nur weil man das nicht weiß, meint man immer, es sei etwas Neues. Es wird gleich deutlich, wie manches in veränderter Form wiederkehrt.
Die praktische Bedeutung der Lehre von der Auferstehung des Leibes
Die Konsequenz dieser Anschauung war durchaus interessant. Auf der einen Seite verbreitete sich, wie es bei den griechischen Philosophen üblich war, eine Selbsterlösungslehre. Diese wollte die Wahrheit erkennen und Gott näherkommen durch eine asketische Lebensweise. Das bedeutete, dem Leib nichts mehr zu gönnen, möglichst alles Weltliche zu meiden und zu verachten. So sollte man zur wahren Erkenntnis höherer Welten und der Wirklichkeit Gottes gelangen.
Auf der anderen Seite sagten manche: „Wir sind ja schon im Himmel.“ Was nun mit dem Leib passiert, sei völlig neutral. In Korinth zum Beispiel gingen die ersten Bibelstunden und Gebetsgemeinschaften anschließend in ein Bordell. Das fanden sie ganz normal. Sie sagten: „Das ist doch ganz egal. Was wir leiblich tun, ist weit unter unserem Niveau, das ist ja nur der Leib.“ Man dürfe das nicht so verkniffen und verklemmt sehen. „Wir sind längst im Geist. Da können wir mit dem Leib ruhig machen, was wir wollen. Das ist ganz egal.“
Das ist interessant: Je höher die Leute geistlich abheben, desto libertinistischer und zügelloser verhalten sie sich auch in sexuellen Dingen. Dass bei vielen Menschen Gebetsgemeinschaft und das gemeinsame Ins-Bett-Gehen zusammenhängt, ist psychologisch schnell erklärt. Erotik schwingt in keinem Medium so schön mit wie in geistlichen Themen. Man kann sie kaum erotischer aufputschen als mit einem religiösen Gespräch. So Händchenhalten beim Beten macht die Menschen heißer als ein Pornofilm.
Und ja, da fragt man sich: Was kann denn daran Böses sein, wenn man im Geist eins ist? Warum sollte man dann noch Rücksicht auf Äußerlichkeiten wie ein Stück Papier vom Standesamt oder andere bürgerliche Dinge nehmen? Das sei völlig ungeistlich, moralistisch, niedrig und bürgerlich. „Wir sind im Geist, und im Geist ist die Freiheit.“
Nachtigall, ich höre dir trapsen. Nicht alle machen sich die Mühe der alten Irrlehrer, die daraus eine ganze Philosophie machten und viel Gehirnschmalz verwendeten, um ihr Verhalten philosophisch-theologisch zu rechtfertigen. Aber der Sache nach läuft es darauf hinaus. Da werden Kirchenväter zitiert, etwa Augustin mit „Liebe und tue, was du willst“ und noch einige andere Sprüche, die sich herrlich missbrauchen lassen.
Das ist die Frage der Irrlehre hier.
Die Bibel nimmt die Auferweckung des Leibes sehr ernst. Es ist nicht nur wichtig für die Zukunft, dass wir ernst nehmen, dass eines Tages passieren wird, dass Gott die Toten auferwecken und ihnen einen neuen Leib schenken wird, den wir uns nicht vorstellen können, weil er nicht sterblich sein wird. Es wird eine andere Form von Leiblichkeit sein. Gott wird einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen.
Warum ist das für uns so wichtig? Das hat eine ganz praktische Konsequenz: Wenn Gottes Ziel ein neuer Leib, ein neuer Himmel und eine neue Erde ist, dann können wir den Leib jetzt nicht verachten. Gott lobt man nicht nur mit der Seele und dem Geist, sondern mit dem Leib. „Ihr seid teuer erkauft“, sagt Paulus, „darum preist Gott an eurem Leib.“ Das klingt provokativ in den Ohren der Griechen, die immer nur den Geist und die Seele hochhielten und den Leib mit Händen und Füßen als etwas Niedriges betrachteten.
