Wir wollen heute etwas weiter im Matthäusevangelium voranschreiten. Bevor ich auf den Text beziehungsweise die Texte eingehe, die wir heute näher betrachten wollen, möchte ich etwas zum Kontext sagen. So erhalten wir immer den Zusammenhang dessen, was davor und danach steht, in dem die Texte eingebettet sind, die wir uns genauer anschauen.
In Matthäus Kapitel 10 finden wir den Hinweis auf die Aussendung der Jünger. Im selben Kapitel wird ab Vers 16 auf die Verfolgung der Christen und den Beistand Gottes hingewiesen. Ab Vers 24 geht es um die Kosten der Jüngerschaft. Kapitel 11, Vers 1, stellt die Aufgabe Johannes des Täufers vor. Die Wehrufe über Korazin und Bethsaida finden sich in Kapitel 11, Verse 20 und folgende.
In Kapitel 12 spricht Jesus über seine Stellung zum Sabbat. Ab Vers 14 desselben Kapitels sehen wir verschiedene Heilungen, die Jesus vollzieht. Direkt im Anschluss daran leugnen die Pharisäer, dass diese guten Taten Gottes von Gott kommen. Stattdessen werfen sie Jesus vor, dass diese durch Beelzebub, den Teufel, verursacht seien. Jesus weist darauf hin, dass es eine Sünde gibt, die Verlästerung des Geistes, die nicht vergeben wird.
In Vers 33 finden wir den Hinweis auf den guten Baum, der gute Früchte bringt, und den schlechten Baum, der schlechte Früchte trägt. Kapitel 12, Vers 38, enthält den Hinweis auf den Tod Jesu und das Zeichen des Jona. Ab Vers 46 geht es um die neue Verwandtschaft für diejenigen, die Jesus Christus nachfolgen.
Kapitel 13 beinhaltet die Himmelreichsgleichnisse. Diese beginnen mit dem Gleichnis vom Sämann, gefolgt vom Gleichnis vom Unkraut unter dem Acker, vom Senfkorn, vom Sauerteig, vom verborgenen Schatz, von der kostbaren Perle und vom Netz im Meer. Daran schließt sich Jesu letzter Besuch in Nazareth an, in Kapitel 13, Vers 53.
In Kapitel 14 wird der Bericht über den Tod Johannes des Täufers erzählt. Ab Vers 15 folgt die Speisung der Fünftausend. Danach erfahren wir, dass Jesus auf dem Wasser wandelt, um den in Not geratenen Jüngern entgegenzukommen.
Kapitel 15 behandelt die Gebote im Gegensatz zur Tradition, insbesondere die Auseinandersetzung darüber, ob Geld für den Tempel gegeben oder den Eltern, die versorgt werden sollen, zukommen soll. Außerdem wird deutlich, dass das Reden den Menschen innerlich verunreinigt. Ab Vers 21 begegnet uns die kanaanäische Frau, die zu Jesus kommt und Heilung von ihm erlangt. Kapitel 15, Vers 32, berichtet von der Speisung der Viertausend.
In Kapitel 16 werden die blinden Blindenführer, die Pharisäer, thematisiert. Sie führen das Volk in die Irre, weil sie selbst keine Orientierung haben. Ab Vers 6 werden sie mit Sauerteig verglichen, der alles durchsäuert und so die gesamte Gesellschaft beziehungsweise Gemeinde zerstört.
In Vers 13 des Kapitels 16 folgt das Bekenntnis des Petrus. Jesus fragt, wer er sei und was die Leute über ihn sagen. Petrus antwortet schließlich: „Du bist der Sohn Gottes.“ Vers 17 beschreibt die Vollmacht des Petrus, eine besondere Beauftragung durch Jesus. In Vers 21 gibt es eine weitere Ankündigung des Todes Jesu, und Vers 24 weist erneut auf die Kosten der Jüngerschaft hin.
Kapitel 17 enthält die Verklärungsgeschichte Jesu. Jesus ist mit einigen Jüngern auf dem Berg, wo ihm verschiedene alttestamentliche Propheten erscheinen. Die Jünger möchten am liebsten dort oben bleiben. Im Anschluss heilt Jesus einen mondsüchtigen Besessenen. Ab Vers 22 folgt erneut ein Hinweis auf den Tod Jesu. Vers 24 berichtet schließlich vom Wunder des Geldstücks im Fisch, als Jesus Geld benötigt. Die Jünger angeln einen Fisch, und darin finden sie ein Geldstück.
Kapitel 18 behandelt den Glauben der Kinder als Vorbild für Erwachsene. Ab Vers 7 geht es um das verlorene Schaf und Jesus als den guten Hirten. Ab Vers 15 wird die Zucht in der Gemeinde, also die Gemeindezucht bis hin zum Ausschluss, thematisiert. Kapitel 18, Vers 21, beschäftigt sich mit der Frage der Vergebung.
Im Kapitel 19 folgen Fragen zur Ehescheidung, ab Vers 13 die Kindersegnung, Vers 16 behandelt den reichen Jüngling, und Vers 27 den Lohn der Jüngerschaft. Kapitel 20 enthält das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg.
Ich habe nun einen Überblick über mehrere Kapitel gegeben. Das hängt damit zusammen, dass sich die Texte, die wir heute betrachten wollen, mittendrin in diesen Überlegungen befinden. So haben wir zumindest einmal gehört und darüber nachgedacht, was vorher und nachher kommt und in welchem Zusammenhang das Ganze steht.
Die Herausforderung der Sprache im Glaubensleben
Wir wollen uns heute Gedanken darüber machen, was Jesus zum Thema Sprechen sagt. Dabei geht es darum, wie wir sprechen sollen und wo er uns davor warnt, falsch zu sprechen. Die Bibel warnt häufig davor, unsere Worte oder wie es oft heißt, unsere Zunge nicht falsch zu gebrauchen.
Wenn wir der Bibel glauben, ist das eine der herausforderndsten Aufgaben überhaupt. Vielleicht können wir uns noch beherrschen, uns nicht gegenseitig zu schlagen, zu bestehlen oder andere schlimme Dinge zu tun. Ich hoffe, dass niemand von euch im Speisesaal einem anderen absichtlich ein Bein stellt, nur weil er böse ist oder weil der Nachbar in der Nacht vielleicht zu laut war.
Aber mit der Zunge ist das etwas anderes. Manche haben sie mehr oder weniger unter Kontrolle. Durch Worte können wir Gutes tun, aber eben auch sehr Schlechtes. Es ist schwierig, ein einmal ausgesprochenes Wort zurückzunehmen.
Ihr wisst wahrscheinlich, dass es sich um das dritte Kapitel im Jakobusbrief handelt. Ich möchte einige Verse daraus lesen, ohne viel dazu zu sagen. Wir sollten diese Problematik im Hinterkopf behalten, wenn wir gleich die Stellen aus dem Matthäusevangelium betrachten, die Jesus zu diesem Thema spricht.
Die Macht der Zunge im Jakobusbrief
Kapitel drei im Jakobusbrief
Liebe Brüder, nicht jeder von euch soll ein Lehrer werden. Wisst, dass wir ein umso strengeres Urteil empfangen werden. Denn wir verfehlen uns alle auf vielfältige Weise. Wer sich aber im Wort nicht verfehlt, der ist ein vollkommener Mensch und kann auch den ganzen Leib im Zaum halten.
Wenn wir den Pferden den Zaum ins Maul legen, damit sie uns gehorchen, so lenken wir ihren ganzen Leib. Hier wird ein Vergleich zur Zunge, zur Sprache gezogen: Wenn wir diese beherrschen, können wir auch den ganzen Leib beherrschen.
Siehe auch die Schiffe: Obwohl sie so groß sind und von starken Winden getrieben werden, werden sie doch gelenkt von einem kleinen Ruder, wohin der Führer es will. So ist auch die Zunge ein kleines Glied, das große Dinge anrichtet.
