Ein persönlicher Eindruck von Glaubwürdigkeit
Vor Jahren habe ich ein Buch gelesen, das von Missionen in Algerien erzählte. Ein Missionar reiste immer wieder durch die Berge zu den Dörfern der Berber. Dort berichtete er von Jesus und versuchte, Menschen für das Evangelium zu gewinnen.
Eine Szene ist mir besonders im Gedächtnis geblieben. An manchen Orten bekehrten sich nur sehr wenige oder sogar nur einzelne Menschen aus dem Islam zu Jesus. Der Missionar besuchte auch diese einzelnen Personen immer wieder. Eines Tages kam er zu einer älteren Frau, die sich zu Jesus bekehrt hatte. Im Gespräch erzählte sie ihm, dass sie gerade dabei sei, für einen Monat zu fasten.
Er wunderte sich und fragte sie, warum sie faste. Sie antwortete, dass ihre Familie und ihr Umfeld ihr sagten, sie habe sich nur deshalb zum Christentum bekehrt, weil der Islam ihr zu schwierig sei. Besonders das Fasten im Ramadan sei zu schwer für sie. Man unterstelle ihr, sie habe sich für das Christentum entschieden, weil es der einfachere Weg sei.
Daraufhin erklärte sie, dass sie beschlossen habe, einfach irgendeinen anderen Monat zu fasten – nicht den Ramadan-Monat. So wolle sie zeigen, dass es ihr nicht darum gehe, den leichteren Weg zu suchen. Das war ihr Weg und ihre Art, mit ihrem neuen Glauben glaubwürdig zu sein – besonders für ihr Umfeld.
Glaubwürdigkeit ist auch für uns ein großes Thema. Schon im ersten Timotheusbrief war es für Timotheus ein wichtiges Anliegen. Wie kann ich glaubwürdig sein – außerhalb der Gemeinde für Menschen, die sich für den Glauben interessieren oder vielleicht auch nicht so sehr? Wie bleibe ich glaubwürdig innerhalb der Gemeinde, wenn ich angezweifelt werde, wenn ich herausgefordert werde oder wenn Menschen mit anderen Lehren auftreten? Wie bin ich glaubwürdig für Gegner? Wie für Zuhörer?
Dieses Thema wollen wir uns heute anschauen, wenn wir in 1. Timotheus Kapitel 4 einsteigen.
Die Situation in Ephesus verstehen
Unsere persönlichen Herausforderungen heute sind vermutlich anders gelagert als damals. Der Hintergrund damals war ein anderer als der, mit dem wir in unseren modernen westlichen Gemeinden im 21. Jahrhundert meistens konfrontiert sind.
Aber Glaubwürdigkeit ist auch für uns noch ein großes Thema. Ich bin überzeugt, dass wir einiges mitnehmen können, einige Prinzipien aus dem Abschnitt, in dem Paulus an Timotheus schreibt. Trotzdem müssen wir uns die Situation damals noch einmal vor Augen führen, um zu verstehen, wie Paulus einsteigt, um seine Gedanken zu verstehen und um zu begreifen, wo er Timotheus abholt und wo er ihn herausfordert.
Timotheus war in die Gemeinde in Ephesus geschickt worden durch Paulus, obwohl die Gemeinde schon einige Jahre existierte. Dort gab es eine Führung, die nicht mehr für eine klare Lehre sorgen konnte und nicht mehr in der Lage war, falsche und gefährliche Einflüsse zurückzuweisen. Timotheus sollte gute Lehre und gute Prinzipien betonen.
Wir haben in Kapitel 1 gesehen, dass Menschen innerhalb der Gemeinde aufgetreten waren, wahrscheinlich hauptsächlich Männer, die alttestamentliche Ideen hervorgeholt hatten. Diese Ideen waren sehr spekulativ und zum Teil auf einem relativ niedrigen Niveau. Diese Männer taten das wahrscheinlich hauptsächlich, um sich selbst zu profilieren, um sich eine Stellung innerhalb der Gemeinde zu verschaffen, um etwas Besonderes zu sagen zu haben und um Menschen anzulocken, die auf sie hörten und denen sie Einfluss ausüben konnten. So schufen sie eine Situation, die ihnen persönlich Bedeutung innerhalb der Gemeinde gab.
Paulus sagt, dass diese Leute manchmal nicht einmal das verstehen, was sie da wiedergeben, was sie irgendwo aufgeschnappt haben und jetzt reproduzieren. Selbst dort, wo sie Dinge betonen und fest behaupten, verstehen sie es zum Teil selbst nicht.
In dem Abschnitt, den wir heute betrachten, begegnen wir eher den Menschen, von denen diese Lehren ausgingen. Diese waren nicht innerhalb der Gemeinde, sondern versuchten, von außerhalb Einfluss zu gewinnen und Anhänger zu gewinnen. Paulus geht nun kurz darauf ein, was die Schwerpunkte dieser Leute waren. Und...
Warnung vor falschen Lehren und Askese
Ich beginne mit Kapitel 4, Vers 1, und lese zunächst bis Vers 3.
Der Geist sagt ausdrücklich, dass es damals offensichtlich Prophezeiungen gab. Ob diese von Paulus selbst ausgingen oder ob er sie vom Geist empfangen hatte, oder ob sie von anderen Dienern Gottes stammten, ist nicht ganz klar. Paulus zitiert diese Prophezeiungen und stellt fest, dass sie wirklich vom Heiligen Geist kommen. Er sagt ausdrücklich, dass in späteren Zeiten, also in der Zukunft, einige vom Glauben abfallen werden.
Diese Menschen achten auf betrügerische Geister und Lehren von Dämonen. Sie sind durch die Heuchelei von Lügenrednern geprägt, die bezüglich ihres eigenen Gewissens wie mit einem Brandzeichen gehärtet oder gezeichnet sind. Sie verbieten die Ehe und gebieten, sich von Speisen zu enthalten, die Gott geschaffen hat. Diese Speisen sollen jedoch mit Danksagung angenommen werden von denen, die glauben und die Wahrheit erkennen.
Die verbreiteten Lehren hatten offensichtlich viel mit Askese zu tun. Paulus sagt, dass es Prophezeiungen gibt, wonach diese Lehren in der Zukunft noch stärker und ausgeprägter sein werden. Er spricht von der Zukunft. Wenn wir den Satz am Anfang von Kapitel 4 lesen, haben wir zunächst den Eindruck, dass es um Prophezeiungen geht, also etwas, das irgendwann in der Zukunft passiert.
Spätestens wenn wir Vers 6 lesen, merken wir, dass es Paulus nicht darum geht, eine ferne Zukunft zu betonen oder eine zukünftige Generation vor etwas zu warnen. Wie so oft, wenn Paulus oder die Bibel überhaupt die Zukunft zitieren, geht es darum, diese Entwicklung zu erkennen und zu sehen, wo sie jetzt schon begonnen hat.
Er sagt Timotheus, dass er jetzt gegen die Anfänge dieser Entwicklungen vorgehen muss. Diese Anfänge betreffen auch die Gemeinde in Ephesus, die Gemeinden in der Region und die Gemeinden unserer Zeit. Das, was in Zukunft im negativen Sinn seine Blüte erleben wird, hat jetzt schon angefangen.
Wenn wir über Askese nachdenken, also darüber, dass bestimmte Dinge verboten werden, dass man sie nicht essen darf und dass man nicht heiraten soll, und wenn wir in die Geschichte zurückblicken, sehen wir, dass eine solche Heiligungsbewegung ihren Höhepunkt im frühen Mittelalter hatte. Ab dem vierten Jahrhundert entstand die Mönchsbewegung, in der genau solche Dinge extrem propagiert und praktiziert wurden.
Askese bedeutete, sich von allem zu enthalten und aus der Welt hinauszugehen. Wirklich gläubige Menschen, die sich heiligen wollten, zogen sich aus der Welt zurück. Manche von euch haben vielleicht schon den Begriff „Säulenheilige“ gehört. Das waren Menschen, die irgendwo in die Wüste oder in einsame Gegenden gingen und sich eine Säule bauten oder bauen ließen, um dort zu leben.
