Gnade sei mit uns und Friede von dem, der da ist, der da war und der da kommt. Amen.
Wir hören ein Wort aus den Osterberichten im Markus-Evangelium, Kapitel 16. Dort heißt es in Vers 14: „Zuletzt, als die Elf zu Tische saßen“ – also die elf Jünger ohne Judas – offenbarte er sich ihnen. Gleichzeitig tadelte er ihren Unglauben und die Härte ihres Herzens, weil sie denen nicht geglaubt hatten, die ihn auferstanden gesehen hatten.
Herr, lass dein Wort nicht leer an uns zurückkommen. Lass es bei uns wirken, so wie du es uns gegeben hast. Amen.
Eine unerwartete Begegnung und die Herausforderung des Glaubens
Im Jahr 1921 war ich als Zögling in einem Predigerseminar in Herborn, einer friedlichen Gegend in Nassau. Ich war dort noch ein halbes Jahr, ansonsten wäre man hier fest eingespannt gewesen.
Eines Tages hatten wir großen Spaß, als uns einer der Kommilitonen eine entzückende Geschichte erzählte. Er hatte eine Wanderung durch den Westerwald gemacht. Herborn liegt zwar am Südhang des Westerwaldes, und während seiner Wanderung kam er mit einem Bauern ins Gespräch.
Als der alte Westerwälder Bauer merkte, dass er es mit einem jungen Theologen zu tun hatte, sagte er ziemlich böse: „Ja, ist gut.“ Der junge Mann fragte: „Wieso, wieso haben wir es gut?“ Darauf antwortete der Bauer: „Auf der Universität lernt ihr zweiundfünfzig Predigten auswendig – für jeden Sonntag eine. Dann kommt ihr ins Predigerseminar, und dort lernt ihr noch, mit den Händen zu fuchteln.“
Die Vorstellung, dass man noch ein Jahr lang das Fuchteln mit den Händen lernt, fand ich amüsant. Der Bauer sagte weiter: „Und das genügt euch dann für euer ganzes Leben, damit kommt ihr aus.“
Manchmal habe ich den Verdacht, dass nicht nur der Westerwälder Bauer solche Vorstellungen vom Predigtamt hat. Die Pointe bei der Sache ist: Dieser Mann hat keine Ahnung. Das ist eine Katastrophe.
Sie müssen mal innehalten, nach vorne kommen – das geht nicht anders, oder? Wir fangen meistens um halb neun an. Nein, nein, Sie müssen noch ein bisschen vor, so hier herum. Kommen Sie, kommen Sie zu mir. Entschuldigen Sie, aber ich kann nicht stillstehen, wenn alle sitzen und zuhören. Das ist ein Fehler von mir, aber ich kann nicht anders.
Wir freuen uns, dass Sie da sind. Ich sage: Der Mann hat keine Ahnung vom Reichtum des Wortes Gottes.
Die unerschöpfliche Quelle der Osterbotschaft
Wir müssen nicht jedes Jahr am ersten Januar den Stapel von 52 Predigten umdrehen und von vorne mit derselben Litanei beginnen. Stattdessen dürfen wir für jeden Sonntag aus der unerschöpflichen Quelle des Wortes Gottes immer wieder ganz neu schöpfen.
Ich habe mir in diesen Tagen ausgerechnet, dass ich sicher weit über sechzig Osterpredigten gehalten habe. Über sechzig Osterpredigten! Da könnte man doch langsam denken, man sollte die alten Predigten beiseitelegen und sich nur noch auf neue Themen konzentrieren, oder? So ist es aber nicht. Vielmehr durfte ich über sechzig Mal erleben, wie man in den wenigen Ostergeschichten immer wieder Neues entdecken kann.
Ja, ich bin jetzt als alter Pfarrer glücklich darüber, dass ich, wenn die Karwoche beginnt, selbst gespannt bin, welche neuen Entdeckungen ich in den Ostergeschichten machen werde. Und nun muss ich sagen: Für heute Morgen habe ich einen Text entdeckt, den ich bisher nie beachtet habe. Eine Sache war mir völlig entgangen.