Siehe, ein kleines Feuer zündet einen ganzen Wald an! Auch die Zunge ist ein Feuer, eine Welt voller Ungerechtigkeit. Sie ist unter unseren Gliedern, befleckt den ganzen Leib, zündet die ganze Welt an und wird selbst von der Hölle entzündet.
Denn jede Art von Tieren, Vögeln, Schlangen und Seetieren wird gezähmt, und zwar vom Menschen. Aber die Zunge kann kein Mensch zähmen. Sie ist ein unruhiges Übel, voll tödlichen Gifts.
Mit ihr loben wir den Herrn, unseren Vater, und mit ihr fluchen wir den Menschen, die nach dem Bild Gottes gemacht sind. Aus einem Mund kommt Lob und Fluch – das soll nicht so sein, liebe Brüder.
Lasst auch die Quelle aus einem Loch süßes und bitteres Wasser fließen? Das kann nicht sein. Ebenso kann ein Feigenbaum keine Oliven tragen und ein Weinstock keine Feigen. So kann auch eine salzige Quelle kein süßes Wasser geben.
Direkt danach, damit wir nicht zu frustriert sind, wird der Hinweis gegeben: Wenn wir merken, dass wir es nicht schaffen, sollen wir Gott um Weisheit bitten. Er hilft uns, richtig mit unserer Zunge umzugehen.
Soweit nur zur Einleitung, also sozusagen zum Hintergrund, zur Gefahr, die uns deutlich vor Augen geführt wird, was wir mit unserer Sprache falsch tun können.
Die Aufforderung zum mutigen Zeugnis in schwierigen Zeiten
Wir wollen uns nun einige Stellen anschauen und beginnen dabei mit Matthäus 10,16-20.
Matthäus 10,16-20:
„Siehe, ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Darum seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie die Tauben. Hütet euch aber vor den Menschen, denn sie werden euch den Gerichten überantworten und euch in ihren Synagogen geißeln. Man wird euch vor Statthalter und Könige führen, um meinetwillen, ihnen und den Heiden zum Zeugnis.
Wenn sie euch nun überantworten, so sorgt nicht darum, wie oder was ihr reden sollt. Denn zu der Stunde wird euch gegeben werden, was ihr reden sollt. Nicht ihr seid es, die da reden, sondern der Geist eures Vaters ist es, der durch euch redet.“
Soweit bis dahin.
Vertrauen auf die Führung des Heiligen Geistes beim Zeugnis
Rede mehr, denn Jesus Christus führt dich – oder, wenn wir es wörtlich nehmen, der Heilige Geist führt dich. Hier werden wir ausdrücklich aufgefordert, gerade nicht zu schweigen in Augenblicken, in denen Rechenschaft von uns über den Glauben gefordert wird, der in uns wohnt. So wie wir auch im ersten Petrusbrief aufgefordert werden, jedem, der Rechenschaft von uns fordert, diese zu geben.
Das bedeutet: Wo Menschen von uns etwas über den Glauben hören wollen, sollen wir es aussprechen. Sei es vor Gericht, wo wir uns in einer dramatischen Situation befinden, oder bei den Synagogen. Diese sind ja das Haus Gottes der Juden, in dem Gottesdienste gefeiert wurden, aber auch religiöse Gerichte abgehalten wurden. Dort werden wir aufgefordert, nicht den Mund zu halten. Allerdings gibt es eine Einschränkung: Wir dürfen nicht einfach das sagen, was uns gerade in den Sinn kommt. Stattdessen sollen wir uns Gott zur Verfügung stellen und dem Heiligen Geist in uns Raum geben, damit auch das herauskommt, was Gott durch uns sagen will.
Es kann tatsächlich sein, dass der eine oder andere von uns bereits erfahren hat, dass Gott uns gebrauchen kann, wenn wir bereit sind, uns von ihm führen zu lassen. Dann bewirkt Gott Frucht, und das, was wir sagen, kommt bei den Menschen an. Sie verstehen plötzlich, was wir vermitteln wollen.
Manchmal scheuen wir uns, darauf zu achten, vielleicht weil wir zu viel Angst haben. Stellen wir uns vor, wir stehen vor einem Gericht, und jemand fragt uns: „Bist du Christ oder nicht?“ Vielleicht überlegen wir innerlich noch, ob wir treu zu Jesus stehen sollen. Oder wir denken: „Petrus hat auch verleugnet, also kann ich das vielleicht auch.“ Vielleicht ist es gar nicht so schlimm, dass uns jemand mit dem Tod bedroht. Es kann auch sein, dass wir einfach mit einem Nachbarn, einem Arbeitskollegen oder einem Schulfreund zusammen sind, und dieser fragt uns nach unserem Glauben. Uns ist es peinlich, darüber zu sprechen.
Oder wir wissen eigentlich, dass Gott uns drängt, etwas zu sagen, aber wir tun es nicht. Vielleicht aus Angst vor Menschen, vielleicht weil wir denken, dass wir sprachlich nicht begabt genug sind, oder weil es schöner ist, sich mit Freunden zu treffen, anstatt mit Menschen, die den Glauben in Frage stellen. Da können wir uns alle auf die Schulter klopfen und uns freuen, dass wir doch alle derselben Meinung sind.
Manchmal fühlen wir uns auch einfach zu gestresst, haben den Kopf voller anderer Dinge und achten nicht darauf, obwohl wir es eigentlich wissen oder zumindest zu wissen meinen: Menschen ohne Jesus Christus gehen für ewig verloren. Vielleicht ist es ähnlich wie bei Mose, der sagte: „Ich kann nicht sprechen.“ Bei Mose wurde Aaron an seine Seite gestellt, doch später konnte Mose sehr wohl sprechen. Vielleicht wollte er sich nur aus der Affäre ziehen.
Wir sagen vielleicht: „Ich weiß nicht, was ich sagen soll, ich habe selbst Zweifel im Glauben, ich denke nicht daran, oder ich lebe nicht wirklich als Christ, und deshalb ist es mir peinlich, über etwas zu sprechen, das mein Leben nicht widerspiegelt.“ Aber das genügt nicht. Jesus sagt hier nicht: „Ich verstehe das, schweige lieber in so einer schlimmen Unterdrückung.“ Oder: „Es kommt nicht so darauf an, wenn du mal etwas Falsches sagst.“ Nein, hier wird uns direkte Hilfe von Gott zugesprochen.
Er ist es, der hier aktiv wird. Er führt uns in solche Situationen hinein. Es ist kein Zufall, kein Unglücksfall, dass wir nun über unseren Glauben sprechen sollen und dass Menschen uns infrage stellen oder sogar bedrängen. Das ist eine Situation, in die Gott uns hineingebracht hat. Er bereitet auch die Menschen vor, mit denen wir sprechen werden – innerlich und äußerlich – auf das Gespräch, in das wir hineinkommen.
Letztendlich macht er uns bereit, das zu tun. Er gibt uns das Wissen über sein Wort und seinen Willen, wenn wir vorher in der Bibel lesen. Denn in vielen Fällen erinnert uns der Heilige Geist an das, was Jesus gesagt hat. Und wo lesen wir, was Jesus gesagt hat? In der Bibel. Das bedeutet, wir können uns auf solche Gespräche vorbereiten, indem wir uns innerlich mit dem Wort Gottes auseinandersetzen und uns darauf einstellen.
Darüber hinaus gehört auch das Vertrauen auf die Führung des Heiligen Geistes dazu, damit wir im Gespräch das sagen können, was Gott möchte, dass gesagt wird. Ich weiß nicht, ob Sie das schon einmal erlebt haben, aber mir ging es in verschiedenen Situationen immer wieder so, dass ich gemerkt habe, dass Gott das geleitet hat.
