Begrüßung und Einführung in das Thema
Darf ich alle recht herzlich begrüßen? Ich habe hier eine ganze Bibliothek von Alexander vor mir, deshalb sieht es so aus, als hätte er uns viel zu sagen. Ich werde dazu nichts weiter sagen.
Ich möchte Alexander und seine Familie herzlich bei uns willkommen heißen. Sie sind gerade auf der Rückreise aus Ungarn, also geht es hier Schlag auf Schlag. Der nächste Punkt ist, dass Alexander uns etwas über die Strömungen in der charismatischen Abteilung der Gemeinde Jesu berichten wird, wenn ich das so sagen darf. Er ist sozusagen am Puls der Zeit und beobachtet das genau.
Man hört auch einiges in den Medien. Sogar im Spiegel gab es einen Artikel über verschiedene Aktionen in den Gemeinden, bei denen der sogenannte Dorontosegen ausgeteilt wurde. Auch im Ethos und im Faktum gab es Berichte dazu. Wir werden jetzt aus erster Hand erfahren, worum es dabei geht, welche Hintergründe es gibt, und Alexander wird uns seine Zeit schenken.
Ich bitte dich, Alexander, mit deinem Vortrag zu beginnen. Vielleicht wollen wir den Abend noch kurz dem Herrn anempfehlen und beten.
Vater, wir danken dir, dass wir zusammenkommen dürfen, um dein Wort zu hören. Wir ahnen, dass es viele Geschwister gibt, die dein Wort nicht mehr als ihre Grundlage nehmen. Doch wir wissen, dass der Herr Jesus Christus selbst der einzige Felsen und der einzige Grund ist, der gelegt wurde, damit wir auf ihm aufbauen.
Wir beten jetzt, dass du Alexander verwendest und seine Botschaft segnest. Schenke uns Ohren des Herzens zum Zuhören, damit wir wirklich etwas daraus lernen. Wir beten auch, dass es keine geistliche Schau oder ein Grusel wird, sondern dass wir auf der Grundlage deines Wortes nüchtern und wachsam erfahren, wo wir die einzelnen Strömungen erkennen und uns von ihnen fernhalten müssen.
Wir danken dir, Herr, dass du verheißen hast, diejenigen, die dein Wort lieben, vor der Versuchung zu bewahren, wenn eine Kraft des Irrwahns kommen möchte, um sie vom einfältigen Glauben wegzureißen. Wir danken dir, Herr, dass du über uns wachst. Amen.
Alexander, bitte.
Überblick über aktuelle charismatische Entwicklungen und Kongresse
Ja, ich freue mich, hier sein zu können, obwohl es immer etwas stressig ist. Heute Nacht habe ich noch lange Dinge vorbereitet, wegen der ganzen Thematik.
Zunächst eine Frage vorweg: Wie lange haben wir Zeit? Wir haben hier keine Uhr. Einen Kalender haben wir, oder? Peter, du hast im Gebet erwähnt, dass das Wort Gottes immer weniger zu sagen hat. Damit greife ich gleich etwas Aktuelles auf.
Im Mai dieses Jahres fand in Seoul, Südkorea, ein großes Treffen mit Thomas Wank als Schlüsselfigur statt: die Global Consultation World Evangelisation. Auffällig war, dass es eine Art weiterer Kongress war, eine Fortsetzung der früheren Treffen in Lausanne und Manila.
Es gibt zwei weltweite evangelikale Organisationen. Die eine ist die ältere World Evangelical Fellowship, die andere ist das Lausanner Komitee für World Evangelisation, das 1974 in Lausanne seinen Anfang nahm. Dieses Komitee schlug von Anfang an eine evangelikale Ökumene vor.
Dann folgte der Manila-Kongress. Dort gab es noch gute Bibelarbeiten, obwohl von charismatischer Seite versucht wurde, das Ruder an sich zu reißen. Das führte zu großen Irritationen, Unruhen und Spannungen. Jack Hayford aus Kalifornien versuchte, die ganze Versammlung zu kippen. Der Manila-Kongress wäre fast gespalten worden. Es musste Schadensbegrenzung betrieben werden, und es gab öffentliche Entschuldigungen.
Jetzt, bei dem Kongress in Seoul, organisiert von der Organisation EDEE to thousands and beyond, die auf dem Konzept von Thomas Wang basiert, fiel etwas Neues auf. Thomas Wang hatte die Vision, bis zum Jahr 2000 jedem Menschen das Evangelium zu bringen – eine magische Zahl. Das waren gute und hingebungsvolle Wünsche, aber auch mit viel Naivität verbunden.
Im Gegensatz zu den vorhergehenden Kongressen gab es bei diesem Treffen in Seoul unter der Leitung von Thomas Wank und Louis Busch keine Bibelarbeiten mehr. Karl Albit, der Direktor aus der Schweiz, der als einer der wenigen aus dem nüchternen Lager dabei war, schrieb dazu. Er bemerkte die völlige Abwesenheit der europäischen Fraktion, außer den Engländern mit etwa 50 Teilnehmern und der Schweiz mit 35. Von Deutschland waren nur wenige da, von Österreich fünf, und viele Teilnehmer kamen aus der Dritten Welt.
Es gab keine Bibelarbeiten mehr, sondern Anbetung im typisch charismatischen Stil, Lobpreis, und dann ging es gleich zur Sache mit der Vision und Begeisterung. Für mich war das schon kennzeichnend.
Man kann generell beobachten, dass das Wort Gottes immer weniger zu sagen hat. Das Kennzeichen der frühen Kongresse war, dass das Wort Gottes wenigstens nach außen hin noch im Mittelpunkt stand. Bei manchen Seminaren gab es noch brillante Bibelarbeiten, bei anderen schon merkwürdige geistliche Kriegführung. Aber das Wort Gottes war noch präsent.
Jetzt wird es immer offensichtlicher: Das Wort Gottes tritt zurück.
Geistliche Lage und Herausforderungen der nachrückenden Generation
Wir befinden uns hier im Großen und Ganzen unter geistlich nicht verwöhnten Geschwistern. Diese sind schon einiges gewohnt einzustecken und wegzustecken. Ich glaube, ich muss das nicht besonders betonen. Doch wenn man sich mit der nachrückenden Generation unterhält, merkt man zunächst, dass sie sehr stark emotional geprägt ist. Die Bibelkenntnis ist bedrückend gering, wie auch in Idea gemeldet wurde.
Der geistliche Grundwasserspiegel sinkt ständig. Man kann einen zunehmenden Infantilismus beobachten, sodass man sich fast in einem Kindergarten wähnt. So äußerte sich der Leiter der Bekenntnisbewegung in Deutschland, Hans-Georg Merwein. Er sagt: Das, wovor wir früher gewarnt haben, erscheint uns heute schon beruhigend. So haben sich die Dinge verlagert.
Diese Vorstellung, und das brauche ich hier eigentlich nicht zu betonen, will ich dennoch etwas aufgreifen, damit wir nicht nur Fakten haben, sondern auch etwas von der Schrift her beleuchten. Eingangs, obwohl es uns etwas Zeit kosten wird, möchte ich die Vorstellung ansprechen, dass Gott zum Gericht die Geister losschicken kann. Sozusagen lässt er dem Teufel lange Leine.
Diese Vorstellung ist bei den meisten der nachrückenden Generation nicht vorhanden. Sie haben das Bild von einem lieben Gott, der mich bedingungslos die ganze Zeit beglückt und nur für mein Wohlbefinden sorgt. Dass Gott mir mal zuwiderhandeln kann, wie der Herr in den Sendschreiben sagt: „Ich habe wider dich“ oder „Ich will widerlich streiten“, ist im Großen und Ganzen nicht mehr vorhanden.
Biblische Beispiele für das Gericht durch ausgesandte Geister
Nun möchte ich mit euch beginnen, Bibelstellen aus dem Alten Testament aufzuschlagen, in denen wir lesen, dass Gott das Gericht vollstreckt, indem er Geister losschickt. Wo finden wir das zum ersten Mal im Alten Testament? Wir haben hier ja erfahrene Leute versammelt, obwohl ihr alle sitzt. Wo finden wir das das erste Mal? Wir werden später auch zum Neuen Testament kommen. Die Stelle ist nicht sehr bekannt, aber ich werde euch nicht allzu lange zappeln lassen.
Ihr seid schon schwer dran, aber wir sind zeitlich noch ein paar Jahrhunderte früher. Bitte? Ja, daran habe ich jetzt gar nicht gedacht. Es steht nicht ausdrücklich so geschrieben, aber wir können es im gesamtheilsgeschichtlichen Rahmen durchaus so deuten.
Das erste Mal finden wir es schwarz auf weiß im Buch der Richter. Dort lesen wir vom Gericht über Abimelech, der seine siebzig Halbbrüder umgebracht hat. Er war der Sohn des Gideon. In Richter 9,23 (nach Luther) heißt es: „Als nun Abimelech drei Jahre über Israel geherrscht hatte, sandte Gott einen bösen Geist zwischen Abimelech und die Männer von Sichem, und die Männer von Sichem wurden Abimelech untreu.“ Abimelech wird später erschlagen. Im vorletzten Vers desselben Kapitels lesen wir, dass Gott Abimelech das Böse vergelte, das er seinem Vater angetan hatte, als er seine siebzig Brüder tötete. Gott sandte also einen bösen Geist und vollzog so das Gericht.
Chronologisch gesehen kommt danach König Saul. In 1. Samuel 16,14 steht es ebenfalls deutlich: „Der Geist des Herrn aber wich von Saul, und ein böser Geist vom Herrn ängstigte ihn.“ Es gibt hier keine Grauzone. Im Prinzip spielt sich das vor unseren Augen auf einer anderen Ebene ab.
In 1. Samuel 18,10 lesen wir weiter: „Am andern Tage kam der böse Geist von Gott über Saul, und er geriet in Raserei, wörtlich in seinem Haus.“ Dann folgt eine merkwürdige Geschichte: Saul schickt seine Leute hinter David her, über die der Geist Gottes kommt und die weissagen. Dann schickt er weitere Leute, die ebenfalls weissagen, und schließlich geht er selbst hinter David her, beginnt zu weissagen und liegt nackt und entrückt den ganzen Tag und die ganze Nacht.
Diese Stelle wird oft im Zusammenhang mit dem sogenannten Torontosegen zitiert, über den wir später noch sprechen werden. Man kann nur so viel sagen, dass es zu der Zeit war, als Saul bereits verworfen war und offensichtlich Gericht über ihn vollzogen wurde. Obwohl es eine schwierige Stelle ist, wird sie gerne zitiert: „Da habt ihr es, der Geist Gottes kam über ihnen, und da lag er nackt.“ Das wurde auch als anstößig empfunden.
Die nächste Stelle wurde schon genannt, und das ist das, was heute aktuell ist. Wer hat es erwähnt? Was kommt als Nächstes? Sehr gut, ich stimme aus dem Hintergrund zu: 1. Könige 22. Ihr kennt die Geschichte von Ahab und Josaphat. Josaphat war ein guter König, der sich mit Ahab verschwägert hatte. Das brachte dem ganzen Königshaus fast das Verderben. Es wäre beinahe die gesamte Verheißungslinie dadurch ausgelöscht worden, und das hat sich in keiner Weise bewährt.
