Freude über das Zusammenkommen und die Bedeutung von Liederdichtern
Also Winrich, ich weiß nicht, wie es dir geht, aber wenn ich die Menschen hier so sehe, freue ich mich riesig. Das ist eine tolle Sache, wirklich großartig.
Ich freue mich auch sehr, dass es diesen herrlichen Platz gibt, mit dem Forum auf dem Schönblick – ganz wunderbar. Ein herzliches Dankeschön an alle Mitarbeiter, die hier mitwirken, sowie an Martin Scheuermann und seine Frau, dass wir heute hier sein können.
Winrich, du hast mit deiner Frau zwei Bücher über Liederdichter herausgebracht. Welcher Liederdichter hat dich dabei eigentlich am meisten fasziniert? Sicherlich Johann Jakob Schütz, der das unvergessliche Lob- und Danklied „Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut“ gedichtet hat.
Das ist ein wunderbares Lied. Er war auch der Begründer der Gemeinschaftsstunden in Frankfurt und begann die erste Gemeinschaftsstunde zusammen mit Philipp Jakob Späner, einem ganz großartigen Mann. Das ist das eine.
Winrich Schäffbuch – ich weiß nicht, was Sie mit diesem Namen verbinden. Ich verbinde automatisch mit dem Namen Winrich Schäffbuch „Hilfe für Brüder“ und christliche Fachkräfte.
Entstehung und Anliegen der Gemeinschaft christlicher Fachkräfte
Winrich, wie kam es eigentlich damals zur Gründung von Ich weiß, das wäre jetzt eine Riesengeschichte. Aber wenn du kurz ein paar Gedanken dazu sagen könntest.
Wir haben in den Siebzigerjahren gemerkt, dass wir zu vielen Christen in der Welt überhaupt keine Verbindung haben – auch nicht über unsere ökumenischen Kanäle. Es sind eigentlich die größten Kirchen in der Welt, die lebendigsten Kirchen, meist Bibelkirchen. Wir sind ganz nüchterne, konservative Christen, und dort gibt es große Aufbrüche.
Das lief über zehn Jahre lang so. Man hat immer wieder gefragt: Wie kann man das machen? Es war der Oberkirchenrat, der da genötigt hat – unvergesslich Walter Arnold, wie er immer wieder gesagt hat: „Ihr müsst was aufbauen.“
Was wir dort erlebt haben, ist heute ein Aufbruch in der Welt, wie es ihn in der gesamten Kirchengeschichte noch nie gab. So viele Menschen kommen heute zum Glauben, auch sehr viele Muslime, etwa in Indonesien. Das ist für uns ein ganz bewegender Moment.
Für mich stellt sich da die Frage, Winrich: Was könnten wir? Gibt es so zwei oder drei Dinge, die wir von den Christen in der – man sagte früher Dritte Welt, Zweidrittelwelt, wie man es auch immer nennt – egal, was man sagt, lernen könnten?
Wesentliche Erkenntnisse aus den weltweiten Bibelkirchen
Ich glaube, wir machen einen großen Fehler, wenn wir ständig über Methoden sprechen. Durch Methoden ist noch nie ein Mensch zum Glauben gekommen, auch nicht durch Gemeindeformen oder all die Dinge, die wir suchen.
Weltweit kommen Menschen nur durch das Wort Gottes zum Glauben. Das sind die sogenannten Bibelkirchen, wie ich immer sage, in denen die Bibel im Mittelpunkt steht. Man muss das einmal in China erleben, wohin man auch kommt. Dort hat jeder eine Bibel auf den Knien – ganz anders als bei uns im Gottesdienst. Bei uns denken viele: „Die Bibel habe ich ja zu Hause liegen.“ Doch in China kommen die Menschen zum Gottesdienst, weil sie die Bibel kennenlernen wollen.
Vor der Taufe gibt es oft einen Unterricht, der ein halbes Jahr dauert, in dem die Bibel gründlich unterwiesen wird. Ich bin traurig darüber, dass bei uns die Bibelstunden stagnieren. Erweckung und Erneuerung kommen nur aus der Bibel. Das gilt in allen Regionen, ob Lateinamerika, China, Zentralasien oder Afrika – es ist immer das Wort der Bibel, das wirkt.
