Herr, heute hast du uns wieder diesen wunderbaren Tag geschenkt. Wir freuen uns am Sonnenschein, an den grünen Bäumen, an der Natur und an all der Herrlichkeit der Welt. Noch viel wunderbarer ist deine Liebe.
Du möchtest uns heute Abend leiten und führen und uns auch wieder heraushelfen aus all den Schwierigkeiten, in die wir uns vorantreiben. Wenn wir deine Kraft erleben, dann können wir mutig weitergehen.
Hilf uns heute Abend, deinen Willen und deine Wege zu erkennen. Amen.
Freude am Alten Testament und die Einladung zur Bibelarbeit
Ich liebe das Alte Testament und freue mich immer wieder an diesen Geschichten. Ich habe mich entschieden, einige Gestalten des Alten Testaments näher zu betrachten. Es war interessant: Vorgestern rief Ulrich Bruckhaus an. Er ist der Leiter des Bruckhaus Verlages und fragte mich, ob ich nicht Lust hätte, einen Bibelkommentar zum ersten Buch Samuel zu schreiben.
Ich sagte, ich möchte Bedenkzeit haben. Doch bei der Vorbereitung für die Bibelarbeit heute Abend dachte ich, das wäre schön für die Wuppertaler Studienbibel. Ich glaube, ich kann dieser Versuchung nicht widerstehen. Denn die alttestamentlichen Geschichten sind etwas ganz Besonderes, und es gibt nur wenige Auslegungen dazu.
Karl Gutbrot hat ebenfalls eine geschrieben. Sie sollten das Alte Testament lieben und sich Zeit nehmen, viel darin zu lesen. Wenn wir in Israel unterwegs sind, gehört es immer dazu, das Alte Testament besser kennenzulernen. Abends setzen wir uns oft im Hotel zusammen und sagen: „Nehmen Sie Ihre Bibel mit, und jetzt gehen wir mal durch die Königsbücher.“
Dann schauen wir uns zum Beispiel den Mauerteil an. Dort steht genau, dass es in 2. Könige gebaut wurde. Das war zur Zeit Hiskias. Hier sehen wir noch die Jebusiter Stadtmauer in Jerusalem und so weiter. Es ist so schön, wenn man mit der Bibel unterwegs ist und merkt, wie alles wortwörtlich mit der Bibel zusammenhängt.
Einführung in die Geschichte Jonathans
Heute haben wir Jonathan. Prima, ja ja, sicher, und vor allem das Seitenlicht noch. Dann haben die da hinten noch den Knopf, den sie drücken können. Wir wollen nicht mal andere Birnen haben, vielleicht ist ein Elektrofachmann dabei, aber es gibt diesen sehr punktuellen Lichtschein. Das sind eigentlich Scharfensterlampen. Ob es noch etwas Besseres gibt, damit wir hier eine bessere Ausleuchtung haben, ist fraglich.
Man muss Jonathan nur ansehen. Es wäre interessant, hier vom Saul her zu sehen, aber das machen wir vielleicht später – das Leben Sauls mit seiner Erwähnung. Ich wollte einzelne Bibelgestalten nehmen und immer am Abend abschließen. Jonathans Leben nicht insgesamt verfolgen, sondern eine Episode aus seinem Leben.
Sie wissen, dass Jonathan der Sohn Sauls war, des ersten Königs Israels, und ein Freund von David. Es begab sich eines Tages, dass Jonathan, der Sohn Sauls, zu seinem Waffenträger sprach: „Komm, lass uns hinübergehen zu der Wache der Philister, die da drüben ist.“ Aber seinem Vater sagte er nichts.
Saul aber saß am Rande des Gebietes von Gibeah unter dem Granatapfelbaum, der in Migron steht. Das Alte Testament will uns keine Märchen erzählen. Es wird ganz exakt berichtet, so wie damals die Dinge waren. Der Baum muss ein markantes Zeichen in Migron gewesen sein. Die Leute, die bei Saul waren, zählten etwa sechshundert Mann.
Ahija, der Sohn Ahitubs, des Bruders Ikabods, des Sohnes Espinhas, des Sohnes Eli, des Priesters, des Herrn zu Silo, trug den Priester-Schurz. Das Volk wusste aber nicht, dass Jonathan weggegangen war.
Das ist, meiner Meinung nach, die letzte Spur, die wir in der Bibel von Silo haben. In Silo stand doch die Stiftshütte und der Eli. Es war erst der Sammel sechs beschrieben. Eli hatte doch die beiden Buben Hofni und Pineas, die bösen Buben. Der Ikabod wurde geboren, als Eli starb. Jetzt hat Ikabod hier schon wieder einen Sohn, der den Priesterdienst versieht.
