Herr Präsident! Wir haben heute Abend in Psalm 46 „Ein feste Burg ist unser Gott“ gelesen. Heute Morgen stand in der Stuttgarter Zeitung, ich weiß nicht mehr genau wo, ein Artikel über die Erforschung des Weltraums. Darin wurde erwähnt, dass ein Planet oder ein Objekt entdeckt wurde, dessen Masse bis zu hundert Milliarden Sonnen betragen soll.
Ich verstehe nicht, was das für Größenverhältnisse sind. Der Glaube fällt mir da immer noch leichter als, so etwas zu verstehen und zu begreifen. Lesen Sie es ruhig noch einmal nach – das ist wirklich beeindruckend.
Ich weiß nicht einmal genau, wie viel größer die Sonne im Vergleich zur Erde ist. Vielleicht wissen Sie es. Meine Konfirmanden haben behauptet, die Sonne sei 3500-mal größer als die Erde. Ob das stimmt, weiß ich nicht. Aber wenn man sich vorstellt, was eine Milliarde Sonnen bedeutet – und dann bis zu hundert Milliarden Sonnen –, dann wird klar: Gott hat das ganze Weltall erschaffen. Ungeheuerlich!
Aber jetzt müssen Sie mit Ihrer Fachkenntnis hier mehr verstehen und mehr begreifen, als wir es können.
Die Zuversicht Gottes in Psalm 46
Gott ist unsere Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in großen Nöten, die uns getroffen haben. Darum fürchten wir uns nicht, auch wenn die Welt unterginge und die Berge mitten ins Meer sänken.
Wenngleich das Meer wütete und wallte und von seinem Ungestüm die Berge einstürzten – das Sela. Wir wissen nicht genau, was es bedeutet. Vermutlich war es ein Zwischenspiel oder bezieht sich auf einen Kehrvers von Vers 8, der hier wieder aufgenommen wurde. Bis heute ist nicht geklärt, wie die Dichtkunst und das Singen im Tempel von Jerusalem genau abliefen.
Dennoch soll die Stadt Gottes fröhlich bleiben mit ihren Brunnen, denn dort sind die heiligen Wohnungen des Höchsten. Gott ist bei ihr drinnen, darum wird sie festbleiben. Gott hilft ihr früh am Morgen.
Die Heiden müssen verzagen, und die Königreiche fallen. Das Erdreich muss vergehen, wenn er sich hören lässt. Der Herr Zebaoth ist mit uns, der Gott Jakobs ist unser Schutz.
Kommt her und schaut die Werke des Herrn, der auf Erden solch ein Zerstören anrichtet, der die Kriege in aller Welt lenkt, der den Bogen zerbricht, den Speer zerschlägt und Wagen mit Feuer verbrennt.
Seid still und erkennt, dass ich Gott bin! Ich will der Höchste sein unter den Heiden, der Höchste auf Erden. Der Herr Zebaoth ist mit uns, der Gott Jakobs ist unser Schutz.
Kindliche Begeisterung für Schutz und Sicherheit
Ich bin noch in einer Zeit aufgewachsen, in der man noch nicht Pazifist war. Deshalb hatte ich viel Freude an Burgen.
In meinem kindlichen Gemüt konnte ich mich dafür begeistern und mir vorstellen, wie es war, wenn man auf dem Hohenäufen stand, wo oben die Pechblende war. Dort sah ich die Skischatten wie Feinde, die die Burg belagerten. Die dicken Mauern schützten die Burg. Wenn man durch die Kasse Matten schlich, konnte man den Geruch von Fäulnis und Moderduft wahrnehmen.
Man ahnte, welche Schutzfunktion eine Burg hatte. Ich weiß nicht, ob Sie den Hohenwihl oder den Ehrenbreitstein bei Koblenz kennen. Es gibt überall so viele schöne Burgen, doch das ist überall gleich: die machtvollen Mauern, die Tore, die geschlossen wurden, die Zugbrücke, die hochgezogen wurde – und dann war man zumindest mal drin.
Das Ritterleben war auch ganz interessant und spannend. Wenn die Angreifer draußen gegen die Mauer anrannten, war das schon schwierig genug, vor allem wegen der Steigung. Aber die Mauern schützten die Menschen darin.
Gott als unsere Burg und Feste
Und jetzt heißt es eigentlich in Vers 2 dieses Wort, das hier steht, zuerst einmal: Gott ist unsere Burg, unsere Feste. Das liegt einfach daran, dass die Wörter eine verschiedene Bedeutung haben. Das wissen Sie auch bei uns, dass es praktisch kein Wort gibt, das nicht eine Doppelbedeutung hat.
