Einführung in das tausendjährige Reich
Offenbarung 20 – Das tausendjährige Reich
Und ich sah einen Engel vom Himmel herabfahren. Er hatte den Schlüssel zum Abgrund und eine große Kette in seiner Hand.
Er ergriff den Drachen, die alte Schlange, das ist der Teufel und der Satan. Er fesselte ihn für tausend Jahre, warf ihn in den Abgrund, verschloss ihn und setzte ein Siegel oben darauf. Damit sollte er die Völker nicht mehr verführen, bis die tausend Jahre vollendet wären. Danach muss er für eine kleine Zeit losgelassen werden.
Und ich sah Throne, und sie setzten sich darauf. Ihnen wurde das Gericht übergeben.
Ich sah die Seelen derer, die enthauptet worden waren um des Zeugnisses von Jesus und um des Wortes Gottes willen. Sie hatten das Tier und sein Bild nicht angebetet und sein Zeichen nicht an ihre Stirn oder auf ihre Hand angenommen. Diese wurden lebendig und regierten mit Christus tausend Jahre.
Die anderen Toten aber wurden nicht wieder lebendig, bis die tausend Jahre vollendet waren. Dies ist die erste Auferstehung.
Selig und heilig ist, wer teilhat an der ersten Auferstehung. Über diese hat der zweite Tod keine Macht. Sie werden Priester Gottes und Christi sein und mit ihm tausend Jahre regieren.
Die Freilassung Satans und der letzte Kampf
Und wenn die Tausend Jahre vollendet sind, wird der Satan aus seinem Gefängnis losgelassen werden. Er wird ausziehen, um die Völker an den vier Enden der Erde, Gog und Magog, zu verführen.
Er wird sie zum Kampf versammeln, deren Zahl so groß ist wie der Sand am Meer. Sie steigen herauf auf die Ebene der Erde und töten das Heerlager der Heiligen sowie die geliebte Stadt.
Dann fällt Feuer vom Himmel und verzehrt sie.
Der Teufel, der sie verführt hat, wird in den Pfuhl von Feuer und Schwefel geworfen. Dort sind auch das Tier und der falsche Prophet. Sie werden Tag und Nacht von Ewigkeit zu Ewigkeit gequält.
Das Weltgericht vor dem großen weißen Thron
Und ich sah einen großen weißen Thron, und den, der darauf saß. Vor seinem Angesicht flohen die Erde und der Himmel, und es wurde keine Stätte für sie gefunden.
Ich sah die Toten, Groß und Klein, vor dem Thron stehen. Bücher wurden aufgetan, und ein anderes Buch wurde aufgetan, das Buch des Lebens.
Die Toten wurden gerichtet nach dem, was in den Büchern geschrieben stand, entsprechend ihren Werken. Das Meer gab die Toten heraus, die darin waren, und der Tod und sein Reich gaben die Toten heraus, die darin waren.
Sie wurden gerichtet, jeder nach seinen Werken. Der Tod und sein Reich wurden in den feurigen Pfuhl geworfen – das ist der zweite Tod, der feurige Pfuhl.
Wenn jemand nicht im Buch des Lebens gefunden wurde, wurde er in den feurigen Pfuhl geworfen.
Historische Einordnung und theologische Einwände
Nun haben wir heute Abend das Thema des tausendjährigen Reiches. Was ist das? Interessant ist, dass wir in der Bibel nur in Offenbarung 20 einen Hinweis auf dieses kommende Geschehen finden.
Ein weiterer wichtiger Punkt, den wir bedenken müssen, sind die Reformationsschriften, insbesondere die Bekenntnisschriften der Augsburger Konfession. Diese wurden 1530 von Melanchthon zusammengestellt. In Österreich sind die Gemeinden des Augsburger Bekenntnisses bis heute noch an dieser entscheidenden Lehrgrundlage orientiert. Dort wird ausdrücklich in Artikel 17 die Lehre von einem tausendjährigen Reich als Irrlehre verworfen. Das ist auch ein Grund, warum wir skeptisch sind, wenn es um diese Lehre geht. Wir sind unheimlich dankbar für die Erkenntnisse der Reformatoren, haben aber immer wieder Sorge, wenn menschliche Lehrmeinungen über die Schrift gestellt werden.