Sie lebten abgeschieden von allen Versuchungen und jeglichem Luxus. Andere brachten ihnen etwas zu essen, und das war alles, womit sie sich beschäftigten: auf einer Säule zu sitzen, zu meditieren und ab und zu Nahrung zu sich zu nehmen. Das ist extrem. Paulus sagt, der Geist sagt, dass das in zukünftigen Zeiten zu einem Extrem kommen wird.
Aber jetzt, Timotheus, werden solche Gedanken und solche Lehren von Askese in der Gemeinde, in der du verantwortlich bist, in Ephesus, ausgebreitet. Sie gewinnen dort Einfluss durch Menschen von außen und werden zum Teil auch von Menschen aufgenommen und reproduziert, die eigentlich zur Gemeinde gehören.
Wie gesagt, wahrscheinlich ist das nicht das Hauptproblem der Gemeinde im einundzwanzigsten Jahrhundert. Wir haben ganz andere Herausforderungen. Aber auch heute ist extreme Heiligung für manche attraktiv.
Ich denke an zwei junge Männer, die unabhängig voneinander durch Geschwister aus unserer Gemeinde bekehrt wurden. Sie haben irgendwann die Gemeinde verlassen, um sich Gemeinden anzuschließen, die in diesen äußeren Dingen strenger sind. Sie suchten nach mehr Heiligkeit und hatten den Eindruck, dass äußere Regeln sie heiliger machen würden.
Aber ja, das ist nicht das Hauptthema unserer Zeit. Es ist nicht das Hauptthema des einundzwanzigsten Jahrhunderts.
Gottes Sicht auf Askese und Genuss
Paulus erläutert – und das ist fast wie ein Einschub – warum Askese letzten Endes nicht das ist, was Gott unterstützt und was Gott möchte. Er schreibt das am Ende von Vers 3 und eigentlich bis Vers 5. Ich lese es kurz vor, auch wenn ich heute nicht groß darauf eingehen möchte, weil das vielleicht nicht der Schwerpunkt ist, sondern wirklich nur ein Einschub.
Sie gebieten sich, sich zu enthalten von Speisen, die Gott geschaffen hat, zur Annahme mit Danksagung für die, die glauben und die Wahrheit erkennen. Denn jedes Geschöpf Gottes ist gut und nichts Verwerfliches, wenn es mit Danksagung genommen wird. Denn es wird geheiligt durch Gottes Wort und durch Gebet.
Es ist eine uralte Lüge des Teufels, dass Gott genussfeindlich ist, dass Gott Genuss verbietet. Sie verbieten zu heiraten, sie verbieten bestimmte Dinge zu essen. Schon die Schlange im Garten hat gesagt: Gönnt Gott euch gar nichts. Mit anderen Worten: Gönnt er euch keinen Genuss?
Die Lüge des Teufels durch die Geschichte ist, wenn du Genuss haben möchtest, musst du dich von Gott lossagen. Und wenn du Gott treu sein willst, dann musst du auf jeden Genuss verzichten. Diese Lüge steckt auch in den extremen Heiligungsbewegungen der damaligen Zeit drin.
Gott ist gegen Genuss? Paulus sagt: Gott ist nicht gegen Genuss. Er würde nie leugnen, dass Heiligkeit wichtig ist, aber er widerspricht vehement dieser These, dass Gott gegen Genuss ist.
Charakter der falschen Lehrer
Spannender als dieser Punkt für uns wahrscheinlich ist, ist es kurz anzuschauen, was Paulus über diese Menschen sagt, über die Menschen, die diese Lehren verbreiten. Auch hier möchte ich nur ein paar Stichworte herausnehmen.
Was sagt er? Er sagt, diese Menschen heucheln und sie reden Lügen. Paulus spricht von der Heuchelei von Lügenrednern. Das bedeutet wohl, dass sie das, was sie dort verbreiten, selbst nicht wirklich glauben. Sonst wäre es ja keine Lüge, sondern ein Irrtum. Sonst wäre es keine Heuchelei, sondern vielleicht Schwäche.
Sie glauben selbst nicht, was sie dort verbreiten, sie sind nicht überzeugt. Die Wahrheit, die wir da haben, muss jeden erreichen. Diese Menschen haben ganz andere Motive. Wahrscheinlich streben sie nach Macht und Einfluss auf andere Menschen. Viele Menschen sehnen sich danach, Einfluss zu haben und dadurch Bedeutung zu erlangen.
Der eine oder andere hat wahrscheinlich auch das Ziel gehabt, materiell von seinen Lehren zu profitieren. Dass Anhänger seine Lehren gut finden und ihn gut finden, war ein Vorteil. Es war ein sehr verbreitetes Phänomen, nicht nur in der damaligen Zeit, dass Philosophen, Lehrer oder jeder, der Anhänger um sich scharen konnte, finanziell davon profitierte. Es war selbstverständlich, solche Lehrer finanziell zu unterstützen.
Auch das könnten Motive gewesen sein. Es ist immer problematisch, wenn ich mit Anhängern eines bestimmten Lehrers oder einer bestimmten Gruppe rede, dem Lehrer finanzielle oder Machtinteressen zu unterstellen. Ganz oft reagiert mein Gesprächspartner dann sofort ablehnend.
Aber Paulus hat keine Angst davor, das in den Raum zu stellen. Er verwendet klare Ausdrücke: Es sind Heuchler, es sind Lügenredner. Er ist sehr direkt, weil er wirklich vor diesen Menschen und vor dieser Bewegung warnen will. Diese Bewegung versucht von außen, Gläubige in den Gemeinden zu erreichen, rauszuholen oder zumindest zu beeinflussen.
Das Zweite, was über diese Leute gesagt wird, ist, dass sie ein unempfindliches Gewissen haben. Ihr Gewissen ist gehärtet, wie mit einem Brandeisen. Ihnen ist egal, was sie anrichten. Ihre eigenen Interessen sind so dominant und im Vordergrund, dass es ihnen nicht wichtig ist, wo sie Spaltungen in Familien oder Gemeinden verursachen durch ihre Lehren.
Sie haben ihr Gewissen ausgeschaltet für all den Schmerz, den sie bringen. Letztlich, sagt Paulus, stehen Dämonen hinter ihnen. Dämonen, denen es nicht nur egal ist, dass Gläubige, Familien und Gemeinden Schaden nehmen, sondern die das wahrscheinlich sogar wollen und dieses Ziel verfolgen.
Paulus sagt, es stehen Lehren von Dämonen hinter diesen Menschen, und das ist eine sehr klare Aussage. Das ist auch eine mögliche Übersetzung des Begriffs mit dem Brandeisen. Es kann auch heißen, dass hier Menschen sind, die das Brandzeichen des Teufels und seiner Dämonen tragen. Sie sind so sehr von diesem Einfluss geprägt, dass sie seine Leute sind.
Wie eine Kuh oder ein Bulle, die ein Brandzeichen tragen, um zu zeigen, zu welchem Farmer sie gehören, so kann man auch hier übersetzen: Sie sind mit einem Brandzeichen gekennzeichnet, als Diener des Teufels. Es sind Menschen, die wahrscheinlich nicht bewusst, aber doch sehr deutlich das Werk des Teufels tun und seine Ziele vorantreiben. Und...
Die Folgen für den Glauben der Menschen
Das Vierte, was Paulus sagt, ist: Der Glaube von Menschen wird zerstört. Vermutlich ist es in seinen Augen schon so, wenn jemand sich auf diese Lehren und auf diesen Lebensweg extremer Askese eingelassen hat, wenn er das zu einer Priorität in seinem Leben gemacht hat, diese Äußerlichkeiten zu seiner Religion zu machen, dass er den wahren Glauben bereits verlassen hat.
Oft kommt meiner Erfahrung nach noch etwas anderes hinzu: Junge Leute, die in Familien aufwachsen, in denen extrem stark diese äußeren Regeln betont werden, oder junge Menschen, die in Gemeinden aufwachsen, in denen diese Regeln ebenfalls stark hervorgehoben werden, kehren dem Glauben insgesamt den Rücken. Viele von ihnen tun das irgendwann, weil der Glaube für sie nicht glaubwürdig ist. Sie haben in ihren Familien und Gemeinden nicht den Eindruck gewonnen, dort einen glaubwürdigen Glauben erlebt oder vermittelt bekommen zu haben.