Das ist Ihnen vielleicht noch nie bewusst geworden, aber in unserer Sprache ist das so gang und gäbe. Für den, der die Sprache lernt, ist das immer etwas schwieriger.
Also heißt es: Gott ist unsere Burg. Deshalb hat ja auch Luther das Lied gedichtet: „Eine feste Burg ist unser Gott“. Ich kann mich in Gott zurückziehen wie in einer Burg.
Wir haben das ganz ähnlich im Psalm 18, der Ihnen bekannt ist. Dort heißt es: „Herr, mein Fels, meine Burg“, und im Vers 3 „meine Burg und mein Retter“.
Es ist ja schon etwas wert, wenn ich heute Abend nur das eine Bild begreife: Gott ist meine Burg. Ich habe Frieden. Das, was heute Abend gegen mich kämpft, was mich bedrängt und mir Angst macht, das muss draußen bleiben.
Ich darf aufatmen, ich sitze sicher, und niemand kann mir etwas tun.
Die kindliche Beziehung zu Gott als Quelle des Friedens
Jetzt stellt sich natürlich die Frage: Wie kann dieses Bild überhaupt passen? Das geht doch gar nicht. Gott kann doch nicht eine Burg sein. Gott ist eine Person, eine göttliche Person. Wie soll er da eine Burg sein?
Es ist heute sicher ein großer Fehler, dass die meisten gläubigen Christen mit dem Fernseher ins Bett gehen. Das Letzte, was wir uns anschauen, ist das Fernsehen. Unsere Vorfahren sind mit einer Abendandacht ins Bett gegangen. Und wenn man da nicht einschlafen kann, ist das ja auch schön: Ein versöhntes Gewissen sei mein Ruhekissen, und man ruht in Gott. Das ist nicht nur ein Wort für den Grabstein, sondern für dieses Leben. Man ruht in Gott und spricht mit ihm noch einmal alles durch, was an diesem Tag schwierig war. Wo Menschen uns Not gemacht haben, wo man sich auch versündigt hat. Man empfängt die Vergebung und legt die Sorgen Gott hin, damit er sie löst.
Dann entdeckt man, wie das Bild auf einmal spricht: Gott ist meine Burg. Ganz gleich, was für Gefahren uns drohen, ob es Höllenmächte sind, Teufelsmächte oder Menschen, die uns böse zusetzen – es kann schon im eigenen Haus sein, dass der Teufel wütet. Und dann sagt man: Herr, du bist da.
Wir haben auch sehr verlernt, so ganz kindlich und schlicht auf Gott zu blicken. Es kann ein ganz mächtiger Trost sein, wenn man sich das so vergegenwärtigt. Wir hatten heute am Tisch jemanden, der sagte, es sei gestern im Neukirchener Kalender oder irgendwo gewesen, dass auf der Rückseite eine Geschichte von einer Frau stand, die vor einer Operation Trost bekam. Sie sollte sich vorstellen, wie viele Leute jetzt um ihr Bett stünden, wenn alle, die da wären, beteten. Das hat diese Frau vor der Operationssäge getröstet, und das ist sicher richtig.
Aber wir dürfen uns auch ganz bewusst machen: Jetzt ist der mächtige Gott da, der Gott, der die Planeten geschaffen hat, die wir noch nicht einmal kennen. Die größer und heller sind als alle Sterne am Himmel. Der Gott, der das alles in seiner Hand hält und sich um das allerkleinste, winzigste Stäubchen kümmert. Er kennt mich, kennt auch dich und hat dich lieb.
Also lachen Sie nie über Kinderglauben. Das ist die höchste Theologie, wenn man dahin kommen kann und das im Alter als weiser Mensch wiederfasst.
Wir machen ja eine komische Entwicklung durch in unserem Menschenleben. Wir lösen uns von unseren ersten Beziehungen. Ich lerne das jetzt auch wieder bei den Enkelkindern. Da war neulich unser Ketterle da. Dann ist es auch schön, wie ja nicht nur die Mutter eine Bedeutung hat, sondern auch die Großmutter. Die Kinder sind kurz in den Keller gegangen, und ich habe dann gern das Ketterle gehütet. Aber das stand dann nur da. Sie kennen das ja, wie das geht: Einer guckt herum und dann nach einer Minute ruft er verzweifelt: „Oma, Oma, Oma!“ – weil alles verloren ist, Deutschland ist verloren, die Welt ist verloren, weil die Bezugsperson nicht mehr da ist, die ich bin.
Das ist ja schön, und das gefällt mir so.
Dann kommt der Moment, wo sich so ein kleines Ketterle mit siebzehn Jahren gegen seine Mutter empört, und dann löst es sich. Das ist ein natürlicher Ablöseprozess. Aber das Furchtbare ist, wenn Menschen im Ablösen stehenbleiben.
