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Lot wollte das Beste aus beiden Welten

30.11.2022
Wäre es nicht toll, an Gott zu glauben und gleichzeitig von der Gesellschaft akzeptiert zu sein und die Freuden dieser Welt voll genießen zu können? Das waren Lots Gedanken. Er gestaltete sein Leben so, dass er beides verbinden konnte. Das Beste von Gott und das Beste aus dieser Welt. Schauen wir, wie es funktioniert hat und wie Gott sich verhielt. Wir sehen auch, was Eltern tun können, wenn ihr eigenes Kind solche Wege geht.

Herzlich willkommen zum Podcast der EFH Stuttgart mit Thomas Powileit und Jörg Lackmann.

Unser Podcast möchte zum praktischen Christsein herausfordern und zum theologischen Denken anregen.

Die Versuchung, Glauben und Welt zu verbinden

Wäre es nicht schön, an Gott zu glauben und gleichzeitig von der Gesellschaft akzeptiert zu werden sowie die Freuden dieser Welt voll genießen zu können? Das waren Lots Gedanken. Er gestaltete sein Leben so, dass er beides verbinden konnte: das Beste von Gott und das Beste aus dieser Welt.

Schauen wir uns an, wie es funktioniert hat, wie Gott darüber dachte und was Eltern tun können, wenn ihr eigenes Kind solche Wege geht.

Jörg, eigentlich wissen wir ja alle, wie es mit Lot ausgegangen ist, oder?

Ja, sollte man meinen – wie in unserem eigenen Leben. Auch am Anfang konnte man schon ahnen, wie es bei ihm ausgehen würde, aber man will es vielleicht nicht immer ganz so genau wissen.

Trotzdem, als ich mich näher mit ihm beschäftigt habe, gab es ein paar Sachen, die mich dann doch sehr überrascht haben am Ende. Das habe ich vorher nicht so bewusst wahrgenommen, vor allem, wie Gott sich gegenüber ihm verhalten hat.

Das fand ich recht spannend und auch recht hoffnungsvoll, ohne jetzt zu viel sagen zu wollen.

Also, da bin ich ja schon mal gespannt.

Lots Ausgangssituation und erste Entscheidungen

Um vielleicht mit dem Anfang seiner Geschichte zu beginnen: Lot war ja Abrahams Neffe, sagt die Bibel. Er zog mit Abraham in das verheißene Land und erlebte Gottes Wirken hautnah mit.

Die Voraussetzungen für Lot waren eigentlich ideal. Wir betonen zwar beide ein wenig unterschiedlich, aber hier haben wir die Freiheit, verschiedene Sichtweisen zuzulassen. Was hätte es damals Besseres geben können, als mit Abraham, dem Glaubensvater, unterwegs zu sein? Das ist unvorstellbar, welche Vorrechte er hatte. Er wurde überall mitgenommen und hat all das erlebt.

Heutzutage würde man sagen, er war bei Freizeiten dabei, in der Teeniearbeit, auf Einsätzen, Konferenzen, bei Krankenbesuchen und im Dienst. Er hat alles hautnah von Abraham mitbekommen: wie Abraham überall Gott suchte, Gott liebte und Altäre baute. Abraham baute nie ein Haus für sich, denn er war als Nomade unterwegs. Aber Altäre errichtete er überall, wo er war. Das hat Lot natürlich alles mitbekommen.

Man muss aber auch sehen, dass Lot das immer nur mitbekam. Er war immer nur, um es etwas überspitzt zu sagen, ein Mitläufer. Das war nicht unbedingt sein eigenes Leben. Hier sehen wir: Er hatte einen sehr guten Anfang, aber das ist keine Garantie für ein gutes Ende.

Um dabei zu bleiben: Er war auch so ein bisschen der Mitgenommene. Abraham hatte von Gott keinen Auftrag, Lot mitzunehmen. Das lese ich nirgends. Damals ging aber eigentlich immer die ganze Familie mit, oder? Genau, Abraham nimmt ihn mit.