Das ist auch unser Anliegen bei der Ludwig-Hofager-Vereinigung: mehr Bibel, mehr Bibellesen in unserer Kirche und in den Gemeinden. Das ist auch die Aufgabe eines Christustages. Deshalb heißt es dort: echt durch Jesus lebendig, Winrich.
Die Gemeinschaft ist ja das Schönste an einem Christustag, wenn wir uns hier treffen.
Sehnsucht nach lebendiger Gemeinschaft und die Grenzen eigener Kraft
Es war schön, ich konnte vorher noch einige grüßen. Wenn wir jetzt miteinander reden – vielleicht nachher in der Pause – würden viele sagen: „Ich bin eigentlich traurig hergekommen. Ich sehne mich nach Leben.“
Ich wollte gern selbst lebendiger sein, in meiner Familie mehr ausstrahlen. Wir kommen aus Gemeinschaften und Kirchengemeinden, und es bricht uns das Herz, wenn wir sagen: „Ach, wenn wir jemanden einladen, genieren wir uns so, es ist alles so tot.“ Leben ist doch unsere Sehnsucht, aber oft haben wir es selbst gar nicht.
Dann merken wir plötzlich, dass wir es fast nicht mehr schaffen, weil wir so viele Programme haben. Montagabend sind wir dort, Dienstagabend dort, und wir bemühen uns mit ungeheurem Einsatz. Doch mit unserer Kraft sind wir jetzt am Ende.
Schon heute Morgen war die Losung schön: Menschen können mit ihrer Kraft nichts ausrichten. Wir können auch Gemeinden nicht erneuern, keinen einzigen zum Glauben führen, keine zerbrechende Ehe heilen, keinen ungläubigen Enkel bekehren – wir können überhaupt nichts machen.
Die Kraft des Blicks auf Jesus als Quelle des Lebens
Und das Tolle am Christustag ist, dass wir wissen: Wir wollen auf Jesus blicken, denn er ist der Herr.
Es kam einmal vor, dass zum Grafen Zinzendorf junge Leute kamen. Sie waren voller sprühender Aktivität und sagten: „Wir wollen doch etwas tun, wir wollen etwas tun für unseren Herrn, nicht nur da sitzen.“ Sie waren bereit, alle Programme zu übernehmen oder sich senden zu lassen, um Aufgaben und Dienste zu erfüllen.
Zinzendorf fragte sie: „Was sollen wir denn tun?“
Dann sagte er ihnen den einen Satz, den Sie alle kennen: „Seit des Heilands fröhliche Leute, lebt fröhlich in der Gemeinschaft mit Jesus!“
Sie können gar nichts anderes wirken, als in dieser großen Verbindung mit Jesus zu leben.
Die Herausforderung der verkrampften Glaubenshaltung
Jetzt habe ich ein paar Fragen dazu gestellt: Warum sind Christen oft so verkrampft? Wissen Sie, das ist ja bei uns allen ganz lieb gemeint. Wir wollen alles neu machen und ändern, wir wollen gut sein.
Ich kenne viele junge Leute, die sagen: „Ich will gar nichts über meinen Glauben reden, ich will ihn einfach leben.“ Und dann strengen sie sich an. Sie spüren, dass ihre Ich-Sucht sie bindet, und sie kommen nicht weiter. Dann wollen sie die sündlichen Versuchungen in ihrem Leben bekämpfen.
Ach, was leiden unsere jungen Leute da schon! Sie reißen sich am Riemen, geben sich Ordnungen und kasteien sich. Aber wissen Sie, so wird alles ganz verkrampft, schrecklich verkrampft, und es kommt nichts dabei heraus.
Ich verstehe, dass viele ungläubige Menschen sogar von uns abgestoßen sind – von unserer verkrampften Glaubenshaltung voller Pflichten und Ordnungen, von all dem, was wir machen wollen. Um uns herum erstarrt alles, wird leblos, verknöchert und eingeschnürt.
Darum möchte ich dieses Wort jetzt lesen: „Ich lebe – doch nun nicht ich.“ Wenn Sie eine Bibel dabei haben, schauen Sie bitte mit. Aber sehen Sie, das ist bei uns gar nicht mehr gewohnt.