Entweder war der Glaube wirklich unglaubwürdig, weil Eltern oder Menschen in der Gemeinde etwas vertreten haben, das sie selbst nicht gelebt haben. Zuhause haben sie immer wieder die Inkonsequenz vor Augen gehabt. Oder sie hatten den Eindruck, dass zwar etwas vermittelt oder vielleicht sogar vorgelebt wird, diese Gläubigen aber nicht in der Lage sind, glaubwürdig zu begründen, warum das wichtig ist. Es ist zu einem Lebensstil geworden, den man nicht mehr begründen muss.
Beides führt dazu, dass der Glaube insgesamt für junge Leute unglaubwürdig wird und dass sie irgendwann dem Christentum den Rücken kehren. Das ist bitter. Paulus sagt, in beiden Fällen verlassen Menschen den Glauben: Durch solche Lehren, durch diese Lehren von Askese, durch solche Lügen über die Bedeutung äußerer Regeln verlassen Menschen den Glauben, indem sie sich darauf einlassen und den wahren Glauben hinter sich lassen.
Oder Menschen verlassen den Glauben, weil sie sich von einem solchen Glauben abwenden und gar nichts mehr mit Gott zu tun haben wollen. Timotheus, das ist gefährlich. Das ist nicht das, was Gott will. So ist Gott nicht. Gott ist nicht gegensätzlich.
Wahrer Glaube hat ganz andere Schwerpunkte. Wir haben gelesen, dass Paulus seinen Brief an Timotheus damit begonnen hat, zu sagen, worauf es ankommt. Worauf es wirklich ankommt und was Timotheus in den Mittelpunkt stellen soll, ist Liebe: Liebe zu Gott, Liebe untereinander, Liebe aus reinem Herzen, aus gutem Gewissen und aus ungeheucheltem Glauben. Darauf kommt es an.
Das wird Paulus in den nächsten Versen und Abschnitten, die wir lesen, noch betonen.
Glaubwürdigkeit als Grundlage des Dienstes
Timotheus, es geht um etwas anderes. Unsere Glaubwürdigkeit beruht nicht darauf, äußere Regeln einzuhalten. Im Ernstfall macht uns das sogar unglaubwürdig. Unsere Glaubwürdigkeit kommt von etwas anderem – und genau darum geht es jetzt.
Timotheus, du bist verantwortlich in Ephesus. Du trägst Verantwortung, zumindest ein Stück weit, und spürst wahrscheinlich schon die Verantwortung für die Gemeinden im Umkreis von Ephesus. Irgendwann demnächst wirst du einer der Hauptverantwortlichen für die gesamte Gemeindebewegung sein, die Gott durch uns ins Leben gerufen hat.
Wenn du wirksam sein willst, wenn du etwas erreichen möchtest, wenn du dazu beitragen willst, dass diese Gemeinden wachsen und sich die Bewegung ausbreitet, wenn du dazu beitragen möchtest, dass Gläubige wachsen und Gemeinden bewahrt werden, dann ist das A und O, dass du persönlich glaubwürdig bist.
Paulus schreibt Timotheus jetzt drei oder vier Punkte, je nachdem wie man sie zählt und einteilt. Drei oder vier Punkte, in denen er ihm sagt: Timotheus, wie kannst du glaubwürdig sein? Wie kannst du deinen Dienst glaubwürdig tun? Wie kannst du für Menschen außerhalb der Gemeinde, die die Gemeinde beobachten, glaubwürdig sein? Und wie kannst du für Menschen innerhalb der Gemeinde glaubwürdig sein?
Wir gehen jetzt den nächsten Vers durch und schauen uns an, was es bedeutet, glaubwürdig zu sein. Wie gesagt, drei oder vier Punkte zum Thema Glaubwürdigkeit.
Lesen wir Vers 6:
„Wenn du dies den Brüdern vorstellst, so wirst du ein guter Diener Christi Jesu sein, genährt durch die Worte des Glaubens und der guten Lehre, der du genau gefolgt bist. Die ungöttlichen und altweibischen Fabeln aber weise ab.“
In der Gemeinde waren Gesetzeslehrer unterwegs, die selbst nicht verstanden, was sie verkündeten. Sie hatten alttestamentliche Stellen zitiert, die sie nicht verstanden hatten, und letztlich auch die Lehrsätze, die sie irgendwo aufgeschnappt hatten, nicht begriffen. Paulus sagt in diesen anderthalb Sätzen, Vers 6 und am Anfang von Vers 7, unter anderem etwas über das Niveau.
Er sagt zu Timotheus: Wenn du glaubwürdig sein willst, dann musst du ein anderes Niveau haben als diese Leute. Er vergleicht das Niveau dieser Gesetzeslehre mit dem Niveau alter Frauen, die immer wieder dieselben Lehrsätze wiederholen – altweibische Fabeln, Mythen.
Vielleicht kennt ihr das aus dem Alltag. In meiner oder der Generation davor gab es typische Sätze, die immer wiederholt wurden und dadurch keinen Tiefgang bekamen. Mädchen hörten oft: „Wer schön sein will, muss leiden.“ Oder eine ältere Frau, die immer wieder Probleme mit Blasenentzündungen hatte, sagte ihrer Tochter bei jeder Gelegenheit: „Vorsicht, setz dich nicht auf die Steinstufe, sonst bekommst du eine Blasenentzündung!“ Obwohl die Tochter noch nie eine Blasenentzündung hatte, hörte sie diesen Satz seit über fünfzig Jahren.
Solche altweibischen Fabeln sind oft einfache Gesundheitsregeln, die manchmal zutreffen und oft nicht. Paulus sagt, die Lehren, die damals verbreitet wurden und angeblich aus dem Alten Testament stammen, haben oft genau dieses Niveau.
Vielleicht habt ihr das erlebt: Ihr sprecht mit jemandem über eine These, die oberflächlich wirkt. Ihr lest gemeinsam Bibelstellen und am Ende hat die Person das Gefühl, es war oberflächlich betrachtet. Doch nach zwei Wochen stellt sie die These wieder genauso auf, als hätte das Gespräch nie stattgefunden.
Das ist es, wovon Paulus spricht – einfache Merksätze, die man nicht erschüttern kann, die sich eingebrannt haben wie bei alten Frauen und die immer wiederholt werden.
Timotheus, wenn du glaubwürdig sein willst, musst du ein anderes Niveau haben. Wir haben es gelesen in Vers 6: „Wenn du dies den Brüdern vorstellst.“ Du musst ihnen sagen, wie Gott ist, wie Gott „tickt“, wie wenig Wert zum Beispiel das Käse hat, dass Gott nicht gegen Genuss ist. Du hast die Verantwortung, ihnen das zu sagen.
Wenn du glaubwürdig sein willst, dann musst du ein guter Diener Christi Jesus sein, genährt durch die Worte des Glaubens und der guten Lehre. Du musst fundiert sein in dem, was Gott wirklich gesagt hat. Du musst dich davon ernähren, möglichst täglich, dich wirklich damit beschäftigen. Dann kannst du ein einflussreicher Mitarbeiter sein.
Paulus nennt das einen guten Diener. Ein einflussreicher Mitarbeiter ist jemand, der das Wort Gottes parat hat, der darin gearbeitet hat, der sich davon ernährt, der ständig damit umgeht, der es in Gespräche einbringen kann und das lebt, was wirklich im Wort Gottes steht. Darauf kann man schauen und sagen: So funktioniert ein Leben als Christ, ein Leben auf der Basis des Wortes Gottes.
Timotheus, kannst du das? Paulus sagt: „Ich habe den Eindruck, du kannst es, aber arbeite weiter daran, dass du damit umgehst, dich davon ernährst, es anwendest und es immer wieder im Gespräch einbringst.“ Das gibt dir Niveau und macht dich glaubwürdig.
Das möchte ich euch ans Herz legen: Wenn ihr Einfluss haben wollt, wenn ihr positiven Einfluss in eurer Gemeinde haben wollt, dann ernährt euch vom Wort Gottes. Geht immer wieder mit dem Wort Gottes um, lest Bibelverse und Bibelstellen im Zusammenhang, schaut, was Gott wirklich sagen möchte, lasst euch davon prägen – euer Denken und euer Leben.
Das gibt euren Aussagen Niveau und macht euch zu guten Dienern, zu einflussreichen Mitarbeitern Gottes. Das ist, was Gott möchte und sich wünscht.