Ja, ich glaube, ich muss sogar, da wir heute Morgen so unter uns sind, erzählen, wie das war. Ich schlief nachts, und dann hat mein Geist wohl im Unterbewussten die Ostergeschichten bedacht. Plötzlich fuhr ich auf und sah: Da ist eine Sache, die ich überhaupt noch nie gesehen habe – die Sache mit dem Osterzorn.
Sehen Sie, wir haben über Osterhoffnung, Ostersonne, Osterfreude, Osterglück, Ostermenschen und Osterbotschaft gepredigt. Aber diesmal habe ich entdeckt, dass es auch einen Osterzorn gibt. Ich bin überzeugt, dass Ihnen dieser Osterzorn bisher ebenfalls entgangen ist.
Ich möchte Ihnen also diese meine Entdeckung zeigen. Ich habe eben meinem Freund, mit dem ich vorher zusammen gepredigt und gebetet habe, gesagt: „Heute Morgen schlafen sie alle ein, aber da kommen ein paar Menschen zum Glauben.“ So ist die Sache mit dem Osterzorn.
Also überschreibe ich das Thema mit „Der Osterzorn“. Und da habe ich, wie immer, drei Teile, auf die man sich verlassen kann. Erstens also die Geschichte vom Osterzorn.
Der Glanz und die Spannung der Ostergeschichten
Die Geschichte von Ostern, also die Ostergeschichten, die Auferstehungsberichte der Bibel, sind von einem unbeschreiblichen Glanz umgeben. Mich erinnern sie manchmal ein wenig verrückt an den Glanz, der über dem Bodensee liegt. Haben Sie schon einmal an einem Sommermorgen den Bodensee gesehen? Dort gibt es ein Licht, das man sonst nirgendwo auf der Welt so findet – ein silbriges Leuchten. So kommen mir die Ostergeschichten vor: Ein unbeschreiblicher Glanz liegt über ihnen.
Besinnen Sie sich einmal darauf. Sehen Sie, welche Freude über diesen Frauen liegt, wie sie aufgeregt in die noch gar nicht erwachte Stadt laufen. Sie wollen den Jüngern, die erschrocken irgendwo hinter verschlossenen Türen sitzen, sagen: „Er ist auferstanden, wir haben ihn gesehen.“ Welche wundervolle Spannung liegt über dieser Geschichte!
Kennen Sie die Geschichte von dem tollen Wettlauf der beiden Jünger? Von Johannes und Petrus, die im Wettlauf hinaus zur Stadt, zum Grab, laufen, um zu sehen, was dort geschehen ist. Natürlich kam der junge Johannes eher an als der ältere Petrus. Doch am Ende kam Petrus dann doch eher an. Über all dem liegt eine freudige Spannung.
Ach, die Osterberichte! Viele leuchtende Engel, himmlischer Glanz, herrliche Botschaft, jubelnde Freude – das sind die Ostergeschichten der Bibel. Ich hoffe nur, Sie haben sich aufgerafft und gestern vielleicht ein wenig für sich darin gelesen. Falls nicht, holen Sie es nach. Ostereier machen noch kein Osterfest, und auch das Auslassen nicht. Wissen Sie, der Glanz der Ostergeschichten macht Ostern aus.
Sehen Sie, diese Freude, dieser Jubel, dieser Glanz überträgt sich auch auf unsere Osterlieder im Gesangbuch. Wir haben eben zehnmal gesungen: „Oh herrlicher Tag, oh herrliche Stunde.“ Zehnmal haben wir es gesungen: „Erschienen ist der herrliche Tag, da niemand sich genug freuen mag. Christ, unser Herr, heute triumphiert, all sein Feind, der Gefangen führt.“
Oder dieser wundervolle Vers von Paul Gerhardt: „Er war ins Grab gesenkt, der Feind rief, großes Geschrei, ehe er es vermeint und denkt dies: Christus wieder frei!“ Und er ruft „Viktoria!“ Fröhlich schwingt er hier und da sein Fähnlein als ein Held, der Feld und Mut behält. Das ist doch herrlich, nicht wahr?