Ein Beispiel: Ich sprach einmal an einer Haustür mit einem Mann, der mir sagte, er glaube gar nicht daran, dass es etwas gebe, das man nicht sehen kann. Er glaube nur an das, was man sieht. Es hätte viele Möglichkeiten gegeben, darauf zu antworten. Es wäre nicht schwer gewesen, ein Beispiel zu finden, das zeigt, dass das nicht stimmt. Aber manchmal ist die Wahl des Beispiels wichtig und für die Person entscheidend.
In diesem Moment hatte ich den Eindruck, ich sollte das Beispiel der Radiowellen erwähnen. Ich fragte: „Wie ist das mit den Radiowellen? Die können Sie ja auch nicht sehen. Sind sie dann nicht da?“ Und der Mann antwortete: „Doch, die sind da, und ich kann sie am Radio empfangen.“ Das war genau die Antwort, die ich brauchte. Denn danach konnte ich ihm erklären, dass es auch Möglichkeiten gibt, das Reden Gottes in unserem Leben festzustellen und dass wir in der Bibel Hinweise darauf finden.
Dieses Beispiel war genau passend für diese Person, denn der Mann war Radio- und Fernmeldetechniker. Das war direkt aus seiner Lebenswelt.
Ein anderes Gespräch begann zunächst ablehnend. Ein junger Mann lehnte aus dem Fenster im ersten Stock und sagte: „Ich habe keine Zeit, ich muss lernen, bald ist Abitur.“ Ich stellte ihm ein paar Fragen. Es stellte sich heraus, dass er sich mit bestimmten Fragen beim Lernen beschäftigte. Plötzlich entwickelte sich ein Gespräch von etwa eineinhalb Stunden. Währenddessen dachte ich die ganze Zeit: Hoffentlich sieht er ein, dass es besser ist, nach unten zu kommen. Obwohl er keine Zeit hatte, nahm er sich diese Zeit, um sich das Evangelium anzuhören.
Auch hier hatte ich das Gefühl, dass Gott mir die richtigen Fragen in den Sinn gab, die ich diesem jungen Mann stellen konnte. So zeigte er Interesse. Es ist oft so: Wir müssen uns vom Heiligen Geist führen lassen. Häufig benutzt er Dinge, die wir in der Bibel gelesen und gehört haben, und erinnert uns im richtigen Moment daran. Mit diesem Vertrauen sollten wir in solche Situationen hineingehen.
Wir sollten uns von den Gedanken Gottes prägen lassen, Mut und Bereitschaft zum Gespräch haben und vielleicht schon vorher dafür beten, für das Gespräch, in das wir hineinkommen. So können wir eine Situation erkennen, in der Gott uns gebrauchen und führen will.
Wenn wir dieses Vertrauen haben, können wir ein Gespräch beginnen – auch ohne vollkommen selbst perfekt zu sein. Du musst nicht auf jede Frage eine Antwort haben. Menschen, die auf alles eine Antwort haben, wirken oft skeptisch. Wenn du mit jemandem auf der Straße sprichst, der auf alles eine Antwort hat, ist er entweder ein Fanatiker oder ein Genie. Da es nicht viele Genies gibt, ist es wahrscheinlich eher ein Fanatiker.
Wir können nicht auf alles eine Antwort geben, und das müssen wir auch nicht. Wir können das ehrlich eingestehen. Gott will die Antworten geben. Aber wir können darauf vertrauen, dass wir vieles beantworten können, wenn wir uns Gott anvertrauen.
Wir brauchen uns nicht in die Defensive drängen zu lassen, sondern können Gott die Chance geben, sich zu zeigen. Wir sollten uns auf den anderen einstellen und uns nicht für unseren Glauben entschuldigen müssen. Es reicht nicht, zu sagen: „Ich bin Christ.“ Oder zu erzählen, was man am letzten Sonntag gemacht hat, während der andere von seinen Aktivitäten erzählt. Dann ist man vielleicht froh, ein Zeugnis gegeben zu haben, aber der andere kommt dadurch nicht zum Glauben.
Wenn ich sage, dass ich in die Kirche gehe, empfindet die andere Person das oft als abschreckend und geht selbst nicht hin. Es muss mehr sein. Wir müssen den Mut haben, frei und offen über den Glauben zu sprechen. Das kann eine große Hilfe sein.
Mich hat es sehr beeindruckt, als wir vor einigen Jahren in die USA reisen konnten. Dort haben wir eine junge Frau mitten auf der Straße kennengelernt. Das war noch eine gefährliche Sache. Wir waren im Süden Kaliforniens, in San Diego, und waren deutsche Verhältnisse gewohnt. Wir hatten unser Auto abgestellt und wollten zu Fuß in die Innenstadt gehen. Die Leute an der Rezeption hatten uns schon gesagt, dass man besser mit dem Auto fahren sollte.
Wir gingen trotzdem zu Fuß und bemerkten seltsame Häuser, in denen die Leute wohnten. Dann hörten wir lautes Singen aus einem ziemlich verfallenen Haus. Wir gingen hinein und fanden eine kleine Gemeinde, die sich dort versammelt hatte. Dort feierten wir den Abendgottesdienst und nahmen an ihrer Bibelstunde teil.
Wir lernten eine junge Frau kennen, die uns später sagte, dass sie uns zunächst für Obdachlose gehalten hatte. Das lag daran, dass in dieser Gegend am Abend normalerweise nur Obdachlose oder Kriminelle auf der Straße sind. Die anderen fahren mit dem Auto. Es war also eher ein Slumviertel, und wir waren froh, nicht überfallen worden zu sein.
Was haben wir mit dieser Frau am nächsten Morgen gemacht? Wir gingen mit ihr am Strand entlang. Sie trug uns mitten unter den Menschen, es waren Hunderte da, frei ein Gedicht vor, in dem sie erzählte, was ihr Jesus Christus bedeutet. Ich sagte: „Wow, so etwas wäre in Deutschland kaum vorstellbar.“ Könnt ihr euch vorstellen, so etwas in Norderney? Alle liegen da, und jemand trägt laut ein Gedicht vor und singt etwas, das ihm auf dem Herzen liegt – nicht in einer großen Gruppe, sondern allein? Das ist eine Form von Freimütigkeit.
Ich will mich von Gott gebrauchen lassen, auch wenn es mir peinlich erscheint, einfach frei über den Glauben zu reden.
Ein anderes Mal mussten wir günstig übernachten und waren in einer Studentenunterkunft. Am Morgen kam plötzlich eine Frau auf uns zu, die uns gar nicht kannte. Sie sprach uns an: „Wollt ihr heute Abend nicht in den Gottesdienst kommen?“ und sprach auch andere an. Wir gingen hin. Es war eine Indianergemeinde, in der sich nur Indianer trafen.
Auch das war eine schöne Erfahrung, frei vom Glauben zu sprechen, wenn Gott uns dazu auffordert.
Ich glaube, das ist etwas, was wir lernen können.
Lasst uns deshalb mitnehmen: Rede mehr, denn Jesus Christus führt dich in diesen Situationen. Rede mehr.
Die Verantwortung für jedes gesprochene Wort
Natürlich bleiben wir nicht dabei stehen, sondern gehen zum nächsten Abschnitt über. Den überschreibe ich dann gleich mit „Rede weniger“, denn du bist für jedes Wort verantwortlich. Das steckt auch darin, was uns Jesus über unsere Sprache und über unser Reden weitergeben will.
Das finden wir nämlich in Matthäus 12,33-37. Dort hat Jesus noch etwas über das Sprechen zu sagen. Matthäus 12,33-37: Rede weniger, denn du bist für jedes Wort verantwortlich, das du sagst.
Ich lese zuerst einmal den ersten Vers: „Nehmt an, ein Baum ist gut, so wird auch seine Frucht gut sein, oder nehmt an, ein Baum ist faul, so wird auch seine Frucht faul sein, denn an der Frucht erkennt man den Baum.“
Die Bedeutung der inneren Wurzel für das äußere Verhalten
Hier wird uns deutlich vor Augen geführt, dass es ein Entweder-oder gibt. Es geht nicht um einzelne Handlungen. Es wird nicht gesagt, dass es vielleicht überwiegend gute oder überwiegend schlechte Früchte gibt. Stattdessen wird pauschal festgestellt, dass es darauf ankommt, wie wir reden. Denn später wird klar, dass es hier um das Reden geht, nicht um gute Werke oder Ähnliches, sondern um die Sprache, um das, was wir sagen.
