Jesus kehrt nach Galiläa zurück und wird freundlich empfangen
Jesus heilt den Sohn eines königlichen Beamten. Nach diesen zwei Tagen in Sicia ging Jesus weiter nach Galiläa. Er selbst hatte ausdrücklich erklärt: Ein Prophet gilt in seiner Heimat nichts. Doch als er nun nach Galiläa kam, wurde er von den Leuten freundlich aufgenommen. Sie waren auch beim Fest in Jerusalem gewesen und hatten alles miterlebt, was er dort getan hatte.
Jesus kam auch wieder nach Kana, jenem Ort in Galiläa, wo er das Wasser in Wein verwandelt hatte. Dort suchte ihn ein Beamter des Königs auf, der in Kafarnaum lebte und einen Sohn hatte, der an einer schweren Krankheit litt. Er hatte gehört, dass Jesus von Judäa nach Galiläa zurückgekehrt war, und bat ihn nun, nach Kafarnaum herabzukommen und seinen Sohn zu heilen, der im Sterben lag.
Jesus entgegnete ihm: Wenn ihr nicht Wunder und außergewöhnliche Dinge seht, glaubt ihr nicht. Doch der Beamte des Königs flehte ihn an: Herr, bitte komm, bevor mein Kind stirbt. Da sagte Jesus zu ihm: Geh nach Hause, dein Sohn lebt und ist gesund.
Der Mann glaubte dem, was Jesus zu ihm sagte. Auf sein Wort hin machte er sich auf den Weg hinunter nach Kafarnaum. Er war noch nicht dort angekommen, da kamen ihm seine Diener mit der Nachricht entgegen, dass sein Sohn lebte und gesund war. Er fragte sie, seit wann es ihm besser gehe. „Gestern Mittag um ein Uhr hatte er auf einmal kein Fieber mehr“, antworteten sie. Da wusste der Vater, dass es genau zu dem Zeitpunkt geschehen war, an dem Jesus zu ihm gesagt hatte: Dein Sohn lebt und ist gesund. Und er glaubte an Jesus – er und alle aus seinem Haus.
Dieses Wunder tat Jesus, nachdem er von Judäa zurückgekehrt war, und er bewies dadurch in Galiläa ein zweites Mal seine Macht.
Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Einen herzlichen guten Morgen wünsche ich euch hier im Raum oder auch im Livestream, die zugeschaltet sind.
Glaube auf Bestellung! Ich weiß nicht, welche Gedanken dir kommen, wenn du dieses Thema hörst. In der heutigen Zeit ist es sehr einfach und praktisch geworden, Dinge zu bestellen. Das Symbol des Einkaufswagens ist uns allen gut bekannt. Ein Klick auf den gewünschten Artikel, und ich sammle meine Sachen in meinem Einkaufswagen. Dann ist das Produkt am selben Tag oder einen Tag später, je nach Kondition, schon bei mir zu Hause. UPS, DHL, DPD, Hermes und wie sie alle heißen, flitzen los, um meine Bestellung zu bringen. Dieses Business boomt und wächst weiter.
Ist das mit Gott auch so? Kann ich zu Gott kommen, Dinge bestellen, und sie sind dann automatisch da? Wenn sein Lieferservice mal nicht funktioniert, wie ich es will, stimmt dann etwas mit Gott nicht? Oder funktioniert dann mein Glaube nicht? Ist Gott jemand, der für mich losflitzen muss, damit alles nach meiner Pfeife tanzt? Oder ist es vielleicht so, dass Gott etwas von mir bestellt, dass er etwas von mir erwartet?
Über diese Dinge und Gedanken wollen wir uns in den nächsten Minuten einige Gedanken machen. Ihr habt den Text, auf den wir uns heute beziehen, bereits gehört. Ich möchte ein paar Thesen anhand dieses Textes aufstellen und den Text vor uns entfalten.
Erstens können wir festhalten: Nicht alles ist Glaube, was nach Glaube aussieht. Unser Text beginnt zunächst mit der Bemerkung, dass Jesus in ein anderes Gebiet reist, nach Galiläa, das als sein Heimatgebiet galt. Johannes fügt in seinem Bericht das Statement an: Ein Prophet gilt in seiner Heimat nichts.
Was meint diese Aussage? Diese Aussage kommt auch an anderen Stellen vor, dieses Sprichwort beschreibt immer die Reaktion der Leute auf Jesus, wenn er in seine Heimatstadt kommt. Die Menschen waren ihm gegenüber oft skeptisch eingestellt. Woher hat er das? Was maßt er sich an? Wir kennen doch seine Familie, ist das nicht der Sohn des Zimmermanns? Und so weiter. Das ist eine Haltung, die oft mit Ablehnung verbunden war.
So scheint sich hier in unserem Textverlauf ein Kontrast aufzubauen. Jesus war nämlich vorher an einem Ort, wo scheinbar plötzlich alle an ihn geglaubt hatten – die Begebenheit mit der Frau am Brunnen. Dann kommt der ganze Ort förmlich zum Glauben. Jetzt wendet sich Jesus in ein anderes Gebiet, wo er scheinbar abgelehnt werden wird. Warum macht er das? Er hätte sich doch ruhig noch ein paar Tage dort länger feiern lassen können. Nein, Jesus hat eine andere Agenda. Es wird eine wichtige Begegnung geben.
Und weißt du, das ist auch genau heute der Fall. Jesus hat auch heute eine Agenda. Er möchte dir heute hier im Gottesdienst begegnen, so wie du hier in deiner Lebenssituation sitzt. Das ist Jesus: Ihm sind persönliche Begegnungen wichtig, und er macht sich jetzt auf den Weg nach Galiläa.
Nun kommt er dort an, und im Text ist etwas Unerwartetes, denn die Leute heißen ihn willkommen. Er wird freundlich aufgenommen, das klingt vielversprechend. Doch dann gibt es eine kleine Bemerkung im Detail: Sie waren auch bei dem Fest dabei und hatten alles miterlebt, was Jesus getan hatte.
Johannes nimmt hier Bezug auf das Passahfest, das ein paar Kapitel vorher stattfand, wo Jesus viele Zeichen und Wunder getan und viele wichtige Dinge gesagt hatte. Das ist also der Grund für ihr herzliches Willkommen: Gut, dass Jesus wieder da ist. Jetzt gibt es etwas zu sehen. Gut, dass er da ist, das bringt uns etwas. Wir werden aus der Alltagsroutine herausgerissen, der Wunderheiler ist da. Klar, Jesus nehmen wir mit, das bringt uns etwas.
Veranstaltungen werden erstellt, Flyer werden gedruckt, Leute werden eingeladen: Sei dabei, dort gibt es etwas zu sehen. Sie heißen Jesus herzlich willkommen. Aber dieser Enthusiasmus ist doch recht oberflächlich. Sie nehmen ihn nicht als den auf, der er wirklich ist, sondern einfach als einen Heimkehrer, von dem sie profitieren können. Überspitzt gesagt, so frei nach dem Motto: Jesus ist Schnuppe, Hauptsache der Schnupfen ist weg.
Ich kann bestellen, meine Bestellung abliefern, er wird das automatisch machen. Warum komme ich auf diese These? Es ist bemerkenswert, dass im Bericht von dem Fest, wo Jesus viele Wunder getan hat, auch steht, dass die Leute scheinbar an ihn glaubten. Doch es folgt ein Text, der sagt: Jesus aber vertraut sich ihnen nicht an, denn er kennt sie alle. Dieser Glaube ist irgendwie doch nur oberflächlich und nur auf Profitieren von Jesus aus.
Das ist auch eine weit verbreitete Einstellung für uns heute. Wir profitieren gerne, wir wollen Gewinn ziehen. Vielleicht lebst du dein Glaubensleben gerade auch so: Ich möchte profitieren, ich möchte nehmen, ich möchte hier dabei sein, hier gibt es etwas zu sehen, hier gibt es Attraktion, Jesus ist attraktiv, komm zu Jesus, dann ist alles besser. Das ist oft eine verbreitete Haltung.
So möchte ich dem eine zweite These anschließen: Ein großes Spektakel ist keine Garantie für echten Glauben. Jesus durchschaut diese Oberflächlichkeit, und Johannes hält das auch fest: In Johannes 12,37 heißt es zum Beispiel: Trotz all der Wunder, durch die Jesus unter ihnen seine Macht bewiesen hatte, glaubten sie nicht an ihn.
Diese Gruppe von Menschen begegnet uns durchgehend im Johannesevangelium: Menschen, die viel gesehen haben und eigentlich logisch überzeugt sein müssten, trotzdem nicht glauben. Es ist also kein Automatismus. Ich kenne auch Menschen in meinem Umfeld, bei denen Gott so deutlich wieder und wieder aufmerksam macht. Man müsste sagen: Werd doch mal wach, siehst du nicht, dass Gott etwas tut, dass er zu dir redet? Ein großes Spektakel ist keine Garantie für echten Glauben.
