
Wie sollte es nächste Woche werden? Machen wir es dann auch so: Gebt fünf, klatscht ab, und das war’s dann – tschüss bis zum Herbst oder so? Nein, nicht „gebt fünf“, sondern „gebt acht“. Heute Abend sage ich: Gebt acht und gebt alles.
Wir nehmen heute Abend also drei Lektionen durch, die Jesus uns sozusagen für die sattfreie Zeit mitgeben möchte. Drei Lektionen, die ich aus dem Text ableiten möchte, der heute Abend auf dem Programm steht: Lukas Kapitel 17.
Zum einen sagt uns Jesus: Gebt Acht auf die Versucher. Leute, es ist wichtig, in den nächsten Wochen und Monaten Acht zu geben im Blick auf Sünde – auf die Versucher. Dann: Gebt Acht auf euren Glauben. Das, was wir hier erworben haben, das, was hier gestärkt worden ist, soll wachsen, bewahrt und gelebt werden.
Zweitens: Gebt Acht auf euren Glauben. Und schließlich drittens: Gebt alles für Gott.
Schauen wir uns an, was Jesus uns hier konkret sagt. In Lukas Kapitel 17 lesen wir zunächst die ersten vier Verse:
Lukas 17,1-4: Jesus aber sprach zu seinen Jüngern: Es ist unmöglich, dass nicht Versuchungen kommen. Wehe aber dem, durch den sie kommen! Es wäre ihm nützlicher, wenn ein Mühlstein um seinen Hals gelegt und er ins Meer geworfen würde, als dass er einen dieser Kleinen Anlass zur Sünde gebe.
Habt Acht auf euch selbst! Wenn dein Bruder sündigt, so weise ihn zurecht. Und wenn er es bereut, so vergib ihm. Und wenn er siebenmal am Tag an dir sündigt und siebenmal zu dir umkehrt und spricht: „Ich bereue es“, so sollst du ihm vergeben.
Verführungen hat es von Anfang an gegeben, wahrscheinlich auch in deinem Glaubensleben und schon in der Zeit, bevor du überhaupt zum Glauben gekommen bist. Es geht dabei um Verführungen zur Sünde, die uns auf Abwege führen. Das wissen wir alle sehr genau.
Ich muss euch sagen: Diese Verführungen wird es auch weiterhin geben. Sie betreffen nicht nur Menschen, die vielleicht etwas instabil sind, sondern uns alle. Verführungen hat es gegeben, und es wird sie geben. Die gleiche Schlange, die sich damals an Eva herangemacht hat, wird auch morgen wieder versuchen, mit dir zu flirten. Wahrscheinlich wird es ihr gelingen, dich in ein Gespräch zu verwickeln und dich davon zu überzeugen, wie schön Sünde ist.
Verführungen sind unvermeidlich, sagt Jesus. Es ist unmöglich, dass keine Verführungen kommen. Es regnet auf Arme und Reiche. Im besten Fall haben die Reichen vergessen, das Cabrio zuzumachen. Aber es prasselt auf uns alle herab, was eben an Verführungen vom Gegner Gottes ausgeht.
Wenn wir diese Staffel reflektieren und an den Anfang zurückdenken: Wir haben über David gesprochen, der zehn Jahre lang von Saul verfolgt wurde. Vielleicht erinnerst du dich? Wir haben damals gesagt: So wie David von Saul verfolgt worden ist, so verfolgt uns der Satan, der Teufel, der in dieser Schlange am Anfang aufgetreten ist. Er wird auch versuchen, dich rumzukriegen und dich davon zu überzeugen, dass Gottes Wort eigentlich nicht so wichtig ist. Stattdessen sollst du glauben, dass es viel interessanter ist, Dinge zu tun, die reizvoll, aber verkehrt sind.
Satan versucht uns zu versuchen, obwohl er eigentlich längst von einem Größeren gestürzt wurde. So wie Saul von Gottes Gedanken her längst seines Amtes enthoben ist und David schon von ihm als der neue König über Israel bestimmt ist, so ist Satan immer noch illegal dabei, uns irgendwie auf den Leim zu gehen.
Bei einem Gewitter, so haben wir damals gesagt, ereignet sich Blitz und Donner zur gleichen Zeit. Aber wir sehen erst einmal das zuckende Licht. Dann passiert eine Zeit lang gar nichts, und du denkst: Was macht das? Und dann, auf einmal, boom, fängt der Sand zu krabbeln an. So geht es bei einem Gewitter.
Ähnlich ist es aus der Perspektive Gottes: Der Sieg und das Gericht über den Teufel passieren eigentlich im gleichen Moment. Denn Blitz und Donner, auch wenn wir sie unterschiedlich wahrnehmen, geschehen gleichzeitig. Beides wurde am Kreuz vollendet, als Jesus für uns gestorben ist. Es ist schon beschlossene Sache: Der Teufel ist besiegt. Wir haben den Blitz gesehen und warten auf das Krachen seines Absturzes.
Ja, Verführungen sind zurzeit noch unvermeidlich. Aber das betrifft nur diese kurze Zeit aus Gottes Perspektive. Wenn wir von der Ewigkeit ausgehen, ist diese Zeit relativ kurz. Uns kommt es manchmal lang vor, wenn wir von einem Jahr sprechen oder jetzt von sechs Monaten, die uns bevorstehen ohne Satan. Da denkst du: Wie soll ich das durchhalten?
Aus Gottes Sicht ist das immer nur eine ganz kleine Zeiteinheit. Im Vergleich zur Ewigkeit ist das nichts. Der Kampf ist bereits entschieden.
So wird es in den nächsten Wochen und Monaten sein: Wir alle, einschließlich mir und aller Mitarbeiter, sind von diesem Problem der Sünde irgendwie betroffen. Jesus sagt jedoch: "Wehe dem, durch den sie kommen."
