Erinnerung an eine besondere Hochzeit und die Hoffnung auf dauerhafte Ehe
Wenn wir an die vergangenen Jahre zurückdenken, gab es eine Hochzeit auf einer Insel unweit von hier, die man als die Bilderbuchhochzeit des Jahrhunderts bezeichnete. Ob das wirklich zutrifft, weiß ich nicht genau. Es handelte sich um eine Adelsfamilie in England. Charles und Diana fuhren in einer Pferdekutsche zur Kirche und wurden dort getraut. Millionen Menschen schauten zu.
Ich erinnere mich, dass wir während unseres Urlaubs in England an diesem Tag angekommen sind. Meine Eltern und ich hörten die Trauung im Radio mit. Am nächsten Tag fuhren wir nach London, um den Blumenschmuck und andere Dekorationen der Hochzeit zu sehen. So waren wir ein wenig Teil des Hochzeitsfiebers in England.
Ich denke, wir haben etwas gespürt, als wir am Abend mit vielen anderen an dem Ort, an dem wir waren, die Fernsehsendung über die größten Ereignisse des Tages sahen. Es schien, als hätten sich alle mehr oder weniger mit der Freude dieses jungen Paares identifiziert. Man dachte: Hoffentlich geht alles gut. Und sie lebten fortan glücklich miteinander. Das hofft man für ein schönes, junges Paar – so begabt, so reich, so gut aussehend und so gut gestellt wie dieses junge Paar in England. Man hofft auf unaufhörliche Euphorie.
Die meisten von uns sind jedoch nicht mit einer Pferdekutsche zur Kirche gefahren, um sich trauen zu lassen. Die meisten haben solche Ereignisse nur im Fernsehen miterlebt. Eines ist jedoch klar: Kein Paar geht zum Traualtar mit der Absicht, bald wieder auseinanderzugehen.
Ich selbst habe schon mit vielen Geschiedenen gesprochen. Es ist natürlich eine sehr heikle Situation, wenn man sie auf die Scheidung anspricht. Aber bisher habe ich niemanden direkt gefragt, ob es schön war, sich scheiden zu lassen, der nicht geantwortet hätte: „Oh nein, das war nicht schön.“ Man beginnt eine Ehe nicht mit dem Ziel, sie zu zerstören.
Eine Ehe beginnt in der Hoffnung, dass sie voller Schönheit und Freude Bestand hat. Am Anfang denkt man oft: So schön, wie es jetzt ist, muss es immer bleiben.
Herausforderungen und Krisen in der Ehe
Nicht allzu lange nach der Hochzeit merkt man in vielen Situationen, dass eine Abkühlung stattfindet. Es gibt die Geschichte von einem amerikanischen Ehepaar. Ihr wisst ja, die großen amerikanischen Straßenkreuzer haben einen durchgehenden Vordersitz im Auto. Man kann verliebte Paare daran erkennen, wo sie sitzen. Wenn sie wirklich verliebt sind, sind ihre Köpfe ganz nah beieinander. Wenn sie abends fahren, lehnt oft der Kopf der Frau an die Schulter des Mannes, und sie fahren so durch die Gegend.
Nach wenigen Jahren bedauerte die Frau, dass sie nicht mehr so nah beieinander sitzen. Sie sagte: „Oh Schatz, es ist schade, dass wir nicht mehr so nahe sitzen wie einst.“ Der Mann, der immer noch hinter dem Lenkrad saß, antwortete: „Schatz, ich habe mich nicht bewegt.“ Das Problem war, dass einer auf die andere Seite gerutscht war.
Dann kommt irgendwann ein Streitmoment, in dem sich die beiden nicht verstehen. Und dann fällt das Wort: „Dann lassen wir uns halt scheiden“ oder „Wir trennen uns halt.“ Wenn einmal das Wort Scheidung von einem Ehepartner ins Gespräch gebracht wird, entstehen oft große Verletzungen. Ich habe mit vielen, vielen Leuten gesprochen und versucht, ihnen zu helfen, nachdem sie dieses Wort in ihre Ehe eingeführt hatten. Dabei wurde deutlich, dass dieses Wort eine enorme Unsicherheit bei dem Paar auslöste.
Derjenige, der das Wort hörte, wusste nicht mehr, wie lange es noch gutgeht, ob die Ehe noch zusammenhält oder ob man zusammenbleibt. Diese Unsicherheit reichte bis zum Fundament der Ehebeziehung.
In der vorehelichen Beratung für junge Paare, bevor die Hochzeit und die Trauung stattfinden, habe ich allen ausnahmslos gesagt: Bitte streicht das Wort Scheidung aus eurem Wortschatz. Selbst in den schwersten Auseinandersetzungen, die ein Ehepaar haben kann, sollte das Wort Scheidung niemals fallen. Auch das Wort Trennung sollte man vermeiden. Wir sollten diese Wörter völlig aus unserem Wortschatz streichen, wenn es in unserer Ehe zu Streit kommt.
Das bedeutet, wir müssen lernen, miteinander auszukommen. Wir müssen so miteinander auskommen, dass die Ehe intakt bleibt.
Die Bedeutung von ernsthaften Eheversprechen
Ein Mann, den ich kenne, war Pastor. Er erzählte, dass er, wenn ein junges Paar zu ihm kommt und sagt, sie wollen heiraten, grundsätzlich folgende Frage stellt:
„Nun, wenn eure Ehe in eine Sackgasse gerät und ihr vor einer Betonmauer steht, über die ihr nicht mehr hinwegkommt, wenn ihr wirklich nicht mehr weiterwisst – was würdet ihr dann tun?“
Wenn das Paar antwortet: „Dann lassen wir uns halt scheiden“, sagt er zu ihnen: „Dann sucht bitte einen anderen Prediger, der euch traut. Denn ich habe kein Interesse daran, ein Paar zu trauen, das ein Versprechen so oberflächlich nimmt, dass es bei Schwierigkeiten bereit ist, sich scheiden zu lassen.“
Ich denke, das ist kein schlechter Ratschlag. Überlegt einmal: Wenn es in der Ehe zu einer Sackgasse kommt und man nicht mehr weiterweiß, gibt es verschiedene Möglichkeiten.
Es gibt immer die Hilfe Gottes. Es gibt auch die Hilfe von anderen, deren Ehen intakt sind. Zu ihnen kann man gehen und sagen: „Bitte helft uns.“ Vorausgesetzt, man ist nicht zu stolz, um zuzugeben: „Wir stecken in einer Krise.“
Man muss bereit sein, herunterzukommen und demütig klein beizugeben, dass man Probleme hat.
Wir lesen in Matthäus 19, Vers 6, im Zusammenhang mit der Aussage über die Ehescheidung. Dort wurde Jesus gefragt, was er zur Scheidung sagt. Jesus antwortete: „Was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden.“
Unsere Frage heute Abend lautet: Hat Gott wirklich zusammengefügt?
