Gott könnte uns sehr wohl auch ohne unser Beten helfen, aber er tut es nicht. So ein ganz müßiges Reden darüber, ob Gott könnte. Er will es nicht, er will gebeten sein. Er wartet auf unser Beten.
Unser Predigttext steht in Kolosser 4,2-6. Paulus sagt: "Haltet an am Gebet und wacht in ihm mit Danksagung und betet zugleich auch für uns, auf dass Gott uns eine Tür für das Wort auftue, zu sagen das Geheimnis Christi, um des Willens ich auch gebunden bin, auf dass ich es offenbar mache, wie es mir zu sagen gebührt. Wandelt weise gegen die, die draußen sind, und kauft die Zeit aus! Eure Rede sei allezeit lieblich und mit Salz gewürzt, dass ihr wisst, wie ihr einem jeglichen antworten sollt."
Herr, mach uns jetzt das Vorrecht des Betens groß. Amen.
Das Telefon ist aus unserem modernen Leben nicht mehr wegzudenken. Als wir in Israel waren, begleitete uns ein Ehepaar, das zu Hause sechs unmündige Kinder bei einer Hausschwester zurückließ. Da haben manche der Reisegruppe gesagt: "Ja, sagen Sie mal, wie können Sie das überhaupt? Das ist doch riskant, wenn da irgendwas passiert. Kinder stürzen noch immer irgendwo eine Mauer runter oder brechen sich den Arm."
Dann sagte die Mutter nur ganz seelenruhig: "Es ist doch so einfach, es gibt ja ein Telefon. Wir rufen abends an und dann wissen wir, ob alles in Ordnung ist."
Wenn wir Christen vom Gebet reden, dann haben wir ein noch viel dichteres Netz über die ganze Welt gespannt. Nicht nur, dass wir mit Gott, dem Vater, reden dürfen, sondern wir können über diese direkte Verbindung zu Gott – ich rede jetzt im Bild – gleichsam jeden Menschen auf dieser Welt erreichen und in der Fürbitte direkt anwählen. Welch ein Vorrecht ist das Gebet!
Sie sind heute hergekommen und haben ganz schwierige Sachen auch mit sich herumgeschleppt. Und das liegt auf Ihnen. Am meisten sind ja die Menschen so schwierig, wenn Sie das heute begreifen. Ich kann jeden Menschen direkt anwählen, weil ich übers Gebet zu Gott Zugang zu Menschen bekomme.
Es soll immer wieder Christen geben – und ich habe lange Zeit dazugehört und gehöre manchmal noch dazu –, die immer wieder das Gebet in seiner großen Wirkung unterschätzen. Wir denken immer viel größer von unserer Tat und von dem, was wir in die Wege leiten. Aber das kann man immer erst wieder merken, wenn man es mit dem Gebet probiert.
Und das Gebet wird in seiner Größe erst erfahren in Stunden, wo man keinen Ausweg mehr sieht. Und dann auf einmal begreift man das: Über ein Telefon, über Tausende von Kilometern hinweg, mein Gebet kann so viel bewegen, mein Gebet kann so viel in die Wege leiten.
Wenn Sie in die Bibel hineinsehen, ist es erstaunlich, dass Jesus uns zum Beten ermuntert. Das versteht man gar nicht. Man denkt immer, Jesus sagt: "Na ja, also ihr müsst auch ein bisschen was selber tun. Ihr könnt euch doch nicht auf die faule Haut legen und bitteschön, strengt euch mal selber an! Und schließlich seid ihr doch auch noch wer. Im Glauben muss man sich auch bemühen, man kann doch nicht alles auf Gott schieben."
Genau das Gegenteil ist wahr. Wir reden so fromm daher, wir wollen alles selber machen, und Jesus sagt: "Betet doch, betet doch!" Er war doch der, der Nächte den Schlaf aufgegeben hat, nur um beim Vater all das hinzulegen. Obwohl Jesus doch viel stärker war als wir, viel mutiger, viel entschlossener, sah er doch allein die Lösung der großen Aufgaben, die ihm übertragen waren, nur im Gebet.
