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Wenn Gott Grenzen erweitert

27.06.1998

Begrüßung und persönliche Vorstellung

Ich freue mich, heute Morgen wieder euer Gast sein und zu euch sprechen zu dürfen. Unser Thema für diese Konferenz lautet: „Wenn Gott Grenzen erweitert“. Heute Morgen steht eine Bibelarbeit auf dem Programm.

Wir haben hier keine Tische, und die meisten haben ihre Bibel nicht einmal mitgebracht. Ich werde heute Morgen einen Vortrag halten. Wenn jemand Bibelstellen notieren möchte, werde ich einige Bibelstellen nennen und auch Kernsätze sagen, die man vielleicht festhalten möchte. Dazu lade ich herzlich ein.

Für diejenigen, die gestern Abend nicht hier waren und mich noch nicht kennen, möchte ich mich kurz vorstellen. Mein Name ist Wilhelm Pahls. Ich bin Mitarbeiter in einem Missionswerk namens Bruderhand, das 1960 gegründet wurde.

Ich bin verheiratet. Meine erste Ehe war mit Margret, wir waren 33 Jahre verheiratet. Sie starb an Krebs, nachdem sie viereinhalb Jahre mit der Krankheit gelebt hatte. Wir hatten gehofft, gebetet und oft zusammen geweint. Dann ging sie in die Ewigkeit.

Danach begann für mich eine ziemlich schwere Zeit. Nach einiger Zeit kam der Wunsch auf, wieder zu heiraten. Vor der zweiten Ehe hatte ich große Angst. Unsere erste Ehe war so außergewöhnlich gut. Wer garantiert mir, dass die zweite Ehe auch gut wird?

Ich hatte viele Vorträge über Ehe und Familie gehalten. Gott hatte uns auf diesem Gebiet so reich beschenkt. Wer garantiert mir, dass die zweite Ehe wieder gut wird? Ich habe viel gebetet, denn ich hatte Angst, aber auch den Wunsch, wieder zu heiraten.

Heute bin ich sehr dankbar, dass Gott es geschenkt hat. Ich dachte damals: Wenn Gott das einmal tun kann, warum sollte er es nicht ein zweites Mal tun? Und Gott hat es ein zweites Mal getan. Er hat uns so reich beschenkt.

Vorhin habe ich mit meiner Frau telefoniert. Sie lässt euch alle herzlich grüßen. Sie heißt Johanna und ist Schweizerin. Das mache ich gerne. Wir haben vier erwachsene Kinder, die ebenfalls verheiratet sind.

Unsere älteste Tochter hat zwei Kinder. Sie ist Lehrerin, zurzeit aber nicht im Beruf. Ihr Mann ist selbstständig, und sie wohnen in Tübingen.

Unser ältester Sohn ist ebenfalls verheiratet. Sie haben zwei Kinder und wohnen in Fürth. Nach dem Abitur hat er an der VETA studiert. Dann war er vier Jahre bei uns im Missionswerk und drei Jahre als Bibellehrer an der Bibelschule Adelshofen.

Ich hatte gehofft, er würde zurück ins Missionswerk kommen, aber er wollte zuerst unbedingt Gemeindearbeit machen. Jetzt ist er in der Gemeindeaufbauarbeit, wo er noch immer tätig ist, in Fürth.

Unsere zweite Tochter ist verheiratet mit einem Schweizer, einem Grischona-Prediger. Sie haben vier Kinder.

Unser zweiter Sohn ist mit Heike verheiratet. Sie haben zwei Kinder. Er ist Handwerker und der einzige, der noch in unserer Nähe wohnt. Die anderen hat es in die Ferne gezogen.

Wenn Gott Grenzen erweitert, bin ich als Evangelist zum Glück oft im Süden unterwegs, sodass wir uns doch öfter wiedersehen.

Einführung ins Thema und Bedeutung des Gebets

Ja, nun zu meinem Thema. Das ist ein schwieriges Thema. Ich habe lange überlegt, was an diesem Morgen dran sein könnte, und habe mich dann schließlich so entschieden. Ich hoffe, ihr seid alle richtig wach und könnt das gut aufnehmen und später vieles davon anwenden.

Ich möchte beginnen mit einer Bibelstelle aus dem Lukasevangelium, Kapitel 11, Vers 1. Ich denke, das ist das Allerwichtigste zu dem Thema, wenn Gott Grenzen erweitert. Einen besseren Schlüssel gibt es nicht als den, den wir heute Morgen hier bedenken wollen.

 Lukas 11,1: Die Jünger haben ihren Meister oft beobachtet. Sie haben seinen Dienst erlebt, sie haben ihn nach Feierabend beobachtet und in der stillen Zeit erlebt. Eines Tages brach dann dieser Wunsch durch, den sie ihm auch sagten: „Herr, lehre uns beten.“ So etwas hatten sie früher nie gesehen oder erlebt. Das Gebetsleben Jesu war etwas ganz Ungewöhnliches, Neues. Danach sehnten sie sich: „Herr, lehre uns beten.“

Oh, wie oft habe ich in all den Jahren meines Dienstes auch so gebetet: „Herr, lehre mich beten.“ Einerseits ist mir heute Morgen etwas unwohl bei diesem Thema. Als Prediger hat man auch immer eine gewisse Vorbildfunktion. Ich habe gerade auf diesem Gebiet so oft versagt.

Auf der anderen Seite beschäftige ich mich gern mit diesem Thema, weil ich weiß, hier liegt eigentlich der Schlüssel. „Herr, lehre uns beten“ – das ist so wahr. Nur Jesus kann uns das lehren. Wie? Indem er uns einlädt zum Beten.

Schwimmen lernt man nur durch Schwimmen. Man kann tagelang zusehen, wie andere schwimmen. Man kann Vorträge darüber hören. Man kann Bücher darüber lesen. Aber wenn man es wirklich lernen will, muss man ins Wasser gehen.

Schwimmen lernt man nur durch Schwimmen, laufen lernt man nur durch Laufen, und genauso ist es beim Beten. Man kann Vorträge darüber hören, man kann wunderbare Bücher zu dem Thema lesen. Man kann sogar Seminare mitmachen. Heute Morgen haben wir auch wieder einen Vortrag. Das ist alles gut und schön, aber beten lernt man nur durch Beten, nicht durch einen Vortrag.

Heute Morgen haben wir einen weiteren zu dem Thema, aber wir kommen kein Stück weiter, wenn wir nicht anfangen zu beten.

Die Bedeutung des Gebets und die Verantwortung der Reichsgottesarbeiter

Es gibt ein Buch von Hullesby, das heißt einfach „Vom Beten“. Darin steht: Gebet ist ein Teil unseres Lebens mit Gott. Leben kann man im tiefsten Grunde nicht beschreiben, Gebet auch nicht.

Erich Schick sagt: Beten bedeutet, dass unser ganzes Sein sich zu Gott hinwendet. Edgar Schmidt, der frühere Direktor vom Krishonerwerk, sagte einmal in einem Vortrag – den Satz habe ich mir damals aufgeschrieben, weil er mir so gefiel: Das, was Erich Schick sagt, dass unser ganzes Sein sich zu Gott hinwendet, ist nur möglich, wenn die Liebe Christi uns treibt.

Ich möchte euch fragen – und ich frage mich manchmal selbst: Wie oft treibt uns die Liebe, und wie oft treibt uns etwas anderes? Ihr Lieben, wenn nicht die Liebe Christi uns treibt, ist verkehrt, was wir treiben. Das könnte man sich zum Beispiel mal notieren: Wenn nicht die Liebe Christi uns treibt, ist verkehrt, was wir treiben.

