Begrüßung und Einführung in das Thema Hoffnung
Ganz herzlich begrüße ich Sie heute Abend zu unserem letzten Abend pro Christ 1995 in Frankenberg. Es ist ein Zeichen dafür, dass Sie jung geblieben sind und sich jung fühlen, dass Sie heute Abend hier sind. Sonst wären Sie wahrscheinlich auf dem Oldie-Abend in Battenberg.
Heute Abend geht es um das Thema Hoffnung. Emil Brunner, ein berühmter Theologe, hat einmal gesagt: Was der Sauerstoff für die Lunge bedeutet, das bedeutet die Hoffnung für die menschliche Existenz. Ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen, dass Sie heute Abend hoffnungsvoller aus dem Saal gehen, als Sie hereingekommen sind.
Der letzte Abend pro Christ ist auch eine Gelegenheit, sich bei allen zu bedanken, die dies hier ermöglicht haben. Das möchte ich ebenfalls tun. Stellvertretend nenne ich zunächst die Techniker. Ich habe ja schon gesagt, dass von Leipzig ab 19:55 Uhr das Liveprogramm startet. Dieses wird dann 36 Kilometer zum Kopernikus-Satelliten gesendet und anschließend wieder 36 Kilometer zurück zu unserer Satellitenschüssel. Unsere Techniker haben das alles möglich gemacht.
Man bekommt oft nur einen kleinen Ausschnitt davon mit, wie viel Arbeit das gekostet hat und was für ein Aufwand dahintersteckt. Dafür haben unsere Techniker einen kleinen Applaus verdient.
Ich möchte mich auch bei allen Live-Gruppen bedanken, die hier das örtliche Vorprogramm mitgestaltet haben. Heute Abend haben wir eine Live-Gruppe aus Frankenberg. Vielen Dank, dass ihr da seid. Sie singen jetzt ihr zweites Lied.
Das Schöne an manchen Problemen ist, dass sie sich von selbst lösen. So ein Problem hat zurzeit der Fahrer des Fahrzeugs KB eV 349: Er hat das Licht angelassen, aber das geht irgendwann von alleine aus.
Interview mit Simone Schüssler: Musik und Glaube
Simone Schüssler, wir haben ja jeden Abend so ein Interview, und heute Abend habe ich eine von den Sängerinnen dieser Musikgruppe aus Frankenberg zu Gast. Simone, du bist begeisterte und begeisternde Sängerin. Bist du eigentlich noch aufgeregt vor so einem Auftritt?
Das kannst du aber glauben, ich glaube das. Das wird immer bleiben.
Wie bist du denn zur Musik gekommen?
Als ich vor elf Jahren meinen Mann kennengelernt habe, der war in einer Band oder hatte schon mal Bandmusik gemacht. Er war der E-Gitarrist. Ja, und so bin ich eigentlich zur Musik gekommen. Er hat dann mal gefragt, ob ich nicht mitmachen möchte, und dann haben wir das mal versucht. Und da ist etwas daraus geworden.
Jetzt macht er ja ziemlich ungewöhnliche Texte. Oder ungewöhnlich in Bezug darauf, dass man selten im Radio oder Fernsehen hört, dass jemand von Gott singt oder Texte über Gott macht. Warum machst du das?
Also, Musik macht mir zum einen Spaß, es macht mir Freude, und es ist natürlich eine ganz tolle Möglichkeit, wenn man gerne Musik macht, das weiterzugeben, was einem wichtig ist. Und Jesus ist mir wichtig. Das ist eine tolle Möglichkeit, anderen Menschen von Jesus weiterzuerzählen.
Was hat denn für dich persönlich den Ausschlag gegeben, dich mit Jesus und dem Glauben zu beschäftigen?
Kurze Frage. Also, ich denke, es hat damit angefangen, dass ich meine Eltern habe, die an Gott, an Jesus Christus glauben, und sie haben uns im christlichen Glauben erzogen, uns das eigentlich vorgelebt. So habe ich mich als Kind eigentlich schon für Gott, für Jesus entschieden. Es gab natürlich auch eine Zeit, in der ich nichts mehr von ihm wissen wollte, gerade im Jugendalter waren andere Dinge für mich wichtig. Aber ich habe dann wieder zurückgefunden, also eigentlich schon als Kind.
Beruflich arbeitest du zurzeit als Mechanikermeisterin, Gruppenpädagogin, Krankenschwester und Managerin. Als Hausfrau. Und Mutter, genau. Füllt dich der Job aus?
Er füllt mich völlig aus.
Was ist denn für dich in der Erziehung so die größte Herausforderung?
Also für mich ist die größte Herausforderung einfach, Geduld zu haben, Geduld zu bewahren bei den Kindern, wenn sie anders reagieren, als ich es gerne hätte. Da einfach wirklich ruhig zu bleiben, darauf einzugehen und nicht gleich bei jedem kleinen Ding auszurasten.
Wie gehst du denn mit deinen Schwächen um, mit deiner Ungeduld, in Bezug oder in Verbindung mit deinem Glauben? Wie hilft er dir da?
Mir geht es eigentlich fast jeden Abend so, ich denke, es geht wahrscheinlich vielen Müttern so, wenn sie abends im Bett liegen und dann zur Ruhe kommen, dass sie über den ganzen Tag nachdenken und dann eben auch feststellen, wie oft man versagt hat. Ich muss sagen, ich bete dann zu Gott, zu Jesus, und ich gebe ihm das ab. Ich sage ihm: „Herr, ich möchte anders werden, du musst mir dabei helfen.“ Und er hilft. Es wird immer besser, hoffe ich.
Wir müssten mal deine Kinder fragen, aber ich glaube das auch.
Was bedeutet denn für dich Familie?
Also Familie ist für mich sehr wichtig, das ist alles.
Du hast sie im letzten Lied von der Hoffnung gesungen. Das Thema habe ich schon gesagt, heute Abend wird Hoffnung sein, in der Predigt von Ulrich Parzany. Was bedeutet für dich die Hoffnung?
Ja, Hoffnung – die Hoffnung, dass wenn ich einmal sterben werde, ich bei Jesus bin und mit ihm zusammenleben werde. Das ist meine Hoffnung, die ich habe.
Jetzt möchte ich gern einen Satz anfangen, und du machst ihn dann zu Ende.
Meinen Kindern wünsche ich vor allem Frieden, Freude und dass sie mit dem Herrn leben, dass sie ihn kennenlernen und mit ihm leben.
Wenn mich jemand nach meiner Stärke fragt?
Das muss er selbst herausfinden.
Wenn meine Kinder mal mit schlechten Noten nach Hause kommen sollten?
Ja, also ich kann mir das nicht vorstellen.
Nein?
Ich will eigentlich eine Freundin sein, also ich hoffe, dass ich das dann auch sehe.
Und wenn deine Kinder mal deine Zeugnisse lesen?
Das ist schlecht.
Wenn es mal nicht so gut läuft, dann brauche ich vor allem meinen Mann und Gott.