Persönliche Erfahrungen mit Ehekrisen und Gottes Führung
Meine Frau und ich kamen im Sommer 1969 nach Deutschland. Ich hatte bereits 1962 etwa zehn Monate in Deutschland verbracht. Während dieser Zeit war ich sechs Monate am Goethe-Institut in Berlin und begann, die deutsche Sprache zu lernen.
Wir kamen als verheiratetes Paar mit einem sieben Monate alten Kind nach Deutschland. Meine Frau konnte damals genauso wenig Deutsch wie ich, als ich das erste Mal hierherkam. Ich wusste zum Beispiel nicht, dass „Gesundheit“ ein deutsches Wort ist, obwohl jeder Amerikaner, der niest, „Gesundheit“ gesagt bekommt. Auch „Kindergarten“ ist ein deutsches Wort, das ich damals nicht kannte.
So erging es meiner Frau, als wir als Ehepaar ankamen. Wir begannen mit dem Unterricht am Goethe-Institut. Es dauerte nur wenige Tage, bis sie nach Hause kam – in Tränen aufgelöst. Wir setzten uns am Mittagstisch zusammen, und sie sagte: „Roger, ich werde diese Sprache nicht lernen. Diese deutsche Sprache ist so schwer, ich werde sie nicht lernen können. Ich bin nicht fähig, die deutsche Sprache zu lernen.“
Ich versuchte, sie zu ermutigen. Wir beteten miteinander. Doch am nächsten Tag aßen wir wieder mit Tränen unser Mittagessen. Tag für Tag, während der Unterrichtswoche, weinte meine Frau, und ich weinte mit, weil ich ihr Leiden miterlebte.
Nach einigen Wochen – ich kann mich nicht mehr genau erinnern, wie lange – stellte sie nach langem, tiefem Überlegen und viel Weinen folgende Frage: Sie kam zu grundsätzlichen Fragen über sich selbst und vieles andere durch diese Schwierigkeiten mit der Sprache. „Roger, bist du sicher, dass du von Gott nach Deutschland berufen wurdest? Bist du sicher, dass du in Deutschland sein sollst?“ Ich antwortete: „Ja, davon bin ich tief überzeugt.“
Dann sagte sie: „Dann muss ich wahrscheinlich den falschen Mann geheiratet haben.“ Das meinte sie im vollen Ernst. Sie sagte: „Ich werde die deutsche Sprache nie lernen können, das ist meine volle Überzeugung. Deshalb muss ich den falschen Mann geheiratet haben, denn Gott hat mich bestimmt nicht nach Deutschland berufen, wenn ich die Sprache nicht lernen kann.“
Ihr könnt euch vorstellen, wie ich mich in diesem Moment fühlte. Übrigens erzähle ich das mit Erlaubnis meiner Frau. Wir haben lange darüber gesprochen. Ich musste zurückdenken: Wir lernten uns in einer christlichen Schule kennen und begannen unsere Beziehung im Gebet. Bei jedem Treffen, wo es möglich war, schlugen wir gemeinsam das Wort Gottes auf und beteten miteinander. Wir sahen uns täglich, waren ständig mit der Bibel konfrontiert und warteten lange, sogar über eine mögliche Trennung, um sicher zu sein, dass wir füreinander bestimmt waren.
Erst ein Jahr nach Beginn unserer Freundschaft verlobten wir uns. Neun Monate später heirateten wir. Es war eine lange Zeit des Sehens und tiefen Kennenlernens, um sich wirklich zu überzeugen, dass wir füreinander bestimmt sind. Ich war sehr tief davon überzeugt, und meine Frau auch: Gott führt uns zusammen.
Bis wir in Radolfzell am Bodensee waren, hatten wir am Goethe-Institut bereits vier Jahre lang verheiratet gelebt. Trotzdem kam in ihrem Herzen diese grundsätzliche Frage auf: Hat Gott uns wirklich zusammengefügt?
Wir suchten Hilfe. Wir gingen zu einem sehr weisen Freund, der ebenfalls im Dienst des Herrn steht und heute Leiter unseres Missionswerks ist. Damals war er als Missionar in Frankreich. Wir sagten zu ihm: „Tom, wir haben ein Problem. Nancy steckt tief in einer Krise, weil sie unsicher ist, ob sie den richtigen Mann geheiratet hat.“ Das war im November 1969.
Er gab uns einen unüberbietbaren Rat, der uns sehr half. Ich sagte gestern Abend: „Die Perspektive bestimmt so vieles.“ Er antwortete: „Im Grunde genommen, wenn man über den Willen Gottes spricht, ist es nicht wichtig, zurückzugehen und zu versuchen, alles wieder aufzurollen, ob man sich richtig entschieden hat oder nicht. Die Vergangenheit gehört dem Herrn an, und wir können sie nicht ändern. Es ist eigentlich nicht die richtige Frage zu fragen, ob du den Richtigen geheiratet hast oder nicht. Du bist verheiratet, und aus dieser Ehe auszusteigen steht nicht zur Debatte.“
Meine Frau nickte: „Natürlich, das steht nicht zur Debatte.“ Von da an löste sich dieses Problem. Meine Frau weiß, dass sie den richtigen Mann geheiratet hat. Ich bin froh, dass sie das weiß – sehr froh. Aber es war eine sehr unangenehme Krise für uns beide, peinlich für meine Frau und peinlich für mich, aber eine ernsthafte und aufrichtige Krise. Es war nicht so, dass sie es nicht ernst meinte – im Gegenteil, es war sehr ernst gemeint.
Gottes Wille für uns beginnt nicht in der Vergangenheit, sondern dort, wo wir jetzt sind. Was kann ich jetzt tun, um den Willen Gottes zu tun? Ich kann nicht zurückgehen zu gestern und den Willen Gottes für gestern tun. Gestern ist schon unter die Brücke gegangen, ich kann es nicht zurückholen. Ich muss heute anfangen, den Willen Gottes zu tun.
Wir haben uns oft gefragt: Sind wir für Deutschland bestimmt? Damals war die Frage: Sollen wir zurück in die USA gehen? Wir setzten uns eine Frist und sagten: „Nancy, probiere es doch mal, die Sprache zu lernen.“ Wir waren dann ein Jahr in der Sprachschule, zogen nach Stuttgart. Gott gab uns eine Nachbarin, die mindestens fünf bis acht, manchmal zehnmal während des Vormittags vor dem Mittagessen an der Tür klopfte und meine Frau störte.
Das war meiner Frau unglaublich lästig. Doch dadurch lernte sie sprechen, denn die Frau kam, um eine Tasse Zucker zu holen, um Butter zu bitten oder eine Frage zu stellen. Das zwang meine Frau zum Reden. Heute spricht sie natürlich gut Deutsch. Sie dachte damals: „Ich kann das nie lernen.“ Doch Gott führte uns in Situationen, in denen sie die Sprache lernte.
