Heute geht es um das Thema neues Leben. Ich lese aus Johannes 20,19-23.
Die Begegnung mit dem Auferstandenen und seine Friedensbotschaft
Am Abend desselben ersten Tages der Woche, also am Osterabend, waren die Jünger versammelt. Die Türen waren verschlossen, aus Furcht vor den Juden.
Da kam Jesus und trat mitten unter sie. Er sprach zu ihnen: „Friede sei mit euch!“
Als er das gesagt hatte, zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Die Jünger wurden froh, weil sie den Herrn sahen.
Dann sprach Jesus abermals zu ihnen: „Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.“
Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: „Nehmt hin den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; wem ihr sie behaltet, denen sind sie behalten.“
Herr, befestige du unseren Glauben an dich. Amen.
Die Zukunftshoffnung und die Gegenwart des Auferstandenen
Es wird einmal für uns eine ganz große Sache sein, wenn der Auferstandene vor uns sichtbar stehen wird. An jenem Tag, wenn er wiederkommt und alles in dieser Welt zerbrochen wird, was gegen ihn steht. Dann erschallt nur noch ein einziger Ruf, unsere Friedhöfe werden lebendig, die Gräber öffnen sich, und die Menschen werden gerufen.
Wir haben heute einige Kinder unter uns, weil wir keinen Kindergottesdienst anbieten. Ich wollte, dass unsere Kinder schon jetzt wissen: Wir haben einen Herrn Jesus, der mächtig ist. Unsere Kinder begeistern sich an David, der Goliath besiegte. Doch wir haben einen viel größeren Herrn, und es gibt nichts auf der Welt, was gegen ihn bestehen kann.
Wie groß sind unsere Beschwerden heute! Sie sind alle viel, viel kleiner als die Macht Jesu. So wie Jesus am ersten Tag der Schöpfung diese ganze Welt geschaffen hat, so wird an seiner Wiederkunft auch das Sein neu geschaffen. Er wird eine neue Welt schaffen, in der es keine Tränen mehr gibt, kein Leiden, keine Krankheit und kein Sterben mehr.
Aber jetzt leben wir zwischendrin. Wir haben den Auferstandenen, doch wir sehen ihn nicht sichtbar. Er ist da, und doch verbirgt er seine Macht vor unseren Augen. Deshalb ist es richtig, dass wir immer wieder fragen: Wo ist denn die Macht dieses Auferstandenen? Wo ist sie?
Dann sagen wir: Sie ist da, in seiner Gemeinde, dort, wo sein Wort verkündigt wird und wo sich Christen versammeln.
Die Realität der Gemeinde und das Geheimnis des Auferstandenen
Und ich darf heute Morgen einmal ganz klar sagen, wie die Lage ist. Gerade an dieser Stelle, wo wir hoffen, dass der Auferstandene sich zeigt, sehen wir so viel Lüge, Betrug und Böses.
Die Geschichte der Christen ist eine nahezu beispiellose Geschichte der Dunkelheit und der dunklen Mächte. Ich kann nicht über Kirche und Christentum sprechen, ohne mich tief zu beugen, weil ich sehe, wie das auch mein eigenes Leben betrifft.
Ich kann mein eigenes Leben nicht nach außen hin leben, als wäre es ein Propagandastück für die Ungläubigen, das sagt: Seht doch, wie das bei mir ist. Am liebsten würde ich im Boden versinken und sagen: Ich bin einer, der unehrenhaft diesem Herrn gegenübersteht.
Aber wo sieht man ihn denn? Es ist großartig, dass selbst ein Bischof den Mut hatte – es war Betzel –, gerade an dieser Stelle unserer Auslegung unseres Abschnitts zu sagen: Die Kirchengeschichte ist ein unheimlicher Sumpf aus Schmutz und Dreck.
Und trotzdem sagte er, dass er dieser Gemeinde treu bleiben und dort bleiben will. Denn dort gibt es eine kleine Quelle, und um diese Quelle dreht sich alles.
