Einführung in das Thema Dankbarkeit im Glaubensleben
Okay, kommen wir einen Schritt weiter zum Thema Dank. Kolosser 1, die Verse 3-8, sind wieder voll mit Anwendungen.
Ich weiß nicht, wie ihr Briefe lest, aber ich würde das so lesen: Was kann ich von einem alten Apostel lernen, der gerade im Gefängnis sitzt und der irgendwie weiß, wie man sein Christsein richtig lebt? Was kann ich für mich daraus mitnehmen?
Er sagt: „Wir danken Gott, dem Vater unseres Herrn Jesus Christus, alle Zeit.“ Das heißt: immer dann, wenn er an die Gemeinde denkt, dankt er. „Alle Zeit, wenn wir für euch beten, da wir von eurem Glauben an Christus Jesus gehört haben und von der Liebe, die ihr zu allen Heiligen habt, wegen der Hoffnung, die für euch in den Himmeln aufbewahrt ist.“
An dieser Stelle hören einige bei den Worten Glaube, Liebe, Hoffnung auf und springen direkt zu 1. Korinther 13,13, um dort ihre Predigt fortzusetzen. Das wäre aber falsch. Wir sind beim Thema Dank. Wir sind an der Stelle, wo jemand, der eine Gemeinde nicht persönlich kennt, für diese Gemeinde dankt, weil er von ihr gehört hat.
Ich weiß nicht, wann du das letzte Mal für eine Gemeinde gedankt hast, die du nicht kennst. Falls du das noch nie getan hast, aber heute davon hörst, dass es einen Mini-Missionsbericht gibt – zum Beispiel über eine kleine, verrückte Gemeinde in Berlin –, dann wäre das eine mögliche Anwendung.
Du könntest sagen: „Ich möchte nächste Woche für diese verrückten Christen in Berlin beten.“ Warum? Weil bei ihnen genau wie bei den Kolossern Liebe da ist und Glauben – Glauben an Christus Jesus. Das ist doch spannend!
Zum Christsein gehört es also auch dazu, dass wir danken. Ihr könntet eine Gruppenarbeit zum Thema Dank im Kolosserbrief machen. Heute haben wir dafür keine Zeit, aber ihr habt das als Gruppenarbeit im Skript vorgesehen.
Ihr könntet einfach im nächsten Hauskreis den Kolosserbrief unter dem Aspekt Dank durchlesen. Was sagt dieser Brief über das Danken? Dann habt ihr fünf Anwendungen – ganz einfach. Denn der Brief ist voll davon. Er beginnt mit Dank und zieht sich durch den ganzen Brief hindurch.
Und ich kann dir eines sagen: Wenn du Christ bist, musst du das Lernen, zu danken.
Die Bedeutung des Dankens im Umgang mit Sorgen
Das geht so weit, dass, wenn du deine Sorgen abgibst – ich hoffe, ihr gebt eure Sorgen ab, vor allem die Schwestern –, denn das ist euer Standardproblem: Ihr wollt eure Sorgen gerne für euch behalten. Aber wer Sorgen für sich behält, ist ein Dieb. Ja, logisch: Wenn ich das, was einem anderen gehört, für mich behalte, bin ich ein Dieb.
Sorgen sind Chefsache. Das heißt, Sorgen sind abzugeben – dorthin, wo sie hingehören, nämlich zu Gott.
Könnt ihr das auch auswendig lernen? Ich bin ein Freund davon, Bibelverse auswendig zu lernen. Das habe ich heute Morgen schon gesagt und sage es immer wieder. Wenn du ein biblisches Prinzip festhalten und verstehen willst, musst du den dazugehörigen Vers auswendig lernen.
Denn wenn eine Sorge in dein Leben tritt und sagt: „Hallo, ich bin die Sorge“, und du antwortest: „Hallo, ich bin die Conny“, dann stehst du mit deiner Sorge da und überlegst: Was mache ich jetzt mit dieser Sorge? Dann ist es unglaublich hilfreich, wenn du an dieser Stelle weißt, dass in Philipper 4,6 steht, dass man Sorgen mit Danksagung abgeben soll.
Dann weißt du: Du gehörst gar nicht hierher, du musst weg. Und dann geht die Sorge weg.
Na ja, das ist einfach, habe ich ja schon ein paarmal gesagt, wenn man weiß, wo es steht. Das funktioniert aber nur, wenn ich den Vers tatsächlich auswendig lerne.
Deswegen zeige ich euch jetzt meine 2010er Kärtchen, wenn ich sie hier irgendwo habe. Hier sind sie. Ich habe immer einen Stapel mit Bibelversen dabei, die ich gerade auswendig lerne.
Samstag vor einer Woche war ich in einem Seminar, das hieß Südberliner Gemeindebibelschule. Dort habe ich zwei Vorträge gehalten. Zwischen meinen beiden Vorträgen war ein Freund von mir dran, der über das fünfte Gebot sprach: „Ehre deine Eltern.“
Ich stellte fest, das ist ein spannendes Thema. Gleichzeitig fiel mir auf, dass ich noch gar nicht so viel aus dem Kopf über dieses Thema wusste. Deshalb habe ich fleißig mitgeschrieben und am Ende drei gute Bibelverse notiert, von denen ich dachte: Das sind drei Prinzipien zum Umgang mit Eltern, die möchte ich nie wieder vergessen.
Die Praxis des Auswendiglernens von Bibelversen
Wie macht man das? Wie schafft ihr es, dass ihr die Punkte, an denen der Geist Gottes euch im Verlauf der Vorträge anspricht, nie wieder vergesst? Wie machst du das? Denn wenn du es wieder vergisst, dann brauchst du nicht hier sitzen. Das ist kein Argument gegen die Schule, obwohl dort Ähnliches passiert. Aber wir wollen ja irgendwie intelligenter an die Sache herangehen. Ja, es gibt einen Grund, warum es Schulpflicht gibt. Das macht nicht immer Sinn.