Wir haben seitdem immer wieder die Frage gestellt, ob wir in Deutschland bleiben sollen. Die Jahre waren nicht immer leicht für uns. Einmal setzten wir uns eine Frist: „Wir bleiben noch zwei Jahre und sehen, was Gott tut.“ Das letzte Mal – denkt daran – machten wir einen langen Spaziergang in den USA am Abend vor dem Abflug. Wir fragten uns: „Sollen wir in Deutschland bleiben?“ Das war 1982. Wir sagten: „Wir bleiben noch drei Jahre und sehen, was Gott tut.“
Ich bin so dankbar – so dankbar, dass wir geblieben sind. Wir persönlich haben so viel durch unsere Zeit in Deutschland gewonnen, so viel von hier gelernt und von diesen Jahren profitiert. Dafür kann ich dem Herrn nur danken. Aber es waren nicht immer leichte Jahre. Gute Jahre ja, aber nicht immer leicht.
So ist es in vielen Ehen. Es sind nicht immer leichte Jahre. Das Traumbild von England vor ein paar Jahren ist nicht, dass in jeder Ehe jeden Tag Sonnenschein herrscht. Oft gibt es Kämpfe, Krisen und Missverständnisse. Man muss sich durchkämpfen – mit der Hilfe des Herrn.
Ich kenne bisher keine Ausnahme von Ehen, weder bei anderen Leuten noch bei uns, in denen es nicht irgendwann einmal gekriselt hätte und man sich gefragt hat: Wie geht es weiter? Dann klammert man sich an die Hilfe des Herrn und sagt: „Herr, hilf du durch!“ Und er hilft auf wunderbare Weise.
Die Bedeutung von Gemeinschaft und gegenseitiger Unterstützung in der Ehe
Salomo hat es im Alten Testament im Buch Prediger gesagt. Wenn man dieses Buch aufschlägt, gehört es wahrscheinlich nicht zu den Büchern, die man jeden Tag liest. Man findet es meist dort, wo die Blätter in der Bibel noch ziemlich sauber sind, etwa in der Mitte. In meiner Bibel ist es Prediger Kapitel 4, Verse 9 bis 12.
Dort spricht der Herr über die Vorteile einer Zweierschaft. Prediger 4,9-12 sagt:
„Es ist besser, man sei zu zweien als allein, denn der Arbeitslohn fällt umso besser aus. Denn wenn sie fallen, so hilft der eine dem anderen auf. Wehe aber dem, der alleine ist, wenn er fällt und kein Zweiter da ist, um ihn aufzurichten. Auch wenn zwei beieinander liegen, so wärmen sie sich gegenseitig. Aber wo soll einer warm werden, wenn er alleine ist? Und wenn man den einen angreift, so können die beiden Widerstand leisten. Eine dreifache Schnur wird nicht so bald zerrissen.“
Es ist also sehr vorteilhaft, verheiratet zu sein. Begrabe bitte alle negativen Vorstellungen und streiche sie aus deinem Vokabular. Das gilt auch für alle schlechten Witze über die Ehe. Die Ehe ist etwas Positives und vorteilhaft.
Als wir verlobt waren, kurz vor der Hochzeit, kamen viele auf uns zu und scherzten: „Jetzt gehst du bald in die Gefangenschaft“ und Ähnliches. Darauf habe ich sofort erwidert: „So betrachten wir das nicht. Wenn du es so siehst, wir aber nicht.“ Ich habe sie gleich an Ort und Stelle korrigiert und das nicht stehen lassen.
Für uns ist die Ehe keine Gefangenschaft, sondern wir lieben uns und sind gerne verheiratet. Solche negativen Witze sollten immer korrigiert werden.
Kommunikation als Herzstück der Ehe
Der menschliche Grund, warum Gott die Ehe gegründet hat, ist, dass wir Gemeinschaft haben. Gemeinschaft bedeutet Kommunikation. Kommunikation ist das Herz der Ehe – das schlagende, pulsierende Herz, aus dem das Leben in jeder Ehe kommt.
Kommunikation muss gelernt werden, genauso wie wir die deutsche Sprache lernen mussten: mit Grammatikregeln, Vokabelkarten, Üben, Pauken und dem Einprägen von Worten. So müssen wir alle Kommunikation lernen.
Natürlich haben wir unsere Sprache kurz nach der Geburt gelernt, meist innerhalb eines oder zwei Jahren. Dabei kann der eine besser sprechen als der andere. Dabei spielt das weniger eine Rolle. Wichtig ist, was gesagt wird, ob man es verstanden hat, wie es gesagt wurde und was wirklich verstanden wurde.
Es gibt die tollsten Witze, wenn Menschen Deutsch lernen – unter Amerikanern oder anderen Ausländern, die Deutsch lernen. Die Fehler, die gemacht werden, sorgen oft für viel Spaß. Ich habe gestern Abend selbst ein paar Fehler gemacht und dachte, der Ernst muss sich innerlich kaputtlachen über meine Fehler.
Mein schlimmster Deutschfehler passierte auf einer Beerdigung – so ein Ausrutscher. Fehler kann man auf Hochzeiten machen, aber nicht auf Beerdigungen. Ich sagte: „Frau Sowieso wurde am 12. Dezember 1896 gebaut“, statt „geboren“. Ich wollte am liebsten im Erdboden versinken, aufhören zu sprechen, aber es gibt Situationen, da muss man einfach weitermachen.
Kommunikation ist nicht leicht und muss gelernt werden. Jede von uns hat damit zu kämpfen: Erstens, die richtigen Wörter zu finden; zweitens, sie richtig auszusprechen; und drittens, zu verstehen, dass der andere das verstanden hat, was ich gemeint habe.
Es reicht nicht, dass ich es nur gesagt habe, sondern es ist entscheidend, dass der andere es richtig versteht.
Themen und Herausforderungen in der ehelichen Kommunikation
Über was spricht man in der Ehe? Hoffentlich über alles. Ich persönlich bin schockiert darüber, dass viele Ehepartner nur oberflächlich miteinander reden. Sie kommen nicht zu den grundsätzlichen Bereichen des Lebens.
Viele Menschen, auch viele Christen, lesen kaum gemeinsam in der Bibel, sprechen über Belanglosigkeiten und nehmen sich keine Zeit, um sich tiefgehend mit den wichtigen Fragen des Lebens auseinanderzusetzen. Gräbt zusammen im Wort Gottes, sprecht gemeinsam über die schweren Fragen, öffnet euer Herz dem Ehepartner und teilt eure Fragen mit ihm.
