Abschluss der Lebensgeschichte Abrahams
Wir kommen nun zum Ende der Geschichte Abrahams in 1. Mose 25, Verse 7 bis 11. Leider haben wir das Leben Abrahams hier nur in Auszügen betrachtet, doch es ist bereits viel Unsichtbares deutlich geworden.
Wie wir in die Fußstapfen Abrahams treten und seinen Weg gehen können, ist uns als Vorbild geschrieben. Dort wird auch das Alter Abrahams genannt: Er wurde 175 Jahre alt. Manche denken sicher wehmütig daran und wünschen sich, auch so lange leben zu können. Doch diejenigen, die vielleicht achtzig Jahre oder älter sind, wissen, dass es nicht immer einfach ist, ein so hohes Alter zu erreichen.
Abraham verschied und starb in einem guten Alter, alt und lebenssatt. Er wurde zu seinen Vätern versammelt. Seine Söhne Isaak und Ismael begruben ihn in der Höhle von Machpela auf dem Feld Ephrons, des Sohnes Zohars, des Hethiters. Dieses Feld liegt östlich von Mamre und war das Land, das Abraham von den Hethitern gekauft hatte. Dort liegt Abraham begraben mit Sarah, seiner Frau.
Nach dem Tod Abrahams segnete Gott Isaak, seinen Sohn. Isaak wohnte bei dem Brunnen des Lebendigen, der mich sieht.
Herr, gib uns Ewigkeitshoffnung! Amen!
Gedanken zur Ewigkeit und zum Sterben
Jetzt weiß ich nicht, ob ich Ihnen das schon erzählt habe. Vielleicht habe ich es Ihnen hier und da schon einmal gesagt: In den letzten Monaten habe ich an einem Büchlein gearbeitet.
Ich habe nur Worte von anderen zusammengestellt. Dieses Büchlein wird irgendwann später vielleicht einmal erscheinen. Es enthält Worte von Menschen im Angesicht des Todes. Es ist ganz erstaunlich, was Menschen wenige Wochen vor dem Sterben bei schwerer Krankheit sagen konnten.
Ich habe Ihnen ja schon von dem berühmten Widerstandskämpfer Helmut Schemsgraf von Moltke erzählt. Aber es gab noch viel mehr, zum Beispiel Alexi von Rönne und Bernd von Heften. Sie haben Abschiedsbriefe geschrieben, wenige Stunden vor dem Sterben. Diese Briefe strahlen eine leuchtende Ewigkeitshoffnung aus, die einen nur staunen lässt.
Oder ich habe Ihnen doch auch schon von den Briefen gefallener Soldaten in Stalingrad erzählt. Im Kugelhagel, mit nur 50 Gramm Brot am Tag, bei furchtbarer Kälte, deren Gliedmaßen erfroren sind. Ein junger Zwanzigjähriger, der dann gefallen ist, schrieb: „Es kann dir nichts geschehen, als was Gott hat ersehen und was dir nützlich ist.“
Er fügt hinzu: „Mein ganzes Leben soll ausklingen in einem großen Lob, die Sankt Gloria sei dir gesungen mit Menschen und mit Engelzungen.“
Oh doch, da waren Missionare und Märtyrer, damals, als in China der große Boxeraufstand tobte. Eine Missionarin, eine Missionsmutter mit ihrem kleinen Baby, Lizzie Edward, schrieb ihren Angehörigen: „Es gibt keine Hoffnung mehr. Ihr habt nur eine Bitte: Hängt euer Herz nicht an die vergänglichen Güter dieser Welt.“
Sie fügte hinzu: „Es ist mir nur schwer, dass ich nur so kurz für meinen Herrn wirken konnte.“
Da wird auf einmal deutlich, wie groß die Macht unseres Herrn Jesus Christus ist, der den Tod besiegt hat. Das können ja Menschen nicht tun. Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.
Die Herausforderung des Glaubens im Alltag
Wie kommt es nur, dass wir Menschen so sehr am Kleinen hängenbleiben, am Alltäglichen?
Das ist doch unsere Not: Oft finden wir aus unseren Glaubenskrisen nicht heraus. Es geht um Spannungen mit Menschen, um Geldsorgen und oft nur um alltägliche Nöte, um kleine Krankheitsprobleme.