Ahab und Josaphat sitzen zusammen und beschließen, Krieg gegen Syrien zu führen. Damals war es üblich, vor einer größeren Aktion den Willen des Herrn zu befragen. Das geschah über den Propheten. 400 Propheten weissagten einmütig: „Zieh hinauf gegen Ramot in Gilead, der Herr hat sie in deine Hand gegeben.“ Doch irgendetwas stimmte an diesen Propheten nicht. Die Zuhörer wurden still.
Josaphat fragt, ob man nicht einen Propheten des Herrn befragen könne. Ahab antwortet: „Ja, da gibt es einen, Micha, aber der weissagt mir nie Gutes, ich höre ihn nicht gerne.“ Micha war also schwer negativ und entsprach nicht dem gängigen Rahmen. Josaphat sagt, der König solle so nicht reden, und lässt Micha holen.
Micha sagt dann, dass das Wort der 400 Propheten einmütig gut sei, aber er steht als einziger dagegen. Er steht vor den höchsten Vertretern Israels: dem König von Juda, dem König des Nordreiches Israel und den Priestern. Es wäre so, als würde man im Bundestag aufstehen, während alle anderen einmütig einer Meinung sind, und man zerreißt den Konsens in der Mitte. Das erfordert Mut.
Micha berichtet, was er gesehen hat: „Ich sah den Herrn sitzen auf seinem Thron, und das himmlische Heer zu seiner Rechten und Linken. Der Herr sprach: ‚Wer will Ahab betören, dass er hinaufzieht vor Ramoth in Gilead und fällt?‘“ Einige sprachen dies, andere das. Dann trat ein Geist vor, stellte sich vor den Herrn und sprach: ‚Ich will ihn betören.‘ Der Herr sprach zu ihm: ‚Womit?‘ Er antwortete: ‚Ich will ausgehen und ein Lügengeist sein im Munde aller seiner Propheten.‘ Der Herr sprach: ‚Du sollst ihn betören und es ausrichten.‘“
So gab der Herr einen Lügengeist in den Mund aller Propheten Ahabs, und der Herr sprach Unheil gegen ihn. Das prophetische Amt war also nicht einfach. Wir müssen versuchen, uns in die damalige Situation hineinzudenken.
Micha bekommt dann eine Backpfeife oder Handauflegung, wie man es nennen will, von Zedekia, dem Leiter der Propheten Ahabs, mit den Worten: „Wie ist der Geist des Herrn von mir gewichen, dass er mit dir redet?“
Diese falschen Propheten hatten sich das nicht eingebildet. Hinter ihnen stand eine geistliche Realität, eine geistliche Macht. Ich hörte das Zeugnis eines jungen Mannes, der jetzt schon älter ist und in Süddeutschland nach längeren Kämpfen aus der Volksmission, einer gemäßigten pfingstlichen Richtung, ausgetreten ist. Er sagte, er galt als Lehrer, weil er die Bibel gut kannte. Wir hatten eine Diskussion, und ich war erstaunt, wie gut er die Bibel kannte. Denn in diesen Kreisen wird das Wort Gottes manchmal nur oberflächlich behandelt, gerade weil es nicht mehr die zentrale Bedeutung hat.
Es kommt immer mehr ein Erfahrungs- und Erlebniskristentum hinein, mit sogenannter Anbetung, schönen Gefühlen und einer bestimmten Musik, während Bibelarbeiten immer mehr zurückgehen.
Der junge Mann sagte: „Ich konnte weissagen, und wenn ich weissagte, konnte ich die Bibel nicht lesen. Wenn ich die Bibel las, konnte ich nicht weissagen. Das hat mich innerlich zerrissen. Ich wollte beides.“ Er merkte, dass, wenn das kam, sein Puls stieg, seine Stimme lauter wurde, und er mit Autorität und Kraft weissagte.
Ein anderer unterbrach ihn und sagte: „Charlie, das ist doch wie im Spiritismus.“ Er antwortete: „Ja, ich weiß.“ Dann brach dieser Kraftzufluss fast schlagartig ab. Er setzte sich hin und sagte: „So spricht der Herr.“ Daraufhin kehrte tiefer Frieden ein, weil er spürte, dass Gott geredet hatte. Gleichzeitig nagte der Zweifel, ob es wirklich der Heilige Geist war. Er hatte sich das nicht eingebildet.
Das war auch unser Bruder, als er diese Fähigkeiten hatte. Das ist hier kein Thema, da bin ich sehr vorsichtig. Denn er gehörte auch zu denen, die mehr oder weniger fröhlich in diesen Sog hineingeraten sind, dank Wilkersens Buch „Kreuz und Messer Helden“.
Hier haben wir also die deutlichste Stelle: Gott hat einen Lügengeist losgesandt, um das Gericht am Hause Ahab zu vollstrecken. Und genau das passiert heute. Der Westen ist gerichtsreif, und Gott hat die Geister zum Gericht losgelassen. Das sage ich nicht leichtfertig.
Gesellschaftliche und geistliche Zustände als Zeichen des Gerichts
Wenn man sich nur das Programm der Grünen anschaut, das sie jetzt in Nordrhein-Westfalen beschlossen haben, wird einem Angst und Bange. Man fühlt sich teilweise wie in einem Gruselkabinett. Was man vor wenigen Jahrzehnten noch mit Blaulicht in die nächste Psychiatrie gebracht hätte, sitzt heute im Ministersessel. Das sage ich jetzt etwas sarkastisch, aber es ist tatsächlich so. Es ist ein furchtbarer Niedergang, und das kann ich hier gleich sagen.
Der wahre Gradmesser der geistlichen Kraft, der geistlichen Vollmacht, zeigt sich immer auf ethisch-moralischem Gebiet. Es ist niemals ein Zeichen von Wundern, vor denen wir ja am Ende der Tage gewarnt werden. Wenn ein Volk, die Frommen eingeschlossen, die Furcht Gottes verliert, beginnt es zu „huren“.
Interessanterweise verteilen wir in Deutschland teilweise schon in Kindergärten Kondome. Andererseits haben wir jetzt ganz neue Techniken der geistlichen Kampfführung entdeckt, die die Väter jahrhundertelang, ja sogar jahrtausendelang nicht kannten. Es ist bemerkenswert, dass unsere Bravo-, Video-, Porno- und Disco-Generation ganz neue Einblicke in geistliche Zusammenhänge bekommt, die die Christenheit seit Anbeginn nicht kannte.
Doch dann werden sie etwas stiller, wenn ich sage: „Pass auf, die wahre Vollmacht zeigt sich auf ethisch-moralischem Gebiet. Wie sieht es denn da aus?“ Dann herrscht sehr oft Funkstille. Wir könnten moralisch nicht derartig verfaulen, wenn tatsächlich noch im größeren Rahmen echtes Wirken Gottes in unseren Ländern vorhanden wäre.
Es gibt Länder, in denen der Geist Gottes schon in starkem Maße wirkt. Das ist ja beispiellos.
Gericht und Verführung im Neuen Testament
Im Neuen Testament gibt es noch weitere Beispiele, die wir hier nicht vollständig behandeln können. In Matthäus 12 ist die Rede von einem unreinen Geist, der ausgetrieben wird. Er findet keine Ruhe und kehrt zurück. Dabei findet er das Haus leer vor, nimmt sieben andere Geister mit, und es wird mit den Menschen schlimmer als zuvor. So wird es auch mit diesem bösen Geschlecht sein.
Der Herr Jesus spricht hier vom Gericht über das Haus Israel. Es kehrt ein siebenfaches Übel zurück. Dies erklärt, warum die Juden, historisch gesehen, so schwer für unseren Herrn zu gewinnen sind. Außerdem zeigt es, warum sie so verhängnisvolle Werkzeuge in der Geschichte der Menschheit waren und sind. Beispiele dafür sind die Kulturrevolution, die Gruppendynamik, die Bibelkritik und vieles in der Filmindustrie.
Nun wird es mit uns siebenmal ärger, weil das Gericht über uns kommt. Die deutlichste Stelle dazu finden wir im 2. Thessalonicherbrief 2,9-11. Dort wird berichtet von lügenhaften Zeichenkräften und Wundern am Ende der Tage, verbunden mit allerlei Verführung. Im Lutherdeutsch heißt es „jeglicher Form der Verführung“. Gott sendet eine „Energei“ an Planao, eine wirksame Kraft der Verführung.
Ihr wisst, Planao ist das griechische Wort für Irrtum, Betrug oder Verführung. Das Wort „Planet“ stammt ebenfalls davon, weil Planeten so umherirren. Am Ende der Tage kommt also eine solche wirksame Kraft.
Im Buch der Offenbarung wird das noch weiter entfaltet. Das Totenreich wird auf die Menschheit losgelassen, der Abgrund wird geöffnet. Es wird so grauenvoll, dass in jener Zeit die Menschen sterben wollen, aber der Tod wird vor ihnen fliehen.
Ich hoffe sehr, dass die Brüder mit ihrer heilsgeschichtlichen und eskatologischen Sicht recht haben, dass die Gemeinde vor der Trübsal durch das Harpazo entrückt wird. Ich hoffe aus Leidensscheu, dass sie Recht haben. Ich sehne mich nicht nach der großen Trübsal.
Offen gesagt weiß ich nicht, wie es dort sein wird. Von meinem Fleisch her wäre ich für diese geistliche Interpretation sehr dankbar. Ich formuliere es bewusst so, auch wenn es widersprüchlich klingt.
Einführung in die Toronto-Bewegung und ihre Kritik
Wer hat schon von der Aktion „Minus zum Plus“ gehört? Darf ich die Hände sehen? Gut, dann ist es wohl besser, wenn wir uns damit beschäftigen. Oder vielleicht macht es sich im zweiten Teil, denn wir werden damit konfrontiert werden.
Vom 11. bis 15. September werden in alle Haushalte der deutschsprachigen Welt diese Büchlein von Reinhard Boncke verteilt.
Doch zuvor wollen wir noch auf den „Toronto-Segen“ zu sprechen kommen. Vor zwei Jahren ist in Amerika ein Buch erschienen mit dem Titel „Christianity in Crisis“. Es ist eine der besten Beschreibungen dessen, was sich in der westlichen Christenheit abspielt.
Wenn ich von „westlich“ spreche, meine ich nicht, um euch zu schmeicheln, vor allem jene Länder, die jahrhundertelang das Evangelium hatten. Diese Länder sind durch das Evangelium groß, reich und stark geworden. Ich denke dabei an die protestantisch-reformierten Länder. Weniger denke ich an die katholischen Länder. Dort gibt es zwar auch erstaunliche Aufbrüche und Offenheit – zum Beispiel in Brasilien, trotz des starken Spiritismus. Doch die Gottesfrage ist dort nie so ein Problem wie in den sozialistisch-humanistisch und evangelisch geprägten protestantischen Ländern hier in Europa.
Europa wird oft als das „Grab der Missionare“ bezeichnet. Dabei denke ich vor allem an diese protestantischen Länder, nicht unbedingt an den katholischen Teil Europas.