Der zweite Punkt zum Thema Glaubwürdigkeit: Ich lese das Ende von Vers 7:
„Trainiere dich aber zur Gottseligkeit. Denn die leibliche Übung ist zu wenigem nützlich, die Gottseligkeit aber ist zu allen Dingen nützlich, da sie die Verheißung des Lebens hat, des jetzigen und des zukünftigen.“
Wir müssen trainieren, das Leben mit Gott trainieren, die wahre Verehrung Gottes trainieren. Das sind Dinge, die uns nicht einfach in den Schoß fallen und auch nicht einfach auf dem Niveau bleiben, auf dem sie vielleicht waren.
Paulus sagt: Trainiere, übe dich.
Er nimmt den Ausdruck „körperliche Übung“ oder „körperliches Training“. Dieser Ausdruck am Anfang von Vers 8 ist doppelsinnig. Der eine Sinn, wahrscheinlich der, der den Lesern damals spontan in den Kopf kam, ist einfach Sport.
Sport und körperliche Übung waren ein zentraler Bestandteil der griechischen Gesellschaft. Es gab an jeder Ecke Fitnesscenter – natürlich keine Fitnesscenter im heutigen Sinn, sondern große Sporthallen, in denen Menschen sich fit machten und fit hielten.
Paulus sagt: Der Nutzen von Fitness ist begrenzt. In meiner Übersetzung steht: „zu wenigem nützlich“, was auch heißen kann „nur zeitlich befristet nützlich“. Beides ist wahr. Körperliche Fitness ist nur ein kleiner Teil des Lebens. Sie gibt uns eine Grundlage für manches andere, aber ist dennoch nur ein kleiner Teil.
Außerdem ist körperliche Fitness biologisch zeitlich begrenzt, auf dieses Leben beschränkt. Wenn wir alt werden, sind wir nicht mehr unbegrenzt körperlich fit.
Paulus sagt, es hat einen begrenzten Nutzen.
Aber es steckt ein Doppelsinn dahinter: Diese Lehrer in den Gemeinden lehrten körperliche Übungen nicht im Sinne von Fitness, sondern im Sinne von Askese – sich dem Körper Dinge vorzuenthalten.
Sie waren wahrscheinlich entsetzt, als sie merkten, dass Paulus ihre religiösen Übungen mit Sport auf eine Stufe stellte.
Paulus sagt: All diese Dinge haben einen sehr begrenzten Nutzen. Aber Timotheus, auch wir sollen trainieren, üben. Die Menschen in den Sporthallen geben uns ein Beispiel – ein Beispiel für etwas, das begrenzten Nutzen hat.
Wir können diesem Beispiel folgen, aber mit Dingen, die einen viel größeren und zeitlich längeren Nutzen haben.
Übe dich, trainiere alles, was mit einem Leben zusammenhängt, das wirklich auf die Verehrung Gottes ausgerichtet ist.
Das Wort, das hier mit „Gottseligkeit“ übersetzt wird, heißt eigentlich „wahre, echte Verehrung“ – im christlichen Zusammenhang natürlich „wahre, echte Verehrung Gottes“.
Paulus sagt: Alles, was mit wahrer, echter Verehrung Gottes zu tun hat, musst du üben, trainieren. Man muss deinen Einsatz und deine Ernsthaftigkeit sehen, damit du glaubwürdig bist.
Warum muss man das üben? Es ist nicht einfach, einem unsichtbaren Gott zu dienen. Wir haben das in Kapitel 1, Vers 17 gelesen: Gott ist unsichtbar.
Es ist eine Mühe, eine Anstrengung, mit Tränen verbunden, einem Gott zu dienen, den man nie sieht und der akustisch nicht antwortet.
Es hat viel damit zu tun, dass Gott der lebendige Gott ist und dass wir ihn als solchen vor Augen behalten müssen, obwohl wir ihn nicht sehen.
Diese Verehrung des lebendigen Gottes steht im direkten Gegensatz zur Betonung von Askese und Übung.
Timotheus, du musst üben, mit dem lebendigen Gott zu kommunizieren, ihn vor Augen zu behalten.
In Vers 10 werden wir lesen, dass wir einem lebendigen Gott dienen.
Das ist ein Schlüssel. Es trägt extrem zu deiner Glaubwürdigkeit bei, wenn du trainierst und Menschen merken, dass du wirklich Umgang mit dem lebendigen Gott hast.
Es ist wie im Sport: Ich hatte Kollegen, die sich auf Halbmarathons, Marathons oder Triathlons vorbereiteten. Sie trainierten regelmäßig, um ein bestimmtes Niveau zu erreichen und durchzuhalten.
Jeder, der Sport getrieben hat, weiß: Wenn du ein Niveau erreicht hast, musst du weiter trainieren, um es zu halten.
Manchmal ist es auch so in unserer Beziehung zu Gott: Wir können nicht sagen, wir haben ein gutes Niveau erreicht und das reicht.
Paulus würde sagen: Wenn deine Beziehung zu Gott wirklich gut ist, musst du weiter trainieren, um dieses Niveau zu halten.
Denn so viel ist nicht selbstverständlich. Das Sichtbare ist viel präsenter und dringt stärker auf uns ein als der unsichtbare Gott.
Was müssen wir also trainieren? Konkret:
Wir dürfen nicht aus den Augen verlieren, dass Gott der lebendige Gott ist, dass er wirklich da ist.
Wir müssen uns das immer wieder bewusst vor Augen führen, diesen Gedanken bewusst formulieren: Gott ist da, ich kann mit ihm reden, er hört mich.
Diese bewusste Willensentscheidung, das nicht aus dem Blick zu verlieren, ist Gegenstand täglicher Übung.
Das hat viel mit Gebet zu tun.
Es ist nicht einfach, mit jemandem zu reden, den man nicht sieht und der akustisch nicht antwortet.
Paulus würde sagen: Das musst du üben, du musst üben, mit ihm zu reden.
Wir müssen auch üben, das Wort Gottes nicht nur zu lesen oder als Literaturstudium zu erforschen, sondern es wirklich an uns heranzulassen.
Wir müssen sagen: Das soll zu mir reden, Gott soll zu mir sprechen, wenn ich das Wort lese.
Nicht nur eine tägliche Bibellese abhaken, sondern Gott in seinem Wort begegnen, ihn verstehen, sehen, dass jemand dahintersteckt.
Paulus würde sagen: Das muss man üben.
Natürlich müssen wir vieles in unserem praktischen Leben üben: mit Einsatz leben, Opfer bringen, Zeit und Geld für Gott einsetzen.
Manchmal ist das Selbstüberwindung – auch nicht mehr für uns selbst oder die direkte Umgebung zu leben.
Unser wahrer Gottesdienst, schreibt Paulus in Römer 12, ist, dass wir unsere Leiber als lebendiges Opfer hingeben.
Das ist eine Entscheidung, die wir immer wieder bewusst treffen müssen.
Ein Bereich, den wir üben müssen, sonst verläuft er im Sand, ist: Für wen leben wir? Ist unser Leben wirklich ein lebendiges Opfer für Gott?
Wahrscheinlich hätte Paulus diese Punkte aufgezählt, wenn Timotheus gefragt hätte, was er konkret üben soll.
Er hätte gesagt: Damit fängt es an, dir immer wieder vor Augen zu führen, dass Gott lebendig ist.
Übe immer wieder, mit ihm zu reden, obwohl du keine akustische Antwort bekommst.
Übe, das Wort Gottes nicht als Literaturstudium zu lesen, sondern als etwas, wo Gott reden und sich offenbaren möchte.
Übe, dein Leben Gott wirklich zur Verfügung zu stellen als lebendiges Schlachtopfer.
Vielleicht hätte er noch mehr Tipps gehabt, aber wahrscheinlich hätte er damit angefangen.
Timotheus, wenn du glaubwürdig sein willst, müssen die Menschen sehen, dass du wirklich mit dem lebendigen Gott lebst und Energie investierst, genau das zu tun.
Wir ernähren uns vom Wort Gottes und trainieren auf dieser Grundlage unser praktisches Leben.
Wenn Glaube oder Religion nur auf Regeln basiert, ist es unglaubwürdig.