Was war damals der Grund? In verschiedenen Zeiten der Kirchengeschichte hat gerade das Kapitel Offenbarung 20 Menschen zu sehr extremen Erwartungen getrieben – auch in der Reformationszeit. Aber nicht nur dort. Es begann eigentlich schon in der frühen Christenheit, besonders um das Jahr 400 herum. Als das Römische Reich zusammenbrach, entstanden viele extrem schwärmerische Gruppen. Dieses Überhitzte, Fiebrige der Erwartung findet man in jeder Generation wieder, mit ganz übersteigerten Vorstellungen.
Es ist für alle, die neu im Glauben sind, überraschend, dass es immer eine Gratwanderung im Glauben ist, die man gehen muss. Man kann sich in alle Richtungen abschotten – rechts und links. Zum Beispiel in der Bibelkritik oder in einem völlig übersteigerten, unrealistischen extremen Verständnis.
In der Reformationszeit waren es wieder Gruppen, die gerade das tausendjährige Reich ausgerufen haben. Wir haben jetzt nicht die Zeit, das ausführlich darzustellen. Es war in Münster, wo damals der Prophet Knipperdolling – ein interessanter Name – etwa gesagt hat, jeder dürfe so viele Frauen haben, wie er will. Man lebe jetzt im tausendjährigen Reich, die vollkommene Paradieszeit sei angebrochen. Das Ganze ist dann ganz grauenhaft zusammengebrochen.
Wir wissen auch, dass der Begriff des tausendjährigen Reiches bis hin zum Dritten Reich von weltlichen Ideologen benutzt wurde, um die Hoffnung der Christen zu missbrauchen und für ganz andere Zwecke zu verwenden.
Interessant ist, dass Philipp Jakob Spener, der den Pietismus begründet hat, schon ganz frühzeitig in seinen Schriften gesagt hat, es sei nicht richtig gewesen, den sogenannten Chiliasmus – also die tausendjährige Erwartung – von den Reformatoren einfach zu verdammen. Denn es sei wichtig, dass Christen eine Hoffnung auf bessere Zeiten hätten.
So wurde diese Hoffnung im Pietismus immer wieder genannt: die Hoffnung auf bessere Zeiten. Gerade im Pietismus gab es viele Bibelausleger, die sich mit dieser Hoffnung auf das kommende Reich beschäftigt haben.
Wir werden uns nachher im Bibeltext noch einmal genau ansehen müssen, was daran für uns jetzt so wichtig ist.
Missbrauch und richtige Haltung zur Offenbarung
Wir sehen also einen Missbrauch dieser Bibelstelle, und zwar einen eindeutigen Missbrauch. Das ist ganz gefährlich. Darum verstehen Sie, warum die Reformatoren dagegen waren. Es gab das Missverständnis, als ob die Kirche eine Weltherrschaft aufbauen würde.
Das wäre aber falsch. Christus herrscht auf dieser Welt. Menschen, die sagen, sie herrschen im Namen Christi – etwa das Papsttum – bauen ein irdisches Reich auf und rufen dieses als tausendjähriges Reich aus. Deshalb verstehen wir, dass in der Augsburger Konfession damals unter Druck diese Formulierung beschlossen wurde.
Für uns gilt aber auch im Blick auf Offenbarung 20, sowie auf das, was am Ende in Kapitel 22 steht: Wenn jemand etwas wegnimmt, wird ihm der Anteil am Leben genommen, am Baum des Lebens. Wer etwas vom Wort der Offenbarung wegnimmt, von dem wird Gott seinen Anteil am Baum des Lebens wegnehmen (Offenbarung 22,19).
Wir haben gar kein Recht, an irgendwelchen Stellen der Bibel zu sagen, dass diese nicht für uns gültig und wichtig seien. Aber wir wollen dabei in Erinnerung behalten, was die Offenbarung ist. Die Offenbarung war für die ganze Zeit, so haben wir es verstanden, ein Trostbuch.
Sie eignet sich nicht, um aus Neugier gewisse Daten der Zukunft herauszulesen oder um bestimmte Abläufe festzulegen. Wer das versucht, wird scheitern. Jesus selbst sagt, dass nicht einmal er als Sohn Gottes den Zeitpunkt der Wiederkunft weiß. Dann können wir es auch nicht aus der Offenbarung herauslesen.
Die Offenbarung bleibt ein Trostbuch. Es sind Dinge, die uns enthüllt werden. Mich hat es gefreut, dass ein Ausleger wie Karl Hartenstein, der große Prälat von Stuttgart, in seiner ausgezeichneten Offenbarungsauslegung an dieser Stelle sagt: „Mir ist viel verschlossen.“ Und das ist gut so. Er sagt auch, er sei gespannt, wenn er einmal in der Ewigkeit alles von Kapitel 20 verstehen werde.
