So spricht der HERR: Hört nicht auf die Worte der falschen Propheten, die euch mit ihren eigenen Gedanken verklären und nicht von dem, was aus meinem Mund kommt.
Sie sagen zu denen, die mich verachten: »Der HERR hat gesagt: Friede wird euch sein.« Und zu allen, die ihrem bösen Herzen folgen: »Kein Unheil wird euch treffen.«
Wer hat unter den Propheten je den Geist des HERRN gesehen und seine Worte gehört? Wer hat seine Worte gehört und sie verkündet?
Seht, die Lügenpropheten sind wie wilde Esel, die ziellos umherlaufen.
Ihr Mund redet Unheil, und ihre Herzen sinnen auf Verderben, um es zu tun.
Sie haben gesagt: »Frieden wird sein«, obwohl kein Frieden ist. Sie bereiten dem Übel den Weg und machen es bereit.
Ist nicht mein Wort wie ein Feuer? spricht der HERR, und wie ein Hammer, der Felsen zerschmettert?
Darum, siehe, ich bin gegen die Propheten, spricht der HERR, die ihre eigenen Worte reden und nicht das, was ich ihnen geboten habe.
Sie verleumden meine Worte und führen mein Volk in die Irre, spricht der HERR.
Aber ich, der HERR, sende meinen Geist aus, und er wird mein Wort verkünden.
Denn mein Wort wird nicht leer zu mir zurückkehren, sondern es wird tun, was mir gefällt, und ihm wird gelingen, wozu ich es sende.
Ich habe gegen die Propheten gesprochen, die Lügen reden und die mein Volk verführen, indem sie sagen: »Frieden wird sein«, obwohl kein Frieden ist.
So spricht der HERR der Heerscharen: Hört auf meine Worte!
Wenn ein Prophet in meinem Namen redet und das Wort nicht erfüllt oder wenn sein Wort nicht eintrifft, dann ist das Wort nicht von mir, spricht der HERR.
Das ist das Wort, das der HERR über die Propheten gesprochen hat, die in meinem Namen reden, obwohl ich sie nicht gesandt habe, die sagen: »Krieg und Unheil«, obwohl ich keinen Krieg geboten habe.
Darum spricht der HERR der Heerscharen: Weil ihr diese Worte redet, sehe ich euch an und will euch heimsuchen.
Mein Herz ist voll Zorn, und ich will sie nicht verschonen; und sie sollen erfahren, dass eine Prophetin unter ihnen war.
Warnung vor falschen Propheten und ihrem Trug
So spricht der Herr Zebaoth: Hört nicht auf die Worte der Propheten, die euch weissagen. Sie betrügen euch, denn sie verkünden euch Gesichte aus ihrem Herzen und nicht aus dem Mund des Herrn.
Sie sagen denen, die das Wort des Herrn verachten: „Es wird euch wohl ergehen.“ Und sie sagen allen, die nach ihrem verstockten Herzen wandeln: „Es wird kein Unheil über euch kommen.“ Aber wer hat im Rat des Herrn gestanden, dass er sein Wort gesehen und gehört hätte? Wer hat sein Wort vernommen und gehört?
Siehe, es wird ein Wetter des Herrn kommen, voll Grimm, und ein schreckliches Ungewitter wird auf den Kopf der Gottlosen niedergehen. Des Herrn Zorn wird nicht ablassen, bis er tut und ausrichtet, was er im Sinn hat.
Zur letzten Zeit werdet ihr es klar erkennen: Ich sandte die Propheten nicht, sagt Gott, und doch laufen sie. Ich redete nicht zu ihnen, und doch weissagen sie.
Doch wenn sie in meinem Rat gestanden hätten, so hätten sie meine Worte meinem Volk gepredigt, um es von seinem bösen Wandel und von seinem bösen Tun zu bekehren.
Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, spricht der Herr, und nicht auch ein Gott, der ferne ist? Meinst du, dass ich jemanden so heimlich verbergen könne, dass ich ihn nicht sehe? Spricht der Herr, bin ich es nicht, der Himmel und Erde erfüllt?