Das war die allgemeine Glaubenssituation der Leute. Nun kommt es zu einer individuellen Begegnung mit diesem königlichen Beamten. Hier ist die dritte These: Beim Glauben setze nicht ich die Spielregeln.
Da ist dieser Mann, der jetzt zu Jesus kommt. Er wird uns näher vorgestellt als ein königlicher Beamter von König Herodes Antipas. Der Mann hat möglicherweise einen gewissen Wohlstand, denn wir lesen, dass er Diener zu Hause hat. Er kommt nach einer längeren Reise, etwa dreißig Kilometer, was damals wesentlich mehr Zeit in Anspruch nahm als heute.
Er kommt nicht einfach so zu Jesus. Er ist getrieben von einer Not, er hat ein großes Anliegen auf dem Herzen. Sein Sohn ist wirklich todkrank. Da können wir alle, die Kinder haben, nachvollziehen, was für ein Anliegen das ist. Wenn es dem Kind schlecht geht, bewegt einen das sehr.
So müssen wir diesen Mann verstehen, wie er hier empfindet. Er hat von Jesus gehört und sieht genau dieses Profitieren, das viele von Jesus haben wollen. Er bittet Jesus: Ich habe ein Problem, komm bitte zu mir, löse es. Ich habe gehört, du kannst das ja.
Jesu Antwort scheint etwas schroff zu sein, denn er geht gar nicht auf die Situation seines Sohnes ein, sondern sagt einfach: Wenn ihr nicht Wunder und außergewöhnliche Dinge seht, glaubt ihr nicht. Moment mal, ist das der barmherzige Jesus, wie wir ihn kennen? Ja, sicherlich, und wir werden sehen, worauf Jesus mit diesem Mann noch zusteuert.
Es steckt viel mehr dahinter. Es ist auch nicht ungewöhnlich, dass Jesus hier erst einmal zögert, ein Wunder zu tun. Es gibt andere Erzählungen, wo Jesus erst abwartet und nichts sofort tut.
Hier spricht Jesus mit dieser Aussage nochmals das Grundproblem der damaligen Gesellschaft an – und unserer heutigen Gesellschaft ebenso: Wenn ihr nicht Zeichen und außergewöhnliche Dinge seht, glaubt ihr nicht. Das zeigt erneut, dass dieser Glaube zu oberflächlich ist und nur auf Spektakuläres aus ist.
So hat dieser Mann wahrscheinlich noch keine klare Vorstellung, wer Jesus wirklich ist, was seine Ansprüche sind. Er will einfach nur Jesus bestellen: Komm vorbei, komm nach Hause, ich habe ein großes Problem, das soll weg. Du kannst das, also komm bitte vorbei und nimm diese Not weg.
Er bringt ein gewisses Grundvertrauen mit: Er weiß, Jesus kann das tun, er hat davon gehört. Aber Jesus geht es um mehr. Jesus ist nicht nur der Wunderheiler, der das eine Problem löst, damit das Leben besser wird, bei dem ich mir jede Bestellung abholen kann. Jesus geht es um mehr: Es geht darum, ihn als Person anzuerkennen, wer er wirklich ist – der Retter der Welt, Gott in Person.
Deshalb spricht Jesus den Mann so an und hält ihm das vor. Wie reagiert der Mann auf diese Worte? Wendet er sich enttäuscht ab? „Was soll das denn? Das ist zu viel Kritik! Wie spricht er mit mir? Er hat meine Erwartungen enttäuscht, ich gehe nicht mehr mit Jesus.“ Nein, das tut er nicht. Er widerspricht Jesus nicht, sondern er kommt einfach wie der Vater, der diese Not hat: „Mein Junge stirbt, bitte komm, heile!“ ruft er noch einmal aus.
Jesus reagiert auf die Bitte, aber anders als gedacht, anders als bestellt. Er sagt zu ihm: Geh nach Hause, dein Sohn lebt und ist gesund. Der Mann hat Jesus gedrängt: Komm mit mir, komm zu mir nach Hause, heile ihn. Jesus sagt: Geh du nach Hause.
In diesem Sinne sind Jesu Worte hier ein Glaubenstest für den Mann. Jesus kommt selbst nicht mit, er gibt ihm keine Medizin mit, kein Zeichen. Jesus gibt ihm einfach sein Wort, seine Zusage. Das verlangt einen größeren und tieferen Glauben.
Klar hätte Jesus einfach auf die Bitte eingehen und mit ihm mitlaufen können, dort vor Ort die Heilung vollziehen. Aber Jesus möchte den Mann mitnehmen auf eine Glaubensreise, ihn im Glauben weiterführen. Er will nicht nur ein weiteres Problem lösen. Jesu Absichten gehen tiefer als nur die Probleme unseres Lebens.
Jesus möchte das Herz erreichen, einen echten, lebendigen Glauben im Herzen des Menschen bewirken – nicht einen oberflächlichen Sensationsglauben, wie er verbreitet ist. Jesus sieht nicht nur die Not, sondern auch, dass der Mann glauben muss. Er fordert ihn heraus zu glauben. So setzt Jesus hier die Spielregeln: Nicht der Mann legt fest, wie Jesus sich in seinem Leben zu verhalten hat, sondern Jesus selbst bestimmt, wie es mit dem Glauben aussieht.
Nicht: Ich komme wie auf Bestellung zu dir, sondern: Du sollst glauben, und ich gebe dir die Zusage: Geh hin, dein Sohn lebt. Du sollst glauben und losgehen.
Wie reagiert der Mann? Es heißt: Der Mann glaubte dem, was Jesus zu ihm sagte. Auf sein Wort hin machte er sich auf den Weg hinunter nach Kafarnaum.
Halten wir fest: Was glaubt dieser Mann hier? Er glaubt dem Wort. Er hat in dem Moment nichts anderes als diese Zusage in der Hand. Er glaubt, dass Jesus aus der Ferne heilen kann. „Okay, dann bist du halt hier, und dann wird es wohl auch von der Ferne funktionieren.“ Er glaubt, dass das ausgesprochene Wort allein reicht: „Geh hin, dein Sohn lebt.“ Das ist das, was dieser Mann glaubt.
Er geht ein gewisses Risiko ein, indem er losgeht. Ist das vielleicht alles umsonst gewesen? All der Aufwand, die Reise? Was, wenn mein Sohn jetzt stirbt und ihm nicht geholfen wird? Werde ich Jesus dann irgendwann mal wieder treffen, um mit ihm darüber zu reden oder ihn noch mal zu holen?
All diese Dinge sind ein Risiko, das vor ihm steht. Aber er geht. Er glaubt dem Wort, nimmt die Spielregeln an und zeigt damit einen Unterschied zu dem Glauben der anderen.
Das erinnert mich an die Definition von Glauben, wie wir sie in Hebräer 11,1 finden, die wir auch schon gehört haben. Schauen wir uns den Vers noch einmal an: Es ist der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, eine Überzeugung von Tatsachen, die man nicht sieht.
Das hat dieser Mann umgesetzt, indem er konkrete Schritte Richtung Heimat, Richtung Kafarnaum, ging – mit der festen Zuversicht: „Ich sehe es noch nicht, aber ich gehe schon mal los, und es trifft ein.“
Ich glaube, diese Glaubensdefinition stellt auch für uns heute eine Herausforderung dar. Wir sind oft so gestrickt, dass wir Sensationen sehen wollen, Dinge, die uns überzeugen. Es fällt uns schwer, Dinge einfach anzunehmen. Wem kann man noch trauen? Viele Worte werden gemacht, dann bist du in einer Welt, in der Werbung einfliegt: „Herzlichen Glückwunsch, lieber Mobilfunkkunde, Ihr neuer Gewinn liegt bereit, Ihre Traumreise hier, Ihr neues Auto da...“ Und in dieser Gesellschaft fällt es schwer, wem man glauben und vertrauen kann.
Glauben in diesem Sinne ist eine Herausforderung.
Ich persönlich wünsche mir manchmal auch ein übernatürliches Wunder, ein besonderes Eingreifen Gottes. Ich finde es immer bemerkenswert, aus Lebensberichten zu hören, wenn Menschen in der Gemeinde davon berichten. Ich denke zum Beispiel an eine Begebenheit, die Pastor Scharram in unserer iranischen Arbeit erwähnt hat, was sich im Nordirak abgespielt hat.
Ein Mann hatte einen Traum, in dem ihm Jesus als Herr begegnete. Er bekam die Anweisung: Geh am frühen Morgen den Dorfweg herunter, dort werden Leute sein, die ich geschickt habe. Sie haben Bibeln im Auto dabei.
