Die Vision der vollendeten Gemeinde auf dem Berg Zion
Und nun Kapitel vierzehn, Verse eins bis dreizehn:
Ich sah, und siehe, das Lamm stand auf dem Berg Zion. Mit ihm waren hundertvierzigtausend, die den Namen des Lammes und den Namen seines Vaters auf ihrer Stirn geschrieben hatten.
Dann hörte ich eine Stimme vom Himmel. Sie klang wie die Stimme eines großen Wassers und wie das Dröhnen eines gewaltigen Donners. Gleichzeitig war die Stimme, die ich hörte, wie das Spiel von Harfenspielern, die auf ihren Harfen musizierten.
Sie sangen ein neues Lied vor dem Thron, vor den vier lebendigen Wesen und den Ältesten. Niemand konnte dieses Lied lernen außer den hundertvierzigtausend, die von der Erde erkauft sind.
Diese sind es, die sich mit Frauen nicht befleckt haben, denn sie sind jungfräulich. Sie folgen dem Lamm, wohin es auch geht.
Diese wurden als Erstlinge aus den Menschen für Gott und das Lamm erkauft. In ihrem Mund wurde kein Falsch gefunden; sie sind untadelig.
Die Verkündigung des ewigen Evangeliums
Und ich sah einen anderen Engel fliegen mitten durch den Himmel. Er hatte ein ewiges Evangelium zu verkündigen für alle, die auf der Erde wohnen – alle Nationen, Stämme, Sprachen und Völker. Mit großer Stimme rief er: „Fürchtet Gott und gebt ihm die Ehre! Denn die Stunde seines Gerichts ist gekommen. Betet den an, der Himmel und Erde gemacht hat, das Meer und die Wasserquellen.“
Dieser Lehrtext steht im Losungsbüchlein. Er wurde vorgelesen, als wir einen Gemeindetag auf dem Killesberg hatten. Zuvor gab es eine schreckliche Überschwemmung, und wir wussten nicht, ob der Tag überhaupt stattfinden würde. Noch am Vortag wollten viele absagen. Wir sagten oft: „Sagt doch das ab, das geht gar nicht mehr“ und Ähnliches.
Auch während der Jugendversammlungen der Freilichtbühne war gerade die Zeit, in der dieser Text wichtig wurde: „Betet an den, der Himmel, Erde, Meer und die Wasserquellen gemacht hat.“ Trotz aller Schwierigkeiten wurde es später ein gesegneter Tag.
Die Warnungen der Engel und das Zeichen der Geduld
Und ein zweiter Engel folgte und sprach: Sie ist gefallen, sie ist gefallen, Babylon, die große Stadt! Denn sie hat alle Völker mit dem Zorneswein ihrer Hurerei trunken gemacht.
Ein dritter Engel folgte ihm und sprach mit großer Stimme: Wenn jemand das Tier anbetet, sein Bild und das Zeichen an seine Stirn oder an seine Hand nimmt, der wird vom Wein des Zornes Gottes trinken. Dieser Wein ist unvermischt eingeschenkt in den Kelch seines Zorns.
Er wird gequält werden mit Feuer und Schwefel vor den heiligen Engeln und vor dem Lamm. Der Rauch ihrer Qual wird von Ewigkeit zu Ewigkeit aufsteigen. Sie haben keine Ruhe, weder Tag noch Nacht, die das Tier anbeten, sein Bild und das Zeichen seines Namens annehmen.
Hier ist die Geduld der Heiligen, die da halten die Gebote Gottes und den Glauben an Jesus.
Ich hörte eine Stimme vom Himmel zu mir sagen: Schreibe, selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben, von nun an. Ja, spricht der Geist, sie sollen ruhen von ihrem Mühsal, denn ihre Werke folgen ihnen nach.
Die Ungewissheit des Zeitablaufs und die Bedeutung der Bilder
Ich kann immer nur wiederholen, was ich schon oft gesagt habe: Uns interessiert der Zeitablauf. Wann wird das alles sein? Und uns interessiert, wo wir in diesem Zeitablauf stehen.
Genau das hat uns Jesus nicht enthüllt. Wenn Sie das herausfinden wollen, machen Sie denselben Fehler, den viele extreme Gruppen immer wieder machen: Sie laufen sich irr. Viele haben sich bereits in der Offenbarung verrechnet, weil genau das nicht möglich ist.