Wenn wir aber oberflächlich werden – nicht nur die Regeln hinter uns lassen, sondern auch in der Beziehung zu Gott und unserer Hingabe oberflächlich sind –, dann werden wir ebenfalls unglaubwürdig.
Trainiere dich zur wahren Verehrung Gottes.
Sei glaubwürdig, wenn du das den Brüdern, den Geschwistern vorstellst.
Du musst ein guter Diener Christi sein, und das bedeutet auch, dass du nicht oberflächlich bist.
Paulus vertieft diesen Punkt jetzt in den nächsten Versen noch einmal.
Wir können das als zwei oder drei Punkte nehmen, egal.
Ich lese Vers 9:
„Das Wort ist gewiss und aller Annahme wert,“
Das, was ich gerade gesagt habe – die Aufforderung zu trainieren, Niveau zu haben und nicht oberflächlich zu sein –, das ist wichtig. Halte das fest, nimm es als Lehrsatz mit, es ist wert, ernst genommen zu werden.
Vers 10:
„Denn dafür arbeiten wir und kämpfen, weil wir auf einen lebendigen Gott hoffen, der ein Erhalter oder Retter aller Menschen ist, besonders der Gläubigen.“
Ich habe das schon erwähnt: Vierter Schlüssel – Gott ist lebendig.
Deshalb gibt es auf dieser Erde lebenswertes Leben, und deshalb gibt es in der Zukunft lebenswertes Leben.
Er ist der Retter. Das bezieht sich auf dieses Leben und auf die Zukunft.
Wir hoffen auf einen lebendigen Gott, weil er rettet, weil er lebendig eingreift, weil er ganz praktisch rettet.
Paulus sagt: Wenn das nicht so wäre, dann wäre unser Leben – dein Leben, mein Leben, das Leben unserer Mitarbeiter – Wahnsinn.
Jahre zuvor schrieb Paulus: Wenn Christus nicht auferstanden ist und wir nicht auferstehen werden, dann sind wir die Elendsten und bedauernswertesten Menschen auf der Erde.
Dann hätten wir alles verpasst, alles auf eine Karte gesetzt, die nicht sticht.
Das wäre Wahnsinn.
Gott greift ein, sagt Paulus, und wir erleben das in diesem Leben, besonders als Gläubige, dass Gott Retter ist.
Wir sind so überzeugt davon, dass wir nicht nur für unser eigenes geistliches Fitnessleben trainieren, sondern dass wir „heftige Mühen“ auf uns nehmen.
In meiner Übersetzung steht: „Deswegen arbeiten wir“, aber eigentlich heißt es: Wir arbeiten hart, nehmen heftige Mühen auf uns.
Wir kämpfen wie Athleten.
Wir sind überzeugt, dass wahre Verehrung Gottes das Beste ist für den Menschen.
Wir setzen alles auf eine Karte, und ja, das ist mit einem hohen Risiko verbunden.
Aber Timotheus, am Ende macht dich das glaubwürdig.
Die Menschen sehen, wie du lebst, was du investierst und dass du nicht nur trainierst, sondern mit deinem Lebensstil ein Risiko eingehst, alles auf dieser Erde zu verlieren.
Das macht dich glaubwürdig.
Die Menschen müssen sehen, dass es dich etwas kostet, dass du ein Risiko eingehst, weil du wirklich davon überzeugt bist.
Du bist kein Heuchler, kein Lügenredner, sondern wirklich überzeugt, dass das wahr ist, was du lehrst und lebst.
Das Wichtige ist, was du lehrst und lebst.
Das müssen die Menschen sehen, Timotheus.
Das wird dir Einfluss geben, positiven und guten Einfluss auf die Menschen, die dir zuhören und mit denen du zu tun hast.
Nun zum letzten Punkt, was Glaubwürdigkeit betrifft. Das ist eigentlich ein kleiner Vorgriff auf den Text, der erst beim nächsten Mal dran ist, auf Vers 12.
Ich lese ab Vers 11:
„Dies gebiete und lehre! Niemand verachte deine Jugend, sondern sei ein Vorbild der Gläubigen.“
Timotheus, wenn du glaubwürdig sein willst, musst du nicht nur etwas verkünden, was schon in allem steckt, was wir gerade gelesen haben.
Du musst auch ein Vorbild sein.
Du bist nicht nur ein Lehrer, der von einem Pult oder Schreibtisch lehrt, sondern du musst ein Vorbild sein.
Paulus führt drei Bereiche auf.
Er beginnt mit dem Wortpaar: Sei ein Vorbild in Wort und Lebenswandel.
Was wir sagen, muss Niveau haben, hat Paulus gesagt.
Aber es muss auch mit dem übereinstimmen, was wir leben.
Es muss sichtbar werden, dass das Teil unseres Lebens ist.
Ich habe schon gesagt, wir müssen uns abheben von denen, die heuchlerisch sind, die Lügen verbreiten, Dinge, die sie selbst nicht leben oder glauben.
Timotheus, du musst ein Vorbild sein in dem, was du redest, und in dem, wie du lebst.
Nur dann kannst du positiven Einfluss auf die Gemeinde und die Gläubigen haben.
Das zweite Wortpaar knüpft an Kapitel 1, Vers 5 an.
Es ist ein Wortpaar, das in vielen Aufzählungen in den Timotheusbriefen vorkommt: Glaube und Liebe.
Timotheus, das Wichtige muss das Wichtige bleiben – in deinem Leben und in deiner Lehre.
Du musst aufpassen, dass nicht alles nur noch darum geht, dass organisatorisch alles geregelt ist und die Gemeinde funktioniert.
Wenn du dich darin verlierst, reicht das nicht, dann wird es unglaubwürdig – auch in deinem persönlichen Leben.
Routine ist gut, aber wenn dein Leben mit Gott nur noch Routine ist, wenn du stille Zeit hast, aber nur noch etwas liest und Worte in Gebeten machst, um eine Pflicht abzuhaken, reicht das nicht.
Timotheus, es muss sichtbar sein, dass du wirklich an den unsichtbaren Gott glaubst, Umgang mit ihm hast, ihn liebst und auch die Geschwister liebst.
Das Wichtige muss das Wichtige bleiben und darf nicht von Routine oder Nebensächlichkeiten verdrängt werden.
Wir hatten das: Es ist ein Kampf.
Gott ist unsichtbar, es ist ein Kampf, Glauben und Liebe zu leben.
Timotheus, genau darin musst du ein Vorbild sein – nicht nur in guten Routinen.
Der dritte Bereich ist interessant, weil Paulus zweimal ein Wortpaar verwendet hat.
Oft, wenn er etwas betonen will, nennt er zwei Synonyme oder verwandte Wörter.
Hier verwendet er ein anderes Stilmittel.
Er nennt zwei Wortpaare und betont den dritten Punkt mit einem einzelnen Wort, das Timotheus zum Nachdenken bringen soll.
Sei ein Vorbild in Wort und Lebenswandel, sei ein Vorbild in Glaube und Liebe, aber sei auch ein Vorbild in Reinheit.
In moralischer Reinheit.
Denn wenn du das nicht bist – als junger Mann, relativ jung und unverheiratet – wenn du nicht wirklich ein Vorbild in moralischer Reinheit bist, dann wirst du deine Glaubwürdigkeit langfristig ruinieren.
Timotheus, das ist ein Schlüssel für deine Glaubwürdigkeit und deinen Dienst in der Gemeinde und darüber hinaus.
Es ist ein Schlüsselpunkt, an dem viele scheitern und an dem auch du scheitern könntest.
Gelesen von Randy Alcorn, der Bücher zu diesem Thema geschrieben hat: Er hat sich mit einem langjährigen Mitarbeiter zusammengesetzt.
Sie haben aufgeschrieben, was es bedeuten würde, wenn sie ihre Ehe brechen würden und welche Folgen das für ihr Leben und ihren Dienst hätte.
Sie haben die Folgen aufgelistet, um sich das vor Augen zu führen, was es bedeutet, nicht mehr moralisch rein zu sein und wenn das rauskommt.
In wie vielen Bereichen ihr Leben und ihren Dienst das ruinieren würde.
Das ist es, was Paulus in dieses eine Wort packt.
Timotheus, um glaubwürdig zu sein, musst du moralisch rein leben.
Behalte das vor Augen.
Das ist ein Schlüsselpunkt.