Wenn wir das berücksichtigen, geht es um das Allgemeine, wie wir sprechen. Es geht nicht um eine einzelne Tat, bei der wir immer wieder neu entscheiden müssen. Vielmehr ist die Frage: Was ist die Wurzel, aus der das Ganze wächst, was wir sprechen? Ist da eine gute Wurzel oder eine böse Wurzel? Das können wir an der Frucht erkennen. Wir müssen nicht an den Früchten herumdoktern.
Wenn wir merken, dass aus uns immer nur Schlechtes hervorkommt, lauter schlechte Früchte, dann müssen wir unsere Wurzel überprüfen. Zuerst sollten wir uns fragen: Bin ich überhaupt wiedergeboren durch Jesus Christus? Wie steht es um den Heiligen Geist, der mich führt und bewahrt vor mancher Sünde? Wie sehr bin ich Jesus Christus ausgeliefert? Lebe ich mein geistliches Leben nur oberflächlich? Vielleicht schlage ich alle vierzehn Tage einmal meine Bibel auf, schaue dann nach den Losungen, und da steht dann irgendetwas. Oder ich schlage nach dem Zufallsprinzip auf – das kennt ihr ja auch – und dann lese ich zum Beispiel: „Er ging hin und erhängte sich“. Derjenige, der das macht, will das natürlich nicht so gern, also schlägt er weiter auf und liest an einer anderen zufälligen Stelle: „Gehe hin und tue dasselbe.“ Was macht man dann? Zwei Verse, die beide in der Bibel stehen, aber so soll man mit der Bibel nicht umgehen. Wir sollen uns tief von ihr prägen lassen.
Das ist eben die Frage der Wurzel: Woraus kommt das alles, was aus meinem Mund hervorsprudelt und was sich in meinen Gedanken bewegt? Ist das eher böse, feindlich, kritisch allen anderen gegenüber? Oder ist es eher positiv, aufbauend, sanftmütig und so weiter? Deshalb wird hier darauf hingewiesen: Die Früchte sind nur ein Zeichen davon. Wenn wir die Früchte abschneiden und stattdessen schöne Früchte an den Baum anbinden, hilft das nichts. Es werden immer wieder die alten Früchte herauskommen. Wir können noch so viel Kosmetik betreiben, das funktioniert nicht.
Wir werden hier nicht aufgefordert, uns irgendein Psycho-Training einzubilden, wie NLP oder Neurolinguistisches Programmieren. Ich bilde mir dann möglichst lange etwas ein, und dann klappt das schon. Es gibt ja solche Suggestionskassetten: Wenn du Minderwertigkeitskomplexe hast, also wenn du dich nicht schön fühlst, kaufst du dir welche mit Meditationsmusik im Hintergrund. Dort wird leise gesagt: „Du bist schön, du bist schön, du bist schön.“ Wenn du das den ganzen Tag hörst, kannst du nichts anderes mehr denken als „Ich bin schön, ich bin schön.“ Aber so funktioniert das in der Bibel nicht.
Hier geht es nicht darum, die Früchte zu verändern, sondern die Wurzel. Der Baum muss verändert werden, und dann verändern sich auch die Früchte. Nicht, dass ich die Realität verleugne, sondern dass ich die Realität erst einmal wahrnehme.
Dann finden wir jetzt Vers 34: „Ihr Schlangenbrut, wie könnt ihr Gutes reden, die ihr böse seid? Wes des Herzens voll ist, geht der Mund über.“
Die Verbindung von Herz und Sprache
Gerade vorher haben wir gesehen, wie die Sünde gegen den Heiligen Geist thematisiert wurde, und davor eine Heilung durch Jesus. In diesem Zusammenhang sehen wir nun die Pharisäer, die sagen: Nein, das, was Jesus tut, kommt vom Teufel.
Jesus antwortet darauf: „Was wundert ihr euch eigentlich? Euer Herz ist schlecht, und deshalb könnt ihr nur solche schlechten Dinge sagen, wie ihr gerade gesagt habt.“ Das ist der direkte Zusammenhang. Die Pharisäer werden wahrscheinlich vor Wut übergeschäumt sein, denn sie dachten, sie hätten Jesus endlich festgenagelt, indem sie ihm vorwarfen, dass seine Wunder nicht von Gott seien. Doch Jesus ärgert sich nicht darüber. Er sagt nur ganz einfach: Schaut, was ihr sagt. Daraus sieht man ganz deutlich, was in eurem Herzen ist.
Das bedeutet natürlich, dass, wenn sie Jesus den Teufel vorwerfen, genau das in ihrem Herzen ist. Das richtet sich in erster Linie an die Pharisäer, ist aber auch eine Herausforderung für uns alle als Christen. „Wes das Herz voll ist, geht der Mund über.“ Hier erkennen wir wieder die Reihenfolge: Zuerst muss unser Herz von Jesus Christus erfüllt sein, von der Freude an Jesus. Dann wird es für uns kein großes Problem mehr sein, fröhlich nach außen zu sprechen.
Wenn wir uns jedoch immer nur um unsere eigenen Sorgen drehen, nur um uns selbst, um die Probleme und die Schlechtigkeit der Menschen, und uns mit Selbstmitleid beschäftigen, dann ist es klar, dass wir auch hauptsächlich darüber sprechen werden. Es kommt also darauf an, dass wir unser Herz neu füllen – auch in der Sicht auf andere Menschen. Wir sollten nicht zuerst Kritiker in ihnen sehen, diejenigen, die böse zu uns sind oder uns etwas Böses tun wollen, oder die verdorben sind. Wenn wir das tun, werden wir nur darüber reden, wie schlecht alle Menschen sind. Das hilft aber anderen nicht weiter.
Vielmehr sollten wir in den anderen manchmal auch das Potenzial sehen, das Gott in sie hineingelegt hat. Wir sollten Menschen aus der Sicht Gottes sehen, so wie Jesus liebevoll den bösesten Menschen begegnen konnte. Das ist möglich, wenn das Herz voll davon ist.
Jesus sagt zu den Pharisäern sogar relativ radikal: „Ihr Schlangenbrut!“ Ich persönlich würde so etwas in einer Predigt nie verwenden, aber Jesus sagt es hier ganz deutlich. Wir verstehen das erst richtig, wenn wir darüber nachdenken, was die Schlange symbolisiert. Die Schlange ist ein Zeichen für den Teufel. Im Alten Testament sehen wir, wie der Teufel die Schlange benutzt, um Eva zu verführen. Im Neuen Testament wird der Teufel manchmal als „alte Schlange“ bezeichnet.
Natürlich ist nicht jede Schlange selbst der Teufel. Wenn ihr draußen eine Blindschleiche seht, die biologisch keine Schlange ist, sondern nur so aussieht, braucht ihr keine Angst zu haben. Der Teufel benutzt nur das Lebewesen als Symbol. Die Schlange ist nicht gleich der Teufel, das ist verständlich. Im ersten Buch Mose sehen wir sogar eine Schlange, die redet – etwas, das in der Realität nicht vorkommt. Diese Schlange ist also vom Teufel besessen oder wird von ihm gebraucht.
Kurz wollen wir einmal hineinschauen. Im Matthäusevangelium lesen wir in Kapitel 3, Vers 7: „Als nun viele Pharisäer und Sadduzäer zu seiner Taufe kamen, sprach er zu ihnen: Ihr Schlangenbrut, wer hat euch gewiss gemacht, dass ihr dem zukünftigen Zorn entrinnen werdet?“ Hier wird den Pharisäern ganz deutlich „Schlangenbrut“ gesagt.