So ist es immer in der Bibel: Gott hat etwas mit dem Leib vor. Gehorsam sein und Gott ehren kann ich nur mit meinem Leib. Die Bibel widersteht dieser heidnischen Trennung von niedrigem, primitiven Fleisch, das sowieso nichts taugt, und dem erhabenen Geist, über dem man schwebt. So eine Nebelfilosophie findet sich in der Bibel nicht. Dort geht es irdisch zu, mit dem Leib, mit Händen und Füßen. Deshalb geht es eben um alles: auch um die Geschlechtlichkeit, ums Geld, ums Vermögen und um unseren Körper.
Das feste Fundament inmitten von Streit und Verwirrung
Drittens: Worauf soll man sich in diesem Durcheinander noch verlassen? Wenn wir weitermachen – bei solchem Gezänk und einem Durcheinander von Irrlehren – dann sagen viele Leute verständlicherweise: „Mensch, schaut euch die Christen doch an, wir sind uns überhaupt nicht einig.“ Und das stimmt ja auch.
Es ist eine schöne Sache, dass wir hier so zusammen sind – Schleswig-Holstein, vom Meer umschlungen und im Geist vereint – und dass wir wirklich etwas Wesentliches miteinander tun können. Offen gesagt: Wie sicher ist man eigentlich, dass nicht auch die Dinge, die uns wichtig sind, wenn wir intensiv und langfristig zusammenarbeiten, wieder aufbrechen und uns auseinanderbringen?
Es ist doch wahr: Wer sich ein wenig mit den Inhalten auskennt, sagt sich, dass das alles ein großes Durcheinander ist, auch bei den ernsten Christen. Man verliert die Lust, überhaupt mitzumachen. Gibt es da überhaupt etwas Verlässliches? Oder ist alles im Schwimmen? Kann man da nur einen großen Brei rühren, ohne etwas Genaues zu packen? Jeder läuft seinem eigenen Weg nach.
Paulus gibt darauf zwei Antworten. Über die erste sprechen wir jetzt zunächst, in Vers 19. Es besteht ein festes Fundament – ein Stereofundament. „Stereos“ bedeutet nämlich „fest“. Es ist der Körper, ein festes Fundament besteht, sagt Paulus, und es trägt ein Siegel. Es ist also amtlich beglaubigt und gültig.
Worin besteht dieses Siegel? Es hat einen doppelten Text: Der erste lautet „Der Herr kennt die Seinen“, und der zweite „Es trete ab von Ungerechtigkeit, wer den Namen des Herrn nennt.“
Warum ist das ein festes Fundament? Warum ist das ein gültig erklärendes Siegel? Paulus sagt: Sieh es dir an! Das Erste, „Der Herr kennt die Seinen“, das ist fest. Christen schwanken hin und her in ihren unterschiedlichen Sichtweisen zu verschiedenen Fragen und Problemen. Was fest ist und woran man sich orientieren kann, ist, dass der Herr die Seinen kennt – er kennt sie wirklich.
Das kann ermutigend, aber auch beunruhigend verstanden werden. Einmal wird dieser Satz aus Johannes 10 verstanden: „Der gute Hirte kennt die Seinen.“ Da heißt es: „Der kennt die.“ Wenn man den Eindruck hat, es geht alles verloren, alles ist unklar, wo man hinpackt, herrscht Unsicherheit, dann soll man sich sagen: Mach dir nicht die Sorgen, Gott steht dahinter.
Wir stehen nicht deshalb fest, weil Christen ein monolithischer Block einer Meinung sind, sondern weil Jesus beharrlich und unwiderruflich seine Leute kennt. Das heißt: Er kennt sie fürsorglich und hält sie fest. In Johannes 10 heißt es außerdem: „Und niemand kann sie aus meiner Hand reißen.“ Das ist die Gewissheit: Der Herr kennt die Seinen, und niemand kann sie aus seiner Hand reißen.
