Einführung in das Thema Durststrecken im Glauben
Hebräer 3,1 und dann Vers 6b bis 14:
Darum, ihr heiligen Brüder, die ihr mitberufen seid durch die himmlische Berufung, schaut auf den Apostel und hohen Priester, den wir bekennen, Jesus.
Wir sind sein Haus oder wir sind sein Tempel, wenn wir das Vertrauen und den Ruhm der Hoffnung bis ans Ende festhalten.
Darum, wie der Heilige Geist spricht: Heute, wenn ihr seine Stimme hören werdet, verstockt eure Herzen nicht, wie es geschah bei der Verbitterung am Tag der Versuchung in der Wüste.
Denn eure Väter versuchten und prüften mich, obwohl sie meine Werke vierzig Jahre lang gesehen hatten.
Darum wurde ich entrüstet über dieses Geschlecht und sprach: Immerdar irren sie mit dem Herzen, doch sie verstanden meine Wege nicht. So schwor ich in meinem Zorn, dass sie zu meiner Ruhe nicht kommen sollten.
Seht zu, liebe Brüder, dass nicht jemand unter euch ein arges, ungläubiges Herz hat, das abfällt von dem lebendigen Gott.
Sondern ermahnt euch selbst alle Tage, solange es heißt: Heute, damit nicht jemand unter euch verstockt werde durch den Betrug der Sünde.
Denn wir sind Christi teilhaftig geworden, wir sind Teilhaber Christi, wenn wir die Zuversicht vom Anfang bis ans Ende festhalten.
Herr, bewahre uns vor solch einem Scheitern! Amen!
Ich habe die Predigt heute überschrieben mit „Durststrecken im Glauben“. Das ist ein Thema, das nur für reife Christen verständlich ist.
Ich durfte hier schon oft von der Freude predigen, die man hat, wenn man zum ersten Mal das Evangelium begreift und zu Jesus kommt.
Aber es ist eine harte Tatsache, dass unser Herr uns im Leben Wege führt, bei denen wir uns oft ausstrecken und nach einer Stärkung sehnen.
Ich will das heute Morgen predigen, weil ich denke, dass einige hier sind, die auf dieses Wort warten. Menschen, die gerade eine Durststrecke in ihrem Glaubensleben durchmachen.
Die Erfahrung von Durst und Schwäche im Glauben
Früher wurde das Buch von Hans Bertram, „Flug um die Welt“, viel gelesen. Ein Mann, der mit einem Flugzeug ganz allein um die Welt fliegt – das ist heute nicht mehr ungewöhnlich. Aber damals war das ein großes Wagnis, besonders mit einem Wasserflugzeug.
Dann geschah das Unglück an der Küste von Australien, wo kein Mensch mehr wohnte. Er hatte einen Maschinenschaden. Dort saß er tagelang, ohne Wasser. Die Schilderung in diesem Buch ist sehr erschütternd. Zum Beispiel beschreibt er, wie er morgens versucht, an den Tragflächen des Flugzeugs wenigstens den Tau einzufangen – trotz seiner geschwollenen Zunge. Er zieht sich in eine Höhle zurück und erlebt immer wieder Halluzinationen, trügerische Traumbilder.
Als endlich ein Mensch auftaucht, glaubt er zunächst, es sei nur eines dieser falschen Bilder. Er kann es kaum fassen. So etwas gibt es auch im Glaubensleben: dass man ganz weit weg ist von dem, was man einmal erfahren hat.
Beim Durst ist es besonders schlimm, weil der Körper sofort reagiert. Die Zunge wird dick, man hat keine Kraft mehr und kann sich kaum noch auf den Füßen halten. Auch das gibt es bei Christen. Das liegt oft weit zurück, an eine Zeit, in der man fröhliche Lieder singen konnte. Doch heute geht das einfach nicht mehr. Man möchte, aber man hat die Kraft nicht mehr.
Man wollte so ausschreiten wie einst, doch es geht nicht. Die Kraft ist von einem gewichen. Man steht mitten in der Sonnenhitze des Tages – mitten in Versuchungen, Prüfungen und Leiden, die man aushalten muss. Und man kann es einfach nicht mehr durchstehen. Man denkt: „Wenn es nur noch irgendwie an mir vorübergeht.“ Aber wie das geschehen soll, weiß man nicht.