Ein ähnlicher Ausdruck findet sich auch in Matthäus 23, Vers 33: „Ihr Schlangen, ihr Otternbrut, wie wollt ihr der höllischen Verdammnis entrinnen?“ Auch hier wird klar darauf hingewiesen, dass Schlange mit Teufel, mit Bösem verbunden ist. Die schlechte Wurzel bringt eben auch das Schlechte hervor.
Letztendlich geht es um das Herz. Dabei ist nicht das anatomische Herz gemeint, also die Blutpumpe im Körper, sondern das Herz steht in der Bibel für das innerste Selbstbewusstsein, den innerlichen Willen des Menschen. Es ist der Ort, an dem wir empfinden, denken und Entscheidungen treffen.
Wovon das Herz geprägt ist, davon wird auch unser Mund voll sein. Hier handelt es sich noch nicht um eine Mahnung, sondern um eine Diagnose. Die beiden Stellen sind eine Diagnose: Schaut darauf, was in eurem Herzen ist, und schaut darauf, was ihr sagt oder welche Früchte ihr bringt. Dann werdet ihr erkennen, wo eure Wurzel ist und zu welchem Baum ihr gehört.
Ein guter Mensch bringt Gutes hervor aus dem guten Schatz seines Herzens, ein böser Mensch bringt Böses hervor aus dem bösen Schatz seines Herzens. Das ist eine Bestätigung dessen, was wir schon vorher gelesen haben.
Beim Schatz ist das Ergebnis allen Strebens des Menschen gemeint, nicht ein Geldschatz oder Ähnliches. Es geht um das, was im Innersten des Menschen verwahrt ist und sich im Leben zeigt.
Die Verantwortung vor Gott für jedes Wort
Und jetzt die wichtige Aussage Jesu: Ich sage euch aber, dass die Menschen Rechenschaft geben müssen am Tag des Gerichts von jedem nichtsnutzigen Wort, das sie geredet haben.
Das ist eine sehr starke Aussage. Das Wort „nichtsnutzig“ ist hier im Griechischen überliefert und lautet „aergos“. „Ergon“ bedeutet eigentlich „Tat“, und „aergos“ als Beschreibung dieses nichtsnutzigen Wortes, also als Adjektiv, bedeutet so viel wie „ohne Tat“, also jemand, der nichts hervorbringt oder zumindest nichts Gutes hervorbringt. Manche Worte, die wir einfach aussprechen, sind sinnlos. Sie vergehen irgendwo im Nichts und es bleibt nichts mehr davon übrig.
Rein physikalisch ist es ja so, dass die Stimme durchaus weitergetragen wird, zumindest wird sie immer leiser und leiser, aber da bleibt immer noch etwas davon erhalten. Bei Gott bleibt es sowieso erhalten, also werden wir das irgendwann mal anhören können. Aber das nichtsnutzige Wort hat keinen Nutzen, es bringt niemanden voran, es bringt uns nichts und auch niemand anderem. Über diese Worte werden wir Rechenschaft ablegen müssen.
Das Wort „aergos“ wurde im Griechenland auch in Israel benutzt, um einen unfruchtbaren Baum, ein Brachfeld oder einen Sabbat ohne Arbeit zu bezeichnen. Es geht also darum, wenn wir sprechen, ohne über unsere Worte nachzudenken. Wenn es nicht darum geht, dass wir eine sorgfältig vorbereitete Rede halten, so wie ein Politiker. Wenn Politiker eine Rede ablesen, dann ist da kein unnützes Wort, denn sie überlegen genau, was sie sagen. Aber das ist nicht das, was aus ihrem Herzen herauskommt. Das kommt heraus, wenn ein Journalist plötzlich eine unerwartete Frage stellt. Dann hört man, was sie eigentlich wirklich denken.
Sonst lügen sie uns ja alles vor. Sie sagen, der mündige Wähler entscheide alles. Wenn man aber sieht, was auf den Plakaten vor irgendeiner Wahl steht, denkt man, sie halten die Wähler für blöd. Da steht zum Beispiel „Mit uns in die Zukunft“ oder „Wählen Sie die Farbe der Zukunft“ oder so etwas. Und dann lächelt jemand vom Plakat, man weiß gar nicht, was der eigentlich will. Und er meint, dadurch wählt man ihn. Eigentlich halten sie alle die Wähler für blöd, sagen es aber nicht. Bei Stammtischgesprächen wird das natürlich gesagt: Die Wähler brauchen sowieso nichts erzählt, das Parteiprogramm liest sowieso niemand. So sind dann auch die Slogans, die sind alle austauschbar und gleich. Die überlegt sich kein Politiker, sondern nur ein Werbestratege, weil den Politikern das total egal ist. Denn das, was da drinsteht, sagt sowieso nichts aus. Auf solchen Plakaten steht eigentlich nichts. Deshalb könnte man auch weiße Plakate aufhängen.
Daran merkt man, dass es eben nicht darum geht, dass etwas wohlgesetzt ist, sondern das, was man eigentlich meint, das ist hier auch mitgesagt. Es geht nicht um Heuchelei, sondern um das, was zuhause gesagt wird. Dort, wo jemand plötzlich unbeherrscht, reizbar, launisch, sarkastisch oder mit allem unzufrieden ist, dort, wo er Schaden anrichtet durch seine Sprache, durch das, was er sagt.
Jesus sagt uns hier: Erkennt euer Herz, macht euch nichts vor. Versucht nicht, nach außen eine perfekte Sprache, perfekte Worte zu setzen. Das ist ja gut, wenn ihr das tut, damit ihr nicht alle ärgert. Aber eigentlich ist das Problem nicht bewältigt.
Wenn ihr jetzt irgendwelche gesundheitlichen Probleme habt, zum Beispiel eine Krankheit, dann helfen kosmetische Übungen nicht. Wenn ihr Hautkrebs habt und schwarze Stellen seht, sagt ihr vielleicht: „Ach, da mache ich ein bisschen Make-up drauf, schon ist alles in Ordnung.“ Das hilft nicht. Die Bibel sagt: Du musst dir deine Diagnose erst einmal annehmen und dann eine adäquate Behandlung durchziehen. Die adäquate Behandlung heißt: Dein Herz muss behandelt werden.
Wir müssen ehrlich zu unserem Herzen sein. Wir müssen eine Diagnose an uns herankommen lassen und nicht einfach sagen: „So bin ich halt, so bin ich halt geboren, ich bin halt zornig, und das ist einfach so, Jesus muss damit leben.“ Das steht in der Bibel nirgends. Dort steht vielmehr, dass wir damit leben müssen, verurteilt zu werden vor dem Gericht Gottes. Damit müssen wir leben.
Das heißt: Lass dich lieber verändern von dem, was du sprichst. Ein nutzloses Wort ist nicht neutral, sondern letztlich heillos (Psalm 14,1; Richter 19,23). Es ist das Verhalten eines Toren, der sich nicht beherrschen kann und unüberlegt, wie wir hier lesen, bis zur Lästerung des Heiligen Geistes plappert. Das ist eine ungeheure Verantwortung, vor der wir stehen.
Nun sagen vielleicht einige zu Recht: Wenn wir Johannes 5,24 anschauen, was steht denn da? Dort finden wir nämlich etwas im Zusammenhang mit dem Gericht, und einigen ist das vielleicht schon in Erinnerung gekommen. Dort steht, dass wir gar nicht ins Gericht kommen.
Johannes 5,24: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern ist vom Tod zum Leben hindurchgedrungen.“
Da steht, wir kommen gar nicht ins Gericht hinein. Also können wir fröhlich darauf losplappern, es kommt gar nicht auf unsere Worte an. Halt, so einfach ist es nicht. In der Bibel gibt es verschiedene Arten von Gerichten. Es gibt das Gericht, in dem die Heiden verurteilt werden, den großen weißen Thron, den wir in der Offenbarung lesen. Wir lesen sogar, dass wir als Christen mit als Richter auftreten werden (Offenbarung 3,21; 1. Korinther 6,2).
