Persönliche Vorstellung und Lebensweg
Ja, es ist schon ein großes Risiko, jemanden reden zu lassen, den man nicht kennt. Mein Name ist Thomas Jettl. Ich komme aus der Schweiz, aber ich bin Österreicher von ganzem Herzen.
Ich kann immer noch kein Schweizerdeutsch sprechen. Meine Frau ist Schweizerin. Wenn sie aber länger mit mir redet, sage ich, ich kann nicht auf Österreichisch umschalten. Denn meine Frau war lange Zeit in Österreich und spricht so gut Österreichisch wie ein Einheimischer. Da merkt man keinen Unterschied.
Meine Frau heißt Marlis. Wir sind seit zwanzig Jahren in der Schweiz. Eine Zeit lang, als wir schon verheiratet waren, lebten wir auch in Österreich. Ich selbst bin jetzt etwa vierzig Jahre gläubig und freue mich, dass ich in meiner Jugend zum Glauben kommen konnte. So habe ich die Zeit nicht mit dummen Sachen vergeudet.
Wir haben vier Kinder: die Älteste ist sechsundzwanzig, der Jüngste fünfzehn. Drei Mädchen und ein Junge. Ich war Lehrer in Österreich, unterrichtete Englisch und Geschichte. Jetzt bin ich kein Lehrer mehr, also könnt ihr mich nicht danach fragen.
Meine Frau sagt immer, wenn ich gefragt werde, was ich eigentlich beruflich mache, soll ich einfach sagen: „Ich bin Vollzeitler ohne Anstellung.“ Ich habe keine Anstellung, das heißt, ich habe zwar eine Anstellung beim Herrn Jesus, aber sonst keine.
Seit etwa 18 Jahren bin ich unterwegs, halte verschiedene Vorträge und sitze sehr viel vor dem Computer. Fast die ganze Zeit der letzten 17 Jahre habe ich mit einem ehemaligen Professor einer theologischen Ausbildungsstätte in Basel zusammengearbeitet. Er heißt Herbert Jantzen. Vielleicht kennen einige den Namen.
Er ist jetzt schon bald 93 Jahre alt, aber noch fit. Wir arbeiten immer noch zusammen. Er lebt in Kanada, und wir kommunizieren per E-Mail miteinander.
Entstehung und Bedeutung der eigenen Bibelübersetzung
Es war so: Wenn er in den letzten sechzig Jahren gepredigt hat, hat er den Text meistens vorher aus dem Griechischen ins Deutsche übersetzt. Die Leute fragten ihn dann oft, ob er all seine Übersetzungen mit ins Grab nehmen wolle.
Daraufhin machte er sich daran, das, was er übersetzt hatte, niederzuschreiben und ein Büchlein herauszugeben – das Neue Testament. Damals waren es nur die Briefe. Später bin ich dazugekommen und habe mit ihm zusammengearbeitet. Gemeinsam haben wir vor ein paar Jahren das Neue Testament mit den Psalmen herausgegeben.
Diese Übersetzung ist eine möglichst genaue Übertragung, ähnlich der Elberfelder Übersetzung. Ihr werdet es gleich merken, wenn ich daraus vorlese.
Diese Arbeit hat mich so geführt, dass ich in Deutschland, der Schweiz, Österreich, Ungarn, Rumänien, Moldawien, der Ukraine, Kasachstan, Sibirien und vielleicht bald auch in Indien Gelegenheiten hatte, das Wort Gottes zu verkündigen.
Mittlerweile fühlt sich mein Terminkalender so an, dass ich immer ein Jahr im Voraus planen muss, was ziemlich schwierig ist.
Einführung in das Buch der Offenbarung
Ja, jetzt wisst ihr einiges über mich. Den Rest dürft ihr gerne fragen, sonst habt ihr keine Fragen mehr. Ich habe mich sehr früh mit dem Buch Offenbarung beschäftigt. Nun, wir wollen nicht die ganze Offenbarung in diesen Tagen anschauen, sondern vor allem die Kapitel zwei und drei.
Aber wer von euch hat die Offenbarung schon gelesen? Also die meisten, nehme ich an. Ich dachte, vielleicht sind einige dabei, die mich über die Offenbarung belehren könnten, denn ich kann von jedem Christen lernen.