Ich höre wohl, was die Propheten reden, die Lüge weissagen in meinem Namen und sprechen: „Mir hat geträumt, mir hat geträumt.“ Wann wollen doch die Propheten aufhören, die Lüge zu weissagen und ihres Herzens Trug zu verkünden? Sie wollen, dass mein Volk meinen Namen vergisst über ihren Träumen, die einer dem anderen erzählt, wie auch ihre Väter meinen Namen vergaßen über dem Baal.
Ein Prophet, der Träume hat, der erzähle Träume. Wer aber mein Wort hat, der predige mein Wort recht.
Wie reimen sich Stroh und Weizen zusammen, spricht der Herr? Ist mein Wort nicht wie ein Feuer, spricht der Herr, und wie ein Hammer, der Felsen zerschmettert?
Die Bedeutung des Wortes Gottes für die Verkündigung
Herr, bewahr uns vor dem Furchtbaren, das wird ein Wort zerreden.
Wenn Sie in einem Möbelgeschäft einen Einkauf tätigen, erkennen Sie mit Ihrer Unterschrift die Geschäftsbedingungen an. Dabei können Sie einen Verkäufer zum Wahnsinn treiben, wenn Sie sagen: „Halt, bevor ich unterschreibe, möchte ich zuerst noch die Geschäftsbedingungen lesen.“
Schauen Sie mal auf die Rückseite. Meist sind sie so gelb oder halbgrün gedruckt, dass man sie kaum lesen kann – selbst beim besten Licht. Und dann sind es so viele Dinge, dass man eine Stunde braucht, um alles zu überschauen. Da wird der Verkäufer gleich abwinken und sagen: „Das brauchen Sie gar nicht zu lesen, da steht nichts Wichtiges drauf.“
Na ja, warum ist es dann abgedruckt? Aber er wird sagen: „Eins ist nur wichtig, das kann ich Ihnen sagen: mündliche Absprachen gelten nicht.“ Nun, wo kämen wir auch hin? Wenn man nachher jedes Wort eines Verkäufers beim Autokauf oder Möbelkauf auf die Goldwaage legen könnte. Wenn man darüber prozessieren könnte, was der uns alles versprochen hat, wie das hält, wie das funktioniert und wie das gut ist – mündliche Absprachen gelten nicht.
Dann ist es ganz überraschend, dass man in unseren Tagen dem Mund so wenig zumisst, sondern einem handschriftlichen Zug mehr Bedeutung beimisst. „Ach“, sagt einer, „ist doch klar, was wird auch alles in unseren Tagen geredet? Wenn man jedes Wort nachher nehmen wollte und sich auf jedes Wort berufen könnte – wo kämen wir denn dahin?“
Aber nun hat Gott ausgerechnet diesen Mund, diesen ungewissen Mund, zum Hauptinstrument und Hauptwerkzeug der Verkündigung seines Evangeliums gemacht. Die Hände sind gewiss wichtig, wenn wir einen Dienst der Liebe tun. Wir brauchen unsere Hände, aber sie sind nicht so wichtig wie der Mund.
Die Füße sind wichtig, wenn wir gehen, um einen Auftrag zu erledigen. Was sind die Füße für einen Missionar, für einen Hausbesuch? Doch das Wichtigste sind auch nicht die Augen, sondern der Mund. Ausgerechnet dieser Mund, der vor Menschen heute so wenig gilt, dieses Reden wird von Gott zur Hauptsache gemacht.
Er will durch diesen Mund reden. Der Glaube kommt allein aus dem verkündigten Evangelium, allein aus dem, was ein anderer uns mit seinem Mund sagt.
Die Kraft und Wirkung des Wortes Gottes
Und nun verstehen wir, dass heutzutage kaum noch richtig begriffen wird, was das bedeutet.
Wir rüsten uns in diesen Tagen für die große Evangelisation, die im August noch auf dem Schillerplatz stattfinden soll. Dabei wollen wir einen Überblick gewinnen, was daraus geschehen kann, wenn dort nicht nur ein Evangelist, sondern viele Christen in Stuttgart bei Hausbesuchen und in persönlichen Gesprächen das Evangelium verkünden.
