Ich möchte Sie grüßen und freue mich, dass Sie heute mit uns diesen Gottesdienst feiern. Wir begrüßen auch alle, die über die Übertragung dabei sind. Besonders freut es uns immer wieder, dass so viele Kinder in der Kinderkirche mitmachen. Unsere jungen Leute vom Kinderchor brennen darauf, ganz schnell in die Kinderkirche zu kommen.
Deshalb lassen wir sie jetzt zuerst am Anfang singen. Wir freuen uns, dass ihr uns diese Freude macht. Nach dem zweiten Lied singen die Kinder noch etwas vom Dienst für den Herrn.
Heute wollen wir Gott dienen. Was bedeutet das für Sie? Jesus sagt einmal: „Wer mir dienen will, der folge mir nach, und wer mir dienen wird, den wird mein Vater ehren.“
Hier vorne sind die Plätze für die Kinderfreizeiten. Wir machen eine kurze Pause und singen dann das Lied „Der Herr ist gut“. Im Gesangbuch steht es unter Nummer 496, Verse 1 bis 3.
Der Herr ist gut. In diesem Dienst stehen wir zusammen. Die Musik begleitet uns, und wir wollen mit diesem guten Herrn im Gebet reden.
Einleitung und Lobpreis zu Beginn des Gottesdienstes
Du barmherziger, gütiger Vater im Himmel,
wir können dir nicht dienen. Es gelingt uns so schlecht. Auch in diesem Gottesdienst können wir dir nur danken, wie du uns gedient hast in all den zurückliegenden Tagen, Wochen, Monaten und Jahren unseres Lebens.
Wir bitten dich, dass du auch heute uns dienst, uns aufrichtest und fröhlich machst. Doch wir wollen dir dienen mit unserem ganzen Leben. Wir wollen, dass unser ganzes Leben ein Lobgesang, ein Danklied für dich ist. Dabei hilft uns, dass wir das jetzt nicht bloß mit Worten tun, sondern dass unser ganzes Tun, auch in den kommenden Werktagen, dich rühmt und preist.
Wir wollen bei dir ablegen, wo wir uns versündigt haben gegen dich. Wir wollen Schuld bekennen und beim Namen nennen, dass es uns leid tut. Das freut uns, und wir bitten von Herzen um deine Vergebung.
Wir bitten dich, erneuere uns heute zu neuem Dienst. Wir wollen hier in der Stille alles sagen, was uns ganz persönlich bewegt. Wir danken dir, dass du unser Gebet nicht verwirfst und deine Güte nicht von uns wendest.
Einladung zum Gebet und Bekenntnis
Armin, ich habe Renate Kübler gebeten, die jetzt in Bethlehem in dem arabischen Blindenheim war, uns ein paar Worte zu sagen.
Ja, ich komme gerade aus Bethlehem, wo ich fünf Monate im Heim für behinderte Kinder gearbeitet habe. Seit ich hier bin, fällt mir wieder ganz deutlich auf, wie gut es den Deutschen wirklich geht. Begriffe wie Freiheit und Frieden sind für die Menschen in Bethlehem Fremdworte. Durch die Abriegelung der Westbank befinden sie sich in einer sehr schwierigen Situation und müssen viel Unterdrückung und Demütigung hinnehmen.
Dabei hat es mich eigentlich gewundert, dass nicht mehr Hass im Volk entsteht. Ich möchte ein Beispiel von mir erzählen: Da wir im Heim nicht genügend Helfer hatten, hatten wir nur einen halben freien Tag in der Woche. Diese Zeit wollten wir natürlich ganz besonders nutzen. Eines Tages wollte ich nach Jerusalem fahren und hatte mir einen schönen Plan für den Tag gemacht.
Als ich dann zum Checkpoint kam, gab es einfach kein Durchkommen. Die israelischen Soldaten haben mich mit harten Worten zurückgewiesen, und ich musste wieder zurückgehen. Obwohl ich wusste, dass die Sperrung für Touristen eigentlich unüblich und wahrscheinlich auch sehr kurz ist – dass es schon in der nächsten Woche wieder möglich sein würde, nach Jerusalem zu gehen – habe ich gespürt, wie ich trotzdem ein bisschen ärgerlich wurde. Freiheitsberaubung hat mir den Tag verdorben, das ist nichts Schönes.
Dann habe ich an die Menschen dort gedacht, die seit vier Monaten total eingesperrt sind, wie im Gefängnis, und absolut keine Chancen oder Aussichten haben, herauszukommen. Durch die Abriegelung haben fast alle ihren Arbeitsplatz verloren, der auf israelischem Gebiet liegt. Viele Familien wissen nicht, wie sie überleben sollen.
Für mich war es beschämend, wie die Leute trotzdem so unheimlich gastfreundlich sind, das Wenige, was sie haben, mit anderen teilen und so freundlich sind. Besonders beschämend war für mich, wie die gläubigen Christen dort trotz allem Feindesliebe praktizieren. Trotz aller Not und Misshandlungen – oft im Gefängnis und durch Folter erlebt, oft ohne Grund – haben sie dennoch eine ganz tiefe Liebe zu den Juden.
Das war für mich eine ganz tolle Erfahrung, mit den Menschen dort zusammenzuleben. Vorbildlich, wie sie einfach so fröhlich sind, fröhlich singen und ihre ganzen Nöte und Sorgen Gott überlassen und ihm voll vertrauen. Für mich ist da auch wieder das Gebet ganz wichtig geworden, weil ich selber jeden Tag gespürt habe, wie vom Gebet wirklich eine große Kraft ausgeht.