Ich habe in den letzten Jahren sehr viel über die ungeheure Verantwortung nachgedacht, in der Reichsgottesarbeiter stehen. Es gibt für einen Prediger zwei ganz, ganz große Gefahren. Hört mal gut zu!

Die eine Gefahr ist, dass man etwas Falsches predigt. Man kann so schnell irgendwo hineinrutschen, und dann predigt man etwas, was gar nicht so in Ordnung ist. In der Bibel steht einmal, Paulus sagt das in Galater 1,8-9: Verflucht ist der, der etwas Falsches predigt, verflucht ist der, der etwas anderes predigt als das, was uns hier im Wort Gottes niedergelegt ist.

Das ist eine ganz große Gefahr: dass wir als Prediger irgendwo übertreiben, untertreiben, verändern, dass wir etwas Falsches predigen.

Und dann gibt es die andere Gefahr – und die ist auch unheimlich groß: die Gefahr, dass wir etwas predigen, was wir selbst nicht tun. Paulus sagte einmal, das steht in 1. Korinther 9,27: „Ich möchte nicht anderen predigen und selbst verwerflich werden.“

Eine Predigt über Gebet kann man fast nur mit Zittern halten. Ich glaube, es ist Gott ein Gräuel, wenn jemand zum Beispiel über Liebe redet und er mit keinem auskommt. Oder wenn jemand über Geben redet und er selbst ein Geizhals ist.

Ich glaube, es ist Gott ein Gräuel, wenn jemand andere zur Mitarbeit anfeuert und er selbst nicht gern arbeitet. Und wenn jemand über Gebet redet und selbst kein Beter ist.

Deshalb heißt es: Herr, lehre uns beten!

Formen und Inhalte des Gebets

In unseren Kreisen praktizieren wir immer wieder zwei Möglichkeiten des Gebets: erstens das Gebet allein und zweitens das Gebet in der Gruppe, in der Gemeinschaft.

Ob wir nun allein beten oder in der Gemeinschaft, in beiden Fällen unterscheiden wir hauptsächlich drei verschiedene Inhalte. Erstens die Anbetung – ein sehr vernachlässigtes Gebiet, das auch ein eigenes Thema verdient hätte. Zweitens das Danken, bei dem es um Dank für empfangene Segnungen geht. Drittens die Fürbitte, also die Bitte um Dinge, die man gern empfangen möchte.

Der Zeit wegen kann ich auf die verschiedenen Arten jetzt nicht näher eingehen. In meinem Vortrag geht es mir hauptsächlich um Bitte und Fürbitte.

Herr, lehre uns beten. Die Jünger sehnten sich nach einer Erweiterung ihres Horizonts und baten: Herr, lehre uns beten. Sie sahen, wie Jesus betete, und hörten manchmal zu, wenn Jesus betete. Herr, lehre uns beten, weil mein eigener Gebetsdienst immer noch so mangelhaft ist.

Ich möchte heute morgen auch eine Reihe anderer zu Wort kommen lassen, die auf diesem Gebiet große Erfahrungen gemacht haben.

Die Seltenheit rechten Betens und das Beispiel Moody

Jemand hat einmal gesagt, das Recht des Predigens scheint eine seltene Gabe zu sein. Ich schiebe hier etwas ein und lese dann weiter das Zitat. Kennt ihr das Urteil eines Kirchgängers, der einmal gesagt hat: Unsere Pfarrer sind Leute, die man sechs Tage nicht sieht und am siebten Tag nicht versteht.

Zum Glück ist das nicht immer so. Aber da ist schon etwas dran. Rechtes Predigen scheint eine seltene Gabe zu sein, aber rechtes Beten eine noch seltenere. Das ist das ganze Zitat: Rechtes Predigen scheint eine seltene Gabe zu sein, aber rechtes Beten eine noch seltenere.

Nach dem Tod von Moody hat einer seiner engsten Mitarbeiter gesagt: Moody war ein Mann des Gebets. Wenn Moody betete, hatte man den Eindruck, er macht alles durch Gebet. Man hatte den Eindruck, dass alle Arbeit nichts nützt, wenn nur alle so beten würden wie Moody.

Aber Moody war auch ein Mann der Arbeit. Wenn Moody an die Arbeit ging, hatte man den Eindruck, dass alles Beten nichts nützt, wenn nur alle so arbeiten würden wie Moody. Moody muss auf beiden Gebieten ein Mann ganz großer Hingabe gewesen sein.

Moody sagte einmal: Über unsere Gebetsversammlungen lacht der Teufel. Unsere Gebetsversammlungen sind eine Blamage für Gott. An einer anderen Stelle sagt Moody: „Ich glaube, heute gibt es durch die Lauheit der christlichen Gemeinde mehr Gottlose als durch alle Bücher, die je von Gottlosen geschrieben wurden.“

An einer weiteren Stelle sagt Moody: Eine Gebetsversammlung, wie sie die Jünger zu Pfingsten hatten, würde unsere ganze gottlose Gesellschaft erschüttern. Eine solche Gebetsversammlung!

Nun, heute gibt es viele Gemeinden. Es gibt immer mehr Gemeinden, die überhaupt keine Gebetsversammlung mehr haben. Und wenn sie eine Gebetsversammlung haben, ist das meist eine sehr schwach besuchte Versammlung. Die meisten Leute der Gemeinde haben dafür überhaupt keinen Blick.

Über unsere Gebetsversammlungen lacht der Teufel. Eine Gemeinde ohne Gebetsversammlung ist ein geistliches Leichenhaus.

Die Ruhe Jesu und die Bedeutung der Vorbereitung

Ich komme ja unheimlich viel herum und lerne bei der Gelegenheit auch sehr, sehr viele Prediger kennen. Dabei sehe ich oft auch ein bisschen hinter die Kulissen.

Ich erlebe sehr oft, dass es eine Menge Reichsgottesarbeiter gibt, Männer und Frauen, die ständig überarbeitet sind. Obwohl wir heute vier Wochen Urlaub haben, manche sogar fünf oder sechs, sind die meisten immer überarbeitet. Es wird viel vom Stress gesprochen. Stress ist ja eigentlich nur eine verkehrte Einstellung zu den Umständen.

Könnt ihr euch vorstellen, dass Jesus, der ja mehr zu tun hatte als wir, so gehetzt war, weil er so viel zu tun hatte? Könnt ihr euch vorstellen, dass Jesus dann mit einer Schriftrolle unterm Arm zu einem Kranken rannte und sagte: „Oh, das haben wir gerade noch geschafft, wo ist der Kranke?“ Kann man sich das vorstellen? Jesus war die Ruhe selbst.

Bei all der Arbeit hatte Jesus manchmal keine Zeit zum Essen und manchmal nicht einmal genug Zeit zum Schlafen. Trotzdem war er die Ruhe selbst.

Im Alten Testament habe ich gelesen, dass ein Priester nicht schwitzend zum Dienst kommen durfte. Die Arbeit der Priester war Schwerarbeit, der ganze Opferdienst war hart. Aber Gott wollte, dass der Priester aus einer inneren Ruhe heraus zum Dienst kommt, richtig ruhig und vorbereitet.

Ein Priester durfte nicht schwitzend zum Dienst kommen. Ich habe gedacht, wenn das heute noch so wäre, müssten wir manche Dienste absagen, oder? Wie oft sind wir heute so gehetzt, dass wir im letzten Moment zum Dienst für den Herrn kommen.

Edgar Schmidt sagt dazu: Beginnt nie mit Aktivität, sondern mit der innigsten Gemeinschaft mit dem Herrn.