Sei Vorbild im Wort und im Lebenswandel, sei Vorbild in Glaube und Liebe, sei Vorbild in moralischer Reinheit.
Ich komme zum Schluss.
Das Thema ist Glaubwürdigkeit.
Timotheus musste glaubwürdig sein, um etwas entgegenzusetzen zu haben gegen all diese Einflüsse, die von innen und vor allem von außen auf die Gemeinde einwirkten.
Er musste etwas entgegenzusetzen haben.
Um das tun zu können, um ein Gegengewicht zu sein, musste er glaubwürdig sein für die, die ihm zuhören und für die, die ihm zuhören sollten.
Trainiere die wahre Verehrung Gottes!
Nicht nur du, Timotheus, sondern wenn du glaubwürdig sein willst, wenn du positiven Einfluss haben willst, trainiere die wahre Verehrung Gottes, den Umgang mit dem unsichtbaren Gott.
Du wirst selbst davon profitieren und glaubwürdig für andere sein.
Um Gemeinden langfristig vor schlechten Einflüssen zu bewahren, braucht es glaubwürdige Mitarbeiter.
Und du kannst einer werden und sein.
Glaubwürdige Mitarbeiter sind fundiert, sie haben Niveau, weil sie sich vom Wort Gottes ernähren.
Glaubwürdige Mitarbeiter leben mit Hingabe, sie sind fleißig.
Sie gehen vielleicht sogar ein sichtbares Risiko ein, indem sie alles auf eine Karte setzen.
Und glaubwürdige Mitarbeiter sind Vorbilder – oder wie es wörtlich in 1. Timotheus 4 heißt: Sie sind prägend.
Sie prägen andere Menschen, wenn sie wirklich Vorbilder sind.
Das ist die Herausforderung dieses Textes.
Denn dieser Text ist nicht nur an Timotheus geschrieben, sondern letztlich an uns.
Er fordert uns heraus, glaubwürdige, prägende Mitarbeiter Gottes zu sein, die Menschen und Gemeinden retten und bewahren.
Das ist die Botschaft. Amen.
Praktische Gottseligkeit als Lebensstil
Der zweite Punkt, wenn es um Glaubwürdigkeit geht, ist folgender: Ich lese das Ende von Vers 7: „Trainiere dich aber zur Gottseligkeit. Denn die leibliche Übung ist zu wenigem nützlich, die Gottseligkeit aber ist zu allen Dingen nützlich, da sie die Verheißung des Lebens hat, des jetzigen und des zukünftigen.“
Trainieren! Wir müssen trainieren. Wir müssen das Leben mit Gott trainieren, wir müssen das wahre Leben, die wahre Verehrung Gottes trainieren. Das sind Dinge, die uns nicht einfach in den Schoß fallen und auch nicht einfach auf dem Niveau bleiben, auf dem sie vielleicht waren. Paulus sagt: „Trainiere, übe dich!“
Paulus nimmt hier den Ausdruck der körperlichen Übung, des körperlichen Trainings, auf. Dieser Ausdruck am Anfang von Vers 8 ist doppelsinnig. Der eine Sinn – und das ist wahrscheinlich das, was den Lesern damals spontan in den Kopf kam – ist einfach Sport. Sport und körperliche Übung waren damals wirklich „in“. Sie waren ein zentraler Bestandteil der griechischen Gesellschaft. Es gab an jeder Ecke große Sporthallen, in die Menschen gingen, um sich fit zu machen und fit zu bleiben.
Paulus sagt: Der Nutzen von Fitness ist begrenzt. Wörtlich könnte man übersetzen: „Sie ist zu wenigem nütze“, was auch heißen kann: Sie ist nur zeitlich befristet nützlich. Beides ist wahr: Körperliche Fitness ist nur ein kleiner Teil des Lebens. Sie gibt uns eine Grundlage für manches andere, aber sie ist dennoch nur ein kleiner Teil des Lebens. Deshalb ist sie zu relativ wenig nützlich, um Dinge zu erreichen, die wirklich wichtig sind.
Außerdem ist körperlich fit zu bleiben biologisch zeitlich begrenzt. Es ist auf dieses Leben begrenzt. Wenn wir ehrlich sind, ist es sogar nur auf einige Jahre oder Jahrzehnte dieses Lebens begrenzt. Wenn wir alt werden, werden wir nicht mehr unbegrenzt körperlich fit sein. Paulus sagt also, dass körperliche Fitness einen begrenzten Nutzen hat.
Natürlich steckt ein Doppelsinn dahinter. Wir haben gerade gelesen, dass die Lehrer in den Gemeinden der damaligen Zeit körperliche Übungen lehrten, nicht im Sinne von Fitness, sondern im Sinne von Askese. Askese ist ebenfalls eine körperliche Übung: sich dem Körper Dinge vorzuenthalten.
Scheinbar waren sie entsetzt, als sie merkten, dass Paulus ihre hochgeschätzten religiösen Übungen mit Sport auf eine Stufe stellt. Holtz sagt: All diese Dinge haben einen sehr begrenzten Nutzen. Aber Timotheus, auch wir sollen trainieren, auch wir sollen etwas üben. Diese Menschen in den Sporthallen, in den Gymnasien, wie sie damals hießen, machen uns etwas vor. Sie geben uns ein Beispiel für etwas, das begrenzten Nutzen hat.
Wir können diesem Beispiel folgen – allerdings für Dinge, die einen viel größeren und viel zeitlich längeren Nutzen haben. Übe dich, trainiere alles, was mit einem Leben zusammenhängt, das wirklich auf die Verehrung Gottes ausgerichtet ist.
Das Wort, das in meiner Übersetzung mit „Gottseligkeit“ wiedergegeben wird, heißt in vielen anderen Übersetzungen „Frömmigkeit“. Es bedeutet eigentlich wahre, echte Verehrung – im christlichen Zusammenhang natürlich wahre, echte Verehrung Gottes. Paulus sagt: Alles, was mit wahrer, echter Verehrung Gottes zu tun hat, musst du üben, musst du trainieren. Man muss deinen Einsatz, deine Ernsthaftigkeit sehen, damit du glaubwürdig bist.
Warum muss man das üben? Es ist nicht einfach, einem unsichtbaren Gott zu dienen. Das haben wir in Kapitel 1, Vers 17 gelesen und betrachtet: Gott ist unsichtbar. Es ist nicht leicht, einem Gott zu dienen, den man nie sieht und nie akustisch hört.
Das ist etwas, das mit Mühe, Anstrengung und Tränen verbunden ist. Es hat viel damit zu tun, dass Gott der lebendige Gott ist und dass wir ihn als den lebendigen Gott vor Augen behalten müssen, obwohl wir ihn nicht sehen.
Diese Verehrung des lebendigen Gottes steht im direkten Gegensatz zu der Betonung von Askese, von Übung. Timotheus, du musst üben, mit dem lebendigen Gott zu kommunizieren und ihn vor Augen zu behalten.
In Vers 10 werden wir lesen, dass wir einem lebendigen Gott dienen. Timotheus, das ist ein Schlüssel. Es trägt extrem zu deiner Glaubwürdigkeit bei, wenn du trainierst und die Menschen merken, dass du wirklich Umgang mit dem lebendigen Gott hast.
Es ist wie im Sport. Ich hatte Kollegen, die sich immer wieder auf einen Halbmarathon, Marathon oder Triathlon vorbereitet haben. Sie haben regelmäßig trainiert, um auf dieses Niveau zu kommen, um das durchzuhalten oder um eine bestimmte Zeit über die zwanzig oder zweiundvierzig Kilometer zu erreichen.
Sie haben täglich oder zumindest mehrmals die Woche trainiert, um ein gewisses Niveau zu erreichen und letztlich an diesem Wettkampf sinnvoll teilnehmen zu können, um ihr persönliches Ziel zu erreichen.
Jeder, der schon mal Sport getrieben hat, weiß, dass man, wenn man ein bestimmtes Niveau erreicht hat, weiter trainieren muss, nur um dieses Niveau zu halten.
Manchmal ist es auch so in unserer Beziehung zu Gott: Wir können nicht sagen, wir hätten jetzt ein gewisses Niveau erreicht und das reicht. Paulus würde sagen: Wenn das wirklich ein gutes Niveau ist, wenn deine Beziehung zu Gott wirklich auf einem guten Niveau ist, dann musst du weiter trainieren, um dieses Niveau überhaupt zu halten.