Wenn ich jetzt wieder hier bin und oft viele Deutsche sehe, die bei wirklich kleinen Kleinigkeiten meckern und nicht dankbar sind, muss ich jedes Mal an die Menschen in Bethlehem denken. Zum Beispiel ist dort wegen Wasserknappheit Duschen schon ein Luxus. Früher war es für mich selbstverständlich, einfach zu duschen, wenn ich Lust hatte. Jetzt denke ich jedes Mal an die Situationen dort, wo ich mich gerne geduscht hätte, aber es ging nicht, weil kein Wasser da war.
Ich habe dadurch wirklich gelernt, wieder viel mehr dankbar zu sein. Aber auch gelernt, dass man, wenn man immer wieder von Menschen verletzt wird, wirklich vergeben und Liebe ausüben muss. Unannehmlichkeiten einfach fröhlich hinzunehmen. Vielen Dank auch für alle Ihre Unterstützung und Ihre Gebete.
Für mich war das trotz aller Schwierigkeiten eine ganz großartige Zeit. Vielen Dank. Die Lücke ist nach wie vor dort sehr groß. Es gibt noch eine Mitarbeiterin von dem neuen Dienst, den wir haben, diesen Kurzzeitdienst „Coworkers International“, auch im Weißen Haus in Ramallah. Das ist eine ganz große Mitarbeiterin. Wer interessiert ist, kann ja nachher mit Renate Kübler darüber reden.
Danke auch für den Dienst, den sie dort gemacht haben.
Bericht aus Bethlehem und Erfahrungen mit Not und Gastfreundschaft
Nun singen wir von dem Lied 496, die Verse 4 bis 7.
Musik: Gott dienen – was ist denn das?
Ich freue mich immer wieder, wenn man Leute für besondere Aufgaben gewinnen kann. Gott dienen heißt zum Beispiel, in ein fernes Land zu gehen und vielleicht Straßenkinder zu betreuen. Das ist gut. Dienen bedeutet auch, sich hauptamtlich für einen Dienst an der Gemeinde ausbilden zu lassen. Auch das ist gut.
Aber Gott dienen heißt nicht nur, wenn man mit Menschen umgeht. Dieses Missverständnis ist weit verbreitet, doch es stimmt nicht. Gott dienen kann man an jedem Platz, an dem man gut hingestellt ist. Ob man mit Computern, mit Geld oder mit etwas anderem umgeht – überall ist ein Platz, wo man dient.
Das war eine wichtige Erkenntnis. Der Reformationsgottesdienst steht in engem Bezug zu meinem Alltag. Luther hat das wunderbare Wort geprägt: „Beruf“. Dort bin ich berufen, ob ich nun Mülleimer auswasche, den Boden putze oder etwas anderes tue. Mein Beruf ist mein von Gott angewiesener Platz.
Es geht nicht nur darum, in der Kapelle Gott zu preisen, sondern im ganzen Leben. Es geht auch nicht darum, Halleluja zu rufen, während das Herz düster bleibt. Das ist kein echtes Lob Gottes.
Ich lese aus Römer 12, dem Predigttext für heute. Überschrift ist: „Das Leben als Gottesdienst“. Leider kann ich nicht das ganze Kapitel behandeln, sondern nur diesen Teil.
Man muss immer prüfen, ob das stimmt, was ich sage – erst wenn es von der Schrift gedeckt ist. Das Leben als Gottesdienst – es gibt vernünftigen Gottesdienst. Es gibt aber auch unvernünftigen Gottesdienst mit viel Gerede.
In Römer 12, Vers 17 steht: „Vergeltet niemand Böses mit Bösem.“ Das fällt mir sehr schwer. Hofacker hat zum Beispiel über den vorhergehenden Satz eine ganze Predigt gehalten: „Haltet euch selbst nicht für klug.“ Das wäre wieder ein eigenes Thema.
Jetzt haben wir aber Vers 17, und wir müssen uns beschränken. „Vergeltet niemand Böses mit Bösem.“ Sie schaffen keinen Tag, an dem Sie das nicht übertreten – bei mir ist das hundertfach am Tag so. Wir versäumen das oft.
Wie praktisch ist doch das Wort Gottes: „Vergeltet niemand Böses mit Bösem, seid auf Gutes bedacht gegenüber jedermann.“
Gottesdienst als Lebensaufgabe und praktische Anleitung zur Nächstenliebe
Gestern hat mich der Leiter vom Visionsbund im Osten angerufen, der Erwin. Er hat jetzt auch noch einmal unsere Stasi-Akten durchgesehen und war so erbost wie ein Theologenkollege von uns aus dem Volksmissionarischen Amt. Hundert und aber hundert Gläubige im ganzen Ostblock wurden verpfiffen, weil der Sicherheitsdienst eingeschlichen war.
Ich habe zu Erwin gesagt, ich möchte etwas unternehmen. Dann kam der Text wieder, der so blöd war: Das Wort Gottes steht manchmal so dazwischen, ich könnte es nicht fassen. Es ist möglich, so viel an euch zu liegen, mit allen Menschen Frieden zu haben. Recht tut euch nicht selbst, meine Lieben, sondern gebt Raum dem Zorn Gottes.
