Ich freue mich, dass Sie heute mit uns diesen Gottesdienst feiern. Heute wollen wir einen Einblick in die herrliche Liebe Gottes nehmen. Ich grüße Sie mit einem Wort, das uns Paulus geschrieben hat. Er spricht davon, was ihn in seinem Gebet bewegt: „Ich beuge meine Knie vor dem Vater.“
Dann folgt die Bitte, „dass ihr die Liebe Christi begreift, die alle Erkenntnis übertrifft.“ Wir wollen miteinander ein Lied von der großen Liebe und Güte Gottes singen: 485, „Wie groß ist es, allmächtigen Güte“, 485, Verse 1 bis 4.
Wir dürfen mit Gott reden im Gebet. Lieber himmlischer Vater, es ist so groß, dass du jetzt hörst, was wir vor dich bringen und was uns bewegt. Zuerst wollen wir dir danken, dass du dich zu uns herunterbeugst, dass du dich um uns kümmerst und dass dir unsere Sorgen nicht zu unwichtig sind.
Es bedrückt uns auch, dass wir oft ein so verhärtetes Gemüt haben und dich nicht loben und dir nicht danken. Vergib uns unsere Versäumnisse und auch die viele Schuld, auch das, was uns aus den vergangenen Tagen belastet und beschwert, wo wir so oft dich nicht gesucht haben und deinen Willen mit Füßen getreten sind.
Wir bitten dich, dass du uns jetzt ganz neu groß wirst, dass wir erkennen, wie du jeden von uns suchst, wie du jedem von uns nachgehst, wie du mittragen willst, was als Last auf uns liegt, und wie du unser Leben ganz erneuern willst.
Du willst jetzt Schuld vergeben, du willst uns mit Kraft erfüllen, du willst uns brauchbar machen zum Dienst. Rede, Herr, zu uns. Wir wollen hören und dir jetzt in der Stille alles ganz persönlich sagen, was uns bewegt.
Danke, Herr, dass du jedem die Tür auftust, der bei dir anklopft! Amen.
Gottes Nähe und Trost in schweren Zeiten
Er weiß, was dir fehlt, und er sieht, was dich quält. Wenn du das Erleben in den Ängsten, in der Traurigkeit und im Verlassensein durchlebst, kannst du darauf vertrauen, dass er bei dir ist. Für mich ist er der ewige Gott, zu dem ich alles sagen darf.
Ich möchte mit Ihnen Jesaja 43,1-4 lesen. Jesaja 43 zeigt auf unbegreifliche Weise, dass der große, ewige Gott sich um uns kümmert. Nun spricht der Herr, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.
Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, damit dich die Ströme nicht ertränken. Und wenn du ins Feuer gehst, sagt Gott nicht, dass er dich ums Feuer herumführt. Er sagt auch nicht, dass er dich ums Wasser herumführt. Sondern wenn er uns durchführt, sollst du nicht brennen, und die Flamme soll dich nicht versengen.
Denn ich bin der Herr, dein Gott, der Heilige Israels, dein Heiland. Ich habe Ägypten für dich als Lösegeld gegeben, Kusch und Seba an deiner Statt.
Und jetzt kommt dieser Vers, der so schön von der Liebe Gottes spricht: „Weil du in meinen Augen so wertgeachtet und herrlich bist.“ Wusstest du, dass du in den Augen Gottes herrlich bist, auch wenn wir uns manchmal ganz anders, vielleicht sogar stinkend, vorkommen?
Und weil ich dich lieb habe, gebe ich Menschen an deiner Statt und Völker für dein Leben. So fürchte dich nun nicht, denn ich bin bei dir.
Die Kraft der Liebe Gottes in dunkelsten Zeiten
Kannst du auch lachen? Nein, ich kann es nicht. Ich kann es nicht. Ich kann es nicht. Ich kann es nicht. Ich kann es nicht. Ich kann es nicht. Ich kann es nicht. Ich kann es nicht. Ich kann es nicht. Ich kann es nicht. Ich kann es nicht. Ich kann es nicht. Ich kann es nicht.
In einer der dunkelsten Zeiten unseres Landes hat Paul Gerhardt in persönlich schwerster Lebensführung ein Lied der Liebe Gottes gedichtet: „Alles Ding wird seine Zeit, alles vergeht, Gotteslieb in Ewigkeit.“ Wir singen von diesem Lied – sollte ich meinem Gott nicht singen? (232, die Verse 2, 3 und 5).