Das Urteil über den Teufel wird vollstreckt werden, daran besteht kein Zweifel. Aber ich frage mich auch, ob hier nur der Teufel gemeint ist. Denn ersaufen mit einem Betonklotz am Hals können eigentlich nur Lungenatmer, oder? Ich weiß nicht genau, wie der Hals des Teufels aussieht und ob er mit einer Lunge atmet. Was ich aber weiß, ist, dass auch wir Menschen herumlungern, sündigen und Anlass zur Sünde geben.
Wenn Jesus sagt: "Wehe dem, durch den sie kommt", kann es durchaus sein, dass hier auch Menschen gemeint sind. Wie wir gelesen haben: "Es wäre ihm nützlich, wenn ein Mühlstein um seinen Hals gelegt wird und er ins Meer geworfen würde, als dass er einem dieser Kleinen Anlass zur Sünde gibt." Wer mit diesen Kleinen gemeint ist, können wir nur spekulieren.
Zuerst dachte ich, das seien wahrscheinlich Italiener. Aber machen wir sie nicht kleiner, als sie sind. Vielleicht sind das die Anfänger im Glauben. Es kann sein, dass hier Menschen gemeint sind, die noch relativ jung im Glauben sind, vielleicht auch kleine Kinder.
Gehen wir einmal von den Anfängern im Glauben aus, zum Beispiel solchen, die während der letzten Wochen hier zum Glauben an Jesus gekommen sind. Diese haben oft keinen christlichen Hintergrund, haben die Botschaft des Evangeliums gehört und gesagt: "Das ist es." Irgendwie hat Gott sie angesprochen, sie haben darauf reagiert und gebetet: "Herr Jesus Christus, wenn das wahr ist, was hier erzählt wird, und es ein neues, sinnvolles und mehrdimensionales Leben gibt, ganz anders als ich bisher gelebt habe, dann will ich das in Anspruch nehmen. Wenn es möglich ist, dass du Sünden vergibst, dann will ich Vergebung meiner Sünden haben. Ich will ein Gotteskind werden."
Ich weiß von vielen, die in dieser Staffel hier zum Glauben gekommen sind, und wir freuen uns sehr darüber. Und dann verführt so ein trinkfester Glaubensbruder jemanden, der noch jung im Glauben ist, zu einem Saufgelage – obwohl beide eigentlich ein Problem mit Alkohol haben und hier mit Feuer spielen.
Oder ein Ehebrecher, der Sünde kleinredet – ein Seitensprung oder Ähnliches. Vielleicht gibt es unter uns Leute, die denen, die noch jung im Glauben sind, Anlass zur Sünde geben. Ein Mentor, der sich bibelkritisch äußert und einem dieser Kleinen das Vertrauen in Gottes Wort nimmt.
"Wehe, durch den Verführung kommen!" Bin ich zu einem Verführer geworden? Bist du zu einem Verführer geworden? Dieser Vers hinterfragt uns ständig und macht uns unsere Verantwortung bewusst, die wir als Vorbild vor anderen haben.
Auch Kindern gegenüber sind wir verantwortlich – einer dieser Kleinen. Es kann auch sein, dass hier Kinder gemeint sind. Wir prägen Kinder durch unser Vorbild und unser Leben für ihr ganzes Leben.
Denn wenn du mit Kindern konfrontiert wirst – manche haben sich vielleicht für den Beruf eines Erziehers entschieden, andere haben noch kleine Geschwister oder in deiner Gemeinde gibt es Kinder – vielleicht wurdest du sogar dazu aufgefordert, im Kindergottesdienst oder so mitzuarbeiten.
Ich komme viel durch alle möglichen Gemeinden und halte es, das sage ich mal ganz offen, für fahrlässig, wen man in den Gemeinden zum Teil alles als Jungscharmitarbeiter oder so einsetzt. Da sollen Unmündige Unmündigen etwas beibringen, da sollen Blinde Blinde leiten.
Ich kann mich an einen Abend in der Nähe von Iserlohn erinnern, bei einer Evangelisationsveranstaltung, bei der über zwanzig Leute zum Glauben gekommen sind. Wir saßen in einem großen Kreis nach der Veranstaltung, haben gebetet, und zwanzig Leute haben Jesus in ihr Leben eingeladen.
Nachdem sich dieser Kreis aufgelöst hatte, kam eine junge Frau, die in der Kirche als Kindergottesdienstleiterin tätig war – schon vor ihrer Bekehrung – zu mir und sagte: "Jetzt weiß ich endlich, was ich den Kindern beibringen kann." Sie hatte über Jahre Kinderbetreuung gemacht, ihnen nette Geschichten erzählt und ein Unterhaltungsprogramm geboten, aber gar nicht gewusst, dass das Evangelium jung und alt gilt. Sie selbst war bis dahin gar nicht davon ergriffen.
Und wer nicht ergriffen ist, kann auch nicht ergreifend die Botschaft von Gott weitergeben. Deshalb glaube ich, dass dieser Vers auch im Blick auf Kinder und die Verantwortung, die wir da haben, zu verstehen ist.
Wie dem auch sei: Wenn wir an diese Verführungen denken, hat die Dunkelheit keine Chance, wenn ihr das Licht anlasst, das hier in euch entzündet wurde.
Letzte Woche hat Philipp, der Moderator, hier so kurz bei jemandem gesagt: Plopp – und das Licht ging an. Er hofft, dass dieses Licht die ganze Woche über leuchtet. Nun, mit einem Plopp ist es ja nicht getan. Aber wenn Jesus in dir Gestalt gewinnt, wenn er gegenwärtig ist in dir, dann passiert das dadurch, dass du ihn einlädst: „Komm in mein Leben, und ich möchte in deiner Nähe bleiben, Jesus.“
Wenn dieses Licht dein Leben ausfüllt, dann hat die Dunkelheit keine Chance. Lasst das Licht an und gebt niemandem Anlass zur Sünde. Das wird hier in diesen Versen betont.