Wir werden damit gar nicht fertig, geschweige denn, dass wir die große Not unseres eigenen Sterbens unter die Füße kriegen. Ich habe den Eindruck, das ist ein Trick des Teufels. Er lähmt uns. Die große Auferstehungsfreude, den Osterjubel kann er nicht mehr zum Schweigen bringen.
Darum lähmt er die Gemeinde Jesu und bindet sie, sodass sie sich nur noch um Nichtiges, um Alltägliches, um Vergängliches sorgen. Deshalb geht auch von uns keine Kraft mehr aus. Menschen, die mit uns zusammenkommen, spüren gar nichts mehr von der großen Hoffnung, der großen Zuversicht, von der Auferstehungsfreude.
Verlust des ewigen Blicks
Mein erster Punkt: Wir haben den Blick auf die Ewigkeit verloren.
Mir ist das erst bewusst geworden, als wir heute den Abschnitt vom Sterben Abrahams gelesen haben. Während ich die Lieder heraussuchte, dachte ich, jetzt müsste man eigentlich „Jerusalem, du hochgebaute Stadt“ singen. Doch ich muss sagen, ich hatte nicht den Mut dazu. Ich hatte Angst vor Ihnen. Ich dachte, einige würden sagen: „Sag mal, wir haben doch nie Totensonntag.“
Warum können wir eigentlich nicht auch in den schönsten Stunden unseres Lebens Lieder von der Ewigkeitsfreude anstimmen? Das passt doch auch zu unseren Frohnfesten. Es gehört doch auch dahin, wo wir danken und loben. Gerade deshalb, weil wir wissen, dass wir eine große Zukunft vor uns haben. Das Schönste kommt noch, das Schönste kommt noch.
Aber wir Theologen sind natürlich am meisten davon geprägt. Das hat man uns schon im Studium mitgegeben, und das hat uns alle geprägt. Wir wollen die Menschen nicht auf „dort und jenseits“ vertrösten. So viel Angst wurde gemacht, dass wir überhaupt nicht mehr von der Ewigkeit sprechen. Bitte nicht vertrösten auf das Jenseits.
Die Fabel von Orwell und die Angst vor der Ewigkeit
Als ich ein junger Schüler war, habe ich das Buch von George Orwell „Farm der Tiere“ gelesen. In dieser Fabel wird anhand von Tieren erzählt, wie sie eine Revolution machen. Die Welt wird verändert, die Ungerechtigkeit wird beseitigt. Die Tiere, die vom Farmer ausgebeutet werden, beschließen, sich gegen ihn zu erheben. Der Farmer, der die Tiere immer herumkommandiert, soll vertrieben werden. Die Tiere wollen ihre Geschicke selbst in die Hand nehmen.
Orwell erzählt diese Fabel sehr anschaulich, doch es gibt darin auch einen schwarzen Raben. Der Rabe ist schwarz, weil die Pfaffen traditionell einen schwarzen Talar tragen. Orwell beschreibt, dass der Rabe hinter der Revolution und der Veränderung der Welt steht. Er behindert den Neubau der Gesellschaft, indem er den Tieren immer wieder Märchen vom Kandiszuckerberg erzählt. Damit will er die armen Tiere davon abhalten, ihre Geschicke selbst zu lenken. Erst als die schlauen Tiere den Raben vertreiben, kann die Veränderung wirklich beginnen.
Seitdem haben viele Angst, von der Ewigkeit zu sprechen. In der marxistischen und kommunistischen Tradition war das jedoch üblich. Ludwig Feuerbach, der große Philosoph, hatte sich zum Ziel gesetzt: „Ich möchte die Kandidaten des Jenseits zu Studenten des Diesseits machen.“ Er forderte dazu auf, sich mehr mit dieser Welt zu beschäftigen.
Was Ludwig Feuerbach wollte, hat auch Erfolg gehabt. In Predigten beschäftigen sich Theologen heute mit politischen, gesellschaftlichen und sonstigen Fragen dieser Welt und mit den aktuellen Ereignissen. Sie wollen Studenten des Diesseits machen.
Doch nachdem Marxismus und Kommunismus bereits gescheitert sind und ihre Diesseitsarbeit sich als Betrug an den Menschen erwiesen hat, sollten wir uns überlegen, ob wir uns noch lange von dieser Seite irritieren lassen.