Die unerwartete Reaktion der Jünger und der Osterzorn
Und sehen Sie, in diese Freude, in diesen Glanz und in diesen Jubel hinein passt unsere heutige Textgeschichte einfach nicht. Sie ist wirklich wie eine Faust aufs Auge.
Da sitzen die Jünger beim Mittagessen. Meine Fantasie sagt mir, dass sie an diesem Tag gewaltig zugeschlagen haben. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie am Karfreitag, am Samstag und am Ostermorgen beim Frühstück keinen Bissen runterbekommen haben. Wer will denn essen, wenn er traurig ist?
Aber nun war Siegestag! Alles war gut geworden. Das waren echte Freuden, da ging es hoch her. Die Frauen konnten laufen und auftragen, und die elf Jünger griffen zu. Plötzlich steht Jesus mitten unter ihnen.
Es ist ja Jesu Art, nach seiner Auferstehung plötzlich zu erscheinen und ebenso plötzlich wieder zu verschwinden. Darf ich kurz sagen: Sehen Sie, wir leben in einer dreidimensionalen Welt. Wir wissen, dass es mehr Dimensionen gibt. Gott lebt in einer anderen Dimension, ganz nah, aber dennoch anders.
Mit der Auferstehung bekommt Jesus wieder Teil an der göttlichen Dimension. Er macht einen Schritt in unsere dreidimensionale Welt und wird sichtbar. Dann macht er einen Schritt hinaus und ist unseren Sinnen nicht mehr erreichbar. So steht er plötzlich mitten unter ihnen.
Ich kann mir vorstellen, wie die Jünger auffahren, ihn freudig begrüßen wollen – und dann bleibt ihnen der Bissen im Hals stecken. Plötzlich ist das schöne Festmahl vorbei, denn Jesus schallt ihren Unglauben und ihre Herzenshertigkeit, dass sie nicht geglaubt hatten, obwohl sie ihn gesehen hatten, auferstanden.
Jesus fing an zu schächten – das darf ein Pastor nicht mal, geschweige denn der Herr Jesus, geschweige denn an Ostern! Was ist das denn für eine Wirtschaft? Er fing plötzlich an zu schimpfen. So steht es hier.
Sie sagen vielleicht: "Schimpfen, schimpfen, schimpfen ist etwas anderes als schelten." Hören Sie, ich habe mir den Text genau angesehen, und ich war ernsthaft erschrocken, was da steht.
Der Herr Jesus hat nicht nur den Kopf geschüttelt und gesagt: "Was seid ihr für Trübetassen?" Hier steht im Griechischen das Wort Onaiditzao.
Das Wort Onaiditzao kommt kurz vorher in der Leidensgeschichte Jesu noch einmal vor. Es kommt ein paarmal in der Bibel vor: Onaiditzao. Wissen Sie, wo es vorkommt? Als Jesus am Kreuz hängt, heißt es: "Und es schmähten ihn auch die Schächer, die mit ihm gekreuzigt waren." Da steht Onaiditzao.
Wie der Schächer sagt: "Bist du Christus? Hilf dir selbst uns! Schwindler, steig runter vom Kreuz und hilf uns!" Da steht Onaiditzao.
Sehen Sie, ich bin Jugendpfarrer, und das ist ganz leicht von altem Mann. Ab und zu sage ich, wenn hier der ganze Saal voll junger Leute ist und keine Ruhe herrscht: "Also, ihr kennt meinen Männerzorn nicht, oder? Ich warne euch vor einem Männerzorn!" Das ist Onaiditzao – Männerzorn!