Was könnte Großes in unserer Stadt geschehen – allein durch den Mund, durch nichts anderes als das gepredigte, weitergesagte und bezeugte Wort Gottes?
Aus diesem Predigtabschnitt möchte ich drei Dinge unterstreichen, die mir besonders wichtig sind.
Die Botschaft ist packend
Ihr habt etwas Packendes zu sagen. Ihr habt etwas Packendes zu sagen, nämlich dass das Wort Gottes etwas Packendes ist. Das ist vielen Christen heute nicht mehr klar und deutlich. „Ach, was ist das schon, was da gepredigt wird“, denken sie oft.
Auf dem Weg zum Gottesdienst muss ich immer an dem Bildzeitungsverkäufer vorbeigehen. Wenn man dort schaut, was denn packend ist, dann reden die Menschen heute über diesen heimtückischen Mord von Oberursel, über den 10:1-Erfolg des VfB. Das ist interessant und packend – aber für wie lange? Wann ist das wieder vergessen? Bürgerkrieg in Äthiopien – wie lange geht das? Dann rücken diese Nachrichten wieder in den Hintergrund.
Und da sagt Jeremia: Das wirklich Packende ist das Wort Gottes. Nun winken viele wieder ab und sagen: „Komm, mich regt das Wort Gottes gar nicht mehr auf.“ Vielleicht, wenn ein guter Prediger kommt, der das raffiniert darbieten kann. Nein, da winkt Jeremia ab. Er sagt, dass das Wort Gottes viele Menschen nicht mehr packt. Das hat einen Grund, und dieser steht in den ersten Versen, in den verstockten Herzen, im Vers 17.
Das sind Menschen, die dieses Wort gar nicht mehr verstehen können, weil in ihrem Inneren alles schon zugemacht ist. Sie können die herrliche Botschaft des Wortes Gottes gar nicht mehr hören. Aber Jeremia sagt: Ich bin ein Bote dieses Wortes, weil immer wieder geschieht, dass der Herr selbst sein Wort an Menschen kräftig macht.
Dann wählt er einen Vergleich, der so ungeheuer ist, nämlich das Feuer. Vielleicht haben Sie es in den letzten Tagen in den Zeitungen gelesen oder in der Tagesschau verfolgt, wie jetzt wieder die Steppenbrände auf Korsika wüten. Wie plötzlich an einer Stelle nur eine Brandstiftung geschieht und dann große Feuerflammen weit über das Land ziehen.
Das ist das ganz Wunderbare beim Wort Gottes: Wenn ein Mensch anfängt, vom Wort Gottes getroffen zu sein, dann kann er viele um sich herum anstecken und mitreißen. Wie ein großes Steppenfeuer breitet es sich plötzlich weiter aus: einer, dann viele.
Wir sprechen immer nur von den negativen Einflüssen, wie einer viele mitreißen kann. Aber hier beim Wort Gottes ist es genauso: Der eine, der dieses Wort hört, kann plötzlich viele mitreißen.
Dann vergleicht Jeremia das Wort Gottes mit einem Hammer. Ich habe zwei Monate beim Daimler-Benz als Schmied gearbeitet. Es war eine wunderbare Zeit, und ich habe großartig verdient, weil es damals die höchste Akkordstufe war. Mich hat beeindruckt, wie dort die tonnenschweren Hämmer stehen. Man wirft die glühenden Metallstücke hinunter in die Gesenke, legt sie ein, und dann rauscht der Hammer herunter.
Es gibt diese Prägekraft. Das Wort Gottes wirkt so. Dort ist ein schwieriger, komplizierter Mensch mit allen notvollen Charaktereigenschaften. Er gerät auf einmal unter den Einfluss dieses Wortes Gottes. Dann kommt er unter den Schmiedehammer Gottes.
Gott kann aus einem hassenden, bitteren Menschen einen liebenden Menschen schmieden. Er kann Charaktereigenschaften umformen, Unarten in ganz andere Wohltaten in unserem Leben verwandeln, wenn er anfängt, in unserem Leben zu schmieden.