Wenn Sie solche Lieder auch in Ihren Nöten einfach nehmen und dann bei Ihrer Morgenandacht betend lesen, erkennen Sie, wie man die Liebe Gottes in den Schönheiten der Büsche, der Seen, der Kräuter und des Getreides erfährt. Aber man erinnert sich auch schon daran, wie Gott mich bildete im Mutterleib.
So schön, dass Paul Gerhardt so einen Gedanken aufnimmt: Da war schon die Liebe Gottes um mich her, und er gibt mir seinen heiligen Geist, der mir das helle Glaubenslicht schenkt und das Zerbrechen des Todes bewirkt.
Und dann selbst, dass das Christenkreuz, die schwere Last, die uns Gott auferlegt, sein Ende hat – so wie der Winter, wenn er ausgeschneit hat. Und der schöne Sommer kommt. So wird es auch sein, wenn wir in der Herrlichkeit einmal vor dem Thron Gottes stehen.
Gottes unendliche Liebe im Alten Bund
Ich habe für heute ein Wort ausgewählt, das von der Liebe Gottes spricht. Leider wird darüber kaum gepredigt, weil es nicht zu den üblichen Predigttexten gehört: Jeremia 31, Vers 3.
Wenn Sie die Bibel an dieser Stelle aufschlagen, ist es hilfreich, auch den Zusammenhang zu lesen. Zuerst geht es in Kapitel 30 darum, wie Israel aus der Gefangenschaft befreit werden wird. In Kapitel 31 wird beschrieben, wie die Juden nach Jerusalem zurückkehren – ein Ereignis, das sich erst in unserem Jahrhundert und erst kürzlich vollzogen hat. Dort wird auch vom Neuen Bund gesprochen.
Im Vers 3 heißt es: „Der Herr ist mir erschienen von ferne.“ Ich hatte nur eine kleine Begegnung mit Gott. „Ich habe dich je und je geliebt.“
Wenn Sie eine englische Bibel zur Hand haben, steht dort „everlasting love“ – eine unendliche Liebe. Gott hat dich mit einer unendlichen, grenzenlosen Liebe geliebt. Deshalb hat er dich aus lauter Güte zu sich gezogen.
Liebe Gottes als Kraftquelle inmitten von Not
Wenn man in der chilenischen Hauptstadt, der Millionenstadt Santiago, an die großen, riesigen Müllberge kommt, sieht man, wie die einfachen Viertel der armen Leute immer mehr werden. Die Luft wird immer stickiger, und Rauch liegt überall in der Luft.
In diesem Viertel haben chilenische Christen aus verschiedenen Gemeinden der Hauptstadt eine Anlaufstelle für drogensüchtige Kinder eingerichtet. Sie haben richtig gehört: Kinder. Acht-, neun-, zehn-, elfjährige Jungen und süße Mädchen. Doch wenn man diesen Kindern gegenübersteht, sieht man nicht nur ihr Gesicht, sondern ihr ganzer Körper ist von unendlicher Traurigkeit und von den Giftstoffen gezeichnet, die ihren Körper zerbrechen.
Wenn man an südamerikanische Straßenkinder denkt, hat vielleicht manch einer von Ihnen das Bild von posierlichen, flötenspielenden Waisenkindern wie Engel vor Augen. Doch diese Straßenkinder sind junge kriminelle Existenzen, gebündelt vom Bösen. Sie haben Eltern, doch diese sind verschwunden oder ausgebüxt, weil sie ihre Freiheit leben wollen.
Jetzt sind diese Kinder in ihrer Jugend mit allen Wassern gewaschen, die eine Großstadt bieten kann. Sie leben vom Straßenraub.
Als ich dorthin kam, wurde ich von einer älteren Frau begrüßt. Ich fragte sie: „Wie wollen Sie denn diesen jungen Leuten, die so beherrscht sind von Finsternis und Dunkelheit, helfen? Wie wollen Sie sie herausziehen? Welche Therapie wenden Sie an?“
Sie antwortete: „Bloß kein Zwang, bloß kein Druck, wir schließen nicht einmal nachts die Türen ab.“
Dann zeigte sie mir über der Eingangstür ein Wort, das sie mit ungelenken Buchstaben und Farbstiften geschrieben hatte: „Mit ewiger Liebe. Habe ich dich geliebt?“ Und darunter stand „Jesus“.