Es steht geschrieben: "Die Rache ist mein, ich will vergelten, spricht der Herr." Vielmehr heißt es: Wenn dein Feind hungert, dann füttere ihn. Wenn er Durst hat, gib ihm zu trinken. Macht das mal!
Es geht doch gar nicht, wenn du das nicht tust. So wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln. Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.
Herausforderung der Feindesliebe und Umgang mit Bösem
Jetzt reden alle vom Fußball heute, und die Leute sind ganz verrückt danach. Ich hätte nie geglaubt, dass so viele Menschen daran glauben, dass es etwas bringt, wenn man den Daumen drückt. Mich interessiert das nicht so sehr.
Viele Leute interessieren sich gar nicht so sehr für die Tore. Viel spannender sind beim Fußball die vielen versteckten Fouls. Jetzt ist das nicht böse gemeint, aber jemand hat gesagt, dass das im Fußball gar nicht so anders ist als im täglichen Leben. Da lässt man auch mal den Fuß stehen, sodass jemand darüber stolpert, und dann fällt ein böses Wort. Das ist ein Reflex, und dann geht es los. Das kann man gar nicht so einfach mental unter Kontrolle bringen.
Im täglichen Leben ist das tatsächlich noch schwieriger, weil es keine Schiedsrichter gibt. Manche Schwiegermutter hat es verdient, dass man ihr die rote Karte zeigt. Mancher Nachbar hat es verdient, dass man ihn vom Platz stellt und sagt: „Jetzt ist genug. Ich habe dich dreimal verwarnt, und jetzt ist Schluss.“ Deshalb ist das Zusammenleben so wahnsinnig schwierig.
Mein erster Punkt: Warum ist das Zusammenleben unter Menschen eigentlich so schwierig? Eigentlich ist es gar nicht schwierig. Schauen Sie mal eine Mutter mit ihrem kleinen Kind auf dem Arm an. Gibt es etwas Schöneres? Zusammenleben ist doch wunderschön.
Aber warte mal: Wenn das Kind größer wird und das Kätzchen nicht kriegen darf, weil es kratzt, dann geht die Hölle los. Oder wenn man zwei Verliebte sieht, die kaum eine Minute voneinander getrennt sein können. So wunderschön lieben sie sich. Aber schauen Sie sich die beiden ein paar Jahre später an. Nach der vollzogenen Scheidung nehmen sie ihre ganze Intelligenz in die Hand und überlegen nur noch, wie sie dem anderen etwas abknapsen können, wie sie Schwierigkeiten machen und Streit beginnen. Aus Liebe wird Feindschaft.
Was ist denn das? Bitte sagen Sie nicht, das sei ganz natürlich. Die meisten Menschen denken so. In der Kunst und im Theater wird das ja ganz originell dargestellt. Das gibt dem Leben „Pfeffer“, wenn man solche Geschichten erzählen kann. Aber so hat Gott den Menschen nicht geschaffen. Jeder Mensch weiß das. Meine ursprüngliche Bestimmung ist das nicht. Ich bin eigentlich ganz anders.
Wenn Sie mit jemandem reden, der nachher sagt: „Ich wollte das gar nicht so sagen, mir tut das leid“, dann zeigt das, dass das nicht richtig ist. Manchmal reden wir uns das selbst ein. Kinder sind da ehrlich, sie sagen es gerade heraus. Erwachsene sagen oft: „Ich wollte das doch gar nicht so sagen, mir tut es leid.“
Was ist da los? Das zeigt, dass Gott uns so nicht geschaffen hat. Und das finde ich so großartig an dem Wort Gottes in der Bibel. Dort tritt die Schönheit der Schöpfung Gottes wieder ins Licht. Die Bestimmung meines Lebens ist: Ich bin schön und harmonisch geschaffen.
Aber das Wort Gottes sagt auch, dass etwas eingetreten ist, ein kleines, unheimliches Ding. Ich kann es Ihnen nur mit Viren vergleichen. Sie wissen doch, was ein Virus ist: ein ganz, ganz kleiner Erreger, den wir mit bloßem Auge gar nicht sehen können. Aber der ist so unheimlich, weil er so viel Zerstörung anrichten kann.
Zum Beispiel BSE mit dem Rinderwahn: Die Leute essen aus Angst kein Rindfleisch mehr. Man weiß doch, der kleine Erreger steckt alles an. Oder HIV – das Virus setzt das ganze Leben außer Kraft.
Die Bibel sagt, dass das Böse wie ein Virus ist. Es ist auch etwas ganz Kleines, das nicht von Gott kommt, sondern von einer ganz anderen, un-göttlichen Macht. In unserem Text wird das mehrmals erwähnt. Die modernen Leute reden darüber, wo das größte Problem in unserer Welt liegt: im Bösen.
Das Böse ist wie ein Virus, und wir können nicht sagen, dass wir nichts dafür können, dass es in uns sitzt und uns prägt. Viele Leute sagen, sie seien gar nicht böse. Aber sie leben ihr ganzes Leben in der Lüge. Sie sind stark darin, sich selbst etwas vorzumachen.
Haben Sie sich schon einmal mit dem Problem beschäftigt? Nicht nur, dass die Menschen, mit denen Sie zusammenkommen, vom Bösen besetzt und infiziert sind. Sie selbst sind nicht nur infiziert, sondern haben sich oft bewusst und absichtlich mit dem Bösen identifiziert. Sie sagen: „Das will ich.“
Das Schlimme ist: Wenn man einmal infiziert ist, kommt man kaum wieder los. Man wird erdrückt und überfahren.