Die erste Bewährungsprobe: Trennung von Abraham

Aber was passierte denn, als der Herr auf eigenen Füßen stand?

Ich denke, der erste Test für das Ganze war, als sie schon in Ägypten gewesen waren wegen der Hungersnot und zurückkamen. Beide waren ja schon etwas älter und sehr erfolgreich. Sie hatten riesige Herden und es war einfach zu viel Besitz und zu viele Leute. Die Knechte stritten sich untereinander.

Da sagte Abraham: So geht das nicht mehr. Wir sind einfach zu groß an einem Platz, wir müssen uns trennen – aber im Guten. Wir müssen uns trennen.

Das war, denke ich, der erste Charaktertest, bei dem er beweisen konnte, wie es eigentlich steht. Denn eigentlich hätte Abraham in der Kultur damals das Recht gehabt, sich die Weiden auszusuchen, weil er der Ältere war. Es wäre gar nicht gegangen, dass ein Jüngerer das wählt.

Aber Abraham sagte: Nein, du darfst wählen.

Interessant finde ich, wenn man das in 1. Mose 13 nachliest, wie Lot gewählt hat. Und da gibt es etwas, das mich erschüttert hat, als ich es gelesen habe.

Lot schaute sich die Gegenden an und ging auf den Vorschlag ein, sich zu trennen. In 1. Mose 13,10 steht: Da hob Lot seine Augen auf und sah die ganze Jordanaue, denn sie war überall bewässert, wie der Garten des Herrn, wie das Land Ägypten bis nach Zohar hin, bevor der Herr Sodom und Gomorra zerstörte.

Die Bibel berichtet manchmal sehr exakt, und ich denke, das ist hier der Schlüssel für alles.

Lot schaut sich die Gegend um Sodom an. Sie ist einerseits wie der Garten Eden, der Garten des Herrn, und andererseits wie das Land Ägypten. Das passt eigentlich gar nicht zusammen.

Stimmt ja. Einerseits will er den Schutz und die Anwesenheit des Herrn, aber andererseits hat er in Ägypten natürlich diese ganze Pracht kennengelernt: den Pharao, Vergnügungen, Großstädte, die ganzen Schätze, die es dort gibt.

Ich glaube, das ist schon ganz am Anfang das, was sein Leben bestimmt: Er will beides. Er will das Beste von Gott und das Beste aus der Welt.

Dass das nicht gehen kann, ahnen wir schon. Das ist so ein Wendepunkt in seinem Leben, der vieles andere später zeigen wird. Hier wird das schon in diesem einen Satz angedeutet, denke ich.

Ich glaube, dass es durchaus eine geistliche Bedeutung haben kann, wie es hier angedeutet ist – wahrscheinlich rein äußerlich. Ägypten hatte ja auch um den Nil herum sehr fruchtbare Gegenden, wie auch das Jordantal oder so.

Jetzt bilde meine Aussage hier nicht ab. Ich gebe dir Recht, dass man das nicht so sehen muss. Aber die Bibel weiß normalerweise schon, wie sie formuliert. Sie müsste nicht den Garten des Herrn da hineinbringen, um eine schöne Landschaft zu beschreiben.

Wenn ich mir die spätere Geschichte anschaue, dann ist das für mich schon ein sehr deutlicher Hinweis. Aber da kommen wir wahrscheinlich nicht überein in diesem Detail.

Wo wir uns einig sind, ist natürlich, wie später seine Richtung ging und dass er sehr wohl beides wollte.

Es gibt auch im Neuen Testament Stellen, die zeigen, dass er an Gott festhielt und trotzdem in Sodom war.

Ja, es ist auf jeden Fall eine Richtungsentscheidung. Ja, es ist auf jeden Fall eine Richtungsentscheidung.

Die Entscheidung für Sodom und ihre Folgen

Was folgt denn aus dieser Richtungsentscheidung? Nun, er ist nach Sodom gezogen, obwohl er wusste, dass die Menschen dort böse waren. Das steht in 1. Mose 13,13. Er war sich dessen bewusst.