Das ist doch eine packende Sache. Das ist viel weitreichender als das, was an Tagesereignissen auf uns zukommt.
Ich denke jetzt an den Apostel Paulus, der einst durch die antike Welt zog. Er sagte: „Ich schäme mich nicht, dass ich bloß das Evangelium bringen kann.“ Die Leute fragten: „Was bringst du denn? Fromme Worte?“ Und er antwortete: „Ja, ich bringe nur Worte. Nur Worte.“ Und das ist so, dass man sich daran schämen möchte. Man kann nichts vorzeigen, keine Wunder fabrizieren – es ist nur ein Wort.
Und ich sage, das glaube ich. Aber Paulus sagt: Dieses Wort, das ich euch predige, das ist eine Kraft Gottes. Darin steckt eine solche Wirkung, dass Menschen umgeformt und umgewandelt werden.
Wenn Christen in unseren Tagen nur wieder neu entdecken würden, welch eine Kraft im Wort Gottes liegt! Man kann sagen: Das Einzige, was uns heute hier zusammenführt, ist dieses Wort Gottes. Und es soll uns nur wichtig sein, dass wir dieses Wort Gottes an uns vernehmen. Dass wir allein lauter das Wort Gottes hören.
Die Herausforderung und Verantwortung der Verkündigung
Deshalb wollte ich, dass Sie den Text mitlesen, damit wir am Ende wirklich Wort Gottes haben, zu ihm hingeführt werden und allein auf diese Stimme hören.
Nun wehren wir uns oft dagegen und sagen: „Ich kann dieses Wort Gottes nicht predigen.“ Warum denn? „Ich kann das nicht weitergeben.“ Sie sagen ganz richtig: „Ich habe das studiert, ich bin dafür ausgebildet.“ Aber Sie wissen vielleicht auch von der ganzen Not der theologischen Ausbildung in unserer Zeit, wie wenig das oft auf das Predigtamt und die Seelsorge hinführt.
Wie ist das dann mit dem Weitersagen? Wie kann man das richtig machen? Wir sind alle abgeschreckt, weil wir sagen: Menschen um uns herum wollen dieses Wort Gottes nicht hören. Oder: Ich habe es auch mal probiert, und dann gab es einen Reinfall. Es kam nicht an.
Es mag Sie trösten, dass dieser Jeremia dieses Wort Gottes gar nicht weitersagen wollte. Gott hatte ihn dazu genötigt. Zuerst hat Gott ihn gezwungen, und Jeremia wollte sich ausreden. Er sagt: „Das lasse ich mal die Älteren machen, ich bin jung.“ Dann wurde es ihm schwer, gleichgültigen Menschen etwas von der Gerichtshand Gottes zu sagen.
Mir ist das neulich bei einem zwölfminütigen Gottesdienst durch die Stiftskirche passiert. Leute protestierten und verließen die Kirche, weil vom Zorn Gottes die Rede war. Vielleicht haben Sie auch schon mal Erfahrungen gemacht, dass andere Sie ausgelacht haben, weil Sie von der Hölle sprachen. Da will man sagen: Sicher habe ich es falsch gemacht, ich lasse es jetzt.
Und Jeremia sagt: „Ich will gar nicht mehr predigen, die Menschen können mein Wort nicht hören.“ Er hat so gelitten, weil er den Untergang Jerusalams ankündigen musste, falls Israel nicht umkehrt. Er hat so schwer unter dieser Ankündigung gelitten, dass er schließlich ausgerufen hat: „Wenn ich nur nie geboren wäre, dass ich diesen Auftrag nicht empfangen hätte.“
Denn das wird uns manchmal bitterschwer, wenn man weiß, dass es Familienmitglieder sind, denen wir das Evangelium schulden, und sie nehmen es uns nicht ab. Wir müssen es ihnen sagen. Es ist wie eine Last auf uns, wenn wir das übernehmen. Wir haben etwas Packendes weiterzusagen.