Heute Abend möchte ich eine kleine Einführung geben. Um es leichter zu machen, habe ich Folien vorbereitet, damit ihr ein bisschen mitlesen könnt. Vielleicht kann der eine oder andere auch mitschreiben.
Vielleicht lesen wir am Anfang die Verse 1 bis 6 aus Offenbarung 1. Dort heißt es:
„Die Offenbarung Jesu Christi, die Gott ihm gegeben hat, seinen Knechten zu zeigen, was bald geschehen muss. Er hat sie durch seinen Engel seinem Knecht Johannes gezeigt, der das Wort Gottes und das Zeugnis Jesu Christi bezeugte, alles, was er sah.
Selig ist, der liest, und selig sind die, die hören die Worte der Weissagung und bewahren, was darin geschrieben steht; denn die Zeit ist nahe.
Johannes an die sieben Gemeinden in Asien: Gnade sei mit euch und Friede von dem, der ist und der war und der kommt, und von den sieben Geistern, die vor seinem Thron sind, und von Jesus Christus, dem treuen Zeugen, dem Erstgeborenen der Toten und dem Fürsten über die Könige der Erde.
Dem, der uns liebt und uns durch sein Blut von unseren Sünden gewaschen hat, der uns zu Königen und Priestern für seinen Gott und Vater gemacht hat – ihm gebührt die Herrlichkeit und die Macht in alle Ewigkeit. Amen.“
(Offenbarung 1,1-6)Die Offenbarung als Prophetie und Apokalypse
Es ist dreierlei, das man sich merken kann: drei Dinge.
Erstens ist es eine Prophetie. Prophetie bedeutet Weissagung. Das heißt, hier hat Gott dem Johannes etwas gezeigt, was man sonst nicht wissen kann. Es ist etwas von Gott Gezeigtes. Johannes wurde praktisch in die Zukunft versetzt und schaut zurück in die Gegenwart. Er sieht also die Gegenwart vom Ende her, vom Ziel her.
Er wurde in die himmlische Welt versetzt und sieht die irdische Welt aus der himmlischen Perspektive. Wenn wir die Welt betrachten, würden wir gerne einmal hinter die Kulissen schauen. Genau das hat der Herr dem Johannes hier gegeben.
Es geht um die Welt der Christen im ersten Jahrhundert, denn das Buch ist an die Christen dieser Zeit geschrieben. Wenn wir unsere Welt aber nur vom irdischen Standpunkt aus betrachten, haben wir eine falsche Sicht. Dann laufen wir Gefahr, das Ziel aus den Augen zu verlieren.
Deshalb ist das Buch der Offenbarung auch für uns so wichtig. Oft sieht man, dass die Gläubigen leiden, während es den Gottlosen gut geht. Das haben auch manche Psalmisten schon festgestellt: Die Bösen regieren und spielen Gott, verändern die Gesetze, wie es ihnen passt. Dann fragt man Gott: Warum schaut er so lange zu? Warum greift er nicht ein? Wie lange soll das noch so weitergehen? Wer ist eigentlich der Herr der Welt?
Hier ist es sehr wichtig, die himmlische Perspektive einzunehmen. Deshalb ist das Buch der Offenbarung für diese Christen geschrieben.
Zweitens, hier ein zweiter Punkt: Es ist eine Apokalypse. Das ist nur ein Fremdwort, vor dem man sich nicht fürchten muss. Es bedeutet einfach Offenbarung, also Enthüllung. Ein Schleier wird weggenommen. Das Buch der Offenbarung nimmt uns die Hülle weg, so dass wir etwas sehen, was wir sonst nicht sehen könnten.
Wir sollen es also nicht geschlossen halten. Manche Christen sagen: „Oh nein, da schaue ich lieber nicht hinein, das ist alles gefährlich und unverständlich.“ Für sie ist die Offenbarung ein versiegeltes Buch. Aber das ist sie nicht. Es ist ein geöffnetes Buch.
Das Wort „geöffnet“ kommt oft vor. Immer wieder wird etwas geöffnet. Wenn Apokalypse steht, bedeutet das, dass es in Bildern dargestellt ist. Apokalyptische Dinge sind in Bildern oder Visionen, also Gesichten, beschrieben.
