Einladung zum Gebet und Einstimmung auf das Thema
Ich möchte mit uns beten: Lieber Vater, lass uns die Herrlichkeit des Christus sehen. Öffne unsere Augen, unsere Ohren und unsere Herzen, damit wir dein Wort an uns heranlassen. Lass dein Wort uns erfüllen. So gebrauche diese Zeit, um uns immer mehr zu dir hinzuziehen und unseren Glauben zu stärken. Herr, so bitte ich dich um dein Wirken in dieser Zeit. Amen.
Ich weiß nicht, wie es euch, wie es Ihnen am Freitag ging, als die Nachrichten so kamen. Ich war sehr beeindruckt von der Art und Weise, wie Menschen scheinbar auf dieses große Unglück, auf dieses Drama reagierten. Wie schon bei anderen Katastrophen zuvor gab es auch in München ganz schnell diesen Hashtag, diesen Aufruf „offene Tür“.
Vielleicht war jemand unter uns, der nicht nach Hause kam und irgendwo eine offene Tür fand, wo er bleiben konnte. Vielleicht magst du dich kurz melden. Ich weiß, ein paar waren es auf jeden Fall, denn zwei davon waren bei uns. Und ich weiß, bei Heistermanns war auch jemand. Also einige haben so eine offene Tür gefunden, hinter der sie erst einmal Schutz finden konnten.
Denn die Polizei sagt, es ist unsicher. Und ich denke, es war wichtig. Ich war auch sehr beeindruckt von der Polizei, muss ich sagen, wie sie die Situation mit viel Bedacht gemeistert hat.
Um eine offene Tür, bei der man Schutz findet, geht es auch in der heutigen Predigt. Wir haben gerade die ersten sechs Verse aus Johannes 10 gehört. Ganz zu Beginn ist dort in einem längeren Gleichnis, das die ersten fünf Verse umfasst, von einer Tür die Rede.
Wir haben gerade diese Worte gehört: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wer nicht zur Tür hineingeht in den Schafstall, sondern steigt anderswo hinein, der ist ein Dieb und ein Räuber.“
Dann geht dieses Gleichnis weiter und greift andere Bilder auf. In Vers 6 heißt es, dass die, die das hörten, nicht ganz verstanden, was Jesus damit sagen wollte. Danach greift er zwei Bilder, die er in diesem Gleichnis schon aufgegriffen hat – nämlich die von einer Tür und von einem Hirten – weiter auf und erklärt sie in zwei weitergehenden Gleichnissen.
Das erste dieser beiden Gleichnisse wollen wir heute in unserer Predigt bedenken: Johannes 10, Verse 7 bis 10. In den ausliegenden Bibeln findet sich das auf Seite 121.
Da sprach Jesus wieder: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, ich bin die Tür zu den Schafen. Alle, die vor mir gekommen sind, die sind Diebe und Räuber, aber die Schafe haben ihnen nicht gehorcht. Ich bin die Tür. Wenn jemand durch mich hineingeht, wird er selig werden und wird ein- und ausgehen und Weide finden. Ein Dieb kommt nur, um zu stehlen, zu schlachten und umzubringen. Ich aber bin gekommen, damit sie das Leben und volle Genüge haben sollen.“
Jesus als die einzige Tür zum gesegneten Leben
Dieses kurze Gleichnis vermittelt im Grunde einen ganz einfachen Gedanken. Es zeigt uns, dass Jesus allein die Tür zu einem wahrhaft gesegneten Leben ist. Er ist genau diese Tür, durch die wir hindurchgehen müssen.
In der Predigt möchte ich diesen Satz in drei Schritten entfalten: Erstens, dass Jesus allein die Tür ist. Zweitens, dass diese Tür zu einem gesegneten Leben führt. Und drittens, dass wir durch diese Tür hindurchgehen müssen.
Das ist die Struktur der Predigt. Ich habe keine Folien vorbereitet, weil ich denke, dass die Botschaft so einfach und der Text so kurz ist, dass man ihr gut folgen kann.