Das musste er ganz fest wissen, ob sein Leben jetzt vom Vater gehalten ist. Er konnte nicht in den Tag hineingehen, ohne das ganz fest zu haben: "Jetzt ist Gott da, der meine Sache lenkt." Wollen Sie mehr als Jesus?
Ich möchte drei Aussagen aus diesem Predigttext verdeutlichen.
Das Erste: Wir werden gebraucht.
Der Apostel Paulus war ja ein Stürmer ohnegleichen. Wie er über die Gebirgspässe des Taurus in der Sonnenhitze marschiert ist – ein ganz großer Stürmer seines Herrn. Er hat sich auf die kleinen Segelschiffe im Mittelmeer gewagt, die in den großen Stürmen doch nur wie Nussschalen waren, und hat ja furchtbare Katastrophen dort erlebt, beim Schiffsuntergang und bei Seestürmen.
Aber Paulus war ein mutiger Mann. Wir wissen, wie Paulus in die fremden Städte hineinzog, obwohl er wusste, wie sein Volk, dem er angehörte, auf diese Botschaft des Evangeliums reagierte. Aber jedes Mal trat Paulus wieder vorne in der Synagoge an das Pult, wo die Schriftrolle lag, und legte sein Zeugnis von Jesus ab, obwohl sie ihn mit dem Leben bedrohten.
So unerschrocken war Paulus. Und wir wissen, wie er bei den gebildeten Athenern, bei den Philosophen auf dem Areopag, ein Gespräch suchte und auch bei ihnen darauf abzielte, auf den wesentlichen Punkt zu kommen. Wir sind da alle viel feiger, aber Paulus hat es verstanden, so von Jesus zu reden, dass es Scheidung gab, dass die Menschen das begriffen haben.
Dieser große Apostel legt hier ein Geständnis ab in dem Kolosserbrief. Und da sagt dieser starke, unerschütterte Mann: "Wisst ihr eigentlich, dass ich ohne Gebet nicht arbeiten kann?" Das glauben Sie dem gar nicht. Sie meinen, das sei bei dem so ein Spruch.
Paulus war viel zurückhaltender als wir alle. Er hat keinen Schritt in den Missionsdienst gewagt, ohne seine betende Gemeinde hinter sich zu haben. Wir haben schon oft Ämter übernommen und Dienste gemacht, ohne zu wissen, wer für uns betet.
Paulus hat überhaupt keinen Wert, wenn die in seiner Heimatgemeinde in Antiochien nicht hinter ihm stehen. Und dann hat er in den Gemeinden geworben, wo er hinkam: "Betet doch für mich, sonst ist alles nutzlos. Ich kann doch nicht über den Taurus laufen, ich kann nicht nach Athen hineingehen, ich kann nicht predigen in der Synagoge, wenn da nicht Beter sind, die mich halten."
Wir sind ja ein kleiner Kreis, der sich vor jedem Gottesdienst da drüben in dem Sälchen versammelt – fünf oder sechs oder acht. Ob das wirklich nicht mehr verstehen in einer Gemeinde, warum wir beten? Weil das alles sonst keinen Wert hat, weil das der Mittelpunkt einer gesamten Gemeindearbeit ist.
Vielleicht können Sie dann zwanzig Minuten früher aufstehen am Sonntag und sagen: "Ich merke, wie da eigentlich alles zusammenläuft, was die Gemeinde tut und was ich tue." Das ist Gottes Art. Er kann keine Helden brauchen in seinem Dienst. Er schaffte nie mit Helden, und Paulus war kein Held.
Sie wissen, dass er körperlich sehr schwach war. Und das ist nicht leicht, wenn man körperlich angeschlagen ist. Vielleicht braucht er Diät oder solche komplizierten Sachen und dann im Missionsdienst, dann dauernd unterwegs und dann nie das richtige Bett. Und Paulus lief und sagte: "Ich brauche die Beter, ich brauche die Beter!"
Wie wollen Sie denn die Ihnen aufgetragenen Schwierigkeiten meistern ohne Gebet? In den Gemeinden damals waren ja viele der jungen Christen Sklaven, und für die war es nicht leicht, tagsüber zu beten. Die mussten hart arbeiten.