Ich bin so dankbar für manche wunderbaren Gespräche, die ich im Laufe der Ehe mit meiner Frau geführt habe. Manchmal sprachen wir bis zwei, manchmal bis drei Uhr morgens miteinander. Es war ein echter Herzensaustausch. Natürlich können wir das nicht immer machen, vor allem nicht, wenn wir am nächsten Morgen früh aufstehen müssen. Aber solche tiefgehenden Gespräche sind wichtig.
Es geht nicht nur darum, sich mitzuteilen, sondern auch zuzuhören. Ich habe ein Buch in meiner Bibliothek, das heißt Die Macht des zuhörenden Ohrs. Es ist ein gutes Buch über die Bedeutung des Zuhörens. Was bedeutet es, einem anderen wirklich zuzuhören? Manchmal kommen Menschen in die Seelsorge, und ich stelle Fragen. Sie reden, ich stelle weitere Fragen, und sie reden weiter. Am Ende sagen sie oft: „Vielen Dank, das, was du gesagt hast, war sehr gut.“ Im Grunde genommen wollten sie einfach von Herzen reden und fühlten sich verstanden, nur weil jemand ihnen zugehört hat.
Manchmal dauert es zwei, drei Stunden, bis jemand alles gesagt hat, was ihn bewegt. Oft war ich in der Seelsorge das zuhörende Ohr, das eigentlich der Ehepartner hätte sein sollen. Wie oft habe ich gehört: „Herr Pugh, das habe ich keinem anderen Menschen gesagt.“ Und ich frage mich dann: Warum nicht dem Ehepartner? Warum können sie nicht über diese Dinge in der Ehe sprechen? Ein ganzes Gebiet wird ausgeklammert, so grundlegend, dass man sich Hilfe bei anderen sucht.
Es ist ein Grundbedürfnis, dass wir kommunizieren. Gott redet mit uns, und wir sollen auch in der Ehe miteinander reden. Hebräer 1,1 sagt: „Nachdem Gott vor Zeiten manchmal und auf mancherlei Weise zu den Vätern geredet hat durch die Propheten, hat er zuletzt in diesen Tagen zu uns geredet durch den Sohn.“
Ich bin so froh, dass Gott geredet hat. Johannes 1,1 sagt: „Am Anfang war das Wort (Logos).“ Logos betont den Inhalt. Gott sprach, und es war wichtig, was er gesagt hat. Der Inhalt seiner endgültigen Rede an die Menschheit ist die Person Jesu. Jesus ist das letzte Wort Gottes an die Menschheit, ein vollkommenes Wort. Besser konnte Gott nicht reden.
Und Gott will, dass wir reden und uns miteinander verständigen.
Kommunikationsprobleme in der Ehe und ihre Ursachen
Heute habe ich zwei Hauptfragen, die wir besprechen wollen. Erstens: Wo kann es in der Kommunikation schiefgehen? Und zweitens: Wie kann man wieder zusammenfinden?
Zunächst: Wo kann es im Herzen der Ehe, in der Verständigung, schiefgehen?
Erstens: Man spricht nicht genug. Oft teilt man sich dem anderen viel zu wenig mit. Man hat Dinge auf dem Herzen, sagt sie aber nicht. Informationen kommen nur zum einen, werden aber nicht weitergeleitet. Ich bin ein klassisches Beispiel für ein schlechtes Vorbild auf dieser Ebene. Viele Leute kommen, rufen im Gemeindebüro an und sagen: „Oh, sag deiner Frau Grüße!“ Oder sie melden: „Ein Kind ist auf die Welt gekommen.“ Ich komme nach Hause und vergesse, es meiner Frau zu sagen. Oh, Schrecken! Zwei Tage später erfährt sie es dann – und das ist für uns beide sehr peinlich, weil sie es nicht wusste.
Nun, wir haben inzwischen eine kleine Methode bei uns zu Hause entwickelt. Ich bin oft weg, und meine Frau hat Ideen zu Hause, die sie mir mitteilen will. Ich habe Ideen im Büro, die ich ihr mitteilen möchte. Aber oft können wir es in dem Moment nicht sagen. Deshalb schreiben wir die Dinge auf Zettel. Zu Hause habe ich ein kleines Fach. Die Zettel, die sie für mich schreibt, legt sie in mein Fach. Die Zettel, die ich für sie habe, lege ich in ein anderes Fach. Wenn ich mein Büro verlasse, nehme ich die Zettel mit nach Hause und stelle sie direkt mitten auf den Tisch, an dem sie sitzt und arbeitet. Sie liest ihre Zettel, ich lese ihre, sie liest meine, und ich lese ihre.
So teilen wir viele dieser scheinbar unwichtigen Dinge – nicht unwichtig, aber nebensächliche Informationen – mit. Vielleicht würden wir sonst eine halbe Stunde dafür brauchen. Seit Jahren haben wir deshalb keine Spannungen mehr wegen nicht mitgeteilter Informationen, wie es früher der Fall war. Wie oft musste ich sagen: „Oh Schatz, es tut mir leid, ich habe vergessen, dir das zu sagen.“ Gott sei Dank passiert das heute nicht mehr so oft.
Wir haben für unsere Ehe diese kleine Methode entwickelt, und das klappt ganz gut. Dazu kommen noch unsere nächtlichen Spaziergänge. Meine Frau wollte gestern Abend um halb elf spazieren gehen. Ich sagte: „Oh Schatz, heute Abend wäre es lieber, ins Bett zu gehen.“ Aber es ist gut, dass wir Zeit haben, um miteinander zu sprechen.
Übrigens gibt es Leute, die nicht wissen, was sie sagen sollen oder wie sie sich mitteilen sollen. Manche sind auf der Ebene des Sich-Mitteilens total unerfahren. Wenn du mit so einer Person verheiratet bist, bete, habe viel Geduld und versuche zu helfen.
Zweitens: Es gibt auch unausgesprochene Erwartungen, und da kann es sehr schiefgehen. Wir kommen in die Ehe aus zwei verschiedenen Hintergründen – seine Familie und ihre Familie.
Ich habe vor eineinhalb Jahren ein Paar getraut. Sein Hintergrund war schwäbisch, ihr Hintergrund australisch, sie ist in Australien aufgewachsen. Das war interessant! Australien hat eine angelsächsische Mentalität. In der vorehelichen Beratung hatten wir großen Spaß, denn ich verstehe ein bisschen von der deutschen und ein bisschen von der angelsächsischen Mentalität. Ich konnte sehen, wie sie sich aufgrund ihrer Hintergründe missverstanden haben. Ich sagte: „Ja, so denkt halt ein Engländer oder ein Angelsachse.“ Und dann konnte ich sagen: „Und so denkt ein Deutscher.“ Aha, so ist das eben.