Auch das ist nie eine Schande, wenn man sagt, man versteht es nicht. Es gibt viele Dinge, die ich nicht verstehe. Ich kann nicht einmal mit meinem irdischen Kopf erfassen, was Ewigkeit bedeutet. Wie lange dauert Ewigkeit? Hat Ewigkeit ein Ende oder nicht? Das kann man sich nicht vorstellen, weil es unser Denken sprengt.
Auch hier in der Auslegung gibt es Dinge, die unser Denken sprengen. Wenn Sie im Hauskreis so einen schwierigen Fragesteller haben, der immer wieder mit Fragen kommt – Sie kennen diese Fragen –, dann können Sie sich mit ein paar alten Tricks aus der Affäre ziehen.
Aber haben Sie bitte keine Scheu, zu sagen: „Entschuldigung, es gibt Fragen, auf die man keine Antwort hat.“ Es gibt viele neugierige Fragen, die ich nicht beantworten kann. Viele sind erstaunt und meinen, man könne alles beantworten. Aber das kann man nicht.
Die ganzen „Warum“-Fragen ihres Lebens können Sie auch nicht beantworten. Es gibt auch Dinge in der Bibel, die wir mit unserem kleinen Kopf nicht verstehen. Die ganzen Fragen des Leids verstehen wir nicht, die Fragen des Schweren, das uns auf den Rücken gelegt wird.
Wir wollen also ganz mutig sagen: Wir verstehen vieles nicht. Aber jetzt wird auf einmal gesagt, dass in dieser Weltgeschichte, nachdem der Antichrist vernichtet ist, noch einmal eine ganz große Friedenszeit über die Erde kommt. Das ist die eindeutige Aussage hier.
Fragen und Zweifel zum Engel und der Macht Satans
Weitere Fragen, die sich aufdrängen: Kann ein Engel einfach so leicht die Macht des Bösen, des Satans, binden? Offenbar ja. Doch damit stellt sich die Frage, warum Gott das nicht schon früher getan hat und warum er dem Teufel so viel Macht lässt. Darauf gibt es keine klare Antwort. Es bleibt eine Realität.
Viel wichtiger ist die Frage, was wir daraus verstehen. Offenbarung 20 ist für uns gültiges Gotteswort. Was verstehen wir daraus? Ganz wichtig für den Glauben ist die Hoffnung auf das Reich Gottes, das mit dem Kommen Jesu bereits angebrochen ist. Dieses Reich ist kein Traum, keine Phantasie, nicht nur geistig oder sinnbildlich, sondern real. Es wird eines Tages auch auf der Welt sichtbar und fassbar sein.
Das Reich Gottes ist für uns heute leider noch nicht greifbar. Die Kirche ist oft zu sehr weltlich, als dass sie das Reich Gottes sichtbar machen könnte. Jesus sagt, das Reich Gottes ist mitten unter uns. Doch sobald man genauer hinschaut, sieht man nur sündige Menschen. Trotzdem ist das Reich Gottes da, weil der Herr Jesus heute hier wirkt – auch unter uns an diesem Abend.
Dieses Reich, in dem Christus herrscht, wird einmal so vollkommen sein, dass der Teufel keine Macht mehr hat – und zwar in dieser Welt. Für viele Christen, besonders in der Erweckungsbewegung, war das eine große Ermutigung. Sie wollten konkret in dieser Welt wirken, nicht nur auf bessere Zeiten hoffen. Sie arbeiteten sichtbar und konkret an den Nöten der Welt, sammelten schwer erziehbare Kinder und sagten: Es ist möglich, im Reich Gottes zu leben.
Sie brachen mit Macht in Satans Reich hinein, denn sie hatten einen Herrn, der in dieser Welt wirken will. Die vielen mutigen Menschen, die im Namen Jesu etwas gewagt haben, lebten von der Hoffnung auf das tausendjährige Reich. Auch wenn sie in ihrem ganzen Leben nur ihren kleinen Dienst sahen, müssen wir rückblickend sagen: Es war das Reich Gottes da.
Was hat in Herrnhut und Zinzendorf die Menschen in der Diakonie beflügelt, wenn nicht das Wissen, dass das Reich Gottes in dieser Welt kommt? Dass der Teufel nicht siegt, sondern dass am Ende der Herr, wenn er den Satan bindet, sein neues Reich schenkt.