Nochmal ab Vers 3: „Habt Acht auf euch selbst.“ Wir haben da Verantwortung – nicht nur den Blick auf andere, sondern auch auf uns selbst. Dann heißt es weiter: „Wenn dein Bruder sündigt, so weise ihn zurecht. Und wenn er es bereut, so vergib ihm. Und wenn er siebenmal am Tag an dir sündigt und siebenmal zu dir umkehrt und spricht: ‚Ich bereue es‘, so sollst du ihm vergeben.“
Vielleicht gelingt es dir, dass du niemandem Anlass zur Sünde gibst. Vielleicht bist du ein positives Vorbild. Ich wünsche mir, dass viele von euch Vorbilder sind. Und von vielen weiß ich das auch. Ich höre das zum Teil aus Gemeinden, dass Gemeindeleiter sagen, Leute gehen motiviert raus und dass man das in der Kirche oder in der Gruppe, wo ihr zuhause seid, vor Ort spürt.
Ich weiß das auch von Eltern und Großeltern, die das bestätigen. Ich freue mich sehr darüber, dass es hier Vorbilder gibt.
Aber auch wenn du niemandem Anlass zur Sünde gibst, sondern im Gegenteil ein positiver Einfluss von dir ausgeht, leben wir trotzdem alle in einem Kontext von Sünde. Vielleicht bist du nicht das Subjekt der Sünde, also nicht derjenige, von dem Sünde ausgeht, sondern du bist das Opfer. Du bist betroffen von Sünde, lebst in einem Kontext von Unehrlichkeit, von Anfeindungen, von Selbstsucht und all dem, was mit diesen linken, krummen Machenschaften zu tun hat.
Du wirst jeden Tag in der Schule und überall, wo du bist, damit konfrontiert. Wenn dein Bruder sündigt – also wenn du in diesem Kontext feststellst, dass andere, die gleichaltrig sind oder so, etwas ausgefressen haben, sich falsch verhalten haben – dann weise ihn zurecht, sagt Jesus.
Jesus legt Wert darauf, dass die Dinge angesprochen werden, dass Sünde nicht irgendwo unter den Teppich gekehrt wird, nicht übergangen oder einfach so hingenommen wird. Jesus sagt: Spreche die Dinge an, weise ihn zurecht.
Dann denkst du vielleicht: Wer bin ich, dass ich andere auf ihre Sünde aufmerksam mache? Jesus sagt es ganz klar: Weihe ihn zurecht, sprich die Dinge an.
Gerade vor anderthalb Wochen hat ein 18-Jähriger mir gegenüber seinen Internet-Pornokonsum gestanden. Vor drei, vier Tagen hat er mir eine Mail geschrieben und gesagt, es sei schlimm, über so etwas reden zu müssen. Ich habe keine Ahnung, woher ich an diesem Abend den Mut hatte, das mit ihm zu besprechen, aber es war richtig. Da kam Licht in die Sache. Wir konnten darüber reden.
Es ist allerdings nicht damit getan, nur darüber zu reden und zu sagen: „Na ja, es geht vielen so“ und einander zu trösten. Es geht nicht darum, dass wir als Christen mit dem, was wir Vergebung nennen, Schuld einfach zudecken.
Das wäre, als würde man bei einer Schusswunde nur ein Pflaster draufkleben. Der Verletzte wird wohl sterben, nehme ich an. Es geht um Heilung, und Heilung geht von Jesus aus.
Jesus ist der Heiland. Vergebung gibt es immer nur zusammen mit Jesus. Wenn also jemand von Sünde betroffen ist – was auch immer das sein mag – dann betet zusammen und wendet euch sofort an den Heiland. Kommt zu Jesus und sagt: „Herr, du bist für unsere Sünden gestorben, und wir sind Versager durchweg, von A bis Z. Trotzdem kommen wir zu dir. Selbst wenn wir siebenmal am Tag zu dir kommen müssten, du bist bereit, unsere Sünden zu vergeben.“
Er ist Heiland, nicht einfach nur jemand, der sagt: „Gut, dass wir darüber geredet haben.“ Es geht darum, dass wir die Sünde vor Jesus bringen. Sünde muss vor den Arzt gebracht werden. Gott stellt sich im Alten Testament als den Herrn vor, deinen Arzt.
Was sind die letzten Worte eines Sportlehrers? „So, Kinder, alle Speere zu mir!“ Jesus sagt: Wenn ihr verletzt worden seid von solchen Angriffen, von irgendwelchen Speerwerfern oder ähnlichem, dann vergebt – und vergebt immer wieder.
Wenn er an dir sündigt, heißt es in Vers 4.
Zunächst einmal geht es in Vers 3 allgemein um Sünde. Wenn dein Bruder sündigt, sprich die Dinge an und schweige nicht einfach darüber.
Wenn jemand in deinem Leben „Speerwerfer“ ist, also Menschen, deren Worte verletzend sind, und wenn du ständig solche Angriffe von einer bestimmten Person bekommst, kann dich das ein Leben lang begleiten, sehr verletzen, fertig machen und handlungsunfähig machen. Du bist vielleicht durchaus motiviert, etwas für Gott zu tun, aber wenn dir ständig von irgendwelchen Leuten Knüppel zwischen die Beine oder Speere in die Brust geworfen werden, ist es schwierig, fröhlich zu sein und das Leben als Christ zu leben.
Speerwerfer gibt es in Schulklassen, an Arbeitsplätzen, teilweise sogar in unseren Gemeinden und Jugendkreisen. Vielleicht weiß ich, wie alt du bist – vielleicht bist du sogar mit einem verheiratet. Es gibt Speerwerfer in Ehen. Solche Speerwerfer lieben es, wenn Menschen sich vor ihnen winden, wenn sie jemanden verletzt haben. Sie genießen das regelrecht. Sie können einerseits sehr liebevoll und fürsorglich wirken, einen netten Eindruck machen, und andererseits sind sie gemein und böse. Dahinter stecken regelrechte Sünder.