Sehen Sie, das gibt unserem Leben erst den Wert.
Die Bedeutung menschlicher und göttlicher Liebe
Es ist etwas Wunderbares, von einem Menschen geliebt zu werden. Haben Sie das einmal in Ihrem Leben erfahren? Ihre Mutter oder Ihr Vater hat Sie als Kind auf den Schoß genommen, gesagt: „Du bist mir so wichtig, und ich habe dich lieb“, und hat Ihnen den Arm umgelegt.
Was bedeutet das für unsere jungen Menschen, wenn sie wirklich einen Menschen fürs ganze Leben finden, der ihnen zum Kostbarsten und Wichtigsten wird? Und wenn man selbst erlebt: „Ich bin ein Schatz für einen anderen“ – welch eine Freude! Da beginnt das Leben plötzlich neu.
Die Liebe ist eine Himmelsmacht. Sie kann so viel Freude schenken, so viel bewegen, so viele Kräfte aktivieren und so viel in uns verändern. Und wie viel mehr gilt das, wenn wir wissen, dass uns der ewige Gott lieb hat.
Sagt man das überhaupt richtig mit dem Wort Liebe? Ist das nicht etwas ganz Menschliches? Nein, im Gegenteil. Liebe in Treue ist etwas Göttliches. Deshalb hat die menschliche Liebe nur eine schwache Ahnung davon, wie wunderbar groß Gottes Liebe in unserem Leben ist und wie groß es ist, wenn Gott uns liebt.
„Ich habe dich je und je geliebt mit einer grenzenlosen, nie endenden Liebe.“ Liebe ich Sie auch so? Wem wurde das damals gesagt? Schauen wir uns den Zusammenhang an.
Wem gilt das? In Vers 2 heißt es: „Das Volk, das dem Schwert entronnen ist, hat Gnade gefunden in der Wüste, Israel, zieh hin zu deiner Ruhe!“ Das ist doch dieses Israel, von dem wir in der letzten Woche die Bilder gesehen haben – Israel, das um seinen ermordeten Präsidenten trauert, das keinen Frieden findet.
Und diesem gescheuchten, gejagten und verfolgten Volk ruft Gott zu: „Ich liebe dich mit einer grenzenlosen Liebe.“ Ach, wenn doch Israel das begreifen würde! Gott liebt Israel mehr als alle Menschen, mehr als alle Politiker, die ihre Sympathie diesem Volk bekunden. Gott liebt dieses Volk.
Und auch wir dürfen in diese Liebe Israels hineingeschlossen werden.
Gottes Liebe trotz menschlicher Schuld
Es kann sein, dass Sie jetzt sagen: „Ich habe doch in meinem Leben so viele schmerzliche Erfahrungen gemacht.“
Wir müssen uns noch einmal bewusst machen, dass die Liebe Gottes niemals von unserem Gutsein, von unserem Können oder von unseren Leistungen abhängt.
Schauen Sie sich Israel genau an: Israel war schuldig geworden und hatte sich an Gott versündigt. Gott brachte es vor Gericht, straft und züchtigt sein Volk – und dennoch liebt er es. Er liebt es mit einer unendlichen, grenzenlosen Liebe.
Darum sollten Sie in Ihrem Leben jetzt wegblicken von den Erschütterungen, von dem, was Sie bekümmert, von dem, was Ihnen wehtut, von den Wunden Ihres Lebens und von Ihren schweren Lebenssituationen.
Nehmen Sie sich Israel beim Prophetenwort vor: „Du Trostlose, über die alle Wetter gehen, gebeutelt in Stürmen und der Regengüsse, es blitzt und donnert, um sie herum schreckt.“ Und dann sagt Gott: „Du bist wertgeachtet in meinen Augen.“
Wissen Sie, aus der Liebe Gottes heraus bekommen Sie eine ganz neue Weltschau. Daraus entsteht ein ganz neues Verhältnis zu Ihrem Leben – oder Sie bekommen gar kein Verhältnis zu Ihrem Leben. Nur von Gott her können Sie Ihr Leben wirklich begreifen.