Es gibt heute bei uns so viele vereinsamte Menschen, weil sie nie mehr in Beziehungen hineingefunden haben. Wenn nicht die Kinder es wieder neu finden und gerne darin leben, ist das grässlich. Am schlimmsten ist es, wenn man seine Eltern verloren hat und die Beziehung zu Gott verloren hat.
In dieser Stadt leben furchtbar viele Menschen, die mit sich selbst allein hinter ihrer Glastür sind. Und das ist die Hölle. Sie können mit keinem Menschen mehr und haben keine Beziehung mehr.
Wenn man so leben muss, völlig isoliert, hat man sicher schlechte Erfahrungen gemacht, aber man hat auch Gott nicht mehr gefunden. Und was für eine Armut das ist, das darf man Menschen zusprechen: Da ist der mächtige, starke Gott deine Burg. Du darfst bei ihm Frieden finden. Er kennt dich. Er ist für dich da.
Die Bedeutung des Glaubens in schwierigen Zeiten
Wir haben heute natürlich wieder einmal leidenschaftlich und auch im Streit diskutiert. Solche Diskussionen kennen wir aus vielen Gesprächen mit Kritikern und Zweiflern unserer Zeit. Ja, was ist das eigentlich? Die Kurten und so weiter – das wird später noch im Detail besprochen. An dieser Stelle wollen wir das aber beiseitelassen.
Zunächst dürfen wir zuhören und uns freuen. Das schöne Lied von Martin Luther ist leider durch die Verhöhnungen der letzten zwanzig Jahre etwas fremd geworden. Dennoch ist es ein herrliches Lied: „Ein feste Burg ist unser Gott, ein guter Wehr und Waffen.“ Dieses Lied sollte man wieder singen – auch im Blick auf die eigenen Krankheitsnöte, die Todesangst und die vielen ungeklärten Aufgaben, in denen man steckt.
Was denken Sie, was die Menschen vor uns schon durchlitten haben, als Märtyrer Jesu? Wir leben heute in der bequemsten aller Zeiten. Beim Thema Israel war es für mich erschütternd, was das Volk Israel durch das Martyrium erlebt hat. Wie viel Glaubensmut dort schon vorhanden war – Menschen, die fröhlich glaubten und standhaft blieben.
Gerade bei der Beschäftigung mit Menschen, die im Angesicht des Todes standen, wurde mir das besonders wichtig. Zum Beispiel die hingerichteten Diplomaten des Dritten Reichs, die ihren Weg so fröhlich gingen. Bei uns ist das alles oft verloren gegangen. Warum eigentlich? Weil wir glauben, das Leben selbst meistern zu können. Doch wir meistern gar nichts.
Wir sind wie kleine Kinder, wie das Enkelkind, das nur ein Stück weit selbst durchs Leben kommt. Am Ende muss es sein Leben wieder in die mächtige Hand legen. Wenn wir unseren Kindern das nicht vermitteln können, dann haben sie umsonst gelebt. Wenn sie das nicht verstehen, werden sie am Leben scheitern und verzweifeln – auch wenn sie am Ende die dickste Rente und die schönste Villa am Meer haben. Das ist nicht das Leben.
Gott möchte, dass Menschen zu ihm zurückfinden und bei ihm Erfüllung des Lebens finden. Das ist wahre Lebensqualität. Aber wir müssen den Menschen das wieder sagen: Wenn du in deine Innenwelt reist, hast du Frieden in Gott.
Es ist interessant, wo heute junge Menschen zum Glauben kommen. Viele ziehen durch Indien, suchen ostasiatische Weisheit und merken am Ende: „Allein Gott ist mein Friede.“ Hans Martin Kilgus erzählt dazu eine schöne Geschichte von einem Mann, der bei ihnen im Missionshaus übernachtet hat und dort zum Glauben an Jesus kam.
Man kann durch alle Weisheiten der Welt gehen, doch am Ende steht man genau dort, wo man es schon im Nebenhaus im Heimatdorf hätte haben können. Der Mensch braucht manchmal lange Umwege, doch am Ende steht er wieder dort, wo er als Kind schon stand. Es ist nichts Neues: Gott ist meine Zuversicht und Stärke.
Die Macht Gottes in der Geschichte und im Leben
Dann denke ich an die Geschichte von Elisa, als der syrische König mit seiner ganzen Armee gegen ihn zog. Der Diener von Elisa sagt: „Ja, großer Herr, jetzt wird es gefährlich. Die Soldaten haben unser Haus umstellt.“ Doch Elisa betet nur: „Herr, öffne ihm die Augen, dass er sehe.“
Plötzlich war der Berg voll feuriger Rosse und Wagen. Unsere Feigheit ist unentschuldbar. Wir machen so viele faule Kompromisse, weil wir nicht glauben und nicht auf Gott vertrauen.