Das klingt zunächst harmlos. Es war ja nur ein Umzug. Außerdem ist er nicht direkt in die Stadt gezogen, sondern nur kurz vor die Stadtmauer, das wird extra erwähnt. Die Details sind meiner Meinung nach wichtig. Er zieht also nicht einfach irgendwo als Nomade in die Gegend, wie es Abraham getan hätte, sondern er geht genau bis an die Stadtmauer heran. So weit, wie er es vertreten kann – so nah an der Welt wie möglich, aber dennoch irgendwo bei Gott, nicht ganz mitten drin.

Das ist für mich typisch. Was uns dann im Weiteren auffällt: Er ist ein Mann, der keine Altäre baut – im Gegensatz zu Abraham. Von ihm wird nicht berichtet, dass er betet. Er betet nicht für seine Töchter, er bittet nicht um den Willen Gottes oder fragt, wohin er gehen soll. All das wird nicht erwähnt. Abraham dagegen betet am Ende für Sodom, Lot nicht.

Ich glaube, diese Gebetslosigkeit führt letztlich zu einer geistlichen Katastrophe bei ihm. Das hätte so nicht sein müssen. Er denkt einfach, er könne das ohne Gott schaffen, er könne alles selbst regeln. Er hält sich für stark genug und schafft diesen Spagat. Aber eigentlich fehlte ihm die Kraft.

Interessanterweise lässt Gott ihn nicht einfach ziehen. Es kommt zu einem Krieg, Lot wird verschleppt und Abraham rettet ihn. Anschließend findet eine Art Evangelisation statt, Abraham und Melchisedech sprechen vor dem großen Gott. Von Lot hört man in diesem Zusammenhang nichts.

Danach ändert sich einiges für Lot in der Stadt. Die Menschen sind ihm natürlich dankbar. Er kehrt zurück nach Sodom und zieht diesmal in die Stadt ein. Gott hat ihm also durch das Lebensereignis eigentlich eine Chance gegeben, zu erkennen, dass er auf dem falschen Weg ist. Er wird in dieser bösen Stadt verschleppt – das hätte ihn aufrütteln sollen. Ich denke, das war ein Hinweis Gottes.

Doch Lot lässt es nicht zu seinem Herzen durchdringen. Im Gegenteil: Er zieht sogar in die Stadt hinein. Das finde ich sehr traurig. Er hat nun eine gute Stellung, weil die Stadt durch seinen Onkel Abraham gerettet wurde. Es ist klar, dass er jetzt eine Art König war. Er selbst hat das nicht geleistet, sondern sein gläubiger Onkel.

Lot bekommt dadurch viele Gelegenheiten, doch er zeigt keine Buße. Er bezeugt auch Gott nicht, als er nach Sodom zurückkehrt. Das ist recht tragisch, obwohl Gott ihm eine Gelegenheit geschenkt hat.

Lots Leben in Sodom und familiäre Herausforderungen

Also das heißt, der Herr wollte kein Fremdling in dieser Welt bleiben, oder? Man kann das so sagen, denke ich. Er war im Stadtrat und ging große Kompromisse für seinen Traum ein. Sogar seine Töchter wollte er an Heiden verheiraten.

Abraham schickte extra seinen Knecht viele Kilometer weit, um für Isaak eine Frau zu finden. Er hatte kein Problem damit, dass seine Töchter mit diesen bösen Sodomitern verheiratet werden sollten. Als dann die Engel in die Stadt kamen, die vernichtet werden sollte, war er sogar bereit, seine Töchter zu opfern, damit sie nicht von diesem Mob vergewaltigt werden – der Mob wollte eigentlich die Männer.