Jesus allein ist die Tür
Jesus allein ist die Tür – das wird im Vers sieben ganz deutlich. Dort spricht Jesus und sagt: „Ich bin die Tür zu den Schafen. Alle, die vor mir gekommen sind, sind Diebe und Räuber.“ Er allein ist die Tür. Das ist ein sehr exklusiver Anspruch, den Jesus hier erhebt.
Ich selbst habe mich von Kindheit an dem christlichen Glauben zugehörig gefühlt. Ich bin als Baby getauft und als Jugendlicher konfirmiert worden. Ich habe mich nie einer anderen Religion zugeordnet. Dennoch habe ich immer gedacht, es gäbe viele mögliche Türen. Neben der Tür des christlichen Glaubens, so dachte ich, gäbe es auch eine Tür des Islams, eine Tür des Hinduismus, des Buddhismus und viele Türen der Naturreligionen. Vielleicht auch die Tür eines moralischen Atheismus.
Was ich damals nicht verstanden habe – und was ich denke, auch heute viele Menschen nicht verstehen – ist, dass es wirklich nur eine einzige Tür gibt. Alle anderen Türen führen uns letztendlich auf Irrwege. Das ist der Anspruch des christlichen Glaubens, der ganz offensichtlich nicht politisch korrekt ist. Aber genau das sagt Jesus hier: „Ich bin die Tür. Alle anderen sind Scharlatane, sie sind Diebe und Räuber.“
Ich habe damals gedacht, ja, ich bin auf dem christlichen Weg unterwegs, aber die Tür, die ich meinte nehmen zu müssen, war nicht Christus allein. Die Tür, die ich meinte nehmen zu müssen, war ein gewisser Moralismus, gewisse gute Werke. Deshalb war es für mich auch gar nicht so wichtig, wie sich die Tür genau nennt, solange sie letztendlich dahin führt, dass wir ein halbwegs vernünftiges Leben führen.
Ich denke, das war genau das, was die Menschen, die vor Jesus kamen, auch lehrten. Jesus spricht hier in den Kontext hinein, wo es vorher einen Streit mit Schriftgelehrten und Pharisäern gab, die sich sehr auf die Gebote konzentrierten. Und was Jesus hier sagt, ist: „Schaut, sie führen euch auf einen falschen Weg. Das sind Diebe und Räuber, denn sie enthalten euch das vor, was es nur bei mir gibt.“ Der Moralismus ist letztendlich ein Dieb und Räuber.
Wir selbst, wenn wir diesen Weg gehen, werden zu Dieben und Räubern, weil wir anstatt durch die Tür zu gehen versuchen, über den Zaun zu klettern. Wir versuchen irgendwie anders Teil der Schafherde Gottes zu sein, anstatt in aller Demut zur Tür zu kommen und dort um Einlass zu bitten.
John Bunyan beschreibt in seinem christlichen Klassiker „Die Pilgerreise“ – wie viele vielleicht kennen – einen Mann namens Christian, der auf dem Weg zu Gott ist. Er trifft immer wieder Leute, die andere Wege gehen, die teilweise attraktiver aussehen. So trifft er Leute, die versuchen, den Weg des Moralismus zu gehen. Dieser Weg sieht zugegebenermaßen am Anfang eigentlich ganz attraktiv aus. Es ist ein relativ breiter Weg, und viele gehen ihn.
Doch er wird immer steiler und steiler, bis er irgendwann eine Neigung von 90 Grad erreicht und sich zurückwölbt. Was Christian und die Moralisten erleben müssen, ist: Dieser Weg ist nicht gangbar. Genauso wenig funktioniert jeder andere Versuch, durch bestimmte Leistungen, zeremonielle Riten oder religiöse Handlungen zu Gott zu kommen, zur Herde Gottes zu gehören. Kein Mensch schafft das, weil der Weg für uns versperrt ist!