Gott hat die Verantwortung auf uns gelegt, mit Blick auf unsere Mitmenschen und Familienmitglieder, ob sie in dieser Welt umkehren und Frieden mit Gott finden. Da ist es das Wichtigste, was wir tun können: dass wir ihnen dieses Wort Gottes sagen.
Wir können interessante Jugendstunden halten und gute Frauenabende machen. Wir können eine gute Gemeindeorganisation haben. Aber letztlich ist es nur wichtig, ob Menschen heute das Wort Gottes hören und von diesem Wort Gottes umgewandelt werden – zu völlig neuen Menschen, zu Menschen, die Gott lieben und ihm allein dienen.
Der Apostel Paulus ist ja selbst von diesem Wort Gottes getroffen worden, als ihm Jesus nur dieses zurief vor Damaskus: „Ich bin da, Jesus, den du verfolgst.“ Wirklich, Jesus lebt. Das hat ihn umgeschmissen.
Dann wurde ihm dieses eine Wort Gottes immer größer, das ihm bei seiner Predigt das Leitmotiv war, wenn er den Menschen zusagen konnte: „Gott hat deine Schuld getragen, weil er für dich starb.“ Und das war sein Wort, das er weiter verkündigt hat: Es gibt Vergebung, es gibt Versöhnung.
Das war die Botschaft, die ein ganzes antikes Weltreich erschütterte.
Die Botschaft ist gewiss
Zweitens: Ihr habt etwas Gewisses zu sagen. Erstens habt ihr etwas Packendes zu sagen, nun habt ihr etwas Gewisses zu sagen. Nun muss es doch auf den Tisch.
Ich wollte heute in der Predigt nicht so recht damit herausrücken. Vielleicht werden manche denken, warum hier von einer schweren Auseinandersetzung die Rede ist, in diesem ganzen Predigtabschnitt. Wie hart redet Jeremia von seinen Kollegen, die auch Propheten waren, und sagt: Sie lügen, sie betrügen!
Leiden wir denn nicht schon genug an den Streitigkeiten, die wir zu Hause, im Geschäft haben? Wir gehen doch an den Spannungen unserer Tage kaputt. Jetzt erwarten wir doch mit Recht, wenn wir aus harmonischen Urlaubstagen zurückkommen, dass auf der Kanzel wenigstens von der Liebe und von der Güte gepredigt wird.
Jetzt fängt er auch noch an und redet vom Streit unter den Frommen. Ist denn der Jeremia einer dieser heimtückischen Leute, die überall Unruhe stiften? Überall müssen sie einen Kampf anzetteln? Was ist denn das bloß, dass das auch in der Kirche noch losgeht mit Streit? Die müssen doch Vorbilder in der Liebe sein!
Aber wenn Sie die Bibel aufschlagen, werden Sie keinen Paulusbrief finden, in dem er nicht in einer schweren Auseinandersetzung steht um die Verkündigung des Evangeliums. Und es gibt nirgendwo eine gesegnete Evangeliumsverkündigung ohne Kampf und Auseinandersetzung.
Der Teufel ist so mächtig, dass er seine Werke gerade dort aufbaut, wo Gott Neues anfängt und wo Gott seinen Reich errichtet. Und dort baut der Teufel seine Synagoge daneben hin.
Dann spricht Jeremia mit harten Worten von diesen falschen Propheten, die das Wort Gottes verdrehen. Wir fragen: Was haben denn die verdreht? Und wenn wir das genau ansehen, müssen wir sagen: Ja, ist das alles? Die haben den Menschen ihrer Tage nur gesagt, es ist alles gut: „Gott hat euch lieb, Frieden, ihr dürft nachts ruhig schlafen, Gott hat euch angenommen.“
Und Jeremia sagt, sie verschweigen die Buße, die Umkehr, die Bekehrung, die ganze Wendung des Lebens. Und dann erschrecken wir, ob wir das nicht genau so machen, dass das die schlimmste Lüge ist, wenn man die Botschaft des Evangeliums predigt und sagt: Gott nimmt dich an so, wie du bist.
