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Scheidung aus jedem Grund? – Teil 3

Jesu Leben und Lehre, Teil 629/658
03.11.20255. Mose 24,1-4
SERIE - Teil 629 / 658Jesu Leben und Lehre

Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.

Episode 629: Scheidung aus jedem Grund, Teil 3.

Einführung in das Thema Scheidung im Alten Testament

Ausnahmsweise möchte ich heute eine Stelle aus dem Alten Testament betrachten, die für das Verständnis von Matthäus 19 und Markus 10 sehr wichtig ist: 5. Mose 24, Verse 1-4.

Das ist die Stelle, aus der die Pharisäer ihr Recht auf Scheidung ableiten. Im mosaischen Gesetz gibt es kein explizites Scheidungsrecht. Wir finden also nirgendwo einen Abschnitt in den fünf Büchern Mose, der genau regelt, wie eine Scheidung abzulaufen hat.

Es gibt jedoch einen Abschnitt, der von einem Scheidebrief spricht – also von einem Dokument, mit dem ein Ehemann zum Ausdruck bringt, dass er sich von seiner Frau getrennt hat. Mehr gibt es nicht. Die Pharisäer benutzen diesen Text nun, um zu begründen, was eine legitime Scheidung braucht: nämlich nicht mehr als einen Scheidebrief.

Ein Stück Papier plus der fehlende Wunsch eines Mannes, an seiner Ehe festzuhalten – das war genug, um eine legitime Scheidung durchzuführen. Schauen wir uns die Stelle deshalb einmal genauer an.

Analyse des Scheidebriefs und der Wiederheirat

 5. Mose 24, Verse 1-4:

Wenn ein Mann eine Frau nimmt und sie heiratet, und es geschieht, dass sie keine Gunst in seinen Augen findet, weil er etwas Anstößiges an ihr gefunden hat, und er ihr einen Scheidebrief geschrieben, ihn in ihre Hand gegeben und sie aus seinem Haus entlassen hat, und sie aus seinem Haus gezogen ist und die Frau eines anderen Mannes geworden ist, wenn dann auch der andere Mann sie gehasst hat und ihr einen Scheidebrief geschrieben, ihn in ihre Hand gegeben und sie aus seinem Haus entlassen hat oder wenn der andere Mann stirbt, der sie sich zur Frau genommen hat, dann kann ihr erster Mann, der sie entlassen hat, sie nicht wiedernehmen, seine Frau zu sein, nachdem sie unrein gemacht worden ist.

Denn ein Gräuel ist das vor dem Herrn, und du sollst das Land, das der Herr dein Gott dir als Erbteil gibt, nicht zur Sünde verführen.

Zunächst einmal sehen wir hier, mit welcher Selbstverständlichkeit man sich scheiden ließ und wieder heiratete. Die Tatsache einer erneuten Heirat der Frau wird als selbstverständlich vorausgesetzt. Die zweite Ehe wird in keiner Weise moralisch als falsch bewertet, sie geschieht einfach.

Es scheint so, dass dort, wo eine Ehe formal beendet wird, selbstverständlich und in der damaligen Zeit auch notwendigerweise eine neue Ehe geschlossen wurde. Ein Bund zerbricht, ist aus, und wird durch einen neuen Bund ersetzt.

Der Sachverhalt ist auch schnell erklärt: Ein Mann verstößt seine Frau, die heiratet einen anderen und wird wieder verstossen oder wird Witwe. Sie steht also dem Heiratsmarkt wieder zur Verfügung und darf dann den ersten Mann nicht mehr heiraten.

Nähern wir uns dem Text. Die erste Diskussion dreht sich meist um die Frage, was mit dem "Anstößigen" gemeint ist, das der erste Ehemann an seiner Frau gefunden hat. Die Antworten der jüdischen Rabbinen reichen von Ehebruch bis zu irgendetwas, das dem Ehemann missfiel.

Dabei kann Ehebruch eigentlich nicht gemeint sein, denn die Strafe dafür ist nicht Scheidung, sondern der Tod. Im Text ist das Anstößige, das der Ehemann an seiner Frau findet, nicht weiter definiert. Der Grund dafür ist einfach, dass das Anstößige vom Ehemann festgelegt wird, der sich scheiden lässt. Es ist keine definierte Größe.

Wir müssen im Blick auf 5. Mose 24 eine Sache verstehen, die von allergrößter Bedeutung ist: Dieses Gesetz wurde nicht, wie die Pharisäer denken, gegeben, um eine Scheidungspraxis zu definieren. Es geht Gott hier um etwas völlig anderes.

Es geht ihm um den Schutz von Frauen. Genau genommen geht es darum, dass man seine Ehefrau nicht ihrer Würde berauben darf, indem man sie bei Missfallen einfach abstößt und später dann, aus welchen Gründen auch immer, wieder zurücknimmt.