Allerdings lesen wir auch, und da möchte ich nur zwei Stellen stellvertretend vorlesen, die uns deutlich vor Augen führen, dass wir in ein Preisgericht hineinkommen. Wir werden auch Rechenschaft ablegen müssen für das, was wir tun und sagen, auch als Christen. Und wir kommen nicht ungeschoren davon.
Nur in diesem Gericht geht es nicht darum, ob wir errettet werden oder nicht. Gerettet werden wir schon, aber es kommt darauf an, wie. Gerettet werden wir nicht dadurch, dass wir viele fromme Worte sagen. Gerettet werden wir durch die Gnade und Vergebung Jesu.
Im 1. Korinther 3,10 und folgende lesen wir: „Ich habe den Grund gelegt als ein weiser Baumeister, und ein anderer baut darauf. Jeder aber sehe zu, wie er darauf baut. Denn niemand kann einen anderen Grund legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“
Und weiter in Vers 13: „So wird nun das Werk eines jeden offenbar werden; denn der Tag des Gerichts wird es offenbaren, weil es mit Feuer geprüft wird, und wie das Feuer die Qualität eines jeden Werkes zeigen wird. Wenn jemandes Werk bleibt, das er darauf gebaut hat, wird er Lohn empfangen. Wenn aber jemandes Werk verbrennt, wird er Schaden erleiden; er selbst wird aber gerettet werden, doch wie durchs Feuer hindurch.“
Das ist an Christen gerichtet. Hier finden wir deutlich den Hinweis, dass wir vor Gott Verantwortung ablegen müssen für unsere Worte und Taten. Und danach wird gerichtet, welchen Lohn wir im Himmel bekommen. Wie der im Einzelnen aussieht, ob jemand dann etwas näher bei Jesus sitzt oder etwas weiter entfernt, wird uns im Detail nicht gesagt.
Aber wir finden auch andere Verse im Neuen Testament, die uns immer wieder vor Augen führen, dass wir ins Gericht kommen. So auch 2. Korinther 5,10: „Denn wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi, damit jeder seinen Lohn empfange für das, was er getan hat im Leib, es sei gut oder böse.“
Hier wird deutlich gesagt, es geht nicht darum, dass wir verloren gehen, aber wir stehen ganz nackt möglicherweise vor Jesus, weil all das, worauf wir Wert gelegt haben, all das, was wir gesagt haben, vergehen wird.
Ein Beispiel ist der Redemüll, der die Atmosphäre verseucht. Wir leben in einer Zeit, in der endlos geredet wird. Irgendjemand hat immer etwas zu sagen. Schaut euch nur Talkshows an. Wenn ihr einen ganzen Nachmittag Talkshows geschaut habt, wisst ihr nicht mehr, in was für einer Welt wir leben. Dann denkt ihr, wir leben in einer Welt von Verrückten.
Dort sind oft nur Ausnahmeerscheinungen von Menschen, die zum Beispiel verliebt sind in ihren Kühlschrank oder Bierdeckel sammeln und ihre Wohnung damit ausstaffiert haben. Oder andere, die nur mit dem Kopf im Sand schlafen. Man hat den Eindruck, es sind nur Verrückte in Deutschland, die dort interviewt werden.
Und es wird viel Unsinn geredet. Viele Menschen können es gar nicht mehr ruhig haben. Blaise Pascal, obwohl er ohne Radio aufgewachsen ist, hat schon gesagt: Die Menschen können nicht allein mit sich selbst sein, weil sie dann merken, wie leer und hohl sie eigentlich sind. Deshalb müssen sie immer reden, Gemeinschaft haben.
So ist es auch heute. Immer muss ein Radio laufen, immer Musik oder das Fernsehgerät. Meine Schwiegereltern sind so: Immer läuft irgendwo das Fernsehgerät, beim Essen, beim Unterhalten, immer muss es laufen. Das finde ich schlimm.
Das ist dieser Redemüll. Da sollten wir vielleicht ein bisschen an die Mönche denken. Die Mönche hatten das so geregelt, dass es in einem Raum im Kloster nur eine Stunde am Tag Redeverbot gab, sonst Schweigegebot. Man wollte sich darauf ausrichten, mit Gott zu sprechen, nicht nur mit Menschen. Dort wird viel Überflüssiges geredet.
Auch beim Essen war es so. Wir könnten das heute an der Bibelschule machen: Einer liest aus den Ordensregeln oder der Bibel vor, und die anderen schweigen und essen. Besser, kein unnützes Wort zu sagen und auf das Wort Gottes zu hören, als sich mit unnützen Worten selbst und anderen Schaden zuzufügen und dann noch Gericht zu fürchten.
Was ist noch schlecht? Wir reden manchmal, wo nicht geredet werden soll. In der Ehe sind wir still, wo geredet werden sollte. Wie wir lesen: „Lasst die Sonne nicht untergehen über eurem Zorn.“ Da sollten wir manchmal sagen: „Entschuldige, es tut mir leid.“ Das tun wir aber nicht, und das ist auch Sünde.
Sünde ist nicht nur, was wir sagen, sondern auch eine Unterlassungssünde, wenn wir nicht sagen, was wir sagen sollten. Zu unseren Kindern, die wir ermahnen sollten, im Geschäft, wo wir ein klares Wort sagen müssten wegen unlauteren Praktiken, in der Politik: Wo sind die Christen, die öffentlich Stellung beziehen, so dass es hörbar ist, gegen Abtreibung und ähnliches?
Wir haben uns schon daran gewöhnt. Realisieren wir noch? Ich glaube, in Deutschland sind inzwischen mehr Kinder durch Abtreibung gestorben als deutsche Soldaten im Zweiten Weltkrieg. Realisieren wir das überhaupt noch? Jährlich etwa zweihunderttausend Massenmorde nur in Deutschland.
Sogar üble Nachrede gibt es manchmal bei Christen. Da heißt es: „Weißt du, was der für ein Problem hat? Ich sage dir das nur als Gebetsanliegen, aber du darfst es nicht weiter sagen.“ Mit der Zeit weiß es jeder, nur die betreffende Person nicht, wie schlimm es ihr geht und welche Probleme sie hat. Üble Nachrede ist Sünde, und auch dafür werden wir Verantwortung ablegen müssen.
Lügen, Halbwahrheiten, also halbe Lügen, bei denen der andere vielleicht annimmt, dass er so reagieren soll, wie wir es wollen. Zum Beispiel: „Hast du mein Geld genommen?“ „Nein, habe ich nicht genommen. Aber jemand anders hat das Portemonnaie genommen und mir in die Hand gegeben.“ „Also habe ich es in der Tasche.“ „Ich habe es nicht genommen, jemand anders hat es mir gegeben.“ Ist das die Wahrheit? Nein, denn ich habe es genommen. So gibt es manchmal Christen, die haarscharf an der Wahrheit vorbeischrammen. Dem Geist entsprechend ist das eine Lüge, auch wenn es nicht hundertprozentig falsch ist.
Unzufriedenheit, Meckern, Streitsucht, Menschenzoll haben, Spott, Sarkasmus oder immer nur lustig sein wollen, jemanden verführen, nur von sich oder über sich selbst reden, nur eigene Gedanken loswerden wollen – das sind alles negative Dinge.
Positiv soll es sein, wie Paulus immer wieder fordert: Das, was wohllautend ist, was aufbaut und uns weiterbringt, dem sollen wir nachstreben und danach leben.
Die Reinheit des Herzens und der Sprache
Und wir wollen uns, auch wenn nur kurz, noch mit einem dritten Bibeltext beschäftigen. Diesen könnt ihr euch später auch noch in Ruhe anschauen. Es handelt sich um Kapitel 15, Verse 10 bis 20.