Damals gab es für die Sklaven nur diese Ausbeutung und Ausnutzung im schlimmsten Sinn, und deshalb hat Paulus für diese Sklaven einen Weg gewiesen, auf den wir noch gar nicht gekommen sind: "Wacht mit Beten!" Das macht gar nichts, wenn man einmal drei Stunden nachts nicht schlafen kann, meint Paulus, aber Beten ist wichtiger als Schlafen.
Und Herr Stelken hat ja dieses Lied gedichtet: "Für die, die nachts nicht schlafen können, nun bete man, und wer nicht schlafen kann, der bete mit mir an den großen Namen Gottes!" Denn das ist die Hauptarbeit, die einer in dieser Welt vollbringen kann.
Es ist wie bei einem Eisberg, von dem man nur die Spitze sieht und alles andere liegt im Wasser. Wenn Sie in der Apostelgeschichte die Missionsarbeit des Paulus lesen, dann müssen Sie immer wissen: Das ist nur die Spitze des Eisbergs, die herausragt – seine Taten, die er getan hat in Philippi oder in Korinth oder in Athen.
Die neun Zehntel des Eisbergs, die im Wasser ruhen, das waren die Beter, die hinter Paulus gestanden sind und diese Arbeit gemacht haben.
Mir hat neulich eine Frau erzählt, wie wir über den offenen Abend Stuttgarts sprachen. Sie weiß noch, bevor der offene Abend mit seiner Arbeit begann, wie Helmut Menzel meine Beter suchte und sagte: "Bevor ich beginne, brauche ich Beter, die diese Arbeit tragen, sonst hat sie gar keinen Wert, bevor wir sie anfangen."
Jeder Dienst, den man für Gott tun will, ist so schwer, dass man daran erliegen will und sagt: "Das hat ja gar keinen Wert."
Paulus schreibt diesen Brief nicht bloß als angeschlagener, körperlich schwacher Mensch, sondern er schreibt ihn doch aus dem Gefängnis. Und da bewegt ihn jetzt nicht die ganz unverständliche Frage, wann komme ich endlich frei? Oder dass Paulus sagt: "Schreibt Bittbriefe für mich an den Konsul oder an sonst welche Regierungsstellen, damit die mich endlich rauslassen."
Das hat ihn gar nicht bewegt. Aber er sagt: "Betet für mich, dass ich diese Zeit im Gefängnis überhaupt durchstehen kann zum Lobe Gottes. Betet doch für mich, ohne das hat es gar keinen Wert."
Wenn ich heute die Missionsarbeit unseres Gottes ansehe, dann meine ich, unser Gott schafft falsch. Jeder multinationale Konzern kann tolle Bilanzen vorlegen, wie er weltweit expansiv arbeitet. Und wenn unser Gott in vielen Nationen multinational arbeitet, dann arbeitet er so geschäftsschädigend schlecht, indem er seine besten Leute kaputt macht.
Sie kennen doch unseren Doktor Kilgus in Pakistan. Dort unten arbeitet ein Missionar, Jürgen Notnagel, der war schon sehr schwer krank. Aber letzte Woche kam die Nachricht, dass sie ihn nach der dritten Gelbsucht auf der Tragbaren rausfliegen mussten. Sechs Flugplätze brauchte die Tragbare, und am Flughafen in Frankfurt hat der Krankenwagen ihn abholen müssen, um ihn sofort in die Uniklinik zu fahren.
Obwohl wir seit Jahren wissen, es ist nur noch ein ganz schmaler Spalt die Tür offen in Pakistan – warum lässt das Gott geschehen, dass ein junger Mann, der brennt, das Evangelium zu predigen, dreimal in einem Jahr die Gelbsucht kriegt und die Ärzte dort unten machtlos sind und man heute nicht weiß, wie er über den Berg kommt?