Man kommt mit verschiedener Prägung und unterschiedlichen Erwartungen in die Ehe, auch aus der eigenen Familie. Bis man genug Geduld miteinander gehabt hat, vergehen manchmal Jahre – und manchmal gibt es Reibungen. Das Paar, von dem ich sprach, ließ sich trauen und ist jetzt vollzeitlich im Missionsdienst in Nepal. Ihr letzter Brief berührte mich sehr: „Oh, wir sind so glücklich, dass wir einander haben, und vielen herzlichen Dank für die Hilfe in der Vorehezeit.“ Kurz vor der Ehe dachten sie beide, ob es klappen wird, denn die Differenzen waren scharf. Aber Gott schenkte viel Gnade, sodass sie bis heute eine schöne Ehe haben dürfen.
Ich las einmal von einem Mann, der kurz nach der Hochzeit seine erste Geschäftsreise machte. Er bat seine Frau: „Bitte pack mir meinen Koffer.“ Ganz entsetzt sagte sie barsch zurück: „Packt er doch selber!“ Das führte natürlich zu einer kleinen Krise und Verletzung. Durch Gespräche entdeckten sie etwas Interessantes.
Er war in einer Familie aufgewachsen, in der seine Mutter, die sehr detailorientiert war, den Koffer für seinen Vater bei Geschäftsreisen packte. Es fehlte nichts, immer war alles drin. Er hatte ohne es auszusprechen die stille Erwartung, dass seine Frau das genauso machen würde, wenn sie ihn liebt – so wie seine Mutter das für seinen Vater tat.
Sie hingegen wuchs in einer Familie auf, in der ihr Vater seine Koffer selbst packte, weil er nichts der Mutter aufbürden wollte. Sie dachte: „Wenn er mich liebt, dann packt er selber.“ Er dachte: „Wenn sie mich liebt, dann packt sie für mich.“ Seht ihr, wie viel Reibung durch unausgesprochene Erwartungen entstehen kann? Wenn man nicht versteht, was der andere meint, kann es heftig krachen.
Wie kann man das lösen? Indem man ausspricht, was man denkt, und sagt, was man hofft.
Meine Sekretärin bekam heute einen siebenseitigen Brief von ihrem Freund in Kalifornien. Sie fliegt in sechs Wochen zurück nach Kalifornien. Er schrieb den Brief, um alle seine Erwartungen für den weiteren Verlauf ihrer Freundschaft mitzuteilen – sieben Seiten. Sie war etwas enttäuscht, weil er schrieb: „Ich kann dir nicht sagen, dass wir im kommenden Jahr heiraten werden. Bitte dräng nicht darauf, ich muss warten, ich muss mir das überlegen, wir müssen uns kennenlernen.“ Das war für sie enttäuschend, denn sie hoffte auf eine schnellere Entwicklung. Aber sie weiß jetzt, woran sie ist. Sie sagte: „Es beruhigt mich zu wissen, wo ich bei ihm stehe, denn er hat seine Erwartungen mitgeteilt.“ Das ist gesund.
Erwartungen müssen dem anderen mitgeteilt werden. Wir müssen lernen, sie zu artikulieren. Wir müssen sagen, was wir meinen, was wir denken und was wir fühlen.
Man spricht zu wenig, aber man spricht auch manchmal zu viel und zu voreilig. Das gibt es auch: Man redet, bevor man denkt, verurteilt eine Sache, bevor man sie richtig kennt – Vorurteile.
Sprüche 18,13 sagt: „Wer antwortet, bevor er gehört hat, dem ist es Torheit und Schande.“ Merkt euch das! Das ist ein guter Vers zum Auswendiglernen. Ich möchte heute nicht, dass jemand die Hand hebt, aber ich würde fast meine Hand ins Feuer legen, dass alle Ehen, die hier vertreten sind, mindestens einmal darunter gelitten haben, dass jemand voreilig gesprochen und den anderen verletzt hat, bevor er die Sache richtig gehört hat.
Erst vor einer Woche habe ich genau das gemacht – einmal bei meiner Frau. Sie sagte: „Du hast meinen Satz noch nicht zu Ende gehört.“ Das war sehr peinlich. Ich musste mich entschuldigen und sagen: „Oh, es tut mir leid, bitte sprich dich aus.“ Ich lag völlig falsch in meiner Beurteilung, weil ich sie nicht ausreden ließ.
Sprüche 18,6 sagt: „Die Reden des Toren stiften Streit, und er schimpft, bis er Schläge kriegt.“ Es ist unweise, wenn jemand ständig schimpft.
Man spricht zu viel und zu voreilig – das ist ein großes Problem, warum es in der Ehe schiefgehen kann. Jemand sagte einmal: Gott gab dem Menschen zwei Ohren und einen Mund, damit wir mindestens zweimal so viel hören wie reden. Das ist gar nicht so dumm, ich denke, da steckt Weisheit drin.
Zeige Interesse am anderen, stelle interessierte Fragen und sei nicht erschrocken, wenn eine andere Antwort kommt, als du erwartet hast.
In der Seelsorge habe ich mir angewöhnt, wenn ich Fragen stelle, zum Beispiel: „Was ist das Problem?“ und das Problem ist etwas Schwerwiegendes wie Homosexualität, Inzucht, Diebstahl oder Abtreibung, dann reagiere ich nicht erschrocken mit: „So etwas hast du gemacht?“ Sondern ich frage: „Wann geschah das? Wie oft? Wie alt warst du? Mit wem? Was waren die Verbindungen?“ Ich frage nach Details, damit die Person sich aussprechen kann und ich die Problematik voll verstehen kann, ohne erschrocken zu reagieren.
Wisst ihr, was passiert, wenn man erschrocken reagiert? Der andere geht zu und sagt: „Also, wenn es so ist, dann rede ich nicht mehr.“ Wenn man sich so aufbäumt, wenn jemand sagt: „Ich will Hilfe“, dann sagt der andere nichts mehr.
Ich habe diese Worte oft in der Seelsorge gehört von Leuten, die sagen: „Ich habe ihm etwas gesagt, aber dann ist er hochgegangen, und ich rede nicht mehr mit ihm.“ Man schließt sich dem anderen wegen der explodierenden Reaktion an.
In Ehen, die heute hier vertreten sind, kann es solche Probleme geben. Dann muss man zurückgehen und sagen: „Schatz, ich bin explodiert, ich weiß. Ich bitte um deine Vergebung. Lass uns in Ruhe darüber sprechen. Mit Gottes Hilfe will ich ruhig bleiben und zuhören, solange du redest.“
Oft ist diese explodierende Reaktion auf das zurückzuführen, was wir in unserer Kindheit beobachtet haben. Wenn der Vater zu Hause oft explodierte, neigt der Sohn dazu, das zu kopieren. Es ist ernüchternd, manchmal nicht erfreulich, aber wir tendieren dazu, nicht nur die Stärken, sondern auch die Schwächen unserer Eltern zu übernehmen. Sie waren unser Vorbild und gaben uns Anleitung, wie man sich verhält, wenn etwas passiert.