Das klassische Vorbild für diesen Sachverhalt ist König Saul. Wie gesagt, wir reflektieren auch noch ein bisschen, was wir in den vergangenen sechs Monaten hier durchgenommen haben. Saul hat wörtlich einen Speer genommen und ihn nach David geworfen – dem Mann, der eigentlich nur versucht hatte, ihm zu helfen. David meinte es gut mit König Saul und hatte eine hohe Achtung vor ihm. Doch Saul war zutiefst unsicher und eifersüchtig. Er hatte wirklich ein Problem.
Das Problem bei solchen Speerwerfern in deinem Leben betrifft meistens den Speerwerfer selbst. Ich glaube, dass sich David dessen bewusst war. Deshalb hatte er auch gewisses Mitgefühl mit Saul und hielt sich zurück. Er versuchte nicht, sich selbst zu verteidigen. „Recht dich nicht“ – das hat David auch nicht getan. Werde nicht selbst zum Speerwerfer, wenn du solche Angriffe über dich ergehen lassen musst.
Ich erkenne an, dass David keinen Speer aus der Wand gerissen hat, um ihn auf Saul zurückzuschleudern mit dem Gedanken: „So, Saul, jetzt habe ich dich in der Hand, jetzt bin ich an der Reihe. Mal sehen, wie gut ich treffen kann.“ Vielleicht war David wirklich besser im Treffen, jedenfalls hatte Goliath mit einem Stein ganz gut getroffen.
Wie oft missbrauchen wir unsere Phantasie auf diese Weise? Wir stellen uns vor, wie wir selbst so einen Speer auf unseren Feind werfen und wie gut es sich anfühlen würde, unser Ziel zu treffen. Hast du solche Feinde? Gibt es Leute in deinem Umfeld, die an dir sündigen, und du hast diesen Gedanken: „Es kommt der Tag der Rache und der Vergeltung, irgendwann zahle ich es ihnen heim“? Aber Rache zerstört nur.
Was macht man, wenn man mit so einem Speerwerfer zusammenlebt? Zuerst sollte man sich ducken. Das ist der erste Tipp. David hat das auch gemacht – er ist erst einmal ausgewichen. Das hört sich vielleicht ein bisschen ironisch an, aber jener Person auszuweichen ist die beste Strategie. Es geht dabei nicht darum, dass sie wirklich Holzstäbe nach dir werfen, sondern um verbale Angriffe, die uns oft treffen.
David ist auf diese Weise zweimal Saul entkommen. Er blieb nicht bei Saul, um Märtyrer zu werden, sondern floh. Somit erreichte Saul sein Ziel nicht. Das heißt, räumlicher Abstand und noch viel mehr emotionaler Abstand zwischen dir, dem Opfer, und ihm, dem Täter, sind ratsam. Das ist das Erste, was ich dir sage: Nimm eine gewisse Distanz, wenn das möglich ist. Auch wenn ihr nicht gerade in der Schule nebeneinander sitzt – selbst da kann man ja etwas machen.
Das Zweite ist, und jetzt zurück zu unserem Text: Tu das, was Jesus sagt, und weise den Bruder zurecht. Sprich die Sache an. Der Beweggrund, wenn du den anderen zur Rede stellst, ist nicht Rechthaberei, sondern Zurechtbringen. Es geht darum, dass sich die Situation ändert und du letztlich auch ihm hilfst. Denn nochmal: Der hat das größere Problem.
Saul war zerfressen von Unsicherheit und völlig auf dem falschen Dampfer. Es geht um Zurechtbringen. Wenn du auch das Opfer bist, ist eigentlich der andere viel bemitleidenswerter als du. Wenn du ihn zurechtweist – und wie gesagt, Jesus sagt: weise ihn zurecht – dann solltest du auf den Ton achten, mit dem du redest. Sei gnädig und denk an Jesus, wie er mit Menschen gesprochen hat: niemals emotional.
Je nachdem, wie du deine Zurechtweisung bringst, wirst du eine gewisse Resonanz bekommen. Wenn du brüllst, wird der andere auch brüllen. Wenn du aber lächelst – kennt ihr das? – dann wird es beim anderen auch so sein. Er wird zurücklächeln. Probier es mal vor dem Badezimmerspiegel: Wenn du lächelst, lächelt der andere auch. Und bei deinem Gegenüber, wer auch immer das sein mag, wird es genauso sein. Wenn du lächelst, wird er dieses Lächeln früher oder später erwidern.
Als Drittes folgt dann die Vergebung. Noch einmal zusammengefasst: Erstens ausweichen, zweitens die Sache ansprechen, und dann die Vergebung. Jesus sagt allerdings unter der Voraussetzung: Wenn er es bereut, dann vergib ihm.
Wir haben gesagt, Vergebung gibt es nur bei Jesus. Das heißt, betet zusammen und legt gemeinsam die Last bei Jesus ab. Rache schadet, Verdrängen schadet, Nachtragen schadet. Nur das Ablegen und Übergeben an Jesus befreit. Vertragen ja, Nachtragen nie. Trage die Sache nicht mit dir herum und bringe sie bei jeder Gelegenheit wieder aufs Tapet. Vertragen ja, Nachtragen nie.
Nun stellen wir uns vor, es tut dem anderen leid, jemanden durch seine Lebensweise oder seine Äußerungen verletzt zu haben. Wir gehen davon aus, dass dieser Mensch nicht noch einmal in die gleiche Falle tappen wird. Wäre ja blöd, oder? Wenn du weißt, da ist eine Falle, machst du doch beim nächsten Mal einen Bogen darum. Wir gehen davon aus, er weiß Bescheid und wird sich von jetzt an benehmen.