Das stimmt ja auch: Gott nimmt mich ja an, wie ich bin. Und wir hören die wunderbaren Geschichten aus dem Neuen Testament, wo jene Menschen mit ihren falschen Kassen da saßen und Jesus sich zu ihnen an den Tisch setzte und sie annahm. Aber das stimmt ja gar nicht „so, wie sie sind“, sondern wir bringen diesen Menschen die frohe Botschaft: Ihr könnt euer falsches Leben ablegen, es gibt eine Umkehr, eine ganze Wendung.
Das ist ja gerade die Botschaft des Neuen Testaments: dass ich nicht angenommen werde, wie ich bin, sondern wie ich werden darf, dass ich herumgerissen werde, dass es um eine gesamte Umkehr geht. Ich komme, wie ich bin, aber werde ein anderer.
Und da sagt Jeremia mit so harten Worten, wie sie kommen, den Menschen nach ihrem Herzen redend, und sagt ihnen: Friede, Friede! Aber ihnen nicht sagen, dass sie sich bekehren von ihrem bösen Wandel und von ihrem bösen Tun.
Gerade hier sehen wir wieder, warum es Jeremia so schwer wurde mit seinem Predigtdienst. Die anderen haben gesagt: Schau mal, wie eingebildet er redet, wie hochmütig. Er sagt am Anfang dieses Kapitels – gehört nicht mehr zu unserem Predigttext –: Mein Herz will mir zerbrechen in meinem Leibe, alle meine Gebeine zittern, weil ich den Menschen sagen muss, dass es um eine ganze Wendung geht.
Und auf einmal wird uns das so zur Angst für unsere Verkündigung, dass wir Menschen ein billiges Wort weitergeben und ihnen sagen: Gott hat dich lieb, es ist alles gut. Und wir uns scheinbar auf das Evangelium berufen und den Menschen gar nicht sagen, wie Gott die Sünde hasst.
Als er seinen Sohn sterben ließ, hat er die gesamte Bosheit unseres Lebens ausrotten wollen. Wie Gott einen Keil treiben will zwischen mich und das Böse, gerade wenn er mir Schuld vergibt, wie er mich frei machen will von dem allem. Und wie dann dieses große Vergebungswort der Anfang eines völlig neuen Lebens ist, wo ich nicht mehr unter dem Gesetz der Sünde stehe, sondern unter dem Gesetz Jesu Christi.
Weh diesen Propheten, weh dieser Verkündigung, die nur eine billige Gnade predigt und den Menschen das Wort von der Bekehrung verschweigt.
Nun sagen manche, das ist auch ein komisches Wort. Pietisten haben es so oft gebraucht, und Billy Graham reist damit auch durchs Land. Es liegt am Wort. Wenn es am Wort liegt, dann sagen Sie doch ein anderes Wort dafür.
Jesus hat Buße gepredigt, und dieses Wort Buße ist in der Übersetzung nichts anderes als Bekehrung, Umkehr. Es ist ja nicht gemein, dass man hinsitzen muss und ein paar Tränen vergießen, sondern dass Menschen von einem falschen Weg umkehren und in ein neues Leben hineintreten.
Wenn ich die Predigt des Paulus studiere, so wie er sie selbst uns aufgezeichnet hat, dann ist es eine Predigt, wo Jesus Christus uns vor die Augen gemalt wird und wo uns immer nur das eine erzählt wird: Dort hat Gott angefangen, in dieser Welt Recht zu schaffen, indem er die Bosheit der Menschen gerichtet hat im Tod seines Sohnes.
Und ich darf nun unter dieses Kreuz treten und die Vergebung Jesu annehmen für mich.
Und wenn Sie es wissen wollen: Ich werde Ihnen nie alle Fragen beantworten können. Ich will nicht mal ein Fachmann sein in frommen Dingen oder in religiösen Dingen. Ich will ein Zeuge sein, der darauf hinweist und das Gewisse sagen will, das ganz Gewisse. Und das ist das Einzige, was ich weiß.
Ich weiß sonst nichts zu sagen, als dass ein Bürger kam, der meine Schuld getragen, die Rechnung auf sich nahm und sie so völlig hingezahlt hat, dass von der ganzen Menge auch nicht ein Heller fehlt.