Die Bilder stammen meist aus dem Alten Testament. Wir müssen oft bildhaft denken, wenn wir die Offenbarung lesen. Zum Beispiel heißt es in Vers 4: Johannes den sieben Gemeinden Gnade sei euch zuteil von den sieben Geistern, die vor seinem Thron sind.
Wir wissen alle, dass es nur einen Geist gibt, nicht sieben. Aber warum sind es hier sieben? Das ist ein Bild. Dieses Bild wird in Kapitel 5 erklärt.
Alle diese Bilder werden entweder im Buch der Offenbarung selbst erklärt oder sie werden klarer, wenn man sie mit dem Alten Testament vergleicht. Die meisten, nicht alle, Bilder stammen aus dem Alten Testament, und das hilft uns.
Das ist jedoch nicht unser Thema jetzt.
Die Offenbarung als Brief an sieben Gemeinden
Und was ist die Offenbarung noch? Die Offenbarung ist ein Brief an sieben Gemeinden.
Wir haben gerade gelesen: In Vers 4 steht der Absender Johannes, und dann folgt die Adresse an die sieben Gemeinden in Asien. Asien meint hier Kleinasien. Es handelt sich also um einen Brief, geschrieben an sieben Gemeinden: Ephesus, Smyrna, Pergamos, Thyatira, Sardis, Philadelphia und Laodizea.
In der Offenbarung sieht Johannes den Herrn Jesus stehen. Der Herr Jesus sagt zu ihm in Vers 11: „Ich bin das Alpha und das Omega.“ Das bedeutet, ich bin das A und das Z, der erste und der letzte Buchstabe. Ich bin der Erste und der Letzte.
Dann sagt Jesus: „Und was du siehst, schreibe in ein Buch und verschicke es an die Gemeinden, die in Asien sind, nach Ephesus, nach Smyrna, nach Pergamos, nach Thyatira, nach Sardis, nach Philadelphia und nach Laodizea.“ Also sieben Gemeinden in Kleinasien.
Wenn man auf die Karte schaut, sieht man die grünen Punkte oder Ballons. Der erste Punkt ist Ephesus, an der Küste unten links. Von dort aus geht der Briefträger die Straße nach Norden. Deshalb ist die zweite Botschaft an Smyrna gerichtet. Danach muss er noch weiter ganz in den Norden nach Pergamos. Dann geht es Richtung Osten, südöstlich nach Thyatira, anschließend wieder in den Süden nach Sardis, dann ein Stück nach Osten zu Philadelphia und schließlich wieder in den Süden nach Laodizea. So macht der Briefträger eine Halbrunde.
Er beginnt in Ephesus und endet in Laodizea. Der Briefträger kann den Brief von einer Gemeinde zur nächsten tragen. In jeder Gemeinde wird der Brief natürlich abgeschrieben, weil man weiß, dass es ein wichtiger Brief ist. An diese sieben Gemeinden ist dieser Brief gerichtet.
Es ist immer wichtig, wenn man einen Brief in die Hand bekommt, zu überlegen, an wen er eigentlich geschrieben ist. Es könnte peinlich sein, wenn man einen Brief liest, der gar nicht an einen selbst gerichtet ist, und ihn so versteht, als wäre er an einen selbst geschrieben.
Zum Beispiel: Ich habe einmal als Textildrucker in einer Firma gearbeitet. Wenn der Chef mir ein Kuvert gibt und sagt, ich soll es dem Vorarbeiter bringen, könnte ich versucht sein, den Brief zu öffnen und zu lesen. Wenn darin steht: „Ich darf Ihnen die freudige Mitteilung machen, dass Sie doppelten Lohn bekommen“, würde ich mich freuen. Aber das dürfte ich nicht, denn der Brief ist an den Vorarbeiter gerichtet, nicht an mich. Es wäre sehr peinlich, wenn ich mich über den doppelten Lohn freuen würde, der dann gar nicht kommt.
Versteht ihr? Wenn man einen Brief liest, muss man immer darauf achten, für wen er geschrieben ist. Dieser Brief ist an diese sieben Gemeinden gerichtet, und das dürfen wir nicht vergessen.