Irgendwie hat das alles nicht geklappt. Er ist ziemlich tief gefallen bei dem Ganzen. Obwohl er im Grunde noch eine Art Beziehung zu Gott hatte, so rudimentär sie auch war, haben seine Töchter das in seinem Leben nicht mehr wirklich gesehen – eher das Gegenteil. Das ist ja oft so, oder? Die Eltern glauben, doch in ihrem Leben zeigen sie es nicht. Die Kinder hören nicht darauf, was man sagt, sondern schauen darauf, wie man lebt.

Ein Spruch sagt: Deine Taten reden lauter als deine Worte. Genau, wir können unseren Kindern sagen, was wir wollen, aber sie tun das, was wir tun. Sie kennen uns ja. Deshalb habe ich immer einen schlechten Stand, wenn ich in meiner Familie etwas sage, denn sie kennen mich, wie ich bin. Wenn meine Frau etwas sagt, wird es sofort akzeptiert, weil sie ein aufopferndes Leben gelebt hat und es immer noch lebt.

Deshalb machen wir ja auch einen Podcast, damit die Familie das hören kann. Dass ich reden darf – jetzt oder nie. Nein, nicht deswegen. Aber es ist klar, dass die eigenen Kinder merken, wie man im Alltag ist. Und da war er einfach nicht überzeugend, obwohl sein Glaube echt war. Das lesen wir im Neuen Testament.

Bei Bileam haben wir noch diskutiert, ob er gläubig war oder nicht. Hier ist es ganz eindeutig: Ein Gläubiger, aber einer, der tief verstrickt war, obwohl Gott versuchte, ihn da herauszuholen.

Lots Lebensbilanz und die Folgen für seine Familie

Eine spannende Frage wäre, wie Lot am Ende seines Lebens sein Leben selbst beurteilt hat – gerade nachdem Gott ihn aus Sodom gerettet hatte, wie bereits erwähnt wurde. Er wusste sehr wohl, was geschehen war. Nachdem die Städte zerstört waren, lebte er in einer Höhle, weil er Angst vor den anderen hatte. Im Text entsteht der Eindruck, dass er zu diesem Zeitpunkt schon recht deprimiert war.

Ich möchte kurz zusammenfassen, was alles als Folge davon geschah, dass er nach Sodom zog. Er wollte diese reiche Gegend haben, ähnlich wie Ägypten, und seinen Glauben mitnehmen, so wie den Garten Eden. Doch er verlor Sodom. Die Stadt gab es nicht mehr. Dabei wäre das gar nicht notwendig gewesen. Er hätte Sodom bewahren können, wenn er nur evangelisiert hätte. Es hätten nur sechs Menschen zum Glauben kommen müssen, dann wäre die Stadt nicht zerstört worden. Aber er hat nicht evangelisiert. Er hatte also die Chance, Sodom zu dienen – doch das gelang ihm im Leben nicht.

Er verlor seine Schwiegersöhne, auf die er ohnehin keinen Einfluss hatte. Sie nahmen seine Warnungen vor dem Gericht nicht ernst und fanden sie lächerlich. Es gab nichts, was sie von seinem Glauben beeindruckt hätte. Auch sie hat er verloren. Seine Frau verlor er letztendlich ebenfalls. Sein ganzer Reichtum ging unter, ebenso wie seine Knechte und seine Herden.

Auch sein Gottvertrauen und sein innerer Frieden gingen verloren. Wie gesagt, er lebte danach als Einsiedler, weil er Angst hatte. Im Gegensatz dazu hatte Abraham Gottvertrauen.

Das Schicksal von Lots Frau wird sogar im Neuen Testament erwähnt. In Lukas 17 sagt Jesus ab Vers 28: „Ebenso ging es auch in den Tagen Lots zu: Sie aßen, sie tranken, sie kauften und verkauften, sie pflanzten und bauten. An dem Tag aber, als Lot aus Sodom wegging, regnete es Feuer und Schwefel vom Himmel und vernichtete alle. Genauso wird es sein an dem Tag, da der Sohn des Menschen offenbart wird. Wer an jenem Tag auf dem Dach ist, soll nicht hinabsteigen, um etwas aus seinem Haus zu holen.“ Ich überspringe den nächsten Teil und komme zu Vers 32: „Gedenkt an Lots Frau!“ Wer sein Leben retten will, wird es verlieren, und wer es verliert, wird es erhalten.