Die Realität von Glaubensschwäche und Gottes Führung
Ich habe Ihnen hier schon manchmal gesagt, dass dieses Wort endgültig aus unserem Sprachschatz verschwinden sollte – dieses dumme Wort von Nietzsche, das besagt, Christen müssten wie Erlöste aussehen. Das dürfen wir nicht mehr sagen, wenn wir nur ein wenig in die Bibel hineinschauen.
Dann wissen wir, dass Gott seine treuesten Boten in heiße Zeiten führt und dass die Wege unseres Gottes oft Wüstenwege sind, auf denen es kein Wasser mehr gibt, sondern die Sonne unbarmherzig niederbrennt. Solche Worte dürfen ruhig von Christushassern wie Nietzsche kommen, aber sie sollen nie über unsere Lippen gehen.
Wir wollen Verständnis haben für die Menschen um uns herum und auch für Christen, die traurig und geschlagen daherkommen, in deren Leben viel zerbrochen ist, die viel Freude verloren haben und vielleicht auch nicht mehr lachen können. Für diese Menschen ist dieses Wort heute das Erste, das uns sagt: Wir werden gestärkt!
Das, was uns in diesen Wüstenseiten, durch die wir hindurchmüssen, so zu schaffen macht, ist ja, dass man die Führung Gottes nicht mehr versteht. Er scheint weit weg zu sein, oder man hat keine Kraft mehr, oder man spürt, wie die Finsternis uns gefangen hält. Wir wollten ja auch anders leben, aber es geht einfach nicht. Man hat gekämpft und gerungen, doch man ist unterlegen.
Wenn Sie heute an dieser Not leiden, dann ist das richtig. Für Sie reden wir.
Jesus als Apostel und Hoher Priester in Durststrecken
Und da sagt der Hebräerbrief: Schaut auf den Apostel und Hohepriester Jesus. Lasst nur eure kümmerlichen Versuche beiseite, euch aufzuschwingen und in diesen harten Durststrecken durchzuschlagen. Das ist keine Schande unter uns, wenn wir sagen: „Ich kann nicht mehr, ich bin am Ende meiner Kraft.“
Wenn wir dieses Bild von Supermännern ausrotten, die glauben, wie ein Gummimännchen immer wieder auf die Füße zu fallen, dann ist es keine Schande, wenn jemand zu einem anderen sagt: „Ich kann nicht mehr beten, aber komm zu mir und bet mit mir.“ Wir brauchen einander, weil wir so schwache Menschen sind.
Der Hebräerbrief sagt: Gestärkt werden wir, wenn wir auf Jesus blicken. Noch einmal: Es gibt keinen Christen, der in seinem Glauben durchhalten kann, nur weil er stark wäre oder weil sein Glaube unantastbar wäre. Wir können nur durchhalten, weil wir auf Jesus blicken, und er begegnet jedem, der in einer Durststrecke steht.
Es gibt keinen Menschen, der hier nicht einen freien Blick auf Jesus, unseren Herrn, bekommt. Ich möchte Ihnen das heute als frohe Botschaft in den Durststrecken Ihres Lebens verkündigen: Jesus will, dass Sie ihn heute finden und durch den Anblick, den Sie haben, getröstet und erquickt werden.
Jesus wird ein Apostel genannt. Das ist ein ganz ungewöhnlicher Titel für Jesus. Wir kennen ja die Zeugen als Apostel, aber Jesus als Apostel? Der Hebräerbrief sagt gleich zu Beginn: Jesus ist von Gott in die Welt hineingesandt, er ist der Bote.
Lassen Sie mich das Bild erklären, auch wenn es nicht packend oder ideal ist. Unter uns sitzen russische Aussiedler, die wissen, wie das ist. In der Sowjetunion, in Moskau, gibt es eine deutsche Botschaft, und dort ist der deutsche Gesandte.
Diese Deutschen in Russland, die noch dort lebenden 1,8 Millionen, haben ein großes Heimweh zu uns hierher. Aber man hält dieses Heimweh weit weg von der Regierung und sagt, man dürfe dieses Volkstum gar nicht richtig leben. Die einzige Hoffnung für diese Menschen ist, dass es eine Botschaft in Moskau gibt. Dort sitzt der Gesandte, der von der Heimat kommt. Er ist der wandelnde Beweis dafür, dass wir dorthin hinkommen können.
Das weiß die Regierung, deshalb ist die Botschaft gut bewacht. Niemand darf ohne Passierschein der russischen Regierung in die Botschaft hinein. Nehmen Sie dieses Bild unseres Gesandten im diplomatischen Verkehr des Botschafters, der in einem fremden Land einfach deshalb da ist, um den Menschen zu sagen: Wir sind für euch da, wir sind für euch ansprechbar.