Jetzt müssen wir ganz konkret über die Nöte unseres Lebens sprechen. Dann können wir bestätigen, was die Bibel immer wieder erzählt: Wie es bei uns mit dem Bösen ist, wie es uns gepackt hat und wie es uns hält.
Es ist heute Mode, das Böse zu leugnen. Man behandelt nur die Symptome. Wenn man eine Eheberatung macht, redet man darüber, wie schwierig das ist. Dann werden Seminare abgehalten: „Wie geht man mit schwierigen Leuten um?“ So verdienen viele Menschen ihr Geld, indem sie nur an den Symptomen herumkurieren.
Die Methode der Bibel ist viel besser. Sie sagt: Die Wurzel muss bekämpft werden. Das ist die Botschaft des Wortes Gottes. Es gibt einen Sieg über das Böse. Das ist eine ungeheure Botschaft.
Wir müssen uns fragen: Kann das wirklich sein? Ist es möglich, dass das Böse besiegt wird? Dass Menschen frei werden von dieser furchtbaren Not? Dass sie einander nicht mehr so viel Herzleid zufügen?
Ist es wirklich möglich, zerstörte Beziehungen an der Wurzel zu heilen? So, dass Menschen, die sich hassen, wieder lieben können? Gibt es wirklich Versöhnung? Oder ist das nur ein Traum?
Ein klärendes Wort: Was ist an der Wurzel krank? Wo steckt das Übel? Jeder Mensch hat schon versucht, mit großer Leidenschaft und Hingabe gegen das Böse anzukämpfen.
Junge Männer sagen: „Ich habe gekämpft, mit Tränen. Ich will mein Leben nicht in diese dunkle Sache hineinziehen lassen.“ Ich weiß, wie viele von ihnen gelitten haben. Und ich spüre in meinem Leben, dass Ruinen entstehen.
Es gibt eine Macht, die uns weiterzieht. Es hilft nichts, wenn man sagt: „Das schaffe ich mit Willenskraft.“ Wir Menschen sind erbärmlich schwach, wenn das Böse zieht. Man kann mit Willenskraft nicht gegen diesen schrecklichen Erreger ankämpfen. Er hat uns im Griff und lähmt uns.
Die Realität des Bösen und der Kampf dagegen
Deshalb, zweiter Punkt: Es gibt ein wirksames Heilmittel. Auch im Fußball kennt man das. Dort hat man eine neue Masche entwickelt: Man lässt ein großes Banner aufstellen, auf dem einfach „Fair Play“ steht. Damit ist jedoch nicht alles gelöst. Es gibt weiterhin Fouls. So eine tolle Lösung ist das also nicht.
Ganz ähnlich ist es, wenn wir durch die Straßen laufen und rufen: „Wir wollen Frieden!“ Karadzic beeindruckt das nicht. Die ganzen Aktionen, die man macht, sind oft so hilflos. An dieser Stelle kann man sich nur schwer verständlich machen.
Viele Leute sagen: „Am Evangelium gefallen mir gerade die praktischen Ratschläge.“ Sie wollen doch auch das Gute tun. Ich bin froh, dass Paulus nach seinen dogmatischen Sätzen endlich zu ganz praktischen Ratschlägen für das Zusammenleben kommt: Halte Frieden mit allen Menschen, liebe deine Feinde und überwinde das Böse mit Gutem.
Doch machen wir das wirklich? Ich scheitere doch an diesem Vorhaben. Wenn ich es wollte, könnte ich vielleicht noch meine Liebsten einigermaßen im Zaum halten. Aber dann kocht es doch in mir. Das ist das Schlimme. Es ist eine innere Reflexion: Ich kann das doch gar nicht. Wie kann ich das Böse wirklich überwinden?
Man kann die Sätze hier über Frieden, Liebe und Versöhnung nicht losgelöst von dem betrachten, der sie gesprochen hat. Und den kennen wir: Paulus, der Apostel. Er hat ja davor ein paar Kapitel geschrieben. In der Bibel darf man keine einzelnen Stellen auseinanderreißen, sondern alles gehört eng zusammen.
Paulus hat es doch vorher im sechsten und siebten Kapitel ausführlich beschrieben: „Ich will doch das Gute, aber ich schaffe es nicht. Ich tue immer wieder das Böse. Ich elender Mensch!“ Doch er dankt Gott dafür und kann nicht anders.
Wenn es um diese Fragen unseres praktischen Lebens geht, kann ich immer nur sagen: Es gibt nur ein Heilmittel gegen das Böse. Jesus Christus hat alles getragen am Kreuz. Dort floss Blut, und es war eine Versöhnung nötig.
Unser Paulus sagt: In meinem Leben ist die versöhnende Kraft. Was ist mit meinem Nachbarn? Was ist mit meiner Schwiegermutter? Halt, zuerst geht es darum, dass du in deinem Leben dich nicht mehr vom Bösen bestimmen lässt – nicht von Bitterkeit, Hass oder Leidenschaft.
Das ist ja das Schlimme: Sobald uns ein Feind trifft und uns weh tut, sind wir nicht los. Wir beschäftigen uns ständig damit. Wir können nachts nicht mehr schlafen. Wir schmieden Pläne, wie wir ihm wieder begegnen können. Wir sind ganz in unserem Kopf. Wir sind völlig besessen von dem Gedanken, wie wir das wieder klären können.