Sie wird im Neuen Testament als schlechtes Beispiel genannt. Denkt daran, wie es ihm erging: Er wollte alles, hat aber alles verloren – bis hin zum Respekt seiner Töchter. Diese hatten keine Männer mehr und lebten als Einsiedler. Da sie Nachwuchs wollten, begingen sie Inzest mit ihrem Vater, nachdem sie ihn betrunken gemacht hatten. Das muss man sich vorstellen.

Ich denke, Lot ist hier eine Illustration von 1. Korinther 3. Er ist errettet und wird eindeutig als Gläubiger bezeichnet, aber er geht „durch das Feuer hindurch“. Die Schätze, die er besaß, verbrennen bei der Beurteilung. Er ist die ideale Verdeutlichung dieses Bibelverses. Er hat seinen Glauben nicht verloren, aber er hat nichts mehr vorzuweisen. Seine Lebensbilanz ist wohl keine gute – eher negativ.

Auch zu den Töchtern: Wenn man bedenkt, dass sie Inzest begangen haben, muss man sich fragen, woher sie das hatten. Heute würde man sagen, sie haben das aus Filmen oder von Leuten, mit denen sie gesprochen haben. Sie hatten kein Gegengewicht, keine Kenntnis von Gottes Offenbarung. Lots Frau war äußerlich zwar aus Sodom draußen, aber innerlich war ihr Herz in Sodom.

Er hätte so viele Möglichkeiten gehabt – als Vater und als geistliches Oberhaupt seiner Familie. Letztendlich hat er seine Familie ins Verderben geführt. Das ist sehr, sehr tragisch.

Gottes Eingreifen und Lots Errettung

Aber jetzt komme ich zu dem Punkt, den ich nicht so im Kopf hatte. Und ich glaube, dass auch Eltern von Kindern, die einen anderen Weg gehen, davon sehr ermutigt werden können. Gott hat immer wieder eingegriffen und hat ihn am Ende nicht losgelassen.

Am Anfang hat Gott diesen „Krieg“ geschickt und ihm ein Lebensereignis direkt vor Augen geführt, bei dem er eigentlich zur Besinnung hätte kommen können. Er hatte zu Beginn die Segnung durch Abraham, und diese war nicht ganz verschwunden. Er war immer gläubig.

Wo finden wir den Vers? Das steht im 2. Petrusbrief, genau im Kapitel 2. Ich lese mal ab Vers 6 vor:
„Und wenn er die alte Welt nicht verschonte, sondern nur Noah, den Verkündiger der Gerechtigkeit, als achten bewahrte, als er die Sintflut über die Welt der Gottlosen brachte, und auch die Städte Sodom und Gomorra einäschere, und so zum Untergang verurteilte, womit er sie künftigen Gottlosen zum warnenden Beispiel setzte.“

Jetzt kommt der entscheidende Vers: „Während er den gerechten Lot herausrettete, der durch den zügellosen Lebenswandel der Frevler geplagt worden war.“

Petrus hat hier einen ganz anderen Blick. Lot wird plötzlich als der Gerechte dargestellt, der geplagt wurde. Ich hätte beim Bericht im Alten Testament gesagt: Na ja, selber schuld. Genau, darauf kommt man gar nicht, wenn man nur das Alte Testament liest.

Aber das ist Gottes Sicht, und das ist interessant. Wenn Lot heute in unserer Gemeinde wäre, was würden wir über ihn denken, angesichts all dessen, was passiert ist? Gott sagt über ihn, dass er gerecht ist und geplagt wurde.