Oder wenn ihr den Philemonbrief lest, freut ihr euch vielleicht, dass Paulus euch besuchen kommt. Am Ende des Briefes steht: „Ich komme euch besuchen.“ Aber keiner der Christen heute denkt, Paulus würde ihn persönlich besuchen. Denn der Brief ist an Philemon gerichtet, und Paulus wollte Philemon besuchen, nicht mich.
Deshalb ist es wichtig, wenn man einen Brief liest, immer daran zu denken, für wen er eigentlich bestimmt ist. Das ist auch für uns wichtig. Man kann natürlich viel daraus lernen, so wie wir auch aus dem Philemonbrief viel lernen können.
Hier haben wir also einen Brief mit einem Briefeingang, einer Einleitung und einem Schluss. Am Ende, in Kapitel 22 der Offenbarung, heißt es in Vers 21: „Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi sei mit euch allen.“ So enden meistens die Briefe in der Bibel. Offenbarung 22,21: „Die Gnade unseres Herrn Jesu Christi sei mit euch allen.“ Damit sind die Gemeinden gemeint, an die dieser Brief geschrieben wurde.
Natürlich wusste Johannes, dass die Gemeinden den Brief auch abschreiben und weiterreichen würden, wie es damals üblich war. Aber in erster Linie war der Brief für diese sieben Gemeinden bestimmt. Jedenfalls hat Johannes ihn so geschrieben, dass auch andere Christen im ersten Jahrhundert viel daraus lernen konnten.
Johannes auf Patmos und die himmlische Vision
Na ja, und dann lesen wir jetzt noch Offenbarung 1, Vers 10. Ich beginne aber schon mit Vers 9: „Ich, Johannes, der auch euer Bruder ist und Teilhaber an der Bedrängnis und am Königreich Christi sowie am Vorausharren bei Christus, war auf der Insel, die Patmos genannt wird, wegen des Wortes Gottes und wegen des Zeugnisses Jesu Christi.“
Johannes war also auf einer Insel. Diese Insel liegt in Kleinasien. Auf der Karte ist sie als roter Punkt links unten markiert. Das ist die Insel Patmos, gar nicht so weit weg von Ephesus. Dort war er hingebracht worden. Es steht nicht mehr explizit dabei, aber es war wegen des Wortes Gottes, also weil er das Wort Gottes verkündigt hatte, und wegen seines Zeugnisses für Jesus Christus.
In Vers 10 heißt es: „An dem Tage, der dem Herrn gehört“ – möglicherweise ist hier der Sonntag, der Herrentag, gemeint – „geriet ich in Verzückung im Geist.“ Man kann auch sagen: „Da wurde ich einer, der im Geist war.“ Ich habe das so übersetzt, dass er praktisch im Geist versetzt wurde. Der Körper war auf Patmos, aber der Geist ging irgendwo anders hin.
Dasselbe lesen wir auch in Kapitel 4, Vers 2: „Ich wurde einer, der im Geist war.“ Das heißt, der Herr hat Johannes mitgenommen, nicht mit dem Körper, sondern im Geist. So wurde er in die himmlische Sphäre, in den himmlischen Bereich versetzt. Dort sah er etwas.
Diese beiden Stellen sind ganz bezeichnende Einleitungen. Sie teilen den ganzen Brief in zwei Teile. Der erste Teil beginnt hier bei Kapitel 1, Vers 9 oder 10, und geht bis zum Ende von Kapitel 3. Der zweite Teil umfasst Kapitel 4 bis zum Schluss.
Wir haben also zwei Teile in der Offenbarung. Im ersten Teil sieht Johannes den Herrn Jesus. Ich habe das schon gelesen: In Vers 10 heißt es in der Mitte, dass er „hinter mir eine große Stimme wie die einer Posaune hörte, die sagte: Ich bin das Alpha und das Omega.“
Dann bekommt er den Auftrag zu schreiben. In Vers 12 steht: „Und ich wandte mich um, um die Stimme zu sehen, die mit mir redete. Und als ich mich umwandte, sah ich sieben goldene Leuchter und inmitten der sieben Leuchter einen, der dem Sohn des Menschen gleich war.“
Die Vision des Herrn Jesus als Richter
Bekleidet mit einem bis zu den Füßen reichenden Gewand und an der Brust umgürtet mit einem goldenen Gürtel, war sein Haupt – also sein Kopf und sein Haar – weiß wie weiße Wolle, wie Schnee. Seine Augen waren wie eine Feuerflamme, und seine Füße glichen Kupfer oder Messing, was man auch als ein blendendes Erz übersetzen kann, als glühten sie im Ofen. Seine Stimme war wie das Rauschen vieler Wasser, also wie ein großer Wasserfall.