Davon wollen wir heute Morgen sprechen: Das ist der auferstandene Herr in seiner Gemeinde. Und nichts an dieser Kirche kann mich je fesseln – weder die Organisation, noch die äußeren Dinge, noch die Geschlossenheit, noch das tapfere Wort.
Sondern es ist dieser Rinnsal in der Mitte, diese Quelle, dass der Auferstandene bis heute die Türen nicht verschlossen hat, sondern sich von denen finden lässt, die ihn suchen.
Das ist das Geheimnis der Gemeinde Jesu bis in unsere Tage hinein.
Die Bedeutung einer lehrhaften Predigt und die Einheit durch den Heiligen Geist
Mein erster Punkt, den ich ansprechen möchte: Ich muss Ihnen erklären, warum ich so gerne Punkte mache. Manche halten das für eine Art Einfallspinselei, die man in Predigten immer wieder verwendet. Doch ich möchte Ihnen auch ein Stück Lehre mitgeben. Es geht nicht nur darum zu sagen, dass die Predigt schön war. Wir wollen Sätze mitnehmen, etwas verstehen, etwas wissen und begreifen. Deshalb soll eine Predigt auch ein lehrhaftes Unterrichten sein.
Das Erste, was wir hier sagen, ist: Jesus und seine Jünger. Das hat uns in den letzten Wochen und Monaten sehr beschäftigt, besonders als die Diskussionen darüber wieder hochkochten, wie die evangelischen Christen in Deutschland zusammenfinden sollten. Manche haben heftig geschimpft und gefragt: Wie kann es sein, dass ihr dagegen seid, eine große Apparatur zu schaffen, mit der man alle Christen von Schleswig-Holstein bis zu den Alpen zusammenbringen kann?
Wir haben immer gedacht: Da kann noch so ein cleverer Bischof an der Spitze sitzen, aber die Christen bekommt man damit nicht in den Griff – Gott sei Dank. Denn der Heilige Geist bringt Christen in eine Einheit. Das lässt sich nicht durch Apparaturen steuern und auch nicht anders regeln. Damals hat Jesus nach seiner Auferstehung seinen Jüngern dieses einfache, symbolische Zeichen gegeben und gesagt: „Nehmt den Heiligen Geist!“
Ich bin an keiner anderen Einheit der Christen interessiert. Wir haben eine Einheit, bei der alle in die gleiche Kasse zahlen und über das gleiche Finanzamt zur Kirchensteuer veranlagt werden. Aber diese Einheit tröstet uns nicht, sie stärkt uns nicht und bedeutet uns nichts. Wir haben auch eine Karteieinheit, doch auch diese sagt uns nichts.
Aber was geschieht, wenn plötzlich der Auferstandene mit seinem Heiligen Geist in ein Leben hineinwirkt? Dann wird das ganz groß. Wenn wir heute in der Gemeinde einen Christen treffen, bei dem wir spüren, dass Jesus in seinem Leben begonnen hat zu wirken, dann ist plötzlich eine ganz neue Macht da, die das Leben gestaltet.
Die Wirkung des Heiligen Geistes im Leben der Gläubigen
Das merken schon unsere Kinder, wenn sie sich mit Freundinnen oder Freunden treffen, wie es ist, wenn Jesus der Mittelpunkt im Leben ist.
Ich habe Ihnen am Sonntag erzählt, wie es für mich war, in der Fremde dieser großen Stadt mit über acht Millionen Einwohnern, in London, plötzlich Brüder zu treffen. Man kann nur sagen: Das ist ganz groß, wenn man spürt, dass in ihnen dieser Geist Jesu lebt.
Was ist das? Das ist ein ganz neues Empfinden. Wir selbst haben diesen Geist nicht in uns. Wir tragen unseren selbstsüchtigen, karrieresüchtigen Geist in uns. Aber wenn Jesus beginnt, seinen Geist in unser Herz auszuschütten, dann werden wir plötzlich feinfühlig für den Menschen neben uns. Unsere Gespräche drehen sich nicht mehr nur um unsere eigenen Interessen, sondern wir können hören, was den anderen bewegt.