Das mosaische Gesetz schützt eine Frau, die ohne wirklichen Grund entlassen wurde, davor, sich wieder auf genau den Mann einlassen zu müssen, der schon einmal schlecht mit ihr umgegangen war.

Jetzt müssen wir aber klären, was damit gemeint ist, dass sie "unrein gemacht worden ist". 5. Mose 24,4 sagt: "Dann kann ihr erster Mann, der sie entlassen hat, sie nicht wiedernehmen, seine Frau zu sein, nachdem sie unrein gemacht worden ist, denn ein Gräuel ist das vor dem Herrn. Und du sollst das Land, das der Herr dein Gott dir als Erbteil gibt, nicht zur Sünde verführen."

Unreinheit: Im Alten Testament unterscheiden wir zwischen zeremonieller Unreinheit, also keine Sünde, aber man musste sich absondern und Opfer bringen, und moralischer Unreinheit, also Sünde.

Gegen eine zeremonielle Unreinheit hier spricht, dass keinerlei Reinigungsvorschriften genannt werden. Aber auch die moralische Unreinheit ist nicht sonderlich einsichtig, denn sie wird nur im Hinblick auf die Wiederheirat mit dem ersten Mann relevant.

Es geht nicht um irgendeinen Mann, sondern nur um den einen Ehemann, der sie verstossen hat. Die Verbform von "unrein gemacht" ist zudem besonders; sie kommt nur hier vor.

Das ist deshalb interessant, weil man bei der Übersetzung und dann auch bei der Auslegung vorsichtig sein muss. Schnell liest man in den deutschen Text hinein, dass sie sich durch die zweite Ehe selbst verunreinigt hat oder dass sie durch eine zweite Ehe verunreinigt wurde.

Aber Vorsicht: Hätte man das ausdrücken wollen, dann hätte es dafür entsprechende eigene Verbformen gegeben. Hinzu kommt, dass der Text die zweite Ehe nicht verbietet oder verurteilt. Sie kann also kaum der Grund für die Verunreinigung sein.

Und warum sollte Gott das Unausweichliche, also eine zweite Ehe, nicht einfach verbieten, wenn er dagegen ist? Tut er aber nicht.

Wenn Gott aber kein Problem mit der zweiten Ehe hat, aber sehr wohl damit, dass eine Frau zu dem Mann zurückkehrt, der sie wegen etwas Anstößigem entlassen hat, dann ist "unrein gemacht" ein Produkt der ersten Scheidung.

In dem Moment, wo der erste Ehemann sie verstößt, macht er sie in den Augen der Gesellschaft unrein. Die Leute sollen glauben, dass die Frau zwar keine Hurerei begangen hat, dass sie aber etwas anderes getan hat, das ausreichend schlimm war, um sie wegzuschicken.

Am Ende bleibt immer ein Makel, etwas Unreinheit, an der Frau kleben, egal wie nichtig der Scheidungsgrund auch war. Auf diese Weise wird sie unrein gemacht.

Dann bleibt aber die Frage, was genau dabei ein Gräuel für den Herrn ist. Ich denke, beim Gräuel geht es um die leichtfertige Scheidung selbst.

Das und der Wunsch, sie wie ein Stück Besitz einfach zurückzuholen, ist ein Gräuel vor Gott.

Warum ein Gräuel? Ganz einfach, weil ihr Ex-Ehemann mit der leichtfertigen Scheidung erst den Ehebund bricht und jetzt noch eins draufsetzt, indem er derselben Frau noch einmal genau das an Anhänglichkeit und Fürsorge versprechen will, was er schon beim ersten Mal nicht gehalten hat.

Zu allem Übel wäre das auch ein Akt der Verführung. Deswegen heißt es hier: "Du sollst das Land nicht zur Sünde verführen."

Warum? Ganz einfach, weil sein Verhalten anderen Männern suggeriert: "Du kannst mit deiner Frau umgehen, wie du willst, es hat für dich keine Konsequenzen." Und so etwas geht gar nicht.

So ein Verhalten ist mit den Worten Jesu Ehebruch.

Und dass Gott hier per Gesetz eine Frau vor ihrem bösen Ex schützt – so ein Gebot taugt ganz bestimmt nicht als Grundlage für ein pharisäisches Recht auf Scheidung.

Was kann man daraus lernen? Man kann Gott dafür danken, dass er einen Blick und echtes Interesse für die Schwachen hat.

Das war's für heute.

Bete für Ehefrauen in deiner Umgebung, die mit schwierigen Männern verheiratet sind, und überlege dir dazu eine Liste von Anliegen.

Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.