So, der Schächer verzweifelt, brüllt und schmäht – das ist Onaiditzao. Und dieses Wort steht hier. Jesus schallt sie wegen ihres Unglaubens und ihrer Herzenshertigkeit, weil sie nicht geglaubt hatten, denen, die ihn gesehen hatten, auferstanden.
Nicht wahr, meine Freunde, diese Szene passt nicht in die Freude der Ostergeschichten. Sie ist wie ein dunkler Fleck. Wenn ich von mir ausgehe, könnte man fast meinen, der Herr Jesus hat so viel durchgemacht, dass er im Moment die Nerven verliert. Das kann einem passieren.
Aber der Sohn Gottes verliert nicht die Nerven.
Der tiefere Grund für den Osterzorn
Ich hörte neulich eine nette Geschichte: Eine Firma feierte ein Jubiläum, und alle bereiteten sich voller Vorfreude auf das Fest vor. Plötzlich verbreitete sich das Gerücht, der Chef sei wütend. Sofort wurde die Stimmung gedämpft.
Ich möchte sagen: Hier ist der Chef wütend. Aber, liebe Freunde, der Herr Jesus ist kein launischer Chef. Er ist auch kein Mensch, der schnell die Nerven verliert.
Wenn der Sohn Gottes seine Zunge schärft, dann hat das einen Grund – einen tiefen Grund. Und sehen Sie, genau das hat mich bei der Predigt bewegt: Warum schärft Jesus seine Zunge? Was ist der Grund für seinen Zorn?
Das muss ich verstehen. Das muss ich wirklich verstehen.
Und jetzt beginnt es also – ich habe Angst, dass Sie entweder einschlafen oder hoffen, dass Sie zum Glauben kommen.
Die wahre Ursache des Zorns: Unglaube statt Versagen
Zweitens: der Grund für den Osterzorn, also der zweite Teil.
Sehen Sie, die Bibel ist ein wundervolles Buch, ein fantastisches Buch, aber auch ein seltsames Buch. Es kommt darin oft anders, als man denkt. Es gibt Menschen, die meinen, die Bibel sei langweilig. Wenn Sie das jemals denken, dann kann ich Ihnen sagen: Sie sind langweilig, aber die Bibel nicht. Es kann sein, dass unser langweiliger Geist gar nicht erfasst, was hier wirklich vor sich geht – das kann passieren. Aber die Bibel ist Gottes Wort, und darum sind meine Gedanken nicht eure Gedanken. Es läuft immer anders, als wir denken, auch hier.
Wir möchten das deutlich machen: Der Grund für den Osterzorn.
Sehen Sie, wenn ich Sie jetzt fragen würde – nehmen wir an, Sie sind ein Katechumen – und ich würde fragen: „Der Herr Jesus hat am Ostertag schrecklich geschimpft. Warum hat er wohl geschimpft?“ Dann würden Sie, wenn Sie überhaupt antworten, vermutlich schweigen. Wenn Sie mir antworten würden, dann würden Sie ganz sicher sagen: „Nun, das ist doch klar, der Herr Jesus hat seine Jünger angeschimpft wegen ihres ungeheuren Versagens am Karfreitag. Das muss ja mal verhandelt werden. Das war ja Schuld!“
Denken Sie in dem Augenblick daran, wie Jesus in der Nacht im Garten Gethsemane gefangen genommen wird. Die Jünger laufen einfach weg, um ihr eigenes Leben zu retten. Drei Jahre lang folgen sie dem Heiland, und plötzlich drehen sie ihm den Rücken zu, schnell, schnell, Gefahr im Verzug. Das passiert ja seit den letzten zweitausend Jahren beständig, nicht? Sie liefen weg. Und der einzige, der noch ein bisschen Mut hat, ist Petrus. Er geht hinter Jesus her, doch als es ernst wird, schwört er feierlich, nichts mit ihm zu tun zu haben. Er verrät ihn jämmerlich. Das war eine schreckliche Sache, und das muss zur Sprache kommen, nicht?