Morgens am Spiegel denke ich oft: Ich würde am liebsten wieder ins Bett gehen.
Wenn ich ein Angebot einer ganz berühmten Popgruppe bekomme, dann ehrt mich das ungemein, aber ich glaube nicht daran.
Simone, ich möchte mich ganz herzlich bedanken für das Interview. Und jetzt hören wir noch ein kurzes Instrumentalstück.
Dankgebet und Übergang zur Predigt
Jesus, du bist der Herr der Welt. Du regierst durch Überzeugung, nicht durch Gewalt. Du vergibst uns unsere Schuld und rufst zur Versöhnung auf.
Dein Geist ist in diesen Tagen unter uns und hat uns die Angst genommen. Wir danken dir für deine Liebe zu uns Menschen und für den Segen, den du pro Christ 95 geschenkt hast.
Herr, wir bitten dich: Lass uns Werkzeuge deines Friedens in unserer zerstrittenen Welt sein. Lass uns Glaubenszeugen werden, die gegen Resignation und Gleichgültigkeit stehen.
Herr, hier sind wir. Sende uns! Amen!
Die Herausforderung, trotz widriger Umstände zu hoffen
Letzten Sonntagabend dachte ich: „Meine Güte, bei diesem strahlenden Wetter, wie man es eigentlich nur in Meran erwartet – so hatten wir es hier in Leipzig – da kommt doch keiner. Die sind doch alle spazieren und genießen diesen wunderbaren Frühling.“
Heute, als den ganzen Tag geregnet und gestürmt hat, habe ich gedacht: „Heute geht doch keiner aus dem Haus. Wer geht heute schon freiwillig raus?“ Herzlichen Dank, dass Sie gekommen sind, und Gott sei Dank, dass Sie hier sind.
Dann dachte ich weiter: „Wir haben ja auch wirklich nicht nur eine Botschaft zu verkünden, die für schönes Wetter gedacht ist. Wenn sie sich nicht bei Wind und Sturm bewährt, taugt sie ja nichts.“ Also ist der Zusammenhang auch in Ordnung, wenn es ein bisschen Eisheilige gibt und stürmt.
Ich hoffe nur, dass die Zelte – manche sind ja in solchen Zelten – gut festgehalten werden, damit sie nicht wegfliegen. Halten Sie sie gut fest und stellen Sie immer den Fuß auf die Heringe. Und wenn sie doch wegfliegen, nehmen Sie wenigstens die Leinwand, den Receiver und den Projektor mit.
Die Hoffnung als Kraftquelle gegen Angst und Resignation
Die Hoffnung macht uns Beine
Ist es eigentlich wahr, dass es nicht viel häufiger so ist, dass die Drohung uns Beine macht? Wenn man das so als Redewendung nimmt, „Soll ich dir Beine machen?“ oder „Ich werde dir Beine machen!“, dann ist das doch eher eine Drohung.
Wenn jemand Angst bekommt, dann macht er sich endlich auf den Weg. Das ist ja auch begründet. Experten sprechen davon, dass wir auf eine Klimakatastrophe zusteuern. Man kann in der Zeitung auf der ersten und zweiten Seite lesen – und nicht nur die Comics –, dass wir das Armutsproblem zwischen Nord und Süd überhaupt nicht in den Griff bekommen. Weltweit werden die Probleme immer größer.
Dann dachten wir, mit dem Ost-West-Konflikt hätten wir endlich eine Krisen- und Kriegsgefahr gebannt? Denkste! Vor unserer Haustür brechen Kriege aus, die überhaupt nicht kontrollierbar scheinen. Niemand weiß genau, wann sie sich wie ein Flächenbrand ausbreiten.
Viele Menschen kümmern sich gar nicht darum. Sie schauen nur auf ihr kleines privates Glück und lassen die Welt zum Teufel gehen. Manche verantwortungsbewusste Menschen denken, es müsste vielleicht doch mehr Angst vor den realen Gefahren geben – eine Angst, die uns Beine macht.
Auf der anderen Seite denke ich, Angst ist eigentlich ein schlechter Ratgeber. Angst bewirkt in der Regel zwei Dinge: Entweder treibt sie einen in Panik. Und Sie wissen ja, wie das ist in der Panik: Da wollen alle das Richtige, sie wollen aus dem brennenden Haus raus, ihr Leben retten, und dabei trampeln sie sich in bester Absicht tot.
Oder die Angst lähmt einen so sehr, dass man wie das Kaninchen auf die Schlange starrt. Man ist unfähig, überhaupt einen Schritt zu tun oder vernünftige Handgriffe auszuführen. Geschweige denn, mit kühlem Kopf darüber nachzudenken, was denn jetzt erstens, zweitens und drittens zu tun wäre, um die Probleme zu lösen.
Also, ich bin da skeptisch. Angst ist ein schlechter Ratgeber. Also doch: Die Hoffnung macht Beine.
Die Geschichte der Emmausjünger als Beispiel für Hoffnung trotz Enttäuschung
Die Bibel erzählt uns die Geschichte von zwei Männern und ihrer großen Enttäuschung. Sie hatten drei Jahre ihres Lebens in diese Zeit investiert. Sie waren Jesus begegnet, hatten ihn reden hören und bei ihm gespürt, dass das, was er sagte, und das, was er tat, vollkommen zusammenpasste.
Nicht nur das: Das, was Jesus sagte, hatte Kraft – eine heilende, aufrichtende und schöpferische Kraft. Sie spürten, hier ist Gott uns begegnet. Deshalb haben sie etwas ganz Praktisches getan: Sie sagten, sie möchten ihren Alltag an diesem Jesus ausrichten. Sie gingen mit ihm, folgten ihm nach. Sie machten wunderbare Erfahrungen.
Es gab Höhen und Tiefen. Sie staunten, denn es wurden unbequeme Dinge gesagt, aber auch helfende. Jesus speiste Hungrige und richtete Menschen auf, die niemand mehr beachtete. Doch am Ende konnte er sich nicht durchsetzen. Er geriet richtig unter die Räder, und sie dachten: Das kann doch nicht wahr sein!
Sie hatten geglaubt, er wäre die Lösung, die Schlüsselfigur. Aber er konnte sich nicht durchsetzen. Die Gewalthaber machten kurzen Prozess mit ihm. Das Recht wurde gebeugt, er wurde verhaftet und gefoltert. Dann nagelten sie ihn brutal an zwei grob gezimmerte Balken – so, wie die Römer es damals mit vielen machten, die sie nicht nur töten, sondern auch schänden wollten. Öffentlich beleidigten sie ihn und ließen ihn ersticken und verbluten.
Bis zum letzten Augenblick hofften diese beiden jungen Männer zusammen mit vielen anderen, dass Jesus sich noch zeigen und durchsetzen würde. Sie hofften, dass die Kraft der Gerechtigkeit, der Liebe und Barmherzigkeit doch stärker sei als die brutale Grausamkeit dieser Welt. Doch ihre Hoffnungen wurden im wahrsten Sinne des Wortes durchkreuzt.