Ich kann immer nur wiederholen, dass Jesus selbst sagt, er kenne weder die Zeit noch die Stunde seiner Wiederkunft. Wenn Jesus es nicht kennt, können Sie es auch nicht wissen. Der Vater weiß es. Darum ist es interessant, dass immer wieder Begriffe angegeben werden, die Abläufe sind beim himmlischen Vater geordnet, und er hat alles unter seiner Kontrolle. Das gibt uns Ruhe.
Das, was die Offenbarung zeigt, sind Bilder, wie bei den Propheten immer. Diese gehen ineinander über. Wer die Offenbarung in eine Zeitschiene verlegt, läuft Gefahr, sich zu irren.
Ich bin auch nicht sehr glücklich über das Bibelpanorama, das von Dillenburg aus vertrieben wird, weil es nur einmal versucht, alles auf eine Linie zu bringen. Manche sind ganz aufgeregt, weil ich immer wieder sage: Es wird manches verzwungen, manches anders dargestellt, als es die Schrift sagt. Denn in der Schrift gehen die Bilder übereinander.
Wir hatten das schon mehrfach besprochen.
Der Kampf der Gemeinde und der Triumph im Himmel
Letztes und vorletztes Mal haben wir einen ganz erschütternden Blick auf den Antichristen geworfen: auf den Drachen, auf den Propheten des Antichristen und auf die verführte Gemeinde. Es war so schrecklich und unheimlich zu sehen, wie diese antichristliche Macht gegen die Gemeinde Jesu kämpft und sie in die Wüste vertreibt.
Jetzt wird dazwischen geblendet, dass zur gleichen Zeit – und das ist ganz genau so – auch Kapitel 14 da ist. Während der Drache auf der Erde wütet, herrscht im Himmel Triumph. Das ist ein Parallelgeschehen. Wenn man das zeitlich hintereinander ordnet, wird es falsch. Es sind Bilder, die uns zum Trost gezeigt werden. Denn sonst könnte ich dieses schreckliche Geschehen aus den Kapiteln 12 und 13 gar nicht aushalten, wenn ich nicht wüsste: Während auf Erden der Machtkampf tobt – und wir haben letztes Mal gesehen, dass diese antichristliche Macht die ganze Gemeinde überwinden kann – ist im Himmel der Triumphgesang zu hören.
Zur gleichen Zeit existiert diese unsichtbare Welt, die nur durch ein dünnes Papier von uns getrennt ist, direkt um uns herum. Diesen Widerspruch muss man aushalten, denn das ist die Wirklichkeit. Das heißt: Jetzt, während in dieser Welt noch die gottlosen Mächte toben, ist die vollendete Gemeinde bereits beim Lobreich.
Mir ist es so wichtig, dieses Ineinander immer zu sehen, weil es auch für unsere Todesstunde von großer Bedeutung ist. Das ist eine Sache, die wir nie ganz auflösen können, weil wir nur in dieser linearen Zeit denken können. Wenn wir zum Friedhof gehen und sagen: „Da ist mein Leib, und wann wird er auferstehen?“, kann ich das nicht besser erklären, als dass es viele Aussagen in der Bibel gibt, die mir sagen, dass ich im Augenblick des Sterbens gleich heimgehe zur vollendeten Gemeinde.
Darum ist es so schön, wie hier in der Offenbarung gezeigt wird: Offenbarung 14 ist eine Wirklichkeit, während die anderen Abläufe da sind. So hatten wir schon bei Offenbarung 7 die große Schar vor dem Thron Gottes gesehen – das ist der Durchblick auf die ewige Gemeinde. Und das geht in der ewigen Welt nonstop weiter, während auf der irdischen Seite das andere läuft.
Ist das jetzt klar? Es ist immer wieder wichtig, dass wir das sehen. Denn sonst wird bei dieser zeitlichen Auseinanderziehung alles falsch verstanden. Dann meinen wir immer wieder, es seien verschiedene Erscheinungen. Aber das liegt daran, dass wir diese zwei Wirklichkeiten nicht gleichzeitig sehen können.
Die Symbolik des Lammes und der Zahl 144.000
Wird Johannes das gezeigt? Bei den Propheten im Alten Bund war es ebenso: Sie konnten die Dinge nur in Bildern sehen. Paulus sagte einmal, dass wir jetzt nur wie durch einen dunklen Spiegel sehen, so wie durch mattes Glas hindurch. Doch eines Tages werden wir von Angesicht zu Angesicht sehen.