So kann es nicht weitergehen. Wenn das weitergeht, machen wir schon Pläne und leben in Angst vor dem nächsten Angriff. Dann baut sich etwas auf.
Lebst du in der Versöhnung? Jesu ist Gott für uns. Wer kann jetzt noch gegen uns sein? Denkst du an die Schwiegermutter? Lebst du in der Geborgenheit des Glaubens?
Lass den Nachbarn doch selbst falsche Anklagen erheben. Können sie dich noch beunruhigen? Was macht das aus?
Ich weiß, wie furchtbar Mobbing im Büro ist, wenn einen alle massiv von allen Seiten ausstoßen. Aber Gott ist für dich. Er ist ein lebendiger Gott und bei dir. Er sagt: „Ich will dich segnen.“ Meinst du, die Menschen können dir noch irgendetwas Böses tun?
Den, die Gott lieben, müssen alle Dinge zum Besten dienen. Dann hast du wirklich keine Angst mehr.
Das Wichtige ist, dass du nicht mitmachst beim Bösen, dass du an dieser Stelle roh bist gegen dieses unheilvolle Infiziertsein. Und dass du auch dann, wenn andere böse über dich reden, dich unter Druck setzen oder dir Unrecht zufügen, ganz gelassen und fröhlich sein kannst.
Jetzt weiß ich, du sagst vielleicht: „Das ist alles nicht so leicht.“ Ich darf dir bekennen: Ich bin schon ein alter Mann. Wenn ich zurückblicke auf mein Leben, kann ich sagen, ich habe viele Dinge im Leben falsch eingeschätzt.
Es gab schweres Unrecht, das mir widerfahren ist. Ich wurde zurückgesetzt. Doch heute, im Alter, kann ich nur sagen: Nein, Gott hat mich auf diesen Wegstrecken nur wahnsinnig gesegnet und überreich beschenkt.
Ich habe nie ein Opfer für Gott gebracht. Er war immer da. Heute würde ich sagen: Kein Geld, nichts kann die Gemeinschaft mit Gott und seinen Segen aufwiegen.
Darum bleib dabei: Es gibt ein Medikament gegen das Böse. Aber du musst zuerst in deinem Leben frei werden von dieser unheimlichen Macht, die dich prägt und die dich hineinzieht.
Das ist gar nicht leicht. Blicke auf den lebendigen Jesus Christus. Es ist ihm nicht leicht gefallen, diese ganzen schrecklichen Prozesse dieser Welt zu tragen. Es ist wahr, es ist bitter.
Aber blicke auf ihn und sage: „Jesus, ich danke dir, dass du mich trägst und dass du mich hältst.“
Das Heilmittel gegen das Böse: Jesus Christus und Versöhnung
Jetzt muss ich noch einmal das erzählen, was ich alle in- und auswendig kenne: Vom Conrad Ferdinand Meyer hat sie es am besten erzählt, in dem Gedicht „Die Füße im Feuer“.
Wie dieser Kurier des französischen Königs in einem Unwetter in einem Schloss Zuflucht sucht, erzählt sie. Er sitzt am Kaminfeuer und erinnert sich: „Da war ich doch einmal, drei Jahre vorher.“ Damals hat er Hugenotten, evangelische Gläubige, gejagt. Da war die Schlossfrau, die Frau des Grafen, und sie wollte das Versteck ihres Mannes nicht verraten.
Um ihr das Geständnis abzuzwingen, hat man ihre Füße ins Feuer geworfen, sodass sie umgekommen ist. Und jetzt sitzt er am Kaminfeuer und sieht noch einmal, wie die Füße im Feuer zucken und die Lippen dieser Frau verschlossen bleiben.
Mitten in diesen Träumen haben die Kinder das Essen gerichtet, und er merkt: „Sie haben mich erkannt.“ Ein Zimmer wird ihm zugewiesen, im Turm. Er schläft, aber er kann nicht richtig schlafen, so unruhig ist er.
Im Morgengrauen betritt plötzlich durch eine Tapetentür der Herr des Schlosses, der Mann dieser ermordeten Schlossherrin, den Raum. Er ist freundlich und leitet ihn noch auf den Weg.
Jetzt kommt noch einmal aus dem Mund des Kuriers heraus, dass er zu dem Schlossherrn sagt: „Weil du klug bist, Herr, ihr seid ein kluger Mann und voll Besonnenheit und wisst, dass ich dem größten König eigen bin, dem französischen König.“
Da sagt der Schlossherr: „Du sagst dem größten König eigen heute war sein Dienst mir schwer.“ Das ist die einzige Begründung, warum das Böse ihn nicht mehr beherrschen darf.
Menschlich ist das so irrsinnig, was man da lebt – es ist ein alternativer Lebensstil. Wenn sie Jesus nachfolgen wollen, müssen sie es ganz und richtig leben.
Beispiel für Standhaftigkeit im Glauben und die Herausforderung der Nachfolge
Letzter Punkt, um es noch einmal klar auf den Punkt zu bringen: Das Böse kann gestoppt werden.
Ich bin immer wieder sehr traurig, wenn in Kirchengemeinden der Eindruck entsteht, als hätten wir eine Verantwortung für die ganze Welt. Dann heißt es: „Ich kann den Hunger in Afrika nicht stoppen“, oder „Ich kann den Bürgerkrieg in Jugoslawien nicht beenden.“ Wenn man so etwas sagt, wird man oft als weltfremd oder unrealistisch bezeichnet.
