Letzte Woche durften wir hier in dieser Gemeinde fünf Taufen feiern. Es war ein wunderbarer Gottesdienst am Mittag. In allen drei Gottesdiensten haben wir darüber nachgedacht.
Im Rahmen unserer Predigtserie passte es ganz wunderbar, dass die Taufe eine große geistliche Realität zum Ausdruck bringt. Nämlich, dass wir neue Menschen sind. Der alte Mensch ist gestorben. Er ist nicht mehr da. Er wurde quasi sinnbildlich bei der Taufe im Wasser ertränkt. Wir sind zu einem neuen Leben auferstanden durch die Bekehrung, die wir erlebt haben und die dann in der Taufe öffentlich bekannt wurde.
Darum ging es auch in dem Predigttext: Wir haben ein neues Leben geschenkt bekommen in der Bekehrung. In diesem neuen Leben sollen wir nun leben.
In der Mitte unseres Predigttextes gab es einen großen Aufruf: Legt von euch ab den alten Menschen mit seinem früheren Wandel, der sich durch trügerische Begierden zugrunde richtet. Dann folgte der Aufruf: Erneuert euch in eurem Geist und Sinn und zieht den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist, in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit.
Wir haben also bedacht, dass wir grundlegend anders leben sollten. Wir dürfen nicht mehr leben wie vor unserer Bekehrung, so wie Menschen, die Gott noch nicht wirklich kennen, leben. Ihr dürft nicht mehr leben wie die Heiden, die in der Nichtigkeit ihres Sinnes leben.
Einführung in die Predigtserie und heutiger Fokus
Heute setzen wir die Predigtserie im Epheserbrief fort. Wir kommen zu den letzten Versen von Kapitel 4, den Versen 25 bis 32. Dabei wird es richtig konkret.
Letzte Woche ging es vor allem um die theologische Begründung und den Aufruf zu einem veränderten Leben. Uns wurde gezeigt, wie das alte Leben aussah. Heute hören wir ganz konkret, wie wir in verschiedenen Lebensbereichen wirklich anders leben sollen. Was wir nicht mehr tun sollen und was wir stattdessen tun sollen.
Wir werden dabei sehen, dass das Ganze nicht nur eine horizontale Dimension hat, also das Zusammenleben zwischen Menschen betrifft. Vielmehr gibt es auch eine vertikale Dimension, das heißt eine geistliche Ebene. Darauf wollen wir besonders achten.
Ganz am Ende werden wir sehen, dass grundlegend für alles das Vorbild Gottes ist und was Gott für uns getan hat. Das sind die drei Punkte der Predigt:
Erstens: Ändert euch zum Segen für eure Geschwister. Ihr werdet sehen, wir gehen nicht einfach nur den Text durch. Die Verse 25 und 26 sowie 28 und 29 enthalten vier Aufrufe zur Veränderung.
In den Versen 27 und 32 sind Einschübe, in denen wir die geistliche Dimension noch klarer in den Blick bekommen. Zum Schluss gibt es ein Fazit in den Versen 31 und 32.
Die Struktur findet ihr auch im Gottesdienstblatt vor euch.
Voraussetzungen für ein verändertes Leben
Bevor ich auf diesen Text eingehe, möchte ich eines deutlich sagen: Höre diesen Text heute bitte nicht als einen Aufruf, so leben zu müssen, damit es mit Gott passt.
Diese Worte richten sich an Menschen, die eine Bekehrung erlebt haben und neue Herzen bekommen haben. So anders leben können wir nur, wenn wir Gott bereits kennengelernt haben und in Beziehung zu ihm stehen. Denn Gott gibt uns dann Herzen, die überhaupt bereit, willens und auch fähig sind, ein verändertes Leben zu führen.
Wenn du heute hier bist und dich fragst, ob du wirklich eine persönliche Beziehung zu Gott hast, dann möchte ich dir sagen: Höre das jetzt nicht als den Weg dahin. Vielleicht weißt du viel über Gott und den christlichen Glauben, aber eine persönliche Beziehung ist für dich noch fremd.
Du musst wissen, dass du erst einmal dieses neue Herz brauchst, das entsteht, wenn du Gott wirklich kennenlernst. Dazu ist Gott in Jesus Christus zu uns gekommen. Deshalb feiern wir Gottesdienste unter dem Kreuz. Gott kam zu uns, weil wir harte Herzen haben. Von uns aus wollen wir gar nicht zu Gott, und wir können auch nicht zu ihm, weil wir nicht in der Lage oder bereit sind, wirklich anders zu leben.
Deshalb kam Gott in Jesus Christus und lebte das vollkommen gute Leben. Er allein hatte dieses vollkommene Herz voller Liebe. Dann gab er sich für uns Menschen hin. Er nahm all das auf sich, was wir an Falschem und Bösem getan haben – das eben aus unserem bösen Herzen immer wieder kommt.
Jesus ist für Sünder gestorben, für jeden, der sich ihm zuwendet. Wenn wir das tun, schenkt er uns neue Herzen. Dann werden wir auch befähigt und willens, verändert zu leben.
Wenn du diese Veränderung noch nicht erlebt hast, dann ist das das, was du wirklich brauchst. Mein Aufruf und meine Einladung an dich ist: Erlaube uns, dir mehr über Jesus Christus zu erklären – wer er ist, was er für dich getan hat und wie er dich verändern will, bevor du diese Herausforderung hörst.