Was aus der Stiftshütte wurde, weiß man nicht. Schade, dass man als Tourist nicht an Silo vorbeikommt, weil das im Palästinensergebiet auf der Westbank liegt. Es ist nur noch ein Acker. Von Silo blieb nichts mehr übrig nach dem Prophetenwort.
Historische und geographische Hintergründe der Erzählung
Es ist interessant: Man sieht ja sonst die Steine so deutlich und überall noch, während das andere ausgelöscht ist. Gott hat wirklich diese Stiftshütte untergehen lassen. Die Lade war ja gerettet worden, weil sie von den Philistern mitgenommen wurde, dann zurückkam und schließlich in der Nähe von Jerusalem stand. Wie hieß der Ort? Bibelkenner wissen es: Dort, wo jetzt die große Schnellstraße nach Jerusalem vorbeigeht, stehen links noch Erinnerungen an diese kleinen Kühe, die sie gezogen haben.
In Kirjat-Jearim, so heißt der Ort, stand die Lade – eine interessante alttestamentliche Geschichte. Es gab aber an dem engen Weg, wo Jonathan hinüberzugehen suchte zur Wache der Philister, zwei Felsklippen: die eine diesseits, die andere jenseits. Die eine hieß Hisbót-Sitz, die andere Senne.
Falls es Sie interessiert: Dort können Sie hingehen. Es ist etwa zehn Kilometer nördlich von Jerusalem, liegt aber im palästinensischen Gebiet. 1917 waren die Engländer im Kampf gegen die Türken. Ein englischer Offizier lag dort und sagte: „Halt mal, das kommt mir so bekannt vor.“ Er schlug in seiner Bibel die entsprechende Geschichte auf und las sie. Danach überwand er mit der gleichen Taktik die Türken, weil die beiden Felsklippen dort sind.
Das ist mir wichtig, weil immer so viele sagen: „Ist das wirklich so in der Bibel?“ Sie können bis zum heutigen Tag dorthin gehen und die Felsklippen sehen, die rechts und links dort sind. Sie müssen sie einmal erkannt haben. Ich war noch nie an dieser Stelle. Die eine Felsklippe stand im Norden gegenüber Michmas, die andere im Süden gegenüber Geber.
Jonathans mutiger Plan und sein Vertrauen auf Gott
Und Jonathan sprach zu seinem Waffenträger: „Komm, lass uns hinübergehen zu der Wache dieser Unbeschnittenen. Vielleicht wird der Herr etwas für uns tun, denn es ist dem Herrn nicht schwer, durch viel oder wenig zu helfen.“
Da antwortete ihm sein Waffenträger: „Tu alles, was in deinem Herzen ist. Geh nur hin! Siehe, ich bin mit dir, so wie dein Herz es will.“
Jonathan sprach: „Wenn wir zu den Männern hinübergehen und uns ihnen zeigen, werden sie dann zu uns sagen: ‚Steht still, bis wir zu euch herankommen‘? Dann müssen wir dort stehen bleiben und dürfen nicht zu ihnen hinaufgehen. Sie stehen oben auf der Felsklippe, und sie sind unten.
Werden sie aber sagen: ‚Kommt zu uns herauf‘? Wenn sie sich kaputtlachen würden – umgangssprachlich würden wir sagen: ‚Was wollt ihr denn, ihr Humbelmänner? Kommt rauf, machen wir Apfelbrei aus euch!‘ Oder wie sagt man das? Also mit euch werden wir schnell fertig. Also komm doch, vor euch haben wir keine Angst!“
So wollen wir zu ihnen hinaufsteigen, dann hat sie der Herr in unsere Hände gegeben.“
Ich hätte es gerade umgekehrt gesagt, nämlich: Wenn sie höhnisch lachen, dann wird es heikel, dann sind die da oben sicher. Aber sie haben gesagt: Wenn sie überheblich sind, dann erst recht.
Dann erst recht hoch! Das soll uns zum Zeichen sein.
Der Angriff auf die Philister und Gottes Eingreifen
Als sich nun beide der Wache der Philister zeigten, sprachen die Philister: „Siehe, die Hebräer sind aus den Löchern hervorgekommen, in die sie sich verkrochen hatten.“ Die Männer der Wache riefen Jonathan und seinen Waffenträger zu und sagten: „Kommt herauf zu uns, so wollen wir es euch schon lehren.“
Da sprach Jonathan zu seinem Waffenträger: „Steig mir nach, der Herr hat sie in die Hände Israels gegeben.“ Jonathan kletterte mit Händen und Füßen hinauf. Es muss ein schwieriger Weg gewesen sein, wenn man nur mit Händen dort hochkommen kann. Jonathan war jung und sportlich. Es muss also ein Weg sein, von dem keiner dachte, dass es ein Weg sei, aber dennoch kam man hinauf.