Zum gleichen Zeitpunkt waren zwei Mitarbeiter von Scharram genau in der Gegend unterwegs, um Bibeln zu schmuggeln. Mit ihrem Auto hatten sie eine Panne und blieben am Wegrand liegen. Plötzlich klopfte es an ihrer Scheibe. Sie öffneten, und der Mann fragte sofort: Habt ihr Bibeln dabei? Er nahm eine große Lieferung mit.
Die Geschichte geht weiter. Er hatte noch einen Traum, in dem es hieß: Ich schicke junge Menschen zu dir. Nach einer Zeit kamen junge Menschen an seiner Haustür, klingelten nacheinander und fragten nach Bibeln. Sie nahmen alle mit nach Hause. Er fragte neugierig: Woher habt ihr das? Woher wisst ihr das? Alle hatten denselben Traum: Geh dort und dort hin, dort gibt es Bibeln.
Der Mann war mit der Situation überfordert: „Herr, ich kann die Leute nicht alle anleiten, wie soll ich sie im Glauben trainieren, dass sie weiterkommen?“ Er hatte einen weiteren Traum, in dem er ein Fernsehbild sah. Er kam auf einen Fernsehsender, der biblische Lehre und Glaubenstraining ausstrahlte. So leitete er die jungen Leute im Glauben an.
Das ist eine beeindruckende Geschichte. Doch was fällt auf? Ein Muster, das immer wiederkehrt: Es ist nicht nur der Traum, sondern der Verweis auf die Schrift, auf die Bibel. Das Wort Gottes, das gelesen wird.
Gott handelt nach wie vor übernatürlich, aber in erster Linie durch sein Wort, durch das er redet und sich zeigt. Das bestärkt mich darin, dass die Bibel mehr ist. Sie ist Gottes Wort. Gott nutzt sein Wort, und wir haben etwas in der Hand, so wie dieser Beamte die Zusage hatte, mit der er losging.
Wir haben etwas, woran wir uns festhalten können. In diesem Wort lesen wir, dass Gott seine Liebe zu uns bewiesen hat. In diesem Wort lesen wir, dass Jesus auf diese Welt gekommen ist, für unsere Sünden gestorben und auferstanden ist, uns ewiges Leben und Hoffnung gibt. In der Bibel lesen wir, wie wir in einer engen Beziehung mit Gott leben können, wie wir in diese Beziehung treten und Gemeinde leben können. Es ist alles da.
Wir haben etwas in der Hand, und Gott ist nicht in der Bringschuld. Er hat sich gezeigt und möchte, dass wir seinem Wort glauben.
Ich möchte dich einladen, die Bibel mal wieder neu in einem anderen Licht zu sehen. Vor einigen Jahren, als die Jugendbibel herauskam, schrieb Papst Franziskus ein Vorwort. Auch wenn wir in manchen Lehren der katholischen Kirche nicht übereinstimmen, möchte ich hier seine Worte teilen.
Er sagte:
Liebe junge Freunde, wenn ihr meine Bibel sehen würdet, könnte es sein, dass sie euch nicht besonders imponiert. Was? Das ist die Bibel des Papstes? So ein altes, abgegriffenes Buch? Ihr könntet mir eine neue schenken, eine für tausend Dollar, aber ich würde sie nicht wollen.
Ich liebe meine alte Bibel, die mich mein halbes Leben lang begleitet hat. Sie hat meinen Jubel gesehen und wurde von meinen Tränen benetzt. Sie ist mein kostbarster Schatz. Ich lebe aus ihr, für nichts auf der Welt würde ich sie hergeben.
Die Jugendbibel, die ihr aufgeschlagen habt, gefällt mir sehr. Sie verlockt dazu, von vorne anzufangen und auf der letzten Seite aufzuhören. Und dann? Dann versteckt ihr sie, sie verschwindet im Regal, hinten in der dritten Reihe, sie verstaubt. Eure Kinder verscherbeln sie eines Tages auf dem Flohmarkt.
Nein, so darf es nicht kommen. Ich will euch etwas sagen: Heute gibt es mehr verfolgte Christen als in den Anfangszeiten der Kirche. Und warum werden sie verfolgt? Sie werden verfolgt, weil sie ein Kreuz tragen und Zeugnis für Jesus ablegen. Sie werden verurteilt, weil sie eine Bibel besitzen.
Die Bibel ist also ein äußerst gefährliches Buch, so gefährlich, dass man in manchen Ländern so behandelt wird, als würde man Handgranaten im Kleiderschrank horten.
Es war ein Nichtchrist, Mahatma Gandhi, der einmal sagte: „Ihr Christen habt in eurer Obhut ein Dokument mit genügend Dynamit, um die Welt auf den Kopf zu stellen, dieser kriegszerrissenen Welt Frieden zu bringen. Aber ihr geht so damit um, als ob es nur ein bloßes Stück guter Literatur ist, sonst weiter nichts.“
Was haltet ihr also in den Händen? Ein Stück Literatur, ein paar schöne alte Geschichten? Dann müsste man den vielen Christen, die sich für die Bibel einsperren und foltern ließen, sagen: Wie dumm wart ihr! Es ist doch bloß ein Stück Literatur.
Ihr haltet also etwas Göttliches in euren Händen, ein Buch wie Feuer, ein Buch, durch das Gott spricht. Also merkt euch: Die Bibel ist nicht dazu da, in ein Regal gestellt zu werden, sondern um sie zur Hand zu haben, um oft in ihr zu lesen, jeden Tag – sowohl allein als auch gemeinsam.
Ihr macht doch auch gemeinsam Sport oder geht gemeinsam shoppen. Warum lest ihr nicht zu zweit, dritt, zu viert gemeinsam in der Bibel? Draußen in der Natur, im Wald, am Strand, abends im Schein von ein paar Kerzen – ihr werdet eine gewaltige Erfahrung machen.
Oder habt ihr etwa Angst, euch mit so einem Vorschlag voreinander zu blamieren? Wollt ihr mir eine Freude machen? Lest die Bibel!
Diese Aussagen über die Bibel möchte ich hier im Raum wirken lassen und stehen lassen.
Wie ist es bei dir? Was muss bei dir passieren, damit du Gott glaubst? Stellst du vielleicht auch Bedingungen: Komm herab zu mir, mach das und das, dann erst werde ich glauben?
Weißt du, was wichtig ist? Hier setze nicht ich die Spielregeln, egal wer ich bin. Wir verfügen nicht über Gott. Ich habe nicht das Recht, sein Handeln so zu bestellen, damit ich glauben kann.
Vielmehr ist es andersherum: Gott hat das Recht, Glauben von uns einzufordern, Glauben von uns zu bestellen, weil er sich schon gezeigt hat, er hat es offensichtlich gemacht. Die Frage ist: Glaube ich dem? Glaube ich dem, was er bereits gesagt hat?
Schau in Hebräer 11,6: Ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen. Wer zu Gott kommen will, muss glauben, dass es ihn gibt und dass er die belohnt, die ihn aufrichtig suchen.
Am Ende wünscht sich Gott meinen Glauben.
Nun, wie geht es mit dem königlichen Beamten weiter? Noch während er auf dem Weg ist, kommt die gute Nachricht: Sie kommen ihm schon entgegengelaufen: Dein Sohn lebt!
Wow, wie erleichternd! Sofort fragt er: Wann ist das passiert? Wie ist das zugekommen? Er findet heraus, dass es genau zu dem Zeitpunkt war, als Jesus gesagt hatte: Geh hin, dein Sohn lebt.
Das zeigt mir als Leser des Johannesevangeliums erneut, welche Kraft Jesus hat. Er spricht ein Wort ins Nichts, und es geschieht. Der Mann ist sofort gesund. Dieses exakte Timing bestätigt jetzt seinen Glauben.
Interessant ist, dass er nachfragt, die besondere Situation erkennt, nachforscht und zu dem Schluss kommt: Ja, das kann nur von Jesus kommen.
Immer wieder gibt es Ereignisse in unserem Leben, bei denen wir aufmerken sollten und nachdenken, ob Gott seine Hände im Spiel hat, ob er uns gerade sehr deutlich anspricht oder etwas Besonderes tut.
Ich denke an eine Begebenheit in unserer Familie in der Jugendzeit: Meine Mutter wurde mitten in der Nacht wach und hatte den Eindruck, sie müsse ganz stark für Andre beten. Zu dem Zeitpunkt waren andere mit dem Auto unterwegs und hatten einen schweren Unfall durch Aquaplaning – Totalschaden, aber keiner verletzt, nur Schock.
Das ist eine Situation, in der man denkt: Das war übernatürlich, Gott hat durch dieses Gebet Bewahrung geschenkt.