Gott hält mich für wichtig – egal, ob Sie jetzt ganz alt sind und schon in den letzten Jahren Ihres Lebens stehen, oder ob Sie ein junger Mensch sind und sagen: „Ich werde mit meinen Lebenskräften nicht fertig, ich bin in der Krise.“
Gott hat Sie lieb. Mit einer grenzenlosen Liebe trägt er Sie und sucht Sie.
Die unergründliche Liebe Gottes und menschliche Zweifel
Der Stuttgarter Liederdichter Karl Georg hat einmal über die Liebe Gottes gesagt: Kein Engel wird diese Liebe Gottes je ergründen können. Aber jedes Kind kann diese Liebe Gottes erfahren. Jedes Kind kann sie erleben, doch ergründen können sie sie nie.
Warum hat Gott mich lieb? Ist es wirklich wahr, dass Gott mich liebt? Man kann sich auflehnen und murren wie das Volk Israel, das an Gott verzweifelt und seine Liebe nicht erkennt. Sie fragen: Warum lässt Gott mein Leben so schwer sein? Sie können genauso zweifeln und klagen.
Vielleicht sagen Sie: „Was kannst du schon sagen? Dir geht es ja auch gut.“ Dann möchte ich Ihnen von einem Ehepaar aus unserer Gemeinde erzählen, das zwei Kinder hatte. Zwei Mädchen, die beide an schwerer Krankheit sterben mussten – eines nach anderthalb Jahren, das andere nach fünf Jahren.
Doch draußen auf dem Pragfriedhof, auf dem Grabstein, haben sie eingemeißelt: „Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte.“ Diese Worte haben Menschen unter Tränen nachgesprochen und gesagt: Das gilt.
Gottes Liebe trägt mich auch in einer unheimlich dunklen Welt, auch unter all den Schwierigkeiten, die mich bekümmern, in all dem, was notvoll ist. Obwohl wir umgeben sind von hartherzigen Menschen, die mit ihren eigenwilligen Wünschen uns zur Seite schieben, sagt Gott: „Ich habe dich lieb, und ich ziehe dich zu mir.“
Das gibt unserem Leben Wert und macht es kostbar – die Gewissheit, dass Gott uns lieb hat.
Die Liebe Gottes als lebensverändernder Magnet
Jetzt möchte ich noch etwas Zweites sagen. Das ist ein Magnet ohnegleichen, ein Magnet, der uns anzieht.
Es ist interessant: Wenn man in den Lebensgeschichten von Menschen liest, die in unserer Welt etwas ganz Besonderes geleistet haben, stößt man immer wieder auf ein merkwürdiges Erleben.
Ich nehme ein Beispiel: In Finnland gibt es eine Gouverneurstochter namens Mathilde. Sie nimmt an einer Versammlung teil, in der ein ganz schlichter Christ – natürlich kein Theologe, sondern ein gläubiger Mensch aus dem täglichen Leben – die Bibel auslegt. Diese Mathilde Wrede wird tief erschüttert. Sie sagt: „Mir liefen die Tränen herunter. Ich habe noch nie begriffen, dass Gott mich liebt.“ Ein 18-jähriges Mädchen erkennt plötzlich: Gott hat mich lieb.
Das wurde der Engel der Gefangenen von Sibirien. Dieses Erlebnis veränderte ihr Leben. Plötzlich war da eine Macht, eine Kraft, die sie zog. Eine Liebe bewegte sie, obwohl sie in ihrem ganzen Leben nur zwei ganz schlichte Kleider besaß und nichts haben wollte. Sie war so erfüllt von der Liebe Gottes, die sie antreibt.
Ganz ähnlich haben wir neulich von einer ägyptischen Frau erzählt, der Ehefrau eines Professors. Sie zog in die Slums und baut jetzt Kindergärten für die Slumkinder auf. Diese Kinder trinken nur noch Wasser, und sie lebt ganz schlicht, legt ihren Schmuck ab, bewegt von der Liebe Gottes.
Was ist das für ein Magnet? Da gehen Kraftströme aus!
Die Herausforderung der wahren Lebensbindung
Ich muss vielleicht noch einmal sagen, wie es in unserem Leben wirklich ist. Wir sagen oft, dass unser Leben immer wieder von schlimmen Einflüssen geprägt ist. Dann nennen wir all diese negativen Einflüsse: Das Geld ist so böse, die Erotik ist so böse, und die Versuchungen sind so böse. Dabei täuschen wir uns selbst darüber hinweg, dass letztlich unser böses Herz das eigentliche Problem ist – nicht die äußeren Einflüsse.
Hier wird ja gesagt, dass das, was aus dir herauskommt, so viel Böses bewirkt. Wir sind Menschen, die sich an diese vergänglichen Dinge hängen. In der Bibel wird das oft mit dem Bild der Liebe beschrieben. Wenn Sie zum Beispiel Kapitel 30, Vers 14 aufschlagen – das Kapitel vor unserem Textabschnitt – da sagt Gott zu Israel: „Wo sind jetzt deine Liebhaber?“
Israel hat immer gemeint, es müsse sich mit den Mächten dieser Welt verbünden. So wie wir oft denken, zum Leben gehört, dass man Geld, Ehre und Macht hat und viel von dieser Welt besitzt. Wir glauben, dass uns das Lust, Erfüllung und Freude schenkt. Doch Gott fragt: „Wo sind denn deine Liebhaber?“ Diese bringen dir keine Lebenserfüllung.
Gott sagt: „Ich habe dich je und je geliebt. Lass doch die anderen alle einfach los und häng dich nicht mit deinem Herzen an sie. Sie bringen dir keine Lebenserfüllung. Ich habe dich mit einer unendlichen Liebe geliebt.“
So, wie es dort die chilenischen Christen erleben, können selbst drogensüchtige Kinder, die total abhängig und gefangen sind von der Macht des Bösen, frei werden – durch den Magneten der Liebe Gottes. Diese Liebe kann Menschen lösen aus der Umklammerung des Bösen, und zwar plötzlich und ganz.
Die seltene Offenbarung von Gottes Liebe in der Bibel
Mir fällt in der Bibel auf, dass Gott ganz selten über Liebe spricht. Bei uns hat man vor ein paar Jahren noch oft den Gassenhauer gehört: "Gottes Liebe ist wie die Sonne, sie ist immer und überall da." Das haben wir uns leicht über die Lippen gesungen. Die Version lautet: Nie kann eine Wolke zwischen dich und Gottes Liebe treten.
Es können dunkle Wolken aufziehen, wenn ich mich von Gott abwende, wenn ich mich an Liebhaber wende, die Gott ein Gräuel sind, wenn ich Gott nicht ehre und ihm nicht diene. Aber seine Liebe strahlt auch hinter dunklen Wolken – ganz hell, hinter finsteren Wolken sucht sie mich.
Es ist schön, wenn man die Bibel dabei hat. Eine der wenigen Stellen, wo Gott von seiner Liebe spricht, findet sich in 5. Mose 7,7. Überall handelt Gott in Liebe: bei Abraham, natürlich bei Mose, bei Joseph – überall geht er den Menschen in seiner Liebe nach. Aber er spricht nicht oft darüber, weil sonst billiges Geschwätz daraus entstehen könnte.
Hier, einmal am Ende des Wüstenzugs, heißt es: "Nicht hat euch der Herr angenommen und euch erwählt, weil ihr größer wäret als alle Völker, denn ihr seid das kleinste unter allen Völkern, sondern weil er euch geliebt hat." (5. Mose 7,7)
Gottes Liebe offenbart im Opfer Jesu
Hören wir noch einmal die Worte Jesu: So sehr hat Gott diese Welt geliebt. Es geht dabei nicht nur darum, dass er Liebeserklärungen abgibt oder sich zu uns stellt. Vielmehr hat er seinen einzigen Sohn dahingegeben.
Was steckt alles darin? Er gibt ihn hinein in eine unheimlich böse Welt, lässt ihn leiden und zermartert werden. Jesus trägt an unserer Statt die Folgen unseres fluchbeladenen Lebens.
Wenn sie die Liebe Gottes sehen wollen, wo ist denn Gottes Liebe? Dort, wo er seinen Sohn als Opfer hingibt – hinunter in die Hölle dieser Welt – damit wir Frieden haben. So sehr liebt er uns.
Niemand hat größere Liebe als die, dass er sein Leben gibt – sogar für seine Feinde, die ihn gar nicht lieben. Wir sind doch von Gott davongelaufen, er war uns lästig, und wir wollten ihn abschütteln. Doch er hat sein Leben für uns gegeben, als wir noch seine Feinde waren.
So geht er uns nach und sucht uns. Plötzlich wird klar: Die ganze Bibel ist eine unendliche Liebesgeschichte Gottes.
Da sitzt Jesus am Brunnenrand und spricht mit einer Frau. Er liebt sie mit hoher Achtung. So hat uns noch nie ein Mensch Wertschätzung entgegengebracht wie Jesus, der Sohn Gottes.
Selbst den reichen jungen Mann, der so sehr an seinem vergänglichen Geld hängt, sieht Jesus an und liebt ihn.
Die Kraft der Liebe Gottes in der Verkündigung
Der große Evangelist Moody aus Chicago im letzten Jahrhundert hat in seinem Leben ganz am Anfang eine bemerkenswerte Wende erlebt.
Er war ein Feuerkopf und wollte für Gott evangelisieren. Später sagte er, dass er die Bibel benutzt habe, um daraus eine Waffe gegen den Sünder zu schmieden und den Menschen damit ins Gesicht zu schlagen.
Dann traf er einen Bibelchristen, einen Mann aus der Brüderversammlung, seiner Freikirche, namens Murhaus. Gebannt lauschte Moody dem schlichten Wort dieses Mannes. Moody war ja der große Evangelist, der Hunderttausende zu Jesus führen durfte. Doch von Murhaus, dem einfachen Mann, den sonst kaum jemand kennt, hat er etwas gelernt. Dieser sprach so warm und herzlich von der Liebe Gottes.
Von diesem Tag an stellte Moody seine ganze Verkündigung um. Er sagte: Ich muss den Menschen nur die Liebe Gottes verkünden – die Liebe Gottes, die mühsam ist, die so weit dem Menschen nachgeht, der Gott ins Gesicht spuckt und ihn nicht loslässt. Die Liebe Gottes, die den Menschen liebt, auch wenn dieser sein Wort mit Füßen tritt und seine Gebote bricht.
Bei Paul Gerhard gibt es ein Passionslied mit dem Vers: „O Liebe, Liebe, du bist stark, du steckst den in Grab und Sarg, vor dem die Felsen zittern.“
Dort, wo Jesus so tief hinuntergeht in unsere Welt, leidet und für uns stirbt, kann man die Liebe Gottes erkennen: „Mit unendlicher Liebe habe ich dich geliebt und dich zu mir gezogen aus lauter Güte.“
Die unendliche und beständige Liebe Gottes
Welch ein Frieden – das soll das Letzte sein. Welch ein Frieden – das ruft ihnen Gott zu, und sie dürfen es wissen.
Eine Liebe ohne Ende – die war gestern da, als sie Gott vergessen hatten und keine Zeit fanden, um in der Bibel zu lesen. Das war heute Nacht: Gottes Liebe war über ihnen, während sie schliefen oder sich mit Sorgen quälten.
Gottes Liebe ist auch übermorgen noch da, selbst wenn vielleicht unvorhergesehen schwere Dinge über sie niederprasseln. Gottes unendliche Liebe trägt sie, und sie kann nicht aufhören. Sie ist so groß, dass sie nicht aufhören kann.
Sonne und Mond werden einmal ihren Schein verlieren, aber Gottes Liebe nicht. Es wird so sein, dass ihr Leben endet – wie lange es jetzt auch noch sein mag, selbst wenn sie lange leben, es wird enden. Aber Gottes Liebe wird nicht enden.
Und was ist das, wenn sie am Ende ihres Lebens einfach in diese ewige Liebe Gottes fallen, erwachen, sich freuen und sich sattsehen von Angesicht zu Angesicht an dem Herrn, der sie liebt? Größeres gibt es gar nicht, Größeres kann man gar nicht mehr sagen.
Jesus hat das schöne Wort gesagt, das man ja auch nie vergessen kann: „Meine Schafe hören meine Stimme, ich kenne sie, sie folgen mir. Und ich gebe ihnen das ewige Leben. Sie werden nimmermehr umkommen, niemand wird sie mir aus meiner Hand reißen.“
Die Herausforderung der Liebe Gottes und der Glaube an das ewige Leben
Es tut mir leid, dass wir in unseren Kreisen und Gruppen immer wieder gleich mit Problemdiskussionen beginnen. Können dabei Menschen verloren gehen? Ja, natürlich. Das ist ja der Ernst der Liebe, die Heiligkeit der Liebe.