Die Grenzen menschlicher Hoffnung und die Verheißung Gottes
Vor Jahren hat ein Reformkommunist wie Roger Garody von sich reden gemacht. Er sagte, wir verspotten die Christen nicht wegen ihrer Ziele. Die Ziele sind ja schöne Träume. Wir verwirklichen das in dieser Welt, wir machen das. Na, schaut mal, was daraus geworden ist.
Dieser Wahn des Menschen, als ob wir Ewigkeitsluft hier schaffen könnten. Wir können gar nicht viel. Wir können keinen Trauernden trösten, wenn sie am Krankenbett sitzen. Wir können keinen Menschen aufrichten. Wir sind so ohnmächtig. Wir können das Leid nicht lähmen.
Vielleicht kommt es immer noch vor, dass die Menschen voll großer Zuversicht sind, was alles kommt und was sie alles machen werden. Ich bin so froh, dass Gott mich hinausschauen lässt und sagt: Ich schaffe einen neuen Himmel und eine neue Erde. Das wird in einem Nu geschehen, wenn wir über diese eine Schwelle des Todes hinübergehen. Dann dürfen wir schauen, was wir geglaubt haben.
Abraham hat sich nie geniert, dass er ein ewigkeitssüchtiger Mensch war, ein ewigkeitssüchtiger Mensch. Ich wollte, dass man das bei uns auch spürt, dass wir dauernd davon reden und sagen: Ach, es ist ja nur noch ein Augenblick, dann kommt die neue Welt.
Leben im Blick auf das Kommende
Es lohnt sich ja nicht mehr. Diejenigen unter Ihnen, die umziehen, wissen, wie das ist: Wenn man umzieht und der Wasserhahn tropft, fragt man sich, ob man noch den Flaschner holen soll. Dann sagt die Frau: „Ach, das lohnt sich doch nicht mehr, lohnt sich doch nicht mehr.“
Oder wenn Flecken im Teppichboden sind, denkt man: „Das bringt nichts mehr, wir ziehen ja sowieso bald um.“ Es gibt also Dinge, die uns nicht mehr so sehr beschäftigen dürfen. Wir sind bereits im Umzugsprozess und wollen unsere Kraft und unser Geld für das Neue sparen, das auf uns zukommt.
Darauf freuen wir uns mit großer Sehnsucht. Abraham wartete auf eine Stadt, deren Baumeister Gott ist. Er hat es offen ausgesprochen und bekannt: Wir sind Fremdlinge auf Erden, die Sehnsucht nach etwas Besserem haben.
Die Realität der Welt und die Hoffnung Gottes
Es gibt jetzt wieder einen Rausch in dieser Welt. Es ist erstaunlich, dass plötzlich die großen Konfrontationen unserer Zeit zu verschwinden scheinen.
Es könnte sogar sein, dass die mächtige Machtzusammenballung am Golf, die uns so erschreckt, über Nacht einfach verschwindet. Doch die Welt bleibt, was sie immer war. Unsere Väter und Mütter bezeichneten sie als ein Jammertal, und viele von ihnen müssen diese Erfahrung durchleben.
In dieser Situation ist es gut, dass Gott uns Hoffnung und Zuversicht schenkt.
Abrahams Ewigkeitshoffnung und das Geheimnis des Todes
Was hat Abraham eigentlich für eine Ewigkeitshoffnung gehabt? Wir wissen es nicht genau. Es heißt nur, dass er versammelt wurde zu seinen Vätern. Im Alten Bund bleibt das merkwürdig dunkel. Doch wir sind dankbar, dass uns Jesus das Geheimnis des Todes enträtselt hat.
Wenn wir vor Jesus betrachten, was Sterben wirklich bedeutet, dann zeigt sich etwas ganz anderes als das, was viele Menschen heute sagen. Heute ist die verbreitete Behauptung, der Tod sei Erlösung. Das stimmt nicht! Wenn man am Sterbebett sitzt, ist dort nichts Erlöstes zu spüren. Der Gang ist schwer, unerträglich schwer.