Menschen, die Gott besonders gebraucht hat

Ich habe mich manchmal gefragt und frage mich immer wieder: Wie kommt es eigentlich, dass Gott einige Menschen so besonders gebraucht?

Ein einfaches Mütterchen in einer Gemeinde – und der Prediger sagt: „Die Schwester Hermann, das ist eine Säule in unserer Gemeinde. Ach, wenn wir die Schwester Hermann nicht hätten!“ Eine Säule in unserer Gemeinde – und dann lerne ich sie kennen: so ein einfaches, schmächtiges Mütterchen, eine Säule in der Gemeinde. Warum sind einige so besonders gesegnet und von Gott gebraucht?

Natürlich gibt es viele gesegnete Werkzeuge, die wir gar nicht so sehen, die im Verborgenen wirken. Das wird sicher einmal ein großes Staunen geben im Himmel, wenn Jesus die Treue seiner Knechte und Mägde belohnt. Aber einige sind uns besonders aufgefallen.

Ich nenne jetzt mal ein paar Namen, die ihr auch kennt: August Hermann Francke, John Wesley, Moody, George Müller, Jakob Vetter, Watchman Nee, John Hyde. Ihr Lieben, das waren alles Leute, die so viel zu tun hatten, dass das eigentlich gar nicht zu schaffen war.

Ich habe bewusst diese Namen herausgesucht, weil das alles Menschen waren, die pro Tag mindestens eine Stunde im Gebet verbrachten – oft sogar noch mehr Zeit. Menschen mit Vollmacht – und davon gibt es ja nicht so schrecklich viele. Menschen mit Vollmacht sind ohne Ausnahme Menschen des Gebets. Gott gibt seine besten Gaben nicht dem flüchtigen Besucher. Das macht Gott nicht.

Ich habe einige Namen erwähnt und möchte noch Martin Luther hinzufügen. Was hat dieser Mann alles bewegt! Als ich mich mit seiner Lebensgeschichte beschäftigte – und ich habe viele, viele Lebensgeschichten gelesen, weil mich das immer unheimlich interessiert – da hat mich gar nicht in erster Linie interessiert, was Luther glaubte und lehrte. Vielmehr war meine wichtigste Frage: Wie hat Luther gelebt?

Überhaupt, immer wenn ich eine Lebensgeschichte lese, frage ich mich: Wie hat er gelebt? Wie ist er aufgestanden? Wie hat er den Tag verbracht? Wie hat er gelebt? Und bei Luther, der ja unheimlich viel Arbeit hatte, habe ich gesehen, dass er ein ganz, ganz großer Beter war. Er verbrachte mindestens eine Stunde am Tag im Gebet. An manchen Stellen kann man sogar sagen, dass Luther ungefähr zwei Stunden täglich im Gebet war. Manchmal, wenn er die Arbeit einfach nicht schaffen konnte, sagte er: „Ich muss heute mehr beten, sonst schaffe ich die Arbeit nicht.“

John Wesley, der Gründer der Methodistenbewegung und ein ganz Großer im Reich Gottes – über ihn habe ich ebenfalls viel gelesen. Seine Theologie ist nicht in allen Punkten meine Theologie, aber das ist zweitrangig. Mich beschäftigte vor allem die Frage: Wie hat dieser Mann gelebt, dass Gott ihn so gebrauchen konnte? Dabei bin ich auf interessante Dinge gestoßen.

John Wesley war nicht nur ein großer Beter. Er sagte: „Wenn ein Reichsgottesarbeiter nicht zwei Stunden am Tag vor dem Thron Gottes verbringt, hat er überhaupt kein Recht, vor die Gemeinde zu treten.“ Außerdem verbrachte Wesley viele Tage seines Dienstes mit Fasten. An solchen Tagen trank er den ganzen Tag nur klares Wasser. Die Zeit, die er dadurch sparte, nutzte er zusätzlich zum Gebet. Seine Mitarbeiter lud er immer wieder dazu ein.

Beim Studieren der Lebensbilder habe ich viel gelernt. Die Unterschiede der verschiedenen Männer und Frauen sind sehr groß, auch in der theologischen Ausrichtung. Aber ich habe den Eindruck: Gott ist nicht so dogmatisch. Gott ist nicht so dogmatisch wie manche von uns. Gott sieht das Herz an, Gott sieht die Aufrichtigkeit.

Wenn sich jemand mit einem aufrichtigen und brennenden Herzen Gott zur Verfügung stellt – wie wir es vorhin in dem wunderbaren Lied hörten – dann gebraucht Gott ihn. Auch wenn in der Theologie manches manchmal ein bisschen komisch ist. Wir staunen ja manchmal darüber, wie weit Gott dann sogar gehen kann. Gott sieht das Herz, Gott sieht die Sehnsucht, die Liebe, die Treue.

Diese herrlichen Beispiele: Paulus, der große Gelehrte, ein Beter; Petrus, der einfache Fischer, ein Beter; August Hermann Francke oder Luther, diese großen, überragenden Theologen, alles große Beter. Moody, der Schuhverkäufer mit einer ganz miserablen Schulbildung, der es sich fast nicht erlauben konnte, einen Brief zu schreiben, weil kaum eine Zeile ohne Fehler war. Zum Glück hatte Moody seine Emma. Emma schrieb die Briefe, Moody predigte. Das war ein gutes Team.

Manche meinen, wenn wir dann einmal bei Jesus ankommen, werden wir staunen, wenn Gott die Treue belohnt und welchen Platz die Emma dann einnehmen wird. Moody selbst sagte manchmal, dass er ohne seine Emma diesen Dienst niemals hätte tun können. Während Moody vor den Massen stand, war Emma auf den Knien und betete, dass Gott verlorene Menschen rettet.

Das Gebetsleben großer Evangelisten und die Kraft des Gebets

Einmal kam ein Mann von der Zeitung, es war in Chicago, und fragte Moody, wie er eigentlich lebe, dass er ein so interessanter Mann sei. Man wusste, dass er die ganze Stadt in Bewegung bringen konnte – das war eine Tatsache. In ganz Chicago sprach man über Moody. Die Evangelisation dauerte Monate, und jeden Abend kamen mehr Menschen. Es war gewaltig.

Dann kam dieser Mann von der Zeitung und fragte: „Sagen Sie mal, wie leben Sie eigentlich? Wie verbringen Sie so einen Tag?“ Moody antwortete: „Ganz einfach: Nachts schlafe ich, und am Tag bin ich aktiv.“ Der Mann wollte es genauer wissen: „Wie verbringen Sie den Tag?“

Moody sagte: „Am Morgen bete ich zwei Stunden, dass Gott Seelen rettet, und den Rest des Tages helfe ich Gott, dass er mein Gebet erhören kann.“ Das war das Geheimnis seines gesegneten Dienstes.

Das hat mir gefallen. So einfach war das bei Moody: „Am Morgen bete ich zwei Stunden, dass Gott Seelen rettet, und am Rest des Tages helfe ich Gott, dass er mein Gebet erhören kann.“ Wenn man so etwas liest, kann man nur wieder bitten: „Herr, lehre mich beten!“

Von Finni wissen wir, dass er ein Frühaufsteher war. Bevor die anderen in der Stadt erwachten, hatte er oft schon einige Stunden gebetet. Weil ihm das nicht genügte, nahm er schließlich einen Freund mit auf seine Reisen: den Vater Nasch. Ich denke, viele von euch kennen die Geschichte.