Nein, wir müssen wissen: Für was habe ich Verantwortung? Ich habe Verantwortung. Ich komme ja sogar noch an vielen Orten in der Welt herum. Aber ich habe nur Verantwortung für das, was Gott mir anvertraut hat. Und das ist immer nur ein enger Raum. Es fängt in meinem eigenen Lebenskreis an. Es fängt bei den Gütern an, die mir von Gott anvertraut sind, bei den Beziehungen zu Menschen.
Und wir haben dann auch in unserer Demokratie Einflussmöglichkeiten. Diese müssen wir ganz normal wahrnehmen. Ich bin froh, dass Paulus sagt: „So viel an euch ist.“ Wenn sie das Wort Gottes hören, drückt er sich nicht mit unmöglichen Dingen aus. „So viel an euch ist: Habt mit allen Menschen Frieden.“
Sie können sich nicht immer in der Welt durchsetzen. Wer das will, ist ein Schwärmer oder Spinner. Das darf sein, aber für uns kann das nicht verpflichtend sein. „So viel an euch ist: Habt mit allen Menschen Frieden.“
Und jetzt müssen Sie wissen: Das ist ein ganz, ganz großes Ding. Wenn Sie in Ihrem Haus, in Ihrer Familie den Frieden Jesu weitertragen, so dass die anderen ihn spüren, den Rest geborgen wissen, dann regt das nicht auf. Wenn man Ihnen Unrecht tut, sind Sie nicht gereizt. Das können Sie nur bewältigen, indem Sie das einüben.
Ich will auf Jesus blicken. Corrie ten Boom hat hier in Stuttgart in ihren Versammlungen immer wieder gesagt, dass sie in ihrem Leben oft meinte, sie könnte Frieden schaffen. Das sei ihr nie gelungen, wenn sie sich krampfhaft darum bemühte. Sie hat ein schönes Bild gebraucht: Sie schaute auf die Taube des Friedens, da flog sie davon. Sie blickte auf Jesus, da war sie wieder da.
Wenn Sie in der Nähe Jesu leben, dann ist Ihre Ehe geheilt. Dann sind Ihre Kinder plötzlich von liebenden Eltern umgeben. Dann ändern sich die Verhältnisse mit Ihren Kollegen, weil das eine Frucht ist. „So viel an euch ist: Habt mit allen Menschen Frieden.“ Das lebt aus der Verbindung mit Jesus Christus in der Geborgenheit, so viel Gott für euch ist.
Wir können jetzt noch gegen uns sein, aber lebt in der Ruhe und in der Gelassenheit. Ihr braucht nicht deshalb das Böse als gut erklären. Ihr braucht nicht in die Lüge einzuwilligen, aber seid doch in der Geborgenheit derer, die im Frieden Gottes stehen.
Und dann steht ein interessantes Wort da: „Richtet euch nicht selbst, sondern Gott ist ein Rächer.“ Ja, das ist so schlimm, dass manche meinen, Gott wäre nur gute Liebe. Ich weiß nicht, wo die Leute das erfunden haben. Gott ist auch ein Rächer.
Wenn Sie die ganz schlimmen Dinge der Welt sehen, dann lassen Sie doch Gott, den heiligen Gott, ausrichten. Wir brauchen doch nicht mit unseren Worten alles zu verdammen. Wir richten nur mehr Unheil an. Gott kann auch richten – er kann auch ein Rächer sein. Aber er ist auch die Liebe.
Und das macht Sie ruhig, wenn der andere mit dem Unfrieden leben kann. Aber Sie dürfen doch nicht einwilligen. Legen Sie sich doch nicht so gut gewesen sein, wenn Sie sagen: „Ich kann es nicht sagen, ich kann es nicht schlichten.“
Verantwortung im Kleinen und der Umgang mit Unrecht
Noch einmal von diesen Erinnerungen, die mich geprägt haben: Es war nicht nur der korrigierte Boden, sondern auch die Leonhardskirche. Ich weiß nicht einmal genau, wann das war. Einige von ihnen waren auch damals dabei.
Der Evangelist Rhino Depot – unvergesslich. Er war ein Bauunternehmer aus Sizilien, Evangelist und war im KZ eingesperrt. Am Weihnachtsabend wurde er vom KZ-Kommandanten barfuß und ohne Hemd bestellt. Vor ihm war eine große Tafel mit Essen ausgebreitet. Der Kommandant sagte: „Mir schmeckt es.“ Rhino stand davor, und in ihm kochte der Hass. Er dachte: „Ich hasse ihn, hasse ihn, diesen Hund.“
Dann kam der Ort in Landes herein und brachte ein Päckchen. „Schau nach“, sagte er, „von ihrer Frau.“ Rhino reichte das Päckchen. Er wusste, sie hatte es von den Marken abgespart, damals mit den Kindern. Sie hatten doch nichts.
Dann sagte der Kommandant Stück für Stück: „Frau, ist aber eine gute Küche.“ Und er kochte so. Rhino ging zurück und sagte: „Das war mein Weihnachtsabend. Ich habe jetzt entdeckt, was Jesus mir sagen will.“
Als der Krieg vorbei war, suchte dieser Mann Rhino. Er fand ihn und fragte an der Klingel: „Kennen Sie mich?“ „Nein.“ „Reden Sie.“ „Der fünfzehnhundert siebenunddreißig, meine Nummer.“ Ja, wieder die Türe zumachen. „Wollen Sie sich rechnen?“ „Nein.“ „Ja, was mitgebracht?“ Buchen. Seine Frau machte Kaffee, und dann saßen sie zusammen und aßen gemeinsam diesen Kuchen.