Das Buch beschreibt einigermaßen, was sich im Westen abspielt – vor allem wegen des am schnellsten wachsenden Flügels: der charismatischen Bewegung, der sogenannten „Word of Faith Movement“, der „Wort des Glaubens“-Bewegung. Sie wird auch „Remer“ oder „Zoe-Bewegung“ genannt, ebenso „Positive Confession Movement“.
Diese Bewegung lehnt sich an die Christliche Wissenschaft an und vertritt die Ansicht, Gedanken hätten Kräfte. Wenn ich zum Beispiel sage: „Ich werde krank“, dann mache ich eine negative Aussage – eine „negative Confession“ – und werde dadurch krank. Deshalb soll ich immer sagen: „Ich werde gesund, ich werde gesund, ich werde erfolgreich, mir geht es immer gut, ich bin nicht unter Zeitdruck.“ Das kann man sich oft selbst vorsagen.
Was heute wieder passiert ist: Meine Frau ist als Augen- und Ohrenzeuge dabei, wie ich mal wieder in einen Stau geraten bin. Dabei erlebe ich immer eine besondere Auferstehung meines Charismas der Geduld – eine Auferstehung des Fleisches.
Diese Bewegung hat auch großen Einfluss auf einige der größten Fernsehstationen Amerikas und sich stark ausgebreitet.
Doch einige, und das muss man fairerweise sagen, stammen sogar aus der Pfingstbewegung selbst. Sie haben sich erhoben und gesagt: „Enough is enough“ – genug ist genug. Der Herausgeber dieses Buches, Hanegraaff, gehört selbst zur Pfingstgemeinde, den Assemblies of God.
Er bezeichnet diese Strömung nicht einmal mehr als christlich, sondern als einen Kult. In dem Buch heißt es: „Dieses Buch konfrontiert direkt einen tödlichen Krebsgeschwulst, der im Leib Christi wütet. Wenn dieser Krebs nicht jetzt zum Stillstand gebracht wird, hat das katastrophale Konsequenzen für die Christenheit. Und das geschieht direkt vor unseren Augen.“
Was haltet ihr von folgenden Aussagen? „You don't have a God in you, you are one.“ – Du hast keinen Gott in dir, du bist einer. Das sind wörtliche Zitate aus der Wort-des-Glaubens-Bewegung.
Weiter heißt es: „Du kannst nichts, Gott kann nichts auf Erden tun, es sei denn, du gibst ihm die Erlaubnis.“ „Arm sein ist Sünde.“ Auch das sind wörtliche Zitate.
Der allerschlimmste Satz stammt von Kenneth Copeland: „Satan conquered Jesus on the Cross.“ – Der Teufel besiegte Jesus am Kreuz.
Candice Copeland ist die rechte Hand von Kenneth Copeland. Das sind die beiden Schlüsselfiguren dieser Wort-des-Glaubens-Bewegung. Sie hat zwei große, einflussreiche Ableger, die auch nach Budapest kommen.
Ich konnte meinen Augen kaum trauen, mir sind fast sämtliche Nuckis – das Schweizer Wort für Schnuller – rausgefallen, als ich das gesehen habe.
Die zwei Ableger sind die „Biblische Glaubensgemeinde Stuttgart“ von Peter Wenz und die frühere „Philadelphia-Gemeinde“ von Wolfhard Magis, heute „Gemeinde am Weg“. Ungefähr 2000 Leute gehören zu den größten Gemeinden Deutschlands.
Von dieser Seite wurde also, von einer unverdächtigen, sogar von den toleranten Amerikanern, gesagt: „Das ist eine tödliche Sache.“ Wenn wir das nicht in den Griff bekommen, wird es die Christenheit zerstören.
Die Person, die in dem Buch am meisten beleuchtet wird, heißt Benny Hinn. Habt ihr von ihm gehört? Ja, na ja, wenn er nur in Amerika wäre...
Die Toronto-Bewegung und ihre Phänomene
Seit dem 20. Januar letzten Jahres gibt es offiziell die sogenannte Toronto-Bewegung. Diese läuft über die Vineyard Church, die Bewegung von John Wimber. Die meisten wissen jedoch nicht, wer wirklich die Drahtzieher sind, denn nach außen hin stehen Pastoren der Vineyard-Gemeinde.
Begonnen hat das Ganze durch einen gewissen Randy Clark, der von John Arnott eingeladen wurde. Beide sind Vineyard-Pastoren, doch hinter ihnen stehen ganz andere Personen. John Arnott erlebte eine persönliche Erweckung durch Handauflegung von Benny Hinn. Randy Clark, durch den es offiziell begann, war zuvor völlig ausgepowert und litt unter Burn-out-Syndrom. Wenn Leute seine Gemeinde kritisierten, begann er zu zittern.
Dann hörte er von Rodney Howard-Browne, der die Gabe hat, konvulsives Lachen und Gelächter bei Menschen auszulösen. Er nennt sich selbst „The Laughing Revivalist“ und „The Holy Ghost Bartender“, also den Barmixer des Heiligen Geistes. Diese Bezeichnungen sind keine Unterstellungen, sondern offizielle Zitate von ihm.
Rodney Howard-Browne kann Menschen zu diesem konvulsiven Lachen verhelfen. Wenn man innerlich leer, trübselig und ausgepowert ist, und hört, dass Leute mit ernster Miene hineingehen und dann kichernd, lachend und fröhlich herauskommen, ist das eine gewisse Attraktion.
Randy Clark erfuhr, dass die nächste Versammlung mit Rodney Howard-Browne, der aus Südafrika stammt, in der Gemeinde von Kenneth Hagin stattfinden sollte. Er sagte zunächst: „Oh nein, diese Name-it-and-Claim-it-Leute“ – so werden sie auch genannt, weil sie glauben, dass man durch das Aussprechen von Gedankenkräften alles in Anspruch nehmen kann: „Ich werde gesund, ich werde erfolgreich, ich werde reich.“
Obwohl er nicht hingehen wollte, weil es sich um die Zentrale der Wort-des-Glaubens-Leute oder des Positive Confessions Movement, auch The Faith Movement genannt, handelte, zeigte ihm Gott angeblich, dass er dort hingehen solle. Gott zeigte ihm, dass er einen „Nominational Spirit“ habe, also einen konfessionell beschränkten Geist.
Er ging hin und fiel sechsmal zu Boden. Dabei zitterte er nicht, was ihn anfangs verwirrte, denn früher hatte er immer gezittert, wenn er zu Boden ging. Er dachte, das Zittern sei Suggestion gewesen. Beim letzten Mal konnte er jedoch nicht mehr aufstehen. Dieses bizarre Phänomen, dass man vom Heiligen Geist angeblich am Boden „festgeklebt“ wird, nennt Rodney Howard-Browne „The Holy Ghost Clue“.
Er berichtet lachend, und auch das Publikum lacht, wie eine Frau sechs Stunden lang von der Mitte der Versammlung bis an die Wand kroch und sich am Boden entlang robbte. Randy Clark lag oft am Boden und hörte, wie zwei Reihen weiter jemand grunzte. Das brachte ihn zum Lachen, und er lachte den ganzen Weg bis zum Parkplatz, wo sein Auto stand – eine halbe Meile entfernt. Er lachte und lachte.
Im November 1993 gab es ein Treffen in Palm Springs, das ich versäumt habe. Dort wurde mitgeteilt, dass bereits einer dieser Vineyard-Pastoren seine besondere Ausrüstung von Rodney Howard-Browne erhalten hatte. Daraufhin wurde Randy Clark eingeladen. Am 20. Januar letzten Jahres begann er in der Airport Vineyard Church in Toronto eine große Manifestation mit außergewöhnlichen Phänomenen des Heiligen Geistes.
Es wird berichtet, dass Menschen vor allem zu Boden stürzten, am Boden rollten, brüllten, zuckten, lachten und einige sogar krähten. Wegen dieser besonderen Phänomene hat man in Holland bereits den Ausdruck „Bellen im Geist“ geprägt, weil manche dabei auch bellen.
Dies ist keine Satire, sondern reine Fakten. Es ist auch eine Gefahr, dass man dabei grinst, aber es handelt sich nicht um einen geistlichen Zug. John Wimber, die Schlüsselfigur der dritten Welle, hat die Infrastruktur für diese Phänomene geschaffen. Er hatte selbst solche Phänomene erlebt, bei denen Menschen hysterisch lachten oder zu Boden stürzten.
Rabbi Maharad erzählte mir persönlich, dass er bei einer Vorlesung von Wimber zur Kirchengeschichte am Fuller Theological Seminary in Kalifornien dabei war. Dort wurde erstmals in der Geschichte der Christenheit nicht nur über Heilung referiert, sondern diese auch gleich in der Praxis umgesetzt. Das war vorher nie der Fall.
Ich denke bei solchen Neuigkeiten immer an Spurgeon: „Es gibt nichts Neues in der Theologie, außer dem, was falsch ist.“ Rabbi berichtete, dass es drei Dinge gab, die ihn besonders schockierten. Das Schlimmste war, dass Wimber bei einem Exorzismus an einem Studenten sagte, dieser krieche wie ein Hund herum und belle wie ein Hund. Wimber sagte wörtlich: „That's a manifestation of the Holy Spirit“ – das ist eine Kundgebung des Heiligen Geistes.
Wimber stammt aus einem okkulten Hintergrund, von der Insel Trinidad, wo es viele solcher Geschichten gibt. Rabbi erzählte mir, sein Großvater konnte sich angeblich in ein Schwein verwandeln. Wimber, der diese Phänomene aus seiner hinduistischen Vergangenheit gut kennt, bezeichnet sie nun als den Heiligen Geist.
Darüber muss ich mich zusammenreißen, um meine Gesichtszüge nicht entgleisen zu lassen, denn Wimber ist ein mächtiger Evangelisationsverkündiger. Er sitzt jetzt mit 61 Jahren im Rollstuhl wegen eines Schlaganfalls. Sein engster Mitarbeiter, Brent Rüh, starb an genau dem gleichen Krebs, den Wimber auch hatte, mit 36 Jahren. Wimber selbst hatte Rachenkrebs, wurde aber erfolgreich geheilt.
Es kursieren unterschiedliche Berichte: Wimber berichtete von einem Herzinfarkt, aber ein verlässlicher Zeuge sagte mir, es sei ein Schlaganfall gewesen.
Nun zur Situation auf dem Kontinent: Mit dem Toronto-Segen kamen ganze Pilgerzüge. Fluggesellschaften waren nach Toronto ausgebucht. Es sollen bereits etwa 25 Personen Vollzeit dorthin gepilgert sein. In England sagte mir kürzlich ein Bruder am Telefon, dass ungefähr 57 Prozent der englischen Kirche vom Toronto-Segen infiziert seien.
Teilweise tritt nun Ernüchterung auf. Der Mann, der diese Bewegung auf deutschem Boden beziehungsweise auf dem Kontinent am meisten propagiert, heißt Martin Bühlmann. Er leitet eine der größten Gemeinden in der Nähe von Bern, in der Basler Schweiz, mit etwa tausend jungen Leuten.