Aber es gibt auch eine verunsichernde Perspektive. Wenn wir über Glaubens- und Lehrfragen diskutieren, geht es ja oft darum, wer Gott eigentlich richtig kennt. So ist er wirklich. Man meint, einer kennt Gott besser als der andere.
Paulus sagt: Ist euch schon mal klar geworden, dass das völlig zweitrangig ist, ob und wie wir Gott kennen? Entscheidend ist, was Jesus gesagt hat: Wen er kennt, den kennt er wirklich. Schaut mal in Matthäus 7. Dort in der Bergpredigt steht das.
Ich erinnere mich, wie ich vor Jahren eine Predigt über diesen Text vorbereitet habe. Ich war im Urlaub in Dänemark und lief am Strand auf und ab, völlig verzweifelt, weil ich mit diesem Wort nicht zurechtkam. Ich dachte: Ich kenne Jesus. Aber weiß ich eigentlich, ob er mich kennt? Bin ich mir dessen sicher? Vielleicht bilde ich mir alles nur ein. Vielleicht schustere ich mir Gott zurecht, vielleicht biege ich alles so hin, wie es mir passt, und bastle mir einen Heimwerkergott zusammen.
Lest mal, was dort steht, Matthäus 7, Verse 21 bis 23: „Es werden nicht alle, die zu mir sagen: 'Herr, Herr', in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen meines Vaters im Himmel tun.“ Es geht um den Tag des Gerichts.
Viele werden zu Jesus sagen: „Herr, haben wir nicht in deinem Namen geweissagt, also prophetisch geredet durch den Heiligen Geist? Haben wir nicht in deinem Namen böse Geister ausgetrieben?“ Diese Leute haben nicht einfach nur geredet, sondern wirklich Dämonen ausgetrieben. Menschen wurden frei durch ihr machtvolles seelsorgerliches Wort.
„Haben wir nicht in deinem Namen viele Machttaten getan?“ heißt es wörtlich. Dann wird Jesus ihnen antworten: „Ich habe euch nie gekannt. Weichet von mir, ihr Übeltäter!“
Wir sind oft schnell dabei, Karteileichen zu karikieren – Leute, die einen Taufschein haben, aber sich um Gott nicht scheren. Da sagen wir schnell, wie sehr sie sich wundern werden, was es bedeutet, Christ zu sein – im Gericht Gottes. Aber Jesus redet hier nicht über solche Leute. Er spricht über Mitarbeiter, die in der Vollmacht des Heiligen Geistes gehandelt haben: Prophetie, Teufelsaustreibung, geistliche Machttaten.
Wenn ich das tue, wenn das durch mich geschieht, wenn ich spüre, dass meine Mitarbeit beglaubigt ist und sich etwas verändert, dann ist das doch ein untrügliches Zeichen dafür, dass ich Jesus kenne und er mich kennt, dass ich zu ihm gehöre. Wie sollte es sonst sein? Ohne ihn kann ich nichts tun.
Doch Jesus sagt, dass es Fälle gibt, in denen er sich in seiner Souveränität Menschen bedient, ohne dass sie ein geordnetes und gereinigtes Verhältnis zu ihm haben – ohne dass er sie kennt. „Kennen“ heißt hier immer, eine ganze Gemeinschaft mit ihm zu haben.
Diese Sätze Jesu können einen das Fürchten lehren. Ich beobachte mit großer Sorge, wie viele Christen ihre Gewissheit der Errettung auf ihre Glaubenserfahrung, ihre Mitarbeit und die Bestätigung, die sie dabei erfahren, gründen. Das ist eine gefährliche Sackgasse.