Am letzten Sonntag war bei uns der Evangeliumsrundfunk, der unterhält einen Sender auf Bonaire für Südamerika. Vorgestern kam die Nachricht, dass ein ganz wichtiger Rundfunktechniker mit dem Motorrad, 35 Jahre alt, tödlich verunglückt ist. Sie wissen nicht, wie Sie die Stelle wieder besetzen sollen.
Warum schafft Gott so? Wenn Sie das lernen würden, dass bei Gott nie im Halleluja-Gebrüll Siege gibt, sondern dass Gott Beter braucht und erst aus dem Gebet heraus seine Wunder geschehen.
Ich bin manchmal auch ein wenig bedrückt, wenn Briefe aus dem Besa kommen von unserem Doktor Pflüger. Und diese Briefe sind vielleicht so privat und seelsorgerlich, dass ich sie Ihnen gar nicht abziehen kann.
Dann denke ich manchmal: Warum geht das nur so schwer und so mühsam? Warum hat er nicht die richtigen Mitarbeiter? Warum hat er selber nicht die Freude, die er bräuchte für seinen Dienst? Warum erdrückt ihn die Arbeitsschere? Warum kommt er nicht mehr zur Stille?
Was nicht nur um unsere Gaben geht, sondern um unsere Fürbitte, um Menschen in seinem Dienst zu tragen.
Und wenn wir jetzt all die Arbeit in unserer Gemeinde ansehen, dann müssen Sie wissen: Die vielen Schwierigkeiten in der Kinderarbeit, die fehlenden Mitarbeiter, die nicht richtige Ausrüstung und die Pannen, die vorkommen – wo sind Menschen, die beten?
Wenn ich zurückblicke, welche Wunder wir in fünf Jahren hier erlebt haben, nur aufs Gebet hin. Ich habe es oft unseren jungen Mitarbeitern in meiner früheren Gemeinde erzählt, wo meine Frau mit der Mädchenarbeit begonnen hat, aber dann kam das erste Kind und sie konnte nicht mehr weitermachen, und wir wussten einfach nicht, wie es weitergehen soll.
Es war eines Nachts, wir sind plötzlich draufgekommen, man könnte ja eigentlich Gott sagen. Am nächsten Morgen kommt eine ehemalige Kindergärtnerin, an die wir nie gedacht hatten, und das Problem war gelöst. Das war für mich – und ich rede dauernd über das Gebet – eine so beglückende Erfahrung.
Und es gibt dann ganze Stufen, die einem Gott hier zeigt, wo er einen dorthin führt, wo man keinen Schritt mehr weiter weiß, und dann löst er Stück um Stück.
Sie sitzen an der Schaltstelle der Macht durchs Gebet. Und denken Sie an das Telefon – noch viel mehr: Sie können über Gott Menschen direkt erreichen und große Dinge in Bewegung setzen.
Was wird im Augenblick geschehen, wenn wir anfangen, für andere Menschen zu beten? Da geschieht etwas Großes, wo eine Gemeinde im Gebet wächst. Sie ist an der wichtigsten Arbeit.
Jetzt denke ich an die vielen, die heute gerne unter uns wären und irgendwo zuhause an ihre Matratzenkruft gekettet sind und nicht herauskönnen, und die sich aufbäumen wollen und die nicht merken, wie in diesem ihrem Leiden Gott sich verherrlichen will. Und dann fangen ein paar an, für sie zu beten.
Vor Trauernde und für unsere jungen Menschen in ihrer Krise – wo Beter sind, gehen Türen auf.
Das war mein erster Punkt: Wir werden gebraucht.
Mein zweiter Punkt: Mehr als Menschenvermögen.
Um was geht es eigentlich Paulus, wenn er die Gemeinden zum Gebet aufruft? Paulus sagt hier: "Ich bin in einer ganz schwierigen Lage drin. Ich habe eine ganz schwierige Aufgabe. Ich muss ein Geheimnis verkündigen. Aber wenn es ein Geheimnis ist, kann man es doch auch nicht richtig verkündigen."
Und da will er sagen: Das ist so schwierig. Ich muss von etwas reden, was die Menschen gar nicht verstehen können. Und das macht die ganze Sache schwierig.