Als Jesus an diesem Kreuz starb, starben auch die Hoffnungen dieser beiden jungen Männer mit. Sie tauchten unter in der Altstadt von Jerusalem, damit die Polizei sie nicht fand. Es war klar, sie waren die nächsten, die verfolgt werden würden, denn sie waren Sympathisanten Jesu.
Am übernächsten Tag machten sie sich auf den Weg. Sie sagten: Hier müssen wir raus aus diesem Hexenkessel. Morgens waren Frauen aus dem Freundeskreis gekommen, die am Friedhof gewesen waren, wo Jesus begraben lag. Sie berichteten, dass das Grab leer sei und Jesus lebe. Doch die beiden hielten sich die Ohren zu und dachten: Jetzt drehen sie durch, jetzt muss man hier verschwinden.
Sie taten, was man oft tut, wenn man Abstand braucht. Sie hatten Bekannte in einem Dorf, zwei Stunden Fußweg entfernt, und sagten: Irgendwas Handfestes müssten wir jetzt machen, damit wir wieder zu Verstand kommen, frische Luft schnappen und die Realität sehen.
Sie waren total frustriert und auf dem Weg. Damals konnten sie nur zu Fuß gehen. Unterwegs redeten sie – so, wie Psychologen es auch empfehlen würden. Sie mussten raus, die alten Geschichten durchsprechen: „Weißt du noch, wie wir damals dachten, dass Jesus die Lösung ist?“ Sie erzählten sich alles noch einmal und waren so in der Geschichte gefangen, dass sie nicht merkten, dass schon seit einiger Zeit ein Dritter mit ihnen lief.
Sie kannten ihn nicht, doch plötzlich mischte er sich ein und fragte: „Wovon redet ihr?“ Diese Geschichte können Sie im Neuen Testament im Lukas-Evangelium Kapitel 24 nachlesen.
Als er das fragte, blieben sie traurig stehen. Die Enttäuschung und Traurigkeit ihrer zerbrochenen Hoffnung lastete wie Blei auf ihren Beinen und nagelte sie fest auf den Fleck. Sie sahen ihn mit großen Augen an und sagten: „Bist du eigentlich der Einzige, der hier herumläuft und nicht weiß, was passiert ist?“
„Was denn?“, fragte er.
„Ja, das mit Jesus! Wir dachten, er hätte die Lösung. Wir dachten, er wäre die Schlüsselfigur, die Israel in Freiheit und Gerechtigkeit führen würde. Er würde die Probleme lösen, die uns drücken. Aber die Regierung hat ihn hingerichtet, sie haben ihn vor Gericht gebracht.“
„Ja, ja“, sagte der andere, „und heute Morgen kommen noch die Ammenmärchen, er sei auferstanden. Da sind wir gegangen.“
Der Dritte schaute sie an. Die Bibel erzählt, dass der auferstandene Jesus bei diesen beiden verzweifelten, hoffnungslosen Männern war, doch sie erkannten ihn nicht. Ihre Augen waren irgendwie gehalten, sie konnten ihn nicht erkennen.
Plötzlich wurde dieser unbekannte Dritte drastisch, unhöflich und grob – so, wie man es von Jesus nicht erwartet. Man denkt ja oft, Jesus sei immer süß und lieb. Doch lesen Sie mal im Original nach: In der Bibel spricht Jesus manchmal Tacheles in einem Stil, den kein Pfarrer auf der Kanzel wagen würde.
Er sagte: „Ihr Dummköpfe mit verhärtetem Herzen, kapiert ihr nicht, was Gott durch die Propheten gesagt hat? Warum schenkt ihr dem kein Vertrauen? Musste nicht der Christus – die Bezeichnung für die Schlüsselfigur Gottes, mit der er die Probleme der Welt lösen will – dies erleiden und so zu seiner Herrlichkeit gelangen?“
Dann begann er bei Mose und den Propheten, also machte er mit ihnen sozusagen einen Bibelkurs. Er sprach mit ihnen über den Teil der Bibel, den wir heute das Alte Testament nennen, und fragte: „Habt ihr das denn nicht gesehen? Das ist doch immer die Linie in der Geschichte Gottes mit der Welt gewesen.“
Gott hat geredet, er hat sich klein gemacht, er ist heruntergekommen – der allmächtige Gott beugt sich unter die Lasten, die uns erdrücken. Er geht ins Leiden. So ist dieser Christus, so ist die Schlüsselfigur Gottes angetreten: Er geht unter die Lasten, um sie anzuheben und wegzutragen, damit sie uns nicht mehr kaputtmachen können. Und so ist er zum Ziel gekommen.
Musste es nicht so sein? Gibt es hier nicht eine von Gott her zwingende Notwendigkeit?
So redet Jesus mit ihnen und erklärt es ihnen. Ich kann das jetzt gar nicht im Detail nachvollziehen, denn in der Geschichte wird es nur zusammenfassend erwähnt – ein Bibelkurs von Jesus selbst auf faszinierende Weise.
Ich finde das toll an dieser Geschichte. Das ist ja die Chance dieses Abends: Die beiden kennen ihn gar nicht, sie haben Zweifel, sie sind enttäuscht. Jesus war ein Flop, sagen sie. Drei Jahre vergeblich investiert, sie fühlen sich verblendet und herumgeführt. Sie sind richtig sauer, aggressiv – natürlich auch gegen Jesus.
Und doch ist er unerkannt mit ihnen unterwegs. Ich denke, das ist das Geheimnis dieses Abends: Der lebendige, auferstandene Jesus ist schon mit uns unterwegs.
Sie sind mit ihren Zweifeln, Fragen und ihrem Frust gekommen. Vielleicht sagten sie: „Ach, mit eurem Jesus und dem frommen Kram – ob der es bringt?“ Gut, dass man so sein kann und dass Jesus dabei ist, dass er alles mit anhört und sich dann einmischt.
Er stellt Fragen, um das herauszukitzeln, was an Frust, Zweifel, Not und Unverständnis in uns steckt. Dann mischt er sich ein und gibt Wegweisung.
Musste nicht die Schlüsselfigur Gottes, dieser Christus, diesen Weg durch Leiden und Sterben gehen? Der allmächtige Gott beugt sich unter die Last unserer Schuld.
Das, was wir zerbrochen haben, den Bruch, den wir gebaut haben, das, was wir einander und uns selbst zumuten, trägt er mit in sein Grab, damit wir frei werden können.
Die Begegnung im Haus von Emmaus: Erkennen und Hoffnung
Am späten Nachmittag in Israel wird es gegen sieben Uhr relativ schnell dunkel. Die beiden Wanderer haben inzwischen das Dorf Emmaus erreicht, ihr Ziel. Jesus, der von ihnen noch nicht erkannt wird, grüßt und will weitergehen. Doch als er merkt, dass sie dort zu Hause sind, hält er inne.