Das ist nur ein Ereignis. Vielleicht kennst du auch ein Ereignis aus deinem Leben, bei dem du sagst: Das kann kein Zufall gewesen sein, das lässt sich nicht natürlich erklären.
Denk mal darüber nach. Vielleicht wollte sich Gott auch auf diese Weise dir zeigen, sich bemerkbar machen. Oder gerade durch sein Wort – davon reden wir ja hier – dass du ständig durch biblische Wahrheiten, einen Vers, den du plötzlich liest, auf den du stößt, den dir jemand schickt, eine Predigt, die in dein Leben spricht, erinnert wirst.
Ja, Gott redet gerade sehr deutlich.
Wir glauben, dass Gott noch Wunder tut, auch in den kleinsten Kleinigkeiten des Alltags.
Ich finde dieses Zitat nett: Sometimes I just look up, smile and say, I know that was you, God, thanks. Manchmal merke ich einfach auf, lächle und sage: Herr, ich weiß, dass du das warst, danke schön, dass du gewirkt hast.
Die Frage ist dann: Wie reagiere ich auf diese Situation? Denke ich nach, wie der königliche Beamte, der erkennt: Ja, das war Jesus? Oder lebe ich einfach weiter, trotz dieser krassen Situation, und denke gar nicht mehr darüber nach, welche Schlussfolgerung das für mein Leben hat?
Das ist die Frage, wie ich damit umgehe.
Der Mann zieht echte Schlüsse für sein Leben. Es heißt im Text, dass er zum Glauben an Jesus kommt – mit seiner ganzen Familie.
Wenn wir auf diese Geschichte zurückblicken, sehen wir, welchen Prozess er durchlaufen hat. Das führt mich zur letzten These: Echter Glaube ist das Resultat eines Prozesses und hat einen konkreten Inhalt.
Welche Glaubensentwicklung hat dieser Mann erlebt? Zuerst hört er von Jesus und geht zu Jesus. Allein dieses Aufbrechen, die lange Reise, zeigt Vertrauen: Jesus kann heilen, Jesus kann helfen.
Er bittet um ein Wunder und möchte, dass Jesus zu ihm kommt. Sein Glaube ist noch auf der Stufe: Jesus muss vor Ort sein, damit etwas passiert. Er legt selbst Rahmen und Bedingungen fest, wie Jesus in seinem Leben handeln soll.
Dann wird er kritisiert wegen dieser oberflächlichen Haltung der Gesellschaft. Er wollte zunächst nur von Jesus profitieren, ohne zu wissen, wer Jesus wirklich ist.
Sein Glaube zeigt sich aber darin, dass er dranbleibt, um Hilfe bittet und die Zusage bekommt – das Wort. Dem glaubt er sehr konkret und geht los.
Er erhält die Nachricht, dass alles gut ist, die Heilung stattgefunden hat, genau zu der Zeit, als Jesus es gesagt hat. Dann kommt er zum Glauben an Jesus – mit seiner ganzen Familie.
Der entscheidende Wendepunkt in seinem Leben ist erreicht.
Sein Glaubensinhalt ist nun: Jesus selbst als Person. Er glaubt an Jesus, erkennt, dass Jesus mehr ist, als er bisher dachte. Jesus ist der Sohn Gottes, der er vorgibt zu sein. Jesus hat Macht über Leben und Tod.
Was für ein Mensch ist das, der aus der Ferne spricht und Leben gibt? Das muss Gott sein. So wird es in seinen Gedanken gewesen sein.
Er hängt sich an Jesus, Jesus wird sein Lebensinhalt. Laut Johannes wird er damit ein Kind Gottes.
Der Mann will zunächst nur etwas von Jesus, wird dann aber überzeugt. Er bestellt ein Wunder und empfängt echten Glauben und ein Wunder.
Am Ende ist es Gott, der den Glauben schenkt. Glauben produzieren wir nicht aus uns selbst. Dort ist Leere, Spekulation, Überzeugung und vieles mehr.
Glauben wird nie aus mir selbst produziert. Gott schenkt den Glauben. So hat Gott auch diesem Mann den Glauben geschenkt.
Vorher wusste er genug über Jesus als Wunderheiler, er ist losgegangen, um einen Arzt zu holen, und hat seinen persönlichen Retter gefunden.
Am Ende ist das hier eigentlich das größte Wunder in unserem Text: Dass dieser Mann zum echten Glauben an Jesus Christus kommt – mit seiner Familie. Denn das entscheidet über das ewige Schicksal eines Menschen.
Johannes sagt an einer Stelle: Wer an den Sohn glaubt, hat das Leben; wer an den Sohn Gottes nicht glaubt, hat das Leben nicht.
Was uns von Gott trennt, ist der Unglaube im tiefsten Kern. Unglaube trennt uns von Gott.
„Glaube auf Bestellung“ beinhaltet also eine Einladung für uns.
Hebräer 11,6 ist die Einladung, die Bedingung: Ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen. Wer zu Gott kommen will, muss glauben, dass es ihn gibt und dass er die belohnt, die ihn aufrichtig suchen.
Das ist die Einladung. Begib dich heute auf diese Entdeckungsreise. Der Mann hat schon einiges geglaubt, als er losgeht.
Welchen Glaubensschritt musst du gehen? Was kann bei dir passieren, dass du diesen ersten Schritt wieder auf Jesus zugehst? Welchen Schritt kannst du auf Gott machen?
Bist du vielleicht bisher zu Gott so gewesen, dass du ihm Bedingungen gestellt hast? Dass Dinge sich erst ordnen oder klären müssen? Dass du große Dinge sehen willst, bevor du glaubst?
Ich hoffe, du hast heute gesehen, dass das keine Garantie ist, jemals zu glauben.
Du wurdest heute vielmehr überzeugt: Er hat sich schon gezeigt, er hat schon zu dir geredet. Du hast alles, was du brauchst, um auf diese Glaubensreise zu gehen.
Dieses Wort, durch das er schon geredet hat, hat die Kraft, unser Leben zu verändern, neuen Frieden, neue Liebe, Hoffnung und Vergebung zu geben.
Das ist die Einladung.
Fang an, heute mit Gott zu sprechen, ganz frei, wo du auch bist – ob zu Hause, hier im Gottesdienst, im Laufe des Tages oder draußen in der Natur.
Rede einfach mit Gott. Es müssen keine formal auswendig gelernten Liturgien und Gebete sein. Du kannst ganz frei mit ihm sprechen, was gerade auf deinem Herzen ist, dich nach ihm ausstrecken.
Vielleicht gehörst du auch zu einer anderen Gruppe von Menschen, die schon länger im Glauben dabei sind und im Glaubensleben frustriert sind, weil sie Dinge sehen möchten, die nicht passieren. Du meinst, du hast das Wunder verpasst.
Schau, auch diese Geschichte soll deinen Glauben stärken. Gott hat dir sein Wort gegeben, du hast es in der Hand, er hat schon zu dir geredet.
Deshalb verliebe dich wieder neu in deine Bibel, dass sie dir wieder kostbar wird, dass du sie neu verinnerlichst, dich wieder mit ihr beschäftigst und dich an die Dinge klammerst, die Gott durch die Bibel zu dir spricht.
Vielleicht bist du ein Christ, der gern nur profitieren will von Jesus, der ihn als Lebensverbesserer sieht, der das Leben schön macht – so ein Sahnehäubchen, ein On-top-Drauf, den nehme ich noch mit.
Dann möchte ich dich heute aufrufen: Geh weg von diesem Spekulations- und Sensationsglauben, wie ihn die Galiläer hatten, den Jesus ja auch kritisiert hat.
So sehen wir: Gott lädt uns ein, heute, egal wo wir stehen – ob wir schon lange im Glauben sind, frisch dabei oder noch gar nicht – auf diese Suche zu gehen und zu glauben.
Er hat sich gezeigt. Lass uns diesen Weg gehen.
Dazu lade ich dich heute ganz konkret ein. Du kannst auch gern nach dem Gottesdienst ein Gespräch suchen. Wir beten auch gern mit dir darüber.
Das ist die Einladung. Sie steht.
Amen.
Einführung ins Thema: Glaube auf Bestellung?
Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen!
Einen herzlichen guten Morgen wünsche ich allen hier im Raum und auch denen, die im Livestream zugeschaltet sind.
Glaube auf Bestellung! Ich weiß nicht, welche Gedanken euch kommen, wenn ihr dieses Thema hört. In der heutigen Zeit ist es sehr einfach und praktisch, Dinge zu bestellen. Das Symbol des Einkaufswagens ist uns allen gut bekannt.
Ein Klick auf den gewünschten Artikel, und schon sammle ich meine Sachen in meinem Einkaufswagen. Am selben Tag oder spätestens am nächsten Tag – je nach Konditionen – ist das Produkt schon bei mir zuhause. UPS, DHL, DPD, Hermes und wie sie alle heißen, flitzen los, um meine Bestellung zu mir zu bringen. Dieses Geschäft boomt und wächst weiter.