Das ist der erste Punkt: Das Reich Gottes ist real. Auch wenn wir es nicht immer so empfinden, wenn wir in dieser Welt die reale Macht des Bösen sehen und sagen, es ist tatsächlich so, dass der Teufel viel Gewalt hat. Die ganze Welt liegt im Argen, wie es im Johannesbrief heißt. Aber wir beugen uns nicht darunter. Stattdessen haben wir die Zuversicht, dass wir im Namen Jesu auch hier dem Teufel trotzen können.
Ermutigung zum Handeln im Glauben
Es ist immer wieder schade, dass wir so wenig wagen. In Frankfurt, wo diese kleine Gruppe von bibeltreuen Leuten das Haus Metanoia gegründet hat – eine Drogenarbeit –, durften sie an der Hauptwache, unter dem härtesten Drogenzentrum, Menschen zu Jesus führen. Wenn man das Büchlein "Rocky" liest, wird deutlich, wie gewaltig das ist, was heute passiert. Menschen erleben, dass der Herr Sieger ist, dass Jesus siegt – und zwar nicht nur im übertragenen, sinnbildlichen Sinne, sondern ganz konkret in dieser Welt.
Gerade die Zeit der Erweckung war voll davon, dass die Menschen auf allen Gebieten so viel gewagt haben. Wir sollten uns hier von der Hoffnung des tausendjährigen Reiches wieder anstecken lassen. Ich möchte ganz deutlich noch einmal sagen: Wir vertreten nicht die Meinung, die heute viele haben. Diese Meinung kann man fast schon mit Kindern diskutieren, und wir hören sie auch ständig von Religionslehrern in den Schulen. Sie vertreten tatsächlich die Ansicht, dass, wenn wir uns heute nur ein bisschen gesellschaftlich engagieren und politisch die richtigen Zustände schaffen, das in ein Paradies münden wird.
Das ist jedoch nicht die Lehre der Offenbarung. Es geht durch diese grässlichen Zorngerichte Gottes hindurch. Wir wollen uns nicht der optimistischen Meinung des New Age anschließen. Die Offenbarung spricht dem so radikal entgegen. Vielmehr geht es darum, dass Christi Sieg in dieser Welt so gewaltig ist, dass wir auch heute schon im Warten auf das Reich Gottes Zeichen setzen können.
Es gibt wirklich diese Ermutigung für uns: Schlag dem Teufel die Türen oder die Fenster ein – so in diesem Sinne. Das ist die Hoffnung des tausendjährigen Reiches, die Erwartung des kommenden sichtbaren Reiches Gottes.
Die Schönheit der Welt am Ende der Zeit
Die zweite Erkenntnis, die wir gewinnen, ist, dass hinter dem Ablauf dieser Welt nicht der Zufall steht. Vielmehr lässt Gottes Geschichte die Schönheit dieser Welt noch einmal aufleuchten.
Als Christen könnten wir manchmal in die Gefahr geraten, alles immer negativ zu sehen und zu sagen: Es ist alles mies, alles blöd, alles schlecht. Manche denken sogar: Ich will gar nicht mehr in dieser schlechten Welt leben.
Ich bin mir gerade nicht sicher, ob ich mit der Wetterbeobachtung richtig informiert bin. Ich weiß nicht genau, wann ein schönes Abendrot erscheint – ob an einem regnerischen Abend oder jedenfalls am Abend eines Tages, an dem noch einmal das schöne Abendrot aufleuchtet, bevor die Nacht kommt.
So leuchtet am Ende dieser Welt, kurz vor ihrem Untergang im Weltgericht, noch einmal kurz die Schönheit auf. Fast paradiesisch erscheint die Schönheit der Welt in diesem Moment.
Für Christen ist es sehr wichtig, dass sie nicht zu Weltverächtern werden. Es gibt diesen Zug, vielleicht aus asketischen Gedanken, der sagt: Es ist alles böse, alles sündig, alles schlecht.
Wir wollen sehr genau wissen, was der Teufel zerstört. Gleichzeitig müssen wir unterscheiden, dass die Dinge an sich von Gott wunderbar geschaffen sind – auch die Schönheit der Welt. Es gibt einen Durcheinanderbringer, der beim Namen genannt wird: Satan.
Am Ende leuchtet die Schönheit der Welt noch einmal auf. Das müssen Christen wissen, um eine richtige Einstellung zu den Dingen dieser Welt zu gewinnen. Diese Welt ist Gottes Welt.