Die Bedeutung der Unreinheit im Scheidungszusammenhang

Jetzt müssen wir klären, was damit gemeint ist, dass sie „unrein gemacht worden ist“.

 Fünfte Mose 24,4: „Dann kann ihr erster Mann, der sie entlassen hat, sie nicht wieder nehmen, seine Frau zu sein, nachdem sie unrein gemacht worden ist, denn ein Gräuel ist das vor dem Herrn. Und du sollst das Land, das der Herr dein Gott dir als Erbteil gibt, nicht zur Sünde verführen.“

Unreinheit

Im Alten Testament unterscheiden wir zwischen zeremonieller Unreinheit, also keiner Sünde, bei der man sich absondern und Opfer bringen musste, und moralischer Unreinheit, also Sünde.

Gegen eine zeremonielle Unreinheit spricht hier, dass keinerlei Reinigungsvorschriften genannt werden. Aber auch die moralische Unreinheit ist nicht ohne Weiteres einsichtig, denn sie wird nur im Hinblick auf die Wiederheirat mit dem ersten Mann relevant. Es geht nicht um irgendeinen Mann, sondern nur um den einen Ehemann, der sie verstossen hat.

Die Verbform von „unrein gemacht ist“ ist zudem besonders, denn sie kommt nur hier vor. Das ist deshalb interessant, weil man bei der Übersetzung und auch bei der Auslegung vorsichtig sein muss. Schnell liest man in den deutschen Text hinein, dass sie sich durch die zweite Ehe selbst verunreinigt hat oder dass sie durch eine zweite Ehe verunreinigt wurde. Aber Vorsicht: Hätte man das ausdrücken wollen, dann hätte es dafür entsprechende eigene Verbformen gegeben.

Hinzu kommt, dass der Text die zweite Ehe nicht verbietet oder verurteilt. Sie kann also kaum der Grund für die Verunreinigung sein. Und warum sollte Gott das Unausweichliche, also eine zweite Ehe, nicht einfach verbieten, wenn er dagegen ist? Tut er aber nicht.

Wenn Gott aber kein Problem mit der zweiten Ehe hat, sehr wohl aber damit, dass eine Frau zu dem Mann zurückkehrt, der sie wegen etwas Anstößigem entlassen hat, dann ist „unrein gemacht“ ein Produkt der ersten Scheidung. In dem Moment, wo der erste Ehemann sie verstösst, macht er sie in den Augen der Gesellschaft unrein.

Die Leute sollen glauben, dass die Frau zwar keine Hurerei begangen hat, aber etwas anderes getan hat, das ausreichend schlimm war, um sie wegzuschicken. Am Ende bleibt immer ein Makel, etwas Unreinheit, an der Frau kleben – egal wie nichtig der Scheidungsgrund auch war. Auf diese Weise wird sie „unrein gemacht“.

Die theologische Bedeutung des Gräuels und die Kritik an der Scheidungspraxis

Dann bleibt die Frage, was genau dabei ein Gräuel für den Herrn ist. Ich denke, beim Gräuel geht es um die leichtfertige Scheidung selbst.

Das und der Wunsch, die Frau wie ein Stück Besitz einfach zurückzuholen, sind ein Gräuel vor Gott. Warum ein Gräuel? Ganz einfach: Weil der Ex-Ehemann mit der leichtfertigen Scheidung erst den Ehebund bricht und jetzt noch eins draufsetzt, indem er derselben Frau erneut genau das an Anhänglichkeit und Fürsorge versprechen will, was er schon beim ersten Mal nicht gehalten hat.

Zu allem Übel wäre das auch ein Akt der Verführung. Deswegen heißt es hier: Du sollst das Land nicht zur Sünde verführen. Warum? Ganz einfach: Weil sein Verhalten anderen Männern suggeriert, dass sie mit ihrer Frau umgehen können, wie sie wollen, ohne dass es für sie Konsequenzen hat.

Und so etwas geht gar nicht. So ein Verhalten ist mit den Worten Jesu Ehebruch. Dass Gott hier per Gesetz eine Frau vor ihrem bösen Ex schützt, taugt ganz bestimmt nicht als Grundlage für ein pharisäisches Recht auf Scheidung.

Schlussgedanken und Gebetsanregung

Was könntest du jetzt tun? Danke Gott dafür, dass er einen Blick für die Schwachen hat und echtes Interesse an ihnen zeigt.

Das war es für heute. Bete für Ehefrauen in deiner Umgebung, die mit schwierigen Männern verheiratet sind. Überlege dir dazu eine Liste von Anliegen.

Der Herr segne dich, lass dich von seiner Gnade erfahren und lebe in seinem Frieden. Amen.

Vielen Dank an Jürgen Fischer, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!

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