Wenn wir hier predigen, wenn wir bei Hausbesuchen von unserem Glauben reden, dann brauchen wir nicht über Vermutungen zu reden.
Und wenn Leute mich fragen, wie ich mir Gott vorstelle, dann sage ich: Ach, wissen Sie, das ist mir so unwichtig, wie ich mir in meinen Träumen und Gedanken Gott vorstelle.
Jeremia sagt: Wer Träume erzählen will, der soll seine Träume erzählen oder seine Gedanken oder seine Spinnereien oder seine Philosophien. Das interessiert mich nicht.
Ich will gewiss sagen, und das weiß ich gewiss, dass Gott die Sünde gerichtet hat und dass, wenn wir von der Schuld des Menschen reden, es um ein furchtbares Geschehen geht, nämlich um den Tod Jesu, wo das Böse weggeworfen und gerichtet ist, damit Frieden werden kann und Menschen Versöhnung finden.
Die Botschaft ist neu
Ich möchte noch einen dritten Gedanken anfügen. Ihr habt etwas ganz Neues zu sagen, etwas Packendes, etwas Gewisses. Ihr habt etwas wirklich Neues zu sagen.
Nun sagen viele: Ich kenne doch das Evangelium schon, es ist altbekannt, von Kindertagen an. Und wenn wir einem Menschen das Wort der Bibel weitergeben, wer kennt es denn nicht? So erleben wir es oft in Gesprächen, wenn Menschen abwinken und sagen, das seien doch alles altbekannte Sachen.
Wenn wir jedoch zu dem Dienst antreten, zu dem uns Gott berufen hat – Verkündiger seines Wortes zu sein –, dann geschieht dieses große Wunder: Plötzlich erkennen Menschen das Neue, das Neue an diesem Wort.
Wir hatten es vor ein paar Monaten: Ein junger Mann aus dem Bibelkreis, den wir schon längst zu den Mitarbeitern zählten, war so tief getroffen von der Erkenntnis des Kreuzes Jesu, dass er sagte, in sechs Jahren sei davon überhaupt nicht gepredigt worden. Das war für ihn plötzlich ganz neu. Er war sehr bewegt und meinte, es werde viel zu wenig darüber gesprochen. Ihm wurde so groß, was Jesus für ihn getan hat. Er war jahrelang im Bibelkreis, und dann wird einem die Botschaft so brennend bewusst, dass man sagt: Was ist das? Das habe ich noch gar nicht vernommen, das hat mir noch niemand gesagt.
Man steht an Worten, die man immer wieder hören kann. Sie werden einem immer größer. Man kann Tage mit einem Wort verbringen, es wird einem immer gewaltiger.
Doch gerade bei Jeremia steht das Große: Das Neue liegt nicht nur darin, dass ich dieses Wort neu höre, sondern dass es ein neues Leben schafft.
Jeremia hat darum gerungen, dass die Verkündigung des Wortes Gottes nicht bloß der Deckel der Bosheit wird. Man verkündet es oben, aber unten lebt man weiter wie vorher.
Dieses Volk damals in Jerusalem wanderte ins Gericht Gottes und lebte auf die Zerstörung der Stadt hin sowie auf die babylonische Gefangenschaft. Und dann predigt er dieses eine Wort: Gott wendet sich mit ewiger Gnade seinem Volk noch einmal zu.
Dort, wo Menschen heraustreten und die liebende Hand Gottes ergreifen, dort, wo Menschen verstehen, dass heute das Angebot der Liebe Gottes da ist, da darf ich mit ihm ein neues Leben beginnen.
Aufruf zur persönlichen Entscheidung und Gebet
Ich möchte Ihnen zum Schluss einfach Folgendes zurufen: Wir wollen nicht in der Auseinandersetzung und im Streit unserer Tage stehenbleiben, wenn es darum geht, was rechte Verkündigung des Wortes Gottes ist. Entscheidend ist, dass Sie heute die Stimme Ihres Herrn hören dürfen. Und dass Sie ihm heute eine Antwort geben können und sagen: Ja, Herr, mein Leben muss ganz neu werden. Ich will mich lösen lassen von dem Bösen in meinem Leben. Ich will ein neuer Mensch werden. Ich will Frieden mit dir finden. Ich will heimfinden zu dir.