Wir empfinden plötzlich Liebe. Wir haben Geduld und können uns mitfreuen an dem, was einen anderen bewegt. Das ist eine ganz große Verwandlung im Leben: diese Sensibilität für das, was im Anderen, im Bruder oder in der Schwester vorgeht.
Deshalb ist das eine wesensmäßige Einheit der Gemeinde, von der Jesus spricht. Uns geht es um Einheit – ja, um Einheit. Nicht nur von Schleswig-Holstein bis zu den Alpen, sondern rund um den Erdball.
Da sind mir die indonesischen Christen heute Morgen genauso wichtig wie die von Labrador. Ich sage: Wir sind in Jesus eine Gemeinde. Wo ein Glied seufzt, seufzen wir mit. Das bedrückt uns mit. Wo einer Not hat oder Freude, freuen wir uns mit.
Darum sind das nicht bloß äußere Mätzchen, wenn wir sagen, wir wollen uns wenigstens grüßen. Wir wollen die Augen offenhalten im Gottesdienst. Nicht, um jemandem einen aufgedrängten Gruß zu geben, sondern um zu sehen, ob da nicht jemand ist, der mich heute Morgen braucht. Jemand, der ein Wort der Ermutigung braucht oder mir etwas Schweres erzählen will, mit dem er nicht fertig wird.
Jesus gibt uns seinen Heiligen Geist.
Die richtige Sicht auf den Heiligen Geist
Die meisten evangelischen Christen sind sehr verlegen, wenn die Rede auf den Heiligen Geist kommt. Deshalb sagte ich Ihnen eben, dass wir hier auch ein Stück Lehrpredigt machen wollen. Sie müssen wissen, was der Heilige Geist ist.
Der Heilige Geist ist nicht bloß eine Kraft, die über uns kommt. In den modernen Entwicklungen der Pfingstbewegung habe ich immer wieder die Sorge, dass man den Heiligen Geist nur als ein Fluidum versteht, das einen durchzuckt, zum Beben bringt und zu außergewöhnlichen Verhaltensweisen führt. In der Bibel ist der Heilige Geist jedoch etwas ganz anderes.
In dem Augenblick, in dem ich zum Glauben komme, kommt der Heilige Geist. Anders kann ich nicht glauben. Es ist der Vater selbst, der zu den Gläubigen kommt, Gott, der Herr. Es ist die dritte Person der Dreieinigkeit, es ist nicht nur eine Kraft. Und das ist groß, dass er selbst in unserem Leben Wohnung machen will.
Paulus sagt im 1. Korinther 6,19, dass unser sterblicher Leib ein Tempel dieses Heiligen Geistes wird. Das ist ein ungeeigneter Tempel, denn wir sind ja gar nicht dafür geschaffen, dass Gott in uns Wohnung machen kann. Aber das übernimmt dann er: Er gestaltet dieses Gefäß um und macht es schön und herrlich.
Wenn man nur jetzt darauf achtet, den Heiligen Geist nicht zu betrüben, dass er nicht von uns weicht, sondern dass er uns immer mehr erfüllen kann. Es gibt kein christliches Leben ohne den Heiligen Geist. Das muss ich von Anfang meines Glaubenslebens an wissen: Ob sein Geist in mir wohnt. Denn das ist der Anfang einer ganz neuen Lebensart.
Das ist heute das Thema, das wir in der Predigt haben: das neue Leben. Er will mit seinem Heiligen Geist in uns wohnen und in uns wirken.
Die Wirkung des Heiligen Geistes in der Kirchengeschichte und im Leben der Gläubigen
Man könnte die Geschichte der Kirche einfach so erzählen, wie sie immer wieder verlaufen ist. In Zeiten, in denen es in der Gemeinde dunkel und finster aussah, war es oft nur einer – und man will es kaum glauben – der angefangen hat, sich für den Heiligen Geist zu öffnen.