Was meint er mit dem Geheimnis? Er meint das Geheimnis Christi, für das Gott eine Tür auftun muss – den gekreuzigten und auferstandenen Herrn Jesus.
Wo er hinkam, haben sich an dieser Stelle die Menschen aufgebäumt und sind dagegen angelaufen, obwohl es ihnen zur Rettung ihres Lebens gewesen wäre.
Paulus war immer ratlos und sagte: "Wie mache ich das? Wie kann das geschehen, dass dieses Geheimnis begriffen wird?"
Nun kann man mit guter erklärender Rede das Geheimnis Christi verdeutlichen und übersetzen, damit es Menschen verstehen – wir wissen das. Und trotzdem ist es mit richtiger Aussage noch nicht getan.
Paulus sagt: "Ich bin jetzt in dieser Lage, wo es darum geht, dass ich es auch offenbar mache, denn ich bin ja ein Gebundener." Und da meint Paulus, dass man ihn ins Gefängnis gelegt hat. Das gehört ja irgendwie mit dem Geheimnis Christi zusammen.
Jesus ging den Weg durch die ganze Ohnmacht am Kreuz zum Sieg. Und das ist seine Art, dass er Menschen die Kraft wegnehmen kann, um seine Siegesmacht darzustellen an zerbrochenen, schwachen Menschen.
Und Paulus sagt: "Ich bin manchmal im Gefängnis so, dass ich am liebsten raus wollte. Ich wollte auch ein schönes Leben haben, auf dem Liegestuhl und Swimmingpool, gemütlich und Urlaub fahren, und jetzt bindet mich mein Gott herein."
Sie können sagen, vielleicht hat er gebrannt, Prediger zu sein, Evangelisation zu halten, missionieren, wie sie wollen. Aber ich will was tun. Und Gott nimmt ihn in die Stille und sagt: Paulus, du musst ganz abstärken, ganz schwach sein.
Und dort, wo nicht mehr viel ist, kann ich noch meine Wunder machen, dort mache ich noch meine Siege. Und das versteht Paulus nicht und sagt: "Ich merke nur, dass das die Nachfolge Jesu ist und dass ich in seinen Kreuzespuren nachlaufen muss."
Und jetzt: "Bete doch für mich, dass ich das in dieser Krise meines Lebens auch offenbar machen kann. Mit dem Mund kann ich es verkündigen, aber mit meinem Leben kann ich es nicht nachvollziehen."
Und wie ist das jetzt für einen, dem der Herr es zulässt, dass er seine Kraft verliert und nicht mehr seine Jugendkraft bekommt? Wie ist das, wenn man ausgezogen wird von Gott und schwach wird?
Und dann sagt Paulus: "Da braucht es Beter, da braucht es Beter, die das für uns erbitten."
Und dann wünscht er sich, dass jetzt eine Tür aufgeht, dass die Wärter auf einmal nicht an ihm den strahlenden Paulus sehen, sondern dass sie sagen: "Mensch, sag mal, was ist denn das an dir? So ein elender Tropf und so eine große Hoffnung, so ein schwacher Mensch, aber so ein fröhlicher Glaube."
Das ist doch das, was Christen erzählen. Sie reden doch nicht von sich, sondern von dem Herrn, auf den sie weisen.
Und deshalb sagt Paulus: "Betet für mich, dass eine Tür aufgeht, dass dort vielleicht das Gefängnispersonal noch ergriffen wird von dem, was ich ihnen sagen muss, damit sie das Mysterium Christi, das Geheimnis Christi wenigstens von ferne ahnen und für ihr eigenes Leben begreifen."
Dass unser Gott nicht mit Helden arbeitet, sondern mit schwachen, sündigen Menschen. Dass seine Erlösungskraft so groß ist, dass er selbst mit kranken, zerbrochenen, falschen Menschen arbeiten kann, die er unter seinen Sieg stellt.
Ich denke heute mit Freude daran, dass in den letzten acht Jahren auch in unserem württembergischen Land eine große Erweckung geschehen ist, von einem Ausmaß, wie wir sie nie hätten erträumen können, in einer Zeit der großen kirchlichen Erschlaffung.