Jeremia hat seinen Zeitgenossen, die damals als Propheten gepredigt haben, vorgeworfen, dass sie das Wort Gottes so parat auf der Zunge tragen. Vielleicht ist das auch Ihnen jetzt eine Hilfe. Er sagt, sie reden immer so, was Gott alles will, als wären sie die Ratgeber Gottes, als wären sie die Geheimräte Gottes.
Wir wissen noch, und das sagt uns Jeremia, dass Gott auch fern sein kann. Wir wissen auch, dass Gott weit weg ist. Und das mag wohl zu einem Christenleben gut passen, dass einer sagt: Ich verstehe Gott nicht. Es mag viele Dinge in unserem Leben geben, die wir nie verstehen, solange wir leben, die uns rätselhaft bleiben. Es mag auch Dinge unseres Glaubens geben, die wir nie verstehen. Wer hat denn alle Rätsel gelöst? Als ob wir die Souffleure Gottes wären.
Aber was ich verstehe, das will ich greifen: dass dieser Jesus mir die Geschichte vom verlorenen Sohn erzählen ließ, dass ich heimkehren darf als ein Hungernder zum Vater, dass mir die Tür geöffnet wird und dass der Vater dasteht und mich in die Arme nehmen will. Und wenn ich nichts vom Glauben begreife, dann habe ich alles begriffen, wenn ich das verstanden habe.
Das ist das Gewisse, das Packende und das Neue – alles in einem: dass mir heute die Vergebung Gottes zugesprochen wird und dass ich ein neues Leben beginnen darf.
Ich wünsche mir, dass Sie ein Zeuge dieses einen Evangeliums werden und sonst nichts. Alles andere braucht unsere Welt nicht. Fromme Sprüche sind nur Öl ins Getriebe dieser untergehenden Welt. Wir wollen ihr die Botschaft sagen, für die Menschen uns in der Ewigkeit noch danken, weil sie dadurch gerettet wurden.
Amen!
Schlussgebet und Segenswunsch
Du, unser Herr, wir danken dir für dein Wort, das du uns seit Kindertagen anvertraut hast. Wir danken dir auch für deinen Ruf, der uns schon oft getroffen hat.
Vergib uns diese große Schuld, wenn wir dein heiliges Wort beiseitegeschoben und es in unserem Denken an unsere Vermutungen angepasst haben. Wie oft haben wir daraus eine schlichte Religion gemacht, ohne zu begreifen, dass es ein Wort des Heimholens zu dir hin ist. Glaube ist immer nur ein persönliches Leben mit dir. Zieh uns alle immer näher zu dir hin, damit wir hier immer fester werden in diesem Glauben an dich und in dieser Verbundenheit mit dir.
Herr, gib uns auch die Angst vor einer Verfälschung deines Wortes ins Herz. Lass uns es nicht mit unseren eigenen Gedanken durchsetzen. Lass uns nicht versuchen, es mit falschen Mitteln attraktiv zu machen. Vielmehr wollen wir in Treue und Einfalt das reden, was du uns aufgetragen hast.
Wir wollen dich auch für diesen missionarischen Einsatz in unserer Stadt bitten, für alle Hausbesuche, die gemacht werden. Ja, für alles Evangelisieren in unserem Land, hin und her, für alle Missionsdienste, die geschehen, für alle Verkündigung deines Wortes in den Kirchen, hin und her, für allen Unterricht.
Lass doch dort allein dein Wort verkündigt werden, damit Menschen in unseren Tagen noch einmal deine Stimme hören, die Stimme des guten Hirten, und gerettet werden.
Lasst uns gemeinsam das Gebet des Herrn beten:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute,
und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen,
denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Nun sendet uns der Herr unter seinem Segen.
Herr, segne uns und behüte uns.
Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig.
Herr, hebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden!