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Predigt über Johannes 1, 16

07.09.1975Johannes 1,16

 Jesaja 55 beginnt damit, dass Gott alle einlädt, bei ihm frei zu nehmen, was sie brauchen.

„Wollt alle, die ihr durstig seid, kommt her zum Wasser! Die ihr kein Geld habt, kommt her, kauft und esst! Kommt her und kauft ohne Geld und umsonst Wein und Milch!“

Warum gebt ihr Geld aus für das, was kein Brot ist, und euren Verdienst für das, was nicht satt macht? Hört doch auf mich, so werdet ihr Gutes essen und euch am köstlichen Laben erfreuen.

Neigt eure Ohren und kommt zu mir! Hört her, so werdet ihr leben. Ich will mit euch einen ewigen Bund schließen und euch die beständigen Gnaden Davids geben.

Das sind die Zusagen, die Gott einst David verheißen hat.

Einladung zu Gottes freier Gabe

Wir haben heute die Predigtreihe "Das Einzigartige an Jesus". Das Thema unserer Predigt entnehmen wir Texten aus dem Johannesevangelium.

Heute lautet das Thema: "Alles für uns".

 Johannes 1,16: Von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade.

Herr, mach du uns dieses Nehmen wichtig. Amen.

Begegnung mit anderen Weltanschauungen

Durch die modernen großen Düsenflugzeuge ist das Reisen in die entferntesten Gegenden der Welt heute kein Problem mehr. Wenn Touristen in entfernte Kontinente reisen, lernen sie zum ersten Mal richtig Menschen mit anderen Anschauungen kennen.

Dort gibt es andere Überzeugungen, andere Meinungen und andere Religionen. Es ist kein Wunder, wenn Menschen einen anderen Blick auf die Wirklichkeit dieser Welt haben. Sie machen sich andere Gedanken, haben andere Maßstäbe und andere Überzeugungen.

Es ist etwas Schönes, dass sich unter uns eine große Duldsamkeit und Toleranz breitgemacht hat. Hoffentlich kann jeder von uns aus Überzeugung sagen: Jeder soll nach seiner Überzeugung leben. Wer von uns will einem anderen seine Überzeugung streitig machen? Es darf doch jeder in seiner Überzeugung leben, seine Meinung haben und seine Anschauung teilen, die er für richtig hält.

Wer will heute noch sagen: Wir allein haben Recht? Wer will heute noch behaupten, ich habe die wahre Meinung entdeckt, meine Überzeugung ist die richtige? Wer will das?

Das einzigartige Zeugnis von Jesus

Wir wollen das. Haben Sie das gemerkt? Wir wollen das.

Wir haben eine ganz bewusste Losung für diese Predigtreihe gewählt: Das Einzigartige an Jesus. Dabei wollen wir niemanden verletzen oder kränken. Wir wollen auch niemandem seinen Glauben wegnehmen. Aber es ist unsere Überzeugung – und diese stimmt mit der Bibel überein –, dass Jesus so einzigartig ist und so viel größer als alles andere, dass wir sagen: Nein, da kann nichts mithalten.

Es mag Menschen auf der Welt geben, die andere Anschauungen und Meinungen haben. Doch diese reichen bei Weitem nicht an das heran, was wir in Jesus gefunden haben. Deshalb sagen wir: Nein! Wir müssen das anderen Menschen mitteilen. Wir können es nicht einfach hinnehmen, dass ein anderer Mensch seine Überzeugung hat, ohne mit ihm zu sprechen. Wir müssen mit ihm reden und von unserer Erkenntnis erzählen – mit Verständnis, Geduld und in Liebe.

Wer einen Wert gefunden hat, der alles andere überstrahlt, der muss das einem anderen weitersagen. Es ist meine Überzeugung, dass kein Mensch in dieser Welt den Frieden finden kann, den man in Jesus hat. Ich bin überzeugt, dass ein Mensch so lange in seinem Leben suchen wird, bis er zu einem lebendigen Glaubensverhältnis in Jesus gefunden hat.

Ich glaube auch, dass ein Mensch so lange in seinem Leben in Unfrieden und Unruhe lebt, bis er den Frieden angenommen hat, der Jesus selbst ist.