Die befreiende Botschaft aus Galater 2,20
Ich lebe doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Denn was ich jetzt lebe in meinem Fleisch, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich dargegeben hat.
Damals waren in die blühenden Gemeinden von Galatien – das ist die Türkei – Bibellehrer eingedrungen. Diese haben die ganzen Gemeinden auf eine neue Linie eingeschworen. Sie sagten: „So wie bisher geht es nicht mehr. Ihr müsst vielmehr wieder die alttestamentlichen Reinheitsvorschriften beachten und diese Gesetze alle peinlich genau einhalten.“ Wenn ihr richtig Christ sein wollt, dann müsst ihr ganz bestimmte Standards leben.
Das ist ja heute für uns auch wieder eine Frage. Es wird ja so viel vom Werden gesprochen. Ich hätte meinen Kindern gegenüber auch gern eine vorbildliche Ehe gelebt. Und ich konnte meinen Kindern nur sagen: „Stosst euch nicht an uns und an unserem Christenstand.“ Ohne die Vergebung von Jesus kann ich gar nichts machen. Wir machen so viele Fehler als Eltern und wir versagen so viel.
Also das mit den Standards und mit den Werten, die wir leben wollen, erreichen wir doch oft gar nicht. Sie helfen uns nicht weiter. Warum denn? Weil das Böse so tief nicht bloß in der Welt steckt – unheimlich –, sondern in uns. Und wenn wir anfangen, unseren Christenstand zu leben, merken wir: „Oh, ich bin ja ganz tief besessen von diesen unheimlichen Mächten.“
Ein paar Verse weiter davor, in Vers 16, sagt der Paulus: „Durch das Tun des Guten wird kein Mensch gerecht, schafft überhaupt kein Mensch, diese großen Ziele zu verwirklichen.“ Es ist ja ganz wichtig, dass wir wieder darüber reden. Ich möchte Ihnen sogar sagen, dass dieses Thema das attraktivste ist in einer christlichen Versammlung, in einer Gemeinschaft und im Hauskreis, wenn Sie darüber reden.
Nicht: Vorbild sein. Sondern die anderen sagen: „Wir schaffen das alles nicht. Wir sind alles Leute, die gestrandet sind mit unseren großen Zielen und Planungen. Wir können nicht über unsere Sünde siegen, und bis in unsere Todesstunde hinein bleibt das ein Problem unseres Lebens, dass wir kämpfen.“ Mit diesen sündigen Versuchungen bei uns, mit den schmutzigen Gedanken, mit dem Kopf, mit den Leidenschaften, die man nicht bezwingen kann. Und das ist ein Kampf auf Leben und Tod.
Wir wollen unser Leben reinhalten und schaffen das nicht. Jetzt verstehen Sie, warum es so viele verkrampfte, verklemmte Christen gibt. Aber ich bin dem Paulus so dankbar, dass er das in dem ganzen Galaterbrief gesagt hat: Ordnungen, Lehrsätze, Gebote, Pflichten – dauernd wieder sagen „Du musst, du musst, du musst“ – das hilft dir nicht weiter, das macht dich kaputt und es macht die Gemeinden kaputt. Es gibt kein Leben daraus.
Die Kraft Jesu als Sieg über das Böse
Aber es ist Paulus dann wichtig. Der nächste Punkt: Kennst du die Kraft von Jesus?
Liebe Schwestern und Brüder, wenn wir von Jesus reden, schwingt doch alles mit. Was haben wir mit ihm erlebt? Ihm ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden. Es kam nur einmal vor, dass der Teufel von einem Menschen wich – und zwar in der Versuchung von Jesus. Nur Jesus ist der Sieger, der über alle bösen Dinge siegen kann. Nur er ist der Heiland, der retten kann. Kennst du die Kraft von Jesus?
Wir sagen ja immer wieder, es ist so wichtig, der Glaube macht das. Ich habe immer Angst, wenn wir beim Wort Glauben ein kleines Missverständnis machen. Da heißt es ja: Glauben, da kannst du dies glauben, jenes glauben. Der Glaube ist ja nur ein Instrument, so wie meine Hand, die sich ausstreckt und greift. Ich brauche Glauben an Jesus. Aber das Entscheidende ist, dass Jesus der Retter ist, der mein Leben erneuert und neu macht.