Denn so viel ist nicht selbstverständlich. Das Sichtbare ist so viel präsenter und dringt so viel stärker auf uns ein als der unsichtbare Gott.
Was müssen wir also trainieren? Worum geht es konkret? Wie schon gesagt, dürfen wir nicht aus den Augen verlieren, dass Gott der lebendige Gott ist, der wirklich da ist. Wir müssen uns das bewusst vor Augen führen und diesen Gedanken immer wieder bewusst in unserem Kopf formulieren: Gott ist da, ich kann mit ihm reden, er hört mich.
Diese bewusste Willensentscheidung, das nicht aus dem Blick zu verlieren, ist Gegenstand täglicher Übung.
Das hat viel mit Gebet zu tun. Es ist nicht einfach, mit jemandem zu reden, den man nicht sieht und der akustisch nicht antwortet. Paulus würde sagen: Das musst du üben. Du musst üben, mit ihm zu reden.
Wir müssen auch üben, das Wort Gottes nicht nur zu lesen und nicht nur zu erforschen, wie bei einem Literaturstudium, sondern das Wort Gottes wirklich an uns heranzulassen. Wirklich zu sagen: Das soll zu mir reden, Gott soll zu mir reden, wenn ich das Wort lese.
Ich möchte nicht nur eine tägliche Bibellese irgendwie abhaken, sondern ich möchte Gott begegnen in seinem Wort. Ich möchte ihn verstehen, ich möchte sehen, dass da jemand dahintersteckt. Paulus würde sagen: Das muss man üben.
Natürlich müssen wir vieles in unserem praktischen Leben üben: mit Einsatz leben, Opferbereitschaft zeigen, Zeit und Geld für Gott einsetzen. Das ist manchmal Selbstüberwindung. Auch das ist manchmal Selbstüberwindung: nicht mehr für uns selbst oder für unsere direkte Umgebung zu leben.
Unser wahrer Gottesdienst hat Paulus im Römerbrief geschrieben: Wir sollen unsere Leiber als lebendiges Opfer hingeben. Das ist eine Entscheidung, die wir immer wieder bewusst treffen müssen.
Ein Bereich unseres Lebens, den wir üben müssen, der sonst im Sand verläuft, ist die Frage: Für wen leben wir? Ist unser Leben wirklich ein lebendiges Opfer für Gott?
Wahrscheinlich hätte Paulus diese Punkte aufgezählt, wenn Timotheus gefragt hätte, was er konkret üben kann, wenn Paulus sagt: „Übe dich zur wahren Verehrung Gottes.“
Er hätte gesagt: Damit fängt es an. Stell dir immer wieder vor Augen, dass Gott lebendig ist. Übe immer wieder, mit ihm zu reden, obwohl du keine akustische Antwort bekommst. Übe, das Wort Gottes nicht als Literaturstudium zu lesen, sondern als etwas, wo Gott reden möchte, wo er sich offenbaren möchte und dich führen möchte.
Übe, wirklich dein Leben Gott zur Verfügung zu stellen als lebendiges Schlachtopfer.
Vielleicht hätte Paulus noch ein paar konkretere Tipps gehabt, aber wahrscheinlich hätte er damit angefangen.
Timotheus, wenn du glaubwürdig sein möchtest, müssen die Menschen sehen, dass du wirklich mit dem lebendigen Gott lebst und dass du Energie reinsteckst, genau das zu tun.
Wir ernähren uns vom Wort Gottes und trainieren auf dieser Grundlage unser praktisches Leben.
Wenn Glaube und Religion nur auf Regeln basieren, dann ist das unglaubwürdig. Aber wenn wir auf der anderen Seite oberflächlich werden, wenn wir nicht nur die Regeln hinter uns lassen, dieses regelbasierte Glaubensleben, sondern auch oberflächlich werden in unserer Beziehung zu Gott und unserer Hingabe an Gott, dann werden wir ebenfalls unglaubwürdig.
Trainiere dich zur wahren Verehrung Gottes. Sei glaubwürdig, wenn du das den Brüdern und Schwestern vorstellst. Du musst ein guter Diener Christi sein – und das bedeutet auch, dass du nicht oberflächlich bist.
Die Bedeutung von Glaubwürdigkeit und Vorbildfunktion
Und jetzt vertieft Paulus genau diesen Punkt in den nächsten Versen noch einmal. Wir können das jetzt als zwei oder drei Verse nehmen, das ist egal. Ich lese Vers neun:
Das Wort ist gewiss und aller Annahme wert. Also das, was ich gerade geschrieben habe, das, was ich gerade gesagt habe – diese Aufforderung zu trainieren, diese Aufforderung, Niveau zu haben und nicht oberflächlich zu sein, Timotheus – das ist wichtig. Halt das fest! Das ist wichtig, das kannst du dir als Lehrsatz mitnehmen. Es ist wert, dass man diese Aufforderung wirklich annimmt und ernst nimmt.
Vers zehn: Denn dafür arbeiten wir und kämpfen, weil wir auf einen lebendigen Gott hoffen, der Erhalter oder Retter aller Menschen ist, besonders der Gläubigen.
Ich habe das schon erwähnt: Vierster Schlüssel – Gott ist lebendig. Deshalb gibt es auf dieser Erde lebenswertes Leben, und darum gibt es in der Zukunft lebenswertes Leben. Er ist der Retter. Es bezieht sich auf dieses Leben und auf die Zukunft. Wir hoffen auf einen lebendigen Gott, weil er rettet, weil er lebendig eingreift, weil er ganz praktisch rettet.
Paulus würde sagen: Wenn das nicht so wäre, dann wäre das, wie wir leben – Timotheus, wie du lebst, wie ich lebe, wie unsere Mitarbeiter leben – Wahnsinn! Ich meine das so: Weil wir auf einen lebendigen Gott hoffen, leben wir so, wie wir leben. Unser Lebensstil ist ja ein gewaltiges Risiko.
Jahre zuvor hat Paulus das geschrieben: Wenn Christus nicht auferstanden ist und wenn wir nicht auferstehen werden, dann sind wir die Elendsten, die bedauernswertesten Menschen, die überhaupt auf dieser Erde leben. Denn dann haben wir alles verpasst, alles investiert, alles auf eine Karte gesetzt, die nicht sticht. Das wäre Wahnsinn.
Gott greift ein, sagt Paulus, und wir erleben das in diesem Leben, besonders als Gläubige, dass Gott Retter ist. Und wir sind so davon überzeugt, dass wir nicht nur trainieren, um irgendwie für unser eigenes Leben geistliche Fitness zu bekommen. Sondern er sagt – und hier steht wörtlich: Wir nehmen heftige Mühen auf uns.
In meiner Übersetzung steht: Deswegen arbeiten wir dafür. Aber hier steht eigentlich: hart arbeiten, wirklich heftige Mühen auf sich nehmen. Paulus sagt: Wir nehmen heftige Mühen auf uns. Und dann der zweite Teil: Bei mir steht „wir werden geschmäht“, aber wahrscheinlich ist die bessere Übersetzung: Wir kämpfen wie Athleten.
Wir sind sehr überzeugt, dass diese Priorität – wahre Verehrung Gottes – das Beste für den Menschen ist. Und ja, wir setzen alles auf eine Karte. Und ja, alles auf eine Karte zu setzen, ist immer mit einem hohen Risiko verbunden. Aber Timotheus, am Ende des Tages macht dich das glaubwürdig.
Menschen sehen, wie du lebst, sie sehen, was du investierst, sie sehen, dass du dich nicht nur irgendwie zur Gottseligkeit, zur wahren Verehrung Gottes trainierst, sondern dass du mit deinem Lebensstil ein Risiko eingehst, alles auf dieser Erde zu verlieren. Und Timotheus, letzten Endes macht dich das glaubwürdig.
Letzten Endes müssen Menschen genau das sehen: dass es dich etwas kostet, dass du ein Risiko eingehst, weil du wirklich davon überzeugt bist. Du bist kein Heuchler, kein Lügenredner, sondern wirklich davon überzeugt, dass das wahr ist, was du lehrst und was du lebst – und dass das Wichtige ist, was du lehrst und lebst.