Also, wie machst du es ganz konkret? Der Psalmist sagt: Ich will das Wort Gottes nicht vergessen. Der Herr Jesus kann mitten in der Versuchung etwas sagen? Es steht geschrieben – bam! Ich finde das total spannend. Ich lese immer wieder die Versuchung und sehe den Showdown von High Noon. Ich sehe, wie Jesus einfach dasteht, wie der Teufel kommt und ihn versucht, und dann sagt Jesus: „Es steht geschrieben!“ Ich finde das so fantastisch, und ich habe mir das einfach zum Vorbild genommen. Ich sage mir: Wenn der Teufel in mein Leben hineingreift, möchte ich sagen: „Ich kriege dich! Es steht geschrieben!“
Wie machst du das? Wie hältst du das Wort Gottes fest? Wie machst du das, was der Psalmist so oft im Psalm 119 schreibt: „Ich werde das Wort Gottes nicht vergessen“? Ich weiß nicht, wie du es machst. Ich mache es über Bibelverse, die ich auswendig lerne und regelmäßig wiederhole. Dadurch habe ich die Chance, dass das, was ich einmal von Gott verstanden habe – und wir haben ja nicht unendlich viele abstrakte Ideen von Gott –, ich kann das eingrenzen auf zwei, drei, vier, fünf. In der Jüngerzeit waren es sieben, acht, neunhundert Bibelverse.
Ihr lacht. Weißt du, was es wäre, wenn du 500 Verse auswendig könntest? Wenn du zu jedem ethischen Thema wüsstest, was Gott sagt? Weißt du, was es wäre, wenn dein Kind zu dir kommt und eine Frage hat, und du sagst: „Da steht es!“ Stell dir das einmal vor. Stell dir vor, du bist in einem evangelistischen Gespräch, kannst deine Bibel aufschlagen und weißt genau, wo es steht. Stell dir das einfach mal kurz vor.
Mich kostet das fünf Minuten am Tag. Das ist die Zeit zwischen dem Anschalten meines Wasserkochers und dem Zuendeziehen meines Tees – fünf Minuten am Tag. Und ich lerne ganz schlecht. Erzähl mir nichts von schlechtem Auswendiglernen, ich habe ein Problem mit meinem Langzeitgedächtnis. Ich muss die Dinge alle sechs Wochen wiederholen. Für mich ist jede Wiederholung Qual und Frustration. Aber ich sage dir eins: Die Verse, die ich kann – und es sind ungefähr fünfhundert plus – sind das A und O meines Dienstes, das A und O meiner Kindererziehung, das A und O meiner evangelistischen Gespräche, das A und O meines Seelsorgedienstes.
Es ist immer das A und O, denn nur das, was du weißt und wo es steht, bildet eine Überzeugung in deinem Herzen. Ansonsten hast du keine Überzeugung, wenn du glaubst, was du irgendwo in irgendeinem Buch mal gelesen hast. Wenn man danach bohrt, ist es nur heiße Luft.
Für die Alten, also jetzt alle über 40, gilt das fast nicht mehr. Fairerweise muss man sagen, dass die Lernfähigkeit rapide abnimmt, wenn die Vier davor erst mal steht. Ja, sorry, das ist einfach so. Also, wir schaffen noch: Vierzig plus schafft vielleicht noch einen Vers die Woche, viel mehr ist nicht mehr wirklich drin, vielleicht zwei, wenn du gut bist. Aber das hängt ein bisschen ab. Ich schaffe so ein bis zwei.
Wenn du noch nicht dreißig bist, gebe ich dir den Rat: Fang jetzt Vollgas an, dein gesamtes Bibelverslernen. Jeden guten Vers, den du hast, einfach in deinen Schädel reinzuprügeln.
Ein Tipp: Erste Anwendung – ich will morgen anfangen, Bibelverse auswendig zu lernen. Sehr gut, sehr gut. Also, ich kann es euch nur raten, weil ich wüsste nichts, was besser geht.
Zurück zum Thema Dankbarkeit und Gebet für andere Christen
Kehren wir noch einmal zurück zum Thema Danken. Zuvor hatten wir eine kleine Abschweifung zum Thema Sorgen gemacht. Selbst wenn man Sorgen abgibt, geschieht das oft im Zusammenhang mit Danksagung. Ihr merkt, wir müssen das Danken einfach lernen.
An dieser Stelle kommt ein Gedanke: Paulus sitzt im Gefängnis und beginnt, wenn er betet, für andere Christen zu danken. Ist das nicht bemerkenswert? Wann dankst du eigentlich für andere Christen? Ist es nicht so, dass wir uns im Gebet meist eher mit denen beschäftigen, bei denen es gerade im Glauben und in der Liebe nicht so gut läuft?
Das sind die Personen, die hochploppen: „Herr, hilf dem und rette den, schau, dass der da rauskommt“ – und du weißt, wie es weitergeht. Dabei vergessen wir oft die, bei denen eigentlich alles gut läuft. Für die man einfach sagen könnte: „Herr, ich danke dir, dass sie alle da sind.“ Das wäre mal ein Tipp.
Dann heißt es hier: „Von der Liebe, die ihr zu allen Heiligen habt“ (Vers 5). Wegen der Hoffnung – dieses kleine Wörtchen „wegen“ wird gerne überlesen.
Die Grundlage von Glaube und Liebe in der Hoffnung
Worauf die Grundlage von Glaube und Liebe fußt, ist die Hoffnung – und nicht umgekehrt. Versteht ihr: Glaube und Liebe sind das Fundament, aber die Basis davon ist die Hoffnung. Zuerst habe ich die Hoffnung, und weil ich eine Hoffnung habe, entsteht daraus der Glaube. Hier ist mit Glaube das aktive Vertrauen gemeint.
Der Begriff Glaube im Neuen Testament hat drei Bedeutungen: Erstens den Akt des Glaubens, also das Gläubigwerden. Zweitens den Inhalt des Glaubens, also das, woran ich glaube. Und drittens das Glaubensleben, also das Leben, das ich als Christ führe.
Paulus ist natürlich begeistert davon, wenn man etwas vom Glaubensleben sieht. Aber dieses Glaubensleben, das, was ich als Christ tue, tue ich doch, weil ich eine Hoffnung habe. Weil ich weiß, dass der Herr Jesus wiederkommen wird und weil ich weiß, dass sich das, was ich lebe, lohnt.
Genauso ist es mit der Liebe. Ich möchte euch fragen, ob ihr liebt. Ob ihr verstanden habt, dass Liebe das Zentrum eures Glaubens ist. Es ist völlig egal, ob ihr wisst, dass der Kolosserbrief zu den Gefängnisbriefen gehört, dass Tychikus ihn überbracht hat oder wo Kolosse liegt – wenn ihr nicht liebt, bringt euch das nichts.