Ich lese die Stelle einmal ganz durch und werde anschließend einige zusammenfassende Gedanken dazu sagen. Kapitel 15, Verse 10 bis 20, wir lesen:
„Und er rief das Volk zu sich und sprach zu ihnen: ‚Hört zu und begreift! Was zum Mund hineingeht, das macht den Menschen nicht unrein, sondern was aus dem Mund herauskommt, das macht den Menschen unrein.‘ Da traten seine Jünger zu ihm und fragten: ‚Weißt du auch, was die Pharisäer an dem Wort anstoßen, als sie das hörten?‘“
Die Kritik der Pharisäer und Jesu Antwort
Ich möchte hier noch einmal ganz kurz darauf eingehen, damit wir es besser verstehen. Es geht um eine Gegenüberstellung. Die Pharisäer ärgern sich daran, und wir fragen uns, warum das so ist.
Letztendlich haben sie einen heuchlerischen Glauben. Sie achten bei ihren Reinheitsgeboten und Gesetzen nicht so sehr darauf, wie das Herz rein ist, sondern nur darauf, dass es äußerlich rein erscheint. Deshalb sagt Jesus hier auch: Was in den Mund hineingeht – das ist die Auffassung der Pharisäer – macht einen Menschen unrein. Wenn du zum Beispiel eine falsche Speise isst oder von einem Teller gegessen hast, auf dem vielleicht Unreines war, dann bist du innerlich verunreinigt. So denken die Pharisäer.
Jesus sagt jedoch: Nein, nein, das ist nicht das, was dich unrein macht, sondern das, was aus deinem Herzen hervorsprudelt. Wir haben gerade gesehen, dass aus dem Herzen all diese bösen Worte kommen. Aus dem Herzen sprudeln diese bösen Quellen heraus. Das ist es, was uns verunreinigt. Und wenn wir anderen diese Worte sagen, verunreinigen wir auch sie. Aber hier sagt Jesus nicht, dass das, was wir essen, uns verunreinigt.
Ich hatte es gestern erwähnt: In dem Hotel in Basel, in dem ich gearbeitet habe, waren auch orthodoxe Juden zu Gast. Dort war es so, dass sie am Frühstück nicht von den Tellern des Hotels essen wollten. Die Teller waren zwar geschrubbt und sauber, man konnte keine Rückstände sehen – das war ein Fünf-Sterne-Hotel, vornehm und alles in Ordnung. Trotzdem wollten sie lieber von Plastiktellern essen, von Einweggeschirr. Denn sie waren sicher, dass dort nie jemand möglicherweise Fleisch und Milch zusammen gegessen oder nacheinander benutzt hatte.
So haben alle orthodoxen Juden zwei verschiedene Geschirrsets und zwei verschiedene Geschirrschränke. In dem einen sind nur Teller, auf denen milchige Speisen gegessen werden, im anderen nur solche für fleischige Speisen. Das darf nie miteinander vermischt werden. Man kann die Sachen höchstens reinigen, indem man das Geschirr kaputt macht, aber danach kann man es nie mehr benutzen.
Deshalb wird hier ganz stark darauf geachtet. Wenn es israelische Lebensmittel gibt, steht oft darauf: „Vom Oberrabbiner so und so geprüft, koscher“. Das darf man essen, sonst verunreinigst du dich. Das ist die Auffassung der Pharisäer bis heute. Also: Was du jetzt aufnimmst, das verunreinigt dich.
Es gibt auch andere Gesetzlichkeiten, bei denen wir vielleicht nicht darauf achten, was du isst. Aber möglicherweise verunreinigst du dich, wenn du als Frau keinen langen Zopf oder keinen langen Rock trägst – also durch Äußerlichkeiten. Dabei müssen wir sagen: Äußerlichkeiten können eine Rolle spielen, aber entscheidend ist das, was im Herzen ist.
So ist es auch hier bei den Speisegeboten. Jesus sagt nicht, dass das, was du isst, dich unrein macht, sondern das, was du sprichst. Das zeigt dir, dass du verunreinigt bist, und das macht dich unrein.
Die Konsequenzen eines unreinen Herzens
Vielleicht nur ein ganz kleines Beispiel, um zu verstehen, wie die Pharisäer gedacht haben.
Nehmen wir einmal an, du gehst heute hier spazieren – hoffentlich machst du das nicht – und spuckst irgendwo auf dem Gelände in eine Ecke, weil du gerade etwas loswerden willst. Dann ist das klar: Das ist unrein. Du würdest vielleicht auch sagen, dass Spucke erstmal unrein ist.
Jetzt kommt aber ein Jude, der uns besucht, und spuckt ebenfalls irgendwo hin. Bei ihm ist das rein, was er da hinspuckt. Du fragst dich vielleicht, warum das so ist, denn es ist doch auch schmutzig und müsste weggewischt werden. Aber es ist rein, weil der Jude rein ist und deshalb alles, was aus ihm herauskommt, auch rein ist. Das war tatsächlich die jüdische Auffassung zur damaligen Zeit.
Oder du machst irgendwo dein Geschäft, zum Beispiel in eine Ecke. Dein Geschäft ist unrein, aber das vom Juden ist rein. Es stinkt genauso und sieht genauso aus – das eine ist rein, das andere unrein. Das müssen wir verstehen: Das war jüdische Logik damals.
Jesus sagt dazu: Nein, nein, das gilt so nicht. Entscheidend ist dein Herz und nicht, was du nach außen hin tust. Das müssen wir im Hintergrund wissen.
Dann, in Vers zwölf, traten seine Jünger zu ihm und fragten: „Weißt du auch, dass die Pharisäer Anstoß nehmen?“ Natürlich ärgern sie sich daran, denn das steht ihnen ganz stark entgegen.
Jesus antwortete: „Alle Pflanzen, die mein himmlischer Vater nicht gepflanzt hat, werden ausgerissen.“ Das bedeutet, dass diejenigen, die unrein sind, ausgerissen werden. Das ist das Unkraut, das in dem Gleichnis vom Ausgesäten wächst. Dieses Unkraut wird ausgerissen.
Hier merken wir: Wenn das Herz schlecht ist und die Menschen von Gott fern sind, dann wird das ausgerissen werden. Jesus wirft den Pharisäern vor: Ihr seid nicht eine Pflanze Gottes, ihr seid nicht der Weinstock oder der Feigenbaum, für den ihr euch haltet, sondern ihr seid Unkraut, und das wird von Gott ausgerissen werden.
Das ist das, was hier dahintersteht, weil ihr nicht von Gott gepflanzt seid.
Jesus sagt weiter: „Lasst sie, sie sind blinde Blindenführer. Wenn aber ein Blinder einen anderen führt, so fallen beide in die Grube.“
Hier sehen wir ganz deutlich den Hintergrund: Die Pharisäer hatten zu Jesu Zeit für sich in Anspruch genommen, das Licht für ihr Volk zu sein, zur Orientierung in der Dunkelheit, der Verfolgung und der Besetzung durch die Römer. Jesus sagt jedoch: Ihr seid genau das Gegenteil.
Deshalb sagt er auch: „Ihr, wenn ihr Christen seid“ – das sehen wir direkt im Anschluss an die Seligpreisung – „Ihr seid das Licht der Welt.“ Jesus selbst sagt, er sei das Licht, das in die Finsternis kam, und die Finsternis wollte es nicht.
Dieses Bild sehen wir also sehr häufig. Hier wird gesagt: Die Pharisäer, die meinen, durch äußerliches Einhalten von Gesetzen gerecht zu werden, sind eigentlich in der Finsternis. Sie können anderen nicht helfen oder weiterbringen. Sie sind blind und können andere nicht dahin führen, was sie selbst nicht wissen.
Wir müssen dem Glauben sagen: Wie wollt ihr jemanden ermutigen, richtig zu sprechen, wenn ihr es selbst nie gelernt habt? Das ist ja auch dahinter. Wie wollt ihr eure Kinder dazu erziehen, sich anständig zu benehmen und keine schlechten Worte zu gebrauchen, wenn ihr es selbst nicht tut?