Paulus erinnert diese Christen in den galatischen Gemeinden: Wie war das, als ihr zum Glauben kamt? Wie war das, als ich euch gepredigt habe? Und wissen Sie, wo Menschen zum Glauben kommen – in der ganzen Welt – immer nur über den Tod von Jesus, der diesen Weg des Leidens ging.
Ich komme gerade zurück, gestern Nacht aus Israel, und wir hatten einen Guide, der uns lange erklärt hat, der Herr Jesus hätte am Ölberg geweint, weil er Angst gehabt hätte vor seinem Leiden. Quatsch war das, ich musste intervenieren. Jesus hat geweint, weil er eine Stadt ohne Frieden mit Gott sah. Und es gibt nur einen Frieden in der Welt, einen Friedensfürsten – das ist Jesus.
Es gibt nur einen, der die Krisen ihres Lebens meistern kann, und auch das, was Sie heute mitgebracht haben als unbewältigte Dinge: die Spannungen in Ihrer Familie, die schlimmen Erbauseinandersetzungen, die schmutzigen Gedanken, die Sie bewegen und niederdrücken, all das, was aus Ihrem Leben als Last heißt, die großen Dinge Ihrer Umgebung, an Ihrem Ort, die Sie bewegen.
Jesus ist der, der erneuert und verändert.
Das waren doch die Freudentage in Galatien, als Paulus ihnen vor Augen gemalt hat, wie Jesus am Kreuz gestorben ist und wie das die Herzen bewegt hat, als sie zum Glauben gekommen sind. Nicht weil ich mich angestrengt habe, nicht weil ich mich mühte – sonst hätte ihr Leben sich total verändert, durch die Jesusfreude.
Ich finde es manchmal so schade, dass wir diese Lieder nicht mehr singen. Die sind heute so aktuell wie eh und je:
Wie lang habe ich mühvoll gerungen, gesäuft unter Sünde und Schmerz. Doch als ich mich ihm, Jesus, überlassen habe, da strömte sein Frieden in mein Herz. Das hat mein Leben verändert, da brach die Freude an, da war auf einmal etwas lebendig.
Die bleibende Not der Sünde und die ständige Erneuerung
Aber das muss ich doch noch einmal unterbrechen mit dem dritten Genauier fünf.
Wenn die Sünde immer wieder durchbricht, liebe Schwestern und Brüder, dann ist das eine ganz große Not – und diese Not bleibt. Darum bleibt das auch das Thema, das wir haben.
Ich muss hier gestehen: Wenn so viele sagen, sie wollen die außenstehenden Evangelisationen, dann haben wir sie ja natürlich gerne. Ich bin noch nie in einer Evangelisation gesessen, ohne dass mir neu wieder Jesus groß wurde. Und das soll in dieser Hofacker-Konferenz so sein. Das möchte ich in jedem Gottesdienst, in jeder Bibelstunde. Das muss so sein.
Ich darf Ihnen sagen: Jedes Wort des Alten Testaments weist auf Jesus hin. Wenn Sie ihn nicht finden, wird alles verloren. Sie können doch all das nicht hinbringen und schaffen ohne Jesus.
Hans Brandenburg war mir im Leben ein großer Seltsamer. Die meisten kennen ihn gar nicht mehr. Er war ein großer Mann in Balte, der im Missionsfundlicht im Osten tätig war, ein Evangelist der Berliner Stadtmission. Er hat immer mit seinem Humor sagen können, dass die Gesetzlichkeit, unter der wir ja alle so leiden, eine typische Kinderkrankheit des Glaubens ist.
Sie wissen, dass Kinder Scharlach und Windpocken bekommen müssen, damit sie die nötigen Abwehrkräfte im Leben ausbilden. Und jeder Christ geht nach seiner Bekehrung durch die Gesetzlichkeit. Durch großen Eifer wird er müde, bis er merkt: Ich brauche in jedem Tag meines Lebens, in jeder Stunde meines Lebens Jesus, den Heiland, der mich rettet.
Ich kann ohne ihn gar kein Christenleben führen. Er macht mich lebendig, und mit ihm kann ich es allein schaffen. Die rigorosen Ordnungen, Aufrufe und Selbstverpflichtungen helfen doch gar nicht weiter.