Und er hatte sieben Sterne in der rechten Hand, und aus seinem Mund ging ein scharfes, zweischneidiges Schwert hervor. Sein Gesicht war wie die Sonne, wenn sie in ihrer Kraft scheint. Als ich ihn sah, fiel ich zu seinen Füßen wie ein Toter. Er legte seine rechte Hand auf mich und sagte zu mir: Fürchte dich nicht, ich bin der Erste und der Letzte und der Lebende. Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig bis in alle Ewigkeit. Amen. Ich habe die Schlüssel des Todesbereiches und des Todes.
Schreibe, was du gesehen hast, was ist und was nach diesem geschehen soll. Was das Geheimnis der sieben Sterne betrifft, die du auf meiner rechten Hand gesehen hast, und die sieben goldenen Leuchter: Die sieben Sterne sind Engel der sieben Gemeinden, und die sieben Leuchter, die du gesehen hast, sind sieben Gemeinden.
Eine interessante Vision. Ich habe das mal vor etwa vierzig Jahren – nein, vor vielleicht fünfunddreißig Jahren – in einer Jugendstunde vorgelesen. Damals waren wir fünfzig Jugendliche in einem Wohnzimmer, ganz eng zusammengepfercht, alle im Alter zwischen sechzehn und fünfundzwanzig Jahren. Ich habe diesen Text vorgelesen, und danach kam einer zu mir und sagte: „Was du da vorgelesen hast, das ging mir unter die Haut. Der Herr Jesus als Richter – genau das ist hier.“ Johannes sieht den Herrn Jesus als Richter.
Es gibt eine Botschaft, eigentlich sieben Botschaften in Kapitel zwei und drei. Der Herr Jesus als Richter erscheint Johannes. Der Herr Jesus war so mächtig und so heilig anzuschauen, dass Johannes in Ohnmacht gefallen ist, weil er etwas von der anderen Welt gespürt hat. Wenn die andere Welt ein bisschen in unsere Welt hereinbricht, fallen die Menschen in Ohnmacht. Das ist so etwas Heiliges, das halten sie nicht aus.
Johannes, der den Herrn Jesus so gut kannte, fällt selbst in Ohnmacht. Der Herr nimmt ihn, legt seine Hand auf ihn und sagt zu ihm, er solle sich nicht fürchten. Dann bekommt Johannes eine Botschaft. Diese Botschaft erstreckt sich von Kapitel zwei bis Kapitel drei, also zwei Kapitel lang. Das ist die Botschaft, die uns in den nächsten Tagen, jeweils am Abend, ein wenig beschäftigen wird.
Die siebenfache Einleitung und die Sendschreiben an die Gemeinden
Also, was ist das für eine Botschaft? In diesem Brief gibt der Verfasser eine siebenfache Einleitung für den Hauptteil. Die gesamte Botschaft, die in den Kapiteln zwei und drei folgt, ist eine Einführung zur Hauptbotschaft. Das ist sehr klug von Jesus. Er gibt eine Einstimmung.
Interessant ist, dass er sich an die sieben Gemeinden richtet und jede Gemeinde speziell anspricht. Gleichzeitig erfahren aber auch die anderen Gemeinden, was er den anderen gesagt hat. Sehr interessant, oder? Er sagt nicht: „Schreib einen eigenen Brief an Ephesus, klebe ihn gut zu, sodass niemand anderes ihn lesen kann, und schick ihn nach Ephesus. Dann schreib einen zweiten Brief und schick ihn nach Smyrna und einen dritten nach Pergamos.“ Das macht er nicht.