Schön wär’s. Jesus setzt voraus, dass es wieder passieren wird. Das setzt er selbstverständlich voraus. Selbst wenn er täglich sieben Speere nach dir wirft und dich dann sieben Mal um Verzeihung bittet, sagt Jesus: Vergib ihm.
Und wenn dein Handy nicht mehr stillsteht und du dreimal am Tag den Akku nachladen musst: Das erste Mal ruft er beim Frühstück an und bittet dich um Vergebung, das zweite Mal auf dem Weg zur Arbeit, das dritte Mal im Laufe des Vormittags, das vierte Mal in der Mittagspause, das fünfte Mal kurz vor Feierabend, das sechste Mal unter der Dusche – Panasonic hat wasserdichte Smartphones – und das siebte Mal beim Champions-League-Spiel. Diese Tortur passiert jeden Tag siebenmal, zehn Wochen lang. Das sind siebzig Tage, also genau siebzig mal sieben.
Da denkst du: „Dann ist irgendwann Schluss, das ist unmöglich.“ Ich bin bereit, eine Entschuldigung anzunehmen, aber siebzig Mal sieben? Das ist zu viel. Nun sagt nicht, das sei unmöglich. Mit Jesus kommt Vergebung zustande. Da kann auf lange Sicht Heilung geschehen. Aber so eine Heilung, so eine Schusswunde, die braucht manchmal zehn Wochen.
Er, der deine Sünde auslöschen will – wenn du dich an Jesus wendest und er dich von Sünde befreit – dann ist die Sünde vor Gott gelöscht. Er möge in deinem Inneren auch von Zeit zu Zeit alles andere auslöschen, also deine Erinnerung und dein Nachtragen, so dass du an nichts anderes mehr denken kannst als an Jesus.
Ich hoffe, dass du in den nächsten Wochen und Monaten solche Momente erlebst, in denen Gott alles aus dir auslöscht und du an nichts anderes denken kannst als an Jesus. An den, der verhaftet wurde, an den, der angeklagt wurde, der einen unfairen Prozess über sich ergehen lassen musste. Das Volk wollte ihn lynchen. Er wurde geschlagen, an zwei Holzbalken angenagelt und umgebracht. Und bei alldem hasste er die Menschen nicht.
Denkt an Jesus! Das große Vorbild ist er. Er liebte seine Widersacher, er vergab ihnen. Seine Feinde hassten ihn. Das waren kurze Speere, die sie ihm in die Hände und Füße schlugen, aber es waren todbringende Nägel. Und trotzdem rief er am Kreuz: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“
Jesus selbst war bereit zu vergeben, und er ist bereit, dir zu vergeben. Wenn du ein Jesusjünger bist, solltest auch du von dieser Eigenschaft der Vergebungsbereitschaft gekennzeichnet sein. Lass dir von Jesus helfen, Böses mit Gutem zu vergelten. Wenn er wirft, dann lächle. Vergelte Böses mit Gutem und nicht mit Bösem. Das gibt es in der Welt genug. Liebe deine Feinde.
Aber jetzt möchte ich das Thema wechseln. Es geht hier nicht darum, einfach nur auszuhalten. Das will ich euch nicht predigen – ihr müsst nicht sagen: „Ihr müsst aushalten, ihr müsst durchhalten, ihr müsst stillhalten, ihr müsst euch bewerfen lassen und ab und zu mal vergeben.“
Es geht vielmehr um Mitgestalten. Das erwarte ich von euch, wenn ihr hier wochenlang gesessen habt und das Wort Gottes aufgenommen habt: dass ihr zu Gestaltern werdet.
In Vers 5 werden die Jünger plötzlich Apostel genannt. Das kommt im Lukasevangelium nicht allzu oft vor, aber hier gibt es diesen Hinweis: Ihr seid Gesandte. Ein Apostel ist ein Gesandter. Das heißt, er bekommt einen Auftrag und wird losgeschickt. Es wird erwartet, dass er diesen Auftrag auch ausführt. Apostel bedeutet also Gesandte.
Ich wünsche mir, dass wir am Sonntag, wenn wir das letzte Mal hier zusammen sind, sozusagen eine Aussendungsfeier haben. Dass ihr euch alle miteinander senden lasst. Ich weiß nicht, wie viele wir sind – sind es 800 Apostel im Dandilkreis? Und wo kommt der her? Manche sollen sogar aus dem Raum Marburg kommen. Stellt euch vor, ihr werdet gesandt, sodass etwas spürbar wird von dieser Wirklichkeit des Evangeliums von Jesus Christus. Eine Aussendungsfeier wünsche ich mir für nächste Woche.
Jetzt schauen wir mal, was hier mit diesen Aposteln ist. Wir lesen von Vers 5 an: „Und die Apostel sprachen zum Herrn: Mehre uns den Glauben.“ Und dann sagt der Herr: „Wenn ihr Glauben habt wie ein Senfkorn, so würdet ihr zu diesem Maulbeerfeigenbaum sagen: Verpflanze dich ins Meer, und er würde euch gehorchen.“ (Lukas 17,5-6)
Ich verstehe sehr gut einen Christen aus Papua-Neuguinea, der einem Missionar sagte: „Wenn ich in der Kirche sitze, ist mein Glaube groß wie ein Berg. Aber wenn ich bei meinen Stammesgenossen bin, da ist er klein wie ein Senfkorn.“
Ihr würdet vielleicht sagen: „Wenn ich hier im Gottesdienst sitze, ist mein Glaube groß wie ein Berg. Aber wenn ich dann in meine Schulklasse komme oder in meine Familie, wo keiner gläubig ist, da ist er klein wie ein Reiskorn.“ Mein Glaube ist noch kleiner, nämlich wie ein Senfkorn.