Diese Predigt ist wirklich für Christen, für Menschen, die schon ein neues Herz haben. Ich gehe davon aus, dass die allermeisten unter uns genau das erlebt haben, dass wir diese neuen Herzen haben, heute hier sind, weil wir Gott liebhaben und so leben wollen, wie es ihm gefällt. Wir wollen uns von ihm verändern lassen.
Also höre diese herausfordernden Worte bitte so: Hier spricht dein liebender Vater zu dir, der dir einfach helfen möchte, mehr das zu werden, was du im tiefsten Inneren auch sein möchtest.
Lesung des Predigttextes und Gebet
Die Worte unseres heutigen Predigttextes sind in der Tat sehr herausfordernd. Ich lese uns Epheser 4, die Verse 25 bis 32:
Darum legt die Lüge ab und redet die Wahrheit, ein jeder mit seinem Nächsten, weil wir untereinander Glieder sind. Zürnt ihr, so sündigt nicht; lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen und gebt nicht dem Teufel Raum. Wer gestohlen hat, der stehle nicht mehr, sondern arbeite und schaffe mit eigenen Händen das nötige Gut, damit er dem Bedürftigen abgeben kann.
Lasst kein faules Geschwätz aus eurem Mund gehen, sondern redet, was gut ist, was erbaut und was notwendig ist, damit es Segen bringe denen, die es hören. Betrübt nicht den Heiligen Geist, mit dem ihr versiegelt seid für den Tag der Erlösung.
Alle Bitterkeit und Grimm und Zorn und Geschrei und Lästerung seien fern von euch samt aller Bosheit. Seid aber untereinander freundlich und herzlich und vergebt einer dem anderen, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus.
Ich möchte mit uns beten:
Himmlischer Vater, danke für dein heiliges, dein kräftiges, dein mächtiges Wort. Danke, dass dein Wort die Wahrheit ist, ohne Fehler und ohne Irrtum, weil du fehlerlos bist und der Gott, der alles weiß und sich nie irrt.
So bitten wir dich, dass du nun zu uns sprichst durch dieses Wort. Mögen diese herausfordernden Worte Herzen treffen, die offen sind und bereit, sich etwas sagen zu lassen. So können und wollen wir immer mehr so leben, wie es dir gefällt und gut ist für uns, für unser Miteinander und zu deiner Ehre. Amen.
Vier Aufrufe zur Veränderung: Grundprinzip der Umkehr
Wir lesen hier von vier Gegensatzpaaren. Das ist tatsächlich der Großteil des Predigttextes, und der erste Punkt macht deshalb auch den größten Teil der Predigt aus.
Keine Sorge, wenn wir beim ersten Punkt zum Ende kommen, müsst ihr nicht denken, dass noch zwei weitere Punkte folgen und wir dann erst gegen zwölf Uhr fertig sind. Der erste Punkt ist deutlich der längste.
Es geht um vier Gegensatzpaare, bei denen es jeweils darum geht, bestimmte Dinge sein zu lassen und stattdessen andere Dinge zu tun. Das ist ein sehr wichtiges Grundprinzip der Veränderung.
Wenn wir versuchen, Dinge einfach nur sein zu lassen und den freiwerdenden Raum nicht durch etwas anderes zu füllen, wird Veränderung wirklich schwer. Wir brauchen eine Motivation zur Veränderung, ein Ziel, etwas Erstrebenswertes, damit wir uns überhaupt verändern wollen.
Darüber werden wir nachdenken. Außerdem brauchen wir etwas, das an die Stelle von dem tritt, was wir sein lassen sollen. Das sehen wir hier viermal: ein Aufruf, etwas sein zu lassen und dafür etwas anderes zu tun.
Wir gehen diese vier Aufrufe nacheinander durch.
Die Wahrheit sprechen statt lügen (Vers 25)
Der erste Hinweis findet sich in Vers 25: "Darum legt die Lüge ab und redet die Wahrheit, ein jeder mit seinem Nächsten, weil wir untereinander Glieder sind."
Darf ich dich fragen: Lügst du? Aber ganz ehrlich – ich glaube, wenn wir ehrlich sind, müssen wir anerkennen, dass die meisten von uns mit diesem Thema irgendwie zu tun haben. Das sind vielleicht keine großen Lügen, weshalb wir im ersten Moment vielleicht sagen: Nein, auf keinen Fall. Aber kann es sein, dass du manchmal kleine Lügen erzählst, die einfach so herausrutschen, ohne dass du groß darüber nachgedacht hast? Einfach, weil es einfacher ist, weil es vielleicht eine gute Entschuldigung ist oder dir Stress erspart?
Ich gebe ein paar Beispiele: Paradebeispiel für alle Ehemänner, die einkaufen gehen. Die Frau sagt, was alles eingekauft werden soll. Wir Männer brauchen keinen Einkaufszettel, liebe Frauen, weil wir das alles im Kopf haben. Wir sind ja schließlich klug. Dann gehen wir einkaufen, kaufen alles ein und kommen stolz nach Hause. Wir fühlen uns richtig gut, weil wir euch, liebe Frauen, gedient haben. Ihr solltet jetzt vor Dankbarkeit fast dahinschmelzen, aber ihr stellt fest, dass wir etwas vergessen haben von dem, was ihr uns gesagt habt.
Dann gibt es natürlich ein paar einfache Möglichkeiten, die jeder Mann im Repertoire hat: Entweder ich glaube nicht, dass du das gesagt hast, oder: Oh, das war, glaube ich, aus, aber nächstes Mal bringe ich es dir mit, ich mache das nochmal. Stimmt das wirklich? Legt die Lüge ab!