Die beiden bitten ihn: „Ach du, bleib doch bei uns, es ist schon fast Abend.“ Damals gab es keine Straßenbeleuchtung, und die Nacht war dunkel. Im Wald lauerten Räuber, und das war alles sehr gefährlich. Im Orient ist Gastfreundschaft heilig – eine Eigenschaft, von der wir in Deutschland uns ruhig eine Scheibe abschneiden könnten.
Sie sagen also: „Komm, bleib doch hier!“, zunächst zögerlich, dann immer eindringlicher: „Bleib bei uns über Nacht, es will Abend werden.“ Schließlich lässt Jesus sich darauf ein und bleibt. Das Haus wird in der Bibel nicht näher beschrieben, die Schilderung ist sehr knapp.
Zum Abendessen sitzen sie vermutlich auf einer Bastmatte auf dem Boden, wie es in einfachen ländlichen Häusern üblich war. Man sitzt im Schneidersitz davor. Es gibt etwas Joghurt und Brot – im Orient isst man oft diese schönen Brotfladen, die man auch vom Döner kennt. Sie sind praktisch, viel besser als normale Brotscheiben. Man halbiert die Fladen und füllt sie mit allerlei Köstlichkeiten, die der Magen verträgt.
So sieht es auch hier aus: Einige Brotfladen liegen auf dem Tisch, dazu gibt es eine Art Joghurt oder Dickmilch, wie man sie auf dem Land isst. Dann passiert es: Zu dritt sitzen sie da, und Jesus greift nach einem der Brote. Er hält es in der Hand und spricht das Segensgebet darüber, so wie es der Hausvater in jüdischen Häusern üblich war – ein Dank- und Segensgebet.
Dann zerbricht er den Brotfladen und reicht die Teile den beiden. Obwohl er der Gast ist, übernimmt er die Rolle des Gastgebers, des Hausvaters. Und da heißt es in der Bibel: „In dem Augenblick fiel es ihnen wie Schuppen von den Augen, ihre Augen wurden geöffnet, und sie erkannten ihn – Jesus.“
Das war es, was Jesus in den drei Jahren ihres gemeinsamen Lebens immer wieder getan hatte. Diese Geste war eine Demonstration seiner Liebe Gottes, die er mehr lebte und zeigte, als er sie nur mit Worten ausdrückte.
Bis zum letzten Abend vor seiner Hinrichtung verteilte er das Brot als Gastgeber. Dabei gab er dem Brot eine ganz besondere Bedeutung. Als er es reichte, sagte er: „Das ist mein Leib, das bin ich. Ich gebe mich euch. Ich bin das Brot des Lebens.“ Diese Nahrung gibt dem Leben Ewigkeit, Hoffnung und Liebe.
In dem Moment, als er so handelte, wie er es so oft getan hatte, gingen ihnen die Augen auf. Sie erkannten: Jesus lebt. Danach trat der auferstandene Jesus in die unsichtbare Wirklichkeit Gottes zurück.
Die Unsichtbarkeit Gottes und die Kraft des Glaubens
Ich bitte Sie zu bedenken: Alles, was sichtbar ist, stirbt. Alles, was vergänglich ist, können wir mit unseren leiblichen Augen sehen. Gott, der Schöpfer, ist nicht vergänglich. Er ist nicht eingesperrt in diese Todeszelle der Vergänglichkeit und somit auch nicht im Gefängnis der Sichtbarkeit.
Deshalb können unsere natürlichen Sinnesorgane seine Wirklichkeit nicht erfassen. Unsere Instrumente sind dafür zu klein. Seine Wirklichkeit umgibt uns, übersteigt das Universum und durchdringt jedes Molekül. Doch unsere Wahrnehmungsfähigkeit ist dieser Wirklichkeit nicht gewachsen.
Der Auferstandene, den Gott in diese Wirklichkeit des Schöpfers verwandelt hat, tritt in die Unsichtbarkeit zurück. Sie sehen ihn nicht mehr. Sie schauen sich an, und dann sagt der eine zum anderen: „Du, das war doch wie Feuer unterwegs, als er mit uns auf dem Weg sprach und uns die Bibel öffnete und erklärte.“ Es hat in uns gebrannt.
Was hat er gemeint? War das das Feuer der Hoffnung, das in der Asche der Resignation angezündet wurde? Oder war es auch das Feuer, das brennt und weh tut, wenn die Wahrheit in ein Leben hineinkommt und plötzlich Dinge berührt, die nicht in Ordnung sind? Es brannte, sagten sie. Sie merkten jedenfalls, dass da eine Wirklichkeit war, die viel mehr war als das menschliche Wort, das sie hörten.
Vielleicht ist es Ihnen so ergangen in diesen Tagen, über Tage, beim Nachdenken, beim Gespräch, beim Hören der Lieder. Das, was wir zu sagen versuchten, weil es immer wieder so passiert: Jesus hat es versprochen, dass er menschliche Worte benutzt, um sie zu seinen Worten zu machen und in die Gewissen der Menschen hineinzulegen. So spüren die Menschen plötzlich: Da brennt etwas. Das ist nicht Pazani, das ist nicht Tos, das ist nicht irgendeiner, der da spricht. Es geht jetzt um mehr.
Gott redet mich an, entzündet ein Feuer – ein Feuer der Hoffnung. Und das beunruhigt, das schmerzt an einigen Punkten. Da denkt man, es berührt Dinge, die es verbrennen will, weil sie eigentlich nicht zu Gott passen und auch nicht zu einem gelingenden Leben. Wenn Feuer hineinkommt, verbrennt man sich auch daran. Es ist nicht nur wohlig warm.
Brennte nicht unser Herz? Sie konnten es nicht erklären. Vielleicht ist das Ihre Situation: eine Unruhe in Ihnen, eine Spannung, eine Unsicherheit, die Sie sich nicht erklären konnten. Das war so. Sie wussten nicht, wie Sie das einordnen sollten. Diese Erfahrung war Ihnen neu.
Im Rückblick sehen Sie: Brennte nicht unser Herz, als er mit uns unterwegs auf dem Weg des Zweifels redete?
Die Entscheidung der Emmausjünger und die Bedeutung der Hoffnung
Und dann heißt es: Sie springen auf, sofort standen sie auf und gehen zurück nach Jerusalem.
Ich möchte in der Vorstellung diese beiden Männer festhalten und sagen: Stopp mal, was ist denn nun los? Vorhin habt ihr diesem Begleiter noch gesagt, es wird jetzt Abend, bleibt doch bei uns, die Nacht ist gefährlich. Und jetzt rennt ihr durch die gleiche Dunkelheit?
Heute Mittag seid ihr aus Jerusalem weggelaufen, weil es eine Problemstadt war, ein Hexenkessel, eine Stadt der großen Not – so wie unsere Städte heute die Ballungszentren der Not und Zerrissenheit geworden sind. Was ist denn anders geworden? Jetzt rennt ihr genau durch die Nacht und genau hinein in diese Problemstadt? Was ist das? Was ist anders geworden? Ist die Gefahr nicht mehr in Jerusalem? Sind die Probleme nicht mehr in der Macht?