Jonathan und sein Waffenträger stiegen nach, und die Philister fielen vor Jonathan zu Boden. Sein Waffenträger tötete sie hinter ihm. So traf der erste Schlag Jonathan und seinen Waffenträger, die ungefähr zwanzig Mann töteten. Das geschah auf etwa einer halben Hufe Acker, die ein Joch Rinder pflügt. Es muss dort oben noch einen Absatz gegeben haben, auf dem sie sich sicher fühlten und sagten: „Von unten kommen wir ja doch nicht hoch.“
Es entstand ein Schrecken im Lager und auf dem freien Feld. Das ganze Kriegsvolk, die Wache und die streifenden Rotten erschraken. Die Erde erbebte, und so geschah ein Gottesschrecken.
Bedeutung der Erzählung und die Rolle Jonathans
Es ist immer schade, wenn man bei den Geschichten plötzlich abbricht, denn eigentlich gehören sie wirklich zusammen, auch das, was noch folgt. Trotzdem möchte ich noch einige grundsätzliche Dinge ansprechen.
Warum erzählt die Bibel plötzlich von Jonathan? Was interessiert sie an ihm? Damals lebten viele Menschen, und jeder von ihnen hat sicher viel erlebt. Ich treffe oft ältere Menschen, die sagen: Wenn ich mein Leben erzählen würde, gäbe das Romane, die kein Mensch lesen könnte. Jeder Mensch hat doch ein interessantes Leben zu erzählen. Warum wird hier aber gerade von Jonathan berichtet?
Die Bibel will uns immer etwas zeigen, das sich in unserem Leben ähnlich wiederholen kann. Das Geschriebene dient uns zur Lehre, aber auch zur Ermahnung. Was ist nun besonders wichtig an Jonathan? Er war ein Mann des Glaubens – das ist hier von Interesse.
Eigentlich ist in der Geschichte aber Saul das Thema. Im vorherigen Kapitel wird erzählt, dass Saul sich an Gott versündigt hat. Dieser Saul war ein so brauchbares Werkzeug Gottes, doch Gott zieht seine Hand von ihm zurück. Das ist schwer zu verstehen: Gott kann uns herausheben und uns Aufgaben geben, um dann wieder von uns zu weichen.
Diesen ersten Gedanken möchte ich Ihnen heute Abend besonders nahebringen.
Gottes Umgang mit Menschen und die Geschichte Sauls
Gott kann uns gebrauchen, Gott kann Werke und Dienste benützen, Gott kann Evangelisten segnen, und Gott kann auch Menschen wieder fallen lassen. Das ist unsere große Sorge: Ob Gott nicht seine Hand auch von unserem kirchlichen Leben abzieht.
Gott hat unser Land so reich gesegnet. Warum aber ist Gott damals von Saul gewichen? Sie kennen doch den Grund. Im Kapitel 13 wird erzählt, wie Saul damals von den Philistern in Gefahr gebracht wird. Die Philister kamen mit großen Massen Soldaten ins Land – Gespanne und Fußvolk, heißt es in Vers 5, Kapitel 13 – so zahlreich wie der Sand am Ufer des Meeres.
Als diese große Streitmacht der Philister heranzog, bekam Saul Angst, weil Samuel nicht kam. Daraufhin brachte er das Brandopfer dar. Es war eine fromme Tat. Das ist eigentlich erschütternd. Er wollte etwas für Gott tun, aber es war nicht im Sinne Gottes. Und Gott nimmt das sehr genau. Es geht nicht darum, wie wir heute oft sagen: „Ach, das ist doch gut gemeint gewesen.“ Gut gemeint war es von Saul, aber es war nicht in der Ordnung Gottes.
Es genügt nicht, wenn jemand sagt: „Ach, das ist für Gott schon richtig gemeint.“ Wir wollen darauf achten, dass wir Gott treu sind. Nur weil Saul ein Opfer für Gott brachte und nicht wartete, bis der Priester kam, hat er sich das Priesterrecht angemaßt. Später durfte David Priester sein, das wissen wir auch nicht genau, warum das so war. Saul war nicht Priester, David war König, Priester und Prophet. Deshalb nimmt Gott Saul das Königreich weg, und Gott redet nicht mehr mit ihm.
Viele Christen haben sich schon gefragt, ob hier das Wichtigste nicht wäre, dass Gott verstößt und verstockt. Da möchte ich ganz deutlich sagen: Auch die Geschichte von Saul ist eine Geschichte, die Gottes Vergebung rühmt. Denn auch über Saul war Vergebung möglich, nur hat er sie nicht gesucht.