Und der Herr Jesus schimpft sie wegen ihres üblen Versagens. Dann erscheint die ganze Geschichte sehr einleuchtend, nicht wahr?
Aber sehen Sie, so haben wir falsch gedacht. Das ist merkwürdig: Der Herr Jesus schimpft seine Jünger nicht wegen ihres Versagens. Merkwürdigerweise nicht. Es gibt im Neuen Testament keine Geschichte, in der Jesus einen Sünder schilt. Sünde, Schuld, Versagen – ach, meine Freunde, das will er vergeben. Dafür ist er gestorben. Jesus schilt Sünder nicht. Hier sitzen Sünder, doch Jesus schilt sie nicht, sondern erlockt sie dazu, umzukehren. Er sagt: „Sünder, komm wie der verlorene Sohn und sag: ‚Ich habe gesündigt.‘“ Dann sind die Arme für dich offen.
So haben es die Jünger, Petrus und Johannes, im Kapitel 21 des Johannesevangeliums erlebt. Nein, der Herr Jesus schmäht seine Jünger nicht wegen ihres Versagens, nicht wegen ihrer Schuld. Warum? Was ist der Grund für seinen Zorn?
Meine Freunde, das ist schrecklich wichtig zu wissen, wenn wir selig werden wollen: Er schilt sie wegen ihres Unglaubens. Sie hatten nicht geglaubt, obwohl sie ihn gesehen hatten, wie er auferstanden war.
Meine Freunde, das ist die schlimme Sache, die sogar den Herrn Jesus zornig macht: unser Unglauben.
Ich möchte es mal ganz überspitzt sagen: Die Menschen gehen nicht verloren und kommen nicht in die Hölle wegen ihrer schrecklichen Sünden, sondern weil sie nicht glauben an den Sohn Gottes, der sie reinigen und mit Gott versöhnen kann. Das ewige Leben erhalten nur die, die den wahren Gott in der Gestalt Jesu Christi erkennen. Wer nicht glaubt an den Sohn des lebendigen Gottes, der kommt in den ewigen Tod.
So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen. Und die Jünger glaubten nicht. Nun waren sie verlorene Menschen und standen unter Gottes Zorn.
Bitte machen Sie sich klar, ich hoffe, einige von Ihnen verstehen, was das für Dinge sind. Natürlich ist jeder überzeugt: Christ sein heißt, gut zu sein, edel zu sein. Christ sein heißt, an den Sohn Gottes zu glauben. Und Sie können so edel sein wie Sokrates – wenn Sie nicht an den Sohn Gottes glauben, dann sind Sie unter Zorn, das steht hier.
Der Osterzorn ergeht über die Welt, weil die Welt Ostern feiert, ohne an den zu glauben, der auferstanden ist.
Der Sünder vergeht, der Gläubige lebt.
Die verschiedenen Facetten des Unglaubens der Jünger
Sehen Sie, die Jünger hatten einen tiefen Unglauben, darf ich so sagen – einen dicken Unglauben. Ich möchte Ihnen das kurz erläutern.
Erstens war es ein Unglaube gegenüber Gottes Wort. Die Jünger kannten das Alte Testament. Die Grundlage für die Auferstehung Jesu haben wir eben gehört. Wenn Jesus sein Leben als Schuldopfer gegeben hat, wird er ewig leben und die Macht über den Tod haben. Das wussten die Jünger. Auch Jesus selbst hatte ihnen gesagt, dass der Mensch leiden muss und am dritten Tag auferstehen wird. Trotzdem glaubten sie nicht dem Wort Gottes. Damit fing es an.