Das hat sich ereignet, dass das Geheimnis Christi vielen jungen Menschen kund wurde und sie Jesus nachfolgen in großer Freude und in voller Hingabe ihres Lebens. Eine Tür ging auf – da waren Beter.
Das kann man mit keinem großen organisatorischen Apparat erreichen, das kann man nicht mit großen Werbefeldzügen erreichen, nicht mal mit großen Evangelisationen, sondern das können nur Beter in die Wege leiten.
Solch eine große Bewegung – beten Sie mit!
Und nun geht es noch um das Dritte. Noch mal die zwei Punkte, die wir schon hatten: Das Erste war, wir werden gebraucht, das Zweite mehr als Menschenvermögen. Und nun geht es noch um das Dritte: um ein mutiges Leben.
Paulus sagt: "Es geht ja nicht bloß darum, dass ihr euer Leben geruhsam leben könnt." Unsere Gebetswünsche kreisen ja nicht bloß um unser eigenes Fortkommen.
Wenn das Gebetsleben nur ein Äußern von Wünschen zu Gott ist, das wäre zu wenig.
Es soll ja Ehen geben, wo das Eheleben und das Gespräch der Ehegatten sich untereinander beschränkt auf das: "Putze auch meinen Anzug, putze auch meine Schuhe, stell das Essen auf den Tisch." Aber sicher kein vollkommenes Eheleben und kein vollkommenes Reden der Eheleute miteinander.
Wenn Sie mit Gott reden, sind das nicht bloß Wünsche, die Sie aussprechen, sondern ein Zusammenwachsen, ein Austauschen, ein Reden mit Gott und Hören.
So hat Jesus gebetet, und das wollen wir lernen.
Und deshalb erinnert Paulus noch zum Dritten daran, dass das eigentlich so wichtig für ihn ist, und das macht er den Kolossern am Ende noch deutlich.
Er will ein Zeugnis ablegen an diesen Gefängniswärtern von seinem Herrn.
Er ist zerbrochen, geschlagen, müde, hat keine Freude. Und wenn dann manchmal die Zellentür aufgeht und dann kommt da so einer rein – man weiß gar nicht mehr, ist das überhaupt noch ein Mensch oder macht der bloß noch so und schmeißt ihm den Frass dahin –, da kommt doch eine Situation, wo man den ins Gesicht brüllen könnte.
Wir wollen uns doch nicht verstellen und machen, als ob Paulus so eine sanfte Figur gewesen wäre, die jeden mit Liebe dahingeblickt und treuen Augen.
Das machen Hunde, aber keine Menschen.
Paulus weiß doch, wie schwierig das ist, und dann sagt er: "Seht, das ist nur eine Wirkung des Gebets, wenn Menschen verwandelt werden, verändert werden."
Man kann das nicht, aber Gott kann Menschen in der Wiedergeburt zu neuen Menschen machen.
Und deshalb erinnert Paulus auch die Kolosser an diese große Aufgabe und sagt: "Denkt immer an die draußen, ihr lebt immer im Schaufenster als Christen, wandelt weise, klug, überlegt euch was."
Das Denken ist wichtig, damit ihr geschickt lebt.
Was hat es denn für Sinn, wenn ihr da jemanden anbrüllt?
Lebt doch weise und legt in allem Zeugnis ab von der Größe unseres Herrn.
"Kauft die Zeit aus", das heißt eigentlich noch mehr: Habt ein Gespür für den richtigen Zeitpunkt, wo er was macht.
Man kann nicht zu allen Seiten ein Bekenntnis seines Glaubens ablegen.
Ihr müsst den richtigen Punkt erwischen, beim Besuch, ihr müsst den richtigen Augenblick erhaschen, ihr müsst wissen, da passt hin und da passt nicht hin, was ihr sagen wollt.
Ihr müsst wissen, wann der andere auf mich hört und wann ihr ihm was bringen müsst.
Achtet doch den richtigen Zeitpunkt, um den geht es hier.
Und dann kommt hier noch: "Eure Rede sei allezeit lieblich und mit Salz gewürzt."