Doch, doch, sagen Sie, eins ist anders: Die Welt hat einen neuen Mittelpunkt. Jesus ist auferstanden, dem Tod ist das Genick gebrochen. Die Wirklichkeit wird jetzt nicht mehr vor allem von den Nöten, Dunkelheiten und Problemen bestimmt, sondern vor allem von dem auferstandenen Jesus, der den Tod besiegt hat.
Und wir müssen zurück, genau dahin, genau da, wo es brennt, wo die Probleme am dicksten sind. Da müssen wir hin und sagen: Jesus lebt. Es gibt eine Hoffnung, es gibt einen Durchbruch durch die Todesmauer. Wir müssen es mit ihnen teilen. Man kann nicht stumm bleiben, wenn man das erlebt hat.
Religion kann man vielleicht für sich im Herzen halten, das ist ja auch Privatsache. Aber wer dem auferstandenen Jesus begegnet ist, wer den Durchbruch durch die Todesmauer erlebt hat, der kann es nicht für sich behalten. Das ist eine Lösung, die muss mitgeteilt werden. Also rennen Sie los in die Stadt.
Sie haben genau das erlebt, was Jesus ihnen gesagt hatte: „In der Welt habt ihr Angst“, hat er ihnen gesagt, nicht lange vor seinem Sterben, vor seiner Hinrichtung. Realistisch. Wenn irgendjemand sagt, mit Jesus gäbe es keine Angst, der lügt. Wer uns eine angstfreie Wirklichkeit verspricht, der will uns betrügen.
Solange es Probleme und Engpässe gibt, gibt es, wenn wir gesund reagieren, auch das Gefühl der Enge, der Angst, das wie ein Alarmsystem funktioniert. Jesus hat gesagt: „In der Welt habt ihr Angst.“ So wie die Welt ist, gibt es das.
Aber seid mutig! Ich habe die Welt besiegt. Es gibt Grund gegen die Angst, es gibt Grund zum Standhalten, anstatt zu flüchten. Das ist der Punkt, das ist der Punkt – und genau das erleben Sie hier.
Aufruf zu Hoffnung und Engagement in der heutigen Zeit
Dann sehen Sie, das brauchen wir heute. Wir brauchen keine Traumtänzer, sondern Hoffnungsläufer. Keine Lähmung und Untätigkeit aus Frust, sondern Hoffnungsarbeiter, die aus der Begegnung mit dem Auferstandenen leben. Aus der Erfahrung, dass er den Tod besiegt hat, gewinnen sie so viel Kraft und Mut gegen die Not, dass sie die kleinen, nötigen Schritte gehen.
Diese Bruchstücke, die wir mit unserem Leben tun können, passen wir mutig und zuversichtlich an. Wir sagen nicht mehr: Alles oder nichts! Wenn ich nicht die ganze Welt retten kann, habe ich keine Lust, überhaupt irgendjemandem zu helfen. "Rette sich, wer kann" – das ist die normale Haltung der Verzweiflung.
Doch das Bruchstückhafte, das teilweise mit ganzer Leidenschaft in der Familie, in der Schule, im Studium, im Berufsleben und in der Gemeinde geschieht, zu der wir durch Jesus gehören, wenn wir ihm folgen, ist entscheidend. Die Arbeit, das Kümmern um den Nächsten im sozialen Bereich, die Gespräche, die Gaben entsprechend, die technische Arbeit, die organisatorische Arbeit – all das zählt.
Ich bin so beeindruckt hier bei ProChrist, wie viele verschiedene Begabungen vorhanden sind: Techniker, die ich bewundere, Organisatoren und viele, die im Hintergrund sorgfältige Dienste tun und dazu hochbegabt sind. Nur dadurch, dass sich all das zusammenfügt, dass jeder hoffnungsstark, mit Leidenschaft und Liebe seinen Bruchteil, sein Puzzlestück beiträgt, entsteht ein wunderbares Bild.
Das ist Hoffnungsarbeit. Wir brauchen Leute, die die dicken Bretter bohren, die Kraft haben, mit der Zähigkeit der Hoffnung und der Elastizität, die nicht sofort spröde bricht, wenn Druck kommt. Menschen, die den Willen Gottes tun und fragen: Herr, was willst du, dass ich tun soll? Was soll ich tun in dieser Welt nach deinem Willen?
Symbolik des Kreuzes in Leipzig und die Einladung zur Hoffnung
Hier bei den Leipzigern muss ich es ja nicht erklären. Sie kennen das ja alle, vermute ich. Aber die, die nicht aus Leipzig kommen und an den Übertragungsorten sind, möchte ich jetzt gerne mitnehmen zu einer für mich wahnsinnig faszinierenden Stelle hier in Leipzig.
Mitten im Verkehrsstrom steht hier im Ortsteil Connewitz, der immer wieder für Schlagzeilen sorgt – auch in diesen Tagen gerade wieder – das Connewitzer Kreuz. Es handelt sich um eine Grenzmarkierung aus dem Jahr 1536.
Jetzt wurde dort eine erneuerte Fassung aufgestellt, während das Original gerade restauriert wird. An diesem Connewitzer Kreuz sehen Sie den gekreuzigten Christus, darunter einen Totenkopf und ein Stundenglas, also eine Darstellung des Todes. Daneben befindet sich das Stadtwappen von Leipzig.
Das ist die Botschaft: Jesus, der Gekreuzigte, die Liebe Gottes in Person. Er hat unsere Schuld getragen und in der Auferstehung den Tod besiegt. Deshalb gilt diese Botschaft für die ganze Stadt – eine wunderbare Botschaft. Ein Stadtwappen zu Füßen des Gekreuzigten, wie eine Predigt, die dort mitten im Verkehr steht, der dort strömt, mitten in diesem Stadtteil, der nicht wenige Probleme hat und der nicht selten in Leipziger Zeitungen erwähnt wird.
So gibt es in all den Städten, in denen wir leben, solche Plätze, an denen der Verkehr tost und sich die Probleme ballen. Und mittendrin steht der gekreuzigte Jesus – hier bildlich dargestellt, aber in der Realität ist er genau dort, wo er hingehört. Mit seiner Liebe, die er uns erklärt, und mit einer Liebe, die so stark ist, dass sie halten kann, weil Gott ihn aus dem Tod auferweckt hat.
Deshalb steht die Einladung an diese ganze Stadt Leipzig mit ihren rund einer halben Million Menschen. Diese aufstrebende, dynamische Stadt Leipzig – das ist das Motto: Leipzig wird kommen. Wenn es zum Kreuz dieses Jesus kommt. Denn er ist der Einzige, der kommt.
Alle anderen gehen, alle Großen, alle Schönen, alle Wichtigen werden vergehen. Der Einzige, der kommt, ist der auferstandene Herr. Nur er kommt, und nur er hat Zukunft. Wer in seiner Spur ist, hat Zukunft.