Mir ist es jetzt auch bei der Vorbereitung so gegangen. Eigentlich ist es nur ein Punkt, der uns schon ganz fasziniert. Aber es steht noch viel mehr darin. Mit dem Psalm werden wir ein Leben lang nicht fertig. Es war schön, auch in der Nacht zu beten, wenn die schweren Gedanken kommen und man keinen Frieden findet.
Das Wort Zuversicht ist natürlich auch ein besonders schönes Wort, und das gehört genauso mit dazu. In einer Übersetzung klingen beide Sprachbedeutungen mit. Zuversicht ist etwas anderes als Hoffnung, denn diese Hoffnung klingt immer so vage und unsicher, als wäre sie nur eine Vertröstung, wie ein Luftballon.
Zuversicht ist etwas ganz Bestimmtes und Zielsicheres. Auf unserem Lebensweg haben wir schon eine Weisung. Wir wissen, dass wir sicher unseren Weg gehen können. Er gibt mir meinen Mut und auch meinen Zuspruch.
Es ist mir ganz wichtig, wenn wir mittwochs unseren Bibelkreis hier haben, den jungen Leuten heute Sicherheit zu geben. Der Glaube macht sicher. Sicher, ich habe Fehler und mache viel falsch. Aber der Herr ist bei mir. Auch wenn ich in der Schule versage, bin ich kein Versager, weil der Herr mich beruft und braucht. Dann habe ich eine Zuversicht: Mein Leben ist nicht umsonst gelebt.
Ich weiß nicht, wie lange der Herr mich braucht, aber dann darf ich etwas wirken, weil er meine Zuversicht ist. Sie dürfen das auch für sich so annehmen. Jede Lebensphase hat Zuversicht und Stärke.
Die Stärke kommt für die Schwachen, die Gebrochenen. Wir können diese Stärke immer nur neu erfahren in der sichtbaren Schwäche. Darum gehört die Schwäche bei uns dazu. Wir sind alle Menschen, die im Glauben immer wieder neu fassen und dem Trauen sagen: „Dann wage ich es, dann gehe ich diesen Schritt, weil Gott bei mir ist.“
Jeder Hausbesuch ist für mich immer noch so ein Stück, wo ich mir erst im Glauben zusprechen muss: „Herr, jetzt in deinem Namen will ich das wagen mit dir. Du bist meine Zuversicht, darum lasse ich den Kopf nicht hängen, darum gehe ich weiter.“
Die Realität von Leid und die Kraft der Gemeinschaft
Jetzt ist es interessant: Wir haben diese Depressionen, die Traurigkeiten und Zweifel – all das gehört zur Erfahrung mit den Schwierigkeiten im Leben. Diese Gefühle sind natürlich nicht nur da, weil die Welt böse ist, sondern weil sie eine teuflische Welt ist, eine vom Teufel besetzte Welt.
Der Fürst dieser Welt geht umher und sucht, wen er verschlingen will, wie ein brüllender Löwe. Es ist nicht leicht, in dieser Welt zu stehen. Wer für Gott etwas wirken will, muss wissen, dass es durch viele, viele Schwierigkeiten hindurchgeht.
Doch diese Glaubensstärkung erfährt man erst in der Bruderschaft der Glaubenden, in der Gemeinschaft. Die Gemeinde ist so wunderbar. Wenn sie heute Abend kommen – und jetzt laufen sie nicht mehr weg – dann erfahren sie, dass dort andere sind, die mich stärken wollen.
Das Miteinandersingen, das gemeinsame Hören – das ist etwas, durch das wir uns gegenseitig zurufen. Wenn man diese Gemeinschaft nicht mehr hat, dann kann man auch nicht glauben. Man kann nicht alleine glauben; man braucht Schwestern und Brüder.
Man braucht Menschen, die mit ihnen beten, Menschen, die sie kennen. Darum ist es mir so wichtig: das Grüßen, das Miteinander, das Sich-Annehmen. Gott ist eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben.
Die Bedeutung von Buße und Demut in Krisenzeiten
Was für Nöte waren das? Das waren Krankheitszeiten, Pestzeiten, die es in Israel gab, als viele Menschen starben. Es war auch Kriegsnot.