Hat der Vater geflucht, wenn etwas schiefging, tendiert der Sohn dazu, auch zu explodieren und zu fluchen, wenn etwas nicht klappt. Wir müssen manche Dinge verlernen und uns durch das Wort Gottes umschulen lassen. Die explodierenden Reaktionen vieler Menschen müssen sich legen, und wir müssen bereit sein, uns vom Wort Gottes sagen zu lassen: So geht es nicht. Gewalt zerstört vieles. Gewaltvolle Reaktionen helfen nicht.
Oft ist an dieser Stelle auch Kritik gemeint – eine kritikgeladene Reaktion. Wenn ein Kind viel kritisiert wurde, geht es in die Ehe und wird selbst ein kritisierender Partner. Sie kritisiert ihn, nörgelt und macht ihn klein, weil sie das aus ihrer Kindheit kennt. Und wenn er das auch kennt, kritisiert er zurück. So entsteht ein Teufelskreis. Beide jagen sich, hauen sich tief in die Erde und unterdrücken sich gegenseitig.
Das ist nicht Gottes Plan für die Ehe. Gott hat etwas ganz anderes gemeint, als ständig zu kritisieren.
Noch schlimmer wird es, wenn nicht nur die Sache kritisiert wird. Zum Beispiel: Sie hat die Hemden nicht schön gebügelt, und er sagt: „Du hast meine Hemden nicht schön gebügelt.“ Das kann schon weh tun. Aber wenn er dann noch sagt: „Du bist ein Taugenichts, du bringst nichts zuwege, du bist ein ständiger Versager“ und die Persönlichkeit angreift, dann geht innerlich vieles kaputt.
Die meisten von uns haben solche angreifenden Worte nicht nur gehört, sondern leider auch selbst benutzt. Das führt dazu, dass die Beziehung unter Spannung gerät, weil wir unbiblisch reagiert haben.
Man spricht nicht so, wie man sprechen soll.
Sprüche 15,1-2 sagen: „Eine sanfte Antwort dämpft den Grimm, ein verletzendes Wort aber reizt zum Zorn. Die Zunge der Weisen gibt gute Lehren, aber der Torenmund schwätzt viel Dummes.“ Das steht in der Bibel und klingt fast schwäbisch, nicht wahr? Ich finde, das ist gut so direkt formuliert, damit man es nicht missversteht.
Es ist nicht weise zu sagen: „Ich rede einfach, was mir in den Kopf kommt.“ Es ist nur gut, das zu sagen, was dir in den Sinn kommt, wenn es Gutes ist.
Wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht nur mitteilen, sondern dass das, was wir mitteilen, und wie wir es mitteilen, auch eine erbauende Wirkung hat.
Man spricht nicht genug, man spricht zu viel und zu voreilig.
Drittens: Man will den anderen gar nicht verstehen.
Am ersten Abend haben wir 1. Petrus 3,7 gelesen: „Wohnet mit Vernunft bei dem weiblichen Teil als dem schwächeren und erweist ihnen Ehre als solchen, die auch Miterben der Gnade des Lebens sind, damit eure Gebete nicht gehindert werden.“ Das heißt, man soll verständnisvoll aufeinander eingehen.
Rechthaberei in der Ehe hat eine tödliche Wirkung für die Beziehung. Wenn jemand nur Recht behalten will, auch wenn er nicht im Recht ist, kühlt sich etwas im Herzen des anderen ab. Rechthaberei treibt den anderen weg.
Wenn man den anderen gar nicht verstehen will und nur sein Recht behalten will, leidet die Beziehung schwer darunter.
Es gibt viele rechthaberische Menschen, die so rechthaberisch sind, dass sie Recht haben, auch wenn sie nicht Recht haben.
Nichts ist tragischer, als einem rechthaberischen Menschen Fakten vorzulegen, und er sagt: „Das ist nicht so.“ Ich habe das oft erlebt in ehelichen Beratungen, wenn Ehepartner streiten und ich versuche zu schlichten. Der rechthaberische Partner lässt sich nichts sagen und bleibt stur.
Es tut mir leid, dass manche Ehen dadurch kaputt gegangen sind.
Es ist meine Lebensaufgabe, meine Frau verstehen zu wollen, und ihre Lebensaufgabe, mich verstehen zu wollen. Dazu haben wir uns verpflichtet, als wir das Ja-Wort gegeben haben.
Wie heißen diese Worte? In Gesundheit und Krankheit, in Wohlsein und Not zueinander zu stehen, zu halten und zu verstehen, auch wenn es schwer ist.
Man spricht nicht genug, man spricht zu viel und zu voreilig, man will den anderen vielleicht gar nicht verstehen, weil man das Recht behalten will.
Viertens: Man schweigt als Züchtigung.
Viele Menschen machen das. Schweigen als Strafe macht kaputt.
Einmal in meiner Jugend haben meine besten Freunde mich eine ganze Woche lang mit Schweigen behandelt. Ich habe bis heute nicht herausgefunden, warum. Wenn ich sie frage, würden sie es wahrscheinlich vergessen haben, aber ich nicht.
Manche wurden so erzogen, dass die Eltern züchtigten und anschließend ein oder zwei Tage mit dem Kind nicht sprachen, damit es merkt, dass es wirklich falsch war, was es gemacht hat.
Aber Schweigen macht kaputt. Schweigen ist nicht Gottes Wille für die Ehe.
Wenn wir einen Streit ausgetragen, ausgesprochen und geregelt haben, dann sollen wir wieder miteinander reden.
Denk mal mit mir nach, wie man Schweigen interpretiert: Jemand kommt in unsere Versammlung, hat die Möglichkeit zu sprechen, du kennst die Person, ihr habt euch lange nicht gesehen, und du denkst, ihr könnt euch freuen, euch wiederzusehen.
Die Person kommt rein, grüßt dich aber nicht, spricht nicht, schaut dich an, grüßt dich nicht. Du denkst: „Habe ich etwas falsch gemacht?“
Schweigen wirkt nach meiner Beobachtung fast wie eine Strafe.
Es gab eine Situation, in der eine Frau in einem schwerwiegenden Moment einfach ihre Hand auf den Arm ihres Mannes legte. Diese Berührung drückte Zärtlichkeit aus, und das ganze Problem begann sich zu lösen.
Ich möchte heute Abend betonen, wie wichtig es ist, in der Ehe einen Handdruck zu geben, eine Umarmung, Hand in Hand oder Arm in Arm zu zeigen, dass man sich gern hat.
Auch das spricht zum anderen: „Ich habe Zeit und Interesse für dich.“
Wege zur Versöhnung und biblische Grundregeln für die Ehe
Angenommen, die Drähte der Kommunikation sind durch Spannungen durchtrennt worden – wie löst man das Problem? Wie findet man wieder zusammen? Die sechs Dinge, die wir schon genannt haben: korrigieren, das Falsche nicht mehr tun, sondern das Richtige machen, basierend auf den Dingen, die wir erkannt haben.