So steht er bis heute mitten in unseren Verkehrsströmen, an unseren wichtigen und touristischen Plätzen. Er breitet die Arme aus und lädt ein. Der Tod liegt unter seinen Füßen, aber er kann uns letzten Endes nichts mehr anhaben. Jesus hat die Macht und schafft den Freiraum. Er erwartet, dass wir diese Einladung annehmen.
Die Botschaft von Pro Christ: Jeder Mensch ist geliebt
Wir haben in dieser Pro Christ Woche nur eines gewollt: dass Menschen hören und verstehen, dass Gott sie will. Gott will alle. Und niemand geht für ihn in der großen Menge der Menschen unter. Sie dürfen sich dessen gewiss sein.
Die hunderttausend Menschen, die jetzt an all den Pro Christ Orten versammelt sind, sind für Gott jeder besonders geliebt, beachtet und liebevoll im Blick. Er möchte, dass seine Liebe ankommt und die Kraft der Auferstehung Freiheit schafft und auf die Füße bringt – so wie diese beiden Männer.
Sie standen auf und gingen in der Kraft dieser neuen Hoffnung aus der Auferstehung nach Jerusalem zurück, durch die Nacht. Das war kein Urlaubsspaziergang, das war kein Sommerwetter wie im Bilderbuch. Es war eine gefährliche Nacht, und es ist eine gefährliche Stadt. Doch es war eine Hoffnung und ein Mut, der ihnen die Beine machte, gerade dorthin zu gehen.
Ich möchte auch heute Abend, am Ende dieses Abends, wieder diese Einladung konkret werden lassen. Ich glaube, dass an diesem Abend der auferstandene Jesus Menschen in ihrem Gewissen anrühren will. Sie werden spüren: „Brannte es nicht in unserem Herzen, als er mit uns redete auf dem Weg?“
Und ich möchte Sie bitten: Geben Sie Antwort, geben Sie Antwort wie die beiden damals: „Bleibe bei uns, Herr, bleibe bei uns, Herr!“
Die Bedeutung des Kreuzes und der Rettungsaktion Gottes
Aber vielleicht sagen Sie: „Meine Güte, muss das denn mit diesem Kreuz sein? Was ist das für eine furchtbare Sache? Warum kommen wir nicht einfach so mit Gott aus? Brauchen wir dieses Kreuz wirklich?“ Ihr Christen seid komische Leute!
Lassen Sie mich ein Beispiel bringen, ein sehr persönliches. Wir wohnen in Kassel, und zwar an einer großen Straße, ganz dicht bei einer großen Ampelkreuzung. Das ist weiter nicht schlimm, wir wohnen dort wunderschön. Die Besonderheit ist, dass auf der anderen Seite der großen Hauptstraße die Hauptfeuerwache liegt. Immer, wenn es irgendwo in Kassel brennt oder sonst etwas los ist, rücken sie aus – mal mit weniger, mal mit mehr Löschzügen und Rettungswagen.
Interessanterweise, weil immer die Ampel auf Rot steht, schalten sie alles ein, was sie an Martinshörnern, Sirenen und Blaulicht haben. Es entsteht ein Riesenlärm, wenn es darauf ankommt, zu jeder Tages- und Nachtzeit. Dann liegt man entweder im Bett und versucht gerade einzuschlafen oder sitzt auf der Couch und genießt die Ruhe – und plötzlich schreckt man hoch.
Das ist natürlich anders als ein Konzert im Gewandhaus. Ehrlich gesagt ist das nichts anderes, als wenn da die Feuerwehrsirenen heulen. Dann springt man auf, schaut raus und sagt: „Guck dir das an, fünf solcher Wagen, Rettungswagen – da muss ja etwas Schlimmes passiert sein.“ Wir haben nicht gesehen, was passiert ist, wir haben es nicht wahrgenommen. Wir sind nicht erschrocken, weil wir den Unfall gesehen hätten oder weil ein Mensch verletzt oder in Gefahr wäre oder es brennt. Das hat uns überhaupt nicht betroffen, das war so fern, das haben wir gar nicht wirklich wahrgenommen.
Die Rettungsaktion, die ein bisschen schrill mit Blaulicht und Sirenen daherkommt, hat uns aufgeschreckt. Es war nicht angenehm, es hat uns nicht gefallen, aber sie hat uns aufmerksam gemacht: Da ist irgendetwas Schlimmes passiert.
Ich weiß auch, dass zwischen Feuerwehrwagen und dem ganzen Gekreische und dem, was am Kreuz passiert, ein Unterschied besteht. Aber lassen Sie mich, ich bin ein schlichter Mensch, und ich habe mir das daran klar gemacht. Weil ich das so erlebe, wie es unsere Familie immer wieder durchmacht, ist mir das zu einer ständigen Predigt geworden.
Ich konnte nämlich mit dem Kreuz auch nichts anfangen. Ich habe gedacht: Was ist das für eine schrille Aktion? Was ist das für ein Grauenhaftes? Das ist gegen jeden Geschmack! Gibt es denn nichts Schöneres? Kein Wunder, dass die Leute sich davon abwenden und irgendetwas anderes suchen. Es gibt so viele ästhetische, schöne Angebote.
Dann wurde mir deutlich: Wenn Gott eine solche Rettungsaktion startet, wie schlimm muss es um mich stehen! Das habe ich gar nicht gewusst. Ich dachte immer, Fehler haben wir alle, und ich meine, so schlimm wird es auch nicht sein. Irgendwie werden wir schon zurechtkommen und lernen das Kreuz.
Dieses grauenhafte Kreuz, bei dem Gott sagt: „Anders geht es nicht. Ich kriege dich nicht mehr in Ordnung anders. Ein bisschen Reparatur reicht nicht mehr, ein bisschen Moralpredigt bringt es auch nicht, ein bisschen bemühe dich mal und versuch es mal gemeinsam“ – das bringt nichts mehr. Du hast deinen Laden zu Schrott gefahren, du bist so falsch gefahren. Du hast es zerbrochen, was zwischen Gott und dir an Beziehung sein sollte und zu den anderen Menschen.
Gott sagt: Nur noch eine Neuschöpfung deines Lebens kann helfen. Nur nach einer Neuschöpfung! Wir begraben das Alte, wir errichten es hin, mit Christus gekreuzigt, und wir begraben es mit Jesus. Wenn du es willst, wenn du das annimmst, sagt er, dass ich das für dich tue, dass ich deinen Tod sterbe, dass ich dein Urteil trage.
Wenn du das annimmst, dann nehme ich dein verpfuschtes Leben in Selbstgerechtigkeit, in Arroganz oder in Lüge und Ehebruch – dein verpfuschtes Leben – und ziehe es mir an. Wir begraben es in dem Grab von Jesus, und dann darfst du neu anfangen.