Im Heilsplan Gottes leuchtet am Ende die Schönheit dieser Welt noch einmal auf.
Gottes unermüdliches Werben um die Welt
Und das Dritte, was wir aus dieser Offenbarungsrede über das Tausendjährige Reich lernen können, ist, dass Gottes Werben um diese Welt kein Ende hat.
Im Tausendjährigen Reich geht es noch einmal darum, dass es eine Zeit der Weltmission ist. Die Völker werden erneut die Gelegenheit haben, das Evangelium zu hören. Und sie werden es nicht ablehnen. Dieses furchtbare Werben Gottes um die Welt, das Nein der Menschen und die große, unendliche Barmherzigkeit Gottes triumphieren bis zum Schluss. Danach folgt das Gericht.
Auch dieser Gedanke ist für uns von entscheidender Bedeutung. Wenn wir heute die Güte und Geduld Gottes leicht missverstehen, dann sollten wir erkennen, wie kostbar diese Güte Gottes ist. Er wird nicht müde, sondern wirbt beständig um diese Welt. So hat nie ein Mensch in unendlicher Geduld Verlorene gesucht wie unser Gott.
Ich würde am liebsten eine ganze Abendbibelstunde nur über dieses Thema halten. Dann merkt man, wie wichtig diese Rede vom Tausendjährigen Reich ist. Sie gibt uns eine prophetische Zukunftserwartung und ist entscheidend für unser ganzes Denken und unseren Glauben.
Warnung vor spekulativen Deutungen
Ich möchte Sie eindringlich warnen vor jenen Christen, die auf dem Papier skizzenhaft einzeichnen können, wann was kommt – etwa die erste und die zweite Auferstehung. Fliehen Sie diese Menschen, fliehen Sie sie!
Der Herr Jesus hat nie über das Tausendjährige Reich gesprochen. Wenn es für die Seligkeit so entscheidend wäre, hätte uns der Herr Jesus oder Paulus noch weitere Informationen dazu gegeben.
Das ist mir auch bei der Tauffrage immer wieder aufgefallen. Wenn das so heilsnotwendig wäre, wie manche es darstellen, hätte uns Jesus klare Informationen dazu hinterlassen.
Natürlich ist das Thema wichtig für den Glauben, und ich möchte es nicht vernachlässigen. Aber wir sollten auch wissen, dass es nicht zu den Themen gehört, über die ich so oft predige wie über Römer 8 oder Römer 3 oder andere Stellen der Schriften.
Deshalb wollen wir uns jetzt noch einigen Dingen zuwenden, die wir vom Einzelnen her betrachten können.
Die Person des Teufels und seine Bindung
Es ist wichtig, im Vers 2 zu erkennen, dass der Teufel eine Person ist. Er ist keine Macht, wie manche glauben, sondern eine persönliche Wesenheit. Das ist deshalb bedeutsam, weil er von Gott gebunden werden kann.
Diese Erkenntnis ist auch entscheidend für den Kampf, den wir gegen diese Finsternismächte führen. Sie sind überwundene Personen. Vier Namen werden hier genannt: Drache, Schlange – so kennen wir ihn aus dem Paradies –, Teufel und Satan.
Der Sieg Jesu wird sichtbar vollstreckt werden. Schon heute dürfen wir wissen, dass wir die Versuchungen des Teufels im Namen Jesu unter die Füße treten können. Nur im Glauben an Jesus sind wir stark. Ohne ihn sind wir schwach, wenn wir meinen, allein zurechtzukommen.
Es ist schlimm, wenn wir eine Zeit lang den Weg gehen und sagen: „Der Herr Jesus hat mir geholfen, über gewisse Versuchungen hinwegzukommen.“ Doch schon nach kurzer Zeit fallen wir wieder, weil wir denken, jetzt habe ich es geschafft und brauche ihn nicht mehr.
Den Sieg über die dunklen Mächte Satans habe ich nur, wenn ich in Jesus bin, weil er gesiegt hat. Dieser Engel warf ihn in den Abgrund und setzte ein Siegel darauf, damit er die Völker nicht mehr verführen kann.
Es muss wunderbar sein, diese Zeit zu erleben, in der keine Versuchung mehr die Menschen plagt. Eine Zeit, in der man leben kann, ohne ständig diese heimliche Feindschaft gegen Gott zu spüren – diese Unlust gegenüber seinem Wort, die in uns allen so tief verwurzelt ist.