Ist das mit Gott auch so? Kann ich zu Gott kommen und Dinge bestellen, die dann automatisch da sind? Wenn sein Lieferservice mal nicht so funktioniert, wie ich es will, stimmt dann etwas mit Gott nicht? Oder funktioniert dann mein Glaube nicht?
Ist Gott jemand, der für mich losflitzen muss, damit alles nach meiner Pfeife tanzt? Oder ist es vielleicht so, dass Gott etwas von mir bestellt, dass er etwas von mir erwartet?
Über diese Fragen und Gedanken wollen wir in den nächsten Minuten gemeinsam nachdenken. Ihr habt den Text, auf den wir uns heute beziehen, bereits gehört. Ich möchte nun einige Thesen anhand dieses Textes aufstellen und den Text vor uns entfalten.
Oberflächlicher Glaube und die Reaktion der Heimatstadt
Erstens können wir festhalten: Nicht alles ist Glaube, was nach Glaube aussieht.
Unser Text beginnt mit der Bemerkung, dass Jesus in ein anderes Gebiet reist, nach Galiläa, das als sein Heimatgebiet galt. Johannes fügt in seinem Bericht die Aussage hinzu: „Einem Propheten gilt in seiner Heimat nichts.“
Was meint diese Aussage? Dieses Sprichwort kommt auch an anderen Stellen vor und beschreibt immer die Reaktion der Leute auf Jesus, wenn er in seine Heimatstadt kommt. Diese Reaktion ist meist skeptisch, oft sogar ablehnend. Die Menschen sind ihm gegenüber misstrauisch eingestellt. Sie fragen: „Woher hat er das? Was misst er sich an? Wir kennen doch seine Familie. Ist er nicht der Sohn des Zimmermanns?“
Diese Haltung ist oft mit Ablehnung verbunden. In unserem Textverlauf baut sich ein Kontrast auf: Jesus war zuvor an einem Ort, wo scheinbar alle an ihn geglaubt haben. Ein Beispiel dafür ist die Begebenheit mit der Frau am Brunnen, nach der der ganze Ort förmlich zum Glauben kam. Nun wendet sich Jesus einem anderen Gebiet zu, wo er offenbar abgelehnt werden wird.
Warum macht er das? Er hätte doch noch ein paar Tage länger dort bleiben und feiern können. Nein, Jesus hat eine andere Agenda. Es wird eine wichtige Begegnung geben.
Und weißt du, das ist auch heute noch so. Jesus hat auch heute eine Agenda. Er möchte dir heute hier im Gottesdienst begegnen, so wie du gerade in deiner Lebenssituation hier sitzt.
Das ist Jesus: Ihm sind persönliche Begegnungen wichtig. Deshalb macht er sich jetzt auf den Weg nach Galiläa.
Die freundliche Aufnahme und die Oberflächlichkeit des Glaubens
Nun, er kommt dort an, und im Text ist etwas Unerwartetes, denn die Leute heißen ihn willkommen. Er wird freundlich aufgenommen, was zunächst vielversprechend klingt. Doch dann gibt es eine kleine Bemerkung im Detail: Sie waren auch bei dem Fest dabei und hatten alles miterlebt, was Jesus getan hatte.
Johannes nimmt hier Bezug auf das Passahfest, das einige Kapitel zuvor stattfand. Dort hatte Jesus viele Zeichen und Wunder vollbracht und wichtige Dinge gesagt. Das ist also der Grund für ihr herzliches Willkommen: Gut, dass Jesus wieder da ist. Jetzt gibt es etwas zu sehen. Gut, dass er da ist, das bringt uns etwas. Wir werden aus der Alltagsroutine herausgerissen – der Wunderheiler ist da.
Klar, Jesus nehmen wir mit, das bringt uns etwas. Veranstaltungen werden organisiert, Flyer gedruckt, Leute eingeladen: Sei dabei, dort gibt es etwas zu sehen! Sie heißen Jesus herzlich willkommen. Doch dieser Enthusiasmus ist recht oberflächlich. Sie nehmen ihn nicht als den auf, der er wirklich ist, sondern einfach als einen Heimkehrer, von dem sie profitieren können.
Überspitzt gesagt, nach dem Motto: Jesus ist egal, Hauptsache der Schnupfen ist weg. Ich kann meine Bestellung aufgeben, und er wird sie automatisch erfüllen. Warum komme ich auf diese These? Es ist bemerkenswert, dass im Bericht von dem Fest, bei dem Jesus die vielen Wunder tat, auch steht, dass die Leute scheinbar an ihn glaubten. Doch dann heißt es: Jesus vertraut sich ihnen nicht an, denn er kennt sie alle.
Dieser Glaube ist also irgendwie doch nur oberflächlich und darauf ausgerichtet, von Jesus zu profitieren.
Spektakel garantiert keinen echten Glauben
Das ist auch heute eine weit verbreitete Einstellung, oder? Wir profitieren gerne, wir wollen Gewinn ziehen. Vielleicht befindest du dich gerade in einer solchen Phase deines Glaubenslebens: Du möchtest profitieren, du möchtest nehmen, du möchtest dabei sein, weil es hier etwas zu sehen gibt, weil es eine Attraktion gibt. Jesus ist attraktiv, komm zu Jesus, dann wird alles besser. Das ist eine häufige Haltung.
Daran möchte ich eine zweite These anschließen: Ein großes Spektakel ist keine Garantie für echten Glauben. Jesus durchschaut diese Oberflächlichkeit. Johannes hält das ebenfalls fest, zum Beispiel in Johannes 12,37: Trotz all der Wunder, durch die Jesus unter ihnen seine Macht bewiesen hatte, glaubten sie nicht an ihn.
Diese Gruppe von Menschen begegnet uns immer wieder im Johannesevangelium. Es sind Menschen, die viel gesehen haben und die eigentlich, laut logischer Schlussfolgerung, ganz klar überzeugt sein müssten. Trotzdem glauben sie nicht. Es ist also kein Automatismus.
Ich kenne auch Menschen in meinem Umfeld, bei denen Gott immer wieder so deutlich aufmerksam macht. Man müsste denken: „Werd doch mal wach! Siehst du nicht, dass Gott gerade etwas tut, dass er zu dir redet?“ Dennoch bleibt der Glaube aus. Ein großes Spektakel ist also keine Garantie für echten Glauben.
Die Begegnung mit dem königlichen Beamten: Spielregeln des Glaubens
Nun wurde zunächst allgemein die Glaubenssituation der Menschen beschrieben. Jetzt folgt eine individuelle Begegnung, und zwar mit einem königlichen Beamten. Hier zeigt sich die dritte These: Beim Glauben setze nicht ich die Spielregeln.
Dieser Mann kommt zu Jesus und wird uns als königlicher Beamter des Königs Herodes Antipas vorgestellt. Er besitzt möglicherweise einen gewissen Wohlstand, denn im Text wird erwähnt, dass er Diener oder Angestellte zu Hause hat. Er hat eine längere Reise hinter sich, etwa dreißig Kilometer, je nachdem wie er sich fortbewegt hat. Damals dauerte eine solche Strecke natürlich viel länger als heute.
Er kommt nicht einfach so zu Jesus. Er ist getrieben von einer Not, einem großen Anliegen, das ihm auf dem Herzen liegt. Im Text erfahren wir, dass sein Sohn wirklich schwer krank ist. Wer selbst Kinder hat, kann nachvollziehen, wie sehr einen das bewegt, wenn es dem eigenen Kind schlecht geht. Diese Sorge prägt das Empfinden dieses Mannes.
Er hat von Jesus gehört und sieht nun die Möglichkeit, von ihm zu profitieren. Er bittet Jesus: „Ich habe ein Problem, komm bitte zu mir und löse es. Ich habe gehört, dass du das kannst.“ Die Antwort Jesu wirkt zunächst etwas schroff. Jesus geht gar nicht auf die Situation des kranken Sohnes ein, sondern sagt einfach: „Wenn ihr nicht Wunder und außergewöhnliche Dinge seht, glaubt ihr nicht.“
Moment mal, ist das der barmherzige Jesus, wie wir ihn kennen? Ja, sicherlich. Wir werden noch sehen, worauf Jesus mit diesem Mann hinauswill. Es steckt viel mehr dahinter. Es ist auch nicht ungewöhnlich, dass Jesus bei einem Wunder zunächst zögert. In anderen Erzählungen wartet Jesus ebenfalls ab und vollbringt nicht sofort ein Wunder.