Johannes sieht plötzlich, als ihm die Schwere der Situation zu groß wird, die vollendete Gemeinde inmitten dieser antichristlichen Macht. Das soll heute unser Thema sein. Es sollte uns immer wieder bewusst machen, wie schwer die Lage ist. Die Gemeinde kämpft mit letzter Kraft. Sie kann sich in dieser Welt kaum noch bemerkbar machen. Doch noch für eine kurze Zeit, dann ist der Sieg errungen. Dann wird der ganze Streit nichts mehr zählen. Dann will ich mich laben, mich wie an einem Lebensquell erfrischen und ewig, ewig nur mit Jesus sprechen.
Das ist eine Vorfreude auf die Ewigkeit – so wie sie die Märtyrer empfunden haben. Die Vorfreude, dass ich berufen bin zur großen Festfeier in der himmlischen Herrlichkeit.
Johannes sieht in der Offenbarung immer wieder das Lamm. Für uns moderne Menschen sagt dieses Wort zunächst wenig, wenn es nicht so eindrucksvoll dargestellt wird: das erwürgte Lamm, das sterbende Lamm, das blutende Lamm, das Opfertier. Das Lamm ist immer das kleine, zarte Schaf, das in Israel beim Passah dargebracht wurde – das unfehlbare Lamm zur Versöhnung unserer Schuld. Es ist ein Zeichen dafür, dass auch wir vom Tod betroffen sind. Hier steht das Lamm als Chiffre, als Symbol für den gekreuzigten Jesus Christus.
Ich kann Ihnen immer wieder sagen: Das Kennzeichen der Gemeinde in der letzten bösen Zeit wird der gekreuzigte Jesus sein. Er hat das Kennzeichen meiner Schuld getragen und mich mit Gott versöhnt. Es erschreckt mich immer wieder, dass eine modische Christenheit das Kreuz vergisst und verliert. Dabei ist das Kreuz der Mittelpunkt unseres Trostes und unserer Freude.
Wenn wir über Friedhöfe gehen, ist es beeindruckend zu sehen, wie Generationen das verstanden haben: Mein ganzes Leben steht unter der Kraft des Blutes Jesu. Er hat den Sieg für mich errungen. Weil Jesus für mich starb, ist der Himmel geöffnet. Ich bin mit Gott versöhnt. Es geht nicht um meine Werke, sondern um die Liebe Gottes, die durch das Sterben seines Sohnes sichtbar wird.
Johannes schaut in die ewige Welt hinein und sagt: Dort werden wir Christus sehen in seiner Dornenkrone, als den, der für uns starb. Das wird der Jubel sein, die Anbetung und die Freude.
An vielen Stellen der Offenbarung wird das so beschrieben: Der Berg Zion ist der Ort der Gegenwart Gottes. Im Alten Bund war es der Tempelberg in Jerusalem. Jetzt ist es ein Begriff für das neue himmlische Jerusalem, das später in Offenbarung 21 als die neue Gottesstadt erscheint.
Alles, was uns das prophetische Wort über diese neue Welt Gottes sagt, bleibt in Bildern. Wir können nicht sagen, aus welchem Material sie besteht oder wie sie genau aussieht. Zion bleibt ein Geheimnisbegriff, ebenso das neue Jerusalem.
Selbst die Zahl 144.000 ist symbolisch zu verstehen: zwölf mal zwölf mal tausend, die vollkommene Zahl der Erfüllung. Sie steht für die zwölf Stämme Israels, für die Gemeinde, die bei Gott ihre Zahl hat – die Zahl derer, die Gott berufen und erwählt hat.
Auch das ist ein Geheimnis, an dem wir nichts ändern können. Wenn wir darüber grübeln, kommen wir schnell ins Stocken. Im Hauskreis kann man dann ewig darüber streiten, was mit den anderen sei. Ich kann nur den Heilsruf Gottes weitergeben und in meinem Leben das Wunder preisen: Er hat mich erwählt. Es war nicht meine Leistung, sondern Gottes Liebe hat mich gefunden.
Darüber kann ich nur anbeten. Und man sollte das Grübeln lieber lassen. In der Bibel wird nur gesagt, dass bei Gott diese Zahl bestimmt ist und dass Gott ihre Zahl festgelegt hat. Sie ist, wie ich meine, eine symbolische Zahl und nicht begrenzt.