Die Bibel macht das ganz deutlich. Im Alten Testament lehrt Gott sein Volk, die Menschen, auch uns, wie wir leben müssten und was wir tun müssten, um aus eigener Kraft, ohne durch die Tür Jesus zu gehen, vor Gott zu bestehen. Wer sich auch nur ein bisschen mit den Gesetzen Gottes auseinandergesetzt hat, weiß: Wir alle sind Gesetzesbrecher.
Gott selbst hat das von Anfang an klar gemacht, indem er den Israeliten sagte: „Übrigens, wenn ihr die Gesetze brecht – und das werdet ihr –, dann müsst ihr Opfer bringen.“ Und weil es so sicher ist, dass sie die Gesetze brechen, müssen sie immer wieder Opfer bringen, jeden Tag morgens und abends. Doch letztendlich verschafft das noch keinen Zugang zu Gott.
Gottes Gegenwart in Israel war symbolisiert durch das Allerheiligste im Tempel, einen Ort, der durch einen dicken Vorhang geschützt war. Dort durfte niemand hinein, nur einmal im Jahr durfte der Hohepriester nach bestimmten Opferhandlungen den Vorhang zur Seite schieben und für einen Moment hindurchgehen, um das Blut des Opfertiers darzubringen. Danach ging er wieder hinaus.
Doch sobald irgendein Mensch eine Sünde beging – etwas gesagt, getan oder gedacht hatte, das nicht gottgefällig war –, war der Vorhang wieder verschlossen. Der Zugang zu Gott war für ein Jahr versperrt, und so weiter und so fort.
Gott lehrt uns damit, dass der Weg zu ihm versperrt ist. Es gibt keinen Zugang zu Gott. Die Tür war verschlossen. Das war die Botschaft, die die Israeliten damals hören mussten. Und das ist die Botschaft, die wir alle verstehen müssen: Wir können nicht zu Gott kommen.
Weil Gott uns aber bei sich haben möchte, kam er zu uns. Jesus Christus, der hier redet, ist der ewige Gott, der Mensch wurde. Er verließ die Herrlichkeit beim Vater, wo er vollkommenen Zugang hatte und ewige Gemeinschaft erlebte.
Er wurde Mensch, so wie wir, aber in allen Dingen tat er den Willen des Vaters. Er hielt alle Gebote und folgte dem Gesetz in allem. So hatte Jesus selbst auf Erden, im Gegensatz zu uns allen, immer noch Zugang zu Gott. Nichts trennte ihn von Gott.
Denn es sind unsere Sünden und Fehler, die uns von Gott trennen. Jesus lehrte seine Jünger, warum er gekommen war. Er sagte, dass er nicht gekommen sei, um sich dienen zu lassen, sondern um das zu tun, was wir selbst nicht können.
Er kam, um uns zu dienen und um das auf sich zu nehmen, was uns von Gott trennt – um das zu bezahlen. Am Kreuz gab er sein Leben, um die Schuld, die wir alle verdient haben, die Todesstrafe, die uns von Gott trennt, aus dem Weg zu räumen, damit wir wieder zu Gott kommen können.
Er hat damit die Tür geöffnet, damit Menschen wie du und ich zu Gott kommen können. Und Gott hat das bestätigt: Als Jesus am Kreuz starb, riss der Vorhang im Allerheiligsten des Tempels in zwei Hälften.
Gott dokumentierte damit, dass der Zugang zu ihm jetzt wieder offen ist. Wir können zu Gott kommen. Die Tür steht offen. Sie steht jedem offen, der nicht versucht, seinen eigenen Weg zu gehen, sondern der in Demut seine Hilfsbedürftigkeit eingesteht.
Der sagt: Ja, ich brauche Jesus. Ich hätte die Todesstrafe verdient, ich hätte verdient, am Kreuz zu sterben. Aber ich vertraue darauf, dass Jesus das für mich getan hat. Ich komme zu ihm im Vertrauen darauf, dass er allein den Weg zu Gott freimachen kann.
Die Tür steht jetzt offen, denn Jesus ist die Tür, und er lädt uns ein.
Die Versuchung anderer Wege und die Notwendigkeit der Demut
Aber, ihr Lieben, die Versuchung, andere Wege zu gehen, ist real. Sie ist auch im Leben von Christen präsent.