„Herr, komm in mir wohnen, lass mein Herz auferstehen, dir ein Heiligtum werden.“ So erlebte dieser jemand das, was die Jünger erfahren haben: Der Auferstandene gibt den Heiligen Geist und sagt: „Du bist mein!“
Dann geht es wie beim Domino-Spiel, das wir auch gern machen: Man stellt die Klötze auf, stößt den ersten an, und dann fällt der nächste um. So kam es zu solchen Erweckungen, zu großen Bewegungen. Einer hat viele angestoßen, weil der Heilige Geist immer wieder nach dem großen Gesetz wirkt, dass er dort, wo er einmal anfängt, weiter treibt und weitermacht.
Man müsste sich das einmal erzählen lassen, wie das war, als ein paar Leute in Stuttgart mit dem offenen Abend begannen, wie die Erweckung des schwäbischen Pietismus begann. Wie einige Menschen in der Predigt unruhig wurden, anfingen, die Bibel zu lesen und fragten: „Wie werde ich ein neuer Mensch? Ich will mich öffnen für den Geist Gottes.“
Dort fangen die großen Erweckungen Gottes an. Das eint Christen untereinander und führt sie zusammen. Dabei ist nichts Menschliches, sondern etwas Göttliches am Werk.
Die wahre Manifestation des Heiligen Geistes
Noch ein wichtiger Punkt zum Heiligen Geist: Ich muss Ihnen das zeigen.
Der Heilige Geist zeigt sich nicht in außergewöhnlichen Theaterstückchen wie im Zirkus Krone, wo man staunt, was ein Christ alles vollbringen kann, oder durch außergewöhnliche Wunderzeichen. Er kann das tun, und wir wollen den Geist Gottes nicht einengen, aber normal ist das nicht.
Auch bei den ersten Jüngern gab es keine außergewöhnlichen Zeichen, als sie den Heiligen Geist empfingen. Sie klatschten nicht auf die Schenkel, wie es heute manche Gruppen als Zeichen tun, und sie redeten auch nicht in Zungen. Sie waren ganz normale Menschen ohne irgendwelche außergewöhnlichen Zeichen.
Aber was ist beim Heiligen Geist groß? Dass man Jesus, den Auferstandenen, erkennen kann und weiß, dass er lebt. Das ist die erste Wirkung des Heiligen Geistes. So hat Jesus in seinen Abschiedsreden erklärt, dass der Geist uns Jesus verklärt, groß macht und wichtig macht. Dadurch können die Jünger im Getriebe ihres Alltags aufblicken und sagen: „Ich danke, dass du da bist.“
Das ist eine Frucht des Heiligen Geistes: dass sie nicht im Schmerz, im Leiden und in der Traurigkeit ertrinken, sondern glauben können. Und das ist die wichtigste Wirkung des Heiligen Geistes und der Einheit der Jesusjünger.
Es gibt eine Einheit der Gemeinde Jesu, die dort am Quell sitzt, sich dem frischen Wasser nähert und den Heiligen Geist hat.
Die Reinigung der Gemeinde durch Vergebung
Und jetzt kommt das Zweite: Er reinigt seine Gemeinde. Er reinigt seine Gemeinde. Wir wollen nicht so tun, als ob die Gemeinde Jesu eine vollkommen reine Gemeinde wäre. Sie hat viele Schmutzstellen. Aber wie groß ist die Gnade, dass sie einen Herrn hat, der sie völlig reinigt, sodass man keine Runzel und keinen Flecken mehr an ihr sieht.
An diesem Beispiel hat Jesus seinen Jüngern gezeigt, dass es Vergebung gibt, eine völlige Beseitigung der Schuld. Es ist nicht richtig, dass unter Christen die Sünde ein ewiges Thema ist. Die Sünde ist Thema auf der ersten Seite der Zeitung: Mord und Gewalttat, politischer Betrug und Hinterhältigkeiten, Drohung und Einschüchterung. Die Sünde ist auch Thema der Vergnügungen der Welt. Man kann sich kein Nachtleben einer Großstadt ohne Sünde vorstellen; es wäre langweilig für die Großstadt. Offenbar lebt sie mit der Sünde.