Heute zählt vor allem der Erfolg, nicht der theologische Inhalt. Ich sage das pauschal; es gibt natürlich Ausnahmen. Aber im Großen und Ganzen sieht man, dass diese Generation den Erfolg anbetet. Wer Erfolg hat, hat Recht.
Das ist natürlich ein unsicheres Fundament, wie die Bibel sagt. Wir wissen aus der Bibel, dass die großen Erfolge am Ende der Tage nicht von den echten, sondern von den falschen Menschen stammen. Das soll uns nicht entschuldigen, aber denkt nur an Jeremia. Vom Standpunkt des Gemeindewachstums war er eine absolute Null.
Er predigte 23 Jahre lang, und niemand glaubte ihm. Die Falschen wie Hananja und Semeja hatten hingegen großen Zulauf. Jeremia predigte 23 Jahre lang ohne Erfolg, während Haggai einmal predigte und es eine Erweckung gab.
Der Unterschied lag darin, dass der eine am Ende der Tage lebte, also unmittelbar vor dem Gericht, und der andere in einer wirklichen Aufbruchszeit. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Kirchen voll. Bei einer Predigt bekehrten sich hundert Menschen. Heute bekehrt sich bei hundert Predigten einer.
Die Furcht Gottes wurde uns durch die Kulturrevolution restlos ausgetrieben. Man hat den Eindruck, dass das Schlimmste, was einem heute passieren kann, darin besteht, noch Gottesfurcht zu haben. Das ist ja laut Freud und Reich die Quelle der Neurosen.
Dann natürlich die Reden von Buße und so weiter, davor distanziert man sich.
Dieser Mann hat zehn Symptome des Toronto-Segens aufgelistet, und hier sind Augenzeugenberichte.
Symptome und Manifestationen des Toronto-Segens
Erstens: Unfall und Kraftlosigkeit in den Beinen bewirken, dass man nach vorne, hinten oder seitwärts fällt.
Darf ich das hier gleich einfügen, liebe Geschwister, im Zusammenhang mit der geistlichen Kampfführung in Epheser 6? Das ist mir aufgefallen, als ich den Grundtext gelesen habe. Paulus sagt dreimal hintereinander in Epheser 6, Vers 11, dass ihr stehen könnt. Die Lutherbibel gibt das gar nicht so genau wieder, aber im Grundtext steht „stēnai“ im Aorist, also „dass ihr stehen könnt“. Die Lutherbibel sagt „widerstehen gegen die listigen Anläufe des Teufels“. Ihr kennt ja diese Stelle:
Epheser 6, Vers 10: „So seid stark in dem Herrn und in der Macht seiner Stärke.“
Dann zieht an die Waffenrüstung Gottes, „dass ihr stehen könnt“.
„Stēnai“ bedeutet gegen die „methodier“, die listigen Anläufe des Teufels. Unsere Methode kommt davon. Im Neuen Testament hat das Wort „Methode“ nur eine negative Bedeutung, aber bei uns ist es schon neutral – nur am Rande erwähnt.
Dann in Vers 12: „Wir haben nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen.“
Und in Vers 13: „Dass wir an dem bösen Tag das Feld stehend behalten.“ Die Lutherbibel gibt das auch nicht so genau wieder, da steht „stēnai“.
Und dann Vers 14: „Steht, steht!“
Das ist mir richtig aufgegangen mit dieser ganzen Torontowelle, wo die Leute reihenweise zu Boden gehen. Paulus sagt immer: „Steht!“ Er bringt ja das Bild der römischen Waffenrüstung, die damals als die beste der Welt galt. Eine Armee, die am Boden lag, war verloren. Ein römischer Soldat, der auf dem Rücken lag, war wie eine Schildkröte – das war die höchste Demütigung, das war vorbei, das war totale Abrüstung.
Erstens: Umfallen. Das ist interessant, die Bibel sagt immer „steht“, damit ihr nicht mitgerissen werdet, dass ihr nicht aus eurem festen Stand fallt. 2. Petrus 3, Vers 17: „So steht nun.“ Auch in 2. Thessalonicher 2 ist das hochinteressant. Ich mache darüber eine Bibelarbeit, kann heute nicht alles entfalten.
Das hatte ich früher überlesen, aber durch diese Konfrontation, die ihr ja jetzt noch nicht so kennt, merkt man im Moment: Die Sache wird unglaublich aktuell. Natürlich ist das geistlich gemeint, aber ab einem gewissen Punkt werden die Dinge sichtbar.
Zweitens: Lachen.
Drittens: Weinen.
Viertens: Schütteln.
Fünftens: Zucken, ruckartiges Zucken, manchmal Zusammenklappen wie ein Sackmesser. Da merkt man den Schweizer – die Deutschen sagen Taschenmesser – aber es kommt aufs Gleiche raus. Bei einigen ist es auch ein ruckartiges Fortbewegen.
Herr Bühnenmann, ich habe es jetzt leider nicht da. Ich habe meine letzte Ideendokumentation dem Allianzvorsitz in Ungarn gegeben, der auch mein Übersetzer war. Dort sagt er, der Geist falle immer noch, die Leute seien gar nicht arbeitsfähig. Ich versuche, von meiner Software zu zitieren, aber einiges ist in die Hardware abgerutscht. Die Rezeptionistin schüttelt es manchmal heute noch so heftig, dass sie den Anrufbeantworter einstellen muss, wenn jemand anruft – wörtliches Zitat.
Die Mitarbeiter zucken, hüpfen und hopsen so hin und her, das war jetzt sinngemäß. Zucken, Schreien, Brüllen, Löwen- oder tierartiges Gebrüll als Ausdruck von Schmerz, geistlicher Kampfführung oder inniger Fürbitte. Achtens: Sprachlosigkeit, Stammeln, Sprechen in neun Sprachen, Sprachlosigkeit.
Paulus schreibt den Korinthern, ihr seid „nepios“, das heißt wörtlich „sprachlos“, von „epos“ und Verneinen – ihr könnt noch nicht richtig sprechen. 1. Korinther 3, da steht „nepioi“, das heißt so viel wie Unmündige. Ein Zeugling kann nicht richtig sprechen, wir sollen ja erwachsen werden.
Es ist interessant, hier auf gleicher Ebene Sprachlosigkeit, Stammeln oder Reden in neun Zungen. Neuntens: Betrunken sein. Die Bibel sagt: „Seid nüchtern.“ Mehrstündige Trunkenheit, die in der Wirkung mit alkoholischer Trunkenheit vergleichbar ist. Die Gedanken sind klar, Bewegungsabläufe und Sprache scheinen behindert.
Jetzt hoffe ich, ich bin nicht so sehr behindert. Ich versuche hier noch aus dieser uferlosen, informationsreichen Kiste zu zitieren. Ihr bekommt mindestens von all dem hier ein Zitat, eine Kopie, ein Blatt, das das, falls man es optisch wahrnimmt, sehr gut zeigt.
Schaut, das ist eine Zeitschrift, die im positiven Sinn über den Toronto-Segen berichtet. Da seht ihr Leute lachend am Boden sich rollen. „Revival now“ – diese Zeitschrift ist also dafür. Und da ist ein Artikel, wo jemand so überkommen vom Heiligen Geist war, dass er nach Hause getragen werden musste.
Ein anderes Beispiel: Da beginnt ein Prediger mit der Botschaft: „The Story of Solomon is one of the most tragic in the whole Bible“ – die Geschichte Salomons ist eine der tragischsten in der ganzen Bibel. Mehrere Leute begannen in der Versammlung sofort „hilarious laughter“, also fröhliches Gelächter. Jetzt stell dir vor, ich will hier ein ernstes Thema behandeln, das ist ja kein Grund zu lachen – die Geschichte Salomons. Und es beginnt hier zu lachen und zu kichern, immer hysterischer, immer mehr Lachen. Dann steht da: „The sermon never did get delivered“ – die Predigt wurde niemals gehalten, aber Dutzende von Leuten wurden gesegnet.
Neunter Punkt: Betrunken sein. Die Bibel sagt: „Seid nüchtern.“ Ich glaube, das wurde elf Mal gesagt. Jetzt spricht man von einer nüchternen Betrunkenheit, weil man erkannt hat, dass das in der Bibel oft vorkommt. Und jetzt wird auf einmal eine nüchterne Betrunkenheit kreiert, ein „Betrunkensein im Geist“. Sie haben natürlich ihren Bibelvers: Das Pfingstereignis. Da sagen ja einige: „Sie sind voll süßen Weins.“ Da steht es ja. Das ist nichts Neues. Und da hat man auch schon gedacht, sie seien betrunken. Das ist nur das Gleiche.
Sie haben sich gerühmt, dass in Schottland in einem Ort aus der Versammlung mehr „Besoffene“ kamen – vom Heiligen Geist Betrunkene – als aus der Kneipe. Irgendwo in England war es.
Zehntens: Prophetisches Reden. Dieses Phänomen tritt auch auf, wenn niemand zuhört. Paulus sagt: „Wer weissagt, rede zum Aufbau der Gemeinde“ (1. Korinther 14, Vers 3). Die prophetische Rede ist immer zur Erbauung des Nächsten definiert. Hier tritt sie auch auf, wenn niemand zuhört.
Wie werden diese Manifestationen ausgelöst? Aus Österreich haben wir von einer römisch-katholischen Gemeinschaft gehört, in der ein Artikel aus der Basileia-Zeitung vorgelesen wurde. Während der anschließenden Anbetungszeit fiel der Heilige Geist und genannte Manifestationen wurden sichtbar.
Jetzt kommt es: Schaut, alles unverdächtige Zeugen, Martin Bühlmann. Das ist das Heft zum Thema Toronto-Segen. Ich lasse eine Kopie da, also keine alexandrinische Unterstellung.
Es scheint außerdem, dass die Manifestationen gelegentlich bei Menschen auftreten, die in keiner persönlichen Beziehung zu Jesus Christus stehen. Solche Menschen haben von einem tiefen Frieden berichtet, andere von einem Erlebnis, das mit dem Flash beim Drogenkonsum vergleichbar ist – nur ohne Nebenwirkungen. Sie berufen sich auf Joel, der sagt, der Geist wird ausgegossen auf alles Fleisch. Für uns bedeutet das so viel wie auf alle Menschen.
Jetzt hört es: Es besteht nicht notwendigerweise eine Voraussetzung des Glaubens. Und spätestens hier und jetzt wollen wir es nicht. Es ist zum Weinen. Spätestens hier müsste man rufen: „Anathema esto!“ Das ist ein anderes Evangelium. Das ist uns ja klar.
Der Herr sagt über den Heiligen Geist, dass die Welt ihn nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht kennt und nicht sieht. Ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen. Und das ist doch reines New Age. Du hast die gleichen Erlebnisse wie bei der Droge, einen tiefen Frieden, den totalen Subjektivismus, wie man es kennt bei Psychogurus, Psychosekten im New Age und bei den Schamanen. Es ist überhaupt kein Unterschied.
Die Allianz in der Schweiz distanziert sich nicht von der Basileia Bern, weil sie so viel Zulauf hat. Das Ergebnis ist, dass die Welt immer mehr spottet. Überschriften, schwarz auf weiß: „Viele sind happy mit ihrem Guru Deppi“ – so redet man zum Beispiel schon in der Schweiz.