Auch wir Christen neigen dazu, anstatt immer wieder in Demut zur Tür zu kommen, zu Jesus zu kommen, uns mehr auf andere Dinge zu verlassen. Wir lechzen förmlich – so sind wir gepolt – nach Morallehre, nach Gesetzen. Wir sehnen uns danach, dass uns jemand sagt, was wir tun sollen. Wir wollen etwas tun, unser Schicksal in die eigene Hand nehmen, vielleicht mit Gottes Hilfe.
Doch letztendlich wollen wir praktische Tipps und Ratschläge, wie wir jetzt leben sollen. Gott sagt uns: Nein, komm zur Tür, komm immer wieder zur Tür, komm zu mir. Vertraue darauf, dass deine eigenen Wege nie funktionieren werden.
Was dich wirklich verändern wird, was dich immer mehr umgestalten wird, sind nicht deine Bemühungen, nicht meine Ratschläge oder Tipps. Nein, was du brauchst, ist, dass du Christus immer mehr in den Blick bekommst. Wenn du auf ihn schaust, wenn du ihn in seiner ganzen Herrlichkeit erkennst, dann tut das etwas mit dir. Es rührt dich an und führt dazu, dass du Sünde mehr hasst und sie nicht mehr tun willst. Es führt dazu, dass du mehr so sein willst wie er.
Wirkliche Veränderung geschieht eben nicht durch Gesetze oder Morallehren. Wirkliche Veränderung kommt dadurch, dass wir zur Tür kommen, zu Jesus kommen, immer und immer wieder.
Nehmt euch in Acht vor Dieben und Räubern, vor jedem, der euch nicht den Weg des Evangeliums weist. Auch wenn ihre Reden süß wie Honig sind und sie euch einen leichteren Weg versprechen – sie sind Diebe und Räuber. Der Weg, den sie euch weisen, führt nicht zu einem gesegneten Leben.
Jesus als Tür zu einem gesegneten Leben
Und das ist der zweite Punkt dieser Predigt: Jesus allein ist die Tür zu einem gesegneten Leben.
Ich lese weiter ab Vers 9: „Ich bin die Tür. Wenn jemand durch mich hineingeht, wird er selig werden und wird ein- und ausgehen und Weide finden. Ein Dieb kommt nur, um zu stehlen, zu schlachten und umzubringen. Ich bin gekommen, damit sie das Leben und volle Genüge haben sollen.“
Jesus sagt uns hier, dass sich der Schritt durch die Tür lohnt. Wer im Glauben zu Jesus Christus kommt, wer ihn als seinen Herrn anerkennt, wer ihn als den Retter anerkennt, den er braucht, der geht durch diese Tür. Wer durch ihn hindurchgeht, wird selig werden, er wird ein- und ausgehen und Weide finden.
Diese drei Begriffe möchte ich uns kurz etwas verdeutlichen. Was ist damit eigentlich gemeint?
Das Erste, was hier steht, ist: Wer zu Jesus kommt, wird selig werden. In einer Übersetzung heißt es – und das ist vielleicht für uns leichter zu verstehen – „wird gerettet werden“. Wir werden gerettet, weil wir Rettung brauchen. Das ist die Botschaft der Bibel. Wir leben in einer unsicheren Welt und sind selbst in großer Gefahr. Wir brauchen Rettung, die wir nur finden, wenn wir durch die Tür gehen.
Denn draußen wird eines Tages erst einmal Diebe und Räuber geben, und eines Tages wird dort das Gericht Gottes stattfinden.
Wer in den letzten Monaten hier war, hat unsere Predigtserie durch die ersten elf Kapitel der Bibel mitbekommen. Wir haben unter anderem in mehreren Predigten über die Flut nachgedacht. Wir haben darüber gesprochen, wie die Menschen damals nur eine Chance hatten, gerettet zu werden: nämlich durch die Tür in die Arche hineinzugehen. Dann ging die Tür zu. Drinnen war Rettung, draußen war der Tod, draußen war Gericht.