Johannes schreibt einen großen Brief, 22 Kapitel lang, und schickt ihn an die sieben Gemeinden. Jede Gemeinde bekommt also eine spezielle Botschaft in Kapitel 2 und Kapitel 3. Diese Botschaft ist eine Einleitung für die Hauptbotschaft.
Ich weiß nicht, ob ihr das schon mal gehört habt: Manche sagen, Kapitel 2 seien sieben Sendschreiben. Habt ihr das schon mal gehört? „Sieben Sendschreiben“? Das ist falsch. Es sind nicht sieben Sendschreiben, sondern sieben Botschaften in einem Sendschreiben.
Was ist denn ein Sendschreiben? Ein Sendschreiben ist ein Schreiben, das man sendet – per E-Mail oder per Brief, wie man das früher gemacht hat. Dieses Sendschreiben ist 22 Kapitel lang und wird an sieben Gemeinden geschickt. Jede Gemeinde schreibt sich das ab und kopiert es.
Also ein Sendschreiben mit einer siebenfachen Einleitung.
Ihr könnt euch vorstellen: Jetzt bekommen die Gläubigen in Ephesus diesen langen Brief, 22 Kapitel lang. Einer steht da und liest ihn vor. Ich kann mir das gut vorstellen: Einer sagt, „Johannes hat unseren Brief geschrieben“, und fängt an vorzulesen: „Offenbarung Jesu Christi“ und so weiter. Dann kommt Vers 3: „Glückselig der, der vorliest.“ Dann denkt der Vorleser: Das bin ja ich! „Glückselig der, der vorliest, und selig sind die, die zuhören.“ Lesen bedeutet hier Vorlesen, und hören bedeutet Zuhören.
Der Brief wurde vorgelesen, die anderen hörten zu. Man muss sich das gut vorstellen: Dann liest der Vorleser den Abschnitt an die Gemeinde von Ephesus vor: „Schreibe ...“ Jetzt spitzen die Leute in Ephesus die Ohren. Was hat denn der Herr Jesus uns persönlich zu sagen? Dann kommt die nächste Gemeinde und die nächste.
Interessant ist, dass jedes Mal am Ende der Botschaft ein Satz steht, der heißt: „Wer überwindet ...“ Das lest ihr in Kapitel 2, Vers 7: „Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt. Dem, der überwindet, werde ich zu essen geben vom Baum des Lebens, der in der Mitte des Paradieses Gottes ist.“
In Kapitel 2, Vers 11 heißt es: „Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt. Dem, der überwindet, wird keinesfalls vom zweiten Tod Schaden zugefügt werden.“
Vers 17: „Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt. Wer überwindet, dem werde ich zu essen geben von dem verborgenen Manna, und ich werde ihm einen kleinen weißen Stein geben, und auf dem Stein einen neuen Namen geschrieben, den niemand kennt, außer dem, der ihn empfängt.“
In Kapitel 2, Vers 26: „Und wer überwindet und meine Werke bis ans Ende bewahrt, dem werde ich Macht geben über die Völker, und er wird sie mit eisernem Zepter weiden.“
Vers 28: „Und ich werde ihm den Morgenstern geben.“
Kapitel 3, Vers 5: „Wer überwindet, wird mit weißen Kleidern bekleidet werden, und ich werde seinen Namen nicht auslöschen aus dem Buch des Lebens.“
Kapitel 3, Vers 12: „Wer überwindet, dem werde ich zu einem Pfeiler im Tempel meines Gottes machen, und er wird nicht mehr hinausgehen. Und ich werde meinen Namen auf ihn schreiben.“
Vers 21: „Wer überwindet, dem werde ich geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen, wie auch ich überwunden habe und mich zu meinem Vater gesetzt habe auf seinen Thron.“
Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt.
Merkt euch: Jede Botschaft endet gleich oder ähnlich – immer mit einem „Überwinderspruch“. Siebenmal heißt es: „Wer überwindet ...“ Und jedes Mal folgt eine Verheißung von etwas, das im neuen Jerusalem sein wird: der Baum des Lebens, kein zweiter Tod, das Buch des Lebens, der Name Gottes auf der Stirn und so weiter.
Diese Dinge werden später in der Offenbarung noch erwähnt. Die Christen wissen das natürlich noch nicht, als ihnen das vorgelesen wird. Aber sie wissen: Das ist etwas von der fernen Zukunft, von der großen Verheißung, die auf jeden Christen wartet, wenn er treu bleibt.