Unser ganzes Wesen ist durchdrungen von diesem Satanischen, und das macht es so schwer. Dieses Reden hier hilft uns, den Feind viel klarer zu sehen – mit all seinen heimlichen Versuchungen und wie er uns von Gott wegziehen will.
Er steckt in uns drin – in der Eitelkeit, in der Ehrsucht, im Neid, in der Empfindsamkeit, in der Wehleidigkeit. Überall hat er seine Versuchungen und trennt uns von Gott.
Deshalb müssen wir ihn immer wieder erkennen, ihn lokalisieren und dem Herrn danken. Wir dürfen sagen: „Du kannst ihn auch heute binden.“
Die erste Auferstehung und ihre Bedeutung
Und dann kommt es zu einer Auferstehung, zu einer ersten Auferstehung. Wenn dieses Wort in der Offenbarung erscheint, finden wir natürlich auch Bibelstellen, die auf etwas Ähnliches hinweisen. Im Hebräerbrief Kapitel 11 wird bei den Märtyrern erwähnt, dass sie oft etwas Besseres erlangt haben, nämlich die Auferstehung der Toten. Ist damit eine erste Auferstehung gemeint?
Ich möchte darauf hinweisen, dass diese Frage heute in dieser Welt nicht mit letzter Klarheit zu klären ist. Sie darf aber nicht zur Spaltung der Christen führen. Es gibt immer einige besonders Fromme, die dann sagen: „Wenn du hier so großzügig bist, warum nicht auch in anderen Punkten?“ Ich möchte hier einen deutlichen Unterschied machen, denn es ist nicht so heilsnotwendig.
Eine wesentliche Frage ist, durch was ich den Sieg habe und ob Christus Gottes Sohn ist und ob er auferstanden ist. Das ist wichtiger als die Frage, ob die Auferstehung die erste oder zweite ist. Hier steht jedenfalls, und ich möchte das einfach wiederholen: Es gibt eine Auferstehung. Die Menschen, die dort auferstehen, sind auf der einen Seite etwa die Märtyrer, die das Tier nicht angebetet haben. Es sind treue Gläubige, die mit Christus regieren. Paulus spricht einmal davon, dass die Christen die Welt richten werden. Ist das hier gemeint? Wir können nicht mehr sagen, als das Geheimnis andeuten. Lassen wir es ruhig stehen und warten ab.
Wichtig ist, dass wir zu denen gehören, die das Bild nicht anbeten und die treu beim Wort Gottes verharren – um des Zeugnisses von Jesus und um des Wortes Gottes willen. Wenn ich Paulus noch einmal in Erinnerung rufe: Was war ihm wichtig? Im Philipperbrief Kapitel 3 sagt er, nicht dass er schon ergriffen habe oder vollkommen sei. Er jage ihm aber nach, seitdem er von Jesus Christus ergriffen ist, damit er zur Auferstehung der Toten gelange.
Paulus meint hier wohl nicht so sehr die erste oder zweite Auferstehung. Er würde sagen: „Kümmere dich nicht zu sehr darum.“ Erfasse Christus und lebe mit ihm. Es sind sehr subtile Fragen, die uns der Herr ganz bewusst nicht über dieses Wort hinaus offenbart hat. Und damit sollen wir uns zufrieden geben.
Ich hoffe, dass dies kein Armutszeugnis für Sie ist, sondern auch eine Achtung vor dem Wort Gottes in seiner ganzen Größe. Es wird Ausleger geben, die mehr zu diesem Thema sagen können. Ich bewundere bei Karl Hartenstein, dass er ganz offen sagt, er folge diesen Auslegern nicht, weil all das, was er aus der Schrift weiß, dem widerspricht.
Manche, die auch klare Angaben über die Entrückung machen, kann ich ebenfalls nicht folgen. Denn ich merke, dass dieses starre System nicht dem entspricht, was uns Paulus sagt. Aber wir wollen es dabei belassen, dass offenbar hier ein Geheimnis Gottes mit der Auferstehung besteht und mit denen, die er zu neuen Aufgaben ruft.
Das würde auch bedeuten, dass das stimmt, was wir oft sagen: Man schläft im Tod nicht einfach, „Ruhe sanft“. Vielmehr ruft uns der Herr zu neuen Aufgaben, und wir dienen ihm. Denken wir auch an das Gleichnis, wo Jesus sagt: „Gehe ein zu deines Herrn Freude“ und ihn über zehn Städte setzt. Was ist damit gemeint? Er gibt ihm neue Verantwortungsbereiche.