Das hat mich als junger Mensch ungemein geprägt: Dass Jesusnachfolge etwas enorm Praktisches ist, im Vertrauen darauf, dass Jesus stärker ist als das Böse und es stoppen kann und stoppen darf.
Zeugnis von Versöhnung und der Kraft der Nachfolge
Vor vielen Jahren hatten wir den Schweizer Hans Bürgi zu Gast. Er hat uns viel beigebracht, wie man in Gruppen und Hauskreisen miteinander umgeht und miteinander spricht. Ich habe seine Worte sehr aufmerksam aufgenommen, weil sie mich persönlich sehr berührten.
Hans Bürgi sagte manchmal, dass man in solchen Gruppen oft ein gespanntes Verhältnis hat. Man hat Angst, wenn man ein bestimmtes Gesicht sieht. Er meinte, es sei ein Fehler, wenn man über einen Menschen, der einem so viel Leid bereitet, noch nicht im Gebet vor dem Herrn Jesus gesprochen und ihn gesegnet hat. Denn es heißt ja: Segnet eure Feinde.
Ich kann nicht erklären, was bei diesen Menschen los ist, aber ich lege sie nur der heilenden Kraft Gottes hin. Segnen bedeutet, jemanden in die Nähe Gottes zu stellen. Ich kann gar nicht sagen, wie sehr sich dadurch mein Leben verändert hat.
Oft habe ich an eine Tür geklopft und dachte, jetzt kommt die Rache. Doch es waren Lämmer dahinter, weil ich vorher den Menschen gesegnet hatte. Manchmal glauben wir selbst nicht daran, dass Gott unsere Gebete erhört. Deshalb ist es so praktisch und wunderbar, dass wir das ganz sichtbar leben dürfen – gerade in einer unheimlich zerrissenen Welt, die dem Untergang entgegengeht.
In dieser Welt scheint Gott oft fern zu sein. Doch wir dürfen die neue Sichtweise in diese spannungsreichen Situationen hineintragen: Überwinde das Böse mit Gutem. Du darfst das Leben Jesu leben.
Herr Jesus, nimmst du mich zuerst ganz und gar unter deine Kontrolle? Du musst mein Herz begehren und mein Herz sein. Dabei merkt man, wie wenig die Bekehrung unser Leben ergriffen hat.
Es kann viel durch sie geschehen, ganz still und mit einem machtvollen Zeugnis der Liebe Jesu.
Die Kraft des Segnens und die Herausforderung der Bekehrung
Armin: Oh Gott, du frommer Gott, Brunnquell guter Gaben, drei hundert drei und achtzig. Wir singen die Verse eins bis fünf.
Musik.
Wir wollen beten: Herr, wir danken dir, dass du so konkret auch in diese schwierigen Beziehungen hineinredest, in denen wir gerade stecken. Wir danken dir, dass wir nicht deine Staatsanwälte oder deine Richter sind, sondern dass wir Verantwortung für unser Leben tragen und einmal Rechenschaft geben müssen – vor dir, über jedes unnütze Wort, das wir geredet haben.
Herr, es ist uns auch leid, so manche böse Gedanken, die sich in unserem Kopf einschleichen, manche Hassgefühle und auch viel Bitterkeit und Selbstmitleid. Wir danken dir, dass du dort, wo so viel Spannung ist und wo es für uns oft nicht mehr auszuhalten ist, deine größten Wunder wirken willst.
Du willst mitten in dieser Welt dein Heil offenbaren – durch uns. Und jetzt befehlen wir dir alle diese schlimmen Beziehungen an, die uns so viel Not machen. Wir bitten dich, dass du dich dort erweichen lässt als der Herr. Was nicht recht ist, das räche du. Aber wir leben von deiner Vergebung, und wir können auch nicht dort stehen, ohne von deiner Vergebung frei zu werden.
Danke dir, dass du uns immer wieder neu segnest – auch zum Lieben, zum Vergeben. Dass du uns auch Weisheit gibst und uns die rechten Worte in den Mund legst. Wir danken dir auch, dass du den Frieden in unserer Gemeinde erhältst.
Wir bitten dich für unsere Stadt, für die Menschen, denen wir begegnen, für die Ämter, in die du uns gestellt hast, auch für unsere Familien, Freundeskreise und Nachbarschaften. Gib, dass du dort wirken kannst und dass wir nicht nur von dir reden, sondern das auch mit dem Zeugnis deiner Liebe untermauern können.
Lasst uns gemeinsam beten: Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe. Gib uns unser tägliches Brot und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Gebet um Vergebung, Frieden und Weisheit
Nehmen Sie bitte noch einmal Platz. Ist Ihnen auch aufgefallen, wie Sie hier in die Kirche kamen? Es war schade, dass man mit seinen Schuhen über so einen glänzenden Boden läuft.
Wir danken unseren Vorigen für diesen wunderbaren Großputz, den Hausputz. Alles glänzt und leuchtet. Vielen Dank euch!
Es ist kein Abschied, den ich jetzt ansage, und doch ein Einschnitt: Unsere Gemeindeschwester Marga Hiller scheidet mit dem heutigen Tag als Mitarbeiterin aus der Diakoniestation aus.