Ich möchte euch fragen, ob ihr in der letzten Woche geliebt habt. Eigentlich möchte ich wissen, ob ihr heute schon geliebt habt. Ob ihr heute mit dem Bewusstsein aufgestanden seid und die ersten Stunden eures Tages mit dem Gedanken gelebt habt: Ich bin dazu berufen, Liebe zu leben.
Ich muss euch nicht sagen, dass Liebe das höchste Gebot ist. Ich muss euch auch nicht sagen, dass man uns an der Liebe erkennen soll. Und ich hoffe, ich muss euch nicht sagen, dass wenn ihr keine Liebe habt, alles, was ihr an Aktionen, an Begabungen und an Hingabe zeigt, völlig belanglos ist.
Wie sieht es in eurem Leben aus? Habt ihr heute Morgen geliebt? Oder seid ihr einfach nur stur und gedankenlos durch den Tag gegangen, ohne zu beachten, was links und rechts von euch passiert? Mir passiert das manchmal, deshalb kann ich das so beschreiben.
Dann wache ich manchmal auf und denke: Mann, was tust du hier eigentlich? Du bist doch nicht dazu berufen, dich nur um dich selbst zu drehen und zu überlegen, wie du am besten davonkommst. Du bist zur Liebe berufen.
Solltet ihr nicht wissen, was Liebe ist, möchte ich euch eine Predigtreihe von mir empfehlen, die sich mit dem Thema Liebe beschäftigt. Ich habe eine Reihe über das Hohelied gemacht. Ich glaube, dass die Liebe zwischen Salomo und Sulamit der Inbegriff von Liebe ist.
Wenn ihr euch das anhören wollt, findet ihr die Vorträge unter frogwords.de/hohelied. Dort könnt ihr live am Prototyp Salomo und Sulamit erleben, was es heißt zu lieben. Und ihr könnt euch die Frage stellen: Bin ich bereit, das in mein Leben zu übertragen?
Biblische Liebe als Sehnsucht nach Beziehung
Was ist Liebe? Was ist biblische Liebe? Wann liebe ich?
Liebe ist Sehnsucht nach Beziehung. Immer dann, wenn ich Beziehung lebe oder so handle, dass Beziehung möglich wird oder sich vertieft, liebe ich. Wenn ich das nicht tue, dann liebe ich nicht.
Du kannst dir jetzt die Frage stellen, welche Beziehung du nächste Woche vertiefen möchtest. Das wäre der Anfang für: „Ich will nächste Woche den und den lieben.“ Das ist jemand, mit dem du eine Beziehung vertiefen kannst. Das ist Liebe.
Paulus sieht das bei den Kolossern und ist restlos begeistert. Er weiß, dass sie das nur leben können, weil sie eine Hoffnung haben – wegen der Hoffnung, die für euch in den Himmeln aufbewahrt ist. Wir haben heute Hoffnung auf etwas, das in der Zukunft einmal unser wird.
Auch das wäre ein ganz tolles Hauskreisthema, wenn ihr das weiterarbeiten wollt. Dank ist ein schönes Hauskreisthema, ein zweites schönes Hauskreisthema oder auch ein gutes Predigtthema, um den Kolosserbrief in euren Gemeinden zu vertiefen.
Welche Hoffnung haben wir eigentlich? Wenn ich dir jetzt einen Zettel in die Hand geben und die Frage stellen würde: „Welche Hoffnung hast du?“ – was würdest du darauf schreiben? Ich will gar nicht, dass du einen Bibelvers dahinter schreibst, ich will noch lieber sein. Aber welche Hoffnung hast du? Worauf hoffst du?
Ich wette, die meisten Christen haben so ein nebulöses „Na ja, irgendwie Himmel, und irgendwie wird auch Jesus wiederkommen, und ja, friss dich da rein.“ Die Qualität deiner Hoffnung bestimmt darüber, wie du deine Gegenwart lebst.
Wenn wir keine Hoffnung haben, wenn wir nicht begriffen haben, was da auf uns zukommt, was diese Dinge bedeuten, von denen die Apostel sprechen, wenn sie sagen, wir werden in einem umfassenden Sinn errettet werden – überleg dir das mal!
Wenn alles, was dich jetzt davon abhält, Erfüllung zu finden, wegfällt. Alles das, wo du sagst: „Mann, dieser Körper, ich möchte eigentlich manchmal nicht mehr in diesem Körper leben, mit seinen blöden Lüsten, mit seinen Grenzen, mit seinen Einschränkungen.“
Ich denke an ganz simple Sachen wie den Zahn hier oben, der mir letzte Woche abgebrochen ist und wo ich jetzt darauf achten muss, dass beim Sprechen die Zunge nicht drankommt. So simple Sachen. Oder manchmal, wenn ich ein bisschen schlecht geschlafen habe, oder hier ein Zipperlein da. Eben solche Dinge, dass mein Körper ein Brückenkopf ist für jede Sünde, die dem Teufel einfällt.
Manchmal möchte ich einfach raus. Und ich weiß, es wird kommen. Es wird kommen, der Moment, wo dieser Körper neu ist und all diese Einschränkungen nicht mehr mit sich trägt. Wo ich mich plötzlich erinnern kann, wo diese schusselige Vergesslichkeit weg ist.
Das ist kein Grund, keine Bibelverse zu lernen, weil du sagst, ich werde mal alle wissen. Ja, wir müssen uns hier schon vorbereiten. Aber es wird den Moment geben, wo du wahrscheinlich mit der Wiederholerei aufhören kannst – vielleicht zumindest das.
Wir können weiter nachdenken, was es bedeutet, dass wir eine Hoffnung haben: eine neue Erde, neue Himmel, wo Gerechtigkeit wohnt. Überleg dir das mal. Gerechtigkeit wohnt dort, wo es keine Ungerechtigkeit, keine Fiesheit, keine Gemeinheit mehr gibt.
Wo wir, nachdem Jesus oder Gott der Vater uns die Tränen abgewischt hat, einfach sagen können: Wow, ganz neue Lebensqualität! Wo wir die Herrlichkeit Gottes, das, was Gott sich ursprünglich mit uns gedacht hat, ausleben.
Wo es keine Sünde mehr gibt. Wo wir zurücktreten in den innigsten und intimsten Umgang mit Gott. Wo wir genießen werden in einer Qualität, dass das Feinste und Schönste und Höchste, was du auf dieser Erde hast – die Momente absoluten Entzückens –, ich weiß nicht, was das für dich ist, die Top fünf Momente deines Lebens, wo du einfach sagst: Wow!