Und da bin ich froh, dass der Herr hier etwas über schwachen Glauben sagt. Meint ihr auch, dass ihr mehr Glauben braucht? Wer glaubt, dass er mehr Glauben braucht? Ihr seid schon Apostel, oder? Die Apostel aber sprachen: „Mehr uns den Glauben“, sie meinten, mehr Glauben zu brauchen.
Aber soll ich euch was sagen? Wir brauchen gar nicht mehr Glauben. Warum? Nun, der Glaube hat so viel Potenzial, dass nur eine winzige Menge ausreicht, um Gewaltiges auszurichten. Das ist das, was Jesus uns sagt.
Er sagt nicht: „Oh ja, stimmt, lasst uns den Vater darum bitten, dass ihr mehr Glauben bekommt.“ Das wäre eine Reaktion, die man erwartet hätte. Nein, Jesus sagt: „Hey Leute, selbst wenn er so klein ist wie ein Senfkorn, kaum zu sehen, da wird Großes passieren.“
Ein Senfkorn ist so klein wie der Kopf einer Stecknadel, aber es hat etwas, was ein Sandkorn nicht hat, nämlich Leben. Der Glaube ist etwas Lebendiges, und er gründet sich auf einen lebendigen Gott.
Um einen Maulbeerfeigenbaum auszureißen, brauchst du überhaupt keinen Glauben, da brauchst du eine Schaufel. Also macht man sich an die Arbeit, und es geht schon. Aber du brauchst Glauben, um diesen dann ins Meer zu verpflanzen. Der Glaube tritt vor in dem Bereich des Undenkbaren.
Jesus sagt: „Wenn ihr nur ein bisschen Glauben habt.“ Wer meint denn, ein bisschen Glauben zu haben? Genau die gleichen Leute, die sich vorhin auch gemeldet haben. Hey, da kann ich euch sagen: Wenn ihr ein bisschen habt, um einen Baum ins Meer zu versenken – nicht schlecht, oder?
Jetzt geht es natürlich Jesus nicht darum, dass der ganze Westerwald in die Nordsee kommt oder so. Das macht wenig Sinn. Wenn wir beten, dann geht es immer darum, dass wir auch um sinnvolle Sachen beten und nicht um irgendeinen Quatsch.
Also, wenn alle Experimente in der Weise funktionieren, „Ich will es mal ausprobieren“, und dann: „Gott ist ja nicht so Magie“, als ob Gebet so ein Zauberstab wäre, dann schaut mal, jetzt steht der Baum da – das möchte Jesus nicht.
Er möchte nicht wissen, wie es in unserer Landschaft demnächst aussehen würde, wenn wir auf diese Weise beten oder diese Erwartungen hätten. Jesus sagt: „Ihr könnt Gewaltiges erreichen, wenn ihr ein wenig glaubt.“
Wenn du etwas Glauben hast, wenn du angefangen hast, einfach an Jesus zu glauben, dann bist du bestens ausgestattet für die nächsten Wochen. Du bist ausgestattet, Wunder zu erleben.
So sagen wir oft: Vertrauen. Aber es ist nicht nur Vertrauen, es ist auch einfach Zutrauen. Glauben heißt einfach mal, einen Schritt zurückzugehen und Gott zuzutrauen, dass er große Dinge in deinem Leben macht und dass er tatsächlich auch Berge verpflanzt – Berge von Problemen, die für dich unlösbar erschienen sind.
Und übrigens wächst Glaube. Das ist das Schöne an dieser Eigenschaft eines Senfkorns: Es ist ja nur am Anfang ganz klein, aber dann keimt es, und dann wächst etwas daraus.
Ich hoffe, dass, wenn dein Glaube klein ist, er größer wird. Aber selbst wenn es ein schwacher Glaube ist, ist Glaube immer auch ein Werk Gottes durch den Heiligen Geist. Gottes Werk in einem Menschenherzen ist auch dann etwas Großes, wenn es anfangs noch klein ist.
Das, was Gott in uns macht, ist auch dann groß, wenn es klein ist. „Gott mach dir Mut zum Weiterglauben, das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den klimmenden Docht wird er nicht auslöschen“, so steht es in Jesaja 42. Und das passt ganz gut.
Also, wenn du Angst hast: „Ich fürchte, dass mein kleines Lichtchen, das mal hier plopp letzte Woche angegangen ist, nicht durchhalten wird, dass es ausgehen wird“, dann gilt: Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, den klimmenden Docht wird er nicht auslöschen.
Ein junger Mann hatte einen Traum. Er betrat einen Laden, und an der Theke saß ein Engel. Er fragte ihn: „Entschuldigung, was verkaufen Sie hier?“ Und der Engel antwortete freundlich: „Alles, was Sie wollen.“
„Oh“, sagt der junge Mann, „das ist gut. Also ich hätte gerne das Ende aller Kriege in der Welt, und dann hätte ich gerne mehr Bereitschaft, miteinander zu reden. Dann die Beseitigung der Elendsviertel in Lateinamerika, ich hätte gerne mehr Ausbildungsplätze für Jugendliche und mehr Zeit der Eltern, um mit ihren Kindern zu spielen.“
Da fiel ihm der Engel ins Wort und sagte: „Entschuldigen Sie, junger Mann, Sie haben mich, glaube ich, falsch verstanden. Wir verkaufen keine Früchte, sondern Samen.“
Du bist ausgestattet mit Glauben, nimm diesen Senfkorn-Glauben mit. Damit sind allerdings nicht diese fertigen Ergebnisse gemeint, sondern dieser Glaube, auf Gott gegründet, fängt erst mal bei Null an.
Du wirst Gebetserhörungen erleben, und sie werden sich entwickeln. Gott will dich eben mit einbeziehen in das, was er tut. Er verkauft keine fertigen Früchte, er verkauft den Samen.
Hat er dir Glaube ins Herz geschenkt, dann kannst du sehr gespannt sein auf das, was da wächst. Hast du als kleines Kind mal Kresse oder so ausgesät und dann jeden Tag geguckt? Manchmal hat man auch daran gezupft und dann wieder reingetan. Manchmal ist es, bevor es aufgehen konnte, auch wieder eingegangen.