Ich sprach vor ein paar Tagen mit einem jungen Mann, der mir all seine Zweifel gegenüber der Bibel vorlegte. Er meinte, vielleicht gebe es nur sieben wahre Worte in der ganzen Bibel. Da sagte ich ihm: Die evangelische Kirche ist mit der Bibel angetreten – so steht es geschrieben. Luther hatte nichts als das Wort. Wenn aber die evangelische Kirche zu achtzig Prozent aus Menschen besteht, die die Bibel überhaupt nicht mehr lesen, und zu zwanzig Prozent aus solchen, die ihr nicht glauben, dann bleibt uns nur eins: Sie kehren zurück nach Rom, zum Papst, und glauben dann, was die römische Kirche ihnen vorgibt.
Es war sicher Unglaube, den die Jünger hatten – ein Misstrauen gegen Gottes Wort. Und es war ein weiteres Misstrauen gegen die Allmacht Gottes. Sie glaubten nicht, dass Jesus auferstanden sei. Sie glaubten nicht, dass Gott Tote erweckt. Nein, das glaubten sie nicht. Glauben Sie das etwa? Sie kennen Gott nicht. Mein Gott erweckt Tote, wie wir gestern sagten.
Zudem war da auch Unglaube gegenüber Jesu Kreuz. Sie sahen das Kreuz Jesu so, als wäre er gescheitert, als hätte er bankrott gemacht. Dabei hätten sie wissen können, dass Jesus das Lamm Gottes ist, das die Sünde der Welt hinwegträgt. Dann hätten sie verstanden, dass Gott diesen Opfertod Jesu durch die Auferstehung bestätigt hat. So war es ihnen gesagt, aber sie glaubten nicht.
Und nun kam der Zorn Jesu über sie. Sehen Sie, das ist der Grund der Osterzeit: das verstockte und ungläubige Herz.
Die befreiende Kraft des Glaubens trotz Osterzorn
Und nun möchte ich noch kurz ein Drittes sagen: Der Osterzorn. Wir hören die Geschichte vom Osterzorn, vom Grund des Osterzorns, und zum Schluss möchte ich Ihnen sagen, welche Freude aus dem Osterzorn für uns entsteht. Das klingt vielleicht wunderlich. Aber sehen Sie, ich habe diese Geschichte lange betrachtet – zuerst mit Schrecken.
Je länger ich den zornlichen Heiland betrachtete, desto fröhlicher wurde ich. Das klingt paradox, aber es ist so. Je länger ich den zornlichen Sohn Gottes im Geist ansah, desto fröhlicher wurde ich. Und ich will Ihnen sagen, warum.
Ich begriff an dieser Geschichte das Einzige, was der Heiland von mir fordert und fordern kann und will: Glauben. Und Glauben heißt Hingabe.
Meine Freunde, Christsein bedeutet keine großen Dinge, sondern nur eines: Hingabe, vertrauensvolle Hingabe an den auferstandenen Sohn Gottes. Das ist schwer und doch leicht. Schwer, weil die Jünger, als sie nicht glaubten, ihre Vernunft und ihren Verstand gegen Jesu Wort und Führung setzten. Und das ist unglaublich. Paulus sagt einmal: Wir nehmen gefangen die Vernunft und bringen sie in Gehorsam gegenüber Jesus Christus. Das ist Glauben – dass ich mich aufgebe und dem gehöre, der mich erkauft hat.
Es ist ganz einfach, es kann ein Kind verstehen. Und doch ist es eine ganz große Sache.
Lassen Sie mich ein ganz einfaches Beispiel gebrauchen – lachen Sie mich nicht aus. Als ich nach dem Krieg anfing, Auto zu fahren, hatte ich mir einen kleinen Opel P4 zugelegt. Als ich damit zum ersten Mal auftauchte, hatten wir Gottesdienst im Hotelvereinshaus in einem komischen Saal. Da sagte ein Freund, als er mich mit dem Wagen sah: "Jetzt müssen wir alle Bäume und Hausecken mit Gummipolstern versehen."