Wir gehen mit einem neuen Leben, das richtig ist vor Gott, gerecht ist vor Gott. Es geht nicht anders, sagt er. So wie die Dinge stehen, brauche ich diese Aktion der Liebe, sonst kann dir nicht geholfen werden.
Deshalb steht er, gekreuzigt durch Jesus, die Mensch gewordene Liebe Gottes, vor uns und sagt: So sehr hat Gott die Welt geliebt. Kehr um, komm, lass dich rufen!
Dieses Kreuz – aber wir verehren keinen Toten von anno damals, wir verehren sein Erbe und verwalten es in Form des Christentums. Wenn wir zu Jesus beten, sind wir auch keine Spiritisten, die Totenbeschwörungen betreiben. Gott hat ihn bestätigt.
Sie fragen mich: Woher weißt du eigentlich, dass das mit diesem Kreuz diese enorme Bedeutung hat? Ist das deine Deutung, dann ist sie doch unmaßgeblich. Was dieser oder jener meint oder denkt darüber, mag interessant sein, aber das ist doch nicht gültig für uns und verbindlich.
Nein, nein, darauf kommt es nicht an. Gott selbst hat am Ostermorgen bestätigt, was an diesem Kreuz geschehen ist. Er hat Jesus auferweckt, er hat gesagt: „Der ist es!“ Ihr dachtet, dass wer alles durchkreuzt, das ist meine Krafttat, mit der ich euer altes Leben durchkreuze, damit ihr neu anfangen dürft.
Es gilt, sagt er, es gilt: auferstanden! Dieses Kreuz wird in der Auferstehung auch zur Tür nach vorne. Nach hinten kriegen wir den Rücken frei, weil die Schuld vergeben wird. Jesus trägt sie für uns, und nach vorne stößt er die Tür in die Zukunft auf.
Er ist der Erste, der den Tod grundsätzlich überwindet. Deshalb beginnt mit ihm sozusagen der große Prozess, der am Ende der Geschichte mit allen Menschen passieren wird. Er wird sie aus den Gräbern rufen, auferwecken in Gottes Wirklichkeit, und wir alle werden vor Gott stehen als dem Richter.
Alle Knie werden sich vor ihm beugen. Wir werden dann nicht mehr diskutieren, wer der Herr ist. Wir werden dann nicht mehr darüber reden, ob es Sinn macht und Nutzen bringt, an Gott zu glauben oder nicht. Wir werden sehen: Er ist der Herr! Alle Knie werden sich vor ihm beugen, und alle Münder werden bekennen: Jesus ist Herr!
Er wird unser Leben richten und beurteilen, und nach seinen Maßstäben, die wir aus der Heiligen Schrift kennen, nach seinen heiligen Geboten, nach dem Maßstab seiner Liebe wird er unser Leben richten.
Jesus sagt unmissverständlich, dass es einen doppelten Ausgang der Weltgeschichte gibt: Es gibt ein Getrenntsein von Gott in Ewigkeit, es gibt eine Verdammnis.
Das ist nichts anderes, als dass wir dann leben müssen, was wir ja leben wollten: ohne Gott sein. Das wollen wir doch ungestört tun, was wir wollen, selber die Melodien schreiben, nach denen wir spielen. Das ist die Hölle.
Die Hölle ist, dass Gott die Hand abzieht und schweigt, und wir müssen in Ewigkeit ohne Gott leben. Die Hölle beginnt hier. Überall dort, wo Menschen nicht nach Gott fragen und wo Gott schweigt und die Hand abzieht, wie einander ausgeliefert sind, da beginnt die Hölle.
Die Hölle hat durch das Gericht Gottes hinweg eine Dimension in die Ewigkeit. Ich wähle mir das auch nicht, ich mag das von mir aus auch nicht sagen, aber es ist die Wahrheit, die Jesus gesagt hat.
Ich bin nicht hergekommen, um Ihren Applaus einzuheimsen und Ihnen nun nach dem Munde zu reden. Es macht nur Sinn, dass wir unser Leben an der Wahrheit orientieren, die Gott ist.
Und dann finde ich auch noch, das ist irgendwie eine Würde, dass Gott uns wirklich ernst nimmt und uns verantwortlich macht. In dieser Gesellschaft nimmt einen ja keiner mehr ernst, keiner ist es gewesen, jeder schiebt dem anderen die Verantwortung in die Socken.
Es ist immer ein Kreisverkehr, als wären wir alle unzurechnungsfähig, und wir merken gar nicht, dass wir damit die letzte Menschenwürde verlieren.
Gott gibt uns die Würde, wir sollen Antwort geben. Er hat uns angesprochen, er hat uns sein Leben gegeben, einen Auftrag gegeben, seine Liebe gegeben – den Gekreuzigten – und er bittet um Antwort.
Wir sind keine Marionetten, wir sind Partner, wir dürfen Antwort geben. Wenn er uns anredet, können wir antworten, selbst wenn wir sonst tot und stumm sind und zu nichts mehr fähig.
Er schafft es, dass wir antworten können, und dann ist das auch unsere Verantwortung.
Die Verheißung des neuen Himmels und der neuen Erde
Jesus wird den neuen Himmel und die neue Erde schaffen und die Welt verwandeln. Wir können uns das kaum vorstellen. Die Bibel sagt, dass dann keine Krankheit, kein Leid und kein Geschrei mehr sein wird. Er wird alle Tränen abwischen.
Wie viele Tränen sind in dieser Woche geweint worden, auch bei Pro Christ? Meine Gedanken gehen noch einmal nach Lippstadt. Wie viele Tränen sind dort geweint worden, auch bei uns hier?
Er wird kommen und alle Tränen abwischen – am Ende der Vollendung der Geschichte. Dann wird es kein Unrecht mehr geben, keine Ungerechtigkeit mehr. Gottes neue Schöpfung und das ewige Leben bedeuten, in einer ungestörten und nicht mehr zerstörbaren Gemeinschaft mit Jesus zu leben.
Ewiges Leben beginnt jetzt hier, in dem Augenblick, in dem ein Mensch sich öffnet und sagt: Jesus, ich habe deine Einladung gehört, ich will dir folgen. Wer Vertrauen fasst und eine Verbindung zu Jesus eingeht, hat ewiges Leben.
Weil Jesus auferstanden ist, ist die Qualität, die Lebensqualität der Ewigkeit, die Schöpferkraft Gottes, die todesüberwindende Schöpferkraft, in Jesus gegenwärtig.
Ich bin ganz zerbrechlich, ich werde von Krisen und Krankheit geschüttelt und bin dem Sterben unterworfen. Aber wir zusammen, wir zusammen in Verbindung – das ist ewiges Leben inmitten einer zerbrechlichen Welt.
In der Bibel heißt es einmal: „Ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben uns scheiden können von der Liebe Gottes.“ Das bedeutet, der Tod kann mir alles nehmen, das Liebste, was ich habe. Er scheidet uns von den liebsten Menschen, von allem, was wir besitzen. Nichts können wir festhalten – das ist nicht leicht.