Mit seiner Aussage spricht Jesus auch ein Grundproblem der damaligen Gesellschaft an – ein Problem, das uns heute noch begegnet: „Wenn ihr nicht Zeichen und außergewöhnliche Dinge seht, glaubt ihr nicht.“ Das zeigt erneut, dass der Glaube oft zu oberflächlich ist und nur auf Spektakuläres ausgerichtet.
Dieser Mann hat wahrscheinlich noch keine klare Vorstellung davon, wer Jesus wirklich ist und welche Ansprüche er stellt. Er will einfach nur Jesus bitten: „Komm vorbei, komm zu mir nach Hause, ich habe ein großes Problem, das soll weg. Du kannst das, also bitte komm und nimm mir diese Not.“
Er bringt also ein gewisses Grundvertrauen mit. Er weiß, dass Jesus das tun kann, davon hat er gehört. Doch Jesus geht es um mehr. Es geht ihm nicht nur darum, als Wunderheiler das eine Problem zu lösen, damit das Leben wieder besser wird und man sich dann jederzeit etwas abholen kann.
Jesus will, dass er als Person erkannt wird – wer er wirklich ist: der Retter der Welt, Gott in Person. Das soll anerkannt werden. Deshalb spricht Jesus den Mann so direkt an und hält ihm genau das vor.
Die Herausforderung des Glaubens: Jesu Zusage und der Glaube des Mannes
Wie reagiert der Mann auf diese Worte von Jesus? Wendet er sich jetzt enttäuscht ab? Denkt er: „Was soll das denn? Das ist zu viel Kritik. Wie spricht er mit mir? Er hat meine Erwartungen enttäuscht. Ich gehe nicht mehr mit Jesus.“ Nein, das tut er nicht. Er widerspricht Jesus auch nicht. Stattdessen kommt er einfach wie ein Vater, der in großer Not ist, und ruft: „Mein Junge stirbt, bitte komm!“
Jesus reagiert auf diese Bitte – aber anders als erwartet, anders als bestellt. Da sagte Jesus zu ihm: „Geh nach Hause, dein Sohn lebt und ist gesund.“
Schau, der Mann hat Jesus gedrängt: „Komm mit mir, komm zu mir nach Hause, heile ihn!“ Jesus sagt jedoch: „Geh du nach Hause.“ In diesem Sinne sind Jesu Worte hier ein Glaubenstest für ihn. Jesus kommt selbst nicht mit, er gibt ihm keine Medizin mit, er gibt ihm kein Zeichen. Jesus gibt ihm einfach sein Wort, seine Zusage. Und das verlangt einen größeren und tieferen Glauben.
Klar hätte Jesus einfach auf die Bitte eingehen können, mit ihm mitlaufen und vor Ort sofort die Heilung vollziehen. Aber Jesus möchte den Mann mitnehmen auf eine Glaubensreise und ihn im Glauben weiterführen. Er will hier nicht einfach nur ein weiteres Problem lösen. Jesu Absichten gehen immer tiefer, als nur die Probleme unseres Lebens zu beheben. Jesus möchte das Herz erreichen und einen echten, lebendigen Glauben im Herzen des Menschen bewirken – nicht so einen oberflächlichen Sensationsglauben, wie er oft verbreitet ist.
Jesus sieht also nicht nur die Not an sich, sondern auch, dass dieser Mann glauben muss. Er fordert ihn heraus zu glauben und setzt hier die Spielregeln. Nicht der Mann bestimmt, wie sich Jesus in seinem Leben zu verhalten hat, sondern Jesus selbst legt fest, wie es mit dem Glauben aussieht. Nicht „Ich komme wie auf Bestellung zu dir“, sondern „Du sollst glauben, und ich gebe dir die Zusage: Geh hin, dein Sohn lebt.“ Du sollst glauben und losgehen.
Der Glaube des königlichen Beamten: Vertrauen auf Jesu Wort
Nun, wie reagiert der Mann in der Begebenheit? Hier heißt es, der Mann glaubte dem, was Jesus zu ihm sagte. Auf sein Wort hin machte er sich auf den Weg hinunter nach Kafarnaum.
Halten wir einmal fest: Was glaubt dieser Mann hier? Es heißt, der Mann glaubt dem Wort. Er hat in dem Moment nichts anderes als diese Zusage in der Hand. Der Mann glaubt weiter. Er glaubt, dass Jesus aus der Ferne heilen kann. „Okay, dann bist du halt hier, und dann wird es wohl auch von der Ferne funktionieren.“
Dann glaubt er, dass das ausgesprochene Wort allein reicht, dass dieses „Geh hin, dein Sohn lebt“ ausreicht. Das ist das, was dieser Mann glaubt. Ich meine, er geht ja auch ein gewisses Risiko ein, indem er jetzt losgeht. Ist das vielleicht alles umsonst gewesen? All der Aufwand, diese Reise und überhaupt: Was, wenn mein Sohn jetzt stirbt, dass ihm nicht geholfen wird? Und werde ich Jesus dann irgendwann mal wieder treffen, um mit ihm darüber zu reden oder ihn noch einmal zu holen?
Ja, all diese Dinge sind ein Risiko, die gerade jetzt vor ihm stehen. Aber er geht. Also glaubt er dem Wort, er nimmt diese Spielregeln so an und demonstriert auch jetzt schon einen Unterschied zu dem Glauben der anderen.
Wisst ihr, das erinnert mich irgendwie auch ein bisschen an die Definition von Glauben, wie wir sie an einer Bibelstelle finden in Hebräer 11, Vers 1. Den haben wir auch schon gehört, den Vers schauen wir uns noch einmal an: „Es ist der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, eine Überzeugung von Tatsachen, die man nicht sieht.“
Das hat dieser Mann letztendlich auch umgesetzt, indem er wieder konkrete Schritte Richtung Heimat, Richtung Kafarnaum, geht. Mit der festen Zuversicht: „Ja, ich sehe es noch nicht, aber ich gehe schon mal los, und es trifft ein.“
Ich glaube auch, dass diese Glaubensdefinition für uns heute eine Herausforderung darstellt. Auch wir sind ja eigentlich so gestrickt, dass wir Sensationen sehen wollen, Dinge sehen wollen, überzeugt werden wollen. Es fällt uns oft schwer, Dinge anzunehmen.
Wem kann man noch trauen? Viele Worte werden gemacht. Dann bist du in einer Welt, in der Werbung reinfliegt: „Herzlichen Glückwunsch, lieber Mobilfunkkunde, Ihr neuer Gewinn liegt da und da bereit, und Ihre Traumreise hier, Ihr neues Auto da, bla bla bla.“
In dieser Welt, in dieser Gesellschaft fällt es uns schwer, wem man noch glauben kann, wem man vertrauen kann. Glaube in diesem Sinne der Definition ist tatsächlich nicht leicht – eine Herausforderung.
Gottes Wirken heute: Wunder, Träume und das Wort
Ich persönlich wünsche mir manchmal auch so ein übernatürliches Wunder und ein Eingreifen Gottes – irgendetwas Besonderes, Aussergewöhnliches. Ich finde es immer wieder bemerkenswert, solche Geschichten aus Lebensberichten zu hören, wenn Menschen sich in der Gemeinde vorstellen und von solchen Erlebnissen berichten.
Ich denke dabei zum Beispiel an eine Begebenheit, die Pastor Scharram in unserer iranischen Arbeit erwähnt hat. Sie spielte sich im Nordirak ab: Ein Mann hatte einen Traum, in dem ihm Jesus als Herr begegnete. Jesus gab ihm die Anweisung: „Geh am frühen Morgen den Dorfweg entlang. Dort werden Leute sein, die ich geschickt habe. Sie haben Bibeln im Auto dabei.“ Das war der gesamte Traum.
Zur gleichen Zeit waren zwei Mitarbeiter von Scharram in genau dieser Gegend unterwegs, um Bibeln zu schmuggeln. An diesem Morgen hatten sie mit ihrem Auto eine Panne und blieben am Wegrand liegen. Plötzlich klopfte es an ihrer Scheibe. Sie wunderten sich, machten auf, und der Mann fragte sofort: „Habt ihr Bibeln dabei?“ Er nahm eine große Lieferung mit.
Aber die Geschichte geht noch weiter. Der Mann hatte einen weiteren Traum, in dem es hieß, dass Jesus junge Menschen zu ihm schicken würde. Nach einiger Zeit klingelten tatsächlich nach und nach junge Menschen an seiner Haustür und fragten nach Bibeln. Sie nahmen alle Bibeln mit nach Hause.
Der Mann war neugierig und fragte die jungen Leute: „Woher habt ihr das? Woher wisst ihr das?“ Alle berichteten von demselben Traum: „Geh dort und dort und dort, dort gibt es Bibeln.“
Der Mann selbst war mit der Situation überfordert. Er sagte: „Herr, ich kann die Leute nicht alle anleiten. Wie soll ich sie im Glauben trainieren, damit sie weiterkommen?“ Er hatte einen weiteren Traum, in dem er ein Fernsehbild sah. Er kam auf einen Fernsehsender, der biblische Lehre und Glaubenstraining ins Land ausstrahlte.