Jehovas Zeugen haben versucht, diese Zahl abzuzählen und gerieten damit selbst in Schwierigkeiten. Das ist sicher nicht gemeint.
Ich hoffe, dass die Zahl in der Herrlichkeit viel, viel größer ist – die Zahl derer, die vollendet haben.
Das Zeichen der Erlösten und der Widerstand gegen Kompromisse
Und wieder zeigt sich das Kennzeichen dieser Erlösten: Sie tragen den Namen Jesu und den Namen des himmlischen Vaters auf ihren Stirnen. Diese Zeichen sind Eigentumszeichen. So wie zuvor der Antichrist sein Mal auf die Stirnen gepresst hat, tragen die Menschen nun das Zeichen Gottes auf ihren Stirnen.
Das Wichtigste ist jetzt: Die antichristlichen Mächte haben bereits verloren, obwohl sie auf der Welt noch so wild toben. Es ist sehr wichtig, dass wir keinen Kompromiss eingehen.
Am Sonntag hatten wir den Bibelabschnitt aus Johannes 15 und 16, der vom Hass der Welt spricht. Es ist erneut entscheidend, dass die Gemeinde Jesu keinen Kompromiss mit widergöttlichen Mächten eingeht und das Evangelium rein bewahrt.
Ich freue mich sehr, dass kürzlich der Bischof aus Pakistan bei uns war. Er stammt von den Unberührbaren ab und hat in der großen Kirche in Herrenberg gepredigt. Ihm war es wichtig, der Gemeinde einmal zuzurufen, was es bedeutet, festzubleiben.
Er war sehr erschüttert von den Gesprächen, die er hier geführt hat, und sagte: „Was ist bloß mit eurer Kirche los? Sie merkt gar nicht, welchen Druck es gibt, das Evangelium durch den Islam zu verraten. Das sehen sie überhaupt nicht.“
Er berichtete, wie die Gemeinden dort in diesem unheimlichen Kampf stehen und das Martyrium tragen. Er sprach über die Martyria, das heißt, mit dem Leben Zeugnis für Jesus abzulegen. Denn das ist die Gestalt Jesu, die der Islam nicht duldet – an der der Kampf entbrennt.
All das ist hier ebenfalls gegenwärtig, aber die antichristlichen Mächte sind geschlagen. Wir müssen nicht auf Erfolg schielen, denn Erfolg können wir gar nicht haben. Der Herr sucht nur noch die Treue seiner Leute – die Treue seiner Leute.
Die Klangfülle der himmlischen Stimme und der Triumphgesang
Und das Nächste, was er hört – das Erste war, was er sah – das Nächste, was er hört, ist eine Stimme. Wieder sind das nur Bilder, die wir uns kaum vorstellen können.
Was ist diese Stimme? Es ist die Stimme eines großen Wassers. Man hört einen rauschenden Wasserfall, doch bildlich lässt sich das nicht genau fassen. Dann folgt ein Donner, und das Ganze ist begleitet von Harfenmusik. Es muss ein unbeschreibliches Klingen gewesen sein.
In der Offenbarung ist dieser Klang immer mit einem ungeheuer mächtigen, durchdringenden Laut verbunden. Es ist ein Klang aus der ewigen Welt, der für unsere Ohren kaum verständlich ist. Dort wird das Triumflied der Gemeinde gesungen, die vollendet ist. Ganz ähnlich, wie wir es in Offenbarung 7 finden. Wir werden es dann auch beim nächsten Mal hören.
Also übernächstes Mal, natürlich in vierzehn Tagen, in Offenbarung 15. Dort singen sie das Lied Moses:
„Groß und wunderbar sind deine Werke, Herr allmächtiger Gott!
Gerecht und wahrhaftig sind deine Wege, du König der Völker.
Wer sollte dich, Herr, nicht fürchten und deinen Namen nicht preisen?
Denn du allein bist heilig.
Ja, alle Völker werden kommen und anbeten vor dir,
denn deine gerechten Gerichte sind offenbar geworden.“
Das Lied Moses wurde gesungen nach dem Durchzug durchs Rote Meer. Und genau das wird einmal der Triumphzug sein, wenn wir in die Herrlichkeit eingehen.