Im Glaubensleben gibt es jedoch einen Bruch mit der Sünde, sodass sie nicht mehr das Thema eines Lebens ist. Dort gibt es Vergebung. Es ist auch nicht so, dass wir jeden Sonntag die Sünde neu aufrollen, sondern wir legen sie im Eingangsgebet vor Gott nieder und sagen: „Ich will jetzt wieder zu dir heimkommen, Vater. Nimm du alles weg, was mich von dir trennt, vergib und vergiss.“ Und dann darf man nie mehr daran rühren.
Das ist eine Taktik des Teufels, dass er uns alte Dinge immer wieder vorholt. Das kann manchmal erschrecken. Dann werden wir wieder an die furchtbaren Taten unseres Lebens und an die Worte, die wir gesprochen haben, erinnert – oft auch durch Beispiele, die wir in unserer Umgebung sehen. Dann wacht das alles wieder auf. Und da will unser Feind uns lähmen und immer wieder sagen: „Schau doch an, du bist kein Neuer, du bist der Alte.“
Doch dann dürfen wir auf ihn zugehen und sagen: „Doch, mir ist vergeben und vergessen.“ Und das ist nun wirklich vergessen.
Das Große an der Gemeinde Jesu ist ja, dass wir eine Beichtgemeinde sind. Nicht, dass wir zur Beichte gezwungen oder genötigt werden, sondern dass wir wissen: Wir sind heute Morgen zusammen als solche, die alle im gleichen Spital krank sind und die das brauchen – Freispruch und Vergebung, Bewältigung der Vergangenheit.
Man gewinnt ein solches Zutrauen zueinander, dass man eine gütige und verstehende Liebe zueinander hat, weil man weiß: Ich bin ja an der gleichen Stelle in meinem Leben so oft in Not gewesen. Und wenn ich nur einem anderen zu dieser Befreiung und zu dieser Vergebung helfen darf.
Wir sind die Priester füreinander, die einander helfen, diese Schmutzstellen abzuwaschen und einander gesund zu pflegen. Es ist das Große, dass unser Herr will, dass wir ganz rein werden. Nur dann kann er in unserem Leben wirken, wenn das Alte völlig ausgetan ist.
Die Notwendigkeit des Bruchs mit dem Alten für das neue Leben
Vielleicht sitzt heute Morgen jemand hier unter uns und denkt: Warum finde ich nie zur Freude? Warum gelingt es mir nicht, Freude zu empfinden?
Ich kann gar nicht zur Freude kommen, wenn ich das Alte nicht loslasse. Ich kann mich an einem neuen Kleidungsstück niemals freuen, wenn ich das Alte nicht in die Mülltonne werfe. Das Alte muss weg.
Ich kann das Neue nicht genießen, wenn das Alte nicht fortgeworfen ist. Darum geht es um einen Bruch, einen Schnitt, bei dem ich sage: Jetzt will ich es ihm hingeben.
Genau das war es, was Jesus als die frohe Botschaft seinen Jüngern mitgegeben hat: Geht durch die Welt! Nicht eure politischen Ratschläge sind das Gute, auch nicht das, was ihr als große Lebensmoral verkündet.
Sondern ihr dürft Menschen freimachen von der Last, die an ihnen klebt. Dadurch werden sie fähig, den lebendigen Gott in ihrem Leben aufzunehmen – durch seinen Heiligen Geist, der Wohnung in ihnen machen will.
Die Freude als Frucht des neuen Lebens
Und noch ein Letztes: Er führt uns zur Freude. Ich wollte Ihnen heute Morgen drei Dinge sagen. Er eint uns, der Auferstandene, durch seinen Heiligen Geist. Er reinigt uns – ich habe vom Schmutz gesprochen. Dort, wo von Vergebung die Rede ist, ist alles weggetan. Und dann noch das Letzte: Er führt uns zur Freude.