Es ist interessant, dass in all dieser Not nicht das stimmt, was wir heute oft als Evangelikale meinen: dass es vor allem wichtig sei, jetzt sachgerecht zu handeln. Das stimmt nicht. In der Kriegsnot war das Erste, dass König Josef das Volk in den Tempel rief. Er beugte sein Haupt, zerriss seine Kleider und demütigte sich vor Gott. Er ging in die Buße und sagte: „Herr, wir haben gesündigt, aber zieh deine Hand nicht von uns ab.“
Auch Krankheitszeiten sind immer wieder Zeiten, die uns in die Buße führen. Sie stellen uns vor Gott und lassen uns fragen: „Herr, was willst du jetzt?“ Gleichzeitig dürfen wir Zuversicht und Hoffnung haben. Wir wollen uns nicht sklavisch an dieses Leben hängen, aber wir wissen: Gott ist derjenige, der vor uns hergeht und große Wunder tut.
Wir erleben ihn so leibhaftig und bewusst, dass es uns tief beeindruckt.
Gottes Hilfe in konkreten Lebenssituationen
Wir haben gestern in einem kleinen Kreis gehört, wie uns jemand erzählt hat, dass er am Sonntag auf ein kleines Kind aufpassen musste. Das Kind, etwa fünf Jahre alt, ist auf der Umgehungsstraße in ein Auto geraten.
Das Kind lag unter dem Auto, doch als sie es herausgezogen haben, war keine Schramme zu sehen. Nichts war passiert. Sie sind zum Arzt gefahren, und es wurde nichts gefunden.
Man erlebt solche wunderbaren Dinge mit Gott. Ich möchte das an dieser Stelle einmal sagen, weil es ganz leibhaftig und konkret erfahrbar werden soll. Es ist eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben.
Ich hoffe, es ist auch bei Ihnen so, dass Sie von den wunderbaren Erfahrungen mit Gott berichten können. Dass Sie diese weitergeben, damit die Elenden davon hören und sich freuen. Preist mit mir den Herrn, er ist die Hilfe in der Not.
Die Eltern unter Ihnen hätten es nie mehr geglaubt, in den schweren Jahren des Krieges, des Hungers und der Kriegsgefangenschaft noch einmal heimzukehren und aus so viel Not herauszukommen. Wie oft haben wir gedacht: „Jetzt hast du aber eine bestimmte schwere Krankheit, und das alles ist vergessen, weggeblasen.“
Gott hat ihr Schreien gehört. Er ist ein Helfer in der Not. Unser ganzes Leben ist doch voll davon.
Schulpflichtige Kinder – was hat man nicht an Leid getragen, was hat man miteinander erlebt! Meine Frau und ich waren am Samstag mit unserer alten Gemeinde zusammen. Nach zwanzig Jahren Schulden hatte ich einen Vortrag. Es war schön, so vielen zu begegnen. Plötzlich spürt man, wie viel man miteinander erlebt hat. Die Erfahrung Gottes in dieser schweren Lage ist so gewaltig.
Eine Familie, die durch wahnsinnige Schmach hindurchging, wurde von jedem Fastnachtswagen verspottet, und jeder Zeitungsartikel hat die Familie schlechtgemacht. Es war eine sehr ehrenwerte Familie.
Gott ist der Helfer. Wenn man jetzt fragt, wie es dem jungen Mann geht, ist alles nur schön. Gott löst oft Dinge, die für uns unlösbar scheinen. Er kann Dinge tun, die wir nie für möglich halten. Und er tut das, auch wenn wir es oft gar nicht registrieren.
Überwindung von Furcht durch Glauben
Eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben – darum fürchten wir uns nicht. Doch wir fürchten uns. Aber die Furcht ist so schlimm, weil sie aus Unglauben kommt. Die Furcht entsteht aus Unglauben.
Jetzt weiß ich nicht, ob ich Ihnen schon von diesem Mann aus Schumen erzählt habe, dem Pastor Popow. Von ihm habe ich auch einmal ein Büchlein erwähnt. Vielleicht habe ich es in einigen Kreisen erzählt. Wir hatten es hier, wo er Pastor an der Methodistenkirche war. Ich habe es in meinem Büchlein beschrieben.
Der Staatspräsident von Liberia, Tolbert, war bei ihm zu Gast. Er ist jetzt im Alter von 86 Jahren gestorben. In „Licht im Osten“ habe ich ein Papier von Frau Clach erhalten. Darin heißt es, dass Pastor Popow sich nie, gar nie vor Menschen gebeugt hat. Aber er lag vor Gott auf den Knien.
Wie kann man das im Stalinismus schaffen? Er war sechs Jahre in furchtbaren Straflagern. Herr Lacher erzählt Geschichten darüber, wie er das durchgemacht hat, während Ratten in den Gefängnisräumen herumliefen. Pastor Popow sprach immer nur von der Universität seines Lebens. Er fürchtete sich nie vor Menschen, aber lag vor Gott auf den Knien.