Er hat ja später den furchtbaren Satz gesprochen: „Ehre mich vor dem Volk“, zum Samuel. Es war ihm nur wichtig, dass er vor den Soldaten nicht blamiert wird. Wie hat sich später David gedemütigt! Saul aber wollte vor dem Volk geehrt sein. Niemand sollte wissen, dass Gott von ihm gewichen war. Das geht nicht zusammen. Gott will nicht, dass wir vor den Menschen eine falsche Schau aufziehen.
Deshalb konnte Gott mit Saul nicht mehr reden. Und jetzt ist es großartig, wie die Bibel gleichzeitig erzählt: Gottes Segen hört deshalb nicht auf, sondern Gott handelt dann eben durch den Sohn Jonathan.
Die Bedeutung von Glauben und Gehorsam im Leben Jonathans
Das ist eine harte Sache: Seinen Segen einem zu entziehen und einem anderen zu geben. Wir sollten uns gar nichts darauf einbilden. Vor allem sollten wir immer wieder darauf achten, dass unser Verhältnis zu Gott in Ordnung ist und keine unvergebene Sünde unser Leben belastet.
Noch eine kleine Beobachtung aus dem Kapitel davor, Vers 22: Als der Tag des Kampfes kam, wurde kein Schwert noch Speer in der Hand des ganzen Volkes gefunden, das mit Saul und Jonathan war. Nur Saul und sein Sohn hatten Waffen. Das war die Anfangszeit der Eisenzeit, und zu dieser Zeit hatten nur Saul und Jonathan Waffen.
Die Philister hatten die Kunst der Metallverarbeitung erlernt. Das heißt: In den Richterbüchern steht, dass, wer eine Sense dengeln wollte, zu den Philistern hinuntergehen musste. Sie beherrschten das Schmiedehandwerk. Man erkennt das auch daran, wie genau diese Zeitabläufe in die Weltgeschichte passen.
Das war später auch der Grund, warum Goliath eine Eisenrüstung trug. Die Israeliten hatten noch keine Eisenverarbeitung. Sie staunten über die ganze Ausrüstung und die Waffen, die Goliath trug. Deshalb hatte Jonathan eine richtige Waffe, und Saul auch, aber die anderen hatten natürlich noch keine.
Es fehlte an Geld, und die Waffen waren auch schwer. Deshalb brauchte man extra Träger. Es war ein starker Mann, der Saul die Waffe trug, denn sie hatte ein enormes Gewicht. Aber das war die einzige Macht Israels.
Später gab es eine Waffe, bei der Israel immer unterlegen war: die Kampfwagen der Kanaaniter. Israel konnte nie richtig mit Pferden umgehen. Sie schauten immer neidisch auf die ägyptischen Pferde, wie man auch bei den Propheten sieht. Dort waren sie stets unterlegen. Aber damals, in dieser Zeit, waren es vor allem die Eisenwaffen, die ihnen so gefährlich wurden.
Nun wird erzählt, wie Saul mit seiner Rüstung verloren war. Wir sehen ihn später auch beim Kampf gegen Goliath, wie er mutlos in seinem Zelt sitzt. Er meint dann, er müsse dem jungen David die Rüstung anlegen, merkt aber gar nicht, dass es nicht die Rüstung ist – nicht die Ehrenrüstung, mit der man sich mit den Waffen der Welt schmückt.
Das wird im Alten Testament so praktisch erzählt: Es ist immer töricht, zu meinen, man müsse sich mit dem Neuesten und Größten der Welt ausstatten, um stark zu sein. Das braucht man nicht. Glaubende können das nehmen, was sie haben. David durfte nur die Schleuder und seinen Stein benutzen – und damit war er unüberwindlich, weil Gott mit ihm war.
Das ruft er auch aus: „Ich komme zu dir, du kommst zu mir mit Schwert, Speer und Schild, ja mit der Eisenrüstung. Ich komme zu dir im Namen des Herrn Zebaoth.“
Genau so ist es bei Jonathan. Hier wird uns ein glaubender Mann gezeigt, der erst vor dem Hintergrund des gefallenen Saul als ein wahrhaft Glaubender erkennbar wird.
Der Unterschied zwischen Saul und Jonathan im Vertrauen auf Gott
Ein Glaubender ist ein Mann, der mit Gott rechnet, ganz schlicht auf Gott baut und der braucht gar nichts mehr.