Ist sie hier? Nehmen Sie Platz! Sie ist so schüchtern, sie versteckt sich. Dennoch sage ich ein paar Worte.
Sie hat fast fünfzehn Jahre hier in der Gemeinde gewirkt. Was das bedeutet, habe ich oft bewundert. Denn sie kann mit der Tat helfen in den Situationen mit schwer Kranken, Pflegebedürftigen und Sterbenden – etwas, das ich nicht kann.
Außerdem hat sie mit den Kranken gebetet und für sie gebetet. Für uns ist das ein schmerzlicher Verlust.
Sie wird wieder in einem Krankenhaus arbeiten, aber sie bleibt unserer Gemeinde erhalten. Darüber freuen wir uns.
Ich möchte an dieser Stelle unseren Dank aussprechen, was wir als Gemeinde ihr schulden. Ich wünsche ihr, dass sie erfüllt, was Jesus in Johannes 15 sagt: „Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht.“
Es ist schön, wenn man so für den Herrn wirken kann.
Dank und Abschied von einer langjährigen Mitarbeiterin
Jetzt ist es wichtig, dass Sie noch den Notizzettel haben. Wir müssen ihn noch einmal durchgeben. Die später gekommenen Personen sollen noch den grünen Zettel mit all den Gottesdiensten und Veranstaltungen bekommen. Der Sommerabend ist ganz wichtig, auch mit den Beiträgen.
Durch ein großes Ereignis der Gemeinde ist das ganz wunderbar. Wenn Sie sich selbst orientieren können, ist das gut. Ich möchte immer, dass man am Ende viel sagt, denn das Wort Gottes soll uns vom Gottesdienst eindrücklich bleiben. Nicht das, was am Schluss noch gesprochen wird.
Wir haben am Büchertisch diese Lutherbiographie und auch noch die gesammelten Lutherwerke. Manche haben gefragt, ob es die Sonderausgabe mit zehn Bänden für achtundsechzig Mark gibt. Wer sich dafür interessiert, kann zugreifen.
Dann sind auch die Kassetten von der Hofacker-Konferenz dort, die Tonkassette. Und noch ein Letztes: Sie tun so viel durch Ihre Gaben. Es ist gewaltig, was man tun darf. Mich hat es umgehauen, als vor ein paar Tagen eine Anfrage von einer christlichen Universität in der Volksrepublik China kam – im kommunistischen China, wo viele Christen sind. Was Gott alles macht!
Sie suchen Dozenten und alles, was man heute aufgreifen kann, um in den Nöten der Welt helfen zu dürfen. Von meiner Reise ist mir noch besonders lebendig in Erinnerung: die Not der Bergvölker in Myanmar. Burma ist ja nur ein Herrschervolk. Es gibt große Völker mit mehreren Millionen Menschen, mit birmanischen Gesichtern, mit mongoloiden Gesichtern. Die sind oft über fünfzig Prozent Christen, schon im letzten Jahrhundert sind sie das geworden. Und sie werden schwer verfolgt.
Es toben Bürgerkriege, etwa der Bürgerkrieg mit den Karen, der seit fünfzig Jahren mit schweren Waffen geführt wird. Das wird bei uns totgeschwiegen, weil niemand hinter den Bambusvorhang schauen will. Dann ganz gnadenlose Bürgerkriege seit fünfzig Jahren, unerbittlich, mit unzähligen Toten.
Eine dieser Bergvölkergruppen wird von einem Missionar betreut, einem einheimischen Missionar, der unter diesen Leuten arbeitet. Ehrlich gesagt erwähne ich den Namen unserer Volksgruppe nicht, sonst bekommen wir dort noch Schwierigkeiten. Die Geheimdienste sind noch so streng.
Der Missionar bietet darum ein Schülerheim an. Die Schulversorgung durch den Staat ist so schlecht, viele Kinder werden von ihren Eltern weggenommen und in buddhistische Klöster zwangseingewiesen. Da haben die Christen angefangen, Schülerheime zu bauen, in den Städten, wo die Kinder eine Schulausbildung bekommen können.
Eines dieser Schülerheime ist ganz einfach, aus Holz gemacht. Es muss ein bisschen renoviert werden, und dafür brauchen sie einen relativ kleinen Betrag. Außerdem haben sie gesagt, wenn es noch reicht: In unseren Bergen haben wir so einen chinesischen Motor, mit dem wir den Boden ein bisschen besser bearbeiten können. Ob wir dafür auch noch fünfhundert Dollar hätten?
Ich dachte, das nehmen wir heute im Gottesdienst für dieses Schülerheim unter diesen Leuten. Das läuft über Hilfe für Brüder und für den kleinen Motor. Einer aus unserer Gemeinde wird das dann hinüberbringen. Es gibt eine große Freude bei den Christen, wenn dort geholfen werden kann.
Nun wünsche ich Ihnen, dass der Herr Sie segnet, wenn Sie wieder in Ihrem Haus, an Ihrer Arbeitsstelle, in Ihrem Heim oder wo Sie sind, an Ihrem Platz, wo Gott Sie hingestellt hat, ein Zeuge Jesu sind. Sie wissen, was das heißt: ein Zeuge, der segnen kann und der das Böse überwinden kann mit Gutem.
Herr, segne unsere Hüte und Hellerstein. Lass dein Angesicht über uns leuchten und sei uns gnädig. Erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.