Die Herausforderung des christlichen Lebens in einer bequemen Welt
Und deshalb ist es auch wichtig, dass uns in dieser Welt vieles fremd werden kann. Für unsere Generation ist es sicherlich das Schwierigste, dass wir es uns in unserer Welt sehr bequem gemacht haben. Die Christen in den armen Ländern stehen gar nie in der Versuchung, weil ihnen die materiellen Möglichkeiten fehlen.
Bei uns heute ist es wirklich so: Es fehlt uns eigentlich nichts mehr. Ich sage das bewusst für alle Einkommensschichten – es fehlt uns nichts mehr, wirklich nichts. Im Vergleich zu anderen fehlt uns natürlich etwas. Man kann immer nur ein Autotyp höher gehen. Aber von allem, was man hat, fehlt nichts mehr – nur die Gesundheit fehlt manchmal.
Die Krankheit ist die letzte Prüfungsprobe, die uns heute noch aus dieser Welt bleibt. Dabei wird viel Not durchlitten, aber keine materiellen Nöte mehr. Das bestreite ich also wirklich. Wer hier von der neuen Armut redet, kennt unsere soziale Wirklichkeit in der Bundesrepublik nicht und kann das nicht mit den Nöten der Welt vergleichen.
Es ist eine gewaltige Sache, wenn man wirklich einmal das gottwidrige Wesen dieser Welt sieht. Letztlich ist sie eine antichristliche und gottferne Welt, die uns losreißen will aus der Beziehung mit Gott. Sie will uns ködern – das haben wir am Sonntag gesagt – und uns aus der Verbindung mit Christus herausreißen.
Wie hart hat Jesus immer wieder gesagt, dass wir uns lösen sollten aus dieser Umklammerung. Wenn man die kurze Zeit seines Lebens bedenkt, sieht man, wie wichtig es ist, dass man auf die Ewigkeit zulebt.
Die Bedeutung der himmlischen Lieder und der Vorfreude auf die Ewigkeit
Nun haben wir schöne Lieder, die uns das immer wieder ins Herz hineinsingen. Dabei singen wir sehr wenig vom Himmel an, sondern nur, dass der Wandel dorthin gehen soll. Ein Beispiel dafür ist das Lied von Schöner.
Ganz besonders schön ist auch das Lied „Jerusalem, du hochgebaute Stadt, wollt Gott, ich wäre in dir“. Da wir heute bei den Begräbnissen immer singen, sind uns die Lieder oft gar nicht mehr bewusst.
Das Lied von Philipp Spitta „Wie wird uns sein? Wenn wir da durchgehen“ ist ebenfalls sehr eindrucksvoll. Wenn Sie sich das einfach auch vormerken und es mit Kranken und Alten wieder betend lesen, ist es ein großer Vorgeschmack auf die Freude, die dort auf uns wartet. Dieses Lied hat vielen Generationen geholfen.
Es ist eigentlich schwer zu verstehen, wie viele alte Menschen, aber auch junge Menschen sich bei uns nicht von dieser Welt lösen können. Grundsätzlich hadern sie mit Gott und fragen, warum sie nicht noch ein weiteres Jahr leben dürfen. Das ist hier eine große Gefahr, dass man mit seinem Herzen an dieser Welt hängt.
Ich kann das noch verstehen, wenn man hier viele Aufgaben hat, zum Beispiel in der Familie. Das ist sicher sehr, sehr schwer. Aber wenn man an das denkt, was vor uns steht, an die konkrete Zusage der Herrlichkeit, ist das schon gewaltig. Die Offenbarung zeigt die Vollendung, die vor uns liegt.
Wir sind erkauft von der Erde. Unser Himmelsbürgerrecht ist ein Geschenk, das uns gratis zuteilwird durch die Vergebung Jesu. Wir haben es uns nie verdient, und wir konnten den Eintritt auch nie erkaufen.
Die Bedeutung der Jungfräulichkeit als Bild der Treue zu Gott
Und jetzt kommt dieser Vers 4. Wer die prophetische Chifrensprache nicht kennt, kann diesen Vers nicht verstehen. Es steht also nicht da, dass es hier um irgendein Verhältnis mit Frauen geht. Dieses Bild ist in der Bibel immer ein Bild für Untreue Gott gegenüber.