So begann er, die jungen Leute im Glauben zu trainieren und sie weiter in der Bibel anzuleiten. Das ist eine beeindruckende Geschichte.
Doch was fällt auf? Habt ihr das Muster gesehen, das immer wiederkehrt? Es ist nicht nur der Traum an sich, sondern vor allem der Verweis auf die Schrift, auf die Bibel. „Lies das! Das ist das Wort Gottes. Beschäftige dich damit!“ Immer wieder wird auf die Bibel verwiesen.
Ja, Gott handelt nach wie vor übernatürlich. Gleichzeitig ist es in erster Linie sein Wort, durch das er redet und sich zeigt. Das bestärkt mich darin, dass die Bibel mehr ist als nur ein Buch. Sie ist Gottes Wort. Gott nutzt sein Wort, und wir haben etwas in der Hand – so wie dieser Mann etwas in der Hand hatte und losging. Diese Zusage, dieses Wort ist etwas, woran wir uns festhalten können.
In diesem Wort lese ich, dass Gott seine Liebe zu mir bereits bewiesen hat. Ich lese darin, dass Jesus auf diese Welt gekommen ist, für meine Sünden gestorben ist, auferstanden ist und mir ewiges Leben sowie Hoffnung schenkt.
In der Bibel erfahre ich, wie ich in einer engen Beziehung mit Gott leben kann, wie ich in diese Beziehung treten kann, wie ich Beziehungen gestalten und wie ich Gemeinde leben kann – und vieles mehr. Es ist alles da.
Wir haben etwas in der Hand, und Gott ist nicht in der Bringschuld. Er hat sich gezeigt und möchte, dass ich seinem Wort glaube.
Die Bedeutung der Bibel und der persönliche Umgang mit Gott
Und so möchte ich dich einladen, die Bibel einmal wieder in einem anderen Licht zu sehen.
Vor einigen Jahren, als die Jugendbibel herauskam, schrieb Papst Franziskus ein Vorwort. Auch wenn wir in manchen Lehren der katholischen Kirche nicht übereinstimmen, möchte ich hier einfach seine Worte über die Bibel teilen.
Liebe junge Freunde,
wenn ihr meine Bibel sehen würdet, könnte es sein, dass sie euch nicht besonders imponiert. Was, das ist die Bibel des Papstes? So ein altes, abgegriffenes Buch? Ihr könntet mir eine neue schenken, eine für tausend Dollar, aber ich würde sie nicht wollen. Ich liebe meine alte Bibel, die mich mein halbes Leben lang begleitet hat. Sie hat meinen Jubel gesehen, und sie wurde von meinen Tränen benetzt. Sie ist mein kostbarster Schatz, ich lebe aus ihr, für nichts auf der Welt würde ich sie hergeben.
Die Jugendbibel, die ihr aufgeschlagen habt, gefällt mir sehr. Sie verlockt dazu, von vorne anzufangen und bis zur letzten Seite zu lesen. Und dann? Und dann versteckt ihr sie, sie verschwindet im Regal, hinten in der dritten Reihe, sie verstaubt. Eure Kinder verscherbeln sie eines Tages auf dem Flohmarkt. Nein, so darf es nicht kommen.
Ich will euch etwas sagen: Heute gibt es mehr verfolgte Christen als in den Anfangszeiten der Kirche. Und warum werden sie verfolgt? Sie werden verfolgt, weil sie ein Kreuz tragen und Zeugnis für Jesus ablegen. Sie werden verurteilt, weil sie eine Bibel besitzen.
Die Bibel ist also ein äußerst gefährliches Buch. So gefährlich, dass man in manchen Ländern behandelt wird, als würde man Handgranaten im Kleiderschrank horten.
Es war ein Nichtchrist, Mahatma Gandhi, der einmal sagte: "Ihr Christen habt in eurer Obhut ein Dokument mit genug Dynamit in sich, um die Welt auf den Kopf zu stellen, dieser kriegszerrissenen Welt Frieden zu bringen. Aber ihr geht so damit um, als ob es nur ein bloßes Stück guter Literatur ist, sonst weiter nichts."
Was haltet ihr also in den Händen? Ein Stück Literatur, ein paar schöne alte Geschichten? Dann müsste man den vielen Christen, die sich für die Bibel einsperren und foltern ließen, sagen: Wie dumm wart ihr, es ist doch bloß ein Stück Literatur.
Ihr haltet also etwas Göttliches in euren Händen, ein Buch wie Feuer, ein Buch, durch das Gott spricht. Also merkt euch: Die Bibel ist nicht dazu da, um ins Regal gestellt zu werden, sondern um sie zur Hand zu nehmen, oft darin zu lesen – jeden Tag, sowohl allein als auch gemeinsam.
Ihr macht doch auch gemeinsam Sport oder geht gemeinsam shoppen, warum lest ihr nicht zu zweit, dritt oder viert gemeinsam in der Bibel? Draußen in der Natur, im Wald, am Strand, abends im Schein von ein paar Kerzen – ihr werdet eine gewaltige Erfahrung machen.
Oder habt ihr etwa Angst, euch mit so einem Vorschlag voreinander zu blamieren? Wollt ihr mir eine Freude machen? Dann lest die Bibel.
Diese Aussagen über die Bibel möchte ich einfach mal so hier stehen lassen und auf uns wirken lassen.
Die Herausforderung des Glaubens: Bedingungen und Vertrauen
Wie ist es bei dir? Was muss bei dir passieren, damit du Gott glaubst? Stellst du vielleicht auch Bedingungen auf: Komm herab zu mir, mach dies und das, und dann erst werde ich glauben?
Weißt du, was wichtig ist? Hier setze nicht ich die Spielregeln, egal wer ich bin. Wir verfügen nicht über Gott. Ich habe nicht das Recht, sein Handeln so zu bestimmen, dass ich glauben kann.
Vielmehr ist es andersherum: Gott hat das Recht, Glauben von uns einzufordern, Glauben von uns zu verlangen, weil er sich schon gezeigt hat. Er hat alles offensichtlich gemacht. Die Frage ist: Glaube ich ihm? Glaube ich dem, was er bereits gesagt hat?
Schau in Hebräer 11,6. Dort heißt es: "Ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen. Wer zu Gott kommen will, muss glauben, dass es ihn gibt und dass er die belohnt, die ihn aufrichtig suchen."
Am Ende wünscht sich Gott meinen Glauben.
Die Bestätigung des Glaubens durch die Heilung des Sohnes
Nun, wie geht es mit dem königlichen Beamten weiter? Wie entwickelt sich die Geschichte? Noch während er sich auf dem Weg befindet, auf dem er sich jetzt gemacht hat, erreicht ihn die gute Nachricht: Man kommt ihm schon entgegengelaufen und ruft zu: "Dein Sohn lebt!"
Wow, wie erleichternd! Sofort fragt er nach: Wann ist das passiert? Wie ist das geschehen? Er findet heraus, dass es genau zu dem Zeitpunkt war, als Jesus gesagt hatte: "Geh hin, dein Sohn lebt."
Das zeigt mir als Leser des Johannesevangeliums erneut, welch große Kraft von Jesus ausgeht. Er spricht ein Wort ins Nichts, und es wird Wirklichkeit. Der Mann ist sofort auf der Stelle gesund. Dieses exakte Timing bestätigt auch seinen Glauben.
Interessant ist, dass er nachfragt. Er erkennt, dass hier eine besondere Situation vorliegt, forscht nach und kommt zu dem Schluss: Ja, das kann nur von Jesus kommen. Ihm ist klar, dass er Jesus dafür danken muss.
Immer wieder gibt es auch Ereignisse in unserem Leben, bei denen wir vielleicht einmal innehalten sollten. Wir sollten nachdenken: Hat hier Gott vielleicht seine Hände im Spiel? Redet er gerade sehr deutlich zu mir? Oder wirkt er hier etwas ganz Besonderes, Übernatürliches?
Ich muss an eine Begebenheit in unserer Familie denken, aus der Jugendzeit. Meine Mutter wurde plötzlich mitten in der Nacht wach und hatte den starken Eindruck: "Ich muss jetzt ganz stark für Andre beten." Zu diesem Zeitpunkt waren andere gerade mit dem Auto unterwegs und hatten einen heftigen Unfall durch Aquaplaning. Das Auto war ein Totalschaden, doch es gab keinen Kratzer, nur einen Schock – sonst nichts.
Das ist so eine Situation, in der man denkt: Ja, das war übernatürlich. Gott hat durch dieses Gebet Bewahrung geschenkt.
