Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 292: Die Stillung eines Sturmes, Teil 1.
Jesus sucht die Ruhe vor dem Sturm
Schauen wir uns heute eine Episode aus dem Leben Jesu an, in der er die Massen hinter sich lassen möchte.
In Markus 4,35-36 heißt es: An jenem Tag sagte er zu ihnen, als es Abend geworden war: „Lasst uns zum jenseitigen Ufer übersetzen.“ Sie entließen die Volksmenge und nahmen ihn im Boot mit, wie er war. Weitere Boote waren ebenfalls bei ihm.
Jesus befindet sich also mit den Jüngern in einem Boot und will mit ihnen einmal quer über den See Genezareth fahren.
Wenn wir uns fragen, warum Jesus eine Auszeit nehmen wollte, könnte das damit zusammenhängen, dass er völlig ausgelaugt war.
In Matthäus 8,18 heißt es: „Und siehe, es erhob sich ein heftiger Sturm auf dem See, so dass das Boot von den Wellen bedeckt wurde, er aber schlief.“
Jesus schläft mitten im Sturm. Markus konkretisiert dies noch genauer.
In Markus 4,38 wird beschrieben: „Er war hinten im Boot und schlief auf dem Kopfkissen.“
Die Bedrohung durch den Sturm und die Angst der Jünger
Halten wir die Situation kurz fest: Die Jünger sind mit Jesus in einem Boot auf dem See Genezareth. Es handelt sich um Menschen, die den See und seine tückischen Fallwinde gut kannten. Langsam wird die Lage brenzlig.
In Lukas 8,22 heißt es: „Während sie aber fuhren, schlief er ein, und es fiel ein Sturmwind auf den See, und das Boot füllte sich mit Wasser. Und sie waren in Gefahr.“
Was tun? Die Jünger befinden sich in realer Gefahr. Besonders diejenigen unter ihnen, die als Fischer auf dem See schon manchen Sturm überstanden hatten, wissen das genau. Doch was tun, wenn Jesus schläft und das Boot vollläuft? Die naheliegende Antwort lautet: Jesus aufwecken.
In Matthäus 8,25 steht: „Und sie traten hinzu, weckten ihn auf und sprachen: Herr, rette uns, wir kommen um!“
Vielleicht waren nicht alle Jünger dabei so freundlich. Denn bei Markus klingt das Wecken etwas vorwurfsvoller:
Markus 4,38: „Und sie wecken ihn auf und sprechen zu ihm: Lehrer, kümmert es dich nicht, dass wir umkommen?“
Das ist das Einzige, was ihnen in dieser Situation einfällt: Jesus wecken.
Die Sicht der Jünger auf den Sturm und ihre Angst
Und lasst mich an dieser Stelle kurz eine Frage stellen: Was denken die Jünger über den Sturm?
Vielleicht habt ihr euch diese Frage noch nie gestellt, aber sie ist für uns heute wichtig. Was denken die Jünger über den Sturm? Die Antwort lautet: Sie denken, dass ein dahergelaufener Sturm in der Lage ist, ihrem Leben und der Mission des Messias ein Ende zu bereiten.
Warum formuliere ich das so? Weil es das ist, was Christen auch manchmal denken: dass irgendeine natürliche Katastrophe, die uns unerwartet trifft, in der Lage sein könnte, unserer Berufung ein Ende zu bereiten. Merkt ihr, worum es mir geht? Die Jünger halten sich für Spielbälle des Schicksals.
Und natürlich steckt in ihrem Denken ein Körnchen Wahrheit. Wir haben in einer nichtigen Welt unser Schicksal nicht in der Hand. Aus einer menschlichen Perspektive geschehen Dinge, die für uns völlig überraschend sind. Diese können natürlich unsere ganze Planung über den Haufen werfen und uns, wie im Fall der Jünger, völlig überfordern.
Wir sind nicht die Herren unseres Schicksals. Aber sind wir deshalb unserem Schicksal ausgeliefert? Die Antwort lautet natürlich: Nein, sind wir nicht. Keine Katastrophe an sich – weder Krankheit noch Krieg, noch Armut, noch Verrat oder was auch immer uns das Leben schwer macht – kann sich dem Ziel in den Weg stellen, das Gott mit uns hat.
Das Leben von Christen mag nicht leichter sein als das Leben von Nichtchristen. Aber ihr dürft eines verstehen: Alles, wirklich alles muss zum Guten mitwirken, auch jeder Sturm.