Wollen Sie der Liebe Gottes trotzen? Wollen Sie sagen: Ich halte mich davon fern und entscheide mich dagegen? So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn dahingab. Damit sollen alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen. Sie sollen heute die Liebe Gottes erfassen, die ihr Leben kraftvoll verändert und erneuert.
Gott kann sie lösen aus dem unheimlichen Druck des Bösen, der auf uns lastet. Er kann ihnen jetzt seinen Freispruch sagen: Was blutrot war, soll jetzt schneeweiß werden. Ich will vergeben, auslöschen – jetzt!
Und ich darf sagen: Herr, jetzt birg du mich in deiner Liebe. Ganz gleich, was auch geschieht, dann kann mich nichts mehr treffen. Was soll mich denn noch treffen können? Wer kann jetzt noch gegen mich sein, wenn Gott in seiner Liebe mich trägt? Amen!
Abschlussgebet und Ausblick auf weitere Gemeindeveranstaltungen
Und nun singen wir das Lied Terstegens, der viel in der Stille über das Geheimnis der Liebe Gottes in seinem Leben nachgedacht hat. Es ist das Lied „Der Bandwürger von Mülheim am Rhein“, Nummer 527, die Verse drei bis sieben. Wir singen es nach der bekannten Melodie „Ich bete an die Macht der Liebe“, ebenfalls Nummer 527, Verse drei bis sieben.
Wir wollen beten: Lieber Herr, deine große, ewige Liebe können wir nur ahnen. Mit Bewegung wollen wir dir danken, dass du uns geliebt hast, obwohl wir gar nicht liebenswert sind. Du willst uns herausreißen aus unseren bösen Umklammerungen und uns freimachen von allen falschen und bösen Bindungen unseres Lebens.
Jetzt öffne uns die Augen, auch in deinem Wort, damit wir immer ganz tief in dein liebendes Herz hineinsehen können. Lass uns uns nicht mehr erschrecken von allem Schweren und Bösen, das uns begegnen mag. Stattdessen wollen wir geborgen sein in Zeit und Ewigkeit in deiner Liebe.
Du machst uns gewiss ewigen Lebens und gibst uns Frieden, auch im Sterben. Nun wollen wir ganz konkret auch deine Vergebung annehmen, weil wir sie brauchen – über der Menge unserer Versäumnisse und unserer Schuld. Wir danken dir, dass du uns jetzt deine ganze Liebe schenkst und alles, was uns vor dir belastet und deine Liebe stören mag, wegnimmst und in des Meeres Tiefe versenkst.
Ganz herzlichen Dank, lieber Herr. Wir dürfen dich auch bitten, dass du in deiner Liebe unsere Kranken umgibst, die im schweren Leiden stehen. Gib uns Geschick, dass wir ihnen von deiner Liebe weitersagen können, auch den Schwermütigen und Bedrückten.
Herr, wir leiden darunter, dass so viele Menschen über deine Liebe nur noch spotten. Gib uns Geschick, dass wir es ihnen erklären können, wie heilig und stark deine Liebe ist. Gib doch einen neuen Aufbruch, damit Menschen dich wieder erkennen – wie du für diese Welt eintrittst und wie du niemanden abschreibst.
Zeige uns, auf wen wir jetzt zugehen dürfen, dem wir von dir und deiner Liebe erzählen können. Wir wollen auch an diesem Tag für die Wahlen zur Landessynode und zum Kirchengemeinderat bitten. Lass dies dazu dienen, dass deine Gemeinde in deinem Wort gegründet und erbaut wird. Wir danken dir, dass sich Kandidaten auch für dieses Amt zur Verfügung stellen.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel,
heiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute,
und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigen.
Und vergib uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen,
denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Organisatorische Hinweise und Segen
Nehmen Sie bitte noch einmal Platz. Wir haben immer viel zu besprechen. Deshalb brauchen wir nicht mehr zu sagen, was im Notizzettel steht oder was hinten liegt. Da müssen Sie sich selbst zurechtfinden. Wichtige Dinge liegen hinten an der Auslage. Schauen Sie sich diese bitte an.
Ich möchte nur sagen: Das Wahllokal zur Wahl des Landesgenoten, zum Kirchengemeinderat, ist heute bis 18.00 Uhr geöffnet. Danach kann man nicht mehr wählen, also heute nur bis 18.00 Uhr.