Freut euch, wenn ihr bestätigt werdet. Die Jünger haben das auch erlebt. Sie kamen zu Jesus zurück und sagten: „Herr, uns waren die Geister untertan.“ Da sagte er: „Freut euch nicht darüber, sondern freut euch, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind.“
Die Gewissheit gründet sich nicht auf die geistlichen oder Glaubenserfahrungen, sondern allein auf den gekreuzigten Christus. Allein auf ihm. Kennt er mich wirklich?
Was bin ich, der ich so flink und schlüssig für Gott argumentiere, der ich über ihn rede, als hätte ich alles durchschaut und könnte alles erklären, als wäre mir alles klar und intakt? Bin ich mir sicher, dass wenn ich vor das Angesicht des lebendigen Herrn trete, er sagen wird: „Ich kenne dich“? Oder werde ich nervös rauskramen und sagen: „Herr, denk doch mal daran, wir haben einen Kongress in Flensburg gemacht und in der Nordmarkthalle evangelisiert. Wir haben uns die Lunge aus dem Hals geredet.“ Und dann sagt Jesus: „Ich kenne euch nicht.“
Ist das nicht unheimlich? Mit diesem Satz fährt Paulus mitten hinein in die Wichtigtuerei der Diskussionen unter Christen, die sich darüber streiten, wie Gott wirklich ist – und jeder meint, es besser zu wissen als der andere, die „Kennerchristen“.
Paulus sagt: Das Fundament ist nicht eure Kenntnis Gottes, sondern das Fundament ist, dass Gott seine Leute kennt. Daran entscheidet sich die Geschichte. Nicht an euren theologischen Spielereien, nicht an euren geistlichen Überzeugungen, nicht an eurer Kenntnis oder euren Wichtigtuereien über Lehrfragen.
Gott kennt seine Leute. Lasst uns dieser Tatsache stellen. Das dringt tief ins Gewissen: Nur er selbst kann mir deutlich machen, dass er mich kennt, mir das vergewissern, mir das einschärfen und einprägen.
Dann sagt Paulus noch im zweiten Satz dieses Fundaments: „Der Herr kennt die Seinen“ – und das gehört dazu, wie die zweite Seite zur Münze. Ohne das geht es nicht: „Es trete ab von Ungerechtigkeit, wer den Namen des Herrn nennt.“
Was ist sicher, fragen die Leute? Was ist noch klar? Wo kann man überhaupt noch sehen, woran man ist in dieser Welt, auch in der Gemeinde Jesu? Ist nicht alles ein irrsinniges Durcheinander?
Paulus sagt: Komm, mach kein Verwirrspiel! Das Zweite, was klar ist und ein festes Fundament bildet, ist: Wenn du den Namen des Herrn in den Mund nimmst, dann heißt das, du brichst mit dem Unrecht.
Den Namen Gottes in den Mund zu nehmen, ohne mit der Sünde zu brechen, heißt mit Gott zu spielen. Es geht nicht darum, wer die schlüssigsten theologischen und geistlichen Argumente hat. Glaubwürdiges Reden von Gott zeigt sich daran, dass ich mit der Sünde breche.
Das spiegelt sich in meinem Leben wider: Gott kennen heißt, ihn als den Heiligen zu kennen. Heilig sein heißt absolute Unverträglichkeit mit der Sünde – absolute Unverträglichkeit. Gott ist von allem Unrecht geschieden. Er hat nicht den Anflug einer Kompromissbereitschaft mit dem Bösen.
Gott kennen, den Namen des Herrn anrufen, spiegelt sich nicht in einer Summe fixer Gedanken wider, sondern in unserem Gehorsam: Herr, dein Wille soll geschehen – mit dem Abrücken, mit dem Wegtreten vom Unrecht.
Plötzlich wird die ganze Streiterei in der christlichen Gemeinde, die Paulus beschreibt, entlarvt als belangloses Spiel. Kennt Gott dich? Und wenn wir den Namen Gottes in den Mund nehmen, dann kommt das Feuer seiner Heiligkeit in unser Leben.