Heute gibt es eine Reihe von Evangelisten, die sich einen Sänger mitnehmen, und das ist wirklich eine gute Sache. Ich habe zum Beispiel fünf Jahre zusammen mit Hildur Janz gearbeitet – das war eine wunderbare Zeit. Danach habe ich fünf Jahre mit Georg Hormann zusammengearbeitet, einem wunderbaren Sänger und Beter. Das war ebenfalls eine gute Zeit. Manche Evangelisten machen das, weil sie gemerkt haben, dass die Arbeit dadurch bereichert wird, wenn man einen guten Sänger oder eine gute Gruppe dabei hat.

Finni machte es anders. Er nahm sich einen Beter mit, den Vater Nasch. Während Finni predigte, vergrub dieser mächtige Gebetstreiter sein Gesicht in seinen Händen und flehte zu Gott. So konnte man ihn immer wieder antreffen: den Vater Nasch, so vor Gott, weinend und betend zu Gott rufend, dass Gott Finni gebrauchen möge zur Errettung der Verlorenen.

Jakob Vetter hatte einen Beinamen: Man nannte ihn den Mann des Gebets. Wenn man Jakob Vetter suchte und ihn nicht finden konnte, sagte man: „Ach, der ist sicher im Gebet.“ Und da traf man ihn dann auch am sichersten an – Jakob Vetter, der Gründer der deutschen und der schweizerischen Zeltmission.

Billy Graham erzählte bei einem Aufenthalt in Deutschland, dass er einen Pastor in Amerika kennengelernt habe. Der Pastor hatte jahrelang in seiner Gemeinde gewirkt. Es war eine ganz normale, durchschnittliche Gemeinde, in der nicht viel passierte. Doch der Pastor litt unheimlich darunter.

Eines Tages kam jemand vom Missionsfeld zum Heimatdienst nach Hause. Er kam aus einem Erweckungsgebiet, ich glaube, es war Indonesien. Der Bruder erzählte, was Gott dort draußen tut. Dann gab der Missionar dem Pastor einen Tipp. Er sagte ihm, er solle Folgendes ausprobieren: sich jeden Morgen zwei Stunden einschließen, kein Telefon annehmen, keinen Besuch empfangen, auch nicht aus der Familie. Er solle das mit seiner Frau abklären und ihr sagen, dass er von da bis da Sprechstunde mit dem Herrn habe und niemand ihn stören dürfe.

Die Frau machte mit, und so verbrachte der Pastor jeden Morgen zwei Stunden in der Stille, im Gebet vor dem Herrn. Nach einiger Zeit begann eine Bewegung in der Gemeinde. Heute kann man Bücher über diese Geschichte lesen.

Billy Graham erzählte das so nebenbei, um zu zeigen, welche Auswirkungen Gebet im Leben eines Reich-Gottes-Arbeiters haben kann und was das für Folgen haben kann.

Mose und Joshua als Vorbilder im Gebet

Von Mose wissen wir, dass er vermutlich der größte Beter im Alten Testament war. In 2. Mose lesen wir, dass Mose sich einmal vierzig Tage zurückgezogen hat – vierzig Tage allein. Er machte gewissermaßen Urlaub, Urlaub von der Gemeinde. Doch in diesen vierzig Tagen schloss er Gott nicht aus. Er hatte viel Gemeinschaft mit Gott, und Gott redete zu seinem Herzen. Gott gab ihm Aufträge.

Inzwischen hatte das Volk unten gesündigt, und Gott war so zornig, dass er sogar das Volk auslöschen wollte. Daraufhin zog sich Mose ein zweites Mal zurück – noch einmal vierzig Tage. Seine Liebe zu dem Volk war so groß, dass er sogar betete: „Herr, dann lösche auch mich aus deinem Buch.“ Er betete für das Volk.

Im Rückblick auf diese vierzig Tage heißt es in 5. Mose 9,19: „So lange lag ich da, weil der Herr gesagt hatte, er wolle euch vertilgen.“ Und der Herr erhörte Mose auch diesmal nach vierzig Tagen.

Moses engster Mitarbeiter war Joshua. Joshua war wie ein Jünger Mose; er war viel mit Mose zusammen und konnte ihn beobachten – so wie die Jünger Jesus beobachteten. Joshua hat viel von Mose gelernt. Das ist etwas sehr Wertvolles, wenn man bei einem älteren Bruder, einem erfahrenen und gesegneten Bruder, ein Praktikum machen kann, in die Lehre gehen und ihn beobachten darf. Joshua hatte diese Möglichkeit.

Joshua machte es dann ähnlich. In 2. Mose 33,11 steht, dass Joshua das Innere des Zeltes überhaupt nicht mehr verließ. Mose muss ein ganz außergewöhnlicher Beter gewesen sein.

Ich möchte hier etwas einschieben, damit mich niemand falsch versteht: Der Wert eines Gebets lässt sich nicht mit der Stoppuhr messen. Sonst hätten die Schriftgelehrten von damals Recht gehabt, die bei jeder Gelegenheit zeigten, wie große Beter sie waren. Ihre Quasten wurden immer länger, und die Gebetsriemen trugen sie vor aller Augen.

Ich weiß, dass man den Wert eines Gebets nicht an der Zeit messen kann. Doch Menschen, die Gott besonders gebraucht hat, waren oft Menschen, die einen beachtlichen Teil ihrer Zeit mit Gott verbrachten. Dazu gehört ganz besonders Jesus.

Von Jesus lesen wir in Lukas 6,12, dass er manchmal sogar über Nacht im Gebet blieb. Nicht immer, aber manchmal. Manchmal reichten die Tage einfach nicht aus, weil so viel zu tun war. Besonders vor schwierigen Entscheidungen zog sich Jesus zurück – sogar von den Jüngern – um ganz allein mit dem Vater zu sein. Er verbrachte die Nacht im Gebet.

In Markus 1,35 steht: „Und des Morgens, noch vor Tagesanbruch, stand Jesus auf, ging an eine einsame Stätte und betete dort.“ Dort lag die Quelle seiner Kraft.

Ich glaube, hier liegt auch die Ursache für die Schwäche mancher Menschen heute. Jesus hatte sehr viel Arbeit: Schulungen, Predigtdienst, Seelsorge und die mühsamen Reisen. Manchmal hatte Jesus keine Zeit zum Essen und kaum Zeit zum Schlafen. Aber Jesus hatte immer Zeit für den Vater.

Ich behaupte das nicht mit Sicherheit, aber ich glaube, Jesus hatte mehr Umgang mit dem Vater als mit den Menschen. Jesus war ja zwischendurch immer mit dem Vater in Verbindung und sicherlich auch sehr oft im Gespräch mit ihm.

Bedeutung der Gebetszeit für Missionsfreunde und Mitarbeitende

Jetzt sind wir hier nicht bei einer Evangelisation, und auch nicht in einer Vorbereitung für eine Evangelisation. Wir sind hier auf einer Missionskonferenz.

Bei meinen Überlegungen habe ich gedacht, dass wahrscheinlich viele Missionsfreunde anwesend sind. Viele von ihnen beten für ihre Missionare – und vielleicht könnten sie noch mehr für sie beten. Dann habe ich daran gedacht, dass auch einige Bibelschüler hier sein könnten, die vielleicht selbst einmal Missionare werden oder Gemeindedienst tun, wo sie andere beeinflussen können. Außerdem habe ich an Mitarbeiter vom Missionswerk gedacht – alles Schlüsselpersonen, die andere prägen und Vorbilder sein können.

Diesen Personen möchte ich gern sagen, dass das Gebet etwas vom Wichtigsten in der Arbeit für das Reich Gottes ist. Auf der anderen Seite gibt es jedoch ein nachlässiges Gebet.