Aber du kannst in dieser Weise gespannt sein auf das, was wachsen wird in deinem Umfeld. Das Dutzend Apostel mit ihrem Senfkorn-Glauben gründete nach Pfingsten die Gemeinde. Da ist Großes passiert.
Die Apostel, zwölf einfache Leute – das waren Fischer, Handwerker und so –, waren keine großartigen Rhetoriker wie Joachim Gauck oder so, sondern sehr einfache Leute. Sie haben die Gemeinde Jesu gegründet, die bis heute, zweitausend Jahre später, besteht und zwar auf der ganzen Welt.
Es gibt beachtliche Kirchen und riesige Jugendgottesdienste. Alles fing klein an durch diese Apostel, wie sie hier genannt werden, diesmal in der Apostelgeschichte.
Die Apostel haben keine Glaubensakte unternommen, sondern sie glaubten. Sie haben keine Gebete gesprochen, sondern sie beteten. Und sie haben auch keine Konferenzen über Evangelisation veranstaltet, sondern sie taten es einfach aus Glauben.
Ich wünsche mir diesen einfachen Glauben. Lass ihn doch klein sein, und lass uns nicht so umständlich machen, sondern einfach losgehen im Vertrauen auf Jesus.
Auf die Größe deines Glaubens kommt es nicht an, sondern auf die Größe Gottes, an den du glaubst. Also hier, das Subjekt unseres Glaubens – darauf kommt es an.
Glaube zeigt sich übrigens in Gehorsam.
Damit sind wir beim letzten Punkt angekommen. Lesen wir jetzt noch die Verse sieben und folgende:
Jesus fragt: „Wer aber unter euch, der einen Sklaven hat, der pflügt und hütet, wird zu ihm, wenn er vom Feld hereinkommt, sagen: ‚Komm und leg dich zugleich zu Tisch‘? Wird er nicht vielmehr zu ihm sagen: ‚Richte zu, was ich zu Abend essen soll, und gürte dich und diene mir, bis ich gegessen und getrunken habe, und danach sollst du essen und trinken‘? Dankt er etwa dem Sklaven, dass er das Befohlene getan hat? Ich meine nicht.“
So sprecht auch ihr: Wenn ihr alles getan habt, was ich euch befohlen habe, seid ihr unnütze Sklaven. Ihr habt getan, was ihr zu tun schuldig wart.
Ein durchschnittlich reicher Bauer zur damaligen Zeit hatte mindestens einen Knecht. Dieser erledigte zum einen die Feldarbeit, zum anderen die Hausarbeit. Würde der Bauer den Knecht zum Abendessen bitten? Nein, er würde es nicht. Würde der Bauer ihn auffordern, den Tisch zu decken? Ja, das würde er. Würde er dem Knecht groß dafür danken und huldigen? Nein, denn es ist selbstverständlich, schließlich ist er der Knecht.
Es gibt Menschen, auch unter uns, die immer sehr wichtig sein wollen. Eine solche Dienstbereitschaft ist ihnen relativ fremd. Sie stehen immer im Mittelpunkt: Bei jeder Hochzeit sind sie die Braut, bei jeder Beerdigung sind sie die Leiche. Immer der Mittelpunkt, alle Augen sind auf sie gerichtet. Es gibt solche „wichtigen“ Leute unter uns.
Als Kind Gottes bist du Gott wichtig. Deshalb nimm dich nicht selbst so wichtig. Du bist gottwichtig, deswegen brauchst du dich nicht selbst wichtig zu nehmen – sei Diener!
Ein Personalleiter einer großen Hotelkette hat einmal folgende Beobachtung gemacht: Er sagte, wer es hasst, Koffer zu tragen, trägt ein Leben lang Koffer. Wer es aber gerne tut, wird schnell befördert und bekommt höhere Aufgaben.
Davon bin ich fest überzeugt: Wer es hasst, Koffer zu tragen, wer nicht bereit ist, Diener zu sein und ganz unten anzufangen, wird immer auf der unteren Stufe bleiben und wahrscheinlich nie befördert werden. Solange du das, was du tust, nicht unbedingt liebst, kannst du versuchen, es zu lieben und darin besser zu werden.
David, um noch einmal an ihn zu erinnern, hat sich als Hirtenjunge selbstverständlich um seine Schafe gekümmert. Das war ein ziemlich bescheidener Job und wahrscheinlich hat es gestunken, aber er hat es gemacht – selbstverständlich. Und deswegen hat Gott ihn befördert, weil er einfach treu im Kleinen war.
Weil Jesus gehorsam war, hat Gott ihn hoch erhoben und ihm einen Namen gegeben, der über jedem Namen ist (Philipper 2).
Und ihr, die ihr hier Woche für Woche gesessen habt, ihr seid sozusagen Knechte, die ihr wochenlang Anweisungen bekommen habt. Haben wir so manche Anweisungen, so manchen Imperativ ausgesprochen? Ich meine ja, es sind Anweisungen, die von Gott kommen, weil wir sie aus dem Wort Gottes, der Bibel, ableiten.
Nun soll der Knecht seine Feldarbeit verrichten, das heißt, rausgehen auf die Straße. Ihr sollt rausgehen und mit Leuten über Jesus reden. Der Knecht soll die Hausarbeit tun, das heißt, er soll die Gemeinde aufbauen.
Ein Knecht war für die Hausarbeit und für die Feldarbeit zuständig. Geht hinaus, wenn ihr begabt seid, Evangelisten zu sein. Baut Gemeinde auf, wenn ihr begabt seid, innerhalb der Gemeinde etwas für Gott zu tun. Jedenfalls seid Knechte und dient. Habt diese Dienstgesinnung, so wie sie in Christus Jesus war.