Vielleicht sind diese beiden Dinge bei uns nicht klar: dass ich Gott fürchte und deshalb vor Menschen keine Angst mehr habe. Sonst sage ich: Und wenn sie alle noch so sehr wüten, sie können mir nichts tun. Lass sie toben, lass sie schreien, lass sie schlagen – sie können nichts machen, weil Gott hier ist. Dann kann nichts mehr dagegen sein.
Das ist am schönsten in Liedern ausgedrückt.
Gottes souveräne Macht und die Geschichte der Reformation
Beschrieben wird, dass Gott bestimmt nicht zurückgehen wird. Was er sich vorgenommen hat, zieht er durch, und dann wird er sein Ziel erreichen. Das ist mit Recht der große Reformationspsalm. Man steht in Versuchung, jetzt die ganze Reformationsgeschichte noch einmal zu erzählen, in der es wirklich jedes Mal aussichtslos schien, weil weltlich mit der weltlichen Macht nichts dafürsprach.
Trotzdem sind das Segenszeiten für die Gläubigen, wenn die Weltmächte gegen uns stehen. Die Zeiten der Verfolgung und des Martyriums, auch in Russland, waren Segenszeiten, weil man dort den Glauben wirklich erproben kann. Gott bekennt sich zu diesem Glauben. Darum fürchten wir uns nicht. Jetzt kommt etwas Großes, auch wenn die Welt untergeht. Was macht das schon? Ich falle doch in die Hand Jesu, also lasse ich alles fallen.
Wir schreien zwar vor Angst angesichts dessen, was alles jetzt geschieht, und so weiter. Und die Berge mögen mitten ins Meer sinken, selbst wenn das Meer wütet und waltet. Israel hatte nie ein Verhältnis zum Meer. In der Bibel findet sich nie ein Spruch, dass man am Ufer liegen und baden kann, wie es viele Urlauber gern tun. Das gibt es nicht. Das Meer bleibt unheimlich. In der Ewigkeit wird das Meer nicht mehr sein.
Israel hatte große Angst vor Pferden und vor dem Meer. In allen Bibelstellen, in denen das vorkommt, können Sie beobachten, dass Pferde, Rosse und das Meer als unheimlich dargestellt werden. Das Meer ist auch unheimlich bis zum Sturm auf dem Meer. Das ist beängstigend, wenn das Meer wütet und wallt.
Vielleicht ist das bei Ihnen anders, aber das Meer ist eine unheimliche Sache. Wenn die Wellen höher schwellen – auch in den Liedern wird das immer wieder aufgenommen –, dann ist es wichtig, dass du bei Jesus bist. Wenn das Meer wütet und waltet, wenn von seinem Ungestüm die Berge einstürzen, ist das Entscheidende bei der Ruhe bei Gott in der Burg, dass Jesus bei mir ist.
Ist Gott für uns, wer kann dann noch gegen uns sein? Ich habe das dort gefasst, wo Jesus meine Schuld vergeben hat.
Freude und Festigkeit in der Gemeinde trotz Widrigkeiten
Und jetzt kommt das „Dennoch“. Wir kennen es aus Psalm 73: „Dennoch bleibe ich stets bei dir“. Hier ist es auch wieder so schön formuliert: „Dennoch, dennoch soll die Stadt Gottes fein lustig bleiben.“
Man könnte meinen, das sei ein unpassendes Wort. Warum denn „lustig“? Doch das ist die Haltung – gelöst, unbeeindruckt. Nirgendwo in der Bibel wird so sehr vom Ernst gesprochen wie von der Lustigkeit. Fröhlich sein sollen wir, auch mitten im thronenden Weltuntergang. Die Gemeinde ist da und ist fröhlich.
Das fröhliche Christsein ist auch eine Voraussetzung für unsere Kinder. Ich weiß nicht, wo es irgendwo erlaubt ist, dass wir Angst haben, zu fröhlich in einer Versammlung zu sein. Das meine ich: Das könnte nicht sein. Wo auch immer diese Vorstellung herkommt, dass alles gemessen und feierlich sein muss, das ist der Tod.
Ich glaube, unsere jungen Leute werden sich dort nie heimisch fühlen. Sie haben einen Nachholbedarf an Freude. Natürlich muss man das auch können, aber die Stadt Gottes – das ist Jerusalem, und das ist auch die Gemeinde. Dort, wo die Gemeinde sich versammelt, soll es fein lustig sein, mit ihren Brünnlein.
Nun, bei uns regnet es viel, deshalb sind die Brunnen nicht so interessant. Aber im heißen Land – das wissen Sie noch vom Schulausflug – wenn man an einen frischen Brunnen kam und trinken konnte, erst recht in einem Land, in dem zehn Monate kein Regen fällt, wo Brunnen sind, aus denen man trinken kann, aus Quellwasser – das ist der Schatz der Gemeinde. Dort kann man sich stärken, und dort geht es fröhlich zu.