Oder du bist mal wieder zu spät bei einer Verabredung und betonst sehr stark, obwohl du natürlich weißt, wie spät du losgefahren bist, wie dicht der Verkehr war und dass der Bus Verspätung hatte. Du lügst nicht mehr, weil der Bus eine Minute zu spät war, du bist aber 15 Minuten zu spät zum Termin. Das muss man ja nicht erklären. Legt die Lüge ab!
Oder du erzählst Dinge, verharmlost sie oder verschweigst das eine oder andere, sodass das, was du sagst, nicht mehr ganz der Wahrheit entspricht. Oder du übertreibst Dinge, damit du besser dastehst. Kommt dir das bekannt vor?
Seht ihr, das zeigt, dass unser Herz noch nicht vollkommen neu ist und dass noch Anteile vom Alten darin sind. Es zeigt, dass unser Herz uns selbst, unseren Komfort und unsere Stressfreiheit mehr liebt als die Wahrheit. Gott sagt: Ändert euch, legt die Lüge ab und redet die Wahrheit, ein jeder mit seinem Nächsten, weil wir untereinander Glieder sind.
Der positive Aufruf erinnert sehr an das, was wir am Ende der Predigt vor zwei Wochen betrachtet haben. In Epheser 4,15-16 haben wir den Aufruf gehört, wahrhaftig zu sein in der Liebe – oder in anderen Übersetzungen vielleicht hilfreicher: "Redet die Wahrheit in Liebe" – und die Betonung, dass wir Glieder aneinander sind. Genau wie hier.
Damals haben wir darüber nachgedacht, dass unser Wahrheitsreden gerade auch durch unsere Verbundenheit im Leib Christi motiviert sein soll. Gerade weil wir Christen miteinander Glieder am Leib Christi sind, sollten wir mehr tun, als nur die Lüge zu meiden. Wir sollten bewusst die Wahrheit in Liebe sagen – mit dem Ziel, die Einheit der Gemeinde zu stärken und miteinander hin zu Christus zu wachsen.
Das heißt, dieser Aufruf, die Lüge abzulegen und die Wahrheit zueinander zu sprechen, kann auch bedeuten, dass wir manchmal sprechen müssen, obwohl wir lieber schweigen würden. Vielleicht kennst du das: Du schweigst, obwohl du bei einem Glaubensbruder oder einer Glaubensschwester etwas bemerkst, wo du weißt, dass es ihm oder ihr nicht geistlich gut tut oder dass es dem ganzen Leib Christi, der Gemeinde, schadet.
Ich kenne das. Als Pastor sehe ich viel, höre viel, und manches sollte ich mir als Hürde in der Herde zu Herzen nehmen. Menschen ansprechen – zu ihrem eigenen Wohl, sie herausfordern, ihnen mit Wahrheit ins Leben sprechen, um ihnen Gutes zu tun und die Einheit der Gemeinde zu fördern. Aber manchmal schweige ich. Ich lege die Lüge ab, aber ich rede nicht die Wahrheit, weil ich der Konfrontation aus dem Weg gehen will. Weil es einfach unangenehm ist.
Es ist unangenehm, jemanden zu konfrontieren, weil ich mich fürchte, unbeliebt zu werden oder missverstanden zu werden. Vielleicht habe ich auch schon die Erfahrung gemacht, dass dort, wo ich wirklich aus echter Sorge und Liebe etwas angesprochen habe, die Worte verdreht wurden. Daraus entstanden Vorwürfe und Gerüchte. Dann schweige ich lieber. Kennst du das vielleicht auch?
Nein, nicht lügen, sondern reden, was wahr ist! Natürlich kann es gut und richtig sein, Dinge zu übersehen, zu vergeben und sie nie wieder herauszuholen. Das kann oft richtig sein. Die Frage muss immer sein: Was dient letztendlich unserem Bruder, unserer Schwester und der ganzen Gemeinde am meisten?
Das ist das Ziel hier. Wir sind aneinander Glieder, darauf weist uns Paulus bewusst hin. Deshalb die Motivation: Redet die Wahrheit! Lügen können zerstören, Wahrheit kann helfen.
Das ist der erste Aufruf mit dem Ziel, dass wir Christus ähnlicher werden und miteinander in einem Leib wachsen.
Umgang mit Zorn und Versöhnung (Vers 26)
Der zweite Aufruf, der zweite Gegensatz, befindet sich in Vers 26: "Zürnt ihr, so sündigt nicht; lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen."
Diese Aussage ist sehr interessant, denn hier wird deutlich, dass es eine Form von Zorn gibt, die offensichtlich keine Sünde ist, aber zur Sünde werden kann. Das mag manche überraschen, weil wir oft denken, Zorn sei immer irgendwie sündig. Doch das stimmt nicht, denn in der Bibel lesen wir immer wieder, dass Gott zornig ist.
Du hast gebetet, dass Gott langsam zum Zorn ist, und dafür haben wir ihm gedankt. Das bedeutet jedoch nicht, dass es keinen Zorn bei Gott gibt. Vielmehr hat Gott einen gerechten, heiligen Zorn – und zwar über alles, was gegen ihn ist, gegen seine guten Gebote verstößt und letztlich auch zum Schaden seiner Schöpfung und seiner Menschen führt. Und das ist gut so. Gottes Zorn ist gut.
Was wäre das für ein Gott, der zum Beispiel Missbrauch, brutale Gewalt, das Töten von ungeborenem Leben oder andere schlimme Dinge einfach mit stoischer Ruhe hinnähme? Preist den Herrn, er ist nicht so. Er hat einen gerechten, heiligen Zorn.