Schlagen Sie bitte mit mir Epheser 4 auf. Epheser Kapitel 4 enthält eine wichtige Bibelstelle. Ich habe neulich einem Ehepaar gesagt: Bitte lernt diese Bibelstelle auswendig. Es sind vielleicht die Verse 25 bis 32, also sieben oder acht Verse. Das könnten die wichtigsten Worte sein, die du je auswendig lernen könntest, besonders was deine eheliche Beziehung betrifft. Denn hier finden wir Grundregeln, wie wir miteinander kommunizieren sollen.
Erstens, Vers 25: „Legt die Lüge ab und redet die Wahrheit, ein jeder mit seinem Nächsten; denn wir sind untereinander Glieder.“ Lüge nicht in der Familie. Du sagst, das machen wir nicht. Aber sind wir uns alle so sicher, dass wir das wirklich wissen? Lüge nicht in der Familie, lüge nicht deinen Ehepartner an – auch nicht durch das Ungesagte. Rede geradeaus das, was du denkst. Wenn eine Frage kommt, antworte geradeaus. Es ist erschreckend, wie viel Unwahrheit in manchen christlichen Ehen gesagt wird.
Ich kenne Ehen, in denen die Partner Dinge mit sich herumtragen, ohne sie dem Ehepartner zu sagen. Sie verheimlichen es für sich selbst und tun so, als ob alles in Ordnung wäre. Das ist Vorspiel, das ist gelogen, wenn man tief im Herzen das nicht ausspricht, was man anderen vielleicht sagen würde. Redet die Wahrheit!
Zweitens, lasst die Sonne nicht untergehen über eurem Zorn. Vers 26: „Zürnet ihr, so sündigt nicht; die Sonne gehe nicht unter über eurem Zorn.“ Ich wünschte, ich könnte vor euch stehen und sagen: Das haben wir immer praktiziert, ausnahmslos in unserer Ehe. Aber manchmal schliefen wir ein, ohne das Problem geklärt zu haben. Wir haben uns nicht verstanden vor dem Einschlafen und schliefen mit dem ungelösten Problem ein.
Und was passiert, wenn wir das tun? Der nächste Vers sagt: Gebt nicht dem Teufel Raum. Ich bin überzeugt, wenn wir mit ungeklärtem Zorn einschlafen, geben wir auch in den Nachtwachen dem Teufel Raum, uns anzugreifen. Wer von uns ist nicht schon einmal mit Zorn eingeschlafen und ebenso zornig wieder aufgewacht? Ist es dir nicht manchmal so ergangen, dass du aufgeregt über eine Sache eingeschlafen bist, die ganze Nacht darüber gegrübelt hast und unausgeruht, müde und belastet aufgewacht bist? Weil das Problem die ganze Nacht gearbeitet hat, weil wir dem Teufel Raum gegeben haben, weil wir ungehorsam waren. Löse die Spannung, schlafe nicht ein, bevor die Spannung gelöst ist.
Drittens, Vers 28: „Dienet einander! Wer gestohlen hat, der stehle nicht mehr, sondern bemühe sich vielmehr, mit seinen Händen etwas Gutes zu erarbeiten, damit er dem Dürftigen etwas zu geben habe.“ Unser Leben soll nicht vom Nehmen geprägt sein, sondern vom Geben. Der Dieb stiehlt, um zu haben. Hier heißt es, wir sollen nicht stehlen und nur nehmen, sondern unser Leben soll ein lebendiges Dienen sein, damit wir geben können. Das gilt für beide Partner in der Ehe: Diene deinem Partner! Wenn wir das nicht jeden Abend sagen, fehlt etwas in der Verkündigung. Die Ehe ist ein gegenseitiges Dienen. Ihr habt das, glaube ich, bisher jeden Tag gehört: Es ist gegenseitig hundertprozentig, dem Ehepartner zu dienen.
Viertens, redet nur erbauende, erhebende Worte miteinander. Vers 29: „Keine schlechte Rede gehe aus eurem Munde, sondern was gut ist zur notwendigen Erbauung, dass es den Hörern wohltue.“ Das sollte man sich an den Spiegel hängen – heute Abend oder morgen früh –, damit man es sieht, wenn man es nicht auswendig weiß. Ich gebe jungen Paaren in der vorehelichen Seelsorge eine Empfehlung, die ich für das Wichtigste halte, was ich weitergebe.
Ich bin persönlich tief davon überzeugt, dass es ein Grundbedürfnis des Ehemanns ist, von seiner Ehefrau regelmäßig zu hören, dass er seine Führung zu ihrer Zufriedenheit ausübt. Denn das ist seine Rolle: die Aufsicht, die Leitung. Wenn er von ihr die Rückmeldung bekommt: „Danke, dass du das Geld nach Hause bringst, danke, dass du treu in der Arbeit bist“, dann soll er das nicht als selbstverständlich ansehen, sondern als Dankeschön hören. Er wird bestätigt und macht es weiterhin zu ihrer Zufriedenheit.
Wenn sie das regelmäßig tut, täglich oder alle paar Tage, und immer wieder sagt: „Ich bin dankbar für dich, für deine Leitung, für deine Führung“, muss es aufrichtig sein. Es darf nicht manipulierend sein, sondern aus der Situation heraus wachsen. Und sie soll es ihm sagen.
Die Frau will wissen, ob sie ihre Unterstützungsrolle zu seiner Zufriedenheit ausführt. Wie oft habe ich von Frauen gehört, die mir unter Tränen in der Seelsorge gesagt haben: „Ich habe ihm das beste Essen gekocht, habe stundenlang in der Küche gearbeitet, und er kommt nach Hause, isst hastig und geht aus dem Esszimmer, setzt sich vor den Fernseher und merkt gar nichts.“ Wie viel Liebe habe ich investiert und bekomme nicht einmal ein Dankeschön.
Manche sagen: Wofür soll ich Dankeschön sagen, wenn meine Frau kocht? Sie ist doch die Köchin des Hauses. Wenn man den Ehepartner für selbstverständlich nimmt und nicht dankbar ist für seine Dienste, beginnt der Tod der Ehe. Man muss der Frau sagen, dass man dankbar ist, und sie muss es auch tun. Wenn ich heimkomme und sage: „Oh Schatz, ich finde es so schön, wie die Wohnung aussieht“, und ich sehe, was sie gemacht hat, wenn sie geputzt oder gewaschen hat, dann bestätige ich sie in ihrer Aufgabe und Rolle. Das macht sie auch dankbar.
Wenn wir das ständig gegenseitig tun, sind wir zwei Menschen, die einander die Wendeltreppe hinaufjagen. Wir ermutigen uns, und das ist die Erfüllung dieses Bibelverses: einander erbauende Worte sagen. Wenn einmal eine korrigierende Aussage nötig ist, weiß man, aus welchem Herzen sie kommt – aus einem Herzen, das mich liebt, so wie ich bin, mich ermutigt und annimmt. Das kann ich annehmen.