So soll es auch bei uns sein: Wir brauchen einen Platz, an dem wir uns einfach freuen können. Wir müssen uns nicht ins Geheul der Welt einstimmen. Es mag sein, dass wir für die ungläubige Welt zuerst zu ernst und danach zu lustig sind. Jedes Mal passen wir nicht in ihr Bild hinein. Das macht nichts aus.
Denn es kann nicht sein, dass uns Weltkatastrophen ängstigen – auch nicht das Ozonloch, Schwermetalle und all das Mögliche. Im Augenblick leben wir noch länger als unsere Vorfahren – und zwar kräftig länger. Also so schlecht ist die Luft nicht. Man kann Gott auch dafür danken und sich daran freuen. Man muss ja nicht gerade an der ligurischen See baden.
Gottes Nähe als Halt und Schutz
Jetzt, da Gott bei ihr ist, wird sie festbleiben. Die Nähe Gottes macht uns aus. Warum bleibt sie fest? Weil ich bei Jesus bin. Dort können die Feinde nichts mehr ausrichten. Wenn mein Verhältnis zu ihm klar ist, habe ich wirklich den Schutz Gottes.
Er hilft ihr schon früh am Morgen. Bevor ich aufwache, ist die Hilfe schon da. Das ist immer so beeindruckend an den biblischen Bildern, weil jedes dieser Bilder so plastisch ist. Gott hilft ihr früh am Morgen, am Morgen und am Abend. Wir sind ja früh am Morgen schon da.
Es gibt gar nicht die Möglichkeit, dass die Feinde etwas gegen uns ausrichten können. Und was das nun bedeutet: Es geschieht nichts ohne Gottes Zulassung bei seinen Leuten. Darum wird sie festbleiben.
Die Heiden müssen verzagen. Sie wissen gar nicht mehr, was sie machen sollen.
Das hat mich sehr betroffen gemacht, als unser Gerhard Ellermann erzählte, dass ihr Schulantrag für die evangelikale Bekenntnisschule nun schon fünf Monate beim Kultusministerium und im Oberschulamt liegt – ohne Antwort.
Die andere Schule der Gesamtkirchengemeinde Stuttgart wurde, wenn ich richtig informiert bin, später beantragt und hat viel früher ihre Genehmigung erhalten.
Aber so ist es: Manche Menschen versuchen vielleicht ihre Tricks. Vorhin in der Gebetsgemeinschaft wurde gesagt: Was Gott will, wird Gott machen. Das wollen wir ihm wieder sagen.
Ich darf Sie einfach auch bitten, dass wir in dieser Frage zu Gott beten: Herr, löse das jetzt. Du weißt, auf welchem Schreibtisch das liegt und wie die Politik dort gehandhabt wird.
Aber wir wissen, dass alle menschlichen Machenschaften sinnlos sind.
Gottes Macht über politische Systeme und menschliche Machenschaften
Ich hätte in meinem Leben nie für möglich gehalten, dass ich erlebe, wie der Kommunismus so jämmerlich zerbricht. Es ist unfassbar, wenn man bedenkt, was für ein Weltreich das einmal war, vor dem wir doch alle gezittert haben.
Heute muss man sagen: Toll, wenn so ein Schimeon Popow, ein ganz schlichter Pfarrer, der nicht einmal einen Schrank besaß und seine Kleider einfach an die Wand gehängt hat, solche Spuren hinterlässt. Ich weiß nur, wer sich an ihn erinnert, ist der Maggiwürfel. Seine Frau war eine Schweizerin und hat 30 Jahre im Stalinismus in Bulgarien gewirkt. Unter 16 Leuten hatte er damals seine Gemeinde, er hat ausgeharzt.
Heute gibt es eine große Gemeinde nach seinem Tod. Aber es braucht mutige Leute, die ihrer Zeit weit voraus sind und erkennen, dass all diese Ideologien nur Menschenspuck sind. Wir müssen diese Ideologien der Welt nicht so ernst nehmen, auch nicht das, was sich heute unter Geld und Macht verbirgt – Lüge, moderne Moral und all das.
Gehen Sie auf den Herrn zu und gehen Sie Ihren Weg unbekümmert. Wir wollen unsere jungen Leute darin bestärken, sich nicht korrupt zu zeigen und sich nicht anzupassen. Der Herr ist mit uns, der Gott Jakobs ist unser Schutz.
Es ist auch schön, dass noch einmal an Jakob erinnert wird – an den Gott, der im Leben Jakobs so wunderbar geschützt und bewahrt hat.