Wir als Christen sollen unserem Gott immer ähnlicher werden. Deshalb kann es Ausdruck von geistlichem Wachstum sein, wenn in dir im Angesicht von schlimmer Sünde Zorn entsteht. Ich möchte das deutlich sagen: Es kann Ausdruck von geistlichem Wachstum sein, wenn in dir im Anbetracht von schlimmer Sünde ein heiliger Zorn entsteht.
Aber du solltest dich dabei immer hinterfragen: Ist das, was in mir entsteht, wirklich heiliger Zorn? Ein Zorn, der aus einem Herzen voller Liebe kommt? Habe ich eine solche Liebe für Gott, für sein Gebot und für die Menschen um mich herum, dass das, was ich erlebe und was so dagegen ist, in mir etwas produziert? Oder kommt der Zorn aus einem verbitterten, egoistischen Herzen? Ist das ein Zorn, weil du nicht das bekommen hast, was du wolltest?
Dieser Zorn ist nicht heilig. Ein solcher Zorn ist nie gut.
Ganz wichtig ist hier aber: Wie auch immer es mit dem Zorn in deinem Herzen bestellt sein mag, grundsätzlich sollen wir aktiv werden, um diesen Zorn wieder loszuwerden.
"Zürnt ihr, so sündigt nicht." Ganz praktisch bedeutet das: Wenn sich der Zorn gegen Menschen in deinem Umfeld richtet, wenn etwas zwischen euch gekommen ist – vielleicht auch schlimme Sünde –, dann ist es deine Aufgabe, das zu konfrontieren und anzusprechen.
Jesus sagt einmal: Wenn du auf dem Weg zum Tempel bist, um ein Opfer darzubringen, und merkst, dass du noch Zorn oder Ärger gegenüber einem Bruder oder einer Schwester hast, dann brich alles ab, was du gerade vorhast. Warte mit deinem Opfer, geh erst hin und sorge dafür, dass ihr euch wieder aussöhnt.
Jesus ist so daran interessiert, dass er sagt: Versöhnung, das Überwinden von Zorn, ist ihm wichtiger als selbst ein Opfer im Tempel.
Manchmal können wir das nicht tun. Manchmal geht das nicht, weil unser Zorn vielleicht nicht durch ein Gespräch zu überwinden ist. Vielleicht richtet sich unser Zorn gegen etwas Allgemeineres.
Dann bringe deinen Zorn im Gebet zu Gott. Lass deinen Zorn das Öl für das Feuer deines Gebets sein. Bete, gib es Gott und vertraue darauf, dass Gott sich der Sache annehmen wird. So kannst du wieder frei werden.
"Zürnt ihr, so sündigt nicht." Sieh zu, dass der Zorn nicht Raum einnimmt. Gib ihn ab, gib ihn zu Gott, der am besten weiß, was er damit tun soll.
Wenn du das nicht tust, wird sich der Zorn in deinem Herzen festsetzen, und das kann dein Herz bitter machen. Das Resultat ist fast zwangsläufig, dass aus einem bitteren Herzen nicht das kommt, was Christusgemäß ist. Nein, dann sündigst du. Das schadet dir und der Gemeinschaft.
Das ist der zweite Aufruf.
Ehrliche Arbeit und Großzügigkeit statt Diebstahl (Vers 28)
Der dritte Aufruf steht im Vers 28. Wer gestohlen hat, der stehle nicht mehr, sondern arbeite und schaffe mit eigenen Händen das nötige Gut, damit er dem Bedürftigen abgeben kann.
Ich hoffe, dass die meisten von uns noch nie gestohlen haben. Ich gehe auch davon aus, dass dem so ist. Aber vielleicht hat doch der eine oder andere ein wenig getrickst – zum Beispiel in der Steuererklärung oder indem er bestimmte Möglichkeiten unseres Sozialstaats ausgenutzt hat. Dort kommen Lüge und Stehlen fast zusammen.
Wer auch immer davon betroffen ist, wird hier besonders herausgefordert. Als Christen sollten wir darauf vertrauen, dass unser Gott für uns sorgt. Wir müssen nicht nachhelfen. Das heißt: Wenn du irgendwie nachhilfst oder etwas tust, um etwas zu bekommen, was dir eigentlich nicht wirklich zusteht, dann zeigst du damit einen Mangel an Gottvertrauen. Du nimmst dir das, was du meinst zu brauchen, anstatt auf das zu vertrauen, was Gott dir gibt.
Das ist die Ermahnung: Wer gestohlen hat, der stehle nicht mehr. Gleichzeitig ist damit ein Aufruf verbunden, aktiv zu werden. Es reicht nicht, einfach im Gottvertrauen zu sagen: „Ich stehle nicht mehr“, und dann zuhause im Schaukelstuhl zu sitzen und abzuwarten, was Gott macht. Nein, man soll aktiv werden. Arbeite und schaffe mit den eigenen Händen das nötige Gut, damit du den Bedürftigen abgeben kannst.
Das ist interessant, nicht wahr? Es lohnt sich, zu bedenken, was Paulus als das Ziel des fleißigen Arbeitens nennt. Es geht nicht einfach nur darum, zu arbeiten, damit wir haben, was wir brauchen oder zu brauchen glauben. Er nennt als Ziel des Arbeitens, dass wir etwas an Bedürftige abgeben können.
Seht ihr, das Ziel ist eine komplette Herzensveränderung. Anstatt sich etwas zu nehmen, was einem nicht gehört – also zu stehlen – soll man fleißig sein, damit man von dem, was man hat, an andere geben kann. Statt nehmen, geben. Das ist ganz schön herausfordernd, oder? Großzügigkeit ist der Auftrag.