Das ist das Amt Jesu heute: Er will uns der Gesandte Gottes sein, das Fassbare von der Ewigkeit. Darum sind die Durststrecken unseres Glaubens nicht hoffnungslos, weil Jesus uns heute ganz nahekommt. Die Einladung gilt: Kommt her, die ihr durstig seid, ich will euch erquicken.
Wer an mich glaubt, wie die Schrift sagt, dem werden Ströme des lebendigen Wassers aus dem Leib fließen. Es bleibt nicht bei den Durststrecken. Unser Herr führt uns hinein, aber er will uns auch ganz neu dort begegnen.
Dann wird Jesus hier auch ein Hoher Priester genannt. Das war für die hebräischen Christen damals ein Begriff, der sie sehr ansprach, und ich meine auch für uns. Wenn der Herr uns auf eine schwierige Wegstrecke führt, wo wir im Glauben müde werden, dann versündigen wir uns auch an ihm.
Es gibt Zeiten, in denen uns das Bibellesen nicht mehr wichtig ist, in denen wir das Gebet vernachlässigen und selbst Trostworte, die uns der Herr durch Freunde zurufen lässt, wie Sprüche abtun.
Darum ist es so wichtig, dass wir in den Durststrecken unseres Glaubens vom Hohen Priester gestärkt werden, der uns die Schuld immer wieder ganz neu wegnimmt. Auch das, wo wir ihn betrübt oder versündigt haben, hilft uns weiter in diesen müden und schweren Zeiten des Wüstenzugs.
Die Bedeutung der heiligen Brüder auf dem Wüstenweg
Der Hebräerbrief nennt diese Wanderer durch die Wüste heilige Brüder. Das ist ein bedeutungsvolles Wort. Er sagt nicht einfach so leichtfertig „heilige Brüder“. Ihr seid doch mit dem Ruf Gottes einmal gerufen worden.
Ihr seid Menschen, die sozusagen ein Ticket zum Himmel haben. Ihr habt ein Ziel in eurem Leben vor Augen. Ihr wandert zu einer großen Heimat hin, heilige Brüder. Der himmlische Vater schämt sich nicht, euch Brüder zu nennen.
Und da seid ihr, vergesst das nicht, mitten in den Wüstenstrecken eures Lebens. Lasst uns festhalten an dem Bekenntnis und an dem hohen Priester, den wir bekennen: Jesus.
So sagt der Hebräerbrief immer wieder, dass dies die Stärkung ist mitten auf dem Wüstenweg, den wir in dieser Welt gehen. Wir sollen uns ermahnen und ermuntern, uns neu ausrichten und sagen: Da ist er, in der Mitte, Jesus Christus, unser Herr.
Die Warnung vor Verstockung und das Beispiel Israels
Zweiter Punkt: Wir werden gewandt.
In diesem Schriftabschnitt wird das Beispiel des Volkes Israel erwähnt, das durch die Wüste zog. Sie hatten wunderbare Erfahrungen mit Gott gemacht. Diese Erlebnisse wirken so stark, dass man sie nie mehr vergessen kann. Zum Beispiel, als sie vor dem Schilfmeer standen und die Heere Pharaos hinter ihnen herstürmten. Mose streckte seinen Stab aus, und die Fluten teilten sich. So gingen sie trockenen Fußes hindurch. Als sich die Ägypter umdrehten und ebenfalls durch das Meer zogen, ertranken sie.
So einen Herrn haben wir!
Sie erfuhren an der Oase Mara, wie der Herr bitteres Wasser süß machen kann. Was haben sie am Sinai erlebt, als sie die Gebotstafeln empfingen und Gott zu ihnen sprach? Dennoch begannen sie eines Tages, gegen den Herrn zu murren. Wären die Hebräer Schwaben gewesen, hätten sie gebruddelt. Es war ihnen einfach unbequem. Sie hatten die Nase voll, fühlten sich verschaukelt und sagten: „Da kommt nichts dabei raus.“
Das ist dieser Brumgeist, der sich in einem Christenleben breitmachen kann. Man meint, der Herr sei nicht mehr da. Man denkt, das Leiden und die Schwere, die man tragen muss, kommen von Gott. Man fühlt sich vergessen und meint, er habe einen nicht mehr lieb. Doch das ist eben nicht von Gott, sondern kommt von irgendwo anders her.