Schauen Sie sich an, wie Jesus sein eigenes Sterben durchkämpft. Warum ist das Sterben so schwer? Die Bibel sagt das, und das möchte man in unserer Zeit oft nicht wahrhaben: Der Tod ist der Sündesold. Das bedeutet, dass mein Leben gewogen wird und seinen Wert offenbart. Dann wird noch einmal deutlich, was das alles war – und diese Bilanz meines Lebens kann ich nicht ertragen.
Deshalb schreiben ungläubige Menschen gerne etwas Positives auf Todesanzeigen, zum Beispiel: „Er hat immer gearbeitet“ oder „Er hat für seine Familie gelebt“. Sie wollen damit sagen, dass doch ein Inhalt im Leben war. Aber der Tod löscht das alles aus; es hat vor dem Tod keinen Bestand.
Darum tröstet uns auch nicht unser Besitz oder das Geld, das wir angesammelt haben. Ehre und Macht können uns nicht trösten. Das Einzige, was uns im Sterben trösten kann, ist Jesus. Er trägt uns durch die Todesnot. In seinen Händen sind wir geborgen.
Es gibt diesen wunderbaren Trost, dass ich mich im Sterben in die Hände Jesu fallen lassen kann. Wenn Sie nach anderem Trost suchen, nehmen Sie ihn – ich kenne keinen. Sie können alle Religionen der Welt durchgehen und fragen: Wo gibt es einen Trost im Sterben? Ich kenne keinen.
Einen Trost, der auch vor der schrecklichen Bilanz meiner Schuld und meiner Versäumnisse noch trösten kann, gibt es nur bei Jesus. Er sagt: „Für dich bin ich gestorben.“ Und das wird mir heute zugesagt und zugesprochen.
Die Bedeutung des ewigen Blicks im Alltag
Jetzt ist es besonders wichtig, dass wir uns nicht an die vergänglichen Dinge dieser Welt klammern. Diese sollten nicht immer die Hauptrolle spielen. Vielmehr soll in jedem Tag unseres Lebens und in jeder dunklen Nacht, in der wir vielleicht nicht schlafen können, die Ewigkeit hell hereinleuchten.
Mit dem gnädigen Angesicht Jesu, der uns liebt, der uns trägt und an den wir uns ganz und völlig binden dürfen.
Mein erster Punkt: Wir haben den Blick auf die Ewigkeit verloren, aber das darf nicht sein. Wir müssen ewigkeitssüchtige Menschen sein, voller großer Sehnsucht und Bereitschaft, wenn der Herr uns holt. Es ist ja nur eine Stufe zwischen uns und dem Tod, es ist nur wie ein Vorhang. Dann dürfen wir hinübertreten in die Herrlichkeit.
Für diejenigen, die Jesus nicht annehmen, habe ich keinen Trost. Das ist auch in meinem Dienst oft sehr schwer, zum Beispiel bei Begräbnissen und an Krankenbetten, wenn man mit Menschen zu tun hat, die ganz bewusst die ausgestreckte Hand Jesu ausschlagen.
Leben mit Sinn und Ziel
Das zweite Leben muss sich lohnen – Leben muss sich lohnen.
An Abraham sieht man, dass er keineswegs untätig war. Im Gegenteil: Er lebte lange, nämlich 175 Jahre. Es ist ein ganz dummes und albernes Missverständnis zu glauben, die Vorfreude auf die Ewigkeit würde uns untätig machen. Genau das Gegenteil ist richtig. Menschen, die sehr ewigkeitsbezogen leben, können sich erst recht in dieser Welt einbringen. Sie müssen nicht geizen mit ihrem Leben und brauchen es nicht zu beschützen oder in Zellophanpapier einzupacken. Sie sagen: „Ich darf meine Haut zum Arte tragen, ich darf etwas tun für meinen Herrn.“
Abraham starb alt und lebenssatt. Das Wort „lebenssatt“ verstehen wir oft so, als ob ihm das Leben zum Hals raushängen würde. Aber wenn man gut darüber nachdenkt, ist das nicht so. Es bedeutet vielmehr: „Ich bin satt, es war gut, hat schön geschmeckt.“
Es ist völlig klar, dass auch dieses irdische Leben für uns eine Bedeutung hat. Wir freuen uns daran, dass Gott uns dieses Leben geschenkt hat und dass er uns gebraucht hat für unsere Aufgaben, bei denen wir hier wirken können.