Jesu Vorwurf und die Aufforderung zum Glauben
Also wecken die Jünger ihren Rabbi, und dieser reagiert ungewöhnlich – nämlich mit einem Vorwurf.
Matthäus 8,26: Und er spricht zu ihnen: „Was seid ihr furchtsam! Kleingläubige.“
Nach der Stillung des Sturmes fragt er sie noch einmal.
Markus 4,40: Und er sprach zu ihnen: „Warum seid ihr furchtsam? Habt ihr noch keinen Glauben?“
Lukas 8,25: Er aber sprach zu ihnen: „Wo ist euer Glaube?“
Vielleicht versteht ihr jetzt, warum ich gefragt habe, was die Jünger über den Sturm dachten. Ihre Furcht vor dem Sturm ist in den Augen Jesu nämlich nicht logisch.
„Warum seid ihr furchtsam?“, fragte er. Die natürliche Antwort wäre natürlich: „Weil wir in einem Sturm sind, das Boot vollläuft und wir kurz davorstehen, mitten auf dem See unterzugehen.“
Diese Antwort setzt aber etwas voraus. Sie setzt das Denken voraus, dass ein Sturm in der Lage ist, sich Gott in den Weg zu stellen.
Was, wenn ich glauben würde, dass das nicht stimmt? Was, wenn ich glauben würde, dass mein Ende nicht von einem Sturm bestimmt wird, sondern allein von Gott?
Wenn ich diesen Glauben hätte, bräuchte ich mich nicht zu fürchten.
Deshalb nennt Jesus seine Jünger Kleingläubige. Deshalb fragte er: „Wo ist euer Glaube?“
Die Demonstration göttlicher Macht und die Lektion für die Jünger
Und um ihnen zu zeigen, wie unvernünftig es ist, sich mitten im Sturm Sorgen zu machen, zeigt Jesus ihnen, was es bedeutet, Gott an seiner Seite zu wissen.
Markus 4,39: Und er wachte auf, bedrohte den Wind und sprach zu dem See: „Schweig, verstumme!“ Und der Wind legte sich, und es entstand eine große Stille.
Was Jesus uns hier zeigt, ist Gottes Macht, die im Hintergrund unseres Lebens immer präsent ist.
Achtung: Dieser Vers ist keine Verheißung, dass alle Probleme sofort gelöst werden. Was die Jünger erleben, ist eine besondere Situation. Es ist wichtig, nicht zu glauben, dass Gott alle Stürme unseres Lebens sofort stillt, nur weil wir glauben. Darum geht es hier nicht.
Wer zur Nachfolge berufen wird, der wird auch dazu berufen, mitzuleiden. Man muss sich nur die Leidenslisten des Paulus ansehen, um zu verstehen, dass Jünger Jesu manchmal wirklich durch schwere Zeiten gehen müssen.
Dennoch steckt in der Erfahrung der Jünger eine ganz wichtige Lektion für uns: Wir brauchen mitten im Sturm keine Angst zu haben. Wir haben jemanden an unserer Seite, dem alles möglich ist.
Vertrauen trotz scheinbarer Untätigkeit Jesu
Ja, aber er schläft. Dann lass ihn schlafen. Lass ihn einfach schlafen und vertraue.
Das wäre es, was Jesus sich gewünscht hätte. Er hätte sich gewünscht, dass seine Jünger ihm nach der Überfahrt, nachdem er ausgeschlafen war, vom Sturm erzählen. Sie sollten berichten, wie sie sich keine Sorgen gemacht haben, obwohl die Situation brenzlig war.
Jesus hätte sich gewünscht, dass sie erzählen, wie das Boot vollgelaufen ist und sie trotzdem immer weitergefahren sind, mitten hinein in den Sturm. Denn sie hatten fest darauf vertraut, dass kein noch so schlimmer Sturm die Mission des Messias gefährden konnte.
Diesen Glauben hätte sich Jesus von seinen Jüngern gewünscht. Und genau so einen Glauben, mitten im Sturm, wünscht sich der Herr Jesus auch von uns.
Einladung zur persönlichen Reflexion und Segen
Was könntest du jetzt tun? Du könntest darüber nachdenken, was dir Angst macht und warum. Wie passen deine Ängste zu deinem Glauben?
Das war's für heute. Wenn du möchtest, kannst du gerne etwas Werbung für Frogwords machen. Vielleicht kennst du jemanden, dem die Inhalte meines Webauftritts guttun.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