Der Hebräerbrief sagt, das war eine ganz böse Herausforderung Gottes, eine Versuchung Gottes. Nicht das Volk Israel wurde getestet, sondern sie meinten, sie könnten Gott provozieren, indem sie ihm ihren Wasserhaushalt vorschreiben und sagen: „Du musst jetzt!“
Das war deshalb so schlimm, weil sie auf diesem Wüstenzug nicht begriffen hatten, dass Gott sein Volk in der Wüste führen wollte. Er meint, das sei gut für uns, wenn wir manchmal Durst haben. Warum gefällt das Gott? Warum kann er uns Dinge vorenthalten?
Er will seine Herrlichkeit umso größer in der Wüste unseres Lebens leuchten lassen. Seine Wunder werden dadurch umso gewaltiger.
Darum kommt hier eine ganz heftige Warnung: Wenn wir das Vertrauen und die Hoffnung nicht bis ans Ende festhalten, wenn wir klagend statt lobend bleiben, auch in den schweren Führungen unseres Lebens, dann sind die Folgen ernst.
Die Warnung sieht vielleicht lieblos aus. Wenn ich sie verkünde, stoße ich vielen von Ihnen jetzt noch zusätzlich ein Messer ins Herz. Aber genau das tut der Hebräerbrief. Er sagt, wir können scheitern. Wir haben es vorher aus dem Mund des Paulus gehört, wie er sagt, dass man niedergeschlagen werden kann. Das ist uns zum Vorbild geschrieben.
Wir hätten doch das Volk Israel in den schweren Führungen durch die Wüste Sinai loben können und wissen können: Dort, wo dieser kalte Fels dasteht und wo wir nur Dürre und Trockenheit sehen, liegen die Wasserquellen Gottes schon bereit.
Ich will Ihnen dasselbe zusprechen: Da, wo Sie jetzt nur klagen und jammern, wo Sie in Ihrem Leben nur Felsen und Dürre sehen, da liegen schon die Quellen Gottes. Dort will er seine Wunder mit Ihnen wirken und Ihnen seine Kraft erfahren lassen.
Der Aufruf zur Umkehr und Wachsamkeit
Das dritte „Wir werden aufgerufen“ lautet heute: Wenn ihr die Stimme Jesu hört, verstockt eure Herzen nicht.
Das ist ein ernstes Wort – verstockte Herzen zu haben. Es ist wie ein Herz, das zugemauert ist, in das Gott nicht hineinreden kann. Gerade in diesen schweren Wüstenzeiten kann das oft die Folge sein, dass wir sagen: Wir wollen gar nichts mehr hören, und wir haben keine Kraft mehr. Genau dort, wo Gott auf besondere Weise mit uns sprechen will, sind wir verstockt.
Der Brief sagt, das ist der Betrug der Sünde. Wir haften uns immer wieder an irdische Notlösungen, die uns viel verlockender und verführerischer erscheinen. Auf diese legen wir uns fest. Dann werden wir nicht mehr frei, die Stimme Gottes zu hören.
Was sagt uns Gott auf diesem wüsten Weg? Gerade dort will uns unser Herr Jesus erscheinen als unser Mann am Kreuz. Er macht uns klar, dass er selbst den Weg des Leidens ging. Das ist ein kühnes Wort, das keiner von uns über die Lippen bringen könnte: Leidenszeiten sind Segenszeiten, wenn nicht das Kreuz Jesu dafür Garantie wäre.
In Augenblicken, in denen Menschen gehöhnt haben und die Todesmacht triumphiert hat, da hat Gott seine größten Siege errungen. Er führt seine Jünger den gleichen Weg nach. Trotzdem hat Jesus uns in Gethsemane deutlich gemacht, dass das nicht mit Menschenkraft überwunden werden kann.
Jesus ging nicht als der Supermann hinein in diese Wüsten- und Durststrecke. Ein Engel Gottes kam und stärkte ihn. Wenn schon der Sohn Gottes solch eine Hilfe brauchte, wie viel mehr brauchen wir sie? Aber wie viel mehr gibt er sie uns auch! Nur verstockt eure Herzen nicht!
Haltet euch doch nicht auf. Es ist nicht wahr, dass Gesundheit das Wichtigste im Leben ist. Es ist nicht wahr, dass man unbedingt eine Lösung seiner Probleme braucht. Es ist nicht wahr, dass man einen Menschen braucht, an den man sich hinhängen kann. Das ist alles der Betrug der Sünde.