Persönliche Erfahrungen mit der Sprache
Neulich ist mir etwas passiert, das ich eigentlich gut fand. Normalerweise erzähle ich so etwas nicht, und es ist mir auch ein wenig peinlich. Trotzdem möchte ich es sagen, weil ich die Reaktion meiner Tochter darauf bemerkenswert fand.
Wir waren mit dem Auto unterwegs, und zwar in Frankreich. Plötzlich standen wir auf der Straße, und hinter uns hupten die Autos. Mein Auto funktionierte nicht mehr – es lief weder vorwärts noch rückwärts. In diesem Moment bekam ich Panik. Was sollte ich hier in Frankreich nur tun? Ehe ich mich versah, sagte ich „Scheiße“. Das tue ich normalerweise wirklich nie. Meine Tochter hatte mich so etwas noch nie sagen hören.
Zuerst war sie still und betete, wie ich gestern schon erwähnt habe. Als wir dann an unserem Ziel angekommen waren, sagte sie: „Papa, weißt du, was du gesagt hast?“ Sie machte mich darauf aufmerksam, und ich entschuldigte mich bei ihr. Ich sagte, dass das wirklich nicht gut war. Dabei wurde mir klar, wie sensibel sie dafür ist. Und so sollte es auch sein. Schlechte, negative und herunterziehende Worte sollten für uns nicht selbstverständlich sein.
In der Bibel heißt es: „Die blinden Blütenführer fallen beide in die Grube.“ Petrus fragte Jesus daraufhin: „Deute uns dieses Gleichnis.“ Sie verstanden noch nicht ganz, worum es ging. Jesus antwortete: „Seid ihr denn noch immer unverständlich? Merkt ihr nicht, dass alles, was zum Mund hineingeht, in den Bauch gelangt und dann in die Grube ausgeschieden wird?“
Biologisch betrachtet ist das logisch: Unreine Nahrung, Fleisch mit Milch zusammen gegessen – schlimmstenfalls passiert das, dass es wieder ausgeschieden wird. Es bleibt nicht in uns zurück und verunreinigt uns nicht. Jesus erklärt hier, dass es unlogisch wäre, wenn uns das verunreinigen würde.
Aber das, was aus dem Mund herauskommt, kommt aus dem Herzen und macht den Menschen unrein. Das ist ein interessanter Ausdruck. Es ist nicht nur eine Sünde, wenn wir schlecht sprechen, sondern es verunreinigt uns selbst auch. Manchmal merken wir das vielleicht an den Gedanken, die sich darum drehen. Wir werden innerlich durch die schlechten Worte, die wir aussprechen, verunreinigt.
Außerdem verunreinigen wir andere, weil wir ihnen diese Worte ins Ohr pflanzen oder weil sie dadurch verletzt oder fertiggemacht werden. Schlechte Worte haben also Auswirkungen auf uns selbst und auf andere. Dadurch werden wir wirklich unrein.
Dazu passt der Satz: „Selig sind, die reines Herzens sind“ (Matthäus 5,8). Hier geht es wieder ums Herz. In der Predigt Jesu dreht sich vieles um dieselbe Sache: Unser Herz soll rein sein, ohne schlechte Motive. Sonst verunreinigt es uns und andere.
Denn aus dem Herzen kommen böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsches Zeugnis und Lästerung. All diese Dinge machen den Menschen unrein. Aber mit ungewaschenen Händen zu essen, macht den Menschen nicht unrein.
Wir können froh sein, dass heute keine Jungschärler hier sind, die sagen würden: „Also brauchen wir keine Hände mehr zu waschen. Wir können einfach so den Dreck zum Essen nehmen.“ Natürlich ist das nicht gemeint. Es geht nicht um äußeren Schmutz, sondern um den inneren. Den äußeren Schmutz kann man wegwaschen.
Die Juden hatten Waschregeln: Sie wuschen sich bis zu den Armen, bevor sie in die Synagoge gingen. Wenn kein Wasser da war, konnten sie auch Sand als Ersatz benutzen. Diese Regeln sind in den fünf Büchern Mose festgelegt. Aber es wird gesagt, dass das nicht wirklich reinigt. Es ist nur ein Symbol für die innere Reinigung.
Die Sünde wird dadurch nicht abgewaschen, wie manche glauben, wenn sie getauft werden. Man kann sich noch so oft taufen oder untertauchen – dadurch wird die Sünde nicht weggenommen. Es ist umgekehrt: Die Taufe ist ein Zeichen dafür, dass die Sünde durch einen übernatürlichen Eingriff Gottes weggenommen wurde.
Durch Waschen wird die Sünde nicht entfernt, denn die Sünde ist nicht außen auf der Haut, sondern innen. Wir können keine Blutwäsche machen, denn die Sünde ist nicht im Blut, sondern in unserer Seele und in unserem Herzen.
Jesus zählt auf, was aus unserem bösen Herzen herauskommt: böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsches Zeugnis und Lästerung. Im Lukasevangelium, der Parallelstelle, werden sogar noch mehr Dinge aufgezählt. Hier sind sieben genannt, dort elf. Die meisten davon stammen aus den zehn Geboten. Diese Dinge wohnen in uns und brechen manchmal heraus.
Wir müssen diese Diagnose annehmen und Jesus darum bitten, uns innerlich und äußerlich zu reinigen. Sozusagen: „Herr, sei mir Sünder gnädig.“ Kein Hochmut, dass wir das selbst schaffen. Wir müssen erkennen, dass nur Jesus uns dabei helfen kann, unser Herz neu zu machen und zu erfüllen.
Dazu können wir beitragen, indem wir in der Bibel lesen und unsere Worte prüfen. Wenn wir dazu neigen, aus uns heraus zu explodieren, sollten wir erst einmal ruhig bleiben. Auch wenn uns etwas auf der Zunge liegt, sollten wir bewusst schweigen.
Wir können uns fragen: Ist das, was ich sagen will, wohllautend? Ist es erbaulich für den anderen? Bringt es ihm etwas? Oder ist es eher niederschmetternd, deprimierend? Wenn es das Letztere ist, sollten wir besser schweigen und die Situation mit Jesus Christus bewältigen.
So können wir dazu beitragen, dass unser Herz rein bleibt. Ich habe das gestern schon erzählt und heute Morgen wieder gemacht: Auf der Autofahrt zur Bibelschule habe ich eine Kassette mit schönen Liedern gehört. Dabei ging es gerade um den Tod und die Auferstehung Jesu. Das hat meine Gedanken darauf konzentriert, wenn ich ankomme.
Ich denke, so können wir auch etwas dazu beitragen, dass unser Herz rein bleibt und wir uns auf das Wesentliche fokussieren.
Ein Psalm als Gebet um reine Worte
Zum Abschluss möchte ich einen Vers aus dem Psalm vorlesen, der diese Bitte auf schöne Weise ausdrückt und uns eine Hilfe sein kann. Es ist Psalm 19, Vers 15, der letzte Vers in diesem Psalm. Dort steht:
„Lass dir wohlgefallen die Rede meines Mundes und das Gespräch meines Herzens vor dir, Herr, mein Fels und mein Erlöser.“
Denn bei uns geht es darum, dass wir uns Gott ausliefern und uns nicht unter einen erhöhten Druck setzen, um jetzt selbst herumzudoktern. Wie gesagt, es hilft nichts, andere Früchte an den Baum zu hängen, sondern die Wurzel muss verändert werden.
Wir müssen uns von Gottes Denken und von Gottes Werten prägen lassen, sonst bringt das andere nichts. Und denkt daran: Redet mehr, denn der Heilige Geist führt uns. Redet aber auch weniger, denn ihr seid für jedes Wort verantwortlich, das ihr sprecht.
Lasst uns zum Abschluss miteinander beten und dazu aufstehen.