Der Einzige, der nicht von uns getrennt wird und nicht getrennt werden kann, ist der auferstandene Jesus, der mich festhält. Darauf setze ich. Ich traue mir nicht viel zu, auch nicht im Angesicht von Leiden und Sterben. Ich denke nicht hoch von meiner Fähigkeit, durchzuhalten, aber ich denke hoch von seiner Fähigkeit, festzuhalten – auch dann, wenn ich seinen Händedruck nicht mehr erwidern kann.
Seine Treue ist groß. Es ist die Siegeskraft der Auferstehung, ewiges Leben. Und er bringt uns durch bis zum Ziel in seine neue Welt. Dort werden wir verwandelt. Dann werden wir Augen haben, die die Wirklichkeit Gottes wahrnehmen können. Dann werden wir Ohren haben, die sein Wort direkt hören. Dann werden wir aus der Vergänglichkeit heraus sein.
Du fragst vielleicht: Warum erzählst du uns das? Willst du uns das Jenseits vergrößern? Jetzt und hier beginnt ein Leben in dieser Hoffnungskraft, eingesetzt in die Spur der Zukunft – in dem Augenblick, in dem ein Mensch dem Wort von Jesus Vertrauen schenkt.
Die bleibende Verheißung Jesu und die Gemeinschaft der Christen
Himmel und Erde werden vergehen, sagt Jesus, aber seine Worte werden nicht vergehen. In dem Moment, in dem Sie auf dieses Wort hören, das Jesus spricht – es steht schwarz auf weiß in der Bibel –, können Sie es wissen und verstehen. Es ist klar und deutlich.
Wer meine Worte hört, der bleibt in mir, sagt Jesus. Diese Worte sind die Zukunftsspur des Lebens.
Dann führt er uns in die Gemeinschaft all derer, die ihr Leben Jesus verdanken. Er spricht davon, dass wir Teile, Körperteile im Leib Jesu Christi sind. Die Gemeinschaft der Christen ist der Brückenkopf der neuen Welt Gottes, mitten in dieser alten, vergehenden Welt, die von Zerreißproben und engen Grenzen geprägt ist.
Doch dieser Brückenkopf ist eingefügt in die Gemeinschaft derer, die zu Jesus gehören. Diese Gemeinschaft gibt es hier in Leipzig und an allen Orten. Wenn Menschen Verbindung zu Jesus finden, werden sie organisch mit diesem Brückenkopf der neuen Welt Gottes und der Gemeinschaft der Christen verbunden.
Es ist eine krisenfeste Verbundenheit, zu der ich Sie herzlich einlade.
Jesus hat sich eingemischt, so wie er sich bei diesen beiden Männern eingemischt hat, mitten auf dem Weg, in ihren Frust und ihre Zweifel. Er hat sich eingemischt.
Ich bitte Sie: Geben Sie ihm Antwort – Herr, bleibe bei mir! Herr, bleibe bei mir!
Einladung zur persönlichen Entscheidung und Gebet
Ich möchte Sie einladen, jetzt auch äußerlich zu zeigen, was innerlich geschehen ist. Durch einen äußeren Schritt können Sie diesen inneren Schritt deutlich machen. Ich lade Sie ein, aufzustehen, wo Sie sitzen, und nach vorne zu kommen, hierher.
Außerdem möchte ich Sie einladen, dass wir gemeinsam ein kurzes Gebet sprechen. Ich werde Ihnen Satz für Satz vorsagen und bitte Sie, es als Ihr ehrliches und persönliches Gebet laut nachzusprechen.
Dank sei für diese unerhörte Liebe am Kreuz! Sagen Sie: Jesus, ich komme, und ich bitte dich um Vergebung meiner Sünden. Das ist eine Abkehr von der bisherigen Lebensrichtung. Du sollst der Herr sein, von jetzt an will ich dir gehören.
Vielleicht sind Sie heute zum ersten Mal hier an diesem letzten Abend – wunderbar! Seit Jahren wartet Gott auf Sie, und er sehnt sich nach Ihnen. Sie haben sich überhaupt nicht für ihn interessiert. Sie waren sogar der Meinung, es gäbe ihn gar nicht. Aber er hat sich gekümmert. Er ist für Ihren Tod am Kreuz gestorben. Er ist Ihnen nachgelaufen, obwohl Sie ihm den Rücken gekehrt haben.
Heute hat er Sie eingeholt und bittet Sie: Komm! Kommt her zu mir, alle, die ihr müde und beladen seid, ich will euch erquicken! Kehren Sie um und glauben Sie dieser Nachricht, die Jesus uns sagt: Dir sind deine Sünden vergeben!
Heute Abend sind Menschen unter uns, die vielleicht die ganze Woche hier waren oder mehrere Abende. Sie haben darüber nachgedacht. Ich weiß von einigen, die sehr skeptisch waren und das, was wir hier machen, nur ziemlich komisch fanden. Trotzdem sind sie hergekommen, haben es brennend gespürt und befinden sich jetzt in diesem Prozess.
Was ist jetzt eigentlich? Was wird jetzt geschehen? Wollen Sie Jesus weitergehen lassen oder wollen Sie jetzt sagen: Herr, bleibe bei uns?
Er zwingt sich nicht auf. Liebe kann nicht zwingen, aber sie wirbt und betet. Sie lädt ein. Es ist uns so wichtig, auch den fremdsprachigen Gästen hier bei uns in Leipzig und an allen anderen Orten zu sagen: Über die Sprachbarrieren hinweg – Gott sei Dank gibt es Übersetzer – gilt die Liebe Jesu dir.
Komm, lass dich einladen! Grenzen kennt Jesus nicht: keine moralischen, keine religiösen, keine nationalen und keine sprachlichen Grenzen.
Ich möchte euch in Polen dieses Wort sagen: Die Liebe des gekreuzigten Jesus ruft dich. Es gilt euch in Österreich und Südtirol, euch in der Schweiz, den Freunden in Luxemburg und in allen Städten und Dörfern unseres Landes hier in Deutschland.
Jesus ist dir näher als dein Hemd. Er ist der Auferstandene. Er ist es, der an dein Herz und an dein Gewissen anklopft und dich bittet.
Ich bitte euch, zu kommen, aufzustehen, bringt eure Freunde mit. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden mitkommen. Wir möchten euch nachher ein Gespräch anbieten. Wir werden dann gleich die Versammlung hier schließen.
Ich bitte euch, hört den Ruf! Der Chor wird heute Abend dieses Gebet singen – ein Gebet, in das wir uns mit hineinnehmen lassen dürfen: Jesus, zu dir darf ich so kommen, wie ich bin.
Die Versammlungsleiter an den Übertragungsorten bitten darum, dass die Menschen, die Jesus angesprochen hat, jetzt auch ganz praktisch Antwort geben können.
Sagt jetzt, während das Lied beginnt – und hier in Leipzig: Jesus ruft euch, nicht ich. Jesus ruft euch!