In England hat man vor einigen Jahren eine große und gründliche Umfrage in evangelikalen Kreisen gemacht. Viele wurden dabei einbezogen. Die Umfrage beschäftigte sich ausschließlich mit vollzeitlicher Mitarbeit im Reich Gottes. Es gab verschiedene Fragen, unter anderem zur Gebetszeit. Dabei stellte man fest: Die vollzeitlichen Reichsgottesarbeiter in England sind die gebetsärmsten Christen dort.

Man kam auf einen Durchschnitt von drei Minuten Gebet pro Tag. Der vollzeitliche Reichsgottesarbeiter in England betet also im Durchschnitt nur drei Minuten täglich.

Ich möchte euch wirklich empfehlen, einmal eine Woche lang Buch zu führen. Macht es aus Liebe zu euch selbst, um herauszufinden, wie es bei euch tatsächlich aussieht. Schreibt ehrlich die Minuten auf, die ihr im Gebet vor dem Herrn verbringt. Ich meine damit nicht das Tischgebet, sondern die Zeit, in der ihr wirklich allein vor dem Herrn seid, um mit ihm zu reden und für andere zu beten.

Es gibt viele Christen, die nur im Schlafanzug beten – und dann fallen sie gleich in einen tiefen Schlaf. Moody sagte einmal: Unsere Gebetsversammlungen sind eine Blamage für Gott.

Ich weiß nicht, wie es bei euch ist. In der Gemeinde, in der ich viele Jahre Leiter war – inzwischen habe ich die Leitung abgegeben – habe ich unsere Leute immer wieder eingeladen, mehr zu beten. Hier liegt der Schlüssel, hier liegt der Schlüssel!

Gebetsstunden, Gebetsnächte, am Sonntagmorgen vor dem Gottesdienst eine Stunde Gebet – und viele Gebetstreffen hier und dort. Ich glaube, hier liegt der Schlüssel zum Erfolg.

Wenn ich das immer wieder sehe, bin ich manchmal erstaunt über das Wunderbare, das man antrifft. Aber manchmal bin ich auch erschüttert, wenn ich sehe, wie wenig manche Christen dafür aufgeschlossen sind.

Die Bedeutung von Gewohnheiten im Gebetsleben

Es gibt Angewohnheiten, die gut sind, und solche, die schlecht sind. Angewohnheiten sind Verhaltensweisen, die man sich angewöhnt. Um sich etwas anzugewöhnen, muss man eine Sache drei Wochen lang jeden Tag zur gleichen Zeit tun. Wenn man das schafft, kann man es wahrscheinlich auch in Zukunft beibehalten. Das wurde herausgefunden: Man braucht drei Wochen, um eine Tätigkeit täglich zur selben Zeit auszuführen, bis sie zur Gewohnheit wird.

Ich habe mir zum Beispiel angewöhnt, jeden Morgen nach dem Frühstück sofort ins Badezimmer zu gehen und mir die Zähne zu putzen. Das geht gar nicht anders. Diese Gewohnheit gehört einfach zu meinem Leben. Ebenso putze ich mir die Zähne nach dem Mittagessen und nach dem Abendessen. Allerdings ist man manchmal zum Mittagessen unterwegs oder an einem anderen Ort, und dann hat man nicht immer die nötigen Dinge dabei. Aber am Morgen und am Abend klappt es immer – das habe ich mir einfach angewöhnt.

Es ist auch möglich, sich geistliche Dinge anzugewöhnen, die man dann konsequent durchzieht. Wenn es einmal nicht klappt, fehlt einem einfach etwas. Man merkt dann, dass etwas heute nicht in Ordnung ist. So habe ich mir das angewöhnt.

Ein Beispiel ist Susanna Wesley, die Mutter von John Wesley. Kein Wunder, dass Gott aus ihrer Familie einige zu so einem gewaltigen Dienst berufen hat. Susanna Wesley hatte neunzehn Kinder und die Angewohnheit, sich jeden Mittag nach dem Essen eine Stunde zurückzuziehen, um zu beten – nicht um Mittagsschlaf zu machen, obwohl sie den sicher auch nötig gehabt hätte. Man weiß von ihr, dass sie sich nach dem Mittagessen eine Stunde zum Gebet nahm. Manchmal dauerten diese Gebete den Kindern zu lang, und sie gingen zur Tür, horchten am Schlüsselloch und fragten sich: „Ist sie denn immer noch nicht fertig?“ Während jemand da horchte, hörte er gerade seinen Namen. Die Mutter betete für den Jungen: „Oh Herr, rette mein Kind, mach aus ihm etwas im Reich Gottes.“ Und Gott hat es getan.

Ihr Lieben, die Frage ist nicht, ob wir Zeit dafür haben, sondern ob wir die richtige Zeiteinteilung haben und diese dann nutzen. Wir müssen uns diese Gewohnheit aneignen, damit wir beständig dabei bleiben.

Man muss erst herausfinden, was das Wichtigste ist – Nummer eins. Dann, was noch wichtig ist – Nummer zwei. Und schließlich, was schön wäre, wenn die Zeit reicht – Nummer drei. Wir brauchen eine Prioritätenliste und müssen wissen, was Nummer eins, Nummer zwei und Nummer drei ist.

Wenn wir in Zeitnot geraten, dürfen wir nicht Punkt eins streichen. Stattdessen streichen wir von Punkt drei etwas weg; das können wir vielleicht morgen oder übermorgen erledigen. Vielleicht müssen wir auch von Nummer zwei etwas weglassen. Aber Nummer eins bleibt Nummer eins, und darum bleiben wir dabei.

Beispiele von Menschen mit verändertem Gebetsleben

Ich habe einen jungen Mann kennengelernt, hier bei uns in Celle, der mir etwas Interessantes erzählt hat. Er sagte, dass Gott ihm gezeigt habe, dass sein ganzes Christenleben irgendwie fad gewesen sei. Dabei lag es nur an ihm selbst. Gott wollte so gern seine Grenzen erweitern – das sage ich jetzt mit meinen Worten, er hat es ähnlich ausgedrückt. Aber er hatte Gott gar keine Gelegenheit dazu gegeben.

Dann hat er etwas mit dem Herrn vereinbart: „Herr, ich will jetzt jeden Morgen eine Stunde früher aufstehen.“ Während Frauen und Kinder noch schliefen, war Hans-Jürgen in der Stille mit seiner Bibel beschäftigt. Er las darin und betete für seine Familie, für die Gemeinde, für den Dienst, für den Arbeitsplatz und so weiter.

Hans-Jürgen erzählte mir, was Gott in diesem Jahr in seinem Leben, in seiner Familie und in der Jugendgruppe getan hat. Vor einiger Zeit erhielt ich eine Einladung zu einer Aussendungsfeier. Hans-Jürgen ist inzwischen mit seiner Familie aufs Missionsfeld nach Westafrika ausgesandt worden. Das hat mich nicht mehr überrascht.

Inzwischen hatte ich ihn aus den Augen verloren, aber damals war das der Einstieg in eine ganz neue Phase. Gott hat mit Hans-Jürgen weitergemacht, und ich hoffe, dass er ihn heute dort draußen im großen Segen gebrauchen kann.

Ein Bahnhofsvorsteher erzählte mir einmal etwas Ähnliches. Er war seit vielen Jahren, sogar als Ältester in einer Freikirche, und in seinem Leben passierte fast nichts. Bis Gott ihm an dieser Stelle etwas zeigte. Er stellte seinen Wecker um und stand morgens eine Stunde früher auf, um Zeit für die Bibel und das Gebet zu haben. Seitdem gab es eine ganz andere Entwicklung in seinem Leben.