Denn dadurch, dass er alles mit ansehen und anhören musste, quälte der Gerechte, der unter ihnen wohnte, Tag für Tag seine gerechte Seele mit ihren gesetzlosen Werken. Er war wirklich gequält dadurch. Er hat die Sünden nicht gelebt, aber sie haben ihn gequält – so eine Spannung.

Schade, dass er damals nicht weggegangen ist. Und jetzt noch 2. Petrus 2, Vers 9 – ein Vers, der für jedes Elternteil wichtig ist.

Ermutigung für Eltern und Hoffnung auf Errettung

Schlussfolgerung

So weiß der Herr die Gottesfürchtigen aus der Versuchung zu erretten, die Ungerechten aber zur Bestrafung aufzubewahren für den Tag des Gerichts. Lot war kein gutes Beispiel, aber Gott hat ihn am Ende trotzdem herausgerettet. Er hat extra Engel geschickt, und was ich auch sehr ermutigend finde: Abraham hat für ihn gebetet, und das Gebet wurde erhört.

Wenn ich für meinen Neffen oder für meine Kinder bete, dann ist das nicht einfach so. Abraham hat mit Gott verhandelt – sechs Mal: 50, 45, 40, bis er bei zehn Leuten war. Und dann waren es keine zehn Gerechten mehr. So wurde Sodom vernichtet, aber trotzdem wurde sein Gebet erhört. Denn in 1. Mose 19 steht, als das alles passiert, dass Gott an Abraham dachte.

Das ist ganz interessant. Für Lot und seine Töchter war die Errettung wenigstens da. Egal wie schlimm es ist und wie groß die Sünde ist, die Gnade ist immer größer (Römer 5). Das können wir aus dem Ganzen auch sehen.

Wenn man die Geschichte mal durchliest, muss man sich wirklich noch einmal bewusst machen: Der Engel musste Lot packen und herausziehen. Lot wollte nicht, er musste regelrecht gepackt werden. Er hat es einfach nicht geschafft. So sehen wir, dass Gott Ereignisse in seinem Leben zugelassen hat. Er hatte einen betenden Onkel, dessen Gebet erhört wurde. Gott hat Engel geschickt, um ihn extra herauszuholen.

Dann gibt es so einen Vers, den finde ich ganz toll: 1. Mose 19, Vers 21. Dort redet Lot mit dem Engel und sagt: „Oh, lass mich doch fliehen. Ich schaffe das nicht aufs Gebirge. Die Stadt da drüben, verschone die doch bitte!“ Und der Engel antwortete: „Ich habe dich auch in dieser Sache erhört.“ Also auch Lots Gebet wurde gehört, dass die Stadt, von der er sprach, nicht zerstört wird.

Und jetzt Vers 22, Kapitel 19 – ein echter Hammer: „Eile, rette dich dorthin, denn ich kann nichts tun, bis du hineingekommen bist.“ Der Engel wartet ab da. Das Gericht über Sodom trat erst ein, nachdem Lot gerettet war. Er war draußen.

Im Vers 29 steht dann: „Als die Ebene verderbt wurde, da gedachte Gott an Abraham und führte Lot mitten aus dem Verderben.“

Lot wurde zwar, wie ein Brandscheid nach 1. Korinther 3, gerettet – also er hat keinen großen Lohn – aber er war immer noch ein Kind des Herrn. Ein Gericht konnte nicht vorher über ihn kommen.

Einige sehen das ja auch als ein Beispiel für die Entrückung in der Zukunft, wenn man der Vorentrückungslehre glaubt. Dass Gott, bevor das Gericht kommt, die Gläubigen wegnehmen wird – wie bei Henoch oder Noah. Aber das ist etwas anderes.

Was ich echt spannend finde: Lots Eltern haben wohl nicht mehr gelebt. Er ist allein mit Abraham hergezogen. Ich denke, Abraham hatte viel Herzleid um ihn. Man hätte denken können, er ist total verloren. Er hat seine Chance mit dem Krieg gehabt, ist trotzdem nach Sodom rein und so weiter.