Für viele unserer Zeitgenossen ist es heute sicher schwierig, überhaupt dem Leben noch einen Sinn abzugewinnen. Wir leben in einer Zeit, in der der Tod verdrängt wird. Über den Tod darf man nicht einmal mehr reden. Für manche ist es vielleicht schon ungewohnt, wenn man an einem Herbstsonntag, ohne den November abzuwarten, plötzlich das Thema Tod so in die Mitte rückt. Warum eigentlich nicht?
Wir Menschen haben den Tod verdrängt. So hemmungslos, wie wir heute über geschlechtliche Dinge plaudern und alle Geheimnisse ans Licht ziehen, so sehr verschweigen wir das Thema Tod sogar vor unseren Kindern. Das ist nicht gut, denn in diesem Leerraum wächst nur die Angst vor dem Tod.
Die Menschen haben Angst vor dem Tod wie nie zuvor. Die Terroristen wussten genau, was sie tun: Sie können eine ganze Welt mit Milliarden Menschen terrorisieren, indem sie nur ein Menschenleben bedrohen. Und jeden Tag sterben Tausende von Menschen im Verkehr. Aber dieses Warten auf das Sterben – ohne Hoffnung – was bleibt dann vom Leben? Die Menschen haben ja gar keine Zukunft.
In diesem Klima gedeihen die albernen und dummen Lehren von der Seelenwanderung und die Vorstellung, dass es im Tod Ruhe gebe, dass es still werde und auf jeden Fall besser sei als hier. Woher wissen die Menschen das? Es könnte doch sein, dass die seelischen Leiden erst recht dort beginnen, so wie es die Bibel sagt.
Jesus sprach von der Qual, die man hat, wenn man nicht den Frieden mit Gott hat.
Abrahams Leben als Beispiel
Jetzt ist es schwierig. Vielleicht konnte sich eine ältere Generation noch damit zufrieden geben, dass man sagte: Wir haben doch etwas aufgebaut im Leben, wir haben etwas geleistet. Die Trümmerfrauen, die Firma wieder aufgebaut nach dem Zusammenbruch.
Die Jungen beneiden die Alten und sagen: Ihr habt ja noch etwas gestalten können. Was kann man heute noch gestalten, wenn ein junger Mensch kaum vor 34 Jahren von der Uni kommt? Ich selbst sage: Ich bin ja schon ein alter Mann, bald Großvater. Und das Leben – was ist das? Was kann ich noch bewirken? Was kann ich noch schaffen? Ich kann gar nicht mehr stolz sein auf mein Leben.
Das Besondere bei Abraham war, dass er auch nicht viel geleistet hat. Er kam nie aus seinem Campingzelt heraus. Stellen Sie sich das mal vor: Es ist ja ganz schön, wenn man 14 Tage im Zelt leben darf. Aber Abraham lebte ein Leben lang im Zelt. Er hatte nie eine Hütte.
Er hätte gern Kinderreichtum gehabt, doch Gott hat ihm das versagt. Er bekam nicht einmal ein Bürgerrecht oder einen Pass bei den Zeitgenossen seiner Zeit. Er blieb Fremdling, Außenseiter. Es war ein ausgesprochen einflussloses Leben. Er hat nicht viel gewirkt, hatte kein Amt und keine Größe.
Wir müssen uns immer wieder lösen von diesem falschen Gerede, als ob man heute etwas produzieren muss, das Schlagzeilen macht. Ich möchte ein Leben führen, das sich lohnt.
Abraham war im Kleinen treu: der Mann der Sarah, der Vater Isaaks und der Mann, der Tag für Tag bereitstand, den Weisungen Gottes gehorsam zu sein. Kann man das so von uns sagen? Einer, der hörte, was Gott von ihm will? Und das hat sein Leben gefüllt.
Ich möchte noch einmal sagen: Es gibt diese ganz normalen Ämter. Unsere Familienverpflichtungen sind wichtig, die kleinen Dienste zwischen Mensch und Mensch, wo Gott wirken kann, die gebraucht werden, damit mein Leben erfüllt wird.
Leben muss sich lohnen. Wir müssen frei werden von den gottlosen Bildern. Auch heute ist es eine Frage der Rolle der Frau: Wie kann ich mein Leben bedeutsam machen? Gott gibt jedem Menschen seinen Platz.