Persönliche Erfahrungen und Gebetsroutine

Ich habe mich durch ein Buch von Werner Heuckelbach bekehrt. Dass gerade hier in der Nähe ein solches Werk vorhanden ist, ist ein Zufall. Doch durch dieses Buch kam ich zum Glauben. Ich kannte keine Gemeinde, ich kannte gar nichts, nur eine tote Landeskirche. Und nun hatte ich mich bekehrt.

Dann begann ich, Briefe zu schreiben, denn ich hatte viele Fragen. Schließlich bekam ich wieder Post von hier, und Werner Heuckelbach schrieb mir einmal persönlich zurück. Ich hatte ihm einen Brief geschrieben und darauf „Werner Heuckelbach persönlich“ geschrieben. Im Umschlag war ein weiterer Umschlag, den ich noch einmal zugeklebt hatte. Darauf stand: „Nur von Werner Heuckelbach persönlich öffnen“.

Ich hatte dort auch einige meiner Sünden bekannt und wollte nicht, dass alle das lesen. Es sollte nur er lesen und für mich beten. Dann bekam ich einen Brief zurück, der mir sehr persönlich erschien. Darin stand ein Satz, für den ich sehr dankbar bin. Dieser Satz hat mich bis heute begleitet.

Werner Heuckelbach schrieb mir etwas über das Gebet. Damals waren meine Eltern dagegen, meine Familie war dagegen. Meine Mutter hat mich oft angeschrien: Ich solle mir irgendwo ein Zimmer suchen und nicht mehr nach Hause kommen, weil ich mit diesen Blättern die ganze Familie durcheinanderbrächte. Ich ließ mir ja nicht jede Woche ein Paket von Heuckelbach kommen, und ich hatte die ganze Gegend mit diesen Blättern übersät und die Familie bearbeitet. Alle waren dagegen.

Dann schrieb Werner Heuckelbach einen Satz, der das Schwerste im Leben eines Christen beschreibt: ein geregeltes Gebetsleben. Wer das schafft, schafft alles. Diesen Satz habe ich mir aufgeschrieben und schreibe ihn immer wieder an bestimmte Stellen, damit ich ihn nicht vergesse: „Das Schwerste im Leben eines Christen ist ein geregeltes Gebetsleben. Wer das schafft, schafft alles.“

Ich weiß heute, dass es sehr schwer ist. Ich habe es nicht immer geschafft und bin an dieser Stelle oft versagt. Meine Methode? Ihr könnt mir ruhig ganz die Tasche geben, ich will euch sagen, wie ich es mache.

Ich habe hier einen Tempus, ich will ihn nicht werfen, aber es ist das Beste, was ich habe. Ich könnte gar nicht mehr ohne meinen Tempus sein. Darin sind viele Funktionen enthalten. Dort gibt es eine Stelle hinten mit einem Pfeil nach oben. Hinter dem Pfeil sind meine Gebetsanliegen, meine täglichen Gebetsanliegen, das Wichtigste zuerst: danken, anbeten.

Dann steht da mein Name, Wilhelm, und viele weitere Namen. Dann Johanna, meine Frau, mit ihren Anliegen. Danach Karina, ihr Mann und ihre Kinder, Daniel, seine Frau und Kinder, Christa, ihr Mann und vier Kinder, Martin, Heike und ihre Kinder. Dann kommen die Schwiegereltern – Johannas Eltern leben noch –, danach die Geschwister, Verwandten, die Gemeinde, die Ältesten und die Gruppen in der Gemeinde.

Dann folgt das Missionswerk, die Mitarbeiter und die Missionare. Alle Missionare stammen inzwischen aus unserer Gemeinde – 13 Missionare in verschiedenen Ländern. Dann kommen die elf Kinder, und jeden Tag möchte ich all das dem Herrn sagen. Außerdem bete ich für einige, die auf Bibelschulen sind, für unser Missionswerk, Freunde des Missionswerks, Spender, Beter, Echoleser und schließlich für die Finanzen. Das hat uns manchmal schlaflose Nächte bereitet: Wie soll das in diesem Monat aufgehen? Dafür beten wir.

Dann folgen die Zukunftspläne, die Neubekehrten der letzten Evangelisation und der nächsten Evangelisation. Ich habe viele Blätter mit diesen Anliegen und Namen, bevor ich am Morgen bete.

Darf ich das hier mal herausziehen? Geht das? Ja.

Ich bin Frühaufsteher, meine Frau schläft meistens eine Stunde länger. So mache ich es: Ich stelle meinen Wecker jeden Abend neu. Ich brauche sieben Stunden Schlaf, dann geht es mir gut. Sechs Stunden reichen auch noch, aber sieben sind besser.

Jemand sagte einmal: Wer länger als sieben Stunden schläft, verschläft sein Leben wie ein Hund. Das wollte ich nicht. Das mache ich nur im Urlaub. Sonst gilt: sieben Stunden Obergrenze, sechs Stunden Untergrenze. Wenn ich weniger als sechs Stunden schlafe, bekomme ich Kopfschmerzen. Wenn ich sieben Stunden schlafe, geht es mir richtig gut.

Am Abend, bevor ich das Licht ausmache, schaue ich schnell auf die Uhr. Dann rechne ich sieben Stunden zurück und stelle den Wecker entsprechend. Ich schlafe schnell ein, und nach sieben Stunden geht der Wecker. Wenn ich um elf zu Bett gehe, stehe ich um sechs auf. Gehe ich um halb elf zu Bett, kann ich um halb sechs aufstehen.

Wenn ich evangelisiere, komme ich meist erst um Mitternacht ins Bett, und dann klingelt der Wecker um sieben. Wenn ich zu Hause bin, klingelt er meist früher.

Jetzt hört, wie ich das mache: Der Wecker klingelt so leise, dass meine Frau ihn nicht hört. Wenn er klingelt, geht meine Hand raus, manchmal ist sie schon da, weil ich kurz vorher wach geworden bin und denke, es wird bald so weit sein.

Wenn der Wecker klingelt, schalte ich ihn aus, gleichzeitig hebe ich mit der anderen Hand die Decke hoch, fast gleichzeitig gehen die Füße aus dem Bett. Dann sitze ich im Bett und danke dem Herrn. Danach schleiche ich mich leise raus, gehe ins Badezimmer und dusche.

Ich dusche immer erst warm, dann kalt – ganz kalt – jeden Morgen. Ich habe auch keine Mühe damit, wenn ich in Russland oder anderswo bin, wo es gar kein warmes Wasser gibt. Also dusche ich immer kalt in der zweiten Phase. Dann bin ich richtig frisch.

Anschließend gehe ich ins Büro und lese eine Zeit lang in der Bibel, manchmal zwei Kapitel. Ich lese immer an drei Stellen gleichzeitig: vorne im Alten Testament, hinten im Alten Testament und im Neuen Testament. Dafür habe ich drei Bänder, und so gehe ich Jahr für Jahr durch die Bibel.

Dann nehme ich meinen Tempus, schlage die Stelle mit dem Pfeil nach oben auf, setze mich an den Schreibtisch, lege den Tempus auf die Knie und beginne zu beten. Ich könnte den ganzen Tag so beten. Manchmal eine halbe Stunde, manchmal eine Dreiviertelstunde. Manchmal denke ich: Hätte ich jetzt doch noch mehr Zeit.

Im Dienst mache ich das genauso, nur dass ich dann auch am Nachmittag noch solche Gebetszeiten einplane. So kann ich all die Namen sagen, beten und beten. Meine Gedanken gehen dabei nach Spanien, Albanien, Brasilien, Afrika, ins Missionswerk, in die Gemeinde und natürlich zu den Kindern.