Wo du überrannt wirst von Emotionen und von Begeisterung, wo das ein müdes Vorgeplänkel wird auf das, was eigentlich kommt. Wo du sagen wirst: Mann, war das billig.
Ich weiß nicht, wie eure Hoffnung aussieht, aber je tiefer ihr euch in dieser Hoffnung bewegt – und wir müssen jetzt Bibelstellen dazu lesen, ihr findet sie alle im Skript – je tiefer diese Hoffnung ist, je fester dieses Fundament, desto leichter fällt es euch, im Glauben zu leben und Liebe zu üben.
Weil ihr einfach sagt: „Ey, egal was diese paar Jahre hier bringen, ja, das ist so klasse, das ist so richtig gut, das ist so unbekannt, das ist einfach genial.“ Und deswegen bin ich bereit, und deswegen sind die Kolosser bereit, Glauben und Liebe zu üben – wegen der Hoffnung.
Die Wirkung des Evangeliums und die Bedeutung von Gottes Gnade
Von ihr habt ihr zuvor gehört, im Wort der Wahrheit des Evangeliums, das zu euch gekommen ist, wie es auch in der ganzen Welt ist und Frucht bringt und wächst.
Wir haben das Evangelium gehört. Wenn hier steht „in der ganzen Welt“, ist damit nicht gemeint, dass das Evangelium schon in Australien angekommen wäre. Vielmehr ist es der Blickpunkt eines Lesers der damaligen Zeit. Von dort aus entfaltet sich das alles rund ums Mittelmeer, das, was man als persönliche Welt kennt. Dort bringt das Evangelium Frucht und wächst. Es finden Bekehrungen statt, und das Evangelium verändert Menschen.
Und nicht nur irgendwo, sondern wie auch unter euch, von dem Tag an, an dem ihr es gehört und die Gnade Gottes in Wahrheit erkannt habt. Menschen erkennen die Gnade Gottes und merken: „Bah, ich bin wirklich begnadigt, Gott meint es wirklich hundert Prozent ernst mit mir.“ In dem Moment fängt Veränderung an.
Wir werden später in Kapitel 2 sehen, dass in dem Moment, in dem wir die Gnade verlassen, in dem Moment, in dem wir zum Gesetz zurückkehren und glauben, dass wir uns die Errettung erarbeiten können, wir Christus verlieren. In diesem Moment hört Christus auf, in unserem Leben zu wirken. Er kann dann nicht mehr richtig wirken.
Es ist so, wie bei dem Bild vom Frosch und dem Storch: Der Frosch steckt im Schnabel des Storches, hält ihm aber unten die Gurgel zu. Kennt ihr das? Oft steht darunter „Nicht aufgeben“. Ich hoffe, ihr kennt das Bild: Der Frosch im Schnabel des Storches hält ihm die Gurgel zu, damit er ihn nicht runterschlucken kann.
Wir müssen aufpassen, dass wir nicht solche Christen sind, die Gott die Gurgel zuhalten. Gott sagt: „Ich würde ja schon gern mit dir machen, aber du musst dich von mir fressen lassen.“ Du musst dich von Gott fressen lassen. Du musst bereit sein, dich auf dieses Wagnis einzulassen, Gott ganz zu vertrauen.
Solange du sagst: „Nee, bitte nur gebremst, immer mit angezogener Handbremse mein Christsein, gerade so viel, dass mir nichts mehr passieren kann, ich möchte nicht wissen“, dann wird nichts passieren. Du musst loslassen und dich in diesen Gott hineinfallen lassen und sagen: „Ich lasse mich auf dieses Abenteuer Christsein ganz ein.“
Die Rolle von Epaphras und die Unterstützung durch Paulus
Wo haben die Kolosser das her? In Vers 7 heißt es: So habt ihr es von Epaphras gelernt, unserem geliebten Mitknecht, der ein treuer Diener Christi für euch ist und uns auch eure Liebe im Geist, oder besser übersetzt, eure durch den Geist bewirkte Liebe kundgetan hat.
Paulus spricht von einem Mann, den er als tollen Mann und geliebten Mitknecht bezeichnet. Damit stellt sich Paulus sehr bewusst hinter den Dienst dieses Mannes. Das ist auch nötig, denn ihr wisst, dass die Irrlehre anklopft. Die Ersten werden aufmerksam, und Paulus möchte Epaphras mit dem Brief stützen.
Er will, dass Epaphras das, was er in der Hand hat, verteidigen kann. Epaphras soll sagen können, dass das, was er predigt, seine Position durch den Apostel Paulus gedeckt ist.
Die Fürbitte als Motivation für das eigene Gebet
Paulus bleibt nicht beim Dank stehen. In Kolosser 1,9-14, überschrieben mit „Die Fürbitte“, finden wir den Abschnitt im Neuen Testament, der mich am meisten motiviert, meine eigene Fürbitte für andere Christen zu strukturieren. Vielleicht geht es euch ähnlich.
Man hat da so seine Gemeindeliste. Irgendwann hat man den Epheserbrief und die geistliche Waffenrüstung auswendig gelernt. Hoffentlich hat man nicht vor Vers 18 mit dem Auswendiglernen aufgehört, denn dort geht es noch einmal um das Thema Gebet. Dort steht, dass wir für alle Heiligen beten sollen.
Da denkt man sich: „Naja, alle Heiligen sind ein bisschen viel.“ Statistisch kommen ja ungefähr 15 bis 20 Millionen Menschen pro Jahr zum Glauben. Das schafft man nicht an einem Tag. Aber das ist auch nicht nötig, denn die Frage ist ja nicht, wer mein Nächster ist, sondern wem ich der Nächste bin – ausgehend vom Gleichnis vom barmherzigen Samariter.
Und wem bin ich der Nächste, wenn es ums Gebet geht? Wahrscheinlich den Leuten in meiner Gemeinde. Das hat mich ungefähr zwei Wochen gekostet, bis ich das nach meinem Christsein verstanden hatte. Dann dachte ich: „Na gut, dann bete ich halt für die Gemeindeliste.“ Das kann ja nicht so kompliziert sein. Man nimmt sich eine Gemeindeliste und fängt einfach an.
Doch dann steht man bei den Namen und fragt sich: „Was bete ich jetzt eigentlich?“ Bei manchen weiß man ganz viel, bei anderen gar nichts. Man hat vielleicht ein entferntes Bild vor Augen, zum Beispiel Schwester XY, die mit dem Dutt immer hinten in der Ecke sitzt. Was kann ich für sie beten? Was kann ich da machen?