Jesus als ausschließlicher Weg zum Heil

Das hat Jesus selbst so deutlich gesagt. Diese Aussage hat Menschen immer wieder gereizt und zu Widerspruch geführt. Daraufhin haben sich manche Menschen aufgelehnt und Jesus widersprochen.

Als die Apostel begannen zu verkünden, dass es in der ganzen Welt kein anderes Heil gibt, war das eine klare Provokation. Es richtete sich gegen das, was der römische Kaiser bot, gegen den Frieden, den die Politiker schaffen wollten, und gegen das äußere Heil und Wohlergehen der Menschen. Sie sagten, es gibt kein anderes Heil unter dem Himmel, in dem wir selig werden sollen. Kein anderer Name als allein der Name Jesus ist einzigartig in ihm.

Schon zu Lebzeiten Jesu löste diese Botschaft großen Widerspruch aus. Warum wurde Jesus gekreuzigt? Die Juden zur Zeit Jesu waren so duldsam, wie wir es heute sind. Warum sollte jemand nicht seine verschrobene Meinung haben dürfen? So hätten sie argumentieren können. Doch Jesus sagte allein: „Ich bin der Weg, niemand sonst. Ich bin die Wahrheit. Niemand kommt zum Vater als durch mich.“ Er betonte, dass er allein das Leben bedeutet, bringt und wirken kann.

Diese Aussagen reizten zum Widerspruch. Es war die logische Folge, dass Menschen „Nein“ zu Jesus sagten und ihm das Leben nahmen. Das gehört zur Geschichte dazu.

Ich kann verstehen, wenn jemand zu Jesus „Nein“ sagt oder die ausgestreckte Hand Jesu wegschlägt. Das ist nachvollziehbar. Aber eines kann ich nicht verstehen: dass man aus Jesus eine unverbindliche Meinung oder Religion macht. Das widerspricht dem, was Jesus wollte – dem Einzigartigen an Jesus.

Jesus im Kontrast zu Religion und Weltanschauungen

Jesus als Gegensatz aller Religionen

Zwei Dinge entfalten sich unter einem Leitthema: Jesus – der schroffe Gegensatz. Einmal ist er der schroffe Gegensatz aller Religionen.

Ich möchte Ihnen auch etwas Lehrhaftes bieten. Mein Ziel ist, dass wir Dinge klarer erkennen: Jesus als der schroffe Gegensatz zu allen Religionen.

Heute gibt es Menschen, die ohne Religion leben. Sie sagen: „Ich brauche keinen Glauben an Gott, ich kann für mich allein leben. Ich kann meinem Glauben allein dienen, ich kann auch ohne Gott leben. Ich lebe mein Leben so, wie ich es für richtig halte.“ Ist das wirklich ein Leben ohne Religion?

Was ist Religion? Unser ruheloser Geist sucht sich in dieser Welt einen Punkt, an dem er sich orientieren kann. Es ist wie ein Navigationsoffizier, der sein Schiff durch die Nacht steuern muss. Er braucht für seinen Sextanten entweder bei Tag die Sonne oder bei Nacht den Polarstern, um seinen Kurs bestimmen zu können. Er braucht einen Orientierungspunkt, er braucht einen Kompass. Er muss wissen, wo Norden liegt, sonst hat er keinen Punkt, nach dem er sich richten kann.

So haben Menschen mit ihrem ruhelosen Geist Orientierungspunkte gesucht. Es gibt in der Welt viele Religionen und Orientierungspunkte, nach denen ich mein Leben ausrichten kann. Menschen setzen heute andere Orientierungspunkte ein. Letztlich ist es dasselbe, was Menschen mit den Religionen gemacht haben.