Dieser richtet sich nicht nur an die besonders Reichen, die dann abgeben können. Großzügigkeit ist erst einmal eine Herzenshaltung. Das betrifft uns alle. Das mag dann unterschiedlich aussehen, aber es betrifft jeden.
Darf ich fragen, was dich motiviert, fleißig zu arbeiten? Ist es einfach das Verlangen, mehr haben zu wollen oder dir mehr leisten zu können? Oder ist es der Wunsch, anderen helfen zu können?
Ein ganz kleiner, praktischer Weg, wie wir als Gemeinde diese Herzenshaltung zum Ausdruck bringen, ist die Unterstützungskasse, die wir am ersten Sonntag des Monats sammeln. Dort sind wir alle eingeladen, großzügig etwas von dem abzugeben, was wir uns erarbeitet haben. So können wir als Gemeinde gemeinsam denen helfen, die bedürftig sind.
Ich finde das einen wunderbaren Ausdruck dafür, dass wir das Leben wollen. Die Beträge, die hier zusammenkommen, sind sicherlich nicht der Rede wert in letzter Instanz. Aber es zeigt, dass wir als Gemeinde grundsätzlich im Blick haben, dass es Bedürfnisse gibt, für die wir da sein wollen.
Ich danke allen, die sich dort engagieren. Letztendlich erkennen wir natürlich, dass es noch viel größere Bedürfnisse gibt als die materiellen hier in der Gemeinde. Deshalb haben wir als Gemeinde das Anliegen, weiter Gemeinden zu gründen. Wir haben das Anliegen, Missionare auszusenden. Und wir wollen, dass das Werk des Evangeliums, die Verkündigung des Evangeliums, hier viel Raum bekommt.
Wir geben großzügig dafür, damit wir mehr geistliche Bedürfnisse befriedigen können. Diese Bedürfnisse sind groß, sie sind immens.
Von daher sollte unsere Frage nicht sein: Haben wir genug im Gemeindebudget, um unsere Rechnungen zu bezahlen? Unsere Frage sollte vielmehr sein: Habe ich ein Herz, das noch mehr tun möchte, damit wir gemeinsam noch mehr tun können? Noch mehr Missionare aussenden, sie besser ausstatten, noch mehr Gemeinden gründen und andere Gemeinden in unserem Land und in aller Welt unterstützen.
Ist das unser Anliegen? Sehen wir die Bedürfnisse? Hat Gott uns ein Herz gelegt, großzügig zu sein? Das gilt für uns individuell und auch für uns gemeinsam. Im Gemeindebudget sollte sich das widerspiegeln.
Ich bin dankbar dafür, dass wir einen großen Teil unseres Gemeindebudgets tatsächlich für Anliegen außerhalb der tatsächlichen Nöte unserer Gemeinde geben. Wir bilden Trainees aus, die wir als Pastoren in andere Gemeinden senden. Wir können Missionare aussenden, die anderswo hingehen. Wir gründen Gemeinden und unterstützen andere Gemeinden finanziell.
Das ist Ausdruck dieser Herzenshaltung. Lasst uns weiter daran arbeiten!
Aufbauende und segensreiche Worte statt faules Geschwätz (Vers 29)
Und schließlich enthält Vers 29 noch ein viertes Gegensatzpaar: „Lasst kein faules Geschwätz aus eurem Mund gehen, sondern redet, was gut ist, was erbaut und was notwendig ist, damit es Segen bringe denen, die es hören.“
Sehr ähnlich wie in Vers 25 geht es hier um unsere Worte. Allerdings lag in Vers 25 der Schwerpunkt mehr auf dem Inhalt unserer Worte – nicht zu lügen, sondern die Wahrheit zu sagen. Hier hingegen geht es mehr um die Wirkung unserer Worte.
Kein faules Geschwätz – das heißt, es sind Worte, die Fäulnis verbreiten und nichts Gutes bewirken. Diese Worte können durchaus wahr sein. Auch wahre Worte können faules Geschwätz sein. Zum Beispiel hörst du etwas Wahres aus dem Leben einer anderen Person, das vielleicht nicht besonders vorteilhaft für sie ist, und du erzählst es weiter mit den Worten: „Hast du schon gehört?“ Das ist zwar Wahrheit, aber faules Geschwätz.
Wir sind hier sehr geistlich orientiert, da könnte man sagen: „Ich möchte mal etwas sagen, wofür wir beten sollten.“ Auch das kann faules Geschwätz sein.
Ich möchte uns ermutigen, die Kriterien, die Paulus uns hier nennt, auf unsere Worte anzuwenden. Das ist ganz praktisch. Er gibt uns eine Liste von drei Punkten: redet, was gut ist, was erbaut und was notwendig ist, damit es Segen bringe denen, die es hören.
Das ist eine gute Frage: Ist es gut? Ist es erbaulich? Ist es segenbringend? Gerade wenn wir über andere Menschen reden.
Ich will damit nicht sagen, dass du heute Nachmittag keinen Witz mehr erzählen darfst, weil der nicht gut und segenbringend war. Vielleicht war es ein guter Witz. Aber ihr wisst, was ich meine. Es geht hier vor allem um Worte, die ganz schnell ins Gegenteil umschlagen können und faules Geschwätz werden.
Gerade im Reden über andere möchte ich uns ermutigen, das noch einmal ganz praktisch zu bedenken und zwei Kategorien ins Denken mitzunehmen: Würdest du das Gleiche über eine andere Person sagen, wenn diese Person daneben steht?