Paulus hält nichts von dieser läpprigen Rede, die keinen Pfiff hat, sondern lieblich, ungepfeffert, aber nicht gesalzen.
Also so ein bisschen was muss drin sein.
Wir sind nicht die, die zu allem Ja und Amen sagen, aber diese gütige Rede in höflicher Achtung des Anderen.
Mit all den Worten ist man ja tief getroffen, die kann man ja gar nicht predigen.
Da wollte man eigentlich jetzt in die Stille gehen und sagen: "Das sind so viele Dinge, die einen bekümmern."
Paulus packt das alles hinein in das Gebet der Gemeinde, die für ihn eintritt.
"Wie ihr einem, ihr sollt wissen, wie ihr einem jeglichen antworten sollt. Ihr sollt immer das richtige Wort auf der Zunge haben."
Wie kann man das?
Paulus sagt: "Bete doch!"
Und das macht uns so zuversichtlich, und das lässt uns an die Aufgaben hingehen.
Wenn ich weiß, beten da welche für mich, dann wird der Herr dafür sorgen, dass ich das richtige Wort auf der Zunge habe und dass ich lieblich antworten kann.
Nur durch das Gebet kann Gott seine Siege heute erringen, und er sendet uns.
Und Sie müssen noch daran denken: Der treuste Beter sitzt nicht hier in der Kirche, sondern der Herr selbst, der sogar für einen Petrus noch gebetet hat, als er ihn verriet und verleugnete, damit sein Glaube nicht aufhöre.
Deshalb kann man zuversichtlich in den Tag hineingehen, weil dieser Herr hinter einem steht.
Amen!
Wir wollen beten.
Lieber Vater im Himmel, wir sehen das Versäumte, wie wir Menschen in eine unlösbare Aufgabe gestellt haben, ohne sie unter deine Macht zu stellen und für sie am Gebet anzuhalten.
Und so wollen wir dich jetzt bitten: Für alle, die wir in einen Dienst gestellt haben, hier in der Gemeinde oder auch draußen in diesen Missionsdiensten in Afrika oder Pakistan, sei du jetzt bei all denen, die in deinem Namen tätig sind.
Du kennst ihre Anfechtungen und ihre Müdigkeit, aber du kannst sie aufrichten, und allein von deiner Vergebung leben sie.
Deine Hand ist so stark, dass du sie nicht loslässt, und das allein gibt Zuversicht und Mut.
Lass doch aus ihrer Einsatzkraft, die sie nun hingeben, etwas gewirkt werden für dein Reich.
Benutze du sie, damit Menschen durch sie gerettet werden, auch hier in unserer Gemeinde, in so vielen Diensten und Gesprächen und Besuchen, die gemacht werden.
Herr, wir haben so Angst, es könnte vergeblicher Einsatz sein, es könnte nur Menschenmühen sein, ohne dass du dadurch wirkst.
Da möchten wir Fürbitte tun für deine ganze Gemeinde weltweit.
Bewahre du sie vor frommer Aktivität, in der du nicht selbst gegenwärtig bist, im Dienst an den Kranken, an den Verlassenen, an den Schwachen, an den am Leben Gescheiterten, an den Schwermütigen, an den Trauernden, an den Menschen, die nach Leben hungern und doch nicht finden.
Ergib du in allen Diensten Vollmacht!
Wir bitten dich auch für unser Volk und für unsere Stadt.
Zieh du deine Geduld und deine Gnade noch nicht ab!
Lass du noch viele heimfinden zu dir.
Gib du ein Erwachen, ein Aufwachen, dass viele Menschen dein Evangelium verstehen und sich bekehren und dein Erbarmen annehmen.
Herr, wir danken dir für dein Erbarmen mit uns.
Gebrauche uns in deinem Dienst auch in der kommenden Woche dir zur Ehre!
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Nun dürfen wir auch selbst diesem Herrn unsere Wege auch in der kommenden Woche ihm befehlen.
Er will seine segnende Hand auf uns legen.
Herr segne uns und behüte uns.
Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Herr, erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.