Heute Abend findet ein Abendgottesdienst statt mit dem Thema „Ein Mann, viele Gesichter“. Joachim Rieger hält die Ansprache. Es gibt den Jugendchor und neue Stilelemente. Hinten liegen auch noch rote Einladezettel, die Sie heute Abend mitnehmen können. Ich möchte daran erinnern, dass der Gottesdienst um 18.00 Uhr beginnt.
Dann hat sich etwas verschoben für nächsten Sonntag. Bei der Matinee steht im Notizzettel, dass der Inderken Gnakakan kommt. Das stimmt, er heißt Gnakakan. Er ist der Leiter der asiatischen evangelikalen Theologenvereinigung. Er kennt sich viel in Asien aus und wird uns etwas über die Religionen Asiens und die Gemeinde Jesu in Asien erzählen.
Wir haben aber auch noch Frau Ursula Kohler eingeladen. Sie arbeitet mit christlichen Fachkräften zusammen und war in Angola, Mosambik und Namibia tätig. Sie wird mit Lichtbildern berichten. Das ist mir immer wieder wichtig, weil die Gemeinde weltweit verbunden ist. Wir sollen hier einen weiten Blick haben.
Wir haben neue Gemeindebriefe, die heute schon da sind, weil sie in die Häuser verteilt werden sollen. Am Adventsabend hat sich auch etwas verschoben gegenüber dem Notizzettel. Die Gemeindebriefe liegen drüben im Clubzimmer. Ich bitte die Helfer vom Gemeindienst, die Gemeindebrief-Mappen heute schon mitzunehmen. Sie müssen rechtzeitig vor dem ersten Advent in die Häuser verteilt werden, damit der Adventsabend gut bekannt wird.
In den Gemeindebriefen sind alle Gottesdienste bis zum neuen Jahr aufgezeichnet. Wir wollen immer wieder in unserem Gemeindebezirk einladen und werben, auch mit einem kurzen Gruß. Das ist immer wieder schön. Die Gemeindebriefe liegen also drüben im Clubzimmer.
Heute um 16 Uhr ist ein Taufgottesdienst. Getauft wird Christoph Alexander Beck aus der Sonnenbergstraße 124.
Unser Opfer heute: Neulich haben wir Hansjörl Kähnel ausgeschickt. Er geht nach Sair. Sair befindet sich in einem furchtbaren Chaos und sinkt immer tiefer, obwohl es ein reiches Land ist. Das liegt an der Misswirtschaft der Regierenden dort.
Wir haben verschiedene Stationen mit unseren christlichen Fachkräften in Ostsair besetzt. Dort arbeitet Dr. Markus Müller aus Esslingen. Er leistet eine wichtige Arbeit, indem er afrikanische Krankenhelfer und Schwestern ausbildet. In Nyongkunde und Reti sind Dr. Lützis und Frau Dr. Schneider tätig. Hansjörl Kähnel baut draußen im Dschungel ganz einfache Gesundheitsstationen auf. Dort versorgen einheimische Gesundheitshelfer die Menschen mit dem, was sie können, ohne Bezahlung. Sie tun das um Jesu Willen.
Dieser Dienst ist sehr wichtig. Wir wollen heute unser Opfer für diese Gesundheitsstationen und den Dienst von Hansjörl Kähnel bitten, der das aufbaut. Wir hoffen, dass er erfährt, wie Gott ihm in allen Schwierigkeiten hilft.
Die schlimmsten Banditen in Zaire sind Militär und Polizei. Vor denen muss man am meisten aufpassen, denn sie stehlen am meisten. Es ist bewundernswert, wie Hansjörl Kähnel dort überhaupt durchkommt. Uns freut es, wenn Menschen im Glauben wagen, hinauszugehen.
Jetzt wollen wir um den Segen Gottes bitten. Und immer wieder, wenn wir am Ende solche Mitteilungen haben, vergessen Sie nicht, was uns heute bewegt hat. Mit dem sollen Sie hingehen: „Ich habe dich mit grenzenloser, unendlicher Liebe geliebt.“ Und Gott liebt uns noch weiter und zieht uns zu sich. Hoffentlich ist der Herr Ihnen nicht nur von ferne erschienen, sondern Sie sehen ihn ganz nah.
Herr, segne uns und behüte uns. Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Herr, hebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.