Und genau so ist es. Das ist ein Bild. Die Arche ist ein Bild für das, was Jesus uns hier auch sagt. Er ist die offene Tür, hinter der wir wahre Sicherheit finden können. Komm durch diese Tür! Nur wer durch die Tür geht, wird selig werden. Bei Jesus sind wir sicher geborgen, jetzt und für alle Ewigkeit.
Das Zweite, was Jesus dann verspricht, ist, dass alle, die zu ihm kommen, alle, die hineingehen, ein- und ausgehen werden. Das ist ein Bild für die Freiheit. Es zeigt, dass Schafe nicht irgendwo eingepfercht sind, sondern sich frei bewegen können.
Ich habe am Freitag noch gedacht: „Mensch, das wird jetzt ein bisschen schwerer zu erklären. Ein- und Ausgehen – das macht für uns jetzt nicht viel Sinn.“ Aber seit Freitagabend ist dieses Bild auf einmal ganz klar. Es gab kein Ausgehen mehr, wir waren eingesperrt, wir sollten nicht mehr raus. Draußen war gefährlich, wir konnten uns nicht mehr frei bewegen, weil jemand alles unsicher macht.
Und das ist hier ein Bild für die Freiheit, die es eben nur bei Jesus gibt. Wer zu Jesus kommt, der ist wirklich frei.
Eine der großen Lügen über den christlichen Glauben ist, dass er Menschen einengt, wenn sie unter die Herrschaft Jesu kommen. Aber das ist natürlich absoluter Quatsch. Jesus liebt uns so sehr, dass er bereit war, für uns zu sterben. Er ist ein vollkommen guter Herr.
Unter seiner Herrschaft zu leben, das ist wahre Freiheit. Das müsste uns eigentlich klar sein. Wir alle leben ja in einem Land mit einer mehr oder weniger guten Regierung, in dem wir Freiheit haben. Und ab und zu hören wir davon, was passiert, wenn ein Land keine Herrschaft mehr hat, keine Regierung mehr hat. Das nennt sich Anarchie.
Und das klingt im ersten Moment nach großer Freiheit, weil jetzt kann jeder tun und lassen, was er will. Aber möchtest du in einem solchen Land leben? Nein, wahre Freiheit ist unter der Herrschaft eines guten Herrn.
Kommt zu Jesus und erlebt, was es heißt, wahre Freiheit und wahren Schutz vor Anarchie und vor allem Chaos, Mord und Totschlag zu finden, der damit einhergeht.
Und dann schließlich verheißt Jesus hier, dass denen, die durch die Tür gehen, Weide finden werden. Auch das Bild ist relativ klar: Schafe gehen bei Jesus nicht auf eine trockene Steppe, nein, sie kommen auf eine saftige Weide. Das ist ein Bild für Versorgung.
Wer zu ihm kommt, wird gut versorgt werden. Das heißt nicht, dass wir immer das bekommen, was wir gerade wollen, aber wir bekommen das, was wir brauchen, was gut für uns ist. Das ist das, was Jesus allen verheißt, die durch die Tür hineingehen.
Wer hineingeht, wird selig werden, wird ein- und ausgehen und Weide finden.
Und in Vers 10 fasst er das noch einmal zusammen, wenn er sagt: „Ich bin gekommen, damit sie das Leben und volle Genüge haben sollen.“
Was Jesus damit meint, ist klar: Draußen existieren Menschen auch. Und wer nicht durch die Tür geht, der existiert auch. Aber das wahre Leben, wirkliche Erfüllung, volle Genüge findest du da draußen nicht.
Und ich möchte ganz bewusst nicht nur die unter uns fragen, die vielleicht noch nie durch die Tür gegangen sind, sondern ich möchte uns alle fragen: Wo suchst du nach Freiheit? Wo suchst du nach Versorgung? Wo suchst du nach Erfüllung?