Es sei denn, du hast zum Beispiel ein super Geschenk für die Person, aber das soll sie noch nicht wissen, weil du sie überraschen möchtest – das ist in Ordnung. Dann ist es besser, wenn sie nicht dabei ist. Aber ihr wisst, was ich meine.
In der Regel: Würdest du das Gleiche sagen, wenn die Person dabei ist? Oder wärst du sehr erschrocken, wenn sie plötzlich hinter dir stünde?
Eine andere Dimension, darüber nachzudenken, ist: Wäre es für dich okay, wenn andere Menschen so über dich reden oder mit dir reden, wie du über sie oder mit ihnen redest?
Liebe Geschwister, lasst uns bedacht darauf sein, Worte zu sprechen, die gut sind, die erbaulich sind und Segen geben.
Das ist letztendlich der Fokus all dieser Bereiche, die hier angesprochen werden. Als Christen sollten wir in allem, was wir sagen und tun, darauf bedacht sein, dass es gut ist und unser Miteinander im Leib Christi stärkt.
Alles andere – Egoismus, falsche Rede, Bosheit – ist eines Christen nicht würdig und zerstört letztendlich die Gemeinschaft.
Positiv betrachtet wird eine Gemeinde geprägt von Worten voller Liebe und Wahrheit, mit denen wir darauf bedacht sind, einander zu erbauen.
Wenn wir füreinander da sind und einander helfen, wenn wir Zorn keinen Raum geben, sondern darauf bedacht sind, einander zu segnen – das ist doch wunderschön, oder?
Wer möchte nicht Teil einer solchen Gemeinschaft sein?
Darum lasst uns all das ablegen, was noch zum alten Menschen gehört, und lasst uns immer mehr das anziehen, was genau so ist: gut und segenbringend.
Das sind die Aufrufe und die Kernbotschaft unseres heutigen Textes.
Geistliche Dimension: Warnungen vor dem Teufel und dem betrübten Heiligen Geist
In den Versen 27 und 30 finden wir zwei Einschübe. Dabei wird deutlich, dass es neben der horizontalen Ebene – also dem Verhalten, das unser Miteinander beeinflusst – auch eine vertikale Ebene gibt. Diese vertikale Ebene stellt eine geistliche Dimension dar, die wir leicht aus dem Blick verlieren können.
Der Teufel sucht Raum (Vers 27)
Paulus fügt zweimal das Wort „Und“ ein. Im Vers 27 lesen wir: „Und gebt nicht dem Teufel Raum.“ Diese Aufforderung folgt unmittelbar auf die Ermahnung, die Sonne nicht über unserem Zorn untergehen zu lassen.
Wahrscheinlich bezieht sich diese Aufforderung auch auf die anderen Ermahnungen, wie etwa, nicht mehr zu lügen und die Wahrheit zu sagen. Ebenso betrifft sie das, was danach folgt. Denn tatsächlich sucht der Teufel Einfallstore, Wege, um in die Gemeinde zu kommen – also zwischen uns und unsere Geschwister.
Das ist eine Ebene, auf der der Teufel immer wirken will. Sein Ziel ist es, uns von Gott zu trennen. Ich glaube, hier geht es vor allem darum, wie der Text aufgebaut ist: Der Teufel will in den Leib Christi eindringen, zwischen uns kommen, uns trennen, Streit anrichten und die Gemeinde zerstören.
Denn der Teufel hasst den Leib Christi. Er ist darauf bedacht, die Gemeinde zu zerstören. Dort, wo wir lügen, wo wir dem Zorn Raum geben, wo wir egoistisch nur auf uns selbst bedacht handeln und Worte sprechen, die nicht erbauen oder Segen bringen, sondern Schaden anrichten, da bekommt der Teufel Raum.
Das will doch keiner von uns, oder? Deshalb sollten wir die Ermahnung des Apostels hier wirklich ernst nehmen. Es geht nicht nur darum, ob du einer bestimmten Person richtig oder nicht ganz so richtig begegnet bist.
Letztendlich geht es darum, ob wir dem Teufel Einfallstore öffnen oder sie geschlossen halten – oder sie immer wieder schließen, wenn sie manchmal weit offenstanden.
Der Heilige Geist wird betrübt (Vers 30)
In Vers 30 lesen wir noch einen zweiten Einschub. Wieder richtet sich der Blick auf eine geistliche Dimension: "Und betrübt nicht den Heiligen Geist, mit dem ihr versiegelt seid für den Tag der Erlösung."
Nicht nur der Teufel freut sich, wenn wir ihm durch offene Tore Einlass gewähren. Ebenso betrübt es den Heiligen Geist, wenn wir so handeln. Ich habe hier nicht den Raum, um ausführlich über den Heiligen Geist zu sprechen. Das wäre durchaus bedenkenswert. Dennoch möchte ich einige wenige Dinge hervorheben, die wir hier sehen.
Das Erste ist, dass der Heilige Geist eine Person des dreieinigen Gottes ist. Was den Heiligen Geist betrübt, betrübt auch Gott, denn er ist der Heilige Geist Gottes, wie es hier auch heißt.
Zweitens sehen wir, dass der Heilige Geist nicht einfach eine abstrakte Kraft ist, sondern eine Person, die wir betrüben können. Das bedeutet nicht, dass der Heilige Geist uns hilflos ausgeliefert ist oder nur traurig zur Kenntnis nehmen muss, was wir tun. Uns wird hier gesagt, dass wir mit dem Heiligen Geist versiegelt sind für den Tag der Erlösung. Das heißt, der Heilige Geist ist mächtig und kraftvoll, und nichts und niemand kann ihm widerstehen. Preist den Herrn dafür!