Ich bete auch für mich selbst. Wenn ich mit diesem schönen Dienst fertig bin, gehe ich ins Schlafzimmer, sage meiner Frau etwas ins Ohr, dann steht sie auf und geht ins Badezimmer. Während sie dort ist, mache ich Frühstück.

Wenn meine Frau aus dem Badezimmer kommt, frühstücken wir zusammen. Gleich nach dem Frühstück beten wir gemeinsam zwanzig Minuten, eine halbe Stunde oder manchmal eine Dreiviertelstunde. Ich bin so froh darüber, denn ich habe lange dafür gebetet.

Meine erste Frau war eine große Beterin. Ich habe gebetet, ob ich das wiederfinden würde. Gott hat es geschenkt. Ich bin glücklich, dass wir so viel Zeit gemeinsam im Gebet verbringen können.

Es sind keine kleinen Kinder mehr da, sonst müsste man das anders einteilen. Meine Frau muss auch nicht zur Arbeit, sonst müsste man es wieder anders organisieren. So können wir das nach dem Frühstück machen und eine halbe Stunde oder etwas kürzer oder länger beten – für viele, viele Dinge.

Dabei beten wir besonders für die unbekehrten Angehörigen, vor allem aus ihrer Familie in der Schweiz. Ach, ist es gut, so beten zu können und gemeinsam zu beten.

Ich weiß nicht, welche Methode ihr habt, aber ich hoffe, ihr habt auch eine schöne.

Zeitmanagement und Prioritäten im Gebetsleben

Jetzt mache ich das Ding mal wieder hier an. Jemand hat einmal gesagt: Wenn du keine Zeit zum Beten hattest, dann hast du ganz bestimmt Dinge getan, die Gott überhaupt nicht von dir wollte. Ein anderer sagt: Leute, die niemals Zeit haben, tun in Wirklichkeit am wenigsten.

Vorhin habe ich gesagt: Wenn nicht die Liebe Christi uns treibt, ist verkehrt, was wir treiben. Hans Bürki hat einmal einen Satz gesagt, der mich damals sehr beschäftigt hat. Der Satz lautet: „Ich habe keine Zeit“ ist ein Sündenbekenntnis auf unseren Lippen.

Wir haben alle viel Zeit. Du hast jeden Tag 24 Stunden Zeit. Die Frage ist nur, wie du die Zeit einteilst. Du hast genauso viel Zeit wie Helmut Kohl – oder meinst du, der hätte mehr? Du hast genauso viel Zeit wie irgendein Ministerpräsident. Was haben die für eine Verantwortung!

Wir haben jeden Tag 24 Stunden. Ihr Lieben, wir brauchen Älteste, wir brauchen Jugendleiter, wir brauchen Chorleiter, wir brauchen Gemeindeglieder, wir brauchen Missionare, wir brauchen Männer und Frauen, die viel Zeit haben fürs Gebet.

Ich hoffe, dass mich keiner falsch versteht: Ich möchte keinen unter Druck setzen. Gebet ist keine Leistung. Das habe ich inzwischen herausgefunden. Gebet ist überhaupt keine Leistung, Gebet ist ein Vorrecht. Gebet hat es mit Liebe zu tun.

Anbetung – warum Anbetung? Weil ich Jesus liebe, weil ich ihm das sagen möchte. Und Dank, weil er mich beschenkt hat. Und Fürbitte, weil ich die anderen Menschen liebe und möchte, dass sie auch Jesus finden.

Es geht mir und dir nie besser als ganz nah bei Jesus. Es geht uns in unserer Ehe nie besser als wenn wir ganz nah bei Jesus sind. In der Bibel steht ein Vers, den habe ich gestern Abend vorgelesen: Alle guten Gaben kommen von oben, von ihm.

Wir können im allerbesten Fall Mitarbeiter sein, aber genau darum geht es. Genau das will Gott. Gottes große Taten geschehen immer durch von Gott geformte Menschen.

Die Suche Gottes nach Menschen und die Bedeutung des Einzelnen

Gott sucht einen Menschen. Wenn Gott etwas Besonderes tun will, sucht er immer einen Menschen – kein System, keinen Plan, keine Organisation, sondern einen Menschen. Die überorganisierte Religion von heute hat für diese Wahrheit die Augen verschlossen.

Als Gott die Sintflut voraussah, wählte er einen Menschen: Noah. Aus der Unbekümmertheit Kalders wählte er einen Mann: Abraham. Aus der Gebundenheit Ägyptens wählte Gott einen Mann: Mose. Wann werden wir lernen, dass die Seiten der Geschichte mit Berichten dessen gefüllt sind, was Gott durch einen auserwählten Menschen vollbracht hat?

Dazu zählen Josua, Samuel, Gideon, Simson, Elisa, Daniel, Johannes der Täufer, Petrus, Paulus und viele, viele andere – auch viele Frauen. Niemals hat Gott je einer Menschenmenge einen Kamel-Sieg, einen Durchzug durch das Rote Meer oder eine Niederlage Goliaths herbeigeführt. Gott wählte immer einzelne Menschen, Männer und Frauen.

Bevor Gott Erweckung geben kann, muss er einen Menschen finden. Gott sucht Menschen, durch die er arbeiten kann, und wenn er einen findet, dann geschieht etwas.

Heute ist so viel von Teamarbeit die Rede, und das ist ja auch eine schöne und wichtige Sache: Zusammen sind wir stark. Aber selbst in einem Team muss wieder einer sein mit einer Vision, der sagt: „Brüder, wir sollten…“, „Schwestern, wir sollten…“. Gott sucht solche Leute, die an dieser Stelle Zeichen setzen.

Gründe für den besonderen Gebrauch Gottes

Warum hat Gott einige Menschen in der Bibel, in der Geschichte und auch in unseren Tagen besonders gebraucht? Ich habe Menschen beobachtet und studiert. Nun möchte ich etwas sehr Wichtiges sagen: Ich glaube, es gibt zwei Gründe, warum Gott einen Menschen besonders gebraucht.

Erstens: ihre ungebrochene Haltung. Zweitens: ihr Gebetsleben.

Wir wissen, unsere Kraft liegt in diesem Buch, der Bibel. Doch diese Kraft wird nur im Leben und Dienst eines Beters wirksam. Bibelzitate allein schaffen kein neues Leben – auch nicht, wenn sie von einem Evangelikalen vorgetragen werden. Dafür gibt es viele Beweise. Die Bibel sagt sogar, dass der Buchstabe tötet.

Darum meine Bitte – und hoffentlich auch deine Bitte: Ich bete sehr oft so: „Herr, lehre mich, dieses Buch zu lieben. Herr, lehre mich, dieses Buch zu lieben. Zweitens: Herr, lehre mich beten.“

Sind wir uns klar darüber, dass der Teufel das Gebet mehr fürchtet als alles andere? Sein ernsthaftes Bemühen richtet sich darauf, uns vom Gebet abzuhalten. Er lässt uns ruhig bis über den Kopf in der Arbeit stecken, wenn wir nur nicht beten.

Er fürchtet sich nicht vor unserem eifrigen und ernsthaften Bibelstudium, vorausgesetzt, wir beten wenig. Jemand hat sehr weise gesagt: Satan lacht über unsere Arbeit. Satan spottet über unsere Weisheit. Aber er zittert, wenn wir mit reinen Lippen beten.

Liebe Freunde, ich glaube, das ist die größte Grenzerweiterung, die ein Mensch erfahren kann: wenn er aus seinem Schlendrian aussteigt und sagt: „Herr, ich will es wagen.“

Ermutigung und Abschlussgedanken

Ich mache hier einen Schnitt und möchte etwas Neues ausprobieren. Mal sehen, wie sich das auswirken wird.