Da gibt es Diebe und Räuber, die kommen immer wieder, um nach Schafen zu greifen. Und sie sagen uns, dass Freiheit zu finden ist, wenn wir die Gebote mal ein bisschen hinter uns lassen. Dass Gebote uns einengen und wahre Erfüllung zu finden ist, wenn wir diese engen Grenzen überwinden.
Das ist die Lüge Satans, die sich immer wieder einschleicht. Sie will uns sagen, dass mit den Geboten ja nicht so wichtig sei, leb mal mit mehr Freiheit.
Aber das ist doch nicht wahr! Die Gebote sind ein Schutzzaun, der uns gegeben ist, um uns zu behüten, um uns zu beschützen, damit uns nichts Schlechtes geschieht.
Manchmal kommt der Einflüsterer und sagt: „Na ja, wahre Freiheit finden wir, wenn wir uns so ein bisschen aus dem Zentrum der Gemeinde herausbewegen. Gemeinde ist einengend. Dann kommt man vielleicht nur noch alle zwei, drei oder vier Wochen, das reicht ja auch. Oder man schaut sich im Gottesdienst im Livestream an, und das reicht eigentlich auch. Man muss ja gar nicht so ganz dazukommen. Und vielleicht ab und zu mal in den Hauskreis.“
Und wenn ich das jetzt sage, dann kommt wahrscheinlich gerade bei denen, die sich jetzt angesprochen fühlen, gleich der Gedanke auf: Will Matthias jetzt hier eine Gesetzlichkeit predigen? Wir haben doch Freiheit!
Ja, natürlich. Es geht hier überhaupt nicht um Pflichterfüllung. Weißt du, ich mache dir kein Gebot, wie oft du in den Gottesdienst kommen musst oder wie oft du in den Hauskreis gehen solltest.
Ich möchte dir nur sagen, dass Gott uns den Gedanken von Gemeinde und regelmäßiger Versammlung gegeben hat, um uns zu segnen. Er weiß, dass Gemeinden nicht perfekt sind, er weiß, dass Prediger nicht grandios predigen, er weiß all das.
Aber er sagt: Gemeinde ist ein Ort des Segens. Ich möchte, dass ihr euch versammelt, weil ich euch dadurch Gutes tue, weil ihr das braucht, weil ihr die Erinnerung gerade dann braucht, wenn wir sie nicht hören wollen.
Auf was suchst du Freiheit? Wo suchst du Versorgung? Worauf vertraust du? Vertraust du auf deinen Besitz? Vertraust du auf deine Karriere? Vertraust du auf das, was du kannst? Vertraust du auf deine eigene Moral, weil du ja nun eigentlich ein besonders guter Mensch bist? Vertraust du auf deine frommen Werke, weil du ja schließlich jeden Morgen wahrscheinlich länger in der Bibel liest als 90 Prozent der Gemeinde?
Worauf vertraust du? Wo suchst du wahre Versorgung? Suchst du sie bei Jesus oder niemals bei dir selbst? Er ist die Tür zu allen Schätzen. Er wird die segnen, die in aller Demut zu ihm kommen.
Und wo suchst du wahre Erfüllung? Die Welt verspricht uns Erfüllung an so vielen Orten, und doch wird uns das alles leer zurücklassen.
Er, Jesus, ist gekommen, damit wir das Leben und volle Genüge haben.
Jesus allein ist die Tür zu einem gesegneten Leben. Diese Tür steht offen. Die Einladung, durch diese Tür zu gehen, gilt allen Menschen. Du darfst so kommen, wie du bist. Du darfst mit all deinen Fehlern, Schwächen und Sünden kommen. Die werden dir alle an der Tür abgenommen, denn Jesus hat sie schon bezahlt.