Und die Weltmenschen merken es. Die Welt ist ja bekanntlich klüger als die Kinder des Lichts. Das Ergebnis: Das Ansehen der Christenheit der Allianz, insbesondere in der Schweiz, ist so schlecht wie noch nie. Ihr großes Anliegen war, ja, gut dazustehen. Und weil sie in ihrer Allianz selbst sehr viele aus der Pfingstbewegung haben, ziehen sie da keinen Trennungsstrich.
Wir greifen die Dinge heraus. Schaut, welch ein Verständnis da läuft. Habt ihr von diesen Gebetsmärschen gehört? Wiedergriff in diese Kopierzentrale.
Das ist die Stellungnahme der Allianz in Deutschland. Die hat ein sehr deutliches Wort gesprochen. Das kann ich auch gleich zitieren wegen Bonke, da haben sie sich auch geäußert. Hier Kopfermann. Wolfram Kopfermann ist ein unverdächtiger Zeuge. Er war Leiter der geistlichen Gemeindeneuerung in der evangelischen Kirche, selber Charismatiker.
Er hat dann erkannt, es war 1988, glaube ich, dass die evangelische Kirche wegen ihres Pluralismus nicht mehr zu reformieren, nicht mehr zu erneuern ist. Er bildete dann die freikirchlich geprägte Ansgar-Gemeinde auf evangelikal-charismatischer Basis.
Er ist von all denen bis jetzt der einzige, der öffentlich zugegeben hat, dass er einer falschen Weissagung aufgesessen ist. Er hat das öffentlich zugegeben. Da kam Colin Urquhart aus England, hat ihm geweissagt. Es ist immer dasselbe: Es kommt eine große Erweckung. Die Bibel sagt das Gegenteil. Am Ende der Tage sagt Jesus: „Wenn der Menschensohn kommt, wirst du den Glauben auf Erden finden?“ Nein. Aber sie haben immer die Erweckung.
Und es werden zehn in der Kirche sich versammeln, sie wollen eine größere bauen, und da sind sie buchstäblich wie Lukas 14 mit dem Turmbauer, der hängen bleibt.
Kopfermann hat sich entschuldigt. Ich weiß von anderen, die sich nicht entschuldigt haben. Sie sagen heute noch, obwohl dann die Leute bankrott gegangen sind, es sei vom Herrn gewesen. Also Hut ab vor Kopfermann.
Da sagt er als unverdächtiger Zeuge: In Zusammenhang mit diesen geistlichen Gebetsmärschen und dem Thema geistlicher Kampf, ausgelöst durch eine Teilbarkeit, greift eine Frömmigkeitsform um sich, die so gewaltige Auswirkungen auf das ganze Christsein, auf Gebet, Evangelisation und Nachfolge hat, dass man sie kaum überschätzen kann.
Hier geht es um eine Problematik, die bis zum Gottesbild, zum Wesen des Glaubens und zu einer Vorstellung von Machbarkeit reicht. Das beunruhigt mich zutiefst. Wenn wir hier nicht aufpassen, kann es zu einem neuen Verständnis von Christsein überhaupt kommen.
Wir werden vor unseren Augen umfunktioniert. Es kam eine Weissagung aus der „Nuetsch“-Bewegung, dass die Gemeinden umfunktioniert werden sollen zu Anstalten der Weissagungen und der Heilungen.
Dann fragte er in einem Interview: „Ist das nicht eine magische Glaubensvorstellung?“ Und Wolfram Kopfermann sagt: „Für mich ist es eine Remütisierung des christlichen Glaubens – und Magie. Das läuft in unseren Tagen. Diese Machbarkeit.“
Nicht allein diese Vorstellung, dass Gott nur das tun kann, was ich ihm vorsage, wie in diesem „Word of Faith“-Movement, dieser Glaubensbewegung, aus der dann diese Toronto-Leute kommen. Ich werde das noch behandeln. Ich kann heute nur noch ein paar Stunden handeln, ihr merkt es. Wir werden darauf noch zu sprechen kommen.
Schaut, wie wir auch umfunktioniert werden – wiederum mit guter Absicht.
Ich möchte hier eines betonen: Wir dürfen nicht über die Motive dieser Leute richten. Denn es sind oft die Besten und Brennendsten, die es da hineinzieht.
In dem Klassiker von Watchman Nee, „The Spiritual Man“ (Der geistliche Mensch), schreibt Watchman Nee und beruft sich auf andere geistliche Christen: „Christen sind mehr gefährdet als Laue.“ Und es sind oft die Besten, die es da hineinzieht.
Man könnte ein tragisches Beispiel nach dem anderen erzählen. Habt ihr von der „Colonia Dignidad“ in Chile gehört? Dort wurde eine Kolonie gegründet, die von einem Baptisten namens Schäfer ausging. Den hätte man fast noch am Flughafen wegen Homosexualität verhaftet. Damals war man nicht so zimperlich wie heute. Er entkam knapp und baute in Chile seine Kolonie auf.
Dort wurden ganz schreckliche Dinge berichtet. Die Leute der Baptistengemeinde sagten: „Es waren unsere Besten, es waren unsere Eifrigsten, es waren unsere zeugniskräftigsten Gemeindeglieder und Ehepaare, die mit ihm nach Südamerika ausgewandert sind.“ Da könnte man schon weinen.
Also ich bin vorsichtig, über die Motive zu richten. Denn ohne Gnade Gottes wäre auch ich „happy“ mit meinem Guru Deppi. Gut.
Musikalische Elemente und weitere Phänomene in der charismatischen Bewegung
Kevin Brush, der Anbetungsleiter von John Wimber, berichtet in der geistlichen Gemeindeerneuerung schwarz auf weiß Folgendes:
„Ich habe gemerkt, dass bestimmte Wirkungen des Heiligen Geistes nur eintreten, wenn ich mit dem Schlagzeuger zusammen spiele, also nicht singe. Das heißt, ich bekomme den Geist Gottes nicht mehr zum Wirken, wie es früher immer der Fall war, durch Kniearbeit, durch Gebet, durch das Wort Gottes. Stattdessen muss ich jetzt Schlagzeug lernen. In England erleben wir immer wieder, dass in dem Moment, in dem wir anfangen zu spielen, Menschen aufschreien, weil sie von Dämonen befreit werden. Bestimmte Noten und Harmonien bringen den Geist Gottes in Bewegung. Da habe ich keine Chance, ich bin unmusikalisch. Na ja, meine Mutter glaubt, ich sei musikalisch, aber ich bin unmusikalisch. Ich bekomme keinen Ton raus, keinen gescheiten, nicht einmal mehr den Flohwalzer, den ich lange Zeit konnte. Jetzt sind wir voll im Heidentum, im Makumba, im Umbanda-Spiritismus ruft man die Geister durch bestimmte Tonfolgen. Versteht ihr, das sind nicht Randfiguren, das sind unsere offiziellen Zeitschriften. Das habe ich aus der Gemeindeerneuerung kopiert.“
Ein weiteres Zitat stammt von Martin Bühlmann, dem Leiter des Toronto-Segens:
„Es war zu Pfingsten in Bern ein Treffen, zu dem über dreitausend Leute gekommen waren. Es ging wieder um den Toronto-Segen. Martin Bühlmann sagte: ‚Der Rock'n'Roll hat der Welt eine Sprache gegeben, die alle verstehen. Gott wird diese Sprache nehmen, um den Völkern das Heil zu vermitteln.‘“
Diese klassische Verwechslung von Psyche und Pneuma, von Seele und Geist, von der machbaren Berauschung der Seele mit Wirkung des Heiligen Geistes wirft Fragen auf. Man fragt sich, wie das möglich ist. Es lässt sich nur noch endzeitlich erklären: Wir haben eine Generation, die einfach vom Gefühl und von der Musik her geprägt ist. Sie beurteilt nicht danach, was es war oder nicht, sondern danach, was sie heil macht, was ihr etwas gibt, wo es besser geht.
Ich sage manchmal scherzhaft, ihr kennt das ja, damit es einen Wermer besuchen wird, die Schwärmer. Und es stimmt oft. Wenn ich an unseren Gemeinschaftskreis in Deutschland denke, da ist es oft so lebendig, dass man im Mittelgang Schlittschuh laufen könnte. Da fühlt sich die Jugend nicht mehr wohl. Da könnten wir manches von ihnen lernen, auch an Freundlichkeit, an Eifer, an Wärme, an Freudigkeit. Und da zieht es die Jugend hin, und da fühlt sie sich wohl. Dann ist es bei manchem ein Leidensweg, bis er erkennt, welchen Dingen er sich geöffnet hat.
Diese Schlüsselleute des Toronto-Segens, Rodney Howard-Brown und Randy Clark, vermittelten diese besondere Kraft aus der Rüstung. Durch Randy Clark begann es im Januar letzten Jahres. Benny Hinn und Claudio Freidson aus Argentinien kommen alle aus der Wortesglaubensbewegung. Ein Pfingstler sagte, das sei eine tödliche Bedrohung der Christenheit.
Ich ging zu einem Toronto-Seminar nach Frankfurt, da Toronto mir zu weit war. Stellt euch Folgendes vor: Ein Kellergebäude wie hier, ungefähr 800 Leute, vielleicht noch mehr, versammelt. Der erste Teil war eine Erklärung. Sie haben einen sehr großen Erklärungsnotstand, denn wir lesen ja nicht, dass Paulus sagt: „Wenn ihr zusammenkommt, rollt der eine, der andere brüllt, der dritte zuckt, der vierte rutscht.“
Rudi Pinke, der das christliche Zentrum in Frankfurt leitete, sagte wörtlich, einige seien befremdet gewesen, weil es gebrüllt wurde. „Wo ist das in der Bibel?“ Wisst ihr, was er zitierte? Joel 4,16: „Der Herr wird brüllen aus Zion.“ Wir sind das neudestermännliche Zion, und jetzt redet Gott zu uns.
Mir war diese Stelle bekannt, ebenso die von Jeremia 25, wo es heißt, dass Gott brüllen wird. Das ist immer Gericht, genauso wie dieses hysterische Lachen, dieses konvulsivische Gelächter, das freigesetzt wird. Ich habe eine Videoaufnahme gesehen, die ist wirklich die beste Rosskur zum Toronto-Segen. Wenn man diese Videoaufzeichnung sieht, sind auch Sympathisanten und Charismatiker nachher erschüttert, wie die Leute plötzlich anfangen, hysterisch zu lachen, unkontrolliert zu lachen, sich am Boden zu winden, zu zucken und zu lachen.
Zum Beispiel bei Claudio Freizon: Es war eine Aufnahme von den eigenen Leuten, nicht mit versteckter Kamera, etwas, das offiziell verschickt wird. Bei Wolfhard Magis in seiner Gemeinde mit diesem Argentinier Claudio Freizon geht die Übersetzerin neben ihm zu Boden. Er kann natürlich nicht mehr weitersprechen. Dann wird ein Tuch über sie gebreitet, sie muss sich einfach auslachen lassen.