Ist das in der Ewigkeit gemeint? Das sind alles Geheimnisse, die wir nicht weiter klären können. Da genügt es doch, dass der Herr uns sagt: Sei treu! Selig ist der und heilig, der teilhat an der ersten Auferstehung. Über diese hat der zweite Tod keine Macht. Sie werden Priester Gottes und Christi sein.
Die tausend Jahre sind nicht mit der Uhr gestoppt, sondern das ist eine Symbolzahl: zehn hoch drei, also tausend, eine kleine Drei als Hochzahl. Das sind Symbolbegriffe, die eine Fülle ausdrücken, die Gott meint. Die Drei steht für die Gottesvollkommenheit, eine von Gott bestimmte Zeitspanne – und das genügt.
Nach diesem letzten Friedensreich bricht noch einmal der Kampf los, und der Satan wird losgelassen. Im Kapitel 19 war der Antichrist vernichtet, aber die Macht Satans ist noch da. Diese bricht noch einmal aus, und er verführt alle auf der Erde.
Ist diese schreckliche Leidenszeit der Welt also noch nicht zu Ende? Nein. Man darf nie sagen, wie es manche in Diskussionen tun: „Ja, wir können ja nichts dafür, der Teufel hat uns verführt.“ Nein. Es ist wie bei einem Kind, das zur Mutter kommt und sagt: „Mutter, die Buben reden immer so wüste Sachen.“ Die Mutter sagt: „Dann geh doch nicht mehr hin.“ Das Kind antwortet: „Aber ich höre es doch immer wieder.“ Wir sind aber immer ganz bewusst in der Entscheidung, ob wir Versuchungen Satans nachgeben oder nicht.
Niemand von uns ist willenlos versucht worden. Das Schlimme ist, dass wir so schwach sind, wenn die Versuchung kommt. An aller Sünde haben wir persönlich mitgewirkt und sind persönlich haftbar. Es gibt keine Sünde, für die wir nicht volle Verantwortung tragen, auch dort, wo der Teufel losgelassen wird.
Gog und Magog und die prophetische Bedeutung
Das, was hier steht, Gog und Magog, erinnert uns an das, was im Buch Hesekiel, Kapitel 38, beschrieben wird. Hesekiel 38 enthält eine große Weissagung über Israel. Dort wird gesagt, dass Israel sich wieder aus allen Völkern der Erde gesammelt hat und sich erneut in Palästina versammelt. Es heißt ausdrücklich, dass dies auf den Bergen geschieht, die früher kahl waren, nun aber wieder mit Bäumen bepflanzt sind. Das ist interessant, wenn man sich das heutige Israel anschaut.
Israel lebt in dieser Zeit, wie es in Hesekiel 38 beschrieben wird, in vollkommenem Frieden und rechnet nicht mehr mit einem Krieg. Das bedeutet, es muss eine andere Zeit sein als heute, denn heute rechnet Israel sehr wohl mit einem Angriff. Plötzlich fallen dann die Feinde über Israel her. Dort werden Gog und Magog aus dem Land „Russa“ erwähnt.
Gesenius, der ein großes hebräisches Lexikon am Anfang des 20. Jahrhunderts verfasst hat und ein bedeutender Forscher der Sprachen des Alten Orients war, sagte, dass viele Leute immer wieder vermuten, das Wort „Russa“ hänge mit Russland zusammen. Doch hier kommen wir in die aktuelle Weltpolitik hinein, was ich unbedingt vermeiden möchte. Es entstehen oft falsche Assoziationen, und wir sollten diese Situation in Ruhe abwarten.
Lesen Sie Hesekiel 38 als ein Prophetenwort. Es beschreibt, wie der Kampf gegen Jerusalem beginnt und wie Jerusalem von den vereinten Weltvölkern belagert wird. Heute versteht man darunter besser die Vereinten Nationen. Wenn wir das auf die heutige Zeit beziehen, verstehen wir, dass alle Völker gegen Israel anmarschieren. Es fehlt nicht mehr viel, bis es so weit wäre.
Doch all das, was dort steht, passt nicht mit dem zusammen, was wir gegenwärtig erleben. Wir haben noch nicht das tausendjährige Reich, auch das Ende des Antichristen ist noch nicht gekommen. Wir wissen auch nicht, ob das, was wir derzeit erleben, die volle Entfaltung seiner Macht ist.
Lassen wir es doch kommen, was der Herr uns zeigen will. Daraus sollen wir für unseren Glauben lernen, und das genügt.