Während Saul sagte – siehe Kapitel 13 –, gehen Sie noch einmal zurück zu Kapitel 13, Vers 11. Dort fragt Samuel, der Prophet, den König Saul: „Warum hast du denn das Opfer gebracht?“ Saul antwortete: „Ich sah, dass das Volk von mir wegzulaufen begann.“ Er sagte, sie wurden immer weniger. Dann wollte er die Leute zusammenhalten.
Saul meinte also, er müsse mit der großen Zahl kämpfen. Bei Jonathan hingegen waren sie bloß zu zweit. Jonathan sagt: „Wir können für Gott den größten Sieg machen.“ Er meinte gar nicht, er bräuchte jetzt viele, sondern er rechnet einfach mit den wenigen und sagt: „So, lasst uns jetzt einfach kämpfen.“
Es ist gut, dass die Briefe noch laufen, denn sonst dürften sie bis heute Nacht nicht aus dem Haus raus, nur unterschreiben. Ist Ihnen das klar? Saul sagt, er möchte die Leute zusammenhalten, „wir sind ja bloß noch 600 oder so“. Jonathan sagt dagegen, die Zahl spielt bei Gott gar keine Rolle. Er ist einer, der wirklich mit Gott rechnet.
In Kapitel 14, Vers 1, „wagt er ein großes Abenteuer: Komm, lass uns hinübergehen zu der Wache der Philister.“ Saul aber saß am Rande des Gebietes von Gibeah.
Leute, die Gott nicht mehr brauchen kann, sitzen am Rand des Geschehens. Sie sind zwar irgendwo noch da, aber es ereignet sich nichts mehr. Es ist sehr oft merkwürdig, wenn man beobachtet, wie Gott Aufbrüche schenkt und die Menschen zum Glauben kommen, während die anderen gar nicht merken, was da geschieht.
Gott handelt mit denen, die es wagen. Andere sitzen eben unterm Granatapfelbaum. Saul hat noch seine sechshundert Leute, aber nichts geschieht. Hier und da kann Gott wirken, an anderen Stellen passiert nichts.
Die Bedeutung von Gemeinschaft und Mut im Glauben
Besonders schön wird hier erzählt, wie dieser Waffenträger mit Jonathan geht und ihm vertraut. Es ist wirklich wertvoll, einen Bruder an der Seite zu haben.
Das ist auch das Schöne am alttestamentlichen Erzählen: Biblische Grundwahrheiten werden uns aktuell und bildhaft vermittelt. Haben Sie jemanden, der Ihnen so zur Seite steht? Interessant ist, dass die beiden unverheiratet waren. Es handelte sich einfach um ein Freundschaftsverhältnis.
Es ist nicht nur schön, wenn man solche Gemeinschaft in der Ehe findet, aber nicht jeder findet sie dort oder ist überhaupt verheiratet. Trotzdem braucht man jemanden, mit dem man geistliche Bruderschaft erleben kann, jemanden, der einen stärkt – einen Waffenträger, der sagt: „Jawohl, das machen wir.“ Und dann gehen sie gemeinsam voran.
Allein hat Jonathan sich nichts zugetraut; er brauchte einen Bruder, der mit ihm geht. Dieses Grundgesetz finden wir immer wieder in der Bibel: Zum Beispiel bei Gideon, der seinen Diener Pura auf einem schwierigen Streifzug mitnahm. Oder Jesus, der seine Jünger zu zweit aussandte. Das ist eine große Ermutigung, dass wir bei schwierigen Aufträgen nicht allein bleiben müssen.
So hat Jonathan seinen Waffenträger bei sich, der mit ihm geht. Vor allem aber hat dieser Waffenträger den gleichen Mut. Es muss ein Mann des Glaubens sein, denn sonst hätte er sich nicht auf dieses Abenteuer einlassen können.
Jonathans außergewöhnlicher Glaube und seine Zuversicht
Aber jetzt gehen wir noch einen Schritt weiter. Der Glaube von Jonathan war schon außergewöhnlich, denn er traute Gott das Schwierigste zu. Es ist ja schon wagemutig, gegen diese gefährlichen Philister überhaupt anzugehen. Wenn man einen Terroranschlag planen würde, dann würde man sagen: Wir machen das aus dem Hinterhalt.
Aber Jonathan geht ihnen Auge in Auge entgegen und sagt, sie dürfen ihn sehen. Ich hätte gedacht, er macht das nachts und schleicht sich an. Stattdessen geht er so hin, dass man ihn sehen kann. Er sagt: Wenn sie mich sehen und denken, „Komm, mit dir werden wir fertig“, dann wissen wir, dass Gott auch das Unmögliche möglich macht.