Es ist ein Unterschied, wenn wir lachen. Ich mache ja auch gerne Witze. Aber sie glauben, dass der Geist Gottes aus ihnen lacht und machen darüber eine Bibelarbeit. Ihr wisst das ohnehin: Die vier Stellen im Alten Testament, wo Gott lacht, im Neuen Testament wird nie berichtet, dass Gott lacht. Es ist immer Gericht.
„Der Herr lacht und spottet. Einst wird er mit ihnen reden in seinem Zorn.“ (Psalm 2,4; Psalm 37; Psalm 59; Sprüche 1). „Ich will lachen, wenn über euch kommt, was ihr fürchtet.“
Ich war also bei dieser Versammlung, und er zitierte diese Joel-Stelle. Ich hätte am liebsten dazwischengerufen: „Es steht aber auch geschrieben, der Teufel geht umher wie ein brüllender Löwe.“ Am nächsten Tag wurde die Frage gestellt: „Wo steht es in der Bibel, dass Leute bellen?“ Ich war nicht dabei, das erzählte mir ein anderer Evangelist. Der ging am nächsten Tag hin, und jemand stellte die Frage: „Wo ist das in der Bibel, dass Leute eben bellen im Geist?“ Und da gab es keine Antwort.
Dann wurden die Stühle alle weggeräumt, und das Segnungsteil begann. Die Diagnose lautete: „Wir brauchen mehr Heiliger Geist.“ Überschrift: „Mehr von dir, Heiliger Geist.“ Wir wissen, wie es gemeint ist, aber streng genommen ist es falsch. Gott will mehr von uns, er hat alles gegeben. Wie sollte er uns mit Jesus nicht alles schenken?
Das ist auch ein Lehrmangel. Sie denken, sie brauchen noch mehr. Man kann mal eine Bibelarbeit darüber machen, was Gott alles gegeben hat. Wir empfangen allen geistlichen Segen, wir haben mit Jesus alles bekommen. Aber es ist diese Anspruchsgeneration, diese videodisierte Bildgeneration: Wir brauchen mehr.
Die Diagnose wurde meiner Ansicht nach richtig gestellt: Wir brauchen eine – ich sage es jetzt mit meinen Worten theologisch richtiger – eine größere Erfüllung mit dem Heiligen Geist. Und jetzt war es doch ohne Widerrede so in der Christenheit, liebe Geschwister: Wenn jemand merkte, ihm fehlt Vollmacht, ihm fehlt Kraft, und er ließ sich das dank Gottes Güte sagen und schlug nicht um sich, dann tat man gewöhnlich Buße.
So begannen zu beten, so begannen Erweckungen früher. Die Leute merkten, ihnen fehlt Vollmacht, sie begannen zu beten, zu fasten, sich vor Gott zu demütigen, ins Wort Gottes hineinzugehen.
Wisst ihr, was sie gemacht haben? Hier steht ein Augenzeuge: Sie haben die Leute entweder angehaucht. Sowohl Rodney Howard-Brown als auch Benny Hinn behaupten, von Gott offenbart bekommen zu haben, dass sie die Gabe haben, den Heiligen Geist durch Anhauchen via Mikrofon zu verbreiten. Wenn ihr das dann seht, wie sie da ins Mikrofon hineinpusten! Das ist ja blanke Magie!
Ihr kennt diesen Satz vielleicht von Wasserzug, dem Gründer von Beatenberg: „Der Heilige Geist ist die herrlichste Gabe an die Gemeinde, wenn sie gehorcht, die gefährlichste, wenn sie versucht, ihn zu manipulieren.“
Sie legten Hände auf, aber das war mir am Rande wichtig. Wisst ihr, was sie entscheidend getan haben? Sie stellten sich vor die Leute und fächerten ihnen mit der Silbe „mehr“ und einer rhythmischen Handbewegung den Geist zu.
Und ihr lacht? Ja, wenn man kleiner war, ging es mir so, und bei normaler Körpergröße so. Man könnte lachen, aber ich bekenne: Ich war erschüttert, ich war zutiefst traurig.
Neben mir stand ein junger Mann, und da stand einer von den Seelsorgehelfern von Rudi Pinke. Der junge Mann begann so zu wanken, zu schwanken wie das berühmte Rohr im Wind, schwer zu atmen, und dann sackte er zu Boden. Hinter ihm stand schon der Auffänger. Mir war sterbenselend zumute.
Ich habe ja auch gebetet, dass der Herr manches verhindern möge.
Wir haben einmal gemeinsam zwei junge Leute und Freunde von mir in Süddeutschland einen Videoclip von Adolf Nowak gesehen. Das hat uns dieser Mann von Licht im Osten vorgeführt, von dem russischen Hypnotiseur Kasparowski. Da waren diese zwei jungen Leute dabei, die aus dieser Strömung, aus dieser biblischen Glaubensgemeinde herausgekommen sind. Obwohl sie das alles kannten, waren sie wie in einem Schock. Sie sagten, es sei bis in die Mimik hinein wörtlich das, was bei unserer biblischen Glaubensgemeinde lief.
Und genau so ging es mit diesem jungen Mann. Denn es gehört zur Einweihungsstufe des Mesmerismus, dass man die Leute auf den Rücken legt. Das ist ein uraltes heidnisches Phänomen, das wisst ihr ja: Dieses Erschlagenwerden im Geist, dass die Leute auf einmal so umfallen.
Das ist ja die Argumentation des Paulus in 1. Korinther 12,2: „Ihr wisst doch, als ihr Heiden wart, zog es euch mit Macht zu den stummen Götzen.“ Ihr kennt das, ja? Und da gebraucht er diese Passivkonstruktion von dem Wort „apago“. „Apago“ heißt jemanden wegführen, und „apagomai“, die Passivform, die dort steht, heißt wegreißen.
Er sagt: „Ihr wisst doch, als ihr Heiden wart, hat es euch weggerissen.“ Dieses „argo egeste“, also wegführend, weggerissen. So ging es beim Dionysiuskult oder den anderen Mysterienreligionen.
Deswegen schreibt er ausdrücklich: „Die Geister der Propheten sind den Propheten untertan.“ (1. Korinther 14,32). Denn im Heidentum ist man seiner Gottheit umso näher, je mehr man entgrenzt ist, je irrationaler man ist, je ekstatischer – Ekstasis heißt „aus sich gestellt“.
Im Christentum, in der Bibel, läuft die geistliche Wahrheit über den Sinn. „Wer Ohren hat, der höre.“ Wer meine Worte versteht.
Ihr hört jetzt nur mich als Erzähler, aber hier steht ja ein Augenzeuge: Neben mir taumelt jemand nicht vom starken Getränk, denn der Herr hat einen Geist des tiefen Schlafs ausgegossen.
Jetzt kann ich nicht einfach so eine freie Stelle aus dem Alten Testament zitieren und sie für unsere Zeit anwenden, es sei denn, sie passt in den heilsgeschichtlichen Rahmen. Das wissen wir ja. Ich kann nicht einfach sagen: „Seht ihr, David tanzte vor der Bundeslade, also müssen wir jetzt auch tanzen.“ Dann müsste man mindestens das levitische Priestertum wieder einführen, die Bundeslade, die Beschneidung und das Königtum, und dann könnte man das anwenden.
Ich muss den Zusammenhang beachten. Aber wir haben ja bereits zitiert: Am Ende der Tage schickt Gott Energien, eine wirksame Kraft der Verführung, weil es wörtlich in dieses Bild passt.
Und es hat derartig um sich gegriffen, dass die Deutsche Evangelische Allianz ausdrücklich Nein zum Toronto-Segen gesagt hat, weil wir eine große Gefahr sehen, dass durch den Toronto-Segen Menschen hysterischen und pseudoreligiösen Manipulationen zum Opfer fallen.
Wir sagen hier ein eindeutiges Nein, die Deutsche Evangelische Allianz – also ein klares Wort gesprochen.
Kritik an Benny Hinn und weiteren charismatischen Leitern
Benny Hinn selbst, der eigentlich diesen Toronto-Segen hat, wird als geistliches Kind von zwei Vätern bezeichnet: Benny Hinn und Rodney Howard Brown. Er erhielt seine Kraft am Grab von Amerikas berühmtester Pfingstheilerin Amy Semple McPherson. Er erlebt eine „Terrific-Erneuerung“ und sieht sich als Vollstrecker des Erbes von Katharine Kuhlmann. Durch Katharine Kuhlmann kam dieses Phänomen des Erschlagenwerdens durch den Geist in die Christenheit. Es gab es zwar auch schon vorher, aber durch sie wurde es weltweit berühmt.
Benny Hinn ist einer der wenigen, die Zugang zum Grab von Katharine Kuhlmann haben. Ihren Leichnam durfte niemand sehen, warum, ist unbekannt, aber es gibt Vermutungen. Er hat auch Zugang zum Grab von Amy Semple McPherson, einer höchst psychotischen Frau, die mehrfach in der Psychiatrie war, mehrmals geschieden wurde und sogar in der Los Angeles Times ihre sexuellen Abenteuer veröffentlichte. Trotz allem hatte sie ein solches Charisma, dass die Leute ihr weiterhin nachliefen. Sie nahm Aufputschmittel, brach hinter der Kanzel tot zusammen.
Diese „Quadrangula“, wie sie in der lateinischsprachigen Welt genannt wird, zieht enormen Zulauf an. Benny Hinn besuchte ihr Grab und fühlte eine unglaubliche Salbung, er zitterte am ganzen Leib und spürte die Kraft Gottes. Er beschreibt es als ein Gefühl der Salbung, das über ihm schwebte. Der Spiritismus ist hier nicht mehr getarnt – das sind die Schlüssel-Leute des Toronto-Segens.
Ich bin vorsichtig, weil in diesen Strömungen oft auch feine Geschwister zu finden sind, doch hier ist die Toleranzgrenze überschritten. Als Benny Hinn im November 1993 in Basel auftrat, benahm er sich derart, dass sich die charismatischen Veranstalter öffentlich entschuldigten. Er ist ein Betrüger. Er forderte die Leute auf, die Arme in die Luft zu strecken, um den Heiligen Geist zu spüren. Seine Mitarbeiter, die hinten standen, spielten eine perfekte Bühnenshow. Er kam dann in einem Höhepunkt-Szenario über einen Gang auf die Bühne, wie ein Illusionist oder Zauberer à la David Copperfield.
Er gab seinen Mitarbeitern ein Signal, woraufhin sie den Ventilator auf maximale Stufe stellten. Die Leute spürten natürlich den Luftzug und erklärten, sie hätten wunderbar den Heiligen Geist gespürt. Er hatte die Gabe, Leute anzubusten und ihnen den Heiligen Geist zu übertragen. Er forderte die Menschen auf, aufzustehen und sich an den Händen zu fassen. Dann stellte ein Mitarbeiter das Mikrofon auf Maximum und Benny Hinn blies wie einen Schuss hinein.
Physiologisch betrachtet erschrickt man da zurück. Mit modernen Handys wurden die Vorgänge dokumentiert. Einige Menschen fielen um. Einige so heftig, dass sie ins Krankenhaus – oder wie die Österreicher sagen, ins Spital – gebracht werden mussten, wegen Knochenbrüchen. Ein Leserbrief fragte sarkastisch, was das mit dem Heiligen Geist zu tun habe, der doch immer gesund mache, wenn die Leute erst ins Krankenhaus müssen und dann wieder zusammenfliegen.