Der Heilige Geist ist aber auch eine Person Gottes, die sich an Dingen freuen kann und über Dinge betrübt sein kann. Er ist betrübt, wenn Dinge geschehen, die der Einheit der Gemeinde schaden. Tatsächlich wurde uns der Heilige Geist in Kapitel 4 bereits vorgestellt, nämlich in Vers 3. Dort heißt es, dass wir die Einigkeit im Geist bewahren sollen. Der Heilige Geist hilft uns, eins zu sein.
Nur durch das Wirken des Geistes sind wir überhaupt Teil der Gemeinde geworden. Der Geist hat uns die Herzen geöffnet, er hat uns geschenkt, Gottes Wort und vor allem das Evangelium verstehen zu dürfen, und er hat uns in den Leib Christi hineingeführt. Die Einigkeit im Geist ist eine Gabe Gottes, und der Geist ist betrübt, wenn wir dieser Einigkeit nicht Raum geben durch unser Verhalten. Wenn wir sie nicht fördern, sondern ihr entgegenstehen.
Deshalb ist es so wichtig, dass wir die Einheit wahren und miteinander unterwegs sind. Das gibt dem Teufel keinen Raum und erfreut den Heiligen Geist.
Ich weiß nicht, ob du schon einmal darüber nachgedacht hast: Wenn du mit Geschwistern zu tun hattest, sind die Worte, die ich jetzt spreche, mein Verhalten ihnen gegenüber, die Großzügigkeit, die ich an den Tag lege oder deren Mangel, Wege, wie ich entweder dem Teufel diene oder Gott ehre.
Teil deines Lobpreises ist nicht nur, die Augen zu schließen und im Gottesdienst zu singen. Teil deines Lobpreises ist es auch, die Einigkeit der Gemeinde zu fördern. Dazu ruft uns dieser Text auf. Er bringt uns das mit in den Blick und sagt: Betrübt den Heiligen Geist nicht!
Was wir hier untereinander tun, hat etwas zu tun mit dem Teufel und mit Gott.
Fazit: Leben in Vergebung und Freundlichkeit (Verse 31-32)
Das bringt uns schließlich zum Fazit, zu den Versen 31 und 32. Hier betont Paulus noch einmal in Form eines Fazits, dass wir bestimmte Dinge ablegen und andere Dinge tun sollen. Er bringt dabei eine weitere Dimension in den Blick: eine Begründung dafür, wie wir das tun können, warum wir das tun können und woran wir uns orientieren sollen.
Paulus sagt ganz kurz: Hab Acht auf dein Herz. Alle Bitterkeit, Grimm und Zorn sollen nicht mehr da sein. Weg damit, sei fern von euch. Bitterkeit, Grimm und Zorn wollen sich in unseren Herzen einnisten und wirken zerstörerisch. Wenn wir zürnen, solltet ihr darauf achten, dass die Sonne nicht darüber untergeht. Stattdessen sollt ihr den Ärger loswerden – entweder indem ihr ihn im Gespräch auflöst oder indem ihr ihn Gott im Gebet übergebt.
Außerdem sollen wir auf unsere Worte achten. Das haben wir ebenfalls gehört. Meine Geschrei und Lästerung – das geht hier weiter – alle Bitterkeit, Grimm, Zorn, Geschrei und Lästerung seien fern von euch. Falsche Worte zerstören die von Gott geschenkte Einheit der Gemeinde. Deshalb soll das fern von uns sein.
Und dann als Fazit: Samt aller Bosheit. Alles, was boshaft ist, alles, was falsch ist, sei fern von uns. Stattdessen sollen wir uns um ein herzliches Miteinander in der Gemeinde bemühen. Seid untereinander freundlich und herzlich und vergebt einander.
Sehen wir uns nicht alle danach? Nach einer Gemeinde, in der wir erleben, dass die Menschen, denen wir begegnen, freundlich sind – und zwar nicht aufgesetzt, sondern herzlich, also von Herzen. Ein Ort, an dem wir, wenn wir Fehler machen, viel Gnade im Umgang miteinander finden. Vergebt einander. Ist das nicht wunderbar, was wir hier lesen?
Seid untereinander freundlich und herzlich und vergebt einander, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus. Anders gesagt: Werdet mehr wie Gott, orientiert euch an ihm, nehmt ihn euch zum Vorbild. So wie Gott uns zuerst geliebt hat und uns in Christus vergeben hat, der sich für uns hingegeben hat, so sollen auch wir einander begegnen.
Das gilt vielleicht ganz praktisch auch für die Ehe, für diejenigen unter uns, die verheiratet sind, aber ganz sicher auch für uns alle in der Gemeinschaft der Gemeinde. Lasst uns darum bemüht sein, diejenigen zu sein, die nach einem Streit die Ersten sind, die Vergebung suchen.
Sagt das jedem Ehepartner bei der Eheberatung oder in der Ehevorbereitung: Mach es zu deiner Ambition, der Erste zu sein, der nach einem Streit Vergebung sucht. Warte nicht darauf, dass der andere den ersten Schritt macht. Gott hat auch den ersten Schritt gemacht. Folge seinem Beispiel und sei der Erste.