Sie erinnern sich an Hosea, wo die Liebe zu einer Frau zum Bild unserer Liebe zu Gott wird. Hier geht es ausschließlich um die Frage, ob Leute ihr Verhältnis in der Treue mit Gott nicht belastet haben. Es wird nirgendwo in der Bibel gesagt, dass die eheliche Beziehung schmutzig wäre. Es geht vielmehr um die reine Brautliebe zu Gott und darum, keine Nebenliebe zu den Dingen dieser Welt und zu den Abgöttern dieser Welt zu haben.
Das, was im Alten Testament schon immer mit dem Götzendienst gemeint ist, wird hier aufgegriffen. Sie sind erkauft aus den Menschen als Erstlinge für Gott und sollen ein treues Verhältnis zu Gott haben, dem wir folgen – ganz wie in einer reinen Brautliebe. Das ist gemeint, nicht um irgendwelche irdische Liebe schlecht zu machen.
Diese reine Beziehung zu Gott, dieses Wort der Treue, kommt aus der Gottesbeziehung. Weil Gott treu ist und seinen Bund mit uns nicht bricht, will er, dass wir unser Verhältnis zu Gott und zu allen anderen Beziehungen, besonders zu den antichristlichen Mächten, nicht beflecken.
Sie wissen vielleicht, dass es im Christentum immer wieder Bewegungen gab, die Ehelosigkeit forderten. Es ist wichtig zu sehen, dass diese Bewegungen der Ehelosigkeit meist aus der großen Not des Heidentums entstanden sind. Oft waren gerade bekehrte Heiden es, die dann extrem wurden und eine radikale Absage forderten.
Ich kann einer solchen Ehelosigkeit, wenn sie zum Programm erhoben wird, nicht zustimmen. Ich sage immer, es ist sehr schwer, seine Lebensführung zu überschauen. Die, die unter Ihnen Single sind, wissen, dass das nie ein Programm für sie war. Sie sagen, sie nehmen die Führung Gottes an, auch wenn es manchmal schwerfällt.
Deshalb ist es schwierig und klappt oft nicht, wenn man sich zu Ehelosigkeit verpflichtet. Das halte ich nicht für richtig, denn in der Bibel steht auch: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Gehilfin schaffen.“ Wir wissen, dass Gott gereinigt und geheiligt hat, dürfen wir das auch in der Ordnung nutzen, wie Gott sie uns gegeben hat – natürlich in der ehelichen Ordnung.
Deshalb berührt das hier nicht die ganze Frage, sondern es geht um das reine Verhältnis zu Gott. Deshalb wird im Bild der Brautgemeinde und der jungfräulichen Liebe zu Gott gesprochen. Diese Liebe entfaltet die Bibel als etwas Wunderbares, denn jedem Weltmenschen ist klar: Liebe kann nur eine Liebe sein, die bis zum Tod hält. Wenn das nicht so ist, dann ist es keine Liebe. Eine Liebe, die aufhört, ist keine Liebe. Eine Liebe, die kündbar ist, kann keine Liebe sein.
Hier ist vom Gottesverhältnis die Rede. In ihrem Mund wurde kein Falsches gefunden, trotz aller Hingabe. Nicht, dass das fehlerlose Menschen waren, sondern dass sie in dieser Hingabe für Gott eindeutig und in der Zeit der Verführung ganz gottgehörig waren. Das ist etwas Wichtiges.
Das wollen wir uns merken, auch für manche Beziehungen heute. Ich würde immer raten, über diese Dinge nicht viel mit anderen Menschen zu streiten. Sie können es oft nicht verstehen. Es ist oft widerlich, wenn heute so öffentliche Diskussionen darüber geführt werden. Das kann nur den Spott der Welt finden.
Die Welt wird dann sagen, wir seien radikal und versponnen, weil wir ganz für Gott leben. Das kann sich die Welt nicht vorstellen, weil sie von Toleranz lebt, wo alles möglich ist. Aber genau das ist der Weg, den Jesus schon von seinen Jüngern gewollt hat und der in der Endzeit noch einmal ganz wichtig wird.
Die Verkündigung des Evangeliums trotz antichristlicher Mächte
Das sind also die Verse 1 bis 5. Nun folgen noch zwei weitere Bilder. Es erscheint ein Bild, und wieder – es geht um die antichristliche Zeit. Ich wiederhole es noch einmal: Parallel dazu wütet die antichristliche Macht ungeheuerlich. Zur gleichen Zeit fliegt ein Engel mitten durch den Himmel und verkündet das Evangelium noch einmal allen Völkern.