Da lebt einer für das Schöne, das ist sein Ideal, für das er sich einsetzt. Von dorther bekommt seine Zeit ihren Wert, die er gebraucht. Von dorther bekommt auch sein Geld Bedeutung und Lebenskraft. Ein anderer lebt für politische Ziele. Was unsere jungen Leute heute an utopischen Zielen verfolgen – etwa eine klassenlose Gesellschaft, in der alle einander lieben und achten und kein Streit mehr herrscht – das ist ja ein religiöses Ziel. Ein Orientierungspunkt, der nicht beweisbar ist, der wie ein Glaubenssatz in den Raum gestellt wird. „Dafür leben wir, das ist unser Ziel, und alles, was wir heute tun, bewerten und beurteilen wir von diesem Ziel her.“

Es kann auch sein, dass einer für seine Familie lebt. Das ist ihm ein und alles. Ein anderer lebt für die Arbeit und setzt sich dafür ein. So wie ein Christ im Glauben mit großer Hingabe lebt, so kann auch ich mein Leben mit großer Begeisterungskraft darbringen. Das kann mich beflügeln, dass ich mich für dieses Ziel einsetze, das ich mir gebe. Darauf baue ich, darauf verlasse ich mich, darauf traue ich.

Es wird nur dann schlimm, wenn mein Ziel zerbricht, wenn mein Lebensinhalt kaputtgeht. Heute treffen wir sehr viele Menschen, die verzweifeln, weil ihr Glaube zerbricht. Da lebt einer sein ganzes Leben in der selbstverständlichen Annahme, dass das Glück in seinem Leben kommen muss. Und dann kann der Arzt ihm nicht eröffnen, dass seine Krankheit nicht heilbar ist. Er erträgt es gar nicht. So schwach ist sein Wirklichkeitssinn für die Vergänglichkeit dieser Welt.

Ein anderer steht in der Trauer seines Lebens und kommt nicht darüber hinweg, weil das, woran er sich orientiert, nicht über die Wirklichkeit seines Lebens hinausreicht. Da kommt die Enttäuschung – an Menschen, die uns übel mitspielen und enttäuschen. Wir haben auf sie gebaut, wir haben es ganz festgenommen, als sie uns die Liebe versprachen. Und dann war es nur ein Betrug. Und dann ist alles zerbrochen.

Auf den Scherben dieser Erfahrung stehen wir dann und sagen: „Was ist denn noch in dieser Welt? Woran kann ich mich denn noch halten?“

Jesus als lebendige Antwort auf zerbrochenes Leben

Ich bin so froh, dass Jesus keine christliche Religion begründet hat. Viele Christen leben heute in der Irrmeinung, Jesus sei eine Religion. Sie haben dann eine Meinung über Jesus, die ihn als etwas Hochgehobenes darstellt, das in die göttliche Welt gehört, und an dem sie sich orientieren können.

Der Johannes sagt: Wir haben Jesus nicht als einen Punkt in unserem Denken entdeckt, der uns irgendwie ganz hoch vorkommt. Wir haben überhaupt nicht viel von unserer Welt verstanden. Es war nicht eine Religion, die wir uns da zusammengedichtet haben. Wir standen an den Scherben unseres Lebens.

Genau das berichten die Menschen im Neuen Testament. Da waren Leute, die keinen Schritt mehr weiterwussten, weil ihnen das Leben von Anfang bis Ende ein Rätsel war. Sie hatten es satt, zu leben, und sagten: „Keinen Tag halte ich es mehr aus in dieser Welt.“ Dann kam Jesus und gab ihnen Freude am Leben heute.

Jesus kam zu Menschen. Da war ein anderer, der an sich selbst verrückt geworden war, der sagte: „Mein ganzes Leben war falsch.“ Er war auf der Flucht vor sich selbst. Dann kam Jesus und sprach ihm die Vergebung der Sünden zu.

So kommen Menschen bis heute zu Jesus und erkennen: Er ist der, der mir an den Scherben meines Lebens begegnet. Dort, wo mein Leben in Brüche gegangen ist, wo meine Religion zerbrochen ist, wo das, wofür ich gelebt und mich eingesetzt habe, zerfallen ist, dort gibt er mir seine durchbohrte Hand. Dort, wo mir alles so sinnlos und leer erscheint, kommt Jesus mit seiner großen Liebe und hält mich.