Der Kolosserbrief hilft mir da unendlich weiter. Dort heißt es: „Deshalb hören auch wir nicht auf, von dem Tag an, da wir es gehört haben, für euch zu beten und zu bitten.“ Und jetzt kommen ganz viele tolle Gebetsanliegen, die am Anfang einmal zusammengefasst werden mit der Bitte, dass ihr mit der Erkenntnis seines Willens erfüllt werdet.
Wenn du anfängst zu beten, fang doch damit an, dass derjenige, für den du betest, den Willen Gottes für sein Leben erkennt. Wäre das nicht ein schönes Gebetsanliegen? Du merkst, wie wichtig dieses Anliegen ist. Wir alle leben davon, den Willen Gottes zu erkennen. Wir wollen nicht an irgendeiner Stelle einen Weg gehen, der völliger Nonsens ist – auch wenn wir ihn zunächst ganz toll finden. Am Ende stellt sich heraus, dass er Unsinn ist.
Das erste Anliegen lautet also: Dass er mit der Erkenntnis seines Willens erfüllt wird. Dann präzisiert Paulus das in aller Weisheit und geistlichem Verständnis. Weisheit ist die Fähigkeit, das Richtige auf die richtige Weise zu tun. Geistliches Verständnis ist das, was ich von Gott her brauche – die geistliche Dimension des Verstehens, die über natürliche Klugheit hinausgeht.
Damit wird deutlich: Es reicht nicht, einfach nur Christ zu sein. Es genügt nicht, wenn du so eine Bauernschläue hast, nach dem Motto: „Ich bin auf dem Dorf groß geworden, mit allen Wassern gewaschen, jetzt ist gut.“ Du brauchst geistliches Verständnis, ein geistliches Unterscheidungsvermögen, eine himmlische Dimension des Intellekts.
Das muss irgendwie zugeschaltet werden zu dem, was du vielleicht schon hast. Vielleicht muss auch manches an natürlicher Schlauheit ausgeschaltet werden. Dafür können wir beten, dass das passiert.
Es gibt vielleicht wenig Dinge, die mich mehr frustrieren als Christen, die in meinen Augen sehenden Auges ins Unglück rennen. Die etwas tun, von dem man von außen sagen kann: „Völliger Quatsch.“ Und sie gehen trotzdem weiter. Du kannst nichts anderes tun, als darauf zu warten, dass Gott ihnen so ein persönliches Damaskuserlebnis schenkt – so richtig Licht an, vom Pferd fallen, auf dem Boden liegen, nichts mehr sehen, begreifen, dass man hilflos und schutzlos ist.
Es ist so traurig, wenn das passiert. Deshalb lasst uns dafür beten, dass die Geschwister in unseren Gemeinden zur Erkenntnis von Gottes Willen für ihr persönliches Leben kommen. Für ihr persönliches Leben. Es gibt nicht das Standard-Christenleben.
Ein Leben führen, das Gott gefällt
Vers 10: Um des Herrn würdig zu wandeln, zu allem Wohlgefallen.
Ich bete darum, dass Menschen den Willen Gottes erkennen, um ein Leben zu führen, das Gott gefällt. Darauf kommt es ganz am Ende an: Wir leben für Gott. Ich könnte das noch genauer sagen: Wir leben so, dass Gott sein Leben durch uns leben kann.
Paulus sagt das im Galaterbrief: „Und nicht mehr lebe ich, sondern Christus lebt in mir.“ Ja, das geht ja eigentlich nicht. Deswegen sagt Paulus dann auch: „Was ich aber jetzt im Fleisch lebe ...“ Es ist diese Spannung. Wir leben und leben doch nicht.
Wir wollen, dass Jesus sich in unserem Leben entfaltet, dass wir auf unser Leben schauen und sagen: Das ist Jesusleben hier. Und ihr merkt schon, da sind wir alle unterschiedlich. Wir sind an unterschiedlichen Stellen berufen, wir haben unterschiedliche Begabungen, unterschiedliche Kontakte, unterschiedliche natürliche Kraft – wie wir das Tugenden nennen.
Wir werfen das alles mit rein, und jetzt geht es um die Frage: Wie sieht ein Leben für dich und dich und dich und dich aus, das dem Herrn würdig ist? Wie sieht das aus? Was heißt das für dich?
Nicht jeder ist dazu berufen, irgendwo Missionar zu werden. Nicht jeder ist dazu berufen, kein Missionar zu werden. Ja, bist du jetzt einer oder bist du keiner? Wo dienst du, wie dienst du, was machst du?
Wir haben uns gestern unterhalten, wie man Männer erreicht. Ich glaube, wir müssen noch viel mehr darüber nachdenken, wie wir mit den Begabungen, mit dem, wer wir sind, ein Leben führen können, das gottwürdig ist – einen würdigen Lebensstil.
Ja, was heißt denn das „würdig“? Na gut, sagt Paulus, es sind vier Dinge: einmal fruchtbringend, dann wachsend, dann gekräftigt und schließlich danksagend. Vier Elemente eines würdigen Lebens.
Du möchtest wissen, wann dein Leben, dein persönliches Leben würdig ist? Wenn diese vier Elemente da sind.
Die vier Elemente eines gottwürdigen Lebens
Erstes Element: Fruchtbringend in jedem guten Werk. Für Freunde des Griechischen, da ich das schon mitbekommen habe, eine Anmerkung: Wir haben es hier mit einem Partizip Präsens zu tun. Das Schöne daran ist, ihr könnt das Partizip Präsens wieder vergessen – das war nur ein Scherz. Die Verbform bringt zum Ausdruck, dass wir etwas nicht nur einmal tun, sondern immer wieder. Es ist eine Gewohnheit, quasi eine Art Lebensstil.
Fruchtbringend in jedem guten Werk zu sein bedeutet nicht, dass ich das einmal gemacht habe, zum Beispiel vor 23 Jahren, als ich mich bekehrt habe und meiner Oma über die Straße geholfen habe. Sondern das machen wir jeden Tag.