Fritz Grünschweig war ein Ausleger der Offenbarung. Er hat hier in diesem Saal öfter in der Bibelstunde die Offenbarung ausgelegt. Dabei sagte er oft, er denke manchmal, wenn das Evangelium heute sogar durch Satelliten verkündet wird, könnte das eine Erfüllung der Offenbarung sein. Es ist nicht entscheidend, wie man das genau erlebt, aber es ist großartig, dass das Evangelium in unserer Zeit so weit verbreitet wird.
Selbst in Staaten, die so radikal gegen die Evangeliumsverkündigung eingestellt sind, gibt es Möglichkeiten. Der gleiche Bischof, der uns gestern von der großen, brutalen Verfolgung in Pakistan berichtete, sagte auch, dass es sehr schwer sei, weil Pakistan von der Staatsverfassung her ein islamischer Staat ist. Dadurch haben andere Gruppen praktisch keine Rechte mehr, denn der Staat wurde als islamischer Staat gegründet. Er bemerkte, es sei ganz merkwürdig: Während Menschen umgebracht werden und ein Hass ohne Gleichen herrscht, gäbe es dennoch Möglichkeiten zum Evangelisieren wie nie zuvor.
Das geschieht parallel, und genau das steht hier. Während der antichristliche Druck wächst, erklingt erneut die Stimme des Evangeliums als Zeugnis für die Welt. Ich habe immer wieder Christen getroffen, die sagen, wenn die antichristliche Macht angreift, müsse man nicht mehr evangelisieren. Doch genau bis zum Schluss wollen wir die Zeit nutzen.
Mich beeindruckt auch heute, was weltweit geschieht. In Indonesien gibt es ganz ähnlich die größten Zuwachsraten überzeugter, bekehrter Christen aus dem Islam – ein unglaubliches Wachstum. In zwanzig Jahren hat sich die Zahl der bekennenden Christen dort mindestens verdoppelt. Das entspricht einem großen Prozentsatz der Bevölkerung. Wo gibt es so etwas bei uns? Bei uns nimmt alles ab.
Und das ist gleichzeitig eine herrliche Zusage für die Gemeinde, wenn sich diese antichristlichen Mächte sammeln. Das mindert die Angst vor dem Antichristen. Er führt nicht das ewige Evangelium, das unverbrüchlich gültige Evangelium. Es gibt kein zeitbedingtes oder modisches Evangelium, sondern nur das eine Evangelium der ausgestreckten Liebeshand Gottes.
Das ist mir auch immer eine Sorge, wenn heute junge Leute immer etwas Neues suchen. Was soll denn neu am Evangelium sein? Es gibt nur das eine gültige Evangelium durch alle Jahrhunderte hindurch, für alle Nationen, Stimmen, Sprachen und Völker. Es ist auch so schön, dass heute das Evangelium in die letzten Sprachen übersetzt und allen Menschen nahegebracht wurde.
Und was ruft dieser Engel? Haben Sie heute noch die Losung im Kopf? „Fürchtet Gott“ – da war heute eine Kombination mit „Fürchtet Gott“. Helmut Frei, einer der Offenbarungsausleger aus dem Baltikum früher, sagte, bis Martin Luther hätten die Menschen eine Gottesfurcht bewahrt. Aber durch die Reformation und die Entdeckung der Gnade Gottes seien die Menschen ruchlos geworden.
Seitdem pflegen sie eine Kumpanei mit Gott und haben die Gottesfurcht verloren. In unserer gottlosen Zeit lässt sich das nur aus der verlorenen Gottesfurcht erklären. Ich möchte Sie einfach bitten, in Ihrem Glaubensleben das zu bewahren, was die Bibel unter Gottesfurcht versteht. Das kennen wir auch von Abraham und den großen Gestalten der Bibel, ebenso wie Jesus den Vater ehrte.
Alles billige und böse Reden über Gott, das auch heute in christlichen Kreisen oft Einzug hält, geht nicht. Man darf Gott nicht auf den Anklagestuhl vor sich setzen. Er ist der heilige Gott, vor dem ich Staub und Asche bin. Abraham sagte: „Ich habe mich unterwunden, mit Gott zu reden.“ Ich darf mich durch Christus dem heiligen Gott nähern, aber das ist ein Vorrecht – ein unglaubliches Vorrecht.