Der Mann Markus Blum, der von der Charismatik ist, hat sich öffentlich entschuldigt und das ans Licht gebracht. Das Schlimmste war folgendes: Bei der Kollekte gab es vorgedruckte Couvertumschläge mit der Aufschrift „Euer Anliegen, wir beten für euch“ und der Bitte, eine Gabe hineinzulegen. Je mehr gegeben werde, desto mehr segne der Herr. Hinter dem Vorhang sahen die Mitarbeiter, wie die Couvertumschläge aufgerissen wurden, Schecks und Geld herausgenommen wurden, und die leeren Umschläge in der Abfalltonne landeten. Das empörte sie sehr.
Diese Leute, zutiefst verbittert und enttäuscht, entschuldigten sich öffentlich wegen des Auftretens von Benny Hinn, dem geistlichen Vater zusammen mit Rodney Howard Brown, dem Toronto-Segen, der uns auf breitester Front überrollt. Rodney Howard Brown vertritt als Schlimmstes die Lehre, dass Jesus hier auf Erden nur Mensch gewesen sei. Er habe seine göttlichen Gleise im Himmel zurückgelassen und sei hier auf Erden nur Mensch gewesen – die uralte gnostische Irrlehre, mit der man angeblich Erweckung macht. Hier läuft etwas ganz anderes.
Damit sind soweit alle Klarheiten zum Thema Toronto-Segen beseitigt. Abschließend möchte ich noch etwas zu der Aktion „Von Minus zu Plus“ sagen. Matthias, hast du das Büchlein von Werner Bartl? „Hinter den Kulissen“ ist derzeit unser bestes Büchlein zum Thema Toronto-Segen. Werner Bartl ist Österreicher, was für Qualität bürgt. Er war bis vor kurzem Pastor einer charismatischen Gemeinde in Linz. Er schrieb mir vor etwa zwei bis drei Wochen, dass er von den Charismatikern ausgeschlossen wurde. Auch hier gilt: Bevor er diese Kehrtwendung vollzog, war er unser Bruder.
Gott hat ihm an diesem Phänomen des „Hinstürzens“ systematisch die Augen geöffnet. Interessant ist der biblische Befund, den er aufzeigt. Alle Bibelstellen, die Charismatiker anführen, um das Erschlagenwerden im Geist als Wirken Gottes zu erklären, sind in Wahrheit Gericht. Chronzeuge ist Paulus, damals noch Saulus, vor Damaskus. Saulus fiel zu Boden, als er eine Begegnung mit Jesus, dem auferstandenen Herrn, hatte. Dies war klar ein göttliches Gericht. Jesus fragte Saulus: „Saulus, Saulus, warum verfolgst du mich?“ Saulus suchte versteckte Jünger Jesu in Damaskus, um sie zu töten. Zusätzlich zu seinem Niederfallen war er drei Tage blind.
Diese Bibelstelle als Segen und Beweis anzuführen, ist haarsträubend falsch. Man hat Wimber persönlich in Zürich gefragt, wie er das erkläre, dass Leute bei ihm auf den Rücken fallen. Schließlich lese man doch nicht, dass der Herr, wenn er Menschen heilte, seine Jünger in Rugby-Position unter das Volk mischte, um die Aufzufangenden zu halten. Das sei dem neunten Moment absolut unbekannt.
Wimber antwortete mit Johannes 18,6: Jesus in Gethsemane, als die Schergen kamen und Jesus fragte: „Wen sucht ihr?“ Sie antworteten: „Jesus von Nazareth.“ Er sagte: „Ego eimi“ (auf Aramäisch anders klingend: „Ich bin’s“). Als er das sagte, wichen sie zurück und fielen zu Boden. Waren das die Leute, die unserem Herrn mehr dienten oder ihn umbringen wollten? Das sind ihre Belegstellen.
Er geht dann alle Stellen durch, doch es gibt keine einzige positive Stelle. Befürworter argumentieren, es sei ein Beweis für das „Unfall“ (das Erschlagenwerden). So wird etwa angeführt, dass bei der Auferstehung Jesu die Männer am Grab wie tot wurden – hier sehe man die Kraft Gottes. Später lesen wir jedoch, dass sie Geld nahmen, um die Lüge zu verbreiten, die Jünger hätten nachts den Leichnam Jesu gestohlen. Von einer Bekehrung oder Segnung kann hier keine Rede sein.
Allerdings bestreitet Bartl nicht, dass es das „Unfall“ gibt. Es existiert nicht nur als dämonisches Wirken, sondern auch als Wirken Gottes, aber hier nur als Gericht. Er listet über dreihundert Schriftstellen zum Thema Fallen auf; keine einzige davon ist positiv. Das ist eine interessante Quelle.
Bartl berichtet auch Dinge, die man sonst nicht so erfährt, zum Beispiel, dass sich führende Leute unterhalten und sagen, dass die Ersten, die auf diese neuen Phänomene abfahren und hinfallen, eigentlich immer die Labilsten und Emotionalsten sind. Das wird aber nicht nach außen kommuniziert.
Das ist ein sehr interessantes und aufschlussreiches Büchlein, das auch auf den Toronto-Segen eingeht.
Nun Folgendes: Wir müssen hoffentlich bis neun Uhr fertig sein. Das Charisma der Länge ist eigentlich nach außen hin positiv. Vom 11. bis 15. September dieses Jahres wird das Büchlein „Von Minus zu Plus“ in alle deutschsprachigen Haushalte der Schweiz, Österreichs und Deutschlands verteilt.
Bonke kam von einer seiner vielen Reisen nach Hause, nach Frankfurt. Er war müde und legte sich hin. Plötzlich hatte er eine Vision: Er sah eine Bildfläche, die erste Welt, die wie von einem Maler eingestrichen wurde. Dann hörte er eine Stimme, die ihm auftrug, ein evangelistisches Büchlein zu schreiben, das in jeden Haushalt gelangen solle.
Er klagte Gott: „Du weißt doch, ich habe so viel zu tun, warum gerade ich?“ Gott antwortete ihm, er sei die dritte Wahl, die ersten beiden hätten bereits abgesagt. Das erschütterte ihn so sehr, dass er sagte: „Wenn ich auch an dritter Stelle stehe, will ich deinem Ruf gehorsam sein.“
Das ist natürlich alles positiv. Bonke schrieb dieses ansprechende Büchlein. Im Prinzip ist nichts Falsches darin. In der Nacharbeit heißt es: „Es gehört zur besten evangelistischen Literatur von ‚Von Minus zu Plus‘.“ Minderwertigkeitskomplexe hat er nicht, denn Wilhelm Busch sei zehnmal besser. Das ist sehr plakativ und oberflächlich.
Im Prinzip ist nichts Falsches darin, bei einigen Dingen merkt man allerdings den Halbgebildeten. Er schreibt: „In jedem Atom werden positive und negative Energien im Gleichgewicht gehalten. Wird das Atom gespalten, scheiden sich Positives und Negatives. Energie wird freigesetzt, entweder zur Zerstörung oder zum Nutzen.“ Ähnliches geschah am Kreuz, als Jesus die in ihm kämpfenden Kräfte spürte: die Negative unserer Sünden und die Positive der Liebe Gottes.
Jesus sagt jedoch, der Fürst der Welt habe keinen Teil an ihm gehabt; in ihm war nichts Böses. Das ist nicht einmal korrekt, aber das sei am Rande erwähnt. Er sagt sofort danach, Jesus war der heilige, perfekte Sohn Gottes und wurde am Kreuz, wie bereits gesagt, zur Sünde für uns gemacht.
Bonke hat es also eher ansprechend zusammengestellt, werbetechnisch wirksam und nicht zu viel. Da könnte man manches lernen. Ich zweifle nicht daran, dass Gott dieses Büchlein gebrauchen kann.
Vom 11. bis 15. September wird es in unseren Briefkästen liegen. Ich würde diese Gelegenheit beim Schopf packen. Der Otto Normalverbraucher hat den Namen Bonke nie gehört und weiß nicht, dass es eine Allianz gibt – vielleicht denkt er an die Allianzversicherung. Was sich hinter den Kulissen abgespielt hat, will ich aufgreifen und sagen: Haben Sie mal reingeschaut? Was sagen Sie dazu? Gott ist souverän.
Gott hat ja mal durch den Esel geredet (4. Mose 22), die große Trostpassage aller Verkündiger. Gott kann alles verwenden. Patrick Johnston, ein Missionswissenschaftler, erzählte uns von einer Iranerin, die sich durch Khomeini bekehrt hat. Man hat ja nicht gehört, dass Khomeini Evangelist ist. Sie erzählte, dass sie das Gesicht dieses Mannes sah und es so voller Hass war, dass sie merkte, der Koran oder der Islam haben nicht die Antwort.
Gott kann alles gebrauchen. Früher, als ich hier noch wohnte, wurden Leute gefragt: „Wie kamst du zum Glauben?“ Erstaunlich viele sagten, die Ersten, die ihnen eine Bibel in die Hand drückten, waren Zeugen Jehovas. Das ist in dem Sinne positiv.
Alle entscheidenden Kreise von Bonkes Aktion haben sich jedoch distanziert. Er hat sie mehr oder weniger überfallen – mit seiner besonderen Theologie. Er spricht von einem feinmaschigen Netz. In England hat die Allianz mitgemacht, weil der Allianzsekretär Clive Calver selbst Charismatiker ist. Die Aktion erweckte die meisten Erwartungen und brachte das geringste Ergebnis.
Ich zitiere aus einer Auswertung, die mir in die Hände kam: „Innerhalb der Pfingstgemeinden wurde eine Antwortrate von zwanzig Prozent erwartet. Es gingen jedoch nur rund dreißigtausend Antworten ein, obwohl dreißig Millionen Büchlein verteilt wurden. Schwacher Stil, schwache Aussagen und Ergebnisse führten zu Enttäuschung, Demotivation, Frustration und Ärger.“ (Seite 6 dieser Auswertung)
Die Diskrepanz zwischen den geplanten vier Millionen und den tatsächlichen dreißigtausend Antworten war enorm. Diese Faktoren wurden durch nachfolgende Erfolgsbehauptungen von „Christus für alle Nationen“ verschlimmert, obwohl die Reagierenden keinesfalls alle als Bekehrte anzusehen waren.
Bei Bonke ist zu beobachten, dass er sich nicht um Kritik schert. Er hat bei der Eurokonferenz in Frankfurt öffentlich ins Mikrofon gebrüllt: „Meine Kritiker können mir am Buckel runterrutschen!“
Der damalige Finanzminister der Allianz, Herbert Müller von „Neuem Leben“, erzählte mir, dass er persönlich mit Bonke gesprochen habe. Bonke sagte wörtlich: „Meine Kritiker können mich am Lecken.“ Ich fragte: „Hast du das richtig gehört?“ Er bestätigte es. Bonke lässt sich nichts sagen.
Die Aktion war ein Reinfall, und die besonderen Erfolgsverkündigungen stoßen umso mehr ab.