Ich habe nichts dagegen, dass Frauen promovieren und Präsidentinnen werden. Aber jeder muss seine Rolle finden, die Gott ihm zugemessen hat.
Ein Abraham wird geführt, und er kann nur den Platz einnehmen, den Gott für ihn vorgesehen hat.
Das Alter als Reifezeit
Im Hebräischen gibt es zwei verschiedene Worte für „alt werden“. Das eine heißt „Jaschan“ und bedeutet abnutzen, erschlaffen, dunkel werden. Es beschreibt das Alter der Verwesung. Das andere Wort heißt „sacken“ und wird hier gebraucht. Es bedeutet, reif zu werden, zur Erfüllung zu kommen.
Schon das ist schön, wie die Bibel hier zwei ganz verschiedene Begriffe wählt, um das eine vom anderen zu unterscheiden. Ich kann nicht verstehen, dass gläubige Alte in Schwermut versinken. Gott will sie vielmehr bis zum letzten Atemzug gebrauchen, zur Reife und zur Erfüllung der Aufgaben, die er in ihr Leben legt.
Lassen Sie sich nicht von anderen Verpflichtungen, die Sie sich eingeredet haben, durcheinanderbringen. Bleiben Sie dem Ruf Gottes treu und füllen Sie Ihren Platz aus – so wie Abraham, der Gott gehorsam war und seinen Weg ging.
Nun noch das Dritte: Spuren bleiben. Erstens haben wir den Blick für die Ewigkeit verloren. Zweitens muss das Leben sich lohnen. Und drittens bleiben Spuren.
Sie kennen sicher das Bild, das ich schon oft benutzt habe: Vor vielen Jahren, als mein Patenkind noch ein kleiner Junge war, fuhr er mit seinem Dreirad auf dem Gehweg. Er war so ein fünfjähriger Dreikäsehoch. Es waren noch Pfützen da, und der Trottoir war halb abgetrocknet. Er fuhr immer seine Kreise und rief ganz glücklich: „Guck mal, ich kann Spuren machen!“ Wenn er durch die Pfützen fuhr, hinterließen die Räder seines Dreirades schöne Spuren auf dem Gehweg.
Es ist ein Sehnsuchtstraum von uns allen: Ich möchte mit meinem Leben Spuren hinterlassen. Wir hoffen, dass unsere Nachkommen das Erbe verwalten. Solche Nachkommen gibt es allerdings selten. Aber wir haben immer solche Träume, dass Spuren bleiben oder dass unsere Weisungen befolgt werden.
Welche Kinder haben schon die Weisungen ihrer Eltern befolgt, außer Ihnen? Das ist ja immer so: Wir wollen, dass die Spuren weitergehen und auf die künftige Generation übergehen.
Was hat Abraham eigentlich für Spuren hinterlassen? Zwei weinende Söhne am Grab – das ist schön, wenn Menschen um einen trauern: Isaak und Ismael. Ich habe in Stuttgart auch schon Menschen beerdigt, bei denen ich der einzige war, der hinter dem Sarg herging. Es waren nicht schuldlose Nachbarn. Es gibt auch sehr viele Einsiedler, die man wirklich auch mit Liebe nicht erreichen kann. Es ist schwer, wenn niemand um einen weint.
Wir schauen uns noch einmal an, was im Leben Abrahams los war. Welche Spuren bleiben? Der Segen geht weiter auf Isaak. Das ist das Allerschönste: Wenn Gott durch unser Leben hindurch weiter handelt.
Und da dürfen Sie ungestüm fordern und sagen: Herr, das ist meine Sehnsucht, dass das, was du mir gegeben hast und was ich für dich verwalten durfte, im Leben anderer weitergeht. Das kann man nicht erzwingen, auch nicht mit elterlicher Autorität. Es ist ein Wunder Gottes, wenn er schenkt, dass der Segen in den Kindern, Verwandten, Bekannten oder Kollegen weitergeht.
Gott wirkt das. Abraham wurde der Vater der Glaubenden, für uns alle das eine Vorbild. Das ist doch das Allergrößte: Wenn jemand durch sein Leben wirklich Vorbild sein soll – nicht zum blinden Nachahmen, sondern im besten Sinne, um in seine Fußstapfen zu treten und das aufzunehmen, was er uns hinterlassen hat.