Das ist nur ein Ereignis. Vielleicht kennst du auch ein Erlebnis aus deinem Leben, bei dem du sagst: Das kann kein Zufall gewesen sein, das lässt sich nicht natürlich erklären. Denk darüber nach. Vielleicht wollte sich Gott auch dir auf diese Weise zeigen, sich dir bemerkbar machen. Gerade durch sein Wort – davon reden wir ja hier – wirst du ständig immer wieder erinnert. Ein biblischer Vers, den du plötzlich liest, auf den du stößt, den dir jemand schickt, eine Predigt, die du hörst, die so in dein Leben spricht, dass du aufmerken musst: Ja, Gott redet hier gerade sehr deutlich.
Wir glauben, dass Gott noch Wunder tut, auch in den kleinsten Kleinigkeiten des Alltags. Ich finde dieses Zitat nett: "Sometimes I just look up, smile and say, I know that was you, God. Thanks."
Manchmal merke ich einfach auf, lächle und sage: Herr, ich weiß, dass du gerade hier gewirkt hast. Danke schön dafür!
Die Frage ist dann einfach: Wie reagiere ich auf diese Situation? Denke ich nach, wie der königliche Beamte, der genau nachvollzieht: Ja, das war Jesus? Oder lebe ich einfach so weiter, trotz dieser krassen Situation, und denke gar nicht mehr darüber nach, welche Schlussfolgerung das für mein Leben hat?
Das ist die entscheidende Frage: Wie gehe ich damit um?
Der Glaubensprozess des königlichen Beamten und seine Folgen
Nun zieht der Mann echte Schlüsse für sein Leben. Im Text heißt es, dass er zum Glauben an Jesus kommt – und zwar mit seiner ganzen Familie.
Wenn wir auf diese Geschichte zurückblicken, sehen wir deutlich, welchen Prozess er durchlaufen hat. Das führt mich zur letzten These: Echter Glaube ist das Resultat eines Prozesses und hat einen konkreten Inhalt.
Welche Glaubensentwicklung hat dieser Mann erlebt? Zuerst hört er von Jesus und geht zu ihm. Schon das Aufbrechen und die lange Reise zeigen, dass Vertrauen da ist. Er glaubt, dass Jesus heilen und helfen kann. Er bittet um ein Wunder und möchte, dass Jesus zu ihm kommt. Das bedeutet, sein Glaube ist noch auf der Stufe, dass Jesus vor Ort sein muss, damit etwas passiert. Er legt selbst Rahmen und Bedingungen fest, wie Jesus in seinem Leben handeln soll.
Dann wird er kritisiert – auch wegen dieser oberflächlichen Haltung der Gesellschaft insgesamt. Anfangs wollte er nur von Jesus profitieren, ohne wirklich zu wissen, wer Jesus ist. Sein Glaube zeigt sich aber darin, dass er dranbleibt und weiter um Hilfe bittet. Schließlich erhält er eine wörtliche Zusage, das Wort. Dem glaubt er sehr konkret und geht los.
Er bekommt die Information: Alles ist gut, die Heilung hat genau zu der Zeit stattgefunden, als Jesus es gesagt hat. Im Text heißt es, dass er jetzt zum Glauben an Jesus kommt – mit seiner ganzen Familie. Das ist der entscheidende Wendepunkt in seinem Leben.
Nun hat sein Glaube einen konkreten Inhalt: Er glaubt an Jesus selbst als Person. Er erkennt, dass Jesus mehr ist, als er bisher dachte. Jesus ist der Sohn Gottes, so wie er es vorgibt zu sein. Jesus hat Macht über Leben und Tod. Was für ein Mensch ist das, der aus der Ferne spricht und Leben gibt? Das muss Gott sein. So hat er sicherlich gedacht.
Er hängt sich an Jesus, Jesus wird sein Lebensinhalt. Laut Johannes wird er dadurch ein Kind Gottes. Zunächst wollte der Mann nur etwas von Jesus, doch dann wird er völlig überzeugt. Er bestellt ein Wunder, empfängt echten Glauben und das Wunder.
Am Ende ist es Gott, der den Glauben schenkt. Glauben produzieren wir nicht aus uns selbst. Dort ist Leere, egal wie man Fiebern, Spekulation oder Überzeugung betrachtet. Der Glaube wird nie aus mir selbst produziert. Gott schenkt den Glauben, und so hat Gott auch diesem Mann den Glauben geschenkt.
Vorher wusste er genug über Jesus als Wunderheiler. Er ist losgegangen, um einen Arzt zu holen – und hat nun seinen persönlichen Retter gefunden. Am Ende ist das eigentlich das größte Wunder in unserem Text: dass dieser Mann mit seiner Familie zum echten Glauben an Jesus Christus kommt. Denn das entscheidet über das ewige Schicksal eines Menschen.
Johannes sagt an einer Stelle: Wer an den Sohn glaubt, der hat das Leben; wer an den Sohn Gottes nicht glaubt, der hat das Leben nicht. Was uns von Gott trennt, ist der Unglaube im tiefsten Kern der Wurzel. Der Unglaube ist es, der uns von Gott trennt.
Einladung zum Glauben: Glaube auf Bestellung?
Glaube auf Bestellung
Der Vers Hebräer 11,6 enthält eine klare Einladung und zugleich eine Bedingung: Ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen. Wer zu Gott kommen möchte, muss glauben, dass es ihn gibt und dass er diejenigen belohnt, die ihn aufrichtig suchen. Das ist die Einladung.
Begib dich heute auf diese Entdeckungsreise. Schau, dieser Mann hat bereits einiges geglaubt, als er losgeht. Welchen Glaubensschritt musst du gehen? Was kann bei dir jetzt passieren, damit du diesen ersten Schritt wieder auf Jesus zugehst? Welchen Schritt könntest du auf Gott zumachen?
Vielleicht bist du bisher auch so zu Gott gewesen, dass du ihm Bedingungen gestellt hast: Dinge sollten sich erst ordnen oder klären, du möchtest große Zeichen sehen, bevor du glaubst. Ich hoffe, du hast heute erkannt, dass das keine Garantie dafür ist, jemals wirklich zu glauben. Vielmehr wurdest du heute überzeugt, dass Gott sich schon gezeigt hat. Er hat bereits zu dir gesprochen. Du hast alles, was du brauchst, um diese Glaubensreise zu beginnen.
Das Wort, durch das er schon zu dir gesprochen hat, besitzt die Kraft, dein Leben auf den Kopf zu stellen, es zu verändern und dir neuen Frieden, neue Liebe, Hoffnung und Vergebung zu schenken. Das ist die Einladung.
Fang heute an, mit Gott zu sprechen – ganz frei, egal wo du bist. Ob du zu Hause bist, hier oder später im Gottesdienst, im Laufe des Tages oder draußen in der Natur – rede einfach mit Gott. Es müssen keine formal auswendig gelernten Liturgien oder Gebete sein, die du herunterbetest. Du kannst ganz frei mit ihm sprechen, was gerade auf deinem Herzen liegt und dich nach ihm ausstrecken.
Vielleicht gehörst du auch zu einer anderen Gruppe von Menschen, die schon länger im Glauben dabei sind und sich im Glaubensleben manchmal frustriert fühlen, weil sie Dinge sehen möchten, die vielleicht nicht passieren. Du meinst, du hast das Wunder verpasst. Schau, auch diese Geschichte soll deinen Glauben stärken. Gott hat dir sein Wort gegeben, du hast es in der Hand, er hat schon zu dir geredet.
Deshalb verliebe dich neu in deine Bibel. Lass sie dir wieder kostbar werden, verinnerliche sie erneut, beschäftige dich wieder intensiv mit ihr und klammere dich an die Dinge, die Gott durch die Bibel zu dir spricht.
Vielleicht bist du auch ein Christ, der gern einfach nur von Jesus profitieren möchte. Du hast Jesus als deinen Lebensverbesserer gesehen, der dein Leben verschönert – sozusagen als Sahnehäubchen, als ein Extra, das du noch mitnimmst. Dann möchte ich dich heute auffordern, dich von diesem spekulativen Sensationsglauben zu lösen, wie ihn die Galiläer hatten. Diesen hat Jesus ja auch kritisiert.
So lädt Gott uns heute ein – egal, wo wir stehen, ob wir schon lange im Glauben sind, gerade frisch dabei oder noch gar nicht – er lädt uns ein, auf diese Suche zu gehen und zu glauben. Er hat sich gezeigt. Lass uns diesen Weg gemeinsam gehen.
Dazu lade ich dich heute ganz konkret ein. Du kannst gern nach dem Gottesdienst ein Gespräch suchen. Wir beten auch gern mit dir darüber. Das ist die Einladung. Amen.