Für mich war es in dieser Karwoche ein großes Erlebnis, Ihnen an allen Tagen predigen zu dürfen. Nach der vierwöchigen Pause fiel es mir sehr schwer, nicht im Dienst der Verkündigung stehen zu dürfen. Nun durfte ich am Palmsonntag wieder beginnen.
Dabei habe ich Ihnen bereits gezeigt, wie im hohenpriesterlichen Gebet Jesu ein ganz wichtiger Punkt war, dass seine Gemeinde fröhlich wird, dass sie vollkommene Freude hat. Wie man das unter Christen immer wieder vergessen kann, ist eigentlich ein großes Rätsel.
Wenn wir eine Kirche betreten, denken wir oft, dort müsse eine beklemmende Stille herrschen, fast wie in einem Krematorium, in der man sich kaum regen darf. Dabei ist es etwas Schönes, wenn Christen sich treffen und ein Stück Freude bis in ihr Gesicht haben.
Diese Freude lag auch am Ostertag über den Jüngern. Da wird erzählt, dass die Jünger froh wurden, als sie den Herrn sahen. Es war weniger eine bedächtige, gesammelte, konzentrierte Haltung, sondern mehr Lachen und Fröhlichkeit lag auf ihren Gesichtern. Warum? Weil sie den Herrn vor Augen hatten und er plötzlich da stand. Das machte sie mutig und fröhlich.
Immer wieder wird versucht, wie man diese Freude erzeugen kann. Manchmal probiere ich es auch, Ihnen in der Predigt etwas Lustiges zu erzählen, sodass alle lachen müssen. Das ist nett, aber es ist letztlich noch nicht das, worum es geht.
Denn wir leben in dieser Welt unter schweren Erfahrungen, unter harten Eindrücken, unter der Macht des Todes, unter Leiden, Krankheit und Enttäuschungen, die Menschen einander zufügen. Dann denkt man: Wie soll das werden? Ich weiß keinen Weg mehr weiter, für mich ist alles dunkel.
Und dann macht uns der Heilige Geist plötzlich ein Wort der Bibel groß. Oder es kommt jemand zu uns und sagt: „Denkt doch daran, wie wir gestern sagten: Jesus lebt!“ Dann können wir aufschauen und werden fröhlich.
Das ist die Freude, die wir gewinnen wollen – die Freude, die an Jesus entsteht. Nicht, weil ein Prediger einen Witz erzählt hat, sondern die Freude, die entsteht, weil ich ihn vor Augen sehe. Dass ich über einen Friedhof gehe und fröhlich bin, weil ich über den Gräbern meinen Herrn sehe, der den Tod überwunden hat.
Diese Jesusfreude wird immer größer und mächtiger. Sie erfüllt mich auch in stundenlanger großer Schwachheit. Er vollbringt das Wunder, dass ich auf ihn sehen kann.
In der Bibel wird fast erschütternd hart gesagt – bis hinein in die Offenbarung –, dass diese Welt von Mächten der Finsternis beherrscht ist. Dass einem bange werden kann und man Angst haben kann.
Doch da wurden die Jünger froh, als sie den Herrn sahen. Das ist der Grund der Freude. Christen müssen fröhliche Leute sein, weil es gar keine Traurigkeit mehr geben kann, die diese Freude von uns wegnimmt.
Daher wollen wir immer konzentrierter auf ihn hinschauen und immer deutlicher auf ihn sehen.
Das neue Leben mit dem Auferstandenen gestalten
Es ging heute darum, dass wir das neue Leben ergreifen, das Jesus in uns wohnen lassen will. Er möchte auch die Spuren des gefallenen und gottlosen Lebens mit Haut und Haar ausrotten, damit das Neue beginnen kann.
Wie wird es sein, wenn Sie bei sich selbst plötzlich merken, dass es ganz praktisch anfängt? Zum Beispiel, wie der heiße Geist in mir wirkt. Ich bekomme eine Unruhe, wenn mir ein Mensch wichtig wird. Ich muss einen Brief schreiben oder einen Besuch machen. Plötzlich wird mir wichtig, was meinen anderen Mitchristen so wichtig ist oder was sie bewegt.