Was heißt fruchtbringend in jedem guten Werk? Früher hast du böse gelebt, das nimmst du und multiplizierst es mit minus eins – dann bist du bei gut. Wenn du früher gesoffen hast, trinkst du nicht mehr. Wenn du früher geklaut hast, lässt du das sein. Wenn du früher abgedriftet bist, etwa in Pornografie, dann gehst du jetzt richtig mit Frauen um. Wenn du früher einen Kaufrausch hattest, dann lässt du das jetzt sein. Gute Werke sind also nicht so kompliziert. Wenn jemand deine Hilfe braucht, gehst du hin und hilfst.
Doch es ist schwer. Fruchtbringend in jedem guten Werk zu sein tut weh, weil du dich immer wieder gegen deine Gefühle, gegen deine Triebe und gegen deine Lüste entscheiden musst, das Richtige zu tun. Und trotzdem gehört es dazu, um des Herrn würdig zu wandeln.
Schau in die Welt: Wo sind die Werke, die Gott vorbereitet hat, damit du sie tun kannst? Wo sind sie? Und dann tue sie.
Wenn du gerade dabei bist, kommt ein zweiter Aspekt eines würdigen Wandels ins Spiel. Er hört sich so an: wachsend durch die – oder anders übersetzt – in der Erkenntnis Gottes. Da haben wir wieder dieses Problem. Da steht eigentlich „in der Erkenntnis Gottes“. Und jetzt müssen wir das irgendwie übersetzen: „wachsend durch die“ oder „in der Erkenntnis Gottes“. Ich glaube, es geht darum, wachsend in der Erkenntnis Gottes zu sein. Das trifft den Sachverhalt besser.
Ein würdiger Lebenswandel ist nämlich ein Leben, das in der Beziehung zu Gott immer tiefer wird. Im Johannesevangelium Kapitel 14, Vers 21, beschreibt der Herr Jesus seine Liebessprache. Das ist ja ganz populär geworden durch Chapman mit den „Fünf Sprachen der Liebe“. Kennt ihr das? Also Kommunikation in der Ehe. Für viele ist das ein Mussbuch geworden, wird überall zitiert. „Fünf Sprachen der Liebe“ – welche Liebessprache hast du?
Ich fand es schon lustig, dass die Liebessprache von Herrn Jesus fehlt. Aber manchmal ist das so mit Büchern. Also die Liebessprache von Herrn Jesus steht in Johannes 14, Vers 21: „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt.“ Aha, Gehorsam. Buchen wir das mal unter „Aha“. Gehorsam ist die Liebessprache Jesu.
Jetzt geht es aber weiter: „Wer aber mich liebt, wird von meinem Vater geliebt werden.“ Okay. „Und ich werde ihn lieben.“ Auch nicht schlecht. Aber jetzt kommt der eigentliche Punkt: „Und mich selbst ihm offenbaren.“
Für die Handwerker unter euch: Wisst ihr, was eine Spaxschraube ist? Das ist so ein spitzes Ding, das man in Holz reindrehen kann. Christliches Leben ist eine Spaxschraube. Es dreht sich immer tiefer in Gott hinein. Das heißt, es ist eine Beziehung.
Eine Beziehung funktioniert so: Ich habe da jemanden, nämlich Jesus, und ich bin gehorsam und zeige, dass ich ihn liebe. Ich gehe einen Schritt auf ihn zu. Jesus sagt: „Das wäre super, wenn du mich liebst, dann möchte ich dich auch lieben.“ Und was gehört zu einer Beziehung dazu? Zu einer Beziehung gehört, dass wir uns einander offenbaren.
Wenn du eine reife Ehe hast, dann hast du eine reife Ehe dadurch, dass du dich offenbart hast und der andere sich dir offenbart hat. So kennst du den anderen. Was macht eine tiefe Freundschaft aus? Dass du den anderen kennst, in sein Herz blickst und weißt, wenn das und das passiert, fühlt er sich so und so. Deswegen kannst du überhaupt nur ein guter Freund sein, weil du in der richtigen Situation weißt, wie der andere sich fühlt.
Wann habe ich eine tiefe Gottesbeziehung? Ich habe eine tiefe Gottesbeziehung, wenn ich mein Leben einsetze als Mittel, um Gott zu erkennen. Wünscht sich Gott Gotteserkenntnis? Ja, Gott hat dich mit diesem einen Zweck gemacht: ihn zu erkennen und in dieser Beziehung zu ihm immer tiefer zu wachsen.
Und wodurch geschieht das? Durch Gehorsam. Ich gehorche, tue das, was Gott sagt, und Gott merkt: Er hat mich echt lieb. Gott liebt mich zurück und offenbart sich etwas mehr. Ich wachse über die Jahre und Jahrzehnte in eine tiefere Gottesbeziehung.
Eine Frage an die Eltern unter euch: Wie hat sich eure Beziehung in den letzten Jahren entwickelt? Ich meine die Tiefe eurer geistlichen Beziehung zu Gott. Das Problem ist, dass diese Botschaft von der vertiefenden und wachsenden Gottesbeziehung für junge Christen gar kein Thema ist. Für sie ist alles neu und frisch. Das ist wie Verliebtsein, Schmetterlinge im Bauch, alles gut. Und dann heiratet man.
Die Quintessenz meiner Vorträge über das Hohelied lautet, dass die Bewunderung, die ich hatte, als ich startete, über die Jahre bleiben muss – bis ich sterbe. Wenn die Bewunderung zwischen meiner Frau und mir verloren geht, geht auch die Liebe verloren. Und der Clou ist: Bei Gott ist es genauso.
Wenn wir Gott bewundern – verzeiht mir dieses Wort, vielleicht verwendet ihr es nicht, aber ich finde es schön und wenig abgedroschen – wenn wir ihn bewundern, wenn wir davorstehen und sagen: „Wow, was für ein Gott!“ – und in dieser Beziehung wachsen, indem wir das tun, was er sagt und uns darauf einlassen, dann wird diese Beziehung immer tiefer.
Genau wie älter werdende Ehen dazu neigen, nicht mehr tiefer und leidenschaftlicher zu werden, sondern oberflächlicher, weil man meint, man kennt sich schon so gut – was natürlich völliger Quatsch ist, aber man meint es trotzdem – so werden auch ältere Gottesbeziehungen oberflächlicher. Man meint, schon so viel von Gott zu wissen, hat schon so viel in der Bibel gelesen und so viele Predigten gehört. Man realisiert gar nicht mehr, dass es nicht um die Informationsmenge geht.