In diesen Durststrecken will der Herr mit uns reden. Wir werden aufgerufen, umzukehren, Buße zu tun und hinzuhören, wenn seine Stimme kommt. Um neu diese Botschaft zu vernehmen, die er uns hier verkünden lässt: die Botschaft seines Kreuzes, die Botschaft seiner Liebe.
Er hat seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle dahingegeben. Wie sollte er uns nun in Jesus nicht alles schenken?
Die Bedeutung des Psalms 95 im Kontext der Durststrecken
Das alttestamentliche Wort vom Wüstenzug Israels ist ein Zitat aus dem Psalm 95. Wenn man diesen Psalm aufschlägt, sieht man, dass hier in Klammern die Verse 7 bis 11 stehen. Das ist der Mittelteil des Psalms.
Wenn man diesen Psalm liest, begegnet einem plötzlich eine heftige Warnung: „Verstockt eure Herzen nicht.“ Dabei ist Psalm 95 doch ein Jubelpsalm! Er beginnt mit den Worten: „Kommt, lasst uns dem Herrn vorlocken, jauchzen dem Hort unseres Heils, lasst uns mit Danken vor sein Angesicht kommen, mit Psalmen ihm jauchzen.“ Unser Herr ist ein großer Gott, ein großer König!
Dieser Psalm wurde in einer Durststrecke des Lebens gedichtet. Er zeigt die zwei Wege auf: Ich kann vom Herrn abfallen, mein Herz verstocken und im Klagen stehenbleiben. Oder ich kann in den wüsten Strecken meines Lebens das Wort meines Herrn hören.
Ich wollte Ihnen heute dieses Wort verkündigen, damit es sich an Ihnen erfüllt und Sie einer werden, der loben und preisen kann – auch auf den wüsten Strecken des Lebens.
Teilhabe an Christi Leiden und Herrlichkeit
Er schließt diesen Abschnitt des Hebräerbriefs mit der großen Zusage: „Wir sind Teilhaber Christi.“
Es gibt viele glückliche Menschen, die Teilhaber an einem großen Konzern sind. Manche betrachten es als Pech, nicht dazu zu gehören, andere als Glück. Teilhaber an einem großen Unternehmen zu sein, ist eine bedeutende Sache.
Wir aber sind Teilhaber Christi. Deshalb nehmen wir auch am Leiden teil. Es ist nichts Ungewöhnliches, wenn Christen am Passionsweg Jesu teilhaben.
Aus diesem Grund steht dieser Predigttext am Sonntag, 6. Gesimä, der bereits in die Passionszeit hineinführt. Wir sind Teilhaber Christi, und er wird uns auch an seiner Herrlichkeit teilhaben lassen – gerade weil wir Teilhaber seines Leidens sind.
So sind wir zugleich Teil am Leiden und am Reich, Teil am Leiden und Teil an der Herrlichkeit Jesu. Amen!
Gebet und Segensbitte
Mühlen beten, lieber Vater im Himmel,
Du führst Deine Boten oft auf schwere Wege. Dabei kannst Du uns viele äußere Dinge vorenthalten, die wir uns wünschen und ersehnen. Doch gerade dann möchtest Du uns umso mehr geben – nicht an vergänglichen Gütern, sondern an dem, was wir teilhaben dürfen: an Dir, Deiner Kraft und Deiner Herrlichkeit.
Du sagst auch manchem von uns: „Lass dir an meiner Gnade genügen, meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ Deshalb danken wir Dir auch für unsere Schwachheit. Wir danken Dir ebenso für unsere Durststrecken und für die schweren Wege, die wir gehen müssen. Wir danken Dir, dass Du uns dort begegnen willst und uns neue Kraft und neuen Mut gibst – jeden Tag, jede Stunde.
Herr, wir bitten Dich auch für alle, die müde geworden sind, die ausgebrochen sind aus dem Glauben und nicht mehr mitziehen. Die meinen, das seien nur Verstandesprobleme und nicht begreifen, dass es Versuchungen sind, die uns von Dir wegtreiben. Lass sie doch wieder Dich finden und zurückkehren zur Nachfolge und zum Gehorsam Deines Wortes.
Wir wollen Dich auch für alle bitten, die durch schwere Leidenszeiten hindurchgehen. Sei Du jetzt bei ihnen und lass sie Dein Evangelium verstehen, damit sie begreifen, dass das Heil allein in Dir liegt.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name,
Dein Reich komme,
Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute,
und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern,
und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Nun wollen wir um den Segen Gottes bitten:
Herr, segne uns und behüte uns.
Herr, lass Dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Herr, erhebe Dein Angesicht auf uns und gib uns Deinen Frieden.