Heute Morgen sitzen einige hier, und da kommt jemand und sagt: „Ich bete eigentlich überhaupt nicht viel, aber Gott segnet mich trotzdem. Ich bete gar nicht viel, aber Gott segnet mich trotzdem.“

Wahrscheinlich liegt das nur daran, dass andere für dich beten. Vielleicht hattest du eine betende Mutter, oder irgendwo ist jemand, der jeden Tag für dich betet. Wie oft bekomme ich Briefe, in denen steht: „Wir beten jeden Tag für sie. Seitdem sie bei uns waren, beten wir jeden Morgen für sie.“ Das beschämt mich jedes Mal neu.

Manchmal, wenn solche Segnungen geschehen, denke ich schon: Geht das vielleicht nur auf das Konto der anderen? Wie stehe ich eigentlich vor dem Herrn? Vielleicht würde Gott dich noch zehnmal mehr segnen, wenn du ein rechter Beter wärst.

Nochmal diesen Teilsatz: Der Teufel lacht über unsere Bemühungen, er spottet über unsere Weisheit, aber er zittert, wenn wir mit reinen Lippen beten. Wenn wir mit reinen Lippen beten – Bruder, sind deine Lippen rein?

Ihr habt die Losung für diesen Tag gelesen. Dort geht es auch um dieses Thema: Sind deine Lippen rein? Sind deine Hände rein? Sind deine Augen und deine Ohren rein?

Das sogenannte Glaubensleben vieler Christen ist eine Karikatur, eine Schaupackung ohne wirklichen Inhalt.

Ich hörte einmal Pastor Kemmer bei einer Evangelistenkonferenz. Ich kann euch sagen, da habe ich etwas erlebt. Pastor Kemmer trat ans Pult und hielt eine Predigt mit dem Titel „Der Weg zur Vollmacht“. Ich war gespannt, ich glaube die anderen auch. Das ist ja das, was wir uns wünschen: Vollmacht – der Weg zur Vollmacht.

Dann lehnte er sich so übers Pult, schaute zur linken Seite und sagte: „Brüder, macht euch nichts vor.“ Ich dachte: Was kommt jetzt? „Macht euch nichts vor!“

Worauf will er hinaus? Dann sagt Pastor Kemmer: „Du hast nur so viel Vollmacht, wie du Echtheit besitzt vor dem Herrn.“ Er machte eine Pause. Der Satz blieb noch lange in meinem Ohr: „Du hast nur so viel Vollmacht, wie du Echtheit besitzt vor dem Herrn.“

Dann schaute er wieder nach links rüber. Da saß ich und kam mir vor, als ob Obert direkt mich ansah. Und dann fragte der Bruder: „Bist du echt? Bruder, bist du echt? Bist du echt? Bist du echt?“

Der Teufel zittert, wenn wir mit reinen Lippen beten.

Abschließende Fragen und Ermutigung zum Gebet

Ich komme gleich zum Abschluss. Zwei Fragen:

Liebst du deine Bibel? Alle Bücher zusammen sind nicht so viel wert wie die Bibel. Wenn du aber ein richtiger Bibelleser bist, können auch die anderen Bücher dir zum Segen werden.

Zweite Frage: Führst du ein Gebetsleben? Es geht uns nie besser, als wenn wir ganz nah bei Jesus sind und viel mit ihm über Menschen, Dinge und Situationen reden. Wer das tut, kann auch viel besser mit anderen über Jesus reden. Das ist einfach so.

Wir haben eine wunderbare Berufung. Lieber Bruder, du bist mehr als der Bürgermeister in deinem Dorf. Manchmal kommst du dir so klein vor. Wir sind berufen zum Dienst am Leben, wir sind Botschafter an Christi Stadt.

Erweckung kommt nicht durch eine neue Lehre. Erweckung kommt, wenn wir dieses uralte Bibelwort wieder ernst nehmen – und das geschieht so wenig. Erweckung kommt nicht, wenn wir mit Trommellärm durch die Straßen ziehen. Erweckung kommt, wenn Gottes Volk Buße tut und zum Kreuz zurückkehrt.

Egal, wie viele neue Methoden angeboten werden, egal wie viele Kongresse es gibt – gestern haben wir gehört, dass Jugendgruppen sich auflösen und Gebetsstunden entvölkert sind. Das ist nur eine schöne Fassade, dahinter ist manchmal gar nicht so viel.

John Mott, dieser große Missionstratege, hat nach seiner dritten Missionsreise gesagt: Beim ersten Mal meinte er, wir brauchen Tausende von Missionaren, Afrika ist offen. Beim zweiten Mal sagte er, wir brauchen inländische Mitarbeiter, die das Klima besser vertragen und die Sprache kennen. Diese müssen wir schulen, Afrika für Jesus zu gewinnen.

Nach seiner dritten Missionsreise kam John Mott zu einem Kongress und sagte: Ich habe aufgehört, in Zahlen zu rechnen. Die Evangelisation der Welt ist keine mathematische Frage, sondern eine Frage der Kraft. Ein paar Menschen, voll Heiligen Geistes, stoßen jede Berechnung um.

Nochmal John Mott: Die Evangelisation der Welt ist keine mathematische Frage, sondern eine Frage der Kraft. Ein paar Menschen, voll Heiligen Geistes, stoßen jede Berechnung um.

Ihr Lieben, aber sage keiner, er sei voll Heiligen Geistes, wenn seine Hände Dinge tun, die Jesus betrügen. Wenn seine Füße ständig Wege gehen, die Jesus nie mitgehen wird. Wenn seine Augen stundenlang und ständig Dinge ansehen, die Jesus verabscheut.

Geistesfülle ist kein Rausch, wie einige meinen. Geistesfülle ist Gottes Herrschaft im Menschen. Und das brauchen wir: Menschen, die sich so bedingungslos Gott ausgeliefert haben, dass Gott über ihre Zeit, ihr Geld, ihre Gaben und ihre Pläne verfügen darf.

Menschen, die den Mut haben, am Morgen zu sagen: Herr Jesus, hier bin ich, mach mit mir, was du willst. Ob ich mit dreißig sterbe oder mit neunzig, ob du mich in den kalten Norden führst oder in den heißen Süden, ob ich heirate oder ledig bleibe.

„Herr, ich habe meine Vorstellungen und Wünsche, aber das ist alles zweitrangig. Dein Wille geschehe. Herr, hier bin ich, mach mit mir, was du willst.“

Gott sucht Menschen, die sich mit einer glühenden Retterliebe für seine heiligen Interessen verwenden. Gott sucht keine Schwärmer, keine Phantasten, die alles im Kopf haben und die Hände in der Tasche stecken.

Gott sucht Menschen, die sich mit großer Liebe für seine Interessen einsetzen. Menschen, aus deren Leben Ströme des lebendigen Wassers fließen. Gott sucht Menschen, die beten.

Nochmal die beiden Fragen: Liebst du deine Bibel? Sag, liebst du deine Bibel? Es gibt Christen, die können drei Tage leben, ohne die Bibel geöffnet zu haben – und merken das nicht einmal.

Liebst du deine Bibel? Wie viel Zeit verbringst du mit dieser Fundgrube, in der dir Jesus auf allen Seiten begegnet? Liebst du deine Bibel?

Die andere Frage: Führst du ein geregeltes Gebetsleben?

Zwei Anliegen möchte ich euch mit nach Hause geben. Es wäre schön, wenn das bei einigen gelingen würde, wenn du dem Herrn oft sagen würdest:

„Herr, lehre mich, dieses Buch zu lieben. Herr, lehre mich, dieses Buch zu lieben. Und das andere Anliegen: Herr, lehre mich beten.“

Amen.