Es geht nicht darum, Jürgen, weißt du, wie groß deine Frau ist? Ein Meter zweiundsiebzig, welche Schuhgröße, vierzig oder einundvierzig, welches Gewicht – sage ich nicht. Da wird alles aufgezeichnet. So können wir mit dieser Einstellung an Gott herangehen.
Weißt du was über Gott? Klar, Gott ist allmächtig, allwissend, ewig, selbstgenügsam – was auch immer das genau sein mag, aber er ist es. So können wir an Gott herangehen, und du hast die Fakten alle richtig. Du kannst in jeder ersten Stunde überzeugen, du kannst die richtigen Gebete sprechen.
Aber was ich wissen möchte, ist, wie sich eine Gottesbeziehung entwickelt. Paulus bittet dafür, dass die Kolosser ein Leben führen, das gottwürdig ist, wo Gott sich dahinterstellt und sagt: „Mein Mann, go!“ Ein Element ist Frucht bringen, das zweite Element ist wachsend in der Erkenntnis Gottes. Das sind Leute, die immer tiefer mit Gott eins werden.
Das Mittel, das Gott dir an die Hand gibt, ist dein Leben mit seinen Höhen und Tiefen. In Sprüche 3, Verse 5 und 6 steht: „Vertraue auf deinen Herrn mit deinem ganzen Herzen und stütze dich nicht auf deinen Verstand. Auf all deinen Wegen erkenne nur ihn.“ Egal, ob es gerade von grüner Au zu grüner Au geht (Psalm 23) oder ob wir gerade die Passage mit dem Tal des Todesschattens durchlaufen – egal wo du stehst, dein Leben mit seinen Höhen und Tiefen ist das Mittel, um Gott zu erkennen, um zu begreifen, wie Gott ist, wie Gott tickt, was Gott für dich hat und was er für dich sein will.
Die Frage ist, ob wir das zulassen. Und weil wir das nicht so gerne zulassen – weil wir feige sind, die ausbüxen, sobald es kritisch wird, weil wir genau wissen, dass es dann nicht mehr so super spaßig wird – brauchen wir Leute, die hinter uns stehen und dafür beten, dass wir nicht aufgeben.
Wenn ihr wollt, dass in euren Gemeinden etwas weitergeht, müsst ihr euch hinter die Gemeindeglieder stellen und sagen: „Ich bete für meine Gemeindeglieder, dass sie Frucht bringen und in der Erkenntnis Gottes wachsen.“
Und wo wir gerade dabei sind: Noch zwei Punkte.
Vers 11: „Gekräftigt mit aller Kraft“ – ein weiterer Punkt. Wir brauchen Kraft für unser Leben. Aber gekräftigt mit aller Kraft nach der Macht seiner Herrlichkeit. Ich übersetze das mal anders: gekräftigt mit aller Kraft gemäß seiner herrlichen Macht.
Wir brauchen Kraft. Bete doch dafür, dass Leute Kraft haben für ihr Leben. Bete dafür, dass die, die nicht mehr können, weitergehen können. Kann man wirklich dafür beten? Ja, kannst du.
Du kannst dafür beten, dass Leute nicht aufgeben, den Glauben nicht hinwerfen, dass sie in einer Phase der Niedergeschlagenheit noch weiter marschieren. Du kannst dafür beten.
Zu allem Ausharren und aller Langmut: Die beiden Begriffe bezeichnen Situationen, in denen entweder Umstände oder Personen uns zu schwer werden. Wir müssen das lernen, wir müssen füreinander einstehen.
Der vierte Punkt, der einen des Herrn würdig Wandeln ausmacht: mit Freuden dem Vater danksagend. Wo ein Leben Frucht bringt, wo ein Leben wächst in der Beziehung, wo ein Leben Kraft von Gott empfängt und wo ein Leben von Danksagung geprägt ist – an dieser Stelle findet würdiger Wandel statt.
Wir haben so viel, wir haben so unendlich viel zu danken. Er hat euch fähig gemacht zum Anteil am Erbe der Heiligen im Licht. Er hat uns fähig gemacht, einen Anteil zu haben.
Das Wort „Erbe“ ist immer ein bisschen merkwürdig, weil bei uns ein Erbe irgendwie den Tod voraussetzt. Deswegen möchte ich es gerne anders übersetzen: Er hat euch fähig gemacht zum Anteil am Los.
Im Alten Testament werden Lose geworfen, dann bekommt jeder seine Portion Land. So ist hier auch der Gedanke. Wir haben eine Portion Erbe bekommen, nämlich einen Anteil am Los der Heiligen. Gott macht uns zum Miterben Christi.
Ich weiß immer noch nicht genau, was das in Römer 8 bedeutet, wo Jesus sagt: „Ihr seid meine Miterben.“ Wenn du ein bisschen in der Bibel forschst, was Jesus eigentlich erbt: das Himmelreich. Ich könnte es noch breiter sagen: alles. Er ist der Erbe aller Dinge.
Super, und wir sind Miterben, was auch immer das genau heißen mag. Aber alles, was Jesus mal bekommen wird, ist irgendwie auch unser.
Ich bin sehr gespannt. Wirklich sehr gespannt, was das im Detail bedeuten mag. Aber eines ist klar: Es muss etwas Unglaubliches sein.
Wenn du reiche Eltern hast, die dir vernünftig etwas hinterlassen, kann das schon Spaß machen. Aber stell dir mal vor, der, der sagt: „Alles, was du haben möchtest, spinne es dir aus, und ich lege noch etwas drauf. Und wenn es dir nicht reicht, kommst du nochmal.“ Alles gut, stell dir das einfach vor.
Er hat uns fähig gemacht. Er hat uns so einen Anteil an diesem Erbe der Heiligen im Licht gegeben.
Das reicht ja noch nicht. Das hat ja auch mit der Hoffnung zu tun, die wir haben. Er hat uns errettet aus der Macht der Finsternis.
Die Hoffnung, die wir haben, scheint aus der Ewigkeit hinein in die Gegenwart. Es ist tatsächlich so, dass heute schon die Macht der Finsternis über unser Leben gebrochen ist.
Ist dir das klar? Kannst du das glauben, dass die Macht der Finsternis über dein Leben gebrochen ist? Sag nicht schnell „Ja“, weil ich glaube, wir erleben alle Situationen – oder ich erlebe sie, vielleicht du nicht, und ich bin die einzige Ausnahme, okay, dann ist das so.
Aber ich erlebe Situationen, in denen ich manchmal den Eindruck habe, der Druck ist so stark, dass ich nicht mehr genau weiß, wie ich unter dieser Anfechtung jetzt mit Gott weiterleben soll.