Erfahrungen und Kritik aus der freien evangelischen Gemeinde
Zusammenfassung
Das Hauptprojekt wurde in hochgespannten Begriffen von Minus zu Plus beschrieben. Es gab mehrere landesweite Aktionen, zum Beispiel „Another Look“. Eine davon hieß „Jim“ und fand in England statt. Diese Aktion war mit den größten Erwartungen verbunden. Große Erwartungen wurden geweckt, besondere Gaben gegeben, und Bonke kann faszinierend predigen. Wenn man ihm zuhört, merkt man, dass er eine Prediggabe besitzt und die Zuhörer mitreißt. Man bekommt ein schlechtes Gewissen, wenn man nicht mitmacht, denn das Evangelium wird jetzt in gedruckter Form von Tür zu Tür verbreitet.
Fritz Mayer bemerkte jedoch, dass man das Evangelium längst von Tür zu Tür gebracht habe. Enttäuschend wenige Rückfragen kamen, und nur sehr wenige Menschen trafen zum ersten Mal eine Entscheidung. Wörtlich heißt es: „Die Ansprüche stehen in keinem Verhältnis zu den Resultaten.“
Wisst ihr, was noch passiert ist? Die Zeugen Jehovas waren die ersten, die nach dieser Aktion an den Türen standen. Sie fragten, ob man das Büchlein gelesen habe, ob es einen interessiere und ob man mit ihnen über den Glauben sprechen wolle. Das wurde sehr negativ aufgenommen.
Tom Huston, der eher tolerant ist und ehemaliger Direktor des Lausanner Komitees, äußerte sich ebenfalls negativ zu dieser Aktion. Die Deutsche Allianz schrieb, dass sie die Theologie und Evangelisationspraxis von Reinhard Bonke nicht bejahen könne. Zwar betrifft das nicht in erster Linie die Schrift „Minus zum Plus“, aber es müsse davon ausgegangen werden, dass die Beteiligung an dieser Aktion auch als Zustimmung zur sonstigen Evangelisationspraxis und Evangelisationstheologie von Bonke angesehen und entsprechend vermarktet werde.
Der Hauptkritikpunkt an seiner Theologie und Evangelisationspraxis ist der nicht biblisch begründete Umgang mit den Gaben des Heiligen Geistes, die öffentliche Ankündigung von Heilungswundern, die fehlende seelsorgerliche Begleitung derjenigen, die nicht geheilt werden, sowie Phänomene des Wohlstandsevangeliums.
Ähnlich äußerte sich in der Schweiz Karl Albiz, Direktor der Pilgermission St. Gallen. Er vertritt eine klar ablehnende Haltung gegenüber Bonke. Die Ablehnung des Vorhabens gehe in erster Linie auf die Person Bonkes zurück, so Albiz. Er sei unberechenbar und habe in der Vergangenheit zu viel „Geschirr zerschlagen“. Außerdem könnten die Gemeinden der Pilgermission die pfingstkirchlichen Formen und die Theologie Bonkes nicht unterstützen.
Auch die evangelisch-methodistische Kirche hat in einem Brief an „Christus für alle Nationen“, das Missionswerk von Bonke, klargemacht, dass sie die Großaktion nicht unterstützen wolle. Ebenso erteilte die Heilsarmee in der Schweiz eine klare Absage.
Nun komme ich zur Endphase. Ich habe hier – und ihr seid kostenlos dabei – mindestens ein Exemplar einer Korrespondenz von Pastor Helmut Weidemann. Er ist der Pastor der Freien Evangelischen Gemeinde in Gießen und leitet die größte freie evangelische Gemeinde Deutschlands. Ein begnadeter Verkündiger, der in der Kraft des Wortes Gottes ungefähr tausend Leute am Sonntag in seiner Gemeinde versammelt. Darüber kann man sich nur freuen.
Er korrespondierte mit Bonke. Die Zeitschrift „Charisma“ hatte von einem Mädchen namens Claudia Sintz aus Essen berichtet. Vor Bonke war sie auf Krücken angewiesen, nach Bonke wurde sie, wie alle sehen konnten, wunderbar geheilt.
Weidemann schrieb daraufhin und bat um die Adresse des Mädchens. Die Anfrage wurde mehrfach weitergereicht. Schließlich schrieb er an „Christus für alle Nationen“, das Missionswerk von Bonke, und erhielt endlich die Adresse. Er schrieb dort hin, erhielt aber keine Antwort.
Er schrieb ein zweites Mal, wieder keine Antwort. Beim dritten Mal ebenfalls keine Antwort. Schließlich wandte er sich an das Missionswerk und fragte, was da eigentlich los sei. Man spreche ständig von wunderbaren Heilungen, doch wenn man die Sache nachprüfen wolle, greife man ins Leere.
Darauf antwortete der damalige Chefsekretär von Bonke, Rolf Zielwig, wörtlich: „Ich lese als unverdächtiger Zeuge, die bezeugten Heilungen sind spontane Zeugnisse, für die ‚Christus für alle Nationen‘ nicht verantwortlich zeichnet, sondern die betreffenden Personen.“
In Afrika war eine Mitarbeiterin ausschließlich damit beschäftigt, diese Zeugnisse nachzugehen, sie zu prüfen und aufzulisten. Das war mühsam. Im Nachhinein müsse man sagen, dass die Ergebnisse – also die Menschen, die durch solche Heilungszeugnisse zum Glauben kommen – in keinem Verhältnis zum Aufwand stehen.
Es mag ein Hinweis sein, dass Golgatha wichtiger als die Heilung ist, schrieb der Chefsekretär von Bonke.
Leider habe ich das falsch abgeheftet. Pastor Weidemann schrieb damals zurück: Er war bei der Feuerkonferenz in Frankfurt, bei der eingeladen wurde unter dem Titel „Auftakt zur größten Geistesausgießung in Europa“. Minderwertigkeitskomplexe haben die also nicht.
Er war selbst in Frankfurt dabei und erlebte, wie Reinhard Bonke nicht wenige deutsche Personen mit großem Halleluja-Rufen als gerade geheilte Menschenmenge vorstellte. Doch in ihrer Zeitschrift ist trotz des Versprechens kein einziger von Ärzten attestierter Heilungsbericht einer Person aus der Bundesrepublik Deutschland erschienen.
Wie soll das noch mit dem Wahrheitsgebot vereinbar sein?
In ihrem Brief schreiben sie, dass das wohl ein Hinweis darauf sei, dass Golgatha wichtiger als die Heilung sei. Das glaubt Pastor Weidemann allemal auch. Aber warum spricht Bonke mehr von Zeichen und Wundern als von Golgatha?
Er besitzt vier Videokassetten von ihrem Missionswerk, auf denen fast ausschließlich Heilungen und der damit verbundene Rummel zu sehen sind. Es tut ihm wirklich in der Seele weh, dass man das nicht anders bezeichnen kann. Mindestens neunzig Prozent des Inhalts sind darauf ausgerichtet.
Will man die angeblichen Wunder nachprüfen, dann heißt es plötzlich, der Auftrag sei die Verkündigung, obwohl in ihrer Werbung zu den Veranstaltungen ständig von Evangelisation mit Zeichen und Wundern gesprochen wird. Was für eine Verdrehung biblischer Prioritäten!
Wir sind verbunden mit Heilungsberichten, die meist keine sind. Er glaubt wirklich an die Macht und Kraft Gottes, auch hinsichtlich körperlicher Heilungen, aber so gehe es nicht.
Bonke ist ja der Mann, der die Leute reihenweise auf den Rücken legt. Pastor Weidemann hat sogar ein Bild, auf dem zu sehen ist, wie die Leute bei ihm reihenweise zu Boden stürzen. Es gibt eine Videokassette mit dem Titel „Die Dokumentation eines Wunders“. Eine Frau in Schottland springt geheilt aus dem Rollstuhl auf, und darüber steht: „Besonders gut für Skeptiker geeignet.“
Wenn man den Videofilm sieht – er hat ihn selbst nicht gesehen – und diese Ankündigung hört, dann denkt man: Da geschieht doch etwas.
Kürzlich erzählte ihm jemand aus Süddeutschland, der lange Zeit bei der Gemeinde Gottes war: In Deutschland gibt es evangelikale Pfingstgemeinden. Diese Personen kamen aus Norddeutschland in der Brüdergemeinde, gingen dann in den Raum Stuttgart/Göppingen, fanden aber keine richtige Gemeinde, in der sie sich wohlfühlten, und schlossen sich der Gemeinde Gottes an.
Dieser Mann sagte, das sei eine wirklich schöne Zeit gewesen. Die Pfingstgeschwister der Gemeinde Gottes kennen die Bibel gut und ließen ihnen zu, zu unterrichten. Sie hielten lange gewisse Strömungen wie das Wohlstandsevangelium fern.
Doch nach Jahren resignierten sie wegen der Lehre von der Geistestaufe. Sie merkten, dass diese Lehre immer die potenzielle Öffnung für etwas anderes mit sich bringt. So trennten sie sich in Frieden, nicht im Streit. Es gab Tränen, und sie ließen sich als Geschwister stehen. Das sei das, was er wirklich geistliche Reife nenne: „Geht ihr nach rechts, gehen wir nach links.“
Dadurch kannten sie viele von den Schlüsselpersonen, unter anderem auch den Busenfreund von Bonke, den Präses der freikirchlichen Pfingstgemeinden Deutschlands, Reinhold Dolonsker.
Dolonsker erzählte ihnen, dass man mit Bonke sprach und sagte: „Du Reinhold, wir kennen diese Frau. Wir kennen die Gemeinde, zu der sie gehört, sie gehört zu unserem Gemeindeverband, sie ist nicht geheilt.“
Die Videokassette wurde weggeworfen, aber was heute noch damit passiert, weiß man nicht. Das müsse man natürlich wissen.
Die Bibel spricht von lügenhaften Zeichen, Kräften und Wundern. Am Ende der Tage, so eine Bibelarbeit über die Worte „Zeichen“ und „Wunder“ in den Passagen über die Parusie, also das zweite Kommen unseres Herrn, stehen diese Begriffe immer im Zusammenhang mit Verführung.
Sie werden nie positiv oder neutral dargestellt. In den Abschnitten über das zweite Kommen unseres Herrn stehen sie immer in Verbindung mit Verführung.
Am Ende der Tage kommt nicht nur die Anarchie und Gesetzlosigkeit, sondern auch Zeichen und Wunder noch nie dagewesener Formen.
Auch die österreichische Allianz hat sich von dieser Aktion distanziert. Graham Lange, der kein Antikarismatiker ist – ganz im Gegenteil –, äußerte sich in einem Artikel ähnlich kritisch.
Persönlich würde ich raten, das Büchlein zu lesen und die Gelegenheit zu ergreifen, bevor die Zeugen Jehovas einfliegen. Das kann Gott verwenden. Aber wir sollten offiziell wissen, wo unsere Stellung ist.
Nun ist die Zeit um. Wie wollen wir weitermachen? Wollen wir noch einmal abschließen oder Fragen stellen? Wunderbar! Wie in Indien, „Indian stretchable time“ – haben wir noch Fragen?