Das müssen Menschen sehen, Timotheus. Das wird dir Einfluss geben, das wird dir positiven, guten Einfluss geben auf Menschen, die dir zuhören, auf Menschen, mit denen du zu tun hast.
Vorbild sein in Wort, Glauben und Reinheit
Und jetzt zum letzten Punkt, was die Glaubwürdigkeit betrifft. Das ist eigentlich ein kleiner Vorgriff auf den Text, der erst beim nächsten Mal dran ist, auf Vers zwölf. Ich lese mal ab Vers elf:
Dies gebiete und lehre: Niemand verachte deine Jugend. So, und jetzt kommt das, worauf es mir ankommt: Sei ein Vorbild der Gläubigen.
Demotius, wenn du glaubwürdig sein willst, dann musst du letzten Endes nicht nur etwas verkünden. Das steckt ja schon in all dem drin, was wir gerade in den letzten Sätzen gelesen haben. Wenn du glaubwürdig sein willst, dann musst du auch ein Vorbild sein. Dann bist du nicht nur ein Lehrer, der von irgendeinem Pult oder Schreibtisch lehrt, sondern du musst ein Vorbild sein.
Jetzt führt Paulus verschiedene Bereiche auf, letztendlich drei. Er fängt an mit einem Wortpaar: Sei ein Vorbild in Wort und Lebenswandel. Was wir sagen, muss Niveau haben, hat Paulus gesagt. Aber es muss auch mit dem übereinstimmen, was wir leben. Es muss sichtbar werden, dass das Teil unseres Lebens ist.
Ich habe gerade schon gesagt, dass wir uns abheben müssen von denen, die heuchlerisch sind, die letzten Endes Lügen verbreiten, Dinge, die sie selbst nicht leben und nicht glauben. Demotius, du musst ein Vorbild sein in dem, was du redest, und in dem, wie du lebst. Nur dann kannst du Einfluss haben, positiven Einfluss auf die Gemeinde und auf die Gläubigen.
Das zweite Wortpaar schließt irgendwie wieder ein bisschen an Kapitel eins, Vers fünf an. Es ist ein Wortpaar, das in vielen Aufzählungen in den Timotheusbriefen vorkommt. Immer wieder steckt es dort drin: Glaube und Liebe. Timotheus, das Wichtige muss das Wichtige bleiben – in deinem Leben und in deiner Lehre.
Du musst aufpassen, auch in deiner Verantwortung, dass nicht plötzlich alles nur noch darum dreht, dass organisatorisch die Dinge geregelt sind, dass die Gemeinde funktioniert. Wenn du dich darin verlierst, dann reicht es nicht mehr, dann wird es unglaubwürdig – auch in deinem persönlichen Leben.
Routine ist gut, aber wenn dein Leben mit Gott nur noch Routine ist, wenn du deine stille Zeit jeden Tag mit Gott hast, aber eigentlich nur noch etwas liest und Worte in deinen Gebeten machst, und eigentlich nur eine Pflicht abhackst, Timotheus, das reicht nicht, um ein Vorbild zu sein.
Man muss sehen, dass du wirklich an den unsichtbaren Gott glaubst, dass du wirklich Umgang hast mit dem unsichtbaren Gott, dass du ihn liebst, dass du die Geschwister liebst. Timotheus, das Wichtige muss das Wichtige bleiben und darf nicht von Routine oder Nebensächlichkeiten verdrängt werden.
Wir hatten das: Es ist ein Kampf. Gott ist unsichtbar, es ist ein Kampf, Glauben und Liebe zu leben. Aber Timotheus, genau darin musst du ein Vorbild sein, nicht nur in deinen guten Routinen.
Der dritte Bereich ist interessant, weil Paulus jetzt zweimal ein Wortpaar verwendet hat. Oft, wenn er in Aufzählungen etwas betonen will, sagt er ein Wort und dann ein zweites Wort, das ungefähr dasselbe bedeutet. In Deutschland nennen wir das Synonyme. Vielleicht packt er einen Gedanken in drei Vokabeln, um zu betonen, dass das jetzt wichtig ist.
Hier in dieser Aufzählung nimmt er ein anderes stilistisches Mittel. Er hat ein Wortpaar verwendet, dann ein zweites Wortpaar, und jetzt betont er den dritten Punkt, indem er ein einzelnes Wort sagt. Ein Wort, das Timotheus zum Nachdenken bringen soll.
Timotheus, sei ein Vorbild in Wort und Lebenswandel, sei ein Vorbild in Glaube und Liebe, aber du musst auch ein Vorbild sein in Reinheit, in moralischer Reinheit. Denn wenn du das nicht bist – als junger Mann, als relativ junger, unverheirateter Mann – wenn du nicht wirklich ein Vorbild bist in moralischer Reinheit, dann wirst du deine Glaubwürdigkeit absolut ruinieren, und zwar auf Jahre hin.
Demotius, das ist für dich ein Schlüssel für deine Glaubwürdigkeit, für deinen Dienst in der Gemeinde und darüber hinaus. Es ist ein Schlüssel, dass du moralisch wirklich rein lebst.
Gelesen von Randy Alcorn, der auch Bücher zu diesem Thema geschrieben hat: Er hat sich mit einem langjährigen Mitarbeiter zusammengesetzt. Sie haben für sich aufgeschrieben und dann darüber gesprochen, was es für sie und ihren Dienst bedeuten würde, wenn sie ihre Ehe brechen würden, welche Folgen das hätte.
Sie haben sich die ganzen Folgen aufgeschrieben, einfach mal als Liste, um sich vor Augen zu führen, was es bedeuten würde, wenn sie nicht mehr moralisch rein wären und wenn das herauskäme. In wie vielen Bereichen das ihr Leben und ihren christlichen Dienst ruinieren würde.
Das ist es, was sie sich dort so plastisch vor Augen gemalt haben, um es nie mehr zu vergessen. Das ist es, was Paulus hier in dieses eine Wort reinpackt.
Timotheus, um glaubwürdig zu sein, musst du moralisch rein sein. Behalte das vor Augen, das ist ein Schlüsselpunkt, an dem viele scheitern und an dem du scheitern könntest.
Sei ein Vorbild im Wort und im Lebenswandel, sei ein Vorbild in Glaube und Liebe, sei ein Vorbild in moralischer Reinheit.
Schlussgedanken zur Glaubwürdigkeit
Okay, ich komme zum Schluss. Das Thema ist Glaubwürdigkeit. Timotheus musste glaubwürdig sein, um etwas entgegenzusetzen zu haben gegen all die Einflüsse, die damals von innen und vor allem von außen auf die Gemeinde einwirkten.
Er musste etwas entgegenzusetzen haben. Um das tun zu können, um ein Gegengewicht sein zu können, musste er glaubwürdig sein – für die, die ihm zuhören, und für die, die ihm zuhören sollten.
Trainiere die wahre Verehrung Gottes! Nicht nur du, Timotheus, sondern auch du, wenn du glaubwürdig sein willst und positiven Einfluss haben möchtest. Trainiere die wahre Verehrung Gottes, den Umgang mit dem unsichtbaren Gott. Du wirst selbst davon profitieren, und du wirst glaubwürdig für andere sein.
Um Gemeinden langfristig vor schlechten Einflüssen zu retten oder zu bewahren, braucht es glaubwürdige Mitarbeiter. Und du könntest einer werden, und du kannst einer sein. Glaubwürdige Mitarbeiter sind fundiert. Sie haben Niveau, weil sie sich mit dem Wort Gottes ernähren.
Glaubwürdige Mitarbeiter leben mit Hingabe. Sie sind fleißig. Ja, sie gehen vielleicht sogar ein Risiko ein, ein sichtbares Risiko, indem sie alles auf eine Karte setzen.
Glaubwürdige Mitarbeiter sind Vorbilder – oder wie es wörtlich heißt in 1. Timotheus 4, sie sind prägend. Sie prägen andere Menschen, wenn sie wirklich Vorbilder sind.
Das ist die Herausforderung dieses Textes, denn der Text ist nicht nur an Timotheus geschrieben, sondern letztlich an uns alle. Er fordert uns heraus, glaubwürdige, prägende Mitarbeiter Gottes zu sein, Menschen und Gemeinden zu retten und zu bewahren.
Das ist die Botschaft. Amen.