Da wurde ich wütend. Ich sagte: "Glaubst du nicht, dass ich fahren kann?" Er antwortete: "Na doch, doch, du kannst fahren, du hast ja einen Führerschein." Ich sagte: "Wenn du das glaubst, dann steig bitte ein." Er meinte: "Ach nein, lieber nicht."
Aber meine Frau stieg ein – sie lebt heute noch. Und das ist für mich ein Bild für Glauben.
Glauben heißt, bei Jesus einzusteigen. Die Welt kann mir tausendmal sagen, sein Wagen sei sehr, sehr brüchig, die Sache könne nicht gut gehen. Die ganze östliche Welt proklamiert, dass die Sache bald zu Ende ist. Sie wird sich täuschen.
Glauben heißt, dass ich bei ihm einsteige.
Sehen Sie, die meisten Leute glauben so wie der Freund: "Ja, ja, wir glauben schon, dass Jesus ein großer Heiland ist, aber einsteigen – lieber nicht." Das ist Unglauben, Kopfglauben, toter Glaube. Glauben heißt, in sein P4 einzusteigen – in der völligen Gewissheit, dass er mich ans Ziel bringt und ich nicht betrogen werde.
Oft passiert es mir, wenn ich Leute zum Evangelium rufe, dass sie sagen: "Ihr wollt uns dumm machen." Ich sage: "Ach nein! Glauben heißt, dass ich einsteige und weiß, ich werde nicht dumm gemacht, auch wenn er wunderlich mit mir fährt."
Dann gibt es Leute, die gern einsteigen wollen, aber sagen: "Ich passe nicht, wegen meiner Sünden." Steig ein! Er will das auch in Ordnung bringen, dafür ist er gestorben. Das erste Wort, wenn du einsteigst, ist: Dir sind deine Sünden vergeben.
Wenn du sagst: "Ich bin aber so unreligiös, ich habe keinen zuverlässigen Charakter. Wie kann ich es wagen, bei ihm einzusteigen?" Meine Freunde, ich bin schrecklich unreligiös. Sie merken es ja – ich habe für Weihrauch, Feierlichkeit und so einfach kein Organ und meine völlige Aridiosität.
Darum kann ich hier in diesem Saal predigen, nicht wahr? Sie brauchen nicht religiös zu sein. Steigen Sie ruhig ein!
Und wenn Sie sagen: "Ich kann ihm nichts versprechen." Gut, aber er verspricht dir: "Siehe, ich mache alles neu." Und wenn du sagst: "Meine vielen Probleme, Mensch, kannst du doch nicht einfach so lösen?" Er wird deine Probleme lösen. Hier stehe ich und bezeuge, dass es fantastisch ist, wie Jesus die Probleme unseres Lebens löst – im Moment, wo ich sie ihm wirklich hinlege und bei ihm eingestiegen bin.
Es ist viel verlangt, dass ich den festen Boden verlasse und bei Jesus einsteige. Und doch ist es so schrecklich einfach – ein Schritt.
Wem wollen Sie sich eigentlich anvertrauen, wenn nicht dem, der alles für Sie getan hat?
So steht Jesus mit seinem Osterzornenschild, und ich habe so eine Freude daran, weil er seine gewaltige Predigt hält: Herr Jesus, du willst nichts von mir als mein völliges Vertrauen. Ich will auf deinen Osterzorn antworten: Wem anders sollt ich mich ergeben, o König der Ehren? Opfere dir mein Gut und Leben, mein ganzes Herz ergießt sich dir. Spüre ich zu der Kreuzesbahn als Streiter und als Untertan.
Schlussgebet um Glauben und Erweckung
Wir wollen beten.
Ach Herr, wir können nicht einmal glauben, wenn unser Herz verhärtet ist. Nur dein guter Heiliger Geist kann unser hartes Herz erweichen. Er allein kann in unserer Dunkelheit Licht geben.
Hilf uns doch, dass wir wirklich deine Gläubigen werden. Amen.