Das kann ein Punkt sein, an dem in mir Bitterkeit aufsteigt. Okay, ich bin so ein Bitterkeitstyp. Wenn meine Kinder oder meine Frau mich reizen, werde ich bitter. Dann brodelt es so: blubber, blubber.
Kommt der Heilige Geist an und klappt die Schilder hoch, auf denen steht: „Sprüche 20, Vers 3 – Streitendes Dummheit“ oder so. Ich weiß schon, wo das alles steht, aber es blubbert trotzdem, und ich werde langsam stinkig.
Es gibt Momente im Leben, in denen ich den Eindruck habe, ich schaffe es fast nicht, dagegen anzukämpfen. Dann ist es eine Fifty-Fifty-Chance in der Heiligung: Mal schafft man es, mal muss man sich danach entschuldigen.
Dann kommt so ein Vers daher: Die Macht der Finsternis ist gebrochen über dein Leben. Ich denke mir: Super, ja, danke für die neue Botschaft.
Wir müssen das festhalten, denn es ist die Wahrheit. Die Botschaft lautet, dass die Schuld der Sünde bezahlt ist und die Macht der Sünde über unser Leben gebrochen ist.
Ich weiß, dass der Schritt aus diesem Machtbereich heraus schwierig ist. Es muss immer wieder ein klares Nein geben. Wir dürfen nicht mehr, wo immer Sünde steht, unsere Glieder der Sünde zur Verfügung stellen, sondern wir sagen: „Ich stelle meine Glieder – meine Augen, meine Hände, mein Gehirn, meine Füße – immer wieder Gott zur Verfügung.“
Ich sage Nein. Wenn Bitterkeit hochkommt, muss ich etwas tun. Ich muss ein Nein zu meinen Lippen sagen, raus aus dem Raum gehen, auf die Knie fallen, versuchen, davon wegzukommen. Das passiert nicht von alleine.
Und trotzdem gilt dahinter: Du kannst das. Du bist berufen, ein heiliges Leben zu führen, ein Leben, in dem Sünde keine Macht über dich hat. Dazu bist du berufen.
Es mag ein schwerer Prozess sein, und es mag zwei, drei Sünden in deinem Leben geben, die so widerspenstig sind wie im Alten Testament die Kanaaniter mit ihren eisernen Streitwagen.
Das Volk Israel versucht, das Land einzunehmen, und Juda macht eigentlich alles richtig. Sie bekommen trotzdem nicht alles. Es gibt diese eisernen Streitwagen, diese schier unüberwindbaren Gegner.
Vielleicht hast du so zwei, drei Sünden in deinem Leben, bei denen du sagst: „Das kommt mir vor wie so ein eiserner Streitwagen, ich komme da einfach nicht mit klar.“
Ich kenne die Bibelverse auswendig, habe tausendmal Buße getan. Ich könnte mir in den Hintern treten, wenn es wieder passiert, und ich weiß, es wird wieder passieren.
Die erste gute Botschaft, wenn du so etwas hast – und ich denke, jeder ehrliche Christ hat so etwas, wenn ich das so sagen darf – solltest du sagen, dass du keine Sünden hast, bist du ein Lügner.
Ich glaube, jeder hat so Eckpunkte im Leben, wo man einfach sagt, da komme ich nicht weiter.
Ich möchte dir einen Tipp geben: Schau nicht weg, tu nicht so, als sei alles in Ordnung.
Sprüche 24, Vers 16: „Siebenmal fällt der Gerechte und steht doch wieder auf.“ Das heißt: Den Gerechten zeichnet aus, dass er wieder aufsteht, nicht, dass er nicht hinfällt.
Gerechte fallen hin. Wir machen Fehler. Wir sind fleischlich, unter die Sünde verkauft. Du wirst immer mal wieder ins Klo greifen, bildlich gesprochen, und Dinge tun, bei denen du sagst: „Ja, das ist so.“
Ich hoffe, es wird weniger. Ich hoffe, du wirst klüger. Ich hoffe, du lebst mehr aus der Kraft Gottes heraus. Aber es wird bis zum letzten Atemzug so sein.
Der Gerechte steht wieder auf. Warum? Weil er unter Gnade lebt. Wenn er unter Gesetz leben würde, würde er liegen bleiben, weil er nicht wüsste, wie er damit klarkommen soll.
Der nächste Punkt: Stell dich zu deiner Sünde, schnapp dir jemanden, mit dem du darüber beten kannst, und zerre die Sünde wenigstens in der Zweier- oder Dreierschaft ans Licht.
Eine Sünde, die in einem dunklen Winkel deines Lebens vor sich hinlebt, lebt gut und wird von dort aus dein Leben kaputtmachen.
Zerrei sie raus, schalte das Licht an, sag ganz direkt: „Ich habe das getan.“ Du musst das nicht vor der ganzen Gemeinde machen, aber in der Zweierschaft betet füreinander.
Du wirst merken, wie die Macht der Sünde förmlich zerbricht vor deinen Augen. Eine Sünde, gegen die gebetet wird und die veröffentlicht wird, hat fast keinen Bestand.
Such dir ein paar Mitstreiter und glaube, was hier steht: Die Macht der Sünde, die Macht der Finsternis ist weg. Er hat uns errettet aus dieser Macht.
Es ist nicht so, dass der Teufel dich wie eine Marionette an den Strippen hat und wenn er sagt: „Jetzt mach mal hier den Finger hoch“, zack, und deinen Kopf runter, plopp – das ist nicht so, auch wenn du manchmal den Eindruck hast, dass es so sein könnte.
Warum nicht? Weil wir versetzt sind in das Reich des Sohnes seiner Liebe. Wir gehören nicht mehr zu dieser Welt. Wir gehören in ein neues Reich.
Der Begriff „Reich“ in der Bibel meint nicht ein geografisches Reich, sondern ein Herrschaftsreich. Wir gehören zu Jesus. Jesus ist unser König. Ihm wollen wir folgen, und Ende. Mehr wollen wir nicht. Wir wollen einzig und allein ihm folgen.
Und wir dürfen das. Wir sind Teil des neuen Bundes. In ihm haben wir die Erlösung und die Vergebung der Sünden.
Ganz, ganz wichtig, dass wir das nie vergessen: Wir haben jetzt die Erlösung und die Vergebung unserer Sünden.