Diese Gesinnung sei in euch, der es nicht für einen Raub hielt, Gott gleich zu sein, sondern sich erniedrigte und Knechtsgestalt annahm. Jesus ist unser Vorbild.
Der Schluss kommt uns dann schon ein bisschen komisch vor: Wir sollen uns als arme, selige, unnütze Knechte bezeichnen. Nun, was dahintersteht, ist, dass wir aus eigener Kraft nichts tun können.
Steffu hat vor zwei Wochen über Kapitel 16 gesprochen und hatte da den Vers 15 am Ende, wo es heißt: „Denn was unter den Menschen hoch ist, ist ein Gräuel für Gott.“ Ich glaube, das ist es, was Jesus hier meint: Was unter Menschen hoch ist, ist ein Gräuel für Gott. Also diese Leute, die im Mittelpunkt stehen wollen, sind für Gott nicht sehr attraktiv.
Demütige Leute antworten, wenn man ihnen Danke sagt: „Keine Ursache, gern geschehen.“ Ich glaube, das ist es, was in die heutige Sprache übersetzt hier steht: Wir sind unnütze Knechte, wir tun das, was selbstverständlich ist. Da sagst du einfach: „Kein Problem, keine Ursache, gern geschehen.“
Wir dienen gern, weil wir von Jesus gelernt haben.
Rick Warren erzählt von einem alten Missionar, der jahrelang irgendwo im Übersee auf dem Missionsfeld gewesen ist. Er hat sich wirklich verausgabt, jahrelang, wahrscheinlich jahrzehntelang im Auftrag der Gemeinde gearbeitet.
Dann kommt er nach Jahren mit einem Schiff in seine Heimatgemeinde zurück, weil er mittlerweile alt geworden ist. Mit an Bord war auch der Präsident des Landes.
Ihr könnt euch vorstellen, wenn der Präsident von Bord geht, spielt eine Kapelle, es wird ein roter Teppich ausgelegt und so weiter. Die anderen Gäste mussten so lange drinbleiben, bis die Zeremonie vorbei war.
Als dann alles ein bisschen beruhigt war, steigt dieser alte Missionar von Bord – und alle Leute hatten sich verflüchtigt. Er steht ganz alleine da. Es wird ihm schwer ums Herz.
Er sagt: „Am Anfang haben sie in der Gemeinde alle hinter mir gestanden, sie haben angerufen und sich erkundigt, aber das wurde immer weniger. Und jetzt, nach diesen Jahrzehnten, komme ich hierher und niemand ist da. Alle haben mich vergessen.“
Du kommst nach Hause, freust dich auf Begegnungen, und keiner ist da.
Dann war es ihm auf einmal so, als würde Gott zu ihm sagen: „Aber du bist doch noch gar nicht zu Hause.“
Wir sind solche Knechte, die nicht darauf warten sollten, dass man uns hier den roten Teppich auslegt. Jüngern Jesu wird nirgendwo der rote Teppich ausgelegt. Wir sind noch gar nicht zu Hause.
Aber wenn wir treue Diener sind, werden wir eines Tages von Gott gelobt werden. Es wird einem jeden sein Lob von Gott sein, schreibt der Apostel Paulus.
Dann wird Jesus, nachdem er unsere Arbeit beurteilt hat, wenn wir treu waren mit den Gaben, die er uns anvertraut hat, sagen: „Geh ein in die Freude deines Herrn und feiere mit.“ Dann bist du zuhause, wenn du am Ziel bei ihm, Jesus, angekommen bist.
Solange wir hier in der Welt sind, sind wir nicht zuhause, und ihr werdet leiden, selbst wenn ihr euch dazu entschieden habt, treu mit Jesus zu leben – so wie dieser Missionar.
Bist du Christ geworden, um Gott zu dienen, oder bist du Christ geworden, um dich von Gott bedienen zu lassen? Das ist ein Unterschied, oder nicht?
Die zweite Art ist so eine Art Magie, ein Versuch, Gott durch Gebete gefügig zu machen. Also: „Ich werde Christ, und dann geht es mir gut.“ Das kannst du vergessen, das wird uns nirgendwo verheißen.
Dann vertraust du Gott nicht, sondern du benutzt ihn. Bist du Christ geworden, um Gott zu dienen, oder dich bedienen zu lassen?
Mein Wunsch ist – und damit bin ich jetzt am Ende –, dass von hier bibelfeste, stabile Christen ausgehen, die draußen Akzente setzen und einfach treu sind.
Jesus braucht gehorsame Diener.
Lasst mich euch diese drei Tipps mit auf den Weg geben, damit ihr sie mitnehmen könnt.
Erstens: Gebt Acht auf die Versucher. Die Sünde wird in den nächsten Wochen hinter jedem Busch lauern. Doch wenn du mit Jesus den Weg gehst, bleibt die Sünde dort sitzen und wird dich nicht angreifen. Wenn du mit Jesus unterwegs bist, bist du geschützt. Weise Sünder zurecht und vergib ihnen, damit die Zahl der Erlösten zunimmt. Das ist der erste Tipp.
Zweitens: Habt Acht auf euren Glauben. Wenn du glaubst und dein Glaube sich im Gehorsam zeigt, dann werden dir die Maulbeerfeigenbäume gehorchen. Du brauchst nur gehorchen, und die Bäume werden dir folgen. Wer glaubt, kann Wunder erleben. Du kannst gespannt sein.
Drittens: Gebt alles für Gott. Wir Christen haben das Tuch um unsere Hüften gebunden, das uns als Zeichen unserer Dienstbereitschaft kennzeichnet. Lasst uns Diener sein, denen der Meister die Arbeit anvertraut hat, die erledigt werden muss. Wenn wir uns im Oktober wiedersehen, können wir einander sagen: Wir haben getan, was wir zu tun schuldig waren.
Gebt Acht und gebt alles! Die Welt wartet auf euch.