Wir treten ab, gehen weg von allem Unrecht. Unser Leben wird angezündet von der Unverträglichkeit mit der Sünde. Der Wachstumsprozess in der Gotteserkenntnis zeigt sich darin, dass wir entschiedener gehorchen und leidenschaftlicher mit der Sünde brechen.
Abschließende Gedanken zur Entwicklung im Glauben und Gebet
Schade, ich wollte noch so einen wichtigen Blog schreiben, aber den kann ich vielleicht morgen nachholen. Ganz genau weiß ich das noch nicht. Deshalb breche ich das hier jetzt ab und sage stattdessen etwas als Ersatz.
Wenn ich beobachte, wie sich Leute als Christen entwickeln, habe ich manchmal den Eindruck: Als sie mit 14, 15 oder 17 Jahren in der Jugendgruppe zum Glauben an Jesus gekommen sind, da war eine Entschiedenheit, Klarheit und Bereitschaft, Jesus zu gehorchen und mit der Sünde zu brechen.
Doch in dem Maße, wie sie älter wurden, wurden sie milder. Man muss das alles nicht mehr so streng sehen. Wir waren da ein bisschen einseitig. Das ist alles nicht so eng zu sehen. Dann breitet sich das Klima des Kompromisses aus – was man da alles noch machen kann, was man alles darf. Für jede Sünde gibt es ja eine theologische Erklärung. Dafür gibt es uns Theologen ja. Wir haben fast 2000 Jahre hingekriegt, für jede Sünde eine theologische Erklärung zu finden.
Das hat Herr Bonhoeffer schon in der Nachfolge gesagt. Es geht immer nach dem Muster des Kindes auf dem Spielplatz. Da sagt die Mutter: „Komm rein, schlafen!“ Das Kind sagt: „Die Mutter ruft mich, ich soll reinkommen und schlafen.“ Was will die Mutter? Die Mutter meint es gut mit mir, sie liebt mich. Das ist das Wesentliche – ich muss das Eigentliche sehen. Sie sorgt sich, weil ich so müde bin und dass mir das schadet. Deshalb ruft sie mich, ich soll reinkommen und schlafen. Das ist die Absicht der Liebe.
Nun kann ich natürlich auch meine Müdigkeit dadurch überwinden, dass ich hier draußen weiter spiele, weil mir das sonst Spaß macht. Ich gehorche der Intention, dem eigentlichen Willen, dem Liebeswillen der Mutter, die mich ja über meine Müdigkeit hinwegbringen will, indem ich draußen bleibe.
Das ist der Eiertanz, mit dem wir Gott das Wort im Munde herumdrehen. Das geht alles, alles geht. Du kannst das Klauen, die Lüge und alles im sexuellen Bereich so erklären. Auch in der öffentlichen Unmoral kannst du alles rechtfertigen. So kannst du die Massentötung verteidigen und auch Atomwaffen vertreten. Das kann man alles. Es gibt für alles fromme Gründe. Keine Sorgen, du bist ganz, ganz fromm, ganz fromm. Wir reden Gottes Wort im Munde herum.
Gottes Erkenntnis heißt: Wachstum in der Leidenschaft des Gehorsams. Das ist das Kennzeichen der Gotteserkenntnis.
Sprechen wir ja, wir wollen miteinander beten:
Herr, dein Wort redet in unser Leben und Denken hinein und entlarvt viel, was Maske ist und wo Reden und Leben auseinanderklaffen. Wir bitten dich um Verzeihung, dass wir deine Ehre in dieser Welt in den Schmutz gezogen haben. Wir bitten dich um Verzeihung, wo wir vor denen, die dich nicht kennen, dich vorgeführt haben als einen, den man im Grunde nicht ernst zu nehmen braucht, wie wir mit deinem Wort gespielt haben.
Wir bitten dich um Vergebung und um Reinigung unserer Motive. Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz und gib mir einen neuen Geist der Beständigkeit. Amen.