Man wird feinfühlig. Das Gewissen, das vorher abgestumpft war, wird immer heller und spricht immer deutlicher. Es wird immer sensibler. Dinge, die mich lange beschäftigt haben, werden mir ganz unwichtig und bewegen mich nicht mehr.
Das Große ist, wenn Gott anfängt, in einem Leben Wohnung zu machen und an mir zu arbeiten. Noch größer ist das, was hier geschieht: dass ein irdisches, sterbliches Leben die Spuren des Auferstandenen trägt. Das ist wirklich groß – und es gibt das.
Um nichts anderes geht es in unserem Leben, als dass der Auferstandene uns seinem Bild ähnlich macht und seine Zeichen unserem Leben aufprägt. Früher gab es bei der Konfirmation ein Gelübde, das so groß und umfassend ist, dass man ein Leben lang nicht damit fertig wird: „Herr Jesu, dir lebe ich, dir leide ich, dir sterbe ich. Dahin bin ich tot und lebendig. Mach mich, o Jesu, ewig selig.“
Man kann nur selig werden, wenn der auferstandene Herr unser Leben wird. Amen.
Gebet um Veränderung und Einheit
Wir wollen beten.
Herr Jesus Christus, du musst unser Leben völlig verändern. Aus uns selbst heraus können wir keine Veränderung bewirken. Doch du bist so mächtig, und du hast uns mit all unseren Eigenarten und unserem ganzen Wesen geschaffen.
Wir möchten dich jetzt auch bitten für die Spannungen und Schwierigkeiten, in denen wir leben. Wir wissen, dass eine Veränderung nicht durch Ratschläge möglich ist, sondern nur durch die Umkehr zu dir. Dort erfüllst du uns und bist der Herr unseres Lebens.
Dann wird unser ganzes Alltagsleben verändert und verwandelt. Spannungen werden aufgelöst, Friede und Freude können herrschen, und eine neue Harmonie breitet sich aus.
Gebrauche du uns und unser ganzes Wesen so, dass du dich daran verherrlichen kannst und wir Menschen werden, in denen dein Geist wohnt.
Herr, wir beugen uns auch unter die Schuld und die Unehre, die wir deinem Namen zufügen vor den Ungläubigen in dieser Welt. Es belastet uns sehr, dass wir so wenig von dir reden können und stattdessen Menschen von dir wegstoßen.
Aber wir kommen heute zu dir, weil wir wollen, dass du unser Leben gebrauchen kannst, dir zur Ehre und zur Verherrlichung deines Namens.
Zeige uns auch, wie wir in dieser Welt und in diesem kurzen Leben etwas bewirken können, bei dem du groß wirst und dein Name geehrt wird.
Wir bitten dich auch für deine Christenheit: Lass uns zunehmen an der Einheit deines Geistes, an Liebe füreinander, am Einstehen füreinander, am Interesse und an der Hilfe, die wir einander geben.
Du kannst das schaffen, auch in unserer Gemeinde, dass niemand sich mehr allein fühlt und wir zusammenwachsen als dein Leib, als deine Gemeinde.
Lasst uns gemeinsam beten:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute,
und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Die Sendung der Jünger und der Segen Gottes
Sendet uns der Herr unter seinem Segen! In unserem Predigttext heute haben wir einen Teil gar nicht ausgelegt: wie Jesus seine Jünger in diese Welt sendet.
Wir gehen nicht einfach von hier weg, als würden wir nur sagen, der Gottesdienst ist jetzt vorbei. Nein, wir gehen im Namen dieses Herrn. Die Häuser, zu denen wir kommen, stehen unter seiner Macht. Die Aufgaben, die wir tun, geschehen unter seinem Befehl.
Er sendet uns und legt seine segnende Hand auf uns. Herr, segne uns und behüte uns! Herr, lass dein Angesicht über uns leuchten und sei uns gnädig! Herr, erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns Frieden!