Im Neuen Testament wird erzählt, wie Menschen am Grab stehen. Jesus sagt plötzlich: „Ich bin die Auferstehung und das Leben.“ Menschen fangen an, noch ohne viel Verständnis von Gott und Jesus, dieses Wort von Jesus aufzunehmen und mit ihm zu rechnen. Sie stellen ihn mitten hinein in ihre Traurigkeit und sagen: „Herr Jesus, du bist da, und ich möchte mich nur so an dich hängen. Ich möchte dir vertrauen.“

Wenn sie einmal verstehen, was christlicher Glaube anders macht als alle Religionen und Weltanschauungen, brauchen sie in ihrem Leben gar nicht alle Geheimnisse zu verstehen. Es fängt damit an, dass Jesus heute in ihrem Leben begegnet, dort, wo ihr Leben in Brüche gegangen ist, wo sie Enttäuschungen haben.

Er sagt: „Gib mir deinen Kummer her, gib mir dein Leid, deine Tränen, dein Versagen, deine Enttäuschung, dein Unvermögen.“ „Herr, ich bin kraftlos.“ Und dann sagt er: „Ich komme doch zu dir, ich gebe dir Kraft.“ Denn „die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, sie auffahren mit Flügeln wie Adler.“

Das ist die Botschaft des Johannes: Wir haben keine Systeme gemacht, wir wollen keine christliche Religion haben. Wir sind Leute, die von Jesus nehmen, tagtäglich, die mit ihm das Leben bestehen, die ihn in den Werktag hineinnehmen und Freude haben.

Wir haben alles bei ihm gefunden, alles bei ihm gefunden. Ich hatte Verwandte, die ein großes Lebensmittelgeschäft hatten. Das hat mich immer beeindruckt: Wenn sonntagmorgens plötzlich keine Butter im Haus war, sagten sie: „Ach, nicht schlimm, wir gehen schnell runter in den Laden und holen sie.“ Das ist die Freude der Jesusjünger.

Sie sind keine perfekten Leute. Sie haben alle Schwächen, die man nur haben kann. Aber sie haben einen Jesus, der bei ihnen ist, und das halten sie fest. Sie sind mit ihm verbunden. Wir haben von seiner Fülle fortwährend genommen – das ist unsere Lebenserfahrung.

Das war mein erster Punkt: Jesus ist der schroffe Gegensatz zu allen Religionen.

Jesus als Gegensatz zum frommen Krampf

Jesus steht im schroffen Gegensatz zu allem frommen Krampf. In unserem Leben ist es uns allen wichtig – mir jedenfalls – und Sie sind sicher auch so hingebungsvoll, dass wir vor Gott etwas Großes bewirken wollen. Wenn ich zu Hausbesuchen komme, finde ich eine große Bereitschaft, etwas für Gott zu tun. Menschen sind bereit, für Gott Opfer zu bringen, sei es materieller oder zeitlicher Art. Ich mache auch mal etwas für die Kirche, aber das ist gar nicht das Erste, was Jesus will.

Das Erste ist, dass er schenken kann, das Erste ist, dass er gibt und wir nehmen. Wir wollen zuerst geben, ihm etwas verkaufen. Das erinnert mich an einen Hausierer, der vor Jahren einmal an meine Tür kam und allerhand Kosmetika anbot. Ich dachte, lieber Mann, das ist mir zu unappetitlich, es war nicht ganz sauber verpackt. Dann dachte ich, ach, gibt es einen 50-Penny-Markt, er hat eine Freude. Doch er wehrte ab und sagte: „Ich bin doch kein Bettler.“

So kommen wir zu Jesus und sagen: „Wir wollen doch nicht von deiner Gnade leben. Wir können doch mit dir handeln, wir sind doch gute Leute, wir haben in unserem Leben auch unsere guten Seiten. Wir wollen doch auch für Gott etwas Rechtes wirken.“ Johannes winkt ab und sagt, wir haben Jesus dort entdeckt, und dort liegt sein Einzigartiges: dass wir uns ganz von ihm beschenken lassen, so wie ein lebenslänglich Verurteilter im Gefängnis auf den Gnadenerlass wartet. So haben wir von Jesus das bekommen.