Der Schritt durch die Tür: Einladung und Ermutigung
Aber du musst kommen, und das ist der dritte Punkt unserer Predigt. Jesus ist allein die Tür zu einem gesegneten Leben, durch die wir gehen sollten. Hier sagt er: „Ich bin die Tür. Wenn jemand durch mich hineingeht...“ Es genügt also nicht, ihn nur zu bewundern oder vor der Tür stehen zu bleiben und zu sagen: „Ja, eine schöne Tür.“
Bist du schon einmal vor der Tür stehen geblieben, ohne hindurchzugehen? Das geschieht immer wieder. Viele junge Menschen in der Gemeinde – ich rede ab und zu mit ihnen, manchmal auch mit heiratsinteressierten jungen Menschen – erzählen immer wieder ähnliche Geschichten. Diese Geschichte ist zwar fiktiv, aber ich habe sie schon mehrfach so oder so ähnlich gehört.
Typischerweise ist der junge Mann schon lange heimlich in eine Frau verliebt. Endlich fasst er Mut, kauft ein paar Rosen, fährt zu ihr, steht an der Tür – und dann verlässt ihn der Mut. Die Angst kommt: Was, wenn sie Nein sagt? Was, wenn sie mich mit den Rosen sieht und es anderen erzählt? Dann nimmt er die Blumen wieder mit und fährt traurig nach Hause. Er wird nie erfahren, ob seine Liebe von dieser jungen Frau erwidert wird oder nicht.
Das ist keine direkte Anwendung der Predigt, aber junge Männer, habt Mut! Doch wir wollen praktischer und näher an der Predigt bleiben. Der Schritt zu Jesus ist so ein Schritt. Manchmal haben wir Angst, durch die Tür zu gehen. Ich weiß das aus eigener Erfahrung.
Anfang 1997 wurde mir klar, dass ich nicht einfach Christ bin, nur weil ich in einer evangelischen Familie aufgewachsen bin, als Baby getauft oder später konfirmiert wurde. Mir wurde bewusst, dass Jesus nicht wirklich mein Herr ist – nicht nur, weil mir Menschen das gesagt haben oder mir geholfen haben, das zu verstehen. Ich hatte in verschiedenen Bereichen meines Lebens sehr bewusst entschieden, dass Jesus dort nicht Herr sein darf. In manchen Bereichen ja, in anderen nicht. Ich entschied immer noch selbst.
Jesus durfte mir gute Ratschläge geben, und dann überlegte ich, was ich damit mache. Nach gut einem Jahr wurde mir klar, dass Gott nicht zufrieden damit ist, nur Ratgeber zu sein. Er will der Herr meines Lebens sein. Ich bin dazu aufgerufen, ganz zu ihm zu kommen und ihm ganz zu vertrauen.
Dann lud mich ein Freund ein und sagte: „Komm, komm zu Jesus, geh durch die Tür. Willst du mit mir ein Gebet beten?“ Das ist keine biblische Idee, aber manchmal ganz hilfreich – so nennt man das auf fromm Deutsch ein Übergabegebet. Er lud mich ein, so ein Gebet zu beten. Ich zögerte, dachte: Nein, das muss ich mir nochmal genau überlegen. Ich hatte irgendwie Angst.
Doch dann gab Gott mir den Mut. Am 11. Januar 1998 bin ich durch die Tür gegangen und darf seitdem erleben, was es heißt, Teil der Schafherde Gottes zu sein. Im Rückblick wurde mir klar: Es gab gar keine logische Begründung, warum ich es nicht gemacht habe. Mal ganz ehrlich: Warum denn nicht?
Wenn du heute hier bist und noch nicht durch die Tür gegangen bist, noch nicht ganz bewusst zu Jesus gekommen bist und gesagt hast: „Sei du ab heute der Herr meines Lebens“, wovor hast du Angst? Wenn seine Zusagen nicht stimmen, wenn er kein Gott ist, der segnet, wenn er überhaupt nicht da ist, wenn das alles eine Lüge ist, dann bist du einfach durch eine Drehtür gegangen. Das spielt keine Rolle.
Aber weißt du, wenn du durch diese Tür gehst, erst dann wirst du sehen, was dahinter ist. Komm, geh durch die Tür! Ich kann dir sagen: Ich persönlich habe erlebt, dass wahrer Segen nur hinter der Tür ist – ein Frieden in meinem Herzen, eine neue Form von Gelassenheit und Geborgenheit.