Fünftens, seid gehorsam und betrübt nicht den Heiligen Geist, mit welchem ihr versiegelt worden seid am Tag der Erlösung. Seid gehorsam dem Heiligen Geist und tut, was ihr aus der Schrift wisst.
Sechstens, legt alle Bitterkeit ab. Vers 31: „Alle Bitterkeit und Grimm und Zorn und Geschrei und Lästerung sei ferne von euch samt aller Bosheit!“ Oh, wie giftig reden manche, wenn sie zur Seelsorge kommen! Zwei Amerikaner im Militär kamen einmal, und sie begannen, sich ständig zu unterbrechen. Es war fast wie eine Schlägerei, so hassgeladen waren ihre Worte.
Hier heißt es von Christen: Alle Bitterkeit, Grimm, Zorn, Geschrei legt ab! Solche Dinge sollen wir nicht rechtfertigen mit dem Argument: „Du hast mich aufgeregt, deswegen habe ich geschrien.“ Nein, legt das ab. Das gehört nicht zum Leben eines Christen.
Seid aber gegeneinander freundlich, barmherzig und vergebt einander, gleichwie auch Gott in Christus euch vergeben hat. Vergebt einander! Was ist Vergebung? Vergebung ist notwendig, wenn der andere mir gegenüber schuldig geworden ist. Ich muss bereit sein, ihm seine Schuld zu erlassen.
Nur reiche Leute können vergeben. Wenn ich zu dir komme und beim Ausziehen meines Mantels eine teure Vase im Flur umstoße, ein Familienerbstück im Wert von zehntausend Mark, und ich sage: „Bitte vergib mir“, und du sagst: „Ja, ich vergebe dir“, dann muss ich keine Wiedergutmachung zahlen. Vergebung befreit mich von der Notwendigkeit, zurückzuzahlen.
Das ist die Bedeutung der Vergebung Gottes für uns. Was hätten wir mit unserem ganzen Leben für die Ewigkeit zahlen müssen? Und er sagt: „Ich vergebe dir, ich lasse dich frei von deiner Schuld.“ Wir sind reich gemacht durch die Vergebung Jesu, wenn wir Christus kennen.
Daher sind wir in der Ehe Menschen, die von Vergebung nehmen und diese Vergebung weitergeben – nicht nur an den Ehepartner, sondern auch an die Kinder, Kinder an die Eltern und in allen Beziehungen. Nur reiche Leute können vergeben. Aber wir wurden in Christus reich gemacht durch seine Vergebung, wenn du seine Vergebung kennst.
Ich weiß nicht, ob du sie kennst, das weiß nur du allein. Ein Mann kam aus dem Gefängnis in Stammheim, ein Engländer, der 16 oder 18 Monate Einzelhaft verbüßt hatte. Gerade in den Tagen seiner Verhaftung war seine Ehe in Bruch, beide dachten an Scheidung. Ich habe Barry, so heißt er, während dieser Zeit im Gefängnis besucht und mit ihm über die Vergebung Gottes gesprochen. Er war 48 oder 49 Jahre alt.
Als er entlassen wurde und mich besuchte, sprach ich erneut mit ihm über die Vergebung Gottes in Christus Jesus. Beim dritten Gespräch fragte ich: „Barry, was hindert dich daran, Christ zu werden?“ Er sagte: „Ich weiß nichts. Eigentlich habe ich mein ganzes Leben lang danach gesucht und es nicht gefunden.“ Barry war Soldat in China und Südafrika, hatte eine Bar in England und ein raues Leben mit viel Sünde hinter sich.
Vor zwei Jahren betete Barry in meinem Büro, um den Herrn Jesus Christus in sein Leben aufzunehmen. Nachdem er gebetet hatte, sagte ich: „Barry, wenn du es aufrichtig gemeint hast, hat Jesus Christus dir alles vergeben, was du je getan hast.“ Er sagte: „Oh, Vivian würde sich freuen.“ Vivian ist seine Frau. Ich sagte: „Barry, da ist das Telefon, ruf sie an und sag es ihr.“ Er rief sie in England an. Ich hätte fast ihr tränendes Gesicht sehen können, denn sie war gläubig und hatte für ihren Mann gebetet. Große Freude entstand.
Ich hatte das Vorrecht, sie vor drei oder vier Wochen in England zu besuchen – eine intakte, geistliche christliche Ehe, weil Gott die Veränderung geschaffen hat. Gott allein ist fähig, uns zu helfen.
Bist du bereit, wie einst Barry zu sagen: „Ich habe gegen Gott gesündigt und bin bereit, mein Leben vor Gott zu beugen und zu sagen: Herr, vergib mir, mach mich neu. Ich gebe dir meine ganze Schuldenlast.“ Vielleicht ist deine Last auch sehr groß, das weiß der Herr, vielleicht weiß es niemand hier. Aber bring sie so groß wie sie ist zum Herrn und sag: „Herr, es tut mir leid, ich bitte um Vergebung.“ Fang an, das in deiner Ehe umzusetzen. Damit ihr nicht mehr nebeneinander herlebt, sondern euch durch die Kraft Jesu wiederfindet.
Schlussgebet um Versöhnung und Erneuerung
Wir beten zusammen.
Vater im Himmel, wir danken dir, dass es Auswege aus dem Problem gibt – aus dem Problem unseres egozentrischen Denkens. Vergib uns, Herr, wo wir gegen dich gesündigt haben.
Mache uns alle bereit, nicht mehr voreinander in der Ehe wegzulaufen, sondern miteinander zu reden – in Freundlichkeit, vergebend, dienend und einander die Hand reichend.
Vater im Himmel, ich bitte dich im Namen Jesu um das Wunder der Bekehrung in dieser Woche für Menschen, die dich noch nicht kennen. Ich kenne die Herzen der einzelnen hier Anwesenden nicht, und das ist gut so. Aber du kennst alle, du weißt um ihre Nöte und Probleme.
Durch deinen Heiligen Geist bitte ich dich: Rede in jedes Herz in diesem Moment hinein und bewirke Entscheidungen, die eine Änderung in der ehelichen Beziehung zur Folge haben. Wo ein Scherbenhaufen liegt, gib du die Bereitschaft, in Demut Fehler zuzugeben. Schenke Tränen der Buße und Umkehr.
Wir bitten dich, Vater im Himmel, bewirke das Wunder der Neugeburt und Erneuerung dort, wo es so dringend nötig ist.
Wir rechnen gemeinsam mit deinem Wirken in diesen Tagen. Nicht, dass wir nur Hörer deines Wortes sind, sondern dass wir auch Täter werden, dir zum Gefallen und zur Ehre.
Amen.