Er lässt es also direkt auf die Spitze treiben und weiß: Wenn Gott mich in diese Aufgabe sendet, dann darf ich es tun. Man könnte fast sagen, das ist Gott herauszufordern. Ich kann mir vorstellen, dass Jonathan sich vor diesem Schritt in Gott versichert hat. Es steht nicht ausdrücklich da, wir können nur darüber rätseln, ob er auch im Gebet gefragt hat. Gott gefragt hat er jedenfalls. Er war ganz sicher: Das ist der Weg Gottes, ich möchte hier gehen.
Es heißt im Vers 6, dass es dem Herrn nicht schwerfällt, durch viel oder wenig zu helfen. Wenn es Gott nicht schwerfällt, durch viel oder wenig zu helfen, dann möchte ich viel, dann möchte ich etwas Großes erleben, dann möchte ich eine tolle Sache erleben.
Dieser Wagemut wird von Gott belohnt. Sein Vorwärtspreschen bei Jonathan wirkt fast anstößig, und doch können wir verfolgen, dass Gott durch solchen Glauben immer wieder geehrt wurde und gehandelt hat.
Es ist keine wilde kriegerische Geschichte, sondern es geht um die Befreiung des Gottesvolkes Israel. Die damals wirklich in Höhlen und Löchern Zuflucht suchen mussten und nicht einmal ihre Ernte einbringen konnten. Gott hat ihnen dieses Land gegeben, und bei Jonathan geht es darum, ob sich Gottes Verheißungen erfüllen.
Es sind nicht seine verrückten Ideen, die er hier hat. Es ist kein Eroberungskrieg, sondern: Herr, du hast dieses Land den Vätern Abraham, Isaak und Jakob versprochen. Jetzt sind wir hier und wollen wissen, ob du dein Volk auch befreist.
So wird in Kapitel 13 beschrieben, dass er es versucht hat, indem er ängstlich seine Leute zusammenhält. Doch Gott ist von ihm gewichen. Hier ist ein Einzelner mit seinem Freund, der sagt: „Aber Herr, ich traue dir, ich glaube dir“, und er kann Großes für Gott vollbringen.
Das möchte ich heute Abend an dieser Stelle einfach einmal groß machen, weil das für Sie ganz viel praktische Bedeutung hat.
Charakter und Gehorsam von Saul und Jonathan im Vergleich
Saul war befähigt, Saul war begabt, Saul war ein großer Mann, ein demütiger Mann. Er hatte ja noch Acker gepflügt, als er noch König war, also war er bescheiden.
Wir stellen auch fest, dass Saul äußerst korrekt war, besonders wenn es um den Gottesdienst ging. Er nahm das Fasten sehr ernst. Doch all das nützte ihm nichts. Hier zeigt sich bereits eine leise Kritik.
Denn Saul hatte später gesagt, dass niemand an diesem Tag etwas essen dürfe. Jonathan wusste nichts von diesem Gelübde des Königs. Als er einen wilden Wespenschwarm sah, aus dem Honig aus dem Baum floss, aß er diesen Honig.
Die Leute wurden beunruhigt und sagten, dass etwas nicht stimmte, der Segen Gottes sei gewichen. Jemand müsse das Gelübde gebrochen haben. Doch Jonathan antwortete: „Schock kann doch gar nicht sein, die Speise hat mich gestärkt.“
Wir sehen später, wie Sauls Strenge, mit der er darauf achtete, das Gelübde einzuhalten, unheimlich wirkte. Ich kann die ganze Geschichte heute Abend gar nicht vorlesen. Wichtig ist aber: Gott war das Gelübde gar nicht so wichtig. Gott geht es um Gehorsam – um richtigen Gehorsam.
Und genau hier war Jonathan unser Vorbild, mit seiner Treue, seinem Eifer, wie er Gott dient und ihm folgt.
Die Frage nach der Motivation hinter Jonathans Tat
Diese Tat, die Jonathan hier vollbringt, könnte auch eine rein fleischliche Tat sein. War es wirklich eine Handlung, die aus dem Geist Gottes kam? Besonders, da es sich um eine Schlägerei, eine kriegerische Auseinandersetzung handelt, sollten wir genauer fragen: War das vielleicht nur der Vagemut Jonathans? Vielleicht war er einfach ein junger Mann, der leicht losschlägt und manches Risiko eingeht?