Das gilt auch für unser Miteinander: Wenn dir jemand blöd gekommen ist, geh hin und entschuldige dich. So kannst du deinen Ärger abgeben, den Rest musst du letztlich Gott überlassen. Wenn du merkst, dass es vielleicht doch etwas gibt, das unbedingt angesprochen werden sollte, weil es weder der Person noch der Gemeinde gut tut, dann tu das – aber aus einer anderen Herzenshaltung.
Vergib so, wie Gott dir vergeben hat. Das ist die Grundlage dafür, dass wir überhaupt so leben können.
Persönliche Reflexion und Ermutigung
Also schließlich, lieber Christ, wie geht es dir mit all dem, was wir hier gerade betrachtet haben?
Ich kann euch sagen: Diese Woche war für mich nicht die Zeit, in der ich dachte: „Yeah, ich bin ein Superchrist.“ Beim Lesen dieses Textes keine Chance. Dieser Text hat mir einen Spiegel vorgehalten. Und zumindest als Prediger hatte ich nicht die Gelegenheit, einfach mal kurz zu sagen: „Ich mache jetzt mal Predigtschlaf.“ Das geht ja dummerweise nicht als Prediger. Ich hoffe, du hast ihn dir auch nicht gegönnt gerade.
Der Effekt ist ganz klar: Der Spiegel wird uns vorgehalten, und ich sehe, Mensch, da hängt noch so viel alter Mensch an mir. Wahrscheinlich wäre es uns erst einmal lieber, wir würden im Spiegel ein Bild von einem vollkommenen Menschen sehen. Also quasi einen Modellathleten, der alles toll macht, strahlend hell, weiß und heilig ist.
Seht ihr, gerade weil wir das alle lieber hätten, ist die Versuchung für viele Prediger – wahrscheinlich für fast jeden Prediger – groß, genau so zu predigen. Solche Texte vielleicht gar nicht zu predigen oder zu sagen: „Ist das nicht toll, dass wir schon so sind?“
Mir war es wichtig, dass ihr von mir hört: Ich weiß, dass ich noch nicht so bin. Und ich glaube, ich tue euch keinen Dienst, wenn ich euch heute schmeichle und Honig ums Maul schmiere und sage, ihr seid alle schon so toll. Denn im Endeffekt ist das, seien wir mal ehrlich, eine Lüge.
Vor allem beraubt es uns auch die Chance, uns wirklich zu verändern. Das ist doch der Segen eines Spiegels: Er zeigt uns Dinge, die wir erkennen können. Dann können wir sagen: „Ah, ich glaube, mir ist gerade von Gott etwas gezeigt worden.“ Und dann kann ich anfangen, mich zu verändern.
Der Spiegel tut noch ein kleines bisschen mehr, und das ist nicht ganz ohne Bedeutung. Das ist das Letzte, was ich uns mitgeben möchte. Wenn wir in den Spiegel unseres heutigen Textes schauen, dann sehen wir die ganze Zeit Dinge bei uns: vielleicht schon etwas Neues, den neuen Menschen, der durchscheint. Dann sagen wir: „Oh, das ist schon da.“ Wir sehen vielleicht irgendwo auch noch die alten Lumpen hängen.
Aber wenn wir genau in diesen Spiegel schauen, dann sehen wir doch noch etwas, oder? Habt ihr das gesehen? Wenn wir in den Spiegel schauen, was siehst du im Hintergrund, was siehst du hinter dir? Ganz am Ende des Textes, was ich da sehe, ist mein himmlischer Vater, der hinter mir steht.
Ich schaue in den Spiegel und sehe hinter mir den Gott, der mir vergeben hat. Nicht einen Vater, der schimpfend, verärgert und enttäuscht da steht und sagt: „Der hat schon wieder verbockt.“ Sondern ich sehe einen Vater dahinter, der mir durch sein heiliges Wort zuspricht:
„Ich habe dich versiegelt mit meinem Heiligen Geist. Ich habe dir vergeben in Christus. Du bist geliebt, du bist angenommen. Ich habe dich schon geliebt, da hattest du nur alte Lumpen an, da warst du noch total unansehnlich. Glaubst du wirklich, ich höre jetzt auf, dich zu lieben? Ich habe dich lieb. Und gerade weil ich dich so lieb habe, möchte ich dich noch weiter verändern, weil das gut für dich ist.“
So hält er uns den Spiegel hin, damit wir mehr das werden dürfen, was wir in gewisser Weise durch Christus schon sind – zu unserem Besten, zum Wohle der Gemeinde und zu seiner Ehre.
Schlussgebet
Ich bete mit euch: Himmlischer Vater, danke, dass du uns dein heiliges Wort gibst. Heute hat es uns herausgefordert. Herr, ich habe dir schon über die Woche bekannt, und ich bekenne dir hier, dass es mir so viel in meinem Leben aufgezeigt hat, worauf ich nicht stolz bin.
Du hast mir Bereiche gezeigt, in denen ich Veränderung brauche. Ich möchte dich bitten, dass du diese Veränderung weiter in mir wirkst. Ich kann es nicht aus eigener Kraft schaffen. Aber ich danke dir, dass du uns allen ein neues Herz gegeben hast, die wir in Christus sind.
Danke, dass wir aus der Vergebung heraus leben dürfen, die du uns schon gegeben hast. Und danke, dass du uns auch durch unser Miteinander weiter verändern willst. Herr, schenk uns, dass wir so miteinander verbunden sind, bedacht darauf, einander Gutes zu tun und einander dabei zu helfen, weiter zu wachsen – zu dir hin.
Dass wir miteinander etwas sein können zum Lobpreis deiner herrlichen Gnade, das bitten wir in Jesu Namen. Amen.