Der Hebräerbrief sagt dazu: Denkt an die Wolke der Zeugen. Da waren Leute wie Abraham. Jetzt lauft doch mit Geduld in dem Kampf, der euch verordnet ist.
Ich weiß, wie schwer es Ihnen wird, seit Sie den schweren Befund kennen, den der Arzt Ihnen eröffnet hat. Ich weiß, wie schwer es ist, in der Einsamkeit zu leben. Aber Sie haben die Wolke von Zeugen um sich.
Lasst uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns verordnet ist! Es ist ein Kampf, dass ich mich in dieser Welt nicht verliere und nicht hängenbleibe – auch nicht an meinem sentimental-wehleidigen Herzen. Das ist eine große Gefahr. Es hemmt uns am meisten im Glauben.
Wir können alle schnell über unsere Empfindsamkeiten weinen, und das ist nicht gut. Wir sollten Härte im Kampf haben und sagen: Herr, ich möchte wie Abraham das Ziel erreichen und zu dir kommen, in die Ewigkeit!
Ich weiß nicht, wie lange der Kampf noch dauern wird, aber ich will dabei sein. Ich will das Ziel nicht verpassen. Ich will es erreichen – laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns verordnet ist! Amen.
Abrahams Vermächtnis
Was hat Abraham eigentlich für Spuren hinterlassen? Zwei weinende Söhne am Grab – das ist schön, wenn Menschen um einen trauern: Isak und Ismael.
Ich habe in Stuttgart auch schon Menschen beerdigt, bei denen ich der Einzige war, der hinter dem Sarg herging. Es waren nicht einmal schulde Nachbarn. Es gibt auch sehr viele Einsiedler, die man wirklich nicht einmal mit Liebe erreichen kann. Es ist schwer, wenn niemand um einen weint.
Wir schauen uns noch einmal an, was in Abrahams Leben los war und welche Spuren er hinterlassen hat. Der Segen geht weiter auf Isaak, und das ist das Allerschönste: Wenn Gott durch unser Leben hindurch weiter handelt.
Man darf ungestüm fordern und sagen: „Herr, das ist meine Sehnsucht, dass das, was du mir gegeben hast und was ich für dich verwalten durfte, im Leben von anderen weitergeht.“ Das kann man nicht erzwingen, auch nicht mit elterlicher Autorität. Es ist ein Wunder Gottes, wenn er schenkt, dass der Segen in den Kindern, Verwandten, Bekannten oder Kollegen weiterlebt.
Gott wirkt das, und Abraham wurde der Vater der Glaubenden, ein Vorbild für uns alle. Das ist doch das Allergrößte, wenn jemand durch sein Leben wirklich ein Vorbild sein kann – nicht zum bloßen Nachahmen, sondern im besten Sinne, um in seine Fußstapfen zu treten und das aufzunehmen, was er uns hinterlassen hat.
Der Hebräerbrief sagt dazu: „Denk an die Wolke der Zeugen.“ Da waren doch Leute wie Abraham. Jetzt laufe mit Geduld in dem Kampf, der dir verordnet ist.
Ermutigung zum Durchhalten im Glaubenskampf
Ich weiß, wie schwer es Ihnen fällt, seitdem Sie den schweren Befund kennen, den der Arzt Ihnen mitgeteilt hat. Ich weiß, wie schwer es ist, in Ihrer Einsamkeit zu leben.
Doch Sie haben die Wolke von Zeugen um sich. Lasst uns mit Geduld laufen in dem Kampf, der uns verordnet ist.
Es ist ein Kampf, mich in dieser Welt nicht zu verlieren und nicht hängen zu bleiben – auch nicht an meinem sentimentalen, wehleidigen Herzen. Das ist eine große Gefahr. Es hemmt uns am meisten im Glauben.
Wir können alle schnell über unsere Empfindsamkeiten weinen, und das ist nicht gut. Wir sollten Härte im Kampf haben und sagen: Herr, lass mich wie Abraham das Ziel erreichen und zu dir kommen in die Ewigkeit!
Ich weiß nicht, wie lange der Kampf noch dauern wird, aber ich will dabei sein. Ich will das Ziel nicht verpassen, ich will es erreichen – mit Geduld laufen in dem Kampf, der uns verordnet ist! Amen!