Man könnte sagen: „Aber hat das nicht eine Bedeutung im Leben, ob man strebt, sich verbessert und sich hochrackert?“ Ich möchte das mit einem Bild verdeutlichen: Da ist in Alaska ein Pelzjäger, der dort oben die kostbaren Pelze jagt. Er ist monatelang allein in dieser Eiswüste, es ist ein strapaziöser Beruf, er trifft keinen Menschen. Endlich hat er eine große Menge Felle gesammelt, packt sie auf seinen Schlitten und fährt zur nächsten Stadt an der Küste, um sie zu verkaufen.

Unterwegs trifft er einen Mann, der sagt: „Du, ich habe eine Goldader entdeckt.“ Was sagt der Pelzjäger? „Jawohl, ich habe eine Goldader.“ Er zeigt ihm seine Goldfunde, die er in der Hand hält und in der Tasche trägt. Dann lässt dieser Pelzjäger seine kostbaren Felle auf dem Schlitten liegen oder wirft sie sogar herunter und zieht mit diesem fremden Mann hinaus zur Goldader, um dort Gold zu holen. Kostbarer ist das.

Es ist im Leben groß, wenn einer strebt, und Religionen haben viele Leistungen hervorgebracht. Aber wir haben eine Goldader gefunden, die größer ist als alles. Diese Goldader ist, dass wir in Jesus all das gefunden haben, was man mit dem höchsten Streben nie erreichen kann. Da macht uns Jesus zu Kindern Gottes, indem er uns annimmt. Da löscht Jesus alte Schuld aus für immer, wenn er seine Vergebung über unser Leben breitet.

Wenn sein Blut für uns spricht, gibt es nichts mehr, was uns anklagen kann. Wenn er uns gewiss macht, dass nichts uns von seiner Liebe scheiden kann, breitet sich eine Freude aus. Dann bekommt man Mut für die Aufgaben seines Lebens. Johannes weist uns auf diese Goldader hin und sagt: Wir haben die Goldader gefunden. Wir haben das Einzigartige an Jesus entdeckt.

Für uns war er nicht der Lehrer, der schöne Sprüche macht. Es ist uns gar nicht so wichtig, ob man Jesus zugesteht, dass er auch Großes gesagt hat und in der Bergpredigt große Weisheiten verkündet hat. Das, was uns an Jesus am wichtigsten ist, ist, dass er uns Gnade gibt und dass wir bei Gott begnadigte Leute sind.

Johannes fühlt sich vor Jesus wie ein Bettler und sagt, das ist das Große, dass man Jesus anhauen darf und bei Jesus einfach nehmen kann – so wie ein Bettler. Wir sagen es heute bei den Hausierern anders, die in die Häuser kommen und fünf oder zehn Mark wollen. Wir nennen sie Fechter, die da ihr Geld herausfechten. Johannes sagt, so muss man es bei Jesus machen. Dann ist man beim Einzigartigen dran, das er gibt. Man muss alles bei ihm holen, man muss ihn einfach anhauen.

Woltersdorf hat ein Vers gedichtet, wie Bettler stehenbleiben und unverschämt betteln, worauf sie angesprochen werden und an die Tür pochen. So sollen wir es wagen, an sein Herz anzuschlagen, getrost und freudig beten und nicht von der Stelle treten. Wir wollen zu ihm kommen und sagen: „Jesus, wir wollen die Fülle des Lebens haben. Du hast sie doch, du kannst mein Leben wertvoll machen. Ich möchte mich doch nicht bescheiden und sagen, in meinem Leben ist so viel eben einfach nicht so schön.“

Wir wollen ihn bitten und sagen: „Wo du einkehrst, wird alles neu. Du kannst mein Gemüt und meinen Willen verwandeln. Du kannst eine neue Geburt aus mir machen. Jesus, wir wollen alles von dir haben.“ Ich will mich doch nicht in einem frommen Krampf ein wenig höher heben, sondern ich will das neue Leben haben.

Wenn hier alte Menschen leben, die traurig und belastet sind, wissen sie, dass Jesus ihr Leben auch im Alter so neu machen kann, dass sie sich nicht mehr in die Zeit einbringen können. Wie hat Festo Kivenscher im Neckarstadion dort unten gesagt: Alte Menschen können so blühen, dass neunzehnjährige Mädchen neidisch werden auf diese alten Menschen, weil sie strahlen von Lebensfreude.