Nun, Jesus verheißt uns nicht, dass hinter der Tür immer alles wunderbar ist. Ja, wir leben noch in einer Welt, in der viele Räuber und Diebe herumlaufen. Wir leben in einer Welt, in der es verrückte Amokläufer gibt. Wir leben in einer Welt, in der es keine absolute Sicherheit gibt. Aber wir leben auch in einer Welt, in der es aufgrund der Gnade Gottes hinter der Tür Jesus ewige Sicherheit gibt.
Wer zu Jesus kommt, hat nichts mehr zu fürchten. Denn selbst wenn er sein Leben verliert, wird er ewig sein in der Gegenwart Gottes. Komm zu Jesus! Bleib nicht vor der Tür stehen. Draußen sind hungrige Löwen, draußen sind Wölfe – das sagt die Bibel immer wieder. Sie wollen dich locken und erzählen dir nette Geschichten. Aber weißt du was? Sie kommen, um zu stehlen, zu schlachten und umzubringen.
So möchte ich dir noch einmal die Worte Gottes vorlesen. Jesus spricht: „Ich bin die Tür zu den Schafen. Alle, die vor mir gekommen sind, die sind Diebe und Räuber, aber die Schafe haben ihnen nicht gehorcht. Ich bin die Tür. Wenn jemand durch mich hineingeht, wird er selig werden und wird ein- und ausgehen und Weide finden. Ein Dieb kommt nur, um zu stehlen, zu schlachten und umzubringen. Ich bin gekommen, damit sie das Leben und volle Genüge haben werden.“
Komm durch die Tür und dann komm immer wieder zu der Tür. Lass dich nicht abbringen von der Tür. Bleib nah bei ihm.
Abschluss und Gebet
Dieser Text geht weiter, indem Jesus erklärt, dass er, der die Tür zu den Schafen ist, auch der gute Hirte der Schafe ist. Kommt zu ihm und bleibt bei ihm.
Am Freitag gab es viele offene Türen, hinter denen wir Schutz gefunden haben. Doch wahren Schutz, ewigen Schutz, finden wir nur bei Jesus.
Ich möchte beten:
Himmlischer Vater, danke, dass du in diese Welt gekommen bist durch deinen Sohn Jesus Christus. Herr, wir erkennen oft gar nicht, wie kaputt diese Welt ist und wie kaputt wir selbst sind. Ab und zu wird uns das auf grausame Weise vor Augen geführt.
Herr, ich danke dir, dass du gekommen bist, um diese Welt zu überwinden, um Menschen aus dieser gefallenen Welt und aus ihren eigenen Sünden herauszuretten. Herr, ich danke dir dafür, dass du in deiner großen Gnade mir diesen Glauben geschenkt hast.
Ich danke dir für die vielen Geschwister, die heute hier sitzen, die nur Geschwister sind, weil du sie zu Kindern deiner Familie gemacht hast, weil du ihnen Glauben geschenkt hast. Und ich bete für alle, die noch nie durch die Tür gegangen sind. Herr, ich bete, dass sie nicht zögern, sondern kommen.
Und Herr, ich bekenne dir, dass ich, nachdem ich durch die Tür gegangen bin, mich wieder auf mich selbst verlasse, über Zäune klettere und ein Dieb bin, weil ich denke, mir Dinge aus eigener Kraft nehmen zu können, Dinge auf meine eigene Weise lösen zu können.
Herr, vergib uns unsere Schuld. Vergib uns, dass wir so oft auf uns selbst vertrauen, dass wir so oft genau danach suchen, dass uns jemand sagt, wie wir jetzt alleine weitergehen können.
Führe uns immer wieder zu deinem Kreuz, auf dass wir staunen über deine Liebe und erkennen, dass wir nur durch das Kreuz vor dir bestehen können.
Danke, dass du die Tür bist, durch die wir gehen dürfen, um für alle Zeit gesegnet zu werden. Dafür preisen wir dich. Amen.
Lasst uns auf die Predigt antworten mit...