Wir haben einen Vergleich mit David, wie er Goliath gegenübertritt. In dieser Situation taugt kein menschlicher Heldenmut mehr. Deshalb wird bei David später so schön beschrieben, wie das Herz der Männer ihnen in die Hosentasche rutscht, wie sie ganz verängstigt dasitzen und niemand mehr wagt, etwas zu unternehmen. Davids Bruder sagt sogar: „Du bist ja bloß übermütig, dass du hier ins Lager gekommen bist.“ Doch David antwortet: „Nein, wenn Gott gelästert wird, dann müssen wir uns erheben.“
Das war für David der entscheidende Punkt. Er wollte nicht seine eigenen Leidenschaften befriedigen, sondern einfach zeigen, dass man für Gott auch sein Leben riskieren muss. Genau dasselbe sehen wir hier bei Jonathan. Er bleibt von Gott abhängig. In Vers 10 sagt er: „Dann hat der Herr sie in unsere Hände gegeben.“ Er sagt nie: „Das schaffen wir.“ Stattdessen betont er, dass Gott sie in ihre Hände gibt. Ohne Gott würde er es nicht schaffen.
Jonathan ist sich immer bewusst, dass er es ohne Gottes Wunder nicht schafft. In Vers 15 heißt es dann: „Und es fiel auf sie ein Gottesschrecken.“ Was ist ein Gottesschrecken? Offenbar war es das Überraschende, dass die höhnenden Philister, die vorher so übermütig waren, plötzlich von Angst befallen wurden. Das ist das Wirken Gottes.
Ermutigung zum mutigen Glauben und Vertrauen auf Gott
Ich möchte Ihnen heute Abend eine große Ermutigung mit auf den Weg geben. Manchmal schrecken Sie vielleicht davor zurück, ein Bekenntnis abzulegen oder einen schwierigen Schritt zu tun. Doch wenn Sie in Gott fest werden, können Sie viel wagen und mutig Ihren Weg gehen.
Es ist wichtig, dass die Briefe weiterhin kursieren. Vielleicht sollten sie immer weitergegeben werden, sodass sie von einem zum nächsten gelangen. Wenn Sie den ersten Brief bereits geschrieben haben, geben Sie ihn weiter, damit der nächste folgen kann.
Sie können viel wagen und riskieren, wenn Sie Gott vertrauen und auf ihn bauen. Dann wirkt der Geist Gottes durch Sie.
Abschluss und praktische Anwendung der Geschichte Jonathans
Wir gehen jetzt noch einmal ans Ende dieses Kapitels. Ich möchte betonen, dass wir den gesamten Text hier nicht lesen müssen. Er soll Sie nur wieder dazu anregen, das Alte Testament zu lesen.
Vers 45: Das Volk sprach am Ende zu Saul. Interessant ist, dass das Volk dem König erklären muss, was geschehen ist. Saul selbst merkt es gar nicht mehr, obwohl er doch der Geweihte Gottes war. So weit war er plötzlich gefallen. So schnell kann Gott uns die Erkenntnis wegnehmen.
Das Volk sprach zu Saul: „Es soll kein Haar von seinem Haupt fallen, denn Gott hat heute durch ihn geholfen.“ Gott hat geholfen. Die Leute haben alle genau gemerkt, dass es nicht Jonathan war, sondern Gott. Das ist ein Zeichen. Die Leute sind sonst eigentlich oft blind für solche Dinge. Doch bei Jonathan haben sie genau erkannt, dass es ein Gotteswunder war – dass Gott gehandelt hat.
In Vers 21 wird erwähnt, dass auch Hebräer bei den Philistern waren. Ich habe das nicht mehr vollständig gelesen. Die Philister hatten durch ihre lange Besetzungspolitik viele Hebräer in ihren Reihen aufgenommen – ähnlich wie Deutsche, die bei der amerikanischen Armee arbeiten. Damals war es jedoch noch härter, denn die Hebräer wurden gezwungen, Hilfsdienste in der Armee zu leisten.
So hart war das Joch der Philister. Wir sehen daran, wie es damals war. Nun passiert etwas Überraschendes: Als Jonathan seinen Angriff startet, wird zuerst Saul aufmerksam. Er merkt, dass etwas vor sich geht, und sie eilen herbei. Dort erkennen sie, dass die Philister besiegt werden.
Erst dann greift Saul mit seinen Soldaten zu den Waffen. Noch etwas Wunderbares geschieht: Die Hebräer, die bei den Philistern Zwangsarbeit leisten mussten, bekommen plötzlich Mut. Sie greifen ebenfalls in das Schlachtgetümmel ein. Deshalb wurden die Philister so vernichtend geschlagen.
Leider geschah dies nicht so, wie Gott es wollte, dass Israel befreit wird. Das ist die nächste Sache, die in diesem Kapitel noch erzählt wird – warum es nicht so kam.
Doch was entscheidend war: Diese Hebräer, die in Zwangslage waren, wurden befreit. Das war das Ziel Sauls – dass Menschen wieder leben, so wie Gott sie bestimmt hat.