Paulus sagt: Bleiben lassen! Lass doch diesen Krampf mit dem Selberwollen, mit dem Mühen und mit dem Kasteien. Je mehr du dich verkrampfst, desto weniger kannst du die Macht des Teufels besiegen.
Was nennt er denn daneben? Er sagt: Das ganz feste Vertrauen auf Jesus – das ist das Eigentliche und das Einzige. Er kann dich herausreißen aus allen bösen Bindungen des Lebens, egal in was du auch steckst. Es gibt keine Bindung, aus der er dich nicht lösen kann.
Es gibt keine Aufgabe, in der du steckst und die du nicht bewältigen kannst. Er kann das machen. Er kann neues Leben durch dich schaffen, er kann deine Gemeinschaft beleben, er kann deinen Hauskreis lebendig machen, er kann deine Enkel zum Glauben führen.
Er kann das, weil bei ihm nichts unmöglich ist. Und das ist das Wunderbare.
Leben im Vertrauen auf Jesus und das Wirken des Heiligen Geistes
Wie will er das denn tun? Am Sonntagabend hatten wir einen führenden jüdischen Christen eingeladen: Viktors Madja. Er hat ein großes Druckhaus aufgebaut und gehört zu den Leitern der Gemeinde in der Prophetenstraße.
Es war so schön zu hören, wie Viktors Madja genau über dieses Thema sprach: Wie er mit 15 Jahren als Jude zum Glauben an Jesus kam. Er erzählte, dass er sich gefreut habe an Jesus und dabei gemerkt habe, dass er nicht jeden Tag planen und tun müsse. Jesus habe etwas mit ihm vor. Er müsse nur seiner Spur folgen.
An diesem Tag hat er etwas hineingelegt: Die Werke, die er tun soll, hat Jesus schon vorgefertigt. Er muss sie nur noch tun und in ihnen leben. Wenn man sich ganz von Jesus treiben und führen lässt, wird das Leben zum Segen – als fröhliche Leute des Heilands.
Zunächst ist es wichtig, dass Jesus uns umwandelt und uns ein neues Herz gibt. „Ich habe doch das Herz gar nicht, ich habe auch den Glauben nicht. Herr, gib mir deinen Heiligen Geist!“ Das hat mich dort in Jerusalem wieder so gepackt. Wenn man durch diesen Tunnel geht, der an der äußeren Mauer des Tempels entlangführt – der alte Hasmonäer-Tunnel – dann gibt es dort eine Stelle, die ganz nah am Allerheiligsten liegt: ein zugemauerter Wasserschacht.
Dort sitzen Juden und schreien und kreischen. Warum? Weil sie so nah an Gott sind – nur 45 Meter bis zum Allerheiligsten. Für sie ist das so wunderbar und groß. Aber es ist noch wunderbarer, dass alle Fülle Gottes in deinem Leben Wohnung machen will, in deinem sündigen Herzen. Er will in dir Wohnung nehmen. Das ist Leben in deinem Leben, mit all seinen Bezügen.
Auch wenn du traurig bist, kann Gott dich größer ehren, als dass er seinen Sohn gesandt hat. In Jesus ist alle Fülle Gottes lebendig vorhanden, und er will dir ein neues Leben geben, ein neues Herz. Er will dich erneuern.
Was ist nötig? Du bist nicht rein, du bist nicht gut, du kannst es nicht. Aber eins kannst du, wie jedes Kind: Jesus einladen. Sag: „Komm, Jesus, komm wieder ganz neu in mein Leben!“
Ach, ihr lieben Schwestern und Brüder, wir wollen doch ganz deutlich sagen: Es gibt nicht nur die eine Entscheidung, bei der ich mich für Jesus entschieden habe. Im Leben muss ich so oft immer wieder neu festmachen: „Sei Jesus, ich will wieder bei dir sein. Ich will heute von dieser Hofacker-Konferenz nach Hause gehen, ganz neu dir vertrauen, ganz neu mich dir überlassen.“
Leben in sprühender Aktivität durch Jesus
Jetzt kommt mein vierter Punkt: Ihr Leben ist voll von sprühender Aktivität. Obwohl sie gar nichts machen müssen, leben sie. Ihnen werden Menschen begegnen, sie werden ihren Aufgaben nachgehen, egal wo sie im Beruf sind, und Jesus wird sie gebrauchen.
Oft sieht man das überhaupt nicht. Dieser messianische Jude, Victor Smadja, hat uns das so ergreifend erzählt. Er sagt: Wenn ich Ihnen erzählen wollte, da hat eine Soldatin angerufen: „Haben Sie uns dreißig hebräische Testamente? Unsere Einheit geht an den See Genezareth.“ Sie ist keine Christin. Sie wollen als Juden das Neue Testament von Jesus lesen. Der ganze Tag ist voller Erlebnisse, was Jesus tut und macht. Er gebraucht uns dazu.
Jetzt sind wir hier in einem anderen Umfeld, aber Sie werden staunen, wie Sie bei Menschen sind. Seien Sie ein Jesuszeuge. Erzählen Sie anderen das Allergrößte. Das kann man nicht wortlos tun. Da müssen Sie den Mund aufmachen und sagen: In meinem Leben ist ein großes Wunder passiert. Jesus hat mein kaputtes Leben völlig erneuert, und er hat mich berufen.
Staunen Sie, wie Gott diesen kranken, alten Paulus mit seinen schweren Leiden gebrauchen konnte, obwohl er so viele Jahre untätig im Gefängnis saß. Gott hat ihn zum Segen gemacht. Paulus sagt: Wenn ich nur den Wärter noch zum Segen bin, das war ihm schon genug. Das ist das Leben von Jesus, dass wir weiterreichen dürfen.
Das ist so groß, wenn wir uns nach Jesus ausstrecken, einfach nach ihm ausstrecken. Jesus sagt: Ich bin gespannt, in welchen Situationen du mich heute führst. Und ich will dich bekennen. Meinem türkischen Nachbarn will ich erzählen: Nein, mein Leben ist nicht gut, ich bin auch nicht besser als andere. Aber ich habe Jesus entdeckt.
Sie ahnen nicht, was das für einen Muslim bedeutet: Er hat mir Vergebung der Sünden geschenkt. Ich habe Heilsgewissheit. Wenn ich sterbe, weiß ich, ich bin bei Gott. Das ist eine unerhörte Botschaft. Größeres Zeugnis können Sie gar nicht geben, wenn Sie Ihren Mitmenschen sagen: Nein, nein, ich sehe all meine Mängel in meinem Leben.
Das ist doch unsere Ehre als Christen, dass wir es immer offen sagen. Aber Jesus und das weitergeben und in der großen Jesusliebe weiterwirken. Ohne ihn kann ich gar nichts mehr tun. Ich kann mein Leben nicht meistern. Ich kann doch nicht sterben ohne Jesus. Ich kann meine Aufgaben nicht bewältigen.
Ich kann doch keinen Dienst tun, keinen Hausbesuch ohne Jesus, wenn er nicht meine Worte benutzt. Was soll ich denn tun können ohne ihn? Aber er will: So lebe nun nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir. Und was ich noch lebe in diesem Leben, das lebe ich im Glauben des Sohnes Gottes, der mich geliebt hat und sich selbst für mich dargegeben hat.
Darum der letzte Punkt: Noch nichts mehr ohne ihn.
Die Haltung des Gebets und das Vertrauen auf Jesus
Die Touristen, die nach Israel reisen, sind immer ganz bewegt, wenn sie an der Klagemauer sehen, wie die jüdischen Beter sich verneigen. Einige haben dann gesagt: So sollten wir auch beten.
Da habe ich gesagt: Quatsch! Wir dürfen doch wie Kinder zum Vater beten. Und das kann unter Christen nie eine Frage sein, in welcher Haltung wir beten – ob so, herum, kniend oder stehend, mit ausgestreckten Händen oder wie wir wollen. Das ist ja gar nicht wichtig und sollte kein Thema sein.
Wichtig ist, dass wir nichts mehr ohne ihn können. Wenn jemand noch so sehr sagt: „Aber du musst fasten, du musst das jetzt bringen“, dann sage ich: Nein, ich möchte mich ausstrecken nach der lebendigen Quelle. Alle meine Quellen liegen in ihm, im Heiland Jesus. Er hat so unermessliche Kraft.