Das endgültige Gericht und die ewige Verdammnis
Wir können nicht in die Zukunft sehen und auch nicht unserem heutigen Platz entkommen. Am Ende wird der Teufel in den Pfuhl aus Feuer und Schwefel geworfen, wo auch der Antichrist bereits ist. Das ist die Hölle. Darüber spricht die Bibel danach nicht mehr.
Dann folgt das Weltgericht. Nun ereignet sich das, was schon immer da war: Jesus saß auf dem Thron, aber noch nicht in dieser Welt, sondern in der unsichtbaren Welt. Jetzt wird der Herr erscheinen. Jesus hat das in Matthäus 24 ausdrücklich angekündigt. Er beschreibt, wie es sein wird, wenn Sonne und Mond ihren Schein verlieren, wenn die Völker schreien und den sehen, in den sie gestochen haben – wenn Jesus kommt.
Die Menschen fliehen vor seinem Angesicht, weil sie nie an Jesus geglaubt und ihn ernst genommen haben. Sie wollen vor ihm davonlaufen, doch er wird da sein als der Herr, der Gericht hält über die Welt. Dann werden die Toten zum Gericht auferstehen.
Es ist immer so, dass diejenigen, die in Jesus Vergebung erlangt haben, nicht mehr vor Gericht kommen. Hier halte ich die Unterscheidung nach einem Gericht der Werke für nicht sinnvoll, das jetzt in neue Begrifflichkeiten zu zerlegen. Wir können es nicht klarer sagen: Wer an Jesus glaubt und Vergebung hat, kommt nicht mehr ins Gericht.
Wir wissen von der ersten und der zweiten Auferstehung. Auch das lässt sich in kein System pressen. Ich bin in diesen Dingen überhaupt ein Gegner von Systematisierungen, denn sie nützen uns nichts. Wir wollen das Wort hören und es heute zur Buße rufen lassen.
In der Bibel steht von den Büchern, in denen unsere Werke geschrieben sind: „Ach Herr, lösche doch aus in diesem Buch alles!“ Machen Sie abends nie die Augen zu, ohne dass Ihr Buch rein ist. Es ist furchtbar, was alles darin steht. Manche Menschen meinen, man könne vergessen und verdrängen. Doch alles belastet uns sehr, was wir hören.
Wenn Sie sich jetzt in sich selbst umsehen und fragen: Was ist in meinem Leben, das ich am liebsten verbergen möchte? Wenn alles, was wir heimlich reden, den anderen offenbar wäre – wie entblößt und beschämt wären wir dann! Darum ist es so wichtig, dass wir vor Gott alles ablegen. Sie werden merken, wie befreiend das ist, wie Sie aufatmen können und Ihr Leben neu wird – unter der herrlichen Vergebung Gottes heute. Das ist das Ziel all dieser Worte.
Es gibt ein Buch des Lebens. „Lass meinen Namen geschrieben sein“, heißt es beim David, im Bündel der Lebendigen. Später wird das noch einmal erwähnt, etwa in Lukas 10, wo Jesus sagt: „Freut euch, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind.“ Das ist wunderbar.
Nicht die Versäumnisse und die Schuld sollen bleiben, sondern getilgt werden. Wichtig ist auch, dass mein Name im Buch des Lebens geschrieben steht. Wenn jemand nicht im Buch des Lebens gefunden wird, wird er in den Pfuhl geworfen.
Hier gibt es große Theologen und Ausleger, die sagen, das sei keine ewige Verdammnis, sondern nur ein Läuterungsfeuer. Nach allem, was ich aus der Bibel weiß, ist es jedoch eine ewige Verdammnis. Ich möchte hier aber nicht darüber streiten. Es gibt wichtigere Punkte, als über diese Frage zu diskutieren.
Seien Sie sich Ihrer Meinung gewiss. Für mich ist es furchtbar, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen, ohne gerettet zu sein. Ich möchte nicht verworfen werden, sondern im Buch des Lebens stehen.
Es gibt Heilsgewissheit. Haben Sie diese Gewissheit? Wissen Sie, dass Ihr Name im Buch des Lebens geschrieben steht? Auch wenn Sie in Ihrem Leben vieles falsch gemacht haben, hat der Herr alles vergeben.
Warum nicht alte Dinge loslassen, nicht immer wieder hervorkramen, sondern fröhlich sein? Suchen Sie Aussprache, finden Sie Frieden und werden Sie gewiss in Ihrem Leben.