Die Stimme des Evangeliums macht das noch einmal klar: Evangelisation ist nicht das Anbieten Gottes mit irgendeinem plumpen Evangelium. Vielmehr ist es der Moment, in dem Menschen die Heiligkeit Gottes wiederentdecken und ihm die Ehre geben. Gleichzeitig ist Evangelisation auch Gerichtsverkündigung. Die Stunde seines Gerichts ist gekommen. Betet an den, der Himmel, Erde, Meer und die Wasserquellen geschaffen hat.
Es ist ein Stehen vor dem heiligen Gott.
Die Fall Babylons und das Gericht über das Tier
Und dann kommt der zweite Engel, der ruft: Babel ist gefallen.
Darüber wollen wir jetzt nicht ausführlich sprechen, denn dieses Thema wird noch einmal in Kapitel 17 oder 18 behandelt. Dort geht es um Babel oder die große Hure Babylon. Es gibt verschiedene Auslegungsmöglichkeiten dazu. Auf jeden Fall hat Hartenstein immer gesagt, dass es die Kirche ist, die sich mit den antichristlichen Mächten verbündet hat. Andere haben vorsichtiger formuliert und gesagt, es sei unsere Kultur, die sich mit den antichristlichen Mächten verbündet hat.
Aber eines steht fest: Sie ist gefallen. Babel, die große Stadt, hat vom Zorneswein ihrer Hurerei alle Völker betrunken gemacht.
Dann kommt der dritte Engel, der noch einmal warnt: Wer das Tier anbetet, wer diesen antichristlichen Herrscher und seinen Propheten anbetet und sein Bild annimmt, der empfängt das Gericht Gottes.
Mir fällt das immer wieder schwer, denn in unserer Zeit gibt es viele antichristliche Mächte, die unser Denken und unsere Welt stark beeinflussen. Es wird immer schwieriger, seinen Weg zu gehen. Hier steht dann vom Gericht Gottes die Rede. Das werden die nächsten Bibelstunden behandeln.
Bis zum Anbrechen des Endgerichts ist die Stimme des Evangeliums noch zu hören, und die Menschen haben weiterhin die Chance zur Umkehr.
Ich habe beim letzten Mal gesagt, dass die antichristliche Macht plötzlich kommen wird. Trotzdem geht das verkündigte Evangelium noch durch die Welt. Man kann wirklich sagen, dass wir schon mittendrin sind in diesen antichristlichen Zeiten, in denen es oft schwer ist, seinen Glauben eindeutig zu bewahren.
Die Geduld der Heiligen, Vers 12, ist wichtig. Die Heiligen sind Menschen, die durch das Blut Christi geheiligt sind, von Gott in Besitz genommen wurden. Sie halten die Gebote Gottes und den Glauben an Jesus.
Verstehen Sie, das ist nicht die pietistische Lehre, sondern das Evangelium. So schließt das Neue Testament, dass es darum geht, die Gebote Gottes zu halten und Jesus treu zu bleiben.
Die Verheißung für die im Herrn Gestorbenen
Und es kam eine Stimme vom Himmel, die sagte: Schreibe, die Toten, die in dem Herrn sterben, sind gerettet. Sie sind in der Herrlichkeit und gehen nicht durch das Gericht, das danach kommt.
Sie ruhen von ihrer Mühsal, und ihre Werke folgen ihnen nach. Das, was im Herrn gewirkt wurde, bleibt in Ewigkeit.
Eine herrliche Verheißung, mit der das noch schließt: Die, die in dem Herrn sterben, sind geborgen. Das ist etwas Schönes, das uns das Loslassen leichter macht.
Wir können uns das alle nicht richtig vorstellen, doch es ist gut, sich dessen bewusst zu sein. Die Sterbestunde steht vor uns, aber sie soll eine Stunde im Herrn sein, in der ich heimgehe in seinen Frieden.
Dass mein Tod durch Jesus wie ein Einschlafen wird – heimgehen in seinen Frieden.
Ausblick auf das kommende Endgericht
So, heute haben wir wieder viel gehört. Dabei wurde noch einmal die schwere Botschaft vom Antichristen aufgegriffen.
Beim nächsten Mal kommen wir dann zum Endgericht, zur Ernte und Weinlese. Das Endgericht steht also noch bevor, aber es wird mit Sonnenschalen stattfinden.
Außerdem singen wir noch das Lied „Ich will streben nach dem Leben“.