Wir sollten noch viel mehr von ihm reden in unseren Versammlungen – jubelnd, glücklich, befreit und sagen, was wir mit ihm erleben und wie er uns beschenkt. Wir werden einmal in der Ewigkeit staunen, wie in der Stille ganz viel aufgeht von dem, was sie im Namen von Jesus gewirkt haben. Zum Glück haben sie es nicht gesehen, sonst wären sie stolz und hochmütig geworden.
Da gibt es ein Jesuswort: Alles, was hoch ist in der Welt, das ist dem Herrn ein Gräuel. Er will uns klein halten, und das ist gut so. Aber dass das unser Leben bleibt: Jesus, ich will dein Zeuge sein und dir dienen.
Paulus konnte ohne Jesus gar nichts mehr, ohne seine Gnade. Er hat gesagt: Was ich auch noch wirke, ich tue es im Namen von Jesus – wenn ich vor dem Kaiser in Rom stehe, wenn ich Gemeinden aufbaue, wo ich bin. Es soll etwas von Jesus Gewirktes sein in meinem Leben.
Das Evangelium als Kraftquelle für Kultur und Gesellschaft
Wissen Sie, das, was wir hier sagen, ist keine pietistische Frömmigkeitsrichtung, sondern das Evangelium der Bibel. Das Evangelium findet sich auf jeder Seite der Bibel. Ohne Jesus können Sie gar nichts machen, aber mit Jesus beginnt eine Revolution.
Dort, wo Sie sind, dürfen Sie wissen: Nichts ist vergeblich, was im Namen von Herrn Jesus wirkt. Jeder Groschen, den Sie geben, kann Frucht bringen, weil es in seinem Namen getan ist. Ich staune immer wieder, wie unser Land sich entwickelt hat. Es waren ja einst unsere Vorväter, vor zweitausend Jahren, die auf Bäumen hausten. Wilde Schläger, die dem Wotan gehuldigt haben, die Germanen.
Dann kam das Evangelium von Jesus. Was hat das Evangelium von Jesus mit unserer Kultur gemacht? Es hat Schulen geschaffen, Diakonie aufgebaut, Hilfskrankenhäuser errichtet. Musiker, Bachrunden, Händler – durch Jesus wurden sie verändert. Man kann gar nicht in Worte fassen, wie die Mächte des Bösen gestoppt wurden.
Im Namen von Jesus kann man weit wirken. Das Evangelium, das wir heute in der Mission hören, hat ganze Kontinente verändert. Ganze Kontinente wurden verwandelt: Stämme unter den Indianern oder auf den Inseln in Malaysia, wie die Dayaks, die Kopfjäger, wurden plötzlich zu Botschaftern des Friedens. Dort wird gar nicht über Frieden gesprochen, dort werden keine Konferenzen abgehalten, um Frieden zu schließen – sie leben den Frieden.
In Südamerika hört man immer wieder: Durch die große Evangeliumsbewegung sind die Männer keine Machos mehr, sondern liebevolle Familienväter. Sie setzen sich für ihre Familien ein, trinken nicht mehr, verwalten ihr Geld treu und sind pünktliche Arbeiter.
Wenn Jesus das verändern kann, dann kann er es in ganzen Völkerschaften! Wer kann das tun? Wir wollen doch alle erneuerte Gemeinden, wir wollen wachsende Gemeinden. Ich meine, wir sollten nicht zu sehr auf Zahlen schauen. Aber was wir wollen, ist: Herr Jesus, erneuere jeden einzelnen Christen durch dich, damit wir in unserer Umgebung wieder Zeugen von dir sind.
Wir brauchen keine neuen Formen, sondern ein neues Leben, das Jesus wirkt. Und hier liegt unser Schlüssel: dass wir uns ausstrecken und sagen: Jesus, komm in mein Leben! Ich will von dieser Hofhacker-Konferenz heimgehen, lebendig von dir durchdrungen. Du musst mein Leben umkrempeln und mich erneuern. Meine Probleme kannst nur du lösen. Ich will in deiner Kraft weiterleben.
Ergreifen Sie die Gnade, die Jesus bietet, und wie er sie lebendig machen will. Seien Sie gespannt: Es wird ein aufregendes, wunderbares Leben als fröhliche Leute des Heilands. Amen.