Das wollen wir haben, dass Jesus unser Leben verwandelt, weil wir ihn haben. Johannes sagt: Von seiner Fülle haben wir genommen – Gnade um Gnade. Ich kann von Jesus nicht viel verstehen außer das, was ich von ihm geholt habe. Und das ist eine Erkenntnis, die schon Melanchthon in der Reformationszeit hatte, als er sagte: Wer Jesus erkennen will, der muss das erkennen, was er uns schenkt. Anders kann man ihn nicht erkennen, als da, wo man im Mangel seines eigenen Lebens ihn nimmt, seine Gaben nimmt und einen Bund mit ihm fürs Leben eingeht.

Einladung zur Suche und zum Vertrauen

Ach, sucht doch den, lasst alle stehen, die ihr das Heil begehret! Er ist der Herr und keiner mehr, der euch das Heil gewähret. Sucht ihn aus tiefstem Herzen, sucht ihn allein. Denn wohl wird sein dem, der ihn herzlich ehret. Amen.

Herr Jesus, das ist die Last unseres Lebens, dass wir so viele vergängliche Leidziele haben, die uns alle enttäuschen. Wir lassen uns immer wieder blenden von so vielem, was uns in die Augen sticht und woran wir unser Herz hängen. Wofür wir brennen mit ganzer Hingabe und was uns am Ende nur wie ein Traum vorkommt.

Ja, Herr, unser ganzes Leben ist oft so wie ein Traum, mit all unseren Glückserwartungen und mit der grenzenlosen Enttäuschung. Wir danken Dir, dass Du uns hier nun begegnen willst, dass Du Dich uns offenbarst über den Enttäuschungen unseres Lebens.

Ja, in der Enttäuschung, die wir an uns selber haben, in den großen Fragen und Suchen unseres Lebens, willst Du jedem von uns gewisse Antworten geben. Du gibst uns heute das Leben, Du schenkst heute Erfüllung und Freude, die doch alle Traurigkeit weit überstrahlen kann.

Herr, wir wollen dich haben, die Antwort auf unser Suchen, der du allein das Heil bist, das uns satt machen kann. Wir danken dir, dass du uns heute das gewiesen hast.

Du setzt uns selbst als Lichter in dieser Welt. Gib uns Geschick, dass wir das anderen erklären können, dass wir anderen deutlich machen können, wie du allein die Antwort auf alles Suchen, Brennen und Jagen sein willst. Wie allein du Befriedigung geben kannst, die nicht enttäuscht.

Herr, wir bitten dich für deine Gemeinde in der ganzen weiten Welt. Setze du deine Christen hier zum Licht und zum Salz.

Herr, lass uns nicht schuldig werden an unseren Mitmenschen. Gib uns Liebe und die ganz neue Art, die du nur wirken kannst, ins Herz. Dass wir Täter deines Wortes werden und nicht nur ein Worderlein im Munde führen.

Sei du auch bei denen in unserer Gemeinde, die bedrückt, leidend, schwermütig und einsam sind. Wir bitten dich für unser Volk in seiner ganzen Ziellosigkeit. Gib du noch einmal eine Erweckung, dass viele zu einem lebendigen Glauben an dich kommen.

Gebrauche auch unsere Gemeinde dazu. Gib du uns dieses Verstehen untereinander, dass wir einander helfen, zu einem lebendigen und echten Glauben zu finden. Lass uns aneinander Seelsorger werden.

Du willst es wirken, wir bitten dich darum.

Lasst uns gemeinsam beten:

Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Jesus als Quelle des Lebens und Sendung in den Alltag

Christus spricht: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt. Und wer lebt und an mich glaubt, wird niemals sterben.

Wenn uns nun Jesus in unseren Alltag und in die kommende Woche hinein sendet, will er für uns dieser Bezugspunkt sein. Wir sollen alles, was wir erleben, erleiden, was uns bewegt und was uns traurig macht, vor ihm leben. Von seiner Fülle dürfen wir nehmen.

Dazu segnet er uns: Herr, segne uns und behüte uns. Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig. Herr, erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns Frieden.