Das heißt also: Wir haben hier einen Spruch – jeder muss überwinden. Und wenn er überwindet, wird er ins neue Jerusalem kommen und diese herrliche Stadt genießen dürfen.
Dann lesen wir noch einmal ein achtes Mal „Wer überwindet“ in Kapitel 21, Vers 7: „Wer überwindet, wird das alles erben, und ich werde ihm Gott sein, und er wird mir Sohn sein.“ Also wird er ein Kind von Gott, ein Sohn Gottes sein.
Wer überwindet, wird alles bekommen – nicht nur den Baum des Lebens, auch das Buch des Lebens, den Namen und all die anderen Dinge. Das heißt, wer überwindet, der wird ans Ziel kommen.
In diesem Abschnitt, in diesem Buch, in diesem Brief geht es also um einen Aufruf zum Kämpfen. Denn „überwinden“ heißt eigentlich nichts anderes, als den Sieg davontragen nach einem Kampf.
Heute sagen wir nicht „überwinden“, wir sagen „Sieger sein“. Wer Sieger ist, wer den Sieg erreicht oder erlangt, wird ins neue Jerusalem kommen.
Es geht hier um einen Aufruf, sich an einem Kampf, an einer Schlacht zu beteiligen. Nur so kann man das Ziel erreichen. Wenn man nicht kämpft, kann man das Ziel nicht erreichen. Dann bleibt man auf der Strecke.
Aber wenn man kämpft, wird man das Ziel erreichen. Es gibt also einen Kampf zu kämpfen – auf Leben und Tod.
Der geistliche Kampf und die Bedeutung des Überwindens
Ihr kennt alle das Buch Esther, viele kennen es auch einfach als Buch Esther. Wie war das im Buch Esther? Es gab einen Tag, an dem bestimmt wurde, dass alle Juden von ihren Feinden umgebracht werden dürfen.
Dann gab es ein zweites Gesetz. Weil Esther sich eingesetzt hatte, erließen die Meder und Perser ein weiteres Gesetz. Das erste Gesetz konnte nicht verändert werden, denn das Gesetz der Meder und Perser ist unwiderruflich.
Das zweite Gesetz besagte, dass an diesem Tag die Juden sich an ihren Feinden rächen dürfen. Ihr könnt euch vorstellen, was die Juden sich dabei gedacht haben: Entweder bringe ich den Feind um, oder der Feind bringt mich um. Das heißt, umgebracht wird sowieso – es ist nur die Frage, wer stirbt, ich oder der Feind.
Jetzt musste also der Jude schneller sein als der andere und den Feind umbringen, sonst wurde er selbst umgebracht. So ist das Buch Esther ein ziemlich brutales Buch. Aber daraus lernt man etwas: Im geistlichen Kampf ist es genauso. Entweder ich bringe den Feind um oder der Feind bringt mich um.
So ist es. Jetzt muss ich nur noch schauen, wer der Feind ist. Kämpfe so, dass du das Ziel erreichst.
Gebt mir noch ein paar Minuten. Mein Computer sagt mir, dass ich schon fast am Ende der Zeit bin. Also noch ein paar Minuten.
Die Offenbarung ist also nicht nur ein Trostbuch, wie viele meinen, sondern auch eine Warnung. Das Thema ist: Wie können die Christen, an die dieser Brief gerichtet ist, das Ziel erreichen, nämlich das neue Jerusalem?
Die Antwort ist ganz logisch und klar: Sie müssen überwinden, sie müssen siegen. Kämpfe so, dass du das Ziel erreichst.
Auf dem Weg zum Ziel gibt es Gefahren. Über diese Gefahren werde ich morgen sprechen, das kann ich jetzt überspringen. Aber ihr könnt euch vorstellen, dass während ich vorgelesen habe – ich habe jetzt auch vorgelesen, wer überwindet, wer überwindet, wer überwindet – die Frage aufkommt: Was muss ich denn überwinden? Du sagst mir immer, ich muss überwinden. Die erste Frage lautet also: Was denn? Und die zweite Frage: Wie?