Heute ist es problematisch, dass diese alttestamentlichen Befreiungsgeschichten von Theologen oft im Sinne der Befreiungstheologie ausgelegt werden. Sie sehen darin einen Aufruf zum Kampf gegen ihre Regierungen. Dabei entsteht ein großes Missverständnis: Die Menschen meinen, sie könnten die Philister einfach mit ihren Regierungen gleichsetzen und sich selbst mit dem Volk Israel.
Dabei wird nicht beachtet, dass dies nicht der Vergleichspunkt ist. Wir leben an einem anderen Ort und in einer anderen Zeit. Das ist keine Anweisung für unser Befreiungshandeln. Vielmehr zeigt die Geschichte, dass Gott will, dass wir ihm leben.
Das ist der entscheidende Punkt: Wir sollen uns nicht in eine Welt voller Zwangsherrschaft begeben und schon gar nicht den weltlichen Ideologien verfallen, die uns knechten, so wie die Zwangsarbeit bei den Philistern.
Wir sind dazu da, allein Gott zu dienen. So wie Jonathan sagt: „Ich möchte mich nur vom Geist Gottes treiben lassen.“ Der Vergleichspunkt ist wichtig: „Ich will nur ihm dienen, seinem Kommando folgen und große Dinge für das Reich Gottes wagen.“
Das ist der Vergleichspunkt. Heute leben wir für das Reich Gottes und möchten sein Reich ausbreiten.
Wenn Frau Schaal vielleicht in acht Tagen im Gottesdienst ausgesandt wird, was ist sie, wenn sie nach Pakistan geht? Doch der Herr geht mit, und sie darf Großes wagen.
Die Philister flohen, und die Israeliten jagten ihnen hinterher, trieben sie in Angst davon. Wir sollten niemals die Macht der Welt fürchten. Christen sollten auch niemals, wenn sie in Persien leben, den Khomeini fürchten.
Wir sollten nur eines fürchten: von Gott abzufallen. Ganz drastisch gesagt: Für glaubende Menschen darf Angst keinen Platz haben.
Ich hätte über dieses Kapitel auch anders reden können. Vor etwa 15 Jahren habe ich in der Kirche darüber gepredigt und mich nur auf das Thema Angst konzentriert. Viele Menschen haben Angst. Glaubende brauchen keine Angst zu haben.
Schauen Sie auf Jonathan: Er ist fest in Gott, auch wenn er ganz allein ist. Er vertraut nicht auf seine äußere Macht oder seine Waffen. Er weiß: Gott löst das. Er muss nur standhaft bleiben, an der Linie des härtesten Widerstands weitergehen, darf nicht zurückschrecken und nicht kleinkläubig denken, alles sei verloren.
Ich glaube, diese Geschichte hat so viele praktische Parallelen. Deshalb wollte ich sie heute Abend mit Ihnen lesen.
Gott will Großes mit uns tun. Wie es in Vers 45 heißt: „Der Herr hat heute durch diesen Jonathan geholfen.“ Durch Menschen.
Ich denke, Gott sucht auch heute solche glaubenden Menschen. Sicher könnten wir bei jeder Aufgabe sagen: Menschlich betrachtet ist sie unlösbar, zu schwer. Aber wenn jemand von Gott berufen ist, kann er sie tun.
Dann wollen wir sie wagen. Ohne Glauben hat sie sowieso keinen Wert.
Ich glaube, das gilt für alle Dienste – egal ob jemand an einem fernen Ort in der Welt wirkt oder hier in unserem Land.
Ich hoffe, Sie haben Mut. Vielleicht öffnen Sie einmal unter Kollegen den Mund, sagen hier und da: „Da, wo Gott mich braucht, will ich wirken.“ Dass Sie Verantwortung übernehmen und sagen: „Ich gründe jetzt einen Hauskreis. Das ist mein Platz, das will ich wagen.“
Oder: „Ich sammle die Kinder in meiner Nachbarschaft und mache Kinderstunden.“ Was auch immer Sie tun: Wagen Sie es, den Mund aufzumachen.
Es fällt einem oft schwer, zum Beispiel beim Krankenbesuch. Man denkt: „Ich kann das doch nicht richtig.“ Aber Gott kann es. Gott legt uns die Worte in den Mund.
Das will ich von Jonathan lernen, der diesen Mut hatte. Es war nicht ein angeborenes Naturell, sondern Glauben. Gott will auch uns einen mutigen Glauben verleihen.
Jetzt habe ich wahrscheinlich alles gesagt. Es ist immer schwierig, bei großen Kapiteln, die nicht so geordnet sind, alles zu erfassen. Aber ich wollte zumindest ein paar praktische Punkte ansprechen.