Gottes Wirken in der Heilsgeschichte
Und nun kommen wir zum letzten Teil, den wir hier noch ansprechen wollen: das Wirken Gottes in der Geschichte.
Wir hatten das Thema bereits am Sonntag beim Israel-Thema kurz berührt. Bei uns ist dieses Thema mit Recht etwas in den Hintergrund gerückt. In unserer Verkündigung sprechen wir nur ungern davon, dass Gott in der Geschichte wirkt. Das liegt einfach daran, dass es viele falsche Vorstellungen davon gibt.
Viele Menschen vertreten zum Beispiel die Meinung, die auf einen großen deutschen Philosophen zurückgeht, dass die Weltgeschichte ein großes Weltgericht sei. Dabei würden die Bösen unter die Räder kommen und die Guten aufsteigen. Solche Vorstellungen gibt es in vielen Varianten, aber sie sind oft unsinnig und falsch.
In der Welt geht es immer wieder andersherum: Die Lüge triumphiert, und das Böse behält den Sieg. Das wissen wir auch aus der Bibel. Trotzdem geht es letztlich um die Heilsgeschichte Gottes. Diese Heilsgeschichte begann bei Israel und dauert bis zur Wiederkunft Jesu an.
Heute ist Missionszeit. Wir erleben, dass dort, wo Menschen im Auftrag Gottes hingehen, unser Herr sich zu diesem Dienst der geringsten Boten bekennt. Es waren ungebildete Menschen, die damals als erste Missionare hinausgezogen sind. Gott hat sich zu ihnen bekannt, hat ihnen Türen geöffnet, und sie durften das Reich Gottes bauen.
Gott macht Geschichte – aber nicht überall und nicht in allem. Man muss aufpassen. Gott ist nicht der Verursacher dessen, was Menschen wie Saddam Hussein verantworten. Gott wirft keine Giftgasgranaten. Solche Dinge tun Menschen.
Aber in seiner Heilsgeschichte wirkt Gott. Darum ist dieses Thema so schwierig und man muss vorsichtig sein. Dennoch wirkt Gott in seiner Heilsgeschichte.
Gottes Macht über Krieg und Frieden
Und jetzt, was macht er? Gott richtet Zerstörung an. Er kann in dieser Welt viel zerbrechen lassen – unheimlich viel. Viele aus der älteren Generation haben das Jahr 1945 als eine Stunde erlebt, in der Gott zu ihnen sprach, auch durch das Zerstören. Das war Gottes Hand.
Doch der, der die Kriege in aller Welt lenkt, meint nicht, dass Gott Kriege macht. Vielmehr heißt es, dass Gott Frieden schafft. Er ist derjenige, der die Kriege steuert, die Kriege zu Ende bringt und seinen Leuten Schutz und Schirm bietet.
Es ist wichtig, dass wir die Bibelstellen kennen, in denen Gott Kriege führt, damit wir Gott nicht falsch darstellen. Hier ist gemeint: „Der Bogen zerbricht, die Speere zerschmelzen, und Wagen werden mit Feuer verbrannt.“ Gott vernichtet die Kriegsmaschinen.
„Seid still und erkennt, dass ich Gott bin.“ Dieses stille Sein und Warten ist auch beim Propheten Jesaja eine mutige Glaubenstat. Still sein und alles auf Gottes Entscheidung legen: „Herr, ich warte auf dein Heil, ich warte, was du jetzt tust.“ Gott hat eine Art, uns gerade auch in schwierigen Kämpfen zu führen.
„Ich will der Höchste sein und den Heiden der Höchste auf Erden.“ Mit diesem Gott dürfen sie heute Abend in Ruhe gehen – im Danken, im Lieben und in der Freude, dass er bei ihnen ist. Er ist mit uns.
Das andere, was missbraucht wurde und auf den Kuppelschlössern stand: „Gott mit uns“ – das macht nichts aus. Wir dürfen es richtig gebrauchen und über unsere Häuser, Familien und Nöte stellen. Der Herr Zebaoth, der Gott Jakobs, ist unser Schutz.
Wir wollen das glauben und uns an seiner großen Macht freuen. In diesem Psalm steckt so unheimlich viel. Wir wollen hier einfach aufhören, denn ich denke, Sie können ihn privat noch weiter lesen, eigene Gedanken dazu machen und immer wieder lesen.
Mit diesen Bibelstunden möchte ich Ihnen Freude machen, die Psalmen mehr und mehr zu lesen. Die Psalmen sind das liebste Buch der Bibel. Sie nehmen unsere Sorgen weg und sind für viele schwere Stunden die beste Therapie für eine verdunkelte Seele.