Ihr könnt euch vorstellen, nachdem jetzt zwei Kapitel vorgelesen wurden, Kapitel 2 und Kapitel 3, denkt jeder Christ in Ephesus: Boah, das war die Einleitung, jetzt bin ich aber gespannt, wie man überwinden kann. Wie geht es denn jetzt weiter?
Um darauf eine Antwort zu geben, darauf ist die Absicht dieses Briefes ausgerichtet. Der Hauptteil des Briefes, also von Kapitel 4 bis zum Schluss, behandelt die Frage: Was muss ich überwinden und wie muss ich überwinden?
Ich kann jetzt nicht mit euch all die Verse hier lesen, das machen wir vielleicht morgen noch. Aber ein paar Dinge möchte ich schon sagen.
Der Sieg des Löwen aus dem Stamm Juda
In Kapitel drei, am Ende, haben wir gelesen: „Wer überwindet, dem werde ich geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen, genauso wie ich überwunden habe“, sagte Herr Jesus. Genau so, wie ich überwunden habe und mich auf den Thron des Vaters gesetzt habe.
Da ist also schon einer, der gesiegt hat. Es ist nicht nur so, dass die Botschaft lautet: Du musst jetzt einfach Sieger sein, koste es, was es wolle. Es gibt noch eine weitere Botschaft: Einer ist vorausgegangen, der bereits Sieger ist und den Sieg davongetragen hat.
In Kapitel 5, Vers 5, lesen wir, dass Johannes von einem Löwen hört. Dort sagt einer der Ältesten zu Johannes: „Weine nicht, denn siehe, der Löwe hat überwunden. Der Löwe hat den Sieg davongetragen.“
Da gibt es doch einen Film mit einem Löwen, wie heißt der noch? „Der Löwe hat gewonnen“ – der Löwe. Wer ist dieser Löwe? Der Löwe hat den Sieg errungen. Es ist also jemand vorausgegangen, der den Kampf gekämpft und gesiegt hat.
Jetzt müssen die Epheser siegen, ebenso die von Pergamos, die von Smyrna, die von Thyatira, Laodizea, Philadelphia und Sardis. Sie alle müssen diesen Weg gehen.
Wie hat denn der Löwe gesiegt? Das steht hier: „Weine nicht, denn siehe, der Löwe hat überwunden, der aus dem Stamm Juda ist, die Wurzel Davids.“ Er hat überwunden, um jetzt das Buch zu öffnen und seine sieben Siegel zu lösen.
Und ich sah, und siehe, in der Mitte des Thrones und der vier lebenden Wesen und in der Mitte der Ältesten stand ein Lamm, ein Lamm.
Von diesem Lamm heißt es in Vers 9, dass sie ein neues Lied singen: „Du bist würdig, das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen, weil du geschlachtet wurdest und uns für Gott erkauft hast mit deinem Blut.“
Wie hat denn dieser Löwe gesiegt? Der Löwe wurde ein Lamm und ließ sich schlachten. Das war sein Sieg.
Wir denken oft: Gibt es das? Das ist ja völlig verkehrt. Ein Löwe muss brüllen, zuschlagen, fressen – er ist ja stark genug. Nichts davon. Er wird ein Lämmlein.
Im Griechischen heißt es übrigens „Lämmlein“ – nicht einfach Lamm, sondern ein kleines, ein einjähriges Lamm. Ein kleines, schwaches Lämmlein. Was gibt es Schwächeres als ein kleines Lamm?
Wenn so ein Lamm getötet wird, ist das erbärmlich anzuschauen. Die Wunde ist sichtbar. Gibt es etwas Schwächeres als ein kleines Lämmlein, das geschlachtet wird?
Jesus Christus wurde ein Lämmlein und ließ sich schlachten. Und damit hat er gesiegt.
Das ist das Geheimnis, das Geheimnis dieses Buches, der Offenbarung.
Wenn wir uns fragen, wie wir Sieger werden können, dann müssen wir genau diesen Weg gehen. Auch das werden wir morgen besprechen.
Abschluss und Gebet
Zum Schluss wollen wir noch beten. Vielleicht stehen wir dazu auf. Wer beten möchte, kann das gerne tun. Ich werde den Abschluss übernehmen.