Von außen betrachtet, habe ich vorhin gesagt: An dem ist nichts mehr dran. Und dann kommt trotzdem in 2. Petrus 2 noch so ein Zeugnis heraus: Lot ist ein Gerechter, er hat sich jeden Tag gequält. Also innerlich war noch etwas da, was man äußerlich, glaube ich, kaum gesehen hat. Denn hätte man etwas gesehen, wäre das mit seiner Frau und seinen Kindern anders ausgegangen, ist meine Vermutung.

Das heißt, Gott hat ihn beschützt. Das Gericht kam erst, als er draußen war. Er musste herausgezogen werden. Es hat jemand für ihn gebetet. Am Ende steht in 2. Petrus 2, Vers 9: „So weiß der Herr die Gottesfürchtigen aus der Versuchung zu erretten.“

Wer weiß, wann sich dein Kind erst bekehren mag? Wer weiß, was alles im Leben kommen mag? Das macht einfach Mut.

Es gibt letztendlich für Gott keine hoffnungslosen Situationen. Wer war hoffnungsloser als Lot, einer, der sich so tief hineingegeben hat? Die Sodomiten nennt man heute noch sprichwörtlich – da war Lot mittendrin. Er kam nicht heraus, bis ihn nicht ein Engel herausgerissen hat, letztendlich Gott.

Diese Wendung in der Geschichte war mir vorher nie so bewusst und macht mir total Mut. Wenn es Menschen gibt, bei denen ich einfach sage: „Da ist Hopfen und Malz verloren, das geht niemals“, dann denke ich, Gott urteilt ganz anders. Gott hat auch bei einem Lot Wege gehabt.

Man weiß nicht, wie es ausgeht, aber Beten macht immer Sinn. Die Macht der Gnade ist immer größer als die Macht der Sünde. Wir sehen, dass Gott ihn erzogen hat, auch in dieser Zeit. Lot ist nicht von Gott weggegangen, er war immer treu.

Egal, welche Kompromisse er eingegangen ist, Gott war immer noch da. Das finde ich am Ende der Geschichte sehr hoffnungsvoll. Ich werde ihm im Himmel begegnen, und er wird mein Bruder sein.

Die Geschichte von Lot ist auf der einen Seite ein warnendes Beispiel: Ich kann nicht beide Welten mitnehmen. Das wird große Kompromisse erfordern und mein geistliches Leben zerstören. Ja, und trotzdem ist es auch eine mutmachende Geschichte. Wie gesagt, ich werde Lot im Himmel sehen. Er wird dort sein.

Das Wort „Brandscheid“ hast du vorhin verwendet. Das kennt vielleicht nicht jeder. Es ist einfach ein Stück Holz, das im Feuer liegt und schon angefangen hat zu brennen. Wenn man es herausnimmt, geht die Flamme aus. Dann ist nur noch verkohltes Holz übrig, aber eine ganze Menge Holz, das eben gar nicht angebrannt ist – gerade eben gerettet, bevor es völlig verbrennt.

Ich finde es spannend, in der Geschichte von Lot nicht nur das Negative zu sehen, das natürlich ins Auge springt, sondern auch die Größe der Gnade Gottes.

Abschluss und Ausblick

Schön, danke sehr! Ja, das war es schon wieder, der Podcast der evangelischen Freikirche Evangelium für alle in Stuttgart.

Wir hoffen, ihr konntet einen Impuls für euch mitnehmen und vielleicht die Geschichte von Lott aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Natürlich dürfen die Warnungen, die Jörg sehr deutlich hervorgehoben hat, beim Lesen dieser Geschichte nicht überhört werden.

Wenn ihr Fragen habt, über die wir sprechen sollten, oder Anmerkungen zum Podcast, schreibt uns gerne unter podcast@efa-stuttgart.de.

Wir wünschen euch Gottes Segen und sprechen euch Gottes Verheißung zu: "So weiß der Herr die Gottesfürchtigen aus der Versuchung zu erretten."